Museums.brief Nachrichten aus Museen und Sammlungen in Baden-Württemberg - Landesstelle für Museumsbetreuung Baden ...

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         museums.brief

         Nachrichten aus Museen und Sammlungen in Baden-Württemberg

         editorial
         thema Uwe Degreif / Kunst »entsammeln«? Warum das Abgeben von Nachlassteilen Sinn macht
         museums.intern Informationen

                                                                                                                      Herausgeber: Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg
         museums.personalia
         museums.porträts Junghans Terrassenhaus, Schramberg / Freilichtmuseum, Neuhausen ob Eck /
         Hölderlinturm, Tübingen / Schwarzwalder Freilichtmuseum Vogstbauernhof, Gutach / Musikhistorische Samm-
         lung Jehle, Albstadt-Lautlingen / Grafschaftsmuseum, Wertheim
         ausstellungen           »Hölle & Paradies. Der deutsche Expressionismus um 1918« Engen / »Gut betucht.
         Textilerzeugung bei den Alamannen« Ellwangen an der Jagst / »Wald. Wolf. Wildnis.« Burgrieden-Rot / »Knopf
         dran! | Eine Kulturgeschichte der Knöpfe« Weil am Rhein / »Hut ab! Pickelhaube, Pussyhat und andere
         Kopfgeschichten« Stuttgart / »Sophie Calle. Was bleibt« Ravensburg / »Baden in Schönheit | Die Optimierung
         des Körpers im 19. Jahrhundert« Baden-Baden / »Max Ernst – Sammlung Würth« Pforzheim / »Im Dialog mit
         Hans Purrmann« Langenargen / »Lahr im Sucher. Fotografien aus den 60er Jahren« Lahr / »Beruf: Künstlerin!
         Zehn deutsche Malerinnen am Bodensee« Konstanz / »Ins Licht gerückt! Künstlerinnen 20. Jahrhundert
         Oberschwaben« Biberach an der Riß / »Mechanische Tierwelt« Crailsheim / »Masterworks. Abstract and
         Geometric« Heidelberg-Ziegelhausen / »Power! Von den Energien in der Kunst« Villingen-Schwenningen /
         »Adieu Plastiktüte!« Waldenbuch / »Hermann Hesse und Theodor Heuss. Eine freundschaftliche Beziehung in
         wechselhaften Zeiten« Gaienhofen / »Ida Kerkovius | Die ganze Welt ist Farbe« Stuttgart
         ausstellungskalender                   Juli bis Dezember 2020

        01.2020
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        editorial

        Mit der schrittweisen Öffnung der Museen seit Mitte Mai ist die
        Corona-bedingte Schockstarre fürs Erste zwar überwunden, allerdings
        sind angepasste, d. h. in der Regel verkürzte Öffnungszeiten, restrik-
        tive Einlassbedingungen und weitere, oft umständliche Schutzmaß-
        nahmen immer noch an der Tagesordnung. Für die Besucher zählen
        solche Einschränkungen zwar längst zum Alltag, aber es ist eben et-
        was anderes, beim täglichen Einkauf im Supermarkt lästige Gesichts-
        masken tragen zu müssen oder bei einem Museumsbesuch, vor allem
        jetzt im Sommer. Auch das verspätete Erscheinen dieser Ausgabe des
        Museumsbriefs ist Corona geschuldet, da die Häuser erst seit Mitte
        Mai ihre Sonderausstellungen wieder terminieren können. Je länger die
        Schutzmaßnahmen dauern, desto deutlicher wird, dass ein schnelles
        Ende der Einschränkungen im öffentlichen Raum nicht zu erwarten
        steht, so sehnlich man sich das auch wünscht. Und es sieht nicht so
        aus, als ob die Museen mit digitalen Ersatzangeboten auf Dauer bei
        ihrem Publikum wirklich punkten könnten. Die Folgewirkungen der
        Pandemie für die Museen sind derzeit bei weitem nicht absehbar.
        Man kann aber mit guten Gründen vermuten, dass auch längerfristige
        Folgen spürbar werden. Viele Museumsleute, Betreiber und Träger
        haben offenbar erkannt, dass jetzt Zeit und Gelegenheit gekommen
        ist, um über die Zukunft ihrer Einrichtungen nachzudenken. Das ge-
        schieht in unterschiedlicher Intensität und in unterschiedlichen Per-
        spektiven. Eine zentrale Frage für die Zukunft der Institution Muse-
        um ist hierbei, welches Erkenntnisinteresse die Museumsarbeit leitet,
        die Frage danach, ob die Museen sich weiterhin selbständig an den
        Bedürfnissen des von den Sammlungen bereitgehaltenen Materials
        orientieren oder ob sie ihre Legitimation nur noch aus der Erfüllung
        vorgegebener Erwartungen gewinnen können.

        Axel Burkarth

        Landesstelle für Museumsbetreuung
        Baden-Württemberg
        Dorotheenstraße 4, 70173 Stuttgart
        Telefon 0711/89535-300, Fax 0711/89535-301
        museumsbrief@landesstelle.de

        Redaktionsschluss für Heft 02/2020 ist der 1. November 2020.
        Für unaufgefordert zugesandte Beiträge kann
        die Redaktion leider keine Gewähr übernehmen.
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     thema                                                                                                                                                1

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     Uwe Degreif                                                                „weiterleben“, wenn auch nur auf dem Dachboden eines Hauses. Da
                                                                                weder Anton Braith noch Christian Mali Nachfahren hatten, lagen

     Kunst »entsammeln«?                                                        zwischen der Überführung der beiden Nachlässe und der Gesamt-
                                                                                eröffnung des „Braith-Mali-Museums“ gerade einmal zwei Jahre.

     Warum das Abgeben                                                          Möglichst alles
                                                                                Es kann nicht verwundern, dass die Verantwortlichen keine Mühe
     von Nachlassteilen Sinn macht                                              darauf verwenden unter den Kunstwerken eine Auswahl zu treffen.
                                                                                Ihnen gilt ein Nachlass als eine Art Brennglas eines künstlerischen
                                                                                Schöpfergeistes. Diese romantische Idee unterstellt, dass sich das
     Auf die Frage, wie die Kernaufgaben eines Museums lauten, hätten           Genialische in allem zeige, was ein Künstler in die Hand nimmt,
     vor einer Generation vermutlich die meisten Kolleginnen und Kollegen       selbst in einer Skizze. Anton Braith weist aus Sicht der Biberacher
     geantwortet: Sammeln, Bewahren, Erforschen und Ausstellen. Inzwi-          Museumsgründer alle Anzeichen eines Genies auf, schließlich wurde
     schen gehören das Vermitteln dazu und auch das Bekanntmachen.              aus dem armen Bauernkind, dessen Eltern sich das Stadtrecht eines
     Wer nicht auf sich aufmerksam macht, der wird nicht wahrgenommen.          Biberacher Bürgers nicht leisten konnten, ein Millionär. Aus heutiger
     Aus meiner Sicht sind auch Kenntnisse des Ausräumens erforderlich,         Sicht hat sich dieses Urteil sehr relativiert: Braith zählt zwar immer
     denn man wird die Augen nicht mehr davor verschließen, was in der          noch zu den besten deutschen Tiermalern in der Epoche des Realis-
     Vergangenheit in die Magazine eingelagert wurde. Das Alltagsgeschäft       mus, aber künstlerisch blieb ihm der Übergang zum Impressionismus
     bietet kaum Zeit sich der Sammlung zuzuwenden, die Bestände gera-          so fremd wie die Bildauffassung der Moderne. Als 1905 der Nachlass
     ten aus dem Blick, die Übersicht geht verloren. Sammlungsbetreuung         nach Biberach kommt, ist Braiths Stern längst untergegangen und mit
     erscheint oft als ein notwendiges Übel. In den meisten Museen ist          Heinrich von Zügel hat sich ein würdiger Nachfolger gefunden. Für
     Depotplatz inzwischen ein rares Gut. Am Beispiel der Einlagerung von       die Verantwortlichen in Biberach spielt das keine Rolle, Ihnen geht es
     zwei Künstlernachlässen in das Museum Biberach sollen einige mit           um ihr Museumsprojekt und dafür kommen die Nachlässe von Braith
     dem Verringern von Beständen verbundene Fragen formuliert werden.          und Mali wie gerufen.

