Mobilität sichern VERKEHRSINFRASTRUK TUR - IHK Frankfurt am Main
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10.2019 Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 142 VERKEHRSINFR A S TRUK TUR Mobilität sichern 38_ Bislang bleibt der 40_ IHK-Sommerempfang 47_ Neue Regeln für Brexit-Effekt aus in Bad Homburg Gutscheine beachten Gewerbemarktbericht Wirtschaft trifft Politik Umsatzsteuergesetz www.frankfurt-main.ihk.de
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VO RWO R T 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Metropolregion FrankfurtRheinMain ist vom Verkehr ge- prägt: Täglich sind mehr als eine Million Beschäftigte inner- halb der Region unterwegs oder pendeln von Wohnort zu Arbeitsort – Tendenz steigend. Mit dem stetigen Wirtschafts- „ wachstum geht ein Zuwachs an Arbeitsplätzen, Bevölkerung, Pendlern, Studenten und Touristen einher. Die Stadt Frankfurt muss als Herz der Region eine Antwort auf die wachsenden Verkehre geben, denn Frankfurts Prosperität lebt von der Er- reichbarkeit. Frankfurts Prosperität lebt von der Erreichbarkeit“ In Frankfurt gibt es einen hohen Bedarf an Gewerbeflächen und Wohnbebauung. Mit dem Integrierten Stadtentwick- lungskonzept hat die Stadt einen Plan vorgelegt, wie dies funktionieren kann. Nun ist auch ein Plan notwendig, der die Zukunft der Verkehrsinfrastruktur aufzeigt. Unternehmen müssen ihre Wirtschaftsverkehre kalkulieren, die Mitarbei- ter der Unternehmen sollten in Zukunft nicht auf die nächste Bahn warten müssen. Dieser Plan sollte ambitioniert auf eine prospektive Gestaltung der Verkehre in der Metropole abzie- len und darf keinesfalls zu kurz springen. Hierfür bedarf es eines breiten gesellschaftlichen Dialogs über einen strategischen Masterplan zur Verkehrsinfrastruk- tur und Mobilität der Zukunft als weiteren Baustein des Inte- grierten Stadtentwicklungskonzepts. Denn ohne Lösungen für Wirtschafts- und insbesondere Lieferverkehre werden die Konflikte im Verkehrsraum nur verschärft. Die IHK Frankfurt bietet daher an, gemeinsam mit den Akteuren von Stadt und Region über Anforderungen einer zukunftsgerechten Stadt zu sprechen. Frank Nagel Vizepräsident, IHK Frankfurt I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
4 INH A LT 1 0 .1 9 44 38 41 10_ Verkehrsinfrastruktur Mobilität sichern Es besteht auf allen Ebenen politi- scher Handlungsbedarf: Denn die zunehmenden Verkehrsbelastun- gen und der Sanierungsstau auf hessischen Verkehrswegen ge- fährden den Wirtschaftsstandort Hessen. 32 36 28 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
INH A LT 1 0 .1 9 5 3_ Vorwort INHALT 10.19 6_ Kurzmeldungen Fokusthema Verkehrsinfrastruktur 10_ Wirtschaft fordert Masterplan 20_ Fernbahntunnel: „Ein großes, mutiges Projekt“ 22_ „Es fehlt an Ringverkehren“ 24_ Homeoffice: Kleine Firmen oft noch zögerlich 26_ Contargo: Vom Stripping und Stuffing Unternehmensreport 28_ Yamon: Workout am Schreibtisch Unternehmenspraxis 32_ Trendberuf Influencer Metropolregion FrankfurtRheinMain 36_ Discovery Art Fair: „Frischer geht es nicht“ 38_ Gewerbemarkt: Bislang kein Brexit-Effekt IHK intern 40_ IHK-Sommerempfang: Zuspruch für ein aktives Europa 43_ Ehrenplakette: „Herr Platz ist eine Institution“ Aus- und Weiterbildung 44_ Exzellente Ausbilder: Auf einer Wellenlänge Recht und Steuern 47_ Neue Regeln für Gutscheine 49_ Amtliches 66_ Zurückgeblättert | Mein Lieblingsort I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
6 KUR ZMEL D UN GEN E X I S T ENZGRÜND UN G M A IN-TAUNUS Wunsch nach eigener Landkreis wächst weiter Firma auf Rekordtief Die Einwohnerzahl im Main-Taunus-Kreis ist 2018 erneut gewachsen. Laut Statistischem Landesamt weist der Selbstständige in der EU EU-Länder mit dem höchsten Anteil an Selbstständigen an allen Erwerbstätigen Landkreis demnach für den 31. Dezember 2018 exakt im Alter von 15 bis 64 Jahren im Jahr 2018 237 735 Einwohner aus. Das waren knapp 800 mehr als Griechenland Italien 21,5 29,8 % im Jahr zuvor, etwa die Hälfte davon sind Flüchtlinge. Die Polen 17,8 Rumänien 17,3 Bevölkerungsdichte im Kreis beträgt 1069 Menschen pro Tschechien 16,4 32,6 Mio. Quadratkilometer. Im selben Zeitraum sind laut Statisti- Niederlande Spanien 16,2 15,6 Selbstständige in der EU schem Landesamt rund 800 Wohnungen fertiggestellt Portugal 15,2 Slowakei 14,7 72 % sind Einzelunternehmer worden. Als Ursache für das Bevölkerungswachstum Großbritannien 14,6 wird hauptsächlich die anhaltende Attraktivität als Wohn- EU Irland 14,2 14,1 68 % Männer ort mit kurzen Wegen in der wirtschaftsstarken Metro- Malta 14,1 […] sind 50 Jahre polregion genannt. www.statistik.hessen.de Deutschland 9,4 46 % und älter Quelle: Eurostat © Globus 13199 IHK IN T ER N In Deutschland geht seit Jahren nicht nur die Zahl der reali- sierten Existenzgründungen zurück, sondern generell auch E-Mail oder Email? der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit. Wie eine ak- tuelle Analyse von KfW Research zum Thema Gründergeist Unternehmen aus dem IHK-Bezirk sind aufgerufen, sich am zeigt, wären 2018 nur 25 Prozent der Erwerbsbevölkerung großen Diktatwettbewerb „Die Wirtschaft schreibt!“ zu be- gerne ihr eigener Chef gewesen. Damit hat der Selbstständig- teiligen – nicht nur aus Freude an der Sprache, sondern auch keitswunsch hierzulande ein Rekordtief erreicht. Im Jahr 2000 für einen guten Zweck. Dienstag, 19. November, 17 bis 19.30 lag der Anteil noch bei 45 Prozent. www.kfw.de Uhr. www.frankfurt-main.ihk.de/veranstaltungen Selbstständigkeit KULT UR Meisterstücke – vom Foto: © LWL – Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum), Handwerk der Maler INDUSTRIEBAU & GEWERBEBAU PLANUNG – PRODUKTION – MONTAGE In Vergessenheit geraten ist, dass auch Maler einmal in Zünften organisiert waren und wie an- dere Handwerker zum Abschluss ihrer langen Münster, Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif Ausbildung ihr Können mit einem Meisterstück beweisen mussten. Erst dann durften sie ihre Gemälde signieren, eine eigene Werkstatt füh- ren und selbst ausbilden. Die Stadt Frankfurt ver- langte ehemals von den Malern die Einlieferung des vorgeschriebenen Meister- oder Probestücks für die Ausstattung des Rathauses, des Römers. Das Historische Museum Frankfurt besitzt eine Derick Baegert, Der Evangelist Lukas malt die Muttergottes (um 1485/1490). für die Erforschung der Künstlersozialgeschichte WOLF SYSTEM GMBH in Deutschland einzigartige Sammlung von über 94486 Osterhofen Tel. 09932 37-0 45 Meister- oder Probestücken aus der Zeit von 1631 bis 1858. Die Ausstellung gbi@wolfsystem.de widmet sich erstmals diesem vergessenen Thema der Künstlersozialgeschichte. WWW.WOLFSYSTEM.DE Bis 19. Januar. www.historisches-museum-frankfurt.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
