Magazin.SCHWE ZERISCH S N TIONAL - MUS UM. MUSÉE NAT ONAL SUISSE. MUS EO NAZIONALE SVIZZER ZIUN L SV ZZER.

 
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Nr. 1 / 2020

Magazin. SCHWE ZERISCH S N TIONAL
MUS UM. MUSÉE NAT ONAL SUISSE. MUS
EO NAZIONALE SVIZZER . MU EUM N
ZIUN L SV ZZER.

Grönland 1912             Games               Liebe & Sexualität
   Übers Eis mit     Eine kleine Geschichte    Die neuen Freiheiten
Alfred de Quervain      der Videospiele        des 18. Jahrhunderts
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Auftakt                                  Inhalt

                                                                       4 Best of Blog

                                                                      Landesmuseum Zürich
                                                                       6 Grönland 1912
                                                                      10 Kinderseite
                                                                         Grönland
                                                                      12   Games
                                                                      14 Nonnen
                                                                         Starke Frauen im Mittelalter

                                                                      Château de Prangins
                                                                      20 Von Freuden und Zwängen
                                                                         Liebe und Sexualität
                                                                         im 18. Jahrhundert
                                                                      22 Indiennes

                Liebe Leserin,                                           Ein Stoff erobert die Welt

                 lieber Leser                                         Forum Schweizer
                                                                      Geschichte Schwyz
                                                                      24 Joggeli, Pitschi, Globi …
Ein Geruch, eine Melodie, ein Bild. Menschliche Sinne und emo-           Beliebte Schweizer
tionale Erinnerungen sind untrennbar miteinander verknüpft. Das          Bilderbücher
                                                                                                          3
Parfüm im Tram weckt die ersten Liebesgefühle wieder auf. Der Song    27 Made in Witzerland
am Radio verwandelt einen zurück in einen Töfflibuben oder ein
Punkermädchen. Das Pixelbild eines Bauklötzchens holt die kalte
                                                                      Aus der Museumswelt
Winternacht von 1986 wieder ins Gedächtnis. Damals, als man mor-
gens um zwei endlich den lang angestrebten Tetrisrekord aufgestellt   30 Gastmuseum
hat. Können Videospiele (mehr ab Seite 12) Emotionen wecken? Ja,         Museum Engiadinais, St. Moritz
sie können. Tetris, Pac-Man oder Space Invaders wirken aus heu-
                                                                      33 Museumsnews
tiger Sicht wie Games aus der Steinzeit. Und doch haben sie viele
fasziniert.
   Was zu Beginn ein Randphänomen war, ist heute ein Milliarden-      Rubriken
geschäft. Jeder dritte Mensch spielt auf Handy, Konsole oder Com-     16   Jahresrückblick in Zahlen
puter. Games sind zum festen Bestandteil des gesellschaftlichen
                                                                      28 Momente
Lebens geworden. Sie machen Spass, verbinden Generationen und
erweitern die digitalen Kompetenzen. Doch es gibt auch Schatten-      35 Wettbewerb
seiten: Sucht oder Gewalt in Videospielen beispielsweise. Aber beim   48 Boutique
Gamen ist es wie bei fast allem im Leben. Auf das richtige Mass
kommt es an. In diesem Sinne, let’s play!                             50 Interview
                                                                         Tatort-Kommissarinnen Anna
Andreas Spillmann                                                        Pieri Zuercher & Carol Schuler
Direktor Schweizerisches Nationalmuseum
                                                                      Termine
                                                                      36 Veranstaltungen
                                                                      40 Agenda
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Best of Blog

          Gandhi in neuem Licht

    D
          ie Fotografien des Ma­
          hatma, aufgenommen
          von Walter Bosshard,
    gingen um die Welt.

    Walter Bosshard, aufgewachsen
    in einem Dorf am Zürichsee, war
    Lehrer und hatte Kunstgeschichte
    studiert, als der Erste Weltkrieg
    ihn zu einer Neuorientierung ver-
    anlasste. Nach Ende des Krieges
    wanderte er nach Asien aus. Um
    1928/29 kehrte er nach Europa
    zurück und sah seine Chance im
    boomenden Fotojournalismus. Für
    die Münchner Illustrierte Presse
    bereiste er acht Monate lang Indi-
    en, um über die Unabhängigkeits-
4   bewegung zu berichten.
       Am Abend des 11. März, am
    Tag bevor Gandhi zum legendä­
    ren Salzmarsch aufbrach, kam es
    im Ashram von Sabarmati zur ers-
    ten Begegnung. Bosshard hatte
    nur Zeit für ein kurzes Interview,
    den Fotoapparat liess er noch
    beiseite. Für das zweite Treffen             Titelblatt der Münchner Illustrierten Presse vom Mai 1930.
    fuhr Bosshard an die Küste, wo
    der Marsch enden sollte. Als er        fiert hatte, wagte er sich weiter   einem bescheiden auftretenden
    am 7. April im Hauptquartier           vor: «Kann ich auch ein Bild vom    Menschen, der sich in philoso-
    der Unabhängigkeitsbewegung            schlafenden Gandhi machen?»         phischer Würde ganz auf das
    eintraf, erwartete ihn Gandhi im       Die Antwort: «Wenn Sie es leise     Wesentliche besann. Lesen, es-
    Kreis seiner Vertrauten. In ent-       tun, können Sie’s versuchen. We-    sen, schlafen sind die wenigen,
    spannter Atmosphäre hatte der          cken Sie ihn aber nicht, denn er    zentralen Aktivitäten der Bild­
    Schweizer Zeit, den Mahatma zu         hat die Ruhe sehr nötig.»           geschichte. Doch das milde Licht,
    beobachten. Obschon Bosshard              So kam die Weltöffentlichkeit    das sich in den weichen Falten der
    eine schwerfällige Mittelformat-­      zur ersten «Homestory» über         Baumwollgewänder bricht, gibt
    Kamera trug und nach jeder Auf-        einen der berühmtesten Männer       den simplen Handlungen eine ver-
    nahme eine neue Filmkassette           seiner Zeit. Die Münchner Illus-    geistigte, ja meditative Dimen­
    einlegen musste, verhielt er sich      trierte Presse publizierte sie am   sion. Es ist nicht zuletzt die meis-
    so unauffällig, dass er mit der Zeit   18. Mai 1930 und war sich der       terhaft eingefangene Stimmung,
    von Gandhi kaum mehr wahrge-           Sensation durchaus bewusst.         durch die Bosshards Bildbericht
    nommen wurde. Nachdem er den           Auf der einen Seite las man von     aus der Flut der täglichen Nach-
    Mahatma beim Essen, Lachen,            der mächtigen politischen Figur     richten herausstach. Mehr dazu:
    Lesen, Diskutieren, Dozieren,          Gandhi, auf der anderen Seite be­   blog.nationalmuseum.ch/2019
    Spinnen und Rasieren fotogra-          gegnete man in den Fotografien      /11/gandhi-in-neuem-licht
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Bitte verbinden!
                       Wie in den Nachbarländern nahm der Gesprächs-
                       verkehr nach der Jahrhundertwende auch in der
                       Schweiz abrupt zu. Nach ersten Erfahrungen mit
                       der halbautomatischen Gesprächsvermittlung im
                       Ortsnetz von Zürich beschloss die «Eidgenössische
                       Telegraphen- und Telefonverwaltung» 1920 die
                       Automatisierung in allen grösseren Städten. 1959
                       ersetzten die PTT schliesslich die letzte handbe-
                       triebene Telefonzentrale der Schweiz und besie-
                       gelten damit auch das Ende des sogenannten
                       «Fräuleins vom Amt». Mehr dazu: blog.national
                       museum.ch/2019/12/bitte-verbinden-die-auto
                       matisierung-der-telefonzentralen

Das Fondue – ein «Naturkunstprodukt»
                       Bis ins 20. Jahrhundert kannte man das Käsefon-
                       due nur in Gegenden, wo Kühe gehalten wurden.
                       Denn lange brauchte man zur Zubereitung Milch,
                       nicht Wein. Immer ein zentraler Bestandteil war
                       jedoch Käse, den man schmolz. Weil auch in der        5
                       Schweiz Käse erst vor hundert Jahren wirklich zu
                       einem Volksnahrungsmittel wurde, kannten die
                       meisten Konsumenten das Fondue vorher nicht.
                       In der Deutschschweiz populär wurde es nach
                       dem Zweiten Weltkrieg, als, wie so vieles, auch
                       Käse im Überfluss vorhanden war. Mehr dazu:
                       blog.nationalmuseum.ch/2019/11/geschichte-
                       des-fondue-in-der-schweiz

