Prof. Dr. Sami Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro - Munich School of Robotics and ...
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Buch Verlag Farbe Herausgeber Magazine Lektor Urheberrecht Druck Cellophanierung Autor Akquise Schriftmuster Tageszeitung Hardcover Papier Klammerheftung Bildband Fotos Workflow Nr. 2 | 2019 MAGAZIN FÜR GESUNDHEIT UND LEBEN Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen Tiefer geblickt. Neues aus den Landkreiskliniken PNP Sales GmbH Medienstraße 5 94036 Passau Tel. 0851/802-594 www.pnp.de
EDITORIAL niemand kann mit Sicherheit sagen, in welcher Pha- se der Corona-Krise wir uns derzeit befinden – zu unterschiedlich sind die weltweiten Entwicklungen. Einerseits erleben wir, wie Corona dort wütet, wo man dem Virus (politisch) zu wenig entgegenzuset- zen vermag. Andererseits steigen die Infektionszah- len auch in einigen Ländern und Regionen wieder an, die bisher als vorbildlich bei der Bekämpfung von Corona galten. Wir wissen nicht, ob es sich um eine zweite Welle handelt, oder um Mutationen, also ein Virus mit neuen Eigenschaften. Wir hoffen auf einen Impfstoff und hochwirksame Medikamente – doch es gibt kei- ne Gewissheit, wann es diese jemals geben wird. Gleichwohl: Wir können und wir werden nicht ein- fach nur abwarten, was passiert. Das Leben muss weitergehen, vorerst dann eben mit Corona. Und wir haben aus dem, was geschehen ist, ja auch gelernt. Einerseits ist eiserne Disziplin nötig – an Abstand, Hygiene und Masken führt vorerst kein vernünftiger Weg vorbei. Andererseits müssen wir so ziemlich alles dafür tun, dass nicht nochmals das ganze Land stillgelegt wird. Wir müssen lernen, lokal und regional auf Corona zu reagieren. Und wir dürfen nicht vergessen, dass es viele weite- re Themen gibt. Wir müssen weiter an der Zukunft bauen. Beeindruckend finde ich in diesem Zusam- menhang unser Titelinterview mit Prof. Dr. Sami Haddadin – einer der ganz Großen, wenn es um die Verbindung von Künstlicher Intelligenz und Robotik geht. Dass ein Talent wie er in Bayern forscht und lehrt und nicht in den USA oder China, darf nicht die Ausnahme sein – es muss zur Regel werden. Ich grüße Sie herzlich, BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber
INHALT 6PORTRÄT 14 INTERVIEW 20 POLITIK Stil an Deck Potenzial in Robotik Im Spiegel der Eine kleine Bootswerft am Starnber- In Sachen Künstliche Intelligenz hat Krise ger See baut und renoviert edle das Rennen erst begonnen – und Die Corona-Krise wird die Elektroboote aus Holz. Bayern sei ganz vorne dabei, sagt Arbeitswelt mittelfristig Professor Dr. Sami Haddadin von der verändern, weil sie Entwick- TU München. Er muss es wissen: Er lungen, die sich bereits ist Lehrstuhlinhaber für Robotik und abzeichneten, beschleunigt. Systemintelligenz. Foto: Chris Rebok Chris Rebok Photography
INHALT STANDPUNKT 11 LIFESTYLE 36 IMPRESSUM MACH(T)RAUM 12 EINE FRAGE NOCH ... 38 vbw Unternehmermagazin 04/2020 HERAUSGEBER vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. VR 15888 Amtsgericht München Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt 24 28 Max-Joseph-Str. 5, 80333 München Büro des Herausgebers: Andreas Ebersperger E-Mail: unternehmermagazin@vbw-bayern.de HERAUSGEBERBEIRAT Bertram Brossardt Thomas Perzl Klaus Lindner GESELLSCHAFT LANDWIRTSCHAFT Thomas Schmid Anna Engel-Köhler Holger Busch Dr. Peter J. Thelen Walter Vogg Praktische Hilfe für Bayern dominiert GESAMTKOORDINATION Dr. Peter J. Thelen Senioren im Alltag den Hopfenmarkt Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: peter.thelen@vbw-bayern.de Die Gesellschaft zur Förderung Die Bauern in der Hallertau CHEFREDAKTEUR Alexander Kain (V.i.S.d.P.) beruflicher und sozialer Integra- liefern den wichtigen Bestand- REDAKTION: Sandra Hatz AUTOREN: Alexander Kain, tion (gfi) hat proSenio gegrün- teil für Biere weltweit. Aber in Sandra Hatz, Lutz Hädrich, Ulrich Meyer, Christiane Habrich-Böcker det und schließt eine Lücke. Zeiten von Corona müssen sie GRAFIK: Johanna Geier, Silvia Niedermeier erfinderisch sein. KORRESPONDENTENBÜROS D – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36, Dr. Peter J. Thelen B – 1000 Brüssel, Rue Marie de Bourgogne 58, Volker Pitts-Thurm USA – 10020 New York, Suite 720, 10 Rockefeller Plaza, Dagmar A. Cassan MBA VERLAG vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Projektgesellschaft mbH HRB 106556 Amtsgericht München Geschäftsführer: Klaus Kornitzer KOOPERATIONSPARTNER · GESAMTABWICKLUNG · ANZEIGEN Reiner Fürst, PNP Sales GmbH Medienstraße 5, 94036 Passau Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772 Anzeigentechnik E-Mail: josef.feucht@vgp.de TITELFOTO: Astrid Schmidhuber DRUCK PASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG Medienstraße 5b 94036 Passau Foto: Ermolaev Alexandr - stock.adobe.com Tel.: 0851-966 180-0 Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr mit einer Auflage von 72.000 Exemplaren. ISSN 1866-4989 Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung unverlangter Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr übernommen. www.vbw-bayern.de
PORTRÄT Fotos: Hans-Peter Höck Die Werft Simmerding nahe Starnberg versteht sich auf den Bau und die Sanierung edler Elektroboote aus Holz. 6
PORTRÄT FREIZEIT Lautlos, schick und immer flotter Seit Jahren wächst der Trend zu Elektrobooten aus Holz – Die Werft Simmerding nahe Starnberg produziert ein bis zwei neue Meisterstücke im Jahr und saniert daneben vor allem Oldtimer Sie heißen „Trainer“, „Ludwig“, „Del- Jahrhunderts fast verdrängt hatte, das mehr Reichweite. Immer flotter phin“ oder „Seepferdchen“ und jedes aber seit Jahren zunehmend Nachfra- gleiten die edlen Fahrzeuge nahezu Modell ist offen für Extras – Elektro- ge erfährt. lautlos über das Wasser. Andere wie- boote der Bootswerft Simmerding in Die Kunden von Inhaber Ernst derum setzen verstärkt auf Entschleu- Leoni am Starnberger See. Fünf Mit- Simmerding schätzen edles Ambiente nigung, weshalb Simmerding eine arbeiter widmen sich mit Liebe und luxuriös ausgestatteter Holzboote. gestiegene Nachfrage nach Ruderboo- Ausdauer einem alten Handwerk, das Dazu kommt: Die Industrie entwi- ten bemerkt. Interessenten brauchen die billigere Plastikindustrie in den ckelte in jüngster Zeit Elektromotoren allerdings Geduld. Ein Boot lässt sich Wirtschaftswunderjahren des letzten mit mehr Leistung und Akkus mit nicht just in time produzieren. Zudem 7