KUR ZMEL D UN GEN 7 Foto: Hans Joachim Wolff E X I S T ENZGRÜND UN G Frankfurter Gründungsfonds auf Erfolgskurs Knapp zehn Jahre ist das Erfolgsmodell der Stadt Frankfurt, der Frankfur- ter Gründerfonds, inzwischen alt. Für den Frankfurter Wirtschaftsdezernen- ten Markus Frank (CDU) war dieses Jubiläum der Anlass, einige mit dem Fonds geförderte und mittlerweile etablierte Unternehmer vor Ort zu besu- chen. „Wir haben damit eine Lücke in einem für Gründer schwierigen Finan- zierungssegment geschlossen und sehen an den zahlreichen Anfragen, dass die Nachfrage weiterhin groß ist,“ betonte er. Zu den Frankfurter Erfolgs- Von links: Markus Frank, Wirtschaftsdezernent, Stadt Frankfurt, Norbert Rojan und Sybille Nolte, Geschäftsfüh- gründern zählt beispielweise der Hessenshop. Nach knapp zehn Jahren hat rer, Hessen Shop, Andreas Hammer, Leiter, IHK-Arbeits- das Unternehmen vier Filialen und 14 Mitarbeiter sowie einen Onlineshop. kreis Start-ups und Existenzgründung, und Martin Cremer, Frankfurt School Financial www.frankfurter-gruenderfonds.de UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G FR A NK FUR T R HEINM A IN Aufwärtstrend beim Metropolregion präsentiert Factoring sich auf Expo Real Unternehmensfinanzierungen mit Factoring verbuchen wei- Nach dem Erfolg der vergangenen Jahre wird sich die Metro- terhin ein starkes Wachstum im Mittelstand. Im ersten Halb- polregion FrankfurtRheinMain vom 7. bis 9. Oktober erneut mit jahr stieg das angekaufte Forderungsvolumen um acht Pro- einem Gemeinschaftsstand auf der Expo Real in München prä- zent an. Im Vorjahreszeitraum hatte das Plus bei 11,3 Prozent sentieren. Beim wichtigsten europäischen Branchentreffen der gelegen, im gesamten Geschäftsjahr 2018 bei neun Prozent. Immobilienwirtschaft gibt es mit der Metropolarena eine ge- Auch die Geschäftserwartungen der Mitglieder des Bundes- meinsame Veranstaltungsfläche der Region, auf der Vertreter verbands Factoring für den Mittelstand sind weiter positiv. von Politik und Wirtschaft die Trends und Entwicklungen rund Zwar ist die Prognose etwas vorsichtiger geworden. Aber um den Immobilienstandort FrankfurtRheinMain präsentieren. noch immer rechnen zwei Drittel (65 Prozent) der Mitglieder Ein Schwerpunkt der diesjährigen Messe ist das Thema Innova- im zweiten Halbjahr mit wachsendem Neugeschäft. www. tion, zentriert in der neu geöffneten Halle Nova3. Angemeldet bundesverband-factoring.de haben sich diesmal über 2 100 Aussteller. www.exporeal.net D H E IT IS T M EHRWERT. „GESUN U N S E R E M IT ARBEITER, FÜR LG. A U C H F Ü R U NSEREN ERFO ABER E S H A L B S E T ZEN WIR AUF D JO B A K T IV : D AMIT UNSERE IKK N.” R B E IT E R G E SUND BLEIBE MITA ENKAMP IMM GER, OLIVER MEL ANIE PFLE GM BH & CO. KG, BINGEN GI ST IK GLOBUS LO Gesunde Mitarbeiter sind mit die wichtigste Ressource für Unternehmen. IKK Jobaktiv unterstützt dabei, Betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnbringend zu etablieren. Mehr Infos unter bgm.ikk-suedwest.de
8 KUR ZMEL D UN GEN IMPR E S S UM IHK IN T ER N Helfen Sie uns, noch besser zu werden Mitteilung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main Unternehmermagazin für die Region Vom 14. Oktober bis zum 8. No- Angeboten“ durchzuführen. Auch FrankfurtRheinMain vember ist Ihre Meinung gefragt: die IHK Frankfurt ist Mitauftragge- Herausgeber In einer bundesweiten Umfrage ber. Daher unsere Bitte: Nehmen Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main soll ermittelt werden, wie unsere Sie die Chance zur Mitgestaltung Börsenplatz 4 60313 Frankfurt am Main Services und Themen bei den Mit- Ihrer IHK wahr. Ihre Meinung ist uns Telefon 0 69 / 21 97- 0 Fax 0 69 / 21 97-14 24 gliedsunternehmen ankommen und wichtig. Teilnehmen können Be- Internet www.frankfurt-main.ihk.de insbesondere, welche Dienstleis- triebe aus allen Branchen und mit Verantwortlich für den Inhalt tungen Sie in unserem Portfolio ver- einer Betriebsgröße bis zu 50 Mit- Reinhard Fröhlich, Geschäftsführer, missen. Unter Federführung des arbeitern. Zur Teilnahme werden wir Unternehmenskommunikation, IHK Frankfurt Deutschen Industrie- und Handels- Sie zudem per E-Mail und über den Chefredakteurin kammertages (DIHK) hat eine Viel- Newsletter auffordern. Die Befra- Petra Menke zahl von IHKs das Marktforschungs- gung erfolgt online, Telefon 0 69 / 21 97-12 03 E-Mail wirtschaftsforum@frankfurt-main.ihk.de und Beratungsunternehmen 2HMfo- der Downloadlink für Abonnements, Adressänderungen rum, Mainz, damit beauftragt, bun- den Fragebogen ist Cornelia Heinzig desweit eine repräsentative Studie ab 14. Oktober akti- Telefon 0 69 / 21 97-12 04 E-Mail c.heinzig@frankfurt-main.ihk.de zu „Bedarfsgerechten Themen und viert. Nachdruck, auch auszugsweise, und elektronische Vervielfältigung von Artikeln und Fotos nur nach Rücksprache und mit Quellenangabe. Nachdruck von Namensbeiträgen nur mit der Genehmigung des Verfassers. Belegexemplar erbeten. UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G Die mit Namen des Verfassers gekennzeichneten Sustainable Finance auf dem Vormarsch Artikel geben die Meinung des Autors, aber nicht unbedingt die Meinung der Industrie- und Handels- kammer Frankfurt am Main wieder. Titelbild: Getty Images / Cavan Images Foto: Gettyimages / krisanapong detraphiphat Laut einer Analyse von Cap- Verlag Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG marcon Capital wurden mit Sontraer Straße 6 einem Volumen von 87 Milliar- 60386 Frankfurt am Main Geschäftsführung Ralf Zarbock den Euro im ersten Halbjahr Anzeigenleitung weltweit deutlich mehr Unter- Ralf Zarbock nehmensfinanzierungen für Telefon 0 69 / 42 09 03-75 E-Mail verlag@zarbock.de nachhaltige Zwecke arrangiert Internet als im Vorjahreszeitraum. Wäh- www.zarbock.de/wifo rend die Transaktionszahl weit- Grafik gehend stabil blieb, sind die Druck- und Verlagshaus Zarbock Einzelvolumina signifikant ge- Anzeigenpreisliste stiegen. Europa ist gegenwärtig Nr. 120 vom 1. November 2018 Internet www.zarbock.de/wifo die treibende Kraft im Green Financing: Etwa 60 Prozent des weltweit arrangierten Druck Volumens wurden im ersten Halbjahr von europäischen Adressen aufgenommen. Societätsdruck, Frankfurt Der Bezug des IHK-Magazins erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen Beitragsp flicht als Mitglied der IHK. Das IHK W irtschaftsForum ist für Mitglieds- IHK-S ERV I CE : unternehmen der IHK Frankfurt am Main kostenlos. Nichtmitglieder können das U nternehmermagazin für FrankfurtRheinMain abonnieren. Das Jahres- Die hessische Außenwirtschaft abo kostet für Nichtmitglieder 30 Euro, das Einzel exemplar 2,50 Euro. Das IHK W irtschaftsForum erscheint am Anfang jeden Monats, Doppel Mehr als die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaftet die hessische Industrie im Aus- ausgaben im Juli/August und Dezember/Januar. land. Das Umfeld ist unsicherer geworden, Stichwort Brexit und Handelskonflikte Vollbeilagen zwischen den USA und China sowie USA und Europa. Die neu aufgelegte HIHK-Pu- engelbert strauss GmbH & Co. KG, Biebergemünd Druck- und Verlagshaus Zarbock, Frankfurt blikation zur hessischen Außenwirtschaft informiert über aktuelle Trends und Er- wartungen. www.hihk.de Außenwirtschaft I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
