Recycling Separatsammlung - n Wertstoffe - Swiss ...
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Swiss Recycling LEISTUNGSBERICHT 2013 Urban-Mining Wertstoffe Nutzen CO2-reduzierend Dienstleistung Recycling Kreislauf ökologisch nachhaltig abfallvermindernd Separatsammlung rohstoffschonend energiesparend ressourceneffizient www.swissrecycling.ch
Inhalt 3 Editorial Einführung 4 Nutzen Separatsammlung und Recycling – Überblick 6 Kennzahlen Lebensmittel- und Getränkeverpackungen 8 PET-Recycling unterstützt „Strategie Nachhaltige Entwicklung“ 10 Ressourceneffiziente Wirtschaft am Beispiel Alu-Recycling 12 Effizientes und ökologisches Glasrecycling 14 Entzinnung der Konservendose EE-Geräte und Batterien 16 Einfluss auf die CO2-Bilanz – Kühlgeräte-Recycling 18 Seltene Metalle – Goldgrube Mobiltelefon 20 Von der Glühbirne zur Energiesparlampe 22 Umweltfreundliche Batterieentsorgung – Instrumentarien Textilien 24 Schweizer Qualität im Textilrecycling Swiss Recycling – Dienstleistungen 26 Beratung und Sensibilisierung Impressum Herausgeber: Swiss Recycling, Naglerwiesenstr. 4, 8049 Zürich Kontakt: info@swissrecycling.ch, Tel. 044 342 20 00 Redaktion: Swiss Recycling Konzept und Realisation: Blue Level GmbH, Kreuzlingen Druck: Binkert Druck AG, Laufenburg Gesamtauflage: 1‘000 Stk.; gedruckt auf Recycling-Papier, FSC C002005 Internet: www.swissrecycling.ch/Leistungsbericht Erscheinungsweise: zweijährlich in Deutsch und Französisch Copyright: Swiss Recycling
Editorial Markus Tavernier (l.) Patrik Geisselhardt (r.) Liebe Leserin, lieber Leser Nach dem ersten Leistungsbericht im Jahr 2011 2020 werfen und haben dafür ein Projekt mit stellen wir Ihnen gerne den zweiten Leistungs- folgenden Themen lanciert: Wo liegen die Po- bericht von Swiss Recycling vor. Unser Leis- tenziale? Wie können diese Potenziale realisiert tungsbericht erscheint alle zwei Jahre und zeigt werden? Was leisten die Recycling-Systeme im den Nutzen, die Errungenschaften sowie die Kontext nachhaltige Entwicklung? anstehenden Herausforderungen der Schweizer Recycling-Systeme auf. Inzwischen vertrauen neun national tätige Recy- cling-Systeme auf die Dienstleistungen unserer Ohne das grosse Engagement der Bevölkerung Organisation. Seit dem ersten Leistungsbericht wären die erreichten Recycling-Leistungen hat sich bei uns, wie auch bei unseren Mitglie- nicht möglich. Schweizerinnen und Schweizer dern, einiges getan. sind fleissig im separaten Sammeln und Ent- sorgen – besten Dank! Unsere neue Sensibili- Das Swiss Recycling-Team wünscht Ihnen eine sierungskampagne „Ich trenne.“ fördert diese anregende Lektüre und freut sich auf Ihr Feed- Einstellung. back. Selbstverständlich müssen auch die nötigen Sammelstellen- und Logistik-Infrastrukturen so- wie förderliche Rahmenbedingungen gegeben sein. So helfen zum Beispiel die mittlerweile fast flächendeckend eingeführten Abfallsackgebüh- Patrik Geisselhardt Markus Tavernier ren mit, hohe Rücklaufquoten zu erreichen. Nur Geschäftsführer Präsident durch ein ausgewogenes und engagiertes Zu- Swiss Recycling Swiss Recycling sammenspiel der verschiedenen Akteure waren die erzielten Resultate möglich. Umso wichtiger ist es deshalb, Systemanpassungen gemeinsam und überlegt anzugehen und dabei die Auswir- PS: Zu den einzelnen Artikeln finden Sie kungen ganzheitlich abzuwägen. im Internet weiterführende Informatio- nen. Bitte beachten Sie dafür die angegebe- Wie soll die Recycling-Landschaft in Zukunft- nen Links - z. B. zu unserer Dachkampagne: aussehen? Wir möchten einen Blick ins Jahr www.ich-trenne.ch Leistungsbericht І 2013 3
Einführung Nutzen Separatsammlung und Recycling Bei Umfragen über die eigene Einstellung zum Recycling entspricht der Anteil der positiven Antworten na- hezu 100%. Was das Engagement der Recycling-Branche und ihre Recycling-Systeme auf politischer und wirtschaftlicher Ebene zu einem nachhaltigen Wirtschaftsplatz Schweiz beisteuern, zeigt der vorliegende zweite Leistungsbericht von Swiss Recycling. Als eigenständige Non-Profit-Or- Die Organisation unterstützt den Forschung, um über die Zukunft des ganisation ist Swiss Recycling die Erfahrungsaustausch unter ihren Recyclings zu diskutieren. Die effizi- kompetente Ansprechpartnerin in Mitgliedern und die Realisierung ente Funktionalität der einzelnen Re- allen Fragen zu den Themen Sepa- von Synergien. Nebst permanentem cycling-Systeme wurde dabei bestä- ratsammlung und Recycling. Sie Kontakt mit den verschiedenen Re- tigt. Zudem wurden über mögliche steht allen Anspruchsgruppen, wie cycling-Organisationen bringt Swiss Entwicklungen debattiert, welche die Bevölkerung, Sammelstellenbetrei- Recycling relevante Entscheidungs- Funktionalität der Systeme weiterhin bern, Schulen, Behörden, Politik und träger aus verschiedenen Bereichen gewährleisten. Wirtschaft als Beratungsstelle zur Ver- an einen gemeinsamen Tisch. Am fügung. Swiss Recycling fördert als Swiss Recycling-Forum im November Nutzen Separatsammlung und Dachorganisation die Interessen aller 2012 trafen sich im Gottlieb Dutt- Recycling in der Separatsammlung tätigen Re- weiler Institut 120 Vertreter aus der cycling-Organisationen der Schweiz. Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Die positiven Effekte der Separat- sammlung sind vielfältig und weit- reichend. Recycling spart Energie, Die Recycling-Garantie reduziert die CO2-Belastung, schont Ressourcen und fördert die Rohstoff- Damit Recycling nachhaltig funktioniert, braucht es verschiedene Vorausset- Unabhängigkeit der Schweiz. Im zungen, wie zum Beispiel die passenden Rahmenbedingungen, professio- Vergleich zum Abbau von Primär- nelle Recycling-Systeme und nicht zuletzt das Vertrauen der Bevölkerung. Rohstoffen, deren Verarbeitung und Dieses Vertrauen muss von den Recycling-Systemen im permanenten Enga- weiten Transportwegen kann mit gement erarbeitet werden - z. B. mittels folgender Leistungen: dem Recycling von gebrauchtem Material Energie eingespart werden: Gewährleistung von Transparenz im Güter-, Stoff- und Geldfluss Ohne beim recycelten Material Qua- Gewährleistung fachgerechter Recycling-Prozesse litätseinbussen hinnehmen zu müs- sen, werden beispielsweise beim Re- Schliessung der Stoffkreisläufe (unter anderem durch sinnvolle Anreiz- cycling von Aluminium ca. 95%, bei Setzung in Form von Entschädigungsleistungen im Sekundär-Markt) demjenigen von Kuper ca. 90%, bei Sicherstellung der Recyclingfähigkeit des Sammelgutes Eisen ca. 75% und im Fall von PET- (Systemkonformität) Getränkeflaschen die Hälfte der Ener- gie eingespart. Recycling trägt damit Sicherstellung einer verursachergerechten Finanzierung und in erheblichem Masse zur Steigerung Vermeidung von Trittbrettfahrern der Energieeffizienz bei. Unterhaltung einer an die Bedürfnisse angepassten Sammelstellen-Infrastruktur Pro Kilogramm recyceltem Alumi- nium werden, verglichen mit der Professionelle Aufklärungs- und Sensibilisierungsmassnahmen Neugewinnung, die CO2-Emissionen 4 Leistungsbericht І 2013