PORTRÄT Bootsbauer und Schreiner Ernst Simmerding führt die Geschäfte zimmern mehrere Wochen bis in dritter Generation. Die Bootswerft Monate am Rumpf eines neuen Simmerding wurde 1920 von Fritz Holzbootes. Die Mitarbeiter Simmerding in Starnberg gegründet. Nach gehen nach Modell vor, nach einem Brand kam der Bootsbau fast zum Plan, und nutzen Schablonen, Erliegen. Erst in den 1950er Jahren gab wie sie in der Werkstatt an den es einen Boom für Elektroboote. Später Wänden pinnen. Die Zeichnung mussten sie aus Plastik sein. In den letzten gibt vor, wie die Rippen aufge- Jahren gibt es wieder mehr Menschen, die stellt werden müssen. Geld in ein edles Elektroboot investieren. Foto: Peter von Felberg 8
PORTRÄT sind die Kapazitäten der kleinen Um die 40 Schraubzwingen halten Werft am eng belegten Seeufer be- sie fest. Leiste für Leiste wird so ge- grenzt. Ein halbes bis ein dreiviertel bogen. Zeit muss sein. Bis der Leim Jahr dauert es, bis das bestellte Uni- hält, kümmern sich Mitarbeiter um kat, das meist nach speziellen Wün- zwei zu restaurierende Boote in schen gefertigt wird, dem Auftrag Werkstätten nebenan. Wenn die geber übergeben werden kann. Oberflächen schließlich geschliffen Das Team in der Werft besteht aus und lackiert sind, kann der Rumpf ausgebildeten Bootsbauern oder aus seiner Schablone gehoben und Schreinern. Insgesamt 30 mittel- umgedreht werden. Dazu braucht ständische Unternehmen umfasst Simmerding einen Kran und einen die Branche in Bayern insgesamt. Gabelstapler. Der Rumpf bean- Die Werften, die meist rund um die sprucht etwa ein Drittel der Bauzeit, bayerischen Seen angesiedelt sind, zwei Drittel der Innenausbau. bauen nicht nur neue Boote, Bei Deck, Polster, Griffen, Armatu- Mit großem Aufwand sanieren sondern verstehen sich nach Dar- ren oder Lenkrad versteht sich die Spezialisten historische Schät- stellung ihrer Innung meist auch auf kleine Werkstatt auf Sonderwün- ze. Die kleine Werft versteht die Restaurierung von Oldtimern, sche. Immer wichtiger sei für die sich besonders auf Details. Die Schreinermeisterin fügt die immer wieder Liebhaber finden, Kunden das Sonnendeck. Die meis- für das Deck eines neuen die bereit sind, viel Geld in die ten Kunden legen Wert auf eine Boots Ahornadern in das Sanierung historischer Prachtstücke möglichst große Liegefläche. „Mit Mahagoni. zu investieren. So auch bei dem Boot wollen sie vor allem auch Simmerding, der jedes Jahr zwei bis vom Ufer weg und draußen auf dem drei alte Boote restauriert. See baden“, hat Simmerding festge- Holzleisten aus Mahagoni, Zeder stellt. oder Lärche lehnen im Lager an der Gegründet hat die Werft der Groß- Wand. Ein Händler in München lie- vater. 1920 baute Fritz Simmerding fert das Rohmaterial in der bestell- den Betrieb in Starnberg an der See- ten Stärke. Für einen Neubau benö- promenade auf. – Ein goldenes Zeit- tigt Simmerding etwa ein Viertel alter für die Firma mit rund 75 An- Kubikmeter Holz. Die Mitarbeiter gestellten, die Holzyachten und ES KOMMT AUF JEDEN MILLIMETER AN nutzen Zeichnungen, Schablonen Motorboote bauten und auch eine und Modelle. Diese pinnen an den private Linienschifffahrt betrieben. Wänden der Werkstatt. Die Zeich- Nach einem Brand 1928 siedelte nung gibt vor, wie die Rippen aufge- Simmerding ins bisherige Winterla- stellt werden müssen. Auf jeden ger nach Leoni am Ostufer des Millimeter kommt es an, schließlich Starnberger Sees um und der Boots- müssen beide Seiten des Rumpfes bau kam nahezu zum Erliegen. Erst exakt gleich sein. nach dem Krieg machte sich die Die Handwerker biegen die Leisten Werft mit dem Bau und Ausbau von aus Mahagoni, Zeder oder Lärche E-Bootschalen in Mahagoni einen entlang des aufgestellten Skeletts im Namen. In den 50er Jahren schließ- kalten Zustand – jeden Tag drei je lich galt eine Ausfahrt im Elektro- Seite. Dazu dürfen die Hölzer nicht boot als schick. Und bis in die 60er mehr als drei Millimeter stark sein. Jahre baute die Werft viele Holz 9
PORTRÄT boote. Dann kamen Boote aus Kunststoff in Ein neues Boot kostet – je nach Ausstattung zwi- Mode. Sie galten als unverwüstlich und sie waren schen 80.000 und 300.000 Euro. Einer der größ- PHILOSOPHIE billiger als die handgearbeiteten Meisterwerke. ten Kostenfaktoren ist mittlerweile die Batterie. „Wahre Leidenschaft Die Simmerding-Werft kombinierte beides und Eins der bekanntesten und auch noch öffentlich braucht kein Hochglanzam- entwickelte Boote mit Rumpf aus glasfaserver- zugängigen Boote aus der Werft in Leoni bringt biente, so ist auch unsere stärktem Kunststoff, Mahagoni-Deck und Ausflügler zur Roseninsel im Starnberger See, eine Werft keine auf Show ge- -Innenausbau. Fahrt, die schon König Ludwig II. liebte. Das ältes- trimmte Vorzeigeproduktion, sondern ein Kleinod kreativer Manchmal baut oder restauriert Simmerding auch te Boot, das Simmerding restauriert hat, war mehr Bootsbaukunst.Wo gehobelt Segelboote – vorwiegend Schärenkreuzer aus als hundert Jahre alt – erbaut 1896. Der Werftbe- wird, da fallen Späne, heißt Schweden. In erster Linie aber hat sich sitzer hat es in Schweden gekauft, ist damit Regat- es – und bei uns bleiben Simmerding zu einem Spezialisten für historische ten für Oldtimer gefahren, fand einen Liebhaber sie auch mal liegen, bis die Boote, die mit modernen Elektromotoren mit ei- und trennte sich dann aber von ihm, weil eine er- Arbeit getan ist. Authenti- zität ist uns wichtiger als ner Leistung von bis zu 50 Kilowatt ausgestattet neute Sanierung einfach nicht mehr rentabel war. vordergründiger Pomp.“ werden und mit bis zu 40 Stundenkilometern über So ein Gefährt zu verschrotten – das brachte den See fahren, entwickelt. Lithium-Ionen-Batteri- Simmerding auch nicht übers Herz. „Das tut man en ermöglichen eine ordentliche Reichweite. nicht. So ein Boot hat ja auch eine Geschichte.“ Unter anderem verstehen sich die Fachleute in Leoni auf Schärenkreuzer. Großen Wert legen Kunden auf das Cockpit und die Liegefläche der Elektroboote. 10
