RHEINSCHIENE - Mehr Raum für den Umweltverbund! Autogerecht war gestern - VCD NRW
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RHEINSCHIENE Zeitschrift für Verkehrspolitik in der Region Köln Nr. 66, Sommer 2021 Autogerecht war gestern Mehr Raum für den Umweltverbund!
Anzeige Fahrradläden neu Um Großes zu bewegen, bedarf es nicht immer eines Sattelschleppers. Besinnen wir uns auf die einfachen wie bewährten Lösun- gen, die es schon gibt. Beispiel Transportfahrrad: Bringt uns und unsere Siebensachen komfortabel und sicher durch die Stadt und gibt es zunehmend auch mit Elektro- unterstützung. Das schont nicht nur unseren Lebensraum, sondern hält uns auch fit für noch Größeres. Warten wir nicht auf zäh fließende Verkehrskonzepte der Stadtverwaltung – fangen wir mit der Gestaltung unserer Stadt selbst an. Ja, wir alle können Großes bewegen. Wir haben das Zeug dazu! Ihre Kölner VSF-Mobilitätsberater Sechzigstr. 6 · 50733 Köln Weyertal 18 · 50937 Köln Bonner Str. 53-63 · 50677 Köln Tel. 0221-73 46 40 Tel. 0221- 44 76 46 Tel. 0221-32 80 75 www.radlager.de www.aufdraht-koeln.de www.stadtrad-koeln.de
SOMMERAUSGABE 2021 Editorial Inhalt Liebe Lesende, Verkehr allgemein am 26. September ist Bundestagswahl. Die neue Bundesre- Freilaufende Rechtsabbieger: gierung steht vor großen Aufgaben und Mobilität ist eine der Strategie zur sicheren Gestaltung......................................... 4 wichtigsten. Deshalb erwarten wir von einem neuen Regierungs- VCD-Initiative: bündnis, dass sie die Verkehrswende in den Kommunen unter- Verkehrswende von unten.................................................... 5 stützt. „Autogerecht war gestern“, so oder ähnlich müsste das wanderbaumallee.koeln: entsprechende Projekt heißen. Dazu gehören die Beendigung Immer stärker verwurzelt..................................................... 6 klimaschädlicher Subventionen sowie die massive Förderung Wende im Siedlungsbau: umweltfreundlicher Mobilität durch Investitionen in den ÖPNV Die Zeit ist reif .................................................................... 8 und in die Radverkehrsinfrastruktur, Maßnahmen zur Erhöhung Umgestaltung Neusser Straße: Trippelschritte oder der Verkehrssicherheit und für mehr Lebensqualität – insbeson- Quantensprung – halbherzig oder mutig?............................ 10 dere Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts, maximal 80 Dürener Straße: km/h auf Landstraßen und 120 km/h auf Autobahnen – sowie Mehr Autospuren im äußeren Grüngürtel............................. 11 gesetzgeberische Vorgaben für mehr Freiraum der Kommunen. Ost-West-Achse: Mit dem Vorschlag eines Bundesmobilitätsgesetzes zeigt der Spiegelbild der Kölner Verkehrsplanung.............................. 12 VCD, wie dies funktionieren kann. Was das für die Mobilität vor Veranstaltungshinweis: Ort bedeutet, beschreibt der diesem Vorschlag gewidmete Bei- Verkehrswende in Köln....................................................... 13 trag „Verkehrswende von unten“ auf Seite 5. Umgestaltung Kempener Straße: Ein besonderes Augenmerk einer zeitgemäßen Verkehrspolitik Mischverkehr oder geschützte Radspur?............................. 14 und der Artikel dieser RHEINSCHIENE liegt auf der Gestaltung Leserbrief: und Aufteilung unseres Straßenraums. Herausheben möchten „Alles bleibt beim Alten“..................................................... 16 wir an dieser Stelle den Auftakt zu einer Artikelreihe mit konkre- ten und vergleichsweise kurzfristig umsetzbaren Vorschlägen Radverkehr der ganz Köln durchziehenden Ost-West-Achse (siehe Seite 12). Drehbrückensanierung in Köln-Deutz: Zur Verkehrswende gehört auch ein Ausbau des Stadtbahn Ein Desaster mit Ansage.................................................... 16 netzes.Vorschläge hierzu enthalten die Beiträge zur Stadtbahn- Fahrbahnsanierung am Perlengraben: anbindung Neubrücks (Seite 30), der Universität (Seite 32) und Jetzt doch mit neuer Radverkehrsinfrastruktur?.................. 18 Bergisch Gladbachs (Seite 34). Der Artikel zur Stadtbahn nach „Radschnellweg“ Further Moor – Widdauen – Feldkassel: Neubrück macht dabei deutlich, dass der Anspruch der Bürger Mein schönster Weg zur Arbeit .......................................... 20 und die Verwirklichung von Zielen oft eine zähe und langwierige Runde Tische Radverkehr: Auseinandersetzung bedeutet. Visionen und Wünsche zeigen Nun in allen Kölner Stadtbezirken....................................... 22 die Vorschläge zur Universitätsstraße der Inititative „Students Gastbeitrag: for Future“. Radverkehr in Leverkusen 2021.......................................... 24 Den Austausch unter den Engagierten möchten wir bei unse- Bericht des Fahrradbeauftragten: rer jährlichen Mitgliederversammlung am 13. Oktober 2021 in Aktuelles zum Radverkehr in Köln....................................... 26 der alten Feuerwache fortsetzen. Über zahlreiches Erscheinen Aktion zum Weltfahrradtag am 3. Juni: freuen wir uns! Sicheres Radfahren auch auf der Luxemburger Straße......... 28 Viel Spaß beim Lesen wünscht Öffentlicher Nahverkehr die Redaktion der RHEINSCHIENE Stadtbahnanbindung Neubrück: Endlich handeln!................ 30 ÖPNV und Universität VCD-Arbeitskreise und Vorstandstreffen Eine neue Stadtbahnlinie auf der Inneren Kanalstraße......... 32 Teilnahme jetzt auch online möglich Rheinisch-Bergischer Kreis: Kreis will Straßenbahn-Verlängerung von Die Mitarbeit beim VCD dient nicht nur einer guten Sache, Thielenbruch nach Bergisch Gladbach voranbringen............ 34 sondern macht auch Spaß – dies bekommen wir immer wie- der zu hören. Auch wer lediglich sporadisch mitarbeiten oder VCD uns einfach nur kennenlernen möchte, war daher bei unseren Arbeiten beim VCD Regionalverband Köln: Arbeitskreis- und Vorstandstreffen schon immer willkommen. „Eine bereichernde Zeit“..................................................... 