Einführung um beinahe zehn Kilogramm redu- konnte der Rückfluss von Stoffen in zur Umweltschonung. Heute wird in ziert. Bei jährlich 10‘000 Tonnen re- die Umwelt verhindert werden, deren der Schweiz über die Hälfte des Sied- cyceltem Aluminium entspricht dies Schadenspotential gleich gross ist, lungsabfalls separat gesammelt und einem um knapp 100‘000 Tonnen wie dasjenige einer Million Tonnen verwertet. Gibt es weitere Potenzi- reduzierten CO2-Ausstoss. Durch das CO2. ale und wie können diese realisiert Recycling von PET-Getränkeflaschen werden? Was leisten die Recycling- können so pro Jahr Emissionen über Nachhaltige Entwicklung – Systeme im Kontext nachhaltige Ent- 139‘000 Tonnen CO2 verhindert wer- Recycling 2020 wicklung? Diese und andere Fragen den. Ebenfalls sehr eindrücklich ist möchte Swiss Recycling im Projekt das Beispiel des Kühlgeräte-Recyc- Recycling reduziert die Umweltbe- „Recycling 2020“ beantworten. Die lings: Durch die darin enthaltenen lastung durch anfallende Abfälle um verbesserte Rezyklierfähigkeit von ozonschichtschädigenden fluorhal- mehr als 50%. Gleichzeitig lässt Recy- Verpackungen und Produkten wird tigen Stoffe weist ein entsprechen- cling im Umfang der Wiederverwer- dabei sicherlich eine wichtige Rolle des Kühlgerät ein sogenanntes CO2- tung die Notwendigkeit entfallen, spielen. Erste Ansätze finden Sie auf Äquivalent von 2‘800 Kilogramm auf. energie- und kostenintensiv neue den zwei folgenden Seiten. Bei der im Jahr 2012 durchgeführten Rohstoffe zu gewinnen. Damit leistet Entsorgung von 390‘000 Kühlgeräten Recycling einen wesentlichen Beitrag Recycling – Reduktion Fussabdruck Abbau / Rohstoffe Aufbereitung Sekundär- Rohstoffe Recycling / Produkte Urban Mining Kehrichtver- Nutzungsphase brennungsanlage Recycling spart Energie und CO2, schont Ressourcen und fördert die Rohstoff-Unabhängigkeit. Leistungsbericht І 2013 5
Einführung Kennzahlen Materialverbrauch und Recycling Der Ressourcenverbrauch nimmt weltweit stark zu – einerseits durch die wachsende Bevölkerung und ande- rerseits durch den steigenden Wohlstand. Die Materialintensität steigt vor allem in den Entwicklungsländern weiterhin steil an. Im Pro-Kopf-Vergleich weisen Industrieländer heute einen rund doppelt so grossen Mate- rialverbrauch auf wie Entwicklungsländer. Materialverbrauch BSP [Mia. Tonnen] [Billionen (1012) in Dollars] 100 50 Weltweiter Material- Verbrauch und Bruttosozialprodukt Metalle 80 40 Quelle: Krausmann et al. 2009 Fossile Energie (UNEP-Bericht) Mineralien 60 30 Biomasse BSP 40 20 20 10 Dank Recycling kann der Verbrauch 0 0 von Primärressourcen stark reduziert 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 werden. Recycling entkoppelt die Wirtschaftsleistung vom Material- Verbrauch und der Umweltwirkung. Dies wird durch den Einsatz von Se- Sammelfraktion 2012 in t* kundär-Rohstoffen und die durch das Recycling erzielten Energieeinspa- Gerätebatterien und Akkus 2‘600 rungen erreicht. PET-Getränkeflaschen 37‘000 Elektro- und Elektronik-Geräte Kennzahlen Mitglieder Swiss Elektro-Grossgeräte inkl. Kühlschränke 48‘000 Recycling Elektro-Kleingeräte 19‘000 Elektronik-Geräte 56‘000 Auch 2012 haben unsere Mitglieder Leuchtmittel 1‘000 eine beträchtliche Menge Abfall zu Diverse Geräte 6‘000 Sekundär-Rohstoffen umgewandelt, Aluminium-Verpackungen 10‘000 Schadstoffe fachgerecht entsorgt Stahlblech 12‘500 und damit Ressourcen geschont. Hier ein Überblick über die Rücklaufmen- Glasbehälter 360‘000 gen: Textilien und Schuhe 50‘000 *teilweise auf Schätzungen basierend 6 Leistungsbericht І 2013
Einführung Entwicklung Siedlungsabfall Schweiz Wichtige Kriterien für die Bewertung möglicher Potenziale sind die Rezyklierfähigkeit wie auch In den 90er-Jahren entstanden einige Recy- die Öko-Effizienz einer separaten Erfassung. Die cling-Systeme. Entsprechend sind in diesem neue Abfallsack-Analyse des Bundesamts für Jahrzehnt die separat erfassten Mengen stark Umwelt (www.swissrecycling.ch/Leistungsbe- gestiegen. richt) gibt Aufschluss über die in der KVA ver- werteten Fraktionen. Vor ein paar Jahren stagnierte die Gesamtmen- ge des Siedlungsabfalls in der Schweiz. Dasselbe Urban Mining ist nicht nur für Kupfer und Gold geschah auch mit dem Verhältnis zwischen der relevant. Die Schweiz ist reich – reich an Sekun- Menge, welche in Kehrichtverbrennungsanla- där-Rohstoffen. Gegen drei Millionen Tonnen gen (KVAs) verbrannt und jener, welche dem Siedlungsabfälle werden separat gesammelt, Recycling zugeführt wird. Etwas mehr als die aufbereitet, rezykliert und wieder in den Mate- Hälfte aller Siedlungsabfälle wird heute separat rialkreislauf gebracht. Dies fördert die Rohstoff- gesammelt. Unabhängigkeit der Schweiz, spart Energie und schafft Arbeitsplätze. Sämtliche Mitglieds-Organisationen von Swiss Recycling weisen für ihre Recycling-Systeme Im Vortrag über die Sustainable Recycling In- hohe Rücklaufquoten aus. Das bedeutet, dass dustries SRI (www.swissrecycling.ch/Leistungs- mögliche Potenziale für mehr stoffliches Re- bericht) finden Sie weitergehende Informatio- cycling vor allem in den KVA-Mengen liegen. nen. 6.00 Entwicklung der Verwertete Siedlungsabfall-Verwertung Siedlungsabfälle 1970 - 2010 5.00 Quelle: BAFU Siedlungsabfälle in KVA oder Deponie 4.00 (bis 2002) 3.00 [Mio. t] 2.00 1.00 0.00 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Leistungsbericht І 2013 7
