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Nr. 3/Februar 2019   DIE HOCHSCHULZEITUNG DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT BERLIN


      RICHTIG satt werden

                                                                                ©© TU Berlin/PR/Felix Noak
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
Seite B2                                                            BÜRGER*INNEN fragen                                                                                                          +
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ZUM GELEIT
                                                   Was Anika Andreßen, Mareike Ippen,
Vollkorn-Wissen
oder Junkfood-                                       Wissen zu schaffen ist das Ziel jeder Forschung. Wissen mit
Ahnung?                                              Nutzen für die Bürger*innen, für eine gesunde und nachhaltige
                                                     Ernährung. Dazu ist es notwendig, die Bedürfnisse der
E   s gibt Fragen, die lassen sich nicht mit
    wenigen Sätzen beantworten. Wie funk-
                                                     Bürger*innen zu kennen. Wir haben vier gefragt, welche
tioniert das Gehirn? Was bedeutet E = mc2?
Wie ernähren wir zukünftig die Menschheit
                                                     Sorgen sie haben und was sie gern wissen möchten
gesund und nachhaltig, ohne den Planeten
zu ruinieren? Die Autoren der aktuellen Aus-
gabe der „TU intern+plus“ waren selbst über-
rascht, wie komplex dieses Thema ist.
Am Anfang stellen drei Berlinerinnen und
ein Berliner konkrete Fragen: Wie kann ich

                                                     Was heißt das: regional?
eigentlich vegan leben, ohne dass mir wichti-
ge Nährstoffe fehlen? Wie kann ich mehr Na-
tur in die Stadt holen und mein Essen selbst
anbauen, und wann werden Lebensmittel als
regional bezeichnet?
Diese und andere Fragen rund um das
Thema Ernährung gaben die Richtung
der Recherche vor. So beschäftigen sich              Die Kulturanthropologin Anika
Wissenschaftler*innen damit, wie aus Erbsen-         Andreßen geht gerne auf Wochen-
mehl der bessere Burger wird, wie Tomaten in         märkte und kauft regionale Produkte.
gestapeltem Licht den enormen Flächenver-
                                                     Ob die wirklich aus der Region
brauch der Landwirtschaft minimieren könn-
ten und was das mit Urban Gardening zu tun           kommen, weiß sie aber nicht
hat. Ein großes Thema im Zusammenhang mit
Ernährung in Zeiten von Bevölkerungswachs-
tum und Klimawandel ist die nachhaltige
Produktion von Lebensmitteln. In unserem
Magazin werden unterschiedliche Ansätze be-
schrieben, aber immer dreht es sich auch um
das Stichwort Präzisionslandwirtschaft. Im
Leitartikel geben vier Wissenschaftler einen
Einblick in die Komplexität des Themas Er-
nährung: Sie erklären unter anderem, warum
eine vegane Kost zu Zinkmangel führt, dass
es ein Irrtum ist, „natürliche“ Nahrungsmittel
für gesünder zu halten als „künstliche“, und
warum es sich bislang nicht lohnt, Nahrungs-         Was fällt Ihnen zum Thema Ernährung und
mittel so zu verteilen, dass alle satt werden.       Umwelt ein?
Wir fragten zwei Experten, was sie unter ge-
sunder Ernährung verstehen, und wurden Zeu-          Regionalität! Ich versuche, darauf zu achten,

                                                                                                                                                                                                                              ©© Florian Röthig
ge eines trefflichen Streits. Auch schauten wir,     wie mein Mann und ich uns ernähren. Ich
was gesunde Ernährung in der Vergangenheit           selber esse kein Fleisch, aber Ei und Milch-
bedeutete, welche Trends und Gegentrends es          produkte, vor allem Joghurt. Mein Mann isst
gab und was von den alten Griechen in Sachen         Fleisch, da bemühe ich mich, im Blick zu ha-
gesunde Lebensweise zu lernen ist. Und lern-         ben, wo es herkommt. Gerade bei Produkten
ten, dass Genuss wichtig ist fürs Wohlbefinden,      tierischer Herkunft finde ich es wichtig, dass      werden. Es lässt sich halt nicht kontrollieren.                         Anika Andreßen,
jedoch nicht zu verwechseln ist mit Völlerei.        sie regional sind und nicht aus der Massen-         Das ist das Problem.                                                    Kulturanthropologin,
Dem Blick zurück folgte der Blick nach vorn:         tierhaltung kommen. Die Haltung der Nutz-           „Regional“ ist kein geschützter Begriff! Ist                            35 Jahre alt,
Welche Probleme werden sich wohl künfti-             tiere lässt sich dabei vergleichsweise einfach      das in unserem Fall nur Berlin oder auch                                Berlin-Friedrichshain
gen Generationen stellen, und was könnten            nachvollziehen. Aber das Kriterium der Re-          Brandenburg? Oder gehört das nächste Bun-
Lösungen sein? Einfache Antworten gibt es            gionalität festzustellen, ist schwierig, weil der   desland auch noch mit dazu? Oder am Ende
nicht. Aber keine Bange, beim Essen ist es           Begriff ja auch inflationär verwendet wird.         ganz Deutschland? Es gibt da keine Kont-
wie beim Lernen: Einfache Kost und einfache          Da denke ich gleich an Etikettenschwindel.          rolle. Es wäre aber schön, wenn es die gäbe,
Genüsse halten selten vor, Komplexes hinge-          Man kann sich nie sicher sein, ob Dinge, auf        wenn man direkt wüsste, wie beim Beelitzer
gen bietet längerfristig Energie und zumindest       denen „regional“ steht, auch wirklich aus der       Spargel, dass der auch wirklich aus Beelitz
die Möglichkeit eines nachhaltigen Genusses.         Region kommen. Oder aus welcher Region.             kommt. Dann wird es für den Konsumenten
Den wünschen wir Ihnen beim Lesen.                   Die Frage ist doch: Wie ist das definiert?          nachvollziehbarer. Und nachhaltiger ist es
                                                     Ich gehe gerne auf dem Wochenmarkt ein-             allemal.
Michael Metzger und Jochen Müller                    kaufen und hoffe einfach, dass das dann
Freie Journalisten in Berlin                         regionale Produkte sind, die da angeboten                    Aufgezeichnet von Jochen Müller

Aus dem Inhalt
Fragen von vier Bürger*innen
                                                     Selbstversorger: Gärtnern                                                                                in Berlin
an die Wissenschaft                      2–3
Vier Antworten aus der
                                                     Mareike Ippen würde gerne Obst und Gemüse selbst anbauen,
Wissenschaft                             4–5
                                                     aber mitten in der Stadt ist das gar nicht so einfach
Trends und Gegentrends in der
Esskultur und die Theorie des
guten Lebens                                 6
Die Ökobilanzierung von Fruchtfolgen                 Warum würden Sie Lebensmittel gern                                                                                          Schrebergärten hier in der Hauptstadt
und warum Bauernwissen                               selbst anbauen?                                                                                                             sind teilweise sehr schön und richtig
nicht mehr hilft                           7                                                                                                                                    grüne Oasen, aber es ist schwer, an ei-
                                                     Das Gärtnern fehlt mir schon ein biss-                                                                                      nen heranzukommen. Ich glaube, wenn
Essen für alle                           8–9        chen. In den Berliner WGs, in denen ich                                                                                     ich einmal dauerhaft in Berlin wohnen
Alles nur Bauchgefühl?                               während meiner Praktika gewohnt habe,                                                                                       würde, dann würde ich mich einem Ur-
Ein Streitgespräch                         10       gab es dafür einfach keinen Platz. In Kiel,                                                                                 ban-Gardening-Projekt anschließen, wie
Roboter ins Feld schicken und                        wo ich eigentlich studiere, habe ich mal                                                                                    zum Beispiel den Prinzessinnengärten.
mal nicht aus dem Vollen schöpfen          11       auf dem Balkon Erdbeeren angebaut –                                                                                         Allerdings sollte das dann auch nicht so
                                                     das war super! Die Beeren schmeckten                                                                                        weit entfernt sein von meinem Wohnort:
Ein Kochbuch fürs Kaffeerösten und                   ganz anders als die aus dem Supermarkt,                                                                                     Denn wenn man immer erst eine Stun-
über anderes Studentenfutter               12       viel intensiver. Außerdem hatte ich auch                                                                                    de braucht, um in den Garten zu fahren,
Vom Bölkstoff zum Power-Drink                        einen anderen Bezug zu dem Obst, weil                                                                                       dann verdirbt einem das vielleicht die
und von der Nützlichkeit der                         ich mich darum gekümmert und zum Bei-                                                                                       Lust am Gärtnern. Schade, dass es so
                                                                                                                                                              ©© Robert Hübner

­Mikroorganismen                           13       spiel regelmäßig gegossen hatte. Bei mei-                                                                                   kompliziert ist, das Selbstanbauen von
Tröpfchenweise                             14       ner Mutter zu Hause auf dem Dorf haben                                                                                      Obst und Gemüse und das Leben in der
                                                     wir einen richtigen Garten mit Obst und                                                                                     Großstadt miteinander zu verbinden!
Berliner Feedback                          15       Gemüse. Meine Mutter hat damit viel Ar-             Mareike Ippen, Praktikantin, 26 Jahre alt, Berlin-                      
Pinnwand                                   16       beit, es muss ja alles gepflegt werden. Die         Neukölln                                                                 Aufgezeichnet von Michael Metzger
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TU intern plus · Nr. 3/Februar 2019                                                  BÜRGER*INNEN fragen                                                                                                                              Seite B3