STANDPUNKT „Die Tentakel des Staates lösen“ FDP-Vorsitzender CHRISTIAN LINDNER fordert, die staatlichen Eingriffe zurückzufahren Die Corona-Krise beschäftigt auch aussetzung für wirtschaftliche Dyna- staatlichen Gemeinschaft verlassen weiterhin unser Land. In der ersten mik. Massive staatliche Interventio- können. Phase stand die gesundheitliche Kri- nen dürfen nur eine Übergangslösung Eine Aufgabe gerade für Liberale senbewältigung im Vordergrund. Nun sein. Es ist richtig, dass der Staat früh- muss es sein, die Finanzen des Staates rücken die längerfristigen Folgen für zeitig Liquidität zur Verfügung ge- und die der privaten Marktteilnehmer Wirtschaft und Gesellschaft in den stellt hat. Die Tentakel des Staates nach der Corona-Krise wieder so weit Blick. Manche Lockerung wäre aus müssen aber dort wieder gelöst wer- zu trennen, dass das Wettbewerbs unserer Sicht früher möglich und ge- den, wo wir sie nicht mehr brauchen. prinzip zur Geltung kommen kann. boten gewesen. Tatsächlich haben wir Nun braucht es ein umfassendes Pro- 2014 hatte das Präsidium der FDP ex- die Erfahrung gemacht, dass die gramm, um einer Rezession vorzu- plizit den Beschluss gefasst, ein Ver- Wertschätzung für persönliche Frei- beugen. Dafür schlagen wir zum Bei- bot der Bankenrettung in die Verfas- heit gerade dann wächst, wenn sie spiel eine Zusammenfassung der sung zu schreiben, damit Institute keine Selbstverständlichkeit ist. Steuerjahre 2019 und 2020 vor, eine zwingend auf Kosten der Eigentümer Vielfach wird die Corona-Krise jetzt sich daran anschließende tiefgreifen- und Gläubiger, und nicht der Allge- leider zum Anlass genommen, um be- de Unternehmensteuerreform und ein meinheit abgewickelt werden. Ähn- reits früher geäußerte Kritik an Moratorium für steuerliche und büro- lich wie damals sollten wir jetzt auch Marktwirtschaft, Globalisierung und kratische Belastungen. Den Tarif überlegen, wie das Haftungsprinzip Wachstum mit scheinbar neuen Argu- eckwert bei der Einkommensteuer wieder gestärkt und staatliche Eingrif- menten aufzuwärmen. Abschottung (Spitzensteuersatz) möchten wir von fe zurückgefahren werden können. und Protektionismus können aber ge- heute knapp 56.000 auf 70.000 Euro Nur so können wir sicherstellen, dass rade für ein exportorientiertes Land im Jahr 2021 anheben und damit die sich aus der gegenwärtigen Situation wie Deutschland nicht die Lehre aus leistungsfeindliche kalte Progression keine grundlegende Verschiebung im dieser Krise sein. Das Gegenteil ist korrigieren. Außerdem muss der Soli- Verhältnis zwischen Staat und Bürger doch der Fall: Globalisierung, Markt- daritätszuschlag komplett abgeschafft und Staat und Wirtschaft ergeben wirtschaft und freier Handel waren werden. Es sind unsere Unternehmen, wird. schon in der Vergangenheit kein Null- die Wohlstand und Arbeitsplätze ge- summenspiel, sondern haben auch schaffen haben und über Jahrzehnte anderswo auf der Welt die Lebenssitu- durch die Zahlung von Steuern ation von Hunderten Millionen Men- und Sozialabgaben solida- schen verbessert. risch waren. Nun müssen Wirtschaftliche Freiheit und fairer sie sich ihrerseits auf Wettbewerb bleiben die zentrale Vor- die Solidarität der Christian Lindner, MdB, ist Bundesvorsitzender der Freien Demokrati- schen Partei (FDP). 11
MACH(T)RAUM Fotos: Astrid Schmidhuber Das Bild ist eine Leihgabe des Textil- und Industriemuseums in Augsburg und ein Danke- schön an den Gründungsvater. Ein Lieblingsstück im Arbeitszimmer des Historikers ist die Ein echter Bayer liebt das gläserne Katze Bier. Ein Lieblingsstück „made in Niederbayern“. Loibls ist der Krug mit der Schützenliesl, die Friedrich August von Kaulbach entwarf. Für das Oberhausmuseum in Passau konzipierte Loibl die Aus- stellung „Apokalypse – Zwischen Himmel und Hölle“. 12
Information Anzeige Historiker RICHARD LOIBL (55) tritt den Beweis an, dass die für Sie in Bestform Geschichte nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zu- BETTEN DIE GESCHICHTE MACHEN kunft hat. Mit dem Aufbau des HAUSES DER BAYERISCHEN GESCHICHTE und der damit verbundenen Landesausstellung hob der Ausstellungsmacher und Museumsdirektor bayerische Historie in eine neue Dimension. Neues hat einen festen Platz in Schauen und Ausstellungstechniken. Loibl führt am Schauplatz www.vbw-bayern.de Euro Schutzgebühr 6,– der Freistaat-Geschichte in Regensburg ein Haus, das auch archi- tektonisch Avantgarde ist. So könnte das nachhaltige Energiekon- zept als Blaupause für künftige Kulturtempel dienen. Loibl geht gerne neue Wege, wie seine Vita zeigt. So setzte er bei der Neu- konzeption des Oberhausmuseums Passau in der Verwaltung Maßstäbe, indem er die für Museen übliche Kameralistik durch eine betriebswirtschaftlich konzipierte Buchhaltung austauschte. Dafür wurde der aus Hengersberg stammende Loibl mehrfach ausgezeichnet. Nach Augsburg führte ihn der Aufbau des Staatli- chen Textil- und Industriemuseums. Danach wollte ihn der Staat nicht mehr gehen lassen. Offenbar mit Recht. Denn die Ausstel- lungen kommen an, wie die Besucherzahlen zeigen. Bereits drei Monate nach der Eröffnung im Juni 2019 zählte das Haus 270.000 Interview: 01 www.vbw-bayern.de 2017 Schutzgebühr 6,– Euro Gäste. Auch die seit 10. Juni laufende Bayerische Landesausstel- Joe Kaeser 1 lung „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ im Augsburger Umland dürfte wieder für ein kräftiges Plus in der Besucherbilanz sorgen. Doch Loibl wäre nicht Loibl, würde er nicht schon zu- künftige Ausstellungen konzipieren. Ein Thema könnte „Gesund- heit heute und gestern“ sein – in Zeiten von Corona hochaktuell. Interview: Dorothee Bär 03 2019 1 Das vbw Unternehmermagazin ist die Premium- Publikation für Menschen aus der bayerischen Jubiläumsangebot Wirtschaft und Politik. Das sind Unternehmer, Führungskräfte in den Betrieben, politische Mei- nungsbildner, Entscheider aus den Verbänden sowie Premium-Daunen-Einziehdecke Multiplikatoren gesellschaftlich relevanter Gruppen. Wir wollen Ihnen mit dem vbw Unternehmer- Das beliebteste magazin Bettnutzwertorientierte alle zwei Monate Inhalte geben, darunter Best-Practice-Beispiele aus der 5-Sterne Hotellerie bayerischen Unternehmen, Wirtschaftspolitik, Recht, Soziales, Forschung und Technik, Bildung Gedankenspeicher: Loibl und135/200 Gr. Lifestyle. cm € 250,00 dokumentiert seine Wenn Sie auch zu diesem Leserkreis gehören wollen, Gedanken, Ideen und Auf- bestellen Sie ein kostenloses Abonnement. Senden gaben in Notizbüchern. Sie uns einfach eine kurze E-Mail mit Ihren Adress- Ein wertvolles Archiv für museale Aufbauarbeit. daten an unternehmermagazin@vbw-bayern.de Fabrikation: Dreisesselstr. 3, 94145 Haidmühle Filiale Ihre Passau: Heiliggeistgasse personenbezogenen 9, ausschließlich Daten werden 94034 Passau für die Zusendung www.muehldorfer.com des vbw Unternehmermagazins verarbeitet. Informationen zum Datenschutz gem. Art. 13, 14 13 DS-GVO finden Sie unter www.vbw-bayern.de/01dsv
XXX INTERVIEW Fotos: Astrid Schmidhuber 14