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen PET-Recycling unterstützt „Strategie Nachhaltige Entwicklung“ Der Aktionsplan zur neusten „Strategie Nachhaltige Entwicklung“ des Bundesrates konzentriert sich insbe- sondere auf die Einsparungen von CO2, Energie und Ressourcen. Mit dem Recycling von Wertstoffen wie PET kommt die Schweiz ihren Nachhaltigkeitszielen einen Schritt näher. Zu den entscheidenden Herausfor- Eine weitere Herausforderung, die ist der Bereich Produktion und Kon- derungen gehören gemäss „Strategie der Bund festgelegt hat, ist das The- sum: Die Schweizer Wirtschaft muss Nachhaltige Entwicklung“ der Klima- ma Energie. Infolge des Ausstiegs aus ihren Ressourcenverbrauch bei stei- wandel und die Naturgefahren. Mit der Kernenergie ist es notwendig, die gender Produktivität senken. PET- dem neuen CO2-Gesetz will der Bund Energieeffizienz zu steigern. Auch Getränkeflaschen bestehen aus Erd- die Emissionen von Treibhausgasen hier kann Recycling weiterhelfen: öl oder Erdgas. Durch das Recycling bis 2020 um mindestens 20% unter Dank der Verwendung von rezyklier- lässt sich PET dank der separaten das Niveau von 1990 senken. Schon tem PET für die Herstellung neuer Sammlung immer wieder verwen- heute werden durch die Bemühun- Produkte lassen sich 50% Energie ein- den. gen von PET-Recycling Schweiz pro sparen. Kilogramm rezykliertes PET mehr als „Extended Producer Responsibility“ 3kg an Treibhausgasen wie CO2 ein- Die dritte entscheidende Herausfor- (EPR) gespart. Das sind ca. 139‘000 Tonnen derung, zu der PET-Recycling Schweiz jährlich. einen spürbaren Beitrag leisten kann, Während das PET-Recyclingsystem die „Strategie Nachhaltige Entwick- lung“ unterstützt, entspricht es auch dem Prinzip der EPR. Das bedeu- PET ist zu 100% rezyklierbar. Etwa 139‘000 Ton- tet, dass die Verantwortung für ein nen CO2 können jährlich durch das PET-Recyc- ling eingespart werden. Produkt, nicht beim Verkauf an den Konsumenten endet, sondern bis zum Ende des Lebenszyklus andau- ert. Das betrifft die Herstellung, die Sammlung, die Entsorgung und den Wiedereinsatz des gewonnenen PET- Rezyklats. Die Mitglieder von PET-Recycling Schweiz stellen sich auf freiwilliger Basis, im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben, dieser Verantwortung. In der Schweiz wird das EPR-Prinzip schon seit über 20 Jahren von der Organisation PET-Recycling Schweiz angewendet. Auf europäischer Ebene befinden sich die EPR-Anstrengun- gen noch in den Anfängen: Erst im Januar 2013 haben elf europäische 8 Leistungsbericht І 2013
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen Organisationen, die sich im Auftrag zum Beispiel allein 2012 34‘124 Ton- der Hersteller um die Verwertung der nen reines PET-Rezyklat in die Märkte PET-Recycling Schweiz Verpackungsabfälle kümmern, eine zurückführen. Grundsatzerklärung zur EPR abgege- Der Verein PET-Recycling Schweiz ben. Ein grosser Teil des Erfolgs ist den (PRS) wurde 1990 gegründet und be- rund 35‘000 Sammelstellenbetreibern fasst sich seit In-Kraft-Treten der Ver- Schweizer Geburtshilfe für europäi- zu verdanken. Dadurch profitiert die ordnung über Getränkeverpackun- sche Richtlinien beim PET-Getränke- Schweizer Bevölkerung von einem gen (VGV) mit der Sammlung von flaschendesign bequemen PET-Recyclingsystem. PET-Getränkeflaschen. Heute stellt er ein gesamtschweizerisches Entsor- Da die Getränkebranche ein internati- Innovative PE-Foliensammlung gungsnetz für PET-Getränkeflaschen onaler Markt ist, muss das EPR-Prinzip zur Verfügung. Es handelt sich dabei zumindest auf europäischer Ebene Wie der Bund in seinem Strategie- um eine Branchenlösung auf freiwil- verankert werden. Dazu gehört auch papier festgelegt hat, braucht es liger Basis. einer der wichtigsten Aspekte der ebenfalls eine hohe Innovationsbe- EPR, nämlich die integrierte Produkt- reitschaft, um die gesteckten Nach- www.petrecycling.ch politik (IPP). Das Ziel der IPP ist es, die haltigkeitsziele erreichen zu können. info@prs.ch Umweltauswirkungen eines Produk- PET-Recycling Schweiz hat deshalb Tel. 044 344 10 80 tes in sämtlichen Lebensphasen – von im Februar 2013 die nationale Samm- der Gewinnung der Rohstoffe über lung von PE-Folien aus Betrieben die Entwicklung bis zur Entsorgung eingeführt. Das ist dank des grossen – zu erfassen und zu minimieren. Aus Netzes von freiwilligen Sammelstel- Swiss Recycling diesem Grund hat sich PET-Recycling len möglich, da rezyklierbare PE-Foli- Schweiz schon vor einigen Jahren als en oftmals in Betrieben anfallen, die Die einzelnen Recycling-Organisa- „Geburtshelfer“ für die europaweit gleichzeitig PET-Getränkeflaschen tionen leisten wirksame Beiträge zu harmonisierten Richtlinien für das sammeln. Damit kann die bestehen- leistungsfähigen und nachhaltigen Design von PET-Getränkeflaschen be- de Infrastruktur für die Sammlung Recycling-Systemen. Hier einige Bei- tätigt. Die European PET Bottle Plat- eines weiteren Wertstoffes genutzt spiele: form (www.petbottleplatform.eu), werden. die diese Richtlinien festhält, ist eine Wertstoffbezogene freiwillige Initiative, die heute über Diese Zielsetzung entspricht auch Sensibilisierung die gesamte Warenkette hinweg ak- den Bedürfnissen der Bevölkerung, Einbindung der Branche zeptiert ist und mitgetragen wird. welche sich aus einer Umfrage von Sammelstellen-Infrastruktur Swiss Recycling (www.swissrecycling. Sicherstellung von fachgerechtem Diese Richtlinien führen beispiels- ch/Leistungsbericht) ergaben. Recycling weise dazu, dass die Flaschen immer Sicherstellung der System- leichter werden, ohne dass an der konformität Qualität Abstriche gemacht werden. Anreiz-Setzung Sekundärmarkt Zudem lassen sich durch die Richt- Sicherstellung einer verursacher- linien höhere Mengen an qualitativ gerechten Finanzierung hochwertigem PET-Rezyklat gewin- Entschädigung Leistungserbringer nen. PET-Recycling Schweiz konnte Reporting: Transparenz im Güter-, Stoff- und Geldfluss Leistungsbericht І 2013 9
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen Ressourceneffiziente Wirtschaft Heute verbrauchen wir mehr Ressourcen, als jedem Einzelnen zustehen würden und produzieren mehr Ab- fall und Schadstoffe, als die Erde absorbieren und abbauen kann. Wir leben also auf viel zu grossem Fusse und tragen somit überdurchschnittlich zur Umweltzerstörung und zur Ressourcenverknappung bei. Recy- cling ist eine effektvolle Massnahme, den Fussabdruck zu minimieren und damit ein Beitrag zur Ressour- ceneffizienz. Ein nachhaltiger Umgang mit Res- 5% jener Energie benötigt, die für Strom notwendig, um ein Kilogramm sourcen bedeutet, die Ressourcenef- die erstmalige Herstellung gebraucht Aluminium zu erzeugen, sind dies fizienz zu erhöhen. Hierfür benötigen wird. Da das wiederaufbereitete Ma- heute in neueren Anlagen aufgrund wir geschlossene Kreisläufe. Auf- terial dem Primäraluminium abso- verfahrenstechnischer Verbesserun- grund seines Wertes lohnt es sich, für lut ebenbürtig ist, kann Aluminium gen nur noch 13 kWh. Weiter stehen Aluminium seit jeher, den Wertstoff x-mal recycelt werden, ohne dass es Primäraluminiumhütten heute be- im Kreislauf von Metallgewinnung, dabei an Qualität einbüsst. vorzugt an Orten mit grossem Bau- -verarbeitung, -nutzung und –rück- xitvorkommen bzw. dort, wo eine gewinnung