Rekorde und ehrgeizige Ziele - ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE - IHK Schleswig-Holstein
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02/2015 · Februar Ausgabe Lübeck · 4801 ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Rekorde und ehrgeizige Ziele � Titelthema: Energie aus dem Norden � Interview: Matthias Boxberger � Helgoland: Comeback mit Windkraft
Mein Standpunkt �� Erneuerbare Energien im Standortwettbewerb nutzen U nser Land zählt zu den windreichsten Standorten in Deutschland, wo zudem kostengünstig Solarstrom produziert wird. Zusammen mit Biogas kann die rege- nerative Energie auch bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden. Das Land hat nun wie kein anderes die Chance, durch die intelligente Nutzung der Kostenvorteile der Erneuerbaren zum Musterbeispiel dafür zu werden, wie die Energiewende branchenübergreifend einen Wachstums- und Wertschöp- fungsschub auslösen kann. Die Herausforderung ist es, diese nun als Vorteil im Standortwettbewerb zu nutzen. Deshalb sollte es der Politik nicht nur darum gehen, den Netzausbau voranzutreiben, um Stromüberschüsse zu exportieren. Statt- dessen braucht es Anreize, neue Absatzmöglichkeiten für den im Land produzierten Strom zu generieren. Naheliegend ist daher, energieintensive und innovative Un- ternehmen anzuwerben, um diese hier in die Region zu holen. Foto: GP Joule Beispiele wie das Ruhrgebiet oder Kalifornien belegen, dass energieintensive Unternehmen wie etwa Serverzentren, aber auch verarbeitende Betriebe sich dort ansiedeln, wo der Strom in unmittelbarer räumlicher Nähe langfristig, nachhaltig und Ove Petersen ist Geschäftsführer der GP Joule GmbH in günstig erzeugt wird. Dafür braucht es jedoch verlässliche Reußenköge. Rahmenbedingungen, die bisher noch nicht ausreichend ge- geben sind. Eine völlig unterschätzte Absatzmöglichkeit für den kos- tengünstigen Strom aus regenerativen Quellen ist, durch Auf- wertung beziehungsweise Veredelung diesen für den Wär- nen natürlichen Ressourcen in der Post-EEG-Zeit schaffen. memarkt und den Mobilitätssektor nutzbar zu machen. Das Denn nur dann kann es gelingen, die eigentlichen Treiber des schafft nicht nur neue Geschäftsfelder für Schleswig-Holstein, Wirtschaftsstandorts, Unternehmen mit Banken und Inves- sondern macht aus einer reinen Stromwende eine wirkliche toren, zu überzeugen, mit Weitsicht und Mut neue Wege zu Energiewende. Wenn Mobilität und Wärmeversorgung künf- gehen. Hier muss die Politik dringend aktiv werden, um die tig weltweit ohne fossile Energieträger auskommen müssen, Chancen, die die Energiewende bietet, nicht zu verschenken. ist dies auch eine Chance für unseren Wirtschaftsstandort. Damit schaffen wir eine größere und subventionsunabhängi- Grundlage für eine solche Entwicklung ist die Power-to-Gas- ge Nutzung der in unserem Land im Überfluss vorhandenen beziehungsweise Power-to-Fuel-Technologie. Deren Kern ist regenerativen Energien. Schleswig-Holstein kann mehr als die Umwandlung von Strom mithilfe eines Elektrolyseurs in nur ein Stromproduzent sein. Das Land hat also perfekte Vo Wasserstoff. Dieser kann heute schon in Brennstoffzellenfahr- raussetzungen dafür, als Vorreiter die nächste Phase der Ener- zeugen direkt genutzt oder problemlos in Methan oder Me- giewende erfolgreich zu gestalten und damit Pioniergewinne thanol umgewandelt werden, das dann als Treibstoff für her- einzufahren. �� kömmliche Pkw und den Schwerlastverkehr genutzt werden kann. Als Vertriebsweg und Speicher für Methan eignet sich Was ist Ihre Meinung? unser sehr gut ausgebautes Erdgasnetz in Deutschland. Schreiben Sie der Redaktion: Heute müssen wir die Weichen stellen und Anreize für redaktion@ihk-sh.de neue Geschäftsmodelle der Vermarktung unserer vorhande- 02/15 1
�� Wirtschaft im Bild Ventilspezialist � Fred Burmeister, Monteur des Lübecker Industriearmaturen- Herstellers Mankenberg GmbH, bei der Montage eines Differenzdruckreglers, Foto: Mankenberg GmbH der später die Sperrgasversorgung an einem Gaskompressor in einer petroche- mischen Anlage kontrollieren wird. Die Mankenberg GmbH steht als mittelstän- disches Unternehmen für optimierte Lösungen – vom Standardventil bis zur kun- denspezifischen Sonderanfertigung. 2010 feierte das Unternehmen sein 125-jäh- riges Jubiläum. Seine Industriearmaturen liefert Mankenberg weltweit in nahezu alle Branchen. 2 02/15
Themen der Wirtschaft �� ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Mein Standpunkt 1 Wirtschaft im Bild 2 Neues im Norden Zitat des Monats 4 Köpfe der Wirtschaft 5 Foto: iStock.com/nordseegold Titelthema – Energie aus dem Norden Energiewende: Rekorde und ehrgeizige Ziele 6 Strommarktdesign: dem Markt mehr zutrauen 8 Interview: Messechef Peter Becker zur New Energy 11 Kraft-Wärme-Kopplung: modernste Anlage im Norden ARGE Netz: Super-Kraftwerk bündelt Windstrom 12 14 �6 Wirtschaft im Gespräch Matthias Boxberger, Energie aus dem Norden Vorstandsvorsitzender der HanseWerk AG 16 Titelthema Deutschland versteht sich weltweit als Vorreiter für den Um- Unternehmen und Märkte bau eines nationalen Energiesystems. Auch – und gerade – in Schleswig- Jenny AG: kostenlos Sonne tanken 18 Holstein schreitet die Energiewende mit großen Schritten voran. Lesen Sie Kieler Meeresfarm: Muscheln aus der Förde 20 im Titelthema dieser Ausgabe unter anderem, wie sich der Strommarkt ändern muss, was wir von der New Energy in Husum erwarten können, Aus dem IHK-Bezirk wie die ARGE Netz Hunderte Windkraftanlagen zusammenschaltet und Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 21 wie moderne Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen arbeiten. IHK Schleswig-Holstein Tourismustag: vom Zufallsgast zum Dauerkunden 37 Matthias Boxberger, �� Standort Schleswig-Holstein HanseWerk AG Helgoland: Renaissance dank Windkraft 38 Wirtschaft im Gespräch „Im über- �� Impulse und Finanzen tragenen Sinne versuchen wir wäh- Designkontor: Wohlfühlquartiere öffnen Pforten 40 rend der Fahrt bei unserem Auto �� Zukunft mit Bildung den Motorblock auszuwechseln“, so Ausbildungsbeispiel: Schleswiger Stadtwerke 42 der Vorstandsvorsitzende der Han- seWerk AG Matthias Boxberger über �� Technik und Trends die Energiewende. Im Interview Foto: HanseWerk AG Interview: Staatssekretär Frank Nägele spricht er über Maßnahmen für eine zum Programm „Schaufenster Wind“ 44 effiziente Stromversorgung, Kosten Cyberkriminalität: Daten wie Kapital schützen FH Westküste: neues Zentrum für Energieeffizienz 45 46 des künftigen Energieversorgungs- systems und Forschungsprojekte auf Pellworm und in Klanxbüll. � 16 �� Globale Märkte Interview: AHK-Chefin Maren Diale-Schellschmidt über die baltischen Staaten 48 Renaissance �� Recht und Steuern Erbschaftsteuer: Nachfolge braucht Rechtssicherheit 50 � 38 dank Windkraft Helgoland Mit dem Ausbau Veranstaltungen der IHK 52 und der Modernisierung der Häfen befindet sich Helgoland im Die IHK gratuliert 53 größten Infrastrukturprojekt 50 Jahre nach dem Wiederaufbau. Treffpunkt Wirtschaft Als Reaktionshafen für die Off- mit Rätsel der Wirtschaft 54 shore-Windkraft sieht Deutsch- Hart am Wind lands einzige Hochseeinsel eine historische Chance. Helgolands Foto: Clipdealer Grünner & Baas, Kolumne 56 Bürgermeister Jörg Singer Titelbild: Generator für eine Windenergieanlage; beschreibt, wie die Zukunft der BWE/Tim Riediger Insel gesichert werden kann. 02/15 3
