Passauer land Das Magazin

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Passauer land Das Magazin
Passauer
2015
       land
       Das Magazin   für Urlaub in Niederbayern

Flüsse Wälder Thermen
                            Natur ...
                            Touren entlang der Ilz –
                            Deutschlands letztem
                            ungezähmten Wildfluss

                            Kultur ...
                            Die großen Geheimnisse
                            einer kleinen Perle –
                            Geschichte(n)
                            erleben im Passauer Land

                            Jazz am Hof – wo sich
                            Niederbayern von allen
                            Seiten zeigt und die Welt
                            zu Hause ist

                            Kulinarik ...
                            Zu Gast bei Denis Feix –
                            einem der Top-Köche
                            Deutschlands

                                                        1
Passauer land Das Magazin
Inhalt                                       Der besondere
                                                                                                           Tipp:
                                                                                                            d
                                                                                       Die PassauRegiConaunrd nutzen Sie freie
                                                                                                       die
                                                                                        Entdecken Sie                     gen!
                                                                                                      vi ele Vergünstigun
                                                                                        Eintritte und                        9 und
                                                                                         Servicetelefon
                                                                                                         08531 / 944 4   9
                                                                                                                       rd.de
                                                                                         www.passauca

                             „Griaß Di“ im Passauer Land ....................................................................Seite 4

                             Natur
                             Auf den Spuren der Säumer und Panduren .........................................Seite 6

                             Kultur
                             Jazz am Hof ............................................................................................... Seite 16
                             Die großen Geheimnisse einer kleinen Perle ..................................... Seite 20

                             Kulinarik
                             Im Garten der feinen Genüsse ............................................................. Seite 34
                             Überaschend natürlich – auf ganzer Linie........................................... Seite 38

                             Aktiv
                             Volle Entspannung in der bayerischen Toskana ............................... Seite 42
                             Zeit, die Pferde zu satteln........................................................................ Seite 48
                             Nur Elche wird man hier noch selten sehen........................................ Seite 50

                             Lieblingsplätze
                             Rainer Kunze ............................................................................................. Seite 32
                             Bettina Mittendorfer .............................................................................. Seite 46

                             doch ganz schön was los!
                             Veranstaltungen 2015 ............................................................................ Seite 54

    Impressum                                                                                                                              Unsere Tipps:
    Herausgeber:
    Tourist-Information Passauer Land
    Domplatz 11 . 94032 Passau
    Telefon: 0851/397-600
    Fax: 		0851/397-488
    Mail: tourismus@landkreis-passau.de . Net: www.passauer-land.de                                                                        n   Naturerlebnis   n   Wander-Tipp
    Bilder: Robert Geisler, Tourist-Information Passauer Land, Gustav Bachmeyer,                                                           n Radel-Tipp n Familien-Tipp
    Gemeinde Aldersbach, Toni Scholz, Keramikmuseum Obernzell, fotolia.com                                                                 n Golf-Tipp n Kulinarischer   Genuss
    Redaktion: Andreas Wenzel . Mail: redaktion@passauer-land.de                                                                           n Kulturerlebnis n Wintersport-Tipp
    Gestaltung + Druck: Donaudruck GmbH, Vilshofen . Net: www.donaudruck.de
    Auflage: 25.000, © Donaudruck, Vilshofen 2014

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Passauer land Das Magazin
Herrlich
   s p e k t a k u  l ä r
un s p e k t a k u l ä r !
Liebe Leser,
große Ereignisse wie
die Landesausstellung zu
einem der wichtigsten
Stücke bayerischer Kul-
tur, dem „Bier in Bayern“,
lassen zwar noch etwas
auf sich warten, dennoch
wird auch 2015 mit
Sicherheit ein besonderes Jahr im Passauer Land.

Denn hier muss nicht viel passieren, damit man Unvergessliches mit nach Hause
nimmt. Das hat sich auf unseren Streifzügen durch die große Region am süd-
östlichen Zipfel Bayerns immer wieder aufs Neue bestätigt. Dabei haben wir so
manche Überraschung erlebt und sind vielen interessanten Menschen begegnet.
Darunter auch bekannten Persönlichkeiten, die uns den ein oder anderen Tipp
verraten haben. Exklusiv für Sie, liebe Leser.

Gehen Sie mit uns auf die Reise und erleben Sie hier selbst, was so faszinierend
und besonders ist am Passauer Land. Urlaub und Freizeit in einem ganz neuen
Gesicht.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen, Inspiration und interessante Anregungen
für Ihren nächsten Urlaub.

I hr Redaktionsteam
von „Passauer Land“

PS: Kennen Sie bereits unser Passauer Land?
Was haben Sie hier selbst schon erlebt?
Scheuen Sie sich nicht und schreiben Sie uns. Gerne auch mit Bild. Vielleicht ist
Ihre Geschichte ja einen Beitrag wert, in „Passauer Land“.
Mail: redaktion@passauer-land.de

                                                                                    3
Passauer land Das Magazin
Passauer land
                                                          Der Bayerische Wald
    Flüsse,                                               "Griaß Di !“          Bei uns im Südlichen Bayerischen Wald!

    Wälder und                                            Mit seiner unnachahmlichen Weite und Tiefe, wie man sie nur hier so
                                                          genießen kann. Seinen sanften Hügeln, urtümlichen Flusstälern und

    Thermen
                                                          herrlichen Ausblicken. An den Ausläufern des mächtigsten Waldgebietes
                                                          in Europa. Unendliche Freiheit, das ganze Jahr!

    Vielfalt, Offenheit
                                                                   ß Di !“ Bei uns im
                                                               ria
                                                                                                Wo das Land und die Leu-
    und Herzlichkeit genießen
                                                          "G
                                                                                                te „hart, aber herzlich“ sind. Der
    im Passauer Land                                                      G ra nitl a nd Stein schon immer unser Leben
                                                                                                bestimmt hat. Und der Granit
                                                                                                einem in jeder Form begegnet.
                                                                                                Ob als beeindruckender Fels in
                                                          wilder Natur, an aufgelassenen Steinbrüchen oder malerischen Badeseen.
                                                          Sprichwörtlich auf der Straße – unter den Füßen und an unseren Häusern.

                                 "Griaß Di !“             Hier kann man ihn in aller Vielfalt erleben. Immer wieder und vor allem
                                                          jetzt in unserem Granitzentrum – ganz neu: auf dem „Weg im Fels“!
                              Wer gleich so bei uns
              begrüßt wird, muss sich nicht wundern.
              Das kann einem überall passieren im         Das Donautal
              Passauer Land. Völlig normal! Ebenso,
              dass nicht lange um den heißen Brei
             herum geredet wird. Nur wenige der
           liebenswerten Eigenheiten von Land und
        Leuten, denen man hier begegnen kann. Viel-       "AnGriaß     Di !“ Bei uns im Bayerischen Donautal!
                                                             einer der mächtigsten Lebensadern Europas. Die so viele Grenzen
    leicht liegt das ja auch daran, dass wir vielerorts   überwindet wie kein Strom sonst auf der Welt. Einem der schönsten
    lange Zeit eigenständig waren. Über Jahrhun-          Abschnitte in einer der markantesten Flusslandschaften. Aktivurlaub,
    derte hinweg, bis 1806. Denn erst zu Napoleons        Natur- und Kulturerlebnis auf 55 Flusskilometern Länge.
    Zeiten kam das Passauer Land zu Bayern. So wie        Mitten im Passauer Land!
    wir es heute kennen.
    Natürlich aber hat uns und unsere Kultur die
    Natur hier stark geprägt. Wald und Wasser –
    das war im Passauer Land schon immer wichtig.
    An den großen Lebensadern Donau und Inn.
    Mächtige Transportachsen für Salz, Holz und
                                                          Das Bayerische Golf- & Thermenland
    anderes wertvolles Handelsgut, das manchen
    Ort hier zum Blühen brachte. Inzwischen eine             Griaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Golf- und Thermenland!
                                                          "Herzlich
    der beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen in                    willkommen in einem der beliebtesten Erholungs- und Gesund-
    Europa.                                               heitszentren Europas, im Paradies für Golfer, im Himmel kulinarischer
    Es gibt aber noch manches andere, was viele an        Genüsse! In allem, was gut tut, für Körper, Geist und Seele. Im alten
    unserer Region heute schätzen: Die „Weite und         Bauernland. Willkommen in der Bayerischen Toskana!
    Tiefe“, so wird uns zum Beispiel häufig gesagt –

                                                               iaß Di !“ Bei uns,
                                                          "G r
    unbeschreibliche Panoramen, egal an welchem                                                           Im einstigen Zentrum
    Punkt. Eine einzigartige Naturidylle und präch-                                                       der Pferdezucht. Dem
    tige Kulisse für eine Unzahl an Freizeit- und                                                n        alten Bauernland. Wo
    Erholungsmöglichkeiten – in drei Urlaubsregio-                w  ischen Rott un d I n                 man noch altes Brauch-
                                                                 Z
    nen und insgesamt acht Feriengebieten.                                                                tum erleben, aber auch
    Ein Paradies, mitten in Europa! So groß wie           selbst die Pferde satteln kann. Für Entdeckungstouren durch unsere
    Gran Canaria. Nur eben vielfältiger.                  traditionsreiche Kulturlandschaft mit ihren vielen Schätzen. Um die Uhr
    Und vor allem: Sehr viel näher!                       noch einmal zurück zu drehen in längst vergangene Zeiten oder auch
                                                          selten gewordene Tierarten zu treffen.
    herrlich spektakulär unspektakulär.                   Hoch zu Ross, auf dem Drahtesel oder einfach auch zu FuSS!