zu behalten. Die heuti- Kontinuierliche Senkung des zuverlässige Energieversorgung ge- gen hohen Recyclingraten ermögli- Energiebedarfs währleistet ist. Die Hütten beziehen chen einen nahezu geschlossenen ihre Energie hauptsächlich aus Was- Materialkreislauf. Aluminium ist so- Die Aluminiumindustrie konnte den serkraft. wohl technisch als auch ökologisch Energieverbrauch ihrer Produktions- ein ideales Material fürs Recycling. prozesse für die Primärherstellung Diese Fakten wirken sich positiv auf Denn für die Produktion von recycel- in den letzten Jahren erfolgreich re- Aluverpackungen aus. Da zudem tem Aluminium werden bloss noch duzieren. Waren 1950 noch 21 kWh inzwischen für die Herstellung von Dosen 15% weniger Aluminium ver- wendet werden, hat sich der Ener- gieaufwand in doppelter Hinsicht spürbar vermindert. Neben der Ener- gieeinsparung können heute pro Ki- logramm recyceltes Aluminium im Vergleich zum Primärprozess knapp zehn Kilogramm CO2 eingespart wer- den. Dabei gilt die einfache Formel: Weniger Material bedeutet weniger Rohstoffe und weniger Energie - bei Herstellung, Anwendung und beim Recycling eines Produktes. Recycling – das Mass aller Dinge Gerade in rohstoffarmen Ländern wie der Schweiz gewinnt das Recycling mehr und mehr an Bedeutung. Ne- ben der volkswirtschaftlichen Ebene bietet das Recycling von Aluminium 10 Leistungsbericht І 2013
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen auch ökologische und ökonomi- sondern die wiederholte Nutzung sche Vorteile. Neben den 95 Prozent verbauter Materialien in Ballungszen- Energieeinsparung im Vergleich tren. Siedlungsgebiete haben sich zur Herstellung von Primäralumi- nach und nach zu wertvollen Minen nium, werden durch das Recycling der Neuzeit entwickelt. Denn überall Schadstoff-Emissionen reduziert. Im sind Rohstoffe eingelagert: in Abfall- Alu-Verpackungsbereich sind wir deponien, Gebäuden, Industrieanla- Schweizer Recyclingweltmeister, gen, Leitungen und Installationen, in IGORA-Genossenschaft da wir sämtliche Alu-Verpackungen Schlacken und Klärschlämmen. sammeln und recyceln. Aus den re- Die IGORA-Genossenschaft für Alu- cycelten Produkten entsteht neuwer- Mit Urban Mining sollen diese abge- minium-Recycling organisiert mit tiges Aluminium, das zur Herstellung lagerten Wertstoffe reaktiviert wer- verschiedenen Partnern schweizweit hochwertiger Produkte verwendet den. Zum Beispiel könnte der in Klär- das freiwillige Sammeln und Recyc- wird. schlämmen vorhandene Phosphor zu ling von gebrauchten, leeren Aluver- Dünger umgewandelt werden. Und packungen. Recycling spart Ressourcen, entlastet aus den Schlacken von Kehrichtver- Deponien und reduziert Schadstoff- brennungsanlagen können Metalle Seit dem 1. Juli 2012 hat IGORA zu- Emissionen. Recycling lohnt sich für wie Kupfer, Zink und Blei restlos zu- sätzlich das Mandat der Geschäfts- die Umwelt. In westlichen Ländern rückgewonnen werden. Urban Mi- stelle von FERRO Recycling über- wird mittlerweile mehr Aluminium ning bringt Rohstoffe zurück in den nommen, die für das Sammeln und aus dem Stoffkreislauf gewonnen als Kreislauf, für die wir einst bereits be- Recycling von Weissblechdosen und über den primären Bereich. Dadurch zahlt haben. Noch stehen wir bei der Konservendosen aus Stahlblech ver- wird die Ökobilanz von Aluminium- Nutzung dieses gigantischen Materi- antwortlich ist. produkten hinsichtlich Energie- und allagers, das wir um uns herum errich- Wasserverbrauch, Abfallaufkommen, tet haben, am Anfang. Technologien www.igora.ch Schadstoff-Emissionen, Rohstoffver- müssen erst noch entwickelt werden info@igora.ch brauch und Entsorgung optimiert. und es braucht Innovationskraft der Tel. 044 387 50 10 Dies zeigt auf, dass sich die Vorteile Politik, Entsorgungswirtschaft und des Wertstoffes Aluminium durch Forschung. einen nahezu unbegrenzten Lebens- Swiss Recycling zyklus für Mensch und Umwelt stets Mehr Informationen finden Sie im zunehmend auszahlen. Vortrag Industrial development Energie sparen durch through recycling (www.swissrecyc- Recycling Auf Schatzsuche mit Urban Mining ling.ch/Leistungsbericht). Recycling reduziert nicht nur die Wissenschaftler sind sich einig: Die CO2-Emissionen in grossem Umfang, Zukunft der Rohstoffindustrie liegt in sondern spart auch viel Energie ein. der Recycling- und Abfallwirtschaft Je nach Fraktion sind die Einsparun- – also in der Kreislaufwirtschaft, in gen unterschiedlich hoch. Hier einige welcher Recycling eine wichtige Rolle Beispiele: Aluminium ca. 95%, Kupfer spielt. Alternative Recyclingverfah- ca. 90%, Kunststoffe ca. 80%, Eisen ca. ren, wie Urban Mining, erhalten dabei 75% eine zunehmende Bedeutung. Hinter dem Begriff steckt nicht etwa die Su- Quelle: IR 2009 che nach Edelsteinen im Stadtgebiet, Leistungsbericht І 2013 11
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen Sinnvoll verwertet Altglas einer hochwertigen Wiederverwertung zuführen, die Kosten bei der Altglassammlung senken und eine Sammelquote auf hohem Niveau sicherstellen: VetroSwiss arbeitet auf verschiedenen Ebenen für ein effizientes und ökologisches Glasrecycling. In der Schweiz wird Altglas seit den setzt werden. Aufgrund der von Kun- und Verwertung sind also offensicht- 70er-Jahren separat gesammelt. Als den verlangten immer feineren Farb- lich. Seit Einführung der VEG werden die Einführung der vorgezogenen abstimmungen setzen die Glashütten die Entschädigungen deshalb nach Entsorgungsgebühr auf Getränke- jedoch auch bei der Produktion von Art der Sammlung und der Verwer- verpackungen aus Glas (VEG) 2002 in grünen Gebinden immer mehr auf tung abgestuft, mit zwei Anpassun- Kraft trat, wurden bereits gut 90% des getrennt gesammeltes Altglas - so gen in den letzten zehn Jahren. Die Glases einer Wiederverwertung zuge- beispielsweise auch die einzige in höchsten Beiträge pro Tonne erhal- führt. Damit wurden die Vorgaben des der Schweiz ansässige Glashütte in ten Gemeinden und Zweckverbände Bundes, der eine Recyclingquote von Saint-Prex. In italienischen und fran- für getrennt gesammeltes Altglas. Bei 75% verlangt, bereits deutlich über- zösischen Glaswerken hingegen der gemischten Sammlung wird wei- troffen. VetroSwiss fokussierte daher ist auch farbgemischtes Altglas zur ter abgestuft zwischen einer hoch- – nebst einer effizienten Abwicklung Grünglasproduktion willkommen. wertigen Verwertung (Glasproduk- der VEG – auf die Förderung einer Dies, weil in keinem der beiden Län- tion und Schaumglasschotter) und möglichst ökologischen Verwertung dern eine farbgetrennte Sammlung