NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges

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NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
Monatszeitschrift der
                                                                                                                    Düsseldorfer Jonges
                                                                                                                    06 • 2021 • 87. Jahrgang

      Ein Ort der Zukunft                  U nve r g e s e n : B u n g e r t u n d K ü r t e n                    Neuer Schatzmeister

      NEUE OPER:
                                       •                                                                      •

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                                                                                                                                      NS
                                                                                                                                               TP
                                                                                                                                                     AL
                                                                                                                                                           AS
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                                                                                                 PO

      JA ODER NEIN?
Baugrund halbe Zirkuswiese und Überbau Unteres Werft oberhalb der Hochwassermauer
Pontons an Schiffsanlegestelle für Freilichtbühne
ODEON DER DARSTELLENDEN KÜNSTE / EUROPÄISCHE OPER AM RHEIN
                                                                                       Isometrie: E. Spohr/M. Donath Foto: H. Kuttler
                                                                                                                    ®
                                                                                                                        © Deutsche Oper am Rhein
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
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                                                                                                                                KAMIQ CLEVER

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  ŠKODA KAMIQ CLEVER (Benzin) 1,0 l TSI 70 kW (95 PS)

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  Nettodarlehensbetrag (Anschaffungspreis)                                         17.679,00 €         Vertragslaufzeit                                                                   24 Monate

  Sollzinssatz (gebunden) p.a.                                                           2,08 %       Gesamtbetrag                                                                       3.366,00 €

  Effektiver Jahreszins                                                                   2,08 %       24 mtl. Leasingraten à                                                                 99,00 €

  Kraftstoffverbrauch in l/100 km, innerorts: 6,0; außerorts: 4,1; kombiniert: 4,8; CO2-Emission, kombiniert: 110 g/km. Effizienzklasse B2

1Ein Angebot der ŠKODA Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig, für die wir als ungebundener Vermittler gemeinsam mit dem Kunden
 die für den Abschluss des Leasingvertrags nötigen Vertragsunterlagen zusammenstellen. Bonität vorausgesetzt. Gültig für Privatkunden, bei einer Laufzeit des Leasingvertrags von bis zu 36 Monaten. An-
 sonsten gültig im Aktionszeitraum vom 01.04.2021 bis 30.06.2021. Nicht kombinierbar mit weiteren ausgewählten Sonderaktionen oder Sonderkonditionen. Es besteht ein gesetzliches Widerrufsrecht
 für Verbraucher. Angebot gilt nur in Verbindung mit einer Inzahlungnahme eines Gebrauchtfahrzeugs (nur ŠKODA oder ein nicht zum Volkswagen Konzern gehörendes Fremdfabrikat), das bei Abschluss des
 Leasingvertrags mindestens 6 Monate auf den Leasingnehmer zugelassen gewesen sein muss. Überführungs- und Zulassungskosten werden separat berechnet.
2Ermittelt im neuen WLTP-Messverfahren, umgerechnet in NEFZ-Werte zwecks Pflichtangabe nach Pkw-EnVKV. Nähere Informationen erhalten Sie bei uns oder unter skoda.de/wltp
3 36 Monate Garantieverlängerung im Anschluss an die zweijährige Herstellergarantie mit der ŠKODA Garantie+, der Neuwagen-Anschlussgarantie der ŠKODA AUTO Deutschland GmbH, Max-Planck-Str.

  3–5, 64331 Weiterstadt, bei einer maximalen Gesamtfahrleistung von 50.000 km innerhalb des Garantiezeitraums. Die Leistungen entsprechen dem Umfang der Herstellergarantie. Mehr Details hierzu
  erfahren Sie bei uns oder unter skoda.de/garantieplus

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 AUTOZENTRUM JOSTEN GmbH & Co. KG
 Benzstraße 1, 40789 Monheim am Rhein
 T 02173 940330
 www.auto-josten.de, skoda@auto-josten.de
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
Auf
                                                                                   Liebe Heimatfreunde,
                                                                                   seit 2021 beträgt der Mitgliedsbeitrag auf
                                                                                   Beschluss der Mitgliederversammlung 2020
                                                                                   jährlich 65,00 Euro. Die Heimatfreunde,
                                                                                   die nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen,

           ein
                                                                                   berücksichtigen dies bitte bei zukünftigen
                                                                                   Daueraufträgen und Überweisungen. Weiterhin
                                                                                   sind im Lastschriftverfahren viele Lastschriften
                                                                                   wegen Kontolöschung, falscher IBAN-Nummer
                                                                                   und aus sonstigen Gründen nicht eingelöst

           Wort
                                                                                   worden. Wir bitten die Heimatfreunde um
                                                                                   Korrektur. Leider fehlen noch von 33 Heimat-
                                                                                   freunden die Mitgliedsbeiträge.

                                                                                   Vielen Dank, Euer Vorstand

Leeve Jonges,                                                                      Inhalt
in einem Verein den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, das ist in norma-     Die Opern-Diskussion...................................... 4
len Zeiten durchaus immer schon eine Aufgabe gewesen. Aber, was die Pande-         Der Euref-Campus........................................... 7
mie mit uns macht, das stellt jeden Verein, und auch uns Düsseldorfer Jonges,      Der Mutter-Ey-Stuhl......................................... 8
vor eine Herausforderung.                                                          Kaffee mit dem Baas: Sebastian Matthes........ 9
        Wer uns in früheren Zeiten schon einmal das Mäntelchen der Verstaubt-      Gastkommentar: Christoph Wintgen.............. 10
heit umhängen wollte, sieht sich in den Jonges aber mehr als getäuscht. Die        Ich bin ein Jong: Dr. Lothar Kluba.................. 10
Tischgemeinschaften und wir als Vorstand haben längst zu regelmäßigem Aus-         400 Blumenoasen........................................... 11
tausch per Videokonferenzen gefunden.                                              Däm Jong sinn Weit: Irene Maria Blank......... 12
        Diese Möglichkeiten verdanken wir der immer selbstverständlicher           Jonges-Unternehmen: Richard Henning....... 13
werden Digitalisierung, denen auch unser Verein sehr offen gegenübersteht.         Porträt: Johannes Gemke............................... 14
Auf unsere Homepage waren die Berichte über die Heimatabende einer der
                                                                                   Unvergessen: Klaus Bungert und Josef Kürten.....15
maßgeblichen Treiber bei den Zugriffszahlen. Da die Heimatabende nun vor-
                                                                                   Erinnerung an Bruno Recht............................ 16
erst entfallen sind, wurde ab 27. Februar als neues Mittel der vierzehntägig neu
erscheinende Podcast ins Leben gerufen. „Der Baas trifft…“ lautet der Titel.
                                                                                   Vater und Sohn............................................... 16
Auf die mittlerweile fünf Folgen gab es jeweils, höchst erfreulich, rund 3.500     Buchtipps........................................................ 17
Zugriffe. Der Jonges-Podcast ist neben unserer Homepage auf allen Plattfor-        Neuer Schatzmeister: Rolf Wagner................ 18
men zu finden, die diese Formate verbreiten.                                       Jochen Büchsenschütz 60.............................. 18
        Auf der Homepage gab es zudem eine weitere Neuerung, die gerade            Auf das Huhn gekommen............................... 19
den geschichtsbewussten Heimatfreunde eine neue Fundgrube eröffnet. Die            Gaslaternen für daheim................................. 19
„sichtbaren Zeichen“, mit denen die Jonges im Stadtgebiet über Denkmäler           Hilfe für die Köbesse...................................... 20
und Erinnerungstafeln auf die unterschiedlichsten Kapitel der Stadtgeschichte      Ganze Brücke gespendet............................... 20
eingehen, sind nun unter der Rubrik „Engagement“ detaillierter dargestellt.        Nachrichtenticker........................................... 21
Die immer attraktiver werdende Webseite der Jonges ist damit auch ein wich-        Veranstaltungen............................................. 22
tiges Hilfsmittel, den Kontakt aufrecht zu erhalten.                               Neuaufnahmen............................................... 22
        Als weiteres Projekt ist ein neues Format des Mitgliedsausweises in Ar-    Geburtstage.................................................... 23
beit, der künftig die heute übliche Größe der Scheckkarte aufweist. Neben
                                                                                   Verstorbene.................................................... 23
dem Namen sind vermerkt das Eintrittsdatum und die Mitgliedsnummer. Mit
                                                                                   Impressum..................................................... 23
neuer Technik lassen sich diese modernen Ausweise zudem im Jongeshaus
selbst herstellen. Näheres dazu folgt noch.
        Nichts wünschen wir uns alle sehnsüchtiger als ein Ende der Pandemie
und die Rückkehr zu unseren liebgewonnenen Gewohnheiten. Aber eines hat
uns dieser Einschnitt in unser tägliches Leben auch gelehrt: Moderne Technik                                                                                                                           Monatszeitschrift der
                                                                                                                                                                                                       Düsseldorfer Jonges
                                                                                                                                                                                                       06 • 2021 • 87. Jahrgang

und Digitalisierung sorgen auch bei den Düsseldorfer Jonges für einen guten
                                                                                         Ein Ort der Zukunft                  U nve r g e s e n : B u n g e r t u n d K ü r t e n                   Neuer Schatzmeister

                                                                                         NEUE OPER:
                                                                                                                          •                                                                     •

Zusammenhalt.                                                                                                                                                                                                     KU
                                                                                                                                                                                                                        NS
                                                                                                                                                                                                                                 TP
                                                                                                                                                                                                                                      AL
                                                                                                                                                                                                                                            AS
                                                                                                                                                                                                                                                 T

