Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute

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Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Das Magazin
von Stadtwerk Winterthur

                                        No 4/2020

  Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof                                     Seite 8

Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen – gestern und heute Seite 14
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Mehr zu den Köhlern im Entlebuch:
       strom-online.ch/holzkohle

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                                                                                                                                                                      Fotos: zVg UNESCO Biosphäre Entlebuch
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Die ökologischen und kulturellen Schätze des Entlebuchs                                                    Ja, ich bin bei der
                                                                                                           «energie»-Leserreise mit dabei!
Moor und Kohle                                                                                             Buchen Sie telefonisch unter 056 461 61 61
Der «Wilde Westen von Luzern» ist eine Welt, die mehr an Skandinavien                                      (Kreditkarte bereithalten)
und die USA erinnert als an die Schweiz. Die grossen, weiten Moore mit                                     oder online unter energie-leserangebot.ch
ihrem Reichtum an Pflanzen und Tieren sind einzigartig. Denn die Region                                    Preis pro Person: CHF 116.–
ist eine der wenigen tiefer liegenden Gegenden, die während der letzten                                    inkl. MwSt., bei Kreditkartenzahlung
Eiszeit nicht vergletschert waren. Das Entlebuch ist deshalb neben dem                                     (Rechnungszuschlag CHF 10.–).
Nationalpark das einzige von der UNESCO anerkannte Biosphären-                                             Keine Reduktion mit Halbtax oder GA.
Reservat der Schweiz. Auch das Köhlerhandwerk hat hier überlebt. Weil
                                                                                                           Ab Aarau / Windisch / Sursee
Holzkohle leichter zu transportieren war als Brennholz, lagen die Köhler-­                                 Montag, 14. Juni 2021
plätze früher weit verstreut, an schlecht zugänglichen Orten mit viel                                      Mittwoch, 30. Juni 2021
Holz. Abnehmer waren vor allem die lokalen Glasmacher und Schmiede.                                        Dienstag, 13. Juli 2021
Die köhlernden Bauern der Region pflegen deshalb eine Tradition, die
                                                                                                           Ab Winterthur / Zürich
viele Fertigkeiten und Industrien überhaupt erst ermöglichte – von der                                     Mittwoch, 16. Juni 2021
Stahlschmelzerei bis zur chemischen Industrie.                                                             Montag, 28. Juni 2021
Wir besuchen auf unserer Fahrt durchs Entlebuch einen aktiven Köhler,
                                                                                                           Ab Zug / Luzern
der uns erklärt, wie er seinen Meiler aufbaut, wie der Holzstoss schwelt,                                  Montag, 21. Juni 2021
aber nicht brennt und was gute Holzkohle ausmacht. Danach fahren wir                                       Mittwoch, 7. Juli 2021
mit der Gondelbahn auf die Rossweid und geniessen da das Mittagessen.
Am Nachmittag erfahren wir auf einer Führung durch die Moore der
                                                                                                           Ab Münchenstein / Pratteln / Liestal
                                                                                                           Dienstag, 22. Juni 2021
Region, wie diese Landschaften entstanden sind und was sie für die Natur                                   Montag, 5. Juli 2021
so wertvoll und einzigartig macht.
                                                                                                           Ab Jegenstorf / Solothurn / Olten
                                                                                                           Dienstag, 29. Juni 2021
                                                                                                           Ab Bern / Lyss / Biel
                                                                                                           Donnerstag, 24. Juni 2021
                                                                                                           Montag, 12. Juli 2021

                                                                                                            Rückkehr jeweils zwischen 18.00 und 19.30 Uhr.
                                                                                                            Witterungsbedingte Programmänderungen sind möglich.
                                                                                                            Wir empfehlen Ihnen warme Kleidung und gutes Schuhwerk.

                                                                                                            Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Eurobus:
                                                                                                            056 461 61 61, leseraktion@eurobus.ch

Anmeldebedingungen: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, daher erfolgt die Reservation nach der Reihenfolge der Anmeldungen. Sie erhalten eine
Bestätigung. Annullierung: Eintägige Busreisen können nicht annulliert werden. Es gelten die Vertragsbedingungen der Eurobus-Gruppe, die Sie jederzeit
bei Eurobus anfordern oder im Internet unter eurobus.ch einsehen können.
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Inhaltsverzeichnis No 4/2020

                                                                                                                                            4	­Spotlights Kurzmeldungen aus nah und fern
                                                                             Editorial
                                                                                                                                            8	Sicherung der Wasserversorgung
                                                                                                                                               Das ­Reservoir Waldhof in Winterthur erhielt
                                                                                                                                               neue Leitungen – eine Baustelle im Steilhang

                                                                                                                                           11	Preisrätsel Gewinnen Sie ein Wochenende in
                                                                                                                                               Frutigen oder einen Ausflug mit Eurobus

                                                                                                                                           12	Jährliche Revision Die Kehricht­verwertungs­
                                                                                                                                               anlage in Winterthur wird jährlich revidiert –
                                                                                                                                               auch mit Sprengstoff

                                                                                                                                           14	Die Geschichte der Nestwärme Heizen ist
                                                                                                                                               lebenswichtig und Teil der menschlichen
                                                                                                                                               Kultur. War man früher froh, wenn es wenigs-
                                                                             Liebe Leserinnen und Leser
                                                                                                                                               tens im Bett warm war, werden heute sehr
                                                                             Die Corona-Krise im Frühjahr hat deutlich gezeigt, dass           moderne Häuser gar nicht mehr beheizt
                                                                             wir auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen
                                                                             sind. Winterthur hat auch während des Lockdowns funk­         18	Infografik Die Heizgewohnheiten der
                                                                             tioniert, da wir unsere Infrastruktur seit jeher in Schuss        Schweiz wandeln sich
                                                                             halten und auch künftig in sie investieren werden.
                                                                                                                                           20	Das ökologische Feriendorf Ein Reka-
                                                                             Die Wasserversorgung und die Abfallentsorgung sind                Feriendorf setzt auf erneuerbare Energie
                                                                             Teil unserer grundlegenden Infrastruktur. Die Kehrichtver­
                                                                             wertungsanlage (KVA) läuft rund um die Uhr. Deshalb           22	Wege und Ziele Wohin mit zu viel Wärme?
                                                                             unterzieht Stadtwerk Winterthur beide Verbrennungslinien          Frutigen hat eine kreative Lösung gefunden:
                                                                             der KVA jährlich einer Revision. Eine solche dauert jeweils       eine Tropenlandschaft mit Fischzucht
                                                                             drei bis vier Wochen, Dutzende Fachleute von Stadtwerk
                                                                             Winterthur und externen Firmen arbeiten mit. Mehr dazu
                                                                             erfahren Sie auf den Seiten 12 und 13.

                                                                             Auch Erneuerungen an Infrastrukturen sind von Zeit
                                                                             zu Zeit notwendig. Stadtwerk Winterthur hat dieses Jahr
                                                                             die über siebzig Jahre alte Wasserleitung des Reservoirs
                                                                             Waldhof auf dem Brühlberg ersetzt. Das Reservoir versorgt
                                                                             rund 70 000 Einwohnerinnen und Einwohner mit Wasser.
                                                                             Die Bildreportage von den Bauarbeiten im Steilhang             8
                                                                             ist spektakulär. Sehen Sie selbst auf den Seiten 8 bis 10.

                                                                             Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Titelbild: Stefan Kubli Fotos: photoworkers / Stefan Kubli / Michael Orlik

                                                                             Stefan Fritschi, Stadtrat
                                                                             Vorsteher Departement Technische Betriebe

                                                                                                                                           12
                                                                             Stadtwerk Winterthur
                                                                             Hauptsitz: Untere Schöntalstrasse 12, Winterthur
                                                                             Briefadresse: 8403 Winterthur
                                                                             Telefonzentrale: 052 267 61 61
                                                                             Störungsdienst: 0800 84 00 84
                                                                             stadtwerk.winterthur.ch
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Spotlights

                                                                                                                                                        2G
                                                          Zukunft der Gasversorgung