35 Ein solches Hineinschnuppern ist jetzt auch online und da- Leichlingen: VCD-Vertreter in Ausschuss gewählt................ 36 mit noch einfacher möglich. Die Termine der Treffen erfahrt Einladung zur Mitgliederversammlung 2021........................ 36 ihr auf www.vcd-koeln.de oder über das VCD-Büro (siehe Sei- Impressum........................................................................ 36 te 38). Bei Interesse, online dabei zu sein, sendet einfach eine Der VCD stellt sich vor....................................................... 37 E-Mail an info@vcd-koeln.de für die Zugangsinformationen. Beitrittsformular................................................................ 37 Egal, ob ihr persönlich vor Ort oder online dabei seid: Kontakte........................................................................... 38 Wir freuen uns über eure Beteiligung! Spendenaufruf.................................................................. 38 RHEINSCHIENE Nr. 66 3
VERKEHR ALLGEMEIN Freilaufende Rechtsabbieger Strategie zur sicheren Gestaltung Ergebnisse des von der Stadt Köln im besteht. Ziel ist es, sämtliche Kno- Jahr 2018 einberufenen Facharbeitskrei ten zu bewerten und einen „Baukas- ses „Freilaufende Rechtsabbieger“ ten“ zu erstellen, mit dessen Hilfe geeignete Maßnahmen für jeden Bei freilaufenden Rechtsabbiegern han- einzelnen Rechtsabbieger festge- delt es sich um Straßenabschnitte an legt werden können. Hierzu gehö- Kreuzungen oder Einmündungen, die das ren sowohl kurzfristig umsetzbare Rechtsabbiegen ohne Einbindung in eine Maßnahmen – wie das „Abpollern“ Lichtsignalanlage ermöglichen. Damit oder zusätzliche Beschilderungen soll dem Kfz-Verkehr ein zügigeres Vor- – als auch mittel- und langfristige wärtskommen ermöglicht werden. Leider Umbaumaßnahmen – etwa die Ein- haben sich zahlreiche derart gestalteter bindung in die Signalisierung oder Beispiel einer Maßnahme aus dem Baukasten zur Verkehrsknoten als Unfallschwerpunkte ein Vollumbau der Kreuzung. Behandlung freilaufender Rechtsabbieger herausgestellt. Allzu oft sind Radfahren- de dabei die Geschädigten. Baukastensystem als Handlungsrahmen Dabei darf nicht nur das tatsächliche Un- Über 300 Kreuzungen betroffen fallgeschehen als zentrales Kriterium he- Ein externes Planungsbüro wurde be- rangezogen werden. Wenn in drei Jahren In Köln gibt es etwa 320 Verkehrskno- auftragt, einen Baukasten mit entspre- noch gefährliche freilaufende Rechtsab- ten mit insgesamt rund 480 freilaufeden chenden Maßnahmen auszuarbeiten. Die bieger existieren, müssen sie dann un- Rechtsabbiegern. Diese wurden im Rah- bisherigen Ergebnisse werden zurzeit im mittelbar gesichert werden – wenn nötig men des Projekts von der Stadtverwaltung Facharbeitskreis diskutert, in dem Stadt- auch auf Kosten des Kfz-Verkehrsflusses. erfasst und anhand mehrerer Parameter verwaltung Unfallkommission, Polizei, (zum Beispiel Unfallhäufigkeit, Bedeutung ADAC, ADFC und VCD vertreten sind. Weiterentwicklung notwendig für den Schwerlastverkehr oder ÖPNV) Einige unaufwändige Ad-hoc-Maßnah- katalogisiert. Dabei wurden in einem men wurden bereits umgesetzt. Die Wirk- Welches Potential zugunsten einer le- ersten Schritt 120 Knoten identifiziert, samkeit einzelner Maßnahmen wurde benswerteren Stadt in der Stärkung des bei denen dringender Handlungsbedarf überprüft. So sollte an der Kreuzung von Radverkehrs liegt, ist inzwischen Kon- Innerer Kanalstraße und Aache- sens. Daher ist es zwingend erforderlich, ner Straße eine Verengung der zügig Maßnahmen zu ergreifen, um ihn Fahrbahn durch Markierungen attraktiver und sicherer zu gestalten. die Geschwindigkeit des abbie- Konkret bedeutet dies, dass etwa nicht genden Kfz-Verkehrs senken. nur die Unfallzahlen als Kriterium für Die Videoüberwachung zeigte Änderungen bei freilaufenden Rechtsab- jedoch, dass mit unverminder- biegern relevant sein dürfen, sondern vor ter Geschwindigkeit über die allem auch die Verbesserung und Siche- Markierungen hinweg gefahren rung von Radverkehrshauptachsen und wurde. Nun sollen dort nicht so Schulwegen angegangen werden sollte. leicht überfahrbare Sichtzeichen Die geradlinige Führung des Radver- installiert werden. Auch zu dieser kehrs in solchen Knoten erhöht die Sicher- Maßnahme wird es eine Video- heit für die Radfahrenden und unterstützt auswertung geben. Die Projekt- die Verkehrsverlagerung. Diese sollte beteiligten hoffen auf besseren daher zügig umgesetzt werden – auch Erfolg! um sichtbare Zeichen zu setzen. Die Be- Auch wenn die bisherigen Maß- einträchtigung des „Verkehrsflusses“, die nahmen nicht immer von Erfolg ja immer nur immer nur den Autoverkehr gekrönt sind und die vollständige in Betracht zieht und so die gewünschte Umsetzung der geplanten Maß- Verlagerung des Individualverkehrs auf nahmen sowohl zeitlich als auch das Rad ignoriert, kann und darf nicht als finanziell noch in den Sternen ste- Gegenargument dienen. hen, zeigt dieses Projekt, das un- Der VCD-Arbeitskreis Radverkehr freut ter breiter fachlicher Beteiligung sich auch über kleine Fortschritte bei der Zwei Beispiele für freilaufende Rechtsabbieger in der stattfindet, dass das Thema ernst Erhöhung der Sicherheit für Radfahrende Kölner Innenstadt: Venloer Straße/Ecke Kamekestra- genommen wird. Jetzt muss es und Zufußgehende. ße vor (oben) und Kümpchenshof/Ecke Hansaring darum gehen, die erarbeiteten Manfred Berger/Melani Lauven, nach der Abpollerung (unten) Erkenntnisse zügig umzusetzen. VCD-Arbeitskreis Radverkehr 4 RHEINSCHIENE Nr. 66