    Wohltätiges Wirken im Stillen
                       Barbara Borsinger ist eine – fast vergessene – Aus-
                       nahmegestalt des 20. Jahrhunderts. Im Ersten
                       Weltkrieg schloss sie sich französischen Sanitäts­
                       truppen an und wurde für ihre Dienste mit der
                       belgischen «Médaille de la Reine Élisabeth» ge-
                       ehrt. Mit der Notunterkunft für Waisen der Spa-
                       nischen Grippe legte sie den ideellen Grundstein
                       für ihre «Clinique des Grangettes», in der sie wäh-
                       rend des Zweiten Weltkriegs jüdischen Kindern,
                       die sie mit dem Auto bei den französischen Wider­
                       standsgruppen abholte, Schutz bot. Mehr dazu:
                       blog.nationalmuseum.ch/2019/11/ barbara-­
                       borsinger-wohltaetiges-wirken-im-stillen

            blog.nationalmuseum.ch
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    Der Schweizer Forscher Alfred de Quervain
    nahm bei seiner Grönland-­Überquerung
    1912 verschiedene ­Messungen vor, darunter
    auch des Windes.
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Landesmuseum Zürich

                       Grönland
                         1912
           Er war Wissenschaftler und Abenteurer:
       Alfred de Quervain durchquerte 1912 Grönland
       und löste damit in der Schweiz ein regelrechtes
                     «Polarfieber» aus.

Bereits vor gut 100 Jahren standen die Gletscher      etwas ganz Besonderes. Nicht nur die noch junge
im Fokus der Klimaforschung. Allerdings unter an-     Klimaforschung interessierte sich für die Daten des
deren Voraussetzungen: Im 19. Jahrhundert fürch-      Geophysikers aus Bern, auch die Gesellschaft gier-
tete man sich vor einer neuen Eiszeit. Unter diesen   te nach Geschichten aus dem hohen Norden. Da der       7
Umständen war die «Schweizerische Grönland Ex-        Bundesstaat sich nicht an den Expeditionskosten
pedition», die Alfred de Quervain 1912 unternahm,     beteiligte, schloss der Abenteurer einen Vertrag mit
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GIRL WITH A PEARL
8

           EARRING

Kompositionsauftrag vom Opernhaus Zürich
gefördert durch die

Oper von Stefan Wirth
nach dem Roman von Tracy Chevalier
Mit Thomas Hampson
www.opernhaus.ch/pearlearring

UR AUFFÜHRUNG 24 M AI 2O2O
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Landesmuseum Zürich

       Die Überquerung ist nicht ungefährlich: zum Teil verbergen sich unter dem Eis Gletscherspalten.

                                                                                                            9
der NZZ ab. Die Zürcher Zeitung bezahlte einen         die Erforschung des grönländischen Eisschilds,
Drittel der Aufwände und sicherte sich damit das       der als zweitgrösster Süsswasserspeicher der Erde
Recht, exklusiv über die Expedition zu berichten.      gilt. Durch die Klimaerwärmung ist er in den letz-
In der Schweiz brach mit der Berichterstattung ein     ten 15 Jahren stark geschrumpft. Besonders pro-
regelrechtes «Polarfieber» aus.                        blematisch ist dabei, dass das Schmelzwasser
   Alfred de Quervain war bereits 1909 im ewigen       nicht mehr aufgenommen und später wieder zu
Eis von Grönland unterwegs gewesen. 1912 kehrte        Eis wird, sondern in den Ozean abfliesst. Da-
er zurück, um die Insel zu durchqueren. Das hat-       durch schwinden die Süsswasserreserven und der
te vor ihm erst einer geschafft: Fridtjof Nansen.      Meeres­spiegel steigt an, wie Schweizer Forscher
Wie es sich für einen Abenteurer gehört, muss-         2016 herausfanden.
te de Quervains Strecke länger und schwieriger
sein als jene des Norwegers, der Grönland 1888
weiter südlich überquert hatte. Und das war sie!
De Quervain und seine drei Mitstreiter legten mit                  6. FEB – 13. APRIL 20
Skiern und Hundeschlitten in vier Wochen rund                    LANDESMUSEUM ZÜRICH
650 Kilometer zurück. Dabei gingen sie oft an                         Grönland 1912
die Belastungsgrenze und mussten gegen Ende
ihrer Reise sogar einige der 30 mitgenommenen            1912 durchquerte Alfred de Quervain Grön-
Hunde erschiessen, um sich zu ernähren. Das war          land. Die Daten, die der Schweizer Klimafor-
besonders bitter, da ihnen die Tiere treue Dienste       scher sammelte, sind für die Wissenschaft bis
geleistet hatten.                                        heute wichtig. Die Ausstellung beleuchtet de
   Die meteorologischen und glaziologischen Da-          Quervains abenteuerliche Tour und verknüpft
ten, die Alfred de Quervain und seine Mitstrei-          sie mit der Gegenwart. Bis heute betreibt die
ter 1912 sammelten, waren für die Wissenschaft           Schweiz in Grönland Klimaforschung und leis-
enorm wertvoll. Bis heute dient das von ihm er-          tet damit einen wichtigen Beitrag zu einem der
stellte Höhenprofil des Inlandeises als Referenz         zentralsten Themen unserer Zeit.
für wissenschaftliche Studien. Beispielsweise für
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Kinderseite

     Grönland
     Grönland ist die grösste Insel der
     Welt. Sie liegt bei Nordamerika,
     gehört aber zu Dänemark. Deshalb
     spricht man dort Grönländisch und
     Dänisch. Auf Grönländisch heisst
     Grönland «Kalaallit Nunaat».

                                                      In Grönland gibt es keine
                                                      Strassen zwischen
                                                      den Dörfern und Städten.
                                                      Man reist mit Boot,
                                                      Flugzeug, Helikopter,
                                                      Schneemobil oder
                                                      Hundeschlitten.

10

                                          Auf Grönland
                                          gibt es einen
                                          Hunde-Äquator.
                                          Das ist eine
                                          Trennlinie.                   Die Hauptstadt
                                          Oberhalb dieser               heisst Nuuk.
                                          Linie dürfen nur
                                          grönländische
                                          Schlittenhunde
                                          gehalten werden.
                                          Unterhalb nur
                                          andere Hunde.
In Grönland sieht man
                               im Winter Polarlichter.

                                 Im Durchschnitt ist das Eis auf
                                 Grönland 1,5 Kilometer dick.        11

                                 Weil es auf der Erde wärmer wird,
                                 schmilzt ein Teil des Eises weg.
                                 Würde alles schmelzen, würde der
                                 Meeresspiegel um 7 Meter steigen.

Es gibt ein Gebirge
in Grönland, das
heisst Schweizerland.
 Der Schweizer Forscher Alfred
 de Quervain gehörte zu den                 Die Wörter Iglu und
 Ersten, die das Eis von Grönland           Kajak kommen aus
 überquerten.                               dem Grönländischen.
 Er benutzte Hundeschlitten.
Landesmuseum Zürich

                                  Games
     Innerhalb weniger Jahrzehnte haben Computerspiele
        die Welt erobert. Dabei waren Games anfangs
      bloss Spielereien von ernsthaften Wissenschaftlern.