KUR ZMEL D UN GEN Handverlesene Unikate DISKRETE in den Toplagen im Junge Menschen ohne Job Zahl der arbeitslosen Jugendlichen Arbeitslosenquoten* 2018 in Prozent VERMARKTUNG Rhein-Main Gebiet (15 bis 24 Jahre) in Tausend Mecklenburg-Vorpommern 9,7 % PREISE: AB 5.000.000 EURO Sachsen-Anhalt 9,1 620 Tsd. Bremen 8,6 600 Tsd. Berlin 8,5 Brandenburg 7,0 500 Sachsen 6,6 Thüringen 6,2 429 Nordrhein-Westfalen 5,6 400 Hamburg 5,3 Saarland 5,1 339 Schleswig-Holstein 5,1 300 Niedersachsen 4,9 210 Deutschland 4,6 Hessen 4,6 2000 02 04 06 08 10 12 14 16 2018 Rheinland-Pfalz 4,1 Baden-Württemberg 2,5 > 7,0 % 7,0 - 5,0 < 5,0 Bayern 2,5 13390 © Globus Quelle: Bundesagentur für Arbeit *in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen, Jahresdurchschnitte AUS B IL D UN G Europa: Jugendarbeits losigkeit rückläufig Mit einer Quote von unter fünf Prozent liegt die Arbeitslosig- keit von Jugendlichen in Deutschland seit Jahren deutlich Sie sind auf der Suche nach einer unter dem EU-Schnitt. In einer neuen Studie des Instituts der ganz besonderen Immobilie? Deutschen Wirtschaft (IW) wird jetzt deutlich, dass sich die Derzeit bieten wir eine handverlesene Auswahl an außerge- Situation in Europa in fast allen Ländern verbessert. Probleme wöhnlichen Immobilien im ganzen Rhein-Main Gebiet an. bestehen jedoch nach wie vor in Kroatien, Italien und Grie- Aufgrund Ihrer hohen Wertigkeit und Einzigartigkeit chenland – Ländern, die auch schon vor der Finanzkrise grö- sowie auf besonderen Wunsch der Eigentümer werden ßere strukturelle wirtschaftliche Probleme hatten. www. diese Objekte nur diskret angeboten. iwkoeln.de Jugendarbeitslosigkeit B IL D UN G Sie sind interessiert? Dann rufen Sie uns an oder Digitalisierung steigert schreiben Sie uns eine Email: Weiterbildungsbedarf 069 - 23 80 79 30 olivier.peters@ppsir.de Mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie trägt die Poli- tik nach Ansicht von DIHK-Präsident Eric Schweitzer der wachsenden Bedeutung des Themas Rechnung. „Wei- terbildung ist eine zentrale Antwort auf die fortschrei- tende Digitalisierung der Arbeitswelt“, sagte er. Würden Betriebe nach den Auswirkungen der Digitalisierung ge- fragt, rangierten mehr Weiterbildungsmaßnahmen bei 87 Prozent der Unternehmen auf Platz eins. „Die IHK-Or- Mehrfach ganisation engagiert sich vor allem für die Stärkung der ausgezeichneter höheren Berufsbildung“, sagte er. Klar sei zugleich: Eine Service Nationale Weiterbildungsstrategie könne nur einen Rah- men bilden und Impulse setzen für regional unterschied- liche Herausforderungen und Antworten. Weiterbildung lebe weiterhin vor allem vom individuellen Engagement der Betriebe und Erwerbstätigen vor Ort. Danziger Straße 50 a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg 0611 - 89 05 92 10 069 - 23 80 79 30 06172 - 94 49 153 peters-sothebysrealty.com
10 FO KUS T HEM A Foto: Picture Alliance / Geisler-Fotopress Verkehrsinfrastruktur Mobilität sichern I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
V erkehrsinfrastruktur 11 M O B IL I TÄT Wirtschaft fordert Masterplan Die Prosperität von FrankfurtRheinMain ist eng mit dem Thema Mobilität v erknüpft. Um Standortvorteile nicht zu verspielen, wurde die Stadt Frankfurt auf- gefordert, einen Masterplan zur Verkehrsinfrastruktur und Mobilität zu erarbeiten. Die überaus verkehrsgünstige Lage hat die wirtschaftliche Entwicklung des Bal- „ lungsraumes FrankfurtRheinMain maßgeblich vorangetrieben. Die Region mit ihren 5,5 Millionen Einwohnern ist eine der wachstumsstärksten in Europa. Die Wirt- schaftskraft ist enorm, die Kaufkraft weit überdurchschnittlich. Doch der Preis, den das Kraftzentrum in Hessen für diese Prosperität und zentrale Lage zu zahlen hat, ist hoch. Jeder Stau ist für die Volkswirt schaft eine Katastrophe“ Wolfgang Werm, Dachser, Frankfurt Auf den Autobahnen stehen Pendler und Lkws in kilometerlangen Fahrzeugschlan- gen Stoßstange an Stoßstange, Fahrbahndecken und Brücken sind marode, der innerstädtische Verkehr steht kurz vor dem Kollaps. Der öffentliche Personennah- verkehr (ÖPNV) verschreckt Pendler durch überfüllte und unpünktliche Regional- bahnen, S- und U-Bahnen. Diese Dauerärgernisse sind Folge unzureichender Inves- titionen in die Verkehrsinfrastruktur. Es wurde über viele Jahre versäumt, die finan- ziellen Mittel für Erhalt und Ausbau von Schienen, Straßen, Brücken dem wachsen- den Verkehrsaufkommen anzupassen. Entscheidender Faktor im Standortwettbewerb Welchen Stellenwert eine intakte Verkehrsinfrastruktur für Hessens Wirtschaft besitzt, belegt die aktuelle „Verkehrsumfrage 2019“ der IHK: Für 78 Prozent der Unternehmen hat sie eine hohe bis sehr hohe Bedeutung. IHK-Präsident Ulrich Caspar formuliert es so: „Mobilität von Gütern und Personen ist die Grundlage für den weltweiten Handel und ein entscheidender Faktor für wirtschaftlichen Erfolg. Güterverkehr, Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter müssen Unternehmen problem- IHK O NL INE los erreichen können.“ Eine Region ohne leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur dro- he im nationalen und internationalen Standortwettbewerb abgehängt zu werden. Auf der IHK-Homepage finden Sie viele Infos zum Thema Verkehr in der FrankfurtRheinMain ist stark vernetzt und gilt als Pendlerhochburg Deutschlands. Wirtschaftsregion FrankfurtRhein- Boomtown Frankfurt als größte Stadt mit aktuell 750 000 Einwohnern und fast Main: 600 000 Arbeitsplätzen steht im Zentrum der Pendlerströme. Insgesamt 362 500 Einpendler verzeichnet die Finanz- und Bankenmetropole tagtäglich. Pendlerströme www.frankfurt-main.ihk.de/ sind jedoch keine Einbahnstraßen: Auch bei der Zahl der Menschen, die zur Arbeit branchen/verkehr I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