mieren und Netzwerke zwischen For- schung und Produktion zu knüpfen. Die Publikation ist keine Rückschau. Alle Beispiele sollen dazu ermuntern, Kontakt zu den Forschungseinrich- tungen aufzunehmen. Bereits seit 2007 öffnen die Indust- rie- und Handelskammern Lüneburg- Wolfsburg, Stade, Kiel, Flensburg, Foto: Universität Hamburg/P. Schell Hamburg und Lübeck die Türen zu spannenden, innovativen Forschungs- einrichtungen der Region. Ab 2015 bietet auch die IHK zu Schwerin die Veranstaltungsreihe an. Die Termine der aktuellen „For- schung erforschen-Tour 2015“ sind auf der IHK-Website zu finden. Die Innenaufbau einer Vakuumkammer zur Fokussierung von Molekülen Broschüre kann bei den IHKs kosten- los angefordert werden. UR �� Broschüre zur IHK-Innovationstour Termine der Innovationstour 2015 Perlen des Wissenstransfers www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 17088) Innovationen sind der Motor der Wirtschaft. Damit alle Un- ternehmen die Chance haben, neueste Erfindungen und Entwick- Broschüre bestellen lungen kennenzulernen und für sich zu nutzen, veranstalten die Industrie- und Handelskammern der Metropolregion Hamburg IHK zu Kiel, Peter Mazurkiewicz seit vielen Jahren die Innovationstour „Forschung erforschen“. Telefon: (0431) 5194-252, mazurkiewicz@kiel.ihk.de Aufgrund des Erfolgs der Veranstaltungsreihe präsentieren die Partner nun die besuchten wissenschaftlichen Einrichtungen der IHK Flensburg, Telsche Ott Jahre 2013 und 2014 und ihre Portfolios in der neuen Broschü- Telefon: (0481) 8577-0, ott@flensburg.ihk.de re „Best of Science – Wo Wirtschaft und Wissenschaft erfolgreich kooperieren“. IHK zu Lübeck, Ulrike Rodemeier Die Innovationstour trägt dazu bei, Unternehmerinnen und Telefon: (0451) 6006-181, rodemeier@ihk-luebeck.de Unternehmer über die Chancen des Wissenstransfers zu infor- Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“ die Entwicklung des Wirtschaftsstand- orts Schleswig-Holstein hemmt“, sagte 130 Projekte angeschoben Meyer. Kompetenznetzwerk Die vielfältigen D ie Partner der Fachkräfteinitiati- geschoben oder weiterverfolgt und wer- Aktivitäten des Aktionsbündnisses sind ve „Zukunft im Norden“ haben den ihren Aktionskatalog zur Optimie- in einem Umsetzungsbericht dokumen- 2014 über 130 Einzelprojekte an- rung der Fachkräftesituation in Schles- tiert, der im Dezember veröffentlicht wig-Holstein 2015 weiter ausbauen. wurde. Das sagte Wirtschaftsminister Reinhard Die Landesregierung hat laut Meyer Meyer im Dezember nach einer Sitzung zugesagt, Anfang 2015 das „Kompe- Zitat des Monats von Vertretern der 23 Partnerorganisa- tenznetzwerk Fachkräftesicherung und tionen in Kiel. Weiterbildung“ zu etablieren, das etwa Ziel der Fachkräfteinitiative unter Be- ein Indikatorensystem für die Fachkräf- „Die Zuwanderer kommen oft mit teiligung der IHKs ist es, Arbeitgebern tesituation im Land erarbeiten und die einer guten Qualifikation und motiviert bestmögliche Rahmenbedingungen für Vernetzung, Innovation und Qualitäts- nach Deutschland.“ die Entwicklung der betrieblichen Qua- sicherung in der Weiterbildung voran- lifikationsstruktur zu bieten und Be- treiben soll. red �� Frank-Jürgen Weise, Chef der schäftigte bei ihrer Berufswegeplanung Bundesagentur für Arbeit, in der Tageszeitung und Weiterbildung zu unterstützen. Infos und Bericht zum Download Die Welt vom 5. Januar 2015 „Wir setzten alles daran zu vermeiden, www.bit.ly/zukunft-im-norden dass künftig ein Mangel an Fachkräften 4 02/15
Neues im Norden �� Köpfe der Wirtschaft Landeswettbewerb Zu Jahresbeginn Elektronikfertigung und Gerätebau Qualifizierung in übernahm das bis- spezialisiert ist. Der gelernte Infor- Zukunftsbranchen herige Vorstands- mationselektroniker, der seine Ausbil- mitglied Uwe Ludka dung bei Schorisch Tralec absolvierte, Wie können Beschäftigte in Zukunftsbran- (51) den Vorstands- bekam später die Leitung der Abtei- chen wie der Ernährungswirtschaft, den erneu- vorsitz der Itzehoer lung Prüffeld übertragen und über- erbaren Energien, dem Tourismus, der mariti- Versicherungen. Er nahm als Projektmanager zusätzliche men Wirtschaft oder der digitalen Wirtschaft tritt die Nachfolge von Wolfgang Bit- Verantwortung. Er wird sich künftig noch besser qualifiziert werden? ter (65) an, der seit 1994 an der Spit- der Verbesserung der innerbetriebli- Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Pro- ze stand. Unter Führung Wolfgang chen Produktionsabläufe widmen. jektaufrufs, für den Schleswig-Holsteins Ar- Bitters hat sich der frühere Regio- beitsminister Reinhard Meyer im Dezember nalversicherer zu einem bundesweit Seit Beginn des den Startschuss gegeben hat. „Wir wollen die agierenden Versicherungskonzern Jahres ergänzt Ste- Entwicklung neuer Qualifizierungsmodule so- entwickelt. Innerhalb der vergange- fan Mensching (40) wie darauf basierende berufsbegleitende beruf- nen zwei Jahrzehnte hat die Itzehoer als dritter Vorstand liche oder wissenschaftliche Weiterbildungen ihr Beitragsvolumen um das 2,7-Fache die Unternehmens- gezielt fördern und damit die Angebote auf die von 142 Millionen auf 380 Millionen führung des Verwal- Bedarfe der einzelnen Branchen passgenau zu- Euro vergrößert, das Eigenkapital hat tungsmodernisierers schneiden“, sagte Meyer. sich auf 167 Millionen Euro versechs- Mach AG. Er ist seit 2001 im Unterneh- Der Aufruf richtet sich an Einrichtungen der facht. Die Anzahl der Verträge ist um men und war über zehn Jahre als Pro- Weiterbildung, Clustermanagements, Hochschu- mehr als das Doppelte auf rund 2,2 jektleiter für zahlreiche Modernisie- len und wissenschaftliche Institutionen sowie Fotos: Itzehoer Versicherungen, Schorisch Gruppe, Mach AG Millionen gestiegen. Heute arbeiten rungsvorhaben im Einsatz. Sein Res- Wirtschaftsförder- und Technologiegesellschaf- bei der Itzehoer 630 Menschen, über sort – das Beratungsgeschäft – hat ten. Für die Projekte mit einer zweijährigen Lauf- 200 mehr als 1994. die Mach AG konsequent ausgebaut zeit werden Mittel des Europäischen Sozialfonds und sich dabei vom Softwareanbieter und des Landes in Höhe von rund 2,1 Millionen Axel Ziemann zum Lösungspartner entwickelt. Das Euro bereitgestellt. (47) aus Schwarzen- Unternehmen ist in Deutschland einer Interessierte Projektträger können sich mit bek hat Ende 2014 der führenden Anbieter von Software, einem Teilnahmeantrag um Fördermittel bewer- die Betriebsleitung Beratung und Betrieb für Verwal- ben. Die Antragsfrist dazu endet am 13. Februar bei Schorisch Tralec tungsmanagement und E-Govern- 2015. red �� in Reinbek übernom- ment. Es hat sich auf den Public Sec- men. Er zeichnet tor und Non-Profit-Organisationen Infos und Teilnahmeantrag nun für die Produktionskette des Un- spezialisiert und verfügt über 30 Jahre www.ib-sh.de ternehmens verantwortlich, das auf Erfahrung in der Branche. �� Nur ein Einkommensteuerbescheid Kostenfreie Sondertilgungen Online Sofortentscheidung Jetzt beantragen auf: barclaycard-selbstaendige.de Persönliche Beratung: 0800 11 33 441 (kostenlos Mo–Fr 8–20 Uhr) Repräsentatives Kreditbeispiel nach § 6a PAngV: Nettodarlehensbetrag 10.000 Euro, Laufzeit 60 Monate, Gesamtbetrag 11.684,31 Euro, Effektiver Jahreszins 6,49 %, Sollzins (gebunden) 6,30 %, Bearbeitungskosten: keine. 02/15 5 Diese Aktion richtet sich an Neukunden, die zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses weder einen bestehenden Kredit karten noch Kreditvertrag mit Barclaycard haben.
