Passauer land Das Magazin
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Passauer 2015 land Das Magazin für Urlaub in Niederbayern Flüsse Wälder Thermen Natur ... Touren entlang der Ilz – Deutschlands letztem ungezähmten Wildfluss Kultur ... Die großen Geheimnisse einer kleinen Perle – Geschichte(n) erleben im Passauer Land Jazz am Hof – wo sich Niederbayern von allen Seiten zeigt und die Welt zu Hause ist Kulinarik ... Zu Gast bei Denis Feix – einem der Top-Köche Deutschlands 1
Inhalt Der besondere Tipp: d Die PassauRegiConaunrd nutzen Sie freie die Entdecken Sie gen! vi ele Vergünstigun Eintritte und 9 und Servicetelefon 08531 / 944 4 9 rd.de www.passauca „Griaß Di“ im Passauer Land ....................................................................Seite 4 Natur Auf den Spuren der Säumer und Panduren .........................................Seite 6 Kultur Jazz am Hof ............................................................................................... Seite 16 Die großen Geheimnisse einer kleinen Perle ..................................... Seite 20 Kulinarik Im Garten der feinen Genüsse ............................................................. Seite 34 Überaschend natürlich – auf ganzer Linie........................................... Seite 38 Aktiv Volle Entspannung in der bayerischen Toskana ............................... Seite 42 Zeit, die Pferde zu satteln........................................................................ Seite 48 Nur Elche wird man hier noch selten sehen........................................ Seite 50 Lieblingsplätze Rainer Kunze ............................................................................................. Seite 32 Bettina Mittendorfer .............................................................................. Seite 46 doch ganz schön was los! Veranstaltungen 2015 ............................................................................ Seite 54 Impressum Unsere Tipps: Herausgeber: Tourist-Information Passauer Land Domplatz 11 . 94032 Passau Telefon: 0851/397-600 Fax: 0851/397-488 Mail: tourismus@landkreis-passau.de . Net: www.passauer-land.de n Naturerlebnis n Wander-Tipp Bilder: Robert Geisler, Tourist-Information Passauer Land, Gustav Bachmeyer, n Radel-Tipp n Familien-Tipp Gemeinde Aldersbach, Toni Scholz, Keramikmuseum Obernzell, fotolia.com n Golf-Tipp n Kulinarischer Genuss Redaktion: Andreas Wenzel . Mail: redaktion@passauer-land.de n Kulturerlebnis n Wintersport-Tipp Gestaltung + Druck: Donaudruck GmbH, Vilshofen . Net: www.donaudruck.de Auflage: 25.000, © Donaudruck, Vilshofen 2014 2
Herrlich s p e k t a k u l ä r un s p e k t a k u l ä r ! Liebe Leser, große Ereignisse wie die Landesausstellung zu einem der wichtigsten Stücke bayerischer Kul- tur, dem „Bier in Bayern“, lassen zwar noch etwas auf sich warten, dennoch wird auch 2015 mit Sicherheit ein besonderes Jahr im Passauer Land. Denn hier muss nicht viel passieren, damit man Unvergessliches mit nach Hause nimmt. Das hat sich auf unseren Streifzügen durch die große Region am süd- östlichen Zipfel Bayerns immer wieder aufs Neue bestätigt. Dabei haben wir so manche Überraschung erlebt und sind vielen interessanten Menschen begegnet. Darunter auch bekannten Persönlichkeiten, die uns den ein oder anderen Tipp verraten haben. Exklusiv für Sie, liebe Leser. Gehen Sie mit uns auf die Reise und erleben Sie hier selbst, was so faszinierend und besonders ist am Passauer Land. Urlaub und Freizeit in einem ganz neuen Gesicht. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen, Inspiration und interessante Anregungen für Ihren nächsten Urlaub. I hr Redaktionsteam von „Passauer Land“ PS: Kennen Sie bereits unser Passauer Land? Was haben Sie hier selbst schon erlebt? Scheuen Sie sich nicht und schreiben Sie uns. Gerne auch mit Bild. Vielleicht ist Ihre Geschichte ja einen Beitrag wert, in „Passauer Land“. Mail: redaktion@passauer-land.de 3
Passauer land Der Bayerische Wald Flüsse, "Griaß Di !“ Bei uns im Südlichen Bayerischen Wald! Wälder und Mit seiner unnachahmlichen Weite und Tiefe, wie man sie nur hier so genießen kann. Seinen sanften Hügeln, urtümlichen Flusstälern und Thermen herrlichen Ausblicken. An den Ausläufern des mächtigsten Waldgebietes in Europa. Unendliche Freiheit, das ganze Jahr! Vielfalt, Offenheit ß Di !“ Bei uns im ria Wo das Land und die Leu- und Herzlichkeit genießen "G te „hart, aber herzlich“ sind. Der im Passauer Land G ra nitl a nd Stein schon immer unser Leben bestimmt hat. Und der Granit einem in jeder Form begegnet. Ob als beeindruckender Fels in wilder Natur, an aufgelassenen Steinbrüchen oder malerischen Badeseen. Sprichwörtlich auf der Straße – unter den Füßen und an unseren Häusern. "Griaß Di !“ Hier kann man ihn in aller Vielfalt erleben. Immer wieder und vor allem jetzt in unserem Granitzentrum – ganz neu: auf dem „Weg im Fels“! Wer gleich so bei uns begrüßt wird, muss sich nicht wundern. Das kann einem überall passieren im Das Donautal Passauer Land. Völlig normal! Ebenso, dass nicht lange um den heißen Brei herum geredet wird. Nur wenige der liebenswerten Eigenheiten von Land und Leuten, denen man hier begegnen kann. Viel- "AnGriaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Donautal! einer der mächtigsten Lebensadern Europas. Die so viele Grenzen leicht liegt das ja auch daran, dass wir vielerorts überwindet wie kein Strom sonst auf der Welt. Einem der schönsten lange Zeit eigenständig waren. Über Jahrhun- Abschnitte in einer der markantesten Flusslandschaften. Aktivurlaub, derte hinweg, bis 1806. Denn erst zu Napoleons Natur- und Kulturerlebnis auf 55 Flusskilometern Länge. Zeiten kam das Passauer Land zu Bayern. So wie Mitten im Passauer Land! wir es heute kennen. Natürlich aber hat uns und unsere Kultur die Natur hier stark geprägt. Wald und Wasser – das war im Passauer Land schon immer wichtig. An den großen Lebensadern Donau und Inn. Mächtige Transportachsen für Salz, Holz und Das Bayerische Golf- & Thermenland anderes wertvolles Handelsgut, das manchen Ort hier zum Blühen brachte. Inzwischen eine Griaß Di !“ Bei uns im Bayerischen Golf- und Thermenland! "Herzlich der beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen in willkommen in einem der beliebtesten Erholungs- und Gesund- Europa. heitszentren Europas, im Paradies für Golfer, im Himmel kulinarischer Es gibt aber noch manches andere, was viele an Genüsse! In allem, was gut tut, für Körper, Geist und Seele. Im alten unserer Region heute schätzen: Die „Weite und Bauernland. Willkommen in der Bayerischen Toskana! Tiefe“, so wird uns zum Beispiel häufig gesagt – iaß Di !“ Bei uns, "G r unbeschreibliche Panoramen, egal an welchem Im einstigen Zentrum Punkt. Eine einzigartige Naturidylle und präch- der Pferdezucht. Dem tige Kulisse für eine Unzahl an Freizeit- und n alten Bauernland. Wo Erholungsmöglichkeiten – in drei Urlaubsregio- w ischen Rott un d I n man noch altes Brauch- Z nen und insgesamt acht Feriengebieten. tum erleben, aber auch Ein Paradies, mitten in Europa! So groß wie selbst die Pferde satteln kann. Für Entdeckungstouren durch unsere Gran Canaria. Nur eben vielfältiger. traditionsreiche Kulturlandschaft mit ihren vielen Schätzen. Um die Uhr Und vor allem: Sehr viel näher! noch einmal zurück zu drehen in längst vergangene Zeiten oder auch selten gewordene Tierarten zu treffen. herrlich spektakulär unspektakulär. Hoch zu Ross, auf dem Drahtesel oder einfach auch zu FuSS! 4
