OpenDer ZBW-Jahresrückblick
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open Der ZBW-Jahresrückblick Thema: Forschungsdaten „Wir brauchen in der BWL eine ganz neue Art von Infrastruktur“ S. 18 Die ZBW 2021: Open-Access-Transformation: Praktisches Engagement, Seite 30 Forschung: Neue Digital-Change-Expertin in der ZBW, Seite 34 Organisiertes Wissen: Verzahnung von Intellekt und Maschine, Seite 80
VORWORT Liebe Leserinnen, liebe Leser 2021 war für die ZBW ein Jahr, das in den kommenden Jahren Wirkung entfalten wird: So wurde die neue ZBW-Strategie 2022-2026 in einem intensiven Beteiligungsprozess ent- wickelt und von den Gremien der ZBW verabschiedet. Die neue Stra- tegie schafft die Grundlagen für die begonnene Transformation der ZBW hin zu einer digitalen Informations- infrastruktur, in dem sie die Zukunft der ZBW entlang der vier strategi- schen Prioritäten Digitalisierung ein- ordnen, Digitalisierung erforschen, Digitalisierung gestalten und Zur Digitalisierung befähigen ausrichtet. Digitalisierung betrifft im Ver- ständnis dieser Strategie die digitale Umwandlung, Erstellung und Bereit- stellung wissenschaftlicher Infor- mationen sowie digitale Services zur Vermittlung dieser Informationen. Die Strategie diente auch als Grund- lage für das im Herbst 2021 durchge- führte Audit, einer Begutachtung der Arbeitsweisen und Zukunftsorientie- rung der ZBW durch ihren Beirat. Die überaus positiven und ermutigenden Rückmeldungen bestärken die ZBW in der konsequenten Fortsetzung Thorsten Meyer ihres eingeschlagenen Weges. Dazu gehören die wichtigen Beiträge der ZBW zur Open-Access-Trans- formation im Publikationsmarkt, stets mit besonderem Fokus auf die Wirtschaftswissenschaften. Aber auch die Mitwirkung der ZBW an drei ZBW-Jahresbericht 2021 2
Konsortien zum Auf bau der Nationa- len Forschungsdateninfrastruktur ebnet den Weg, um zukünftig neu- artige Dienste für das Management von Forschungsdaten anzubieten. Erfreulich ist zudem, dass die ZBW durch die Berufung von zwei weite- ren Professor:innen inzwischen vier ihrer fünf Professuren mit hochka- rätigen Expert:innen besetzt hat, die die Innovationskraft der ZBW noch einmal steigern werden. Digitalisie- rung betrifft jedoch nicht nur An- gebote nach außen. Vielmehr wurden im Jahr 2021 bedeutende Erfolge zur Digitalisierung der eigenen Verwal- tung erzielt. Dem Stiftungsrat der ZBW sind wir für seine kontinuierliche Unterstüt- zung bei der Weiterentwicklung der ZBW sehr dankbar. Die konstruktiven und kritischen Hinweise aus dem Bei- rat, insbesondere in Zusammenhang des oben genannten Audits, eröffnen uns stets eine qualitätssichernde Außensicht auf die Arbeiten der ZBW. Schließlich möchten wir den Beschäf- tigten der ZBW danken, die auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Ein- schränkungen hoch motiviert und en- gagiert dazu beigetragen haben, dass die ZBW ihrer Vision, national und international Standards für die mo- derne Informationsversorgung in den Wirtschaftswissenschaften zu setzen, ein großes Stück näher kommt. Beim Lesen dieses Jahresberichts und den darin dargestellten span- nenden Vorhaben aus dem Jahr 2021 wünschen wir Ihnen viel Spaß! Klaus Tochtermann, Thorsten Meyer, Axinia Braunisch Klaus Tochtermann Axinia Braunisch ZBW-Jahresbericht 2021 3
Inhalt OPEN-ACCESS- TRANSFORMATION Wie funktioniert der Publika- tionsmarkt in den Wirtschafts- wissenschaften? Vision der ZBW Seite 26 Seite 6 Wie sieht die Publikationskultur Auftrag der ZBW in den Wirtschaftswissen Seite 7 schaften aus? Seite 28 ZBW 2019 in Zahlen Seite 8 Praktisches Engagement für die Open-Access-Transformation Kurzmeldungen Seite 30 Seite 10 ZBW-Strategie 2022-2026 FORSCHUNG Seite 14 18 Prof. Dr. Flo- Nutzung der ZBW-Angebote Digital-Change-Expertin Prof. rian Stahl, Sprecher des Dr. Marianne Saam an Bord Konsortiums BERD@ Seite 16 Seite 34 NFDI und Professor für Marketing, erklärt, welche Kurz erklärt: Bedeutung unstrukturierte FORSCHUNGSDATEN Was bedeutet digitale Daten in der BWL haben. MANAGEMENT Wirtschaftswissenschaft Seite 35 „Wir brauchen in der BWL eine ganz neue Art von Infrastruktur“ Vision für Wissenstransfer Seite 18 Wirtschaftswissenschaft Seite 36 Vernetzte Forschungs dateninfrastrukturen für Europa KI-Experte Ralf Krestel über- Seite 20 nimmt Professur Information Profiling and Retrieval Datenkompetenz als Seite 37 Future Skill Seite 22 Was Information Profiling and Retrieval mit Babyhopsen GO FAIR – Internationale zu tun hat A nlaufstelle für faire Daten und Seite 38 28 Web-Science- Prinzipien Seite 24 F&E der ZBW im Kontext Forscherin Kristin Künstlicher Intelligenz Biesenbender untersucht Seite 39 die Open-Access-Kultur in der Ökonomie. Desinformation besser erkennen und verstehen Seite 40 ZBW-Jahresbericht 2021 4
Seite 64 Neue Wege gehen, um Forschung HYBRIDER LERNORT zu bewerten Bibliotheken als urbane Seite 42 Wohnräume Seite 72 Wie Embargo-E-Mails Einfluss auf die Rezeption von Wissen- schaft nehmen DIE INFOGRAFIK Seite 46 Downloads digitaler Volltexte Seite 76 KI-Turbo für die Arbeitswelt von morgen Seite 48 FORSCHUNGSTRANSFER Wenn Ökonom:innen ihr eigenes Geschichte kritisch betrachtet Schaubild werden Seite 50 Seite 78 INTERNATIONAL ORGANISIERTES WISSEN Von der angewandten Forschung 80 Claudia Liebe- Den wissenschaftlichen Dialog zur produktiven Anwendung truth, Multiplikatorin zwischen Forschenden aus aller Seite 80 für den Digitalen As- Welt fördern sistenten: „Insgesamt Seite 54 kann die Einführung des PERSONALENTWICKLUNG Digitalen Assistenten als Internationaler Wissenstransfer Gemeinsam remote – enger und mehrwertstiftend für die zwischen Forschung und Politik besser vernetzt Kolleg:innen betrachtet Seite 56 Seite 84 werden.“ Im Austausch mit den Anhang – Last but not least Communities Seite 57 Seite 86 68 Das internatio- nale YES-Finale 2021 Impressum begrüßte zehn Teams Seite 96 aus Deutschland und WISSENSTRANSFER sieben weitere aus Hong Kong, der Schweiz, UK Neuer Open-Science-Guide und den USA. der ZBW Seite 60 Open Science stützt Wissens- transfer in die Wirtschaftspolitik Seite 62 VERANSTALTUNGEN ZBW-Jahresbericht 2021 5
vision Die ZBW setzt nati- onal und internati- onal Maßstäbe für die moderne Infor- mationsversorgung in den Wirtschafts- wissenschaften. ZBW-Jahresbericht 2021 6
auftrag Die ZBW sammelt und erschließt welt- weit erscheinende wirtschaftswissen- schaftliche Literatur. Sie bietet um- fassende Serviceleistungen an, die eine effiziente, effektive und nachhaltige Nutzung wirtschaftswissenschaft licher Fachinformationen ermögli- chen. Sie ist eine nutzerorientierte wissenschaftliche Informationsinfra struktureinrichtung, die modernen und innovativen Anforderungen der Informationsvermittlung verpflich- tet ist. ZBW-Jahresbericht 2021 7