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Passauer land Das Magazin
"G riaß Di !“ Bei uns im
                                                                                a
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                                                  Reportage
                                                                            "Gri ß Di !“ Bei uns im
                             nl a n d             auf Seite 6
                                                                              gscheider
                                                                            We          Land !                   Interview
                        Auf den Spuren der Säumer und                                                            auf Seite 50
                        Panduren. Wo alles noch ganz wild            „Griaß Di!“ Bei uns im Wegscheider Land!
                        und ungezähmt ist. Und man noch              Wo alte Handwerkskunst noch einen Boden hat. Und man
                        Unerwartetes entdecken kann – in             große Sprünge machen kann, ohne ihn unter den Füßen
                        der urwüchsigen Flusslandschaft der          zu verlieren. Weltbekannt durch seine Skisprung-Schan-
Ilz, der „schwarzen Perle“, und ihrer wilden Kinder. Oder alte       zen und internationalen Wettbewerbe. Vor allem aber ein
Kultur erleben, hautnah – im Land der drei Burgen mit seinen         Natur- und Erholungsparadies, das sich immer zu entde-
idyllischen Badeseen. Wo es nicht nur eines der größten Frei-        cken lohnt – ob in Wanderstiefeln oder Schneeschuhen,
lichtmuseen Europas gibt, sogar wilde Bisons und Indianer.           auf dem Rad oder auch auf Ski.
Vogelwild!                                                           Zu jeder Jahreszeit!

       Griaß Di i uns im
 Baye"                                                    riaß Di !“ Bei uns im Land
                                                                                              r
               ! “ Be
                                                                                     d

                                                                                        e
      r   isch
               en Donautal
                                &                    "G             Don
                                                                        au                n
                                                                                              !
                                  !                                             -pe r l e
             Kl o
                  ster wi n k e l
                                                       Reportage auf Seite 20
Da wo Niederbayern am ursprünglichsten und
die Donau noch unverbaut ist, das Land frucht-        Wo der Gulden einst in Strömen floss. Und das Wasser seine ganze
bar und das Wasser noch reich an Fischen. Das         Kraft zeigt. Wo man brandheiße Geschichte(n) und echte Manöver er-
Bier süffig ist und die Kirchen prächtig sind.        leben kann, dunklen Geheimnissen auf die Spur kommt und sogar auf
Wo man sich schon immer aufs Bauen und                Fischen reiten kann. Die Tier- und Pflanzenwelt einmalig, die Aussicht
Brauen verstanden hat und man auf so man-             majestätisch und der Spaß am Radeln und Wandern grenzenlos ist. Ob
chen bekannten Meister trifft. Der Fluss regel-       hoch über der Donau oder direkt am Fluss –
mäßig in Flammen aufgeht und es zwei inter-           ein überwältigender Natur- und Kulturgenuss!
essante Inseln gibt. Sogar noch manches mehr.
Ein Paradies zu Land und zu Wasser!

Thema auf Seite 42

     "Griaß Di !“ B                                                 "Griaß Di !“ B
                    ei uns in                                                      ei uns in
                                                                                    Bad
                      Bad
                          Füssin
                                g                                                       Griesbach

Dort, wo man einst nach Öl gebohrt hat, um noch Wertvolle-        Wo man das einmalige „Quellness“ genießen kann:
res zu Tage zu fördern: schwefelhaltiges Heilwasser, das heute    Kuren, Wellness und Golf in einem – um es sich rund-
in drei modernen Thermen sprudelt. Auf einer Fläche so groß       um gut gehen zu lassen. Im Paradies für Golfer und
wie mehrere Fußballplätze. In Europas beliebtester Wellness-,     Himmel kulinarischer Genüsse. Mit der höchsten Platz-
Beauty- und Gesundheits-Oase. Wo man wieder Bewegung in           dichte und dem Golf-Resort Nummer Eins in Europa. Der
die Sache bringt, in Knochen und Gelenke – in Deutschlands        besten Küche Niederbayerns. Maßgeschneiderten Wohlfühl-
größtem Therapiezentrum.                                          und Übernachtungsangeboten. Wo sich auch die Prominenz
Gesundheitsurlaub der Extraklasse!                                zu Hause fühlt: „Alles vom Feinsten“. (W)hole in one!

                                                                                                                                5
Passauer land Das Magazin
Natur

       Auf den Spuren
         der Säumer und
        Panduren
         en entlang der Ilz, Deutschland                             ss
        r                               s letzte
    Tou                                         m ungezähmten Wildflu

6
Passauer land Das Magazin
Die Natur hat
Menschen und Kultur
im Passauer Land stark
geprägt. Noch sehr
ursprünglich ist sie im
Ilztal, im Osten des
Bayerischen Waldes.

                               N
Wild und ungezähmt
                                        icht nur seiner Farbe
bahnt sich hier die                     wegen hebt sich dort
„Schwarze Perle“, wie                   der Wildfluss von den
die Ilz aufgrund ihres                  großen Geschwistern
                             Donau und Inn deutlich ab. Er ist
dunklen Wassers auch         der letzte in Deutschland, der sich
im Volksmund ge-             seine Wildheit bis heute bewahrt
nannt wird, ihren Weg        hat und von flussbaulichen Sün-
                             den weitgehend verschont ge-
vom Ursprung an der
                             blieben ist. Ein Eldorado für Na-
bayerisch-böhmischen         turliebhaber, in dem noch über
Grenze über 62 Kilo-         20.000 Tierarten leben und echte
meter durch urwüch-          Raritäten beheimatet sind, wie
                             die Flussperlmuschel, der Huchen
siges Mittelgebirge bis      (Donaulachs) oder auch seltene
nach Passau, wo sie in       Gefäßpflanzen – Wolfsmilch- und
die Donau mündet.            Enzianarten.
                             Ebenso einzigartig ist die Kultur-
                             geschichte, der man hier noch auf
                             Schritt und Tritt begegnet: Müh-
len und mächtige Triftanlagen, die von einer Zeit erzählen, als es
noch laut zugegangen sein muss in dem Flusstal. Bis zu 100.000
Ster (m3) Holz im Jahr wurden bis 1945 auf der Ilz geflößt –
Baumstämme über Baumstämme, so weit das Auge reicht.
Früher und länger noch – über ein halbes Jahrtausend hin-
weg bis in die frühe Neuzeit – führten von hier aus wichtige
Salzhandelsrouten bis nach Böhmen. Die ersten „Fernstraßen“
im Passauer Land. Wo einst schwer beladen die Säumerzüge
mit ihren Rössern das „weiße Gold“ transportierten, genießen
heute Wanderer und Radfahrer die Naturidylle. Auch ohne großes
Gepäck. Viele davon lassen mittlerweile ihr Auto stehen und
nutzen die Ilztalbahn, um zum Startpunkt ihrer Tour oder auch
wieder zurück zu gelangen. Ein besonderes Erlebnis, wie sich
seit Wiedereröffnung der Regionalbahnstrecke – im Juli 2011 –
zunehmend herumgesprochen hat.

                                                                     7
Passauer land Das Magazin
Natur

                 P f e r d e s tä  r k e n durch
    Mit 750                              d e s Ilz ta ls
                     R o   m a  n  ti k
    d i e w i ld e
                               r le bn i s
    - e i n e c ht e s E
       Es ist erst Viertel nach neun an diesem Sonntagmor-     Einstieg in ein echtes Erlebnis
       gen, zwei Wochen vor Pfingsten. Dennoch herrscht
       am Bahnsteig 6 des Passauer Hauptbahnhofs schon
       reger Betrieb. Als wir ihn erreichen, treffen wir
       bereits auf eine größere Gruppe Mountainbiker in
       voller Montur. Nicht die einzigen, die das herrliche
       Ausflugswetter nutzen wollen. Knapp dreißig Minu-
       ten später, als die beiden modernen Desiro-Triebwa-
       gen der Ilztalbahn einfahren und der erste Zug an
       diesem Tag bereit gestellt wird, sind noch etliche
       Fahrgäste dazugekommen.
       Andreas und Gabriele K. sind mit ihren Freunden aus
       Untergriesbach hergekommen. Sie wollen mit der
       Ilztalbahn bis nach Freyung fahren, dann mit den
       Rädern über Perlesreut und an der Ilz entlang zurück.
       Wie auch für uns, ist es für sie eine neue Erfahrung:
       „Eigentlich wollten wir das schon länger einmal         Abenteuer für Groß und Klein
       machen: Mit der Bahn reinfahren und das Ganze an
       einem Stück sehen, von Freyung bis runter. Mit dem
       Auto kennen wir die Strecke ja. Die reizvollen Stücke
       der Ilz bekommt man aber von da aus nicht mit.“ Auf
       die Idee ist das Paar beim Wandern gekommen. „Von
       Kalteneck herunter, da sieht man sie ja manchmal
       fahren.“

       Pure leidenschaft! Unsere Lokführer.