                                                                                                                                                                                                                                                     Titelfoto:
                                                                                                                                                                                                                 RH
                                                                                                                                                                                                                      EIN
                                                                                                                                                                                                                            TE
                                                                                                                                                                                                                                 RR
                                                                                                                                                                                                                                      AS
                                                                                                                                                                                                                                           SE

                                                                                                                                                                                                                                                     Isometrie: E.
      Euer                                                                                                                                                                                                                                           Spohr/M. Donath
                                                                                                                                                                            TE
                                                                                                                                                                                 RR
                                                                                                                                                                                      ASS
                                                                                                                                                                                            E

                                                                                                                                                                                                      H
                                                                                                                                                                                                        N
                                                                                                                                                                                                            E
                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: H. Kuttler,
                                                                                                                                                                                                                                                     Odeon der Dar-
                                                                                                                                                                                                    BÜ I
                                                                                                                                                                                                  N
                                                                                                                                                                                                TO M KA
                                                                                                                                                                                            N     A
                                                                                                                                                                                      PO

                                                                                         JA ODER NEIN?
                                                                                   Baugrund halbe Zirkuswiese und Überbau Unteres Werft oberhalb der Hochwassermauer
                                                                                   Pontons an Schiffsanlegestelle für Freilichtbühne
                                                                                   ODEON DER DARSTELLENDEN KÜNSTE / EUROPÄISCHE OPER AM RHEIN
                                                                                                                                                                          Isometrie: E. Spohr/M. Donath Foto: H. Kuttler
                                                                                                                                                                                                      ®
                                                                                                                                                                                                          © Deutsche Oper am Rhein
                                                                                                                                                                                                                                                     stellenden Küns-
                                                                                                                                                                                                                                                     te / Europäische
      Timo Greinert                                                                                                                                                                                                                                  Oper am Rhein
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
DIE OPER
Entwurf: Meyer Architekten

                               IN DER
                               DISKUSSION                                                                     Entwurf: RKW

                                                         Die Oper. Ein großes Thema in Düsseldorf. International bekannte
                                                Städte, so heißt es, seien zum Superlativ verurteilt. Ihr Image sei abhängig
                                                von Exklusivem.Von Bauwerken etwa, die für Touristen Magnetwirkung ha-
                                                ben, weil es sie anderswo nicht gibt. In diesem Zusammenhang muss man die
                                                Diskussion um eine neue Oper für die Landeshauptstadt sehen.

                                                         Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller spricht schon von einem
                                                Leuchtturmprojekt auf Weltniveau. Einem umstrittenen jedoch. Sanierung
                                                oder Neubau? Schon werden für ein neues Haus 750 Millionen Euro aufge-
Entwurf: RKW                                    rufen. Vertretbar oder nicht? Viel zu teuer oder doch nicht? Und überhaupt:
                                                Warum eine Oper?

                                                         Am Für und Wider beteiligen sich auch die Jonges. Zum ersten Mal
                                                in ihrer Geschichte streiten in der Sache zwei Vorstandsmitglieder öffentlich
                                                miteinander: Baas Wolfgang Rolshoven argumentiert für das Projekt,Vizebaas
                                                Sebastian Juli dagegen.

                                                         Grundsätzliche Fragen werden in zwei getrennten Texten angespro-
                                                chen: in einem „Pro“ und in einem „Contra“. Die Autoren markieren ihre
                                                Positionen, die zu einer breit geführten Diskussion anregen sollen. In den
                                                Reihen der Jonges und darüber hinaus.

                               Entwürfe: Meyer Architekten

T I T E L GE S C H I C H T E                                 04                                               das tor 06 | 2021
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
Entwurf: Meyer Architekten

             Eine neue Oper. Warum                                                                      „Zur Hilfe! Zur Hilfe! Sonst
             überhaupt? Oper ist Kultur.                                                                 bin ich verloren, der listigen
             Und Kultur ist Teil unserer                                                               Schlange zum Opfer erkoren –
             Geschichte. Die löscht man                                                                   barmherzige Götter! Schon
             nicht, weil sie ein Teil der                                                              nahet sie sich, ach rettet mich,
             DNA unserer Heimatstadt ist.                                                                  ach rettet, schützet mich!“
                                                                                                               (aus: Die Zauberflöte)
Braucht die Landeshauptstadt eine „Rheinphilhar-                                                      Die Schlange „Corona“ ist inzwischen dem Tode
                                                          Wolfgang Rolshoven

                                                                                     Sebastian Juli
monie“ (Opernhaus) für geschätzte 750 Millionen                                                       geweiht. Doch beinahe leblos neben ihr: die Kultur
Euro, wie sie in Rede stehen? Also einen Neubau -                                                     – mit einigen Unterschieden: Denn ohnehin von
mit einem Saal vielleicht für 1800-2000 Menschen?                                                     städtischen Subventionen lebende Kulturbereiche
Ich glaube: Düsseldorf hat die Chance auf ein Jahr-                                                   kamen deutlich besser durch die Pandemie als viele
hundertprojekt. Auf den großen Wurf. Ein reines                                                       freie Kulturschaffende. Bei der Oper kam es dabei zu
Opernhaus jedoch darf es nicht werden.                                                                einer paradoxen Situation: Die Pandemie hat ihren
Ein Opernhaus im herkömmlichen Sinne ist über-                                                        jährlichen Verlust dem Vernehmen nach im sechsstel-
holt. Musiktheater müssen sich heute neu definieren                                                   ligen Bereich reduziert. Städtisch enorm bezuschusste
und nach Synergien suchen. Die „Rheinphilhar-                                                         Ticketpreise sorgen dafür, dass ein mit gut situierten
monie“ (bislang lediglich ein Arbeitstitel) sollte eine                                               Düsseldorfer:innen besetztes ausverkauftes Haus teu-
multifunktionale Begegnungsstätte sein. Ein interna-                                                  rer ist als eine pandemiebedingte Spielpause.
tional renommiertes Kulturhaus mit großer Strahl-                                                               Es ist richtig, nun den Blick nach vorne zu
und Symbolkraft nicht nur für das angestammte                                                         richten und in die Zukunft zu investieren. Zumal die
Publikum, sondern auch für junge Menschen. Und                                                        Pandemie deutlich gemacht hat, dass in vielen Berei-
                                                                               CONTRA
wenn dieses Haus - unter welchem Namen auch                                                           chen Investitionsbedarf besteht. Es bedarf aber einer
immer - ein Leuchtturmprojekt werden soll, dann                                                       Priorisierung der Investitionen. Ein mit 750 Milli-
wird es ganz sicher größer werden als das bisherige                                                   onen Euro kalkulierter Neubau eines Opernhauses
                                                 PRO

Opernhaus. Nicht nur für Opernfreunde, sondern für                                                    wird breiten Bevölkerungsschichten wahrscheinlich
die ganze Stadtgesellschaft muss der Neubau einen                                                     nicht als Erstes einfallen, zumal die derzeitige Oper
Mehrwert bringen.                                                                                     überhaupt nur einen Bruchteil der Bevölkerung an-
         Aus meiner Sicht wird die Landeshaupt-                                                       spricht. Für den Neubau zahlen müssen wir alle, auch
stadt Düsseldorf im internationalen Ranking be-                                                       unsere Kinder und Enkelkinder. Bevor über das Ob,
deutender Spielstätten nur vorne sein, wenn man                                                       Wie und Wann eines Opernneubaus entschieden
sich zu einem großzügigen Neubau entschließt.                                                         werden kann, ist vollständige Transparenz erforderlich:
Eine Sanierung scheint auf Grund vieler Unwäg-
barkeiten vom Tisch. In diesem Sinne haben sich                                                       • D ie Düsseldorfer Oper ist von „Champions-
zahlreiche Mitglieder des Rates bereits geäußert.                                                        League“ weit entfernt. Wollen wir ihr dennoch ein
Die Sanierung wäre nach Meinung von Exper-                                                               „Stadion“ auf Champions-League-Niveau bauen
ten vergleichsweise viel zu teuer, zumal die Oper                                                        und massiv in den hochsubventionierten Opern-
Raumbedarf angemeldet hat. An dem derzeitigen                                                            betrieb investieren, in der Hoffnung, dass sich die
Platz ist aber ein Neubau undenkbar, weil er den                                                         Qualität dem neuen Gebäude anpassen wird?
unter Denkmalschutz stehenden Hofgarten in An-                                                        • Im Kulturetat ist heute schon eine Schieflage zu
spruch nehmen müsste. Der Hofgarten darf aus                                                             Gunsten der Einrichtungen der Hochkultur zu er-
meiner Sicht aber nicht angetastet werden; das                                                           kennen. Kleinere Einrichtungen der freien Szene
Grün ist viel zu wertvoll.                                                                               werden bei einer massiven Investition in die Oper
         Es muss eine Rollenteilung zwischen der                                                         mit noch weniger Mitteln auskommen müssen, ob-
alten Oper im klassischen Sinne und einem moder-                                                         wohl sie zum Beispiel mit den „Toten Hosen“ und