"G riaß Di !“ Bei uns im a Ilzt al & Dreibu rg e ! Reportage "Gri ß Di !“ Bei uns im nl a n d auf Seite 6 gscheider We Land ! Interview Auf den Spuren der Säumer und auf Seite 50 Panduren. Wo alles noch ganz wild „Griaß Di!“ Bei uns im Wegscheider Land! und ungezähmt ist. Und man noch Wo alte Handwerkskunst noch einen Boden hat. Und man Unerwartetes entdecken kann – in große Sprünge machen kann, ohne ihn unter den Füßen der urwüchsigen Flusslandschaft der zu verlieren. Weltbekannt durch seine Skisprung-Schan- Ilz, der „schwarzen Perle“, und ihrer wilden Kinder. Oder alte zen und internationalen Wettbewerbe. Vor allem aber ein Kultur erleben, hautnah – im Land der drei Burgen mit seinen Natur- und Erholungsparadies, das sich immer zu entde- idyllischen Badeseen. Wo es nicht nur eines der größten Frei- cken lohnt – ob in Wanderstiefeln oder Schneeschuhen, lichtmuseen Europas gibt, sogar wilde Bisons und Indianer. auf dem Rad oder auch auf Ski. Vogelwild! Zu jeder Jahreszeit! Griaß Di i uns im Baye" riaß Di !“ Bei uns im Land r ! “ Be d e r isch en Donautal & "G Don au n ! ! -pe r l e Kl o ster wi n k e l Reportage auf Seite 20 Da wo Niederbayern am ursprünglichsten und die Donau noch unverbaut ist, das Land frucht- Wo der Gulden einst in Strömen floss. Und das Wasser seine ganze bar und das Wasser noch reich an Fischen. Das Kraft zeigt. Wo man brandheiße Geschichte(n) und echte Manöver er- Bier süffig ist und die Kirchen prächtig sind. leben kann, dunklen Geheimnissen auf die Spur kommt und sogar auf Wo man sich schon immer aufs Bauen und Fischen reiten kann. Die Tier- und Pflanzenwelt einmalig, die Aussicht Brauen verstanden hat und man auf so man- majestätisch und der Spaß am Radeln und Wandern grenzenlos ist. Ob chen bekannten Meister trifft. Der Fluss regel- hoch über der Donau oder direkt am Fluss – mäßig in Flammen aufgeht und es zwei inter- ein überwältigender Natur- und Kulturgenuss! essante Inseln gibt. Sogar noch manches mehr. Ein Paradies zu Land und zu Wasser! Thema auf Seite 42 "Griaß Di !“ B "Griaß Di !“ B ei uns in ei uns in Bad Bad Füssin g Griesbach Dort, wo man einst nach Öl gebohrt hat, um noch Wertvolle- Wo man das einmalige „Quellness“ genießen kann: res zu Tage zu fördern: schwefelhaltiges Heilwasser, das heute Kuren, Wellness und Golf in einem – um es sich rund- in drei modernen Thermen sprudelt. Auf einer Fläche so groß um gut gehen zu lassen. Im Paradies für Golfer und wie mehrere Fußballplätze. In Europas beliebtester Wellness-, Himmel kulinarischer Genüsse. Mit der höchsten Platz- Beauty- und Gesundheits-Oase. Wo man wieder Bewegung in dichte und dem Golf-Resort Nummer Eins in Europa. Der die Sache bringt, in Knochen und Gelenke – in Deutschlands besten Küche Niederbayerns. Maßgeschneiderten Wohlfühl- größtem Therapiezentrum. und Übernachtungsangeboten. Wo sich auch die Prominenz Gesundheitsurlaub der Extraklasse! zu Hause fühlt: „Alles vom Feinsten“. (W)hole in one! 5
Natur Auf den Spuren der Säumer und Panduren en entlang der Ilz, Deutschland ss r s letzte Tou m ungezähmten Wildflu 6
Die Natur hat Menschen und Kultur im Passauer Land stark geprägt. Noch sehr ursprünglich ist sie im Ilztal, im Osten des Bayerischen Waldes. N Wild und ungezähmt icht nur seiner Farbe bahnt sich hier die wegen hebt sich dort „Schwarze Perle“, wie der Wildfluss von den die Ilz aufgrund ihres großen Geschwistern Donau und Inn deutlich ab. Er ist dunklen Wassers auch der letzte in Deutschland, der sich im Volksmund ge- seine Wildheit bis heute bewahrt nannt wird, ihren Weg hat und von flussbaulichen Sün- den weitgehend verschont ge- vom Ursprung an der blieben ist. Ein Eldorado für Na- bayerisch-böhmischen turliebhaber, in dem noch über Grenze über 62 Kilo- 20.000 Tierarten leben und echte meter durch urwüch- Raritäten beheimatet sind, wie die Flussperlmuschel, der Huchen siges Mittelgebirge bis (Donaulachs) oder auch seltene nach Passau, wo sie in Gefäßpflanzen – Wolfsmilch- und die Donau mündet. Enzianarten. Ebenso einzigartig ist die Kultur- geschichte, der man hier noch auf Schritt und Tritt begegnet: Müh- len und mächtige Triftanlagen, die von einer Zeit erzählen, als es noch laut zugegangen sein muss in dem Flusstal. Bis zu 100.000 Ster (m3) Holz im Jahr wurden bis 1945 auf der Ilz geflößt – Baumstämme über Baumstämme, so weit das Auge reicht. Früher und länger noch – über ein halbes Jahrtausend hin- weg bis in die frühe Neuzeit – führten von hier aus wichtige Salzhandelsrouten bis nach Böhmen. Die ersten „Fernstraßen“ im Passauer Land. Wo einst schwer beladen die Säumerzüge mit ihren Rössern das „weiße Gold“ transportierten, genießen heute Wanderer und Radfahrer die Naturidylle. Auch ohne großes Gepäck. Viele davon lassen mittlerweile ihr Auto stehen und nutzen die Ilztalbahn, um zum Startpunkt ihrer Tour oder auch wieder zurück zu gelangen. Ein besonderes Erlebnis, wie sich seit Wiedereröffnung der Regionalbahnstrecke – im Juli 2011 – zunehmend herumgesprochen hat. 7