                                                                                                                                                      Ab Ende 2020 wird Swisscom
                                                                                                                                                    das 2G-Mobilfunknetz abs­chalten.
                                                                                                                                                       Der über 25 Jahre alte Mobil­
                                                                                                                                                       funkstandard wird abgelöst
                                                          Die Energiewende ruft nach einer Reduktion der fossilen
                                                          Energieträger. Deshalb verkauft Stadtwerk Winterthur                                       durch Technologien, die deutlich
                                                          ausser in bestimmten Ausnahmefällen keine neuen Gas­
                                                          anschlüsse mehr. Zudem soll längerfristig nur noch erneuer-
                                                                                                                                                     schneller und zuverlässiger sind.
                                                          bares Gas durch das Netz geleitet werden. In einigen Gebie-                                 Durch die Abschaltung werden
                                                          ten Winterthurs ist gemäss Energieplan bis 2030 ein erster
                                                          Rückzug aus der Gasversorgung vorgesehen. Ziel des städti-                                 Kapa­zitäten frei für den Ausbau
                                                          schen Energieplans ist eine wirtschaftliche und öko­logische
                                                          Energieversorgung. Für die langfristige Zukunft des Gas-
                                                                                                                                                        der 4G- und 5G-Netze. Salt
                                                          netzes wird eine Strategie erarbeitet. Genügend lange Um-                                  hat bereits mit der Abschaltung
                                                          stellfristen für die betroffene Kundschaft, Versorgungs­
                                                          sicherheit, Investitionsschutz und der städtische Finanz-                                   von 2G begonnen. Sunrise will
                                                          haushalt werden dabei berücksichtigt.                                                       das Netz noch bis mindestens
                                                                                                                                                    Ende 2022 anbieten. Neben alten
                                                                                                                                                       Mobil­telefonen können auch
                                                          Windpark auf dem Gotthard                                                                   Anwendungen wie Liftnotrufe,
                                                          Der Tessiner Energieversorger Azienda Elettrica Ticinese (AET)                                 Alarm­anlagen, Heizungs­­-
                                                          errichtet auf dem Gotthard einen Windpark. Die fünf Windtur-
                                                          binen haben eine Gesamtleistung von 11,75 Megawatt und wer-
                                                                                                                                                        steuer­ungen usw. von der
                                                          den jährlich 16 bis 20 Mio. Kilowattstunden Strom produzieren.                             2G-Abschaltung betroffen sein.
                                                          Damit lassen sich rund 5000 Haushalte versorgen.* Das Projekt
                                                          sieht auch vor, Bodensanierungen durchzuführen, alte Lager-
                                                          häuser abzureissen, Mülldeponien und Schotterpisten zu besei-
                                                          tigen sowie mehrere Freileitungen unterirdisch zu verlegen.
                                                          * Die Berechnung von AET basiert auf einem geschätzten durchschnittlichen Verbrauch von
                                                                                                                                                               ÄNDERUNGEN IN DER
                                                          4000 kWh pro Jahr und Haushalt.                                                                      GESCHÄFTSTÄTIGKEIT
                                                                                                                                                         Der Eigenwirtschaftsbetrieb Haustechnik – eine
Fotos: iStock / Markus Ronner / zVg AET, Nicola Demaldi

                                                                                                                                                           ­finanzrechtliche Verwaltungseinheit – von
                                                                                                                                                        Stadtwerk Winterthur wird Ende 2020 nach über
                                                                                                                                                            130 Jahren aufgelöst. Neu führt Stadtwerk
                                                                                                                                                      ­Winterthur deshalb keine Elektro-, Heizungs-, Gas-
                                                                                                                                                    und Sanitärinstallationsarbeiten mehr aus. Ausnah-
                                                                                                                                                        men sind bereits offerierte oder begonnene Instal­
                                                                                                                                                     lationsaufträge sowie laufende Wartungs­verträge.
                                                                                                                                                       Geänderte Kundenbedürfnisse und ein anspruchs­
                                                                                                                                                    volles Marktumfeld machen diesen Schritt notwendig.
                                                                                                                                                          Ein Pikettdienst für die Energie- und Wasser­
                                                                                                                                                       versorgung steht aber auch künftig zur Verfügung.

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Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Der Meeresspiegel steigt
  Seit 1993 misst die amerikanische Weltraum­-
  ­be­hörde NASA mithilfe von Satelliten die Höhe des
   Meeresspiegels. Seit Beginn bis zum März 2020 hat
   sich dieser um 94 Millimeter erhöht; die Schwan-
   kungsbreite beträgt ±4 Millimeter. Der höhere Pegel
   ist primär auf zwei Ursachen zurückzuführen, die
   beide mit der Klimaerwärmung zusammenhängen:
   das Abschmelzen der Polkappen und Gletscher so-
   wie die Ausdehnung des Meerwassers, weil es sich
   erwärmt. Steigt der Meeresspiegel weiter an, drohen
   Überflutungen, auch in Europa. Erwähnt seien die
   Städte Den Haag, Amsterdam, London und Hamburg.

Millimeter

  100

   80

   60

   40

   20

     0
         1993          2000                   2010         2020

  Quelle: https://climate.nasa.gov/vital-signs/sea-level
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Spotlights

                                                                  «Im Sinn der Vorsorge                                  Sinkende Strom- und Gastarife
                                                                      ist es wichtig,                                    Die Ausgaben für Strom und Gas sinken in Winterthur im Jahr
                                                                                                                         2021. Der Hauptgrund dafür liegt in einer günstigen Beschaf-
                                                                  dass ein substanzieller                                fung der Energie an den Märkten durch Stadtwerk Winterthur.
                                                                                                                         Für Strom, inkl. Netznutzung und Abgaben, bezahlt ein durch-
                                                                    Anteil der heutigen                                  schnittlicher Familienhaushalt in Winterthur mit einem Jahres-
                                                                                                                         verbrauch von 4500 Kilowattstunden (5-Zimmer-Wohnung
                                                                 Inlandstromproduktion                                   mit Elektroherd und Tumbler, ohne Elektroboiler) mit dem
                                                                                                                         Standardprodukt -Strom.Bronze im Jahr 2021 insgesamt
                                                                        weiterhin                                        3,3 Prozent weniger als 2020. Die Gasprodukte von Stadtwerk
                                                                                                                         Winterthur sind ab 2021 öko­logischer, da der Anteil an erneu-
                                                                    im Inland bleibt.»                                   erbarem Gas (zurzeit Biogas) erhöht wird. Trotzdem sinkt der
                                                                                                                         Preis: Rund 5,8 Prozent weniger wird ein durchschnittlicher
                                                                                                                         4-Personen-Haushalt in Winterthur (mit Gasheizung und einem
                                                                        Renato Tami, Geschäftsführer der                 Verbrauch von rund 20 000 Kilowattstunden pro Jahr), der
                                                                 Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom)          -Gas.Bronze bezieht, 2021 für seinen Gasverbrauch bezahlen.

                                                                 Interaktiver Rundgang in                                Hochalpine Solaranlage
                                                                 Regenbecken und Trafostation                            Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich hat auf der Stau-
                                                                                                                         mauer Albigna im Bergell eine Fotovoltaikanlage reali­siert.
                                                                                                                         Die Solarstrommodule sind an der ­gegen ­Süden orientier-
                                                                                                                         ten Wasserseite der Staumauer befestigt. Die Spitzenleis-
                                                                                                                         tung der Anlage beträgt 410 Kilowatt, der jährliche ­Ertrag
                                                                                                                         wird bei rund 500 000 Kilowattstunden liegen. Dies ist die
                                                                                                                         Strommenge, welche 210 Stadt­zürcher Haushalte pro Jahr
                                                                                                                         benötigen (rund 2400 Kilo­watt­stunden pro Haushalt). Die
                                                                                                                         Anlage ist seit September 2020 am Netz.
                                                                                                                         Fotovoltaikanlagen im Gebirge ­produzieren mehr Strom
                                                                                                                         als gleich grosse Anlagen im Mittelland. Sie profitieren
                                                                                                                         ­davon, dass im ­Gebirge die Sonnen­einstrahlung stärker ist,
                                                                                                                          dass es dort weniger ­Nebel hat als im Mittelland und
                                                                 Anfang 2020 ist das Regenbecken Talacker im Win-         dass die Reflexion des Sonnenlichts an Eis und Schnee den
                                                                 terthurer «Birchermüesli»-Quartier in Betrieb ge-        Ertrag weiter steigert.
                                                                 nommen worden. Es verhindert, dass bei starken
                                                                 Ge­w ittern oder langanhaltendem Regen schmut­
                                                                 ziges Wasser direkt in die Eulach fliesst. Um die für
                                                                 den Betrieb des Regenbeckens notwendigen Pum-           Die Frage
                                                                 pen mit Strom versorgen zu können, ist im gleichen
                                                                 Gebäude eine Transformatorenstation errichtet           Was ist der Modalsplit?
Fotos: zVg Jantofilm / zVg EnergieSchweiz, Franz&René / iStock

                                                                 worden, die Trafostation Regenbogen.
                                                                 Wie das Regenbecken und die Trafostation funktio-       Der Modalsplit ist ein Begriff aus der Verkehrsstatistik. Er
                                                                 nieren, können Interessierte interaktiv erkunden:       be­zeichnet die Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am
                                                                 Ein virtueller Rundgang durch das Gebäude zeigt in      Gesamtverkehr. Er kann auf zwei Arten dargestellt werden:
                                                                 Bildern sowie mit mündlichen Erläuterungen und          auf Basis der Anzahl Wege/Fahrten oder auf Basis der zurück-
                                                                 Zusatzinfos, wie das Wasser abgepumpt wird und          gelegten Distanzen. So hatte beispielsweise 2015 in der Schweiz
                                                                 wie der Strom vom Kraftwerk zum Haushalt gelangt.       der motorisierte Individualverkehr einen Anteil von 65 Prozent
                                                                                                                         an den zurückgelegten Personenkilometern. Der öffentliche
                                                                                                                         Verkehr lag bei 28 Prozent, der Langsamverkehr bei 6 Prozent
                                                                               stadt.winterthur.ch/entwaesserung         (Übrige: 1%).