Sandersatz. Dieser Verteilschlüssel des Altglases. existiert und der Wertstoff daher nur zeigte Wirkung: Der Anteil der farb- in dieser Qualität vorhanden ist. getrennten Sammlung konnte von Top: Neue Flaschen 62% im Jahr 2002 auf 71% (2011) Sinnvolle Alternativen gesteigert werden. Die Verwertung Den grössten Mehrwert bietet das zu Sandersatz ist fast vollständig ver- Glasrecycling, wenn aus den Scher- Da in der Schweiz nur noch ein Glas- schwunden; gingen 2005 noch 12% ben wieder neue Flaschen produziert werk existiert, werden über 60% des der Scherben diesen Weg, sind es werden. Das Schmelzen von Altglas Altglases in grenznahe Glashütten ex- aktuell nur noch 0,3%. Gleichzeitig benötigt im Vergleich zu primären portiert. Doch aufgrund seines hohen hat die Verwertung von farbgemisch- Rohstoffen bis zu 25% weniger Ener- Gewichts lohnt sich der Transport von ten Scherben zu neuen Flaschen von gie. Bei Temperaturen um die 1‘600 Glas ab einer gewissen Distanz nicht knapp 16 auf 20% und die Verwer- Grad bedeutet dies eine beträchtli- mehr – sowohl ökonomisch als auch tung zu Schaumglasschotter von 3 che Einsparung an Primärenergie und ökologisch gesehen. Deshalb sind auf 8% zugenommen. Kosten. auch andere Verwertungswege im Inland in Betracht zu ziehen. Die bes- Unterstützung der Gemeinden Für die Herstellung neuer Glasverpa- te Alternative ist die Produktion von ckungen bietet farbgetrennt gesam- Schaumglasschotter, der in der Bau- Der Verteilschlüssel stösst auch auf meltes Altglas die besten Vorausset- industrie als hochwertiges Dämmma- Kritik. So ist immer wieder zu hören, zungen. Bei braunen und weissen terial eingesetzt wird. dass insbesondere Gemeinden, die Flaschen ist diese gar Bedingung, da farbgemischt Altglas sammeln, ihre sie keine Fremdfarben tolerieren. Ein- Abgestufter Verteilschlüssel wirkt Kosten mit der VEG-Entschädigung zig bei grünen Flaschen kann auch nicht decken könnten. Gewisse gemischt gesammeltes Altglas einge- Die Prioritäten der Glassammlung Stimmen fordern deshalb, dass die 12 Leistungsbericht І 2013
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen Entwicklung der verschiedenen Glassammelarten in der Schweiz seit Einführung der VEG. Quelle: VetroSwiss 80% 70% 60% 50% Ganzglas 40% farbgetrennt 30% gemischt total 20% 10% 0% 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Entwicklung der Verwertung von Altglas in der Schweiz. Quelle: VetroSwiss 80% VetroSwiss 70% 60% Ganzglas VetroSwiss ist vom Bund beauftragt, 50% farbgetrennt/Neuglas die vorgezogene Entsorgungsgebühr für Getränkeverpackungen aus Glas 40% gemischt/Neuglas (VEG) zu erheben und an die Berech- 30% gemischt/Schaumglasschotter tigten auszuzahlen. Für eine trans- 20% parente Umsetzung verfügt sie über gemischt/Sandersatz das Know-how, die Infrastruktur und 10% Lieferantenpartner. 0% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 www.vetroswiss.ch info@vetroswiss.ch Tel. 044 809 76 00 VEG-Abgaben erhöht oder die Ab- Logistik stimmt. Hier liegt bei vielen gabe auch auf Verpackungsglas für Gemeinden noch ein beträchtliches Lebensmittel wie Konfitüre, Gurken Einsparpotenzial brach. Bevor die Swiss Recycling oder Öl ausgedehnt werde. Diese Gebühren angehoben bzw. ausge- machen immerhin einen Anteil von weitet werden, sollte dieses zuerst Dienstleistung Swiss Recyc- rund 17% am gesamten Altglas aus ausgelotet werden. VetroSwiss bietet ling-Check-Up und werden aktuell nicht belastet. den Gemeinden dabei individuelle VetroSwiss ist jedoch davon über- Unterstützung. Wichtige Massnah- Swiss Recycling unterstützt Sammel- zeugt, dass die Entschädigungen men sind der Zusammenschluss zu stellenbetreiber bei der Optimierung ausreichend sind. Wie die Erfahrun- Zweckverbänden, die periodische ihrer Sammelsysteme in finanzieller gen in der täglichen Arbeit mit den Ausschreibung der Transporte sowie und ökologischer Hinsicht. Eine Über- Gemeinden und Zweckverbänden die richtige Wahl der Containergrösse sicht zum Recycling-Check-Up finden zeigt, sollten die Sammelkosten im und des Logistiksystems – Leeren der Sie auf Seite 26 sowie unter www. Mittelland nicht über 60 und in Voral- Container vor Ort oder Auswechseln swissrecycling.ch/dienstleistungen/ pen- und Berggebieten nicht über 80 der Container. recycling-check-up/ Franken betragen, vorausgesetzt die Leistungsbericht І 2013 13
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen Entzinnung der Konservendose Für die Gewinnung von Sekundärrohstoffen kommen komplexe Recyclingverfahren zur Anwendung. Dies ist auch beim Recycling von Konservendosen der Fall. Bevor der Stahl eingeschmolzen wird, findet die Ent- zinnung der Konservendose statt - ein Beispiel für Wertschöpfung durch Recycling. Hauptanwendungsbereiche von gung – in der Regel zusammen mit send, meistens per Bahn, zur Weiter- Verpackungsstahl sind Dosen für den Aluminiumverpackungen – in verarbeitung in das Entzinnungswerk Lebensmittel und Tiernahrung, Ver- einem der über 4‘000 Gemeinde- Elektrozinn AG in Oberrüti transpor- packungen für chemisch-technische Sammelcontainer. Später gelangt das tiert. Produkte, Sprühdosen und Verschlüs- Sammelgut zur Weiterverarbeitung se. In der Schweiz sind zwei Arten von in eines der siebzehn Aufbereitungs- In einem zweiten Schritt erfolgt Konservendosen im Umlauf: Dosen zentren in der Schweiz. die Ablösung des Zinns aus der aus reinem Stahlblech und solche aus Stahlblechfraktion. Der Grund der verzinntem Stahlblech, dem soge- Aufbereitung und Entzinnung Entzinnung liegt einerseits in der nannten Weissblech. Rückgewinnung des hochwertigen In einem ersten Schritt wird die Stahl- Zinnmetalls und andererseits in der Das Herzstück des Recyclingprozes- blechfraktion (magnetisch) mittels Vermeidung eines Zinneintrags in der ses von Weissblech ist dessen Ent- Magnetabscheider vom Aluminium weiteren Stahlverarbeitung. zinnung durch die Elektrolyse. Bei und von Abfallstoffen (nicht mag- diesem Verfahren kann bei den ge- netisch) getrennt und durch einen Bei der Entzinnung von Weissblech trennten Stoffen eine hohe Reinheit Shredder zerkleinert. Die aufbereite- befindet sich das Recyclingmaterial erzielt werden. te Stahlblechfraktion wird anschlies- in einem grobmaschigen, robusten Weissblech Im Entzinnungswerk wird das Zinn vom Stahl abgespalten. Weissblech ist Stahlblech, das mit einer äusserst feinen Zinnschicht von ca. 0,3 µm (ca. 2,8 g/m²) überzo- gen ist. Dies genügt, um den Stahl durch Versiegelung vor Korrosion zu schützen. Unter Korrosion versteht man den Angriff und die Zerstörung (meist metallischer) Werkstoffe durch chemische Reaktionen mit Wirkstof- fen der Umgebung - z. B. Luft oder Wasser. Dank der angebrachten Zinn- schicht eignet sich das Weissblech für die Aufbewahrung von Lebensmit- teln. Werden die Konservendosen nicht mehr gebraucht, erfolgt die Entsor- 14 Leistungsbericht І 2013