VERKEHR ALLGEMEIN VCD-Initiative Verkehrswende von unten Mehr Spielraum für Kommunen mit dem Bundesmobilitätsgesetz Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm – sie alle ha- ben eins gemeinsam: die Forderung nach einem neuen Rechtsrahmen für einen kli- ma- und menschenfreundlichen Straßen- verkehr. Der soll den Kommunen ermögli- chen, Tempo 30 dort anzuordnen, wo sie es für notwendig erachten. Ihr Problem? Der Bundesgesetzgeber. Denn bisher gilt laut Straßenverkehrsordnung (StVO) in- nerorts als Regel die Höchstgeschwindig- Das Bundesmobilitätsgesetz Der gesetzliche Rahmen für eine keit von 50 km/h. Oberstes Ziel des Stra- ßenverkehrsrechts ist es nach wie vor, die Mobilität mit Zukunft Flüssigkeit des Autoverkehrs zu gewähr- leisten. Abweichende Regelungen sind laut StVO nur erlaubt, wenn eine konkrete sprechende Maßnahmen. Dazu kommt, sung. Denn das Gesetz betrachtet das Gefährdung nachgewiesen werden kann, dass das Verkehrsrecht in seinen Grund- Verkehrssystem als Ganzes und schafft zum Beispiel vor Schulen, Kindergärten zügen aus der Nazizeit stammt und jeder einen modernen Rechtsrahmen. Gesamt- oder Krankenhäusern. Diese Rechtslage Verkehrsträger in Einzelgesetzen gere- gesellschaftliche Ziele wie Klimaschutz, setzt den Kommunen enge Grenzen und gelt wird. Das setzt sich in der Bundes- Vision Zero im Straßenverkehr und eine macht die Umsetzung von Modellversu- verkehrswegeplanung fort, die Straßen, Grundversorgung an Mobilität werden für chen aufwendig und schwierig. Innerorts Schienen und Wasserstraßen getrennt alle verpflichtend. flächendeckend Tempo 30 einzuführen, voneinander betrachtet und plant. Radwe- Dabei verliert es sich nicht in kleinteili- ist dadurch nahezu unmöglich. ge werden darin gar nicht erst erwähnt. gen Vorschriften und Verboten. Vielmehr Die „Städteinitiative Tempo 30“ ist nur Es gibt keine verkehrsträgerübergreifende dienen die vorgegebenen Ziele als Funda- ein Beispiel von vielen, das die aktuellen Gesamtstrategie, die unsere Mobilität zu- ment für die Planung, Finanzierung und Probleme in der Verkehrsplanung verdeut- kunftsfähig macht. Organisation des Verkehrs. Dadurch wird licht. Es fehlen übergeordnete Ziele und der notwendige Handlungsspielraum ge- Strategien. Die Gesundheit und Sicher- Die Kommunen machen lassen schaffen, um die Verkehrswende auf allen heit von Menschen werden zweitrangig staatlichen Ebenen voranzubringen. Die behandelt, den Kommunen fehlt letztlich Der VCD bietet mit dem Vorschlag eines konkrete Ausgestaltung vor Ort obliegt die Durchsetzungsmöglichkeit für ent- Bundesmobilitätsgesetzes nun eine Lö- den Kommunen. Mit dem Bundesmobili- tätsgesetz können sie klimafreundliche Maßnahmen wie Tempo 30 oder Null emissionszonen einfacher umsetzen. Den klimafreundlichen Umbau des Ver- kehrssektors schafft Deutschland nur mit einem neuen, modernen gesetzlichen Rahmen. Denn Mobilität braucht verbind- liche Ziele. Anders als bisher, stellt das Bundesmobilitätsgesetz die Bedürfnisse der Menschen und Klimaschutz in den Vordergrund und nimmt alle Verkehrsträ- ger gleichberechtigt in den Blick. Dafür setzt sich der VCD ein und entwickelt einen konkreten Gesetzesentwurf, mit dem die nächste Bundesregierung zum Handeln bewegt werden soll. Nur so wird unsere Mobilität für alle fair, sicher und nachhaltig. VCD-Bundesverband www.vcd.org/bundesmobilitaetsgesetz/ RHEINSCHIENE Nr. 66 5
VERKEHR ALLGEMEIN wanderbaumallee.koeln Immer stärker verwurzelt Die Wanderbaumallee.koeln freut sich Klettenberg – bäume in der Straße gepflanzt werden innerhalb so kurzer Zeit in nahezu allen die wanderbaumallee.koeln und zum anderen die Straße gemäß ih- Kölner Bezirken Köln Wurzeln geschla rem Charakter gestaltet wird, also eine gen zu haben. am Klettenplätzchen Wohnstraße mit Aufenthaltsqualität für die Anwohner*innen. Die Wanderbäume Inzwischen haben acht der neun Be- sind hier so etwas wie ein Anker für die zirke einen positiven Beschluss zur verschiedenen Aktionen, die die Nach- wanderbaumallee.koeln und einige auch barschaft initiiert. Unter anderem gab Fördermittel bereitgestellt, so dass die es eine Demo mit den Wanderbäumen, Allee auf 28 Module beziehungsweise während der die Eburonenstraße für den Bäume wachsen konnte. Diese sorgen Kraftverkehr gesperrt war. Die Module nun in vielen Nachbarschaften für Freude mit den Wanderbäumen zeigen zeitweise, und regen zum Umdenken in den Straßen wie die Straße mit Bäumen (wenn auch an. Insgesamt werden sie immer sehr po- kleinen) aussieht und bieten dabei den sitiv aufgenommen und dies nicht nur von Am „Klettenplätzchen“ in Klettenberg Nachbar*innen auch noch Gelegenheit den Nachbarschaften, die sich die Wan- hatte sich die Nachbarschaft Gedanken für einen Plausch bei Kaffee und Tee oder derbäume ja gewünscht haben, sondern gemacht, wie der Platz an der Kreuzung Bier und Apfelwein. auch von Menschen, die nur zufällig vor- von Petersberg-, Hardt- und Breibergstra- beikommen und davon erfahren. ße gestaltet werden kann. Hier wurde vor Ehrenfeld – Nachfolgend ein paar Eindrücke der Jahren die Durchfahrt für Fahrzeuge be- letzten Monate. grenzt und wurden auf der „frei“ gewor- die wanderbaumallee.koeln denen Fläche Parkplätze eingerichtet. Als kann Kultur Deutz – Alternative stellte die Nachbarschaft die die wanderbaumallee.koeln Gestaltung der Kreuzung als Fläche mit Aufenthaltsqualität zur Diskussion. Da zu Gast beim Greening Month passte die wanderbaumallee.koeln sehr gut. Vier Module stehen für acht Wochen auf dem Klettenplätzchen und sind in der Zwischenzeit durch Klappstühle und Blu- mentöpfe ergänzt. Das Ganze gibt einen guten Eindruck, wie dieser öffentliche Raum ohne parkende Autos gestaltet werden könnte. Die Nachbarschaft hatte allen Interessierten die Möglichkeit gege- Im Frühjahr war die wanderbaumallee. ben, ihre Ideen, Wünsche und Bedenken koeln für acht Wochen zu Gast in der zu äußern und hat geplant, die Umge- Glasstraße in Ehrenfeld. Nachbarschaft Unter dem Motto „Deutz wird grüner – staltung fortzuführen, auch nachdem die und KREATIVKONTOR organisierten ei- gemeinsam packen wir es an!