Fenja Sürken und Jochen Fey umtreibt

             Fleischlos
             leben und
             trotzdem
             auf nichts

                                                                                                                                                                                                                                                   ©© TU Berlin/PR/Felix Noak
             verzichten?
             Fenja Sürken ernährt                                 Was erwarten Sie von der                         angepasst hat, vermisst man es kaum noch.                                            Fenja Sürken,
             sich zwar vegetarisch,                               Lebensmittelindustrie hinsichtlich einer         Gerade Berlin ist ja die Falafel-Hochburg,                                           Studentin,
                                                                  vegetarischen Ernährung?                         und sie sind eine attraktive Alternative. Auch                                       22 Jahre alt,
             wünscht sich aber                                                                                     immer mehr vegane und vegetarische Ersatz-                                           Potsdam
             besser schmeckende                                   Vor ein paar Jahren bin ich Vegetarierin ge-     produkte finden den Weg in unsere Super-
             Alternativen                                         worden. Mir tun die Tiere leid und ich kann      märkte. Hier gibt es aber auch ein Problem:
                                                                  Massentierhaltung einfach nicht vertreten;       Gerade für die Menschen, die sich nicht vor-
                                                                  außerdem weiß ich, dass Fleischkonsum al-        stellen können, ohne Fleisch zu leben, sind
                                                                  les andere als ökologisch ist. Bis ein Schwein   Falafel oder Tofu meist kein zufriedenstel-
                                                                  gemästet ist und geschlachtet werden kann,       lender Ersatz – ich denke zum Beispiel an

                                                                                                                                                                                                              80            %
                                                                  hat es eine riesige Menge Wasser verbraucht      meine Großeltern, die davon überzeugt sind,
                                                                  und auch für den Produktionsprozess gehen        dass man ohne Fleisch nicht leben kann. Es                                                                        der ­Befragten
                                                                  Tausende Liter verloren. Eine Ressource,         wäre schön, wenn die Lebensmittelindustrie
                                                                                                                                                                                                                              ist die Angabe zur
                                                                  die besser genutzt werden könnte. Und ich        weiter an besser schmeckendem Fleisch­
                                                                  denke, wenn jeder Mensch auf der Welt auf        ersatz forschen würde, damit es für noch                                                                    Herkunft (Land,
                                                                  Fleisch verzichten würde, dann könnten wir       mehr Menschen attraktiv wird, sich fleischlos                                                              ­Region) auf der Lebens-
                                                                  das Hungerproblem deutlich eindämmen.            zu ernähren! Vielleicht kann ich Opa dann                                                                   mittelverpackung wichtig
                                                                  Am Anfang fiel es mir auch nicht leicht, auf     heimlich ein „Fake-Steak“ unterjubeln, ohne
                                                                  Fleisch zu verzichten, aber ich glaube, kein     dass er es merkt.
                                                                                                                                                                                                                               oder sehr wichtig
                                                                  Fleisch zu essen ist auch eine Sache der Ge-
                                                                  wohnheit. Sobald man seinen Speiseplan                 Aufgezeichnet von Michael Metzger                                                                       Ernährungsreport 2019*

         Was heißt das: gesund?
         Alle Jahre anders                                                                                                                                                                       Jochen Fey,
                                                                                                                                                                                                 Kunstkoch,
                                                                                                                                                                                                 69 Jahre alt,
         Jochen Fey studierte Kochen als Kunstform                                                                                                                                               Berlin-Prenzlauer Berg
         an der Städelschule in Frankfurt am Main.
         Der Genuss steht für ihn im Vordergrund.
         Für den Gesundheitsaspekt von Lebensmitteln
         wünscht er sich objektive Kriterien

             Was denken Sie, wenn Sie hören, man solle            oder mit Sonnenblumenöl, wenn ich ein                                                                                          Mir geht es um das Essen und das Kochen, das
             sich gesund ernähren?                                geschmackfreies Öl brauche. Ansonsten                                                                                          als Kunstform leider unterbewertet ist. Luci-
                                                                  verwende ich Olivenöl, das ist sehr ge-                                                                                        ano Pavarotti soll gesagt haben, dass Kochen
             Dass man darunter alle paar Jahre etwas ande-        sund. Man kann es aber nicht gut zum                                                                                           auch eine Kunst ist, und keine unbedeuten-
             res versteht. Vor einiger Zeit galt Fett als unge-   Braten verwenden, wenn man es zu stark                                                                                         de. Die Kunst liegt im Auge des Betrachters,
             sund, so wie heute Zucker. Ich wurde 1984 als        erhitzt, wirkt es kanzerogen. Zum Bra-                                                                                         doch beim Gesundheitsaspekt sollte das doch
             einer von 50 000 Bürgern zu einer bundesein-         ten verwende ich daher Olio di Sansa di                                                                                        eigentlich nicht so sein. Man bekommt aber
             heitlichen Untersuchung geladen und ausführ-         Oliva, die letzte Pressung, auf Deutsch                                                                                        das Gefühl, dass dem so ist. Früher galt Butter
             lich zum Thema Ernährung und Krankheiten             Oliventresteröl, wenn ich ein Öl möchte,                                                                                       als gesund. Als die nicht mehr zur Verfügung
             befragt und untersucht. Ich weiß noch, dass          das man gut erhitzen kann. Dem Olio di                                                                                         stand, kam die Margarine, ein Erdöl-Produkt,
             ich seitenweise Angaben machen sollte, welche        Sansa di Oliva fehlen der Wasser- und der                                                                                      als Ersatzprodukt auf den Markt. Daraufhin
             Margarine ich wozu nutze. Da war ich schnell         Eiweißanteil, daher spritzt es nicht beim                                                                                      geriet Butter in Verruf und es wurde versucht,
             fertig, denn die nutze ich nie.                      Braten, man kann es gut erhitzen und so-                                                                                       die Margarine als ein gesundes Nahrungsmit-
             Ich koche für den Genuss. Aber der muss              gar zum Frittieren nutzen.                                                                                                     tel darzustellen. Ich bin gespannt, was als
             gesund sein. Damals wurde Margarine zwar             Im Spreewald heißt es: „Was macht die                                                                                          Nächstes kommt. Objektive Kriterien wären
                                                                                                                                                                    ©© TU Berlin/PR/Felix Noak

             als gesund angepriesen, wird sie stellenweise        Spreewälder stark? Kartoffeln, Leinöl                                                                                          schön! Sonst halte ich es mit dem Spruch
             heute immer noch, aber das ist nur Fett. Ge-         und Quark!“ Leinöl verwende ich auch                                                                                           „Butter kräftigt, Butter nährt, Butter sparen:
             nau wie Rapsöl, wenn jemand davon spricht,           gerne, das ist auch sehr gesund – und                                                                                          grundverkehrt.“
             versuche ich das zu überhören. Ich koche             Kürbiskernöl, das hat einen fantastischen
             mit Butter oder Schmalz für den Geschmack            Geschmack.                                                                                                                               Aufgezeichnet von Jochen Müller
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
Seite B4                                                                               WissENschaftler*INNEN antworten                                                                                                                  +
                                                                                                                                                                                                                                TU intern plus · Nr. 3/Februar 2019

                                                                                                                                                                                                                            Historischer
            Mit regionalen                                                                                                                                                                                                  Schnappschuss

            Lebensmitteln                                                                                                                                                                                                   Das BANA-Gasthörerstudium gibt
                                                                                                                                                                                                                            es an der TU Berlin seit mehr als
                                                                                                                                                                                                                            30 Jahren. Es ist an der Zentralein-
                                                                                                                                                                                                                            richtung Wissenschaftliche Weiter-

            die Welt retten?                                                                                                                                                                                                bildung und Kooperation ange-
                                                                                                                                                                                                                            siedelt und als wissenschaftliches
                                                                                                                                                                                                                            Weiterbildungsstudium konzipiert.
                                                                                                                                                                                                                            Es schließt zwar nicht mit einem
            ­