       Die Durchsage des Zugführers kündigt die Abfahrt
       an: „Wir begrüßen Sie in unserem Personenzug auf
       der Fahrt von Passau nach Freyung – über Tiefen-
       bach, Fischhaus, Kalteneck, Fürsteneck, Röhrnbach
       und Waldkirchen – und wünschen Ihnen eine an-           Wo sich Naturgenuss und Aktivurlaub verbinden

                                                                                                      Säumerzug

8
Passauer land Das Magazin
netz einer nichtbundeseigenen Eisenbahn berechtigt“. Nicht
                                                         ohne: Neun Monate Minimum müssen für die Ausbildung
                                                         investiert werden, so erfahren wir. Robert G., neben dem wir
                                                         stehen, macht ihn gerade. Und offenbar seine Sache sehr gut,
                                                         denn sein begleitender Lokführer-Kollege hat bislang daran
                                                         nichts auszusetzen.

                                                         Absolut abenteuerlich! Von Anfang an.

                                                         Gerade haben wir den Güterbahnhof passiert und überqueren
                                                         mit moderaten 50 Stundenkilometern (der Maximalgeschwin-
                                                         digkeit! ) beim Passauer Ortsteil Kachlet die Donau – die erste

                                                          T I P P

                                                           Wandern mit der Ilztalbahn
genehme Fahrt“. Robert G. ist nicht nur der Zug-,
sondern zugleich auch unser Lokführer. „Nicht un-
üblich im Regionalbahnverkehr wie bei uns, bei der
Ilztalbahn“, erklärt uns der Student, der wochentags
an der TU Dresden Verkehrsingenieurwesen büffelt.
Denn wie sein Kollege Andreas G., der neben ihm

                                                                                           Z
im Führerstand steht, macht er das ehrenamtlich.                                              u den schön-
Typisch für sämtliche der rund 130 Aktiven der priva-                                         sten Wander-
ten Regionalbahn, die im Juli 2011 den Betrieb auf der                                    und Rundtouren,
2005 stillgelegten Strecke wieder aufgenommen hat                                         die man von den
und sich seither mit ihrem Förderverein für den Aus-                                      Haltestellen     der
bau des Zugverkehrs auf der Strecke einsetzt. Denn                                        Ilztalbahn aus un-
trotz wachsender Nachfrage verkehrt die Ilztalbahn                                        ternehmen kann,
bislang regelmäßig nur an Wochenenden und Feier-                                          ist im Oktober
tagen, von Anfang Mai bis Ende Oktober.                                                   2014 ein reich
„Wir haben Ärzte, Lehrer, Handwerker, aber auch                                           bebilderter Wan-
normale Berufseisenbahner – also alle Berufsgrup-                                         derführer mit de-
pen querbeet, die das in ihrer Freizeit machen“,                                          taillierten Wegbe-
erklären uns die beiden Lokführer aus Leidenschaft.            schreibungen und Wanderkarten erschienen.
Wer sich allerdings seinen Kindheitstraum erfüllen             Der Freyunger Arzt und Wanderbuchautor
und einen Zug wie bei der Ilztalbahn führen möchte,            Dr. Peter Dillinger beschreibt darin über 30
braucht dafür selbstverständlich einen Lokführer-              Routen mit unterschiedlichen Gehzeiten und
schein – mindestens der Klasse 2, der immerhin „zum            Schwierigkeitsgraden, Rastplätzen und Einkehr-
Führen von Schienenfahrzeugen auf dem Strecken-                möglichkeiten. Der handliche Führer ist in den
                                                               Zügen der Ilztalbahn und regionalen Gasthäu-
                                                               sern sowie in allen Buchhandlungen erhältlich.

                                                               Ohetaler Verlag, ISBN: 978-3-95511-032-1
                                                               Preis: 12,90 €

                                                                                                                           9
Passauer land Das Magazin
Natur

             Brücke unserer Bahnfahrt. Die Halte-
             stelle des Stelzlhofes – einst ein Gut
             der Diözese Passau, heute ein Ökozen-
             trum und Gastronomiebetrieb – las-
             sen wir links liegen. Sie ist noch im-
             mer stillgelegt, soll aber wiederbelebt
             werden.
             Schon wird es spannend: Robert, unser
             Lokführer, verlangsamt die Fahrt. Lau-
             tes Quietschen. Eine scharfe Biegung.
             Nicht die einzige Stelle, wo zusätzlich
             eine Leitschiene angebracht ist, um
             uns in der Spur zu halten. Dann, bei Ki-
             lometer 4,3, das nächste Brückenbau-
             werk. Eines, das sehr nostalgisch an-                   befördern, sondern vor allem, um Holz    zu können, wurde die 49,8 Kilometer
             mutet – mit rustikaler Holzbeplankung.                  und Granit zu transportieren. Über ein   lange Bahnstrecke für rund 900.000
             Die Unterführung zum Stelzlhof, deren                   halbes Jahrhundert lang, bis zum Ende    Euro komplett saniert. Netto, aus pri-
             Konstruktion wohl aber schon ganz                       des zweiten Weltkrieges.                 vaten Mitteln, wohlgemerkt! Und mit
             anderen Lasten standgehalten haben                      Nicht der einzige Grund, der unser       großem ehrenamtlichen Einsatz. Ein
             muss. Denn erbaut wurde die Strecke                     Vertrauen stärkt: Um den Bahnbetrieb     Musterbeispiel, das inzwischen Schule
             ursprünglich nicht nur, um Personen zu                  nach der Stilllegung wiederaufnehmen     macht.

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Das grenzüberschreitende                                                                                          Mit der Ilztalbahn in den Nationalpark,
Freizeitverkehrsnetz                                                                                                 nach Südbohmen und nach Passau.
                                                                                                                        Attraktive Angebote für Gruppen.
          Anschluss zum
          Nationalpark
          Bayerischer Wald

           Freyung

               Anschluss nach
               Krumau/Budweis

           Waldkirchen

           Röhrnbach
                                       www.facebook.com/Ilztalbahn

           Fürsteneck

           Kalteneck

           Fischhaus

           Tiefenbach

           Passau Hbf                                                                                                                          ktober
                                                                                                                                 Von Mai bis O
                                                                                                                                                 , Sonntag
                                                                                                                                 jeden Samstag
DB                       ÖBB

                                                                                                                                                agen.
                                                                                                                                 und an Feiert

                                                                           08581/9897136
                                                                          www.ilztalbahn.eu

     10
Nun brauchen wir wieder volle Kraft.
Nach der interessanten Brückenpassage
geht es nämlich steil bergauf, heraus
aus dem Donautal in Richtung Patri-
ching, in den Bayerischen Wald.
„Wo wir jetzt fahren, war damals der
Damm abgerutscht – alles abgesackt,
komplett mit den Bäumen – und auf
der Straße gelegen, erklärt Andreas G.,
der 2. Lokführer links neben uns, und
deutet auf einen steilen Abhang hin.
Nach unten zur B85, die nach Norden,
Richtung Regen führt. Massive Regen-
fälle hatten hier im Jahr 2002, nach der
schweren Flutkatastrophe in Passau, die
Bahnlinie unpassierbar gemacht. Für
die Deutsche Bahn das Kriterium, um
die Strecke einzustellen.
Laut ertönt jetzt das Signalhorn. „Weg,
weg! Kusch!“ Ein Hase hoppelt vor uns
über die Gleise. Nichts Außergewöhn-
liches für Andreas G.: „Gestern hatten
wir einen Radfahrer.“
Nur knapp drei Meter vor ihm sei sein
Kollege zum Stehen gekommen. Die
Lokführer bei der Ilztalbahn sind auf
solche Vorkommnisse eingestellt. Rund
hundert Meter Bremsweg müssen bei
der Geschwindigkeit, mit der wir fah-
ren, eingerechnet werden. Im normalen
Streckenverkehr der Deutschen Bahn
ungefähr das Sechsfache, so erfahren
wir. „Bei durchschnittlich 120 Stun-
denkilometern!“ Andreas G. und sein
Kollege Robert nehmen es gelassen: „Es
war ja lange kein Verkehr mehr auf der
Strecke“. Dass ein Zug kommen könn-
te, das wüssten inzwischen zwar die
meisten. Dass dem wirklich so ist, da-
mit rechneten aber viele nicht. Bei aller
Achtsamkeit, die von ihnen gefordert
wird, schätzen die beiden ehrenamt-
lichen Lokführer vor allem das Land-
schaftserlebnis, das sich ihnen hier auf
der Nebenbahn bietet: „Einfach anders
als wenn man mit 160 oder mehr durchs
flache Land rauscht.“
Plötzlich wird es dunkel. Nur für ei-
nen Moment. Die erste Tunnelpassage
auf unserer Strecke. Kaum 50 Meter,
dann blitzt schon wieder die Sonne
durch die Bäume. Nur wenig später gibt
unser Lokführer erneut Signal – erst
lang, dann noch einmal kurz. Robert G.

