Nephrologie ZUKUNFTSBERICHT - niere-hochdruck.at - Österreichische Gesellschaft für ...

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Nephrologie ZUKUNFTSBERICHT - niere-hochdruck.at - Österreichische Gesellschaft für ...
ZUKUNFTSBERICHT
                              Nephrologie

ZUKUNFTSBERICHT Nephrologie

                                ÖSTERREICHISCHE
                                GESELLSCHAFT
                                FÜR NEPHROLOGIE

                                niere-hochdruck.at
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Vorwort
Der medizinische Meilenstein, PatientInnen mit akutem und chronischem Nierenver-
sagen mittels Dialyse ein Überleben zu ermöglichen, markiert in den 1960er Jahren
den Anfang der Nephrologie als Subdisziplin der Inneren Medizin. Nach anfänglichen
Schwierigkeiten kam es weltweit und auch in Österreich zur Errichtung von Dialyse-
zentren und zur Etablierung von nephrologischen Fachabteilungen. Seither hat sich
die Nephrologie zu einem breiten Fach mit einem umfassenden Leistungsspektrum
entwickelt.

Der nachfolgende Bericht bietet Ihnen einen Überblick über die zentrale Rolle von
NephrologInnen in der Behandlung internistischer und kritisch kranker PatientInnen,
sowohl in der Versorgung von Akutfällen, als auch in der dauerhaften, chronischen
Behandlung.

Die Attraktivität der Nephrologie begründet sich heute vor allem auf den zukunfts-
weisenden neuen Entwicklungen auf klinischem und wissenschaftlichem Gebiet.
Die Interaktionen mit anderen Fachgebieten werden sich deshalb in der Zukunft
weiter intensivieren und ausbreiten. Die Nephrologie kann sich so vor allem für
junge KollegInnen als ein Fach der Zukunft präsentieren.

Die Österreichische Gesellschaft für Nephrologie wünscht Ihnen beim Lesen dieser
Übersicht viel Freude und hofft Ihr Interesse für die Nephrologie zu wecken und Ihr
Verständnis für die Probleme von NierenpatientInnen, aber auch von jenen Patient-
Innen anderer Disziplinen, die von NephrologInnen mitbetreut werden, vertiefen zu
können.
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      Inhaltsverzeichnis
       Einführung und historischer Hintergrund                  4

       Die Nephrologie – ein zentrales Fach                     8

      1. Extrakorporale Therapieverfahren                       11

    		1.1 Chronische Hämodialyse                                11
    			 ZUKUNFTSSZENARIEN                                       11
    			 1. Individualisierte Therapie                           11
    			 2. Gefäßzugänge                                         13
    			 3. Biosensorgesteuerte Dialyse                          14
    			 4. Die tragbare Niere                                   14
    			 5. Nierenfunktion ist mehr als glomeruläre Filtration   15
    			 6. „ReBuilding a Kidney“                                15
    		1.2 Hämofiltration als besonderes Nierenersatzverfahren   16