das tor 06 | 2021                                                               05                                                      T I T ELGES CH I CH TE
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
nen Musiktheater gefunden werden. Dies zu schaffen,                                                     „Kraftwerk“ die deutlich strahlkräftigeren Aushän-
dazu sind internationale Architekten im Rahmen ei-                                                      geschilder unserer Stadt hervorgebracht haben als
nes Wettbewerbs aufgerufen. Aber nicht nur sie: We-                                                     die Hochkultur.
sentlich ist zunächst eine umfassende Bürgerbeteili-                                                 • Die voraussichtlichen Kosten eines Neubaus, denk-
gung. Gefragt sind gute Ideen, wo immer sie auch                                                        bare Refinanzierungsmöglichkeiten (durch in den
herkommen mögen.                                                                                        Neubau integrierte Wohnungen oder ein Hotel,
         Eine vertiefte Diskussion hat zwar gerade erst                                                 zum Beispiel über eine öffentlich-private Partner-
begonnen, doch schon liegen einige Standortvor-                                                         schaft) und die durch den Neubau größer werden-
schläge und Entwürfe auf dem Tisch: Der Kaufhof an                                                      de Neuverschuldung müssen „auf den Tisch“ und
der Tonhalle, das Karstadt-Haus an der Schadowstras-                                                    ideologiefrei diskutiert werden.
se, der Vagedes Platz, der Hafen oder der Rheinpark.                                                 • Auch die Kosten des Opernbetriebs (jährlich rund
Bedingt durch die Corona-Einschränkungen haben                                                          30 Millionen Euro) und die Möglichkeiten, diese zu
wir im Verein noch kein Meinungsbild abrufen kön-                                                       senken, müssen offen diskutiert werden. Zum Bei-
nen. Geschlossen wäre es ganz gewiss nicht. Ich stelle                                                  spiel sollten endlich Synergien genutzt werden: mit
hier lediglich meine eigene Position vor:                                                               dem Schauspielhaus und den im Umkreis von 50
         Wir haben in Düsseldorf eine Kulturachse,                                                      Kilometern reichlich vorhandenen Opernhäusern.
die vom Kunstpalast, Kunstmuseum, NRW-Forum,                                                            Und auch die Ticketpreise sollten auf das Niveau
Tonhalle, Kunstakademie, K 20, Kunsthalle, Opern-                                                       anderer Standorte (Dresden, München, Paris, Wien)
haus und zum Schauspielhaus führt. Diese Achse, die                                                     und vergleichbarer Veranstaltungen (Popkonzerte)
in der Vermarktung der Stadt bereits eine bedeutsame                                                    angehoben werden.
Rolle spielt, könnte man bis zum Rheinpark erwei-                                                    • Welche Ausmaße muss das Gebäude haben? Sei-
tern. Eine „Rheinphilharmonie“ am Rhein nahe der                                                        tenbühnen werden vor allem benötigt, wenn jeden
Rheinterrasse, mit einer Außen- oder schwimmen-                                                         Abend ein anderes Stück aus dem Repertoire der
den Bühne hätte sicher große Anziehungskraft über                                                       Oper gespielt wird. Reicht nicht auch ein weni-
Nordrhein-Westfalen hinaus. Auch große Städte im                                                        ger Bühnentechnik voraussetzendes „En-suite-
Ausland haben die Optik Wasser für Neubauten ge-                                                        Programm“ aus, in dem dasselbe Stück mehrere
nutzt. Mit dem uneingeschränkten Blick aufs Wasser                                                      Abende hintereinander gespielt wird? Und kann die
und der Nähe zum Stadtzentrum schafft man Dimen-                                                        klassische Bühnentechnik nicht durch platzsparende
sion. Wenn dann noch die Rheinpromenade bis zu                                                          Digitaltechnik ersetzt werden?
den Rheinterrassen verlängern würde, wäre das von                                                    • Wie fügt sich ein Opernneubau in die Reihe Düs-
zusätzlichem Reiz. Großer Vorteil: Das Grundstück,                                                      seldorfer Veranstaltungsstätten und Bühnen ein?
auf dem der Neubau stehen könnte, ist bereits im                                                        Kannibalisiert sie die Auslastung der Tonhalle? Sollte
Besitz der Stadt.                                                                                       das Programm vielleicht auf Musicals erweitert wer-
         750 Millionen Euro sind kein Pappenstiel.                                                      den, damit das Gebäude wirklich für neue Zielgrup-
Natürlich nicht. Bisweilen ist zu hören, die so oft ge-                                                 pen interessant wird? Und wie müsste ein solches
priesene Elbphilharmonie in Hamburg sei doch deut-                                                      Gebäude für einen solchen Bedarf konstruiert sein?
lich teurer gewesen. Das will ich mir nicht zu eigen                                                 Die Schlange Corona hat tiefe Wunden hinterlas-
machen. Unbestritten ist aber, dass Hamburg durch                                                    sen – nicht zuletzt in den öffentlichen Finanzen. Die
diesen Kulturneubau an Attraktivität gewonnen hat.                                                   durch das Corona-Virus verursachten Kosten wer-
Nicht nur Musikfreunde pilgern gen Norden.                                                           den vor allem jüngere Generationen tragen müssen.
         Zurecht verlangt die Bürgerschaft einen Kos-                                                Genauso wie die des Klimawandels und auch des
tenrahmen und Antwort auf die Frage nach den tat-                                                    beabsichtigten Opernneubaus. Eine auf das Wo ver-
sächlichen Betriebskosten unter Einrechnungen von                                                    kürzte Diskussion birgt die Gefahr, dass eine neue
möglichen Einnahmen – etwa durch Wohnungen                                                           Oper von vielen nicht als „Leuchtturm“, sondern als
oder Geschäfte, die in diesem Neubau untergebracht                                                   Monument des kulturellen Hochmuts wahrgenom-
werden könnten. Am Ende muss jeder Bürger wissen                                                     men wird. Nur vollständige Transparenz und eine
und entscheiden, was er aus Steuermitteln aufzubrin-                                                 breite Bürgerbeteiligung schaffen die von allen poli-
                                                          Wolfgang Rolshoven

gen hat und ob er das will.                                                                          tischen Akteuren gewünschte Akzeptanz. Deshalb ist
         Eine Grundsatzentscheidung des Stadtrats                                                    es richtig, dass der Düsseldorfer Oberbürgermeister
unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger                                                          in unserer Podcast-Folge „Der Baas trifft Dr. Ste-
sollte baldmöglichst erfolgen, damit eine internati-                                                 phan Keller“ dazu einlädt, auch die Frage des Ob zu
                                                                                    Sebastian Juli

onale Ausschreibung erfolgen kann. Ich denke, wir                                                    stellen. Wir Jonges bringen uns gerne in die offene
müssen mit einer Planungs- und Bauzeit von zehn                                                      Diskussion ein.
Jahren rechnen.

T I T E L GE S C H I C H T E                                                   06                                                             das tor 06 | 2021
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
EUREF-Campus: Ein Ort der Zukunft
Bald 3.500 Arbeitsplätze auf der Ostseite des Flughafen-Bahnhofs

Noch sieht die Wiese unweit des Düssel-        Dazu Stadtwerke-Vorstandsmitglied Man-
dorfer Flughafens recht unscheinbar aus.       fred Abrahams: „Innovativ ist das Energie-       do it with an architect
Kaum zu glauben, dass an dieser Stelle zwi-    konzept, das die Stadtwerke für uns mit
schen Flughafen-Bahnhof und Tiefenbro-         dem EUREF-Campus entwickelt haben.
icher Baggersee in den nächsten Jahren ein,
so die Entwickler des Projektes EUREF-
Campus Düsseldorf, „inspirierendes Um-
feld“ entsteht. Hier sollen auf einer Miet-
                                               Kompetenter Partner sind wir zudem für
                                               die geplante Elektrifizierung des Park-
                                               raums. Ich freue mich, dass wir bei einem
                                               Projekt mit einer solchen Signalwirkung
                                                                                                KS    ARCHITEKTEN
                                                                                                      Stephan Schneider Partnerschaft mbB
                                                                                                      +49 211 989 27 13 www.ksarchitekten.com

fläche von 65.000 Quadratmetern 3500           dabei sein können.“ Ähnliche Unterstüt-
Frauen und Männer an den Themen Ener-          zung erfährt das Projekt von Partner-Un-
gie, Mobilität und Nachhaltigkeit arbeiten.    ternehmen wie Schneider Electric, Air Li-
         Reinhard Müller, Vorstandsvorsit-     quide, PEM Motion. Auch die IHK hat
zender der EUREF AG und Düsseldor-             ihren Segen gegeben. Hauptgeschäftsfüh-
fer Jong, schwärmt in der Projektbroschü-      rer Gregor Berghausen: „Die innovative
re: „Der Gründer- und Unternehmergeist,        Strahlkraft trägt dazu bei, nationale und
die gute Erreichbarkeit, die Attraktivität     internationale Talente anzuziehen, die den
für internationale Talente, all das zeichnet   Standort inspirieren und bereichern.“
Düsseldorf aus unserer Sicht aus.“ Weiter                Laut Reinhard Müller leistet das
heißt es: „Wir möchten in Düsseldorf zei-      Projekt auch einen Beitrag dazu, Düs-
gen, dass die Energiewende machbar und         seldorf zur Klimahauptstadt zu machen:
bezahlbar ist. Der EUREF-Campus wird           „Hier zeigen Unternehmen aus der Re-
ein echter Zukunftsort.“                       gion und darüber hinaus ihre nachhaltigen
         Doch sind noch mehr Büros in          Produkte und Lösungen. Als Showroom
Zeiten von Home-Office überhaupt noch          und Reallabor wird der EUREF-Cam-
notwendig? Reinhard Müller beantwor-           pus die Bedeutung Düsseldorfs als Vorrei-
tet die Frage so: „Ein EUREF-Campus ist        ter oder aber als ‚Klimahauptstadt‘ sichtbar
angelegt als Ort der kooperativen Innova-      machen.“
tion. Begegnungen und Austausch, geplant                 Und an die Mitarbeiter ist auch
oder auch mal zufällig, sind somit fester      gedacht: Helle großzügige Innenhöfe la-
Bestandteil des Arbeitsalltags. Wir bieten     den demnächst zum Verweilen ein. Und
also genau die Flächen an, die nach Coro-      auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Die
na besonders nachgefragt sind.“                Spitzenköchin Cornelia Poletto ist für die
         Zu konkreten Mietern gibt es          Gastronomie zuständig: „Die Communi-
derzeit noch keine Auskünfte, aber zahl-       ty soll sich wohlfühlen, gesund und lecker
reiche Unternehmen und Institutio-             ernähren, beim Essen andere treffen und
nen machen sich für dieses Projekt stark.      das Campusleben genießen!“
Zum Beispiel die Stadtwerke Düsseldorf.                                 Autor: Joachim Umbach
                                                                        Foto: Euref