264 Beschäftigte aus 10 heruntergeladene digital langzeitarchivierte Med sierte Bände 2.898 K oop nalen und internationale Forschungseinrichtunge tionalen und i nternation laufende drittmittelgefö treute Abschlussarbeite haltene Zeitschriften 5.4 cher:innen 937.789 Socia
Nationen 17.563.060 le Volltexte 447.748 dien 16.474 retrodigitali perationen mit natio- en Universitäten und en 80 Vorträge auf na- nalen Fachtagungen 22 örderte Projekte 21 be- en 24.822 laufend ge- 467.294 virtuelle Besu- al Media Views ZBW 2021 in Zahlen
KURZMELDUNGEN Reproduzierbare Forschung fördern Automatische Texterkennung in der Im Januar 2021 wurde das German Retrodigitalisierung Reproducibility Network gegründet. Die Mitglieder setzen sich zum Ziel, Vertrau- en in die Wissenschaft zu stärken und die Robustheit von Forschung zu erhöhen. Sie unterstützen Forscher:innen und Institutionen bei der Anwendung von Open-Science-Praktiken. Barcamp virtuell ist möglich, nur ein bisschen anders Der Reiz eines Barcamps besteht im intensiven Austausch und der spontanen Themenfindung. Beides lässt sich nur bedingt in die virtuelle Welt übertragen, so dass für das Barcamp Open Science am 16. Februar 2021 sehr viel mehr Vor- bereitung nötig war. Eingeladen hatten der Leibniz-Forschungsverbund Open Science und die ZBW – Leibniz-Informa- Computergestützte Untersuchungen von Texten in den Geistes- und Sozialwissen- tionszentrum Wirtschaft. Die Bilanz der schaften sind nur möglich, wenn die Dokumente einwandfrei durch Texterkennung Teilnehmer:innen war dennoch über- erschlossen sind, sogenannte Optical Character Recognition (OCR). Der aktuelle wiegend positiv, wie sie in ihrem Erfah- Stand der Technik war Gegenstand des 3. Workshops zur Retrodigitalisierung, rungsbericht darlegten. https://zbw.to/ den die ZBW gemeinsam mit der TIB –Leibniz-Informationszentrum Technik und bypbS Naturwissenschaften, ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften und der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz am 1. März 2021 abhielt. Teilgenommen haben 135 Personen. Junge Menschen bauen Brücken zum anderen zum Ausbau der digitalen Deutscher Buchbinder (BDBI) bei der Lernumgebungen. Deutschen UNESCO-Kommission einen Antrag zur Anerkennung des Handwerks als immaterielles Kulturgut. Im April Open-Access-Transformation verein- erfolgte die Anerkennung. Mit vorbe- fachen reitet hatte den erfolgreichen Antrag die Buchbindemeisterin der ZBW, Elke Der Publikationsserver EconStor erhält Schnee. Der Verband hofft, dass diese seit März 2021 alle Zeitschriftenarti- Anerkennung zum Weitergeben einer kel aus dem Verlagshaus Wiley über jahrhundertealten Tradition beiträgt. Mit dem YES!BRIDGE-Projekt er- die Datendrehscheibe DeepGreen. Mit Die Entwicklung vom analogen zum weitert der Schulwettbewerb der ZBW Hilfe dieses Tools werden Aufsätze nach digitalen Lesen ist unaufhaltsam, bei sein Wirkungsfeld nach Großbritannien Ablauf der Embargofrist automatisch wissenschaftlichen Texten noch mehr und die USA. Für das Konzept erhielt in das ZBW-Repositorium überspielt. als bei der sogenannten schönen Litera- das YES!-Team den Förderpreis „Rai- Für EconStor-Nutzer:innen erhöht sich tur. Bei beiden aber spielt auch die äußere sing the Profile of Education and Science so der Anteil frei verfügbarer Artikel in Gestaltung eine Rolle, zum einen, um sie Diplomacy” des Bundesbildungsminis- ihrer Disziplin. teriums (Foto: Anja Karliczek). Am 1. Juni 2021 wurde der Preis im Rahmen einer Online-Veranstaltung überreicht. Buchbindehandwerk ist immateriel- Das YES!BRIDGE konnte auch das Pu- les Kulturgut blikumsvoting für sich entscheiden und erhielt zusätzliche 25.000 Euro Preis- Um den wesentlichen Anteil, den das geld. Die zusätzlichen Mittel dienen Buchbindehandwerk am Kulturgut Buch zum einen dazu, eine digitale „Region“ hat, deutlich zu machen und präsent für den Wettbewerb zu schaffen, und zu erhalten, stellte der Bundesverband ZBW-Jahresbericht 2021 10
KURZMELDUNGEN dauerhaft und nutzbar zu erhalten, zum Berufsfeld verändert hat und dass ohne l autete der Titel des Workshops. Prof. anderen aber auch als Ausdruck künstle- Informationstechnik keine Bibliothek Dr. Klaus Tochtermann als Mitglied rischer und ästhetischer Wertschätzung. mehr funktioniert. des EOSC Association Board of Direc- tors nahm an der Podiumsdiskussion teil, in der vor allem die künftige Mädchen für die Informatik gewinnen Von der European zur Global Open Zusammenarbeit von EOSC und RDA Science Cloud Thema war. Die Vollversammlung der Research Data Alliance (RDA) fand im April FAIR Data Spaces will Gaia-X und 2021 an verschiedenen Tagen statt. NFDI verknüpfen Am 23. April wurde parallel dazu ein Workshop abgehalten, bei dem Wissenschaft und Wirtschaft haben die European Open Science Cloud Zugriff auf einen gemeinsamen cloudba- die jüngsten Entwicklungen auf dem sierten Datenraum – das ist das erklärte Weg zur Implementierung vorstellte, Ziel von FAIR Data Spaces. Das im Mai darunter die Strategische Forschungs- 2021 ins Leben gerufene FAIR-Data- Die ZBW beteiligt sich regelmäßig am und Innovationsagenda der European Spaces-Projekt möchte anhand einer Girls’ Day. Am 22. April 2021 lautete das Open Science Cloud (EOSC). Sie soll Beispieldomäne Gaia-X und die Nationale Motto „Eine lebhafte Einführung in die auch dazu dienen, die europäischen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) Informatik und moderne digitale Biblio- Anstrengungen mit internationalen miteinander verknüpfen, um somit einen theken – Lernt Role Models kennen!“. Bewegungen zu verknüpfen. „Open, Piloten für einen Datenraum für Indus- Die jungen Teilnehmerinnen erfuh- trusted and digitally enabled science trie und Forschung unter Einhaltung ren aus erster Hand, wie sehr sich das for an International Community“ der FAIR-Prinzipien zu schaffen. FAIR bedeutet hier, dass Daten und Objekte auffindbar, zugreifbar, interoperabel und Internationales FAIR Festival für FAIRe wiederverwendbar sind (findable, acces- sible, interoperable, reusable). Wissenschaft: Die ZBW virtuell besuchen Am 18. Juni 2021 bot der Digitaltag einen idealen Anlass für den ersten Video- rundgang durch die ZBW. Nicole Clasen, Leiterin der Benutzungsdienste, stellte darin die analogen und digitalen Re- cherche- und Arbeitsmöglichkeiten für Studierende, Forschende und andere Nutzende vor. Aktives Engagement in der Nationa- len Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) 2021 waren zwei weitere Konsortien, in denen die ZBW mitwirkt, mit ihren Die GO-FAIR-Initiative lud nach drei Jahren Aufbauarbeit zu einem mehrtägi- Anträgen erfolgreich. Sowohl die För- gen Festival, auf dem sich alte und neue Mitglieder kennenlernen und austauschen derung von BERD@NFDI als auch die konnten. Nach der ursprünglichen Förderung durch die Forschungsministerien von von NFDI4Science wurden im Juli von Deutschland, Frankreich und den Niederlanden wird die Organisation neu strukturiert der Gemeinsamen Wissenschaftskonfe- und auf viele neue Akteure aus aller Welt verteilt. Das gemeinsame Ziel ist weiterhin, renz bewilligt. BERD steht für Business Forschungsdaten so offen wie möglich zu machen. Economic and Related Data und strebt ZBW-Jahresbericht 2021 11