    		1.3 Peritonealdialyse (CAPD)                              17

    		1.4 Hämoperfusion 2.0                                     20

    		1.5 Plasmaseparation                                      23

      2. Interventionelle Nephrologie                           26

    		2.1 Biopsie                                               26

    		2.2 Skills                                                28

    		2.3 Gefäßzugänge und Monitoring                           28

       3. Schwangerschaften bei Nierenerkrankungen              30

       4. Zelltherapie                                          34

       5. SpezialistInnen für die klassische Nephrologie        36

    		5.1 Lifestyle                                             38

    		5.2 Genetik                                               38

    		5.3 Medikamentöse Blutdruck-Therapie                      38

    		5.4 Interventionelle Techniken                            39

       6. Salz, Wasser und Säure-Basen-Regulation               41

    		6.1 Salz                                                  41

    		6.2 Säure-Basen-Haushalt                                  43

       7. Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung              44

       8. Nierentransplantation                                 48

       9. Pädiatrische Nephrologie                              53
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    Die Nephrologie – das Fach der Zukunft                                                                                      der Immunologie und in der Technik der extrakorporalen
                                                                                                                                Therapieverfahren ermöglichen es, Abstoßungsreaktionen
                                                                                                                                                                                            Expertise auch andere extrakorporale Therapieverfahren
                                                                                                                                                                                            betreuen. Epidemiologische Studien zeigen, dass die
                                                                                                                                zu minimieren oder Transplantationen über die Blutgrup-     Anzahl von PatientInnen, die diese spezielle Betreuung
                                                                                                                                penbarriere durchzuführen.                                  benötigen, in Europa und global deutlich weiter zu-
    Einführung und historischer                                                                                                                                                             nehmen wird (Kainz A et al. NDT 2015; „Global Burden
                                                                                                                                Auch auf dem Gebiet der akuten und chronischen Eigen-       of Disease“ 2016: The Lancet: 2017). Dies ist u. a. auf
    Hintergrund                                                                                                                 nierenerkrankungen gab es enorme Fortschritte. Die
                                                                                                                                Arbeitsgruppe um Brenner in Bosten, USA beschrieb
                                                                                                                                                                                            die gestiegene Lebenserwartung und die Zunahme von
                                                                                                                                                                                            wesentlichen renalen Risikofaktoren wie Diabetes und
                                                                                                                                in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die        Hypertonie zurückzuführen. Ungeachtet der Fortschritte
    In Österreich leben je nach Definition (Reduktion der                                                                       intraglomeruläre Hypertonie als entscheidenden Faktor       kommt die Studie „Global Burden of Disease“ daher auch
    glomerulären Filtrationsrate unter 60 ml/min/1,73 m2                                                                        für die Progression von chronischen Nierenerkrankungen.     nicht ganz überraschend zum Schluss, dass der Verlust an
    oder Verlust von mehr als 30 mg Albumin/Tag) zwischen              In Österreich leben                                      Der daraus resultierende Einsatz von Medikamenten, die      gesunden Lebensjahren durch chronische Nierenerkran-
    200 und 900 Tausend Menschen mit einem chronischen                                                                          die Aktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems      kungen in den letzten 25 Jahren jährlich um 0,6 Prozent
    Nierenleiden. Diese werden von 250 SpezialistInnen, so-            zwischen 200 und                                         reduzieren, hat es vielen PatientInnen ermöglicht, trotz    zugenommen hat. In Österreich stieg die Mortalität durch
    genannten NephrologInnen (NierenärztInnen) und etwa
    100 ÄrztInnen in Ausbildung betreut. Diese Fachkräfte
                                                                       900 Tausend Menschen                                     einer Nierenerkrankung ein Leben ohne Nierenersatz-
                                                                                                                                therapie zu führen. Auch auf dem Gebiet von immuno-
                                                                                                                                                                                            ein chronisches Nierenversagen in den letzten Jahr-
                                                                                                                                                                                            zehnten um etwa 4 Prozent und damit stärker als durch
    behandeln aber auch PatientInnen mit akuten Nieren-                mit einem chronischen                                    logischen oder genetischen Nierenerkrankungen gab und       andere Erkrankungen, derzeit sind etwa 3 Prozent aller
    erkrankungen, nach einer Transplantation, mit Hypertonie                                                                    gibt es bahnbrechende diagnostische und therapeutische      Todesfälle darauf zurückzuführen (siehe Grafik Seite 6–7).
    oder Störungen des Elektrolyt- oder Säure-Basenhaus-               Nierenleiden.                                            Weiterentwicklungen. In den letzten Jahren wurden Anti-
    halts umfassend und mit höchster fachlicher Qualifika-                                                                      diabetika entwickelt, die nicht nur über die Niere selbst
    tion. Gemäß der Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung ist
    die Nephrologie auch ein eigenes internistisches Sonder-     niere durch Alwall 1946, der Plattendialysatoren durch
                                                                                                                                ihre Wirkung entfalten (wie die SGLT-2 Hemmer), sondern
                                                                                                                                auch über die blutzuckersenkende Wirkung hinaus die
                                                                                                                                                                                                 In Österreich stieg die
    fach.                                                        Skeggs und Leonards 1948 und vor allem der Spulenniere         Niere schützen.                                                  Mortalität durch ein
                                                                 (TwinCoil), die der Österreicher Bruno Watschinger ge-
    In der Geschichte der klinischen Medizin ist die Nephro-     meinsam mit Kolff 1955 in Cleveland, USA entwickelte,          Erythropoetin war eines der ersten gentechnologisch              chronisches Nierenver-
    logie eine vergleichsweise relativ junge Disziplin, obwohl   sowie wiederverwendbaren Dialysatoren durch Kiil 1960,         hergestellten Hormone und sein Einsatz zur Therapie der
    PhysiologInnen die Nierenfunktion und klinisch tätige        ebneten den Weg für den Einsatz der Hämodialyse auch           renalen Anämie hat die Lebensqualität nicht nur von
                                                                                                                                                                                                 sagen um etwa 4 Prozent.
    ÄrztInnen Nierenerkrankungen bereits seit vielen Jahr-       bei chronischem Nierenversagen. Watschinger etablierte         PatientInnen mit chronischen Nierenerkrankungen massiv
    hunderten beobachtet und beschrieben haben. Allerdings       die Hämodialyse nach seiner Rückkehr aus den USA auch          verbessert. Pathophysiologische Untersuchungen und epi-     Neben der hohen Mortalität sind chronische Nieren-
    hatte ein fortgeschrittener Funktionsverlust der Niere       in seinem Heimatland (einen historischen Überblick der         demiologische Beobachtungen machten auch rasch klar,        erkrankungen in Österreich auch für 1,5 Prozent aller
    praktisch immer den Tod zur Folge. Aufgrund fehlender        Entwicklung der Nephrologie in Österreich finden Sie           dass chronisch Nierenkranke an speziellen Problemen         Disability Adjusted Life Years verantwortlich. Diese Zahl
    adäquater Interventionsmöglichkeiten beschränkt sich         in einer 2015 erschienenen Sonderausgabe der Wiener            leiden. So steht zum Beispiel der plötzliche Herztod und    bedeutet, dass jährlich bei ein bis zwei von hundert
    die Therapie auf Diätvorschriften und soweit möglich,        klinischen Wochenschrift).                                     nicht der Myokardinfarkt bei den kardiovaskulären Todes-    Personen, die ein Lebensjahr in voller Gesundheit verlie-
    auf eine Linderung der Symptome. Dies änderte sich                                                                          ursachen an der Spitze, im Gegensatz zu den typischen       ren, eine Nierenerkrankung dafür verantwortlich ist.
    grundlegend in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Basierend     Ein dauerhaft sicherer Gefäßzugang wurde 1960 von              stenosierenden Gefäßveränderungen in der „Normal-           Das ist eine dramatisch hohe Zahl, die von keiner
    auf Erkenntnissen von Graham (dieser prägte 1861 den         Scribner in Zusammenarbeit mit Quinton entwickelt und          bevölkerung“ kommt es bei einer Nephropathie zu einer       anderen Erkrankung übertroffen wird.
    Begriff „Dialyse“ in seinem Buch „On Osmotic Force“, in      1965 von Cimino durch die native arteriovenöse Fistel          rapiden Gefäßalterung mit einer Kalzifizierung der Media.
    dem er erstmals den, von einem Konzentrationsgradien-        verfeinert. Dies stellte eine weitere wichtige Voraus-         Dies ist verbunden mit einem Verlust der Elastizität der    Nierenerkrankungen verursachen auch eine enorme
    ten getriebenen Transport von Stoffen durch permeable        setzung für die Hämodialyse dar. In den 1970er Jahren          Arterien und einer daraus resultierenden ungünstigen        finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem. Wenn
    Membranen beschrieb), führten 1913 Abel, Rowntree und        begann sich mit der Peritonealdialyse auch eine andere         Veränderung der zentralen Hämodynamik.                      neue medizinische Interventionen in Hinblick auf ihre Fi-
    Turner in den USA und 1924 Haas in Deutschland tier-         Form der Nierenersatztherapie zu etablieren, wobei das         Eine wesentliche Bedeutung haben in diesem Zusammen-        nanzierbarkeit getestet werden, gelten in vielen Ländern
    experimentelle, später aber auch humane Versuche durch,      Konzept bereits im 18. Jahrhundert von einigen Forschern       hang Umstellungen im Bereich des Kalzium-Phosphat-          die Kosten für ein Jahr Hämodialyse als obere Grenze.
    mit dem Ziel, Urämietoxine maschinell aus dem Körper zu      diskutiert und in durchaus kreativer Form getestet wor-        Vitamins D-FGF-23 und des Parathormonhaushalts und          Die USA geben pro Jahr für die Therapie von chronischen
    entfernen.                                                   den war.                                                       so wird rasch klar, wie komplex Nierenerkrankungen sind     Nierenerkrankungen (exklusive der Nierenersatztherapie)
                                                                                                                                und wie spezifisch Diagnostik und Therapie sein müssen.     49 Milliarden Dollar aus und in Großbritannien kostet
    Der klinische Durchbruch gelang 1945 dem holländi-           Parallel zur „konservativen Nierenersatztherapie“ ent-         Störungen des Elektrolythaushaltes wurden ebenso eine       die Behandlung einer Dialysepatientin/eines
    schen Arzt Willem Kolff, als er eine 68-jährige Patientin    wickelte sich das Feld der Transplantation. 1902 führte        Domäne der Nephrologie wie die Diagnostik und Therapie      Dialysepatienten fast 20 mal mehr als die von chronisch
    mit einem akuten Nierenversagen mit seiner Rotating          Ullmann in Wien eine Nierentransplantation am Hund             der arteriellen Hypertonie (obwohl bereits Guyton erkannt   Nierenerkrankten.
    Drum Kidney erstmals so lange dialysieren konnte, bis        durch. 1936 versuchte dies (allerdings erfolglos) Woronoi      hatte, dass ohne eine Störung der Nierenfunktion keine
    es zu einer ausreichenden Wiederaufnahme der Eigen-          erstmals am Menschen in der Ukraine. Nach einer nur            Hypertonie persistieren kann).
    nierenfunktion kam. Die Verfügbarkeit der systemischen       kurz erfolgreichen Transplantation durch Hamburger in
    Antikoagulation (1918 beschrieb Howell die Wirkung von       Paris im Jahr 1953, gelang dem späteren Nobelpreis-            Angetrieben von diesen Entwicklungen entstanden in
    Heparin) und Fortschritte auf dem Gebiet der Dialyse-        träger Murray 1954 unter der Leitung des Nephrologen           Österreich vor allem in Spitälern eigene Abteilungen für
    technik (Einsatz von Cellophan als semipermeables            Merril die erste, längerfristig erfolgreiche Transplantation   Nephrologie, in denen neben der Behandlung der oben
    Membranmaterial durch Thalheimer 1938, der Trommel-          bei Zwillingsbrüdern. Erst die heutigen Fortschritte in        genannten PatientInnen NephrologInnen aufgrund ihrer
Nephrologie ZUKUNFTSBERICHT - niere-hochdruck.at - Österreichische Gesellschaft für ...
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    1990                                                            In Österreich sind etwa
                                                                    drei Prozent aller Todes-
                                                                    ursachen direkte Folge
                                                                    einer chronischen
                                                                    Nierenerkrankung.
                        TODESURSACHE          TODESURSACHE          In den letzten 25 Jahren
                        HERZERKRANKUNGEN:     NIERENERKRANKUNGEN:
                                                                    stieg diese Rate um fast
                        27,07 %               0,9 %                 4 Prozent pro Jahr.

    2016

                          TODESURSACHE        TODESURSACHE
                          HERZERKRANKUNGEN:   NIERENERKRANKUNGEN:

                          25,16 %             2,9 %

    Quelle: Institute for Health
    Metrics and Evaluation, Univ.
    of Washington, USA
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    Die Nephrologie – ein zentrales Fach
                                                                                                                                                            Tabelle 2:
    NephrologInnen werden nicht nur aufgrund ihrer Expertise                NephrologInnen übernehmen auch die Durchführung von                             Beispiele von nephrologisch interdisziplinär behandelten Erkrankungen
    bei extrakorporalen Therapieverfahren und der Behandlung                extrakorporalen Therapieverfahren bei anderen Indikatio-                        im Bereich der operativen Fächer
    von akuten und chronischen Nierenerkrankungen sowie der                 nen (Plasmapherese, Immunadsorption, Lipidapherese, oder
    Betreuung von transplantierten PatientInnen konsultiert,                Hämoperfusion, siehe Tabelle 1) Das Fach etablierte sich
                                                                                                                                                                                         Behandlung von Flüssigkeits-, Elektrolyt-, und Säure-Basen-Haushalts-
    sondern auch in die Behandlung primär nicht nephrologi-                 deshalb als Kooperationspartner für viele konservative wie
                                                                                                                                                                                         störungen bei Kurzdarmsyndromen, Leberersatztherapie nach
    scher Erkrankungen miteinbezogen.                                       operative Spezialgebiete.                                                         Abdominalchirurgie
                                                                                                                                                                                         großen Leberresektionen oder als Bridging-Therapie zur Transplantation,
                                                                                                                                                                                         Management eines akuten Nierenversagens

    Tabelle 1:
    Beispiele für Indikationen von extrakorporalen Therapieverfahren in internistischen                                                                                                  Management des akuten Nierenversagens, Indikationsstellung zur Inter-
    Fächern abseits der Nephrologie und Transplantationsmedizin:                                                                                                    Gefäßchirurgie       vention bei renovaskulärer Hypertonie, Indikationsstellung zur invasiven
                                                                                                                                                                                         Therapie bei therapieresistenter Hypertonie, Shuntchirurgie

                                                                                     ie
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                                                                                      lo
                                          og

                                                                       gi

                                                                                                                 in

                                                                                                                                   Sy ma
                                                                                                                              ftu
                                                                                     to
                                                       ol

                                                                       lo

                                                                                                   ol

                                                                                                                kr
                                         ol

                                                                                                                                                             Endokrine Chirurgie         Indikationsstellung zur Parathyreoidektomie
                                                       di

                                                                      ko

                                                                                    pa

                                                                                                                                     eu
                                                                                                                              gi
                                                                                                  lm

                                                                                                                do
                                         ur

                                                      r

                                                                                                                             r
                                                                  On

                                                                                He

                                                                                                                                    Rh
                                                                                              Pu
                                    Ne

                                                   Ka

                                                                                                            En

                                                                                                                          Ve
           Hämodialyse                                            x             x                                         x           x
           Hämofiltration                          x                            x             x                           x           x
           Peritonealdialyse                       x                            x                                                     x                                                  Management des akuten Nierenversagens, Indikationsstellung zur
           Immunadsorption           x             x              x             x             x             x                         x                                                  invasiven Therapie von koronaren und valvulären Erkrankungen
                                                                                                                                                                         Herzchirurgie
           Plasmaseparation          x                            x             x             x             x                         x                                                  bei PatientInnen mit chronischen Nierenerkrankungen, Therapie des
                                                                                                                                                                                         kardiorenalen Syndroms
           Hämoperfusion                                                                                                  x
           Lipidapherese                           x                                                        x
           Photopherese                                           x                                                                                                                      Interaktion auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin;
           Leberersatz Therapie                                                 x                                         x                                        Thoraxchirurgie       Therapie von Abstoßungsreaktionen (Plasmaseparation,
                                                                                                                                                                                         Immunadsorption, eventuell Photopherese).