12

     «Arcade-Games», also Computerspiele auf münzbetriebenen Spielautomaten, waren in den 80ern populär.
Auf Handys, Konsolen und Computern, im Büro, zu­
hause oder unterwegs: Rund 2,5 Milliarden Men-
schen sind von Videospielen fasziniert. Begonnen
hat diese Anziehungskraft in den 1950er-Jahren
an einigen nordamerikanischen Universitäten. Die
Computerspiele waren eigentlich eine Spielerei mit
wissenschaftlichen Ergebnissen. Dass sich daraus
in kurzer Zeit ein milliardenschwerer Wirtschafts-
zweig entwickeln würde, ahnte damals niemand.
   Das erste Game, das einer grösseren Öffent-
lichkeit zugänglich war, hiess «OXO» und wurde
1950 an der Canadian National Exhibition, einer
jährlich stattfindenden Messe in Toronto, präsen-
tiert. Auf einem riesigen Gerät konnten die Besu-
cherinnen und Besucher gegen einen Computer
«Drei gewinnt» spielen. Das Spiel begeisterte,
geriet jedoch nach Ende der Ausstellung wieder in
Vergessenheit.
   Einige Jahre später, 1958, war es erneut eine öf-
fentliche Veranstaltung, die den Rahmen für das
zweite Computergame der Welt bot. Am Tag der
offenen Tür im Forschungszentrum Brookhaven            «Tennis for Two» war eines der ersten Computerspiele.
National Laboratory im US-Bundesstaat New York
konnten zwei Personen digital gegeneinander Ten-
nis spielen. Erfinder von «Tennis for Two» war der     ner erneuten Bezahlung weiterzuspielen. Die Jagd
Physiker William Higinbotham. Der Amerikaner           nach einem neuen Rekord war also nicht unmög-           13
war Teil des Forschungsteams, das die erste Atom-      lich, aber teuer.
bombe entwickelt hatte. Nach dem Krieg distan-            Das Wachstum der Game-Industrie zu einem
zierte er sich davon und bekämpfte eine nukleare       glo­balen Wirtschaftsfaktor hängt eng mit der
Bewaffnung mit viel Engagement. «Tennis for Two»       technischen Entwicklung des Computers zusam-
zeigt exemplarisch, wie eng Rüstungsindustrie und      men. Heute sind beide Branchen nicht mehr aus
Computerwissenschaften verknüpft sind.                 dem täglichen Leben wegzudenken. Der Umsatz
                                                       mit Computerspielen belief sich im Jahr 2018 auf
               Die goldene Ära                         rund 138 Milliarden US-Dollar. Da sind neidische
Der Aufstieg der Games zu einem festen Bestand-        Blicke aus Hollywood garantiert. Doch es gibt auch
teil der Freizeit war rasant. In den 1970er-Jahren     Schattenseiten. Im Herbst 2019 wurde in Kanada
wurden die Computer kleiner und hielten im Wohn-       eine Sammelklage gegen Epic Games eingereicht.
zimmer Einzug. Die neue Art von Spiel wurde als        Die Firma soll ihr Spiel «Fortnite» gezielt so pro-
Familienaktivität verkauft. Allerdings waren die       grammiert haben, dass es Jugendliche stark abhän-
Heimkonsolen relativ teuer und erhielten deshalb       gig macht.
schnell Konkurrenz im öffentlichen Raum, von den
sogenannten Arcade-Games. Plötzlich standen in
Einkaufszentren und Restaurants münzbetriebe-                     17. JAN – 13. APRIL 20
ne Spielautomaten, auf denen man für wenig Geld                 LANDESMUSEUM ZÜRICH
beispielsweise das populäre «Pac-Man» spielen                             Games
konnte. Die Videospiele eroberten auch die Spiel-
hallen und wurden dort zur grossen Konkurrenz           Die Ausstellung lädt auf eine Zeitreise durch
der bis dahin beliebten Flipperkästen.                  die Geschichte der elektronischen Spiele ein
   Die 1980er-Jahre waren die goldene Ära der Ar-       und thematisiert auch Aspekte, die als bedenk-
cade-Games. Mit «Donkey Kong», «Pole Position»          lich wahrgenommen werden. Auf Spielstatio-
oder «Paper Boy» war das Taschengeld schnell ver-       nen taucht man in virtuelle Welten ein und
spielt. Dazu trug auch eine spezielle Funktion bei:     kann die Games selbst ausprobieren.
Continue? Bei vielen Spielen war es möglich, bei ei-
Elisabeth von Wetzikon mit einem Pilger (unten), Grosse Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse, 1300 – 1330/40.
Landesmuseum Zürich

                            Nonnen
N
        onnen im Mittelalter, da denkt man            formation einen handfesten Konflikt zu verhin-
        an Frauen, die zurückgezogen in ei­           dern, übergab sie das Kloster 1524 der Stadt.
        nem Kloster leben, um sich ganz dem           Der Konvent wurde aufgehoben. Dieser Schritt
Glauben zu widmen. Doch ein Blick zurück              hatte auch private Auswirkungen. Katharina von
zeigt ein anderes Bild.                               Zimmern erhielt eine hohe Abfindung und heira-
                                                      tete ein Jahr später den Söldnerführer Eberhard
Nonnenklöster haben eine lange Tradition. Bereits     von Reischach, dem sie zwei Kinder gebar. Wenn
im fünften Jahrhundert bildeten Frauen erste re­      eine ehemalige Äbtissin einen Soldaten heiratet
ligiöse Gemeinschaften, um zusammen zu leben.         und Mutter wird, ist das schon ungewöhnlich.
Die Gründe, warum sie die-                                                    Wenn sie aber während ih-
sen Weg einschlugen, waren                                                    rer Amtszeit im Kloster be-
nebst einer religiösen Über-       … sie war oberste                          reits eine Tochter geboren
zeugung vielfältig: Spiritua-                                                 hat, ist das heute für uns
lität, Flucht vor einer Zwangs­  Richterin, wählte den                        eine Sensation. Genau dies
ehe, Hoffnung auf Bildung,
Abschiebung durch die Fami-
                                     Bürgermeister                            war bei Katharina von Zim-
                                                                              mern der Fall. Erst kürz-
lie aus politischen oder wirt-    und hatte das Recht,                        lich stiessen Historikerin-
schaftlichen Gründen. Wer                                                     nen auf Quellen, die dies
jetzt aber an Frauen denkt,         ­Münzen prägen                            bestätigen. Wer der Vater
die hinter hohen Kloster-
mauern ein zurückge­zogenes
                                 zu lassen oder Zoll zu                       dieser unehelichen Tochter
                                                                              war, ist jedoch noch nicht    15
Leben führten, der täuscht              erheben.                              bekannt.
sich. Nonnen beschäftigten                                                        Diese beiden Beispiele
sich sehr wohl mit weltlichen                                                 zeigen, dass Nonnen im Mit-
Angelegenheiten und hatten oft auch grosse poli-      telalter weit mehr als asketische und keusche Frau-
tische Macht. Ein Paradebeispiel dafür ist Elisa-     en waren, die sich nur für die Welt innerhalb der
beth von Wetzikon.                                    Klostermauern interessierten. Ihr Leben war span-
    In der Äbtissin des Fraumünsterklosters Zürich    nend, gefährlich und vielseitig.
vereinten sich kirchliche und weltliche Macht in
einer Person. Elisabeth von Wetzikon (1235 – 1298)
gehörte in der Region Zürich zu den einflussreichs-
ten Personen des 13. Jahrhunderts. Als Fürstäb­
tissin herrschte sie nicht nur über das Kloster,
sondern über die ganze Stadt. In dieser Funktion
war sie oberste Richterin, wählte den Bürgermeis-               20. MÄRZ – 19. JULI 20
ter und hatte das Recht, Münzen prägen zu lassen              LANDESMUSEUM ZÜRICH
oder Zoll zu erheben. An dieser Frau führte damals                     Nonnen.
kein Weg vorbei.                                             Starke Frauen im Mittelalter

             Von der Äbtissin                          Der Eintritt in ein Kloster war im Mittelalter
          zur Ehefrau und Mutter                       mehr als eine religiöse Entscheidung: Das Klos-
Gut zwei Jahrhunderte später hatten sich die           terleben erlaubte Frauen Zugang zu höherer Bil-
Zeiten geändert. Die Reformation spaltete die          dung, verschaffte ihnen Einfluss und erlaubte
Gesellschaft und mitten drin stand das Zürcher         gewisse Freiheiten. Die Ausstellung zeigt die
Fraumünsterkloster. Zu dieser Zeit leitete Kat-        Vielfalt religiöser Lebensformen im Mittelalter
harina von Zimmern (1478 – 1547) die Geschicke         auf: Von der Stadtherrin bis zur Theologin, von
der Gemeinschaft. Sie war 1496 gewählt worden          der Mystikerin bis zur Universalgelehrten.
und blieb 28 Jahre im Amt. Um im Zuge der Re-
Schweizerisches Nationalmuseum

      Das Jahr der
     Museumsgruppe
               Ausgewählte Kennzahlen des Schweizerischen
                      Nationalmuseums von 2019.

     Eintritte
     2019 haben 302’000 Personen das
     Landesmuseum Zürich, 40’600
     das Château de Prangins und 27’000
     das Forum Schweizer Geschichte
     Schwyz besucht. Das sind insgesamt
     _ _ _’_ _ _ Eintritte. Danke!

     Führungen
     2019 fanden in unseren Häusern
16   insgesamt _ _ _ _ Führungen statt.
     Das waren rund 11 pro Tag.

     7481
            Leihgaben
            Das Schweizerische
            Nationalmuseum hat
            2019 insgesamt _ _ _ _
            Exponate an 74 nationale
            und 8 internationale Ins-
            titutionen ausgeliehen.