Foto: iStock.com/inakiantonana Rekorde und ehrgeizige Ziele Energiewende in Schleswig-Holstein Das beängstigende Ausmaß der Reaktorkatastrophe von Fu- kushima im Frühjahr 2011 hat zu einem Umdenken in energiepolitischen Fragestellungen geführt. Heute versteht sich Deutschland weltweit als Vorreiter für den Umbau eines nationalen Energiesystems. Auch – und gerade – in Schleswig-Holstein schreitet die Energiewende mit großen Schritten voran. D ie Herausforderungen sind allerdings nicht kleiner ge- damit erstmals den größten Anteil am Energiemix. Dieser er- worden. Auf dem Weg in eine saubere und sichere Zu- freuliche Anstieg kam vor allem durch den weiteren Zu- und kunft ohne Atomenergie soll unsere Energieversorgung Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien immer umweltfreundlicher werden, zugleich muss sie aber be- (EE-Anlagen), aber auch durch das günstige Wetter zustan- zahlbar und verlässlich bleiben. Allen Akteuren war von An- de. Ebenfalls zu berücksichtigen ist der Rückgang der Brutto- fang an bewusst, dass dies infrastrukturelle Veränderungen, stromerzeugung auf 610,4 Milliarden Kilowattstunden (2013: aber zugleich auch Chancen mit sich bringt. 633,2). Der Gesamtanteil der erneuerbaren Energieträger am Tatsächlich wurde bisher einiges bewegt. Nach den ersten Bruttostromverbrauch lag in 2014 sogar bei 27,3 Prozent. vorläufigen Angaben der AG Energiebilanzen e. V. ist der Anteil der regenerativen Energien an der Bruttostromerzeu- Ländervergleich In Schleswig-Holstein ist es zumindest gung in Deutschland 2014 auf voraussichtlich 25,8 Prozent rechnerisch 2014 erstmals gelungen, den eigenen Stromver- gestiegen (Vorjahr: 24,1 Prozent). Es folgen Braunkohle mit brauch allein aus Sonne, Wind und nachwachsenden Rohstof- einem Anteil von 25,6 Prozent, Steinkohle mit 18 Prozent so- fen zu decken. Die Rekordmeldung der Schleswig-Holstein wie Kernenergie mit 15,9 Prozent. Die Erneuerbaren haben Netz AG zur installierten Leistung von 6.000 Megawatt bei Wir kämpfen für günstige Energie! Erdgas und Strom aus Barmstedt Ihre Vorteile: • Erdgas und Strom zu fairen Preisen • Strom aus 100% Wasserkraft - ohne Aufpreis • Pünktliche Abrechnung n unter: • Keine Vorauszahlung Mehr Informatione 1 1 87 Telefon: (04123) 68 www.stadtwerke-barmstedt.de • info@stadtwerke-barmstedt.de 6 02/15
Titelthema Energie aus dem Norden �� Sonstige - 5,1 (5,2) % Kernenergie 15,9 (15,4) % Erdgas - 9,6 (10,7) % Sonstige Erneuerbare 8,0 (7,5) % Deutschland wird durch Wärmeanwendungen verursacht. Fotovoltaik Dazu tragen erneuerbare Energien aktuell knapp zwölf Pro- 5,8 (4,9) % zent bei. Beim Strom sind es, wie beschrieben, bereits über 27 Prozent. Dass mehr möglich ist, zeigt ein Blick nach Däne- Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V. Wasser - 3,4 (3,6) % mark, wo dieser Anteil durch einen Umbau über kommunale Wärmeplanung und den Ausbau leitungsgebundener Wärme- Wind - 8,6 (8,1) % netze bereits heute bei 45 Prozent liegt. Braunkohle In allen Bereichen ergeben sich neue Herausforderungen Steinkohle - 18,0 (19,2) % 25,6 (25,4) % für die Gestaltung der Rahmenbedingungen von Märkten so- wie die Anpassung notwendiger Infrastruktur. Die rechtlichen Struktur der Stromerzeugung 2014 und regulatorischen Grundlagen müssen dem gerecht werden und den Transformationsprozess intelligent steuern. Unab- Insgesamt wurden 2014 in Deutschland 610,4 Milliarden hängig von der Bewertung einzelner Schritte ist ein hohes Maß Kilowattstunden Strom erzeugt; Anteile in Prozent (Vor- an Kontinuität und Konsistenz die Basis für zukunftsorientier- jahr in Klammern); Stand: Dezember 2014 tes, nachhaltiges und auch unternehmerisches Handeln. Nur so kann Planungs- und Investitionssicherheit für alle Akteure erreicht werden. �� den EE-Anlagen und die unter anderem vom Bundesverband Windenergie publizierten Ausbauzahlen dokumentieren die Autor: Stefan Sievers Größe der schleswig-holsteinischen Schrittweite. Das bisheri- Federführer Energie der IHK Schleswig-Holstein ge, konsequente Umsetzen der eigenen Energiewendestrategie sievers@flensburg.ihk.de hat sicher einiges dazu beigetragen. Dies bestätigt nicht zuletzt die Veröffentlichung des Bundesländervergleichs der Agentur Mehr unter für Erneuerbare Energien. In der Kategorie „Bewertung der www.bit.ly/nationaler-aktionsplan Landespolitik zur Nutzung der Erneuerbaren Energien“ belegt www.bit.ly/wärmewende das nördlichste Bundesland Platz eins vor Baden-Württem- www.bit.ly/vergleichsstudie berg und Rheinland-Pfalz. www.ag-energiebilanzen.de Der Ländervergleich legt aber auch offen, wo bei Land und Bund Handlungsbedarf besteht. Dies zeigt auch der Fort- schrittsbericht zur Energiewende, der besagt, inwieweit die im Energiekonzept 2010 genannten Ziele erreicht werden. Darü- ber hinaus benennt er weitere Maßnahmen zur Zielerreichung in verschiedenen Bereichen. Allgemein wird die Schrittweite kleiner, sobald es um den technologischen und wirtschaftlichen Wandel geht. Greifbare Resultate durch die erwarteten Modernisierungsschübe sowie die Entwicklung innovativer Technologien im Bereich erneu- erbarer Energien und Energieeffizienz sind aktuell eher kos- metischer Natur. Wärmewende Nach dem Umbau der Energieerzeugungs- und der Infrastruktur soll ab 2015 eine „zweite Säule“ deutlich mehr in den Fokus rücken. Basierend auf dem Nationalen Ak- tionsplan Energieeffizienz (NAPE) soll der weitere Umbau der Energieversorgung ökonomisch, ökologisch, sozial und gesell- schaftlich sinnvoll begleitet werden. Wirtschaftlich einsetz- bare Effizienztechnologien gelten schon heute als verfügbar. In allen Sektoren können bereits mit vorhandenen Techno- logien der Energieverbrauch deutlich vermindert und so die Kosten gesenkt werden. Nach dem Wunsch der Bundesregie- rung können und sollen sie zum Impulsgeber für Innovation, Wachstum und Beschäftigung werden. Hocheffiziente Kraft- werke, Spitzentechnologie in der Windkraft, die IT-basierte Sie Steuerung einer komplexen Stromversorgung, Smart Grid und Be suc1h9.-e n22. März Smart Meter, moderne Übertragungstechnologien sowie Spei- un s v o m e sse cher werden bereits heute weltweit für eine moderne Ener- a u f de r M rgy“ gieversorgung nachgefragt. Neue Geschäftsmodelle, etwa für www.alternativtechnik.de „ New E ne m Lastmanagement und Energieeffizienz, gehen damit einher. in H usu Die Landesregierung Schleswig-Holsteins geht nun die Struckum | Telefon: 04671 – 60300 nächsten Schritte Richtung „Wärmewende“. Das ist konse- quent, denn über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in 02/15 7