                                                                                                       Neurologie
                                                                                                                                                                                                                               Trans-
                                                                                                                                                                                                                            plantations-
                                                                  Hematologie/                                                                                                                                                chirurgie
    Nephrologie und                                                                                                                 Kardiologie             Nephrologie und
                                                                   Onkologie
    extrakorporale Therapie-                                                                                                                                extrakorporale Therapie-
    verfahren als Partner von                                                                                                                               verfahren als Partner                        Thorax-                                   Adominal-
    KONSERVATIVEN Fächern                                                                                                                                   von OPERATIVEN Fächern                      chirurgie                                   chirugie

                                                                                              NEPHROLOGIE
                                                                 Endo-
                                                                                                                                              Rheuma-                                                                    NEPHROLOGIE
                                                                                                                                          tologie/System-
                                                               krinologie
                                                                                                                                           erkrankungen

                                                                                                                                                                                                          Herz-                                     Gefäß-
                                                                                                                                                                                                         chirurgie                                 chirurgie

                                                                                    Pulmologie                            Hepatologie
                                                                                                                                                                                                                            Endokrine-
                                                                                                                                                                                                                             chirurgie
Nephrologie ZUKUNFTSBERICHT - niere-hochdruck.at - Österreichische Gesellschaft für ...
10                                                                                                                                                                                                                                                     11

     Transplantationschirurgie:
     Neben der Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen
                                                                   Durch ein ausgezeichnet organisiertes System ist es mög-
                                                                   lich, die Mehrzahl der PatientInnen innerhalb der ersten
                                                                                                                               1. Extrakorporale Therapieverfahren
     wie oben beschrieben ist ein wesentlicher Schwerpunkt         drei Jahre nach Wartelistenanmeldung zu transplantie-
     der Nephrologie die Organisation, das Management und          ren. PatientInnen, für die eine Lebendnierenspenderin/            In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Teilgebiete des Faches Nephrologie noch einmal
     die postoperative Nachsorge von PatientInnen nach             ein Lebendnierenspender zur Verfügung steht, sollten              kurz beschrieben und dabei wird insbesondere auf das hohe Entwicklungspotential eingegangen.
     Nierentransplantationen. Dies erfolgt in enger Zusammen-      und werden auch präemptiv, d. h. knapp bevor die Dialyse
     arbeit mit der Transplantationschirurgie.                     überhaupt gestartet werden muss, transplantiert.
                                                                   Hier besteht jedoch in den nächsten Jahren eine deutliche   1.18Chronische Hämodialyse
     Die Nierentransplantation ist zweifellos die beste Form der   Optimierungsmöglichkeit, da derzeit weniger als 20 Pro-
     Nierenersatztherapie für geeignete PatientInnen               zent der PatientInnen in Österreich durch eine Lebend-            Jährlich unterziehen sich weltweit ca. 2,6 Millionen     Die Hämodialyse beruht auf dem Prinzip der Diffusion
     und die exzellenten Ergebnisse basieren auf der großen        spende versorgt werden. In anderen europäischen Ländern           Menschen einer Nierenersatztherapie (NET), bis zum       (zwischen dem Blutkompartment und dem Dialysat-
     Expertise der TransplantnephrologInnen und führen zu          wie zum Beispiel Norwegen, Dänemark, Großbritannien               Jahr 2030 wird diese Zahl auf 5,4 Millionen anstei-      kreislauf) und der Konvektion (Transport höhermoleku-
     einer kontinuierlichen Ausweitung der Indikationen und        oder Holland liegt diese Rate über 30 Prozent. Selbst in          gen. Gleichzeitig sterben derzeit etwa 2,3 Millionen     larer Substanzen mit dem Flüssigkeitsstrom). Während
     Akzeptanzkriterien. In den 74 Dialysestationen in Öster-      den USA, ohne flächendeckende Gesundheitsversicherung,            Menschen, vor allem in Asien und Afrika, weil aus        der konvektive Stofftransport bei der Standarddialyse
     reich sind derzeit etwa 800 PatientInnen bei Eurotrans-       ist dieser Prozentsatz gleich hoch und global betrachtet          Kosten- und Infrastrukturgründen keine Dialyse ver-      nur eine geringe Rolle spielt, versucht man ihn (weil
     plant für eine Leichenspenderniere gelistet.                  liegt er sogar bei 58 Prozent.                                    fügbar ist. Die Mortalität ist bei PatientInnen an der   höhermolekulare Substanzen für die Erkrankung
                                                                                                                                     NET noch immer exzessiv hoch und die Lebensqualität      Urämie zumindest mitverantwortlich sind) mit dem
                                                                                                                                     deutlich reduziert. Dementsprechend benötigen wir        Verfahren der Hämodiafiltration zu steigern.
     Anzahl der Nierentransplantationen pro                                                                                          noch effektivere und effizientere Maßnahmen, um die      Die Hämodialyse ist ein inzwischen durchaus ausge-
     Million Einwohner:                                                                                                              Progression von Nierenerkrankungen zu verhindern.        reiftes Verfahren, trotzdem sind Innovationen in den
                                                                                                                                     Die NET selbst muss günstiger werden und Neuerun-        nächsten Jahren auf einigen Gebieten zu erwarten
                                                                                                                                     gen in der Technik sollen die Lebensquantität und        und notwendig.
                                                                                                                                     –qualität verbessern.

                                                                                                                                     Zukunftsszenarien

                                                                                                                                1.         Individualisierte Therapie
                                                                                                                                     Die Hämodialyse ist in der Welt der Therapie einer       ter Blutdruck, Erreichen eines Zielhämoglobinbereichs
                                                                                                                                     chronischen Erkrankung ziemlich einzigartig. Zu-         etc.). Dieses Bündel an Vorgaben, das von Leitlinien
                                                                                                                                     mindest in den Industrienationen wird sie (geräte-       propagiert wird, wird von manchen Kostenträgern
                                                                                                                                     seitig) relativ einheitlich durchgeführt und die Zahl    inzwischen sogar als Basis für die Refundierung der
                                                                                                                                     der Behandelten ist groß. Die PatientInnen werden        Dialyse herangezogen. Gute Dialysestationen und
                                                                                                                                     entweder in Zentren therapiert oder zumindest von        NephrologInnen zeichnen sich dadurch aus, dass mög-
                                                                                                                                     Zentren überwacht. Damit können in Datenbanken           lichst viele PatientInnen einer Dialysestation diese
                                                                                                                                     viele Parameter gespeichert werden, die mit der          Vorgaben erreichen. Man darf aber auf der anderen
                                                                                                                                     Prognose quo ad vitam oder dem Risiko des Auftretens     Seite auch nicht vergessen, dass Dialysestationen
                                                                                                                                     von Komorbiditäten assoziiert werden können. Daher       präzise organisiert werden müssen und individuelle
                                                                                                                                     überrascht es nicht, dass über Jahrzehnte die Praxis     Abweichungen in der Therapie wenig berücksichtigt
                                                                                                                                     der Dialysetherapie zunehmend von Laborwerten oder       werden können. Wenn zum Beispiel in Studien vor
                                                                                                                                     anderen Qualitätsparametern dominiert wurde. Bei der     einer positiven Kalziummassenbilanz bei Verwendung
                                                                                                                                     Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für den Beginn        einer hohen Dialysatkalziumkonzentration gewarnt
           0,01–4,9                                                                                                                  der Einleitung der Therapie spielt(e) das Ausmaß der     wird, weil die Kalziumzufuhr zur vaskulären Verkal-
           5,0–14,9                                                                                                                  Reduktion der glomerulären Filtrationsrate eine ent-     kung beitragen könnte und Leitlinien daraufhin die
           15,0–24,9                                                                                                                 scheidende Rolle. Die Qualität der Dialysebehandlung     „optimale“ Dialysatkalziumkonzentration nach unten
           25,0–34,9                                                                                                                 wird über komplexe Werte evaluiert (Kt/V), in die die    korrigieren, wird dies wegen einer zentralen Auf-
           35,0–44,9           keine Transplantationen                                                                               Harnstoff-Clearance, die effektive Dialysezeit und       bereitung des Dialysats auf einer gesamten Station
           45,0–54,9           Daten nicht vorhanden                                                                                 der Gesamtkörperwassergehalt einfließen. Zusätz-         umgesetzt.
           ≥55,0               nicht anwendbar                                                                                       lich bemüht man sich auch andere Parameter, die mit      Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass schon
                                                                                                                                     dem Überleben assoziiert sind, zu optimieren (nativer    Graham 1861 schrieb, dass der Massentransfer durch
                                                                                                                                     Gefäßzugang besser als zentralvenöser Verweilka-         eine Membran vom Konzentrationsgradienten abhängt
     Quelle: WHO Report‚ Global Organ Donation and Transplant                                                                        theter, gute Kontrolle des Kalzium-, Phosphat- und       und daher bei ein und demselben Dialysatkalzium,
     Activities GODT 2017                                                                                                            PTH-Haushalts, Optimierung des Dialyseendgewichtes,      eine Patientin/ein Patient mit einer höheren ionisier-
                                                                                                                                     Reduktion des Dialysatnatriums, um die interdialyti-     ten Serumkalziumkonzentration viel weniger Kalzium
                                                                                                                                     sche Gewichtszunahme zu minimieren, gut eingestell-      zugeführt bekommt, als jemand mit einer niedrigeren
Nephrologie ZUKUNFTSBERICHT - niere-hochdruck.at - Österreichische Gesellschaft für ...
12                                                                                                                                                                                                                                                                                   13