                                                                                                                         Wollen Sie auch etwas wissen zu einem Energiethema?
                                                                                                                         Senden Sie Ihre Frage an: redaktion@strom-online.ch

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Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Heizkosten senken                                                      ENERGIEETIKETTE:
in der Zweitwohnung                                                    RÜCKKEHR ZU A–G
Zweitwohnungen in einem Mehrfamilienhaus oder            Konsumentinnen und Konsumenten können sich anhand
einem eigenen Chalet werden häufig auch bei Ab­          der Energieetikette über die Energieeffizienzklasse eines
wesenheit des Besitzers oder der Besitzerin beheizt.   Geräts informieren. Viele Gerätekategorien haben heute eine
Dies ist ein unnötiger Energieverbrauch, der ebenso      Skala von A+++ bis D. Das ist unübersichtlich. Die EU führt
unnötige Kosten verursacht. Bei rund 700 000 Zweit-    deshalb per 1. März 2021 wieder die ursprüngliche Skala von
wohnungen in der Schweiz fällt dies ins Gewicht.        A bis G ein, dies jedoch auf einem höheren Niveau: Aus A+++
Mit der Kampagne makeheatsimple.ch zeigt Energie-         wird B oder C. Die Schweiz hat ihre Energieeffizienzver­
Schweiz auf, wie Abhilfe möglich ist: durch die In­    ordnung revidiert und übernimmt die neue Etikette zeitgleich.
stallation von Steuergeräten, die via Handy fernbe-
dient werden können. So lässt sich die Heizung bei
Ab­wesenheit der Bewohner stark zurückfahren oder
ganz abstellen und vor einer neuerlichen Ankunft in
der Zweitwohnung wieder hochfahren. Damit ist          Weihnachtsbeleuchtung: Unnötigen
die Wohnung beim Ankommen warm. Die Funktion
der Steuergeräte ist einfach und passt sich jedem
                                                       Stromverbrauch vermeiden
existierenden Heizungstyp an.                          Für viele ist die Adventszeit untrennbar mit einer festlichen
                                                       Beleuchtung verbunden. Und so werden Häuser, Balkons oder
makeheatsimple.ch                                      Bäume mit Lichtgirlanden, Sternen, Schneeflocken, Lichter-
                                                       vorhängen oder beleuchteten Schneemännern und Rentieren
                                                       versehen. Doch manche übertreiben es und lassen das Licht
                                                       nicht nur Tag und Nacht brennen, sondern auch weit über die
                                                       Adventszeit hinaus. Dies führt einerseits zu einem unnötigen
                                                       Stromverbrauch und sorgt anderseits für Lichtverschmutzung –
                                                       mit negativen Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen. Bereits
                                                       2013 kam das Bundesgericht in einem konkreten Fall zum
                                                       Schluss, dass eine Ganzjahres-Zierbeleuchtung von 22 Uhr
                                                       bis 6 Uhr abzuschalten sei. In der Weihnachtszeit (bis und
                                                       mit 6. Januar) darf die Beleuchtung etwas länger brennen:
                                                       Sie muss von 1 Uhr bis 6 Uhr abgeschaltet werden.
                                                       Wenn Sie selbst eine Weihnachtsbeleuchtung vornehmen,
                                                       dann wählen Sie Produkte mit LED-Leuchtmitteln – diese
                                                       brauchen pro Lämpchen nur rund ein Zehntel des Stroms eines
                                                       herkömmlichen Glühbirnchens. Dekorieren Sie zurückhal-
                                                       tend, denn zu viel Beleuchtung zerstört die besinnliche Atmo-
                                                       sphäre. Und verwenden Sie eine Zeitschaltuhr, damit die
                                                       Beleuchtung nur abends und morgens brennt und nicht auch
                                                       tagsüber und nachts.

Kanton Zürich als
Stromkunden gewonnen
Stadtwerk Winterthur wird ab 2021 jährlich
60 Mio. Kilowattstunden Strom für die Liegen-
schaften der kantonalen Verwaltung liefern.
Die Baudirektion des Kantons Zürich hatte die
Strombeschaffung für drei Jahre (2021–2023)
öffentlich ausgeschrieben. Voraussetzung für
eine Eingabe war, dass der gelieferte Strom ge-
mäss dem Label «naturemade basic» zertifiziert
ist. Stadtwerk Winterthur hat sich gegen vier
Mitbewerber durchgesetzt. 60 Mio. Kilowatt-
stunden entsprechen über 10 Prozent des jähr­
lichen Strombedarfs in Winterthur.

                                                                                                                   7
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Fotos: Stefan Kubli / Silvio Bucher und Oliver Mathys

                                                            Das Reservoir Waldhof hat neue
                                                            Leitungen erhalten. Die Wasser-
                                                            hauptleitung hat einen Durch­
                                                            messer von 60 Zenti­metern, die
                                                            Leerlaufleitung (am Gurt hän-
                                                            gend) ­einen von 30 Zentimetern.

                                                        8
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Die über siebzigjährigen Leitungen des Wasserreservoirs Waldhof wurden ersetzt.

Leitungsbau im
Steilhang
   Text: Alexander Jacobi
                                                                                Auf dem Brühlberg in Winterthur steht
                                                                                ein grosser Wasserspeicher, das Re-
                                                                                servoir Waldhof. Dieses versorgt rund
                                                                                70 000 Einwohnerinnen und Einwohner
                                                                                mit Trink-, Brauch- und Löschwasser. Die
                                                                                Zuleitung zum Reservoir ist über siebzig
                                                                                Jahre alt und besteht aus im Alter bruch-
                                                                                anfälligem Grauguss. Ein Bruch dieser
                                                                                Leitung hätte die Wasserversorgung von
                                                                                halb Winterthur beeinträchtigt. Deshalb
                                                                                ist sie nun ersetzt worden.
                                                                                Der Durchmesser der Wasserleitung ist
                                                                                mit 60 Zentimetern beeindruckend. Spe-
                                                                                ziell ist zudem, dass die Leitung durch ei-
                                                                                nen Steilhang verläuft. «Dieser Leitungs-
                                                                                bau war aussergewöhnlich», sagt Werner
                                                                                Kompatscher, «vor allem wegen des ab-
                                                                                schüssigen Geländes.» Kompatscher ist
                                                                                als Bauführer verantwortlich für den
                                                                                Leitungsbau, den Stadtwerk Winterthur
                                                                                zusammen mit einem externen regiona-
                                                                                len Bauunternehmen durchgeführt hat.
                                                                                «Wir haben noch mehr als üblich darauf
                                                                                geachtet, dass keine Unfälle passieren.
                                             Die Drohnenaufnahme zeigt
                                             die Schneise, die Stadtgrün        In dem steilen Gelände mussten sowohl
                                             ­Winterthur für den Bau der        die Arbeiter als auch die Maschinen ge­
                                              ­Leitung in den Wald geschlagen   sichert werden.»
                                               hat. Nach Abschluss der Bau­
                                               arbeiten wird der Wald wieder­
                                               aufgeforstet.                    Aufwendige Bauarbeiten
                                                                                Begonnen haben die Arbeiten Ende Fe-
                                                                                bruar 2020. Damals schlug Stadtgrün
                                                                                Winterthur im Steilhang vom Brühlberg
                                                                                in Richtung Eulachhallen eine 25 Meter
                                                                                breite Schneise in den Wald. Diese muss-
                                                                                te so breit sein, denn der Steilhang befin-
                                                                                det sich in einem potenziellen Rutsch-
                                                                                gebiet: Um die neuen Leitungen in einer
                                                                                stabilen Erdschicht zu verlegen, musste
                                                                                entsprechend tiefer gegraben werden,
                                                                                und dies benötigte Platz. Es brauchte
                                                                                Fahrspuren für den Rohrtransport sowie
                                                                                Platz für das Materialdepot, die Bagger
Der Leitungsbau erfolgte in einem                                               und den Aushub. Der Aushub war we-
Steilhang. Neben der Wasserhaupt­                                               gen des tiefen Grabens grösser als üblich.
leitung wurde auch die kleinere
Leerlauf­leitung, die bei Wartungs­                                             Nach Abschluss der Bauarbeiten wird die
arbeiten zum Einsatz kommt, ersetzt.                                            Waldschneise wiederaufgeforstet.         >

                                                                                                                         9
Neue Leitung für das Wasserreservoir Waldhof Seite 8 - Sprengungen in der Kehrichtverwertungsanlage Seite 12 Heizen - gestern und heute
Neben der Wasserleitung gibt es noch
eine Leerlaufleitung mit 30 Zentimetern
Durchmesser. Diese dient dazu, das Re-
servoir komplett in die Eulach zu entlee-
ren, zum Beispiel zu Reinigungszwecken.
Auch diese Leitung ist ersetzt worden.
Die neuen Leitungen bestehen aus dukti-
lem Gusseisen. «Dieses Material ist zäher
und weniger spröd als herkömmliches
Gusseisen», sagt Christoph Meyer, Ab­
teilungsleiter Rohrnetz bei Stadtwerk
Winterthur. «Dies minimiert die Gefahr
eines Rohrbruchs.»

Vier Wochen dauernde                                                «Dieser Leitungsbau war
Umschaltphase
Nach dem Abschluss des Leitungsbaus                                wegen des steilen Geländes
mussten die alten Leitungen vom Reser-
voir getrennt und die neuen angeschlos-                                 nicht alltäglich.»
sen werden. Diese Umschaltphase dauer-
te drei Wochen und war anspruchsvoll: In
dieser Zeit erfolgte die Versorgung dieses                                        Werner Kompatscher,
Teils der Stadt mit Wasser allein durch                                 Bauführer Rohrnetz, Stadtwerk Winterthur
das Reservoir Ganzenbüel in Seen.
Die Umschaltphase umfasste nicht nur
den baulichen Anschluss der neuen Lei-
tungen. Die Wasserleitung musste auch
gespült, desinfiziert und beprobt werden.
Es wurde also gemessen, ob bakterielle             Gut zu wissen
Verunreinigungen vorlagen. Die Ergebnis-
se waren ausgezeichnet und übertrafen              Das Winterthurer Wassernetz
die gesetzlichen Qualitätsanforderungen
deutlich. So konnte das Reservoir Ende             Das Winterthurer Wassernetz ist in zehn Druckzonen aufgeteilt. Jeweils
September 2020 wieder in Betrieb genom-            zwei gegenüberliegende, gleich grosse Reservoirs versorgen eine der drei
men werden. Für die kommenden Jahre                grossen Druckzonen. Fällt eines aus, kann das sogenannte Gegenreservoir
ist damit wieder eine zuverlässige und             die Versorgung alleine übernehmen. Dadurch wird die Versorgungssicher-
sichere Versorgung mit Trinkwasser aus             heit von Winterthur mit Trinkwasser gewährleistet.
dem Reservoir Waldhof gewährleistet.