Natur P f e r d e s tä r k e n durch Mit 750 d e s Ilz ta ls R o m a n ti k d i e w i ld e r le bn i s - e i n e c ht e s E Es ist erst Viertel nach neun an diesem Sonntagmor- Einstieg in ein echtes Erlebnis gen, zwei Wochen vor Pfingsten. Dennoch herrscht am Bahnsteig 6 des Passauer Hauptbahnhofs schon reger Betrieb. Als wir ihn erreichen, treffen wir bereits auf eine größere Gruppe Mountainbiker in voller Montur. Nicht die einzigen, die das herrliche Ausflugswetter nutzen wollen. Knapp dreißig Minu- ten später, als die beiden modernen Desiro-Triebwa- gen der Ilztalbahn einfahren und der erste Zug an diesem Tag bereit gestellt wird, sind noch etliche Fahrgäste dazugekommen. Andreas und Gabriele K. sind mit ihren Freunden aus Untergriesbach hergekommen. Sie wollen mit der Ilztalbahn bis nach Freyung fahren, dann mit den Rädern über Perlesreut und an der Ilz entlang zurück. Wie auch für uns, ist es für sie eine neue Erfahrung: „Eigentlich wollten wir das schon länger einmal Abenteuer für Groß und Klein machen: Mit der Bahn reinfahren und das Ganze an einem Stück sehen, von Freyung bis runter. Mit dem Auto kennen wir die Strecke ja. Die reizvollen Stücke der Ilz bekommt man aber von da aus nicht mit.“ Auf die Idee ist das Paar beim Wandern gekommen. „Von Kalteneck herunter, da sieht man sie ja manchmal fahren.“ Pure leidenschaft! Unsere Lokführer. Die Durchsage des Zugführers kündigt die Abfahrt an: „Wir begrüßen Sie in unserem Personenzug auf der Fahrt von Passau nach Freyung – über Tiefen- bach, Fischhaus, Kalteneck, Fürsteneck, Röhrnbach und Waldkirchen – und wünschen Ihnen eine an- Wo sich Naturgenuss und Aktivurlaub verbinden Säumerzug 8
netz einer nichtbundeseigenen Eisenbahn berechtigt“. Nicht ohne: Neun Monate Minimum müssen für die Ausbildung investiert werden, so erfahren wir. Robert G., neben dem wir stehen, macht ihn gerade. Und offenbar seine Sache sehr gut, denn sein begleitender Lokführer-Kollege hat bislang daran nichts auszusetzen. Absolut abenteuerlich! Von Anfang an. Gerade haben wir den Güterbahnhof passiert und überqueren mit moderaten 50 Stundenkilometern (der Maximalgeschwin- digkeit! ) beim Passauer Ortsteil Kachlet die Donau – die erste T I P P Wandern mit der Ilztalbahn genehme Fahrt“. Robert G. ist nicht nur der Zug-, sondern zugleich auch unser Lokführer. „Nicht un- üblich im Regionalbahnverkehr wie bei uns, bei der Ilztalbahn“, erklärt uns der Student, der wochentags an der TU Dresden Verkehrsingenieurwesen büffelt. Denn wie sein Kollege Andreas G., der neben ihm Z im Führerstand steht, macht er das ehrenamtlich. u den schön- Typisch für sämtliche der rund 130 Aktiven der priva- sten Wander- ten Regionalbahn, die im Juli 2011 den Betrieb auf der und Rundtouren, 2005 stillgelegten Strecke wieder aufgenommen hat die man von den und sich seither mit ihrem Förderverein für den Aus- Haltestellen der bau des Zugverkehrs auf der Strecke einsetzt. Denn Ilztalbahn aus un- trotz wachsender Nachfrage verkehrt die Ilztalbahn ternehmen kann, bislang regelmäßig nur an Wochenenden und Feier- ist im Oktober tagen, von Anfang Mai bis Ende Oktober. 2014 ein reich „Wir haben Ärzte, Lehrer, Handwerker, aber auch bebilderter Wan- normale Berufseisenbahner – also alle Berufsgrup- derführer mit de- pen querbeet, die das in ihrer Freizeit machen“, taillierten Wegbe- erklären uns die beiden Lokführer aus Leidenschaft. schreibungen und Wanderkarten erschienen. Wer sich allerdings seinen Kindheitstraum erfüllen Der Freyunger Arzt und Wanderbuchautor und einen Zug wie bei der Ilztalbahn führen möchte, Dr. Peter Dillinger beschreibt darin über 30 braucht dafür selbstverständlich einen Lokführer- Routen mit unterschiedlichen Gehzeiten und schein – mindestens der Klasse 2, der immerhin „zum Schwierigkeitsgraden, Rastplätzen und Einkehr- Führen von Schienenfahrzeugen auf dem Strecken- möglichkeiten. Der handliche Führer ist in den Zügen der Ilztalbahn und regionalen Gasthäu- sern sowie in allen Buchhandlungen erhältlich. Ohetaler Verlag, ISBN: 978-3-95511-032-1 Preis: 12,90 € 9
Natur Brücke unserer Bahnfahrt. Die Halte- stelle des Stelzlhofes – einst ein Gut der Diözese Passau, heute ein Ökozen- trum und Gastronomiebetrieb – las- sen wir links liegen. Sie ist noch im- mer stillgelegt, soll aber wiederbelebt werden. Schon wird es spannend: Robert, unser Lokführer, verlangsamt die Fahrt. Lau- tes Quietschen. Eine scharfe Biegung. Nicht die einzige Stelle, wo zusätzlich eine Leitschiene angebracht ist, um uns in der Spur zu halten. Dann, bei Ki- lometer 4,3, das nächste Brückenbau- werk. Eines, das sehr nostalgisch an- befördern, sondern vor allem, um Holz zu können, wurde die 49,8 Kilometer mutet – mit rustikaler Holzbeplankung. und Granit zu transportieren. Über ein lange Bahnstrecke für rund 900.000 Die Unterführung zum Stelzlhof, deren halbes Jahrhundert lang, bis zum Ende Euro komplett saniert. Netto, aus pri- Konstruktion wohl aber schon ganz des zweiten Weltkrieges. vaten Mitteln, wohlgemerkt! Und mit anderen Lasten standgehalten haben Nicht der einzige Grund, der unser großem ehrenamtlichen Einsatz. Ein muss. Denn erbaut wurde die Strecke Vertrauen stärkt: Um den Bahnbetrieb Musterbeispiel, das inzwischen Schule ursprünglich nicht nur, um Personen zu nach der Stilllegung wiederaufnehmen macht. Anzeige Das grenzüberschreitende Mit der Ilztalbahn in den Nationalpark, Freizeitverkehrsnetz nach Südbohmen und nach Passau. Attraktive Angebote für Gruppen. Anschluss zum Nationalpark Bayerischer Wald Freyung Anschluss nach Krumau/Budweis Waldkirchen Röhrnbach www.facebook.com/Ilztalbahn Fürsteneck Kalteneck Fischhaus Tiefenbach Passau Hbf ktober Von Mai bis O , Sonntag jeden Samstag DB ÖBB agen. und an Feiert 08581/9897136 www.ilztalbahn.eu 10
Nun brauchen wir wieder volle Kraft. Nach der interessanten Brückenpassage geht es nämlich steil bergauf, heraus aus dem Donautal in Richtung Patri- ching, in den Bayerischen Wald. „Wo wir jetzt fahren, war damals der Damm abgerutscht – alles abgesackt, komplett mit den Bäumen – und auf der Straße gelegen, erklärt Andreas G., der 2. Lokführer links neben uns, und deutet auf einen steilen Abhang hin. Nach unten zur B85, die nach Norden, Richtung Regen führt. Massive Regen- fälle hatten hier im Jahr 2002, nach der schweren Flutkatastrophe in Passau, die Bahnlinie unpassierbar gemacht. Für die Deutsche Bahn das Kriterium, um die Strecke einzustellen. Laut ertönt jetzt das Signalhorn. „Weg, weg! Kusch!“ Ein Hase hoppelt vor uns über die Gleise. Nichts Außergewöhn- liches für Andreas G.: „Gestern hatten wir einen Radfahrer.“ Nur knapp drei Meter vor ihm sei sein Kollege zum Stehen gekommen. Die Lokführer bei der Ilztalbahn sind auf solche Vorkommnisse eingestellt. Rund hundert Meter Bremsweg müssen bei der Geschwindigkeit, mit der wir fah- ren, eingerechnet werden. Im normalen Streckenverkehr der Deutschen Bahn ungefähr das Sechsfache, so erfahren wir. „Bei durchschnittlich 120 Stun- denkilometern!“ Andreas G. und sein Kollege Robert nehmen es gelassen: „Es war ja lange kein Verkehr mehr auf der Strecke“. Dass ein Zug kommen könn- te, das wüssten inzwischen zwar die meisten. Dass dem wirklich so ist, da- mit rechneten aber viele nicht. Bei aller Achtsamkeit, die von ihnen gefordert wird, schätzen die beiden ehrenamt- lichen Lokführer vor allem das Land- schaftserlebnis, das sich ihnen hier auf der Nebenbahn bietet: „Einfach anders als wenn man mit 160 oder mehr durchs flache Land rauscht.“ Plötzlich wird es dunkel. Nur für ei- nen Moment. Die erste Tunnelpassage auf unserer Strecke. Kaum 50 Meter, dann blitzt schon wieder die Sonne durch die Bäume. Nur wenig später gibt unser Lokführer erneut Signal – erst lang, dann noch einmal kurz. Robert G. 11