                                            11
Natur

     drosselt das Tempo und wir rollen mit       den Anschluss nach München nimmt
     10 Stundenkilometern in den Bahnhof         oder auch noch weiter in den Norden
                                                                                              Herrlich romantisch!
     von Tiefenbach ein.                         fährt.“
     Ein verwunschener Ort. Stünden da                                                        Direkt am Wasser entlang.
     nicht bereits einige Wanderer am Bahn-
     steig. Es sind nicht die einzigen Fahr-     Unglaublich! Die Natur                       Immer wieder hören wir jetzt das Schlei-
     gäste, die hier schon auf uns warten.                                                    fen in den Leitschienen. Nur knapp 50
                                                 zum Greifen nah.
     Manche davon sogar im Sonntagsstaat.                                                     Meter liegen noch zwischen uns und
                                                                                              dem Flussufer, dem wir uns immer stär-
                                                 „Pass auf, gleich hängt Deine Kamera         ker annähern. Kilometer 14,3 ist schon
                                                       im Baum!“ Fast schon fahrlässig,       fast in Sichtweite, da macht völlig un-
                                                           wie Robert, mein Fotograf,         erwartet der Wald auf und gibt endlich
                                                              seine Nikon aus dem Sei-        den Blick frei. Direkt aufs Wasser, das
                                                                 tenfenster des Führer-       nun in weniger als zwanzig Metern Ent-
                                                                    stands hält, um die       fernung neben uns ruhig dahinströmt.
                                                                      unterschiedlichen       Eine herrlich romantische Kulisse. Und
                                                                        Szenerien wäh-        ein Paradies für Fliegenfischer, die man
                                                                          rend unserer        hier an manchen Tagen vom Zug aus
                                                                            Fahrt einzu-      beobachten kann. Vielleicht einer der
                                                                             fangen. So       schönsten Abschnitte, den wir noch
                                                                              nah reichen     ganze zwei Kilometer bis Fischhaus
                                                                               die Zweige     genießen können.
                                                                               der Laub-      Dort treffen wir auf eines der Säge-
                                                                                bäume an      werke an der Ilz, das hier noch über
                                                                                uns her-      eine eigene Gleisanbindung verfügt.
                                                                                an, als wir   Vis-à-vis davon kommt das verträum-
                                                                                Tiefenbach    te Bahnhofsgebäude von Fischhaus in
                                                                               verlassen      Sicht. Einem kleinen Weiler mit nur
                                                                               haben und      rund 140 Seelen, der zur Gemeinde
                                                                              bald durch      Ruderting gehört und direkt auf dem
                                                                             dichten          70 Kilometer langen Ilztalwanderweg
                                                                            Mischwald         sowie der Südroute des beliebten Gold-
                                                                          fahren. In gro-     steigs liegt. Ausgangspunkt für manche
                                                                        ßen Bögen nä-         Fernwanderung, aber auch ein lohnens-
                                                                       hern wir uns nun       wertes Ausflugsziel für kürzere Rund-
                                                                    der Ilz. Als es richtig   touren. Beiderseits der Ilz kann man von
                                                                  eng wird für uns.           hier aus bis zur Mündung nach Passau
                                                              Nach Kilometerstein 12,8        marschieren oder auch flussaufwärts bis
                                                           türmen sich links und rechts       Ettlmühle in Ellersdorf. Dem Ursprung
                                                        von uns gewaltige Granitwän-          der Ilz, wo die große und die kleine Ohe
                                                  de auf. „Das ist jetzt der Einschnitt“,     zusammenfließen und sich noch eines
                                                 klärt uns Lokführer Robert G. auf. Völlig    der schönsten erhaltenen Mühlen-
     „Verwandtenbesuch!“, so erzählt man         unübersichtlich. Ein Teilstück, das ihm      gebäude Bayerns befindet.
     uns. Ein Beleg dafür, wie gut die Ilztal-   besondere Aufmerksamkeit abfordert.
     bahn mittlerweile auch als Verkehrsmit-     „Die Felsen kommen da schon sehr nah
                                                                                              Kanadische Verhältnisse!
     tel angenommen wird. Die Zugbeglei-         auf einen zu. Da kann es schon mal
     terin Monika F., die kurz zu uns in den     schnell passieren, dass etwas abbricht       Mitten im Bayerischen Wald.
     Führerstand schaut, freut sich natür-       und vor einem auf den Schienen liegt.“
     lich darüber: „Einige unserer Fahrgäste     Auch für die Pflege der Strecke eine He-     „Jetzt kommt die Ilzbrücke!“ Auf die-
     fahren inzwischen regelmäßig mit uns,       rausforderung, die hier kontinuierlich       sen Hinweis unseres Lokführers haben
     jeden Sonntag. Am Abend sogar der ein       von üppigem Bewuchs freigeschnitten          wir gewartet. Ein absoluter Höhepunkt
     oder andere Pendler, der dann in Passau     werden muss.                                 auf der Bahnstrecke. Und ein belieb-

12
tes Bildmotiv. Kaum fünf Minuten,      erste mit der Ilztalbahn. Ihr Mann
nachdem wir Fischhaus hinter uns       bezeichnet sich dagegen schon als
gelassen haben, kreuzen wir erst       „Routinier“. Das letzte Mal sei er mit
den Ilztalwanderweg, dann – schon      seinem Vater nach Passau gefahren.
kurz danach – geht es 70 Meter         Heute soll es mit der Familie einmal
quer über die Ilz. Schmal und nur      in die andere Richtung gehen, nach
mit Holzbohlen bewehrt. Wirklich       Freyung. „Vielleicht in die Eisdiele“,
abenteuerlich – so hoch, direkt über   so erzählt er uns.
dem Wasser. Viel mehr aber noch
sind wir einfach nur fasziniert, von
                                       Fliegender Wechsel!
welcher Seite sich der Wildfluss
aus dieser Perspektive zeigt. Das      Die andere Seite der Ilz.
Kanada Niederbayerns, so wird
gerne über die Flusslandschaft des     Wir haben die Seiten gewechselt
Ilztals gesagt. Wer diesen Ausblick    und fahren nun die nächsten drei
schon einmal erlebt hat, versteht      Kilometer rechts der Ilz entlang
warum.                                 weiter flussaufwärts. Knapp eine
Zwischenzeitlich haben wir Ge-         halbe Stunde sind wir seit unserer
sellschaft bekommen. Eine junge        Abfahrt in Passau bereits unter-
Mutter, die mit ihrem Kind im Arm      wegs, da wird das Tal eng und wir
hinter uns an der Schwelle zum         erreichen Kalteneck, das noch zur
Führerstand steht. Auch sie möch-      Marktgemeinde Hutthurm gehört.
te sich dieses Erlebnis keinesfalls    Eine Ortschaft übrigens, die erst
entgehen lassen und wagt – über        durch den Bau der Bahnlinie ent-
unsere Schultern hinweg – ei-          standen ist. Die Hauzenberger
nen Blick durch die Frontscheibe.      Marktverwaltung hatte sich im
Unser Lokführer-Duo hat dafür          Interesse der heimischen Steinin-
vollstes Verständnis. Berührungs-      dustrie dafür stark gemacht, ober-
ängste kennen die beiden nicht.        halb Hutthurms an der Ilz eine
Die Straßkirchenerin jedenfalls ist    Eisenbahnstation zu errichten. 1890
absolut begeistert. Wie überhaupt      wurde diese mit Inbetriebnah-
von der Fahrt bisher. Denn auch        me der Bahnstrecke nach Freyung
für sie und ihren Anton ist es die     offiziell eröffnet. 24 Jahre später

Zum Anbeißen: ein Paradies für Fliegenfischer

                                                                                13
wurde Kalteneck dann sogar zu einem
                                                  Knotenpunkt, mit Anbindung in Rich-
                                                  tung Deggendorf. Die Blüte der Stein-
                                                  industrie im Passauer Land.
                                                  Auch das würde man angesichts der
                                                  beschaulichen Kulisse nicht vermu-
                                                  ten: Viel Holz und Wasser – für die
                                                  Münchner Fabrikanten F. X. Spagl und
                                                  H. Pernpointner einst der Grund, hier in
                                                  Kalteneck im Jahr 1901 eine Leisten-
                                                  fabrik zu bauen: die Spagl & Co. OHG.
                                                  Heute einer der führenden Hersteller in
                                                  Europa für Bilderrahmen und Leisten.
                                                  Aus Holz, versteht sich.
                                                  Lokführer Robert hat jetzt alle Hände
                                                  voll zu tun. Er muss unsere Ankunft am
                                                  Bahnhof Kalteneck dem verantwortli-
                                                  chen Zugleiter mitteilen und sich von
                                                  ihm die Genehmigung zur Weiterfahrt
                                                  einholen. Nicht unwichtig! Denn die-
                                                  ser regelt den Streckenverkehr auf der
                                                  Bahnstrecke der Ilztalbahn. Die ein-
                                                  gleisig ist! Nicht auszudenken, wenn
                                                  man sich hier mittendrin irgendwo be-
                                                  gegnen würde, auf der kurvenreichen
                                                  Strecke. Das ist uns schon klar, nach
                                                  allem, was wir bereits erlebt haben. Mit
                                                  Gegenverkehr muss man tatsächlich

    unser
                                                  nur in Kalteneck und dann noch ein-
                                                  mal, an der übernächsten Station, in
                                                  Waldkirchen rechnen, wie uns Robert
                                                  erklärt. Planmäßig natürlich. Die ein-
                                                  zigen Möglichkeiten, wenn man eine

    wasser
                                                  Zugbegegnung der Ilztalbahn miter-
                                                  leben möchte.

    macht‘s!
                                                  Halbzeit! Für uns leider
                                                  die Endstation.