das tor 06 | 2021                                                  07                                                  EUREF- CAMPU S
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
Stuhl ohne Sitzfläche
Erinnerung an Mutter Ey am Fensterplatz des Cafés

Wenn man mich nach einem Relikt in            eine intime Szene, die den Eindruck ver-
der Innenstadt fragt, das mir am Herzen       mittelt, als sei Mutter Ey gerade erst auf-
liegt, der erhält schnell eine Antwort: das   gestanden. Ihre dicke Nickelbrille liegt
Mutter-Ey-Denkmal natürlich! Es steht         auf dem Tisch, darunter ein Telegramm
auf dem gleichnamigen Platz im Andre-         von Max Ernst mit dem Text „Großes
as-Quartier und erinnert an Johanna Ey        Ey, wir loben Dich …“, korrespondie-
(1864-1974), die über viele Jahre hin-        rend dazu ein überdimensionales Ei mit
weg die Düsseldorfer Künstlerszene ent-       einer Kaffeetasse im Innern als Hinweis
scheidend mitgeprägt hat. Sie war es, die     auf Mutter Eys Leidenschaft für ihr Kaf-
zu Beginn des 20. Jahrhunderts Leute wie      feehaus. „Hier hat sie also ihren Stamm-
zum Beispiel Otto Dix oder Max Ernst          platz, der eigens für sie reserviert ist“.
überhaupt erst zu ihrem Erfolg verhalf.                „Gerresheim hat die fehlende
          „Doch was die wenigsten wissen,     Sitzfläche damit erklärt, dass ein Mythos
ist, dass zu dem Denkmal noch ein zwei-       keinen Hintern habe. Im echten Leben
ter Teil gehört“. Es betrifft das Mutter Ey   hatte Mutter Ey einen dicken Hintern,
Café am Platz und zeigt auf ein Ensemb-       aber als Mythos eben nicht.“
le in einer Ecke am Fenster, das aus einem             Seit 2017 erinnert die 2,50 Me-
Caféhaustisch und einem Stuhl besteht –       ter große und 880 Kilo schwere Bron-
einem Stuhl, dem die Sitzfläche fehlt.        zestatue auf dem Platz und die wesentlich
          „Das ist kein Versehen. Der Bild-   unscheinbarere Kaffeehausszene im Inne-
hauer Bert Gerresheim hat das Sitzmöbel       ren des Cafés nun an die meistporträtierte
absichtlich so gestaltet, und zwar aus gu-    Frau des 20. Jahrhunderts.
tem Grund“. Das Ensemble im Café zeigt                                 Autor: Wolfgang Rolshoven
                                                                       Foto: Wolfgang Harste

Büchsenschütz 60: Alles im Blick
An ihm kommt niemand vorbei, und das
ist wörtlich zu nehmen. Geschäftsfüh-
rer Jochen Büchsenschütz sitzt im Erd-
geschoss des Jonges-Hauses und hat im
Blick, wer kommt und geht. Jetzt wird
er 60. Und hat natürlich weiter alles im
Blick. Die Redaktion des „das tor“ gratu-
liert dem umsichtigen Organisator eben-
so wie Vorstand und Mitarbeiter.
        Viele werden sich an seine Rolle
als Nikolaus erinnern. Dass er diese Figur
auch mal strafend interpretieren könnte,
würde zu seinem Naturell nicht passen.
Der familienbewusste und kontaktfreudi-
ge Bankkaufmann ist auch im wahren Le-
ben immer um Ausgleich bemüht. Und                     Fast schon in grauer Vorzeit                her-Nachher-Fotos vergleicht, zollt Re-
auch dann noch besonnen, wenn´s mal           empfand er sich selbst als übergewich-               spekt. Büchsenschütz hat nachhaltig ab-
brennt. Dieses Talent hat er vielfach er-     tig. Das bestimmte seine Teilnahme in ei-            gespeckt. Was das bedeutet, erfährt er
proben können: als Tischbaas, als Mitglied    ner Jonges-Gruppe, die sich unter fachli-            tagtäglich neu: Die steilen Treppen im
des Erweiterten Vorstandes, auch als Chef     cher Anleitung ein sportlich dominiertes             Jonges-Haus sind seine Trainingsstrecke.
der IT-Gruppe.                                Abnehmprogramm verordnete. Wer Vor-                                                Autor: ls
                                                                                                                                 Foto: Wolfgang Harste

M TTE R-E Y-S T U H L / B ÜC H SENS C H Ü TZ 60                   08                                                         das tor 06 | 2021
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
Liebe auf den                                                                                           Auf einen Kaffee mit dem Baas
zweiten Blick
Kaffee-Gespräch mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes

Es ist das, was man wohl Liebe auf den         Und das stimmt ihn für die Zukunft opti-
zweiten Blick nennt. Der Hamburger Se-         mistisch.
bastian Matthes hat sich mit der Stadt Düs-             Die Journalisten müssen natür-
seldorf lange Zeit sehr schwergetan. Seine     lich dafür sorgen, dass die Zahlkunden
Heimatstadt, aber auch München waren           das inhaltliche Angebot auch akzeptieren.
ihm näher. Aber wie so oft im Leben ging       Am besten funktioniert das, so Matthes,
auch bei ihm die Liebe letztlich durch den     durch „überraschende Themen, investiga-
Magen: Die gastronomische Vielfalt gab         tiven Journalismus, exklusive Geschichten
dann den Ausschlag: „Düsseldorfs Italiener     sowie Angebote mit hohem Nutzwert“.
sind phantastisch. Und das Preis-/Leis-        Wenn das beherzigt wird, wird man auch
tungsverhältnis stimmt auch noch.“ Seit        erfolgreich sein, glaubt Matthes. In seiner
Januar ist der 43-jährige Sebastian Mat-       Redaktion ist die neue Herausforderung
thes Chefredakteur der Wirtschaftszeitung      mittlerweile akzeptiert: „Die Kollegen sa-
Handelsblatt. Jetzt war er Gast des Kaf-       gen:Verstanden, jetzt ist der Kurs klar.“
fee-Gesprächs mit Jonges-Baas Wolfgang                  Das gilt wohl auch für seinen pri-                                         Sebastian Matthes
Rolshoven im Ratinger Tor.                     vaten Kompass. Mittlerweile hat er ein
         Die Jonges kannte er bisher nur       Haus in Kaiserswerth gekauft, in das er                  ganz besonders gut.“ Seinen kritischen
vom Hörensagen. Wie sollte er den Verein       demnächst mit Frau und zwei Kindern                      Blick wird er aber wohl nie so ganz auf-
auch kennenlernen, wenn es aktuell kei-        einziehen wird. Und der Stadt insgesamt                  geben: „Das Radwege-Netz ist schlecht.“
ne Dienstagstreffen gibt? Diese gesamt-        kann er mittlerweile auch mehr abgewin-                  Sebastian Matthes kann das beurteilen:
gesellschaftliche Entwicklung beurteilt er     nen – das gilt nicht nur für das kulinari-               Wenn immer es geht, fährt er mit dem
sehr skeptisch: „Persönliche Netzwerke         sche Angebot: „Der Kö-Bogen gefällt mir                  Fahrrad zur Arbeit.    Autor: Joachim Umbach
                                                                                                                                  Foto: privat
können durch das Digitale nicht ersetzt
werden.“ Da ist er sich sicher mit vielen
Jonges einig: „Dass die direkte Kontak-
te fehlen, ist aktuell mit das größte Prob-       BRORS Gold- & Silberwaren Handels- & Auktionshaus GmbH