Natur drosselt das Tempo und wir rollen mit den Anschluss nach München nimmt 10 Stundenkilometern in den Bahnhof oder auch noch weiter in den Norden Herrlich romantisch! von Tiefenbach ein. fährt.“ Ein verwunschener Ort. Stünden da Direkt am Wasser entlang. nicht bereits einige Wanderer am Bahn- steig. Es sind nicht die einzigen Fahr- Unglaublich! Die Natur Immer wieder hören wir jetzt das Schlei- gäste, die hier schon auf uns warten. fen in den Leitschienen. Nur knapp 50 zum Greifen nah. Manche davon sogar im Sonntagsstaat. Meter liegen noch zwischen uns und dem Flussufer, dem wir uns immer stär- „Pass auf, gleich hängt Deine Kamera ker annähern. Kilometer 14,3 ist schon im Baum!“ Fast schon fahrlässig, fast in Sichtweite, da macht völlig un- wie Robert, mein Fotograf, erwartet der Wald auf und gibt endlich seine Nikon aus dem Sei- den Blick frei. Direkt aufs Wasser, das tenfenster des Führer- nun in weniger als zwanzig Metern Ent- stands hält, um die fernung neben uns ruhig dahinströmt. unterschiedlichen Eine herrlich romantische Kulisse. Und Szenerien wäh- ein Paradies für Fliegenfischer, die man rend unserer hier an manchen Tagen vom Zug aus Fahrt einzu- beobachten kann. Vielleicht einer der fangen. So schönsten Abschnitte, den wir noch nah reichen ganze zwei Kilometer bis Fischhaus die Zweige genießen können. der Laub- Dort treffen wir auf eines der Säge- bäume an werke an der Ilz, das hier noch über uns her- eine eigene Gleisanbindung verfügt. an, als wir Vis-à-vis davon kommt das verträum- Tiefenbach te Bahnhofsgebäude von Fischhaus in verlassen Sicht. Einem kleinen Weiler mit nur haben und rund 140 Seelen, der zur Gemeinde bald durch Ruderting gehört und direkt auf dem dichten 70 Kilometer langen Ilztalwanderweg Mischwald sowie der Südroute des beliebten Gold- fahren. In gro- steigs liegt. Ausgangspunkt für manche ßen Bögen nä- Fernwanderung, aber auch ein lohnens- hern wir uns nun wertes Ausflugsziel für kürzere Rund- der Ilz. Als es richtig touren. Beiderseits der Ilz kann man von eng wird für uns. hier aus bis zur Mündung nach Passau Nach Kilometerstein 12,8 marschieren oder auch flussaufwärts bis türmen sich links und rechts Ettlmühle in Ellersdorf. Dem Ursprung von uns gewaltige Granitwän- der Ilz, wo die große und die kleine Ohe de auf. „Das ist jetzt der Einschnitt“, zusammenfließen und sich noch eines klärt uns Lokführer Robert G. auf. Völlig der schönsten erhaltenen Mühlen- „Verwandtenbesuch!“, so erzählt man unübersichtlich. Ein Teilstück, das ihm gebäude Bayerns befindet. uns. Ein Beleg dafür, wie gut die Ilztal- besondere Aufmerksamkeit abfordert. bahn mittlerweile auch als Verkehrsmit- „Die Felsen kommen da schon sehr nah Kanadische Verhältnisse! tel angenommen wird. Die Zugbeglei- auf einen zu. Da kann es schon mal terin Monika F., die kurz zu uns in den schnell passieren, dass etwas abbricht Mitten im Bayerischen Wald. Führerstand schaut, freut sich natür- und vor einem auf den Schienen liegt.“ lich darüber: „Einige unserer Fahrgäste Auch für die Pflege der Strecke eine He- „Jetzt kommt die Ilzbrücke!“ Auf die- fahren inzwischen regelmäßig mit uns, rausforderung, die hier kontinuierlich sen Hinweis unseres Lokführers haben jeden Sonntag. Am Abend sogar der ein von üppigem Bewuchs freigeschnitten wir gewartet. Ein absoluter Höhepunkt oder andere Pendler, der dann in Passau werden muss. auf der Bahnstrecke. Und ein belieb- 12
tes Bildmotiv. Kaum fünf Minuten, erste mit der Ilztalbahn. Ihr Mann nachdem wir Fischhaus hinter uns bezeichnet sich dagegen schon als gelassen haben, kreuzen wir erst „Routinier“. Das letzte Mal sei er mit den Ilztalwanderweg, dann – schon seinem Vater nach Passau gefahren. kurz danach – geht es 70 Meter Heute soll es mit der Familie einmal quer über die Ilz. Schmal und nur in die andere Richtung gehen, nach mit Holzbohlen bewehrt. Wirklich Freyung. „Vielleicht in die Eisdiele“, abenteuerlich – so hoch, direkt über so erzählt er uns. dem Wasser. Viel mehr aber noch sind wir einfach nur fasziniert, von Fliegender Wechsel! welcher Seite sich der Wildfluss aus dieser Perspektive zeigt. Das Die andere Seite der Ilz. Kanada Niederbayerns, so wird gerne über die Flusslandschaft des Wir haben die Seiten gewechselt Ilztals gesagt. Wer diesen Ausblick und fahren nun die nächsten drei schon einmal erlebt hat, versteht Kilometer rechts der Ilz entlang warum. weiter flussaufwärts. Knapp eine Zwischenzeitlich haben wir Ge- halbe Stunde sind wir seit unserer sellschaft bekommen. Eine junge Abfahrt in Passau bereits unter- Mutter, die mit ihrem Kind im Arm wegs, da wird das Tal eng und wir hinter uns an der Schwelle zum erreichen Kalteneck, das noch zur Führerstand steht. Auch sie möch- Marktgemeinde Hutthurm gehört. te sich dieses Erlebnis keinesfalls Eine Ortschaft übrigens, die erst entgehen lassen und wagt – über durch den Bau der Bahnlinie ent- unsere Schultern hinweg – ei- standen ist. Die Hauzenberger nen Blick durch die Frontscheibe. Marktverwaltung hatte sich im Unser Lokführer-Duo hat dafür Interesse der heimischen Steinin- vollstes Verständnis. Berührungs- dustrie dafür stark gemacht, ober- ängste kennen die beiden nicht. halb Hutthurms an der Ilz eine Die Straßkirchenerin jedenfalls ist Eisenbahnstation zu errichten. 1890 absolut begeistert. Wie überhaupt wurde diese mit Inbetriebnah- von der Fahrt bisher. Denn auch me der Bahnstrecke nach Freyung für sie und ihren Anton ist es die offiziell eröffnet. 24 Jahre später Zum Anbeißen: ein Paradies für Fliegenfischer 13