     Nachlass Anton Braith (1836-1905)                                          Künstlersalons
     Am 3. Januar 1905 verstirbt der aus Biberach an der Riß stammende          Es war ein glückliches Zusammentreffen mit klugen Entscheidungen.
     Maler Anton Braith. Er avanciert in den 1870er Jahren in München zu        Durch die Übernahme und den Einbau der Münchner Hinterlassen-
     einem der gefragtesten Nutztiermaler der Stilepoche des Realismus          schaft bewahren die Biberacher etwas, das in München bereits aus der
     und hält diese Position bis in die frühen 1890er Jahre. Braith speziali-   Mode gekommen ist: die Künstlersalons des Historismus. Mehrere
     siert sich auf Kühe, Schafe und Ziegen und bringt es darin zu einer        Hundert davon gibt es in den 1880er Jahren in der bayerischen Metro-
     ungewöhnlichen Meisterschaft. München gilt in jener Epoche als             pole. Sie dienen erfolgreichen Malern als gesellschaftliche Bühne,
     Kunsthauptstadt des Deutschen Reichs, Braith als „Malerfürst“. Mit         hier inszenieren sie auf vielfältige Art und Weise den herrschenden
     seiner Kunst wird er sehr vermögend. Nach seinem Ableben vermacht          Geschmack. Eine Musealisierung dieses Kunstambientes hat 1905/06
     er seiner Heimatstadt 670 Ölgemälde, 52 Skizzenbücher, mehr als            noch niemand im Sinn, auch wenn die Idee in der Luft liegt. In
     1.000 Zeichnungen und 64 Gemälde anderer Künstler, zudem Möbel             Deutschland kommen um 1900 erste Interieurs in die kunstgewerb-
     und Kunstgegenstände sowie 20.000 Goldmark zur Einrichtung eines           lich, volkskundlich oder kulturgeschichtlich ausgerichteten Museen.
     Museums. Braith ist seit 1891 Ehrenbürger und seit 1902 Ehrenmit-          Biberach liegt gewissermaßen im Trend. Der Unterschied: Während
     glied des Biberacher Kunst- und Altertumsvereins.                          andernorts mittelalterliche Zunftstuben und Kreuzgänge von Klöstern
                                                                                eingebaut werden samt gotischen Wandmalereien, transloziert man in
     Nachlass Christian Mali (1832-1906)                                        Biberach Künstlersalons der Zeit um 1885. Das ist singulär. Neben
     Am 1. Oktober 1906 stirbt in München Braiths Lebensgefährte, der Tier-     Möbeln, sakralen und profanen, fürstlichen und bäuerlichen Ge-
     und Landschaftsmaler Christian Mali. Auch er ist Ehrenbürger der           genständen zieren heute 307 Gemälde von 101 Malern die Wände der
     Stadt Biberach und hinterlässt ihr seinen Nachlass: 270 Ölgemälde,         vier Räume. Unter ihnen sind auch ca. 70 Werke von Braith und Mali.
     716 Ölskizzen, 48 Skizzenbücher, 17 Mappen mit Zeichnungen, 43 Ge-         Zusammen mit den in der Dauerschau präsentierten Gemälden ist
     mälde von Anton Braith und 226 Gemälde anderer Künstler. Ebenso            ihre Kunst auch noch hundert Jahre später im Museum Biberach um-
     die Inneneinrichtung der Salons der beiden Künstler mit mehr als           fangreich sichtbar.
     1.000 Inventarteilen. Am 4. Oktober 1906 wird Malis Leichnam nach
     Biberach überführt, sechs Wochen später trifft sein umfangreicher          Ein immobiler Besitz
     Kunstbesitz ein. Ab dem 26. Dezember 1908 ist das „Braith-Mali-Mu-         Und die Nachlässe? Sie verteilen sich seit mehr als 60 Jahren auf drei
     seum“ mit den „Braith-Mali-Ateliers“ der Öffentlichkeit zugänglich,        klimatisierte Magazinräume und füllen 21,6 lfm raumhohe Regale so-
     am 1. Oktober 1910 wird das „Braith-Mali-Denkmal“ im Museumshof            wie zwei große Grafikschränke. Von den ca. 500 eingelagerten Gemäl-
     enthüllt. Es war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Mittels der schieren    den Braiths wurden in den vergangenen 100 Jahren gerade mal 60 in
     Masse an Kunst und hohen Geldbeträgen haben die Biberacher Kunst-          Ausstellungen präsentiert. Meist wählte man dasselbe Dutzend aus.
     und Altertumsfreunde den erforderlichen Druck erzeugt, damit die           Der Rest hat das Licht der Öffentlichkeit nie erblickt, es sind „depot-
     Stadt ihnen ein Gebäude für ein Museum bereitgestellt. Die beiden          verbannte Werke“ (Dirk Boll).1 Die Bilanz für Christian Mali ist noch
     Künstler haben auf diese Weise ihren Nachruhm gesichert.                   ernüchternder. Warum? Weil Kuratoren und Wissenschaftler nur mit
     Normalerweise verweilt ein Künstlernachlass zwanzig, dreißig Jahre         guten Werken arbeiten. Niemand schaut auf das künstlerisch Halbge-
     bei den Nachfahren bevor nach einer dauerhaften Lösung gesucht             lungene oder den x-ten Vorentwurf. Wozu auch Ölskizzen mit nahezu
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                                                                                             Christian Mali findet nur noch für einen kleinen Betrag einen Abneh-
                                                                                             mer. Der Markt würde lediglich eine begrenzte Anzahl ihrer Werke
                                                                                             aufnehmen. Ohnehin würde ein Verkauf in größerem Stil scheitern,
                                                                                             weil es für anonyme Landschaftsstudien (unsigniert und nicht datiert)
                                                                                             keine Nachfrage gibt. Was soll mit den ca. 1.400 Zeichnungen passie-
                                                                                             ren? Wem soll man sie offerieren? Allen Interessierten oder nur den
                                                                                             Bewohnern der Stadt Biberach, in deren Eigentum sie sich letztlich
                                                                                             befinden? Für Überlegungen zum Entsammeln kann der mutmaßliche
                                                                                             Erlös von Sammlungsteilen vernachlässigt werden. Ein großer Aufwand
                                                                                             wäre mit einem minimalen Ergebnis verbunden. Einzelverkäufe schaf-
                                                                                             fen keinen Platz. Hin und wieder kann es Aufgabe des Entsammelns
                                                                                             sein etwas zu veräußern, um mit dem Erlös ein Werk zu erwerben,
                                                                                             mit dem man eine Lücke im Bestand schließen kann. Etwas abzuge-
        Foto: Wikimedia Commons

                                                                                             ben um das Vorhandene zu stärken, nicht um Einnahmen zu erzielen.

                                                                                             Klasse statt Masse
                                                                                             Am Ende kommt man um ein strenges Aussortieren nicht herum.
                                                                                             Welche Kriterien sollte man bei der Durchsicht anlegen? Das Verblei-
        Denkmal vor dem Braith-Mali-Museum in Biberach mit Büsten von Anton Braith (links)
        und Christian Mali (rechts)                                                          bende sollte die stilistische und motivische Entwicklung eines Oeuvres
                                                                                             nachvollziehbar machen. Er sollte die Breite eines künstlerischen
        gleichen Motiven präsentieren? Sie dienten den Malern zur Vorberei-                  Schaffens belegen und seine besondere Meisterschaft. Einige Werke
        tung großformatiger Gemälde. Ein Nutztiermaler musste nämlich nicht                  sollten das Charakteristische der Epoche aufweisen, ihre typischen
        nur die Tiere und ihre unterschiedlichen Rassen malen können. Er                     Merkmale und Themen. Im einen oder anderen Fall könnte auch ein
        muss auch die Pflanzen kennen und darstellen können, die die Tiere                   ganzer Werkkomplex erhalten bleiben. Regionale Bezüge, sofern vor-
        fressen. Er muss den Boden wiedergeben können, auf dem diese Pflan-                  handen, sind immer von Interesse. Hinsichtlich der Zeichnungen soll-
        zen wachsen, den Hang, auf dem die Tiere weiden, die Bäume und                       ten jene gesichert werden, die als Vorarbeiten für wichtige Gemälde
        Sträucher, die dort stehen. Anton Braith hat sich ausgiebig um sol-                  dienten. Damit verbliebe ein Umfang von 10 bis 15 % in den Magazi-
        chen Realismus bemüht und dafür zahllose Ölstudien und Zeichnun-                     nen, für Anton Braith in der Summe immer noch mehr als 100 Werke.
        gen geschaffen. Allerdings sind die meisten Motive topografisch nicht                Der Rest sollte entsorgt werden. Die heutigen Möglichkeiten des digi-
        zuzuordnen. Wofür könnten sie künftigen Generationen dienen? Um                      talen Abbilds mögen Entscheidungen erleichtern, aber sie entlasten
        die Arbeitsweise des Künstlers anschaulich zu machen reichen locker                  einen nicht vor schmerzhaften Schnitten. Entsammeln heißt auf Voll-
        zwei Dutzend.                                                                        ständigkeit zu verzichten. Wäre Vollständigkeit eine unabdingbare
                                                                                             Voraussetzung um zu Erkenntnissen zu gelangen, so hätte das meiste,
        Der Künstlernachlass – eine Schatztruhe?                                             das historisch auf uns überkommen ist, keine Aussagekraft. Das Ver-
        Eine irrige Annahme, nicht nur für die beiden Nachlässe. Für Künst-                  gangene hat sich niemals vollständig erhalten. Geschichte ist voller
        lernachlässe ist charakteristisch, dass sie überwiegend Werke zweiter                Lücken, dennoch gewinnt man aus ihr Erkenntnisse.
        und dritter Güte enthalten. Weshalb? Weil die meisten guten Werke zu
        Lebzeiten verkauft werden. Sie begründen das Renommee der Künstler                   Stoppen und trennen
        und etablieren den Preis für ihre Werke. Kein Künstler wird seine her-               Entsammeln heißt auch Sammlungsziele zu stoppen und aufzugeben.
        vorragenden Werke lange zurückhalten, schließlich will er die Öffent-                Das Museum Biberach als Mehrspartenmuseum sammelt seit Jahren
        lichkeit von seinen Fähigkeiten überzeugen. In der Regel gehen die                   keine Radios, keine Fotoapparate, keine Münzen, Puppenstuben,
        besten Werke in den Umlauf, sie gehen auf Ausstellungen, werden auf                  Holzmodel, Kostüme, Trachten, Waffen und auch keine Möbel mehr.
        Einladungen oder in Katalogen abgebildet, werden verkauft und wan-                   Vieles, was in der Vergangenheit zusammengetragen wurde, wird
        dern in private und öffentliche Sammlungen. Was als Nachlass an die
        Museen übergeben wird, ist meist nur der Rest, der beim Künstler
        verblieben ist.2 Weil Nachlässe selten in das Licht der Öffentlichkeit
        gelangen, hält sich hartnäckig das Versprechen, man habe einen
        Schatz geborgen.