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen 1. 2. 3. FERRO Recycling Grobmaschiger Bewegungsrichtung der Metallplatte mit ab- Behälter enthält Zinn-Ionen (in Verbindung FERRO Recycling, der Verein zur För- gesetzter Zinnschicht Recyclingmaterial mit der Natronlauge) derung des Recyclings von Konser- vendosen aus Stahlblech, wurde 1987 von führenden Schweizer Un- ternehmen, die in der Herstellung und im Handel oder in der Entsor- 3. gung von Konservendosen tätig sind, gegründet. 2. 4. Becken Das freiwillige Recyclingkonzept ba- Im Entzinnungs- siert auf einer engen Kooperation werk wird das 5. zwischen FERRO Recycling und den Zinn vom Stahl 1. 5. 4. Natronlauge Gemeinden, den Zweckverbänden abgespalten. sowie auf der Sammelbereitschaft der KonsumentInnen. In fast allen Ge- meinden sind inzwischen Sammel- stellen für Stahlblech eingerichtet. Behälter. Zusammen mit einer Me- nen vernachlässigbaren Gehalt von tallplatte wird der Behälter in ein Na- noch 0.04 % Zinn. Nach dem Wasch- Anhand der UNEP-Studie (www. tronlaugenbad abgesenkt. Das Ablö- vorgang erfolgt der Transport ins swissrecycling.ch/Leistungsbericht) sen der Zinnschicht erfolgt durch den Schmelzwerk. Stahl dient der Herstel- erfahren Sie mehr über das Metallre- Prozess der Elektrolyse, bei dem ein lung von neuen Gebrauchsartikeln cycling. elektrischer Strom eine Redoxreakti- wie Werkzeuge oder kommt in der on erzwingt: Die Zinnschicht oxidiert. Produktion von Rohrleitungen, Dräh- www.ferrorecycling.ch Die dadurch freigesetzten Zinn-Ionen ten und Nägeln zum Einsatz. Ein Teil info@ferrorecycling.ch gehen in die Natronlauge über und des zurückgewonnen Stahls findet Tel. 044 533 55 25 gelangen letztendlich an die gegen- sich auch in neuen Konservendosen überliegende Metallplatte. Dort wer- wieder. den die Zinn-Ionen reduziert und setzen sich erneut als Zinnschicht ab. Wiederverwertung von Zinn und Begriffs-Erklärungen Stahl Elektrolyse Verfahren bei dem durch das Anlegen eines elektrischen Stroms eine Redoxreaktion (Elektronenaustausch) erzwungen Nach der Entnahme der Metallplat- wird. te kann nun die abgelagerte Zinn- schicht abgefräst und gepresst bzw. Redoxreaktion Eine Reaktion, bei der Elektronen übertragen werden; auch zu Zinnmetall geschmolzen werden. Reduktions-Oxidations-Reaktion genannt. Zinn wird unter anderem in der Elekt- Reduktion Moleküle bzw. Atome nehmen Elektronen auf. rotechnik wiederverwendet. Oxidation Moleküle bzw. Atome geben Elektronen ab. Die entzinnten Stahldosen enthal- Ion Atom, dessen Elektronenanzahl vom Neutralzustand abweicht ten nach einem Waschprozess ei- und somit positiv oder negativ geladen ist. Leistungsbericht І 2013 15
EE-Geräte und Batterien Einfluss auf die CO2-Bilanz – Kühlgeräte-Recycling Die in Kühlgeräten als Kälte- und Treibmittel verwendeten fluorhaltigen Stoffe sind in der Schweiz seit 2003 verboten. Bei zurückgenommenen Kühlgeräten ist deren Anteil aber immer noch hoch. Deren Schadens- potenzial ist bis zu 10‘000 mal grösser als dasjenige von CO2, was das System von SENS eRecycling für die Umwelt enorm wichtig macht. Die ozonschichtschädigenden Flu- somit 10’700 mal stärker als CO2. Na- orchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) türlich ist das GWP nicht das einzige sind in der Schweiz seit 2003 und Kriterium; sehr oft wird auch das ODP weltweit seit 2010 verboten. Diese (Ozone Depletion Potenzial) beigezo- leichtflüchtigen Stoffe wurden früher gen, das beim zur Normierung heran- als Treib- oder Kältemittel verwendet. gezogenen Treibmittel R11 den Wert Der Anteil der zurückgenommenen 1 aufweist. Das bedeutet, dass R11 Kühlgeräte mit FCKW ist immer noch ein Zerstörungspotenzial von 100% sehr hoch – daher ist ein fachgerech- gegenüber Ozon aufweist. tes Entsorgen der Kühlgeräte essenzi- ell. FCKW sind aber nicht nur als Käl- Kühlgeräte-Recycling temittel im Kühlkreislauf enthalten, sondern auch zu einem hohen Anteil Ein Kühlgerät muss in zwei Stufen als Treibmittel in der Isolation. In ei- recycelt werden. In der ersten Stufe nem Kühlgerät sind etwa ein Drittel des Kühlgeräte-Recyclings wird dem der FCKW im Kühlkreislauf und zwei Kühlkreislauf das Kältemittel entzo- Drittel in der Isolation zu finden. gen. Dabei ist es wichtig, dass keine Gase entweichen, also das Kältemit- Einfluss von FCKW auf CO2-Bilanz tel und die FCKW-haltigen Gase voll- ständig abgesaugt werden. In spezi- Um einen Vergleich für das Scha- ellen Absauganlagen werden das Öl denspotenzial eines Gases ziehen zu und die FCKW voneinander getrennt. können, werden heute GWPs (Global Die Gase werden danach in grossen Warming Potentials) verwendet, wo- Druckbehältern für die Endbehand- bei CO2 als Vergleichswert dient – das lung transportbereit gemacht. GWP von CO2 beträgt 1. FCKW ist ein Sammelbegriff für diverse fluorhal- In der zweiten Stufe des Kühlgeräte- tige Stoffe, welche unter anderem Recyclings müssen die FCKW aus der in Kühlgeräten verwendet werden. Isolation entfernt werden. Das ganze Beispielsweise wurde R12 sehr häufig Kühlgerät wird in einem ersten Ver- als Kältemittel und R11 als Treibmit- arbeitungsschritt in einem gekapsel- tel in der Isolation verwendet. Das ten Schredder zerkleinert, damit die GWP von R12 beträgt ca. 10’700 und Isolation besser zugänglich ist. Die das GWP von R11 ca. 4’700. R12 wirkt FCKW in alten Isolationsschäumen 16 Leistungsbericht І 2013