12 FO KUS T HEM A Foto: Picture Alliance / Silas Stein Offener Brief Am 5. September hat ein breites Bünd- nis aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden den Magistrat der Stadt Frankfurt aufgefordert, einen strate- gischen Masterplan zur Verkehrsinfra- struktur und Mobilität vorzulegen, denn die Stadt Frankfurt müsse dringend Antworten auf den wachsenden Verkehr vor dem Hintergrund von geändertem Mobilitätsverhalten und neuen Mobili- tätsangeboten finden. Dazu sei zeitnah ein breiter gesellschaftlicher Dialog über einen strategischen Masterplan nötig. Den Offenen Brief können Sie im Originalwortlaut unter folgendem Link nachlesen: www.frankfurt-main.ihk. de/offenerbrief in einen anderen Kreis fahren, liegt somit insgesamt über 33 700 Stunden „Hessen ist zum einen Transitland, zum Frankfurt vorne. Fast 72 000 Berufstä- im Stau. anderen sind es die großen werktägli- tige verdienen ihr Geld in anderen Krei- chen Pendlerströme, die auch im laufen- sen. Die IHK-Pendlerstudie schlüsselt Transitland Hessen den Jahr ein ähnlich hohes Verkehrsauf- zwar nicht auf, mit welchen Verkehrs- kommen erwarten lassen“, so Herda. mitteln die Arbeitnehmer unterwegs Die stauanfälligsten Autobahnen in der Auch in den nächsten Jahren müssten sind. Bundesweit ist jedoch für gut zwei Metropolregion waren die A 3 (Frank- Fahrbahnen erneuert und viele alte Brü- Drittel der Pendler das Auto das Ver- furt–Würzburg) zwischen den An- ckenbauwerke – etwa auf der A 45 – sa- kehrsmittel der Wahl. Die unzureichen- schlussstellen Hanau und Obertshau- niert oder ganz neu gebaut werden. Das den Straßenkapazitäten sorgen nahezu sen, die A 5 (Frankfurt–Kassel) zwi- noch von Ministerpräsident Roland Koch täglich während der Rushhour für Staus. schen Nordwestkreuz Frankfurt und ausgerufene Projekt namens „Staufrei- dem Bad Homburger Kreuz sowie die es Hessen“ ist in ein Mobilitätskonzept Hohe Verkehrsdichte A 3 (Frankfurt–Köln) zwischen Raun- überführt und damit aufgegeben wor- heim und dem Wiesbadener Kreuz. Die den. Ohne Kapazitätserweiterungen, Im RheinMain-Gebiet erreicht der meisten Staus meldete der ADAC vom smartes Baustellenmanagement und Verkehr auf den Autobahnen bis zu 130 000 Fahrzeuge am Tag, wie die Staustatistik des ADAC für 2018 zeigt. „Mobilität von Gütern und Personen ist die Grundlage für den Der Bundesdurchschnitt liegt bei nur weltweiten Handel und ein entscheidender Faktor für wirtschaft- 51 000 Fahrzeugen. „Bei dieser ho- lichen Erfolg.“ hen Verkehrsdichte führen Verkehrs- Ulrich Caspar, Präsident, IHK Frankfurt unfälle, liegen gebliebene Autos oder Baustellen regelmäßig zum Stau“, sagt Wolfgang Herda, Verkehrsexper- te des ADAC Hessen-Thüringen. Ins- Offenbacher Kreuz (846). Dort stan- einer digitalen Vernetzung der Verkehrs- gesamt zählte der ADAC im vergan- den die Fahrzeuge im Jahresverlauf auf teilnehmer kann das Stauproblem auch genen Jahr für Hessen knapp 63 000 einer Länge von knapp 2 650 Kilome- nicht gelöst werden. Staumeldungen (2017: knapp 67 000), tern. Der längste Stillstand herrschte an summiert auf rund 129 500 Staukilo- der Anschlussstelle Frankfurt-Süd der Der Zustand der hessischen Autobahnen, meter. Autofahrer in Hessen standen A 3 mit insgesamt 527 Stunden. Bundes- und Landstraßen wird von den I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
V erkehrsinfrastruktur 13 D R EI FR AGEN A N Gerd Riegelhuth, Präsident, Hessen Mobil, über ein intelligentes Slotmanagement auf Hessens Straßen und Autobahnen Herr Riegelhuth, Hessen Mobil ver- Auch hier steht der Kunde im Mittel- Nutzen sich unter realen Bedingungen steht sich als Mobilitätsdienstleis- punkt. Durch unser wegweisendes erweisen muss. Als Infrastrukturbe- ter. Was bedeutet das konkret? Slotmanagement werden Baustellen treiber haben wir die Pilotanlage rea- Im Mittelpunkt stehen die Nutzer: Bür- so gestaltet, dass der Verkehr flüssig lisiert und begleiten den Testbetrieb ger und Wirtschaft wollen sicher und und sicher weiterläuft. Tagesbaustel- mit Oberleitungs-Lkws. zügig an ihr Ziel kommen. Wir müssen len finden beispielsweise außerhalb daher die Infrastruktur erhalten, ge- der Rushhour statt. Die Fragen stellte Lukas Berkel, zielt erweitern und mithilfe moderner IHK Frankfurt. Technologien effizient nutzen. Wir se- Der erste E-Highway Deutschlands: hen uns hierbei als Vorreiter. Warum engagiert sich Hessen Mo- bil hier? Immer mehr Verkehr und immer Klimaschutz im Verkehr ist eine Zu- mehr Baustellen: Wie kann das kunftsaufgabe und Energie per Ober- funktionieren? leitung eine mögliche Lösung, deren I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
14 FO KUS T HEM A ZAHLEN UND FAKTEN „Wir haben mit Dauerstaus zu kämp- fen. Jeder Stau ist für die Volkswirtschaft eine Katastrophe“, betont Werm. Tau- • 280 000 Einpendler aus der Metropolregion nach Frankfurt sende Menschen seien ebenso wie zum • größte Einpendlerströme nach Frankfurt: Landkreis Offenbach 36 500, Main-Taunus-Kreis Stillstand verdammte Lkws unproduktiv. 33 000, Main-Kinzig-Kreis 32 000 Dauerstaus verursachten darüber hinaus zusätzlichen Lärm und erhöhte Emissio- • 130 000 Staukilometer im Jahr 2018 in Hessen nen, so seine Analyse. Er beklagt, dass • Machbarkeitsstudie für die erste zehnspurige Autobahn in Deutschland: A 5 zwischen wichtige Verkehrsprojekte wie der Rie- Frankfurter Kreuz und Friedberg derwaldtunnel seit Jahren verzögert wür- den. Dieses Nadelöhr sei ein Dauerärger- nis für alle Verkehrsteilnehmer, aber auch Unternehmen deutlich positiver bewer- European Logistics der Dachser SE, für die Anwohner im Riederwald. Die tet als der Zustand der kommunalen Ver- Frankfurt, eines der größten Logistik- neueste Planung, wonach der Autobahn- kehrswege. Fast zwei Drittel der befrag- unternehmen in Deutschland, kritisiert anschluss erst 2029 ans Netz gehen ten Firmen beurteilen den Zustand der vor allem, dass die Autobahnbaustellen kann, ist für ihn eine Hiobsbotschaft. überregionalen Straßen als „eher gut“. nicht professionell betrieben werden. Für kommunale Straßen sagen dies in der „Ich habe gerade erst beobachtet, dass Fahrzeiten lassen sich kaum noch aktuellen Verkehrsstudie nur 27 Prozent. im Berufsverkehr der Mittelstreifen ge- planen Starke Beeinträchtigungen durch Brü- mäht wurde. Der Verkehrsfluss wurde cken- und Straßensperrungen beklagen unnötig behindert und es stellt sich die Als Achillesferse in der Verkehrsinfra- immerhin 82 Prozent. Umweltzonen und Frage, ob dies nicht außerhalb der Haupt- struktur der RheinMain-Region sieht Schlaglöcher sind für mehr als die Hälfte verkehrszeiten erfolgen kann.“ Werm die Autobahn A 5. Beispiel gefällig: der Befragten ein großes Ärgernis. „Vom Flughafen Frankfurt werden gro- Note „mangelhaft“ ße Warenmengen Richtung Nordhessen Wolfgang Werm wird täglich mit den geliefert. Wir als Logistikunternehmen Unzulänglichkeiten der Straßeninfra- Für die hessischen Verhältnisse vergibt sind angesichts ständiger Störungen und struktur konfrontiert. Der Manager Sales er die ernüchternde Note „mangelhaft“. Staus nicht mehr in der Lage, Fahrzeiten Foto: Petra Menke Umstritten und viel diskutiert: Seite 30. Juli ist der Mainkai zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke testweise ein Jahr lang für den Autoverkehr gesperrt. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