        Was könnte mit zweit- und drittrangigen Werken geschehen?
        Soll man sie weitere 100 Jahre klimatisieren und künstlich am Leben
        erhalten? Welche Möglichkeiten bieten sich? Eine Idee wäre es sie an
        interessierte Museen abzugeben. Wie viele Werke würden dadurch den
        Standort wechseln? Vielleicht 20 oder 30, sofern Museen an Werken
        zweiter Güte interessiert sind. Das Problem wäre danach nur minimal
                                                                                             Foto: Wikimedia Commons

        kleiner. Soll man sie verkaufen? Sofern man sich hierzu entscheiden
        würde, wäre höchste Eile geboten. Seit 40 Jahren sinken die Preise für
        Werke der Münchner Malerschule kontinuierlich. Für Werke Braiths
        liegen sie heute bei weniger als einem Drittel und es gibt keinerlei
        Anzeichen dafür, dass sich dieser Trend umkehrt. Manches Bild von
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                                                                                                                                                                     3

                                                                                die durch Aufbewahren nach zwei Generationen zu hochwertigen Old-
                                                                                timern werden. Ebenso reifen Bestände nicht wie ein Wein in Folge
                                                                                klimatisierter Kellerlagerung. Für Kunstwerke in Depots gilt: aus dem
                                                                                Auge aus dem Sinn. Deshalb ist eine Auswahl unumgänglich und
                                                                                braucht es Weiteres als nur Kunst

                                                                                Sind Verkäufe erlaubt?
                                                                                Die Statuten des International Councils of Museums (ICOM) und des
                                                                                Deutschen Museumsbundes betonen, dass Museen einen öffentlichen
                                                                                Sammlungsauftrag haben, aber sie haben keinen Auftrag alles für im-
                                                                                mer aufzubewahren. Für den Fall einer Abgabe von Sammlungsteilen
                                                                                sehen sie vor, dass diese zuerst in ihrem Gesamtzusammenhang ge-
                                                                                würdigt werden und bevorzugt Museen und kommunalen Einrichtun-
      Foto: Wikimedia Commons

                                                                                gen zur Übernahme anzubieten sind. Und: „Wird ein finanzieller Erlös
                                                                                erzielt, ist dieser zwingend dem Sammlungsetat zuzuführen.“3 Dies
                                                                                soll verhindern, dass die Sammlung zur Verfügungsmasse kommuna-
                                                                                ler Haushaltsarithmetik wird.

     nicht fortgesetzt. Einzelne Sammlungsteile wurden an Museen und            Wir leben nicht in Mangelzeiten
     Gemeinden abgegeben, andere harren ihrer Ausinventarisierung. Eine         Die Übernahme von größeren Nachlassteilen war in der Vergangenheit
     Verantwortung für die Sammlung umfasst das Ablehnen von Schen-             häufig einem Mangel geschuldet. Es war für Museen eine Möglichkeit
     kungen, den Verzicht auf austauschbare Belegexemplare. Sofern sie          den Bestand zu erweitern, quasi im Tausch gegen Depotfläche. Die
     dennoch ins Museum gelangen, was häufig nicht zu vermeiden ist, so         meisten kommunalen Sammlungen entstanden so. Allerdings leben
     könnten sie mit Zustimmung der Spender entgegengenommen, aber              wir in Zeiten des Überflusses. Überfluss nicht nur an Dingen, Über-
     nicht inventarisiert werden. Sie könnten bspw. auf einem jährlichen        fluss auch an Kunst. Die Anzahl an Künstler/innen ist enorm, die Ob-
     Flohmarkt zusammen mit alten Rahmen, grafische Dubletten, ausge-           jektfülle für Archive kaum zu bewältigen. Welche Kunst und welche
     musterten Mineralien, beschädigten Tierpräparaten etc. abgegeben           Künstler/in sollen die Museen sammeln? Die Antwort fällt schwer.
     werden, der Verkaufserlös würde dem Förderkreis des Museums zu-            Wir wissen weniger als zuvor, was in der Zukunft von Interesse sein
     gutekommen.                                                                könnte. Die Kunst ist international geworden, die künstlerischen Kon-
                                                                                zepte mannigfaltig, die Materialien vielgestaltig. Es gibt „mittlerweile
     Manches fehlt                                                              nicht nur zu viel Kunst, sondern auch zu viel gute Kunst“ bilanziert
     Mit der Übernahme der Nachlässe und der Künstlersalons von Braith          Franz-Josef Sladeczek.4 Kunstwerke sind zwar Unikate, aber es sind
     und Mali haben die Verantwortlichen Entscheidungen getroffen, die          eben keine knappen Güter mehr. Ich plädiere deshalb dafür, dass mehr
     dem Museum Biberach bis heute zum Vorteil gereichen, aber auch             als bisher das Museumsdepot als eine Art Zwischenlager verstanden
     Sorgen bereiten. Sie haben sich lediglich für Kunst interessiert und       wird. Es sollte eine Praxis selbstverständlich werden, wonach es im
     Anderes ausgeschlossen. So finden sich unter den vielen Dingen, die        Abstand von 30 oder 40 Jahren erforderlich wird, die Sammlungsbe-
     aus München nach Biberach kamen, keine schriftlichen Dokumente             stände nach dem Vier-Augen-Prinzip streng zu durchforsten und sich
     und nur sehr wenige persönliche Gegenstände. Dabei wäre es interes-        auch von Teilen zu trennen. Solche wiederkehrenden Beurteilungen
     sant etwas darüber zu erfahren, ob die beiden Maler angesichts ihrer       braucht es, weil Museumsdepots zwar dem materiellen Verfall entge-
     unglaublichen Produktion Helfer hatten und an wen sie ihre Kunst           genwirken, nicht aber dem ideellen. Mit dem Entsammeln wird Platz
     verkauft haben. Es wäre von Interesse etwas über das Leben eines           für neue Bestände geschaffen. Und es kann Vielfältiges aufgenommen
     schwulen Paares im Münchener Künstlermilieu des späten 19. Jahr-           werden. Dadurch erhalten Dinge, die noch keinem Kanon entspre-
     hunderts zu erfahren – wie die beiden Maler 40 Jahre lang in einer         chen, eine Chance zu dauerhaften Sammlungsteilen zu werden. Ande-
     „Männerfreundschaft“ lebten, mit wem sie Kontakte pflegten usw.            re Güter werden aus ihrer Immobilität gelöst. Das Depot wird stärker
     Nichts davon kann man mit den riesigen Nachlässen belegen – eine           ein Arbeitsspeicher als ein Verwahrort.
     einzige Schachtel mit Schriftstücken wäre da von großem wissen-
     schaftlichem Nutzen.                                                       1Dirk Boll: Weniger ein Plädoyer als eine Bestandsaufnahme, in: Olaf Zimmer-
                                                                                mann, Theo Geißler (Hg.): Altes Zeug: Beiträge zur Diskussion zum nachhaltigen
     Keine Spekulation                                                          Kulturgutschutz, Berlin 2016, S. 176.
     Sammlungsbestände eignen sich nicht zum Spekulieren. Die Verant-           2 Uwe Degreif: Teilen und sichern. Argumente gegen den vollständigen Erhalt, in:
     wortlichen in den Museen dürfen nicht zu stillen Verbündeten der           Künstlerbund Baden-Württemberg (Hg.): Was bleibt? Konzepte für den Umgang
     Künstler oder ihrer Nachlassverwalter werden, wenn diese auf Preis-        mit Künstlernachlässen, Freiburg 2015, S. 37- 43.
     stabilität oder gar auf eine spätere Wertsteigerung hoffen. Es gilt: Hat   3Deutscher Museumsbund: Nachhaltiges Sammeln. Ein Leitfaden zum Sammeln
     der Künstler oder die Künstlerin zu Lebzeiten keine Bedeutung er-          und Abgeben von Museumsgut, Berlin/Leipzig 2011, S. 28.
     langt, so werden sie diese mit ihrem Ableben nicht mehr erreichen.         4 Franz-Josef Sladeczek, Sandra Sykora: After Collecting. Leitfaden für den Künst-
     Der berühmte van-Gogh-Effekt, zu Lebzeiten verkannt, nach dem              lernachlass, Zürich 2013, S. 125.
     Tod ein Superstar, ist ein Phänomen des ausgehenden 19., nicht des
     20. Jahrhunderts. Mir ist kein Künstler bekannt, dessen Werke durch        * Der Autor war von 1997- 2020 Kurator am Museum Biberach und hat mehrere
     Einlagern in ein Museum an Wert gewonnen haben. Das Gegenteil ist          private Künstlernachlässe geordnet. In etwas ausführlicherer Form ist der Aufsatz
     der Fall. Museumsdepots sind keine Garagen für ausrangierte Autos,         in Heft 2 der »Schwäbischen Heimat« 2020 erschienen.
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   4    museums.intern