INTERVIEW MENSCH UND TECHNIK „Hier geht die Post ab, wenn wir das wollen“ PROFESSOR DR. SAMI HADDADIN ist überzeugt, dass Bayern bei der Verschmelzung der Robotik mit Künstlicher Intelligenz das beste Potenzial hat, weltweit führend zu sein Sie kennen sicherlich Isaac gente Roboter zu produzieren – statt Kommt das jetzt nicht arg groß Asimovs Robotergesetze? zu riskieren, dass diese Souveränität daher? Selbstverständlich. Ein Roboter darf auf andere Kontinente wie Amerika Finden Sie? Nun, der Mensch be- einen Menschen nicht verletzen. Ein oder Asien abwandert. Und zweitens zeichnet sich als intelligent, weil er Roboter muss dem Befehl eines Men- müssen wir den jungen Menschen bei anders als die allermeisten Tiere den schen gehorchen – außer er wider- uns den Umgang mit Robotik und Umgang mit Werkzeugen als kreati- spricht dem ersten Gesetz. Und ein Künstlicher Intelligenz als kulturelle ven Prozess entdecken und nutzen, Roboter muss seine Existenz erhalten, Grundfertigkeit beibringen. den Umgang mit ihnen sowohl erler- außer das wäre ein Verstoß gegen das nen als auch lehren sowie Werkzeuge erste oder zweite Gesetz. Was fasziniert Sie so an dem sogar weiterentwickeln kann. Die In- Thema Robotik? telligenz des Menschen erweitert sich Die Gesetze wurden vor knapp Bevor ich das erkläre, müssen wir uns sozusagen mit den Werkzeugen, die 80 Jahren geschrieben. Würden erst einigen, was wir als Robotik be- er nutzt. Sie dem heute etwas hinzufügen zeichnen wollen. Landläufig werden Und hier sehe ich durchaus den wollen? ja automatisierte Schweißmaschinen Sprung in eine neue Dimension: Am Keine Gesetze, die die Roboter befol- in einer Fabrikhalle als Roboter be- Anfang war es der Faustkeil, sozusa- gen müssten. Aber sehr wohl zwei zeichnet. Ich fasse den Begriff des Ro- gen das erste Werkzeug überhaupt. Regeln, die wir als Land und Gesell- boters bei dem, was ich tue, sehr viel Dann kam der Webstuhl, der erst- schaft beherzigen sollten. weiter: Mir geht es um intelligente, mals durch eine ausgeklügelte, kom- lernfähige, dem Menschen gegenüber plexe Mechanik die Fertigung eines Wie lauten sie? kooperative Maschinen. Ich sehe dar- Produktes in großem Umfang er- Erstens: Wir müssen uns die Souverä- in nichts weniger als die nächste Di- möglichte. Die nächste Dimension nität bewahren, technologisch, wis- mension der Technologisierung der eröffnete uns der Computer, er leitete senschaftlich und wirtschaftlich in Menschheit. die Digitalisierung und den nun flä- der Robotik zu forschen und intelli- chendeckenden Einsatz von Metho- 15
INTERVIEW den der Künstlichen Intelligenz ein. denen man sich per Tastatur und Mo- Maschine simulieren kann, desto Und nun erleben wir in der Robotik, nitor unterhalten konnte. Das waren mehr wird sie zu einem intelligenten wie ich sie verstehe, dass die Digitali- sehr einfache Gespräche. Schon weni- Roboter. Mechanik, Motorik und Sen- sierung der Computer aus der rein ge Nachfragen zeigten, dass es sich sorik spielen dabei eine große Rolle, virtuellen in die physische Welt ge- nur um programmierte Routinen und und vor allem kluge Algorithmen – holt wird. Denn wie gesagt: Es geht Standards handelte, die einen Ge- die aus Erfahrungen lernen können nicht nur um automatisierte Vorgän- sprächspartner lediglich simulierten. und so Wissen und Lösungsmöglich- ge, die von dafür programmierten Meine kleine Tochter hat mich einmal keiten erzeugen. Wie ein kleines Kind, Maschinen ausgeführt werden. Son- gefragt, was eine Schaufensterpuppe das gerade auf die Welt gekommen ist dern um technologisch immer weiter eigentlich von einem Menschen un- und die einfachsten Fertigkeiten erst- entwickelte Roboter, die mit Künstli- mal lernen muss: Krabbeln, Greifen, cher Intelligenz deutlich mehr kön- Sprechen – ehe es in seinem späteren nen – etwa, zu lernen, sogar immer Leben einmal ein Klaviervirtuose schneller zu lernen, und so selbstän- „WIR STEHEN wird, ein Künstler oder ein großer dig Lösungen zu finden. Redner. Und das zeigt auch, welches ERST AM Potenzial intelligente Roboter haben. Wie darf man sich diese Künstli- ANFANG DER Wir stehen, was die motorische Intel- che Intelligenz also vorstellen? ligenz, das künstliche Fühlen und Se- Intelligenz zu definieren ist schwierig, E NTWICKLUNG“ hen betrifft, gerade erst am Anfang man kann sie nur anhand von Merk- der Entwicklung – wir befassen uns malen definieren. Aber vom Ergebnis sozusagen noch mit Krabbeln, Grei- her gesehen ist Künstliche Intelligenz fen und Sprechen. Lernen ist eine im Grunde eine Maschine, die terscheidet – beide sehen doch in zentrale Eigenschaft eines jeden bio- menschliche Intelligenz simuliert, die etwa gleich aus. Genau darum geht es: logischen Wesens, um mit einer sehr also intelligentes Verhalten und Ratio- Das eine hat zwar die Erscheinung ei- komplexen und schwierigen Welt um- nalität an den Tag legt, handelt, agiert, nes Menschen, ist aber ein lebloser gehen zu können. Das versuchen wir interagiert, Muster erkennt, bewertet Gegenstand, der sich nicht einmal be- Maschinen beizubringen. und kommuniziert. Je komplexer und wegen kann – der Mensch hingegen vielfältiger die Maschine das kann eine komplexe biochemische und bio- Und was unterscheidet am Ende und je schneller sie selbst nach Lö- mechanische „Maschine“, die über der Entwicklung dann noch sungen zu suchen vermag, als desto unglaublich weitreichende Fähigkei- Mensch und Roboter? intelligenter nehmen wir sie wahr. ten verfügt. Die Biologie hat da Phan- Als Ingenieur und Informatiker sage Am Anfang standen vor 30 Jahren tastisches geleistet. Und je mehr die- ich: Der Unterschied ist, dass der einfache Computerprogramme, mit ser menschlichen Fähigkeiten eine Mensch den Roboter mit den Mitteln 16