�� Titelthema Energie aus dem Norden Schleswig-Holstein Dem Markt mehr zutrauen Daten zur Kernkraft Strommarktdesign Der Anteil erneuerbarer Energien steigt. Das AKW Brokdorf ist das letzte Kernkraft- Konventionelle Kraftwerke werden seltener zur Versorgungssi- werk, das ans Netz ging. Bekannt wurde es durch cherung gebraucht und verdienen in den verbliebenen Einsatz- heftige Proteste mit Großdemonstrationen in den 70er- und 80er-Jahren. Zurzeit ist es das einzige zeiten zu wenig. Daher wird immer intensiver um die künftige Ge- stromliefernde Kernkraftwerk im Land. Nachste- staltung des Strommarkts gerungen. Mit einem Grünbuch will das hend Status und Kennziffern der Atomwirtschaft Bundeswirtschaftsministerium die Diskussion strukturieren. in Schleswig-Holstein. Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) • Eigentümer: Vattenfall (66,7 Prozent) und E.ON (33,3 Prozent) • Netzanbindung am 13. Juli 1976 • Berechtigung zum Leistungsbetrieb am 6. Au- gust 2011 erloschen • Siedewasserreaktor, elektrische Nettoleistung von 771 Megawatt (MW) • Betriebsarbeit (brutto) bei voller Verfügbar- keit (Beispiel: Januar 2007): 566.914 Mega- Foto: E.ON/Christian Schlüter wattstunden (MWh) • Durchschnittliche Arbeitsverfügbarkeit (über die gesamte Betriebsdauer gemittelt): rund 55 Prozent Kernkraftwerk Krümmel (KKK) • Eigentümer: Vattenfall (50 Prozent) und E.ON (50 Prozent) Handelsraum für Energieprodukte • Netzanbindung am 28. September 1983 S • Berechtigung zum Leistungsbetrieb am 6. Au- chon heute drohen Versorgungs- Wenn die Betreiber konventioneller gust 2011 erloschen engpässe in Süddeutschland. Kraftwerke den „Return on Investment“ • Siedewasserreaktor, elektrische Nettoleistung Hintergrund sind hier aber we- nicht sehen, droht der Kraftwerksneubau von 1.346 MW niger Engpässe in der Erzeugung als in zum Erliegen zu kommen. Muss man • Betriebsarbeit (brutto) bei voller Verfügbar- den Netzen. Die Erzeugung verlagert dies angesichts derzeit vorhandener er- keit (Beispiel: Januar 2007): 1.037.590 MWh sich sukzessive – insbesondere durch heblicher Überkapazitäten verhindern? • Durchschnittliche Arbeitsverfügbarkeit (über den Ausbau der Windkraft in Nord- Kapazitätsmechanismen reduzieren die die gesamte Betriebsdauer gemittelt): rund deutschland bei gleichzeitiger Abschal- Intensität von Marktsignalen, bahnen 70 Prozent tung der Kernkraftwerke vor allem in den Weg für einen weiteren staatlich Süddeutschland. Über das Abschalt- induzierten Umlagemechanismus und Kernkraftwerk Brokdorf (KBR) verbot für Kraftwerke wird derzeit si- führen zu einem Leistungsverlust am • Eigentümer: E.ON (80 Prozent) und Vatten- chergestellt, dass im Süden ausreichend Strommarkt. Die Einführung eines Ka- fall (20 Prozent) Kapazitäten zur Verfügung stehen, um pazitätsmechanismus sollte daher nicht • Netzanbindung am 14. Oktober 1986 Netzengpässe auszugleichen. Um struk- vorschnell erfolgen. Wichtiger sind aus • Gesetzliche Berechtigung zum Leistungsbe- turelle Engpässe zu lösen, hilft aber kein Sicht der IHK-Organisation stabile po- trieb bis Ende 2021 Kapazitätsmechanismus, sondern nur litische Rahmenbedingungen für den • Druckwasserreaktor, elektrische Nettoleis- ein forcierter Netzausbau. Strommarkt. tung von 1.410 MW In einem durch volatile Erzeugung Stellungnahmen zum Grünbuch • Betriebsarbeit (brutto) bei voller Verfügbar- aus Wind und Sonne geprägten System „Ein Strommarkt für die Energiewende“ keit (Beispiel: Januar 2007): 1.060.574 MWh können vermehrt Erzeugungsengpäs- können bis zum 1. März 2015 abgegeben • Durchschnittliche Arbeitsverfügbarkeit (über se und damit hohe Preisausschläge an werden. �� die gesamte Betriebsdauer gemittelt): etwa der Börse auftreten. Es besteht breiter 90 Prozent Konsens, dass der Strommarkt weiter- Autor: Dr. Klaus Thoms entwickelt werden muss. Die meisten IHK zu Kiel, Innovation und Umwelt Hinweis: Vorgängerunternehmen Vattenfalls der im Grünbuch dargestellten „Sowie- thoms@kiel.ihk.de war zum Zeitpunkt der Netzanbindung die Ham- so-Maßnahmen“ wie die Stärkung von burgische Electricitäts-Werke AG, Vorgänger Marktsignalen, der Netzausbau und die Grünbuch des BMWi von E.ON die PreussenElektra AG. red �� europäische Kooperation können dazu www.bit.ly/grünbuch einen wichtigen Beitrag leisten. 8 02/15
– Anzeige – Unternehmensporträt Innovativ mit Tradition und Kontinuität Stadtwerke Flensburg bieten grünes Plus für Gewerbekunden D ie Stadtwerke Flensburg setzen Flensburger Strom für Profis Ein Plus für die Energiewende zunehmend auf umweltfreund- Im nationalen Stromvertrieb sind die Die Stadtwerke sind Gründungs- liche Strom- und Wärmepro- Stadtwerke Flensburg bereits seit über mitglied des Klimapakts Flensburg. In duktion. Mit der CO2-Neutralität ihres 15 Jahren erfolgreich. Dabei vertrau- diesem Zusammenschluss engagieren Kraftwerks bis 2050 haben sie sich ein en nicht nur Privathaushalte auf den sie sich gemeinsam mit anderen Unter- hohes Ziel gesetzt. Schon heute liegt Energieversorger. Gewerbekunden mit nehmen, Institutionen und öffentlichen der Wirkungsgrad des hochmodernen einem Verbrauch von bis zu 100.000 Einrichtungen für die CO2-Neutralität Kraftwerks dank Kraft-Wärme-Kopp- Kilowattstunden im Jahr erhalten spe- der Stadt. Eine Senkung des Energie- lung bei 80 Prozent und steigt durch zielle Profi-Tarife, die neben günstigen verbrauchs, die Steigerung der Energie- immer umweltfreundlichere Technolo- Preisen mit unternehmerfreundlichen effizienz und die Reduzierung von Treib- gien stetig weiter. Vertragsbedingungen und persönlicher hausgasemissionen sollen zu diesem Im aktuellen „Projekt Kessel 12“ Betreuung punkten. Und auch Sonder- Ziel führen. stellen die Flensburger zwei Kohlekes- kunden mit einem Verbrauch von über Nicht umsonst also wurden die sel auf eine moderne Gas- und Dampf- 100.000 Kilowattstunden vertrauen auf Stadtwerke Flensburg mehrfach für ihre turbinen-Anlage um. Bei gleicher Erzeu- das Know-How der Fördestädter. Vom innovativen und umweltbewussten Lö- gungsleistung verringern sie damit ihren Festpreisprodukt über die Tranchen- sungen ausgezeichnet. Darüber hinaus CO2-Ausstoß um 40 Prozent. Rund 130 beschaffung und den Handel mit Her- prämierten namhafte Institutionen ihren Millionen Euro investiert das Unterneh- kunftsnachweisen bis zu Kooperationen kompetenten Service, ihre faire Preis- men in die neue Anlage, die 2016 an im Bereich Energieeffizienz bieten die politik und ihre reibungslose Wechsel- den Start geht. Stadtwerke individuelle Leistungen. prozesse. Mit einem technischen Clou sind die Stadtwerke zudem in der Lage, über- schüssigen Strom aus regenerativen Energiequellen zu speichern: Mithilfe eines Elektrodenheizkessels erhitzen sie in Zeiten hoher Netzeinspeisung Infos und Kontakt Wasser in einem Speicher, das sie bei Bedarf in ihr Fernwärmenetz leiten. Name: Stadtwerke Flensburg GmbH Seit 2012 versorgen die Stadtwerke Anschriften: Batteriestraße 48, 24939 Flensburg ihre Flensburger Kunden ausschließ- lich mit kernkraftfreiem Strom. Sie Kontakt: 0461 – 487 4442, Fax: 0461 – 487 1699 beziehen, wenn sie nicht selbst genü- Internet: www.stadtwerke-flensburg.de gend Strom produzieren, regenerative E-Mail: profi@stadtwerke-flensburg.de Energie mit Herkunftsnachweisen. Die Gründung: 1854 Atomstromfreiheit überwacht und tes- Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Maik Render tiert der TÜV.