     Konzentration im Blut. Das anscheinend so „normierte                     Umfragen, dass die Lebensqualität an der Dialyse oft
     Verfahren“ der Hämodialyse wird in diesen Fällen völ-                    als schlecht eingeschätzt wird. Offensichtlich haben                             Weltweit sind mehr Männer
                                                                              ÄrztInnen und PatientInnen (zumindest manchmal)                                  in Dialysetherapie als
                                                                                                                                                                                                                     40 %
     lig ungewollt individualisiert, was unabsehbare Folgen
     für die Prognose hat. Die organisatorischen Zwänge                       eine sehr verschiedene Sicht, was erreicht werden soll.                          Frauen. In Österreich beträgt
     wirken teilweise angesichts des Qualitätsdogmas                          Insbesondere ist es ein Irrtum zu glauben, dass die                              das Verhältnis seit                                       FRAUEN

     manchmal geradezu paradox. Es gibt viele Studien, die
     beispielsweise zeigen, dass die Mortalität nach dem
                                                                              Maximierung der Lebensquantität für PatientInnen im-
                                                                              mer im Vordergrund steht, manchen ist beispielsweise
                                                                                                                                                               2013 zwischen Männern und
                                                                                                                                                               Frauen 60/40 Prozent.                      60 %
                                                                                                                                                                                                            MÄNNER
     langen Dialyseintervall am Wochenende höher ist als                      freie Zeit und die Möglichkeit zu Reisen wichtiger. Die
     unter der Woche, jedoch scheint die Organisation                         Erkenntnis, dass DialysepatientInnen eine heterogene                             Quelle: USRDS Coordinating Center
     des Betriebes mit einer Dialyse jeden zweiten Tag un-                    Gruppe darstellen, deren Therapie einen individuali-
     möglich.                                                                 sierten Zugang benötigt, ist wahrscheinlich eine der                             Seit den 1980er Jahren existiert die von Kjellstrand        dass Frauen, bevor sie mit der Dialysetherapie begin-
                                                                              größten Herausforderungen an die Dialysetherapie.                                formulierte These einer Ungleichbehandlung                  nen können, an den Folgen einer Nierenerkrankung
     Trotzdem, die „Idealwerte“ für die Maßzahlen wurden                      Die Zukunft der NephrologInnen als DienstleisterIn-                              von Männern und Frauen beim Beginn der Nieren-              oder an den Folgen inadäquat behandelter kardiovas-
     aus großen epidemiologischen Studien abgeleitet und                      nen wird darin bestehen, diese PatientInnengruppen                               ersatztherapie (Dialyse oder Transplantation).              kulärer Erkrankungen versterben. Diese Annahme wird
     haben sicher zur Verbesserung der Dialysetherapie                        voneinander zu unterscheiden und entsprechend zu                                                                                             durch Ergebnisse einer Meta-Analyse des Chronic Kid-
     beigetragen. Unabhängig davon zeigte sich in vielen                      behandeln.                                                                       Epidemiologische Daten zeigen eindeutig, dass Frauen        ney Disease Prognosis Consortium bei zwei Millionen
                                                                                                                                                               gleich häufig oder sogar öfter als Männer an einer          Menschen aus der Allgemeinbevölkerung unterstützt.
                                                                                                                                                               chronischen Nierenerkrankung leiden. An der NET aber        Blickt man auf die Geschichte der Hämaodialyse-
     Diese Grafik visualisiert die Ergebnisse einer Studie zur Implementierung                                                                                 sind Männer mit 60 Prozent häufiger vertreten (ein          therapie zurück, fällt auf, dass schon unter den ersten
     von PatientInnenzentriertheit im Bereich der Hämodialyse.                                                                                                 sehr ähnliches Ungleichgewicht gibt es zwischen             13 DialysepatientInnen, die von einer Kommission
     Dazu wurden 58 NephrologInnen aus neun Ländern befragt.                                                                                                   Afroamerikanern und Kaukasiern in den USA).                 ausgesucht und in England zur Dialysebehandlung zu-
                                                                                                                                                               Die genauen Ursachen für diese Imbalance sind trotz         gelassen wurden („lucky thirteen“), 11 Männer waren.
                                                                                                                                                               langjähriger Forschungstätigkeit immer noch nicht           In Österreich ist zumindest seit 2013 das Verhält-
                                                                                                                                                               klar. Auf der einen Seite steht die Hypothese einer         nis zwischen Männern und Frauen stabil bei 60/40
                         HETEROGENITÄT VERSTEHEN                                                                                                               Diskriminierung gegen Frauen, bzw. dass psycho-             Prozent. Wir erwarten uns von einer Nephrologie der
                         >   Unterschiedliche Prioritäten setzen                                                                                               sozio-ökonomische Faktoren eine Rolle spielen und           Zukunft, dass diese Frage beantwortet wird.
                                                                                                    WOHLBEFINDEN STEIGERN
                         >   Stark individualisieren
                                                                                                    > PatientInnenwünsche respektieren
                         >   Versuchen Folgen zu präzisieren
                                                                                                    > Auf Symptomatik fokussieren
                         >   PatientInnenkontexte erweitern
                                                                                                    > Auf Wahrnehmbares und Spürbares                     2.         Gefäßzugänge
                                                                                                      eingehen
                                                                                                    > Relevanz und Konsequenzen                                Ohne funktionierenden Dialysezugang ist eine Hämo-          Oft ist es möglich, über eine lange Zeit mit nativen
                                                                                                      abschätzen                                               dialyse nicht möglich und leider ist die Komplikations-     Arterien bzw. Venen der Patientin/des Patienten das
                                                                                                                                                               rate in diesem Bereich noch immer hoch. Damit ver-          Auslangen zu finden. Trotzdem gibt es Menschen,
                                                                                                                                                               bunden ist ein hohes medizinisches Risiko (inadäquate       bei denen dies nicht mehr möglich ist (Out-of-ves-
                                                     Intrinsische Barrieren

                                                                                                                                                               Dialyse bis hin zur Unmöglichkeit noch eine Hämodia-        sel-Syndrom). Im Bioreaktor gezüchtete menschliche
     PRIORITÄTEN DER PATIENTINNEN
                                                                                                                                                               lyse durchzuführen), aber auch ein enormer Stress für       Blutgefäße können hier eine Alternative sein. Wur-
     > Präferenzen und Ziele artikulieren
                                                                                                                                                               die PatientInnen de facto bei jeder Punktion. Wegen         den ursprünglich tierische Ausgangsmaterialien (wie
     > Behandlungsbelastung                                                                                                                                    einer erhöhten Infektion- und Dysfunktionsrate, sind        glatte Gefäßmuskelzellen von Schweinen) verwendet,
       verständlich kommunizieren                                                                                                                              zentralvenöse Zugänge nur zweite Wahl, präferiert           versucht man nun funktionell hochwertige Gefäße
     > Erfolge bei der Hämodialyse                                                                                                                             wird eine sogenannte native Fistel. Klassischerweise        aus Arterien von jüngeren LeichenspenderInnen her-
                                                                                                    Ärztliche Barrieren

       definieren                                                                                                         KLINISCHE                            wird diese durch eine operative Verbindung zwischen         zustellen. Diese arteriellen „Grafts“ werden mit Hilfe
     > ÄrztInnen-PatientInnen-Dichotomie                                                                                  EINSCHRÄNKUNGEN                      einer Arterie und einer Vene angelegt und kann nach         von Detergenzien und Salzen komplett von Zellen
       bewusst machen                                                                                                     > Fachliche Mängel                   einer Reifezeit von 3–6 Wochen verwendet werden.            befreit und werden daher vom Immunsystem nicht
     > Gemeinsame Entscheidungsfindung                                                                                    > Unsicherheit und                   Inzwischen wurden minimalinvasive Techniken                 mehr als fremd erkannt. Nach einer Implantation
       fördern                                                                                                              Komplexität der Ergebnisse         entwickelt, die bei geeigneter Gefäßmorphologie             wachsen Zellen der Empfängerin/des Empfängers ein.
                                                                                                                          > Elemente, die außerhalb            einen chirurgischen Eingriff ersetzen. Bei diesen           Eine erste prospektive multizentrische Phase-II-Studie
                                                                                                                            des medizinischen Bereichs         Techniken werden dünne, magnetische Katheter in             und eine multizentrische randomisierte open-label
                                                                                                                            liegen                             zwei eng benachbarte Gefäße (eine Arterie und eine          Phase-II-Studie wurde bereits begonnen.
                                                                                                                                                               Vene) eingeführt. Durch die magnetische Anziehung
                                                                                 Organisatorische

