Oho - Das Oldenburger Münsterland

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Eberhardt
 
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Oho - Das Oldenburger Münsterland
Oho
                                            NIEDERSACHSENS SCHÖNSTE SEITEN.
                                            GESCHICHTEN AUS DEM OLDENBURGER MÜNSTERLAND

                                              22                                                            06   26

                                                06    Alles lila! Wenn die Heide blüht
                                                22    Mehr als Schreiben Die Journalisten-Schüler von Damme
                                                26    Sternenglanz Unser Mann in Moskau
                                                34    Festivalmacher Sie bringen Electro-Sounds in die Region
AUSGABE 1/2020 — IHR KOSTENLOSES EXEMPLAR

                                               34
Oho - Das Oldenburger Münsterland
Inhalt
                                                                    10
06                                                                  NEUENKIRCHEN-VÖRDEN:
                                                                    BEIM KAFFEEMANN

THÜLSFELDE: WENN DIE
HEIDE BLÜHT
                                           06

                                                                                    22
                                          LANDKREIS
                                          CLOPPENBURG
                                                        40

30
                                    30

                                                                    32              DAMME: JOURNALISTEN
                                                                                    AUF DER SCHULBANK

LINDERN: DAMIT FIRMEN
AUF KURS BLEIBEN

                                                        LANDKREIS
                                                                                             32
                40
                                                        VECHTA

                                                    10       22
                                                                                              VECHTA: AUS DER
                                                                                              UNI IN DIE WELT

                CLOPPENBURG: REPARIEREN
                STATT WEGWERFEN

04 Die bunten Seiten                               34 Bässe, Beats & Bühnenshows
	 Zahlen, Daten, Fakten und die schönsten            Zwei Festivalmacher mit Herzblut bringen
   Fotos aus dem Oldenburger Münsterland.             die Region zum Tanzen.
   06 Alles lila!
   08 Bohrer mit Designpreis                       32 Zum Studium in alle Welt
   10 Beste braune Bohnen                             Die Universität Vechta pflegt
                                                       ­Kooperationen mit rund 130 Partner­
14 Mekka der Innovationen                               hochschulen weltweit.
	Ein Blick in die Forschungs- und
   Entwicklungsabteilungen im                      40 Wegwerfen? Denkste!
   Oldenburger Münsterland.                           In Repair-Cafés wird geschraubt, getüftelt
                                                       und so manches Gerät gerettet.
20 Künstlerische Inspirationen
   Kulturschaffende aus der Region.                44 Topfgucker: Leckeres für Langschläfer
                                                   	 Rainer Haberland aus Bethen macht den
22 Mehr als nur Schreiben                             Sonntag zum kulinarischen Event.
   Am Gymnasium Damme steht
   Journalismus auf dem Lehrplan.                  46 Tage wie diese: Markt-Premiere
                                                      Marktmeisterin Anne von Döllen aus
26 Erfolgsstorys                                      Goldenstedt über den 8. April 2015.
   26 Sternenglanz in Moskau
   28 Gespräche über Europa                        47 Lieblingslokale
   30 Ein Chef auf Zeit                            	Drei Ausgehtipps für das Oldenburger
                                                      Münsterland.
Oho - Das Oldenburger Münsterland
Impressum Oho

                                                       Ausgabe 1/2020, 4. Jahrgang

                                                       Herausgeber
                                                       Verbund Oldenburger Münsterland e.V.
                                                       ­Oldenburger Straße 246, 49377 Vechta
                                                        Telefon (0 44 41) 95 65-0, Fax (0 44 41) 95 65-15
                                                        info@oldenburger-muensterland.de

                                                       Redaktion
                                                       Mediavanti GmbH, Oldenburg:
                                                       Claus ­Spitzer-Ewersmann (Ltg.),
                                                       ­Marcella ­Fassio, Lisa Knoll, Alke zur Mühlen

                                                       Autoren
                                                       Maya Battiste, Louisa Bergmann, Detlef Herwig,

 Region der
                                                       Katrin Lüdeke

                                                       Gestaltung und Realisierung, Bildredaktion
                                                       Stockwerk2 – Agentur für Kommunikation,
                                                       Oldenburg

Innovationen
                                                       Druck
                                                       Druckerei Rießelmann GmbH, Lohne

                                                       Verantwortlich im Sinne des Presserechts
                                                       Jan Kreienborg (Anschrift s. o.)

                                                       Fotos
                                                       Titel: plus2event GmbH (u.), Markus Löchte
                                                       (o.l.), Willi Rolfes (o.M.), Mercedes Benz AG
                                                       (o.r.); S. 3: bitters.de, Jessika Wollstein; S. 4
Liebe Leserinnen und Leser,                            Sascha Stüber (l.), Werner Harms-Zumbraegel
                                                       (r.); S. 5: Tremorland Music (l.), Nordbeton
                                                       (r.); S. 6/7: Willi Rolfes; S. 8/9: Heller; S. 10/11:
eine Maschine zur automatischen Entnahme von           Andreas Burmann; S. 12: Dr. Sigrid Schüler (l.),
                                                       Heimatbund OM (r.); S. 14: von Höfen; S. 15:
Bodenproben, Software für Schüler und Lehrer,          Uwe Haring; S.16: Gerald Lampe; S. 17: BOGE (l.),
                                                       Steinbeis Transferzentrum (r.); S. 18: BOGE (o.),
nachhaltige Verpackungsmaterialien: Das Olden­         Werner und Merz (u.); S. 19: Derby Cycle; S. 21:
                                                       Maria Zumholz (l.), Yvonne Gunz (M.), Helmut
burger Münsterland ist zweifellos ein gutes Pflaster   Hausfeld (r.); S. 22-25: Markus Löchte; S. 25:
für Innovationen. In vielen Betrieben zwischen         Ulrich Westerkamp (r.); S. 26/27: Mercedes Benz
                                                       GmbH; S. 28/29: Universität Vechta/Friedrich
Barßel und Neuenkirchen-Vörden wird geforscht,         Schmidt; S. 30/31: Hermann Hänsler; S. 34-36:
                                                       plus2event GmbH GmbH; S. 37: Timo Münzberg;
getüftelt und entwickelt. Diese Ausgabe unseres        S. 40-43: Markus Löchte; S. 44/45: Gerald
Magazins „Oho!“ zeigt, warum uns um die Zukunft        Lampe; S. 46: von Döllen; S. 47: Ralf Unland (l.),
                                                       kitchich.de (M.), Fotostudio Rensen (r.).
der Region nicht bange sein muss. Und nebenbei:
                                                        Illustrationen
Wo Neues entsteht, muss Altes nicht verschwinden.       S. 13 und 20: Stockwerk2 – Agentur für
                                                       ­Kommunikation, Oldenburg
Das beweist unser Bericht über Repair-Cafés.
                                                       Die Ratschläge und Empfehlungen in diesem
                                                       Magazin wurden von der Redaktion sorgfältig
Wie immer wollen wir Ihnen unbekannte Seiten           erwogen und geprüft, dennoch kann eine
                                                       Garantie nicht übernommen werden. Eine
der Region aufzeigen. Wussten Sie zum Beispiel,        Haftung für Personen-, Sach- und Vermögens-
                                                       schäden ist ausgeschlossen.
dass zwei der wichtigsten Elektromusik-Festivals
Deutschlands jedes Jahr im Oldenburger Münster­        Alle Rechte der Verbreitung in deutscher
                                                       Sprache, auch durch Film, Funk, Fernsehen,
land stattfinden? Dass in Damme Nachwuchs­             foto­mechanische Wiedergabe, Tonträger
                                                       jeder Art, auszugsweisen Nachdruck oder
journalisten ausgebildet werden? Dass ein Manager      ­Ein­speicherung und Rückgewinnung in
aus Lindern strauchelnde Firmen wieder auf Kurs         Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind
                                                        vorbehalten.
bringt? Nein? Sehen Sie: Überraschung gelungen.
                                                       © 2020 Verbund Oldenburger Münsterland e.V.

                                                       Besuchen Sie uns auch im Internet:
Aber wir wollen nicht alles vorwegnehmen. Schauen      www.oldenburger-muensterland.de
Sie selbst, was Ihnen das Oldenburger Münsterland
zu bieten hat. Viel Spaß bei der Lektüre!