�� Titelthema Energie aus dem Norden Projekte der Energiewende 2014 2015 2016 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 EEG ✔ VO Ausschrei- Erfahrungs- EEG 3.0 EEG 2.0 Pilotauktionen und Bau bungspilot bericht (Ausschreibungen) EU 2030/ETS EU-2030-Ziele ✔ Entwicklung Governance 2030 Verhandlung neuer EU-Rechtsrahmen (EE, ETS etc.) (Emissionshandel) Reform ETS (Marktstabilitätsreserve) und Post 2020 Strommarktdesign Gutachten ✔ ✔ Grünbuch Weißbuch Marktdesign-Gesetz (EnWG-Novelle) Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Aktionsplan ✔ Effizienzstrategie Energieeffizienz Umsetzung Aktionsplan Energieeffizienz inklusive EED-Umsetzung Erarbeitung ✔ Erarbeitung ganzheitliche Gebäudestrategie ENEV-Prozess und EEWärmeG Sanierungsfahrplan Gebäudestrategie ✔ Übertragungsnetze Szenariorahmen 2015 Netzentwicklungsplan 2015 Novelle Bundesbedarfsplangesetz Verteilernetze Evaluierung ARegV Novelle ARegV ✔ Monitoring Fortschrittsbericht Monitoringbericht 2015 Monitoringbericht 2016 Die wichtigsten Projekte der Energiewende im Zeitverlauf. Die erledigten Aufgaben sind mit einem grünen Häkchen versehen. Anzeige Jetzt Energiekosten senken Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Firmen- Energiekosten einsparen gebäudes lässt sich eine Ki- lowattstunde (kWh) für acht bis zehn Cent erzeugen. Das ist ca. die Hälfte des aktu- ellen Marktpreises. Die Firma Jost Energie Tech- nik aus Ahrensburg ist Spezialist für PV-Lösungen, unter an- derem für Dächer, deren Statik nur eine geringe zusätzliche Dachlast erlauben und deswegen bisher nicht genutzt wer- den konnten. Die typische Situation: Die Dachlast des Gebäudes ist für 75 kg pro m² ausgelegt, d. h. eine zusätzliche Beschwerung ist nicht möglich und die Dachhaut soll auch nicht durchstoßen wer- den, also keine mechanische Befestigung der Modulgestelle. Die Lösung von Jost Energie Technik: Ein strömungsdyna- misch optimiertes Gestellsystem, eine verbundene Gitter- rahmenkonstruktion, die nur ca. 8 kg pro m² Mehrbelastung Mit einer Solarstromanlage machen Sie erzeugt. Also sehr wenig zusätzlicher Ballast und keine Be- schädigung der Dachhaut. Damit werden fast alle Dächer für sich unabhängig von Kostensteigerungen die Stromerzeugung nutzbar. Weitere Informationen erhalten Sie unter: 04102 / 607 607-01 www.jost-energie-technik.de www.jost-energie-technik.de 10 02/15
Titelthema Energie aus dem Norden �� „Autark mit Energie versorgen“ New Energy Vom 19. bis zum 22. März 2015 findet unter der Schirmherrschaft von Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Dr. Robert Habeck die New Energy in Husum statt. Peter Becker, Geschäftsführer der Messe Husum & Congress GmbH & Co. KG, gibt einen Einblick in die Schwerpunkte und Highlights. Wirtschaft: „Energiewende von unten“ lautet dieses Jahr das Motto der Messe. Was verbirgt sich dahinter? Peter Becker: Es geht darum, dass jeder Bürger die Ener- giewende selbst in der Hand hat. Viele Menschen möchten sich autark mit Energie versorgen. Dieses Thema greifen wir in unterschiedlichen Positionen auf. Neben der reinen Erzeu- gung wird es dabei auch um die Speicherung erneuerbarer Energien gehen. Dafür gibt es mittlerweile viele interessante Foto: Messe Husum & Congress Lösungen, die unter anderem auch in Verbindung mit Elek- tromobilität abgerufen werden können. Ein weiterer großer Bereich, den wir abdecken werden, ist die Wärmeerzeugung und -dämmung. Wirtschaft: Im Fokus stehen der Eigenverbrauch erneuer- barer Energien, Elektromobilität sowie energieeffizientes und ökologisches Bauen und Sanieren. Warum haben Sie diese Schwerpunkte gewählt? Messechef Peter Becker Becker: Der Eigenverbrauch erneuerbarer Energien drohte mit sehr hohen Abgaben belastet und damit unwirtschaftlich zu werden. Dies wurde nun im EEG abgemildert, sodass das Energieberatung Mittelstand Thema wirtschaftlich sehr interessant ist. Die Elektromobilität Das Förderprogramm „Energieberatung Mittelstand“ wird mit ver- entwächst langsam den Kinderschuhen. Wir planen daher, das änderten Modalitäten 2015 fortgeführt. Antragsberechtigt sind weiter- Thema noch ausführlicher zu behandeln als in den vergange- hin kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit nen Jahren. Dabei wollen wir den Erlebnischarakter steigern weniger als 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von nicht mehr und zeigen, dass Elektromobilität Spaß macht. Ökologisches als 50 Millionen Euro. Die Förderbedingungen wurden nochmals ver- Bauen und Sanieren steht bei uns auch immer unter dem As- bessert: So erhalten Betriebe mit jährlichen Energiekosten von mehr pekt der Energieeffizienz. als 10.000 Euro 80 Prozent der Beratungskosten und bis zu maximal Wirtschaft: Welche weiteren Highlights wird es geben? 8.000 Euro. Für Unternehmen mit jährlichen Energiekosten von maxi- Becker: In diesem Jahr werden wir die Hallen erstmals mal 10.000 Euro beträgt die Zuwendung 80 Prozent der Beratungskos- thematisch sortieren, sodass sich die Besucher gut orientie- ten und maximal 800 Euro. kt �� ren können. Dabei wird die Halle eins zum „begehbaren Ort“ einer Energiewende von unten – mit Exponaten aus den Be- Mehr zum Förderprogramm reichen Smart-Home, Solarmodulen, Kleinwind, einem Ener- www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 127410) giecarport mit E-Auto und vielem mehr. Ganz neu und be- sonders ist außerdem das unabhängige Beratungsangebot, das wir gemeinsam mit Sheff-Z in Neumünster entwickelt haben. Wirtschaft: Was beinhaltet das Vortrags- und Kongresspro- gramm? Becker: Themen der Foren sind etwa Passivhäuser, ener- getisches Sanieren oder Kleinwindanlagen. Hier wird es auch wieder den World Summit for Small Wind geben, den wir ge- meinsam mit der World Wind Energy Association durchfüh- ren. Ein weiteres Highlight ist der Furgy-Kongress. �� Ihre Profis für Interview: Andrea Henkel Gewerbe - IHK-Redaktion Schleswig-Holstein und henkel@flensburg.ihk.de Industriebau! Messeprogramm unter www.new-energy.de Wir machen‘s möglich! www.team.de 02/15 11