KURZMELDUNGEN die Entwicklung einer cloudbasierten Bloggen für die Wirtschaftsforschung Plattform für komplexe Analysever- fahren in der Betriebswirtschaftslehre an; NFDI4Science positioniert sich als Forschungsdateninfrastruktur für die Datenwissenschaften und Künstliche Intelligenz. Publikationsverhalten im Corona- Schock Die ZBW veranstaltete am 14. Septem- ber einen virtuellen Workshop zu der Frage, ob die Arbeitsbedingungen im Home Office das Publikationsverhalten von Wirtschaftswissenschaftler:innen verändert haben. Das Thema stieß auf reges Interesse bei den 50 Teilneh- mer:innen. Die erste Bilanz aus sieben Am 1. November 2021 startete der Open Economics Guide einen Blog, in dem vorläufigen Studien zeigte, dass es sich ganz konkret Open-Science-Werkzeuge für Wirtschaftsforschende präsentiert um ein vorübergehendes Phänomen werden, mit denen sie ihre eigene wissenschaftliche Arbeit vereinfachen, verbrei- handeln dürfte. ZBW Mediatalk stellte ten und teilen können. die Diskussion und Studien ausführlich vor. https://zbw.to/8i5Qr Flagge. Sie veranstaltete eine Panel- Vernetzt in Norddeutschland zum diskussion zum Thema „Erwartungs- Thema Forschungsdaten Das YES! wird international haltungen an und Lösungsoptionen für inhaltsgetriebenes Forschungsdaten- In Kooperation mit dem Ministerium management bei KonsortSWD“ am 28. für Bildung, Wissenschaft und Kultur September. des Landes Mecklenburg-Vorpom- mern organisierte die ZBW einen Workshop zum Thema „Forschungs- Familienfreundlichkeit erneut datenmanagement an norddeutschen bestätigt Hochschulen und Forschungsein- richtungen gemeinsam gestalten“, der Die ZBW hat am 30. September 2021 auch dazu dienen sollte, sich stärker zum zweiten Mal das Zertifikat für in der norddeutschen Hochschul- die strategische Gestaltung ihrer landschaft zu vernetzen. 200 Teil- Im Jahr 2021 beteiligten sich zum familien- und lebensphasenbewussten nehmer:innen kamen am 15. Oktober ersten Mal Schulen aus Hong Kong, der Personalpolitik, audit berufundfami- virtuell zusammen, und nahezu alle Schweiz, den USA und Großbritannien lie, erhalten. Es ist ein Qualitätssiegel wünschten sich weitere Workshops. an dem Wettbewerb, bei dem Schüler:in- für betriebliche Vereinbarkeitspolitik Ein Ergebnisbericht wurde im Blog nen Lösungen für gesellschaftliche, und gilt drei Jahre. ZBW-Mediatalk veröffentlicht. wirtschaftliche und ökologische Fragen finden. Die Sieger:innen kamen dieses Jahr aus dem Max-Planck-Gymnasium Neue Geschäftsmodelle testen Im Audit erfolgreich in Gelsenkirchen. Beim Finale vom 22.–24. September präsentierten sie In Zusammenarbeit mit dem Wissen- Als Mitglied der Leibniz-Gemein- eine App, mit der Arbeitnehmer:innen schaftsverlag Duncker & Humblot testet schaft wird die ZBW – Leibniz-In- die Familienfreundlichkeit von Unter- die ZBW das Geschäftsmodell „Subscri- formationszentrum Wirtschaft nehmen bewerten können. be to Open“ an den Zeitschriften „Credit regelmäßig evaluiert. Ein erster and Capital Markets – Kredit und Zwischenschritt dafür ist das Au- Kapital“ sowie „Journal of Contextual dit, das zur Halbzeit zwischen den Präsenz zeigen im Verein für Social- Economics – Schmollers Jahrbuch“, die Evaluierungsterminen stattfindet. politik auf diese Weise im Open Access verfüg- Hier informiert sich der wissen- bar gemacht werden. schaftliche Beirat gemeinsam mit Auch bei der Jahrestagung 2021 des weiteren Expert:innen über den Vereins für Socialpolitik zeigte die ZBW Umsetzungsstand der vorangegan- genen Evaluierungsempfehlungen ZBW-Jahresbericht 2021 12
KURZMELDUNGEN und darüber, ob sich die ZBW in allen struktur und Finanzbuchhaltung der eine neue Career-Website erstellt, Arbeitsbereichen zukunftsorientiert ZBW wirkungsvoll und sinnvoll mit- auf der alle Informationen über die aufstellt. Dieses Audit konnte am einander zu verbinden, um zielgerich- Stellenangebote und das Bewerbungs- 3. und 4. November 2021 vor Ort in tet und wirtschaftlich zu steuern. Für verfahren der ZBW zusammenlaufen. Hamburg stattfinden, wo an 15 Stän- 2022 ist noch die Einführung eines Hier stellt die ZBW auch ihre umfang- den verschiedene Teams ihre Projek- elektronischen Rechnungsworkflows reichen Aktivitäten zu Gleichstellung, te und Tätigkeiten vorstellten. Die geplant. Diversität, Gesundheitsmanagement Auditor:innen zeigten sich begeistert und Familienfreundlichkeit vor. davon, mit welchem Engagement und https://careers.zbw.eu/ welcher Professionalität an der ZBW Mit Work-Life-Balance für sich gearbeitet und geforscht wird. werben ZBW bietet Duales Studium an YES! startet mit YES! MINT Proto- 2021 haben die ZBW und die Hoch- typen in Schleswig-Holstein schule für Angewandte Wissenschaf- ten (HAW) eine besondere Koopera- tion vorbereitet. Ab 2022 werden beide Einrichtungen das Duale Studium „Angewandte Informatik B. Sc.