Herzlichst
Jan Kreienborg, Geschäftsführer
Verbund Oldenburger Münsterland
                                                                   ID-Nr. 2090363
Oho - Das Oldenburger Münsterland
Gans lecker grillen
                                  DIE UNNÜTZESTE
                                 INFORMATION DES                              Gänse schmecken nur zu Weihnachten und sowieso
                                                                             nur von Mutti richtig lecker? Falsch und wieder falsch!
                                       HEFTES
                                                                            ­Johann-Michael Claßen und Raimund Winter aus B         ­ akum
                              Die Landzunge Spitzhörn im                     beweisen mit ihrem Start-up das Gegenteil. Seit 2012
                             Barßeler Tief wird vom Volks-                   ­produzieren und vermarkten sie mit ihrer Wurstwaren-­
                              mund auch gern als „Liebes­                     Manufaktur „Goosies“ feinste Gänsebratwurst. Die T­ iere
                             insel“ bezeichnet. Tat­sächlich                  wachsen auf Claßens Hof in Freilandhaltung auf, b  ­ evor sie
                                 trafen sich hier früher                     in der hofeigenen Schlachterei zu Deli­katessen v­ erarbeitet
                            ­heimlich die frisch Verliebten.                  werden. Neben den Bratwürsten haben mittler­weile auch
                              Heutzutage sind sie eher auf                   Schmalz, Wurst und sogar Gänse-Rollbraten deutschland-
                             der „MS Spitzhörn“ zu finden,                   weit Feinschmeckerherzen erobert. Goosies Sommer-Tipp:
                              denn auf dem Fahrgastschiff                     die schon fertig sous-vide gegarte Entenkeule auf dem
                             können sie sich das „Ja-Wort“                    Grill kurz kross anbraten. Ein Gedicht!
                                         geben.
                                                                            Mehr Infos: www.goosies.de

                              Popcorn und Diesel
DIE BUNTEN SEITEN

                      Mal eben mit dem Traktor ins Kino? Warum denn nicht,
                       ­dachten sich die Mitglieder der Katholischen Landjugend­
                      bewegung Sedelsberg und luden im Sommer 2019 zum
                       ersten Trecker-Kino in den Norden des Landkreises
                       ­
                      ­Cloppenburg ein. Ein halbes Jahr verging von der ­ersten
                      Idee bis ­schließlich „Der König der Löwen“ über die 130
                       Quadratmeter g  ­roße Leinwand lief. Am 29. August 2020
                      heißt es erneut „Film ab!“ draußen auf dem Feld im Wind-
                      park ­Saterland. Dann wird es die zweite Auflage geben. Platz
                      haben dann rund 500 Z  ­ ugmaschinen, das sind 200 mehr als
                      bei der ­Premiere. Und auch, wer keinen Trecker hat, ist als
                       Gast willkommen. Das Ganze soll vor allem Spaß machen,
                                                                                                     Texas Airport
                      heißt es vom ­Organisationsteam.
                                                                                                   „Wie in Texas sieht’s hier aus“,
                      Hier gibt es den Trailer zum Trecker-Kino zu sehen:                           befanden US-Piloten, die in den 1960er
                      www.youtube.com/watch?v=L_x4dd7hGcU                                           Jahren auf dem Flugplatz Varrelbusch
                                                                                                    stationiert waren. Seitdem heißt
                                                                                                    der einzige Verkehrsflugplatz im
                                                                                                    Oldenburger Münsterland auch
                                                                                                   „Texas Airport“. Jährlich gibt es hier
                                                                                                    rund 4.000 Starts von Segelfliegern
                                                                                                    und ­Motor­­flugzeugen. Gelegentlich
                                                                                                    geht ein richtig antiker Flieger in
                                                                                                    die Luft: die Boeing Stearman PT 17,
                                                                                                    ein 1a-Hingucker. An Himmelfahrt ist
                                                                                                    in Varrelbusch Tag der offenen Tür,
                                                                                                    dann entdecken viele Besucher die
                                                                                                    Region bei einem Rundflug aus der
                                                                                                   ­Vogel­­perspektive.

  4                 Oho!   DAS MAGAZIN IM OM
Oho - Das Oldenburger Münsterland
HEIMAT: HIER

       Die heilige Surfsession
                      Bis zum Abitur lebte Hans Fahling in Lohne.
                      Dann ging er nach Los Angeles, um Musik zu
                      studieren. Heute lebt der 50-jährige Gitarrist
                      und Musikproduzent mit seiner Familie auf der
                      Pazifikinsel Hawaii.

                      Frage: Herr Fahling, ein Lohner in Honolulu,
                      wie geht das denn?

Hans Fahling: Meine Frau kommt aus Hawaii, genauer gesagt von der
Insel O‘ahu. Wir haben uns 1997 auf dem College in Seattle kennen-
gelernt. Nach ein paar gemeinsamen Jahren in Berlin bekam sie das
Angebot, ein Yogastudio auf Big Island zu leiten. Da haben wir dann            Sotchi, Hanoi,
                                                                                Friesoythe
nicht lange überlegt und sind 2007 auf in den Pazifik.

Gibt es noch Kontakte in die alte Heimat?
                                                                               Die Formel-1-Saison ist in ­   vollem
 Fahling: Kontakte gibt es vorwiegend durch die Familie. Sowohl ich            Gange. In den vergangenen ­J­ahren
als auch meine Frau haben gute Bekannte: Ein Schulfreund von mir               wurde an den Strecken viel Wert
ist Professor in Emden, wir treffen uns oft. Unsere Söhne haben                auf die Sicherheit der Fahrer und
bei einem alten Musikkollegen und Kumpel Schlagzeugunterricht                  Besucher gelegt. Dazu, dass ­    alles
­genommen. Und wir planen auch immer eine Zugfahrt nach Berlin,                gut geht, trägt ein Unter­   nehmen
wo wir noch viele Tanz- und Musikkollegen haben.                               aus Friesoythe ­    e rheblich bei:
                                                                               Vom russischen Sotchi bis zum
Wie lebt es sich als Norddeutscher auf Hawaii?                                ­v ietnamesischen Hanoi ­s tattet
                                                                               Nordbeton insgesamt sechs Kurse
 Fahling: Hawaii, besonders Honolulu, ist recht teuer und man muss             mit stabilen Schutz­elementen aus.
 schon richtig ran, um sich das subtropische Leben leisten zu k­ önnen.        Auch bei anderen Renn­serien oder
Und man nimmt wirklich nur wenig Urlaubstage und spart diese für               auf Teststrecken wurde das System
 die nächste Deutschland- und Heimatfahrt auf. Da ist einem die                bereits erfolgreich ein­gesetzt.
­Surfsession, einmal die Woche, doch fast heilig. Und das oft schon
vor der Arbeit.

                                                  WAHRE WORTE

         „Intelligentes Wachstum ist das Stichwort für die
        Zukunft. … Wir müssen noch genauer hinschauen,
          wie sich die Märkte entwickeln und wie wir uns
                     darauf einlassen können.“
                    Dirk Gehrmann, Leiter Stabsstelle Wirtschaftsförderung Landkreis Cloppenburg

                                                                                     DAS MAGAZIN IM OM     Oho!         5
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DIE BUNTEN SEITEN
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ALLES LILA!

Wenn im Sommer die
Heide im Erholungsgebiet
­Thüls­felder Talsperre blüht,
 dann zeigt sich die Region
 von ihrer farbenfrohsten
 Seite. Die Natur erstrahlt in
 ­schönen, fröhlichen Lila-Tönen.
  Und im 1938 a  ­ usgewiesenen
  ­Naturschutzgebiet erinnert
   sich die Schäferfrau daran, wie
   sich zur Zeit des Talsperren­
   baus das Leben in der
   Heidelandschaft ­gestaltete.
   Sie weiß sogar, warum Birken
   Chinesenbärte tragen.
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                    BOHRER MIT DESIGNPREIS

                    Bohrer aus dem Oldenburger
                    Münsterland sind weltweit
                    gefragt. Die Wurzeln der
                    Heller Tools GmbH reichen
                    zurück bis ins Jahr 1583, als der
                    Bohrerschmied Jacob Heller
                    die Erlaubnis erhielt, Bohrer
                    herzustellen. Heute werden
                    in Dinklage Spezialbohrer für
                    (fast) alle Materialien gefertigt
                    und in mehr als 60 Ländern
                    vertrieben. Mehrere Design­
                    preise beweisen, dass die
                    Produkte in jeder Hinsicht zu
                    überzeugen wissen.
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BESTE BRAUNE BOHNEN

Tansania, Brasilien, Indien
– wer beruflich mit Kaffee
zu tun hat, kommt viel rum.
Wie Henning Schmidt. Der
32-­Jährige ist Inhaber der
­Joliente Kaffee­rösterei (mit
 Café) im ­Niedersachsenpark
 und ein echter Bohnenjunkie:
 „Schon bevor ich morgens
 das Haus verlasse, trinke
 ich ­mindestens vier Tassen.“
 Wer mag, kann sich in einer
 ­einstündigen Führung vom
  Experten ­Wissenswertes vom
  Kaffee erzählen lassen.
Eine kleine
                                                                                                   Landeskunde
                                                                                                 Eine „kritische Liebeserklärung“ an
                                                                                                 die Region, so bezeichnet es das
                                                                                                 ­Redaktionsteam Andreas Kathe und
                                                                                                  Martin Pille. Im Auftrag des Heimat-
                                                                                                  bundes Oldenburger Münsterland
                                                                                                  haben die beiden Redakteure das
                                                                                                  ­
                                                                                                  Buch „Oldenburger Münsterland. Eine
                                                                                                  kleine Landeskunde“ mit 30 ­Autoren
                                                                                                  und Fotografen erarbeitet. Im
                                                                                                  Fokus stehen die Besonder­
                                                                                                  ­                              heiten
                                                                                                  der R­ egion, die Wirtschaft und die
                                               3-FRAGEN-TALK MIT
                                                                                                  Landschaft. Vor allem aber geht es
                                                                                                  um die Menschen dieser Gegend,
                                  Klaus-Dieter Göken                                              um hier ­  Geborene, Zu- und Weg­
                                                                                                  gezogene ­sowie Rückkehrer. Ein Buch,
                       Sie sind ehrenamtlicher Ansprechpartner und Koordinator der                das unterhaltsam und faktenreich
                       Scheune Leiber in Damme. Was ist eigentlich das Besondere
                       an diesem Ort?
                       Besonders an der Scheune sind ganz sicher ihre zentrale Lage
DIE BUNTEN SEITEN

                       in Damme sowie ihre vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Sie
                       bildet einen Ort für ganz unterschiedliche Veranstaltungen:
                       Ausstellungen, Konzerte, Theater, Vorträge und V
                                                                      ­ ersammlungen.
                       Und auf keinen Fall vergessen sollten wir die Trauungen im
                       Trauzimmer, davon finden jedes Jahr fast 100 statt. Unsere
                       Brautpaare kommen sogar aus Berlin!