                                                                                                                   Nach 24 Jahren kontinuierlicher Ausstellungs-
                                                                                                                   arbeit und Sammlungspräsentation in den
                                                                                                                   historischen Räumen von Schloss Bönnigheim,
                                                                                                                   geht die Sammlung neue Wege mit dem Ziel
                                                                                                                   Lehre, Forschung und das Ausstellen der
                                                                                                                   Kunstwerke unter optimalen und zukunfts-
                                                                                                                   weisenden Gesichtspunkten langfristig zu ge-
        Foto: Kreisarchiv Esslingen / Horst Guth

                                                                                                                   währleisten. Die Zusammenarbeit mit inter-
                                                                                                                   nationalen Museen und Kuratoren wird wie
                                                                                                                   bisher fortgeführt. In den letzten Jahren waren
                                                                                                                   bedeutende Exponate der Sammlung Zander
                                                                                                                   in Ausstellungen u. a. im Museum Folkwang,
                                                                                                                   Essen, der National Gallery, Washington DC
                                                                                                                   und im Los Angeles County Museum zu sehen.
        Das Freilichtmuseum Beuren ist eines von vier Museen im Coachingprogramm »Museen im Wandel II«.            Weitere Ausstellungs-Kooperationen sind in
                                                                                                                   Planung, u. a. mit dem Peggy Guggenheim
        Coachingprogramm                                           Maßnahme nachhaltig zu unterstützen und         Museum, Venedig. Alle Kunstwerke bleiben
        »Museen im Wandel II «                                     Erfahrungen für die anderen Museen in Ba-       im Rahmen von Ausstellungsprojekten und
        Wie wichtig und entscheidend Digitalisierung               den-Württemberg zu sammeln. Aufgrund der        zu Forschungszwecken zugänglich.
        ist, wurde in den letzten Wochen mehr als                  Corona-Pandemie muss „Museen im Wandel          www.sammlung-zander.de
        deutlich. Aufgrund der Corona-Pandemie                     II“ zunächst ausschließlich im digitalen Raum
        wurden Konferenzen, Konzerte und Kinovor-                  stattfinden. Mit passgenauen Coachings,
        stellungen digital abgehalten, auch Museen                 Workshops und Online-Seminaren, die auf
                                                                                                                   Keltenkonzeption des Landes erhält
        haben sich vermehrt im Digitalen sichtbar                  die individuellen Bedürfnisse der Häuser ein-
                                                                                                                   Unterstützung vom Bund
        gemacht. Damit die aktuellen Möglichkeiten,                gehen, sollen die Mitarbeiter*innen der Mu-
        neue digitale Formate auszuprobieren, nach-                seen Kompetenzen beim zielgruppengerech-        Der Bund wird im Rahmen seines Programms
        haltig wirken können, unterstützt die Me-                  ten Einsatz digitaler Technologien gewinnen.    „Investitionen für nationale Kultureinrich-
        dien- und Filmgesellschaft Baden-Württem-                  Bei zwei Plattform-Veranstaltungen haben        tungen“ zwei bedeutende keltische Fundstät-
        berg (MFG) durch das Angebot maßgeschnei-                  alle Museen in Baden-Württemberg Gelegen-       ten in Baden-Württemberg fördern. Für die
        derter Programme. Mit dem Coachingpro-                     heit, Einblicke in die Projektprozesse zu be-   Kultur- und Erlebnisangebote, die am Ipf in
        gramm „Museen im Wandel II“ der MFG                        kommen, Kontakte mit Expert*innen zu            Bopfingen sowie am Heidengraben auf der
        werden nun im Auftrag des Ministeriums                     knüpfen und sich auszutauschen. Bei mehre-      Schwäbischen Alb entstehen sollen, wurden
        für Wissenschaft, Forschung und Kunst und                  ren öffentlichen Workshops und Webinaren        Zuschüsse von 918.000 Euro bzw. 2 Mio. Euro
        in Partnerschaft mit der Landesstelle für                  können sie ihr Fachwissen vertiefen – etwa      in Aussicht gestellt. Zusätzlich wird auch das
        Museumsbetreuung Baden-Württemberg vier                    im Bereich Content-Strategie, Video-Kampa-      Urgeschichtliche Museum Blaubeuren, in dem
        nichtstaatliche Museen in Baden-Württem-                   gnen oder digitale Tools – und von den Er-      Originalfunde aus dem UNESCO-Welterbe-
        berg zielgerichtet gefördert. „Museen im                   fahrungen anderer Museen profitieren.           Gebiet „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwä-
        Wandel II“ bietet von Mai 2020 bis Mai 2021                https://kreativ.mfg.de                          bischen Alb“ zu sehen sind, mit einem Zu-
        ein bedarfsgerechtes Paket an Coachings,                                                                   schuss von 175.000 Euro gefördert. Die Kel-
        Netzwerkveranstaltungen und Expert*innen-                                                                  tenstätten am Ipf und am Heidengraben sind
        Workshops sowie ein Budget zur initialen                                                                   Bestandteil der Keltenkonzeption des Landes
                                                                   Sammlung Zander verlässt Bönnigheim
        Umsetzung der individuell entwickelten Ide-                                                                Baden-Württemberg, die das keltische Erbe
        en für kleine und mittelgroße Museen an. Die               Mit rund 4.500 Arbeiten aus dem Bereich der     des Landes an den Fundstätten besser sicht-
        mittlerweile vierte Runde der MFG Coaching-                Naive, Outsider Art und Volkskunst ist die      bar machen und stärker vernetzen soll. Ne-
        Reihe für Museen unterstützt die Häuser da-                Sammlung Zander in ihrer Ausrichtung ein-       ben dem Heidengraben und dem Ipf fördert
        bei, publikumsorientierte digitale Angebote                zigartig. Die Galeristin Charlotte Zander       das Land auch Keltenmuseum in Hochdorf. In
        zu entwickeln und digitalstrategisch auszu-                (1930-2014) hat die Sammlung in über 60         einer zweiten Phase sollen Fundstätten und
        richten. Neu ist, dass sich neben den regulä-              Jahren zusammengetragen. Schwerpunkt sind       Museen in weiteren Regionen des Landes ge-
        ren und individuellen Coaching-Terminen für                bedeutende Konvolute von Klassikern der         fördert werden.
        die vier ausgewählten Museen offene Wei-                   Naive wie André Bauchant, Camille Bombois,
        terbildungsveranstaltungen an alle Museen in               Morris Hirshfield, Séraphine Louis, Henri
        Baden-Württemberg richten. Für das Coa-                    Rousseau, Adalbert Trillhaase, Louis Vivin
                                                                                                                   Forscher identifizieren
        chingprogramm hat eine Fachjury folgende                   oder Alfred Wallis. Seit 1996 war die Samm-
                                                                                                                   Urzeit-Salamander
        Einrichtungen ausgewählt: die Forscherfabrik               lung im Schloss Bönnigheim untergebracht.
        Schorndorf, das Freilichtmuseum Beuren, das                37 Themen- und monografische Ausstellun-        Der Ursprung der heutigen Amphibien - Frö-
        Museum Humpis Quartier in Ravensburg so-                   gen wurden seitdem dort gezeigt. Nach dem       sche, Salamander und Blindwühlen – ist bis
        wie das Museum Ritter der Marli Hoppe-Rit-                 Tod der Sammlerin Charlotte Zander 2014,        heute rätselhaft. Das liegt vor allem daran,
        ter-Stiftung in Waldenbuch. Ziel des Coa-                  wurde die Sammlung in eine gemeinnützige        dass er über 330 Millionen Jahre zurückreicht
        ching-Projekts ist es, die vier Museen bei der             GmbH eingebracht. Seitdem ist die Tochter       und die Skelette der Amphibien-Urahnen
        Entwicklung und Umsetzung einer digitalen                  Susanne Zander Geschäftsführerin der gGmbH.     meist winzig klein und deshalb fossil kaum
museumsbrief print_Layout 1 09.07.20 16:06 Seite 7