INTERVIEW der Wissenschaft erschaffen hat. Als die physische Welt ist: Es lässt sich leisten“. Der Roboter soll uns also die Philosoph sage ich: Der Mensch baut eben nicht einfach alles digitalisieren, sklavische, beschwerliche, womöglich Maschinen, die dem Menschen nach- automatisieren und am Computer gar gefährliche Arbeit abnehmen. Ein empfunden sind und lernt dabei zu verwalten. Für die Arbeit in Kliniken, Beispiel für Letzteres: Massentests in verstehen, wie er selbst funktioniert – in der Pflege oder in zahlreichen sys- der Corona-Krise bedeuten immer das ist ein Stück weit die Suche da- temrelevanten Einrichtungen braucht eine immense Gefahr für diejenigen, nach, was uns zum Menschen macht es die physische Präsenz des Men- die den Rachenabstrich durchführen, und worin wir uns unterscheiden von schen und seiner Fähigkeiten. Und sich selber zu infizieren. Wir haben Dingen, die wir selbst kreiert haben. die sind eben nicht einfach zu simu- die Rachenabstriche am Klinikum lieren – der Mensch ist entwicklungs- rechts der Isar mit einem speziell da- Welches Potenzial sehen Sie in theoretisch gesehen ein Generalist, für programmierten Roboter durch- Künstlicher Intelligenz in Kombi- ein seltsames Wesen, das eigentlich führen lassen. Die anschließende nation mit Robotik? nichts so richtig gut kann, aber in der Auswertung des Probenmaterials im Werkzeuge und Maschinen, die der Kombination dieser teilweise beschei- Labor zeigte, dass die vom Personal Mensch erschaffen hat, erhöhen inte- denen Fähigkeiten dann doch Über- durchgeführten und die roboterge- ressanterweise seine eigene Intelli- ragendes zu leisten vermag. In Zu- stützen Abstrich-Entnahmen zu exakt genz. Nehmen wir den Schachcom- kunft können hier intelligente gleichen Ergebnissen führten. Das In- puter: In dessen Entwicklung hat der Roboter viel leisten. teressante an intelligenten Robotern Mensch viel Zeit investiert. Als der Schachcomputer den Schach-Groß- meister geschlagen hat, war die menschliche Performance erreicht. „ROBOTER SOLLEN UNS BESCHWERLICHE Interessanterweise schlägt im nächs- ten Entwicklungsschritt der Groß- UND GEFÄHRLICHE ARBEITEN ABNEHMEN“ meister mit der Maschine die Maschine alleine. Der Mensch ist un- heimlich gut darin, ein Werkzeug als solches zu erkennen und es zu sei- Und so Menschen überflüssig und ist außerdem, dass wir mit ihnen – nem Vorteil zu nutzen. Was wir hier somit arbeitslos machen? mithilfe moderner Kommunikation – machen, in der Kombination aus Ich verstehe diese Angst, aber ich hal- auch Raum und Zeit überbrücken Künstlicher Intelligenz und Robotik, te sie für unbegründet. Das Wort können. Denken Sie etwa an die Tele- ist, aus der virtuellen in die physische „Roboter“ stammt vom slawischen medizin: Es braucht natürlich weiter- Welt zu gehen. Und wir sehen ja ge- „roboten“, was so viel bedeutet wie hin den Arzt, aber die ärztliche Fähig- rade in der Corona-Krise, wie wichtig „schwer Arbeiten“ oder „Frondienst keit kann an einem Ort eingesetzt 17
INTERVIEW werden, an dem sich physisch gesehen Zu 90 Prozent aus Europa, zu 70 Pro- von dem wir heute sagen würden: kein Arzt befindet. Ein intelligenter zent aus Deutschland. Nur bei den „Das gibt es doch gar nicht!“? Roboter kann manche Dinge selb- Elektronikbauteilen kommt man an Das hängt natürlich maßgeblich da- ständig oder eben auch unterstüt- Asien nicht vorbei. von ab, welche Weichen wir heute zend erledigen, etwa Ansprache leis- stellen und worin wir investieren. ten, Herzfrequenz und Temperatur Früher agierten die Industriero- Denn alle Prognosen, die ich hier messen, ein verschriebenes Medika- boter in abgezäunten Bereichen machen könnte, vom Pflegeroboter ment verabreichen oder eine Diagno- – damit ihnen der Mensch nicht bis zur KI-Fabrik, von kleinen intelli- se vorbereiten. Denken Sie dabei auch in die Quere kommt. genten Drohnen bis zu automatisier- an das, was wir im Zuge der Coro- Das ist bei Franka anders. Wir haben ten Hol- und Bringdiensten, von me- na-Krise in den Alten- und Pflegehei- eine hochintegrierte Ultraleichtbau- dizinischen Assistenzen in der men erlebt haben, wo wir alte und weise entwickelt und ein Design ent- Reha- oder Physiotherapie bis zur hilfsbedürftige Menschen von prak- worfen, dessen Formen bei einem personalisierten Medizin, können tisch sämtlichen sozialen Kontakten ungewollten Kontakt für den Men- überhaupt nur dann wahr werden, abgeschnitten haben – intelligente schen ungefährlich sind. Zentral ist wenn wir als Land und Gesellschaft Robotik könnte hier zumindest einige aber vor allem auch, dass Franka sen- bereit sind, Zeit, Kraft und Geld zu Aspekte kompensieren. sitive Fähigkeiten hat und nicht gegen investieren und die nötige Infrastruk- seine Umgebung arbeitet, Bewegun- tur dafür schaffen – sowohl technolo- Interessanterweise sind Sie ja gen in seiner Umgebung werden gisch als auch wissenschaftlich. Ein nicht nur akademisch unterwegs. sozusagen antizipiert. Ich habe erster Schritt wäre flächendeckendes 2016 gründeten Sie in München schließlich über das erste Roboterge- Internet. Ich hoffe, dass diese Debat- das Unternehmen Franka Emika, setz – Roboter dürfen Menschen kei- ten jetzt beendet sind. Wer heute noch Breitband und 5G infrage stellt, bei dem gehen mir die Argumente aus. Der nächste wichtige Schritt war „ROBOTER DÜRFEN DEN MENSCHEN das wirklich große Programm für KI-Professuren, das Ministerpräsi- KEINEN SCHADEN ZUFÜGEN“ dent Markus Söder im Rahmen sei- ner Hightech-Agenda an den bayeri- schen Hochschulen auf den Weg gebracht hat. Hier macht Bayern al- das den Roboter Franka produ- nen Schaden zufügen – promoviert leine ebenso viel, wie der Bund in ziert – einen lernenden, fühlen- und das bei der Entwicklung von ganz Deutschland macht. Das hat das den Roboterarm, der im Team Franka zentral berücksichtigt. Das Potenzial, Bayern zum Zentrum für mit Menschen interagieren kann. System verfügt über ein sogenanntes die nächste Digitalisierungswelle zu Die Roboter des Unternehmens, bei künstliches zentrales Nervensystem, machen, denn ich bin wie gesagt dem ich aber schon einige Zeit nicht einen Tastsinn und eine Feinmotorik, überzeugt, dass die Verschmelzung mehr operativ tätig bin, entwickelt was uns in Bereiche vordringen lässt, von Künstlicher Intelligenz mit der sich weltweit zum Referenz-Roboter die wir bisher nicht für möglich ge- physischen Welt die Zukunft ist. KI für derartige Einsätze. Ich wollte mit halten haben. Dagegen sind klassi- mit Körper, sozusagen. Und dieser dem Unternehmen aber auch zeigen, sche Industrieroboter am Ende des Standort bietet dafür ein hervorra- dass es möglich ist, derartig komplexe Tages Schweiß- und Positionierma- gendes Potenzial. Technologie auch in Deutschland schinen – sicherlich eine phantasti- wirtschaftlich zu fertigen – auch in- sche und komplexe Entwicklung, Warum Bayern und nicht die dem dort Roboter Roboter bauen, al- aber eben keine Künstliche Intelli- USA oder China? lerdings nicht vollautomatisiert. Die genz. Franka dagegen kann bei mir Das erste autonom fahrende Fahr- Idee war, Mensch und Roboter ge- im Forschungslabor bereits wie ein zeug, entwickelt von Professor Ernst meinsam arbeiten zu lassen. Eine mei- kleines Kind einige Dinge erlernen, Dickmanns, startete vor knapp 30 ner Hypothesen ist, dass Mensch und selbst greifen, Aufgaben erfüllen und Jahren hier von München aus. Und Maschine ein besseres Team sind als einfache Probleme lösen. die Entwicklung des ersten Roboters nur Menschen oder nur Maschinen. im Weltraum wurde hier in München Wie sieht Ihre Vision für die in- von Professor Gerhard Hirzinger vor- Und von wo kommen die Kom- telligente Robotik aus? Was wer- angetrieben. Hier schließt sich der ponenten? Aus China? den wir in zehn Jahren erleben, Kreis zu den Dingen, die wir zu Be- 18