                                                  Wenige hundert Meter nach Kilometer
                                                  22,2, noch bevor die Wolfsteiner Ohe
                                                  bei Fürsteneck in die Ilz mündet, verlas-
                                                  sen wir das Ilztal und folgen weiter der
                                                  Route, die vor langer Zeit auch die Säu-
                                                  mer für ihre Salztransporte von Passau
                                                  aus nahmen. Dem ältesten Reise- und
                                                  Handelsweg, auch „Unterer Goldener
                                                  Steig“ oder „Prachatitzer Weg“ genannt.
                                                  Weiter in Richtung Röhrnbach und
                                                  Waldkirchen – durch die romantischen
                                                  Flusstäler der Wolfsteiner Ohe und des
                                                  Osterbaches. Nur ein kleines Teilstück
                                                  der drei historischen Routen, die man
                                                  hier auch erwandern kann. Natürlich

Thermalbadstraße 4 · 94086 Bad Griesbach-Therme
14
Telefon 08532 9615-0 · www.wohlfuehltherme.de
Natur

                                           Flusslandschaft des Jahres
                                           und Erlebnis rund um die Uhr

                                           D    ass es hier viel und immer wieder Neues zu entdecken gibt, ist gar
                                                keine Frage: Das Ilztal ist nicht nur bei den Einheimischen im Passauer
                                            Land ein beliebtes Ausflugsziel. Aufgrund seiner Einzigartigkeit wurde es
                                            bereits 2002/2003 zur Flusslandschaft des Jahres gekürt.

                                           24 Stunden
                                           durch das Ilztal und Dreiburgenland

                                           E    rst im Sommer letzten Jahres war die Ferien-
                                                region außerdem als Austragungsstätte des
                                            begehrten Wander-Events „24h von Bayern“ aus-
                                            erwählt. 444 ausgeloste Teilnehmer aus ganz Deutschland und dar-
                                            über hinaus nahmen die Gelegenheit wahr, den Geheimnissen dieser
                                            faszinierenden Landschaft auf die Spur zu kommen. „Entdecke das
                                            Unerwartete“, so das Motto der 24 Stunden-Wanderung, die rund 80
                                            Kilometer quer durch das Ilztal und Dreiburgenland führte. Mit insge-
                                            samt 2.053 Höhenmetern, die dabei bewältigt wurden, nicht nur eine
                                            sportliche Leistung. Zugleich auch ein außergewöhnliches Natur- und
bequemer als damals, über 145 km            Kulturerlebnis.
insgesamt. Neben der „Via Nova“ –
dem Pilgerweg – und dem „Panduren-
steig“, über den man von Fürsteneck      machen wir ja das gleich selbst noch.      weiter folgen möchten: das Donau-
nach Perlesreut oder auch nach Pas-      Und schauen uns Schloss Fürsteneck an      Moldau-Ticket. Wer möchte, kann da-
sau gelangt.                             – nur einen kurzen Sprung entfernt. Um     mit ab dem Bahnhof Waldkirchen wei-
Dann, ab Kilometer 23,2 die letzten      noch einmal Abschied zu nehmen von         ter mit dem Bus über die tschechische
Höhepunkte auf unserer Fahrt: Ein ge-    der Ilz und den faszinierenden Blick auf   Grenze fahren. Im Takt! Dann in Nove
mauertes Loch – ganz unvermittelt,       ihren Zusammenfluss mit der Wolfstei-      Udoli mit Zug der tschechischen Staats-
inmitten grüner Natur. Und schon         ner Ohe zu genießen. Oder auch nur,        eisenbahn „CD“ weiter in Richtung
wird es abermals dunkel auf unserer      um dort zünftig einzukehren. Bei einem     Prachatice, Winterberg, Krumau oder
Strecke, ganze 130 Meter lang –          kühlen Hellen, selbstverständlich.         Budweis. Grenzenloser Genuss also. Wo
„Fürsteneck I“. Exakt einen Kilometer    Und noch eine heiße Empfehlung für         sonst hat man das alles schon einmal so
später dann noch einmal, für 94 Meter.   alle, die den Spuren unserer Säumer        nah beieinander? n
Ein echtes Erlebnis, nicht nur für
Eisenbahn-Nostalgiker. Als wir aus
dem Nordportal des letzten Tunnels
„Fürsteneck II“ ausfahren, haben wir
allerdings auch schon die Landkreis-
grenze zu Freyung-Grafenau erreicht
und fahren in den Bahnhof von Fürs-
teneck ein. Halbzeit für viele unserer
Mitreisenden. Für uns leider die End-
station.

Einsteigen und Türen
schlieSSen!

Bevor wir aussteigen und unser Lok-                                                       Schloss Fürsteneck
und Zugführer Robert das Signal
zur Abfahrt gibt, hier zum Schluss
ein paar letzte Tipps: Vielleicht        Mehr Informationen zur Ilztalbahn findet man im Internet auf www.ilztalbahn.eu

                                                                                                                              15
Kultur

      Jazz                                                Wo sich Niederbayern
                                                          von allen Seiten zeigt

     am Hof
                                                             und die Welt
                                                             zu Hause ist

     In Ausham, einem kleinen Weiler in der idyllischen Hügellandschaft des niederbayerischen Klosterwinkels
     unweit von Fürstenzell, wo es nur eine Handvoll Hausnummern gibt und wo man das wohl kaum vermu-
     ten würde, ist die ganze Welt zu Hause. Inmitten eines für die Region typischen traditionellen Dreiseit-
     hofes, Baujahr 1812, kann man hier einmal im Jahr auf internationale Größen der Musikwelt treffen.
     Und bei einem kühlen Hellen – beim Frühschoppen unter weiß-blauer Himmelsbeflaggung oder unterm
     Sternenhimmel in lauer Sommernacht – bequem in die Ferne schweifen. Nach Lateinamerika oder auch
     in andere musikalische Gefilde, wie erst jüngst wieder nach Osteuropa. Wenn es heißt: Jazz am Hof.

                                          licherweise nur Schreinerkunden an-       rer Art auf die Beine, das für viele der
     Ein Open-Air-                        klopfen, ist die Hausnummer 7 dann        Besucher inzwischen schon zur Traditi-
     und Festival-Erlebnis                nicht mehr zu übersehen. Wenn die         on geworden ist.
     besonderer Art                       Tore zum Hof weit offen stehen und        Denn auch wer meint, mit Jazz im
                                          Fred Mutzl in seinem urigen Anwesen       landläufigen Sinn nicht viel am Hut
                                          Musikerkollegen und Gäste aus allen       zu haben, kommt bei Jazz am Hof voll

     A  n drei Tagen im Jahr, meist
        Mitte Juli, drehen sich in Aus-
     ham die Uhren anders. Wo sonst üb-
                                          Himmelsrichtungen begrüßt. Seit 2007
                                          stellt der Schreiner und Musiker aus
                                          Leidenschaft dort ein Festival besonde-
                                                                                    auf seine Kosten und nimmt etwas
                                                                                    mit, was er so schnell nicht vergisst:
                                                                                    Eine unbeschreibliche Atmosphäre,