                                                                                                                                                                                               ©© TU Berlin/PR/Felix Noak
            Welche Kriterien verbergen                                                                                                                                                                                      akademischen Grad ab, aber mit
                                                                                                                                                                                                                            einem Zertifikat. Die Abkürzung
            sich hinter Begriffen wie                                                                                                                                                                                       BANA steht für „Berliner Modell:
            „regional“ und „nachhaltig“                                                                                                                                                                                     Ausbildung für Nachberufliche Ak-
                                                                                                                                                                                                                            tivitäten“. Da die Studierenden im
            und wie transparent sind                                                                                                                                                                                        Verlauf ihrer Pflicht- und erweitern-
            sie? Studierende des BANA-                                                                                                                                                                                      den Veranstaltungen gemeinsam
                                                                                                                                                                                                                            mit den Dozentinnen und Dozenten
            Gasthörerstudiums haben                                                                                                                                                                                         neue Themen erarbeiten und im
            dazu ein Projekt entworfen                                                                                                                                                                                      Team Fragestellungen sowohl theo­
                                                                                                                                                                                                                            retisch als auch praktisch behan-
            und Handlungsrichtlinien                                                                                                                                                                                        deln, bekam die Abkürzung intern
            für nachhaltigen Konsum                                                                                                                                                                                         eine neue Bedeutung: „Be Active,
                                                                                                                                                                                                                            Not Alone“. Meist entstehen aus
            abgeleitet                                                                                     Die Mango aus Mexiko, die Erdbeeren aus Ägypten, der Apfel aus
                                                                                                                                                                                                                            BANA-Projekten Flyer, Skripte oder
                                                                                                           Deutschland für den Fruchtjoghurt. Zusammengerührt wird er in einer                                              Präsentationen, die auf Märkten
                                                                                                           deutschen Molkerei. Ist es dann ein Joghurt aus der Region?                                                      oder den jährlich stattfindenden
                                                                                                                                                                                                                            BANA-Veranstaltungen präsen-
                                                                                                                                                                                                                            tiert werden. Im vorliegenden Fall
W      er in den Szenevierteln Berlins lebt, kennt
       diese Frage: „Ist das auch regional?“ Le-
bensmittel, die unter diesem Schlagwort an-
                                                                              hängt der CO2-Abdruck stark von der Jahreszeit
                                                                              ab. Im Frühling können in Deutschland Äpfel aus
                                                                              Neuseeland einen besseren CO2-Abdruck haben
                                                                                                                                    Herbst kauft, ist auf der sicheren Seite.“ Wenn
                                                                                                                                    das so einfach wäre. Denn die Herkunftsregion
                                                                                                                                    der Waren ist nicht immer eindeutig zu bestim-
                                                                                                                                                                                                                            wollten die zwei BANA-Studieren-
                                                                                                                                                                                                                            den Helmut Kimling und Manuela
geboten werden, gelten als besonders empfeh-                                  als deutsche Äpfel. „Zumindest, wenn der deut-        men. So stellten die Studierenden überrascht                                            Priebe-Kahlert den Selbstversor-
lenswert. Doch stimmt das? Und was heißt das                                  sche Apfel den Winter über professionell gelagert     fest, dass der Begriff „regional“ weder definiert                                       gungsgrad einer Stadt wie Berlin
eigentlich: „Regionalität“?                                                   wurde“, wie Helmut Kimling betont, einer der          noch gesetzlich geschützt ist. Bei Milchprodukten                                       untersuchen. Gelang es in der
Ein von BANA-Gasthörerstudierenden gemein-                                    Gasthörerstudierenden, die an dem Projekt be-         zählt ohnehin nicht, wo die Kühe grasen, sondern
                                                                                                                                                                                                                            Geschichte schon einmal, Berlin mit
sam entwickeltes und durchgeführtes Projekt                                   teiligt waren. Und seine Kommilitonin Manuela         wo die Milch abgefüllt wird. Besonders schwer
ging der Frage nach, ob regionale Produkte a                                  Priebe-Kahlert erklärt: „Der knapp vierwöchi-         wird es, wenn Produkte aus vielen Zutaten zu-                                           regionalen Produkten zu versorgen?
priori besser sind oder ob es unter bestimmten                                ge Transport eines Apfels von Neuseeland nach         sammengesetzt werden. Dann kann in Berlin ein                                           Sie recherchierten in Fachzeitschrif-
Umständen auch ein Apfel aus Neuseeland sein                                  Deutschland verbraucht weniger Energie als die        Fruchtjoghurt aus bayerischer Milch und italieni-                                       ten für Statistik und erhielten dann
kann. Sie untersuchten, welche Kriterien den Le-                              Lagerung eines heimischen über ein halbes Jahr.“      scher Fruchtzubereitung als „regional“ angebo-                                          von den Redaktionen dieser Zeit-
bensmitteleinkauf bestimmen. Anna Haas, wis-                                  Es ist also nicht so einfach mit den Handlungs-       ten werden.
                                                                                                                                                                                                                            schriften das Angebot, darüber eine
senschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin                                empfehlungen, wie auch Dr. Gabriele Schae-            „Die einfache Wahrheit“ lautet für Schaepers-
der TU-Projektwerkstätten, leitete das Projekt:                               pers-Feese betont, wissenschaftliche Leiterin         Feese daher, „dass mit regionalen Lebensmit-                                            Facharbeit zu schreiben. Daraus
„Die Studierenden haben Erzeuger von Lebens-                                  des BANA-Gasthörerstudiums: „Wir können               teln die Welt nicht zu retten ist.“ Allerdings kann                                     entstand die Veröffentlichung „Die
mitteln um Berlin erst ge- und dann besucht. Aus                              nicht sagen, dass regional immer besser ist. Das      man bei Verbraucherinnen und Verbrauchern das                                           Lebensmittelversorgung Berlins
den Exkursionen entstand eine Studie zur Regi-                                erschwert es für die Verbraucher*innen.“ Den-         Bewusstsein schärfen. Wie das am besten zu be-                                          von 1925 bis 1928 – ein historischer
onalität von Äpfeln und Kartoffeln.“ Im Mittel-                               noch ließen sich ein paar einfache Faustregeln        werkstelligen ist und ob der einzelne Verbraucher                                       Schnappschuss“.                  jmu
punkt standen die Transparenz der Kriterien und                               ableiten: „Bei jahreszeitlich frischen Produkten      mit seiner Kaufentscheidung Einfluss auf die
die Möglichkeit, einfache Handlungsempfehlun-                                 ist Regionalität eindeutig im Vorteil.“ Oder an-      Hersteller ausüben kann, ist zurzeit Gegenstand                                         www.statistik-berlin-brandenburg.de/
gen für Endverbraucher*innen zu formulieren.                                  ders ausgedrückt: „Wer heimische Kräuter im           eines weiteren BANA-Projekts.                                                           produkte/zeitschrift/2017/
Zur Überraschung auch einiger Studierender                                    Frühjahr, Kartoffeln im Sommer und Äpfel im                                             Jochen Müller                                        HZ_201704.pdf

                Tomate in gestapeltem Licht
                Wenn die Agrarflächen nicht ausreichen, um die Weltbevölkerung zu ernähren, müssen wir Pflanzen
                stapeln. Wie die Pflanzen dennoch ausreichend Licht erhalten, wird am Fachgebiet Lichttechnik erforscht

                                                                              W      as hat ein abgedunkelter Raum im Keller
                                                                                     eines Gebäudes der TU Berlin mit der Zu-
                                                                              kunft der Ernährung zu tun? Vielleicht mehr als
                                                                                                                                    stäblich zehren. Genau darauf zielt die derzeitige
                                                                                                                                    Pflanzenbeleuchtung ab: „In der Pflanzenbe-
                                                                                                                                    leuchtung wird viel mit rotem und blauem Licht
                                                                                                                                                                                          Eine mögliche Lösung habe der US-amerikani-
                                                                                                                                                                                          sche Ökologe Professor Dickson D. Despommier
                                                                                                                                                                                          bereits 1999 vorgeschlagen. Sie wurde unter dem
                                                                              all die Quadratkilometer voller Gewächshäuser,        gearbeitet. Der Grund ist einfach: Das bringt Mas-    Namen „vertical farming“ bekannt und ist denk-
                                                                              die in weiten Teilen Hollands die Nacht zum Tag       se.“ Doch Kohlenhydrate sind nicht das Einzige,       bar einfach: Wer Pflanzen in Etagen übereinander
                                                                              machen. Zwar ermöglichen es diese Gewächs-            was Pflanzen mithilfe von Licht produzieren, und      zieht, kann jeden Quadratmeter mehrfach nut-
                                                                              häuser auch in nordeuropäischen Wintermona-           schon gar nicht das Einzige, was Menschen brau-       zen. In der Realisierung hat die Methode jedoch
                                                                              ten frische Tomaten zu produzieren. Doch für          chen. Die Strahlung beeinflusst neben Farbe und       ihre Tücken. „Es wird künstliche Beleuchtung
                                                                              Tim Zander, Tutor des Projekts „Indoor Grow           Textur viele Inhaltsstoffe der Nutzpflanzen. Bei      benötigt“, sagt Tim Zander. Denn die Strahlung
                                                                              Lab“ des Fachgebietes Lichttechnik, bedeutet          Zanders Projekt, das von Prof. Dr. Stephan Völker     der Sonne, mit der Pflanzen ihre Fotosynthese
                                                                              das nächtliche Leuchten schlicht „sichtbar ver-       betreut wird, geht es um die Frage, welche Be-        betreiben, kommt ohne unser Zutun vom Him-
                                                                              schwendete Energie“. Heißt es doch, dass zumin-       dingungen in Gewächshäusern herrschen müssen,         mel. Für Pflanzen, die in Räumen übereinander-
                                                                              dest ein Teil der Beleuchtung an der Pflanze vor-     um Pflanzen mit all dem „auszustatten“, was wir       gestapelt werden, sind Leuchten notwendig, die
                                                                              bei in die Umgebung strahlt. Und selbst der Teil      Menschen benötigen. „Wir analysieren Licht, um        wiederum Strom benötigen. Und wenn der durch
                                                                              des Lichts, der die Pflanzen trifft, bewirkt nicht,   genau zu verstehen, welche Parameter die Pflan-       Kohlekraftwerke erzeugt wird, sei die Energie-
                                                                              was Konsumenten brauchen. „Bei der Pflanzen-          zen brauchen, um nicht nur groß, sondern auch         und Ökobilanz einer solchen geschlossenen agri-
                                                                              zucht ist es wie in der Tierzucht: Die Priorität      gesund, nährstoffreich und lecker oder dekorativ      kulturellen Umgebung ein Desaster.
                                                                              liegt allein auf schnellem Wachstum.“                 und medizinisch wirksam zu werden. Und wir            Die Energie für die Testanlage von Zander und
                                                                              Im Ergebnis schmecken viele Gewächshaustoma-          konstruieren Leuchten, um genau diese Parame-         seinem Team wird deshalb aus regenerativen
                                                                              ten nach Wasser. Aber der Geschmack ist fNeben-       ter mit wenig Energieaufwand zu erzeugen, damit       Quellen stammen. So lassen sich die Pflanzen
                                                                              sache angesichts der grotesken Situation, dass in     sich die Energiebilanz rechnet.“                      mit guter Energiebilanz beleuchten. Aus 100
                                                                              Europa Übergewicht und Krankheiten wie Di-            Hier sind wir bei der zweiten Verschwendung, die      Quadratmetern Fläche entstehen bei einer 20-fa-
                                                                              abetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die          Zander am Beispiel Holland festmacht. „Weltweit       chen Stapelung 2000 Quadratmeter Nutzfläche,
                                                                              auch auf ungesunde Ernährung zurückzuführen           wird eine Fläche der Größe von Südamerika für         auf der Tomaten nur mit künstlichen Strahlungs-
                                                                              sind, weiter verbreitet sind als Hunger. Auch das     Landwirtschaft genutzt. Wenn die Menschheit           quellen unterschiedlicher Wellenlängen kultiviert
                                                                              hat mit der Beleuchtung der Pflanzen zu tun.          den Prognosen entsprechend weiterwächst, be-          werden. Das Projekt läuft seit einem halben Jahr,
                                                                              Zander drückt es so aus: „Pflanzen speichern          nötigen wir bis 2050 zusätzlich die Fläche Brasi-     steckt also noch in den Kinderschuhen. Mit etwas
                                                 ©© TU Berlin/PR/Felix Noak