INTERVIEW ginn besprochen hatten: Deutschland Unterhaltung ist eine ganz wunder- Intelligenz angeht, da hat das Rennen im Allgemeinen und Bayern im Be- bare Sache und Fußball bekanntlich eben erst begonnen. Und wir sind sonderen sind traditionell gut darin, die tollste Nebensache der Welt. Aber ganz vorne mit dabei. Das Silicon hochwertige Dinge in der physischen insbesondere unser Land lebt von Valley in Kalifornien ist natürlich Welt zu produzieren – etwa Autos dem einzigen Rohstoff, den wir ha- phantastisch in der Informatik. In oder Maschinen. Wenn es um die ben: Wissen. Es ist möglich, Wissen Harvard und am M.I.T. dreht sich entkörperte Künstliche Intelligenz zu kapitalisieren. viel auch um Biotech. China ist sehr geht, das Arbeiten mit Daten, die vie- gut darin, die Konzepte aus den USA len Tools auf dem Consumer-Markt, Sie haben auch Angebote aus zu sich zu transferieren und führend, dann haben wir in der Vergangenheit Stanford und vom M.I.T. bekom- wenn es um Big Data geht, also den zu viele Dinge, die wir hier auch ge- men. Trotzdem sind Sie in Mün- Umgang mit großen Datenmengen. konnt hätten, trotzdem nicht hier chen geblieben. Warum? Freilich gibt es da auch Unterschiede: umgesetzt. Klar, dass die abgewan- Nach München, nach Bayern kom- Wir wollen Technologie nutzen, um dert sind, etwa ins Silicon Valley. Für men Menschen aus aller Welt wirk- freier zu sein. Technologie ist für uns den Standort war das eine Katastro- lich gerne – weil es schön ist und si- ein Werkzeug, um unsere Möglich- phe, denn es bringt ja gesellschaftlich cher und weil es sich hier gut arbeiten keiten zu erweitern. Es heißt ja auch im Grunde nichts, wissenschaftlich/ und leben lässt. Ich denke, in Europa Kommunikationstechnologie, nicht technologisch der Pionier zu sein, gibt es keinen anderen Ort, an dem Isolationstechnologie. In China sieht wenn man die Dinge nicht anschlie- so viele Möglichkeiten bestehen wie man derlei bekanntlich etwas anders ßend auch hier umsetzt. hier. Wenn der Wille vorhanden ist, und setzt Technologie anders ein. hier etwas Großes aufzubauen, dann Deshalb sollten wir selbst tun, was Es gibt das Gerücht, wonach aus können wir uns hier durchaus mit wir selbst tun können – ich sprach ja China Briefe verschickt werden, den übrigen Hotspots der Welt mes- zu Beginn die Souveränität an. Die in denen den klügsten Köpfen sen. Zumal ja viele große, bedeutende Symbiose aus Ingenieuren und Infor- hierzulande eine Million Dollar Unternehmen hier ihren Sitz haben. matikern, das Zusammenbringen von Antrittsgeld – unabhängig von Nochmal: Intelligente Robotik ist Algorithmen und Technologie, wie es der Vergütung – angeboten wird, eine große Chance für unser Land, hier in München geschieht, ist etwas wenn sie dorthin gehen, um dort weil es das, was wir schon hervorra- Einmaliges. Hier geht die Post ab, zu forschen und zu lehren. gend können, nämlich Maschinen zu wenn wir das wollen. Ist doch ein gutes Angebot. Und ehr- bauen, und diese mit der digitalen lich gesagt: In der Sache finde ich das Welt zu etwas völlig Neuem zu auch richtig. Wir sollten beginnen, machen, verbindet. Wer autonom die Köpfe, die hinter Wissenschaft, fahrende Fahrzeuge bauen Forschung, Entwicklung und möchte, muss beides kön- Knowhow stehen, endlich als Asset nen – eine autonom zu sehen, nicht als Kostenfaktor. agierende Steuerung entwickeln, aber Interessanterweise würde bei auch ein Auto solchen Prämien im Fußball oder bauen. Was im Showbusiness niemand die die physisch Augen verdrehen. Aber bei Pro- verkörperte fessoren … Künstliche ZUR PERSON Professor Dr. Sami Haddadin ist Direktor der Munich School of Ro- botics and Machine Intelligence der Technischen Universität München und Inhaber des Lehrstuhls für Robotik und Systemintelligenz.
POLITIK Foto: alfa27 - stock.adobe.com Austausch wird künftig weniger im Konferenzraum und mehr am Bildschirm stattfinden. Werden Meetings dadurch effektiver? Geht Kreativität verloren? CORONA-KRISE Kein Zurück zu Vor-Corona, aber wohin gehen wir? Die Megatrends in der Arbeitswelt und ihre Konsequenzen 20
POLITIK Foto: fizkes - stock.adobe.com Von Ulrich Meyer Homeoffice als Privileg Nicholas Bloom sieht durch Produk- Es gibt in der Arbeitswelt kein Zurück Bei den meisten Beschäftigten kommt tivitätszuwachs auch Vorteile für die zum Zustand vor Corona. An sich eine das Homeoffice jedenfalls sehr gut an. Unternehmen: „Ich glaube fest daran, banale Weisheit, als hätte es jemals ein Mehr als drei Viertel der Betroffenen dass in der Zeit nach Corona die Ar- Zurück gegeben. Doch wohin führt (76 Prozent) möchten auch künftig – beitszeit zwischen Arbeit im Büro der Weg? Zumindest die Megatrends zumindest tageweise – von zu Hause und zu Hause aufgeteilt wird.“ der Zukunft der Arbeit sind klar: Digi- arbeiten, wie eine erst Anfang Juli Doch in der Realität ist die Diskussi- talisierung und Demografie – beide veröffentlichte Studie des US-For- on über Homeoffice eine sehr privile- eng verbunden mit dem Thema Wei- gierte Debatte innerhalb der Büroar- terbildung. Und die Corona-Krise beiter-Blase. Nicht alle Jobs können wird ein Katalysator zur Beschleuni- nun mal von zu Hause erledigt wer- gung der Entwicklungen sein. Natür- „HOMEOFFICE IST den. Für Industriearbeiter, Service- lich ist da – als augenscheinlichste ak- EINE SEHR kräfte, Beschäftigte im Einzelhandel tuelle Veränderung – das Homeoffice. und der Medizinbranche ist Homeof- Ja, die Krise hat dazu geführt, dass PRIVILEGIERTE fice logischerweise keine Alternative. massenhaft Menschen plötzlich von zu Und wenn Kanalarbeiter dann auch DEBATTE INNER- Hause aus arbeiten. Und die Befürch- noch von Bundesarbeitsminister Hu- tungen von Vorgesetzten, wonach HALB DER BÜRO- bertus Heils Idee vom gesetzlichen Homeoffice als Synonym für Faulenze- Anspruch auf Homeoffice hören müs- rei und frühen Feierabend stehe, be- ARBEITER-BLASE“ sen, wird es zunehmend absurd – und wahrheiteten sich bislang nicht. Wirt- unsozial. schaftsprofessorin Dr. Jutta Rump aus Ludwigshafen bringt das in einem schungsinstituts Morning Consult Megatrend Digitalisierung SWR-Interview so auf den Punkt: ergeben hat. Der wegfallende Arbeits- Tatsächlich ist das Homeoffice ohne- 90 Prozent arbeiten im Homeoffice weg und eine einfachere Vereinbar- hin nur eine kleinere Ausprägung des so effektiv weiter wie bislang und „10 keit von Familie und Beruf zählen zu Megatrends Digitalisierung der Ar- Prozent bescheißen Sie immer, die tun den am häufigsten genannten Grün- beit. Und die betrifft wirklich alle das auch in Ihrem Betrieb“. den. Und Stanford-Professor Branchen und Berufe. Routinetätig- 21