16
wo der urtümliche Holzgeruch der um-      Dass man sich bei Jazz am Hof weni-        In neuer Formation mit dem polni-
gebenden Schroats (niederbayerisch        ger als Festivalbesucher fühlt, sondern    schen Marimba-Virtuosen Dominik
für Balkone) Geschichten erzählt und      hautnah den Spaß einer Session unter       Roslon – und unterstützt von Radek
sich im Zusammenspiel mit Rhyth-          Musikern miterleben kann, ist kein         Szarek (Percussion), einem bekannten
men und Klängen aus anderen Kultu-        Zufall. Denn hier greift der Organisator   Jazz-Schlagzeuger aus Polen, sowie
ren und Zeiten zu etwas Einzigartigem     auch selbst zum Instrument und stellt      von Gregor Berg von der Niederbayeri-
vermengt.                                 sich zu seinen Musikerkollegen mit auf     schen Philharmonie (Saxophon) – ist es
                                          die Bühne. Zuletzt mit Eigenkom-           ihm dabei einmal mehr gelungen, die
                                          positionen für Marimba – einer Art         Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.
Ungewöhnlich
                                          Xylophon mit Ursprung in den Urwäl-        Da macht es auch nichts aus, wenn
mitreiSSend - Musikgenuss                                                                              sich nach hochsom-
für jeden Geschmack                                                                                    merlich tropischer
                                                                                                       Einstimmung einmal
Entsprechend vielfältig und außer-                                                                     ein kurzer Gewitter-
gewöhnlich ist das Programm, das                                                                       schauer ankündigt.
Fred Mutzl jedes Jahr in aufwändiger                                                                   Bei Jazz am Hof ist
Recherche und Organisationsarbeit                                                                      man darauf einge-
zusammenstellt. Von Gipsy Swing                                                                        richtet, findet sich
und Latin Jazz bis hin zu klassischem                                                                  unter den umgeben-
Dixie sind darin sämtliche Stilrich-                                                                   den Balkonen und
tungen mit namhaften Interpreten                                                                       Vorsprüngen immer
aber auch Newcomern vertreten.                                                                         eine Möglichkeit
Außerdem vieles, das nicht so leicht                                                                   zum Unterstellen
in ein bestimmtes Genre gepresst wer-                                                                  und sind rasch viele
den kann. Für das Publikum, das sich                                                                   Hände da, um Tische
regelmäßig davon mitreißen lässt,                                                                      und Bänke wieder
spielt das keine Rolle. Eine Mischung                                                                  trocken zu wischen.
also für jeden Geschmack, die nicht nur   dern Afrikas, für das Fred Mutzl eine      Ganz unkompliziert. Der besondere
Kenner anspricht und neben be-            neue Leidenschaft entwickelt hat.          Geist und Reiz von Jazz am Hof.
kannten Größen auch immer wieder
Überraschendes und Neues auf die
Bühne bringt.

                                                                                                                              17
Kultur

     Auf alle Fälle nichts Alltägliches                                                       rauf mag er sich allerdings jetzt
                                                                                              noch nicht festlegen. „Hotel Bos-

     G   erade erst wieder ist ein Höhe-
         punkt von Jazz am Hof zu Ende
     gegangen. Begeistert und berauscht
                                               über 400 Kilo schweren Bösendorfer
                                               Flügel von der Bühne zu hieven, gehen
                                               ihm gleich spontan mehrere Helfer
                                                                                              sa Nova“, „Sara Gazarek“ oder auch
                                                                                              Akkordeon-Jazz aus Frankreich – Ideen
                                                                                              dazu hat der 53-jährige schon im Kopf.
     von dem zweistündigen Nonstop-            zur Hand.                                      Auf alle Fälle nichts Alltägliches, so
     Programm des Ausnahmekünstlers            Am nächsten Morgen steht noch                  viel steht für ihn fest. Wer Fred Mutzl
     und Gipsy-Virtuosen Joscho Stephan        ein Jazz-Frühschoppen mit der                  kennt, weiß: Darauf ist Verlass.
     und seinem Trio treten die Gäste zu       Jeremias Flickschuster Jazzband auf            Man darf also gespannt sein. n
     später Stunde an diesem Samstag           dem Programm. Dann geht es für
     ihren Heimweg an. Von vielen verab-       Fred Mutzl auch schon wieder in
     schiedet sich Fred Mutzl noch einmal      die nächste Runde. Was im kom-                 Termine für 2015 unter
     persönlich. Als es dann darum geht, den   menden Programm stehen wird, da-               www.jazzamhof.de

         T I P P             Panorama Golf Fürstenzell
     [               ]   Mit Feng Shui zu neuen Horizonten
                                                                                  na
                                                                                     c
                                                                                 Ort h
                                                                                    en
                                                                                       bu
                                                                                                       Panorama golf
                                                                                                                            PA
                                                                                                                                 11

                                             Eine 800.000 Quadratmeter                   rg
                                                                                                                 nach Kleingern
                                             große Kraftquelle, eingebettet in     Dorfbach
                                                                                                  Fürstenzell           St 2618
                                             eine traumhafte Landschaftsku-
                                             lisse, die dem Namen alle Ehre
                                             macht: Panorama Golf Fürsten-
                                             zell bietet mit seiner 18-Loch-            Jazz am Hof Bad Höhenstadt
                                             Anlage nicht nur sportliche
     Herausforderung. Konzipiert und gestaltet nach fernöstlicher Philosophie,
     kommen auf Deutschlands erstem und bislang einzigem Feng Shui Golf Course auch Geist und Seele nicht zu kurz. Ein faszinie-
     render Ort, um Energie zu tanken und das innere Gleichgewicht wiederzuerlangen.

                                                   Macher und Musiker
                                                   aus ganzer Leidenschaft

                                                   A    lfred Mutzl oder einfach nur
                                                        Fred, wie ihn seine Freun-
                                                   de und viele der Stammgäste von
                                                                                              einen anderen Eindruck: Ein Künst-
                                                                                              ler, der seine Träume lebt.
                                                                                              Wenn er das auch nicht ger-
                                                   Jazz am Hof nennen, versteht               ne hören mag, verkörpert Fred
                                                   sich als Handwerker – und das im           Mutzl das, was manchen hier im
                                                   zweifachen Sinn: an der Hobelbank          Passauer Land ausmacht: Ein
                                                   wie auch auf der Bühne. Denn               Original und Macher mit Ecken
                                                   eigentlich verdient er seine Bröt-         und Kanten, der unumwun-
                                                   chen als Schreiner und ist als             den sagt, was er denkt, über
                                                   Holzdesigner bekannt. Wer ihn              den Tellerrand schaut und keine
                                                   allerdings an der Gitarre oder             Risiken scheut, um das umzuset-
                                                   auch an exotischeren Instru-               zen, was ihm in den Sinn kommt.
                                                   menten wie der Marimba erlebt              Vielleicht liegt darin auch das
                                                   (einem Xylophon mit Holzklang-             Geheimnis, warum Jazz am Hof ei-
                                                   stäben und Ursprung in den Ur-             nen so einzigartigen Charme ver-
          Alfred (alias Fred) Mutzl (53)           wäldern Afrikas), bekommt schnell          strömt.

18
Das Thermal-Juwel in Bad Füssing

                    VO L L
          KLANG                                        DIE EUROPA THERME BAD FÜSSING
              U C H  E N UND
       ABTA             NIGEN:
       E N TS C H L E U                                              IHR WOHLFÜHLZENTRUM NR.1
                             ken    gsbec
                           pannun
        Im  n e u en Ents musik, Farb-
                           ser         segel.
                                                             ERHOLEN, ENTSPANNEN, ERLEBEN
                  terwas        Sonnen
         mit Un         n u n d
                   iele                                               Sie baden in reinem Bad Füssinger schwefelhaltigem Thermal-Mineralwasser mit Tem-
         lichtsp
                                                                      peraturen zwischen 27°C und 40°C. Langbadetage Mo, Mi, Fr von 7.00 Uhr bis 22.00 Uhr.

      NEU

Das besondere Entspannungserlebnis . . .                                                                                                                            www.credo-concept.com

Entschleunigen Sie in unserem neuen Entspannungsbecken zu meditativer Unterwassermusik und Lichtanimation, lassen Sie sich unter dem blattförmigen Riesen-
Sonnensegel treiben. Die Wirkung ist tiefenentspannend, sehr beruhigend und lässt Sie somit einen Zustand der absoluten Ausgeglichenheit erreichen. Genießen Sie
eine vollkommen neue Dimension der Wahrnehmung:
Sanfte Unterwassermusik • Unterwasser-Farblicht-Effekte
                           Unterwasser-Farblicht-Effekte • LED-Spotbeleuchtungen • Farbig geflieste
                                                                                            geflieste Sitzplätze • Warme 37° C Wassertemperatur • Architektonisch
beeindruckendes, blattförmiges Sonnensegel – Schwebend im heilenden Thermenwasser entdecken Sie das neue, schwerelose Klangerlebnis!