                                                                                                                          > Betreuungsanforderungen
          DRUCK AUFGRUND VON VORGABEN                                                                                                                          der Katheter nähern sich diese, bis sie sich schluss-
                                                                                                                          > Mechanistische Denkweise
                                                                                    Barrieren

                                                                                                                                                               endlich berühren; über einen elektrischen Impuls
           > Festhalten an übergreifenden Strategien                                                                      > Die Entstehung von Angst           wird dann eine Verbindung hergestellt und damit ein
                 > Schlecht abgestimmte Richtlinien                                                                         bei PatientInnen verhindern        arteriovenöser Shunt geschaffen. Die ersten großen
                        > Ressourcenbeschränkungen                                                                        > Paradoxisches Dilemma              Studien aus Kanada zeigen vielversprechende Daten.
Nephrologie ZUKUNFTSBERICHT - niere-hochdruck.at - Österreichische Gesellschaft für ...
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     3.         Biosensorgesteuerte Dialyse                                                                                  5.         Nierenfunktion ist mehr als glomeruläre Filtration
          Moderne Dialysemaschinen sind mit Feedback-                zunehmende Personalisierung der Nierenersatz-                Die derzeitigen Dialyseverfahren versuchen vor allem    können (noch) nicht übernommen werden. Derzeit
          Schleifen ausgestattet, diese überwachen und steuern       therapie ermöglichen. „Sense more and solve more“ ist        die glomerulären Aspekte der Toxin-Elimination über     laufende Versuche eine bessere Entgiftung z. B. von
          die Therapie. Die kontinuierlichen Messungen von           das Schlagwort für pervasive sensing, die Erfassung          das Prinzip der Diffusion und Konvektion zu kopieren.   Protein gebundenen Urämie-Toxinen durch den zu-
          Elektrolyten, der Ultrafiltration, der Temperatur und      eines Maximums gesundheitsrelevanter Daten (Hämo-            Tubuläre Funktionen werden nur teilweise ersetzt.       sätzlichen Einbau von Adsorber-Systemen (z. B.
          des Blutdrucks steuern das Dialysegerät und pas-           dynamik, Elektrolyte, Wasserhaushalt, Bewegung, ...).        Zwar werden auch der Flüssigkeits-, Elektrolyt- oder    Albumin) zu erreichen, sind erste Ansätze dafür,
          sen die Abläufe an die momentanen Bedürfnisse der          Durch Dialysegeräte, mobile Apps, an der Bekleidung          Säure-Basen-Haushalt korrigiert, andere wichtige        letztendlich auch die tubulären Aspekte der Nieren-
          PatientInnen an. Bei einem plötzlichen Blutdruckab-        befestigte Sensoren oder das Einbinden sozialer              tubuläre Funktionen wie z. B. die tubuläre Sekretion,   funktion zu ersetzen.
          fall wird die Liege zum Beispiel automatisch in eine       Netzwerke, kann in Zukunft die Dialysebehandlung             aber auch Reabsorption von bestimmten Metaboliten
          Schocklagerung gebracht. Die Integration weiterer,         verbessert werden.
          durch das Dialysegerät erhobener Daten, wird eine

     4.         Die tragbare Niere                                                                                           6.         „ReBuilding a Kidney“
          Ein grundlegendes Problem der konventionellen              theoretisch maximal erreichbaren Nierenersatz-               Nieren-Organoide sind nephronartige Vorläuferstruk-     sogenannten Kidney in a Dish oder sogar eine für die
          Hämodialyse ist ihr zyklischer Charakter (z. B. drei mal   therapie-Dosis ist (dies wäre die Behandlung über            turen, welche unter anderem nach einer speziellen       Transplantation fähige, gezüchtete Niere, liegt nach
          pro Woche/vier Stunden). Diese Art der Entgiftung          24 Stunden sieben Tage pro Woche). Die tragbare              Umprogrammierung (Induzierung) von z. B. embryona-      derzeitigem Stand der Forschung noch außer Reich-
          ist nicht physiologisch, aber dem Umstand geschul-         künstliche Niere (wearable kidney) ist hier eine             len oder humanen pluripotenten Stammzellen gebildet     weite. Herausforderungen hier sind vor allem die
          det, dass die Therapie ein Kompromiss zwischen der         Möglichkeit der Weiterentwicklung.                           werden können. Je nach Ansatz enthalten sie tubuläre    Vaskularisierung der Organoide bis zum Erreichen
          Lebensqualität der PatientInnen und der zumindest                                                                       Strukturen oder (frühe und späte) Podozyten.            einer funktionell hochwertigen Nephroneinheit und
                                                                     Die großen Herausforderungen bei der Weiterentwick-          In einigen Modellen können teilweise auch schon         die vollständige Differenzierung. Unerreichbar ist
                                                                     lung der tragbaren künstlichen Niere sind unter ande-        fast glomeruläre d. h. Kapillaren enthaltende Gebilde   dieses Ziel jedoch nicht.
                                                                     rem die Regenerierung des Dialysats (bei Hämodialyse         generiert werden. Die komplette Erstellung einer
                                                                     mit Diffusion) sowie der kontinuierlich notwendige
                                                                     Gefäßzugang. Trotzdem ist es vorstellbar, dass in
                                                                     einigen Jahren Dialysezentren nur mehr für unselbst-
                                                                     ständige PatientInnen mit vielen Begleiterkrankungen
                                                                     benötigt werden und hoffentlich ein Großteil der mo-
                                                                     bilen PatientInnen die Nierenersatztherapie zu Hause
                                                                     durchführen können.
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     1.2 Hämofiltration als besonderes Nierenersatzverfahren                                                                 1.38Peritonealdialyse (CAPD)