Einbau eines Teilstücks der neuen Wasserleitung.

10
Preisrätsel

Mitmachen und gewinnen!
                           dänische                                                       extremer                                     Depeschen- griechi-
    Kan-         Ort in    Münze                                           leichter       Fussballfan
                 Grau-                                                     Pferde-                                                     agentur    scher
    ton                    gegenseit.                                                       Keim-
                 bünden
                           Handel
                                                                           zaum
                                                                                            freiheit                                   Ackergerät Meergott

                                                                                                                                  6                           Zwei Möglichkeiten, wie Sie
 Fluss                                                                 Praktikum                                                                              mitmachen können:
 durch den
 Thuner-                                                              eh. Faden-                                                                              1. Geben Sie das Lösungs-
 see                                                   5              stärke (Abk.)
                                                                                                                                                                 wort online ein:
 Teil eines                                                                                                             gross (Abk.)                             energie-preisraetsel.ch
 Spreng-
 körpers                                                                                                                König (frz.)                          2. Senden Sie uns eine
                                             Nische im
                                                                                                                                                                 Postkarte mit der Lösung an
brit. Schrift-   Staat
steller †                                    Lokal (frz.)                                                                                                        Infel AG, «energie»-Preis-
                 in Süd-
(«Oliver         europa                       Futter-                                                                                                            rätsel, Postfach, 8099 Zürich.
Twist»)                                       pflanze                                                               7
                                                                                                            Winter-                    Insel-
                                                                                                            sportort                   gruppe im              Teilnahmeschluss:
                                                                                                            im Berner                  Atlantik
                                         8                                                                  Oberland                                          17. Dezember 2020
                                                                        Epos von
                                                            schaumige, Homer                                                                                  Das Lösungswort des letzten
                                                            lockere                                                                                           Preis­rätsels lautete:
                                                            Süssspeise Hubschrau-
                                                                       ber (Kzw.)                                                                             «SEILBAHN»
 Hoch-                         Kriech-                                                                                   an-                       Verbund-
 schule in                     tier                                                                                      nähernd,                  linie      Wir gratulieren:
 Lausanne                      Wasser-                                                                                   ungefähr                  (Schnei-   1. Preis Ruth Miksovic aus Goldau ge-
 (Abk.)                        vogel                                                                    1                                          derei)     winnt eine «Buirabähnli-Safari» mit
                                                                                              Edelgas                                                         Übernachtung in Engelberg.
  Inhalts-
  losig-                                                                                                                                                      2. Preis Marc Borner aus Hägendorf ge- ­
  keit                                                                                        schmal                                                          winnt eine Leserreise für zwei Personen.
                                                                                                                                               2
                                             griech. Sa-
                                             gengestalt
                                             Afrikan.
                                             Union (Abk.)                             3
Zeiteinheit
(Abk.)                                                                                                      Schmerz,
 Vorhang-                                                                                                   Leid
 stoff                                                                                                                                                    9
                                                                       britischer
Anfängerin                                                             Schauspie-
auf einem                                                              ler («Not-
Gebiet                                                                 ting Hill»)                                                                                     Ihr Feedback
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                                                                                                                                                                       freut uns.
                           1                 2              3          4                  5                 6           7              8           9          Schreiben Sie uns Ihre Meinung:
                                                                                                                                                              Infel AG, Redaktion «energie»,
                                                                                                                                                              Postfach, 8021 Zürich
                                                                                                                                                              redaktion@strom-online.ch

                                                                                                                                                              Impressum
                                                                                                                                                              97. Jahrgang | Erscheint vierteljährlich |
                                                                                                                                                              Heft 4, 27. November 2020 |
                                                                                                                                                              ISSN-1421-6698 |
                                                                                                                                                              Verlag, Konzept und Redaktion: Infel AG;
                                                                                                                                                              Redaktion: Andreas Schwander,
                                                                                                                                                                                                           Fotos: zVg UNESCO Biosphäre Entlebuch / zVg Tropenhaus Frutigen

                                                                                                                                                              Alexander Jacobi |
                                                                                                                                                              Projektleitung: Andrea Deschermeier |
                                                                                                                                                              Layout: Flurina Frei, Sandra Buholzer |
                                                                                                                                                              Druckpartner: Brosig GmbH |
        1. Preis: Tropenhaus und                                                          2. Preis: Moore und Köhlerkultur
        Störzucht in Frutigen                                                             im «Wilden Westen von Luzern»
                                                                                                                                                                      Mehr Beiträge
DIE TROPEN IM BERNER OBERLAND                                                             LESERREISE FÜR ZWEI PERSONEN                                                finden Sie online.
Weil warmes Wasser aus dem Lötschbergtunnel                                               Im Entlebuch hat sich das alte Handwerk der
                                                                                                                                                              Beiträge aus vergangenen Ausgaben,
nicht in die lokalen Bäche gelangen darf, wurde                                           Köhlerei erhalten. Die Bauern, die es noch
                                                                                                                                                              Infografiken und die Anmeldung
im Berner Oberland eine tropische Erlebniswelt                                            betreiben, erklären, wie der Holzstoss schwelt
                                                                                                                                                              zum Newsletter finden Sie unter
geschaffen. Gewinnen Sie einen Besuch im                                                  und nicht verbrennt. Auch landschaftlich ist
                                                                                                                                                              strom-online.ch
Tropenhaus und eine Übernachtung im Hotel                                                 die Region mit ihren Mooren und der riesigen
National in Frutigen.                                                                     Pflanzenvielfalt eine Entdeckungsreise wert.
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                                                                                                                                                                                                     11
Die beiden Verbrennungslinien der Kehrichtverwertungsanlage in Winterthur
                                           werden jährlich einer Revision unterzogen.

                                           Gut in Schuss
                                           halten
                                                Text: Alexander Jacobi

                                           Bis zu 200 000 Tonnen: Dies ist die Abfall-
                                           menge, die in der Kehrichtverwertungs-
                                           anlage (KVA) von Stadtwerk Winterthur
                                           jährlich ver­arbeitet wird. Der Müll besteht
                                           vor allem aus Bauabfällen sowie aus dem
                                           Kehricht von Haushalten, Gewerbe und
                                           Industrie. Bei der Verbrennung reduziert
                                           sich nicht nur das Volumen um über
                                           90 Prozent. Es entsteht auch viel Wärme –
                                           der Fachbegriff lautet deshalb thermische
                                           Verwertung. Die Wärme wird als Fern-
                                           wärme, zur Stromerzeugung und als Pro-
                                           zessdampf für die Industrie genutzt. Da-
                                           mit hilft die KVA, die energiepolitischen
                                           Ziele der Stadt Winterthur zu erreichen.

                                           Periodische Wartung
                                           Eine solche Grossanlage, die rund um die
                                           Uhr läuft, muss periodisch gewartet wer-
                                           den. Stadtwerk Winterthur unterzieht
                                           des­halb jede der beiden Verbrennungs­
                                           linien der KVA jährlich einer Revision. Eine
                                           solche dauert jeweils drei bis vier Wo­chen.
                                           Die beiden Revisionen werden im Früh-          die Rauchgasreinigung sowie die ganze       Spezialisten im Einsatz
                                           ling und im Frühsommer durchgeführt,           Mess‑, Steuer- und Regeltechnik.            «Für eine Revision ziehen wir dreissig
                                           und zwar zeitlich versetzt, damit immer        Für eine Revision schalten die Mitarbei-    bis vierzig externe Fachleute bei», sagt
                                           mindestens eine Verbrennungs­       linie in   tenden der KVA die betreffende Ofen­        Martin Däscher, Produktionsleiter KVA
                                           Betrieb bleiben kann. Geplant wer­den die      linie ab. Durch die Abkühlung werden im     bei Stadtwerk Winterthur. «Diese ver­
                                           Revisionen zusammen mit der Zürcher            Feuerraum bereits viele Ab­   lagerungen    fügen über eine besondere Ausbildung
                                           Abfallverwertungs AG. Diesem Zweckver-         abgesprengt. Was sich nicht von selbst      sowie über Spezialgeräte zur Ausführung
                                           band sind alle fünf KVAs des Kantons Zü-       löst, wird durch gezielte Sprengladungen    der Revisionsarbeiten.»
                                           rich angeschlossen. Die Zusammenarbeit         entfernt. Ballons mit einem Gasgemisch      Wo internes Know-how wichtig ist, kom-
                                           ermöglicht es, während der Revisionen ei-      sorgen dabei für sanfte Explosionen. Was    men Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Fotos: zVg VERTIC pro AG / Michael Orlik

                                           nen Teil des täglich anfallenden Kehrichts     übrigbleibt, wird mit Sprengschnüren        der KVA zum Einsatz. «Wir schauen gut
                                           in andere KVAs umzuleiten.                     gelöst. Einem Skalpell gleich trennen sie   zur KVA und halten sie in Schuss», sagt
                                           Bei einer Revision werden die relevanten       die oft tonnenschweren Anbackungen ab.      Däscher. Doch auch dann hat eine Ver-
                                           Teile der Anlage kontrolliert und wo nötig     Abschliessend kommen externe Spezia-        brennungslinie nach 30 bis 35 Jahren ihr
                                           einer Wartung unterzogen. Verschleiss­         listinnen und Spezialisten zum Einsatz.     Lebensende erreicht und muss ersetzt
                                           teile wie Stäbe des Feuer­ungsrosts wer-       Sie hängen an Seilen und rücken den         werden, wie dies nächstens bei der Ver-
                                           den ersetzt. Gegenstand der Revision           restlichen Ablagerungen mit Handwerk-       brennungslinie 2 der Fall sein wird (vgl.
                                           sind nicht nur die Öfen, sondern auch          zeugen zu Leibe (vgl. Foto oben).           Kasten rechts).