V erkehrsinfrastruktur 15 Foto: Picture Alliance / Arne Dedert IHK-Verkehrsumfrage Die Antworten der IHK-Mitgliedsunter- nehmen zeigen, dass die Engpässe auf den Verkehrsträgern Straße und Schiene im IHK-Bezirk Frankfurt größer werden. Während 2014 noch 35 Pro- zent der Befragten angaben, dass für ihr Unternehmen der Neu- und Ausbau der Schienenwege wichtig sei, sind es heute mit 47 Prozent bereits knapp die Hälfte. Zudem bemängeln die Unter- nehmen das kommunale Straßennetz: 65 Prozent nennen den Zustand schlecht oder sehr schlecht. Im Fokus sind hier vor allem Brücken- und Straßensper- rungen, deren Bedeutung von 70 auf 75 Prozent zugenommen hat. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass auf allen politischen Ebenen Handlungsbe- darf besteht. www.frankfurt-main. ihk.de/verkehrsumfrage Bau des neuen U-Bahn-Tunnels zwischen dem Frankfurter Hauptbahnhof und dem Europaviertel. Die Bauarbeiten an der Verlängerung der U5 sollen bis ins Jahr 2024 dauern. planen zu können“, beklagt Werm. Es sei Fahrradschnellwegen auszubauen, das werden. Und Dieselfahrverbote hält mittlerweile zu einem Glücksspiel gewor- nördliche Mainufer als wichtige Ost- Werm für absolut kontraproduktiv. den, vorherzusagen, wann die Lkws am West-Achse ist für den Durchgangsver- Zielort ankommen: „Das hat verheerende kehr gesperrt. „Damit die Belieferung Kapazitäten ausschöpfen Auswirkungen auf die belieferten Firmen, der Innenstädte mit Waren und Lebens- bei denen Produktionsstaus entstehen.“ mitteln gesichert werden kann, muss Dass der Ballungsraum in den vergange- nen zehn Jahren um 150 000 Einwohner gewachsen ist, zeigt sich deutlich in den „Ich habe gerade erst beobachtet, dass im Berufsverkehr der öffentlichen Verkehrsmitteln, die auf Mittelstreifen gemäht wurde. Es stellt sich die Frage, ob dies den wichtigsten Pendlerstrecken aus al- nicht außerhalb der Hauptverkehrszeiten erfolgen kann.“ len Nähten platzen. Der Rhein-Main-Ver- Wolfgang Werm, Verkaufsleiter Manager Sales European kehrsverbund (RMV) verzeichnete 2018 Logistics, Dachser, Frankfurt mit 788 Millionen beförderten Fahrgäs- ten ein Rekordjahr. Bis 2030 rechnet der RMV nach Angaben seines Geschäfts- Ein zehnspuriger Ausbau der A 5 zwi- die Lebensader Straße funktionieren“, führers Prof. Knut Ringat mit mindes- schen Frankfurter Kreuz und Friedberg mahnt der Logistikexperte. Bei allen tens 30 Prozent mehr Fahrgästen. Zu- ist noch Zukunftsmusik. Derzeit wird an Überlegungen, die Luft- und Lebensqua- sätzliche Fahrten, längere Züge und einer Machbarkeitsstudie gearbeitet, die lität zu verbessern, dürfe der Gütertrans- eine dichtere Taktung sollen kurzfristig im nächsten Jahr vorliegen soll. port in den Städten nicht ausgesperrt helfen. Lebensader Straße „Wir sind beim Klimaschutz spät dran, aber nicht zu spät. Um Auch innerstädtisch bleibt die Ver- das Problem lösen zu können, müssen Politiker vor allem Mut kehrssituation extrem angespannt. bei ihren Entscheidungen beweisen.“ Fahrbahnen werden durch Fahrradstrei- Horst Amann, Geschäftsführer, RTW Planungsgesellschaft fen verengt, statt verkehrsberuhigte Straßen zu innerstädtischen I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
16 FO KUS T HEM A Doch gegen die Überlastung vieler Foto: Picture Alliance / Arne Dedert Schienenstrecken helfen nur Aus- und Neubauten. Projekte wie die Nordmai- nische S-Bahn, die Wallauer Spange oder die Regionaltangente West (RTW) müssten daher schneller realisiert wer- den. Eine zentrale Forderung hierbei ist, Genehmigungsprozesse für Verkehrs- projekte erheblich zu beschleunigen. Derzeit dauere die Umsetzung wichtiger Projekte viel zu lange. 30, 40 Jahre sei- en inakzeptabel. Infrastrukturprojekte schneller realisieren Die Forderung nach einer Beschleuni- gung der Planungs- und Bauzeiten er- hebt nicht nur der RMV-Chef. „In der Metropolregion fehlt es an allen Ecken an Verkehrsinfrastruktur – also Schie- nen, Straßen, Radwegen“, analysiert Horst Amann, einer der renommiertes- ten Verkehrsplaner Deutschlands, die Lage. „Wir haben derzeit die absurde Situation, dass der Anteil des öffentli- chen Personennahverkehrs am Gesamt- Hessens erster Radschnellweg nimmt Gestalt an: Das erste Teilstück der Trasse zwischen Frankfurt und Darm- aufkommen in Teilbereichen zurückgeht. stadt wurde Anfang Juni eröffnet. Grund sind überfüllte Züge und überlas- tete ÖPNV-Strecken.“ Die Lösung sei Nordwest) gearbeitet hat und kurze Zeit Oberursel über Eschborn und Höchst einfach: Es müsse Schieneninfrastruktur als Technikchef für den Berliner Groß- eine direkte Verbindung zum Frankfurter gebaut werden. Deren Ausbau sei über flughafen BER im Einsatz war. Flughafen. Bis nach Neu-Isenburg und Jahre vernachlässigt worden. Dreieich werden weitere Städte und Ge- Meilenstein Regionaltangente West werbegebiete angebunden. Das ent- Mit Amann ist ein Manager ins Rhein- lastet vor allem den Citytunnel am Ver- Main-Gebiet zurückgekehrt und als Ge- Die Regionaltangente West soll ein ers- kehrsknotenpunkt Frankfurt. Entlang der schäftsführer für die Planung und den ter Meilenstein für einen geschlossenen Strecke werden etwa 200 000 Arbeits- Bau der Regionaltangente West (RTW) Schienenring um Frankfurt sein. Nach plätze liegen. tätig, der einst für die Deutsche Bahn als Amanns Plänen sollten die Bauarbeiten Projektleiter für die Tempo-300-Strecke 2021 beginnen können. Die 47 Kilome- Hohe Fördergelder erwartet von Frankfurt nach Köln mitverantwort- ter lange Schienenverbindung – davon lich war, viele Jahre für den Flughafenbe- müssen rund 23 Kilometer neu gebaut Schätzungen zufolge könnten täglich treiber Fraport (Neubau der Landebahn werden – schafft von Bad Homburg und 45 000 Menschen die RTW nutzen, 15 000 davon Pendler, die derzeit noch FERNBAHNTUNNEL mit dem Auto zur Arbeit fahren. Bau- ingenieur Amann rechnet frühestens Ende 2025, Anfang 2026 mit der Fer- • Kapazität: bis zu 24 Züge pro Stunde und Richtung tigstellung. Die Gesamtkosten wer- den mit 1,1 Milliarden Euro beziffert, • geschätzte Baukosten: etwa 3,5 Milliarden Euro einschließlich einer Baupreissteige- • Folgen für den Fernverkehr: kürzere Reisezeiten, höhere Pünktlichkeit rung und eines Risikozuschlags. Bis zu • Folgen für den Regionalverkehr: mehr Züge, neue Verbindungen 85 Prozent der reinen Baukosten sind förderfähig. Den Rest müssen die elf I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
Das RMV- JobTicket Ein maßgeschneidertes Angebot Ideal für alle Unternehmen, die ihre Mobilität nachhaltig verbessern wollen.