Eine ausgewogene Work-Life-Balance wünschen sich immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte. Di- gitalisierung ist eine Chance. Der demografische Wandel zwingt zu neuen Arbeitszeitmodellen. Berufsleben einsteigen und dennoch schon äußerst selbstbewusst auftre- ten. Sie wissen um ihren wirtschaftli- chen Wert angesichts des riesigen Ar- beitskräftebedarfs und sind oft nicht bereit, ihr Leben der Arbeit unterzu- ordnen. Foto: Pathfinder - stock.adobe.com Damit sind wir schon mitten im zweiten Megatrend in der Arbeits- keiten wird künftig immer öfter „der Zentrale Herausforderung welt: der demografischen Entwick- Kollege Roboter“ übernehmen. Und Weiterbildung lung. Sobald die Generation der Ba- das keineswegs nur in der industriel- Angesichts des strukturellen Um- byboomer in Rente geht, werden die len Werkshalle, nein, auch Steuerbe- bruchs in der Automobilindustrie Unternehmen noch weniger Mitar- rater, Controller und Versicherungs- vom aufwändigen Verbrenner zum beiter finden. Womöglich wird die mitarbeiter werden sich noch einfacheren Elektromotor werden zunehmende Digitalisierung diesen umschauen, wie leistungsfähig Soft- wohl einige Mitarbeiter sich neue Ar- Effekt abmildern können. Aber ohne ware mit Künstlicher Intelligenz beitsplätze suchen müssen. Ein riesi- qualifizierte Zuwanderung in den Ar- schon heute ist und um wie viel mehr ges Potenzial für Weiterbildung und beitsmarkt und kontinuierliche Wei- sie es in wenigen Jahren sein wird. Qualifizierung, wenn man es positiv terbildung wird es nicht gehen. Geht uns also im Zuge der Digitalisie- sehen will. Und eine Mammutaufga- rung die Arbeit aus? Werden wir alle be, wie auch Prof. Rump betont: „Das New Work löst das Patriarchat wegrationalisiert von Robotern, die Thema Technik kriegen wir schon in ab andere Roboter entwerfen und bauen? den Griff, aber die Menschen mitzu- Gerade wer gut ausgebildete und In einer Studie des Instituts für Ar- nehmen in dieser neuen Welt, das ist selbständig denkende Mitarbeiter an beitsmarkt- und Berufsforschung hieß die ganz zentrale Herausforderung.“ sich binden will, sollte zudem einen es schon vor fünf Jahren, dass 4,4 Mil- Der Facharbeitermangel in Deutsch- unternehmerischen Kulturwechsel ins Auge fassen. Die Zeit des patriar- chalischen Prinzips, das lange Zeit als Teil des Erfolgsmodells mittelständi- „DIE ZEIT DES PATRIARCHALISCHEN PRINZIPS scher Familienunternehmen galt, geht zu Ende. Mit der Generation Y ist das GEHT AUCH IM MITTELSTAND ZU ENDE“ Prinzip der hierarchischen Unterord- nung nicht mehr zu machen. Und auch erfahrenere Mitarbeiter verlan- gen zunehmend nach mehr Beteili- lionen Jobs in Deutschland sofort von land, der schon jetzt eines der größ- gung auf Augenhöhe. Maschinen übernommen werden ten Hemmnisse für das Wachstum New Work nennt sich das. Und unter könnten. Doch eine aktuellere Studie von Unternehmen darstellt, wird sich dem Modebegriff Agilität gibt es in- des Instituts der deutschen Wirtschaft sonst weiter verschärfen. zwischen ein bewährtes Konzept zur aus 2019 zeigt das Gegenteil: Unter- Umsetzung von offener Kooperation nehmen, die besonders auf Digitali- Megatrend demografische und ständiger Innovation in Unter- sierung ihrer Prozesse setzen, schaffen Entwicklung nehmen aller Größen. Entscheidun- demnach sogar mehr Arbeitsplätze. Hinzu kommt eine gesellschaftliche gen werden dezentralisiert und die Allerdings spielt dabei die Qualifizie- Entwicklung, die altgediente Perso- Abläufe selbstbestimmt organisiert; rung eine entscheidende Rolle. Für nalchefs an ihrem Weltbild zweifeln im Fokus aller Betrachtungen steht Routine-Tätigkeiten mit wenig Krea- lässt. Stichwort „Generation Y“ – also immer der Kunde, wovon dann auch tivität und Flexibilität wird es schwer. die jungen Leute, die gerade erst ins der Umsatz profitiert – so die Idee. 22
POLITIK beim Sport oder auf dem Sofa ver- bringt. Nahezu paradiesisch – wenn DAS KURZARBEITERGELD ALS es einem gelingt, die Krise als Ursa- VORGESCHMACK AUF EIN che und die Rekordstaatsverschul- dung als Folge auszublenden. BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN? Trügerische wirtschaftliche Sicherheit Machtverlust als Hemmnis falls für eine Verzögerung sorgen. Es Ob die derzeitige trügerische wirt- Doch die Beharrungskräfte sind – je sei denn, die Konjunktur bricht stär- schaftliche Sicherheit andauern wird, nach Unternehmen – zum Teil ker ein als bislang prognostiziert. ist fraglich. BMW hat bereits angekün- enorm. Bei Strukturveränderungen digt, 6000 Stellen zu streichen. Über geht es immer auch um Macht – Kurzarbeitergeld als bedin- ein Fünftel der deutschen Unterneh- nicht nur die Macht von Vorgesetz- gungsloses Grundeinkommen men fürchtet wegen der Corona-Krise ten, sondern auch die Pfründe tradi- Das staatliche Konjunkturpaket hat sogar um die Existenz. „In den kom- tioneller Strukturen wie zum Beispiel bislang dafür gesorgt, dass viele Be- menden Monaten könnte sich eine In- von Betriebsräten und Gewerkschaf- schäftigte noch gar nicht realisieren, solvenzwelle anbahnen“, warnt das ten. Und auch so mancher Arbeit- wie schwierig die Zukunft werden Ifo-Institut. Das wird die Beschäftigten nehmer fühlt sich in seinen gewohn- könnte. Fast fühlt sich das Kurzarbei- noch hart treffen. Und für viele könnte ten Abläufen wohl und sicher. tergeld an wie ein Vorgeschmack auf die persönliche Zukunft der Arbeit Dennoch gehen immer mehr Unter- ein bedingungsloses Grundeinkom- mittelfristig erst einmal schlicht Ar- nehmen diesen schwierigen Weg. Die men: Der Staat zahlt, während man beitslosigkeit bedeuten. Corona-Krise wird hier wohl allen- seine viele freie Zeit mit der Familie, Anzeige www.boby.bayern.de nch om/oneinchpu adobestock.c Verantwortlich:
Foto: Ocskay Mark - stock.adobe.com GEMEINSAM DURCH DIE PANDEMIE Wenn der kleinste Handgriff zur größten Hürde wird 24