                             In diesem Jahr feiert die Scheune bereits ihr zehnjähriges
                            J­ubiläum. Sie sind seit den Anfangstagen mit dabei. Welche
                           Veränderungen haben Sie in dieser Zeit feststellen können?
                           Natürlich hat sich in den zehn Jahren einiges getan. Anfangs
                             gab es überwiegend Kunstaustellungen des Kunst- und
                           ­Kulturkreises Damme. Mittlerweile finden hier auch Vorträge          i­ nformiert. Auf 304 ansprechend
                            statt, zum Beispiel vom Krankenhaus St. Elisabeth oder dem            ­gestalteten S
                                                                                                               ­ eiten ist alles Wissens-
                            Heimatverein Damme. Das gefällt mir auch besonders an ­meiner          werte rund um das Oldenburger
                             Arbeit: Hier lerne ich ganz unterschiedliche Menschen kennen.         ­Münsterland ­zusammengefasst.
                           In der Scheune gab es zum Beispiel schon einen Vortrag eines
                            syrischen Geflüchteten, ebenso ein Konzert der Kammer­sinfonie       Das Buch erschien im Dezember 2019,
                             Oldenburg. Diese Vielfalt ist toll! Und natürlich organisiere ich   rechtzeitig zum 100. Geburtstag des
                             auch gerne – bevor ich bei der Scheune angefangen habe, war         Heimatbundes. Erhältlich ist es in
                            ich zehn Jahre Hallenwart im örtlichen Schützenverein.               allen Buchhandlungen der Region
                                                                                                 sowie online auf der Webseite des
                       Ein Blick nach vorne: Auf welche Veranstaltungen der Scheune              Heimatbundes Oldenburger Münster-
                       freuen Sie sich dieses Jahr?                                              land unter www.heimatbund-om.de.
                       In der gesamten Stadt Damme findet dieses Jahr das
                       „­
                        Plattdütske Johr“ statt, hierfür wird auch die Scheune als
                       V­eranstaltungsort genutzt. Das finde ich sehr schön, da ich mit
                       Plattdeutsch aufgewachsen bin und es selbst auch noch ein
                       bisschen spreche.

   12               Oho!    DAS MAGAZIN IM OM
Prost!
         Gute Tropfen aus dem Oldenburger Münsterland?
             Da hat die Region reichlich was zu bieten!
          Von Korn und Whisky über Bier und Apfelsaft bis
        hin zu ­medizinischem Magenbitter und Erdbeerlikör.
              So bleibt ­garantiert keine Kehle trocken.

                                 5
                                 Wochen lagern die Biere aus der
                                 Bootshaus Brauerei am Dümmer
                                 kalt, bevor sie in den Verkauf gehen.
                                 Das sichert die Qualität.

50 kg                                                                    90
Äpfel ergeben in der Lohn-                                               Minuten lernen, wie ­Whisky
mosterei Zobel in Löningen                                               hergestellt wird – auf der
zwischen 25 und 35 Liter Saft.                                           Master Distiller’s Tour durch
                                                                         die Lübbehusen Malt ­Distillery
                                                                         in Emstek ist das möglich.

32 % Vol.                        1954                                    13.000
hat das Nationalgetränk „Räu-    Entwickelte der Apotheker Gustav         Weizenkörner werden
bertrunk“ aus den Dammer         Schünemann aus Kräutern und              pro Flasche Korn aus der
Bergen. Die beliebte Speziali-   ­natürlichen Zutaten den milden         ­Kornbrennerei Meistermann
tät basiert auf der Sage „Aus     Magenbitter namens „Mooro“. Das         in Bakum ­benötigt. Eine
der Schatztruhe der Räuber        Tröpfchen wird bis heute in der         ­Spezialität ist der Erdbeer­
vom Mordkuhlenberg“.              ­Apotheke am Moor in Elisabethfehn       likör, den die ­Erdbeer­königin
                                   hergestellt und vertrieben.             des ­Oldenburger Münster-
                                                                          lands ­ausschenkt.

                                                                         DAS MAGAZIN IM OM      Oho!     13
Mekka der
                             ­Innovationen
                        Bahnbrechende Neuerungen? Daran wird im
                        Oldenburger Münsterland täglich getüftelt.
                                     CLAUS SPITZER-EWERSMANN HAT NACHGESEHEN, WAS SICH IN DEN
                                     FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSABTEILUNGEN DER REGION TUT.

                             M
DER GROẞE OM-REPORT

                                                   it    dem     Bohrstock    in das Patent- und Gebrauchsmuster­      register
                                                   kennt Jonas von Höfen      beim Deutschen Patent- und Markenamt in
                                                   sich aus. Das hohle,       München. Rund 60.000 Anmeldungen gibt es
                                                   unten spitz ­zulaufende    hier Jahr für Jahr, zwischen 70 und 100 kommen
                                                   Stahlrohr dient der        aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta.
                                                   Ent­­nahme von Boden-      Klingt nach wenig? Von wegen: Bezogen auf die
                                                   proben. Dient? Nein,       Einwohnerzahl liegt die Region damit nämlich
                          diente! „Zu mühselig und nicht mehr zeit­           sehr gut im Rennen. 30 Anmeldungen pro
                          gemäß“, dachte sich der Landwirtssohn aus           100.000 Einwohner sind deutlich mehr, als das,
                          Ermke und begann an einer maschinellen              was fast alle anderen niedersächsischen Land-
                          Lösung zu tüfteln. 2013 war das erste Gerät         kreise, Bremen oder Rheinland-Pfalz, Berlin
                          einsatzbereit. Es fuhr übers Feld, stoppte kurz,    oder Schleswig-Holstein zu bieten haben.
                          zog per Druckluft eine Probe und zuckelte
                          weiter. Eine echte Erleichterung.
                                Aber von Höfen war noch nicht ­zu­­frieden.
                          Seine neueste Innovation heißt ED 18 und ist                 TÜFTLER Marcus Wichelmann (l.) und
                          eine Maschine, die auf ein Trägerfahrzeug                Sören Busse (M.) präsentieren gemeinsam mit
                          montiert wird und während der Fahrt Boden-                        Hauke Tönjes ihre Lösung.
                          proben ausstechen kann. „In unserem Betrieb
                          nutzen wir umgebaute Suzuki-Gelände­wagen“,
                          sagt der 28-Jährige. Per GPS lässt sich das
                          unbemannte Fahrzeug zentimetergenau an die
                          gewünschte Stelle auf dem Acker m  ­ anövrieren
                         – wichtig vor allem, um aussagekräftige
                         ­Vergleiche anstellen zu können.
                                Wo ein Problem ist, da kann die Lösung
                          nicht weit sein. Getreu diesem Motto agieren
                          viele Unternehmen im Oldenburger Münster-
                          land. Und das nicht erst heute, sondern schon
                          seit Jahrzehnten. Den Beweis liefert der Blick

   14                 Oho!   DAS MAGAZIN IM OM
EXAKTE POSITIONIERUNG Per GPS wird das Fahrzeug an die gewünschte Stelle manövriert.

                                                        gemacht, dass im Unterricht viel zu viele
           Jährlich 30 Patent-                         unter­schiedliche ­Software-Anwendungen zum
           anmeldungen pro                             Einsatz kommen. Die Idee, dass jeder S    ­ chüler
                                                       sein e  ­igenes Tablet oder den gewohnten
           100.000 Einwohner –                         Laptop nutzt („Bring your own device“) stieß
           mehr als in Berlin.                         hier an ihre Grenzen. So waren die Lehrer
                                                        durch die ­ver­­schiedenen ­Endgeräte und
                                                       Betriebs­systeme mit einer ­Vielzahl von Apps
                                                       ­kon­frontiert. „Die ­naheliegendste Lösung wäre
             Viele Erfinder holen sich Unter­stützung es, Eltern v­or­  zuschreiben, welches Gerät sie
       bei Hermann Blanke, Innovationsberater den ­Schülern mitgeben sollen“, sagt Marcus
       beim Steinbeis-Transferzentrum ­  Oldenburger Wichelmann. Keine gute Idee, denn so würden
       Münsterland in Vechta. „Wir können in den sich die ­Schulen von einem Hersteller abhän-
       ­
       meisten Fällen einschätzen, ob eine Idee gig machen und Zusatzkosten erzeugen. Statt-
       realisierbar ist“, unterstreicht er. Förder­ dessen ­entwickelte er mit seinem Schulfreund
       ­
                                             ­ onzepte Sören Busse eine Softwarelösung, die es
       gelder hat Blanke nicht zu verteilen, K
       detailliert prüfen und weiterführende Tipps möglich macht, Programme auf jedem Gerät
       ­
       geben kann er hingegen schon.                    gleich zu bedienen.
             So sprachen bei ihm vor einigen                  „Das größte Problem der beiden war das
       Jahren auch zwei junge Männer aus Lohne Marketing“, erinnert sich Hermann Blanke an
       vor. Marcus Wichelmann und Sören Busse die Gespräche mit Wichelmann und Busse. Es
       hatten während ihrer Schulzeit die ­Erfahrung gab eine Menge Fragen. Was z­ eichnet