                                           12
Die Kehrichtverwertungs­anlage
                                                               in Winterthur macht aus Abfall
                                                               Strom und Wärme.

 An Seilen hängend, schlägt ein
 Industriekletterer Ablagerungen
 im Feuerraum der KVA ab.

                                                                                      Eine KVA ist eine komplexe
                                                                                      technische Anlage, die
                                                                                      alljährlich eine Wartung
                                                                                      benötigt.

 «Wir schauen gut
zur KVA und halten                 Gut zu wissen   !
  sie in Schuss.»                  Erneuerung der Verbrennungslinie 2
                                   Die zweite Verbrennungslinie der Winterthurer KVA – 1994 in
            Martin Däscher,        Betrieb genommen – wird bald das Ende ihrer Lebensdauer er-
        Produktionsleiter KVA,     reichen und muss deshalb ersetzt werden. Die Erneuerung führt
         Stadtwerk Winterthur      auch dazu, dass die KVA künftig bei der Verbrennung der gleichen
                                   Abfallmenge noch mehr Wärme und Strom produzieren kann.
                                   Über die Investition in die lokale Kehrichtverwertungsanlage wird
                                   die Winterthurer Stimmbevölkerung entscheiden.

                                                                                                                   13
Heizen ist politisch, Heizen ist ein Statement, und Heizen hat sich massiv gewandelt.

                                  Die Geschichte
                                  der Nestwärme                      Text: Andreas Schwander

                                                                                                       Marc Huber sitzt auf einer Ofenkunst,
                                                                                                       regional auch «Chust» oder «Chouscht»
                                                                                                       genannt, einer früher populären Ofenform
                                                                                                       mit warmer Sitzbank. Die im Bild wurde
Fotos: Roswitha Strothenke

                                                                                                       neu konstruiert aus einem einfachen
                                                                                                       Ofen und alten Kacheln. Dahinter steht
                                                                                                       ein Art-déco-Ofen, der schon vor fast
                                                                                                       100 Jahren elektrisch beheizt wurde:
                                                                                                       Ofencharme ohne Dreck.

                             14
Wärme ist teuer und wertvoll und an-
strengend. Die Grossvater-Weisheit sagt,
dass Brennholz fünfmal warm gibt: beim
Fällen, beim Transport, beim Scheiten,
beim Schichten und beim Heizen. Der
grosse Aufwand war deshalb immer
schon Richtschnur in Alltag und Kul-
tur. Bettsocken und Schlafmützen gibt’s
nur, weil es nachts so kalt wurde, dass
an den Fenstern ganze Eisblumengärten
erblühten. Himmelbetten wurden mit
Tüchern verhüllt, und in Bayern zwäng-
                                                          Hafner Joel Schmutz (vgl. Bild unten)   Kunstvoll gegossene Feuertürchen
ten sich die Leute gemeinsam in Bett-                     mauert einen alten Ofen neu aus.        waren die Visitenkarten der
schränke, um sich zu wärmen. Der Stel-                    Dann kann dieser wieder während         Ofenfabrikanten – und machen
lenwert der Wärme in der Zeit vor der                     Jahrzehnten die Stube heizen.           noch immer einen guten Eindruck.

unsichtbaren Bodenheizung zeigt sich
bei der Firma Perler Ofen in Bern, dem
grössten Unternehmen für historische              In Nordeuropa wurde zudem weiss oder                hörbar, das zwei Stockwerke tiefer ge-
Öfen in Europa. Geschäftsführer Marc              schwarz geheizt. Weiss heizten die Wohl-            sprochen wurde.
Huber beschäftigt Schlosser, Hafner und           habenderen, mit einem teuren Kamin,                 Mit der industriellen Revolution wurde
Kunstmaler. Da gibt es die seltenen Öfen          schwarz die Armen. Dabei füllte sich das            Heizen billiger, doch die Zwänge blieben.
mit Wilhelm Tell und Szenen aus der               Haus mit Rauch, sodass sich die Bewoh-              Bis in die 1950er-Jahre wurde in der
Schweizer Geschichte, die Von-Roll-Öfen           ner nur auf Knien unter der Rauchwolke              Schweiz noch so gebaut, dass das Koh-
mit gezöpfeltem Gussgestell, Jugendstil­          hindurchbewegen konnten.                            lefuhrwerk möglichst einfach abladen
öfen aus den USA oder einen Art-déco-             Gute Isolation und Tiere in der Nähe                konnte. Der Fuhrhalter schüttete die Koh-
Kachelofen. Er war von Anfang an mit              sparen viel Arbeit. Die Wikinger gruben             le aufs Trottoir, dann wurde sie durch die
elektrischen Heizschlangen ausgerüstet.           ihre Häuser in den Boden ein. Im russi-             noch immer vorhandenen Fensterchen
Die Eleganz der grossen Öfen schätzte             schen fernen Osten, wo die Temperatu-               auf Strassenniveau in die Kohlekeller
das Bürgertum in den 1920er-Jahren noch,          ren auf minus 50 Grad fallen können,                geschaufelt. Die Ölheizung, deren Brenn-
aber der Dreck war bereits verzichtbar.           wurden die Ställe fürs Vieh U-förmig um             stoff über weite Strecken durch Schläu-
                                                  das einstöckige Wohnhaus mit seinem                 che gepumpt werden konnte, machte
Keine Wärme ohne Russ                             grossen Ofen herumgebaut und aussen                 auch eine neue Quartierplanung möglich,
In vielen Gebieten der Schweiz hatten             mit immer dickeren Schichten von Mist               mit weiten, verkehrsfreien Grünflächen.
Öfen keine Kamine. Der Rauch zog durchs           und Erde isoliert. In Westrussland und in           Noch bis in die 1970er-Jahre wurden in
Dach ab und setzte es bisweilen in Brand.         Finnland zimmerten sich die Menschen                der Schweiz selbst in Wohnblocks nur
                                                  dagegen ihre Holzhäuser aus ineinan-                einzelne Zimmer mit Briketts, Kohle oder
Viele Kachelöfen bestehen aus Keramikkacheln      dergreifenden Holzstämmen und lebten                Holz in einem gusseisernen «Eskimo»-
in einem standardisierten Gestell aus einzelnen
Gussrahmen. So sind mit identischen Teilen        um, auf und in riesigen Öfen aus Ziegel-            Ofen beheizt. Diese Heizwelt liegt in den
unterschiedlich grosse Öfen möglich.              steinen. Obendrauf wurde geschlafen,                Depots von Perler Ofen. Rund 600 Stück
                                                  drinnen gekocht und Brot gebacken, und              hat Marc Huber an Lager. Es gibt noch
                                                  oft war der Ofen so gross, dass er auch als         so viele Öfen, dass er nur die schönsten
                                                  Sauna diente.                                       kauft. Das gilt auch für die Kochherde.
                                                                                                      Da gibt es kleine, zierliche mit Messing-
                                                  Heizung und Lüftung                                 knäufen und zwei Kochstellen oder auch
                                                  In den Palästen in St. Petersburg gab es            riesige kohlenbetriebene «Kochmaschi-
                                                  ab dem 18. Jahrhundert erste Zentral-               nen» aus der Hotellerie. Darin wärmte
                                                  heizungen mit kombinierter Lüftung.                 der durchströmende heisse Rauch meh-
                                                  Feuerungen im Keller wärmten die Wän-               rere unterschiedlich heisse stählerne
                                                  de, ähnlich dem römischen Hypokaus-                 Kochfelder. Um die Temperatur zu regu-
                                                  tum. Neben den Rauchkanälen verliefen               lieren, schoben die Köche wie Schach-
                                                  Frisch­luftkanäle zu den Wohnräumen.                spieler ihre Kupferpfannen von einem
                                                  So strömte kontinuierlich vorgewärm-                Feld aufs andere. Solche Monstren fin-
                                                  te Frischluft ins Haus. Gegen Ende des              den immer wieder Liebhaber. Allerdings
                                                  19. Jahrhunderts wurden daraus ausge-               baut Perler nun Keramikkochfelder ein.
                                                  klügelte Warmluftheizungen, die unfrei-             Und auch die kleinen Gussöfen und die
                                                  willig als Haustelefon funktionierten.              Bauernkochherde bekommen ein zweites
                                                  Durch die Luftkanäle war jedes Wort                 Leben: als Outdoor-Küchen.              >