     1’185’000
                                                                      Anlässe

     2811                                        1504
                                                                      Das Nationalmuseum hat im
                                                                      letzten Jahr insgesamt _ _
                                                                      eigene Anlässe durchgeführt.
Social Media
 In den letzten zwölf
 Monaten haben unsere
 Social-Media-Kanäle
 _ _ _ _ neue Follower und
 Fans gewonnen.
                             3989   Shop-Umsatz
                                    Unser Museumsshop in Zürich hat 2019 rund
                                    1’080’000 Franken Umsatz gemacht, jener
                                    in Prangins 70’000 und der in Schwyz 35’000.
                                    Der Gesamtumsatz der Shops beläuft sich
                                    damit auf _’_ _ _’_ _ _ Franken.

                                                    .

                                                                        88
                                                         Medienartikel
                                                         2019 sind insgesamt            17
                                                         _ _ _ Artikel und Berichte
                                                         über unsere Institution
                                                         erschienen.

                                                  Auskünfte Kuratoren
                                                  Im letzten Jahr haben die Kurato-
                                                  rinnen und ­Kuratoren insgesamt
                                                  _ _ _ _ Auskünfte über die Sammlun-
                                                  gen des Schweizerischen National­
                                                  museums gegeben.

                                                                1142
                                                  Besuche
                                                  Bildungsinstitutionen
                                                  2019 begrüsste das Nationalmu-
                                                  seum _ _ _ _ Gruppen aus Bildungs­
                                                  institutionen, davon kamen 2155 ins

857                     369’600                   Landesmuseum, 236 nach Prangins
                                                  und 420 nach Schwyz.
Sie.                      Darum dreht
                               sich alles
18                             bei uns.

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                       ter-Flachbett verwandelt. Und       Ort, wo alles so läuft, wie Sie
                       lassen Sie sich mit einer grossen   sich das wünschen
                       Auswahl an erlesenen Speisen
                       verwöhnen: von siebengängigen
                       Gourmetmenüs bis zu traditio-
                       nellen Schweizer Gerichten. In
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                                                              Liebe und

     I
        m Europa des 18. Jahrhunderts waren
        Emotionen nicht mehr tabu, beide Ge­
        schlechter durften nun Lust empfinden,
     und die Pornografie hielt im Schlafzimmer
     Einzug.

     Im unaufhörlichen Bilderstrom der Medien ist
     Sexualität heute omnipräsent – ob offensichtlich
     oder unterschwellig. «Sex sells!», darin sind sich
     die Marketingspezialisten einig. Aber war Sexua-
     lität nicht immer schon ein Motor für Fantasie-
     vorstellungen?
         Im 18. Jahrhundert waren Freiheiten möglich,
     die vorher undenkbar gewesen wären. Um dies
     besser zu verstehen, ist ein kurzer Rückblick
     ins 16. und 17. Jahrhundert nötig. Nach der
20   Reformation war die westliche Welt in zwei
     Konfessionslager gespalten. Im Protestan-
     tismus war Sexualität zwischen Mann und
     Frau als verheiratetes Paar legitim, jegli-
     che andere Form von Sexualität galt aber
     als Verbrechen. Die Bibel und ihre religiösen
     Verbote diktierten das Verhalten und die Re-
     formatoren erhielten Unterstützung von Beamten
     und Behörden. So entstand die Sittenpolizei, die
     im Verlauf des 18. Jahrhunderts zu einem Instru-
     ment der sozialen Regulierung werden sollte.

     Die Verknüpfung von Sex und Emotionen
     Als die religiöse Ordnung an Bedeutung verlor, ent-
     stand eine grosse Sittenfreiheit. Es war der Be-
     ginn der Ausschweifungen, für die der Gebrauch
     von erotischen Gegenständen symbolhaft steht.         Himmelbett des Balthasar von
     Die Oberschicht verstiess gegen Regeln und es         Planta mit erotischen Intarsien,
                                                           datiert 1650.
     entwickelten sich Vorstellungen über die ideale
     Beziehung zwischen den beiden Geschlechtern.
     Der philosophische Zeitgeist stellte das Fleisch
     und die Lust ins Zentrum der Erkenntnis und be-        Nachkommen bleiben das primäre Ziel
     rücksichtigte von da an auch die Sinne, das Sich-     Die Ehe war der Knotenpunkt gesellschaftlicher
     Berühren und die Emotionen. Objekte, welche die       Normen, familiärer Erwartungen und persönlicher
     Liebe, die geliebte Person oder die Erinnerung an     Sehnsüchte und das Ergebnis einer stark hierar-
     diese Person symbolisieren, sowie Briefwechsel        chisierten Gesellschaft. Zwar wählte man den Ehe-
     von Verliebten und Romane zeugen davon, dass          partner öfter selber, respektierte dabei aber immer
     im 18. Jahrhundert die Romantik erwachte.             den Willen der Eltern und tanzte nie aus der Reihe.
Sexualität
                                                                      er auch die Masturbation. Dieses
                                                                       Konzept hielt sich bis über das
                                                                       Zeitalter der Aufklärung hinaus.
                                                                          Die Ehe war aber auch ein ge-
                                                                      eignetes Instrument zur Kontrolle
                                                                    von Geburten. Dafür wurden im
                                                                   18. Jahrhundert erstmals auch Verhü-
                                                                 tungsmethoden angewendet. Trotzdem
                                                             stieg die Zahl der unehelich gezeugten
                                                         Kinder in der Schweiz und in Europa an. Viele
                                                      von ihnen erfuhren weder die Liebe einer Familie
                                                      noch mütterliche Fürsorge. Aus moralischen und
                                                      wirtschaftlichen Gründen wurden sie ihren Müt-
                                                      tern weggenommen und kamen, sobald sie alt ge-
                                                      nug waren, einen Beruf zu erlernen, auf behördli-
                                                      che Anweisung in Pflegefamilien.
                                                                                                             21
                                                               Casanovas Sicht der Dinge
                                                      Anders als Tissot sah das Casanova. Der berühm-
                                                      teste Frauenheld aller Zeiten beschrieb mehrere
                                                      erotische und romantische Begegnungen, die er
                                                      1760 auf einer Reise in die Schweiz zwischen Einsie-
                                                      deln und Genf erlebt hatte und bei denen vor allem
                                                      die Befriedigung beider Geschlechter im Vorder-
                                                      grund stand.

                                                                  5. APRIL – 11. OKT 20
                                                               CHÂTEAU DE PRANGINS
                                                               Von Freuden und Zwängen
                                                                – Liebe und Sexualität
                                                                  im 18. Jahrhundert

                                                       Die Ausstellung ist in sieben Themengebiete
                                                       unterteilt und mutet zu keinem Zeitpunkt vo-
                                                       yeuristisch an. Es gibt eine breite Palette an
  Das Ziel der Ehe war nach wie vor die Sicherung      Alltagsobjekten zu bestaunen: von einem Bett
  der Nachkommenschaft. Das war ganz im Sinn des       mit erotischen Motiven über eine Backform
  europaweit gefeierten Lausanner Arztes Samuel        mit frechen Szenen bis hin zu Hochzeitsklei-
  Auguste Tissot (1728 – 1797). Er predigte das ge-    dern und -schmuck, Liebeserklärungen, Ge-
  mässigte Vergnügen zwischen Paaren, bei dem der      schenken und bekannten Lebensweisheiten
  grundlegende Zweck – die Fortpflanzung – immer       sowie gerichtlichen Aufzeichnungen.
  präsent sein sollte. Aus diesem Grund verurteilte
Château de Prangins

22

     Mustersammlung mit Guache-Zeichnungen
     und bedruckten Stoffen, vermutlich zur
     ­Archivierung von Entwürfen der «Manufacture
      de toiles peintes de messieurs Vaucher,
      DuPasquier et C ie» erstellt, ca. 1810 – 1820.
23

                    Ein Stoff erobert die Welt
Nach den erfolgreichen Ausstellungen im Château     ab Juni 2020 die Geschichte der Indiennes, die im
de Prangins und im Landesmuseum Zürich richtet      17. und 18. Jahrhundert ganz Europa begeistert ha-
das Schweizerische Nationalmuseum in Prangins       ben. Die Schweiz war sowohl in der Produktion wie
ein «Centre des Indiennes» ein. Die Dauerausstel-   auch im Handel stark involviert und damit Teil der
lung zu den bedruckten Baumwollstoffen erzählt      Weltgeschichte.
Forum Schweizer Geschichte Schwyz