                                                                              Sonnenenergie chemisch und stellen uns dabei          liens.“ Es wäre nicht nur lebensbedrohlich, so viel   Glück können sie in diesem Jahr die erste Ernte
   Welches Licht eine Tomate braucht, um                                      netterweise Sauerstoff zur Verfügung.“ Indem          Regenwald abzuholzen, es ist nicht möglich, weil      einfahren. Es wird das erste Mal sein, dass die
   nährstoffreich und schmackhaft zu werden,                                  unsere grünen Ernährer das CO2 aus der Luft in        es so viel Wald gar nicht mehr gibt.                  Pflanzen mit natürlichem Sonnenlicht in Berüh-
   das analysieren TU-Wissenschaftler*innen                                   Kohlenhydrate wie Stärke oder Zucker umwan-           Wo sollen dann aber die benötigten Flächen her-       rung kommen.
                                                                              deln, legen sie Speicher an, von denen wir buch-      kommen, um ausreichend Nahrung zu erzeugen?                                                                   Jochen Müller
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
TU intern plus · Nr. 3/Februar 2019
                                       +
                                                                   WissENschaftler*INNEN antworten                                                                                                                    Seite B5

                                                               Das bessere Fleisch
                                                                „Was? Das soll ein Steak sein?“ Solch ein Ausdruck
V     iele Menschen, die sich vegan ernähren,
      tun das nicht, da ist sich die Prozesswissen-
schaftlerin Elisabeth Högg sicher, weil sie Fleisch               des Entsetzens geht vor allem Vegetariern durch
                                                                                                                                                                             kühlt, und bei diesem Kühlungsprozess passiert
                                                                                                                                                                             Erstaunliches: „Die Proteine werden in ihrer
                                                                                                                                                                             Struktur verändert“, erklärt Högg. „Die zuvor
etwa nicht mögen würden. Manche verzichten                                                                                                                                   knäuelartigen Proteine falten sich zu Strängen
aus ethischen Gründen auf Fleisch, weil sie Tie-                 den Kopf, und zwar dann, wenn sie mit veganen                                                               auf und die Stränge verbinden sich miteinan-
re nicht quälen wollen. Andere verzichten aus
gesundheitlichen Gründen – sie glauben, der
                                                              ­Fleisch­ersatzprodukten in Berührung kommen. Nicht                                                            der.“ Auf diese Weise entstehen faserähnliche
                                                                                                                                                                             Strukturen, die in ihrer Konsistenz an Fleisch
übermäßige Verzehr tierischer Produkte würde
die Lebenserwartung senken. Und wieder ande-
                                                             selten schmecken die Klone aus Erbsenmehl, Tofu oder                                                            erinnern, fand die Forscherin heraus. Aber wenn
                                                                                                                                                                             der sich anschließende Kühlprozess schiefläuft,
re essen der Umwelt zuliebe kein Fleisch, weil               Seitan kein bisschen wie Fleisch. Aber woran liegt das?                                                         dann wirkt sich das negativ auf das Ausbilden
Tierhaltung wesentlich für den Klimawandel                                                                                                                                   der Strukturen aus. „Es kommt enorm auf die
mitverantwortlich ist. Aus der Perspektive des                                                                                                                               Geschwindigkeit der Abkühlung an“, weiß
Genusses aber hätten die meisten Vegetarier gar                                                                                                                              Högg. „Wird zu schnell heruntergekühlt, ist das
nichts gegen Fleisch, deshalb kommen ja vegane                                                                                                                               Ergebnis am Ende ungenügend.“ Ihr Ziel ist es
Produkte, die Fleisch imitieren, so gut an.                                                                                                                                  nun, Richtlinien zu erarbeiten, die – abhängig
Das Problem der Fleischersatzprodukte ist je-                                                                                                                                vom Ausgangsprotein – genau vorgeben, welche
doch: Viele versprechen etwas, was sie nicht                                                                                                                                 Kühlzeit und -geschwindigkeit zu welcher Aus-
halten können. „Wenn Fleischersatz nicht wie                                                                                                                                 bildung von faserähnlichen Strukturen führen.
Fleisch wahrgenommen wird, dann liegt das                                                                                                                                    Weil aber für einen befriedigenden Fleischer-
meist an der Konsistenz oder am Geschmack“, so                                                                                                                               satz-Genuss nicht nur die Struktur, sondern
Högg. „Außerdem könnten viele Fleischersatz-                                                                                                                                 eben auch der Geschmack eine Rolle spielt,
produkte mehr Nährwerte vertragen, um dem                                                                                                                                    plant Elisabeth Högg schon die nächste For-
Körper besser Energie zuzuführen.“ An diesen                                                                                                                                 schungsstufe. „Wenn ich in Fleischersatzpro-
drei Baustellen forscht Högg seit Jahren. Bei ech-                                                                                                                           dukte Geschmack bringen will, dann habe ich
tem Fleisch, so die Wissenschaftlerin, kenne man                                                                                                                             zwei Möglichkeiten: Handelt es sich um einen
zwei grundsätzliche Varianten in der Konsistenz:                                                                                                                             trockenen Fleischersatz, kann ich ihn in Gemü-
Da ist zum einen die fest-faserige Variante, wie                                                                                                                             sebrühen oder Emulsionen einlegen und auf die-
sie beim Geschnetzelten oder Steak vorzufinden                                                                                                                               se Weise mit Geschmacksstoffen tränken. Und
ist, und zum anderen eine schwammartige homo-                                                                                                                                feuchten Fleischersatz kann ich auch mit einer
gene Konsistenz wie etwa bei Hackfleisch oder                                                                                                                                Panade ummanteln.“ Sowohl die Emulsionen
Bratwurst. Wenn Fleischersatz keine dieser bei-                                                                                                                              als auch die Panaden lassen sich geschmacklich
den Konsistenzen treffend imitiert, dann meint                                                                                                                               noch optimieren und verfeinern.
der Konsument, das Produkt würde ihm nicht                                                                                                                                   Ihre Vorstellung geht aber noch weiter: „Statt ei-
schmecken – obwohl es hier gar nicht am Ge-                                                                                                                                  nem Sojaprodukt nur die Eigenschaften ‚scharf‘
schmack liegt, sondern an der Textur.                                                                                                                                        oder ‚würzig‘ zu verleihen, kann man zusätzlich

                                                                                                                                                ©© TU Berlin/PR/Felix Noak
Um herauszufinden, woran das liegt, hat sich                                                                                                                                 noch Vitamine und Mineralstoffe beimischen.“
Högg mit dem Prozess beschäftigt, in dem                                                                                                                                     Auf diese Weise kommt am Ende vielleicht
Fleisch­ersatz hergestellt wird – mit der Extru-                                                                                                                             ein Fleischersatz heraus, der nicht nur besser
sion. Dabei wird der Ausgangsstoff, also Erb-                                                                                                                                schmeckt, sondern auch gesünder ist als echtes
sen- oder Sojaprotein, mit Wasser gemischt,                                                                                                                                  Fleisch. Das, so Högg, wäre ein echtes Verkaufs­
unter hohem Druck geknetet und auf über 100                                                                                                                                  argument, mit dem die Ersatzstoffe beliebter
Grad Celsius erhitzt. Unmittelbar darauf wird                                                                                                                                werden könnten als ihr tierischer Zwilling.
die Masse in einer angehängten Düse auf eine                     Eine weich-schwammige Konsistenz soll der vegetarische oder vegane Fleischersatz haben,
Temperatur unter 100 Grad Celsius herunterge-                    wie beim „echten“ Burger. Lebensmitteltechnologinnen der TU Berlin forschen daran                                                         Michael Metzger

                                                                                                                                                                                                 6      %
                                                                                                                                                                                             Nur

                                       Rapsodie                         Ungesättigte Fettsäuren sind gut für den
                                                                        Menschen. Die Lebensmittel­chemikerin Sandra
                                                                                                                                                                                                            der ­Befragten
                                                                                                                                                                                                            bezeichnen

                                       in Öl
                                                                        Grebenteuch erforscht Mittel und Wege, damit sie                                                                                    sich als
                                                                                                                                                                                                            VEGETARIER
                                                                        auch nach dem Kochen, Backen und Braten noch
                                                                        gesundheitlich wertvoll sind                                                                                                             Ernährungsreport 2019*