                                                                         DAS MAGAZIN IM OM    Oho!    15
DER INNOVATIONSPREIS

                                                                                 Seit 2014 wird Jahr für Jahr
                                                                                 der „Innovationspreis des
                                                                                 Oldenburger Münster­landes“
                                                                                 vergeben. Interessierte
                                                                                 Unternehmen können dafür
                                                                                 Bewerbungen einreichen,
                                                                                 in denen sie verdeutlichen,
                                                                                 worin ihre Innovation besteht
                                                                                 und wie sie sich auf Kunden,
                                                                                 Umwelt, Gesellschaft und
                                                                                 den Standort auswirkt.
                                                                                 Auch die ­unternehmerische
                                                                                 ­Entwicklungsleistung sollte
                                                                                  herausgearbeitet ­werden.
                                                                                  2019 ging der Preis an
                                                                                  die Tierklinik Lüsche für
                                                                                  die Entwicklung eines
                                                                                  ­Computertomografen,
                                                                                   der Untersuchungen am
                                                                                   ­stehenden Pferd ermöglicht.

        AUSGEZEICHNET Eine echte Innovation aus dem Oldenburger Münsterland ist der in der Tierklinik
                                  Lüsche entwickelte Computertomograph.

16   Oho!   DAS MAGAZIN IM OM
Kein Unternehmen
kann sich auf seinen
Lorbeeren ausruhen.

          die Mitbewerber aus und wie spricht man die
          Schulen an? Wer entscheidet dort ­überhaupt
          über Neuanschaffungen, was sagen die Lehrer,
          muss man sich auf Messen präsentieren? „Wir
          haben die richtigen Antworten gefunden“,
          verrät Blanke. Heute wird das System, das bei
          Schülern unterschiedlichster Klassenstufen                   EXPERTE Hermann Blanke ist
          funktioniert, unter der Bezeichnung „Magis                Innovationsberater beim Steinbeis-
          School“ bundesweit angeboten.                                Transferzentrum Oldenburger
                 Wie die Kleinen, so die Großen. Gerade                        Münsterland.
          Unternehmen von Rang und Namen können
          sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, wenn
          sie nicht Schiffbruch erleiden wollen. Vielmehr
          gilt ein Prinzip, das einst Fußballtorwart Oliver   verändern und neue Ideen zu entwickeln – weil
          Kahn zum geflügelten Wort machte: „Weiter,           ansonsten Geschäftsmodelle bedroht sind.“
          immer weiter!“. Seit Jahrzehnten sei bekannt,               Dabei ist es nicht zwingend ­erforderlich,
          sagt Alexander Osterwalder, einer der weltweit      mit einer Idee der Erste zu sein. S       ­oziale
          renommiertesten Innovationsberater, „dass           Netzwerke gab es schon vor Facebook,
          Unternehmen gleichzeitig effizient und ­flexibel    ­Auktionshäuser vor Ebay. Erfolgreich kann auch
          sein müssen“. Doch inzwischen habe sich               der zeitlich Zweite oder Dritte sein. Wenn das
          etwas Entscheidendes geändert: „Der Druck           Konzept überzeugt und einen akuten Bedarf
          von außen ist viel höher, jetzt wirklich etwas zu     deckt.
                                                                      Manchmal tut Zeit einem ­Vorhaben sogar
                                                               ausgesprochen gut. Ein aktuelles Beispiel
                                                              liefert Mondi aus Steinfeld. Vier Jahre lang
                                                              haben die dortigen Kunststoffspezialisten
   ZUKUNFT In Osnabrück richtet BOGE ein                       an einer neuen, recyclingfähigen Einstoff­
   hochmodernes „Innovation Center“ ein.                      verpackung aus Polyethylen geforscht. Offenbar
                                                              kein ­einfaches Unterfangen. Zehn ­Beschäftigte
                                                              waren extra dafür abgestellt – und brachten am
                                                              Ende eine überzeugende und unter Nachhaltig-
                                                              keitsgesichtspunkten stimmige Lösung ­zuwege.
                                                              Der für Frosch entwickelte Nachfüll­       beutel
                                                              hat eine abnehmbare Banderole, besteht
                                                              mit Ausgießöffnung, Deckel und Griff aus nur
                                                               einem transparenten Material und lässt sich
                                                              komplett wiederverwerten. Seit Ende vergan-
                                                               genen Jahres sind die Beutel im Handel, das
                                                              Projekt mit dem Namen „StripPouch“ k­ onnte
                                                              bereits mehrere Auszeichnungen einheimsen
                                                              – etwa den „WorldStar Packaging Award 2020“,
                                                                der im Mai übergeben wird.
                                                                      Stillstand ist Rückschritt. Dem will
                                                               auch das Unternehmen Derby Cycle
                                                               ­entgegentreten. Deutschlands führen-

                                                                               DAS MAGAZIN IM OM     Oho!    17
Unternehmen stellen
                                                                                  zunehmend Patent-
                                                                                  manager ein oder
                                                                                  eröffnen „Innovation
                                                                                  Center“.

                                                                                  geschaffen werden, um auch künftig inno-
                                                                                  ­
                                                                                 vative und ­ wettbewerbsfähige Produkte und
                                                                                 ­Systemlösungen anbieten zu können.
                                                                                        Bemerkenswert dabei: Im frisch eröff-
                             FAHRRAD Das E-Bike ist längst erfunden,              neten Innovation Center will BOGE den Fokus
                                     nun steht die Weiterentwicklung von          nicht nur auf den gewohnten Automotive-Markt
                                              Details auf der Agenda.             legen, sondern auch weitere Bereiche ins Visier
                                                                                  nehmen. Die intensive Vernetzung mit der
                                                                                  Osnabrücker Hochschule, der Universität sowie
                                                                                  diversen Start-ups bietet nach Unternehmens-
                                                                                  angaben „optimale Voraussetzungen für open
                          der ­Fahrradhersteller hat im letzten Jahrzehnt innovation“.
DER GROẞE OM-REPORT

                         sehr vom Boom der Elektrofahrräder profi-                      Innovationsführer – diesen e­ hren­vollen
                         tiert und ihn kräftig befeuert. Aber: Was kommt Titel darf nach einer Unter­             suchung des
                         nach den E-Bikes? Keine neue Mega-Entwick- ­             Prognos-Instituts auch Big ­   Dutchman in
                         lung, so viel scheint klar. Stattdessen geht es Anspruch nehmen. Die Wirtschafts­              forscher
                         um eine kontinuierliche Weiterentwicklung von haben 33.000 deutsche ­               Unternehmen auf
                         Details. Unternehmenssprecher Arne Sudhoff ihre Innovationsfähigkeit hin ­                  u ntersucht
                         sieht Potenzial etwa bei innovativen Bremssys- und die 3.500 besten anschließend zu
                         temen (ABS am Rad), neuen Lichtsystemen Innovations­                 führern gekürt. Dazu zählt auch
                         mit ­­­­­­­F­ern- und Abblendlicht sowie bei einem der Stall­      einrichter aus Vechta-­  Calveslage.
                         Carbon­        riemen- statt Kettenantrieb. Sudhoff:
                         „Es geht grundsätzlich darum, ein bestehen-
                          des Produkt besser zu machen und nicht, es
                         neu zu e       ­ rfinden.“ ­Daneben wird das Thema der
                         Nutzung zunehmend an Bedeutung gewinnen.                        ENTWICKLUNG „StripPouch“ nennt sich die
                         Dazu gehören vor allem die immer beliebter                       neue Verpackung aus dem Hause Mondi.
                         werdenden Dienstradleasing- und Sharing­
                         lösungen, bei denen kein Eigentum erworben
                         wird.
                                      Ganz neue Wege geht die BOGE Rubber &
                         Plastics Group in Damme. Derzeit ­             arbeiten
                         für den Automobilzulieferer weltweit rund
                         250 Mitarbeiter in der Forschung und
                         Entwicklung. Um die zukünftigen Heraus­
                         ­
                         forderungen der sich dynamisch verändernden
                         Technologien und Märkte aktiv mitgestalten
                         zu können, hat das Unternehmen gemeinsam
                         mit seiner Muttergesellschaft, der CRRC New
                         Material Technologies GmbH, ein ­so­­genanntes
                         Innovation Center im Wissenschaftspark
                          direkt am Osnabrücker Hochschulcampus
                         ­gegründet. Hier soll der Raum für neue Ideen

   18                 Oho!   DAS MAGAZIN IM OM
PRÄZISION Bei Derby Cycle geht es darum, bestehende Produkte noch besser zu machen.