wurde Kalteneck dann sogar zu einem Knotenpunkt, mit Anbindung in Rich- tung Deggendorf. Die Blüte der Stein- industrie im Passauer Land. Auch das würde man angesichts der beschaulichen Kulisse nicht vermu- ten: Viel Holz und Wasser – für die Münchner Fabrikanten F. X. Spagl und H. Pernpointner einst der Grund, hier in Kalteneck im Jahr 1901 eine Leisten- fabrik zu bauen: die Spagl & Co. OHG. Heute einer der führenden Hersteller in Europa für Bilderrahmen und Leisten. Aus Holz, versteht sich. Lokführer Robert hat jetzt alle Hände voll zu tun. Er muss unsere Ankunft am Bahnhof Kalteneck dem verantwortli- chen Zugleiter mitteilen und sich von ihm die Genehmigung zur Weiterfahrt einholen. Nicht unwichtig! Denn die- ser regelt den Streckenverkehr auf der Bahnstrecke der Ilztalbahn. Die ein- gleisig ist! Nicht auszudenken, wenn man sich hier mittendrin irgendwo be- gegnen würde, auf der kurvenreichen Strecke. Das ist uns schon klar, nach allem, was wir bereits erlebt haben. Mit Gegenverkehr muss man tatsächlich unser nur in Kalteneck und dann noch ein- mal, an der übernächsten Station, in Waldkirchen rechnen, wie uns Robert erklärt. Planmäßig natürlich. Die ein- zigen Möglichkeiten, wenn man eine wasser Zugbegegnung der Ilztalbahn miter- leben möchte. macht‘s! Halbzeit! Für uns leider die Endstation. Wenige hundert Meter nach Kilometer 22,2, noch bevor die Wolfsteiner Ohe bei Fürsteneck in die Ilz mündet, verlas- sen wir das Ilztal und folgen weiter der Route, die vor langer Zeit auch die Säu- mer für ihre Salztransporte von Passau aus nahmen. Dem ältesten Reise- und Handelsweg, auch „Unterer Goldener Steig“ oder „Prachatitzer Weg“ genannt. Weiter in Richtung Röhrnbach und Waldkirchen – durch die romantischen Flusstäler der Wolfsteiner Ohe und des Osterbaches. Nur ein kleines Teilstück der drei historischen Routen, die man hier auch erwandern kann. Natürlich Thermalbadstraße 4 · 94086 Bad Griesbach-Therme 14 Telefon 08532 9615-0 · www.wohlfuehltherme.de
Natur Flusslandschaft des Jahres und Erlebnis rund um die Uhr D ass es hier viel und immer wieder Neues zu entdecken gibt, ist gar keine Frage: Das Ilztal ist nicht nur bei den Einheimischen im Passauer Land ein beliebtes Ausflugsziel. Aufgrund seiner Einzigartigkeit wurde es bereits 2002/2003 zur Flusslandschaft des Jahres gekürt. 24 Stunden durch das Ilztal und Dreiburgenland E rst im Sommer letzten Jahres war die Ferien- region außerdem als Austragungsstätte des begehrten Wander-Events „24h von Bayern“ aus- erwählt. 444 ausgeloste Teilnehmer aus ganz Deutschland und dar- über hinaus nahmen die Gelegenheit wahr, den Geheimnissen dieser faszinierenden Landschaft auf die Spur zu kommen. „Entdecke das Unerwartete“, so das Motto der 24 Stunden-Wanderung, die rund 80 Kilometer quer durch das Ilztal und Dreiburgenland führte. Mit insge- samt 2.053 Höhenmetern, die dabei bewältigt wurden, nicht nur eine sportliche Leistung. Zugleich auch ein außergewöhnliches Natur- und bequemer als damals, über 145 km Kulturerlebnis. insgesamt. Neben der „Via Nova“ – dem Pilgerweg – und dem „Panduren- steig“, über den man von Fürsteneck machen wir ja das gleich selbst noch. weiter folgen möchten: das Donau- nach Perlesreut oder auch nach Pas- Und schauen uns Schloss Fürsteneck an Moldau-Ticket. Wer möchte, kann da- sau gelangt. – nur einen kurzen Sprung entfernt. Um mit ab dem Bahnhof Waldkirchen wei- Dann, ab Kilometer 23,2 die letzten noch einmal Abschied zu nehmen von ter mit dem Bus über die tschechische Höhepunkte auf unserer Fahrt: Ein ge- der Ilz und den faszinierenden Blick auf Grenze fahren. Im Takt! Dann in Nove mauertes Loch – ganz unvermittelt, ihren Zusammenfluss mit der Wolfstei- Udoli mit Zug der tschechischen Staats- inmitten grüner Natur. Und schon ner Ohe zu genießen. Oder auch nur, eisenbahn „CD“ weiter in Richtung wird es abermals dunkel auf unserer um dort zünftig einzukehren. Bei einem Prachatice, Winterberg, Krumau oder Strecke, ganze 130 Meter lang – kühlen Hellen, selbstverständlich. Budweis. Grenzenloser Genuss also. Wo „Fürsteneck I“. Exakt einen Kilometer Und noch eine heiße Empfehlung für sonst hat man das alles schon einmal so später dann noch einmal, für 94 Meter. alle, die den Spuren unserer Säumer nah beieinander? n Ein echtes Erlebnis, nicht nur für Eisenbahn-Nostalgiker. Als wir aus dem Nordportal des letzten Tunnels „Fürsteneck II“ ausfahren, haben wir allerdings auch schon die Landkreis- grenze zu Freyung-Grafenau erreicht und fahren in den Bahnhof von Fürs- teneck ein. Halbzeit für viele unserer Mitreisenden. Für uns leider die End- station. Einsteigen und Türen schlieSSen! Bevor wir aussteigen und unser Lok- Schloss Fürsteneck und Zugführer Robert das Signal zur Abfahrt gibt, hier zum Schluss ein paar letzte Tipps: Vielleicht Mehr Informationen zur Ilztalbahn findet man im Internet auf www.ilztalbahn.eu 15
Kultur Jazz Wo sich Niederbayern von allen Seiten zeigt am Hof und die Welt zu Hause ist In Ausham, einem kleinen Weiler in der idyllischen Hügellandschaft des niederbayerischen Klosterwinkels unweit von Fürstenzell, wo es nur eine Handvoll Hausnummern gibt und wo man das wohl kaum vermu- ten würde, ist die ganze Welt zu Hause. Inmitten eines für die Region typischen traditionellen Dreiseit- hofes, Baujahr 1812, kann man hier einmal im Jahr auf internationale Größen der Musikwelt treffen. Und bei einem kühlen Hellen – beim Frühschoppen unter weiß-blauer Himmelsbeflaggung oder unterm Sternenhimmel in lauer Sommernacht – bequem in die Ferne schweifen. Nach Lateinamerika oder auch in andere musikalische Gefilde, wie erst jüngst wieder nach Osteuropa. Wenn es heißt: Jazz am Hof. licherweise nur Schreinerkunden an- rer Art auf die Beine, das für viele der Ein Open-Air- klopfen, ist die Hausnummer 7 dann Besucher inzwischen schon zur Traditi- und Festival-Erlebnis nicht mehr zu übersehen. Wenn die on geworden ist. besonderer Art Tore zum Hof weit offen stehen und Denn auch wer meint, mit Jazz im Fred Mutzl in seinem urigen Anwesen landläufigen Sinn nicht viel am Hut Musikerkollegen und Gäste aus allen zu haben, kommt bei Jazz am Hof voll A n drei Tagen im Jahr, meist Mitte Juli, drehen sich in Aus- ham die Uhren anders. Wo sonst üb- Himmelsrichtungen begrüßt. Seit 2007 stellt der Schreiner und Musiker aus Leidenschaft dort ein Festival besonde- auf seine Kosten und nimmt etwas mit, was er so schnell nicht vergisst: Eine unbeschreibliche Atmosphäre, 16