                                                      museums.personalia                                                                                5

     erhalten sind. Zwei 220 Millionen Jahre alte     Im Museum Biberach hat im Mai mit Dr. Ju-        stücke nach Pforzheim zu holen oder Teile
     Urzeitfunde aus Kirgisien konnten Dr. Rainer     dith Bihr eine neue Kunsthistorikerin ihre       der Sammlung weltweit zu präsentieren. Falk
     Schoch, Wissenschaftler am Naturkundemu-         Stelle angetreten. Die 1984 geborene Nachfol-    war bis zuletzt als Ausstellungskurator tätig.
     seum Stuttgart, und zwei weitere Kollegen        gerin von Dr. Uwe Degreif , der Anfang April
     jetzt als ältesten Salamander der Welt identi-   in den Ruhestand getreten ist, wurde 2014
     fizieren. Die Fossilen aus der Zeit der Trias    mit einer Arbeit über „Ornamentale Struktu-      Der neue Stadtarchivar in Renningen ist seit
     sind wissenschaftlich sehr bedeutend, da sie     ren in der ägyptischen Kunst der Gegenwart“      Anfang April Dr. Christian Kübler . Er be-
     einen Missing-Link in der Evolution der          an der Universität Köln promoviert und hat       treut auch das archäologische Museum vor
     Amphibien liefern. Die Ergebnisse ihrer For-     anschließend ein Volontariat am Zentrum für      Ort. Kübler ist Nachfolger von Mathias Gra-
     schungsarbeit haben die Paläontologen Dr.        Kunst und Medien Karlsruhe absolviert.           ner , der nach Weil der Stadt gewechselt hat.
     Rainer Schoch, (Naturkundemuseum Stutt-                                                           Kübler hat in Tübingen mittelalterliche Ge-
     gart/ SMNS), Dr. Ralf Werneburg (Naturhis-                                                        schichte studiert sowie im Nebenfach neuere
     torisches Museum Schleusingen) und Dr. Se-       Seit Mai leiten Çağla İlk und Misal Adnan      und neueste Geschichte und ArchäologieNoch
     bastian Voigt (Urweltmuseum Geoskop) nun         Yıldız die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden,    während seines Studiums legte Christian
     in der Fachzeitschrift Proceedings of the Na-    nachdem Johan Holten im Herbst die Leitung       Kübler seinen Schwerpunkt auf die Landes-
     tional Academy of Sciences (PNAS) veröffent-     der Kunsthalle Mannheim übernommen hat.          geschichte, schließlich promovierte er am In-
     licht. Bei einer von Sebastian Voigt organi-     İlk (43) hat an der Technischen Universität      stitut für geschichtliche Landeskunde, wo er
     sierten wissenschaftlichen Grabung in Kir-       Berlin und an der Mimar Sinan Universität        auch lange Zeit arbeitete. Seit 2018 war er am
     gisien wurde ein hochinteressantes Fossil        Istanbul Architektur studiert und war bis vor    Freilichtmuseum Beuren angestellt. An der
                                                      kurzem als Dramaturgin und Kuratorin am          Stelle in Renningen hat ihn die Kombination
                                                      Maxim Gorki Theater in Berlin tätig. Daneben     aus Museums- und Archivarbeit gereizt.
                                                      war İlk als Ausstellungskuratorin tätig. Misal
                                                      Adnan Yıldız (40) studierte Psychologie und
                                                      Erziehungswissenschaften an der Boğaziçi         Anfang März hat Prof. Dr. Astrid Pellen-
                                                      Universität in Istanbul und absolvierte an-      gahr die Direktion des Landesmuseums Würt-
                                                      schließend das Curatorial Studies-Programm       temberg übernommen. Sie ist Nachfolgerin
                                                      Curatorlab an der Konstfack University of        von Prof. Dr. Cornelia Ewigleben . Astrid
      Foto: T. Wilhelm SMNS

                                                      Arts, Crafts and Design in Stockholm. Yıldız     Pellengahr studierte Kulturwissenschaften
                                                      war als Kurator an verschiedenen Einrichtun-     und Soziologie an der Ludwigs-Maximilians-
                                                      gen tätig, u.a. am Künstlerhaus Stuttgart und    Universität München. Im Jahr 2000 hat sie
                                                      Artspace Aotearoa in Auckland/Neuseeland.        dort ihre Promotion abgeschlossen. Nach Lei-
                                                                                                       tung des Stadtmuseums Kaufbeuren und des
     Rainer Schoch mit dem fossilen Salamander
     Triassurus SMNS                                                                                   Deutschen Jagd- und Fischereimuseums in
                                                      In Offenburg hat Anfang Mai Dr. Wolfgang         München wechselte sie 2014 zum Bayerischen
     entdeckt, das der Forscher seinen Kollegen       Reinbold , seit 2001 bei der städtischen Pres-   Landesamt für Denkmalpflege als Leiterin der
     Dr. Rainer Schoch und Dr. Ralf Werneburg         se- und Öffentlichkeitsarbeit tätig, die Nach-   Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen
     zeigte. Die Paläontologen sahen Ähnlichkei-      folge von Dr. Wolfgang M. Gall als Abtei-        in Bayern.
     ten mit einem weiteren Fund aus den 220          lungsleiter Museum im Ritterhaus und Stadt-
     Millionen Jahre alten Schichten von Madygen      archiv angetreten. Reinbold ist promovierter
     in Kirgisien, der in Moskau aufbewahrt wird.     Historiker und hat seit 2011 die Pressestelle    Im Mai ist der langjährige Leiter des Archivs
     Nach mehreren Untersuchungen stellte sich        zusammen mit Heidi Haberecht geleitet. Er        und der Museen der Stadt Göppingen Dr.
     heraus, dass der neue Skelettfund und das        betreute seit 2005 für Frau Schreiner den neu    Karl-Heinz Rueß in den Ruhestand getre-
     Stück in Moskau von derselben Art stammen,       gegründeten Eurodistrikt Straßburg-Ortenau       ten. Der 1954 in Erbach bei Ulm gegorene
     Triassurus sixtelae. „Obwohl der Urzeit-Sala-    und war viele Jahre für die sechs Partner-       Historiker und Archivarhat empirischen Kul-
     mander nur fünf Zentimeter groß ist, liefern     städte Offenburgs mit verantwortlich.            turwissenschaft und Erziehungswissenschaft
     die Fossilien von Triassurus sixtelae sehr                                                        an der Eberhard Karls Universität Tübingen
     viele neue Erkenntnisse für unsere Untersu-                                                       studiert und 1983 abgeschlossen. Im gleichen
     chungen zum Ursprung der Amphibien. Wir          Ende April ist der ehemalige Leiter des Pforz-   Jahr übernahm Rueß die Archivleitung in
     sind einen Schritt weiter bei der Erforschung    heimer Schmuckmuseums Dr. Fritz Falk ver-        Göppingen. 1989 wurde er mit einer Arbeit
     der Evolution der Frösche und Salamander.        storben. Der Goldschmiedemeister und pro-        Zur Geschichte des Kommunalen Wohnungs-
     Mein Leben lang habe ich von so einem Fund       movierte Kunsthistoriker prägte das kulturelle   baus für Arbeiter promoviert. Von 1993 bis
     geträumt.“, freut sich Rainer Schoch, Experte    Leben Pforzheims über 35 Jahre maßgeblich        2000 war er Präsident des Museumsverban-
     für Saurier und fossile Amphibien am Natur-      mit. Von 1969 bis 2004 war Falk am Schmuck-      des Baden-Württemberg. Karl-Heinz Rueß ist
     kundemuseum Stuttgart. Denn Triassurus six-      museum tätig. Durch seine Sammlungspolitik       in zahlreichen historischen Vereinigungen
     telae besitzt neben den Salamander-Merk-         legte er den Grundstein für das, was die Be-     ehrenamtlich tätig. Er ist Herausgeber und
     malen auch Eigenschaften ursprünglicher          stände des Hauses als renommiertes Museum        Autor zahlreicher historischer Schriften.
     Amphibien, die ebenso Hinweise auf die Her-      für Schmuckkunst heute ausmacht, und er
     kunft der heutigen noch lebenden Amphibien       begründete dessen internationalen Ruf. Durch
     insgesamt geben.                                 die guten Kontakte des international geschätz-   Im Dezember vergangenen Jahres ist der lang-
     www.naturkundemuseum-bw.de                       ten Experten gelang es, kostbare Schmuck-        jährige Leiter der Restaurierungswerkstätten
museumsbrief print_Layout 1 09.07.20 16:06 Seite 8

   6                                                       museums.porträts

        des Württembergischen Landesmuseums Fritz                                                          frühen 20. Jahrhundert. Neuerdings steht ein
        Weihs im Alter von 97 Jahren verstorben.                                                           Audioguide den Besuchern zur Verfügung, der
        Weihs war 1952 als Restaurator für Gemälde                                                         an 20 Stationen Informationen wichtige Ex-
        und Skulpturen an das Haus gekommen. Zu                                                            ponate erläutert und Hintergrundgeschichten
        seinen ersten Aufgaben zählten damals die                                                          zu den Ausstellungsstücken liefert. Daneben
        Rückführung der im Krieg verlagerten Sam-                                                          bietet das Museum auch eine App an, die auf
        melbestände des Museums und der Wieder-                                                            dem eigenen Smartphone oder auf einem
        aufbau der ersten Schausammlungen im Al-                                                           ausleihbaren Tablet digitalen Kontext zu den
        ten Schloss in Stuttgart. In Zusammenarbeit                                                        Ausstellungsstücken bereitstellt. Doch auch
        mit Prof. Albert Walzer war Weihs über viele                                                       das reguläre Führungsprogramm durch Mu-
        Jahre für den Aufbau zahlreicher Heimatmu-                                                         seumsmitarbeiter hat sein Publikum – nur
        seen in ganz Württemberg verantwortlich                                                            hier werden einzelne Uhren und Musikspiel-
        und ebenso für die Ausstattung der seit den                                                        automaten „live“ in Betrieb genommen.
        1960er Jahren gegründeten Zweigmuseen des                                                          Öffnungszeiten: Di bis So 10 –18 Uhr
        WLM. Auch an der legendären Staufer-Aus-                                                           Junghans Terrassenbau Museum
        stellung im Jahr 1977 hat Weihs als Chefres-                                                       Lauterbacher Straße 68, 78713 Schramberg
        taurator an entscheidender Stelle mitgewirkt.                                                      Telefon 07422/560050
        1986 trat Fritz Weihs nach 34 Dienstjahren                                                         www.junghans-terrassenbau.de
        am Landesmuseum in den Ruhestand.