“ hat die Wanderbäumeweitergezogen sind. nen coronakonformen Kulturwandertag, wanderbaumallee.koeln während des ein buntes Programm unter anderem mit Greening Month in Deutz drei Straßen Neustadt Süd – Gedichtlesung, Straßen- und Fenster zeitweise begrünt und gleichzeitig auch konzerten, multimedialen Schaufenster die wanderbaumallee.koeln ausstellungen und Autokino einmal Schatten, Sitzgelegenheiten und Aufent- in der Eburonenstraße haltsorte geboten. In Tempel-, Sueven- anders. Das volle Kulturprogramm beim und Mathildenstraße zeigten die Wander- Vorbeiwandern. Und mittendrin Wander- bäume beispielhaft, wie sich Stadtteile bäume, die zum Verweilen einluden. und Straßenzüge durch Stadtgrün an die Bernhard Lauven Folgen des Klimawandels anpassen und (noch) lebenswerter werden können. Vor St. Heribert, wo die Wanderbäume bei ih- rer Wanderung aus der Südstadt zu den Standorten in Deutz einen Zwischenstopp einlegten, waren sich Redner von Politik, Zwei Wanderbäume stehen seit einigen VCD und iResilience einig, dass Bäume Wochen in der Eburonenstraße. Hier setzt auch und gerade einen Beitrag zu einem sich seit geraumer Zeit die Nachbarschaft verbesserten Stadtklima leisten. dafür ein, das zum einen ein paar Stadt- 6 RHEINSCHIENE Nr. 66
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VERKEHR ALLGEMEIN Wende im Siedlungsbau Die Zeit ist reif VCD fordert ein radikales Umdenken beim Bau neuer Wohnsiedlungen Tiefgaragen sind nicht zukunftsfest Beim zukünftigen Siedlungsneubau schlägt der VCD die Anwendung des Kon- Keine Flexibilität und hohes Risiko zepts „Siedlung als Fußgängerzone mit Pkw-Parken am Rande“ vor. Dieses Kon- Tiefgaragen haben nach Auffassung zept zeigt, dass Aufenthaltsqualität, Mo- des VCDs mehrere gravierende Nach- bilität, Landschaftsverbrauch, Kosten und teile: Klimaschutz keine Gegensätze mehr sein Ihre Größe wird frühzeitig im Rah- müssen – allerdings eine Bereitschaft men der Planung festgesetzt – und zum Umdenken voraussetzen. Nach Über- dann in Beton gegossen. In der Pra- zeugung des VCD ist diese Siedlungsform xis sind Tiefgaragen deshalb häufig für alle Bewohner*innen von Vorteil, egal entweder zu groß oder zu klein. ob mit oder ohne eigenes Auto. Das Kon- Der zweite Nachteil dürfte sich in zept stellt eine Brücke von der Gegenwart der Zukunft als noch schwerwie- in die Zukunft dar, ist sofort einsetzbar gender herausstellen: Bei der Fest- und minimiert die Risiken einer Fehlpla- legung der Größen wird unterstellt, nung beträchtlich. dass der Besitz eines oder mehrerer In Europa und auch in Deutschland wer- meisten Spielstraßen sind zum Spielen Autos die übliche Form der Mobili- den immer häufiger Siedlungen entwickelt viel zu gefährlich. Die Fußgängerzone tät darstellt. Bei einer in den kom- und gebaut, die sich durch eine sehr hohe stellt für den VCD die konsequenteste menden Jahren und Jahrzehnten er- Aufenthaltsqualität auszeichnen. Diese Umsetzung einer Verkehrsberuhigung dar warteten Änderung des Mobilitäts- Qualität wird zumeist dadurch erreicht, und gibt die Straße den Anwohner*innen verhaltens, wie der zunehmenden dass die sensiblen Siedlungsinnenberei- und Fußgänger*innen zurück. Sie fördert Nutzung von Carsharing oder gar che autofrei ausgestaltet werden. Begegnungen, soziale Kontakte, eine autonomer Roboter-Taxis, droht der Leider ist von diesem Trend in Köln aktive Nachbarschaft sowie alternative Tiefgarage eine geringe Auslastung wenig zu spüren: Von acht aufgeführten Mobilität. bei gleichbleibenden Kosten. Und Neubauprojekten wurde im Rahmen eines für alternative Nutzungen sind Tief- Immobilien-Checks einer großen Kölner Kein Parken mehr garagen nur sehr bedingt geeignet. Tageszeitung im April dieses Jahres nur Auch Zusatzangebote wie Con im öffentlichen Raum bei einem Projekt der Siedlungsinnen- cierge-Dienste oder das Vorhalten raum als „autofrei“ beschrieben. Auch die Pkw-Stellplätze gehören nach von alternativen Transportmitteln Dieses Resultat ist enttäuschend. Von Meinung des VCD nicht mehr in den sind in Tiefgaragen deutlich schwie- einem notwendigen Umsteuern beim sensiblen Siedlungsinnenraum, zu sehr riger unterzubringen als in Quar- Siedlungsbau ist vor dem Hintergrund beeinträchtigen sie die Aufenthaltsqua- tiersgaragen. Des Weiteren fehlt bei einer dringend einzuleitenden Klima- und lität, zu stark dominieren die parkenden den meisten Tiefgaragen die kriti- Verkehrswende noch nichts zu spüren. Autos den Straßenraum, stellen Sichtbe- sche Masse zum ökonomischen Be- Nach wie vor werden sehr autoorientierte hinderungen vor allem für Kinder dar und trieb solcher Zusatzdienste. Nicht Siedlungen gebaut, mit vielen Pkw-Stell- erzeugen zwangsläufig Autoverkehr mit zuletzt erlaubt eine Tiefgarage nur plätzen im öffentlichen Raum und mit entsprechenden Nachteilen. eingeschränkte Bepflanzungsmög- einem Verkehrskonzept aus dem letzten lichkeiten an der Oberfläche. Jahrhundert. Der VCD bezweifelt, dass die heuti- Hochwertiger Siedlungsraum gen Tiefgaragen noch über mehre- durch Quartiersgaragen re Jahrzehnte hinweg ausreichend Nur die Fußgängerzone bietet Für den VCD sind Quartiersgaragen für genutzt werden und sich die hohen höchste Aufenthaltsqualität Erstellungskosten amortisieren kön- die Bewohner*innen und Besucher*innen Für den VCD ist die Zeit reif für einen bei Neubausiedlungen das Mittel der nen. Außerdem moniert der VCD die Siedlungsbau mit einer hohen Aufent- Wahl. Die Zufahrt soll dabei nicht durch heute übliche Quersubventionierung haltsqualität. Diese Qualität lässt sich den empfindlichen Siedlungsinnenraum der Tiefgaragenplätze über die Woh- am besten mit einer Fußgängerzone geführt werden, sondern außerhalb der nungen – zum Nachteil von autolosen erreichen: Lösungen wie Spielstraßen Siedlung erfolgen – siehe den auf der Haushalten. Eine finanzielle Entkoppe- oder lediglich verkehrsberuhigte Berei- gegenüberliegenden Seite oben abgebil- lung von Wohnungen und Stellplätzen che führen häufig zu Konflikten zwischen deten Siedlungsplan. würde hier zu gerechteren Mieten oder Anwohner*innen und Autofahrenden, die Die Quartiersgaragen können ska- Kaufpreisen führen. 8 RHEINSCHIENE Nr. 66