        Während die Hämodialyse vor allem in der Therapie des chronischen Nierenversagens eingesetzt wird, ist                  Bei der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse      durch Diffusion und in geringerem Ausmaß auch durch
        die primäre Domäne der Hämofiltration (Abfiltrieren von Plasmawasser mit Substitution) die Behandlung                   (CAPD) werden 1,5 bis 2,5 Liter Peritonealdialysat-        konvektiven Transport aus den peritonealen Kapillaren
        des akuten Nierenversagens (ANV oder acute kidney injury, AKI), einer plötzlichen, potentiell aber                      lösung drei- bis fünfmal täglich im Austausch über         in das Dialysat in der Peritonealhöhle. Für den Dialy-
        reversiblen Reduktion der Elimination von Toxinen und/oder der Harnmenge.                                               einen in Lokalanästhesie oder Vollnarkose implan-          satwechsel werden Doppelbeutelsysteme, Y-Schlauch-
                                                                                                                                tierten Katheter in die Peritonealhöhle instilliert. Die   system mit Einlauf- und Auslaufbeutel verwendet, die
                                                                                                                                Peritonealdialyseflüssigkeit enthält ein osmotisches       an den Katheter konnektiert und nach Beendigung des
        Bei einem schweren akuten Nierenversagen kann             von Toxinen ausschließlich über Konvektion erfolgt.           Agens (z. B. Glukose), um durch den Aufbau eines           Dialysatauslaufes und der Füllung der Peritonealhöh-
        eine extrakorporale Nierenersatztherapie notwendig        Pro Stunde entfernt ein Hämofiltrationsgerät typi-            osmotischen Gradienten einen Flüssigkeitsentzug            le mit frischer Dialysatlösung wieder diskonnektiert
        werden. Prinzipiell wäre auch die Hämodialyse dazu        scherweise circa 1,5–2,5 Liter Plasmawasser, welches          aus den peritonealen Kapillaren in die Peritoneal-         werden. Nach entsprechender Einschulung können die
        geeignet, allerdings ist ihr intermittierender Cha-       dann kontinuierlich durch eine gepufferte, pyrogen-           höhle zu ermöglichen. Das Ausmaß der peritonealen          PatientInnen diese Therapie selbstständig zu Hause
        rakter vor allem bei schwerer kranken PatientInnen        freie Elektrolytlösung (Substituat) ersetzt wird. Um          Ultrafiltration ist dabei von der Glukosekonzentration     durchführen. Eine ambulante Kontrolle ist etwa alle
        (Sepsis, schwere Myokardiopathien, postoperatives         auch eiweißgebundene Toxine (wie z. B. Medikamente)           der Dialysatlösung abhängig, welche individuell den        vier Wochen notwendig. Für funktionell eingeschränk-
                                                                                   entfernen zu können, kombiniert man          Bedürfnissen der Patientin/des Patienten angepasst         te PatientInnen mit Sehbehinderung werden auch
                                                                                   die Hämofiltration auch mit anderen          werden kann. Die Elimination der Urämietoxine erfolgt      entsprechende Wechselhilfen angeboten.
                                                                                   Verfahren (z. B einer Hämoperfusion).
                                                                                   Moderne Hämofiltrationsgeräte können
                                                                                   in verschiedenen Behandlungsein-             Das Prinzip der kontinuierlich-ambulanten
                                                                                                                                                                                                                              EINLAUFBEUTEL
                                                                                   stellungen (CVVH = kontinuierliche           Peritonealdialyse (CAPD)
                                                                                   venovenöse Hämofiltration mit prä/
                                                                                   post Dilution, CVVHD = kontinuierliche       Die automatisierte Peritonealdialyse (CAPD) erfolgt                   PERITONEALHÖHLE
                                                                                   venovenöse Hämodialyse, CVVHDF =             mit Hilfe eines Cyclers. Hier handelt es
                                                                                   kontinuierliche venovenöse Hämo-             sich um eine Maschine, die nach
                                                                                   diafiltration mit Prä/Postdilution) den      Konnektion an den Peritoneal-
                                                                                   Bedürfnissen der PatientInnen ange-          dialysekatheter automatisch
                                                                                   passt werden, je nachdem, ob in erster
                                                                                                                                                                                                         Y-SCHLAUCHSYSTEM
                                                                                                                                den Dialysatwechsel durch-
                                                                                   Linie Flüssigkeit entfernt werden soll,      führt. Der Cycler füllt und
                                                                                   oder ob die Entgiftung im Vordergrund        entleert die Peritonealhöhle
                                                                                   steht.                                       in einem Rhythmus der
        akutes Nierenversagen etc.) problematisch und unter       Die Antikoagulation bei der Hämofiltration, die bei           zu Beginn programmiert
        anderem mit einer erhöhten hämodynamischen In-            allen länger andauernden extrakorporalen Verfahren            werden kann. Dies kann
        stabilität verbunden, die die PatientInnen noch mehr      durchgeführt werden muss, kann durch eine systemi-            zum Beispiel auch
        gefährdet. In diesen Fällen ist es angezeigt auf eine     sche Antikoagulation mit nieder- oder hochmolekula-           während der Nacht-
        kontinuierliche Form der NET (Nierenersatztherapie)       rem Heparin erfolgen oder mittels Zitrat. Dieses wird         stunden durchgeführt
        wie die Hämofiltration zurückzugreifen. Diese Metho-      vor der Filtrationsmembran dem Blut beigemischt und           werden.
        de, die in der englischen Fachliteratur als continuous    bindet Kalzium. Damit ermöglicht man eine regionale
        renal replacement therapy (CRRT) bezeichnet wird,         Antikoagulation, da die normale Blutgerinnung nach
        kann für mehrere Tage ununterbrochen durchgeführt         dem Dialysator durch Zugabe von Kalzium wieder                                                                                           KATHETER
        werden und ermöglicht damit eine optimale Steuerung       hergestellt wird. Diese Form der Gerinnungshemmung
        der Entgiftung und der Volumenbilanz. Ein wesent-         wird vor allem bei PatientInnen mit Blutungen,
        licher Unterschied zur Hämodialyse ist, dass (oft) kein   Blutungsneigung und vor bzw. nach Operationen
        Dialysatkreislauf mitgeführt wird und die Elimination     favorisiert.                                                                                                                                                 AUSLAUFBEUTEL
                                                                                                                                Schematische Darstellung eines Cycler

        Zukunftsszenarium                                                                                                       Diese Form der Peritonealdialyse können PatientIn-         Neben der größeren Unabhängigkeit von einem
                                                                                                                                nen üblicherweise selbstständig nach entsprechender        Zentrum, bietet die Peritonealdialyse noch einige
        Die Fortschritte der Hämofiltration und deren Modi-       brechungen, eine Reduktion des benötigten extra-              Einschulung zu Hause durchführen. Für PatientInnen,        andere Vorteile gegenüber der Hämodialyse.
        fikationen haben dieses Verfahren in den letzten Jahr-    korporalen Blutvolumens, eine bessere Mobilität und           die aufgrund funktioneller oder kognitiver Einschrän-      Darüber hinaus eignet sich die Peritonealdialyse zur
        zehnten zum Goldstandard der Therapie für kritisch        Größe der Hämofiltrationsgeräte sowie die Weiterent-          kungen die Behandlung nicht zu Hause durchführen           Therapie bei Volumenüberladungen (schwere
        kranke, kreislaufinstabile PatientInnen mit akutem        wicklung von biokompatiblen Materialien die Zukunft           können, steht noch die intermittierende Peritoneal-        Herzinsuffizienz oder therapierefraktärer Aszites).
        Nierenversagen gemacht. Dies wird wohl auch eine          bestimmen. Darüber hinaus ist es notwendig, genauer           dialyse (IPD) zur Verfügung. Sie wird meistens dreimal
        absehbare Zeit so bleiben. Trotzdem werden verbes-        zu untersuchen, ab wann eine Hämofiltration begon-            pro Woche im Zentrum durchgeführt. Die Effektivität
        serte Monitoringsysteme mit Feedback-Funktion, neue       nen werden und wie lange und mit welcher Intensität           der IPD ist allerdings geringer als jene der anderen
        Algorithmen zur Vermeidung von Behandlungsunter-          sie durchgeführt werden muss.                                 Verfahren.
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                                                                                                                                      Zukunftsszenarium
      Vorteile der Peritonealdialyse                                                       Kontinuierliche
                                                                                          Ultrafiltration zu
     • KONTINUIERLICHE ULTRAFILTRATION –                                                   Hause möglich                              Zirka ein Prozent aller Menschen über 60 Jahre sind       Syndrom“ wird nicht nur durch das „Vorwärtsversa-
       ZU HAUSE MÖGLICH                                                                                                               wegen einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz wie-       gen“ (eingeschränkte linksventrikuläre Auswurfleis-
                                                                                                                       Geringere
       eine kontinuierliche Volumen- und Elektrolyt-               Schonender,                                                        derholt hospitalisiert, bei den über 80-Jährigen etwa     tung mit reduzierter Nierenperfusion und Aktivierung
                                                                                                                      Infektions-
       kontrolle und eine damit verbundene größere               kontinuierlicher                                                     10 Prozent. Die absolute Zahl der Betroffenen wird in     entsprechender gegenregulatorischer Mechanismen,
                                                                                                                     gefahr als mit
       hämodynamische Stabilität                                  Flüssigkeits-                                                       den nächsten Jahrzehnten mit Zunahme der Lebenser-        wie z. B. Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
                                                                                                                     Zentralvenen-
                                                                     entzug                                                           wartung massiv steigen. Damit wird auch jene Gruppe       (RAAS), sympathisches Nervensystem (SNS)) verur-
                                                                                                                        katheter
     • GERINGERE INFEKTIONSGEFAHR ALS                                                    PERITONEAL-                                  wachsen, die mit medikamentöser Therapie nur mehr         sacht, auch das „Rückwärtsversagen“ (venöse Stauung
       MIT ZENTRALVENENKATHETER                                                                                                       insuffizient behandelt werden kann. Dabei spielt eine     und Erhöhung des renalvenösen Druckes) spielt eine
       Es besteht zwar das potentielle Risiko einer periton-
                                                                                           DIALYSE                                    begleitende Nierenfunktionseinschränkung, die bei         wichtige Rolle. Die Folge ist die zunehmende Nieren-
       eladialyseassoziierten Infektion (katheterassoziierte                                                                          etwa 60 Prozent der herzinsuffizienten PatientInnen       funktionseinschränkung, Diuretikaresistenz, Salz- und
                                                                                                                       Aszites
       Infektion, Peritonitis), vor allem bei bestimmten                                                                              auftritt, eine wichtige Rolle. Dieses „kardiorenale       Wasserretention und oft auch Aszites.
                                                                                                                     sehr leicht
       PatientInnengruppen (ältere Menschen, Menschen                Kein Shunt
                                                                                                                    mobilisierbar
       mit Herzinsuffizienz etc.), jedoch ist dieses Risiko           notwenig
       geringer als jenes einer Sepsis, die durch einen zen-                                                                                                                     Kardiales Schlagvolumen
       tralvenösen Katheter bedingt wird. Dieser wäre aber                                    Geringe
       gerade in diesen Fällen oft der einzige Zugang für                                  Hyperkaliämie-
       eine chronische Hämodialyse, da ein Shunt wegen                                        Gefahr
                                                                                                                                           Venöse Stauung                                                                  Arterielle Hypovolämie
       der zusätzlichen kardialen Belastung nicht toleriert                                                                              „Rückwärtsversagen“                                                                „Vorwärtsversagen“
       werden würde.
                                                                                                                                         Intra-       Renalvenöser
                                                                                                                                      abdomineller       Druck                        Aktivierung des
     • ASZITES SEHR LEICHT MOBILISIERBAR                       • GERINGE HYPERKALIÄMIEGEFAHR                                             Druck                                        neurohumoralen
       Die Mobilisation eines Aszites ist mittels der Peri-      Die Dialyselösung für die Peritonealdialyse ist kalium-                                                                   Systems
       tonealdialyse wesentlich einfacher als durch eine         frei. Somit ist die Gefahr einer Hyperkaliämie sehr ge-                  Renalinterstitieller                        z. B. SNS, RAAS
       Hämodialyse. Eine kontinuierliche Hämodialyse oder        ring und herzinsuffizienzwirksame Medikamente wie                              Druck
       Hämofiltration ist wiederum nur temporär auf der          z. B. Spironolacton oder ACE-Hemmer können leichter
       Intensivstation durchführbar.                             eingesetzt und adäquater dosiert werden.