          Als Datenbasis für die Studie dienten die           steht dabei im Vordergrund. Mit Dr. E   ­rnesto
         r­ egistrierten Patent­aktivitäten im vergangenen    Morales Kluge verantwortet seit März 2017 ein
      ­Jahrzehnt.                                             eigens dafür eingestellter Patentmanager die
                 Die ersten Patente hatte Big Dutchman        Forschung und Entwicklung in Calveslage. „In
       vor 60 Jahren angemeldet. In den ­welt­weiten          unserer Branche geht es bei Innovationen nicht
         Patentdatenbanken finden sich heute über 700         nur um die Technik, sondern immer auch um
         Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen,              die Bezahlbarkeit für unsere Zielgruppe, also
          die auf etwa 300 Erfindungen zurück­       gehen.   die Landwirte“, sagt Morales Kluge.
         Etwa die Hälfte aller Erfindungen stammt aus               Das Thema Innovation wird im ­Oldenburger
          dem neuen Jahrtausend. „Innovationen brin-          Münsterland also mit ­     Ernsthaftigkeit und
          gen unsere Kunden weiter. Daher haben               Verantwortungsgefühl angegangen. Und mitun-
        ­Investitionen in zukunftsfähige ­Ausrüstungen        ter lohnt sich einfach genaues Hinschauen, wie
      Tradition bei Big Dutchman“, freut sich                 Morales Kluge meint: „Auch wenn es manchmal
       ­Unternehmensvorstand Bernd Meerpohl über              auf den ersten Blick nicht den Anschein hat,
          die Anerkennung.                                    versteckt sich hier und dort eine Erfindung.“
                 Mit der Entwicklung neuartiger Stall­        Man muss sie nur entdecken.
         konzepte hat Big Dutchman zuletzt mehrfach
          auf sich aufmerksam gemacht. Die ­Verbindung
          aus Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

                                                                              DAS MAGAZIN IM OM   Oho!    19
Künstlerische
                     Inspirationen
KULTURKÖPFE

                                              Kultur aus der Region
                                                  für die Region
                                             UNSERE AUTORIN MARCELLA FASSIO HAT DREI
                                           ­KULTURSCHAFFENDE ENTDECKT, DIE BEFLÜGELN

                     K
                                                unst ist dazu da, den       auch mit Blick darauf, wie diese Bilder erzählen.
                                               Staub des ­  Alltags von    Dass auch im Oldenburger Münsterland viel
                                                der S
                                                    ­ eele zu waschen“,     los ist in der Kunstszene, zeigt sich unter
                                               ­meinte einst ­Pablo         anderem an den zahlreichen Aus­
                                                                            ­                                     stellungen
                                                Picasso. ­Künstlerischer    und ­ etablierten Kunstkreisen. Doch nicht nur
                                                Ausdruck kann dabei auf      da wird kräftig „entstaubt“. Wir haben eine
                                                ganz ­unter­schiedliche    ­Illustratorin, einen Fotografen und eine Malerin
                                                Art und Weise statt­        aus der ­Region gefragt, warum sie gerade ihre
                     finden – im Visuellen zum ­           Beispiel als     Art des ­künstlerischen Ausdrucks gewählt haben
                     ­Illustration, Malerei oder Fotografie. Zum einen      und welche Inspiration sie in der Region finden.
                      sind dies v­erwandte Formen innerhalb der            Und davon scheint es zwischen Emstek, ­Lohne
                      ­bildenden Kunst. Zum anderen weisen sie aber         und Friesoythe genug zu geben – vor allem
                       ganz ­verschiedene Eigenheiten auf: nicht nur        ­Geschichten, die erzählt werden wollen – ob mit
                       aufgrund der verwendeten Materialien, sondern         dem Fotoapparat, Pinsel oder Stift.
                                                                             

  20          Oho!    DAS MAGAZIN IM OM
Maria                                                                                    Jens
          Zumholz                                                                                  Ruholl
      GLÜCKSMOMENTE                                                                               ECHTHEIT
         ABBILDEN                                                                                EINFANGEN

 Bereits nach dem Abitur verspürte                                                     Für den Lohner Streetfotografen Jens
 die in Emstek lebende Illustratorin                                                   Ruholl machte es in Berlin während
 Maria Zumholz den Wunsch, etwas                                                         der Beobachtung einer Straßen-
 Kreatives zu machen. In Hamburg                                                       künstlerin „klick“. Streetfotografie ist
 studierte sie an der ­Hochschule für                                                  für ihn vor allem ehrlich. „Die
 angewandte Wissenschaft Design                                                         ­Menschen wissen oft nicht, dass sie
 und Illustration. In ihrer Arbeit ist                                                 fotografiert werden. Alle Emotionen
vor allem die Verknüpfung von                                                          sind in diesem Moment echt.“ Genau
 Bild und Text zentral. Sie m     ­ öchte                                                das mache den Reiz für ihn aus. Mit
Bilder s­prechen lassen und mit                        Christa                           der Fotografie könne er einen ganz
 ihren I­  llustrationen Geschichten
 erzählen. Gerade die Vielfalt und
                                                      Anneken                          besonderen Moment für die Ewigkeit
                                                                                         einfrieren. Dafür wartet Ruholl
­Flexibilität ist es, die sie dabei liebt.          DAS DAHINTER                       manchmal stundenlang auf den
Ihr Herzensprojekt? Das K    ­ inderbuch,           AUSDRÜCKEN                         ­richtigen Moment. Ein Lieblingsplatz
 das sie zusammen mit ihren Kindern                                                      dabei: Hauptbahnhöfe, denn dort
 umgesetzt hat. Diese sind auch der                                                     liegen Freude und Trauer dichter
                                                                                        ­
                                             Die Friesoyther Künstlerin Christa        zusammen als anderswo. Zwar sei
                                                                                       ­
                                             Anneken entdeckte ihre Leiden-            Hamburg für ihn die erste Adresse in
                                             schaft für Kunst schon als Kind. Erst     Sachen Streetfotografie, aber auch in
                                             waren es die Buntstifte, dann der           der Region gebe es spannende Dinge
                                             Kunst-Leistungskurs         und     die     abzulichten: fantastische Sonnenauf-
                                             Museumsbesuche, die sie immer               gänge, Sonnenuntergänge, nebelige
                                             wieder nachhaltig beschäftigt             Felder und unberührte Natur. „Zum
                                             haben. „Ich habe die Bilder einfach       Sonnenaufgang im Moor, am Dümmer
                                             nicht aus dem Kopf bekommen.“               oder am Dammer Bergsee zu stehen,
                                             Ihre Impulse erhält sie von Orten         sind unbezahlbare Momente.“ Das
                                             und Zitaten. Oft ist es die G
                                                                         ­ eschichte   Fotografieren in der Natur sei dabei
                                             dahinter, die sie interessiert und die    wie eine Heilung: Neben der Möglich-
                                             sie mit ihren Bildern erzählen will.      keit auf spektakuläre Fotos habe es
                                             Dann sei bei ihr sofort der Drang da,       eine beruhigende Wirkung. 
                                             etwas auszudrücken: „Da kommt
                                             etwas von innen, was einfach raus
                                             muss. Dabei überrasche ich mich oft
Grund, warum Sie wieder in der               selber mit dem Ergebnis.“ Die Kunst
Region lebt. „Es ist toll als Kind auf       sei ihre „Akkustation“. Dabei
dem Land aufzuwachsen“, meint                vergesse sie Zeit und Raum. Die
                                             ­
Zumholz, die auch gebürtig aus dem           gebürtige Friesoytherin, die vor
Oldenburger Münsterland stammt.              21 Jahren wieder zurück in ihre alte
Hier liegt eine zentrale Inspirations-       Heimat gekommen ist, hat in der
quelle für sie: die Natur. Neben den         Eisenstadt ein Atelier und sogar
Bührener Tannen und den Ahlhorner            eine kleine Galerie. In Friesoythe
Fischteichen ist es das Museumsdorf          gibt es eine rege Kunstszene und
Cloppenburg, das ihr als Lieblings-          seit acht Jahren einen Kunstkreis.
ort zu neuen Geschichten verhilft.           Auch für das gesamte Oldenburger
Zentrales Motiv sind dabei Glücks-
­                                            Münsterland gilt: „Es gibt hier sehr
momente: „Ich möchte, dass man               viel Kunst und Kultur, man muss nur
sich bei meinen Bildern wohlfühlt.“          genau hinschauen!“


                                                                                             DAS MAGAZIN IM OM     Oho!     21
Mehr als nur
                                    Schreiben
                                           Am Gymnasium Damme steht
                                          Journalismus auf dem Lehrplan.
                                                    LISA KNOLL HAT DEN JUNGEN KOLLEGINNEN UND
                                                       KOLLEGEN ÜBER DIE SCHULTER GESCHAUT.
DAS THEMA VON NEBENAN