wo der urtümliche Holzgeruch der um- Dass man sich bei Jazz am Hof weni- In neuer Formation mit dem polni- gebenden Schroats (niederbayerisch ger als Festivalbesucher fühlt, sondern schen Marimba-Virtuosen Dominik für Balkone) Geschichten erzählt und hautnah den Spaß einer Session unter Roslon – und unterstützt von Radek sich im Zusammenspiel mit Rhyth- Musikern miterleben kann, ist kein Szarek (Percussion), einem bekannten men und Klängen aus anderen Kultu- Zufall. Denn hier greift der Organisator Jazz-Schlagzeuger aus Polen, sowie ren und Zeiten zu etwas Einzigartigem auch selbst zum Instrument und stellt von Gregor Berg von der Niederbayeri- vermengt. sich zu seinen Musikerkollegen mit auf schen Philharmonie (Saxophon) – ist es die Bühne. Zuletzt mit Eigenkom- ihm dabei einmal mehr gelungen, die positionen für Marimba – einer Art Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Ungewöhnlich Xylophon mit Ursprung in den Urwäl- Da macht es auch nichts aus, wenn mitreiSSend - Musikgenuss sich nach hochsom- für jeden Geschmack merlich tropischer Einstimmung einmal Entsprechend vielfältig und außer- ein kurzer Gewitter- gewöhnlich ist das Programm, das schauer ankündigt. Fred Mutzl jedes Jahr in aufwändiger Bei Jazz am Hof ist Recherche und Organisationsarbeit man darauf einge- zusammenstellt. Von Gipsy Swing richtet, findet sich und Latin Jazz bis hin zu klassischem unter den umgeben- Dixie sind darin sämtliche Stilrich- den Balkonen und tungen mit namhaften Interpreten Vorsprüngen immer aber auch Newcomern vertreten. eine Möglichkeit Außerdem vieles, das nicht so leicht zum Unterstellen in ein bestimmtes Genre gepresst wer- und sind rasch viele den kann. Für das Publikum, das sich Hände da, um Tische regelmäßig davon mitreißen lässt, und Bänke wieder spielt das keine Rolle. Eine Mischung trocken zu wischen. also für jeden Geschmack, die nicht nur dern Afrikas, für das Fred Mutzl eine Ganz unkompliziert. Der besondere Kenner anspricht und neben be- neue Leidenschaft entwickelt hat. Geist und Reiz von Jazz am Hof. kannten Größen auch immer wieder Überraschendes und Neues auf die Bühne bringt. 17
Kultur Auf alle Fälle nichts Alltägliches rauf mag er sich allerdings jetzt noch nicht festlegen. „Hotel Bos- G erade erst wieder ist ein Höhe- punkt von Jazz am Hof zu Ende gegangen. Begeistert und berauscht über 400 Kilo schweren Bösendorfer Flügel von der Bühne zu hieven, gehen ihm gleich spontan mehrere Helfer sa Nova“, „Sara Gazarek“ oder auch Akkordeon-Jazz aus Frankreich – Ideen dazu hat der 53-jährige schon im Kopf. von dem zweistündigen Nonstop- zur Hand. Auf alle Fälle nichts Alltägliches, so Programm des Ausnahmekünstlers Am nächsten Morgen steht noch viel steht für ihn fest. Wer Fred Mutzl und Gipsy-Virtuosen Joscho Stephan ein Jazz-Frühschoppen mit der kennt, weiß: Darauf ist Verlass. und seinem Trio treten die Gäste zu Jeremias Flickschuster Jazzband auf Man darf also gespannt sein. n später Stunde an diesem Samstag dem Programm. Dann geht es für ihren Heimweg an. Von vielen verab- Fred Mutzl auch schon wieder in schiedet sich Fred Mutzl noch einmal die nächste Runde. Was im kom- Termine für 2015 unter persönlich. Als es dann darum geht, den menden Programm stehen wird, da- www.jazzamhof.de T I P P Panorama Golf Fürstenzell [ ] Mit Feng Shui zu neuen Horizonten na c Ort h en bu Panorama golf PA 11 Eine 800.000 Quadratmeter rg nach Kleingern große Kraftquelle, eingebettet in Dorfbach Fürstenzell St 2618 eine traumhafte Landschaftsku- lisse, die dem Namen alle Ehre macht: Panorama Golf Fürsten- zell bietet mit seiner 18-Loch- Jazz am Hof Bad Höhenstadt Anlage nicht nur sportliche Herausforderung. Konzipiert und gestaltet nach fernöstlicher Philosophie, kommen auf Deutschlands erstem und bislang einzigem Feng Shui Golf Course auch Geist und Seele nicht zu kurz. Ein faszinie- render Ort, um Energie zu tanken und das innere Gleichgewicht wiederzuerlangen. Macher und Musiker aus ganzer Leidenschaft A lfred Mutzl oder einfach nur Fred, wie ihn seine Freun- de und viele der Stammgäste von einen anderen Eindruck: Ein Künst- ler, der seine Träume lebt. Wenn er das auch nicht ger- Jazz am Hof nennen, versteht ne hören mag, verkörpert Fred sich als Handwerker – und das im Mutzl das, was manchen hier im zweifachen Sinn: an der Hobelbank Passauer Land ausmacht: Ein wie auch auf der Bühne. Denn Original und Macher mit Ecken eigentlich verdient er seine Bröt- und Kanten, der unumwun- chen als Schreiner und ist als den sagt, was er denkt, über Holzdesigner bekannt. Wer ihn den Tellerrand schaut und keine allerdings an der Gitarre oder Risiken scheut, um das umzuset- auch an exotischeren Instru- zen, was ihm in den Sinn kommt. menten wie der Marimba erlebt Vielleicht liegt darin auch das (einem Xylophon mit Holzklang- Geheimnis, warum Jazz am Hof ei- stäben und Ursprung in den Ur- nen so einzigartigen Charme ver- Alfred (alias Fred) Mutzl (53) wäldern Afrikas), bekommt schnell strömt. 18
Das Thermal-Juwel in Bad Füssing VO L L KLANG DIE EUROPA THERME BAD FÜSSING U C H E N UND ABTA NIGEN: E N TS C H L E U IHR WOHLFÜHLZENTRUM NR.1 ken gsbec pannun Im n e u en Ents musik, Farb- ser segel. ERHOLEN, ENTSPANNEN, ERLEBEN terwas Sonnen mit Un n u n d iele Sie baden in reinem Bad Füssinger schwefelhaltigem Thermal-Mineralwasser mit Tem- lichtsp peraturen zwischen 27°C und 40°C. Langbadetage Mo, Mi, Fr von 7.00 Uhr bis 22.00 Uhr. NEU Das besondere Entspannungserlebnis . . . www.credo-concept.com Entschleunigen Sie in unserem neuen Entspannungsbecken zu meditativer Unterwassermusik und Lichtanimation, lassen Sie sich unter dem blattförmigen Riesen- Sonnensegel treiben. Die Wirkung ist tiefenentspannend, sehr beruhigend und lässt Sie somit einen Zustand der absoluten Ausgeglichenheit erreichen. Genießen Sie eine vollkommen neue Dimension der Wahrnehmung: Sanfte Unterwassermusik • Unterwasser-Farblicht-Effekte Unterwasser-Farblicht-Effekte • LED-Spotbeleuchtungen • Farbig geflieste geflieste Sitzplätze • Warme 37° C Wassertemperatur • Architektonisch beeindruckendes, blattförmiges Sonnensegel – Schwebend im heilenden Thermenwasser entdecken Sie das neue, schwerelose Klangerlebnis! Öffnungszeiten: Öff nungszeiten: Saunaparadies: täglich von 11.00 – 19.00 Uhr bzw. an Eintrittspreise: Thermalbadelandschaft: Langbadetagen (Mo, Mi, Fr) – 22.00 Uhr täglich von 7.00 – 19.00 Uhr Thermalbad € 10,50 Zehnerkarte € 100,00 Langbadetage (Mo, Mi, Fr) von 7.00 – 22.00 Uhr Med. Behandlungen im Kurmittelhaus: Saunaparadies € 8,50 Zehnerkarte € 80,00 Einlassschluss eine Stunde vor Badeschluss Mo – Fr (werktags) von 7.30 – 16.00 Uhr Thermalbad mit Sauna € 16,50 Zehnerkarte € 160,00 19 Kurallee allee 23 • D-94072 Bad Füssing • Telefon +49 (0) 8531/9447-0 • Fax +49 (0) 8531/9447-790 • info info@europatherme.de • www.europatherme.de