                                           Viel besser als
                                           Butter: das an               E   in lang haltbares Speiseöl, das sowohl
                                                                            für Salate als auch zum Frittieren ge-
                                                                        nutzt werden und sogar Krankheiten vor-
                                                                                                                         von Kohlenwasserstoffmolekülen, den Fett-
                                                                                                                         säuren. In gesättigten, wie in Butter oder
                                                                                                                         Palmöl, das oft in vegetarischen Lebens-
                                                                                                                                                                                 hält. Sandra
                                                                                                                                                                                 Grebenteuch:
                                                                                                                                                                                 „Wir      versuchen
                                           ungesättigten
                                           Fettsäuren                   beugen kann? Für Sandra Grebenteuch              mitteln enthalten ist, sind die Kohlenstoffe            Empfehlungen zu ge-
                                           reiche Rapsöl                sind das keine leeren Werbeversprechen,          einfach miteinander verbunden. Ungesät-                 ben, wie Produktionsprozesse
                                                                        sondern es ist schlicht Rapsöl. Die Lebens-      tigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren                   gestaltet werden können, damit End-
                                                                        mittelchemikerin beschäftigt sich in ihrer       weisen Doppelbindungen auf, entweder                    produkte ein gutes Omega-3-zu-Omega-
                                                                        Promotion „Lipidoxidation in unterschied-        an der dritten oder der sechsten Stelle der             6-Verhältnis haben, und wie man sie lagern
                                                                        lichen Matrices“ mit dem Einfluss von Er-        Kohlenstoffkette. Diese Doppelbindungen                 muss, damit es so bleibt.“ Diese Empfeh-
                                                                        nährungsgewohnheiten auf den Erhalt der          brauchen wir, daher sind mehrfach ungesät-              lungen gelten aber auch für die heimische
                                                                        Gesundheit im höheren Alter.                     tigte Fettsäuren besonders gesund für uns“,             Küche: das Öl dunkel und kühl lagern und
                                                                        Und genau hier kommt das Öl ins Spiel.           erklärt Sandra Grebenteuch. Problem: Je                 beim Zubereiten lieber kürzer oder weni-
                                                                        Die in manchen Speiseölen enthaltenen            mehr Doppelbindungen eine Fettsäure hat,                ger stark erhitzen. Dann kann Rapsöl einen
                                                                        Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind             umso schneller kann sie durch Sauerstoff                wichtigen Beitrag zum Erhalt der Gesund-
                                                                        für den Menschen essenziell. Er braucht          angegriffen werden und oxidiert. Es entste-             heit leisten.
                                                                        sie zur Energiegewinnung und für seine           hen Abbauprodukte, die ranzig riechen und                                            Jochen Müller
                                                                        Zellmembranen, kann sie aber nicht sel-          teilweise sogar gesundheitsschädlich sind.
                                                                        ber synthetisieren und muss sie daher mit        Sandra Grebenteuch fand zusätzlich her-
                                                                        der Nahrung aufnehmen. Wen wundert’s,            aus, dass Omega-3-Fettsäuren wesentlich                 Essgewohnheiten und
                                                                        dass diese Fettsäuren nachweislich positi-       schneller oxidieren als Omega-6. Und dass
                                                                        ve Effekte auf unsere Gesundheit haben?          sich der Effekt mit steigender Hitze noch               Gesundheit
                                                                        Allerdings nicht gleichermaßen, denn der         verstärkt: „Bei höherer Temperatur wer-
                                                                                                                                                                                 Sandra Greben-
                                                                        Mensch, so die Doktorandin, brauche              den Omega-3-Fettsäuren 15-fach schneller
                                                                        mehr Omega-3 als Omega-6. Die meisten            abgebaut als Omega-6-Fettsäuren“, so die                teuch promoviert
                                                                        Menschen nehmen Omega-3- und Omega-              29-Jährige. Wegen seines besonders günsti-              im Fachgebiet
                                                                        6-Fettsäuren im Verhältnis 1 : 10 zu sich. Als   gen Verhältnisses von Omega-3- zu Omega-                Lebensmittelchemie
                                                                        empfehlenswert gilt ein Verhältnis von 1 : 5,    6-Fettsäuren sei Rapsöl also besonders gut              und Analytik am
                                                                        für Multiple-Sklerose- oder Rheumapatien-        zum Braten geeignet. Es ist schlicht so viel            Institut für Lebens-
                                                                        ten gar 1 : 3. Das Gute: Im Rapsöl kommen        Omega-3-Fettsäure im Rapsöl, dass auch
                                                                                                                                                                                 mitteltechnologie
                                                                        die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in           nach dem Braten noch ein gesundes Omega-
                                                                        einem Verhältnis von 1 : 2 vor! Im Gegen-        3-zu-Omega-6-Verhältnis besteht.                        und Lebensmittel-
                                                                        satz zu Butter, die viele gesättigte, dafür      Zielgruppe ihrer Forschungen sind laut                  chemie. Ihr Projekt
                                                                        kaum Omega-3- noch Omega-6-Fettsäuren            Grebenteuch jedoch weniger die End­ver­                 gehört zu dem vom
                                                                        enthält. Um Lebensmittel ernährungsphy-          braucher*innen als vielmehr die Lebensmit-              BMBF noch bis 2020 geförderten Kompe-
      ©© TU Berlin/PR/Felix Noak (2)

                                                                        siologisch zu verbessern, untersucht Gre-        telhersteller. Schließlich werden Lebensmit-
                                                                                                                                                                                 tenzcluster „NutriAct“, in dem mehrere
                                                                        benteuch deshalb Möglichkeiten, Butter           tel im Laufe des normalen technologischen
                                                                        und andere Fette durch Rapsöl zu ersetzen.       Produktionsprozesses auch erhitzt. Es kann              Forschungsprojekte aus Berlin und Bran-
                                                                        Aber was ist der Unterschied zwischen            demzufolge sein, dass Verbraucher*innen                 denburg dem Einfluss von Ernährungsge-
                                                                        gesättigten und ungesättigten Fettsäuren?        ein Produkt kaufen, das schon ranzig ist                wohnheiten auf den Erhalt der Gesund-
                                                                        „Öle und Fette bestehen aus langen Ketten        und gesunde Fettsäuren gar nicht mehr ent-              heit im höheren Alter nachgehen. jm
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
Seite B6                                                                                   Blick zurück                                                                                   +
                                                                                                                                                                                 TU intern plus · Nr. 3/Februar 2019

Mit
Bircher-
müsli
fing alles an
Trends und Gegentrends
in der Esskultur

                                                                                                                                                                                                                        ©© TU Berlin/PR/Felix Noak
                                                    Bierschinken-Brötchen oder Körner und Obst zum Frühstück? So, wie ich esse, so bin ich. Essen sei auch ein Distinktionsmerkmal, sagt der Historiker Uwe Fraunholz

W      enn sich Menschen danach sehnen, mög-
       lichst ursprüngliche, unbehandelte und da-
her scheinbar gesunde Nahrung zu sich zu neh-
                                                    erfinden.“ Auf den sprichwörtlichen Geschmack
                                                    ist zu der damaligen Zeit aber nicht jeder gekom-
                                                    men – im Gegenteil. „Die Entfremdung von der
                                                                                                          scher die Jahre 1750 bis 1800 an. „Das war eine
                                                                                                          Phase relativen Wohlstandes“, so Fraunholz. Die
                                                                                                          Wirtschaft war gewachsen, durch die beginnen-
                                                                                                                                                                 Heute hingegen steht Europa nicht an der
                                                                                                                                                                 Schwelle einer neuen Malthusianischen Wende,
                                                                                                                                                                 da ist sich Fraunholz ziemlich sicher. In Frank-
men, ist das ein Zeichen für einen Wendepunkt.      Nahrung führte dazu, dass damals ganz neue ge-        de Industrialisierung konnte zunächst auch die         reich wird nicht etwa wegen zu hoher Brotprei-
Dann nämlich haben sie genug von industriege-       sellschaftliche Strömungen entstanden sind“, so       Agrarwirtschaft einen neuen Produktivitätsschub        se, sondern wegen gestiegener Benzinkosten
fertigter Nahrung, von künstlicher Ernährungs-      Fraunholz. Schon die Lebensreformer waren die         erfahren. Doch an einem gewissen Punkt kam             protestiert. Und wie lässt sich mit dem Wissen
optimierung, kurz: von all den neumodischen         Öko-Hippies des frühen 20. Jahrhunderts, und          die Lebensmittelversorgung nicht mehr hinter-          aus der Vergangenheit der heutige Trend zu Ve-
Errungenschaften der Lebensmittelindustrie.         statt Tofu servierten sie Birchermüsli. Den Mega­     her, weil die Bevölkerung explodierte.                 ganismus und Öko-Lebensmitteln deuten? „Es-
Eine solche Gegenbewegung zu Molekularkü-           trend zu industriell gepimpter Nahrung aufhalten      Malthusianische Wenden können verschiedene             sen war schon immer ein Distinktionsmerkmal“,
che, Gentechnik oder industriellem Fleisch be-      konnten sie freilich nicht. Bis heute finden sich     Folge-Szenarien auslösen. Eine Hungersnot und          so Fraunholz. „Wenn ich zu einer bestimmten
obachtet Prof. Dr. Uwe Fraunholz, Gastprofessor     im Supermarkt proteinreiche Sportlerriegel und        der Ausbruch von Krankheiten wären möglich,            gesellschaftlichen Schicht gehöre, dann ernäh-
für Technikgeschichte, in den Veganer- und Öko-     Astronautennahrung.                                   ebenso Migrationsbewegungen in fruchtbarere            re ich mich auch deshalb anders als andere
Bewegungen der Gegenwart. Und er beobachtet         Not macht erfinderisch, das hat Fraunholz aus         Regionen. Ende des 18. Jahrhunderts reagierte          Schichten, weil ich mich von ihnen abgrenzen
Ähnliches auch Anfang und Mitte des 20. Jahr-       der Geschichte gelernt.Wenn es zu Innovationen        die europäische Bevölkerung auf Hungersnöte            will.“ Wer sich heute also vegan ernährt, dem
hunderts, als zwei Weltkriege die westliche Welt    im Anbau oder in der Produktion von Lebensmit-        mit Aufständen, in deren Mittelpunkt häufig sym-       ist bestimmt die Umwelt wichtig, und die ei-
an den Rand des Zusammenbruchs geführt hatten       teln kommt, ist der Grund meist eine Verzweif-        bolisch aufgeladene Lebensmittel des täglichen         gene Gesundheit ebenso. Aber ein bisschen ist
– und Nahrung generell knapp wurde. „Damals         lung, nicht mehr alle Menschen ernähren zu            Bedarfes standen. „Der Sturm auf die Bastille          es doch Berliner Großstadt-Blase, in der man
wurde mit Hefepilzen und anderen Zusatzstoffen      können. „Wir nennen das eine Malthusianische          in Frankreich 1789 wurde auch ausgelöst durch          zeigen will: Ich bin zu gebildet und aufgeklärt,
experimentiert“, so Fraunholz. „Die Herausfor-      Wende, benannt nach dem britischen Ökonomen           hohe Brotpreise, über die sich die Bevölkerung         um mir für 1,99 Euro Buletten beim Discounter
derungen waren einerseits, die Zivilbevölkerung     Thomas Robert Malthus“, sagt Fraunholz, „und          empörte“, sagt Fraunholz. Daran könne man gut          zu kaufen.
zu ernähren. Andererseits musste man energierei-    paradoxerweise ist sie die Folge einer längeren       erkennen, welchen hohen Stellenwert das Brot
ches und leicht transportables Essen für Soldaten   Wohlstandsperiode.“ Als Beispiel führt der For-       zur damaligen Zeit hatte.                                                              Michael Metzger