                               E
                                                       igentlich bin ja ich es, Projekten sind viele Talente gefragt, denn mit
                                                        die als J­  ournalistin Schreiben allein ist es nicht getan. Lehrerin
                                                       Fragen stellt. Nun Westerkamp findet genau das ­spannend, denn
                                                       aber soll ich p  ­ lötzlich „so werden die Schüler Stück für Stück selbst-
                                                       Antworten geben. „Was ständiger“. Und diejenigen, denen etwa das
                                                       ist denn das Oho-­Schreiben nicht so leichtfällt, können sich zum
                                                       Magazin?“ oder „Wie Beispiel um Audio- und Videoschnitt kümmern.
                                sieht Ihr Berufsalltag aus?“. Um mich herum Die Schüler ergänzen sich gegenseitig und
                                haben sich neugierige Schülerinnen und Schü- lernen, die Stärken ihrer Mitschüler ein­        zu­
                                ler versammelt. Neuntklässler vom Gymnasium schätzen. Und haben Spaß dabei.
                               Damme. Sie alle haben Interesse am Journalis-
                                mus und arbeiten gerade an einem Podcast.
                                      Der Reihe nach: Das Gymnasium
                               Damme bietet ab der achten Jahrgangsstufe                 CLEVER Gute Recherche ist das A und O.
                                neben den Pflichtfächern einen Wahlpflicht­
                               unterricht (WPU) an. „Dazu zählt auch der
                               Schwerpunkt Journalismus“, erklärt Schulleiter
                               Ludger Kässens. Die Idee wurde zusammen mit
                               ­Lehrerin Anke Westerkamp entwickelt, selbst
                               20 Jahre lang als Hörfunk- und Onlineredakteu-
                                rin tätig. Der WPU bedeutet für sie vor allem,
                               zwei Leidenschaften miteinander zu verbinden.
                               „Ich vermittle den Schülern Wissen und kann
                                gleichzeitig meine Begeisterung fürs journalis-
                                tische Arbeiten weitergeben“, sagt sie.
                                      Ein Beispiel ist die achtteilige Podcast-­
                               Serie „Ankommen am Gymnasium“. Sie entstand
                                im ersten Kursjahr und bot als ­Langzeitprojekt
                                echte Lebenshilfe. Die Schüler­innen und Schü-
                                ler einer neuen fünften Klasse wurden über
                                das gesamte Schuljahr begleitet. Bei solchen

   22                   Oho!    DAS MAGAZIN IM OM
BEGEISTERT Lena, Jannis, Ida, Jan, Jana und Emily (von links) haben im WPU Journalismus
                                  schon viel erreicht.

                                                   relevante Prüfungen abgelegt werden müssen,
          Zum Start des                            versteht sich von selbst. „In der achten Klasse
          ­Angebots wählten                        sollten wir gleich im ersten Halbjahr einen
                                                   Zeitungskommentar schreiben“, erinnert sich
           gleich 19 ­Schüler                      Schüler Jannis. Später folgte eine richtige
           den neuen Kurs.                         Reportage. „Das war schon anspruchsvoller“,
                                                   berichtet Ida, „denn wir mussten auch unsere
                                                   Interviewpartner selbst finden und passende
                                                   Fotos machen, um unsere Texte zu bebildern“.
           Der Startschuss für den ersten WPU            Anfangs waren die Nachwuchsjournalis-
     Journalismus in Damme fiel zum Schuljahr ten ziemlich aufgeregt. „Wir mussten den Mut
     ­
     2018/19. Insgesamt 19 Schüler wählten den auf fassen, bei fremden Leuten anzurufen und sie
     drei Jahre angelegten Kurs als Vertiefung des zu besuchen, um über sie zu schreiben. Das
     Pflichtfachs Deutsch. „Im normalen Unterricht war nicht ohne. Aber beim zweiten Mal geht’s
     ist für ausführliche Recherche kein Platz. Da gleich viel leichter und man ist entspannter“,
     stehen beispielsweise Grammatik oder Sach- findet Emily. Auch ihre Interviewpartner gaben
     textanalyse auf dem Programm“, weiß Anke durchweg positive Rückmeldungen, allen voran
     Westerkamp. Dass auch im WPU versetzungs- Ludger Kässens. Der Schulleiter wurde

                                                                      DAS MAGAZIN IM OM   Oho!   23
WIE GEHT’S WEITER?

                                                                                      Die Schülerinnen und S ­ chüler
                                                                                      des WPU Journalismus
                                                                                      schreiben nicht nur Texte,
                                                                                      drehen Filme und nehmen
                                                                                      an Wettbewerben teil – sie
                                                                                      berichten sogar darüber. Wer
                                                                                      wissen möchte, wie es mit
                                                                                      den Nachwuchsjournalisten
                                                                                      aus Damme weitergeht,
                                                                                      kann auf dem kurseigenen
                                                                                      Webblog auf dem Laufen-
                                                                                      den bleiben: Unter http://
                                                                                      www.wordpress.nibis.de/
                                                                                      gymdamme gibt’s die
                                                                                      ­Podcast-Reihe „An­kommen
                                                                                       am Gymnasium“ zum
                                                                                       ­Nachhören, Berichte über die
                                                                                        jüngsten Wettbewerbs­erfolge
                                                                                        und ­ausgewählte Texte,
                                                                                        die im Rahmen des Kurses
                                                                                        ­entstanden sind.

            VIELSEITIG Wer ein Interview führt, muss gleichzeitig Fragen stellen, auf den Gesprächspartner
                                 eingehen und die zugehörige Technik beherrschen.

24   Oho!   DAS MAGAZIN IM OM
„Die Schüler sollen
Medienkompetenz
erlangen“, sagt die
Lehrerin.
           von den jungen Reportern nicht verschont. „Als
           ich ein Jahr im Amt war, sollte ich ihnen Rede
           und Antwort stehen“, sagt er. Und wie war’s?
           „Sie haben sich sehr professionell verhalten,
           waren gut vorbereitet und haben kluge Fragen           ENGAGIERT Lehrerin Anke Westerkamp
           gestellt.“                                                  leitet den WPU Journalismus.
                 Schön auch: „Niemand hat nein zu einem
           Interview gesagt, nur weil wir noch Schüler
           sind.“ Dennoch haben sie gelernt, mit Absagen
           umzugehen. „Manche Leute möchten generell
           nicht interviewt werden oder auf keinen Fall        sich einige Instagram-Profile angeschaut und
           auf einem Foto zu sehen sein“, erzählt Jan. „Das    analysiert. Da kam die Sprache schnell auf das
           respektieren wir natürlich, denn das darf jeder    Thema Recht am eigenen Bild. Und alle haben
           Mensch selbst entscheiden.“                         gemerkt, warum es manchmal völlig falsch sein
                 Solche Aussagen zeigen, wie reflektiert       kann, Fotos unbedacht ins Netz zu stellen.
           die Schüler die Dinge angehen. Eine Entwick-                Längst hat sich niedersachsenweit
           lung, die Anke Westerkamp weiter fördern            herumgesprochen, was da in Damme passiert.
           möchte: „Die Schüler sollen im Laufe der drei      2019 gewannen Schüler mit ihrem Beitrag
           Jahre Medienkompetenz erlangen.“ Deshalb            über Influencer den vom Landes­      institut für
           sprechen sie im Unterricht über den Fall des        schulische Qualitätsentwicklung und der
                                                               ­
           Fälschers Relotius, über Verantwortung im Jour-     Landesmedienanstalt           ausgeschriebenen
           nalismus, über Social Media. Die Gruppe hat         N-­­
                                                               ­  Report-Preis in der Kategorie Radio. Auch
                                                               im 66. Europäischen Wettbewerb zu europa­
                                                               politischen Themen konnte sich der Podcast
                                                              „Influenced“ gegen die Konkurrenz ­behaupten.
                                                               Ludger Kässens freut das. „Toll, dass unsere
  GESCHICKT Auch der richtige Umgang                           Schüler im Vergleich mit anderen so gut
   mit der Kamera ist im Kurs wichtig.                         abschneiden. Dadurch wird ihnen nochmal eine
                                                               ganz andere Form der Wertschätzung zuteil.
                                                               Und wir sehen, dass wir offenbar den richtigen
                                                               Weg eingeschlagen haben.“
                                                                       Erfolg spornt an. Und die Schule
                                                               zieht mit. „Wir planen bereits den ­   nächsten
                                                               WPU J­ournalismus“, verrät ihr Leiter. Einige
                                                               Schülerinnen und Schüler können sich
                                                               ­
                                                              ­vor­­stellen, später beruflich etwas im Bereich
                                                               Journalismus zu machen. Ich bin mir sicher,
                                                               auch sie werden ihren Spaß haben. Und viele
                                                               Fragen.
                                                                       

                                                                               DAS MAGAZIN IM OM     Oho!    25
Unser Mann
                       in Moskau
                Axel Bense aus Vechta sorgt für Sternenglanz.
                      CLAUS SPITZER-EWERSMANN ÜBER EINEN OLDENBURGER MÜNSTERLÄNDER,
                                   DER DEN RUSSEN DIE E-KLASSE NÄHERBRINGT.
ERFOLGSSTORYS

                          HERR DER STERNE Axel Bense lebt seinen Job in Moskau und liebt die Heimat in Vechta.

                 DAS MAGAZIN IM OM
G
                            roßer Bahnhof im
                           ­Industriepark ­Esipovo,
                            knapp 50 Kilometer
                           vom Zentrum Moskaus
                            entfernt. Der Bundes­
                            ­
                            wirtschaftsminister ist
                            da,     Vorstandschef
­Dieter Zetsche ebenso, auch Präsident Wladimir               Auch für den 48-Jährigen ist das Anfang
 ­Putin gibt sich die Ehre. Anlass des Aufmarschs:      April 2019 ein besonderer Tag. Schon in einem
  Mercedes-Benz eröffnet sein neues Werk in der       frühen Stadium hat er die Projektleitung über-
  russischen Metropole. Rund 250 Millionen Euro         nommen. Lief ein Großteil der Planung noch
  wurden investiert, 1000 Arbeitsplätze geschaffen.     in Deutschland, war er danach vor Ort gefragt.
Und Axel Bense, der „Baumeister“ und Werks­           Bense kennt das. Zuvor war er in ähnlicher
  leiter, stammt aus Vechta, Ortsteil Oythe.          ­Funktion in Tuscaloosa, USA, und in der russi-
                                                        schen Republik Tartastan tätig. „Ich mag solche
                                                      Jobs“, sagt er. „Es ist eine tolle Herausforderung,
                                                        auf der grünen Wiese eine Fabrik zu bauen –
                                                       ­insbesondere, wenn es um die Produktion eines
                                                        der erfolgreichsten Modelle von Mercedes-Benz
                                                        in Russland geht, die E-Klasse.“

                                                          „Eine tolle Heraus­
                                                          forderung, auf der
                                                           ­grünen Wiese eine
                                                          ­Fabrik zu bauen“,
                                                            sagt Axel Bense.