                                                                                                                                             15
Ohne Lüftung blüht
                                                    im Bad der Schimmel
                                                    Doch der Radiatorenmarkt stagniert.
                                                    Für Zehnder wird das Geschäft mit den
     Kaum jemand kocht in der Schweiz noch
     täglich auf einem Holzherd. Tausende           Lüftungen immer wichtiger. Allerdings
     solcher Herde stehen deshalb in Schuppen       sind viele heutige Architekten noch weit
     und Abstellkammern herum. Einige               weg vom Wissen der Palastbauer vor
     wenige erhalten bei Perler ein zweites
     Leben als Outdoor-Küchen. Doch erst            200 Jahren mit ihren Heiz- und Frisch-
     schützt Mitarbeiterin Ada Cascione sie         luftkanälen. Für Dominik Hof, Leiter
     mit einer provisorischen schwarzen             Marketing-Kommunikation bei Zehnder,
     Farbschicht, bevor sie definitiv restauriert
     werden. Und an den wieder auferstande-         ist das unverständlich: «Luft ist ein Le-
     nen Öfen gibt sie den alten Kacheln mit        bensmittel wie Wasser. Aber sie wird bei
     spitzem Pinsel neue farbliche Frische.         der Planung oft vernachlässigt.» Das hat
                                                    Konsequenzen. Neue oder sanierte Häu-
                                                    ser ohne Zu- und Abluftsystem brauchen
                                                    mehr Energie und sind oft erstaunlich
                                                    unkomfortabel. Immer kühlt irgendwo
                                                    ein Kippfenster das Haus ab, in den Bä-
                                                    dern blüht der Schimmel, und Abzugs-
     Fernwärme galt                                 hauben erzeugen einen so starken Unter-
     als «kommunistisch»                            druck, dass sich Türen nicht mehr öffnen
     Ab etwa 1890 gab es Guss-Heizkörper.           lassen. Moderne Lüftungen vermeiden
     Damit konnten ganze Quartiere und auch         das alles – mehr noch: Sie entziehen der
     alte Häuser, in deren Wänden die gemau-        Abluft Wärme und Feuchtigkeit und ge-
     erten Lüftungs- und Heizkanäle fehlten,        ben sie an die staub- und pollengefilterte
     nachgerüstet werden. Eines der ersten          Zuluft weiter. Allergiker wissen das zu
     Fernheiznetze mit Stromerzeugung ent-          schätzen. Die modernste Zehnder-Lüf-
     stand 1898 in Berlin für die Beelitz-Heil-     tung macht aus 22 Grad warmer Abluft
     stätten. Populär wurde die Fernheizung         auch im Hochwinter 19 Grad warme Zu-
     vor allem in Skandinavien und Osteuro-         luft und entlastet die Heizung.
     pa. Kalte Krieger in der Schweizer Lokal-
     politik lehnten Wärmeverbunde deshalb          Und wo bleiben Öl und Gas?
     lange ab, weil «kommunistisch». Ähnlich        Passivhäuser, die mit den Fenstern die
     politisch aufgeladen waren die Anfänge         Wärme der Sonne einfangen und in Bo-
     des Wärme-Contractings, bei dem Kun-           den und Wänden speichern, brauchen
     den nur noch die Wärme bezahlen und
     keine Heizung kaufen. Es ist ein Kind der
     Anti-KKW-Bewegung der 1980er-Jahre.
     Die Ingenieure unter den Kaiseraugst-          Heizkörper können jede Form
                                                    haben, wie hier als warme
     Demonstranten rechneten den Strom-             Bank im Ausbildungszentrum
     konzernen vor, dass neue Kernkraft­            «Zehnder Academy» in Gränichen.
     werke überflüssig wären, wenn jede Öl­
     heizung auch Strom erzeugen würde.
     Einen weiteren Modernisierungsschub
     gab es ab den 1930er-Jahren mit der Er-
     findung der geschweissten Heizkörper
     wie jenen der Schweizer Firma Zehnder
     in Gränichen. Sie lassen sich aus stan-
     dardisierten Rohren in unzähligen Grös-
     sen- und Leistungsvarianten herstellen.
     Zehnder produziert täglich Hunderte
     solcher Heizkörper. Neben den üblichen
     Röhrenheizkörpern entstehen hier auch
     Ba­dradiatoren, und wer will, bekommt
     ganze Radiatoren-Kunstwerke, etwa Ra-
     diatoren-Sitzbänke, heizende Treppen­
     geländer oder heizende Skulpturen.

16
«Luft ist ein
  Lebensmittel wie Wasser.
    Aber sie wird bei der
Planung oft vernachlässigt.»                                                                        Aus den Blechrollen werden
                                                                                                    bei Zehnder in Gränichen
                                                                                                    jene Lamellen, die in
                                                                                                    den Heizkörpern möglichst
             Dominik Hof,                                                                           viel Luft erwärmen.
   Leiter Marketing-Kommunikation
         der Zehnder Group AG

keine Heizung mehr, nur noch eine Lüf-
tung und einen Wassererwärmer, allen-
falls in einem Kombigerät. Wärmepum-
pen haben in der Energiewende Priorität.
Auch Pelletfeuerungen, Cheminées und
Holzöfen, teilweise mit eingebauter Heiz-
und Brauchwasser-Erwärmung, sind eine
Lösung. Dagegen werden klassische Öl-
heizungen wohl bald verboten.
Ganz so einfach ist es allerdings nicht.
Die Sole-Wasser-Wärmepumpen kühlen
den Boden stark ab, wodurch Bäume
ein­gehen können. Luft-Wasser-Wärme­
pumpen brauchen bei Aussentempera-
turen unter fünf Grad fast so viel Strom
wie die längst verbotenen Elektrospei-
cheröfen. Gaswärmepumpen basieren
zwar auf fossiler Energie, holen aber viel
Wärme ebenfalls aus der Umgebungs-
luft. Mit mehr erneuerbarem Gas im Netz
sinkt der fossile Anteil in der Wärme der
                                              Ältere Häuser und Umbauten werden meist
Gaswärmepumpe aufs Niveau von Koh-            mit Heizkörpern beheizt, Neubauten eher mit
le- und Gasstrom im Winterstrommix            Bodenheizungen. Es gibt aber viele Alternativen –
für die elektrische Wärmepumpe. Gleich-       von der Wandheizung über die Warmluftheizung
                                              bis zu gar keiner Heizung.
zeitig entlastet die Gaswärmepumpe das
Stromnetz. Selbst Ölheizungen sind nicht
nur schlecht – etwa in sonnigen Bergdör-
fern mit vielen Heiztagen. Bestehende
Anlagen lassen sich gut mit thermischen
Solaranlagen kombinieren, etwa in wenig        Gut zu wissen
genutzten Ferienhäusern. Das Solarsys-
tem heizt das Haus bis etwa 14 Grad, und       Grosse gemeinsame Heizungen
der Ölbrenner läuft nur selten. Das ein-
zelne Holzscheit gibt heute nicht mehr         Die grösste «Heizung» in Winterthur ist die Kehrichtverwertungsanlage.
fünfmal warm, doch Arbeit ist noch im-         Deren Abwärme wird über das Fernwärmenetz an die angeschlossenen Lie-
mer gefragt – vor allem Denkarbeit.            genschaften verteilt und deckt rund 15 Prozent des Winterthurer Wärmebe-
                                               darfs. Etwas kleiner sind die sechs Quartierwärmeverbunde in Winterthur.
                                               Fünf davon heizen mit Holzschnitzeln aus der Region, einer mit Abwärme
                                               aus der KVA. Wer von diesen grossen gemeinsamen Heizungen profitiert,
     Mehr dazu auf strom-online.ch             zeigt der Energieplan der Stadt Winterthur. Dieser legt fest, in welchen Ge-
     − Anergienetze holen Wärme aus Seen       bieten Winterthurs mit welchem Energieträger geheizt wird. Ziel des Ener-
       und in Flims aus dem Wasserkraftwerk    gieplans ist eine wirtschaftliche und ökologische Energieversorgung der
     − Die problematische Beziehung            Stadt Winterthur.
       zwischen Strom und Wärme
     − Bodenheizung: Ab in die Wand            stadtwerk.winterthur.ch/heizen
     − Kochrezept für ein Passivhaus

                                                                                                                            17
Infografik

Ein warmes Zuhause ist für das Wohlbefinden zentral. Welche Energieträger
werden dafür eingesetzt? Ein Vergleich zwischen 1994 und 2019.

Womit heizen wir heute?
     Text: Alexander Jacobi

Heizen – immer noch zu oft mit Öl und Gas
Im Verlauf der letzten 25 Jahre ist in den Schweizer Haushalten der Energiebedarf fürs Heizen um 7 Prozent
gesunken, obwohl die beheizte Wohnfläche (die sog. Energiebezugsfläche) um 39 Prozent gestiegen ist. Doch
der Anteil der fossilen Heizungen (Öl und Gas) liegt noch immer bei 64 Prozent. Zur Erreichung der Klimaziele
ist es zentral, dass beim Heizungsersatz keine Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden.

            1994                              3080
                                              Heizgradtage

                                                                                            Energiebezugsfläche
                                                                                              Wohngebäude
                                                                                             369 Mio. m2

                                                                                        Energieverbrauch fürs Heizen
                    Ständige Wohnbevölkerung
                                                                                           53,9 Mrd. kWh
                              7,0 Mio.