Öffnungszeiten:
Öff nungszeiten:                                       Saunaparadies:
                                                       täglich von 11.00 – 19.00 Uhr bzw. an           Eintrittspreise:
Thermalbadelandschaft:                                 Langbadetagen (Mo, Mi, Fr) – 22.00 Uhr
täglich von 7.00 – 19.00 Uhr                                                                           Thermalbad           € 10,50  Zehnerkarte € 100,00
Langbadetage (Mo, Mi, Fr) von 7.00 – 22.00 Uhr         Med. Behandlungen im Kurmittelhaus:             Saunaparadies        € 8,50  Zehnerkarte € 80,00
Einlassschluss eine Stunde vor Badeschluss             Mo – Fr (werktags) von 7.30 – 16.00 Uhr         Thermalbad mit Sauna € 16,50  Zehnerkarte € 160,00
                                                                                                                                                           19
Kurallee
   allee 23 • D-94072 Bad Füssing • Telefon +49 (0) 8531/9447-0 • Fax +49 (0) 8531/9447-790 • info
                                                                                              info@europatherme.de • www.europatherme.de
Kultur

     Die groSSen Geheimnisse
         einer kleinen Perle
     Auf Zeitreise im „Bayerischen Donautal“
     Eine erlebnisreiche Begegnung mit Schiffmeister Anton Lüftenegger
     alias Matthias Koopmann, „Stadtfuchs“ zu Passau

     Z
          iemlich am Ende des Bayerischen      Ein Anziehungspunkt, auch für man-      Wir wollen den Geheimissen des einst-
          Donautals – noch vor dem Stau-       chen Tagesausflügler, der per Schiff    mals so mächtigen Marktes nachspü-
          werk Jochenstein – am linken         oder Auto hierher kommt.                ren und haben uns zu einer „Stadt-
     Donauufer, wo sich in der Flussmitte      Schon von Weitem sichtbar, ragen        fuchstour“ angemeldet. „Von Odel, Ton
     Deutschland von Österreich teilt, liegt   stolz die Doppeltürme der Markt-        und Schiffmeistern“ lautet der Titel
     Obernzell.                                kirche hoch über die Dächer von         der Erlebnisführung, für die wir
     Ein malerischer Erholungsort mit          Obernzell hinaus in den Himmel auf.     uns an diesem Samstag-
     etwas weniger als 3.800 Einwohnern,       Wie ein deutlicher Fingerzeig dar-      abend am Floriansbrun-
     in dem das Kunsthandwerk auf eine         auf, dass man sich bei aller Beschau-   nen einfinden – mitten
     lange Tradition zurückblickt und sich     lichkeit heute stets an die einstige    am Marktplatz, dem ver-
     schon immer gerne Künstler nieder-        Bedeutung und Stellung des Or-          einbarten Treffpunkt, wo
     gelassen haben – wie unter anderem        tes in der Welt erinnern möge. Vor-     wir mit anderen Teil-
     vor mittlerweile mehr als siebenund-      zeiten als Hafnerzell oder auch nur     nehmern gebannt
     dreißig Jahren der bekannte deut-         Zell in aller Munde bekannt, trifft     den Start der
     sche Schriftsteller und Lyriker Rei-      man hier noch vielerorts auf stum-      Tour erwar-
     ner Kunze. Viele Radler, die auf dem      me Zeugen aus glanzvollen Tagen         ten.
     Donauradweg von Passau nach Wien          und einer beeindruckenden Ortsge-
     unterwegs sind, machen hier Station.      schichte, deren Ursprünge bis in die
                                               Keltenzeit zurückreichen.

20
Wenn die Kirchenglocken eine andere Zeit einläuten

S   chlag sieben – kaum ist das Geläut
    von Mariä Himmelfahrt, der Roko-
ko-Marktkirche nebenan, verklungen –
                                              Brunnen im Ort – drei an
                                              der Zahl – 1820 vom
                                              Landgericht zu Weg-
schreitet festen Schrittes ein stattlicher    scheid verboten worden.
Herr auf unsere Gruppe zu.                    Zweimal im Jahr, so erfah-
Eine imposante Erscheinung mit                ren wir, wurde im Mark-
Zylinder und hohen Stiefeln. Auch sonst       te zu Obernzell das so
mag die Kleidung dieses groß gewach-          genannte „Ehaft Täding“
senen Herrn nicht so recht ins heu-           abgehalten. Das Volk
tige Bild passen: mit seinem weißen           am Marktplatz zu einer
Rüschenhemd, der Weste und dem                öffentlichen Gemeinde-
langen Mantel, einen Gehstock mit             und Rechtsversammlung
Silberknauf in der Hand.                      zusammengerufen. An-
„Was macht das Volk zu so später Stund´       lass für den Magistrat,
auf der Gass?“, fragt dieser uns unver-       also den Gemeinderat,
mittelt und nimmt Robert, unseren Fo-         dem     der    Marktrich-
tografen, fest ins Visier: „Da ist er schon   ter (zugleich auch Bür-
wieder, dieser Lump! Wie oft habe ich         germeister) und sechs
ihm schon gesagt, dass er sich nicht          Ratskollegen     angehör-
herumtreiben solle, in der Nähe dieses        ten, Neuigkeiten zu Recht
Brunnens?“ Ob uns dieses Mannsbild            und Ordnung kundzutun,
nicht bekannt sei? Keine Verwechslung!        aber auch Klagen und
Die Schelte gilt tatsächlich meinem Kol-      Bittschriften entgegen-
legen Robert. Wohl namentlich besser          zunehmen. Die Hygiene
bekannt als Lehrer Voit, der berüch-          war dabei wohl immer
tigt dafür gewesen sein soll, „sich zu        wieder ein wichtiges The-
abendlicher oder nächtlich Stund‘ dort        ma auf der Tagesordnung.
zum Brunnen zu schleichen, um seinen          „Weshalb der betagte und
Leibstuhl zu entleeren“. „Eine Ungeheu-       ortsbekannte Schulmeis-
erlichkeit!“, empört sich unser Gegen-        ter auch aktenkundig ge-
über. War doch die Verunreinigung der         worden sei.“

                                                                           21
Kultur

     Oh heiliger Sankt Florian!

        N     atürlich hat unsere
              seltsame Bekannt-
          schaft den Treffpunkt
                                      auch ihm nicht gebührend Beach-
                                      tung geschenkt, obwohl er doch die
                                      Spitze des prächtigen Brunnens krönt
                                                                                 warum in diesem Zusammenhang Sankt
                                                                                 Florian eine so wichtige Rolle spielte:
                                                                                 Hafnerware. Keramik also, nur keine
           am Floriansbrunnen         und namensgebend dafür war: Sankt          gewöhnliche. Nein! Graphittonware,
           nicht zufällig gewählt.    Florian.                                   dichter und undurchlässiger als je-
         Ein geeigneter Ort, um       Ob uns schon aufgefallen sei, „dass        des übliche Tongeschirr, sehr be-
        bereits so manchem Ge-        der Heilige oftermal im Ort zu finden      ständig und vor allem reißfest. Nicht
       heimnis des Marktes zu         ist“. „Dort und dort und immer löscht      nur für Kochgeschirr „eine interes-
       Obernzell auf den Grund        er fleißig, nicht?“, so der Hinweis un-    sante Sach´“, so hören wir. Auch für
            zu gehen.                 seres Begleiters, der darauf brennt von    Schmelztiegel oder genauer gesagt:
              Was zunächst für        uns zu hören, welche Bewandtnis wir        Graphitschmelztiegel. „Dereinst hoch-
               uns nur wie eine       dahinter vermuten.                         begehrt in der Welt – von Münz-,
               schmucke Gehhil-       Um auf die Lösung zu kommen, sollte        besonders aber von Geschützgießerei-
                fe aussah, ent-       man natürlich wissen, wo genau man         en, den so genannten „Stückhäusern“.
                  puppt sich jetzt    sich befindet. Obernzell? „Wenn der        Das also war es, was so manchen
                   in der Hand        Ort doch immer schon so g´heißen           reich gemacht hatte hier im Ort – wie
                    dieses Herrn      hätt.“ Hat er natürlich nicht. „Gries-     den Stifter des Brunnens und großen
                    als magisches     bach in der Zell“, so wird uns kund-       Gönner des Marktes, den Fabrikanten
                   Werkzeug. Ei-      getan, sei sein „ältest´ Name“, im         Franz Paul Kaufmann, von dem noch des
                 nes, das uns den     Unterschied zu Griesbach am Hohen          Öfteren die Rede sein wird.
                 richtigen Blick      Markt       („Untergriesbach in Euren      Schließlich können wir es schon
                  weist und da-       heutigen Tagen“), wo die einstigen         förmlich riechen: Wo überall Töp-
                   mit lebendig       Herren, die Edlen von Griesbach, auf       fer mit ihren Brennöfen am Werke
                     werden lässt,    ihrer stolzen Burg gesessen hätten.        waren, war auch die Brandgefahr
                      was sich hier   Bis Anfang des 13. Jahrhunderts,           groß. Weshalb die Brunnen auch
                         in dieser    der Zeit, als das Geschlecht schlicht      als Löschwasser-Reservoire benötigt
                          Kuliss e    ausgestorben sei und sich die zu           wurden und es der starken Hilfe eines
                           e i n -    Reichsfürsten aufgestiegenen Passauer      Schutzheiligen bedurfte.
              mal alles abge-         Bischöf´ die Herrschaft einverleibt hät-   Allerdings hätten solcherlei Gefah-
             spielt hat. Vielleicht   ten. Dann habe man den Ort umbenannt.      ren „auch manch´ Gutes in der Folg´
             hätten wir sonst         Und zwar in?                               bewirkt“. Warum? Das lässt unser
                                      „Hafnerzell!“ Der Name liefert uns auch    Begleiter noch offen.
                                      den Hinweis darauf, wofür man hier
                                      einst in der Welt bekannt wurde und