�� Titelthema Energie aus dem Norden Dialogverfahren Ostküstenleitung Optimale Trasse gesucht Ohne den Ausbau der Stromnetze wird die Energiewende nicht gelingen. Die Landesregie- rung Schleswig-Holsteins hat sich zum Ziel ge- Foto: HanseWerk Natur/www.otzipka.de setzt, bei der Planung der notwendigen Trassen die Bevölkerung, die Wirtschaft und die betrof- fenen Verbände auf Augenhöhe zu beteiligen. Nun hat im Januar das Dialogverfahren für die Ostküstentrasse begonnen. Vor dem eigentlichen Genehmigungsverfah- ren führt das Energiewendeministerium ein Di- alogverfahren durch. Alle Betroffenen können Installation des Gasmotors J920 FleXtra sich frühzeitig und wohnortnah über die Pla- nung informieren und einbringen. Für die West- küstenleitung wurde solch ein Verfahren bereits durchgeführt, Betroffene und Vorhabenträger bezeichnen es als Erfolg. Der Genehmigungs- Modernste Anlage im Norden prozess ist kürzer, zugleich fanden viel mehr Ein- wände der Anwohner Berücksichtigung. Kraft-Wärme-Kopplung In einer Halle neben der Die geplante Ostküstenleitung verbindet die Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld im Kreis Stormarn wird Mittelachse – von Dänemark über Flensburg und ab dem ersten Quartal 2015 Strom für Haushalte im Hamburger Hamburg nach Niedersachsen – im Kreis Sege- berg mit Göhl in Ostholstein. Die 380-Kilovolt- Osten erzeugt. Hier baut HanseWerk Natur, ehemals E.ON Leitung soll einerseits das wachsende Angebot Hanse Wärme, die modernste Kraft-Wärme-Kopplungsanlage im an erneuerbaren Energien aus der Region besser Norden, die Strom- und Wärmeproduktion kombiniert. ableiten. Zum anderen dient die Netzverstärkung von Siems über den Raum Lübeck in den Kreis E Segeberg der besseren Anbindung des Baltic r heißt J920 FleXtra, hat 20 große Gesteuert wird die Anlage künftig Cable aus Schweden an das deutsche Netz. Zylinder, wiegt etwa 76 Tonnen und vollautomatisch. „Man kann sie vom steht im Erdgeschoss des rund 550 Laptop aus bedienen“, sagt Schumann. Alternativen prüfen Derzeit steht noch nicht Quadratmeter großen neuen Gebäudes. Fünf Minuten Anlaufzeit braucht der fest, wo genau die Ostküstentrasse verlaufen Der riesige Gasmotor der österreichischen Motor, bis er volle Leistung bringt. Auf wird. Ein abgestuftes Verfahren soll die konflik- Firma GE Jenbacher ist das Herzstück des rund 95 Prozent Gesamtwirkungsgrad tärmste Lösung ermitteln. Als Ausgangspunkt 6,8 Millionen Euro teuren Blockheiz- kommt die Anlage im Schnitt. „Der Mo- für den Beteiligungsprozess hat der Vorhaben- kraftwerks des Energieversorgers Hanse- tor bietet den zurzeit höchstmöglichen träger TenneT auf Grundlage einer Raumwi- Werk Natur und treibt in Zukunft einen elektrischen Wirkungsgrad und damit derstandsanalyse mögliche Korridoralternativen Generator zur Stromerzeugung an. Über eine sehr hohe Gesamteffizienz“, so und Standorte für die erforderlichen Umspann- 76 Millionen Kilowattstunden Energie Constanze Burkhardt, Pressesprecherin werke ermittelt. Raumwiderstände können Na- kann der Motor pro Jahr produzieren. von HanseWerk Natur. turschutzgebiete, Siedlungen oder auch Gebiete Das Konzept dieser Kraft-Wärme- für Tourismus und Erholung sein. Die Korridor Hohe Gesamteffizienz Doch die Anlage Kopplungsanlage ist für den Energieko- alternativen werden im Zuge des Beteiligungs- kann noch mehr. Die erzeugte Wärme nzern noch relativ neu. „Wir haben bis prozesses öffentlich konsultiert, das heißt, die wird ebenfalls genutzt. Über verschie- jetzt zwei solcher Anlagen in Hamburg dargestellten Varianten müssen geprüft werden, dene Wärmetauscher wird nicht nur aus gebaut. Dies ist die dritte und größte“, sagt und das Dialogverfahren ermöglicht es, weitere dem Schmieröl Wärme entnommen, Schumann. Angetrieben wird der Motor Alternativen zur Prüfung einzubringen. Beson- sondern auch aus dem Motorkühlwasser mit Erdgas, doch auch mit erneuerbaren dere Widerstände sind aufgrund der Größe für und den Abgasen. Mehr als 80 Millionen Energien wie Biogas kann die Anlage die geplanten Umspannwerke Lübeck, Göhl und Kilowattstunden Wärme sollen so in das laufen. Sie würden immer das Konzept Raum Segeberg zu erwarten. Os �� Netz eingespeist werden. Nutznießer umsetzen, das am besten passe und tech- sind Haushalte in den umliegenden nisch am einfachsten sei, sagt Schumann. Mehr zum Dialogprozess Gemeinden, den Hamburger Stadtteilen „So werden Ressourcen eingespart und es www.bit.ly/dialog-ostküste sowie das benachbarte Gewerbegebiet. wird auf Schadstoffemission geachtet.“ �� „Wir produzieren dort, wo unsere Hinweise und Fragen an Kunden wohnen. So gibt es keine gro- Autorin: Majka Gerke netzausbau@melur.landsh.de ßen Wärmeverluste“, sagt Matthias Freie Journalistin Schumann, Leiter Projektmanagement redaktion@ihk-sh.de bei HanseWerk Natur. 12 02/15
al e b e r r eg ion ter Ü bie ko s t roman br. 2014 Ö Fe t u d ie DI S Q - S t s ie g er Tes e t er n b i A üns t ige n To p 5 nd g e r f a iren u t ar ife d Strom arentest ung W St if t br. 2014 Fe Zeit für einen neuen Stromanbieter? Wir investieren in die Energiewende - jetzt einfach wechseln: Günstige Preise, faire Konditionen, ausgezeichneter Service. Telefon 0461 487-4442 oder www.stadtwerke-flensburg.de MITGLIED IM
�� Titelthema Energie aus dem Norden Unser Strom: Natürlich günstig. Super-Kraftwerk bündelt Windstrom ARGE Netz GmbH & Co. KG Die Breklumer Fir- Wechseln Sie jetzt ma ARGE Netz vermarktet nicht nur den Strom zu den Stadtwerken Eutin ihrer Anteilseigner. Zum Portfolio des nordfrie- sischen Unternehmens gehören auch die Arbeit 0 45 21 - 705 350 für den Netzausbau, die Stärkung der Zukunft für grünen Strom und sogar ein eigenes Kraftwerk. D ie Stromerzeu- gung läuft be- reits, doch das neue Kraftwerk in einem Breklumer Büro wird gerade erst hochgefah- ren. Kern des Systems sind Windkraftanla- gen, verteilt auf ganz Schleswig-Holstein. Erst Wir sind für Sie da. Immer. am Computer wird aus den dezentralen Einhei- ten das „Erneuerbare Kraftwerk“. Die Anlage ist jedoch bei Weitem Stadtwerke nicht das einzige inno- Ahrensburg GmbH vative Projekt, das die Fachleute um Dr. Martin Grundmann, Geschäfts- führer der ARGE Netz, voranbringen. Engagement aus Un- zufriedenheit mit dem Stromnetzausbau stand am Beginn der ARGE Netz im Jahr 2007. Meh- rere Betreiber von Bür- gerwindparks schlossen sich zusammen, um die Dringlichkeit des Netz- ausbaus auf den gesell- schaftlichen und politi- schen Ebenen deutlich zu machen und ihren Energieversorgung nach Maß. grünen Strom gebündelt zu vermarkten. Aus der Arbeitsge- meinschaft entstand 2009 das heutige Unternehmen, das mitt- Für jedes Unternehmen lerweile knapp 300 Gesellschafter hat. die passende Lösung. In ihrem Interesse setzen sich Grundmann und seine sie- ben Mitarbeiter beispielsweise im Bereich der Vermarktung ein. „Unser Bürgerwindstrom kann direkt bei der ARGE Netz bestellt werden“, so Grundmann. Aber auch die Regeln zur KUNDENZENTRUM Lohe 1, 22926 Ahrensburg Neu zu finden bei Marktintegration sind ein großes Arbeitsfeld der Experten. Die Tel. 0 41 02/99 74 0 • Fax 0 41 02/99 74 10 Energiemärkte seien auf große, konventionelle Kraftwerke aus- ÖFFNUNGSZEITEN Mo, Di, Mi, Do 9 –18 Uhr • Fr 9 –15 Uhr gelegt, deshalb müssten die Rahmenbedingungen für Erzeuger erneuerbarer Energien gestärkt werden, sagt der ARGE-Ge- 14 02/15