                                                                                                           Was wäre wenn …
        Im März ist der ehemalige Direktor des Badi-
                                                                                                           Haldenhof anno 1847
        schen Landesmuseums Prof. Dr. Harald Sie-
        benmorgen verstorben. 1949 in Koblenz ge-          Eine Inkunabel der                              Neuhausen ob Eck, Freilichtmuseum
        boren, hatte Siebenmorgen in Freiburg Kunst-
                                                           Industriearchitektur
        geschichte, Germanistik, Klassische Archäo-                                                        Das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck prä-
        logie und Soziologie studiert. Nach der Pro-       Schramberg, Junghans Terrassenhaus              sentiert eines seiner prominentesten Gebäude,
        motion mit einer Arbeit über die Beuroner                                                          den 350 Jahre alten Haldenhof aus Schonach
        Kunstschule arbeitete er ab 1979 als wissen-       Der Junghans Terrassenbau, eine Inkunabel       im Schwarzwald, in Form einer virtuellen
        schaftlicher Mitarbeiter im Mannheimer Reiß-       der Industriearchitektur, geplant von dem be-   Bewohnergeschichte, die sich einen Tag vor-
        Museum. Von 1981 bis 1986 war er stellvertre-      kannten Stuttgarter Architekten Philipp Jakob   nimmt: Montag, den 28. Juni 1847. Bauer Hock
        tender Leiter der Landesausstellung „Stadt im      Manz (1861–1936), bietet den idealen Rahmen     und seine Kinder, die Magd, der Knecht und
        Wandel“ in Braunschweig, von 1986 bis 1991         für einen Ausflug in die Geschichte der         das Hütekind erzählen vom gemeinsamen Le-
        Direktor des Hällisch-Fränkischen Museums          Schwarzwalduhren, der Uhrenfabrik Junghans      ben auf dem Hof und vom Umgang mit einem
        in Schwäbisch Hall und der Städtischen Gale-       und der damit verbundenen Zulieferindustrie.    tragischen Ereignis. Denn eine Person fehlt…
        rie. Von 1991 bis 1993 amtierte er als Präsident   Im ersten Weltkrieg errichtet, ist das mar-     Für die Familie ist 1847 kein einfaches Jahr.
        des Museumsverbandes Baden-Württemberg.            kant die steile Hanglage nutzende ehemalige     Vielerorts sind in Baden die Ernten schlecht
        Von 1992 bis zur Pensionierung 2014 war er         Werksgebäude wieder ein Wahrzeichen der         ausgefallen, und dann wird im Sommer die
        Direktor des Badischen Landesmuseums in            Stadt Schramberg. Die schmalen langen Räu-      Bäuerin krank; „Lungenleiden“ lautet die
        Karlsruhe.                                         me sind so gestaltet, dass fast alle Arbeits-   Diagnose. Am 27. Juni 1847 erliegt sie der
                                                           plätze direkt am Fenster lagen. So boten die    Krankheit. Was passiert auf einem Schwarz-
                                                           neun Etagen Tageslicht für alle Beschäftigten   waldhof, wenn die Bäuerin stirbt? Sieben Be-
        Anfang Mai hat Dr. Dominik Gerd Sieber in          und eigneten sich ideal für die Fertigung       wohner des Haldenhofs erzählen, berichten
        Göppingen die Nachfolge von Dr. Karl-Heinz         feinmechanischer Produkte. Nachdem in den       von ihren Sorgen, aber auch von Hoffnungen
        Rueß als Leiter des Stadtarchivs und der städ-     1970er Jahren die letzten Monteure ausgezo-     und Träumen. Das Leben ist nicht leicht, ge-
        tischen Museen angetreten. Der aus Kempten         gen waren, fiel das Gebäude in einen Dorn-      rade für die Frauen oder wenn man arm ist.
        stammende 39-jährige Historiker hat nach           röschenschlaf. Erweckt wurde der Terrassen-
        seiner Ausbildung zum Bürokaufmann Neue-           bau vom neuen Junghans-Eigentümer Hans-         Der Haldenhof an seinem ursprünglichen Standort
        re Geschichte, Ur- und Frühgeschichte und          Jochem Steim, der nach einer aufwändigen        über dem Triberger Bahnhof

        Archäologie des Mittelalters studiert und mit      Sanierung des Gebäudekomplexes in den Jah-
        der Arbeit über katholische und protestanti-       ren 2016 bis 2018 hier durch das Stuttgarter
        sche Sepulkralkultur in den oberschwäbi-           Atelier Brückner ein neues Museum zur Ge-
        schen Reichsstädten in der Frühen Neuzeit          schichte der Schwarzwalduhr einrichten ließ.
        promoviert. Nach einigen Jahren als wissen-        Neben Stücken aus der Junghans-Werks-
        schaftlicher Mitarbeiter an der Universität        sammlung bildet die von Hans-Jochem Steim
        Tübingen arbeitete er als kommunaler Ar-           erworbene Sammlung von Heinrich Engel-
                                                                                                           Foto: Norbert Hock

        chivpfleger für den Landkreis Sigmaringen          mann aus Vechta den Grundstock zu der zeigt
        und zuletzt als Leiter der Erzbischöflichen        insgesamt rund 300 Exponate umfassenden
        Archivstelle in Sigmaringen.                       Präsentation zur Entwicklung der Uhrenher-
                                                           stellung im Schwarzwald vom 18. bis zum
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     Nicht jeder hat gute Chancen. Aber träumen
     kostet nichts, und vielleicht wird ja doch ein-
     mal alles besser. Natürlich erscheint die Fami-
     lie nicht wirklich selbst – es sind Laienschau-
     spieler aus dem Schwarzwald, die in mehre-
     ren kurzen Filmen das Leben im Haldenhof
     des Jahres 1847 zum Leben erwecken. Wichti-
     ge erste Hinweise darauf, wer dort Mitte des
     19. Jahrhunderts lebte, gaben die Unterlagen
     zur Translozierung des Gebäudes ins Frei-
     lichtmuseum in den 1980er Jahren. Allerdings
     konnten diese allein viele Fragen nicht be-
     antworten, die die Museumswissenschaftler
     interessierten: „Unsere Vorgänger hatten          anderer Ort in dessen Biografie und Rezep-                           Öffnungszeiten: Mo und Do bis So
     schon herausgefunden, wer zu welcher Zeit         tionsgeschichte ein. Für Tübingen ist der                            11 –17 Uhr, Mi 11 –19 Uhr
     den Haldenhof besaß. Vom Gesinde – Mäg-           Hölderlinturm ein Wahrzeichen, das die                               Universitätsstadt Tübingen
     den, Knechten, Hütekindern – hatten wir kei-      Stadtkulisse prägt. Im April 2018 begannen                           Hölderlinturm, Bursagasse 6, 72070 Tübingen
     ne Nachweise. Wenn man im 20. Jahrhundert         die umfangreichen Bauarbeiten im und am                              Telefon 07071/204-1860
     recherchiert, gibt es Menschen, die ihre Erin-    Hölderlinturm, die rechtzeitig zur Wiederer-                         www.hoelderlinturm.de
     nerungen erzählen können. Im 19. Jahrhun-         öffnung im Februar 2020 abgeschlossen wur-
     dert haben wir kaum eine Chance, etwas über       den. Dabei legten die Architekten des Stutt-
     das Leben von einzelnen Personen herauszu-        garter Büros Coast großen Wert auf eine
                                                                                                                            Ein herrschaftliches Gebäude
     finden – in diesem Fall über die Familie Hock,    behutsame Sanierung in enger Abstimmung
                                                                                                                            aus dem Nordschwarzwald
     aus der die letzten Besitzer des Haldenhofs       mit dem Denkmalamt. Die Räume im Turm
     stammten.“ Akribisch wurden Archivdoku-           wurden nur geringfügig verändert, um Bezü-                           Gutach, Schwarzwalder Freilichtmuseum
     mente wie Familien- oder Kirchenbücher nach       ge zur Lebenssituation Hölderlins im mehr-                           Vogstbauernhof
     Hinweisen auf Hochzeiten oder Todesfälle          fach umgebauten Turm wiederherzustellen.
     der Familie Hock untersucht. Aber auch In-        Verschlossene Durchgänge wurden geöffnet                             Mit dem sog. Schlössle von Effringen gelang-
     formationen zum alltäglichen Leben damals         und vorhandene erweitert, um die Räume                               te 2017/18 das erste Gebäude aus dem Nord-
     wurden zusammengetragen. Daraus haben             möglichst durchlässig zu erschließen. Die                            schwarzwald in das Schwarzwälder Freilicht-
     die Ausstellungsmacher jetzt interessante         neue Dauerausstellung widmet sich Hölder-                            museum Vogtsbauernhof. Das heutige Er-
     Fakten und Anekdoten zusammengetragen.            lins Leben im Turm (1807-1843), seinen Be-                           scheinungsbild des im Kern mittelalterlichen
     Wie war das mit dem Heiraten und Kinder-          suchern, der Schönheit seiner Turmgedichte                           Bauwerks entspricht seinem Zustand nach
     kriegen eigentlich früher? Wer erbte den Hof?     und der Fürsorge, die er hier durch die Fami-                        der letzten großen Umbauphase in den Jahren
     Und warum wanderten eigentlich so viele           lie Zimmer empfing – und sie lässt die viel                          um 1880. Das massiv gemauerte, zweige-
     junge Leute nach Amerika aus? Der Halden-         diskutierte Frage nach Hölderlins geistigem                          schossige Gebäude mit großräumigen Stal-
     hof wurde komplett neu mit einer Einrich-         Zustand bewusst unbeantwortet. Sie beleuch-                          lungen im Erdgeschoss und großzügigen
     tung anno 1847 eingerichtet, und wer genau        tet aber auch Hölderlins Tübinger Studien-
     aufpasst, kann die Vergangenheit sogar rie-       jahre (1788–1793), in denen er erste Gedichte
     chen… Die innovative Ausstellung im Haus          veröffentlichte und mit den späteren Philo-
     des Jahres wurde mit Sonderfördermitteln          sophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und
     des Ministeriums für Wissenschaft, For-           Friedrich Wilhelm Joseph Schelling im Stift
     schung und Kunst finanziert.                      die revolutionären Ereignisse in Frankeich
     Öffnungszeiten bis 25. Oktober:                   diskutierte. Im Garten des Hölderlinturms,
     Di bis So 9–18 Uhr                                der von der Wüstenrot-Stiftung zum Jubilä-
     Freilichtmuseum                                   umsjahr 2020 neu angelegt wurde, setzt sich
     Museumsweg 1, 78579 Neuhausen ob Eck              die Ausstellung fort. Den Rhythmus seiner
     Telefon 07467/1391 (Museumskasse)                 Gedichte soll Hölderlin im Gehen entwickelt
     www.freilichtmuseum-neuhausen.de                  haben. Auf einer eigens dafür angelegten Ge-
                                                       dichtlaufstrecke kann selbst erprobt werden,                         Raummaßen im Obergeschoss weist histori-
                                                       welche Laufgeschwindigkeit zu Hölderlins                             sche Eckdaten sowie eine Hausgeschichte auf,
                                                       Versen passt. Zum Verschnaufen, Verweilen                            die es für die Versetzung in das Freilicht-
     Zum Jubiläumsjahr in neuer Gestalt
                                                       und Schmökern gibt es am Ende der Strecke                            museum in hervorragender Weise prädesti-
                                                                                                  Foto: Markus Niethammer