     • KEIN SHUNT NOTWENIG                                     • SCHONENDER, KONTINUIERLICHER
                                                                 FLÜSSIGKEITSENTZUG                                                                                               Renale Hypoperfusion
                                                                                                                                                                                 Salz/Wasser-Exkretion
                                                                                                                                                                            GFR (glomerulären Filtrationsrate)

                                                                                                                                      Pathophysiologie des kardiorenalen Syndroms
                                                                                                                                      Bei etwa vierzig Prozent der, wegen einer Dekompen-       und Wasserentzug aus dem Blut im Vordergrund steht.
                                                                                                                                      sation der Herzinsuffizienz stationär aufgenommenen       Die Entnahme des Blutes und die Rückführung in den
                                                                                                                                      PatientInnen besteht eine (wenn auch mildere) Form        Körper nach der Flüssigkeitselimination ist zumindest
                                                                                                                                      der Überwässerung.                                        bei einem Teil der PatientInnen über periphere Venen
                                                                                                                                      30 Prozent dieser PatientInnen müssen innerhalb           möglich. Für die Aquapherese stehen relativ kleine,
                                                                                                                                      von drei Monaten abermals stationär aufgenommen           teilweise auch tragbare Geräte zur Verfügung. Da
                                                                                                                                      werden. Das hat zur Folge, dass die Mortalität, wie       diese Entwässerung vollkommen unabhängig von der
                                                                                                                                      auch die Kosten deutlich ansteigen und die Lebens-        medikamentösen Therapie stattfindet, kann damit
                                                                                                                                      qualität sinkt.                                           auch eine Rekompensation bei herzinsuffizienten
                                                                                                                                      Um eine Optimierung des Salz- und Flüssigkeits-           PatientInnen mit Diuretikaresistenz erreicht werden.
                                                                                                                                      haushalts sowie der medikamentösen Therapie zu            Natürlich eignet sich auch die Hämodialyse bzw. die
                                                                                                                                      erreichen, sollte eine Kooperation zwischen Kardio-       Hämofiltration für diese PatientInnen. Eine besondere
                                                                                                                                      logie und Nephrologie bei PatientInnen mit schwe-         Rolle kommt der Peritonealdialyse zu. Sie ermöglicht
                                                                                                                                      rer Herzinsuffizienz schon sehr früh beginnen. Bei        den PatientInnen das „Heimverfahren“ – wiederholte
                                                                                                                                      medikamentöser Therapieresistenz kann die Nephro-         stationäre Aufnahmen können vermieden werden.
                                                                                                                                      logie tatsächlich entscheidende Impulse geben. Eine       PatientInnen sind dadurch weitgehend unabhängig
                                                                                                                                      therapeutische Möglichkeit ist die extrakorporale         und können so ein besseres Leben führen.
                                                                                                                                      Ultrafiltration (Aquapherese), bei der primär der Salz-
20                                                                                                                                                                                                                                                                     21

     1.4 Hämoperfusion 2.0

        ECMO–Kreislauf (Extrakorporale Membranoxygenierung)                                                                          Femoralarterie

                                                                                                                                                                                           Schematischer Aufbau eines Schaltkreises zur Integration einer
                                                                                                                                     Femoralvene                                             Hämoperfusion mittels Polymyxin B im intensivmedizinischen
                                                                                                                                                                                        Setting bei gleichzeitig betriebenem Membranoxygenierungs- und
                                                                                                                                                                                                                                  Nierenersatzverfahren.
                                                                  Oxygenator                                          Zentrifugal-
                                                                                                                      pumpe

        Zugangs-
        schlauch
                                                                                                                                     Rückführungs-
                                                                                                                                     schlauch

                                                                    Polyamin B Hämoperfusion                                                          Einsatz von Adsorber
                          CRRT
                     (kontinuierliche                                                                                                                 Ein weiterer interessanter Ansatz ist die Möglichkeit,   darauf hin, dass sich durch den Einsatz solcher
                  renale Ersatztherapie)                                                                                                              in der Sepsis überschießend produzierte, körpereigene    Adsorber eine Verbesserung der Hämodynamik und
                                                                                                                                                      schädliche Entzündungsmediatoren (Zytokine, Che-         der Organfunktion in kritisch kranken, septischen
                                                                                                                                                      mokine, Anaphylatoxine etc.) mittels HP zu entfernen.    PatientInnen erzielen lassen kann. Sollten sich diese
                                                                                                                                                      Dabei werden Adsorber eingesetzt, die mit winzigen       Ergebnisse weiter bestätigen lassen, könnte in naher
        Die Hämoperfusion (HP) ist ein bereits seit den siebziger Jahren bekanntes Verfahren zur                                                      Beads aus porösem Polymer gefüllt sind, die durch ihre   Zukunft eine weitere Therapieoption für die Sepsis
        Elimination von Toxinen, das gerade eine Renaissance erlebt und in Zukunft im klinischen                                                      Struktur ein breites Spektrum von Entzündungsmedia-      zur Verfügung stehen, die seitens der Nephrologie an-
        Alltag der Nephrologie eine wichtige Rolle spielen wird. Neben den klassischen Indikationen                                                   toren binden. Erste randomisierte Studien deuten         geboten werden kann.
        wie Medikamentenvergiftungen könnten vor allem Verfahren zur CO2- und Endotoxin-
        elimination ein breites Einsatzgebiet in der Intensivmedizin haben und damit die Bedeutung
        der Nephrologie in diesem Fachgebiet untermauern.
                                                                                                                                                      Diese Abbildung zeigt den Querschnitt eines Adsorbers für Endotoxine. Der Adsorber ist
                                                                                                                                                      mit winzigen Beads aus porösem Polymer gefüllt, die eine Gesamtoberfläche von mehr
        Bei der klassischen Hämoperfusion wird das Blut der         Neben der klassischen Hämoperfusion zur Elimination                               als 40.000 Quadratmetern (> 4 Fußballfelder) ergeben. Dabei können hauptsächlich
        intoxikierten PatientInnen durch eine Säule mit ad-         von Arzneimittel- oder Chemikalienintoxikationen                                  hydrophobe (wasserunlösliche) Moleküle bis zu einer Größe von 55 kDa entfernt werden.
        sorptiven Eigenschaften (Adsorber), meist Aktivkohle        wurde in den letzten Jahren ein neuer Indikationsbe-
        oder Austauscherharze gepumpt, um die toxischen             reich für die Hämoperfusion in der Intensivmedizin
        Substanzen zu entfernen. Dabei werden insbeson-             geschaffen. Hier sind vor allem Verfahren zur
        ders mittlere Moleküle eliminiert, die früher bei einer     CO2- und Endotoxinelimination zu nennen. Bei der
        konventionellen Hämodialyse (HD) nur schwer ent-            Endotoxinelimination werden Adsorber eingesetzt,
        fernt werden konnten. In den letzten Jahren wurde           die mit Stoffen beschichtet sind, die bakterielle
        allerdings durch Einführung neuer Dialysemembrane           (z. B. Lipopolysaccharide, LPS) oder körpereigene
        (High-Flux-Dialysatoren, medium und high cut-off            (z. B. Cytokine wie IL-6) Toxine binden. So wurde
        Membranen) die klassische Hämoperfusion zur Be-             z. B. in einer rezenten Metaanalyse eine Mortali-
        handlung von Arzneimittel- oder Chemikalienintoxi-          tätsreduktion bei PatientInnen mit schwerer Sepsis
        kationen ersetzt. Somit konnte die Clearance (Elimi-        und septischem Schock gezeigt, die mit Polymyxin B
        nationsrate) für viele Gifte vergrößert werden und          beschichteten Adsorbern behandelt wurden. Polymyxin
        gleichzeitig konnten auch teilweise proteingebundene        B ist ein gegen Gram-negative Bakterien antibiotisch
        Toxine entfernt werden. So hat die Hämoperfusion            wirksames Protein, das unter anderem LPS binden
        eine Grad 1 Empfehlung der Extracorporal Treatments         und neutralisieren kann. Der Polymyxin-B-Adsorber
        in Poisoning Workgroup (extrip-workgroup.org) zur           kann dabei parallel zu bestehenden extrakorporalen
        Behandlung von Intoxikationen einer großen Anzahl           Membranoxygenierungs- oder Nierenersatzverfahren
        in der Klinik aktuell breit angewendeter Medikamente        geschalten werden. Die Ergebnisse sind klinisch von
        wie z. B. Salizilaten, Theophyllin, Lithium, Phenytoin      größter Bedeutung, da in den letzten Jahrzehnten
        und Valproinsäure aber auch von Metallen oder               kaum neue therapeutische Möglichkeiten etabliert
        Alkoholen, die zu Intoxikationen führen.                    wurden, um die Mortalität bei Sepsis zu senken.
22                                                                                                                                                                                                                                                  23