18 FO KUS T HEM A So können viele Pendler in nicht allzu Foto: Picture Alliance / Boris Roessler ferner Zukunft über den Radschnell- weg Frankfurt–Vordertaunus zum Job und zurück fahren. Die Route beginnt in Friedrichsdorf, führt über Bad Homburg, Oberursel, Steinbach und Eschborn in die Mainmetropole. Noch im Spätherbst soll die endgültige Trasse des Radschnellweges festste- hen. 2020 könnten die Bauarbeiten be- ginnen. Schon weiter gediehen ist der Radschnellweg Frankfurt–Darmstadt, dessen erster Teilabschnitt im Juni of- fiziell eröffnet wurde. Auf der nordmai- nischen Seite soll eine Radverbindung von Frankfurt über Maintal nach Hanau entstehen. Innovatives Instrument der Mitarbeiterbindung 2018 zählte der Frankfurter Airport rund 69,5 Millionen Passagiere. Für Arbeitnehmer, die gerne durch die frische Luft zum Job radeln wollen, er- Gesellschafter – also die beteiligten öffentlichen Nahverkehrs und setzt dabei fährt das steuerlich geförderte Dienst- Kommunen – stemmen. vor allem auf die Schiene. Dafür brauche radleasing immer mehr Zuspruch. Die es „Fantasie und neue Ideen“. Den Bau Jobbörse Monster Worldwide Deutsch- Intelligentes Verkehrskonzept der RTW begrüßt er als extrem wichti- land, Eschborn, praktiziert dieses Mo- ge Maßnahme für Bad Homburg und die dell. Neun ihrer Mitarbeiter nutzen bis- Der Bad Homburger Oberbürgermeis- gesamte Region. Für die in Zeitverzug her das Angebot. Es sei eine klare Win- ter Alexander Hetjes ist ein großer geratene Verlängerung der U-Bahn-Linie win-Situation, wie Senior Marketing- Unterstützer des Projektes. Er plädiert für einen konsequenten Ausbau des „Ich plädiere für einen konsequenten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, insbesondere der Schieneninfrastruktur. Dafür Stau- und Pendlerstudie braucht es Fantasie und neue Ideen.“ Alexander Hetjes, Oberbürgermeister, Bad Homburg Frankfurt ist Deutschlands Pendler- hauptstadt. In keiner anderen Großstadt ist der Anteil der Einpendler an den sozialversicherungspflichtig Beschäf- U2 von Bad Homburg-Gonzenheim zum Managerin Maren Hallin erklärt. Und: tigten am Arbeitsort so hoch wie hier. Homburger Bahnhof kommt langsam „Die Vorteile für die Mitarbeiter liegen Arbeitnehmer machen dabei weder an Licht ans Ende des Tunnels. Planung und auf der Hand: Sie bekommen ein neues Stadt-, Kreis- noch Ländergrenzen halt. Bauausführung werden wahrscheinlich Hightechfahrrad auch für die Freizeit für Die Metropolregion FrankfurtRhein- vier bis fünf Jahre dauern. einen günstigeren Preis. Für das Unter- Main ist über ihre Arbeitnehmer stark nehmen ist es ein innovatives Mittel der miteinander vernetzt. Die Stau- und Um die Mobilität aller in der Zukunft ge- Mitarbeiterbindung, hält die Nutzer an Pendlerstudie FrankfurtRheinMain gibt währleisten zu können, müssen die ver- der frischen Luft in Bewegung und trägt einen Überblick über die Pendlerver- schiedensten Verkehrsmittel eine Chan- auch dazu bei, dass in manchen Fällen flechtungen in der Metropolregion. ce bekommen und in ein modernes und aufs Auto verzichtet werden kann.“ www.frankfurt-main.ihk.de/ intelligentes Verkehrskonzept eingebun- pendlerstudie den werden – also auch Fahrräder. Dazu Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich gibt es im Ballungsraum erste Ansätze. um ein klassisches Fahrrad oder ein I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
V erkehrsinfrastruktur 19 „Dienstradleasing ist ein innovatives Mittel der Mitarbeiter bindung.“ Maren Hallin, Senior Marketing-Managerin, Monster Worldwide Deutschland, Eschborn Elektrorad handelt. Einziger kleiner sicherstellen, die Hauptverkehrsach- Unterschied: Elektroräder werden seit sen ausbauen und das kommunale Jahresanfang steuerlich stärker ge- Straßennetz sanieren sowie ein Rad- fördert. Ähnlich wie bei Dienstautos wegenetz etablieren. Das alles bei be- muss der geldwerte Vorteil versteuert schleunigten Planungs- und Genehmi- werden – und zwar für E-Bikes wie für gungsverfahren. E-Autos nur noch mit dem halben Satz von 0,5 Prozent des Listenpreises. Ob Globales, ganzheitliches Denken im Großstadtverkehr oder auf den Rad- wegen über Land sind vor allem elekt- Zwar basiert die Verkehrsinfrastruktur rische Pedelecs eine echte Alternative in FrankfurtRheinMain auf einem or- zum Auto. dentlichen Fundament, doch wurde in den vergangenen Jahren zu wenig in Hallin erklärt, wie es Monster in der Pra- den Ausbau und die Instandhaltung in- xis macht: „Wir haben das Projekt mit vestiert. Das rächt sich nun. Denn die einem Partner aus Freiburg auf die Bei- boomende Region wächst in einem ra- ne gestellt. Diese Leasingfirma ist in- santen Tempo, mit dem die Verkehrs- zwischen Marktführer in Deutschland investitionen nicht Schritt halten. Umso und arbeitet mit mehr als 10 000 Arbeit- wichtiger ist es, dass die als unabding- gebern und 5 000 Fachhändlern zusam- bar identifizierten Projekte – etwa aus men.“ Die Mitarbeiter von Monster be- einem Masterplan – mit vereinten Kräf- ziehen ihre Jobräder von einem lokalen ten der verantwortlichen Politiker in den Fahrradhändler, der dem Verbund ange- Kommunen und im Land angepackt und schlossen ist. Die Leasingdauer beträgt durch beschleunigte Planungsverfahren in der Regel drei Jahre. realisiert werden. Wachstumspotenzial wie Lebensqualität dieser Region wer- Masterplan Mobilität gefordert den maßgeblich durch die Leistungs- fähigkeit der Verkehrsinfrastruktur be- Die länderübergreifende Wirtschafts- stimmt. initiative Perform – Zukunftsregion FrankfurtRheinMain, getragen von den Wie es gelingen kann, die Mobilität Industrie- und Handelskammern sowie der Menschen im Ballungsraum zu ge- den Handwerkskammern der Region, währleisten, ohne Umwelt und Klima zu fordert einen Masterplan Mobilität, schaden, bringt Amann auf den Punkt: der alle Verkehrswege umfasst: Stra- „Wir sind beim Klimaschutz spät dran, D ER AU TO R ße, Schiene, Wasserstraßen, Flugha- aber nicht zu spät. Um das Problem lö- fen und Radwege. Mit dessen zügiger sen zu können, müssen Politiker vor al- Umsetzung soll es gelingen, „durch lem Mut bei ihren Entscheidungen be- ein effizientes Verkehrsnetz auch in weisen.“ Klimaschutz sei zwar kein na- Zukunft Mobilität sicherzustellen“. tionales Problem, „Insellösungen brin- Die Maßnahmen sollen unter Berück- gen uns daher nicht weiter“. Notwendig sichtigung von Lärmschutz und Luft- sein ein globales, ganzheitliches Den- Michael Balk reinhaltung die Leistungsfähigkeit der ken: „Man darf nichts auslassen, was Wirtschafts- und Finanzkorrespondent, Schieneninfrastruktur erhöhen, einen sinnvoll sein kann. Aber alles mit Augen- Frankfurt bezahlbaren und zuverlässigen ÖPNV maß.“ mmm.balk@t-online.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