“ an- bieten. Das Studium umfasst sieben Semester: sechs Hochschulsemester und ein integriertes Praxissemester Der neu gegründete Ableger des YES! In Zeiten des Fachkräftemangels ist an der ZBW. Im Wechsel werden die richtete 2021 seinen ersten Wettbewerb es wichtiger denn je, dass sich auch Informatik-Grundlagen im Studium aus. Er richtet sich an Schüler:innen der Bibliotheken als attraktive Arbeitgeber erlernt und durch bei der ZBW erwor- Klassenstufen 7 bis 9 in den MINT-Fä- präsentieren. In einem umfangreichen benes Praxiswissen vertieft. chern (Mathematik, Informationstech- Prozess hat das Personalmanagement nik, Naturwissenschaften, Technik) und verbindet MINT mit Wirtschaft. Die beteiligten wissenschaftlichen Open-Science-Magazin zeigt Best-Practi- Einrichtungen schlagen eine Reihe von offenen Fragen vor, für die die Teams ce-Beispiele aus der Wirtschaftsforschung mit wissenschaftlicher Unterstützung Lösungen entwickeln. Am 20. Dezember 2021 entschied die Ricarda-Huch-Schu- le aus Kiel das Rennen für sich. Das Projekt wird als Prototyp für zunächst drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Eine digitale, moderne Verwaltung schaffen Das Open-Science-Magazin lädt Wirtschaftswissenschaftler:innen ein, neu auf Wissenschaft im digitalen Zeitalter zu schauen und sich in einzelnen Stories über die Open-Science-Erfahrungen ihrer Peers zu informieren. Sie bekommen hier Best-Practice-Erfahrungen von anderen Ökonom:innen, Worksheets mit konkre- Ein Großprojekt der besonderen Art ten Tipps und Hinweisen zu Open Science in der Praxis, Hintergrundinformatio- wurde 2021 in der Finanzverwaltung nen über aktuelle Open-Science-Entwicklungen über den Podcast „The Future is angeschoben. Zum Jahresende wurde Open Science“ (https://podcast.zbw.eu/fos/) sowie Interviews mit inspirierenden vom SAP-System des Landes Schles- Transformationsideen. Ende 2021 standen 33 Interviews mit Wirtschaftsfor- wig-Holstein auf ein neues Finanz- schenden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und UK mit persönlichen buchhaltungssystem umgestellt. Die Open-Science-Erfahrungen zur Verfügung. Über 30.000 Besuche konnten für das neue Anwendung ist hochmodern und Online-Magazin gezählt werden. bietet die Möglichkeit, Organisations- ZBW-Jahresbericht 2021 13
zbw- strategie 2022-2026 ZBW positioniert sich mit neuer Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Gesamtstrategie für die Ö konomie Wirtschaft hat vor diesem Hintergrund der Zukunft. ihre „Strategie 2022–2026“ ausgerichtet. Ziel ist es, die Digitalisierung von For- Die Digitalisierung wissenschaftlicher schungs- und Publikationsprozessen in Forschungs- und Publikationsprozesse den Wirtschaftswissenschaften zukunfts- bedeutet für die Wissenschaft Chance und fähig mitzugestalten und innovative Aufgabe zugleich. Einerseits ermöglicht Dienstleistungen für die Informationsver- sie Wissenschaftler:innen, alle For- sorgung der Wirtschaftswissenschaften schungsergebnisse des wissenschaftlichen anzubieten. Prozesses offen zugänglich und nachnutz- bar zu machen und somit deren Qualität Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich die zu verbessern. Andererseits stellt sie alle ZBW vier strategische Prioritäten gesetzt, Akteure im Wissenschaftssystem vor neue die sämtlich miteinander verzahnt sind: Herausforderungen. Denn kontinuierlich verändern sich nicht nur Geschäftsmo- delle von bekannten Marktakteuren und wissenschaftlichen Dienstleistern. Es ent- stehen auch neue Märkte – beispielsweise im Bereich Forschungsdaten – und unbe- kannte Akteure betreten den Markt. ZBW-Jahresbericht 2021 14
1 Digitalisierung einordnen Für die ZBW ist es von größter Bedeutung, die Digitalisierung in den Wirt- schaftswissenschaften und die damit einhergehenden Veränderungen wis- senschaftlicher Prozesse, Methoden und Werkzeuge für die Erfüllung ihres Auftrags bestmöglich einzuordnen. Diese Kenntnisse bilden die Grund- lage für die Ausrichtung wesentlicher ZBW-Handlungsfelder in einer Welt hybrider Arbeitskulturen. Die „Strategie 2022–2026“ legt Handlungsfelder 4 fest, um dieses tiefe Verständnis nachhaltig zu erreichen. 2 Zur Digitalisierung befähigen Nutzerorientiertes Denken und Handeln, das Verständnis digitaler Techno- logien und Werkzeuge sowie Kompetenzen im agilen Management sind die Grundvoraussetzung für eine service-orientierte Informationsinfrastruktur wie die ZBW. Daher legt die ZBW sehr hohen Wert auf kontinuierliche Perso- nal- und Organisationsentwicklung. Individuelles lebenslanges Lernen spielt daher eine ebenso große Rolle wie die organisationale Weiterentwicklung. In der „Strategie 2022–2026“ ist festgehalten, wie die ZBW in den kommenden Jahren ihre Fort- und Weiterbildung, ihre digitale Arbeitsumgebungen und ihr Personalmanagement organisiert und darüber hinaus eigenes Wissen mit Interessierten teilt. Die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen rund um die Digitalisierung der Wissenschaft ist der ZBW ein besonderes Anliegen. Daher unterstützt sie ihre Zielgruppen aktiv bei der Weiterentwicklung ihrer 3 Digitalisierung erforschen digitalen Kompetenzen. Die Digitalisierung beflügelt eine Transformation des Wissenschafts- Digitalisierung gestalten systems hin zu mehr Offenheit: Open Science. Um diese Transformation Die ZBW ordnet nicht nur den digitalen Wandel sowie proaktiv mitzugestalten, betreibt die dessen Auswirkungen für die Wirtschaftswissenschaf- ZBW mit fünf Professuren multiper- ten ein und richtet ihre Dienste entsprechend aus. Die spektivische Forschung im Themen- ZBW gestaltet den digitalen Wandel proaktiv mit und feld Open Science. Ziel der anwen- engagiert sich insbesondere für die Open-Access-Trans- dungsorientierten Forschung ist es, formation des wirtschaftswissenschaftlichen Publika- den Innovationsgrad bestehender tionsmarktes. Sie fördert den offenen und freien Zugang ZBW-Services zu erhöhen und neue zu wirtschaftswissenschaftlichen Publikationen, For- Dienste zu entwickeln. Die „Strategie schungsdaten, offenen Bildungsressourcen (OER) sowie 2022–2026“ legt dar, wie die multi- Forschungssoftware. Dazu baut die ZBW Dienste auf, disziplinäre Forschung und vor allem über die sie sich als Vermittlerin und Kuratorin von Pu- der Forschungstransfer in die Ser- blikationsprozessen positioniert. Zudem teilt die ZBW vice-Entwicklung so organisiert sind, ihre Erfahrungen und forschungsbasierten Erkennt- dass exzellente Forschungsergebnisse nisse mit ihren Communities und bringt diese aktiv in generiert und innovative Dienste (wei- die nationale, europäische und internationale Wissen- ter)entwickelt werden. schaftspolitik ein. In der „Strategie 2022–2026“ sind die dazu notwendigen Handlungsfelder choreographiert. ZBW-Jahresbericht 2021 15
INFOGR A FIK Nutzung der ZBW-Angebote Die Online-Services der ZBW sind 2021 stark nachgefragt. 2021 2020 2019 1.039.062 858.181 378.617 560.760 649.489 561.392 292.967 347.138 121.141 Intereconomics Intereconomics Wirtschaftsdienst Besucher:innen, Downloads gesamt Besucher:innen, eindeutige eindeutige ZBW-Jahresbericht 2021 16
INFOGR A FIK 12.868.501 12 Mio 9.432.313 9 Mio. 6.711.233 6 Mio. 3 Mio. 2.046.403 1.758.528 1.889.325 1.135.859 1.399.617 1.214.233 1.081.439 937.949 988.098 0 Wirtschaftsdienst EconBiz EconStor EconStor Downloads gesamt Besucher:innen, Besucher:innen, Downloads eindeutige eindeutige ZBW-Jahresbericht 2021 17
FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT „Wir brauchen in der BWL eine ganz neue Art von Infrastruktur“ ZBW ist Infrastrukturpartner in den wirtschaftswissen- schaftlichen NFDI-Konsortien Im Oktober 2021 startete das NFDI- Welche Bedeutung ausgerechnet un- Durch die Digitalisierung aller Prozesse Konsortium für Betriebswirtschaftslehre strukturierte Daten in der BWL haben, des Lebens und der Unternehmen ent- und verwandte Daten (BERD@NFDI) erklärt Prof. Dr. Florian Stahl, Professor stehen Daten, die der Forschung ganz seine Arbeit. BERD@NFDI will bis 2026 für Marketing an der Universität Mann- neue Möglichkeiten bieten. für seine Fach-Community eine leistungs- heim und Sprecher des Konsortiums starke Forschungsdateninfrastruktur BERD@NFDI: Mit welchen Methoden wird hier in entwickeln für die Sammlung, Verarbei- der BWL gearbeitet, v. a. bei diesem tung, Analyse und Aufbewahrung von Welche Bedeutung haben unstruktu- Datenvolumen? Geschäfts-, Wirtschafts- und verwandten rierte Daten in der BWL? FS: Im Gegensatz zu strukturierten Daten – hochgradig vernetzt an verschie- FS: Es gibt in der BWL viele intangible, Daten kann man natürlich unstruktu- denen Orten, aber zugänglich über einen das heißt ungreifbare Themen. Denken rierte Daten nicht direkt mit statisti- „single point of entry“. BERD@NFDI Sie beispielsweise an die Markenwahr- schen Methoden auswerten. Wir werden möchte die integrierte Verwaltung von nehmung. Die Marke eines Produktes hier viel mit Machine-Learning-Metho- Algorithmen und Daten über den gesam- oder einer Dienstleistung spielt in der den arbeiten und mit anderen Methoden ten Forschungszyklus hinweg erleichtern, BWL eine große Rolle. Mit quantitati- wobei ein besonderer Schwerpunkt auf ven Methoden kann man diese jedoch unstrukturierten (großen) Daten wie schwer erfassen, wenn man nur struk- Video-, Bild-, Audio-, Text- oder mobilen turierte Daten zur Verfügung hat. Heute Daten liegt, die das Verhalten von Nut- liegen uns Bilder, Texte, Icons und zer:innen in Geschäftskontexten wider- sogar Videos vor, in denen Menschen spiegeln. ihre Wahrnehmung einer Marke und ihr Verhältnis zu Marken zum Aus- Prof. Dr. Klaus Tochtermann zum druck bringen. Das heißt, wir haben Beitrag der ZBW in BERD@NFDI: mit den unstrukturierten Daten ganz „Die ZBW ist verantwortlich für die neue Möglichkeiten, diese intangiblen Entwicklung von Infrastrukturkom- Themen systematischer und quantitativ ponenten für BERD@NFDI, die we- zu erforschen. sentliche Phasen im Lebenszyklus von Forschungsdaten unterstützen. Die Wie entwickelt sich das Wachstum ZBW bringt insbesondere ihre Kennt- unstrukturierter Daten? nisse ein in Sachen Forschungsdaten- FS: Es gibt diverse Schätzungen in management und digitale Informa- Maßen wie Terabyte oder Zettabyte. tionsinfrastrukturen, einschließlich Das Wesentliche ist aber, dass die Daten der Technologien, die im Rahmen ver- in ihrer Vielfalt anwachsen und wir in schiedener Forschungsdatenprojekte immer mehr Bereiche der Wirtschaft wie beispielsweise GeRDI entwickelt Einblick bekommen, die bislang für die wurden.“ Wissenschaft eine Black Box waren. ZBW-Jahresbericht 2021 18
FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT der Künstlichen Intelligenz, um aus den mehr ausschließlich mit den Methoden besondere bei den neuronalen Netzen, unstrukturierten Daten gewisse Muster arbeiten, die wir vor zehn Jahren an- nicht der Fall. Wenn ich ein neuronales herauszulesen. Damit können wir dann gewendet haben. Wir müssen uns die Netz beispielsweise auf gewisse Bilder die empirische Arbeit und statistische Methoden der Künstlichen Intelligenz, von Instagram trainiere, dann ist es von Analyse fortsetzen. des maschinellen Lernens aneignen, um Vorteil, wenn ich am Ende nicht nur die diese dann in der Forschung anzuwen- Daten teile, sondern auch das neuronale Welche Rolle spielen Methoden der KI den. Dazu brauchen wir in der BWL eine Netz. Sprich, wenn Sie eines Tages auch in der BWL? neue Art von Infrastruktur, die nicht Bilder von Instagram mit einer anderen FS: In den letzten fünf Jahren hat die nur allein auf die großen Datenmengen Forschungsfrage analysieren wollen, Künstliche Intelligenz nachweislich ausgerichtet ist. Wir brauchen eine dann ist es für Sie von Vorteil, wenn Einzug in alle Teildisziplinen der BWL Infrastruktur, wo wir uns in der An- Sie nicht nur meine Instagram-Daten gehalten. Das hängt natürlich mit den wendung von Methoden auf bestimmte verwenden können, sondern auch mein neuen Datentypen zusammen, die Datentypen besser austauschen und neuronales Netz. Und das ist der Unter- sich nicht ohne Vorarbeit unmittelbar vernetzen und natürlich gemeinsam schied zur Vergangenheit, wo man nur auswerten lassen. Daher wird KI in der Ressourcen nutzen können. Das ist ein die Daten teilen musste. In der Zukunft BWL immer bedeutsamer. ganz wesentlicher Unterschied. brauchen wir nicht nur eine Archivie- rung der Daten und ein Teilen der Daten Welche Anforderung stellt diese Situ- Haben Sie ein Beispiel? usw., sondern wir brauchen zudem den ation an eine Forschungsdateninfra- FS: Ja. Wenn Sie ein statistisches Ver- Algorithmus, der eine immer größere struktur wie BERD? fahren wie beispielweise eine Regres- Rolle spielt. Sonst ist auch die Replizier- FS: Die BWL ist eine Disziplin, die sich sion anwenden, kommt immer das barkeit gar nicht mehr gewährleistet. fortlaufend und sehr dynamisch weiter- gleiche Ergebnis raus, wenn wir den entwickelt. Das macht auch ihren Reiz gleichen Datensatz haben. Das ist aber Welche Anforderungen stellen sich aus. Das heißt, wir können heute nicht in der künstlichen Intelligenz, ins- an eine so umfassende Forschungs- dateninfrastruktur? FS: Es braucht Speicher, Rechenkapa- zitäten, vor allem in Bezug auf Gra- fik-Rechenkapazitäten, weil natürlich unterschiedliche unstrukturierte Daten mit verschiedenen Prozessoren aus- gewertet werden. Das ist aber mehr von der Hardware her gedacht. Ich glaube, das Wesentliche ist, dass wir uns in der BWL in Richtung Open Science entwi- ckeln müssen. Momentan nutzen viele Forschende vorgefertigte Lösungen von großen amerikanischen Konzernen, wie die Google API oder Amazon Web Services, die durchaus bequem sind, die aber nicht das Kernproblem lösen, dass ich am Schluss neben den Daten den Algorithmus und das neuronale Netz mitspeichern kann. Nochmal: Nur so kann ich die Replizierbarkeit meiner Forschung überhaupt erst gewährleis- ten. Momentan wird viel mit solchen bequemen Lösungen gearbeitet, die aber am Schluss solchen wissenschaftlichen Standards nicht entsprechen. Vielen Dank! • ZBW-Jahresbericht 2021 19
FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT Vernetzte Forschungs dateninfrastrukturen für Europa ZBW engagiert sich in der European Open Science Cloud Association „In my dream, 20 years from now, EOSC has become a system (a commons) similar to what is now the World Wide Web where the Internet is the backbone. In this vision, something like 50% of the relevant research data would be available through these commons, this federated net- work to be created through the protocols and standards. And by relevant data I mean those data that are seen as relevant by the researchers themselves because someone else cannot determine what data are relevant.“ Karel Luyben, EOSC Association President ZBW-Jahresbericht 2021 20
FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT Die European Open Science Cloud (EOSC) ist 2015 mit dem Wie kann man sich über die EOSC Ziel gestartet, europäischen Forscher:innen ein gemeinsames informieren? und offenes multidisziplinäres Umfeld zu bieten, in dem sie Das EOSC-Portal (https://eosc-portal.eu/) Daten, Werkzeuge und Dienste für Forschungszwecke veröf- ist eine Informationsplattform, die über fentlichen, finden und wiederverwenden können. Angebote informiert, die später bei der EOSC eine Rolle spielen werden. Da geht 2020 wurde die EOSC Association gegründet (https://eosc. es beispielsweise um Dienste und Ser- eu/). Ihr Ziel ist es, nach umfassenden Vorbereitungsarbeiten vices wie europäische Forschungsdaten- und über 50 Einzelprojekten nun alle Aktivitäten zu bündeln repositorien. Ein erster Ansatzpunkt, um und eine EOSC operativ für das europäische Wissenschafts- sich mit der EOSC zu beschäftigen. system anbieten zu können. Mitmachen bei der Entwicklung der Die EOSC Association ist eine formale Einrichtung und eine EOSC Stiftung unter belgischem Recht. Um alle Aktivitäten zu ko- Wer sich für die EOSC engagieren möch- ordinieren, wurde ein Vorstand eingesetzt. Dieser besteht aus te, kann dies in den Advisory Groups tun. dem Präsidenten Karel Luyben und weiteren acht Mitgliedern, Davon wurden zunächst fünf gegründet, darunter Professor Dr. Klaus Tochtermann, Direktor der ZBW. die sich mit Themen wie Curricula im Be- reich Forschungsdaten, FAIR Data oder Verabschiedung der Strategischen Forschungs- und Inno- Metadatenstandards befassen. Jederzeit vationsagenda bewerben können sich interessierte Or- Im Februar 2021 hat der Vorstand der EOSC Association die ganisationen als Member bzw. Observer Strategische Forschungs- und Innovationsagenda (Strategic bei der EOSC-Association: https://zbw.to/ Research and Innovation Agenda – kurz SRIA) verabschiedet. RIYve Alle EOSC-Projekte müssen sich fortan an diesen SRIA-Richt- linien orientieren. Ausschreibungen der EOSC Auf der Website der EOSC Association Die Strategische Forschungs- und Innovationsagenda sieht (https://eosc.eu) finden sich zudem unterschiedliche Entwicklungsstufen mit genau festgeleg- regelmäßig „Calls and Grants“, auf die ten Zeitplänen vor. Basisfunktionalitäten fallen in die Stufe sich Interessierte bewerben können, oder „EOSC Core”, die bis 2023 umgesetzt werden soll. Hier sollen Stellenausschreibungen. Für aktuelle In- Elemente wie die Suche, das Speichern oder eine Einlogfunkti- formationen kann man den monatlichen on realisiert werden. Danach läuft „EOSC Exchange“ an, wo es Newsletter abonnieren oder der EOSC um kompliziertere Funktionalitäten und Services für spezielle Association auf Twitter @eoscassociation Datenanalysen von Forschungsdatensätzen geht. folgen. Für die nächsten zehn Jahre wird 1 Milliarde Euro zur Ent- wicklung der EOSC zur Verfügung gestellt, zur Hälfte von der Europäischen Kommission, zur Hälfte von den 27 Mitglieds- staaten der EU. Das wurde von Dezember 2020 bis Juli 2021 zwischen Europäischer Kommission und EOSC Association HÖRTIPP: ausgehandelt und in einer Vereinbarung (Memorandum of Understanding) festgehalten. Durch die Beiträge von aktuell mehr als 200 Mitgliedern hat die EOSC Association zusätzli- Ein Interview mit Prof. Dr. Klaus Tochtermann über che Mittel von etwa 1,5 Millionen Euro. Damit soll unter ande- Entstehung und aktuelle Entwicklungen der EOSC rem in der Geschäftsstelle Personal aufgebaut werden. • hören Sie im ZBW-Podcast The Future is Open Science“: https://zbw.to/GnSgx Prof. Dr. Klaus Tochtermann: „Ich finde es von Bedeutung, als Vertreter einer Informations- Dabei werden sowohl die Großprojekte „EOSC Secre- infrastruktureinrichtung, in den kommenden Jahren an zent- tariat“ und „EOSC Future“ näher beleuchtet als auch raler Stelle in Europa Entwicklungen für disziplinen-übergrei- ähnliche Bestrebungen in anderen Teilen der Welt fendes Forschungsdatenmanagement mitgestalten zu dürfen. betrachtet. Wie hängen NFDI, Gaia-X und EOSC zu- Besonders wichtig ist es, den Dialog zwischen Infrastruktur sammen? Welche Möglichkeiten haben Forschende, und Wissenschaft zu fördern und zu zeigen, wie nationale sich selbst in die Projekte einzubringen, ihre eigenen Forschungsdateninfrastrukturen, wie die NFDI, mit der EOSC Forschungsdaten abzulegen oder die von anderen er- zusammenspielen können.“ hobenen Daten nachzunutzen? ZBW-Jahresbericht 2021 21
FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT Datenkompetenz als Future Skill Informationen einsortieren, Evidenzen einschätzen, Daten managen Nicht nur bei den Nachrichten verlieren traditionelle Gate- Sind Sie an einem Austausch interessiert? keeper ihre Rolle, so dass Bürger:innen auf sich allein gestellt sind. Auch bei den wissenschaftlichen Arbeiten wird es immer → DR. MARTINA GRUNOW schwieriger, einzuschätzen, wie verlässlich ein Forschungs- E. m.grunow@zbw.eu ergebnis ist. Die Qualitätssicherung gerät zum Beispiel an ihre Grenzen, weil Daten nicht verfügbar sind oder wegen man- → SVEN VLAEMINCK gelnder Darstellung der Analyse. Wer Forschungsergebnisse E. s.vlaeminck@zbw.eu einschätzen und Daten organisieren kann, besitzt die Future Skills in einer digital vernetzten Epoche. Deshalb bietet die ZBW regelmäßig Workshops zum Thema HÖRTIPP 1: Forschungsdatenmanagement und reproduzierbare For- schung an. 2021 wurde die derzeit virtuelle Workshop-Reihe Ein ausführliches Interview mit Sven Vlaeminck zu Er- fortgesetzt, kontinuierlich mit großer Nachfrage aus ganz fahrungen mit der Workshopreihe „Gute wissenschaft- Deutschland sowie den Nachbarstaaten. liche Praxis und reproduzierbare Forschung mit STATA“ können Sie im ZBW-Podcast „The Future is Open Science“ Das Besondere: nachhören: https://zbw.to/RVH3J Das Workshop-Konzept wurde mittlerweile von anderen Bibliotheken nachgenutzt und auf andere Disziplinen adaptiert. HÖRTIPP 2: Drei Tipps für einen erfolgreichen Forschungsdaten Wenn Sie tiefer in die Themen Reproduzierbarkeit und Re- management-Workshop plizierbarkeit einsteigen wollen, hören Sie die Podcastfolge 1. Arbeiten Sie so fachspezifisch wie möglich, denn jede Fach- mit Dr. Martina Grunow: https://zbw.to/ygrwN disziplin hat andere Routinen und Regeln. 