                                                 GOLD ANKAUF
lem.“ Auch für den Journalismus.
         Kontakte mit Externen fehlen
ebenso wie die Kolleginnen und Kolle-
gen: „Eine Redaktion lebt von der Debat-
te, vom Widerspruch, vom Streit.“ Wenn            Aktueller Kurs unter 0211 - 371900
80 Prozent der insgesamt 170 Journalis-                                                                                            Wir kaufen:
                                                                                                                         Gold · Silber · Platin
tinnen und Journalisten im Home-Office                                                                                           Goldschmuck
arbeiten, sind die Möglichkeiten, sich aus-                                                                                 Designerschmuck
zutauschen, sehr eingeschränkt.                                                                                 Zahngold (auch mit Zähnen)
                                                                                                                        Altgold in jeder Form
         Trotz dieser Defizite sieht er die                                                                           (
                                                                                                                Uhren (Rolex,  Breitling usw.)
Zukunft für den Journalismus allgemein                                                                                       Brillantschmuck
und speziell für das Handelsblatt durchaus                                                                       lose Brillanten · Diamanten
                                                                                                                         Industriegold/Silber
positiv: Zwar spielt die Printausgabe mit                                                                                              Münzen
einer Auflage von derzeit rund 30.000 Ex-                                                                                           Tafelsilber
emplaren eine eher untergeordnete Rolle.
                                                 GERN AUCH                                                               FAMILIEN
                                                 HAUSBESUCHE                               B R O R S UNTERNEHMEN
Dafür gibt es aber über 90.000 Abonnen-
ten, die ein digitales Abo gebucht ha-
ben. Dazu Sebastian Matthes: „Lange Zeit                                                          1 9 8 2
wollten die Kunden ein Online-Angebot
nur kostenlos akzeptieren. Jetzt sind wir in     Ö f f n u n g s ze i t e n :                    Fürstenwall 214 (Eckein 40215
                                                                                                                           Cor neliusstraße)
                                                                                                                                 Düsseldorf
                                                                                           0211 - 371900
der glücklichen Lage, dass sie bereit sind,       M o - Fr : 0 9 : 3 0 - 1 8 : 0 0 U h r
                                                  Sa:        09:30 - 14:00 Uhr                                    www.brors-schmuck.de
dafür zu zahlen. Damit haben wir wieder
ein funktionierendes Geschäftsmodell.“

das tor 06 | 2021                                                         09                                                  KAFFE EG ES PR ÄCH
NEUE OPER: JA ODER NEIN? - Düsseldorfer Jonges
Gastkommentar              Düsseldorfer Jonges -
                                                                                    da bin ich dabei!
(Ein-)Blick in die
Zukunft: Wie soll                                                                              »
unsere Welt nach                                                                   Ich bin ein
Corona sein?                                                                        Jong, weil
Haben Sie schon Pläne für die Zeit ‚danach‘? Was Sie machen möchten, wenn             in der
Corona nicht mehr unseren Alltag bestimmt? Und haben Sie vielleicht schon
einmal nachgedacht, wie unsere Welt nach der Pandemie aussehen soll?               Vernetzung
         Das Frankfurter Zukunftsinstitut hat aus dieser spannenden Frage vier
Szenarien abgeleitet – von pessimistisch bis optimistisch. Die 2.500 Mitglieder
große Community des Instituts hat über die Eintrittswahrscheinlichkeit der
                                                                                   die eigene
Szenarien abgestimmt. Die erfreuliche Erkenntnis:Trotz der aktuellen Proble-
me erwartet man auch zukünftig positive Entwicklungen. Im Einzelnen: Die
                                                                                  Kraft spürbar
Welt hat gelernt und geht gestärkt aus der Krise hervor. Die Menschen pas-
sen sich an, denn das haben wir schon immer getan. Die globale Wirtschaft
                                                                                   wird … und
wächst, aber nicht mehr um jeden Preis, mancherorts stagniert sie sogar.
         Unternehmen werden also neue Geschäftsmodelle entwickeln: Nicht           Düsseldorf
der Profit steht über allem, sondern das soziale, ökologisch bessere Wirtschaf-
ten für eine bessere Gesellschaft und Umwelt. Die Hoffnung und der Glaube             meine
daran, dass Corona langfristig ein Umdenken in vielen Bereichen und letzt-
lich eine stärkere, resilientere Gesellschaft hervorbringen kann, scheinen also
groß.
                                                                                     Heimat
         Repräsentativ? Ich denke schon! Es ist auch das, was wir im vergan-
genen Jahr erfahren haben:Wie in allen Krisenzeiten besinnt man sich auf das,
                                                                                      wurde
was zählt: Stabilität und langjährige, vertrauensvolle Partnerschaft. Übrigens
haben viele unserer gewerblichen Kunden die Zeit genutzt, ihre Geschäfts-
modelle anzupassen, oder auch neue Ideen entwickelt. Die Menschen sind –
                                                                                               «
wie schon gesagt – anpassungsfähig und schauen nach vorn.
         Nun möchten Sie sicherlich auch von mir wissen, was ich von der
Zeit ‚danach‘ erwarte: Ich glaube, die Digitalisierung wird ihr Tempo beibe-
halten. Wir werden das Beste aus der digitalen mit der analogen Welt intelli-
gent verknüpfen. Zudem werden viele Werte eine Renaissance erleben: Soli-
darität, Nachbarschaft und Freundschaft. Man ist wieder füreinander da. Und
trotz der Globalisierung zählen auch wieder die lokalen Märkte.
         Zudem erwarte ich eine noch stärkere Fokussierung auf den Klima-
schutz. Um ein wichtiges Signal zu setzen, sind wir seit Anfang März als eine
der ersten deutschen Sparkassen klimaneutral: Was wir dafür getan haben, er-
fahren Sie, wenn Sie den QR-Code scannen. Lassen Sie sich für neue Ideen
begeistern!

                                                                                        Dr. Lothar Kluba
                                                                                          TG Jöngkes

 Christoph Wintgen                                                               Einer von uns seit 2018
 Kreissparkasse Düsseldorf, Vorstandsvorsitzender

G A S TKOM M E N TA R                                              10
400 Blumenoasen für die Stadtteile

Alle Jahre wieder – und doch immer wieder
schön. PRO DÜSSELDORF sorgt auch in diesem
Frühsommer wieder dafür, dass die Stadtteile auf-
blühen. Rund 400 Blumenoasen werden in diesen           vertretungen dagegen. Seit 2005 gehört das Aufstel-
Tagen vom Gartenamt (280) und Stoffels Florale          len von Blumenkübeln zum Aktionsprogramm des
Gestaltung (80) und Böhmann-Ilbertz (40) ausge-         gemeinnützigen Vereins, der es sich zur Aufgabe ge-
liefert. Die meisten Blumenoasen gehen in den Be-       macht hat, Düsseldorf lebens- und liebenswerter zu
reich der Bezirksvertretung 3 (83), der Bezirksver-     machen.                               Autor: en
                                                                                              Fotos: Pro Düsseldorf
tretung 6 (80) und der Bezirksvertretung 1 (69). Die
Stadtbezirks-Verwaltungen haben auch die konkre-
ten Standorte ausgesucht. Voraussetzung war, dass
sich überall Paten – Geschäftsinhaber und Privat-
leute – finden, die die regelmäßige Pflege, vor al-
lem die Bewässerung, der Kübel und Blumenschiffe
übernehmen. PRO DÜSSELDORF und die Be-
zirksvertretungen teilen sich die Aufstellkosten. Das                     Dipl. Soz. Wiss. Ingo Kabutz, Markenexperte und Publizist.

                                                                      „
                                                                          Mitbegründer der Brand Driving® Markenstrategie:
Gartenamt und die Gärtnereien übernehmen die
                                                                          Gemeinsam hören wir ihren Kunden/
gärtnerische Gestaltung. Marina Spillner, die frü-                        Mandanten genau zu und erkennen
here Bezirksbürgermeisterin der Innenstadt und                            deren Bedürfnisse. Wir entwickeln ein
                                                                          abgestimmtes Digital Branding für alle
SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, unterstützt                         analogen und digitalen Kontaktpunkte.
die Aktion seit Jahren: „ Es ist eine gute Möglich-                       Werte, Purpose und Leistungsversprechen
                                                                          Ihrer Marke schaffen mehr Orientierung,
keit, unsere Stadtteile attraktiver zu machen.“
         Die Reaktionen von Geschäftswelt, An-
                                                                          innovative Kundenerlebnisse,
                                                                          Vertrauen und Loyalität.       „
wohnern und Besuchern bestärkt PRO DÜSSEL-
DORF, die Aktion „Blumenoasen“ Jahr für Jahr
neu aufleben zu lassen. Der 1. Vorsitzende Ingo
                                                                             Als strategische Marken- und Kommunikationsberatung sind wir
Lentz: „Die Rückmeldungen sind einhellig posi-
tiv. Die Freude über den täglichen Blumengruß ist                         Partner ambitionierter mittelständischer
groß.“                                                                       B2B-Unternehmen und Kanzleien.
         Düsseldorf ist bunt und blumenreich – aber                            Gemeinsam entwickeln wir Ihre Marke zu einem zusätzlichen
nicht alle Bereiche der Stadt sind gleich gut ver-                              Treiber für mehr Wachstum, Rentabilität und Leadership.