                                                      Schweizer B

     E
24
           in Bilderbuch von be­           die Künstlerin in einem Text fest,    der das Feuerlein Alexander der
           sonderem Format hat             der 1939 erschien und davon er-       Grosse sei, welcher von den als
           sich im Laufe der letz­         zählt, wie das Buch «Joggeli söll     Wässerlein dargestellten Römern
     ten 100 Jahre in die Erinne­          ga Birli schüttle» entstand.          besiegt worden war – und so wei-
     rung vieler Schweizer einge­             Für die Geschichte, in der Jog-    ter. Es entfaltet sich eine (Welt-)
     graben und wurde viele Male           gelis Befehlsverweigerung eine        Geschichte in zehn Episoden, de-
     neu interpretiert: «Joggeli           immer länger werdende Streik-         ren allerletzte Gott, dem Herrn,
     söll ga Birli schüttle» von           und Handlungskette nach sich
     Lisa Wenger.                          zieht, liess sich die Illustratorin
                                           von weit älteren Versen inspi-         «... das Feuerlein
     Beginnen wir am Anfang der Ge-        rieren: 1762 wurde in Basel die
     schichte des Bilderbuchs, näm-        «Sammlung Jüdischer Geschich-            verbrennt das
     lich um 1907, und zwar in Delé-
     mont im Schweizer Jura. Dort
                                           ten» gedruckt, welche der Zür-
                                           cher Pfarrer Johann Caspar Ul-
                                                                                      Stöckelein,
     erwartet Lisa Wenger-Ruutz            rich zusammengetragen hatte.            das Wässerlein
     (1858 – 1941), Gattin des Besteck­    Darin gibt es Anmerkungen über
     fabrikanten Theo Wenger und           alte jüdische Oster-Lieder. In ei-       verlöscht das
     einst einzige Frau an der Kunst­      nem davon treten nacheinander
     akademie in Düsseldorf, Besuch,       mehrere Figuren auf, die wir aus         Feuerlein ...»
     der einige Tage bleiben soll. Sie     der Joggeli-Geschichte kennen:
     würde aber lieber Geschichten         «das Stöckelein schlug das Hün-       vorbehalten ist, der mit seiner
     schreiben als die Gäste unter­        delein, das Feuerlein verbrennt       Macht den irdischen Kämpfen
     halten. Zum Schreiben mag sie         das Stöckelein, das Wässerlein        ein Ende setzt ...
     nicht gekommen sein, zum Skiz-        verlöscht das Feuerlein». Nach           Ob auch Lisa Wengers Ge-
     zieren aber schon: Nach 15 Ta-        Pfarrer Ulrich handelt es sich        schichte einen pädagogischen
     gen sei der Besuch abgereist und      um eine als Rätsel getarnte Ge-       Wert hat oder vielleicht eher als
     das Buch war fertig skizziert, hält   schichte des jüdischen Volkes, in     Bild-Komposition und durch den
Bilderbücher

                                                                                                                 25
         Felix Hoffmann zeichnete 1963 neue Bilder zu Wengers Geschichte «Joggeli söll ga Birli schüttle».

   rhythmisierten Text Freude be-       schichte von Lisa Wenger. Die        « Joggeli …» (und vielleicht als
   reitet, ist eine andere Frage.       Handlung blieb dieselbe; wes-        Grossmutter von Meret Oppen-
   Sicher ist, dass in der ersten,      halb er allerdings über seine Ver-   heim) bekannt – ein Bild, das der
   1908 vom Berner Verlag A. Fran-      sion einen falsch zitierten Titel    kreativen Künstlerin kaum ge-
   cke AG veröffentlichten Ausgabe      setzte, wissen wir nicht. Er ist     recht wird, die in verschiedenen
   am Ende ein Henker auftritt. In      nicht allein: Die Befehlsverwei-     europäischen Städten Malerei
   der zweiten Auflage jedoch ver-      gerung, die Eindruck zu machen       studierte, einige Jahre in Ame-
   schwindet dieser. Noch «fried-       scheint, zitieren viele Erwachse-    rika lebte, neben Kinderbüchern
   licher» ist die 2017 im Glarner      ne fälschlicherweise mit «Joggeli    auch Romane und Texte für die
   Baeschlin Verlag erschienene         wott ga Birli schüttle».             NZZ schrieb und mit den Dich-
   Variante der Geschichte von Dan         Heutigen Lesern ist Lisa Wen-     tern und Künstlern ihrer Zeit
   Wiener und Jürg Obrist. Unter        ger «nur» noch als Autorin des       verkehrte.
   dem Titel «Vom Joggeli mit de
   Zoggeli» entstand nach Aussage
   der Verlagsleiterin ein Bilder-                          BIS 15. MÄRZ 20
   buch, das für Kinder leichter ver-           FORUM SCHWEIZER GESCHICHTE SCHWYZ
   ständlich sei als das berühmte                      Joggeli, Pitschi, Globi …
   Vorbild. Statt um die Durchset-                 Beliebte Schweizer Bilderbücher
   zung eines Befehls geht es nun
   um ein Missverständnis, das ei­nen    Bereits über Generationen begeistern Schweizer Bilderbücher.
   immer längeren Rattenschwanz          Die Familienausstellung lässt nach ihrem erfolgreichen Auftakt
   nach sich zieht.                      im Landesmuseum Zürich nun auch im Forum Schweizer Geschich-
      Bereits 1963 zeichnete Felix       te Schwyz Gross und Klein in die Bilderbuchwelten eintauchen.
   Hoffmann neue Bilder zur Ge-
Dieser Sessel wird
      in Winterthur gefertigt
   Bei Reseda werden Möbel von Schreinern in Winterthur und
Spreitenbach gefertigt und vor Ort verkauft – ohne Zwischenhandel.
           Besuchen Sie eine unserer vier Ausstellungen.
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Forum Schweizer Geschichte Schwyz

                               Made in
                              Witzerland

                                                                                                             27

 Der Karikaturist Patrick Chappatte kommentiert mit seinen Zeichnungen das Weltgeschehen, z.B. in der NZZ.

H
        umor hat viele Facetten, kämpferisch, nen und Karikaturisten stellen ihre Sicht auf die
        politisch, böse oder harmlos, gewagt «Ur-Schweiz» dar und als besondere Attraktion
        und mitunter anzüglich.               zeichnen Patrick Chappatte und Marina Lutz Car-
                                                      toons direkt auf die Ausstellungswände.
Worüber lacht die Schweiz? Wofür wird sie belä-
chelt? Solchen Fragen geht die Ausstellung «Made
in Witzerland» nach. Mit Karikaturen aus dem                    18. APRIL – 27. SEP 20
19. Jahrhundert und Cartoons von heute, mit Kom-           FORUM SCHWEIZER GESCHICHTE
pilationen aus der Film- und Fernsehgeschichte                        SCHWYZ
und scherzhaft-augenzwinkernden Kunstobjekten                   Made in Witzerland
– etwa von Fischli/Weiss. Namhafte Karikaturistin-
Momente

                       In guter
                    ­ esellschaft
                    G
     Persönlichkeiten, die in jüngster Zeit das Schweizerische
                Nationalmuseum besucht haben.

                                  Im Dezember verlagerte der Kultur-
                                  platz des SRF seinen Drehort ins Forum
                                  für Schweizer Geschichte in Schwyz.
                                  Eva Wannenmacher genoss die Erinne­
                                  rungen an frühere Kinderbücher.

28

                                              Vor ausverkauftem Haus machte sich der
                                              indische Schriftsteller Pankaj Mishra im
                                              Landesmuseum Gedanken über den Kolonia-
                                              lismus und die Verantwortung des Westens.

         Yōichi Kotabe
        ist in Asien ein
          ­Superstar. Er
     setzte Heidi 1974
       als Animefigur
      um und erlangte
           mit der Serie
       Weltruhm. Klar
            kam er seine
          «Tochter» im
       Landesmuseum
              besuchen.
«Pardon, wo ist die
                                                               Toilette?» Im Herbst
                                                               besuchte die Baronin von
                                                               Prangins das Landes-
                                                               museum Zürich. Dabei
                                                               stiess sie auch auf die
                                                               Helvetia. Das Gespräch
                                                               verlief ein bisschen
                                                               einseitig, schliesslich ist
                                                               die Landesmutter aus
                                                               Kunststoff.

                                                                                             29

Waren von der Ringsammlung im Landes-
museum Zürich begeistert: Richard Edgcumbe,
Kurator des V & A, und Kunsthistorikerin
Catherine Arminjon-Roesch.

                                              Anfang November verwandelte sich
                                              das Landesmuseum Zürich in eine
                                              Garage für Kinderwagen. Grund war
                                              ein grosser Familientag.
30

 Das Museumsgebäude wurde
 von Nicolaus Hartmann jr.
 nach dem Vorbild traditioneller
 ­Engadiner Häuser entworfen.
Gastmuseum

           Herein in
         die gute Stube
    Das Museum Engiadinais in St. Moritz lässt Besucher
     in historische Stuben treten und so in vergangene
                    ­Lebenswelten blicken.