Titelthema Energie aus dem Norden �� ENERGIE MACHT AN! schäftsführer. „Die bisherigen Voraussetzungen wurden nicht für dezentralen grünen Strom entwickelt. Der Markteintritt müsste für uns angepasst und die Märkte geöffnet werden.“ Für den Erfolg der sogenannten Energiewende sei ein Faktor besonders wichtig: Bürgerbeteiligung. Was in Schles- wig-Holstein bereits vielerorts praktiziert werde, müsse sei- nen Weg auch vermehrt in andere Bundesländer finden, ist Grundmann überzeugt. Denn auch dort, wo häufig keine Windräder installiert seien, spiele der Netzausbau mittelfristig eine bedeutende Rolle. Power to Gas „Wir arbeiten auch daran, wie unsere Anteils- eigner und Kunden in drei bis fünf Jahren ihr Geld verdie- nen“, erklärt Grundmann und verweist auf Speicherprojekte zur Verstetigung des erneuerbaren Stroms. So begleitete das Team etwa die Entwick- lung und Installation Martin Grundmann in des Stromspeichers in einem der beteiligten Braderup. Aber auch an Bürgerwindparks Projekten im Bereich „Power to Gas“ arbeiten die Experten. Hierbei entsteht durch Strom Wir bringen Ihr Unternehmen zum Leuchten mittels Elektrolyse und Methanisierung Gas, Strom und Erdgas das entweder als solches aus einer Hand weiterverwendet wird Tel. 08 00 - 8 88 88 20 kostenfrei oder zur Stromerzeu- www.vereinigte-stadtwerke.de gung dient. So lässt sich Strom langfristig spei- chern. Das Leuchtturmpro- jekt des Unternehmens ENERGIE. ist aber das Erneuerbare DIENST. Kraftwerk. In den Rech- nern der ARGE Netz MIT VOLLER LEISTUNG. laufen die Daten von einigen 100 Windkraft- ENERGIE anlagen zusammen. Sie ermöglichen den Inge- ZUM ERFOLG! nieuren etwa die Ana- lyse der jeweiligen Pro- Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind duktionsmengen. Auch auch 2015 unsere großen Themen. Netzengpässe werden Stellen Sie sich den Herausforderungen mit einem sichtbar, wenn die abge- vertrauensvollen Partner an Ihrer Seite - Ihren Foto: ARGE Netz nommene Strommen- ge trotz Wind auf null EnergieFÜRsorgern im Norden ... sinkt. „Der Netzausbau ist also elementar, um G as • W ärme und mehr ... Strom • die tatsächlich produ- zierte Menge auch zu den Abnehmern bringen zu können“, erklärt Grundmann. „Mit Erneuerbaren Kraftwerken kön- nen wir konventionelle Kraftwerke ersetzen.“ �� Autor: Daniel Kappmeyer IHK-Redaktion Schleswig-Holstein kappmeyer@flensburg.ihk.de Ihr direkter Draht zu uns: 04561 / 5110-150 Mehr unter SWNH.de kundenservice@swnh.de www.arge-netz.de 02/15 15
�� Wirtschaft im Gespräch „Ich vermisse manchmal Ehrlichkeit“ Stromversorgung im Norden Mit der Ausrichtung als regionaler Partner der Energiewende hat sich die E.ON Hanse AG neu strukturiert und firmiert jetzt als HanseWerk AG. Im Interview mit der Wirt- schaft spricht der Vorstandsvorsitzende Matthias Boxberger über notwendige Maßnahmen für eine effiziente Stromversorgung in Schleswig-Holstein, Kosten für das künftige Energieversorgungssys- tem und Forschungsprojekte auf Pellworm und in Klanxbüll. Wirtschaft: Vor welchen Aufgaben tung hat in Schleswig-Holstein bis 2023 Netz, und wie wird mit der stetig stei- und Herausforderungen steht gerade ein erhebliches Potenzial von maximal genden Zahl von EE-Anlagen künftig Schleswig-Holstein bezüglich einer si- 16.000 Megawatt. Aber haben wir dafür umgegangen? cheren Stromversorgung? eigentlich schon die richtigen Nutzungs- Boxberger: Der Boom bei den Erneu- Matthias Boxberger: Die Energie- konzepte, können wir dieses Potenzial erbaren hält weiter an: Aktuell haben wir wende bedeutet die Migration von ei- mit unseren Möglichkeiten hier im Nor- am Netz der Schleswig-Holstein Netz AG nem alten Energiesystem in ein neues. den heben? Ich vermisse manchmal die rund 32.500 Anlagen angeschlossen, die Im übertragenen Sinne versuchen wir Ehrlichkeit auf dem Beipackzettel: Wir Strom aus Wind, Sonne oder Biomasse während der Fahrt bei unserem Auto wollen politisch aus den Abhängigkeiten erzeugen. Wir integrieren damit mehr als den Motorblock auszuwechseln und der konventionellen Energieversorgung 90 Prozent des „grünen“ Stroms in unser durch einen genauso sicheren, kosten- heraus, gleichzeitig begeben wir uns in Energiesystem. Dies entspricht einer in- günstigen und CO2-freien zu ersetzen. neue Abhängigkeiten hinein – etwa bei stallierten Leistung von 6.000 Megawatt Der Wirtschaftsstandort soll dadurch der Abnahme und dem Abtransport (MW) – allein 2014 sind rund 800 MW natürlich nicht geschwächt werden, und großer Mengen des regenerativ erzeug- hinzugekommen. Bis 2020 rechnen wir es sollen auch keine sozialen Härten ent- ten Stroms. mit einem weiteren Zubau auf mindes- stehen. Die Ehrlichkeit gebietet es aber, Wirtschaft: Welche Maßnahmen sind tens 9.000 MW onshore. Zum Vergleich: über diese teils divergierenden Ziele aktuell für eine effiziente Stromversor- Ein normales Kohlekraftwerk liegt bei und ihre Konsequenzen offen zu reden. gung in Schleswig-Holstein notwendig? 600 bis 800 MW. Diese Zahlen zeigen, Allein die installierte regenerative Leis- Boxberger: Der Netzausbau muss – wie wichtig es ist, sich noch mehr als immer unter Einbeziehung der betroffe- bisher auf den Netzausbau und die bes- nen Menschen – viel stärker als bisher mit sere Vor-Ort-Verwertung des Stroms zu Zur Person dem weiteren Ausbau insbesondere der konzentrieren. Matthias Boxberger, Jahrgang 1966, ist seit Windkraftanlagen synchronisiert wer- Wirtschaft: Was ist zu tun, um die 2013 Vorstandsvorsitzender der HanseWerk AG den. Es nützt niemandem etwas, wenn Kosten für das künftige Energieversor- beziehungsweise des Vorgängerunternehmens immer mehr EEG-Anlagen abgeschal- gungssystem gerecht zu verteilen? E.ON Hanse. Ferner ist er Mitglied des Vor- tet werden müssen, weil die Netze den Boxberger: Ländliche Regionen tra- stands der Schleswig-Holstein Netz AG. Davor Strom nicht aufnehmen können – allein gen nicht nur den größten Teil der Ener- war er seit 2011 Vorstand Netz der E.ON Hanse. 2013 sind dadurch Entschädigungszah- giewende durch die Errichtung der vielen Der studierte Wirtschaftsingenieur ist seit 1994 lungen in Höhe von 25 Millionen Euro EEG-Anlagen und den daran anschlie- in der Energiewirtschaft tätig, zunächst bei der fällig geworden. Doch Netzausbau allein ßenden Netzausbau, sondern sie müssen Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke – reicht nicht aus: Gleichzeitig müssen durch die aktuell gültige Systematik der VDEW e. V., dann bei der Bayernwerk AG, und mehr Strategien und Konzepte für eine Netzentgelte auch finanzielle Sonderlas- nach deren Fusion mit der PreussenElektra AG bessere Vor-Ort-Verwertung des hier ten schultern. Diese Sonderlasten belau- bei der neu entstandenen E.ON Energie AG. Bei erzeugten Stroms entwickelt werden, fen sich in Schleswig-Holstein mit stei- der zu ihr gehörenden E.ON Netz GmbH beklei- damit wir die Abhängigkeit von großflä- gender Tendenz mittlerweile auf rund dete er in der Folge verschiedene Bereichsver- chigen Abtransporten reduzieren. 100 Millionen Euro und könnten durch antwortungen. �� Wirtschaft: Wie viel Strom aus er- eine bundesweite Umlage deutlich redu- neuerbaren Energien ist in unserem ziert werden. Die Landespolitik hat hier 16 02/15