                                                                        Prozentuale                                         Mrd. Kilowattstunden
                                                                            Anteile                                         (= Terawattstunden, TWh)

                                                                               65%                           34,9 TWh              Heizöl extraleicht

                                                                                                                                   Gas

                                                                                                                                   Holz

                                                                                                                                   Durch Wärme-
                                                                                        80%                                        pumpen gewonnene
                                                                                        Fossile Heizungen                          Umweltwärme
                                                                                        (Öl und Gas)                               Elektrizität für
                                                                               15%                             8,3 TWh             Wärmepumpen

                                                                                                                                   Elektrizität für elek-
                                                                               10%                                                 trische Direktheizung
                                                                                                               5,4 TWh
                                                                                2%
                                                                                                                                   Fernwärme
                                                                                1%                             0,9 TWh
                                                                                5%                             0,5 TWh
                                                                                                               2,5 TWh             Thermische Solaranlagen
                                                                                2%
                                                                                0%                             1,3 TWh
                                                                                                              0,07 TWh

             Um die Heizgradtage zu bestimmen, berechnet man für jeden Tag               temperatur von 3 °C am Tag X ergibt für diesen Tag 20 – 3 = 17 Heiz-
             ­eines Jahrs die Abweichung der durchschnittlichen Aussentemperatur         gradtage.) Die Heizgradtage der einzelnen Tage werden dann über das
              von einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius. Dabei werden nur jene        Jahr aufsummiert. 2019 wies 3067 Heizgradtage auf, 1994 waren es
              Tage berücksichtigt, bei denen die durchschnittliche Aussentemperatur      3080 (schweizerische Durchschnittswerte). Der Vergleich 1994/2019
              höchstens 12 °C beträgt – denn im Durchschnitt muss u  ­ nterhalb einer    beruht also auf zwei Jahren mit praktisch identischen Heizgradtagen.
              Aussentemperatur von 12 °C geheizt werden, um eine Raum­temperatur         Das heisst, dass die Winter gleich kalt w
                                                                                                                                 ­ aren. Differenzen im Energiever-
              von 20 °C aufrechtzuerhalten. (Beispiel: Eine durchschnittliche Aussen-    brauch sind somit nicht auf unterschiedliche Witterung zurückzuführen.

18
Ratgeber Heizungsersatz
                                                        erneuerbarheizen.ch           Informationen zum Heizungsersatzund Beratungsangebote nach Postleitzahl
                                                        energiefranken.ch             Energieförderprogramm nach Postleitzahl
                                                        energieantworten.ch           Antworten auf viele Energiefragen
                                                        topten.ch → Haus              Die besten Heizanlagen mit erneuerbaren Energiequellen

             2019                                       3067 (–0,42%)
                                                        Heizgradtage

                                                                                                              Energiebezugsfläche
                                                                                                                Wohngebäude
                     Ständige Wohnbevölkerung                                                           513 Mio. m2 (+39%)
                       8,6 Mio. (+23%)

                                                                                                          Energieverbrauch fürs Heizen
                                                                                                        50,0 Mrd. kWh (–7%)

                                                                                      Prozentuale                                                    Mrd. Kilowattstunden
                                                                                          Anteile                                                    (= Terawattstunden, TWh)

                                                                                               37%                      18,5 TWh (–47%)                        Heizöl extraleicht

                                                                                                         64%                                                   Gas
                                                                                                         Fossile Heizungen
                                                                                                         (Öl und Gas)                                          Holz

                                                                                                                                                               Durch Wärme-
                                                                                               27%                      13,3 TWh (+60%)
                                                                                                                                                               pumpen gewonnene
                                                                                                                                                               Umweltwärme

                                                                                                                                                               Elektrizität für
                                                                                               10%                          5,1 TWh (–6%)                      Wärmepumpen

                                                                                                                                                               Elektrizität für elek-
                                                                                              10%                       5,0 TWh (+454%)                        trische Direktheizung
                                                                                                4%                      2,2 TWh (+298%)                        Fernwärme
                                                                                                6%                       2,8 TWh (+12%)
                                                                                                                                                               Thermische Solaranlagen
                                                                                                5%                        2,4 TWh (+90%)
                                                                                                1%
                                                                                                                      0,73 TWh (+928%)
                                                                                                                                                                                                      Illustration: Pia Bublies

Quellen: Bundesamt für Energie (BFE), Schweizerische Gesamtenergiestatistik, Ausgabe 2019; BFE, Schweizerische Elektrizitätsstatistik, Ausgabe 2019; BFE, Schweizerische Statistik der erneuerbaren
Energien, Ausgaben 2000 und 2019 (Vorabzug); Bundesamt für Statistik, Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung; Wüest Partner AG: Gebäudebestandsentwicklung/Energiebezugsflächen 1990–2019

                                                                                                                                                                                                 19
Träger des Schweizer Solarpreises:
                       Mehr dazu auf strom-online.ch                                   Das Reka-Feriendorf Blatten-Belalp
Fotos: zVg Reka

                       − Die Sommersonne heizt im Winter                               im Wallis ist ein Vorzeigeprojekt
                                                                                       punkto Energieeffizienz.

                           Das Reka-Feriendorf Blatten-Belalp hat 2014 als Vorzeigeprojekt in Sachen
                       ­nachhaltiger Energieversorgung den Betrieb aufgenommen. Hat sich das Konzept
                             bewährt? Und wie reagieren die Gäste? Eine Bilanz nach sechs Jahren.

                         Es geht auch
                       ohne Emissionen
                                                           Text: Michelle Russi

                  20
Hält, was es verspricht: das ausgeklügelte Energie­
                                             konzept mit den unterschiedlichen Komponenten.

Petrus meint es gut mit dem Ferienort                                                              Den Gästen gefällt’s
Blatten oberhalb der Gemeinde Naters im                                                            Ein Blick auf die Gesamtenergiebilanz
Kanton Wallis: Das auf 1300 Metern über                                                            zeigt: Das Reka-Feriendorf benötigte im
Meer gelegene Dorf gilt als besonders                                                              Jahr 2019 wie schon in den Vorjahren
sonnenverwöhnt. Diesen Umstand ha-                                                                 weniger als 800 000 Kilowattstunden
ben sich die Energieplaner beim Bau des                                                            Energie – und damit weniger als die ur-
Feriendorfs Blatten-Belalp der Schwei-                                                             sprünglich prognostizierten 870 000 Kilo-
zer Reisekasse (Reka) zunutze gemacht.                                                             wattstunden. Laut Matthias Sulzer sind
Auf sieben der insgesamt neun Gebäu­                                                               Schwankungen zwischen den Jahren
de installierten sie Fotovoltaikanlagen,                                                           üblich, denn ein kalter Winter oder eine
wo­bei vier davon als sogenannt hybride                                                            hohe Belegung der Ferienwohnungen
Solaranlagen funktionieren. Zusammen                                                               lässt den Heiz- und den Warmwasserver-
mit einem saisonalen Erdwärmespeicher                                                              brauch steigen. Insgesamt aber zahlt sich
und einem System zur Wärmerückgewin-                                                               das Energie­konzept aus – oder? «Defini-
nung aus dem Abwasser bilden sie die                                                               tiv», sagt der Experte, «spätestens nach
Kernelemente des nachhaltigen Ener­                                                                den ersten zwei Saisons, als wir das Heiz-
gie­konzepts. Ziel war es, das Feriendorf                                                          system noch etwas justiert hatten, funk-
emissionsfrei und ausschliesslich mit        Sonnenverwöhnte Lage: Die Ferienhäuser sind mit       tionierte die Anlage wie geplant.» Statt
erneuerbarer Energie zu betreiben.           Solaranlagen ausgestattet.                            auf hybride Solarpanels, die sich zwar
                                                                                                   bewähren, aber sehr teuer sind, würde
Mehr Energie als geplant                                                                           Sulzer bei einem ähnlichen Projekt heu-
Das Projekt im Wallis überzeugte von         falten können. Wir sprechen hier von                  te eher auf Fotovoltaikanlagen in Kom-
Anfang an. Im Dezember 2014 eröffnet,        Systeminnovation.» Konkret heisst das:                bination mit einem Luftkühler setzen.
galt die Ferienanlage als Leuchtturm-        Die hybriden Solarmodule auf den Dä-                  «Das erzielt ähnlich gute Resultate und
projekt des Bundesamts für Energie und       chern der Wohn- und Gemeinschaftshäu-                 ist erst noch wesentlich günstiger.» Dass
erhielt 2015 den Schweizer Solarpreis.       ser generieren gleichzeitig elektrische               die Energieversorgung auch in der Praxis
Doch wie hat sich die Energiebilanz über     und thermische Energie. Etwa 18 Pro-                  funktioniert, betont Reka-Direktor ­Roger
die Jahre entwickelt, und funktioniert der   zent der Sonnenstrahlung werden über                  Seifritz: «Die Reaktionen seitens der
Betrieb heute tatsächlich CO2-neutral?       die Fotovoltaikmodule direkt in Strom                 Betreiber und der Gäste sind sehr gut.»
Anruf bei Matthias Sulzer. Der Professor     umgewandelt, die restliche Strahlung                  Selbst zu absoluten Spitzenzeiten – wenn
für Energie- und Gebäudetechnik hat das      gelangt in Form von Wärme über einen                  300 Gäste nach dem Skifahren gleichzei-
Projekt damals noch als Geschäftsleiter      Wärmetauscher in die Erdwärmesonden                   tig duschen und ihre Kleider trocknen
der Lauber IWISA mitverantwortet und         im Boden. Hier wird die Wärme gespei-                 möchten – laufe die Versorgung einwand-
stellt klar, dass das Energiekonzept hält,   chert und bei Bedarf – zum Beispiel im                frei. «Die Zufriedenheit in Blatten-Belalp
was es versprochen hat: «Das projektierte    Winter – zurück in die Heizungsanla-                  liegt sogar deutlich über dem Durch-
Ziel eines Eigenenergieversorgungsgrads      ge des Feriendorfs befördert. Die dritte              schnitt unserer Reka-Ferienanlagen.»
von 75 Prozent wurde bisher in jedem         Komponente schliesslich, die Anlage zur               Momentan verzeichnet das Walliser
Jahr übertroffen.» Konkret heisst das:       Abwasserwärmerückgewinnung, entzieht                  Reka-Dorf rund 40 000 Logiernächte pro
Seit 2015 werden rund 80 Prozent der im      dem Abwasser aus dem Reka-Dorf Wär-                   Jahr. Gemäss Seifritz sind die 50 Wohnun-
Feriendorf benötigten Energie vor Ort        me, die ihrerseits wiederum zur Aufbe-                gen besonders in den Wintermonaten gut
auf dem Areal produziert. Die restlichen     reitung des Warmwassers mittels Wär-                  ausgelastet, während die Anlage im Som-
20 Prozent stammen aus dem Trink-            mepumpe genutzt wird.                                 mer «noch Potenzial nach oben» hat.
wasserkraftwerk der Gemeinde Blatten.
Damit wird die Anlage ganz ohne Emis­
sionen betrieben.                                                      Gut zu wissen