Kultur Die groSSen Geheimnisse einer kleinen Perle Auf Zeitreise im „Bayerischen Donautal“ Eine erlebnisreiche Begegnung mit Schiffmeister Anton Lüftenegger alias Matthias Koopmann, „Stadtfuchs“ zu Passau Z iemlich am Ende des Bayerischen Ein Anziehungspunkt, auch für man- Wir wollen den Geheimissen des einst- Donautals – noch vor dem Stau- chen Tagesausflügler, der per Schiff mals so mächtigen Marktes nachspü- werk Jochenstein – am linken oder Auto hierher kommt. ren und haben uns zu einer „Stadt- Donauufer, wo sich in der Flussmitte Schon von Weitem sichtbar, ragen fuchstour“ angemeldet. „Von Odel, Ton Deutschland von Österreich teilt, liegt stolz die Doppeltürme der Markt- und Schiffmeistern“ lautet der Titel Obernzell. kirche hoch über die Dächer von der Erlebnisführung, für die wir Ein malerischer Erholungsort mit Obernzell hinaus in den Himmel auf. uns an diesem Samstag- etwas weniger als 3.800 Einwohnern, Wie ein deutlicher Fingerzeig dar- abend am Floriansbrun- in dem das Kunsthandwerk auf eine auf, dass man sich bei aller Beschau- nen einfinden – mitten lange Tradition zurückblickt und sich lichkeit heute stets an die einstige am Marktplatz, dem ver- schon immer gerne Künstler nieder- Bedeutung und Stellung des Or- einbarten Treffpunkt, wo gelassen haben – wie unter anderem tes in der Welt erinnern möge. Vor- wir mit anderen Teil- vor mittlerweile mehr als siebenund- zeiten als Hafnerzell oder auch nur nehmern gebannt dreißig Jahren der bekannte deut- Zell in aller Munde bekannt, trifft den Start der sche Schriftsteller und Lyriker Rei- man hier noch vielerorts auf stum- Tour erwar- ner Kunze. Viele Radler, die auf dem me Zeugen aus glanzvollen Tagen ten. Donauradweg von Passau nach Wien und einer beeindruckenden Ortsge- unterwegs sind, machen hier Station. schichte, deren Ursprünge bis in die Keltenzeit zurückreichen. 20
Wenn die Kirchenglocken eine andere Zeit einläuten S chlag sieben – kaum ist das Geläut von Mariä Himmelfahrt, der Roko- ko-Marktkirche nebenan, verklungen – Brunnen im Ort – drei an der Zahl – 1820 vom Landgericht zu Weg- schreitet festen Schrittes ein stattlicher scheid verboten worden. Herr auf unsere Gruppe zu. Zweimal im Jahr, so erfah- Eine imposante Erscheinung mit ren wir, wurde im Mark- Zylinder und hohen Stiefeln. Auch sonst te zu Obernzell das so mag die Kleidung dieses groß gewach- genannte „Ehaft Täding“ senen Herrn nicht so recht ins heu- abgehalten. Das Volk tige Bild passen: mit seinem weißen am Marktplatz zu einer Rüschenhemd, der Weste und dem öffentlichen Gemeinde- langen Mantel, einen Gehstock mit und Rechtsversammlung Silberknauf in der Hand. zusammengerufen. An- „Was macht das Volk zu so später Stund´ lass für den Magistrat, auf der Gass?“, fragt dieser uns unver- also den Gemeinderat, mittelt und nimmt Robert, unseren Fo- dem der Marktrich- tografen, fest ins Visier: „Da ist er schon ter (zugleich auch Bür- wieder, dieser Lump! Wie oft habe ich germeister) und sechs ihm schon gesagt, dass er sich nicht Ratskollegen angehör- herumtreiben solle, in der Nähe dieses ten, Neuigkeiten zu Recht Brunnens?“ Ob uns dieses Mannsbild und Ordnung kundzutun, nicht bekannt sei? Keine Verwechslung! aber auch Klagen und Die Schelte gilt tatsächlich meinem Kol- Bittschriften entgegen- legen Robert. Wohl namentlich besser zunehmen. Die Hygiene bekannt als Lehrer Voit, der berüch- war dabei wohl immer tigt dafür gewesen sein soll, „sich zu wieder ein wichtiges The- abendlicher oder nächtlich Stund‘ dort ma auf der Tagesordnung. zum Brunnen zu schleichen, um seinen „Weshalb der betagte und Leibstuhl zu entleeren“. „Eine Ungeheu- ortsbekannte Schulmeis- erlichkeit!“, empört sich unser Gegen- ter auch aktenkundig ge- über. War doch die Verunreinigung der worden sei.“ 21
Kultur Oh heiliger Sankt Florian! N atürlich hat unsere seltsame Bekannt- schaft den Treffpunkt auch ihm nicht gebührend Beach- tung geschenkt, obwohl er doch die Spitze des prächtigen Brunnens krönt warum in diesem Zusammenhang Sankt Florian eine so wichtige Rolle spielte: Hafnerware. Keramik also, nur keine am Floriansbrunnen und namensgebend dafür war: Sankt gewöhnliche. Nein! Graphittonware, nicht zufällig gewählt. Florian. dichter und undurchlässiger als je- Ein geeigneter Ort, um Ob uns schon aufgefallen sei, „dass des übliche Tongeschirr, sehr be- bereits so manchem Ge- der Heilige oftermal im Ort zu finden ständig und vor allem reißfest. Nicht heimnis des Marktes zu ist“. „Dort und dort und immer löscht nur für Kochgeschirr „eine interes- Obernzell auf den Grund er fleißig, nicht?“, so der Hinweis un- sante Sach´“, so hören wir. Auch für zu gehen. seres Begleiters, der darauf brennt von Schmelztiegel oder genauer gesagt: Was zunächst für uns zu hören, welche Bewandtnis wir Graphitschmelztiegel. „Dereinst hoch- uns nur wie eine dahinter vermuten. begehrt in der Welt – von Münz-, schmucke Gehhil- Um auf die Lösung zu kommen, sollte besonders aber von Geschützgießerei- fe aussah, ent- man natürlich wissen, wo genau man en, den so genannten „Stückhäusern“. puppt sich jetzt sich befindet. Obernzell? „Wenn der Das also war es, was so manchen in der Hand Ort doch immer schon so g´heißen reich gemacht hatte hier im Ort – wie dieses Herrn hätt.“ Hat er natürlich nicht. „Gries- den Stifter des Brunnens und großen als magisches bach in der Zell“, so wird uns kund- Gönner des Marktes, den Fabrikanten Werkzeug. Ei- getan, sei sein „ältest´ Name“, im Franz Paul Kaufmann, von dem noch des nes, das uns den Unterschied zu Griesbach am Hohen Öfteren die Rede sein wird. richtigen Blick Markt („Untergriesbach in Euren Schließlich können wir es schon weist und da- heutigen Tagen“), wo die einstigen förmlich riechen: Wo überall Töp- mit lebendig Herren, die Edlen von Griesbach, auf fer mit ihren Brennöfen am Werke werden lässt, ihrer stolzen Burg gesessen hätten. waren, war auch die Brandgefahr was sich hier Bis Anfang des 13. Jahrhunderts, groß. Weshalb die Brunnen auch in dieser der Zeit, als das Geschlecht schlicht als Löschwasser-Reservoire benötigt Kuliss e ausgestorben sei und sich die zu wurden und es der starken Hilfe eines e i n - Reichsfürsten aufgestiegenen Passauer Schutzheiligen bedurfte. mal alles abge- Bischöf´ die Herrschaft einverleibt hät- Allerdings hätten solcherlei Gefah- spielt hat. Vielleicht ten. Dann habe man den Ort umbenannt. ren „auch manch´ Gutes in der Folg´ hätten wir sonst Und zwar in? bewirkt“. Warum? Das lässt unser „Hafnerzell!“ Der Name liefert uns auch Begleiter noch offen. den Hinweis darauf, wofür man hier einst in der Welt bekannt wurde und 22