EE-Geräte und Batterien sind teilweise in einer Art Matrix in- listen ins Leben gerufen. Diese aus- tegriert und können daher mecha- gewiesenen Experten auditieren im nisch nicht vollständig entfernt wer- Auftrag von SENS eRecycling in regel- den – die Matrix muss aufgebrochen mässigen Abständen alle Kühlgeräte- werden. Die Anlagen müssen so kon- Recycler und stellen sicher, dass die zipiert sein, dass sie die entweichen- festgelegten Grenzwerte eingehalten den Gase auffangen und ebenfalls in werden. die Druckbehälter absaugen können. Nach der Entfernung der Schadstoffe Geschätzte CO2-Bilanz eines bleiben Metalle und Kunststoffe als Kühlgerätes Wertstoffe zurück, die vom Recycler SENS eRecycling je nach Bedürfnissen am Markt weiter Um dem Leser eine Vorstellung da- aufbereitet werden. von zu geben, welchen Einfluss das SENS eRecycling ist eine unabhängi- Kühlgeräte-Recycling hat, wird nach- ge, neutrale und nicht gewinnorien- FCKW müssen in einem aufwendigen folgend die CO2-Bilanz eines in der tierte, gemeinnützige Stiftung. Verfahren zerstört werden: Das Ge- Schweiz entsorgten Kühlgeräts erläu- misch aus Flüssigkeiten und Gasen tert. Realisiert hat die SENS gesamt- wird in einen Hochtemperaturofen schweizerisch funktionierende Rück- eingespritzt und so gänzlich in Sal- Ein FCKW-Kühlschrank hat ein CO2- nahmesystem für Haushaltklein- und ze umgewandelt. In einem zweiten Äquivalent (CO2eq) von 2’800 kg. Haushaltgrossgeräte, Bau-, Garten- Prozessschritt gelangen die Verbren- Dieses berechnet sich aus dem Kühl- und Hobbygeräte, Spielwaren sowie nungsprodukte in eine Hochtempe- kreislauf mit durchschnittlich 0,125 Leuchten und Leuchtmittel. ratur-Nachverbrennung und werden kg R12 (0,125 kg × 10’700 CO2eq = in komplexen und energieintensiven 1’340 kg CO2eq) und dem Treibmit- Besuchen Sie die neue Internetseite Rauchgasreinigungssystemen gewa- tel im Schaum mit durchschnittlich www.eRecycling.ch schen. 0,320 kg R11 (0,320 kg × 4’680 CO2eq = 1,500 kg CO2eq). Schon ein einziger www.eRecycling.ch Technische Kommission fachgerecht recycelter Kühlschrank info@eRecycling.ch reduziert den CO2-Ausstoss um eben- Tel. 043 255 20 00 Kühlgeräte-Recycling ist ein sehr auf- dieses 2’800 kg CO2-Äquivalent. Dies wendiger und komplizierter Prozess entspricht der Menge an CO2, die ein und da FCKW besonders umwelt- moderner Pkw bei einer über 20’000 schädigende Stoffe sind, müssen die Kilometer langen Fahrt (Strecke um Swiss Recycling strengen Grenzwerte laufend kont- die halbe Erde) ausstösst. Im Jahr rolliert werden. Bei Managementsys- 2012 wurden über das SENS-System Wert- und Schadstoffe temen wie beispielsweise ISO 14001 mehr als 390’000 Kühlgeräte ent- werden jährlich Audits von unabhän- sorgt. Die Mitglieder von Swiss Recycling gigen Auditoren („third party audits“) haben 2012 eine Charta erarbeitet, durchgeführt. Zu diesem Zweck hat die umweltgerechte, auf Nachhaltig- SENS eRecycling als verantwortliches keit ausgerichtete Prozesse und Stan- System für Kühlgeräte-Recycling eine dards in der gesamten Recycling-Ket- Kommission von externen Spezia- te fordert. Mehr dazu auf Seite 26. Leistungsbericht І 2013 17
EE-Geräte und Batterien Seltene Metalle – Goldgrube Mobiltelefon Die Schweiz hat im Bereich der Elektro- und Elektronik-Geräte eine der weltweit höchsten Rücklaufquoten. Dennoch befinden sich nach Schätzungen über die Hälfte der alten Mobiltelefone ungenutzt in den Schwei- zer Haushalten. Mobiltelefone sind eine nicht zu unterschätzende Quelle für diverse Edelmetalle und seltene Erden. Dies macht sie für ein nachhaltiges Recycling interessant. Mobiltelefone sind zusammen mit dern. Entsprechend wichtig für die Die Zusammensetzung eines Mobil- den TV-Geräten die in Schweizer Schweiz ist die Nutzung der sekun- telefons ist je nach Modell verschie- Haushalten am häufigsten vorkom- dären Lagerstätten, das sogenannte den (abhängig von Bildschirmgrösse, menden elektronischen Geräte. Über Urban Mining und Recycling. Die Ver- Akku, Kamera). Ein Gerät kann wie 90% der Bevölkerung verfügt über wendung der entsprechenden Metal- folgt zusammengesetzt sein: ein Handy, wobei über 50% sogar le in Kleinstmengen je Produkt - aus mehrere besitzen. Die Zahl der Han- diesem Grund auch Gewürzmetalle Anteil Material dys in der Schweiz hat sich seit 2000 genannt - macht die Rückgewinnung 50 % Kunststoffe, z.B. ABS um über 50% erhöht. Seit 2009 boo- im Recycling äusserst aufwendig. 15 % Glas, Keramik men die Smartphones. In der Schweiz werden heute schätzungsweise mehr Zusammensetzung Mobiltelefon 15 % Kupfer (Cu) als drei Millionen Mobiltelefone pro 10 % Metalle wie Eisen (Fe) Jahr verkauft. Was passiert mit den In einem einzigen Mobiltelefon wer- 10 % Diverses wie Silizium (Si) alten Handys? Ein grosser Teil davon den ca. 40 Elemente des Periodensys- Seltene Metalle und wird in den Schubladen von Schwei- tems verwendet:
EE-Geräte und Batterien Ein Mobiltelefon enthält ca. 15% Kup- rialien wie Kunststoffe und Metalle, fer (Cu). Die Herstellung von Kupfer ist Schmelzprozess für das Auftrennen energieintensiv. Die Rückgewinnung verschiedener Metalle. aus dem Mobiltelefon benötigt ca. Nach der Entnahme des Akkus wer- zehn bis 15-mal weniger Energie als den die Geräte ohne weitere Prozess- der Primär-Abbau. Heute gelingt die schritte in ein spezialisiertes Schmelz- Rückgewinnung von Kupfer schon werk gebracht, wo sie zusammen mit gut, entsprechend hoch sind auch anderem Recyclinggut eingeschmol- die Recyclingquoten (weltweite Re- zen und möglichst viele Metalle zu- cyclingquote > 50%, Quelle: UNEP). rückgewonnen werden. Der Kunst- stoff dient dabei als Energielieferant. Bei anderen Metallen sind die Recyc- ling-Quoten noch sehr tief - z. B. beim Materialverluste können auf verschie- Element Tantal (Ta), welches in sehr denen Prozess-Ebenen erfolgen. Erst geringen Mengen in einem Mobilte- eine aufeinander abgestimmte Pro- lefon für Kondensatoren verwendet zesskette erbringt für die Output- Swico Recycling wird. Gerade diese Verwendung in Menge die gewünschte Qualität und Kleinstmengen machen das Erfassen Quantität. Das möglichst vollständige Swico Recycling ist eine neutrale, nicht im Recycling sehr schwierig. Entspre- Sammeln der gewünschten Fraktion gewinnorientierte Kommission des chend tief sind die heutigen Recyc- ist ein wesentlicher Bestandteil eines Schweizerischen Wirtschaftsverban- lingquoten (weltweite Recyclingquo- Recycling-Systems und entscheidend des der Anbieter von Informations-, te < 1%, Quelle: UNEP). für das später zur Verfügung stehen- Kommunikations- und Organisati- de Sekundärmaterial. Je nach Mate- onstechnik. Sie entsorgt ausrangierte Urban Mining rial und Prozess können die Verluste Geräte aus den Bereichen Informatik, unterschiedlich gross ausfallen. Unterhaltungselektronik, Kommu- In Minen beträgt die Konzentration Gold (Au) weniger als 10 Gramm je nikation, grafische Industrie sowie Tonne Erde. In einem Mobiltelefon ist Mess- und Medizinaltechnik. die Konzentration um einiges höher: ca. 280 Gramm je Tonne. Der Begriff Im Fachbericht (www.swissrecycling. Urban Mining umschreibt diese Art Mögliche ch/Leistungsbericht) von Swico Re- Prozesskette von Materialrückgewinnung in städ- Verluste cycling, SENS und SLRS finden Sie tischen Siedlungsgebieten. Sammeln 20 % weitere Fachartikel zum Thema Elek- Sortieren 5% trorecycling. Für ein Gerät mit einem Totalgewicht Aufbereiten 