     Extrakorporale Kohlendioxidentfernung                                                                                  1.5 Plasmaseparation
     Eine weitere Neuerung auf dem Gebiet der Hämo-           kombinierten Lungen-Nieren-Unterstützung gekoppelt               Extrakorporale Verfahren in der Nephrologie beinhalten neben Hämodialyse, Hämofiltration,
     perfusion (HP) ist die Ausweitung der Indikation zur     (siehe Grafik unten). Die Ergebnisse aus den ersten              Hämodiafiltration auch den Plasmaaustausch nach Plasmaseparation und die Immunapherese mit
     extrakorporalen Kohlendioxidentfernung (ECCO2R) bei      experimentellen und klinischen Anwendungen sind er-              Immunadsorption sowie Lipidadsorption. Allen Verfahren gemeinsam ist die Entfernung von Blut-
     IntensivpatientInnen mit Lungenversagen. Eliminiert      mutigend. Sollten sich diese in einem randomisierten             bestandteilen, was zumeist einen hohen medizinischen Aufwand erfordert, so dass intensivme-
     die Lunge im Rahmen einer Funktionseinschränkung         und kontrollierten Studiendesign bestätigen lassen,
                                                                                                                               dizinische Bedingungen unabdingbar sind. Beim Plasmaaustausch und der Plasmapherese können
     nicht genügend CO2 kann dies zu einer toxischen          kann ein System mit kontinuierlicher Nierenersatz-
     Störung des Säure-Basenhaushalts (respiratorische        therapie und ECCO2R als Mehrorganunterstützungs-
                                                                                                                               als Blutzugang periphere Armvenen verwendet werden, wobei nach dem venovenösen Prinzip
     Azidose) führen, wenn die Niere nicht ausreichend        plattform entwickelt werden, das als Routineinstru-              über eine Unterarmvene das Blut entnommen und anschließend mit Hilfe einer Blutpumpe über
     durch Bikarbonatregeneration gegensteuert. ECCO2R        ment in der Intensivmedizin eingesetzt werden kann.              eine zweite Punktionsnadel – vorzugsweise am kontralateralen Arm – das ausgetauschte bzw. das
     ist eine Therapie, bei der über einen extrakorporalen    Die Nephrologie rückt damit von der Versorgung des               gereinigte Plasma gemeinsam mit den zellulären Blutbestandteilen rückgeführt wird.
     Kreislauf CO2 aus dem Blut der PatientInnen entfernt     reinen Nierenversagens ins Zentrum der Behandlung
     wird. Somit kann ECCO2R bei PatientInnen eine erhöh-     des Mehrorganversagens. Es ist anzunehmen, dass die
     te CO2-Konzentration im Blut und eine damit verbun-      HP in Zukunft eine wichtige Rolle in der Intensivmedi-
     dene Störung des Säure-Basenhaushalts behandeln.         zin spielen wird und damit die Nephrologie zur                   1.5.1 Plasmaaustausch
     Interessanterweise wurde ECCO2R kürzlich mit einer       zentralen Fachrichtung innerhalb der Betreuung
     kontinuierlichen Nierenersatztherapie zur spezifischen   kritisch kranker PatientInnen wird.                              Beim Plasmaaustausch (PA) werden in einem konti-          krankungen, die neben dem Nierenversagen auch zu
                                                                                                                               nuierlichen Verfahren große Plasmamengen (2–5 Liter       Lungenblutungen führen können. Es werden mit dieser
                                                                                                                               pro mehrstündiger Behandlung) aus der Zirkulation         Therapieform Erkrankungen aus unterschiedlichen me-
     Schematischer Aufbau einer Kombination aus Nierenersatzverfahren und extrakorporaler                                      der PatientInnen entfernt und durch Fresh Frozen Plas-    dizinischen Gebieten wie Neurologie, Rheumatologie,
     CO2-Elimination. Das Blut kommt dabei mit einer Membran in Kontakt, an deren Gegenseite                                   ma (FFP) oder konservierte Plasmaproteinlösungen er-      oder Hämatoonkologie abgedeckt und sie stellt somit
     ein Gasgemisch fließt. Durch ein Druckgefälle kommt es zu einer CO2-Elimination.                                          setzt. Es können aber auch Substitutionslösungen wie      eine zentrale Therapieform im Rahmen der Tertiärver-
     Anschließend wird das Blut einer herkömmlichen Hämodiafiltration zugeführt.                                               5-prozentige Humanalbumin-Lösungen oder Kombina-          sorgungsstruktur dar.
                                                                                                                               tionen aus FFP und Humanalbumin verwendet werden.         Bei massiven Hypertriglyzeridämien mit Triglyzerid-
                                                                                                                               Bei jedem Plasmaaustausch werden die korpuskulären        werten über 1000 mg/dl kann eine triglyzeridassoziier-
                                                                                                                               Blutbestandteile mittels Zentrifugation vom Plasma        te Pankreatitis auftreten, da zirkulierende Triglyzeride
                                                                                                                               getrennt. Die bisherigen Indikationen reichen vom         laufend zu einer Schädigung des Pankreasgewebes
                                                                                                                               hämolytisch-urämischen Syndrom (eine Erkrankung           führen. Wenn durch konservative Therapieansätze kei-
                                                                                                                               die vor Jahren in Deutschland durch kontaminier-          ne ausreichende Heilung erzielt werden kann, kommt
                                                                                                                               te Lebensmittel eine medizinische Notsituation mit        der Plasmaaustausch zum Einsatz, da durch einen
                                                                                                                               hunderten von gleichzeitig notwendigen PA-Behand-         einzelnen Plasmaaustausch die Triglyzeride um mehr
                                                                                                                               lungen zur Folge hatte), bis zu vielen Autoimmuner-       als 50 Prozent gesenkt werden können.
                                                   Spülgas ein

                               Membran                                                                                         1.5.2 Immunapherese/Immunadsorption
                                                                                            Hämofilter

                                                                                                                               Basierend auf den Erfahrungen mit der Plasma-             Immunadsorption, dem Ig-Immunadsorber auf Basis
      Substitutions-
                                                                                                                               austausch-Behandlung wurde kontinuierlich nach            von polyklonalen Schaf-AK und dem Globaffin-System,
     füssigkeit (Rep)                                                                                                          Möglichkeiten gesucht, pathogene Substanzen               bei dem ein an Sepharose gekoppeltes synthetisches
       Prädilution                                                           UF                                                spezifisch aus dem Blut zu entfernen, ohne dass eine      Peptid Eigenschaften ähnlich dem Protein A aufweist.
                                                   Spülgas aus                                                                 begleitende Substitution von Plasma bzw. kolloidalen
                                                                                                                               Lösungen erforderlich ist. Dadurch sollten wesentlich     Im Bereich der Nierentransplantation sind hier einer-
                                                                                                              Rep              größere Plasmavolumina im extrakorporalen Kreislauf       seits der Einsatz von semiselektiven Adsorbern (z. B.
           Rep                                                Ultrafiltrat                                                     therapierbar und wesentlich drastischere Absenkungs-      Protein A) zur Desensibilisierung von PatientInnen mit
                                                                                                                               raten der IgG- bzw. Auto-AK-Spiegel (als Auslöser für     einer hohen Zahl an schon vorhandenen, potentiell
                                                                                                                               verschiedene Autoimmunerkrankungen) möglich sein.         schädlichen Antikörpern gegen ihre Organspenderin/
                              Blutpumpe
                                                                                                                               In den letzten 25 Jahren wurden auch Apheresetech-        ihren Organspender, sowie andererseits die Behand-
                                                                                                          Substitutions-       nologien entwickelt, die spezifisch in der Therapie von   lung einer schon manifesten antikörpervermittelten
                                                                         Filtrat                         füssigkeit (Rep)      Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden. Über die         Abstoßung nach der Transplantation notwendig. Bartel
                                                                                                           Postdilution
                                                                                                                               Membrandoppelfiltration und den Tryptophan-               et al. konnten hierbei 2008 zeigen, dass sich der Ein-
                                                                                                                               Alanin-Adsorber führte der Weg zu den heute um-           satz von Immunadsorption im Rahmen des Transplan-
                                                                                                                               fangreich eingesetzten Systemen der Protein-A-            tationsvorganges insbesondere auch dann lohnt, wenn
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