Wirtschaft im Gespräch �� dringenden Nachholbedarf – andere Ortsnetztrafos: Mit diesen ist die Span- Bundesländer haben diese Problematik nung in Ortsnetzen „automatisch“ regel- bereits früher erkannt. bar. Wir können damit in vorhandenen Wirtschaft: Inwiefern sind Ergebnis- Netzen mehr Strom aus erneuerbaren se aus Ihren Forschungsprojekten wie Energien aufnehmen. SmartRegion Pellworm und dem Feld- Wirtschaft: Sind weitere Forschungs- test zur Speicherung von Wasserstoff in projekte geplant? Klanxbüll schon auf andere Regionen Boxberger: Wir übertragbar? arbeiten aktuell konti- „Es müssen mehr Boxberger: In enger Zusammenar- nuierlich daran, unser Strategien und beit mit vielen Partnern haben wir auf Netz durch den Einsatz Konzepte für eine Pellworm das erste intelligente Strom- modernster Techno- netz Norddeutschlands errichtet, mit logien zu optimieren. bessere Vor-Ort- dem wir Verbrauch, Speicherung und Ein Beispiel ist das von Verwertung des hier Erzeugung regenerativer Energie besser uns eingesetzte Auslas- erzeugten Stroms aufeinander abstimmen. In Klanxbüll tungsmonitoring. Mit entwickelt werden.“ und Hamburg wiederum testen wir, in- dieser Technik kann Foto: HanseWerk AG wiefern in Wasserstoff umgewandelter die Übertragungsleistung auf bestimm- Windstrom erfolgreich ins Erdgasnetz ten Hochspannungsleitungen um bis zu eingespeist werden kann. Beide For- 50 Prozent gesteigert werden, weil wir schungsprojekte sollen die stärkere Vor- wie auf einer Autobahn zeitweilig auch Ort-Verwertung des regional erzeugten den Standstreifen nutzen. �� Stroms vorantreiben und die technische Matthias Boxberger (links) bei der und wirtschaftliche Machbarkeit auslo- Inbetriebnahme des 110.000-Volt-Kabels ten. Die Arbeiten sind noch in vollem Interview: Michael Legband Jardelund-Weesby am 1. Dezember Gange, aber erste Erkenntnisse können IHK-Redaktion Schleswig-Holstein 2014 mit Dr. Wolfgang Buschmann, wir schon anderweitig einbringen, etwa legband@kiel.ihk.de Landrat Kreis Schleswig-Flensburg beim Einsatz sogenannter intelligenter Energie aus heimischem Anbau Als regionaler Motor der Energiewende in Schleswig-Holstein und im Norden setzen die Stadtwerke Lübeck auf Maßnahmen, die sich ökologisch und ökonomisch lohnen. Partnerschaftlich unterstützen wir Unternehmen bei zukunftsweisenden Energiekonzepten. Mit einem Full-Service-Contracting, das die perfekte Balance aus Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit erzielt. Mehr Infos zur regionalen Stromerzeugung und zum attraktiven Contracting-Angebot finden Sie unter swhl.de SWL-0662_AZ_IHK_B2B_185x128_150120.indd 1 20.01.15 10:46 02/15 17
�� Unternehmen und Märkte ➜ ➜ Firmenticker i Ab sofort firmiert die Batterieladen GbR zur ABH-Nord GmbH um. Damit reagiert das Unter- nehmen auf das steigende Umsatzwachstum, insbesondere im Akku- und Batteriehandel. Seit der Firmengründung 1997 bietet es zahlreiche hochwertige Produkte und Dienstleistungen für Foto: IHK/Scheffler Unternehmen aus Meeresforschung, Industrie, Handel und Handwerk an. ABH-Nord ist Händler von Markenbatterien und Akkus aller Art, Her- steller und Lieferant von qualitativ hochwertigen Batterie- und Akkupacks und bietet den umwelt- Sascha Jenny tankt Solarstrom an der unternehmenseigenen Zapfsäule. freundlichen Zelltausch sowie die Entsorgung von Altbatterien an. Die AVIDOK Engineering Support GmbH und Kostenlos Sonne tanken die unitepeople GmbH, zwei etablierte Enginee- ring-Dienstleister aus Deutschland, haben sich Jenny AG Seit September 2014 können Nutzer von im September 2014 zusammengeschlossen. Elektrofahrzeugen kostenlos an der ersten E-Speichertankstelle Seitdem arbeiten mehr als 80 Mitarbeiter und Schleswig-Holsteins tanken – mit Solarstrom. Betreiber ist der Berater für die Gesellschaften. Ziel des Zusam- menschlusses ist, vorhandene Kompetenzen zu Elektroanbieter Jenny AG in Bad Oldesloe. Ziel ist, den Kunden ergänzen und Know-how bei der Entwicklung das Prinzip der „kostenlosen Solarenergie“ zu vermitteln. komplexer Systeme zu bündeln. „Durch die Zu- sammenlegung der in der Historie gewachsenen E Einzelunternehmen sind wir jederzeit und über- ine kWh: 0,00 Euro. Hier füllt die anlagen für das Bad Oldesloer Klär- all in der Lage, Engineering-Projekte in stark Sonne den Tank und die schreibt werk und das Wasserwerk. Viele Leute regulierten Branchen voranzubringen“, so Ge- keine Rechnung“, ist an der roten dächten, Solarstrom habe sich erledigt, schäftsführer Hendrik Beßler. Zapfsäule auf dem Firmengelände zu le- sagt Jenny. Dabei gelte heute lediglich: sen. Bei einer Leistung von 22 Kilowatt „Nicht einspeisen, sondern selbst ver- Der Sicherheitsanbieter Protection One aus können hier gleichzeitig zwei Roller an brauchen.“ Grund sind die Veränderun- Wentorf bei Hamburg ist im Dezember zum zwei Schuko-Steckdosen und ein Auto gen im Erneuerbare-Energien-Gesetz zweiten Mal unter die Top 20 deutschen Mittel- über einen gängigen Typ-2-Stecker auf- (EEG) seit 2012. „Vorher bekam man standsunternehmen gewählt worden. Wachs- tanken. Ein Auto könne je nach Typ hohe Vergütungen, wenn man ins Netz tumsraten und Ertragsquoten überzeugten die bereits nach 30 Minuten Ladezeit rund einspeiste. Heute ist der Selbstverbrauch Fachjury der Unternehmensberatung Munich 40 Kilometer fahren, sagt der Vorstand interessant: Was ich verbrauche, brau- Strategy Group, die die Fünf-Jahres-Ergebnis- Sascha Jenny. che ich nicht kaufen und spare um die se von rund 3.300 Unternehmen mit Umsätzen Den Strom liefert eine Solaranlage 27 Cent bei steigenden Energiepreisen.“ von 15 bis 400 Millionen Euro auswertete. Mit mit Lithium-Ionen-Speicher. 15.000 Weit verbreitet sei der Irrtum, man der Fernüberwachung von Innen- und Außen- Euro kostete die Tankstelle, 15.000 Euro bräuchte Süddächer, um Solarenergie bereichen konnte Protection One in den ver- das Speichersystem. Die Energie kommt zu erzeugen. „Wir wollen aber Ost- und gangenen 17 Jahren über 12.000 Kunden über- von der 700 Quadratmeter großen Westdächer – Morgensonne und so lan- zeugen – vor allem mit dem deutschlandweit Solarstromanlage auf dem Firmendach, ge wie möglich Abendsonne. Denn was ersten Sicherheitskonzept der 24-Stunden- die mit 87.000 kWh pro Jahr den nützt ein großer Stromberg mittags, Fernüberwachung. Energiebedarf von 24 Einfamilienhäusern den man nicht verbraucht?“, so Jenny. decken könnte, erklärt der 43-jährige Ob sich ein Speicher lohne, sei von der Der international tätige Logistikdienstleister Elektrotechnikmeister. Tageszeit abhängig, zu der die Haupt- Huettemann Gruppe baut sein Engagement in stromlast anfällt. Moderne Speicher sei- der Metropolregion Hamburg aus: In Ahrens- Eigenverbrauch Seit 2002 errichtet en leicht, platzsparend, schnell auflad- burg hat die Gruppe Ende November 2014 ein die Jenny AG Solarstromanlagen. „Mit bar und hielten bis zu 20 Jahre. �� modernes Logistikzentrum bezogen, wo sie die Steckdosen haben wir 1998 angefan- Logistikabwicklung für Werbemittel, Fanartikel gen“, erzählt Jenny. Heute ist das Un- Autorin: Andrea Scheffler sowie Online-Handelsplattformen namhafter ternehmen auf erneuerbare Energien, IHK-Redaktion Schleswig-Holstein Unternehmen durchführt. Europaweit beschäf- deren Speicherung und Gebäudesteue- scheffler@ihk-luebeck.de tigt der mittelständische Dienstleister rund 580 rung spezialisiert, hat bisher über 346 Mitarbeiter an 22 Standorten. Hauptsitz der 1956 Solarstromanlagen von zwei bis 500 Website der Jenny AG gegründeten Gruppe ist Duisburg. �� Kilowatt Peak und 29 Speichersysteme www.jenny-elektrotechnik.de installiert, darunter zwei Solarstrom- 18 02/15
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