In Engadiner Kammern lacht der        haus einbauen, entschied er sich      Wie in einem historischen Enga-
Tod vom Himmelbett, Stühle            am Ende doch für ein Museum.          diner Haus liegt die Küche – oder
sammeln Fett, und bärtige Gesel-      «Man könnte sagen, wir sind das       Romanisch «Chadafö» für «Feu-
len fressen die Zeit. Aber der        Landesmuseum des Engadins»,           erhaus» – im Erdgeschoss und
Reihe nach: Betritt man das Mu-       sagt Museumsdirektorin Char-          grenzt zumindest an eine der
seum Engiadinais in St. Moritz        lotte Schütt heute zur Aufgabe        historischen Stuben – oder «Stü-
unter dem strengen Blick des          des Museums Engiadinais. «Wir         vas». Diese ist, wie fast alle der
Türklopfers, so wähnt man sich        zeigen und bewahren Engadiner         gezeigten Räume, mit Arvenholz
in einem historischen Engadiner       und Bündner Wohnkultur aus den        getäfert. Die Öfen, die man frü-
Haus. Die Struktur stimmt: dicke      letzten fünf Jahrhunderten. Al-       her von der Küche aus befeuert
Steinmauern, mit Sgraffito ver-       lerdings handelt es sich hier vor     hätte, verbergen heute die Hei-      31
zierte Fassaden und der Sulèr,        allem um die Wohnkultur der           zungen, die erst in den 1970ern
die weite Eingangshalle, die frü-     ländlichen Oberschicht; wie so        eingebaut wurden.
her jeweils auch als Durchgang        oft in der Geschichte blieben die        Arvenholz, so informiert das
zur Scheune diente. Der Ein-          Gebrauchsgegenstände und Aus-         Tablet, welches den Besucher als
druck täuscht jedoch, in diesem       stattungen der ärmeren Schich-        Guide durch die drei Etagen der
Haus fuhren nie mit Heu belade-       ten nicht erhalten.»                  Dauerausstellung begleitet, wur-
ne Wagen durch das Eingangstor                                              de gerne für Täfer und Möbel
und nie sassen die Hausherren                  Feuerhaus                    verwendet, da es als Weichholz
um einen Kachelofen, um bei                & Schmersammler                  leicht zu schnitzen war und in
Kerzenschein noch letzte Repa-        Historische Küchen finden sich        den Engadiner Wäldern in gros-
ratur- und Strickarbeiten zu er-      im Museum Engiadinais nur eine,       sen Mengen wuchs. Als Bauma-
ledigen. Stattdessen wurde das        denn der Museumsgründer und           terial für Häuser taugte es je-
Gebäude 1906 vom Engadiner            Sammler Riet Campell interes-         doch aufgrund seiner geringen
Architekten Nicolaus Hartmann         sierte sich vor allem für das ört-    Tragfähigkeit nicht. Interessante
jr. (1880 – 1956) als Museum ge-      liche Kunsthandwerk. Das zeigt        Fakten wie diese erfährt der Be-
baut – wenn auch nach traditio-       sich in den Stuben schöner als in     sucher in jeder der gezeigten
nellem Vorbild.                       den Küchen, die ab dem Mittelal-      Stuben, von denen jede auf eine
    In Auftrag gegeben hatte es       ter ihre zentrale Rolle als Mittel-   andere Entwicklung oder einen
der aus Susch stammende Brau-         punkt des Hauses verloren und         anderen Aspekt des Lebens ver-
ereibesitzer und Holzhändler          von eigentlichen Familien- zu         weist: so lernt man zum Beispiel
Riet Campell (1866 – 1951). Die-      reinen Arbeitsräumen wurden.          in der «Stüva da Susch» mehr
ser war, wie Hartmann, in der         Bis Mitte des 19. Jahrhunderts        über das Schicksal der Engadiner
Heimatschutzbewegung aktiv und        wurde im Engadin noch über of-        Zuckerbäcker, in der Gaststube
sammelte die Ausstattungen al-        fenem Feuer gekocht, gekäst,          «Steiva d’ustareia da Savognin»
ter Häuser, um sie vor dem Ver-       geräuchert und gewaschen, erst        mehr über die Passrouten und
kauf ins Ausland zu bewahren.         danach kamen geschlossene, ei-        das Säumerwesen und in der
Wollte er sie zuerst in ein Privat-   serne Herde mit Ofenrohr auf.         «Stüva da Brail» mehr über die
Gastmuseum

32                      Auch die romanische Sprache hat ihren Raum.

     In der Gaststube «Steiva d’ustareia da Savognin» wird das Säumerwesen thematisiert.
Museumsnews

Textilverarbeitung in den Fami­       in der einzigen Schlafkammer, der     App-solut gut!
lien. In letzterer findet sich auch   «Tgombra da Parsonz», ist Ver-
der «Schmersammler», ein wört-        gänglichkeit ein Thema. Ein an        Zürich – Unter dem Namen
lich als «Fettsammler» bezeich-       die hölzerne Decke des Himmel-        «Best of Swiss Apps» werden
neter Stuhl, der auch etwas be-       betts gemaltes Skelett erinnert       jedes Jahr die besten Apps der
leibtere Spinnerinnen und We­         an die Verwandtschaft von Schlaf      Schweiz ausgezeichnet. 2019
berinnen trug. Dass der Blick des     und Tod und mahnt in romani-          nahm auch das Landesmuseum
Museums auch über die Engadi-         scher Sprache: «Sünder schau gut      teil, mit einer App, die in
ner Gipfel in die Bündner Ge-         hin / ich bin der Tod / und wie ich   Zusammenarbeit mit der
schichte reicht, zeigt der Prunk-     bin / wird auch dein Leib.»           Agentur Dreipol GmbH und der
saal «Stüa de Gros» aus dem               Fröhlicher und heller mutet da    Software-Entwicklungsfirma
Veltlin, das zwischen 1512 und        der königsblaue Raum auf hal-         Swiss-Development GmbH
1797 grösstenteils als Unterta-       bem Weg in den zweiten Stock          entwickelt wurde. Und prompt
nengebiet zu den Drei Bünden          an. Er hat kein historisches Vor-     heimste die App zwei «Medail­
gehörte, dem Freistaat, aus dem       bild, rückt aber einen ebenfalls      len» ein: In der Kategorie User
sich später der Kanton Graubün-       wichtigen Aspekt der Engadiner        Experience & Usability holte
den bildete.                          und Bündner Kultur ins Ram-           die «Landesmuseum»-App Gold,
                                      penlicht: die romanische Spra-        während sie in der Kategorie
         Zeitfresser                  che. Hier kommt die Stärke des        Design mit Silber belohnt wurde.
        & Himmelbett                  Tablets besonders schön zum           www.nationalmuseum.ch
Nicht nur historische Räume er-       Vorschein: Es lässt die vierte
halten im Museum Engiadinais
einen gebührenden Rahmen, auch
                                      Landessprache dank Hörbeispie-
                                      len lebendig werden. Überhaupt
                                                                            Bilderwelten
bedeutende und spannende Ge-          sind die kleinen Gadgets gute         Zürich – Fast jeder kennt die
genstände entdeckt man hier. So       Führer. «In unseren Räumen            Bilder aus dem Geschichtsunter­
zum Beispiel eine Hausorgel, die      findet man fast keine Beschrif-       richt: Die Morgartenschlacht,
                                                                                                                 33
sorgsam restauriert wurde, ein        tungen mehr», bestätigt Direk-        die Belagerungen der Burgun­
Gewehr, das den Namen des in          torin Charlotte Schütt, «und da       derkriege oder den Tellenschuss.
Graubünden berühmt-berüchtig-         wir den Einführungstext für je-       Doch woher kommen diese
ten Jägers und Büchsenmachers         den Raum eingesprochen haben,         Bilder? Aus den spätmittelalterli­
Gian Marchet Colani (1772 – 1837)     kann man sich beim Zuhören            chen Schweizer Bilderchroniken!
trägt, oder eine Holzräderuhr aus     richtig umschauen.» So gelingt        Vom 25. März bis 27. Juni zeigt
dem frühen 18. Jahrhundert, die       die Zeitreise in die Vergangen-       die Zürcher Zentralbibliothek in
vermutlich aus Bayern stammt          heit besonders gut.                   ihrer Schatzkammer mit «Krieg
und auf der zwei bärtige Gesellen                                           und Frieden. Bilderchroniken
beim Viertelstundenschlag die                                               aus der Frühzeit der Alten Eid­
Mäuler schliessen und damit so-                                             genossenschaft» einige
zusagen die Zeit zerbeissen. Auch                                           ­besonders schöne Exemplare.
                                                                             www.zb.uzh.ch