GESELLSCHAFT Mit proSenio unterstützt die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) Seniorinnen und Senioren bei den Mühen des Alltags. So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben zu können: Das ist der größte Wunsch von Seniorinnen und Senioren, die auf Hilfe angewiesen sind. Ambulante Pflege sichert eine gute medizinische Versorgung. Doch was ist mit Kochen, Putzen und all den vielen Mühen des Alltags? Mit proSenio schließt die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) diese Lücke und kümmert sich um die kleinen Dinge des Lebens, die im Alter so große Bedeutung gewinnen – auch oder sogar gerade während der Corona-Pandemie Der Wäschekorb war randvoll. Der konnte sich ihre Enkeltochter Kühlschrank leer. Allein war der Weg Cornelia um die alltäglichen Bedürf- zum Supermarkt aber nicht zu bewäl- nisse der Oma kümmern, am Wo- tigen, und nach ihrem Sturz durfte chenende half die Schwiegertochter. sich die 80-jährige Seniorin Frieda Wie aber sollte es weitergehen? Schaller nicht mehr bücken. Die Fa- Schließlich würde die Enkelin bald milie half, wann immer es ging. Aber wieder in Vollzeit arbeiten. es ging eben nicht immer. In dieser Situation suchte Cornelia Es ist vor allem der normale Alltag, Schaller Rat bei ihrer Kollegin, einer der im höheren Alter zur großen He- Altenpflegerin mit vielen Jahren Be- rausforderung wird. Dinge, die bisher rufserfahrung. Ambulante Dienste einfach von der Hand gingen, werden konzentrieren sich in der Regel auf schwerer, die Mobilität und Energie reine Pflegeleistungen, daher wäre schwinden. Dabei hatte es Frieda eine privat angestellte Hauswirtschaf- Schaller noch gut. Sie lebte in einem terin wohl die einzige Lösung. Ande- Vier-Generationen-Haus im ober- re Alternativen gab es in der Region fränkischen Hof. Dank Elternzeit Hof nicht. 25
GESELLSCHAFT Staubsaugen, Waschen, Bügeln und Einkaufen: proSenio kümmert sich um die kleinen Dinge des Lebens, die im Alter so große Bedeutung gewinnen. Foto: Andrey Popov - stock.adobe.com Aus dem Fehlen echter Optionen rinnen und Senioren, die bereits Leistungen. Seit Juli 2019 ist proSenio wurde vor knapp drei Jahren die Idee einen Pflegegrad haben? sogar mit eigenen Räumlichkeiten in zum Seniorenservice „proSenio“ Die Idee der Mitarbeiterin wurde von der Hofer Innenstadt präsent. geboren. Sofort dachte Cornelia der gfi aufgegriffen, weiterentwickelt Der Zuspruch, den der neue Service Schaller an ihren Arbeitgeber, die Ge- und die Standorte wurden bei der der gfi in Hof, Marktredwitz und sellschaft zur Förderung beruflicher Umsetzung begleitet. Dann ging alles Bayreuth gefunden hat, gab Anlass zu und sozialer Integration (gfi) – ein ganz schnell. Der erste Testlauf starte- einer Ausweitung auf ganz Bayern. Unternehmen des Bildungswerks der te mit gutem Erfolg. Nach einem Jahr Bis Januar 2020 starteten Coburg, Bayerischen Wirtschaft (bbw): „Wer, nahmen bereits 52 Menschen Hil- Würzburg und Bamberg. Weitere wenn nicht wir, kann so einen Dienst feleistungen in Anspruch, innerhalb Standorte sollen folgen. So der Plan. ermöglichen?“ Mit vielfältigen Unter- des zweiten Jahres verdreifachte sich Doch dann kam Corona. Und mit stützungsangeboten und Projekten der Kundenstamm. Mittlerweile wer- dem Virus Kontakt- und Ausgangs- hilft die gfi Menschen in schwierigen den in der Region Hof über 350 ältere beschränkungen. Die ohnehin schon Situationen dabei, aktiv am Sozial- Menschen unterstützt. Die Nachfrage beeinträchtigten älteren Menschen und Berufsleben teilnehmen zu kön- wächst weiter. Bis zu vier Interessen- wurden zur besonders gefährdeten nen. Warum also nicht auch Senio- ten täglich informieren sich über die Risikogruppe erklärt. 26
GESELLSCHAFT „In den ersten Wochen der Corona- kennungsphase befinden sich sechs Denn die Helferinnen und Helfer Krise im März waren unsere Kundin- weitere Standorte, darunter Aschaf- halten sich strikt an die Hygiene nen und Kunden stark verunsichert. fenburg, Nürnberg und Traunstein. vorschriften und nutzen eine Über zehn Prozent der bereits verein- Ein Grund für die positive Entwick- Schutzausrüstung bestehend aus barten Termine wurden abgesagt“, er- lung trotz aktueller Lage: ein offener Mund-Nasen-Masken und Einmal- innert sich Tatjana Tichy, Produkt- Umgang mit der Corona-Thematik. handschuhen. Wo immer möglich, managerin des Fachbereichs „Arbeit, „In einem persönlichen Gespräch wird ein Mindestabstand von 1,5 Me- Teilhabe und Senioren“ der gfi. „In- und über ein Informationsblatt bitten tern zu den älteren Menschen einge- zwischen hat sich die Situation wie- wir die Seniorinnen und Senioren, halten. Somit geht die Unterstützung der beruhigt. Zwar pausieren nach sich bei auftretenden Krankheits weiter. Neben haushaltsnahen wie vor einige unserer Auftraggeber, symptomen frühzeitig bei uns zu mel- Dienstleistungen wie Staubsaugen, jedoch gibt es an allen unseren Stand- den. Daneben klären wir sie natürlich Waschen, Bügeln und Einkaufen er- orten viele Anfragen von potenziellen auch darüber auf, dass ein Infektions- füllen die proSenio-Angestellten aber Neukunden.“ Im ersten Halbjahr risiko durch unsere Angestellten nicht auch ganz persönliche Wünsche: Sie 2020 erhöhte sich die Kundenzahl vollständig a usgeschlossen werden gehen mit den älteren Damen und sogar um über 20 Prozent. Auch bei kann. Und bieten ihnen bei Unsicher- Herren spazieren, bereiten gemein- den Standorten gab es Zuwachs: heit an, die Dienstleistung kostenlos sam das Essen zu oder tauschen sich Seit März bietet Neumarkt die abzusagen. Von dieser Möglichkeit einfach aus. Denn gerade in schwieri- proSenio-Leistungen an, Weiden haben aber bisher nur wenige Ge- gen Zeiten ist ein gutes Miteinander startete im Juni. Derzeit in der Aner- brauch gemacht“, berichtet Tichy. besonders wichtig. Anzeige Kontrastreich. Brillant. Eindrucksvoll. PASSAVIA verwendet mineralölfreie Bio-Farben aus nachwachsenden Rohstoffen aus bayerischer Herstellung. Die Farben ermöglichen durch ihre starke Pigmentierung einen optisch höheren Kontrastumfang. Wir verwenden spezielle Farbprofile, die Ergebnisse weit über dem PSO-Standard erlauben. Unsere Kunden loben uns immer wieder für die vergleichsweise „brillanten“, „scharfen“ und „farbigen“ Bilder und Motive – sowohl auf gestrichenen, als auch auf Naturpapieren. Aufgrund der möglichen Anwendung des PAN4C®-Verfahrens erreichen wir eine fotorealistische Druckwiedergabe mit hoher Tiefenschärfe. DIE KRAFT DER FARBE
LANDWIRTSCHAFT Fotos: Hopfenpflanzerverband Hallertau e.V. Adolf Schapfl, Hopfenpflanzer und Präsident des Hopfenpflanzerver- bandes Hallertau und des Deutschen Hopfenpflanzerverbandes, konnte im Frühsommer aufatmen. Die Hopfen- pflanzen wachsen in den Himmel. 28
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