2. Bieten Sie konkretes Hands-on an. Durch praktische Übun- gen, in denen jeder einzelne Arbeitsschritt beschrieben ist, können die Teilnehmer:innen konkret lernen. 3. Arbeiten Sie in Kleingruppen, denn so können sich die Teilnehmer:innen und die Dozent:innen am besten austau- schen. (*In den ZBW-Workshops wird mit rund 20 Personen gearbeitet.) In den ganztägigen Workshops unter dem Titel „Gute wissen- schaftliche Praxis und reproduzierbare Forschung mit STATA“ zeigt die ZBW, wie Analysecodes und Daten den Richtlinien renommierter Journals entsprechend aufbereitet werden und welche Anforderungen die wichtigsten Drittmittelgeber, Fach- zeitschriften und Fachgesellschaften haben. In praktischen Beispielen trainieren die Teilnehmenden, wie sie die Reprodu- zierbarkeit der eigenen empirischen Forschung sicherstellen und ihre Arbeit effizienter gestalten. • ZBW-Jahresbericht 2021 22
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FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT GO FAIR – Internationale Anlaufstelle für faire Daten und Prinzipien Was bleibt: Ein aktives internationales Netzwerk Im Herbst 2017 wurde die GO-FAIR-Initiative gegründet. Ihr BMBF. Die GO-FAIR-Initiative bleibt weiterhin ein Forum Ziel ist es, die FAIR-Prinzipien bekanntzumachen und deren für alle, die sich für FAIRes Forschungsdatenmanagement Umsetzung zu unterstützen, um Vorhaben wie die European engagieren – unabhängig von Förderprogrammen und eigenen Open Science Cloud und ein Internet of FAIR Data and Ser- Förderprojekten. Das BMBF hat mit der Förderung von 2017 vices voranzutreiben. Die FAIR-Prin- bis 2021 dankenswerterweise die Anschubfinanzierung für die zipien besagen, dass alle digitalen Community-Bewegung geleistet. Forschungsobjekte zukünftig auf- findbar, zugänglich, interope- AB: Was bleibt, ist die GO-FAIR-Community und das rabel und wiederverwendbar internationale, disziplinenübergreifende Netzwerk. abgelegt werden müssen. Dieses ist sehr wertvoll, um FAIRes Forschungsdaten- management auch zukünftig voranzubringen. Die Für einen erfolgreichen Start FAIR-Prinzipien haben sich in der Wissenschaftsge- der GO-FAIR-Initiative wurde meinschaft zu einem akzeptierten 2017 auch das GO FAIR Inter- Konzept entwickelt. Zukünftig national Support and Coordination ist aber weiterhin Engage- Office (GFISCO) gegründet. Es hat in ment vonnöten, um den den letzten vier Jahren Forschungs- wissenschaftlichen gemeinschaften und Infrastruktur- Raum vollständig zu einrichtungen zusammengebracht durchdringen, die ge- und den Community-Aufbau initiiert. schaffenen Lösungen und Eingerichtet wurde das GFISCO an drei Implementierungsansätze Standorten: in Leiden (Niederlande), auf weitere Anwendungsfälle zu Paris (Frankreich) und Hamburg/Kiel. übertragen und so die FAIR-Prin- Das Bundesministerium für Bildung zipien als natürlichen Bestandteil der und Forschung (BMBF) finanzierte bis guten wissenschaftlichen Praxis zum 30. Juni 2021 das deutsche Büro zu etablieren. Vertreter:innen in der ZBW. Mittlerweile unterstützen der GO-FAIR-Commu- vier weitere Büros in Europa und Amerika nity aus dem Executive die GO-FAIR-Community. Wir haben mit Board haben empfohlen, Katharina Kriegel und Anja Busch gesprochen, die GO-FAIR-Initiati- die GO FAIR mitaufgebaut haben, und hier ein ve fortzuführen, und Zwischenresümee ziehen. damit diese Einschät- zung bestärkt. Der operative Die GO-FAIR-Initiative wurde im letzten Sommer been- „bottom-up“-Ansatz hat seinen Mehrwert in den vergangenen det. Was bleibt nach vier Jahren? Jahren bewiesen. Jetzt ist die Form wichtig, in der die bedarfs- orientierten Koordinierungsleistungen des GFISCO weiterge- KK: Damit keine Missverständnisse aufkommen: Beendet ist führt werden können. nur die offizielle Förderung der GO-FAIR-Initiative durch das ZBW-Jahresbericht 2021 24
FORSCHUNGSDATENM A NAGEMENT KK: 2021 trafen sich Vertreter:innen aus verschiedenen nicht fehlen, bedenkt man die Multitasking-Möglichkeiten Ländern, um über die Zukunft von GO FAIR zu sprechen. oder die Ermüdungserscheinungen bei der pandemiebedingt Brasilien, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und die hohen Anzahl der virtuellen Veranstaltungen. Der Wechsel zu USA haben dort ihr Interesse am Fortbestehen der Initiative virtuellen Veranstaltungen hatte auch einen positiven Neben- signalisiert. Zusammen mit China, Dänemark und Österreich effekt: Plötzlich erhöhte sich unsere Reichweite massiv und die verständigten sie sich darauf, sich gemeinsam den Heraus- Community um FAIRes Forschungsdatenmanagement wuchs forderungen im Forschungsdatenmanagement zu stellen. Das trotz der Einschränkungen. Einmal mehr haben wir versucht, gemeinsame Ziel der GO-FAIR-Initiative bleibt es somit, die unserem Anspruch „Qualität statt Quantität“ gerecht zu wer- Kultur des Dialogs und der Kooperation weltweit zu fördern den. Unser virtuell organisiertes FAIR Festival 2021 beispiels- und qualifizierte Erkenntnisse und Lösungsansätze aus der weise hat großen Anklang bei den Teilnehmenden gefunden. Community sichtbar zu machen. Wie geht es nun weiter mit GO FAIR? Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ergebnisse? AB: Das FAIR Festival 2021 hat gezeigt, dass die FAIR-Prin- AB: Eines der wichtigsten Ergebnisse ist die lebendige Com- zipien an Bekanntheit gewonnen haben. Für bestimmte munity, die die Ärmel hochkrempelt und „hands-on“ an der Herausforderungen wurden minimal funktionale Lösungen Umsetzung der FAIR-Prinzipien arbeitet. Seit der Gründung umgesetzt, deren Ausarbeitung, Weiterentwicklung und von GO FAIR haben wir mehr als zwanzig Implementierungs- Verbreitung zukünftig von Bedeutung sein werden. Das wird netzwerke und übergreifende Arbeitsgruppen betreut. Wir weiterhin Engagement, Dialog und Austausch brauchen. Be- haben regelmäßig zahlreiche Workshops, Community-Tref- ständige Anstrengungen sind beispielsweise im Bereich der fen und Konferenzen organisiert, um den Austausch und die Ausbildung und Schulung erforderlich. Ebenso benötigt der Vernetzung auf nationaler, europäischer und internationaler kulturelle Wandel weiter Anreize, um den wissenschaftlichen Ebene zu fördern und so die Infrastrukturentwicklung, den Raum vollständig zu durchdringen. Es gibt zahlreiche An- kulturellen Wandel und