22
Auf dem
                 T I P P             Herrliche Aussichten
Donausteig von Passau
nach Obernzell

[
O    bernzell markiert das
     erste Etappenziel des
Donausteigs, der in der
Dreiflüssestadt Passau be-
ginnt und über 23 Etappen
ins österreichische Grein
an der Donau führt. Zu-
gleich ist es auch einer der interessantesten    Oberösterreich hinaus auf den Dachstein und die
Abschnitte des 450 Kilometer langen Fern-        Berchtesgadener Alpen. Mit 521 Metern über
wanderweges, der erst 2010 eröffnet wurde.       Null der höchste Punkt der Tour.
Ein Höhepunkt auf der 27 Kilometer langen        Dies ist bei Weitem aber nicht das einzige Er-
Wanderroute ist im wahrsten Sinne des Wor-       lebnis auf der abwechslungsreichen Strecke,
tes die König-Max-Höhe. Benannt nach König       die sich quer durch ursprüngliche Natur- und
Maximilian II., der hier 1852 bei einem Besuch   stimmungsvolle Kulturlandschaften zieht – vom
gesagt haben soll, dass er gar nicht gewusst     Wildfluss Ilz über die steilen Hänge der Donau-
habe, „dass sein Bayernland so schön ist“.       leiten und das Plateau des Ilz-Erlau-Hochlandes
Tatsächlich bietet der Rastplatz unweit des      wieder hinab zur Donau zum Markt Obernzell.
Luftkurorts Kellberg einen herrlichen Rund-      Immer wieder mit Blick auf idyllische Bauern-
blick auf den Bayerischen Wald und den           weiler und den mächtigen Strom. Ein Natur- und
Böhmerwald, bei klarem Wetter sogar weit über    Kulturgenuss ganz besonderer Art.

    Aus der Donau ...                                 [             ]    T I P P

... fangfrisch auf den Tisch – zu Gast beim Kornexl

H    ier fährt der Chef noch selbst regelmä-
     ßig morgens hinaus, um zu fangen, was
nachher auf der Speisekarte steht: Zander,
                                                 seit 2006 den elterlichen Betrieb weiter: den
                                                 Gasthof Kornexl in Jochenstein. Der Kornexl,
                                                 wie ihn viele auch einfach nur nennen, ist
Barbe, Rapfen, Waller, Hecht und Aal und         weithin bekannt für seine ausgezeichneten
auch manche Spezialität, die nicht jeder         Fischspezialitäten, die noch nach alten Haus-
kennt.                                           rezepten zubereitet werden. Beliebt aber auch
Klaus Kornexl gehört zu den letzten Berufs-      wegen seines idyllischen Biergartens, direkt am
fischern auf der Donau im Passauer Land.         Donau-Ufer gelegen, nur knapp 9 Kilometer
Gemeinsam mit seiner Frau Bettina führt er       flussabwärts von Obernzell entfernt.

                                                                                                   23
skanisch vorkommen
      N
               Kultur

      Was einem wirklich toskanisch
      vorkommen kann
            un endlich erfahren wir auch,
            mit wem wir es zu tun haben:
      Anton Lüftenegger, seines Zeichens
      nicht nur Bürger allhier. Wenn er das
      in aller Bescheidenheit feststellen
      dürfe, „auch nicht ganz unvermö-
      gend“. Allerdings sei er nicht durch
      die Schmelztiegelfabrikation zu Wohl-
      stand gelangt. Schließlich habe es
      hier noch anderes gegeben. Das soll
      uns erst einmal genügen.
      Wir folgen der Aufforderung des feinen    Zeit toskanisch wurde. Ins Besitztum        Gebäuden des Marktes. Dort findet
      Herrn und tauchen in den folgenden        von Großherzog Ferdinand gelangte,          sich auf einer Inschrift ein möglicher
      Etappen noch tiefer ein in die beweg-     einem Habsburger.                           Schlüssel, wonach im Jahre 1580 der
      te Vergangenheit des Ortes. Zurück in     Zu Bayern also – so hören wir mit Erstau-   Fürstbischof Urbach von Trenbach die
      die Epoche, der Lüftenegger entsprun-     nen – kam Obernzell ziemlich spät, näm-     Burg zu Obernzell habe von Grund
      gen ist. In die Zeit Napoleons, als die   lich erst im Jahre 1806. Wie aber ist der   auf renovieren lassen. Bezog sich also
      komplizierten Verhältnisse geistlicher    Ort zu seinem heutigen Namen gelangt?       Obernzell ursprünglich gar nicht auf den
      und weltlicher Herrschaft ein Ende        Dazu gehen wir auf unserer Zeitreise        Ort als Ganzes, sondern wurde erst spä-
      nahmen. „Die Fürstbischöf´“ ihren Fürs-   zunächst noch weiter zurück und             ter darauf übertragen? Nicht die einzige
      tenrang verloren hatten und – wer         machen am fürstbischöflichen Schloss        Erklärung, lässt uns Herr Lüfteneg-
      von uns hätte das gedacht – Obern-        zu Obernzell Station. Eigentlich nicht      ger wissen: Auch würde man mutma-
      zell, das bis dahin rund sechshundert     zu übersehen: Gehört der prächti-           ßen, dass es im Gegensatz zum nahen
      Jahre zum eigenständigen Hochstift        ge Bau – idyllisch am Donau-Ufer            Engelszell geschehen sei – eben das Zell
      Passau gehört hatte, sogar für kurze      gelegen – doch zu den auffallendsten        oberhalb des Flusslaufs.

        Keramikmuseum Obernzell
                                                                        T I P P
                                                                                        [               ]
                                                                      Aus der spannenden Geschichte
                                                                      einer alten Handwerkskunst

                                                                      stellungsstücke erzählen hier von der faszinierenden Ge-
                                                                      schichte einer alten Handwerkskunst, für die der Ort vormals
                                                                      weltbekannt war. Und die über die Region hinaus in ganz

      W      o einst lange Zeit überall rundum noch in den Brenn-
             öfen das Feuer loderte und sogar einmal eine Zweig-
      stelle der berühmten Nymphenburger Porzellan-Manufaktur
                                                                      Bayern auf eine lange Tradition zurückblickt.
                                                                      Eine Zeitreise von der Jungsteinzeit bis in die Gegen-
                                                                      wart, bei der man verschiedene keramische Techniken und
      eingerichtet werden sollte, findet sich heute ein Museum        Herstellungsvorgänge kennenlernt, aber auch viel über die
      besonderer Art: das Keramikmuseum im ehemals fürstbi-           unterschiedlichen Verwendungen erfährt – bis hin zur In-
      schöflichen Schloss zu Obernzell. Rund zwölfhundert Aus-        dustrieproduktion und Keramik unserer Tage.

      Der Eintritt in das Museum ist kostenfrei. Die Öffnungszeiten findet man unter www.obernzell.de

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kann
 Reich an Rohstoffen

                            Reich an
 Das Umland von Obernzell war schon immer reich an seltenen Rohstof-
 fen, die man nicht nur für die Herstellung von Schwarzhafnerware oder
 der einstmals so begehrten Graphitschmelztiegel benötigte, sondern auch
 für die Porzellan-Manufaktur. Der Kaolin-Vorkommen wegen hatte man
 Anfang des 19. Jahrhunderts sogar schon einmal ernsthaft erwogen, die an-
 gesehene Nymphenburger Porzellan-Manufaktur nach Passau zu verlegen.
 Diese Vorkommen allerdings waren dann irgendwann erschöpft. Und auch
 die Manufaktur Lenck, die in der Dreiflüssestadt entstanden war, musste
 alsbald darauf ihre Pforten schließen.

  T I P P
                  [               ]
     Glück auf!
 Bergbau hautnah erleben –

                                                                                Anzeige Bergwerk
 im Graphit-Besucherbergwerk Kropfmühl

 W     ohl jeder kennt ihn als Mine in seinem Bleistift. Dabei spielt Graphit
       in vielen modernen Anwendungen nach wie vor eine bedeutende
 Rolle: ob in der Kunststoff- und Autoindustrie, bei der Batterieherstel-
 lung, als Zusatz in Dämmstoffen und manchem mehr.
 Wer wissen möchte, wie der Rohstoff einst gewonnen wurde und
 vielerorts auf der Welt noch abgebaut wird, kann das hier hautnah erle-
 ben: im Besucherbergwerk Kropfmühl, nicht einmal zehn Kilometer von
 Obernzell entfernt.
 Mit Helm und Kittel geht es dort in Begleitung eines erfahrenen
 Bergmanns bis in 45 m Tiefe, auf die 4. „Sohle“, wo man nicht nur den
 harten Alltag der Kumpels und
 Knappen unter Tage kennenlernen
 kann, auch noch einiges mehr über
 Mineralien, die Rohstoffgewinnung
 und den Bergbau erfährt.

 Mehr Informationen dazu gibt
 es unter: www.graphit-bbw.de

  T I P P
                  [               ]
      Übrigens:
      Vom Schlossgarten bis zum Sonnensystem
      Außer den Stadtfuchs-Touren gibt es natürlich noch viele
      andere Führungen im Passauer Land – von der Historien-
      Führung über die Gartentour bis zur astronomischen Füh-
      rung auf dem Planetenweg. Mehr dazu auf
      www.passauer-land.de/fuehrungsangebote

                                                                                                   25
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