     Tübingen, Hölderlinturm                           einen Lesegarten mit Sitzgelegenheiten. Die                          nieren. So ist das Gebäude nach dem bisheri-
                                                       Dauerausstellung wurde von der Arbeitsstelle                         gen Stand der bauhistorischen Forschungen
     Rückzugsort und Anziehungspunkt, Ort lite-        für literarische Museen, Archive und Gedenk-                         bis mindestens in das Jahr 1406 zu datieren.
     rarischer Produktion und Gegenstand litera-       stätten in Baden-Württemberg (Deutsches                              Das Schlössle ist somit eines der ältesten Ge-
     rischer Rezeption – der Turm, in dem Fried-       Literaturarchiv Marbach) in Zusammenarbeit                           bäude in einem deutschen Freilichtmuseum
     rich Hölderlin die letzten 36 Jahre seines        mit der Universitätsstadt Tübingen und der                           sowie das einzige ehemals herrschaftliche
     Lebens verbrachte, schrieb sich wie kein          Hölderlin-Gesellschaft kuratiert.                                    Anwesen in einem baden-württembergischen
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        Freilichtmuseum. Die ehemals eigenständige       pfarrers, Hymnologen, Dichters und Kompo-
        Gemeinde Effringen ist seit 1975 Stadtteil von   nisten Friedrich Martin Jehle (1844-1941), und
        Wildberg und liegt im Nagoldtal an der           des Vaters Johannes Jehle (1881-1935), Orgel-
        Schnittstelle des Nordschwarzwalds mit dem       bauer, Musikhausgründer, Musikverleger, Pia-
        Hecken- und Schlehengäu. Der urkundlich          nist, Komponist und Dirigent, flossen mit in
        erstmals im Jahre 1005 erwähnte Ort war be-      die Sammlung ein. 1970 kam die Jehle-Samm-
        gütert vom Kloster Stein am Rhein im heu-        lung in den Besitz der Stadt, die sie 1977 auf
        tigen Kanton Schaffhausen in der Schweiz,        drei Stockwerken des Stauffenberg-Schlosses
        das seinen Meierhof mit Kirche und der Filial-   Albstadt-Lautlingen unterbrachte, wo Martin
        kirche Neubulach 1379 an die Familie Grückler    Friedrich Jehle sie bis zu seinem Tod 1982
        verkaufte. Es ist zu vermuten, dass die wohl-    betreute: Er schrieb den ersten kurz gefassten
        habende Familie an Stelle des Meierhofes         Katalog, er verfasste das erste interne Be-
        wenige Jahre später einen herrschaftlichen       standsverzeichnis, veranstaltete Führungen,
        Wohnsitz errichtet hat, der im Sprachge-         Sonderausstellungen und organisierte im          Wertheim am Wasser
        brauch der Einheimischen bis in die Gegen-       Konzertsaal des Schlosses vielbesuchte Mu-       Wertheim, Grafschaftsmuseum
        wart als „Schlössle“ bezeichnet wurde. Nach      seumskonzerte. Zum Bestand zählen histori-
        einer wechselvollen Geschichte – ursprüng-       sche Musikinstrumente: vor allem Tasten-         Vom Feuer habe Wertheim nichts zu befürch-
        lich als Burg erwähnt, dann als Pfarrhof ge-     instrumente, aber auch Streich- und Zupf-        ten, soll einst Martin Luther gesagt haben.
        nutzt, später zur Hofanlage ausgebaut und        instrumente, Holz- und Blechblasinstrumente,     Im Wasser aber werde es untergehen. Zum
        schließlich als Bauernhaus genutzt – wurde       Perkussionsinstrumente, Mechanik-Modelle.        Glück hat sich die düstere Prophezeiung des
        das Gebäude im Zustand des Jahres 1972 be-       Zur Sammlung gehört eine umfangreiche Bi-        Reformators nicht erfüllt. Die Menschen an
        lassen. Der letzte Eigentümer, ein Sohn der      bliothek: Noten, Liederbücher, Gesang-, Cho-     Main und Tauber haben gelernt, am und mit
        letzten Bewohnerfamilie, lebt in einem neu       ral- und Messbücher (ab dem 16. Jahrhun-         dem Wasser zu leben. Und manchmal auch
        errichteten Wohnhaus auf dem Nachbar-            dert), Fachliteratur auf den Gebieten Musik-     im Wasser, wenn die beiden Flüsse wieder
        grundstück und hat das Schlössle bis zum         theorie, Musikgeschichte, Instrumentenbau,       einmal über ihre Ufer treten. Das zeigt die
        gegenwärtigen Zeitpunkt in Eigenleistung         Instrumentenbauer, Firmengeschichte, zahl-       neue Dauerausstellung „Wertheim am Was-
        erhalten. Ein Glücksfall für die Wiederein-      reiche Fachzeitschriften, Autographen (Kom-      ser“, die am 2. März im Grafschaftsmuseum
        richtung des Gebäudes ist der Umstand, dass      positionen, Briefe etc.), außerdem eine um-      eröffnet wurde. Die Ausstellungsfläche um-
        sich die letzten Bewohner des Hauses als         fangreiche Sammlung teils handkolorierter        fasst rund 300 Quadratmeter. Historische
        Zeitzeugen noch an die einstige Einrichtung      Bilder (ab etwa 1840). Die Bibliothek ist eine   Darstellungen, Fotografien und Dokumente
        und Gesamtanlage erinnern können. Das            Präsenzbibliothek. Die Bestände sind in dem      sind zu sehen, Zeitzeugenberichte und Artikel
        Haus wurde bis 1972 bewohnt, was dem Zeit-       umfangreichen, von Volker Jehle betreuten        lokaler Zeitungen. Ein eigens erstelltes Video
        schnitt entspricht, der bei der Hauseinrich-     Gesamtverzeichnis der Musikhistorischen          gibt unter anderem Auskunft über die Zahl
        tung dargestellt wird. Die Inneneinrichtung      Sammlung gelistet, die als PDF von der           der Hochwasser in der Stadt und welche Höhe
        im Stil der 1970 er Jahre wird die Generation    Homepage des Museums heruntergeladen             diese erreichten. Nicht nur für Kinder dürfte
        der heute 40- bis 60-Jährigen emotional          werden kann.                                     der gemeinsam mit den Wertheimer For-
        ansprechen und eigene Lebenserinnerungen         Öffnungszeiten: Mi, Sa, So und Feiertage         scherkids gestaltete „Mitmachraum“ ein be-
        wecken, die an die nächste Generation wei-       14 –17 Uhr und nach Vereinbarung                 sonderer Anziehungspunkt sein. Darin finden
        tergegeben werden können.                        Musikhistorische Sammlung Jehle                  sich Uniformteile und Ausrüstungsgegenstän-
        Öffnungszeiten bis 1. November:                  Stauffenberg-Schloss                             de der Feuerwehr für den Hochwasserfall.
        Täglich 9 –18 Uhr                                Am Schloss 1, 72459 Albstadt-Lautlingen          Gefüllte Sandsäcke vermitteln einen guten
        Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof     Telefon 07431/6041                               Eindruck davon, wie schwer die Wertheimer-
        77793 Gutach (Schwarzwaldbahn)                   www.albstadt.de/musikhistorische-Sammlung-       innen und Wertheimer daran zu tragen haben,
        Telefon 07831/93560                              jehle                                            wenn ihre Flüsse nicht in den Betten bleiben.
        www.vogtsbauernhof.de                                                                             Über lange Zeiten spielten Fischer und Schif-
                                                                                                          fer eine wichtige Rolle in Wertheim. Beson-
                                                                                                          ders im Fokus sind die Holzschiffe des 19.
                                                                                                          und frühen 20. Jahrhunderts auf dem damals
        Musikalisches Erbe aus Ebingen
                                                                                                          noch flachen Main. Wertheim bietet aber
        Albstadt-Lautlingen,                                                                              auch interessante Geschichten zu „Waschwas-
        Musikhistorische Sammlung Jehle                                                                   ser“ und „Abwasser“. Die Ausstellung, deren
                                                                                                          Erläuterungen zweisprachig gehalten sind, ist
        Die Musikhistorische Sammlung im Staufen-                                                         zum größten Teil barrierefrei.
        berg-Schloss in Albstadt-Lautlingen wurde                                                         Öffnungszeiten: Di bis Fr 10 –12 Uhr
        von Martin Friedrich Jehle (1914-1982) zu-                                                        und 14.30 –16.30 Uhr, Sa 14.30 –16.30 Uhr,
        sammengetragen: Der Klavierbaumeister und                                                         So und Feiertage 14 –17 Uhr
        Chef des renommierten Musikhauses hatte                                                           Grafschaftsmuseum Wertheim
        seine Sammlung seit 1964 im Rathaus von                                                           Rathausgasse 7, 10; 97877 Wertheim
        Ebingen präsentiert. In die Sammlung flossen                                                      Telefon 09342/301-511
        die Nachlässe von Jehles Großvater, des Stadt-                                                    www.grafschaftsmuseum.de
museumsbrief print_Layout 1 09.07.20 16:06 Seite 11