Auf dem T I P P Herrliche Aussichten Donausteig von Passau nach Obernzell [ O bernzell markiert das erste Etappenziel des Donausteigs, der in der Dreiflüssestadt Passau be- ginnt und über 23 Etappen ins österreichische Grein an der Donau führt. Zu- gleich ist es auch einer der interessantesten Oberösterreich hinaus auf den Dachstein und die Abschnitte des 450 Kilometer langen Fern- Berchtesgadener Alpen. Mit 521 Metern über wanderweges, der erst 2010 eröffnet wurde. Null der höchste Punkt der Tour. Ein Höhepunkt auf der 27 Kilometer langen Dies ist bei Weitem aber nicht das einzige Er- Wanderroute ist im wahrsten Sinne des Wor- lebnis auf der abwechslungsreichen Strecke, tes die König-Max-Höhe. Benannt nach König die sich quer durch ursprüngliche Natur- und Maximilian II., der hier 1852 bei einem Besuch stimmungsvolle Kulturlandschaften zieht – vom gesagt haben soll, dass er gar nicht gewusst Wildfluss Ilz über die steilen Hänge der Donau- habe, „dass sein Bayernland so schön ist“. leiten und das Plateau des Ilz-Erlau-Hochlandes Tatsächlich bietet der Rastplatz unweit des wieder hinab zur Donau zum Markt Obernzell. Luftkurorts Kellberg einen herrlichen Rund- Immer wieder mit Blick auf idyllische Bauern- blick auf den Bayerischen Wald und den weiler und den mächtigen Strom. Ein Natur- und Böhmerwald, bei klarem Wetter sogar weit über Kulturgenuss ganz besonderer Art. Aus der Donau ... [ ] T I P P ... fangfrisch auf den Tisch – zu Gast beim Kornexl H ier fährt der Chef noch selbst regelmä- ßig morgens hinaus, um zu fangen, was nachher auf der Speisekarte steht: Zander, seit 2006 den elterlichen Betrieb weiter: den Gasthof Kornexl in Jochenstein. Der Kornexl, wie ihn viele auch einfach nur nennen, ist Barbe, Rapfen, Waller, Hecht und Aal und weithin bekannt für seine ausgezeichneten auch manche Spezialität, die nicht jeder Fischspezialitäten, die noch nach alten Haus- kennt. rezepten zubereitet werden. Beliebt aber auch Klaus Kornexl gehört zu den letzten Berufs- wegen seines idyllischen Biergartens, direkt am fischern auf der Donau im Passauer Land. Donau-Ufer gelegen, nur knapp 9 Kilometer Gemeinsam mit seiner Frau Bettina führt er flussabwärts von Obernzell entfernt. 23
skanisch vorkommen N Kultur Was einem wirklich toskanisch vorkommen kann un endlich erfahren wir auch, mit wem wir es zu tun haben: Anton Lüftenegger, seines Zeichens nicht nur Bürger allhier. Wenn er das in aller Bescheidenheit feststellen dürfe, „auch nicht ganz unvermö- gend“. Allerdings sei er nicht durch die Schmelztiegelfabrikation zu Wohl- stand gelangt. Schließlich habe es hier noch anderes gegeben. Das soll uns erst einmal genügen. Wir folgen der Aufforderung des feinen Zeit toskanisch wurde. Ins Besitztum Gebäuden des Marktes. Dort findet Herrn und tauchen in den folgenden von Großherzog Ferdinand gelangte, sich auf einer Inschrift ein möglicher Etappen noch tiefer ein in die beweg- einem Habsburger. Schlüssel, wonach im Jahre 1580 der te Vergangenheit des Ortes. Zurück in Zu Bayern also – so hören wir mit Erstau- Fürstbischof Urbach von Trenbach die die Epoche, der Lüftenegger entsprun- nen – kam Obernzell ziemlich spät, näm- Burg zu Obernzell habe von Grund gen ist. In die Zeit Napoleons, als die lich erst im Jahre 1806. Wie aber ist der auf renovieren lassen. Bezog sich also komplizierten Verhältnisse geistlicher Ort zu seinem heutigen Namen gelangt? Obernzell ursprünglich gar nicht auf den und weltlicher Herrschaft ein Ende Dazu gehen wir auf unserer Zeitreise Ort als Ganzes, sondern wurde erst spä- nahmen. „Die Fürstbischöf´“ ihren Fürs- zunächst noch weiter zurück und ter darauf übertragen? Nicht die einzige tenrang verloren hatten und – wer machen am fürstbischöflichen Schloss Erklärung, lässt uns Herr Lüfteneg- von uns hätte das gedacht – Obern- zu Obernzell Station. Eigentlich nicht ger wissen: Auch würde man mutma- zell, das bis dahin rund sechshundert zu übersehen: Gehört der prächti- ßen, dass es im Gegensatz zum nahen Jahre zum eigenständigen Hochstift ge Bau – idyllisch am Donau-Ufer Engelszell geschehen sei – eben das Zell Passau gehört hatte, sogar für kurze gelegen – doch zu den auffallendsten oberhalb des Flusslaufs. Keramikmuseum Obernzell T I P P [ ] Aus der spannenden Geschichte einer alten Handwerkskunst stellungsstücke erzählen hier von der faszinierenden Ge- schichte einer alten Handwerkskunst, für die der Ort vormals weltbekannt war. Und die über die Region hinaus in ganz W o einst lange Zeit überall rundum noch in den Brenn- öfen das Feuer loderte und sogar einmal eine Zweig- stelle der berühmten Nymphenburger Porzellan-Manufaktur Bayern auf eine lange Tradition zurückblickt. Eine Zeitreise von der Jungsteinzeit bis in die Gegen- wart, bei der man verschiedene keramische Techniken und eingerichtet werden sollte, findet sich heute ein Museum Herstellungsvorgänge kennenlernt, aber auch viel über die besonderer Art: das Keramikmuseum im ehemals fürstbi- unterschiedlichen Verwendungen erfährt – bis hin zur In- schöflichen Schloss zu Obernzell. Rund zwölfhundert Aus- dustrieproduktion und Keramik unserer Tage. Der Eintritt in das Museum ist kostenfrei. Die Öffnungszeiten findet man unter www.obernzell.de 24
kann Reich an Rohstoffen Reich an Das Umland von Obernzell war schon immer reich an seltenen Rohstof- fen, die man nicht nur für die Herstellung von Schwarzhafnerware oder der einstmals so begehrten Graphitschmelztiegel benötigte, sondern auch für die Porzellan-Manufaktur. Der Kaolin-Vorkommen wegen hatte man Anfang des 19. Jahrhunderts sogar schon einmal ernsthaft erwogen, die an- gesehene Nymphenburger Porzellan-Manufaktur nach Passau zu verlegen. Diese Vorkommen allerdings waren dann irgendwann erschöpft. Und auch die Manufaktur Lenck, die in der Dreiflüssestadt entstanden war, musste alsbald darauf ihre Pforten schließen. T I P P [ ] Glück auf! Bergbau hautnah erleben – Anzeige Bergwerk im Graphit-Besucherbergwerk Kropfmühl W ohl jeder kennt ihn als Mine in seinem Bleistift. Dabei spielt Graphit in vielen modernen Anwendungen nach wie vor eine bedeutende Rolle: ob in der Kunststoff- und Autoindustrie, bei der Batterieherstel- lung, als Zusatz in Dämmstoffen und manchem mehr. Wer wissen möchte, wie der Rohstoff einst gewonnen wurde und vielerorts auf der Welt noch abgebaut wird, kann das hier hautnah erle- ben: im Besucherbergwerk Kropfmühl, nicht einmal zehn Kilometer von Obernzell entfernt. Mit Helm und Kittel geht es dort in Begleitung eines erfahrenen Bergmanns bis in 45 m Tiefe, auf die 4. „Sohle“, wo man nicht nur den harten Alltag der Kumpels und Knappen unter Tage kennenlernen kann, auch noch einiges mehr über Mineralien, die Rohstoffgewinnung und den Bergbau erfährt. Mehr Informationen dazu gibt es unter: www.graphit-bbw.de T I P P [ ] Übrigens: Vom Schlossgarten bis zum Sonnensystem Außer den Stadtfuchs-Touren gibt es natürlich noch viele andere Führungen im Passauer Land – von der Historien- Führung über die Gartentour bis zur astronomischen Füh- rung auf dem Planetenweg. Mehr dazu auf www.passauer-land.de/fuehrungsangebote 25
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