Die Theorie des guten
Lebens                                      Die Philosophin Birgit Beck verrät, wie eine als
                                            „Schweinephilosophie“ verschriene Ethik uns den
                                            Weg zum Genuss ohne Reue weisen kann

D    er Bundestagswahlkampf 2013 ge-
     riet für die Grünen zum Menetekel.
Ihr Vorschlag, einen vegetarischen Tag in
                                            die als „Hedonismus“ bekannt wurde.
                                            Eine, so Birgit Beck, „vernachlässigte
                                            philosophische Theorie“ von brandhei-
                                                                                        zu ändern. Das Ergebnis eines solchen
                                                                                        Bewusstseinswandels könnte sein, even-
                                                                                        tuell gar keine Produkte tierischer Her-
öffentlichen Kantinen einzuführen, löste    ßer Aktualität.                             kunft mehr essen zu wollen. Wir wissen
Empörung aus. „Lustfeindlich“ sei diese     Hedonismus? War das nicht die Lehre         zum Beispiel heute, dass Schweine sehr
„Partei der Verbote“, hieß es in Medien     vom Genuss? „Ja“, bestätigt Beck, um        empfindsame Wesen sind, und auch, wel-
und sozialen Netzwerken. Im Ergebnis        gleich darauf zu betonen, dass meist        che bedenklichen Folgen für Menschen,
büßte sie deutlich an Stimmen ein. Der      falsch verstanden wird, was damit ge-       Tiere und Umwelt die gegenwärtige in-
„Veggie Day“ gilt seither als Musterbei-    meint ist. „Der epikureische Hedonis-       dustrielle Nahrungsmittelproduktion hat.
spiel linker Bevormundung und als Syn-      mus war einer des Genusses und des          Unter Umständen fühle ich mich wohler
onym für politischen Selbstmord.            freudvollen Lebens. Er wurde von philo-     damit, solche Praktiken nicht wissentlich
Das ist erstaunlich, nicht zuletzt ange-    sophischen Gegnern als ‚Schweinephilo-      zu unterstützen, sondern Pflanzen zu es-
sichts der Tatsache, dass unter Fachleu-    sophie‘ diffamiert. Dabei ging es Epikur    sen, denen wir keine Empfindsamkeit
ten Einigkeit darin herrscht, dass wir      nicht um Ausschweifungen, sondern im        zuschreiben“, sagt die Juniorprofessorin.
Bürger*innen wohlhabender Industriena-      Gegenteil darum, sich mit Einfachem         Genuss und Entspannung durch das Auf-
tionen unseren Fleischkonsum drastisch      zu begnügen. Epikur meinte, mit einem       lösen von Widersprüchen? „Genau!“
reduzieren müssen. Aus gesundheitlichen,    Stück Käse und Brot in Gesellschaft sei-    Davon abgesehen entstehen Gaumen-
ökologischen und tierethischen Gründen.     ner Freunde sei er vollkommen zufrie-       freuden und Glück nach Epikurs Theorie
Prof. Dr. Birgit Beck, Leiterin des Fach-   den. Hedonismus bedeutet also, zu ge-       des guten Lebens auch dadurch, dass
gebietes Ethik und Technikphilosophie,      nießen, was man hat. Mit Maß und Ziel.      man sich Zeit für den Genuss nimmt.
überraschte die ablehnende Reaktion         Denn wer sich moderat verhält, muss auf     Statt jedem Ernährungstrend hinterher-
der Bevölkerung auf den „Veggie Day“-       nichts verzichten.“                         zuhecheln und sich unter moralischem
Vorstoß der Grünen dennoch nicht: „Der      Insofern könne man von dem antiken          Druck die Superfood-Bowl im Stehen
Vorschlag wurde negativ konnotiert, weil    Genießer viel lernen. Statt den Menschen    reinzuzwingen, während einem der Ver-
er bei oberflächlicher Betrachtung Ver-     zu sagen, was sie alles nicht dürften, so   zicht bei jedem Happen aufstößt, ist es
zicht und Bevormundung suggerierte,         Beck, wäre der bessere Weg, aufzuzeigen,    allemal gesünder, sein Mahl in Ruhe ein-
                                                                                                                                                                                                                        ©© TU Berlin/PR/Felix Noak

und war daher chancenlos.“                  dass eine Änderung von Ernährungsge-        zunehmen. Dann kann auch eine Stulle
Ein Blick in die Philosophiegeschich-       wohnheiten lust- und genussvoll sein        ein Vergnügen sein. „Sich keinen Stress
te offenbart, dass es auch anders geht:     kann und keineswegs Verzicht bedeuten       zu machen ist, salopp gesagt, eine der
„Epikur zeigt, dass es gar nicht um Ver-    muss. „Dann entdecke ich vielleicht ganz    Hauptbotschaften Epikurs.“ Und neben
zicht geht, sondern um ein gutes Leben.“    neue Geschmäcker, jenseits des Schwei-      einem Weg zum Genuss ohne Reue viel-
Der altgriechische Philosoph lebte um       nefilets. Dabei erhalten auch Einstellun-   leicht auch ein guter Wahlkampfslogan.          Der moderne Mensch macht es im Gehen und Stehen: Mails checken und
300 vor Christus und prägte eine Ethik,     gen zu Lebensmitteln die Chance, sich                                 Jochen Müller        nebenbei aus dem Pappbecher essen oder umgekehrt
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
+
TU intern plus · Nr. 3/Februar 2019                                                                   Blick nach vorn                                                                                                      Seite B7

Weil eine Frucht die andere subventioniert
Wie kann eine nachhaltige Lebensmittelproduktion gelingen? Mit der Ökobilanzierung von Fruchtfolgen,
sagen Matthias Finkbeiner und Gerhard Brankatschk vom Institut für Technischen Umweltschutz

D    ie Landwirtschaft ist heute für etwa ein Vier-
     tel der weltweiten Emission von Klimagasen
wie CO2, Lachgas oder Methan verantwortlich.
Dieser Wert beinhaltet unter anderem Abgase
von Traktoren und Stoffe, die bei der Produktion
von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln entste-
hen. Aber auch Böden können klimaschädliche
Gase wie CO2 abgeben – etwa durch häufiges
Pflügen. Dies ließe sich verhindern, wenn man
zur rechten Zeit Pflanzen anbaute, die es ermög-
lichen, den CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft
zu minimieren. Dass es Effekte zwischen Pflan-
zen gibt, ist seit Jahrhunderten bekannt. Daher
planen Landwirte sogenannte Fruchtfolgen (siehe
Kasten). Wirken sich verschiedene Reihenfolgen
angebauter Feldfrüchte auch messbar auf die
Umweltbelastung landwirtschaftlicher Produkte
aus? Und wenn ja, wie lässt sie sich senken?
„Hier kommen die Ökobilanzen ins Spiel“, sagt
Prof. Dr. Matthias Finkbeiner, Leiter des Fach-
gebiets Sustainable Engineering der TU Berlin,
und erklärt: „Hauptaufgabe der Ökobilanz ist es,
die Frage, wann ein Produkt bezüglich welcher