                                                              Manchmal vermisse er die Ruhe der
                                                      ­Heimat, räumt Axel Bense ein: „Moskau steht nie
                                                       still, ist mir aber trotzdem längst ans Herz
                                                        gewachsen.“ Irgendwann wartet eine neue
                                                        ­
                                                       Heraus­forderung, und auch die Zeit in Russland
                                                       wird damit enden. Dann geht es für ihn erst ein-
                                                       mal zurück zur Familie. Seine Frau und die
                                                       ­beiden Kinder leben weiterhin in Vechta. „Nah
                                                        am Stoppelmarkt“, sagt der gelernte Schornstein­
                                                      feger. Hat er Präferenzen, wo er unbedingt noch
                                                        einmal für Mercedes arbeiten möchte? „Nein, da
                                                        bin ich flexibel.“ Und mit ordentlichem Englisch
                                                        kommt man überall klar, das weiß Bense in­
                                                      zwischen. Auch in Moskau. Dort übrigens, so hat
                                                        er erstaunt festgestellt, könne er sich häufig
                                                        auch gut auf Deutsch verständigen. Und in
                                                        puncto Mentalität unterschieden sich die
                                                        ­
                                                        Moskauer gar nicht so sehr von den Nord­
                                                        ­
                                                        deutschen.

                                                                       DAS MAGAZIN IM OM     Oho!     27
Gespräche
                        über Europa
                 Larissa Schleher schreibt in und von Vechta.
                       WARUM SIE DIE NORDDEUTSCHE WEITE MAG UND WIE SIE IHRE INTERVIEWS
                            FÜHRT, HAT DIE STUTTGARTERIN ALKE ZUR MÜHLEN ERZÄHLT.
ERFOLGSSTORYS

                          SOUVENIR UND ARBEITSGERÄT Stolz zeigt Larissa Schleher ihre alte Schreibmaschine.

                DAS MAGAZIN IM OM
L
                        ange war die alte
                       Schreibmaschine – ein
                        Flohmarktfund – für
                        Larissa Schleher nur
                        ­
                        Dekoration im Stuttgar-
                        ter Studenten­zimmer.             Mit dem Stipendium leben und arbeiten
                        Anfang des Jahres          junge Künstler auf Zeit in Vechta. „Wir m
                                                                                           ­ öchten
nahm sie sie wieder in Betrieb. Schleher ist       kreative Impulse freisetzen, die positiv auf
2020 „Stadtschreiberin“ in Vechta. Immer dabei:     das kulturelle Leben der Menschen in Vechta
die alte Schreibmaschine. Seit sieben Jahren       ­wirken“, erklärt Uni-Sprecher Friedrich Schmidt.
schreiben Stadt und Universität das gemein­        In den Vorjahren wurden etwa Wander­briefe,
same „Artist in Residence“-Projekt aus.           Zeichnungen, Figurentheater oder Collagen
                                                   zum Stadtgespräch. Nun sind es S       ­chlehers
                                                   Bürger-Interviews, die sie spontan mit der
                                                   ­
                                                   Schreibmaschine umsetzt. Es geht um „Vielfalt
                                                   und Wandel – Europa in Vechta“.
                                                          Sie habe das Projekt von Beginn an
                                                  ­verfolgt, denn Thema und Region hätten sie
                                                    gereizt, berichtet die 26-Jährige. „Ich ­
                                                    ­                                          liebe
                                                   Backsteinhäuser und diese ­
                                                   ­                                endlose ­ Weite,

                                                      Larissa Schlehers
                                                      Thema: „Vielfalt und
                                                      Wandel – Europa in
                                                      Vechta“

                                                    in der man stundenlang radfahren kann,
                                                      ohne H­ öhenmeter zu überwinden.“ Für die
                                                  Stuttgarterin echter Luxus. Genau wie die
                                                  ­
                                                    ­Arbeitsbedingungen in Vechta. „Die E ­ inwohner
                                                    hier sind super offen, interessiert, herzlich“,
                                                    schwärmt sie. „Das Interesse an meiner ­Arbeit
                                                   ist riesig.“ Viele wissen von dem Programm,
                                                    kennen Schleher aus der Zeitung, laden sie
                                                   spontan zum Kaffee ein. Und kommen dann
                                                   über Europa ins Gespräch. „Gleich das erste
                                                  ­Interview war so spannend, so persönlich, die
                                                      Geschichte der jungen Frau so ergreifend, dass
                                                   ich nichts Fiktives mehr hinzufügen wollte.“
                                                           Nach getaner Arbeit erhalten die
                                                   ­interviewten Personen einen Durchschlag des
                                                      Gesprächs, die Originale werden in einer
                                                     ­Ausstellung im September 2020 und in einem
                                                    Buch des Geest-Verlags verewigt.

                                                                   DAS MAGAZIN IM OM     Oho!    29
Ein Chef
                                auf Zeit
                   Hermann Hänsler hält Firmen auf Kurs.
                              WAS GENAU MACHT EIGENTLICH EIN INTERIMSMANAGER?
                                CLAUS SPITZER-EWERSMANN HAT NACHGEFRAGT.
ERFOLGSSTORYS

                            BEHUTSAM, ABER HARTNÄCKIG Hermann Hänsler rettet Firmen aus der Schieflage.

                DAS MAGAZIN IM OM
S
                         eit einigen Monaten
                         hat Hermann ­   Hänsler
                         sein Lager in Oberös-
                         terreich ­aufgeschlagen.
                         Sein    ­
                                 A uftrag:    ein
                        ­U nternehmen          in
                         Linz retten. Hänsler
 kann das, er hat es in den vergangenen Jah-              Als langjähriger Manager in der Möbel­
 ren ­bereits mehrfach bewiesen. Als Interims­       branche verfügt Hermann Hänsler über
 manager ist er es gewohnt, schlingernde Firmen      Führungs­ stärke und Durchsetzungsvermögen.
wieder auf Kurs zu bringen. Ohne Scheuklappen       Seine Zielgruppe sind Familienunternehmen.
und ­unbelastet analysiert der Profi aus Lindern    Er berät und übernimmt Verantwortung. Etwa,
im Landkreis Cloppenburg die Lage und leitet         wenn unter dem Chef eine zweite Führungs­
­notwendige Maßnahmen ein.                           ebene eingezogen werden soll. „Das führt oft
                                                    zu Konflikten“, weiß der 61-Jährige, „denn viel-
                                                    fach sind die Strukturen im Betrieb ver­krustet.“
                                                    Der Blick von außen und eine unabhängige
                                                    ­Expertise helfen in solchen Fällen weiter – auch
                                                     wenn Familienmitglieder oder einflussreiche
                                                     Freunde des Hauses die Dinge manchmal ganz
                                                     anders sehen.
                                                          Wichtig sei es dabei, „ebenso behutsam,
                                                     respektvoll und mit Fingerspitzengefühl wie
                                                     hartnäckig, konsequent und verantwortungsvoll“
                                                    zu agieren. Aber wirken sich f­ehlende Bran-
                                                     chenkenntnisse nicht negativ aus? K ­ eineswegs,
                                                     entgegnet Hänsler, „die Aufgaben­stellungen, mit

                                                         Der langjährige
                                                         ­Manager verfügt
                                                          über Führungsstärke
                                                          und Durchsetzungs­
                                                         vermögen.

                                                     denen ich in meiner Arbeit als Interims­manager
                                                     konfrontiert werde, ähneln sich oft sehr, egal in
                                                     welcher Branche“. Häufig suchen Firmenchefs
                                                     nach Gesprächspartnern auf Augenhöhe, ­daran
                                                     mangele es gerade in Familienunternehmen.
                                                            Österreich ist für den gebürtigen Watten­
                                                     scheider zurzeit der wichtigste Einsatzort.
                                                    ­Heimisch fühlt er sich hingegen weiterhin im
                                                     Oldenburger Münsterland – obwohl es hier mit
                                                     einem Auftrag bislang noch nicht geklappt hat.
                                                    „Der Wirtschaft geht es in dieser Region ja auch
                                                     richtig gut“, sagt Hänsler.
                                                            

                                                                     DAS MAGAZIN IM OM     Oho!    31
Kanada

                                                       Ägypten

                                Ecuador                Tansania

                                           Brasilien

            Zum Studium
             in alle Welt
        Die Universität Vechta pflegt Kooperationen
         mit rund 130 Partnerhochschulen weltweit.
                    Eine kleine Auswahl.
32   Oho!   DAS MAGAZIN IM OM
Praktikum in eine etwas andere Welt
                                                                               ­eintauchen.