den Aufbau von Expertise zu fördern. knüpfungspunkte für zukünftige Aktivitäten. Große Infra- strukturvorhaben, wie die European Open Science Cloud, die KK: Wenn es um FAIRe Daten und die FAIR-Prinzipien geht, Nationale Forschungsdateninfrastruktur NFDI in Deutsch- wird in der Regel GO FAIR als Referenz herangezogen. Das land oder eine Global Open Science Cloud, werden weltweit an- macht uns natürlich stolz und motiviert für die Weiterarbeit. gestrebt. In diesem Umfeld bietet es sich an, mit der bestehen- Sowohl unsere Webseite als auch unser Newsletter und der GO den Community weiterzuarbeiten und auf den vorhandenen FAIR Twitter-Account @GOFAIRofficial sind ein wichtiger In- Netzwerken und dem Wissen aufzubauen. formationspool und Kommunikationskanal für die erweiterte Forschungsdatenmanagement-Community. FAIR hat eine hohe Relevanz im Forschungsdatenmanagement bekommen. Das merken wir auch an der stetig wachsenden Zahl unserer Follower und Abonnent:innen. Welche Lehren haben Sie aus dem Projekt gezogen? KK: Für mich ist die größte und wichtigste Lehre: Commu- nity-Arbeit braucht Zeit, Herzblut und Engagement! Eine Community kann nicht von heute auf morgen aufgebaut wer- den. Und: Community-Building funktioniert am besten mit persönlichen Treffen. Im persönlichen Gespräch lassen sich Leute einfacher und schneller einbinden und von guten Ideen mitreißen als in virtuellen Treffen. KK: 2022 liegt das Augenmerk daher auch darauf, die Unter- AB: Wenn unsere GO FAIR-Community zusammenkam, war stützungs- und Koordinierungsarbeit jenseits einer Projekt- die Energie geballt zu spüren, die abseits der Treffen in die förderung mit allen neuen Büros erfolgreich zu etablieren. tägliche Arbeit gesteckt wurde. Das war immer unheimlich Neben dem internen Management, wie einer sinnvollen und motivierend und stimulierend. Diese Energie galt es zu nutzen, funktionierenden Aufgabenteilung zwischen den Büros, ist es um insbesondere neue Themen und Bedarfe zu bespielen und wichtig, das Angebot an die GO-FAIR-Community zu formu- weiter zu verfolgen. Die Angebote dazu müssen pragmatisch, lieren. Zum Beispiel überlegen wir, „wheel meetings“ für die unkompliziert und konkret sein. Community einzuführen, damit das erfundene Rad weiterrollt und Konvergenz fruchtet. Wir sind gewissermaßen in heller KK: Die Pandemie bedeutete natürlich Einschnitte in unsere Vorfreude auf das, was kommt: FAIR gemeinsam mit unserer Community-Arbeit. Doch mit ein wenig Umdenken gelang es, Community weltweit weiter voranzutreiben! die Akteure auch im virtuellen Kontext gut einzubinden. Neue Formate mussten her, um den Austausch abwechslungsreich Vielen Dank! • und kurzweilig zu gestalten. Der konkrete Mehrwert darf ZBW-Jahresbericht 2021 25
OPEN-ACCESS-TR A NSFORM ATION Wie funktioniert der Publikationsmarkt in den Wirtschaftswissenschaften? Elsevier, Springer und Wiley dominieren den Markt In den Wirtschaftswissenschaften gen, die hier für ihre Forschenden und über APCs, oder die Publikationskosten gelten Zeitschriftenartikel als wichtigs- Studierenden den Zugang organisieren werden institutionell über eine Wissen- tes Publikationsformat. Doch nicht jede und finanzieren. schaftseinrichtung oder eine Fachge- wissenschaftliche Zeitschrift ist pas- sellschaft getragen. In den Wirtschafts- send, wenn es um die Karriereplanung Was sind Hybrid-Zeitschriften? wissenschaften gibt es bislang (anders und die eigenen Marktchancen geht. In Hybrid-Zeitschriften sind eine besonde- als in den Natur- und Lebenswissen- Berufungsverfahren kann nur punkten, re Form von Subskriptionszeitschriften. schaften) nur eine geringe Bereitschaft wer es in die exklusiven Journals der Sie bieten ihren Autor:innen zusätzlich zur Zahlung einzelner APCs. Daher ist Klasse A+ oder zumindest A geschafft an, ihre eigenen Artikel gegen Zahlung der Anteil von Open-Access-Zeitschrif- hat. Artikel aus einer E-Zeitschrift hin- einer Open-Access-Publikationsgebühr ten hier kleiner bzw. hängt vom Enga- gegen werden als am wenigsten hoch- (Article Processing Charge, kurz: APC) gement einzelner Einrichtungen oder wertig angesehen. Diese Fokussierung „freizukaufen“. Nach diesem „Freikauf“ Fachgesellschaften ab. auf den Index-Rang der Journals wird können dann alle Interessierten den be- immer wieder kritisiert, dennoch finden sagten Artikel lesen, auch wenn sie nicht „Read-and-Publish-Verträge“ Rankings wie zum Beispiel das For- Zugang zu einer gut ausgestatteten Uni- Seit ein paar Jahren sind große Fachver- schungsmonitoring der ETH Zürich für versitätsbibliothek haben. Durch solche lage und Wissenschaftseinrichtungen Handelsblatt oder WirtschaftsWoche Freikäufe entstehen Doppelzahlungen dazu übergegangen, nationale Verträge (www.forschungsmonitoring.org) in den von Subskriptions- und zusätzlich abzuschließen, die sowohl den Zugang Wirtschaftswissenschaften eine nach Publikationsgebühren für die gleichen zu Fachzeitschriften als auch die Ver- wie vor ungebrochen hohe Beachtung. Zeitschriften in Richtung der Wissen- öffentlichung darin in einer Zahlung schaftsverlage. Diese Doppelzahlun- regeln (sog. „Read-and-Publish-Ver- Die wichtigsten Fachverlage für wirt- gen firmieren unter dem Fachbegriff träge“). Diese Verträge werden teilweise schaftswissenschaftliche Zeitschriften „Double Dipping“ und werden von den auch Transformationsverträge genannt, in Deutschland sind Elsevier (38 Pro- meisten Wissenschaftsorganisationen da mit ihnen die Chance auf eine groß- zent Marktanteil), Springer (21 Prozent kritisch gesehen bzw. nicht finanziell flächige Open-Access-Transformation Marktanteil) und Wiley (13 Prozent unterstützt. Autor:innen sollten daher des Zeitschriftenmarktes verbunden ist. Marktanteil); siehe Abb. 1, S. 27. Sie vorab prüfen, ob ihre Wissenschaftsein- In Deutschland sind hier vor allem die bilden ein Oligopol für besagte hochran- richtung oder der Forschungsförderer DEAL-Verträge mit den Verlagen Sprin- gige Fachzeitschriften und bieten diese ihres Projekts entsprechende Kosten ger und Wiley zu nennen, die auch für überwiegend als Subskriptions- bzw. übernimmt. die Wirtschaftswissenschaften relevant Hybrid-Zeitschriften an. sind. • Darüber hinaus gibt es auch Open- Subskription bedeutet Abonnement. Access-Zeitschriften, bei denen alle Abonnenten sind in diesem traditionel- Beiträge von vornherein für alle Inte- len Finanzierungsmodell die Biblio- ressierten frei zugänglich sind. Diese theken wissenschaftlicher Einrichtun- Zeitschriften finanzieren sich entweder ZBW-Jahresbericht 2021 26
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