VERKEHR ALLGEMEIN lierbar errichtet werden: je mehr Autos, egal ob mit oder ohne Auto, desto mehr Etagen. Sie können sogar bei von Vorteil sein kann. Es zeigt, ausbleibender Nachfrage vollständig zu- dass sogar ein geringerer Res- rückgebaut werden – Eigenschaften, die sourceneinsatz zu sehr guten übliche Tiefgaragenlösungen nicht bieten Lösungen führen kann, wenn können. alte Denkmuster infrage gestellt werden. Selbst mobilitätseinge- Entkoppelung des Innenbereichs schränkte Personen können hier durch Nutzung von Fahrzeugen vom Autoverkehr der Mikromobilität mobil blei- Dank der Quartiersgaragenlösung ist die ben. Stellwerk60-Siedlung in Köln-Nippes (Ausschnitt Siedlung unabhängig davon, wie sich die aus dem Siedlungsplan) individuelle Mobilität in Zukunft entwi- Brücke von der ckeln wird, ob mit drei Pkw pro Haushalt Gegenwart in die Zukunft oder ganz ohne eigenes Auto und nur mit Die Quartiersgarage stellt eine klare Carsharing-Fahrzeugen. Als Fußgänger- Schnittstelle zwischen der Siedlung und Dieses Konzept stellt nach Meinung des zone ist sie immer passend. Das zeigen der Umgebung dar, die einerseits den au- VCD eine Brücke von der Gegenwart in auch Orte wie Zermatt, Baltrum, Venedig tofreien Innenraum erst ermöglicht und die Zukunft dar, ist sofort einsetzbar und oder auch die Stellwerk60-Siedlung in andererseits eine überörtliche Nutzung minimiert die Risiken einer Fehlplanung Köln-Nippes. des Autos zulässt, und zwar in Konkur- deutlich. renz zum ÖPNV. Vor dem Hintergrund des Klimawandels Wichtig bei diesem Konzept ist, dass betrachtet der VCD ein solches Konzept eine konsequente Parkraumbewirtschaf- als wichtigen und unverzichtbaren Beitrag Mikromobilität tung in der Umgebung die Nutzung der zur Verkehrswende. Dieses Konzept exis- Stark im Kommen Quartiersgarage unterstützt und das tiert nicht nur auf dem Papier, sondern Abstellen der Pkw im öffentlichen Raum kann auch schon in Köln besichtigt wer- Bei der Mikromobilität, dem Kurzstre- verhindert. den: In der Neubausiedlung Stellwerk60 in ckenverkehr mit kleinen Elektrofahr- Köln-Nippes leben 1.500 Bewohner*innen zeugen, hat sich in den letzten Jahren Reduktion des Flächen in 450 Wohnungen in einer vier Hektar enorm viel getan, so dass es mittler- großen Fußgängerzone. In einem drei- verbrauchs um 15 Prozent stöckigen Parkhaus am Rande der Sied- weile eine Reihe von Alternativen zu der klassischen Auto-Befahrung einer Innerhalb der Siedlung sind die Wege- lung sind die Autos für Bewohner*innen, Fußgängerzone gibt. breiten so dimensioniert, dass Blau-, Besucher*innen und Carsharing unterge- So haben mobilitätseingeschränkte Rotlicht-, Müll- und Umzugsfahrzeuge bracht. Menschen die Möglichkeit, ein sol- die Siedlung befahren können, jedoch ches Fahrzeug direkt vor ihrem Haus kein Begegnungsverkehr ermöglicht wird Ganz aktuell: Auszeichnung als abzustellen und damit entweder direkt sowie keine Pkw-Stellplätze vorgehalten „Projekt Nachhaltigkeit 2021“ ihre Ziele im Nahbereich zu erreichen, werden. Dadurch kann der Landschafts- welcher mit diesen Fahrzeugen durch- und Flächenverbrauch um 15 Prozent re- Im Juli 2021 hat die Regionale Netzstelle aus mehrere Kilometer umfassen darf, duziert werden. Nachhaltigkeitsstrategien West (RENN. oder aber zur Quartiersgarage zu fah- west), die von der Landesarbeitsgemein- ren und in ein herkömmliches Auto Sozialer Mehrwert schaft Agenda 21 NRW getragen wird, das umzusteigen. Ergänzend können auch Projekt „Autofreie Siedlung Köln“ als „Pro- Rikscha-Taxen zum Einsatz kommen. Kosten- und flächensparendes Bauen jekt Nachhaltigkeit 2021“ ausgezeichnet. Mittlerweile nutzen Lieferdienste zu- ermöglicht preiswerteres Wohnen und Die Jury ist der Überzeugung, dass das nehmend Fahrzeuge, die für eine Fuß- kann der Abwanderung und Verdrängung Projekt einen besonders großen Beitrag gängerzone geeignet und zugelassen von einkommensschwächeren Gruppen zu einer nachhaltigen Entwicklung in der sind. entgegenwirken. Ferner fördert diese Region und darüber hinaus leistet: „Die Bauweise überdurchschnittliches nach- Siedlung ist mit 440 Wohneinheiten und barschaftliches Engagement und soziale 1550 Bewohner*innen eine der größten Stabilität. Wichtige Ziele der Stadtent- autofreien Siedlungen in Deutschland. wicklung werden adressiert. Durch ihre Gestaltung als Fußgängerzo- ne mit reduziertem Pkw-Parken am Rande Hohe Sicherheit für die Zukunft zeigt sie den Weg in eine neue Zukunft.“ Nach Überzeugung des VCD zeigt das Vorschlag für Köln-Kreuzfeld Konzept „Siedlung als Fußgängerzone mit Pkw-Parken am Rande“ eindrucksvoll, Die Stadt Köln plant einen neuen Stadtteil dass Ökologie und Ökonomie keine Ge- „Köln-Kreuzfeld“ im Stadtbezirk Chorwei- Fahrzeug in einer Fußgängerzone in gensätze mehr darstellen und dass diese ler. Dort sollen auf einer Fläche von circa der Kölner Altstadt Siedlungsform für alle Bewohner*innen, 80 Hektar mindestens 3.000 Wohneinhei- RHEINSCHIENE Nr. 66 9