Eine «Systeminnovation»,                                               Förderprogramm Energie Winterthur
die gut funktioniert
Wie Sulzer erklärt, sind die im Reka-Dorf                              Möchten Sie Ihre Liegenschaft energetisch sanieren? Benötigen
eingesetzten Technologien an sich gar                                  Sie einen Ersatz für Ihre Öl- oder Gasheizung, oder möchten Sie
nicht so innovativ. Das Besondere am                                   eine thermische Solaranlage installieren? Profitieren Sie vom
Energiekonzept liegt in der Kombination                                Förderprogramm Energie Winterthur und beantragen Sie För-
aus hybriden Solarmodulen, Erdwärme-                                   dermittel. Das Förderprogramm übernimmt zudem einen Teil
sonden und einer Abwasserwärmerück-                                    der Kosten für eine GEAK-Plus-Beratung (GEAK = Gebäudeenergie­
gewinnung. «Es ist ein Verbund von Kom-                                ausweis der Kantone).
ponenten, die ortsspezifisch so eingesetzt                             stadtwerk.winterthur.ch/foerderprogramm
werden, dass sie ihre volle Wirkung ent-

                                                                                                                                          21
Frutigen ist eine ideale Ferienbasis und hat mit dem Tropenhaus eine ganz spezielle Attraktion.

                                           Der Stör rettet
                                      im Berner Oberland
                                               die Forelle
                                 Frutigen ist mittendrin. Das Eisenbah-       und Köche nur verarbeitet oder verpackt     Stark gefährdete Tierart
                                 nerdorf an der Lötschberglinie ist ein       kennen. Gleichzeitig löst das Tropenhaus    Die meisten der 26 bekannten Stör-Arten
                                 idealer Ausgangspunkt, um die Berner         ein ökologisches Problem.                   sind gefährdet, und es leben mittlerweile
                                 Oberländer Bergwelt zu erkunden – sei                                                    mehr Störe in Zuchten als in freier Wild-
                                 es auf Ski, zu Fuss, kletternd, bikend       Warmes Wasser als Gefahr                    bahn. Gezüchtet werden meist Sibirische
                                 oder Gleitschirm fliegend. Philipp Blaser,   Beim Bau des Lötschberg-Basistunnels        Störe und der langsamer wachsende Rus-
                                 Gastgeber im Hotel National in Frutigen,     stiessen die Mineure auf warmes Si-         sische Stör (Acipenser gueldenstaedtii).
                                 erklärt den Reiz der Gegend so: «Man         ckerwasser, pro Sekunde zwischen 70         Die letzten grossen Bestände haben sich
                                 ist schnell in den Bergen, schnell in der    und 100 Liter Wasser mit einer Tempera-     im Schwarzen und vor allem im Kaspi-
                                 Stadt, schnell am See.» Er ist in vier-      tur von 18 Grad. So viel warmes Wasser      schen Meer erhalten, auch dank rigoroser
                                 ter Generation Hotelier in seinem über       darf, auch wenn die Menge inzwischen        Schutzmassnahmen. Doch nach dem Zu-
                                 100 Jahre alten Familienbetrieb. Dazu        zurückgegangen ist, nicht in die Bergbä-    sammenbruch des Sowjetreichs wurde
                                 gehört auch eine Confiserie, mit Schwer-     che gelangen. Einheimische Fische, ins-     unkontrolliert drauflosgefischt, sehr zum
                                 punkt Schokolade.                            besondere die gefährdeten Seeforellen,      Ärger der Iraner, die ihre jahrzehntelange
                                 Den Anfang aller Schokolade zeigt            die in der Kander laichen, ertragen das     Aufbauarbeit zerstört sahen. Mittlerwei-
                                 die grösste Frutiger Attraktion, das         nicht. Die rettende Idee kam schliesslich   le ist der Verkauf von Kaviar aus wilden
                                 Tropen­haus. In riesigen Gewächshäu-         einem fischenden Tunnelbauingenieur.        Beständen verboten, der wilde Stör so gut
Fotos: zVg Tropenhaus Frutigen

                                 sern wach­sen Pfeffer und viele andere       Eine Zucht für Warmwasserfische sollte      geschützt, wie es nur geht.
                                 Gewürze, Bananen, Kaffeestauden und          die einheimischen Kaltwasserfische ret-     Störe züchten ist allein schon deshalb eine
                                 eben Kakao. Der Dschungel in den Ber-        ten, dazu die Gewächshäuser mit all den     Aufgabe, die nicht nur dem Kommerz,
                                 gen erklärt die Herkunft, die Ökologie       exotischen Alltagspflanzen. Der Fisch       sondern auch der Arterhaltung dient. In
                                 und die Verwendung all jener Produkte,       der Wahl ist der Stör und damit auch die    Gefangenschaft in Anlagen wie jener in
                                 die durchschnittliche Konsumentinnen         Produktion von edlem, schwarzem Kaviar.     Frutigen wachsen die Störe schneller als

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Gut zu wissen
Die Störe im Tropenhaus
in Frutigen mögen das
warme Wasser, das aus              Abwasserwärme zum Heizen nutzen
dem Lötschberg-Basis-
tunnel strömt.
                                   Auch die Wärme von gereinigtem Abwasser lässt sich nutzen. Die Überbauung Tösswiese in
                                   Neftenbach setzt auf diese umweltfreundliche Wärmeenergie aus der Winterthurer Abwas-
                                   serreinigungsanlage. Die Wohnüberbauung deckt damit ihren Energiebedarf zu 80 Prozent.
                                   Das Konzept basiert darauf, dass ein kleiner Teil des gereinigten Abwassers unter der Töss hin-
                                   durch zur neuen Überbauung geführt wird. Dort wird ihm Wärme entzogen, womit es sich um
                                   4–5 Grad Celsius abkühlt. Dann gelangt es wie das übrige gereinigte Abwasser in die Töss. Die
                                   entzogene Wärme wird in der Überbauung in zwei Schritten mithilfe einer Wärmepumpe und
                                   eines separaten Wasserkreislaufs auf die für die Raumheizung und das Warmwasser benötigte
                                   Temperatur gebracht.

in freier Wildbahn – in grossen Becken,      lich angestossen mit Hilfe verschiedener
im Freien und in der Halle mit automati-     lokaler Investoren, gehört das Tropenhaus
scher Futterzugabe. Aber auch hier geht es   heute dem Grossverteiler Coop, der auch
langsam. Deshalb züchtet das Tropenhaus      gewisse Produkte vertreibt. Doch wichtig
auch Felchen, Egli und Zander. Die klei-     ist vor allem das Erlebnis. Der tropische
nen «Stör-Fingerlinge» werden im Al-         Wald ist faszinierend, die Tische stehen           Mehr dazu auf strom-online.ch
ter von drei Monaten bei spezialisierten     nicht erst seit Corona weit verstreut unter        − Kulturfisch Stör
Züchtern eingekauft und wachsen dann         Palmen- und Bananenblättern. Alles, was
im Berner Oberländer Quellwasser lang-       hier wächst, landet früher oder später auf
sam heran. Erst mit drei Jahren kann ihr     den Tellern der Gäste. Rund 175 Pflanzen­
Geschlecht bestimmt werden. Von den          arten gibt es in den Gewächshäusern,
Männchen gibt’s zwar sehr feine Stör-        ob Chili, Pfeffer, Paprika oder eben jene
Steaks, aber keinen Kaviar – das mit 2000    unscheinbaren Bohnen, die Basis von
bis 5000 Franken pro Kilogramm weitaus       Philipp Blasers Schoggi-Kreationen.
teuerste Produkt des Tropenhauses.             Text: Andreas Schwander
                                                                                                Wer erkennt hier die Bananen? Das
                                                                                                Tropenhaus zeigt eine Fülle unbekannter
Geduldige Investoren                                                                            botanischer Selbstverständlichkeiten wie
                                                                                                Pfeffer und Kakao und eben Bananen.
Die Weibchen werden noch drei Jahre wei-                                                        Alles, was hier wächst, gibt’s auch auf
ter gefüttert, und die Männchen kommen                                                          der Menükarte des Restaurants.
in ein anderes Becken, in dem sie kräftig
gegen den Strom schwimmen müssen.
Sie bauen Fett ab und Muskeln auf, so
wie sie es im Meer und in den Flüssen
tun würden. Bei den Weibchen geschieht
das erst nach sechs Jahren, bevor sie ge-
schlachtet werden. Vorläufig ist das noch
nötig. Es wäre viel interessanter, wenn
die Weibchen ihren Laich mehrmals ab-
geben könnten. Entsprechende Systeme
sind in Entwicklung, aber es ist noch
nicht klar, was dies für den Kaviar be-
deutet und ob er ökologische und lebens-
mittelrechtliche Kriterien erfüllen wür-
de. So braucht denn ein Projekt wie das
Tropenhaus vor allem Geduld und Inves-
toren mit sehr langem Atem. Ursprüng-

                                                                                                                                     23
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