             MUSEUM ENGIADINAIS, ST. MORITZ
                                                                            Vormerken
                                                                            Schweiz – Bereits zum 43. Mal
 Das Museum Engiadinais lädt in Bündner Stuben aus den letzten              präsentieren sich die Schweizer
 500 Jahren ein und zeigt so das Leben vor dem Tourismusboom.               Museen am Internationalen
 Ein Tablet-Guide in sieben Sprachen funktioniert wie eine perso-           Museumstag: Am 17. Mai laden
 nalisierte Führung, die einen Überblick verschafft, mit der man            teilnehmende Institutionen
 aber auch einzelne Themen vertiefen kann. Die Sonderausstellung            Besucher mit Sonderaktivitäten
 «Hartmann – Architektur einer Familie» (bis Okt. 2020) begibt              dazu ein, sich zum diesjährigen
 sich auf die Spuren der Architekten, welche über drei Generatio-           Motto «Museen für Vielfalt
 nen hinweg die Bauten und Infrastruktur des Engadins prägten.              und Inklusion – Das Museum
                  www.museum-engiadinais.ch                                 für alle» Gedanken zu machen.
                                                                            www.museums.ch
Über unsere ältesten Ausgaben beugen
                 sich die Historiker voller Respekt.

               Über unseren aktuellen Ausgaben biegt
                 sich die Leserschaft vor Lachen.

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                                                               zt bis
                                                              t
                                                                           .
                                                              2Pre0isvForrteil
                       Online auf www.nebelspalter.ch       Je

                     oder telefonisch unter 071 846 88 75
LM-NM-2020-1
Wettbewerb

             Was mag das sein?
                                             — Rätsel —

                           Tipp:
Manchmal gelingt der Schuss ins Schwarze besser, wenn man
  das heisse Eisen – oder anderes Metall – abkühlen lässt.

Können Sie erraten, wofür der Ge-   Unter den richtigen Einsendun-       Häuser des Schweizerischen Na-
genstand auf dem Bild gebraucht     gen verlosen wir eine Jahresmit-     tionalmuseums und werden zu
worden sein mag?                    gliedschaft des Vereins Freunde      exklusiven Veranstaltun­gen ein-   35
Schreiben Sie die Antwort bis am    Landesmuseum Zürich. Mit der         geladen. Die Auflösung des Rät-
1. April 2020 an:                   Jahreskarte geniessen Sie und        sels er­scheint im nächsten Ma-
magazin@nationalmuseum.ch           zwei Gäste freien Eintritt in alle   gazin, im Mai 2020.

                                              Ach so !
                            — Auflösung Rätsel vom letzten Heft —

Wo heute elektronische Taschenrechner liegen, wä-     sie genauer als die übrigen Rechenschieber. Die
ren vor 50 Jahren mechanische Rechenmaschinen         Firma Loga-Calculator AG war einer der führenden
und analoge Rechenschieber gestanden – wie die ge-    Hersteller von Rechenwalzen. Gegründet um 1900
zeigte Rechenwalze. Das Prinzip von Rechenschie-      von Heinrich Daemen-Schmid in Zürich, wechselte
bern basiert darauf, dass Zahlen in logarithmischen   sie neben dem Firmensitz (nach Oerlikon und spä-
Skalen abgebildet werden. Für Rechenoperationen       ter Uster) zwischen 1903 und 1915 auch den Namen
verschiebt man diese Skalen nun gegeneinander.        von Daemen-Schmid zu Loga. Teil des Sortiments
So kann man zum Beispiel Multiplikationen oder        war nicht nur die abgebildete Rechenwalze von cir-
Divisionen als grafische Addition oder Subtraktion    ca 1930, sondern auch die weltweit genauste serien-
von Strecken ausführen. Dabei gilt: Je länger die     mässig gefertigte Walze mit einer Skalenlänge von
Skalen, desto genauer das Resultat. Da auf Rechen-    24 Metern. Lange unabdingbar für Ingenieurwesen,
walzen längere Skalen                                                            Wirtschaft und Wissen-
abgebildet werden kön-                                                           schaft, wurden Rechen-
nen als auf Rechenstä-                                                           schieber in den 1970ern
ben oder -scheiben, sei                                                          von den neu aufkom-
es als parallele Linien                                                          menden elektronischen
oder als Spirale, sind                                                           Rechnern verdrängt.
36

     Die Flagge der Schweizer Botschaft in Berlin von 1945 mit ihren Einschusslöchern steht sinnbildlich für grosse
                Themen wie Neutralität, Aufnahme von Flüchtlingen und internationale Entwicklungen.
Veranstaltungen

         Schweiz – was
             nun?
  Die Dienstags-Reihe im Landesmuseum Zürich widmet
   sich dieses Jahr dem Thema Schweiz und fokussiert
  auf die grossen Fragen, die unser Land beschäftigen.

Die Dienstags-Reihe im Landesmuseum Zürich hat         DIENSTAGS-REIHE
sich bei vielen Kultur- und Politikinteressierten      Landesmuseum Zürich
zur festen Grösse in der Agenda entwickelt. Je-        Auditorium Willy G. S. Hirzel
weils am ersten Dienstag des Monats diskutieren        18.30 – 20.00
hochstehende Gäste in einem kulturellen Ambien-        Schweiz – was nun? Das Landesmuseum widmet
te über historische Fakten und gesellschaftsrele-      sich künftig jeden Monat den grossen Fragen,
vante Themen.                                          die unser Land umtreiben und die in der ­Hektik
    In diesem Jahr steht die Schweiz im Zentrum        der Tagespolitik oft zu kurz kommen. Die Dis­
der Debatten. Unter dem Titel «Schweiz – was           kussionsreihe wird gemeinsam mit dem «Tages-
nun?» werden die grossen Fragen gestellt, mit de-      Anzeiger» und «Swiss Info» durchgeführt.          37
nen sich unser Land auseinandersetzen muss. Die        ­Moderiert werden die Diskussionen von Judith
Themenpalette reicht von Negativzinsen über po-         Wittwer, Chefredakteurin «Tages-Anzeiger»
litische Umbrüche bis hin zur Frage, ob wir in ei-      (deutsch) und Anne Fournier, Korrespondentin
nem fairen Land leben. Die Anlässe werden ge-           RTS (französisch).
meinsam mit dem «Tages-Anzeiger» und «Swiss
Info» organisiert und sollen einen Beitrag zum                   Combien une société est-elle juste ?
gesellschaftlichen Diskurs leisten. Drei der neun        4.      Mit Cécile Duflot. Auf Französisch.
                                                        FEB
Veranstaltungen werden in französischer Sprache
durchgeführt. Das ist nicht nur eine Chance, den
französischen Sprachgebrauch zu trainieren, son-                 Gratisgeld und seine Folgen für die
dern auch eine Gelegenheit, die Romandie besser         3.       Gesellschaft. Mit Monika Bütler,
                                                       MÄRZ
zu verstehen. Denn nur gemeinsam, über Sprach-                   Andréa Maechler & Kurt Schiltknecht.
und Konfessionsgrenzen hinweg, kann die Schweiz
die anspruchsvolle Zukunft meistern.                             Müssen wir China fürchten?
    Im Februar spricht die ehemalige französische        7.      Mit Monika Rühl, Kai Strittmatter und
                                                       APRIL
Ministerin Cécile Duflot über soziale Gerechtig-                 Jörg Wuttke.
keit (auf Französisch). Im März geht es um das
Geld ohne Wert. Tiefst- und Negativzinsen gehö-                  La social-démocratie a-t-elle un
ren heute zur Normalität. Stellt sich die Frage, ob      5.      ­avenir ? Mit Géraldine Savary und
                                                        MAI
unsere Wirtschaftsordnung diese Ära des Gratis-                   Beat Kappeler. Auf Französisch.
geldes unbeschadet überstehen kann. China ist das
Thema im April. Die aufstrebende Weltmacht setzt
weder auf Liberalismus noch auf Demokratie. Ver-
ändert das die Weltpolitik und die Schweizer Wirt-
schaft? Im April schliesslich dreht sich die Diskus-
sion um die Zukunft der Sozialdemokratie in
Europa und in der Schweiz (auf Französisch).
Mit dem Gästeabo Nordic
schwungvoll durchs Tal