VERKEHR ALLGEMEIN ten sowie zahlreiche neue Arbeitsplätze „Köln Kreuzfeld – Planung für Menschen“ klar ist. Jetzt wird es so langsam von der entstehen. abrufbar. Zukunft eingeholt, hat aber immer noch Das Team Kreuzfeld vom Stadtpla- Natürlich ist ungewiss, ob und wieviel einen erheblichen Vorsprung. nungsamt hatte dazu eingeladen, unsere von den VCD-Vorschlägen in Kreuzfeld Die in dem Video gemachten Vorschlä- Expertise durch einen zehnminütigen Vor- umgesetzt werden. Aber: Die Zeit scheint ge („Siedlung als Fußgängerzone/(große) trag in das laufende Planungsverfahren reif zu sein für neue Konzepte. Das zei- Quartiersgarage am Siedlungsrand“) sind einzubringen. Die online gehaltene Prä- gen auch Projekte in anderen Ländern, für so gut wie alle neuen Quartiere ab ei- sentation zeigt, wie die Erfahrungen aus vor allem in der Schweiz. Wobei das ner gewissen Größenordnung anwendbar, der Stellwerk60-Siedlung für den neuen Stellwerk60-Konzept gar nicht so neu ist, sowohl im urbanen als auch im eher länd- Stadteil genutzt werden können. Der Vi- sondern vom Anfang der 2000er Jahre lichen Raum. deobeitrag ist auf YouTube unter dem Titel stammt, aber trotzdem visionär und sehr Hans-Georg Kleinmann Umgestaltung Neusser Straße Trippelschritte oder Quantensprung – halbherzig oder mutig? Geplante Umgestaltung der Neusser dürfen diesen Abschnitt Straße: warum nicht eine Fußgängerzo der Neusser Straße aber ne mit Rad- und Linienverkehr frei? Ein nur in Schrittgeschwindig- VCD-Vorschlag. keit befahren, so dass sie jederzeit zum Stehen kom- Kurz vor der letzten Kommunalwahl stell- men können. te die Verwaltung eine Planung für die Die möglichen Fahrzeit- Neusser Straße vor, die bei einer Bürger verluste sind gering. Für informationsveranstaltung auf heftige die Busse der Linie 147 Kritik stieß: Sie verkörpere noch den Geist dürften sie aufgrund ihres der vergangenen Jahrzehnte und stelle 20-Minuten-Takts kein Pro- das Primat des Autoverkehrs nicht infra- blem darstellen, ebenso für ge. Kurzum: Das Konzept sei ungeeignet die Taxibuslinien 184 und für Gegenwart und Zukunft. Es wurde 186. In Freiburg oder auch Das obige Foto der Ingolstädter Fußgängerzone soll einen daraufhin eingezogen und in dieser Form im benachbarten Frechen Eindruck von einer möglichen Aufenthaltsqualität geben. nicht weiter verfolgt. fahren sogar mehrzügige © Johannes Hauser Nun ist ein „verkehrsberuhigter Ge- Stadtbahnen im 10-Minu- schäftsbereich“ mit einer Höchstge- ten-Takt in reduzierter Geschwindigkeit teils gibt es in vielen Fällen gute Alterna- schwindigkeit von 20 km/h und Radfah- durch die Fußgängerzone. tiven durch den ÖPNV, das Fahrrad oder ren im Mischbetrieb oder eine Tempo- Auch beim Radverkehr gibt es kein andere Verkehrsmittel der Nahmobilität. 30-Lösung mit separater Radspur in der grundsätzliches Problem: Die kurze Stre- Diskussion. Beide Lösungen bringen cke kann in Schrittgeschwindigkeit in Lösung für die Zukunft, zwar Verbesserungen für die schwachen rund zwei Minuten zurückgelegt werden nicht für die Vergangenheit Verkehrsteilnehmer*innen, stellen aber und die Breite des Straßenraums sollte das Primat des Autoverkehrs nicht infra- ein konfliktfreies Ausweichen gegenüber Dieser Vorschlag bedeutet eine Lösung, ge. Selbst Tempo 20 ist kein fußgänger- den Fußgänger*innen erlauben. die nicht in wenigen Jahren bereits über- freundliches Tempo und macht eine Stra- Für den südlichen Abschnitt der Neus- plant werden muss; eine Lösung, welche ße für Fußgänger*innen ungemütlich und ser Straße ist der verkehrsberuhigte Ge- die Verkehrswende und die Klimawende auch gefährlich und erfordert ein stetes schäftsbereich gegenüber der Tempo- unterstützt und sie nicht behindert; eine Hab-Acht beim Überqueren der Fahrbahn. 30-Lösung zu bevorzugen. Außerdem Lösung, die davon ausgeht, dass sich die sollten möglichst wenige der geplanten Menschen in den nächsten Jahrzehnten Fußgängerzone – Multifunktionsflächen als PKW-Stellplät- noch zu Fuß fortbewegen werden und ze genutzt werden. nicht auf Verkehrsmittel setzt, die zumin- zurück zum menschlichen Maß Der motorisierte Individualverkehr mit dest in den Städten zunehmend infrage Aus diesem Grunde bietet es sich an, Quelle und Ziel außerhalb von Nippes soll- gestellt werden; eine Lösung, die das den 250 Meter langen zentralen Bereich te über leistungsfähige Straßen geführt menschliche Maß in den Vordergrund zwischen Flora- und Wilhelmstraße als werden, zum Beispiel die Amsterdamer stellt – „small is beautiful“. Fußgängerzone zu gestalten. Bus-, Rad- Straße. Für den Nippeser Binnenverkehr Hans-Georg Kleinmann und Lieferverkehr sowie Taxen sind frei, oder den Quell- und Zielverkehr des Stadt- 10 RHEINSCHIENE Nr. 66
VERKEHR ALLGEMEIN Dürener Straße Mehr Autospuren im äußeren Grüngürtel Eine vor zehn Jahren beschlossene verhindern, wurde von der Politik Maßnahme wurde umgesetzt, obwohl beschlossen, innerhalb der vor- sie aktuellen verkehrspolitischen Zielen handenen Bordsteine stadtein- entgegenwirkt. wärts „unechte“ Fahrspuren zu markieren, auch um der verlän- Darüber dass der Autoverkehr und die gerten Linie 136 eine bessere ihm gewidmete Infrastruktur auf ein kli- Durchfahrt zu ermöglichen. ma-, umwelt-, menschengerechtes Maß zu begrenzen ist, besteht mittlerweile Jetzt nur noch weitgehend Konsens. Dies bewirkt leider meist aber nicht, dass einmal getroffene rückwärtsgerichtet Beschlüsse noch einmal überdacht und Es mag ja sein, dass solche geändert werden. schönen Auto-Einfallschneisen Mit einfachen Markierungen wurde dafür gesorgt, vor zehn Jahren beschlossen dass Kraftfahrzeuge jetzt auf zwei Spuren über die Verkehrswende wurden und damals Schlimmeres Dürener Straße in die Stadt gelangen. Im Zuge dieser neu interpretiert verhindert haben. Dies ändert Maßnahme wurden auch die bisherigen Querungen aber nichts daran, dass mittler- mit Fußgängerampeln ausgestattet. Dies zeigte sich beispielsweise Anfang weile diese Maßnahme völlig un- Juni auf der Dürener Straße im Bereich zeitgemäß geworden ist. Und im des äußeren Grüngürtels. Unbedarfte Grunde ist es erschreckend, dass es der- an die Gestaltung unserer Verkehrswege Spaziergänger konnten dort zwei neue art schwer zu fallen scheint, Planungen völlig entgegenlaufen. Pfeile erkennen, die deutlich machten, zu ändern, die aktuellen Anforderungen Reinhard Zietz dass hier fortan zweispurig gefahren wer- den kann. So geht Verkehrswende mal an- dersrum – während wir seit 2013 auf den Radschnellweg warten, geht eine Verdop- pelung der Kapazität für den Pkw-Verkehr von Frechen nach Köln mit einfachsten FRIEDENSBILDUNGSWERK Mitteln. Mit ein paar Pinselstrichen hat Straßen NRW den Lindenthalern und Köln Bildungsurlaub Mediation insgesamt ungefragt massiv mehr Auto- Sprachen verkehr ermöglicht. Die dafür verantwortliche Behörde, Straßen NRW, handelte hier offensichtlich Mediation – Sechsstufige Fortbildung zur/zum Info: www.friedensbildungswerk.de so, als wären wir noch im vorigen Auto- MediatorIn (150 Std.) jahrhundert, und dies mit Folgen: Die Attraktivität, mit dem Auto nach Sprachen – Hocharabisch – Russisch – Hebräisch Köln zu fahren, wird erheblich erhöht. Griechisch – Ungarisch –Chinesisch Die Linie 7 stand schon vorher auf dem straßenbündigen Abschnitt oft im Stau Politische Bildung – Vorträge zu Fragen von – das wird deutlich zunehmen. Frieden und Politik & Gesellschaft Die Dürener Straße innerhalb des Gür- tels erstickte bisher schon am Durch- Paarseminar gewaltfreie Kommunikation gangsverkehr – auch dort wird der Wochenendseminar Sa 27./So 28.11.2021 zusätzlich angelockte Verkehr seine Spuren hinterlassen. 20 Jahre nach 9/11 – Terrorismusbekämpfung als ethische Herausforderung mit Prof. Dr. Hajo Schmidt Ursprünglich ein Kompromiss Di, 07.09.2021, 19:30 Domforum Anmeldung erforderlich unter: Die Maßnahme basiert auf einem vor zehn Jahren beschlossenen Kompro- Friedensbildungswerk Köln miss. Ursprünglich plante Straßen NRW Obenmarspforten 7-11, 50667 Köln einen vollständigen vierspurigen Ausbau E- Mail: fbkkoeln@t-online.de der Dürener Straße. Um die damit ver- Telefon: 0221 9521945 bundenen zahlreichen Baumfällungen zu RHEINSCHIENE Nr. 66 11
VERKEHR ALLGEMEIN Die Ost-West-Achse – Spiegelbild der Kölner Verkehrsplanung Umverteilung der Verkehrsflächen ist an der Zeit Mit diesem einleitenden Überblick ... außerhalb des Zentrums beginnen wir eine Artikelfolge über Möglichkeiten der Umgestaltung der Die beiden Zuläufe im Westen und Os- Kölner Ost-West-Achse. ten, die Aachener und die Olpener Stra- ße, weisen tiefere geschichtliche Ent- Die Ost-West-Achse verläuft von Brück wicklungen auf. Die Aachener Straße und Merheim durch Kalk über die Deut- war eine alte römische Handelsstraße zer Brücke vorbei an Neumarkt und (Via Belgica), die Köln mit der Atlantik- Rudolfplatz, bevor sie sich entlang küste verband. Die heutige Aachener der Aachener Straße durch Lindenthal, Straße folgt recht genau dieser alten Braunsfeld und Müngersdorf bis nach Trasse. Das Römergrab in Weiden ist Frechen-Königsdorf zieht. eins der Zeugnisse der damaligen Zeit. Sie setzt sich aus drei unterschied- Die Olpener Straße, damals Brücker lichen Teilen zusammen: Beginnend in Straße, war ein Feldweg, der Köln und Deutz sind es im innerstädtischen Teil das Herzogtum Berg miteinander Cäcilien-, Pipin- und Hahnenstraße, im verband. Er wurde als Handelsstraße östlichen Bereich Kalker Hauptstraße genutzt und führte größtenteils durch und Olpener Straße sowie im Westen Ost-West-Achse in Köln: Die Farben kennzeichnen die unbebautes Gebiet. Heutige Stadtteile die Aachener Straße. Sie unterteilt drei Teilabschnitte, die in den weiteren Folgen dieser wie Höhenberg und auch Kalk waren Kölns Zentrum in einen Nord- und Süd- Artikelreihe näher betrachtet werden. Jahrhunderte lang kleine Weiler oder teil und verbindet den Osten mit dem bloße Flurbezeichnungen. Westen. Somit werden auch viele Verbin- tige innerstädtische Ost-West-Achse ist Ähnlich war dies im Bereich der Aa- dungen mit dem Umland mitten durch eine junge Straße. Erst mit der Errichtung chener Straße: Braunsfeld und Müngers- Kölns Stadtzentrum geführt. der Deutzer Brücke (1913 – 1915) wurde dorf weisen zwar eine lange Siedlungs- eine „leistungsfähige“ direkte innerstädti- geschichte auf, waren aber lange Jahre sche Verbindung gefordert. Zuvor verlief kleine Ortschaften vor den Toren Kölns. Noch dominiert der Autoverkehr die Ost-West-Beziehung unter anderem Im Zuge der Industrialisierung und der Über die gesamte Länge ist die Ost- über Gürzenichstraße und Schildergasse. zunehmenden Verstädterung wurden sie West-Achse vor allem dem Autoverkehr Auch die Breite Straße erlaubte diese Ver- nach Köln eingemeindet. Die Ortszentren gewidmet, oftmals hat sie vier oder mehr bindung. wurden zu Teilzentren und verloren mit Autospuren und mutet daher eher wie Der Heumarkt war ein eingefasster der zunehmenden Entwicklung der auto- eine innerstädtische Autobahn denn eine und umbauter Platz. Nach dem Bau der gerechten Stadt ihre Aufenthaltsqualität, verbindende Straße an. Steht man am Deutzer Brücke endeten viele Straßen- die Straße wurde auf ihre Durchgangs- Neumarkt, so ist keine Spur vom Flair der bahnen auf dem Rondell des Heumarkts. funktion reduziert. ehemals größten Altstadt Europas zu ver- Die Diskussion über einen Durchbruch Wichtig ist auch die ÖPNV-Erschlie- spüren. Man fühlt sich vielmehr wie am zum Rudolfplatz wurde intensiv geführt, ßung. Zwischen Brück und Weiden fährt Autobahnkreuz Innenstadt. Der Autover- schließlich war dies ein großer Eingriff die Linie 1 auf oder entlang der Ost- kehr hat die Straße und mit ihr die Stadt in die Struktur der Stadt, eine Vielzahl West-Achse. Im Rechtsrheinischen wird im Griff. an Häusern musste abgerissen werden, sie seit den 80er Jahren bis hinter Kalk Gleichzeitig haben sich die Zeiten ge- entsprechend hitzig war die Diskussion. unterirdisch geführt, danach auf einer ändert. Aufenthaltsqualität und attrakti- So sagte Konrad Adenauer, der damalige Trasse abseits der Olpener Straße. Auf ve Stadtzentren werden zunehmend ohne Oberbürgermeister von Köln, dass die der Aachener Straße fährt die Stadtbahn Auto gedacht, Klimaziele und die Erhö- Stadt nicht nur für Autos da sei. Diese auf einem eigenen Bahnkörper in der Mit- hung