sorgt. Oft fehlen Flächen, auf denen es blühen könn-
                                                                                           Hier erfahren Sie mehr: www.newb2b.de
te. Straßen, Radwege und Bürgersteige haben Vor-                                         Ich freue mich auf Ihre Mail oder Ihren Anruf.
rang – und bestimmen letztlich das Stadtbild. PRO                                        kabutz@newb2b.de | Mobil +49 160 94958968
                                                                                          Kaiser-Wilhelm-Ring 36 | 40545 Düsseldorf
DÜSSELDORF hält zusammen mit den Bezirks-

das tor 06 | 2021                                                11                                                                    BLUMEN OAS EN
„Klein und wacker bestellt den Acker“                                                                                                             Däm Jong sinn Weit
Bäuerin Irene Maria Blank (63) misst 1,60, ist aber ansonsten groß
Man merkt es sofort: Sie spricht offen                                            tember liefen sie sich dann erneut über
und wortreich, wuchs auf in Kirchberg                                             den Weg. Er schien sie zu übersehen, da
bei Jülich, also mitten im rheinischen                                            schubste sie ihn von der Seite. Kurze Zeit
Bermudadreieck zwischen Köln, Aachen                                              später meinte er: „Du wirst die Mutter
und Düsseldorf. Da sind die meisten so.                                           meiner Kinder.“ Und sie wurde es.
Weiß ich, weil ich im Nachbarort auf-                                                     Tochter und Sohn sind jetzt schon
wuchs. Klar, dass sie unter dem lockdown                                          über 30. Seit dem 26. Januar sind Irene
besonders leidet. „Ich umarme gerne die,                                          und Otto sogar Großeltern. Nach der
die ich mag!“ Das Abi machte sie auf dem                                          Hochzeit 1985 und noch während ihrer
Jülicher Lyzeum. Ihre Familie besitzt in                                          Diplomarbeit zog Irene Blank – so hieß
Kirchberg eine Papierfabrik, die der Bru-                                         sie nun – um auf den Wittlaerer Hof. Dort
der übernahm.                                                                     übernahm sie die Verwaltung und lernte
         Irene Eichhorn, so hieß sie damals                                       gleichzeitig landwirtschaftliche Hauswirt-
noch, studierte an der „European Business                                         schaft bis zum Abschluss als Meisterin.
School“ in Offenbach, stoppte das aber                                            „Das war die härteste Zeit meines Lebens.
durch ein Logopädie-Praktikum. Warum?                                             Das schaffst Du nicht neben einem Mann
„Ich leide wohl am Helfersyndrom.“ Es                                             mit zwei linken Händen. Den hätte ich
wäre genau ihr Beruf gewesen, aber die                                            auch nie geheiratet.“ Jetzt sei sie stolze
Knötchen an ihren Stimmbändern ver-                                               Bäuerin.
hinderten das. Also weiter mit Betriebs-
wirtschaft, Irene studierte in Aachen, dann
Köln Organisation und Produktmarketing.
                                                                                        „Ab zu den Jonges!“
                                                                                                                                                                      Irene Maria Blank
                                                                                  Ihr Herzensanliegen ist seit ihrem 30.Le-
                                   „Bauer?                                        bensjahr die Arbeit für den „Verein zur         Urlaub? Sport? Im Winter Teneriffa, Rad-
                             Und dann noch Otto?“                                 Förderung der Augenheilkunde in Düs-            touren und früher Tennis! „Am liebsten
                                                                                  seldorf e.V.“ Der unterstützt die Augen-        aber bin ich daheim.“ Hat sie Schwächen?
Eigentlich hatte sie an jenem Abend kei-                                          medizin der Düsseldorfer Uniklinik und          „Ja, ich bin oft zu gutgläubig.“ Sie war es
ne Lust auszugehen. Aber just bei einer                                           andere Einrichtungen wie das St. Mar-           übrigens, die ihren Mann, Dr. Otto-Hein-
Silvesterparty 1983 auf einem Verbin-                                             tinus-Krankenhaus. Gemäß der Devise:            rich Blank, Sohn Otto-Hellmuth Blank
dungshaus in Bonn wurde sie durch einen                                           Man sieht nur mit dem Herzen gut, das           und Schwiegersohn, Prof. Dr. Henning
Freund einem studierten Landwirt aus                                              Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.       Prömpers zu den Jonges brachte. Mei-
Düsseldorf vorgestellt, Otto Blank. Wie sie                                       Schon mit 16 in Kirchberg führte ihr Va-        ne letzte Frage, bevor ich vom Notieren
nun mal ist, reagierte sie so: „Mit Land-                                         ter sie zur Jagd. Das Interesse daran blieb     einen Krampf bekam, war: Hat sich der
wirten hatte ich in Kirchberg genug zu                                            bis heute. „Aber meinem Mann und mir            Blick auf den Ehemann geändert, obwohl
tun, will ich nicht mehr. Und dann auch                                           geht es nicht um das Schießen, sondern          der Bauer ist und Otto heißt? „Und wie!
noch ein Otto?!“ Fand sie nicht gut. Aber                                         um Hege und Pflege der wenigen noch             Wenn wir heute alles verlieren, dann bau-
irgendwie scheint da doch was „gefunkt“                                           verbleibenden Tiere vor Ort.“ Sie habe          en wir es morgen gemeinsam wieder auf.“
zu haben. Auf einem Polterabend im Sep-                                           viel Demut vor der Natur.                                                           Autor: Wolfgang Frings
                                                                                                                                                                      Foto: privat

                                                                                                                                       „Ich möchte mich sicher fühlen.
                                                                                                                                       Vor allem Zuhause.“
 Wohnungsbaugenossenschaft

                               Finde Dein Zuhause

                               ... in Düsseldorf
                               Rethelstraße 44, 40237 Düsseldorf                                                  GÖLZNER – RICHTIG GESICHERT –
                               Tel. 0211 239566-0, www.eisenbahner-bauverein.de                                   Mehr auf www.goelzner.de oder unter 0211/86 66 10
                               Anlaufstelle: TG Schlossturm

DÄM JON G S IN N W E IT                                                                               12                                                               das tor 06 | 2021
Tun statt Quatschen
                                                                       Richard Henning (49) möchte, dass alle zufrieden sind

                                                                                      schnell zur Routine. Einfach Stein auf Stein reiche
         Richard Henning                                                              nicht mehr. „Aber manches könnte man gesetzlich
                                                                                      vereinfachen und dadurch Kosten senken, zum Bei-
                          Ob es mehr daran lag, dass er als Kind und Jugend-          spiel die Abstandsregeln bei Häusern. Wir Deutschen
                          licher gerne zeichnete und bastelte, oder weil seine        sind da einfach zu perfektionistisch.“
                          Familie auf eine bergische Handwerkertradition zu-
                          rückblicken kann und sein Vater Architekt ist: Ri-
                          chard Henning baut seit vielen Jahren Häuser! Nach
                                                                                            Der genaue Zeichner mit den
                          der Schulzeit in Erkrath und dem Fachabitur in Hil-                   schweren Gewichten
                          den lernte er das Schreinern. Nach dem Gesellenjahr
                          begann er ein Architekturstudium, zuerst in Wup-            Richard Henning wirkt beim Gespräch fröhlich und
                          pertal, dann an der Technischen Hochschule Aachen.          gelassen. Er mag klare Ansagen und Ausdauer. In dem
                          Als Diplomingenieur stieg er bei HGMB Architek-             Beruf sicher unabdingbar. „Mit Schwätzern, die nur
                          ten GmbH ein, an der sein Vater beteiligt und als Ge-       heiße Luft von sich geben, kann ich nichts anfangen,
                          schäftsführer tätig war.                                    weil ich im Innersten Handwerker geblieben bin. Bin
                                   Heute leitet er selbst den Betrieb. Gab es ir-     mehr fürs Tun als fürs Quatschen “ Seine Freizeit
                          gendwann eine andere mögliche berufliche Rich-              nutzt der verheiratete Vater zweier Söhne (16 und 13)
                          tung? „Da hab´ ich nie groß drüber nachgedacht.“            damit, sich durch Gartenarbeit daheim in Wuppertal,
                          Die 32 Mitarbeiter von HGMB bauen Wohnhäuser,               durch Joggen und Spazieren mit seiner Frau zu ent-
                          genauer: ganze Wohnanlagen im Rhein-Ruhr-Raum.              spannen, im Urlaub sind sie am liebsten in Norddä-
                          Sie kommen aus 13 Nationen, von Bulgarien bis Bra-          nemark. „Ich schätze dort die Ruhe und die einfa-
                          silien, darunter besonders viele Russinnen. „Darauf         chen Ferienhäuser aus Holz.“ Verständlich bei einem,
                          hat man mich lustigerweise auf der Exporeal in Mün-         für den sowieso das Abendessen mit der Familie der
                          chen hingewiesen. Eine Vertreterin der Metropole            wichtigste Termin des Tages ist.
                          Moskau nahm das als Aufhänger für eine mögliche                      Aber da ist noch was. In Büro und Wohnung
                          Zusammenarbeit.“ Aber das alles sei Zufall.                 findet man bunte Eisenkugeln mit Griff. Richard be-
                                   Auch habe ihn von Anfang an der Gedan-             treibt „Kettlebell“.Was das ist? Ein aus Russland stam-
                          ke ergriffen, für möglichst viele Menschen möglichst        mender Sport. Sobald er eine Lücke von zehn Minu-
                          gute Wohnungen zu entwerfen. „Wir bauen quasi die           ten findet, legt er den Rückenschutzgürtel um und
                          VW´s unter den Wohnungsbauten! Erschwingliche               stemmt oder reißt die Kugeln. Der Freund von Wie-
                          Qualität.“ Gerade zu Beginn, beim Grundriss und             nerschnitzel und Kartoffelsalat unterstützt auch den
                          zum Beispiel der Gestaltung des Eingangs, müsse man         Sport anderer, sponsert den Neandertal-Lauf. Seine
                          genau achtgeben, dass sich danach Fehler nicht fort-        Lebensweisheit als Architekt: „Alle Beteiligten sollen
                          setzen. Natürlich seien die Vorschriften zu Ökologie,       am Schluss zufrieden sein!“ Vielleicht haben er und
                          Sicherheit und die Wechselwirkung heutiger Baustof-         seine Kollegen von HGMB auch deshalb viele Preise
                          fe in jüngerer Zeit komplexer geworden. Das werde           für ihre Projekte bekommen.             Autor: Wolfgang Frings
                                                                                                                                                       Foto: privat