                                                                                Vechta ↔ Aserbaidschan
                                                                                Rund 4.000 Kilometer sind es vom
                                                                                Oldenburger      Münsterland        bis
                                                                                nach Baku am Kaspischen Meer.
                                                                                In der Hauptstadt von Aserbaid-
Aserbaidschan                                                                   schan kommen 200 Lehrende auf
                                                                               3.490 ­Studierende. Die Azerbaijan
                                                                               ­University kooperiert ebenfalls mit der
                                                                                Universität Vechta. Mit Englisch
                                         China                                  kommt man durch, Kenntnisse in
                                                                                Russisch oder gar Aserbaidschanisch
                                                                                können nicht schaden.

                                                                               Vechta ↔ Ägypten
                                                                               Das Ahlan-Kooperationsprojekt zwi-
                                                                               schen der Al-Azhar Universität Kairo
                                                                               und der Universität Vechta fördert den
                                                                               Kulturdialog und die Zusammen­arbeit
                                                                               im Bereich K   ­ulturwissenschaften.
                                                                               Studienaufenthalte sind in Ab­­
                                                                               stimmung mit der Vechtaer Leitung
                                                                               des Projekts möglich. Die Mobili­   tät
                                                                               der Studierenden wird durch kultur­
                                                                               wissenschaftliche Sommerschulen
                                                                               und Studienreisen gefördert.
                                                      Australien
 Vechta ↔ Tansania                                                              Vechta ↔ Kanada
 Im Rahmen des InSPiRE-Projekts                                                 Der Algoma District ist ein dünn
 können Studierende aus Vechta für         Vechta ↔ China                       besiedelter Bezirk im Norden der
 einen Studien- oder Praktikums-           Im mittleren Osten Chinas liegt kanadischen Provinz Ontario. Zum
 aufenthalt an den Viktoria Lake in        Huainan. Lehramtsstudierende aus Wintersemester 2018/2019 hat die
 Mwanza. Wer Swahili und Englisch        ­Vechta können an der Huainan Nor- Universität Vechta eine Kooperation
 spricht, wird von der St. Augustine       mal University ein Auslandssemester mit der University in der Hauptstadt
 University herzlich aufgenommen.          a bsolvieren. Wichtigste Voraus- Sault Ste. Marie abgeschlossen. Fach-
                                           ­
 Und wer es lernen will, kann vor          setzung sind zumindest Grund­ bereiche wie Biologie, Soziale Arbeit,
 seinem Tansania-Austausch Kurse           kenntnisse der chinesischen Sprache. Anglistik und Soziologie sind hier
 im Sprachzentrum der Universität          Austauschstudenten aus dem Reich besonders stark.
 belegen.                                  der Mitte helfen gern mit ersten
                                           Informationen.                       Vechta ↔ Australien
 Vechta ↔ Ecuador                                                               Zu den Partnerhochschulen zählt
 Von Norddeutschland nach ­Ecuador:        Vechta ↔ Brasilien                   auch Newcastle in New South
 Mit einem Stipendium ist das              Die     brasilianischen    Studien­ Wales. Die Universität verfügt über
 möglich. Die 1986 gegründete Uni-
 ­                                         strukturen ermöglichen es, im fünf Fakultäten mit einem ­         breiten
 versidad Tecnica del Norte pflegt         Austauschprogramm mit der Pon- Studien­
                                           ­                                             a ngebot von Aboriginal
 eine Partnerschaft mit der Uni-           tificia Universidade Catolica do ­   Studies über Mining bis zu Social
 versität Vechta. Dort kann man            Rio Grande do Sul in Porto Alegre Work. Interessant sind die Master-
 zwischen fünf an den Bedürfnissen der    ­Studium und Praktikum in nur einem programme der Wirtschaftsfakultät
 Region orientierten Fakultäten wäh-       Semester zu verbinden. So kann in Trimesterstruktur, bei denen sich
 len. Studiensprachen sind Englisch        man das aka­demische Leben Brasi- der Masterabschluss innerhalb
 und Spanisch.                             liens kennen­lernen und daneben im ­kürzerer Zeit erwerben lässt.

                                                                                     DAS MAGAZIN IM OM      Oho!    33
Bässe, Beats und
                   Bühnenshows
                                 Zwei Festivalmacher mit Herzblut bringen
                                 das Oldenburger Münsterland zum Tanzen.
                                                   MARCELLA FASSIO WEISS, WARUM MUSIKFANS AUS GANZ
                                                      EUROPA JAHR FÜR JAHR IN DIE REGION PILGERN.
DAS AKTUELLE TRENDTHEMA

                                 T
                                                          homas       ­Wernikowski die Gelegenheit für die Nutzung eines Geländes
                                                          nickt. „Ja, H   ­ erzblut bot, griffen die beiden zu. Das erste „Strand-
                                                          ist das W     ­ichtigste. fieber“-Festival haben sie innerhalb von vier
                                                          Wenn das Herz nicht ­Monaten organisiert. „Die Idee war ja bereits in
                                                          ­mitrattert, dann geht’s unseren Köpfen, also haben wir gesagt, die set-
                                                           nicht.“ Mit seinem Ge- zen wir schnellstmöglich um“, erinnert sich Ralf
                                                          schäftspartner       Ralf Klaaßen. Mit viel Mut, Investitions­bereitschaft
                                 Klaaßen ist er Kopf der beiden angesagten und dem damit verbundenen Risiko sind sie
                                 ­Festivals „Tante Mia tanzt“ und „Strand­fieber“ damals gestartet. „Das war wirklich ein ­Wagnis“,
                                  sowie der Eventagentur plus2event GmbH mit wirft Wernikowski ein und fügt hinzu: „Aber wir
                                  Hauptsitz in Vechta. Natürlich gehöre auch
                                 viel Erfahrung zum Erfolgskonzept, ein gut
                                 funktionierendes Netzwerk und nicht zuletzt
                                 ­
                                  Mut zum Risiko.
                                        Wernikowski, mit Hemd im Seventies-­                   FEIERLAUNE Gute Stimmung ist beim
                                 Style und langen Haaren, ist der extrovertierte                „Tante Mia tanzt“ vorprogrammiert.
                                  Festivalmacher deutlich anzusehen. Klaaßen ist
                                  in sich gekehrter, einer der nicht viel schnackt,
                                  aber dafür genau auf den Punkt kommt. Zwei
                                  Männer, die sich gut zu ergänzen scheinen. Eine
                                  Gemeinsamkeit ist jedoch offensichtlich: Beide
                                  brennen für ihre Festivalarbeit.
                                        Begonnen hat alles 2014 in Golden­stedt
                                  am Hartensbergsee. Den Anstoß zu einem
                                  Electro-Festival gab damals Klaaßen. Electro
                                  ­
                                  im Oldenburger Münsterland? „Das geht natür-
                                  lich überall gut“, meint er, „aber in Vechta hat
                                  man bereits Mitte der 2000er Jahre gemerkt,
                                  dass hier modernerer Sound angesagt war als
                                  in der umliegenden Region“. Als sich plötzlich

    34                    Oho!    DAS MAGAZIN IM OM
FEUERSPEKTAKEL Das Festival „Tante Mia tanzt“ begeistert nicht nur mit Musik, auch die
                         Bühnenshows können sich sehen lassen.

          Thomas Wernikowski:                                s­ päteren Termin im Jahr verlegt w   ­ erden ­musste,
                                                               war das die Geburtsstunde von ­          „Tante Mia
          „Eigentlich bin ich ein                             tanzt“. Seitdem findet das Festival jedes Jahr
          alter Rock’n’Roller.“                                 an ­Christi Himmelfahrt auf dem Stoppelmarkt­
                                                                gelände statt. Immer mit hochkarätigen
                                                              ­internationalen DJs. Wer hier an den Turntables
                                                               steht, zählt e­ twas in der Szene.
       waren von der Sache und unserem Konzept                        Als gebürtiger Vechtaer war Thomas
       überzeugt.“                                          ­Wernikowski bereits früh mit dem Stoppelmarkt
              Und das hat sich ausgezahlt – das ­Festival   verbunden. „Es war immer mein Traum, ein-
       ist seit der Premiere sehr gut besucht und war          mal eine eigene Veranstaltung auf d      ­ iesem ge-
       in den letzten beiden Jahren sogar ausverkauft.         nialen Gelände zu etablieren.“ Er blickt auf eine
       Der Hartensbergsee bei Goldenstedt b  ­ ietet mit       ­bewegte berufliche Laufbahn zurück. Der gelern-
      Strand, Wald und Amphi­theater eine ­besondere          te Elektriker gründete bereits ­Mitte der 1980er
       Location für drei Bühnen. „Strandfieber“ ist         Jahre sein erstes Unternehmen. „­Allerdings war
       eher gemütlich. Und das soll so ­        bleiben,        Musik immer ein wichtiges Thema.“ Er baute un-
       mehr Wachstum gibt auch die ­       um­liegende        ter anderem das Gulfhaus in Vechta mit auf, war
      ­Infra­struktur nicht her.                                als Roadie unterwegs, ­l­­egte in Diskotheken wie
              Als das „Strandfieber“ im zweiten Jahr            dem „Pilgrim“ und der „Breitseite“ auf. „Eigent-
       aus naturschutzrechtlichen Gründen auf einen             lich bin ich ja ein alter Rock’n’Roller“,

                                                                               DAS MAGAZIN IM OM       Oho!    35
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