20 FO KUS T HEM A Foto: Sven Moschitz Prof. Knut Ringat, RMV-Geschäftsführer: „Wir brauchen zunächst eine Machbarkeitsstudie, die den volkswirtschaftlichen Nutzen des Fernbahntunnels untermauert.“ FER NB A HN T UNNEL „Ein großes, mutiges Projekt“ Ein Gespräch mit Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung, RMV, über den Kapazitätsengpass im Schienenverkehr der Metropolregion und das Jahrhundertprojekt Fernbahntunnel. Herr Prof. Ringat, der Bund hat im Bun- mehr Fahrgäste im Nahverkehr. Im Fern- Droht uns dann ein Frankfurt 21? desverkehrswegeplan den Bau eines verkehr sind vergleichbare Entwicklun- Bei großen Bauprojekten denkt man Fernbahntunnels in Frankfurt vorgese- gen zu erwarten. Zumal der größte Teil immer sofort an große Probleme. Die hen. Was verspricht man sich davon? der Nord-Süd-Verbindungen in Deutsch- Hamburger Elbphilharmonie, der Ber- Der Frankfurter Hauptbahnhof ist mit land durch den Frankfurter Bahnknoten liner Flughafen oder eben Stuttgart 21 500 000 Fahrgästen täglich Deutsch- verläuft. In Summe lassen sich diese sind dafür Paradebeispiele. Der ange- lands wichtigster Schienenverkehrskno- Steigerungen nur mit einem Fernbahn- dachte Fernbahntunnel ist aber kein ten. Für 2030 erwarten wir 30 Prozent tunnel begegnen. Frankfurt 21, weil wir hier, anders als I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
V erkehrsinfrastruktur 21 in Stuttgart, nicht einen Kopfbahnhof Schienenausbau nicht ersetzen. Unse- Wachstum der Region gerecht zu wer- in einen Durchgangsbahnhof umbau- re X-Busse bieten schnelle Direktver- den und Frankfurt weiterhin als wich- en. Vergleichbar ist der Fernbahntun- bindungen am Knoten vorbei und sind tigsten Verkehrsknotenpunkt Deutsch- nel vielmehr mit der Durchmesserlinie Zubringer zur Schiene. Auf stark nach- lands zu erhalten. Natürlich handelt es in Zürich. Wie in der Schweiz bleibt der gefragten und längeren Strecken ist der sich um ein großes, mutiges Projekt. Frankfurter Hauptbahnhof beim Bau des Bus keine Alternative. Um der Nachfra- Große Herausforderungen erfordern Fernbahntunnels oben erhalten. Er be- ge gerecht zu werden, brauchen wir zu- aber auch große Lösungen. kommt nur eine zusätzliche unterirdi- sätzliche Regionalzugverbindungen. sche Station dazu. Wann findet die Jungfernfahrt im neuen Wenn der Fernbahntunnel geplant und Tunnel statt? Wie viele Fahrgäste könnten durch gebaut wird, braucht es dann überhaupt Bis jetzt ist der Frankfurter Fernbahn- einen Tunnel zusätzlich am Frankfurter noch weitere Schienenprojekte in der tunnel im Bundesverkehrswegeplan nur Hauptbahnhof ein- und aussteigen? Region? ein dicker Strich auf der Landkarte. Wie Was mit der Verlagerung des Fernver- Der Frankfurter Fernbahntunnel ist kein der Tunnel am Ende tatsächlich verläuft, kehrs unter die Erde möglich ist, zeigt Ersatz, sondern die ideale und notwen- wo er beginnen und enden wird, muss uns das Beispiel Zürich. Auf zwei zu- dige Ergänzung für laufende Großpro- erst noch untersucht werden. Was wir sätzlich gebauten Bahnsteigen mit jekte. Projekte wie die Nordmainische jetzt erst mal brauchen, ist eine Mach- je zwei Gleisen können dort bis zu S-Bahn, der viergleisige Ausbau der barkeitsstudie, die den volkswirtschaft- 24 Züge pro Stunde und Richtung an- S-Bahn-Linie 6 oder die Wallauer Span- lichen Nutzen untermauert. DB Netz hat geboten werden. Das ist so viel, wie ge werden die Kapazitäten auf den Zu- eine große Aufgabe vor sich. Aber mit der Frankfurter S-Bahn-Tunnel im sel- läufern zum Frankfurter Knoten weiter einem starken Willen kann man auch in ben Zeitraum maximal schafft. Und jede steigern. Dessen Realisierung ist aus kurzer Zeit vieles bewegen. Lassen Sie Fahrt, die den Tunnel statt der oberir- unserer Sicht daher unabdingbar und uns noch einmal auf mein Anfangsbei- dischen Gleise nutzt, macht dort Platz wird umso dringlicher, wenn die ande- spiel aus Zürich zurückkommen. Zwi- frei. ren Großprojekte fertiggestellt werden. schen Beschluss und Inbetriebnahme Wir sprechen hier von einem Flaschen- lagen gerade einmal 14 Jahre: sieben Welche Angebotsverbesserungen hals. Wenn wir die Zulaufstrecken aus- Jahre Planung und sieben Jahre Bau. macht der Fernbahntunnel im Nahver- bauen, aber den Frankfurter Hauptbahn- Alles während des laufenden Betriebs. kehr möglich? hof als Engpass haben, verschenken wir Warum soll dies in Frankfurt nicht ge- Projekte wie der Hessen-Express, mit das enorme Wachstumspotenzial, das nauso funktionieren? kürzeren Verbindungen und regelmäßi- damit verbunden ist. Die Infrastruktur gerem Takt zwischen Mittelzentren wie muss durchgängig, inklusive des Schie- Wiesbaden oder Fulda und dem Ober- nenknotens Frankfurt, mehr Zugfahrten zentrum Frankfurt, können realisiert erlauben. werden. Mehr umsteigefreie Fahrten aus der Region nach Frankfurt würden Der Fernbahntunnel soll etwa 3,5 Mil- endlich möglich. Dafür fehlen am Frank- liarden Euro kosten. Was bedeutet die- furter Hauptbahnhof heute schlicht- se Investition für die Region? weg die freien Gleise. Wir sind heu- Im Verkehrsknoten Frankfurt geht es te schon am Limit. Ein weiterer Vorteil zu wie in einem Gemischtwarenladen. wäre, dass im Zulauf zum Hauptbahnhof Fernzüge, S-Bahn, Regionalbahnen, Re- Nah- und Fernverkehr stärker voneinan- gionalexpress und Güterverkehr – al- der getrennt werden und so unabhängi- les auf den gleichen Gleisen. Und es IN T ERV IE W ger voneinander werden. Das mindert wird noch enger, wenn wir nicht han- das Risiko, dass ein verspäteter Fernzug deln. Auf Strecken wie von Frankfurt einen Nahverkehrszug blockiert. nach Fulda warten Regionalzüge fahr- planmäßig, um von ICE-Zügen überholt Reicht es nicht, die so erfolgreichen zu werden. Das verlängert die Fahrzeit. X-Busse anzubieten beziehungsweise Und jede Verspätung eines ICE bedeu- deren Verbindungsnetz auszubauen? tet eine Verzögerung im Nahverkehr. Dr. Alexander Theiss Die X-Busse sind ein Riesenerfolg. Die Investition in den Fernbahntun- Geschäftsführer, Standortpolitik, Darauf sind wir auch mächtig stolz. nel ist nötig, um den vorprogrammier- IHK Frankfurt Aber das X-Bus-Konzept kann den ten Verkehrskollaps abzuwenden, dem a.theiss@frankfurt-main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