              Mit dem neuen Gästeabo Nordic sind Langläufer
              noch besser unterwegs, denn sie erhalten ein attraktives
              Kombi-Angebot mit ÖV- und Loipenpass in einem.
   ÖV- +
Loipen-Pass   engadin.ch/pauschalen
Veranstaltungen

  Vielseitiger                                 Kurzes                            Witziges
    Abend                                       Date                             Weekend

Jeweils am ersten Donnerstag im       Speed-Dating im Museum? Klingt        Mitte April steht das sechste
Monat öffnet das Landesmuseum         ein wenig verrückt, steht aber im     Schwyzer Kulturwochende an.
seine Tore bis 23 Uhr.                Château de Prangins am 7. Mai         Der Grossanlass lockte vor zwei
    Mit Musik, speziellen Perfor-     auf dem Programm.                     Jahren rund 20’000 Besucherin-
mances und ausgefeilten Cock-             Passend zur neuen Wechsel–        nen und Besucher an und präsen-
tails zeigt sich das Museum von       ausstellung «Liebe und Sexuali-       tierte während zweier Tage das
einer anderen Seite. Das spürt        tät im 18. Jahrhundert» bietet der    vielfältige kulturelle Schaffen des
man auch in den Führungen. Die        Westschweizer Sitz des National-      Zentralschweizer Kantons. Ins-
Lakritz-Rundgänge sind etwas          museums diese unkonventionelle        gesamt fanden 160 Veranstaltun-       39
lockerer als eine normale Füh-        Art des Kennenlernens an.             gen in 33 Dörfern statt.
rung. Wenn Schauspieler Beat              Das erste Date ist meistens et-      Das Forum Schweizer Ge-
Schlatter über geniale Schweizer      was verkrampft. Man fragt sich,       schichte in Schwyz wird nach
Erfindungen referiert, kommen         über was man sprechen soll, ohne      2018 auch in diesem Jahr am
bisher unbekannte Details der         in ein Fettnäpfchen zu treten. Das    Kulturweekend teilnehmen. Der
eidgenössischen Geschichte ans        kann in Prangins nicht passie-        Samstagmorgen beginnt gleich
Licht. Lustig wird’s jeweils auch     ren. Die Ausstellung bietet ge­nug    mit einem Paukenschlag für die
mit TV-Entertainer Dominic De-        Gesprächsstoff und das prickeln-      Lachmuskeln: Die neue Wechsel­
ville, der versucht, die Vergangen-   de Ambiente passt perfekt zu ei-      ausstellung «Made in Witzer-
heit des Landes zu erörtern.          nem ersten Treffen. Und sollte        land» wird eröffnet. Der Eintritt
    Lakritz ist Afterwork-Kultur      der Datepartner völlig unge­­eig­     ist gratis und die Veranstaltun-
vom Feinsten. Wer zu coolem           net sein, kann man sich ganz          gen zur Ausstellung garantiert
Sound im Foyer etwas trinken          leicht davonschleichen. In die        humorvoll. Am Sonntag führt aus-
will, ist ebenso willkommen wie       Aus­stellungen des Schlosses.         serdem Marco Ratschiller durch
Fans von speziellen Führungen                                               die Räume. Der Chefredaktor des
oder Liebhaber von Museen. An                                               Nebelspalters ist quasi der Profi­
diesem Abend kann jeder, wie                                                humorist des Landes. Das kann
er will.                                                                    ja heiter werden …

  FEB     LAKRITZ                               DATING                                KULTURWEEKEND
                                         7.                                 18.–19.
   –     Landesmuseum                   MAI    Château de Prangins          APRIL     Forum Schweizer
  MAI
         Zürich                                18.00–20.00                            Geschichte Schwyz
19.00–23.00                           Nach einer Führung durch              10.00 – 17.00
Nachts im Museum mit Sound,           die Ausstellung findet ein            Gratis Kultur geniessen und in
einem Drink in der Hand und           Speed-Dating in den Räumen            der neuen Wechselausstellung
speziellen Führungen.                 des Schlosses statt.                  herzhaft lachen.
Agenda

                            Landesmuseum
                                Zürich
                                           Museumstrasse 2, 8001 Zürich
              Öffnungszeiten Di– So 10.00–17.00 / Do 10.00–19.00 Tickets CHF 10 / 8, Kinder bis 16 J. gratis

                                                 AUSSTELLUNGEN
     DAUERAUSSTELLUNGEN                                       Mit fliegendem Teppich durch die Geschichte
                                                              Familienausstellung.
     Geschichte Schweiz
     Die Dauerausstellung führt ­chronologisch                Einfach Zürich
     vom 15. ins 21. Jahrhundert.                             Eintauchen in die lange und bewegte Geschichte
                                                              von Stadt und Kanton Zürich.
     Sammlung im Westflügel
     Die neu konzipierte Ausstellung zeigt über
     7000 Objekte aus der eigenen Sammlung.                   WECHSELAUSSTELLUNGEN
     Archäologie Schweiz                                      Games 17. Jan bis 13. April 20
     Die wichtigsten ­Entwicklungen der Menschheits­          Grönland 1912 6. Feb bis 13. April 20
     geschichte von 100’000 v. Chr. bis 800 n. Chr.
                                                              Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter
     Ideen Schweiz                                            20. März bis 19. Juli 20
     Die Ausstellung geht der Frage nach,
                                                              Swiss Press Photo 30. April bis 28. Juni 20
     welche Ideen die Schweiz zu dem gemacht haben,
40                                                            World Press Photo 30. April bis 01. Juni 20
     was sie heute ist.

                                                   SÉLECTION
                          GANZES PROGRAMM UNTER WWW.LANDESMUSEUM.CH

               DIENSTAGS-REIHE:                                         LAKRITZ
        4.                                                       6.
               SCHWEIZ – WAS NUN?                               FEB     19.00 – 23.00
       FEB
               18.30 – 20.00                                            Museum mal anders: Konzert, DJ, Drinks
        3.
      MÄRZ     Diskussionsreihe über die grossen Fragen,                und spezielle Führungen. Highlights: Mario
        7.
      APRIL    die unser Land umtreiben und die in der                  Kart Turnier, Beat Schlatter, Icon Poet.
        5.
       MAI     Hektik der­Tagespolitik oft zu kurz kommen.
               Mit Cécile Duflot (Feb), Monika Bütler,
               Andréa Maechler und Kurt Schiltknecht
               (März), Monika Rühl, Kai Strittmatter und
               Jörg Wuttke (April), Géraldine Savary und
               Beat Kappeler (Mai).

        4.
               WORKSHOP: GAMES
       FEB     «LEVEL-UP FÜR ELTERN»
       24.     18.00 – 20.00
      MÄRZ
               Was fasziniert an Videospielen?
               Im Workshop wird das Thema vertieft und
               über Probleme sowie Chancen diskutiert.
               An Spielstationen können die Games selbst
               ausprobiert werden.
15.
29.       ÖFFENTLICHE FÜHRUNG:
FEB       SAMMLUNG IM WESTFLÜGEL
 21.
MÄRZ      15.00 – 16.00
          Rundgang durch die neue Dauerausstellung.

       WORKSHOP: GAMES                                 5.
                                                               LAKRITZ
23.
FEB    «NINTENDO LABO»                                MÄR      19.00 – 23.00                                 41
 15.   11.00 – 12.30                                  2. APR   Museum mal anders: Konzert, DJ, Drinks
MÄRZ                                                  7. MAI
       Digitale Spielwelten und analoges Basteln.              und spezielle Führungen.
       Auf spielerische Weise wird Game-Mechanik
       einfach erklärt und selbst erprobt.                     FOKUS GRÖNLAND
                                                       26.
       Für Familien mit Kindern ab 5 Jahren.          MÄRZ     18.30
                                                               Schweizer Klimaforschung in Grönland.
 27.
       EXPERTENFÜHRUNG:
FEB    POLARHELD WERDEN                                        SENIORENFÜHRUNG: GAMES
                                                       9.
 5.    18.00 – 19.00                                  APRIL    14.00 – 15.15
MÄRZ
       Auf den Spuren von Alfred de Quervain                   Rundgang durch die Ausstellung, 60+.
       in der Ausstellung Grönland 1912.
       Mit Dr. Lea Pfäffli, Universität Luzern.

                                                               FAMILIENFÜHRUNG: NONNEN.
                                                      10.
                                                      MAI      STARKE FRAUEN IM MITTELALTER
                                                               11.00 – 12.00
                                                               Einblick in die klösterlichen Lebenswelten.
                                                               Ab 5 Jahren.
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