                                                                                                                                                                                                                                       ©© TU Berlin/PR/Felix Noak
Umweltaspekte vorteilhaft oder nachteilig ist,
wissenschaftlich so robust wie möglich zu beant-
worten und Empfehlungen zur Verbesserung der
Produktionssysteme zu geben.Wir betrachten an
meinem Fachgebiet bewusst viele unterschiedli-
che Produkte – vom Elektroauto über Stahl bis                       Raps – Weizen – Erbse – Weizen – Gerste: Anhand dieser Fruchtfolge wird erforscht, wie Pflanzen voneinander profitieren, und eine Ökobilanz erstellt
zu Inkontinenzartikeln, und eben auch landwirt-
schaftliche Produkte.“                                              viele Jahre in das System der Ökobilanz einbezo-      Lebensmittelbedarfs den CO2-Fußabdruck der             dem Nachhaltigkeitsforscher bewusst ist. „Wir
Bisher waren diese Bilanzen für den landwirt-                       gen und durch eine neue Methode erreicht, Aus-        Landwirtschaft zu verkleinern.“                        wissen, dass wir an manchen Stellen ungenau
schaftlichen Sektor aber oft „starr“, wie Finkbei-                  sagen zu den Umweltwirkungen jedes einzelnen          Dass Finkbeiner die Ökobilanzierung „sehr auf-         sind, wenn wir so große Systeme untersuchen.
ner es ausdrückt. Sie bezogen sich auf Zeiträu-                     Produktes der Fruchtfolge zu ermöglichen. Nur so      wendig“ nennt, verwundert nicht. Denn statt            Aber wir können immerhin so viel wie möglich
me von einem Jahr und entsprachen somit nicht                       können wir beispielsweise Weizenbrot aus einer        eines Ausschnitts bemisst sie letztlich „alles!“       bemessen. Das ist ein wesentlicher Ansatz der
der landwirtschaftlichen Realität, weil „einzelne                   Fruchtfolge bilanzieren und mit Brot aus Weizen       „Häufig Lieferketten um die ganze Welt“. Also          Ökobilanzforschung: stetig genauer die vielfälti-
Feldfrüchte durch andere subventioniert wer-                        einer anderen Folge vergleichen. Diese Methoden       vom Anbau über den Transport bis zur Lagerung.         gen Zusammenhänge zu beschreiben.“
den“. Man müsste unterschiedliche Effekte von                       können dabei helfen, trotz steigenden globalen        Ein nahezu unmögliches Unterfangen, was auch                                              Jochen Müller
Feldfrüchten über längere Zeiträume betrachten,
um sagen zu können, ob sie besser oder schlech-
ter abschneiden.
Finkbeiner holte daher Dr. Gerhard Brankatschk
                                                                    Fruchtfolge
an sein Fachgebiet. Er studierte Landnutzung und                    Feldfrüchte stellen unterschiedliche Anforderungen an den Boden. Jede Pflanze
Wasserbewirtschaftung. Im Rahmen seiner Promo-

                                                                                                                                                                                                 68
                                                                    wurzelt in verschiedenen Tiefen und bedarf anderer Nährstoffe zu anderen
tion an der TU Berlin brachte er die Agrarwissen-
schaften und das Konzept der Ökobilanzierung zu-
sammen. Brankatschk zufolge gab es zwar bereits
                                                                    Zeiten. Manche lockern auch den Boden auf oder hinterlassen Nährstoffe, die
                                                                    eine andere Pflanze braucht. Leguminosen wie die Erbse sind darüber hinaus in
                                                                                                                                                                                                               %
Ansätze, zu berechnen, wie viel Nährstoffe von                      der Lage, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen. Landwirte bepflanzen daher ihre                                                                der Befragten erwarten
einer Pflanze auf eine nächste übertragen werden.                   Äcker in einer spezifischen zeitlichen Folge mit Feldfrüchten, um diese Effekte                                                               von der Landwirtschaft
„Wir haben jedoch die gesamte Fruchtfolge über                      zwischen Pflanzen optimal auszunutzen: die Fruchtfolge.                     jmu                                                              einen schonenden
                                                                                                                                                                                                                  Umgang mit den natürli-
                                                                                                                                                                                                                  chen Ressourcen

Da hilft auch kein Bauernwissen mehr                                                                                                                                                                                   Ernährungsreport 2019*

Wie kann eine nachhaltige Lebens-                                   decchi und Tarun Garg, der an der TU Berlin            unterschiedlichen Bildern die landwirtschaftlich      Klimawandels lebten: „Deshalb beziehen wir
                                                                    Geodäsie und Geoinformationstechnik studier-           relevanten Bodenparameter bestimmen. Wie das          auch Wetter- und Klimadaten mit ein. Zum Bei-
mittelproduktion gelingen?
                                                                    te, gründete er das Start-up „Smart Cloud Far-         genau funktioniert, ist Betriebsgeheimnis. Doch       spiel, um die Landwirtschaft an die italienischen
Durch möglichst präzises                                            ming“, um die räumlich grobe Messung deutlich          Bastian Kubsch und seine Start-up-Kollegen be-        Verhältnisse anzupassen, die laut manchen Pro-
Bestimmen der Bodenparameter,                                       zu verfeinern: „Mit unserem Ansatz können wir          haupten, den Landwirten dadurch spezifische           gnosen in Deutschland in wenigen Jahrzehnten
sagt Bastian Kubsch, Gründer von                                    die Parameter auf den Quadratmeter genau be-           und individualisierte Handlungsempfehlungen           zu erwarten sind. Bei solch dramatischen Verän-
                                                                    stimmen“, sagt Kubsch.                                 geben zu können, welche Fruchtfolge (siehe Text       derungen in so kurzen Zeiträumen hilft auch das
„Smart Cloud Farming“
                                                                    Und zwar ohne dass jemand auf das Feld muss,           oben) an welcher Stelle angebaut werden soll, um      gesammelte Bauernwissen aus Jahrhunderten
                                                                    um Proben zu entnehmen. Kubsch nennt es                optimierte Erträge zu erzielen. Mit, wie Kubsch       nicht viel.“ Aber auch die Landwirtschaft selbst

E   ine alte Bauernweisheit besagt: „Schwarzer
    Grund trägt gute Frucht.“ Aber wie schwarz
muss der Grund sein, um welche Frucht wie „gut
                                                                    „nicht invasiv“. Denn „Smart Cloud Farming“ ist
                                                                    ein reines Software-Produkt. Es funktioniert auf
                                                                    Grundlage von Bilddaten, die von Satelliten und
                                                                                                                           es sagt, „voraussichtlich dramatisch positiven
                                                                                                                           Auswirkungen“ für die Landwirte: „Sie können
                                                                                                                           Fruchtfolgen sehr viel spezifischer lokalisiert an-
                                                                                                                                                                                 trägt zum Klimawandel bei. Der in der Erde ge-
                                                                                                                                                                                 bundene Kohlenstoff wird bei Erosion zum Teil
                                                                                                                                                                                 gasförmig freigesetzt, wodurch weltweit jährlich
zu tragen“? Darüber sagt die Bauernweisheit                         Drohnen aufgenommen und dann cloudbasiert              bauen und den Boden sehr viel spezifischer be-        Gigatonnen entweichen. Kubsch ist überzeugt,
leider nichts aus. Aus diesem Grund charakte-                       auf zentralen Servern abgespeichert und verar-         handeln. Präzisionslandwirtschaft wird möglich:       dass diese Menge mit „Smart Cloud Farming“
risieren Landwirte ihre Böden, bevor sie etwas                      beitet werden. Entscheidend sei, dass die noch         präzisierte Düngung und Ausgabe von Saatgut.          reduziert werden könne: „Erstens soll der Boden
anpflanzen. Wie viel Stickstoff, Phosphor oder                      unbewirtschaftete Ackerfläche über Lichtspekt-         Das reduziert Kosten, optimiert gleichzeitig die      geschont werden. Das minimiert die Bodenerosi-
Kalium enthält er? Wie viel Humus-, also Koh-                       ren aufgenommen werde. So könne der von den            Erträge und eröffnet die Möglichkeit, den Boden       on und damit die CO2-Emission. Zweitens kann
lenstoff, und wie viel Feuchtigkeit ist im Boden?                   Gründern trainierte KI-Algorithmus aus den             langfristig gesund zu erhalten.“                      durch Präzisionslandwirtschaft die Überdüngung
Wer das als Bauer nicht weiß, kann                                                                                                      Die Vitalität des Bodens steht beim      um die Hälfte reduziert werden. Es wird viel
auch nicht wissen, welche Feld-                                                                                                         Start-up „Smart Cloud Farming“ im        weniger Lachgas freigesetzt, das etwa dreihun-
frucht guten Ertrag bringen wird.                                   Auf dem Bildschirm Bilder eines digitalisierten Ackers              Fokus: „An kurzfristig maximalem         dertmal stärker als das Treibhausgas CO2 wirkt.“
Bislang entnahmen Landwirte                                                                                                             Ertrag sind wir nicht interessiert,      Die Modelle besagen also, dass Treibhauseffek-
jedem Hektar Feld einige Proben                                                                                                         denn das ist nicht nachhaltig“, so       te durch die Landwirtschaft vermieden werden
und schickten sie zur Analyse ins                                                                                                       Bastian Kubsch. Schließlich betont       können. Ob das stimmt, wird die Praxis zeigen.
Labor. Eine Methode, die für Dr.                                                                                                        er, dass wir in einem Zeitalter des                                         Jochen Müller
Bastian Kubsch viel zu grob ist,
denn „Bodencharakteristika kön-
nen innerhalb weniger Meter ganz
unterschiedlich sein“.
Kubsch studierte Biotechnolo-
                                                                                                                                       Wagniskapital und Beratung
gie an der Brandenburgischen                                                                                                           Die Konzeption zu „Smart Cloud Farming“ begann im Sommer
Technischen Universität Cottbus-                                                                                                       2017. Seit ­Februar 2018 beziehen die Gründer über das Centre
Senftenberg und promovierte an-                                                                                                        for Entrepreneurship (CfE) der TU Berlin eine EXIST-Förderung
                                       ©© TU Berlin/PR/Felix Noak

schließend im Bereich Biophysik
                                                                                                                                       des ­Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Bei bis zu drei
am Max-Planck-Institut für Kol­
loid- und Grenzflächenforschung                                                                                                        Mitgründern erhalten sie einen Büroraum im CfE, Sachmittel und
in Potsdam. Gemeinsam mit dem                                                                                                          Coachings für ein Jahr. TU-Professor Dr. Odej Kao, Leiter des Fach-
Biotechnologen Michele Ban-                                                                                                            gebietes Komplexe und Verteilte IT-Systeme, ist ihr Mentor.      jmu
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
Seite B8                                                    Visionen für die Ernährung der Welt                                                                                       +
                                                                                                                                                                              TU intern plus · Nr. 3/Februar 2019