5% von 100 Gramm, bedeutet dies le- www.swicorecycling.ch Rezyklieren 5% info@swicorecycling.ch diglich 0.028 Gramm Gold. Da im Re- Tel. 044 446 90 94 cycling das einzelne Gerät relevant Bei diesem Beispiel können 65% des Materials im ist, kann man sich vorstellen, dass Sekundär-Markt wieder eingesetzt werden. die Rückgewinnung dieser Kleinst- mengen einen komplexen Prozess Swiss Recycling erfordert. Trotzdem lohnt sich das Recycling sowohl ökologisch als auch Ökonomische Anreiz-Setzung ökonomisch. Verwertung Mobiltelefone sind komplexe Pro- Recyclingprozess dukte – entsprechend komplex ist Heute können rund 40% des Ge- deren Recycling. Die ökonomische samtgewichts eines Mobiltelefons Für den Recycling-Prozess bei Elek- Anreiz-Setzung zur Wiederverwer- der stofflichen Verwertung zugeführt tro-Schrott wie alte Handys gibt es tung spielt deshalb eine wichtige werden. Schätzungsweise 50% des verschiedene Varianten: Rolle. Solche Anreize sind für seltene Gesamtgewichts eines Handys lassen Metalle (noch) nicht gegeben. Umso Trennung von Hand (z. B. Entfer- sich energetisch verwerten. Somit wichtiger sind verbindliche Recyc- nung Akkus), mechanische Zerklei- müssen lediglich 10% entsorgt wer- ling-Standards. nerung, Trennung einzelner Mate- den. Leistungsbericht І 2013 19
EE-Geräte und Batterien Von der Glühbirne zur Energiesparlampe Das Verkaufsverbot der ineffizienten Glühbirnen forcierte den Umstieg auf Gasentladungslampen und LEDs. Die Energiesparlampe benötigt gegenüber einer herkömmlichen Glühbirne rund 80% weniger Strom. Doch während die Glühbirne einfach zu entsorgen war, lösen die quecksilberhaltigen Gasentladungslampen in der Bevölkerung teils Besorgnis aus. Die tatsächlichen Risiken sind jedoch äusserst gering. Flächendeckend gesehen gibt es drei grosse Kategorien an Leuchtmit- teln: Glühbirnen, LEDs und Gasent- ladungslampen. Die Glühbirne und Kunststoff: deren Weiterentwicklung zur Halo- 18.2% genlampe, waren die ersten elektri- Metalle: 5.5% schen Leuchtmittel. Beide bringen Leuchtpulver: < 1.0% durch einen elektrischen Strom einen Wolframdraht zum Glühen. Die Glüh- Quecksilber: < 0.005% birnen sind zwar in Ihrer Entsorgung Glas: 72.6% Rest: 3.6% unproblematisch und können im Hauskehricht entsorgt werden, je- doch ist deren Wirkungsgrad äusserst gering. Nur gerade 5% der eingesetz- Quelle: Bericht „Risiken bei der ten Energie werden in Licht umge- Entsorgung von Energiespar- lampen“, März 2013 wandelt. Der grösste Teil geht in Form von Abwärme verloren. Aus diesem Grund dürfen solch ineffiziente Glüh- lampen seit Mitte 2012 in der Schweiz Energiesparlampen enthalten funk- Komponenten wie Glas kann auch nicht mehr verkauft werden. tionsbedingt eine gewisse Menge das Leuchtpulver zurückgewonnen an Quecksilber (Hg). Das gasförmige werden. Zudem wird durch das Re- Seitdem dominieren energieeffizi- Quecksilber entlädt sich im elektri- cycling das Quecksilber fachgerecht ente LEDs (lichtemittierende Diode) schen Feld und sendet UV-Strahlung entsorgt. Die Gasentladungslampen sowie Gasentladungslampen den aus. Die Glasinnenseite ist mit einem werden in luftdichten Anlagen in ihre Markt. Der Überbegriff „Gasentla- Leuchtpulver beschichtet, welches Bestandteile zerlegt. Das Quecksilber dungslampen“ umfasst alle Lampen, die Strahlung in sichtbares Licht um- wird über einen Aktivkohlefilter ge- deren Leuchtprinzip auf Gasen oder wandelt. Der Quecksilber-Gehalt bei führt und so von der Abluft entfernt. Metalldämpfen beruht. Bei quecksil- Energiesparlampen ist per Gesetz je Die Metalle werden nachbehandelt, berhaltigen Leuchtmittel handelt es nach Leistung auf 2.5 - 3.5 mg pro um anhaftendes Quecksilber auszu- sich somit um Gasentladungslampen. Stück limitiert. treiben. Die Energiesparlampe Wertstoffe zurück in den Kreislauf, Einzelne Energiesparlampen bergen Schadstoffe fachgerecht entsorgen keine Gefahr Die Energiesparlampe ist der Kate- gorie der Gasentladungslampen zu- Von der Sammelstelle werden die Die Angst vor einer möglichen Ge- zuordnen. Das folgende Diagramm Leuchtmittel zu einem spezialisier- sundheitsgefährdung durch den zeigt die Zusammensetzung einer ten Leuchtmittel-Recycler transpor- Bruch von Energiesparlampen steht heutigen Energiesparlampe (55 g): tiert. Nebst den leicht verwertbaren oft nicht in Relation mit den tatsächli- 20 Leistungsbericht І 2013
EE-Geräte und Batterien chen Risiken. Die Studie Risiken bei der Nach einem Bruch sollte als erstes das Entsorgung von Energiesparlampen Fenster geöffnet und der Raum wenn zeigt, dass beim Bruch einer Sparlam- möglich quergelüftet werden. Die pe im schlimmsten Fall eine zusätz- Scherben und das Leuchtpulver sol- liche Menge elementaren Queck- len aufgewischt werden. Achten Sie silberdampfs aufgenommen wird. dabei auf die Schnittgefahr. Danach Diese Menge liegt um den Faktor 200 soll alles luftdichtverpackt zur Sam- unter dem jährlich im Siedlungsraum melstelle gebracht oder in den Keh- aufgrund der Hintergrundkonzentra- richt geworfen werfen (man beachte: tion aufgenommenen Quecksilber- Der Bruch einer Energiesparlampe dampfs. Gesundheitsgefährdungen ist der einzige Fall in welchem diese entstünden erst in einem Worst Case über den Kehricht entsorgt werden Szenario; wie wenn zum Beispiel kann). in einer Logistikzentrale ein ganze Stiftung Licht Recycling Leuchtmittelpalette herunterfallen Dieser Artikel basiert auf einem Be- Schweiz SLRS und zerbrechen würde. richt des Büros für Umweltchemie, Zürich (www.swissrecycling.ch/Leis- Die Stiftung Licht Recycling Schweiz Das Quecksilber aus einer zerbroche- tungsbericht), welcher im Auftrag SLRS bezweckt die kostendecken- nen Energiesparlampen und auch die von SLRS erstellt worden ist. de Finanzierung der Rückgabe, Arbeit mit Gebinden während der Rücknahme und Entsorgung von Rücknahme stellen keine Gesund- Leuchtmitteln und Leuchten durch heitsgefährdungen dar. Trotzdem ist Erhebung eines vorgezogenen Re- beim Umgang von Gasentladungs- cyclingbeitrages. Sie organisiert die lampen Vorsicht geboten. flächendeckende Entsorgung von Leuchtmitteln und Leuchten in der ganzen Schweiz und sorgt für die Schulung und Sensibilisierung der Marktteilnehmer. www.slrs.ch info@slrs.ch Tel. 031 313 88 12 Swiss Recycling Die Fraktions-Zusammensetzung wird heterogener und sich in den nächsten Jahren stark ändern. Ent- sprechend ist es wichtig, die Recyc- lingprozesse weiterzuentwickeln und zu verbessern. Dies ist eine bedeu- tende Aufgabe von SLRS. Leistungsbericht І 2013 21
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