     ausstellungen                                                                                                                                        9

                                                      tionäre des Geistes. In der Euphorie des Neu-     heute Maschinen, was Jahrtausende lang mü-
                                                      anfangs der Weimarer Republik sind die Hoff-      hevolle Handarbeit gewesen ist. Erst durch
                                                      nungen groß, den neuen Menschen in einer          die Industrialisierung der Textilproduktion ist
                                                      freiheitlichen Gesellschaft hervorzubringen.      die für uns heute selbstverständliche große
                                                      Die Kunst soll universal sein: der große Auf-     Auswahl an Kleidungsstücken möglich ge-
                                                      bruch der Gegenwart, Erlebnis und Zukunfts-       worden. Im Mittelpunkt der Ausstellung zur
                                                      vision – von der Hölle des Krieges ins Paradies   Kleidung der Alamannen stehen neue Er-
                                                      einer friedlichen, vergeistigten Menschheit,      kenntnisse der Textilarchäologie. Wolle und
                                                      wie sie die süddeutschen Expressionisten          Leinen waren die hauptsächlich verarbeiteten
                                                      Gottfried Graf, Albert Mueller und Josef Eberz    Rohstoffe. Anhand von archäologischen Fun-
                                                      herbeiträumen. Doch lassen sich diese hoch-       den werden die einzelnen Schritte vom Schaf
                                                      fliegenden geistigen Spannungszustände auf        zum fertigen Mantel nachvollziehbar darge-
                                                      Dauer nicht aufrechterhalten. Das leiden-         stellt. Noch aufwendiger als die Verarbeitung
                                                      schaftliche Gefühl weicht dem nüchternen          von Wolle war die Herstellung von Leinen-
                                                      Blick, dem Expressionismus folgen Abstrak-        stoffen. Im Gebiet der Alamannen haben sich
                                                      tion und Neue Sachlichkeit. In den Räumen         Textilien durch die Zeit nur sehr schlecht er-
                                                      des ehemaligen Klosters St. Wolfgang werden       halten. Deshalb zeigt die Ausstellung anhand
                                                      über 100 Kunstwerke von 30 Künstlern ge-          von Repliken, wie die Kleidung ausgesehen
      Foto: Bernhard Strauss

                                                      zeigt, unter denen ein Curt Lahs, Hans Or-        haben könnte. Etwas Besonderes stellt dabei
                                                      lowski oder Curt Ehrhardt neu zu entdecken        die Grablege einer vornehmen Dame aus
                                                      sind.                                             Lauchheim dar: Sie zeigt, in welcher Kleidung
                                                      Öffnungszeiten:                                   und mit welchen Textilbeigaben die Tote be-
     Curt Lahs: Hl. Sebastian, Aquarell, 1918         Di bis Fr 14 – 17 Uhr, Sa und So 11 –18 Uhr       stattet wurde. Die Ausstellung befasst sich
                                                      Städtisches Museum Engen + Galerie                auch mit dem Arbeitsaufwand, der mit der
                                                      Klostergasse 19, 78234 Engen                      Herstellung eines einzigen Kleidungsstückes
     Hölle & Paradies. Der deutsche
                                                      Telefon 07733/501400                              verbunden war. Dabei zeigt sich unter ande-
     Expressionismus um 1918
                                                      www.engen.de                                      rem: Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit
     Engen, Städtisches Museum                                                                          sind keine Erfindung unserer Zeit.
     3. März bis 13. September 2020                                                                     Öffnungszeiten:
                                                                                                        Di bis Fr 14 –17 Uhr, Sa und So 13 –17 Uhr
                                                      Gut betucht. Textilerzeugung
     Mit „Hölle und Paradies“ zeigt das Städtische                                                      Alamannenmuseum Ellwangen
                                                      bei den Alamannen
     Museum Engen ein Jahrzehnt deutscher                                                               Haller Straße 9, 73479 Ellwangen
     Kunstgeschichte, das von tiefgreifenden Um-      Ellwangen an der Jagst, Alamannenmuseum           Telefon 07961/969747
     brüchen gezeichnet war. Gleich zu Beginn         7. Februar bis 11. Oktober 2020                   www.alamannenmuseum-ellwangen.de
     werden die bedeutenden Kriegszyklen von
     Ludwig Meidner (1914) und Otto Dix (1924)        „Ich habe nichts anzuziehen!“ Heute ist mit
     einander exemplarisch gegenübergestellt. Die     diesem Stoßseufzer meistens kein Mangel be-
     Vorstellung des Krieges und seine grausame       klagt, sondern, im Gegenteil, der Überfluss:
     Realität bilden den Kristallisationspunkt für    vor dem vollen Kleiderschrank fällt die Aus-
     eine neue expressionistische Künstlergenera-     wahl schwer. Und wenn man sich nicht ent-
     tion, die sich mit dem Ende des Ersten Welt-     scheiden kann, wird via Internet zur Not ein-
     kriegs formiert. Es ist die Zeit der gesell-     fach ein neues Outfit bestellt. Ganz anders
     schaftlichen Extreme: zwischen Hunger und        sah das zu Zeiten der Alamannen aus. Volle
     Verheißung, Revolution und Reaktion, Zu-         Kleiderschränke waren den Alamannen unbe-
     kunftsängsten und hochgespannten Idealen.        kannt. Die Zahl der Kleidungsstücke, die zur
     Stilistische Neuerungen wie Kubismus, Futu-      Auswahl standen, war überschaubar, und
     rismus und ein expressiver Naturalismus          mancher war froh, wenn die Klage „Ich habe
     werden von den Avantgarde-Künstlern Con-         nichts anzuziehen!“, nicht den Tatsachen
     rad Felixmüller, Georg Tappert und Bruno         entsprach. Seit der Mensch begonnen hatte,        Malgosia Jankowska: Blaue Hütte II, 2014
     Krauskopf zur Intensitätssteigerung ihrer        Kleidung zu tragen, spielte nicht nur die
     Bildsprache eingesetzt. Man möchte die Ge-       Schutzfunktion eine wichtige Rolle, sondern
                                                                                                        Wald. Wolf. Wildnis.
     sellschaft mit den ästhetischen Mitteln der      sehr schnell wurde auch die schmückende
     Kunst erneuern: schöpferisch, spirituell, po-    Wirkung der Kleidung bedacht. Aber erst mit       Burgrieden-Rot, Villa Rot
     litisch. Während auf den Straßen der Haupt-      der Herstellung von Garn aus einzelnen Fa-        23. Februar bis 20. September 2020
     stadt die Barrikadenkämpfe des Spartakus-        sern und deren Weiterverarbeitung zu Texti-
     aufstandes toben, schließen sich die Künstler    lien bestand die Möglichkeit, das Aussehen der    Der Wolf kehrt zurück in unsere Wälder. Das
     in ganz Deutschland zu neuen Vereinigungen       Kleidung weitgehend selbst zu bestimmen.          Bundesamt für Naturschutz zählt aktuell
     zusammen: in Berlin zur Novembergruppe, in       Seit dieser Zeit haben sich die einzelnen Ar-     mehr als 100 Wolfsrudel in Deutschland. Was
     Dresden zur Gruppe 1919, in Düsseldorf zum       beitsschritte zur Herstellung von Textilien       als positives Zeichen eines sich erholenden
     Jungen Rheinland. Sie fühlen sich als Revolu-    nicht wesentlich verändert. Nur übernehmen        Ökosystems gelesen werden könnte, schürt in
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