 Essen für alle
                                                      Ende 2018 lebten knapp 7,7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten.
                                                      Um das Jahr 2035 werden es neun Milliarden sein. Angesichts dieser
                                                      Zahlen stellt sich eine einfache Frage, deren Beantwortung jedoch alles
                                                      andere als simpel ist: Wie schaffen wir es, auch in Zukunft alle Menschen
                                                      mit Lebensmitteln zu versorgen?

S   pricht man mit Forscherinnen und Forschern
    über die Zukunft der Lebensmittelversor-
gung, gibt es grundsätzlich zwei Ansätze, um eine
wachsende Bevölkerung satt zu bekommen – und
sie existieren ergänzend zueinander: Der quanti-
tative Ansatz lautet: Mehr hilft mehr. Je mehr Es-
sen produziert wird, desto mehr Menschen wer-
den satt. Der qualitative Ansatz beschäftigt sich
hingegen mit der Effizienz, indem bestehende
Produkte weiterentwickelt oder besser verteilt
werden. „Wir produzieren Jahr für Jahr auf der
Welt viel mehr Lebensmittel, als wir verwerten
können“, sagt etwa Benjamin Nitsche, wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Logistik
der TU Berlin. Das Grundproblem ist allerdings:
Es lohnt sich derzeit finanziell nicht, diese auch
so zu verteilen, dass alle Menschen satt werden.
„Stattdessen beliefern wir wohlhabende Länder
mit einem Überschuss an Lebensmitteln und
werfen diese dann weg.“ Finanziell, so Nitsche,
sei es reizvoller, entwickelte Länder mit Lebens-
mitteln zu überschütten und 50 Prozent der Le-
bensmittel dann zu entsorgen. „Die Hälfte der
Nahrung wird einfach nicht genutzt – und zwar
vor allem in Zwischenlagern oder am Point of
Sale“, so Nitsche.
Er und andere Lebensmittellogistiker wollen das
ändern. „Ich will wissen: Wie kann ich Lagerzei-
ten minimieren? Also: Wie bekomme ich Nah-
rung schneller von A nach B?“ Moderne Tech-
nologien ermöglichen hier eine Transparenz, die
im letzten Jahrhundert noch undenkbar gewesen
wäre. Beispielsweise lassen sich heute Lebens-
mittel mit Chips punktgenau verfolgen. Spezielle
Sticker können in Echtzeit messen und funken,
wie sich der Zustand eines in Auslieferung be-
findlichen Lebensmittels verändert. Reifegrad,
Fäulnis oder Schädlingsbefall können in Echtzeit
gemessen und übermittelt werden. Und speziel-
le Lebensmittel-Container sind in der Lage, die
Lagerungstemperatur in Abhängigkeit vom Um-
gebungsklima eigenständig zu regulieren. Mit
solchen Maßnahmen wollen Benjamin Nitsche
und seine Kolleginnen und Kollegen dazu bei-
tragen, dass in entwickelten Ländern weniger
Nahrung weggeworfen wird. Erst wenn hier der
Bedarf sinkt, wird es für Erzeuger reizvoller, ihre
Produkte auch in bedürftigere Regionen zu ex-
portieren.

  Natürlich versus
  künstlich•                                          Candle-Light-Dinner mit Zink. Zink ist für den Menschen lebensnotwendig und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Dabei ist entscheidend, wie Mineralien in den Körp
                                                      Für das Foto stellte die Mineralogische Sammlung der TU Berlin Sphalerit, auch Zinkblende genannt, zur Verfügung. Essbar ist es natürlich nicht

Der Verschwendung von Lebensmitteln inner-
halb der Logistikkette entgegenzuwirken, ist ein           „Ein weit                                      möglichen sie dort höhere Erträge durch höhere      Thermo-Chemical District Networks) entwickel-
möglicher Ansatz. Ein anderer ist, den Transport                                                          Umgebungstemperaturen. Doch all das erfordert       te Gewächshaus-Gebäude-System „produziert
von Lebensmitteln generell zu minimieren. Ideal            verbreiteter Irrtum                            Energie. Um die Produktion von Obst und Ge-         Wärme, gewinnt Wasser zurück und reichert den
wäre es deshalb also, Obst und Gemüse vor allem                                                           müse energieautark zu bewerkstelligen und den       Innenraum mit CO2 an, was wiederum den Ertrag
auch in den Metropolen anzubauen. Aber wo?
                                                           ist die Annahme,                               Wasserbedarf zu verringern, erforscht Steffan       der Nutzpflanzen erhöht“, so Buchholz.
Professor Claus Steffan, Leiter des Fachgebiets            dass nicht-                                    mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern        Claus Steffan: „Im Prinzip versuchen wir ein
Gebäudetechnik und Entwerfen, deutet nach                                                                 geschlossene Kreisläufe: „In Berlin haben wir       Gewächshaus zu entwickeln, das nicht selbst
oben: „Unseren Schätzungen zufolge könnte                  behandeltes                                    ein Gewächshaus entworfen und gebaut, das an        Energie zum Heizen braucht, sondern umliegen-
Berlin mit Obst und Gemüse versorgt werden,                                                               einem anderen Gebäude anliegt. Der Clou: An         de Gebäude mit Energie versorgt.“ Wie eine Art
wenn wir dazu Gebäude mit Dachflächen von
                                                           Essen das                                      kalten Tagen heizen Abwärme und Abluft des an-      Sonnenkollektor, der neben Energie auch noch
mindestens 1000 Quadratmetern nutzten.“ Man                gesündeste ist.“                               liegenden Gebäudes das Gewächshaus mit. Und         Gemüse produziert. Das Beste an diesem Ansatz
müsste die Dächer mit Gewächshäusern ausstat-                                                             an sonnigen Tagen speist das Gewächshaus Wär-       sei, dass die Rechnung nicht mal völlig aufgehen
ten, deren Bauweise Steffan seit mittlerweile 20                                                          me in das Gebäudeenergiesystem ein.“ Steffans       müsse: „Es reicht, wenn das passive Gewächs-
Jahren erforscht: „Unser Fachgebiet beschäftigt            Prof. Dr. Eckhard Flöter,                      wissenschaftlichem Mitarbeiter Martin Buchholz      haus in der Stadt wesentlich besser ist als das
sich mit klimagerechtem Bauen.“ Das bedeu-                 Leiter des Fachgebiets für                     gelang es, Luft-, Wasser- und Wärmekreisläufe       beheizte in der Landschaft.“
tet, Gebäude so zu konzipieren und zu errich-              ­Lebensmittelverfahrenstechnik                 passiv zu gestalten und so miteinander zu verbin-    Doch nur satt zu werden, reicht nicht. Schließlich
ten, dass sie möglichst wenig Energie brauchen                                                            den, dass Wohngebäude und Gewächshaus sich          wollen und sollen die Menschen auch ein gesun-
und CO2 ausstoßen. Und ebendas gilt auch für                                                              ergänzen. Das funktioniert, weil die Feuchtigkeit   des Leben führen. Die Wissenschaft kommt also
Gewächshäuser, in denen ein Großteil der eu-                                                              aus der Atemluft der Bewohner*innen direkt in       nicht umhin, auch nach der Qualität der Nah-
ropäischen Gemüseproduktion stattfindet. Der                                                              eine Salzlösung kondensiert. „So ersetzen wir       rung zu fragen. Erweitert man die Ausgangsfra-
Grund: In diesen Häusern lassen sich die Um-                                                              die konventionellen Heizkörper und verringern       ge entsprechend, lautet sie: Wie kriegen wir alle
gebungsbedingungen kontrollieren. In beheiz-                                                              den Energieverbrauch der Lüftungsanlage. Wenn       Menschen satt – ohne sie zu vergiften? „Ein weit
ten Gewächshäusern Hollands wachsen auch                                                                  die Salzlösung Feuchtigkeit aufnimmt, entsteht      verbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass nicht-
im Winter Tomaten, im Sommer in Südspanien                                                                Wärme.“ Das im Rahmen des von der EU geför-         behandeltes Essen das gesündeste ist“, sagt Prof.
sparen die Gewächshäuer Wasser, im Winter er-                                                             derten Projekts „H-DisNet“ (Intelligent Hybrid      Dr. Eckhard Flöter. Flöter ist Lebensmitteltech-
+plus RICHTIG satt werden - TU Berlin +plus RICHTIG satt werden - TU Berlin
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