22 FO KUS T HEM A CO N T INEN TA L , FR A NK FUR T „Es fehlt an Ringverkehren“ Continental entwickelt am Standort Frankfurt-Rödelheim Brems- und Fahrer- assistenzsysteme. Nun baut der Automobilzulieferer sein Kompetenzzentrum für Fahrsicherheit und assistiertes, automatisiertes Fahren weiter aus. Wenn ein führerloser Minibus über das Fotos: Continental AG Betriebsgelände von Continental in Frankfurt-Rödelheim fährt, ist das für die Mitarbeiter längst Alltag. Der soge- nannte Cube (Continental Urban Mo- bility Experience), ein kleiner gelber Bus mit runden Ecken, sammelt täglich Daten über das Verkehrsgeschehen am Standort und erforscht damit die Tech- nologien von morgen. „Unser Leitziel heißt Vision Zero: Tödliche Verkehrs- unfälle sollen der Vergangenheit ange- hören“, sagt Standort- und Werksleiter Paul Schneider. Autobremsen made in Frankfurt Als einer der weltweit größten Automo- bilzulieferer ist Continental ein Schwer- gewicht in der Fahrzeugindustrie. In Der führerlose Minibus Cube ist für die Mitarbeiter von Continental längst ein vertrauter Anblick. Hessen beschäftigt der Konzern allein 18 000 Mitarbeiter, am Standort Frank- furt sind es etwa 4 800 Mitarbeiter. „Die Standortentwicklung. „Jedes dritte Assistenzsystem für das teilautomati- Banken- und Beraterbranche ist ohne Auto in Europa verfügt über ein Brems- sierte Fahren auf der Autobahn. Außer- Zweifel das Aushängeschild der Stadt system, das in Frankfurt gefertigt wur- dem findet in Rödelheim die Produk- Frankfurt, aber die Wertschöpfung der de.“ tion von elektronischen Bremssystemen Industrieunternehmen sollte nicht unter- statt. Schneider sieht den Standort gut schätzt werden“, sagt Anja Esseling, Nachhaltige Mobilitätslösungen aufgestellt: „Wir werden auch in Zu- Personalleiterin Standort Frankfurt. kunft immer bremsen müssen.“ Dreyer schwärmt von den neuesten Der Standort in Frankfurt-Rödelheim bil- Entwicklungen für die Mobilität der Zu- In den kommenden Jahren investiert det den Continental-Hauptsitz der Divi- kunft: „Früher konnte nur K.I.T.T. aus Continental 100 Millionen Euro in ein sion Chassis und Safety: Hier werden Knight Rider selbstständig denken und neues Forschungs- und Entwicklungs- Systeme für Fahrsicherheit und Fahr- handeln. In Zukunft werden dies mehr gebäude. Auch ein neues Parkhaus mit dynamik entwickelt, produziert und hier und mehr auch normale Autos tun.“ 1700 Stellplätzen befindet sich in der wird an der Mobilität der Zukunft ge- So forsche Continental in Frankfurt an Fertigstellung. Continental setzt bei forscht. „Wir sind eines der größten automatisierten und autonomen Fahr- der Weiterentwicklung des Standortes produzierenden Unternehmen im Stadt- zeugkonzepten und -lösungen wie bei- auf ein Gesamtkonzept, das alternative gebiet“, sagt Dr. Andreas Dreyer, Leiter spielsweise Cruising Chauffeur – ein Mobilitätslösungen für die Mitarbeiter, I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
V erkehrsinfrastruktur 23 die Umwelt sowie die gesamte Ver- U-Bahn-Station in fußläufiger Nähe ist „Durch die direkte Route zum Bahnhof kehrsinfrastruktur in Rödelheim be- es, was wir dringend benötigen.“ ist der Bus weitgehend unabhängig von rücksichtigt. Die Verbesserung der Mit- den Staus an den Ausfahrten der Auto- arbeitermobilität ist für Continental ein Die Planung der Regionaltangente West bahnen“, so Dreyer. „Wir freuen uns zu- wichtiger Baustein für die nachhaltige sei ein wichtiger Schritt, aber im Hin- dem, dass seit Mitte August die Traffiq Geschäftsentwicklung. „Wir begeg- blick auf die Erschließung der Unterneh- die Linie 60 deutlich verstärkt hat und nen damit den Themen Fachkräfteman- men im Nordwesten Frankfurts nicht damit für eine engere, zuverlässigere gel und Umweltbelastung und hoffen, ausreichend, zumal auch die Umsetzung Taktung und Anbindung an den Rödel- die Verkehrsinfrastruktur in Rödelheim noch in weiter Ferne liegt. „Es fehlt an heimer Bahnhof sorgt.“ etwas zu entlasten“, erläutert Drey- Ringverkehren mit einer zuverlässigen er. „Wir ziehen daher alle Register, um und guten Taktung in alle Richtungen“, die Alternativen zum Pkw attraktiver zu konkretisiert er. Die S-Bahn-Haltestel- machen.“ le Frankfurt-Rödelheim liegt etwa zwei KO N TA K T Continental Teves Guerickestraße 7 60488 Frankfurt www.continental-automotive.com Dr. Andreas Dreyer, Leiter Standortentwicklung, Continental: „Eine S- oder U-Bahn-Station in fußläufiger Nähe ist es, was wir am Standort Rödelheim dringend benötigen.“ Anbindung an den ÖPNV ist das Kilometer entfernt und wird an der Hal- größte Problem testelle Guerickestraße bei Continental vom Linienbus bedient, der gerade zu Besonders viel wird für den Fahrrad- den Feierabendstunden gerne im Ver- verkehr getan: Die Anzahl der Fahr- kehr stecken bleibt und daher unregel- radstellplätze wurde deutlich erhöht mäßig verkehrt. und Ladestationen für E-Bikes, eine Fahrradreparaturstation sowie ein Firmeneigener Busshuttle zum D ER AU TO R Schlauchautomat wurden aufgestellt. Bahnhof Seit der Einführung des RMV-Jobti- ckets im Frühjahr profitieren die Mit- Seit vergangenem Jahr bietet Conti- arbeiter von geringen Kosten für die nental einen eigenen Busshuttle zum Nutzung der öffentlichen Verkehrsmit- Rödelheimer Bahnhof an, um den Mit- tel. Als größte Hürde für mehr Um- arbeitern den sicheren Anschluss an stieg auf Bus und Bahn sieht Drey- die S-Bahn in den Nachmittagsstun- Lukas Berkel er aber die Qualität der Anbindung den zu garantieren. Zuletzt wurden bis Referent, Standortpolitik, IHK Frankfurt zum Unternehmen: „Eine S- oder zu 300 Fahrgäste pro Tag befördert. l.berkel@frankfurt-main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 1 0 .1 9
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