                     Herzenssache.                                                                                     19 9 4
                                                                                                         IE D S E IT
                                                                                               M ITG L

                                                                                                                           HÖREN
           amBrunnen.de

                                                                                                                         VERSTEHEN
                                                                                                                          HANDELN

                                                                                                                                T E L . : 0 2 11 / 1 7 3 4 5 0
                                                                                                                       INFO@HOERGERAETE-AUMANN.DE
                                                                                                                       W W W. H O E R G E R A E T E - A U M A N N . D E

         das tor 06 | 2021                                                       13                                                             UN T ERN EHMEN VO N J O N G ES
aB VM 54 x 90 das tor 2021.indd 2                                         15.12.20 15:01
Der Mann aus dem Schwalbennest
Johannes Gemke: Fotos von Hochzeiten bis Industrie und Business

                                                                     Johannes Gemke
                                                                    • Johannes Gemke wurde 1961 im sauerländischen Olsberg
                                                                       geboren und lebt in Dorsten.
                                                                    •V
                                                                      or der Handwerkskammer Dortmund bestand er seine
                                                                     Meisterprüfung als Fotograf. Er war beteiligt an der
                                                                     Entwicklung und Erprobung der weltweit ersten
                                                                     Prismenkamera.
                                                                    • S
                                                                       chwerpunkte seiner Arbeit sind Industrie-, Produkt-
                                                                      und Business-Fotografie.
                                                                    • In Bad Hennef machte er eine sonderpädagogische
                                                                       Sonderausbildung beim Katholischen Bildungszentrum.
                                                                    • S
                                                                       echs Jahre war er Repräsentant für die Stadtmarketing
                                                                      Sundern GmbH.
                                                                    • Seit 2021 ist er Mitglied der Jonges.

Ein rheinischer Großstädter, der ein       deutschen Grenzen hinweg.                    den Kleinteile zu Werberiesen, Hand-
Auto mit dem Kennzeichen „FKB“ vor                  Es war ein Quantensprung, aus       werksleistungen zu Kunst oder Produk-
sich hat, nimmt in der Regel den Fuß       der westfälischen Idylle auszubrechen.       tionsvorgängen.
vom Gas. Mit FKB kann er nichts anfan-     Jährlich mehr als 70.000 km Fahrleis-                 Die Städte Dorsten und die his-
gen. Vorsichtsmaßnahme. Ein Auto mit       tung, täglich neue Auftraggeber, neue        torische Fachwerkstadt Frankenberg an
hessischem Kleinstadt-Kürzel und auch      Herausforderungen. Nordrhein-Westfa-         der Eder (Kennzeichen FKB) sind eher
noch mit einem Sauerländer am Steuer       len und speziell das Rheinland sind sein     ruhige und beschauliche Kleinode. In
– doppelte Vorsicht.                       Hauptbetätigungsfeld. Frei nach Hannes       beiden Flecken ist der beschliffene Meis-
         Der Fotografenmeister Johan-      Wader: “Heute hier, morgen dort...“          ter der Fotokunst aus dem Sauerland
nes Gemke ist ein Sauerländer. Das typi-            Fotografie und Werbung: So          heute zu Hause.
sche „Woll“ kommt ihm zwar nicht über      steht’s auf seiner fotografisch designten             Jo und seine Partnerin Claudia
die Lippen und auf ein „Da kannste für“    Visitenkarte, deren Motive stetig wech-      atmen schon lange Düsseldorfer Luft.
wartet man vergeblich, doch sonst passt    seln und immer Anlass zum Rätselraten        Er im Bereich der Fotografie, sie in der
alles: In Olsberg geboren, Fachschule,     geben. Die aktuelle Karte zeigt einen fu-    Kosmetikbranche. Frage an den Düssel-
Bundeswehr, grundsolide Ausbildung in      turistischen Ausschnitt einer LED-Ope-       dorfer Jong: „Könnte Düsseldorf deine
Olsberg, Fotostudio in Bestwig und spä-    rationslampe. Und da ist Gemke, der den      Heimat werden?“ Antwort: „Von uns ein
ter In Sundern. So etwas nennt man Bo-     biblischen Johannes gegen den flotten        klares Ja.“
denhaftung. Porträtbilder, Hochzeiten,     „Jo“ eingetauscht hat, im Thema.                      Am liebsten sind den Jonges
Passfotos - auch davon kann man leben,              Der ehemalige Provinz-Foto-         Neumitglieder, die sich gleich einbrin-
doch das reichte nicht.                    graf durchlebte die Metamorphose zu          gen. Das will Gemke gerne tun. Hof-
         Im Aufwind unerfüllter Träume     einem nachgefragten Spezialisten. Er         fentlich noch in diesem Jahr werden wir
hat sich der inzwischen 60jährige em-      setzt Industrieanlagen, medizinische Pra-    im „Tor“ eine Bildergeschichte sehen.
portragen lassen und im nördlichsten,      xen und Anwaltskanzleien in den Fokus        Die Aussicht, die Jonges-Familie an ei-
angeklebten Schwalbennest des Ruhr-        des Betrachters. Die oder besser seine       nem Heimatabend sozusagen im Brenn-
gebiets Dorsten vor neun Jahren nie-       Kunst: Zweckgebundene Einrichtungen          glas eines Fotoprofis „von außen“ zu er-
dergelassen. Vom Torhaus der damaligen     und deren Eigentümer emotionalisie-          leben, ist verlockend.
Zeche Fürst Leopold zieht er als Indus-    ren. Konkret: Mit dem zielorientierten                                   Autor: Ludolf Schulte
                                                                                                                    Foto: privat
trie- und Businessfotograf auch über die   Blick und modernem Equipment wer-

P ORTRÄT                                                      14                                                     das tor 06 | 2021
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           Sie verband
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           mehr als
                 als ein
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           Schicksalsdatum
           Schicksalsdatum
             Zwei Oberbürgermeister, die
             die Stadt mitgeprägt haben

                                                                                          EN •
                                                                                    ESS
                                                                             UNVERG

                                                                                               UNVERG
                                                                                           ESS
             Der 18. Oktober 1984 ist für zwei Männer, die über
                                                                                    EN •
             Jahrzehnte die Geschicke der Stadt geprägt haben,                                         Klaus Bungert (oben) und Josef Kürten sowie
             ein Schicksalsdatum. An diesem Tag entschied sich,                                      beide gemeinsam vor ihren Porträtgemälden im
             ob Klaus Bungert (SPD) oder Josef Kürten (CDU)                                                      Ältestenratszimmer des Rathauses
             Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf wurde – und
             zwar nicht per Wahl, sondern im Losverfahren. Klaus           beide bodenständig geblieben – Bungert geprägt von
             Bungert war der glücklichere Kandidat, nach einer ers-        der Gewerkschaftsarbeit, Kürten beeinflusst von der
             ten Amtszeit (1974 bis 1979) folgte 1984 eine zweite          katholischen Soziallehre. Beide wirkten sehr eloquent
             und später (1989) dann noch eine dritte Amtszeit. Für         und konnten auch in schwierigen Situationen nicht
             Josef Kürten blieb es bei fünf OB-Jahren – von 1974           nur ihre politischen Helfer, sondern zuweilen auch
             bis 1981.                                                     die Mitglieder der anderen Fraktionen überzeugen.
                      Als journalistischer Zeitzeuge sind mir die          Persönliche Freunde sind sie nicht geworden, aber
             Minuten des Losentscheids unvergessen. Eine grüne             immerhin haben sie es geschafft, in vielen wichtigen
             Ratsfrau hatte sich geweigert, entgegen den rot-grünen        Fragen eine „Fraktion Düsseldorf“ zu bilden. Bungert
             Absprachen Klaus Bungert zu wählen – und somit war            und Kürten verband die Liebe zu Düsseldorf und der
             die knappe Mehrheit von einer Stimme weg. Ausge-              Wunsch, diese Stadt liebens- und lebenswerter zu ma-
             rechnet Kürtens langjähriger Weggefährte Anton Ul-            chen. Großprojekte wie die neue Messe, die U-Bahn,
             rich musste nach dieser Pattsituation als Ratsältester        der neue Landtag, die Tieflegung der Rheinuferstraße
             den Losentscheid übernehmen. Er traf aus CDU-Sicht            wären sonst nicht möglich gewesen.
             die falsche Wahl. Klaus Bungert und die Sozialdemo-                    Einig waren sich die Beiden auch in ihrer Ver-
             kraten jubelten laut, Schockstarre bei Josef Kürten.          bundenheit mit dem Düsseldorfer Brauchtum. Und das
             Lange blieb er sitzen, ohne eine Regung zu zeigen.            nicht nur aus taktischen Überlegungen und weil sie
                      Vordergründig waren Bungert und Kürten               wussten, dass hier viele Düsseldorfer (Wähler) verwur-
             über Jahrzehnte die großen politischen Rivalen. Rein          zelt waren. Sie lebten mittendrin und standen nicht nur
             äußerlich gleich imposant – beide waren über 1,90             daneben – im Karneval, bei den Schützen und bei den
             Meter groß – überragten sie alle anderen bei jedem            Jonges.                             Autor: Joachim Umbach
                                                                                                               Foto: Stadtarchiv Düsseldorf
             Empfang und auf jedem Gruppenbild. Dabei waren

das tor 06 | 2021                                                     15                                                             UNVER G ES S EN
Zum 100. Geburtstag:
Erinnerung an Bruno Recht
Düsseldorfer Bürgermeister und Präsident von Fortuna Düsseldorf

Geboren am 30. Juni 1921 in Köln, ge-                                                              ein Verfechter für einen neuen Landtag am
hörte Bruno Recht als FDP-Mitglied ab                                                              Rhein. Als 1978 Abgeordnete wegen des
1961 dem Düsseldorfer Stadtparlament an.                                                           Widerstandes gegen den geplanten Um-
1976 wurde er als Nachfolger von Hans-                                                             bau des Ständehauses mit einem Umzug
Günther Deimel Bürgermeister der Lan-                                                              des Parlaments in eine benachbarte Stadt
deshauptstadt. Neben dem politischen En-                                                           drohten, verwies er auf das mitleidige Lä-
gagement schlug sein Herz für den Fußball.                                                         cheln aus dem Düsseldorfer Umland. Ein
Von 1962 bis 1976 und von 1982 bis 1984                                                            Landtag könne nur optimal arbeiten, wenn
war er 1.Vorsitzender von Fortuna Düssel-                                                          die Wege zu den Ministerien kurz seien.
dorf. In seine Ära fiel der erste Bundesliga-                                                      Und die wären nun einmal in Düsseldorf.
Aufstieg 1966 und die Rückkehr dorthin                                                                      Für sein Engagement ehrten die
1971, nachdem der Verein 1967 abgestiegen                                                          Jonges Bruno Recht am 22. November
war. Als Bürgermeister blieb ihm zwar we-                                                          1988 mit der Hermann-Raths-Medaille.
niger Zeit für den Fußball, jedoch kehrte                                                          Er verstarb 10 Jahre später, am 8. Mai 1998
er in sein altes Amt zurück, als 1982 kein                                                         nach kurzer schwerer Krankheit. Die Stadt
anderer Kandidat bei Fortuna gefunden                                                              erinnert an ihren ehemaligen Ratsherrn
wurde. Zwei Jahre blieb er noch tätig, bis                                  Bruno Recht            mit einer Straßenbenennung. Der Bruno-
er 1984 nicht mehr zur Wahl stand.                                                                 Recht-Weg liegt in Grafenberg in der Nähe
         Kommunalpolitisch war Bruno                                                               des Staufenplatzes.
Recht zusammen mit dem Heimatverein                                                                                           Foto: Archiv
                                                                                                                              Text: Andreas Schroyen

Sohn führt seinen Vater zurück zu den Jonges
Wolfgang und Ferdinand Wittgens auf dem Weg der Annäherung

Zu den Mitgliedern, die lange im Verein         ser Magazin „das tor“. Das fand er so inte-
sind, aber so gut wie nie zu Veranstaltun-      ressant, dass er sich mit seinem Freund und
gen kommen, zählt der in Lohausen prak-         Jong Max Schönauer austauschte. Die Un-
tizierende Neurologe und Psychiater Dr.         terschrift unter den Aufnahmeantrag war
Wolfgang Wittgens (61). Das wird sich aber      Formsache.
demnächst wohl ändern: Sein Sohn will ihn                 Der Papa freute sich. Er war noch
nämlich zu einem Heimatabend mitneh-            als Medizinstudent ein Jong geworden. Der
men ...                                         Medizinhistoriker Prof. Hans Schadewald,
          Ferdinand Wittgens (30) ist gerade    einer seiner Lehrer, hatte ihn an die Jonges
erst ein Jong geworden. Nach Schreinerleh-      und an die Tischgemeinschaft „Willi Wei-
re und Ingenieurstudium steuert er heute        denhaupt“ herangeführt. Dieser Kontakt
als Geschäftsführer ein Start-up-Unterneh-      riss mit dem Umzug nach München je-
men mit Hauptsitz in Hamburg (JP Mo-            doch ab. Tischbaas Karl-Heinz Korfmacher:
bile Spaces, Planungsbüro für modulare Ar-      „Ich kenne die Wittgens nicht.“ Umgehend
chitektur). Nicht der Papa hat ihn auf die      will Korfmacher jetzt Kontakt aufnehmen.
Jonges aufmerksam gemacht, sondern un-          Gleich zu beiden.                   Autor: ls                  Wolfgang und Ferdinand Wittgens
                                                                                    Foto: privat

B RUNO R E C H T / VAT E R & S O H N                                 16                                                        das tor 06 | 2021
Historie mit süßer Nachricht
Wer an schönen Tagen mit dem Rad den            ist nur noch der Ort. Die Steine des früheren
Rhein Richtung Norden entlang fährt und         Adelssitzes sind – historisch betrachtet – neu,
an der Strecke eine Location für guten Kaf-     wenngleich sie alt aussehen. Im Inneren des
fee und noch besseren Kuchen sucht, landet      Bauerncafés fühlt man sich dennoch adelig
gleichsam automatisch im Ellerhof in Mün-       aufgehoben.
delheim. Und wenn er dann noch viel Glück                Der Hof ist durch viele Hände ge-
hat, bekommt er draußen sogar noch einen        gangen.Wer die Kraft aufbringt, das fakten-
der 70 Plätze. Ohne Glück – keine Chance.       trächtige Büchlein bis zum Ende zu lesen,
         Der Duisburger Hobby-Historiker        der hat die deutsche Adelsgeschichte verin-
Dietmar Ahlemann hat in seinem Buch „Der        nerlicht. Den Auftrag zu dem Buch hat Dr.
Ellerhof zu Mündelheim“ für süße Nach-          Otto-Heinrich Blank gegeben. Der Land-
richten keinen Platz gehabt. Auf mehr als 150   wirt, Immobilienverwalter und Düsseldor-
Seiten macht er uns vielmehr mit der Orts-      fer Jong aus Wittlaer hat den Hof 2013 von
geschichte vertraut. Mit einem Stück Land,      den Rheinisch-Westfälischen Wasserwerken
das im 14. Jahrhundert bereits erwähnt wird     gekauft und nicht nur mit Hoffesten von
und seitdem gute wie schlimme Tage mit          sich reden gemacht. Düsseldorfer wie Duis-
Hochwasser und Beschuss erlebt hat. Origi-      burger wissen, was an diesem Stück Rhein-
nal am Ellerhof, der am Rheinfeldsweg liegt,    land haben.                             Autor: ls

Die Kripo zwischen Demokratie und Diktatur
Neus Buch zur Arbeit der Kriminalpolizei zwischen 1920 und 1950

Einen tiefen Einblick in die Arbeit der         1933 aktiv an den Verbrechen des NS-Re-
Kriminalpolizei in Düsseldorf und im            gimes: Menschen wurden als angebliche
rheinisch-westfälischen Gebiet liefert das      „Asoziale“, „Gemeinschaftsfremde“ oder
jetzt im Droste-Verlag erschienene Buch         „Volksschädlinge“ regelrecht „aussortiert“
„Die Kommissare“. Auf fast 500 Seiten           und in Konzentrationslager verschleppt. Sie
finden sich in dem Band Dokumente, die          wurden Opfer einer „Reinigung des deut-
die Arbeit und vor allem aber auch die          schen Volkskörpers von unerwünschten
Denkweise der damals handelnden Po-             Elementen“. Das verantworteten die Kri-
lizisten und deren Vorschriften vorstellt.      minalisten von Rhein und Ruhr aber nicht
Beleuchtet werden zudem zahlreiche Kri-         nur an der „Heimatfront“, sondern auch
minalfälle, darunter der des Düsseldorfer       nahezu im gesamten besetzten Europa.
Massenmörders Peter Kürten, und auch                     Die Kommissare, von denen viele
die Entwicklung der Spurensicherung             über Jahrzehnte hinweg im Dienst waren,
mit Fahrzeugen zur Sicherung von Tat-           nutzten dabei alle Möglichkeiten. Die ra-
orten sowie umfangreichen Dateien über          sante Modernisierung der Weimarer Zeit,
Fahndungsfotos und Fingerabdrücke.              die Nutzbarmachung von Naturwissen-
         Neben reinen Polizeiarbeit wird        schaften, riesigen Karteien und neuesten
sehr intensiv die Polizeiarbeit in der NS-      Kommunikationsmitteln waren allesamt
Zeit beleuchtet. Als „Kriminalpolizeileit-      keine Gegensätze zu dem dann folgenden
stelle“ war die Kripo Düsseldorf ab 1936        Rückfall in Gewalt und Entgrenzung. Sie
für die „Verbrechensbekämpfung“ in der          waren vielmehr dessen Voraussetzung.
gesamten Region verantwortlich. Dabei                    Herausgeber des Bandes ist Basti-
stand auch der Einsatz gegen Bettler, Dir-      an Fleermann im Auftrag des Förderkrie-
nen und Trinker oder die Verfolgung von         ses der Mahn- und Gedenkstätte Düssel-
„Zigeunern“ im Mittelpunkt. Neben der           dorf. Neben im haben eine Reihe und
regulären Fahndungs- und Ermittlungs-           Autorinnen und Autoren mitgewirkt.
arbeit beteiligten sich die Beamten nach                                     Autor: Manfred Blasczyk

das tor 06 | 2021                                                     17                               B U CH TI PP
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