der Luftreinheit werden wichtig und Position setzte sich nicht durch. te der Straße. Dies hat jeweils erhebliche der Verkehrssektor muss seinen Beitrag Mit der Machtergreifung der Nazis wur- Auswirkungen auf die Anmutung und die leisten. Die Ost-West-Achse stellt somit de eine große Aufmarschstraße zum vor- möglichen Umgestaltungen des Straßen- einen Brennpunkt der immer wieder ange- gesehenen Deutzer Gauzentrum geplant raums. kündigten Verkehrswende dar. Durch ihre und 1939 wurde mit dem Durchbruch Vielfalt lassen sich an ihr exemplarische begonnen. Nach den Zerstörungen des Blick nach vorn Lösungen für die Gesamtstadt auslesen. Krieges wurden die Vorkriegsplanungen in den Wiederaufbahnplan des Stadtpla- Ziel in den nächsten Jahren muss es ners Schwarz aufgenommen und in den sein, den Stadtraum mit Leben zu fül- Blick zurück: Innerhalb und ... folgenden Jahren wurde die Straße, ge- len, die Teilung der Stadt zu verringern Zum Verständnis der Straße ist ein Rück- mäß dem Zeitgeist, immer weiter für den und die Verkehrsflächen zugunsten des blick in die Geschichte hilfreich. Die heu- Autoverkehr optimiert. Umweltverbunds umzuverteilen. Neben 12 RHEINSCHIENE Nr. 66
VERKEHR ALLGEMEIN den kontroversen und vor allem langwie- auch in Richtung Heumarkt wurden klei- den Radverkehr begrenzt sind, solange rigen Diskussionen über den Ausbau der nere Verbesserungen umgesetzt. Kürz- keine durchgängig befahrbare Trasse ge- Stadtbahn kommt der sicheren Führung lich wurde die Radspur von der Deutzer schaffen wird. des Radverkehrs eine mindestens eben- Brücke zum Heumarkt verbreitert. Auch Der Raum auf der Ost-West-Achse so große Bedeutung zu. Hier sind deut- hinter dem Rudolfplatz wird eine Spur muss zeitgemäß den Klimaschutz und die lich schneller sichtbare Verbesserungen dem Radverkehr zugeschlagen. Auf der Verkehrswende unterstützend neu verteilt möglich. Gegenseite wird von der Universitätsstra- werden. In künftigen Ausgabe der RHEIN- In den letzten Jahren hat es eine Viel- ße bis zum Eisenbahnring eine Spur um- SCHIENE werden dazu Vorschläge un- zahl an kleinen Veränderungen gegeben. gewidmet. Weitere Veränderungen sind terbreitet, die schnell umgesetzt werden Die Umwidmung einer Autospur zuguns- geplant. können und sowohl die Verkehrsführung ten des Radverkehrs von der Nord-Süd- Dies sind allerdings zunächst punktuel- als auch die Lebensqualität auf der Achse Fahrt bis zum Neumarkt gehört dazu, le Korrekturen, deren positive Effekte auf erheblich verbessern. VCD-Arbeitskreis Radverkehr Veranstaltungshinweis Verkehrswende in Köln? Eine Veranstaltung am 30. Oktober gibt Es diskutieren: die Möglichkeit, eine verkehrspolitische Christiane Martin, Fraktionsvorsit- Zwischenbilanz der neuen Mehrheit im zende Bündnis 90/Die Grünen im Rat nach einem Jahr zu diskutieren. Rat der Stadt Köln (angefragt) Bernd Petelkau, MdL, Fraktionsvor- Im Kommunalwahlkampf 2020 war die sitzender CDU im Rat der Stadt Köln Verkehrswende ein dominantes Thema. Jennifer Glashagen, Fraktionsvor- Die Befürworter*innen der Verkehrs- sitzende Volt im Rat der Stadt Köln wende wurden durch das Wahlergebnis Annetraut Grose, Fuß e.V. erheblich gestärkt und das neue Mehr- Ralph Herbertz, KölnAgenda e.V. & heitsbündnis im Rat zwischen Grünen, VCD Regionalverband Köln e.V. CDU und Volt beschloss, Zuständigkeiten Moderation: Frank Deja („Köln Kann in den Bereichen Klima, Umwelt und Ver- Auch Anders“) kehr neu zu ordnen. Zeit: Samstag, 30.10. 2021, 15:00 – Wo steht Köln bei der Verkehrswende, 17:00 Uhr ein Jahr nach der Kommunalwahl? Wel- Ort: FORUM Volkshochschule im Mu- che Pläne gibt es, um die Verkehrswende seum am Neumarkt, Cäcilienstr. 29-33, in den restlichen vier Jahren des Stadt- 50667 Köln rates entscheidend voran zu bringen? Wird Verkehrsgestaltung mit Klima- und Der Besuch der Veranstaltung ist kos Gesundheitspolitik zusammen gedacht? tenlos. Eine vorherige Anmeldung bei Plant Köln zeitgemäß, um einen sozi- der VHS Köln wird empfohlen. al gerechten und umweltfreundlichen Wandel von Mobilität hervorzubringen? Vertreter*innen der Zivilgesellschaft hin- terfragen im Gespräch den verkehrspoliti- R.E.I.N.E.N. schen Kurs des Mehrheitsbündnisses im Rathaus. Stephan Reinen Diese Veranstaltung der Volkshoch- schule Köln findet gemeinsam mit der F A H R R Ä D E R 2020 gegründeten „Aktionsgemeinschaft Zubehör Kölner Verkehrswende“ statt. Ihre Petiti- on „Kölner Verkehrswende Jetzt!“ wurde Ersatzteile von 9.000 Kölner*innen unterschrieben. Darin wird eine neue Verkehrs- und Stadt- Tel.: 0221-388533 entwicklungspolitik gefordert, die allen FAX: 0221-3762375 Bürger*innen umweltfreundlichere Mobi- litätsformen und der Stadtplanung eine Bonner Str. 244 * 50968 Köln-Bayenthal entsprechende Umgestaltung der öffent- Mo.: 15.00-18.30 ** Di.-Fr.:10.00-13.00 und 15.00-18.30 ** Sa.:10.00-14.00 Uhr lichen Räume in der Stadt ermöglicht. RHEINSCHIENE Nr. 66 13
VERKEHR ALLGEMEIN Umgestaltung der Kempener Straße in Köln-Nippes Mischverkehr oder geschützte Radspur? Am 15. April 2021 diskutierte eine Weißenburgstraße oder der Teu- Projektgruppe der Grünen zum Thema teburger Straße umgesetzt ist. „Sofortmaßnahmen Kempener Straße“ Der Radverkehr wiederum Ideen zur Umgestaltung dieser Nippeser kann bei der „Protected Bike Achse. Lane“-Lösung auf eine exklusive und geschützte Breite von zwei Zwei der vorgeschlagenen Lösungsva- Metern zurückgreifen, was mit rianten sollen hier an einer der engsten Blick auf das Sicherheitsemp- Stellen der Kempener Straße (stadtein- finden der weniger furchtlosen wärts zwischen Wilhelmstraße und Stein- Radfahrenden als vorteilhaft berger Straße) betrachtet werden. angesehen werden kann. Dieser Die Straßenbreite von der Hauswand Nachteil des „Verkehrswende“- bis zum Mittelstreifen beträgt 8,50 Me- Vorschlags könnte allerdings ter. Dabei ist der Bürgersteig 1,70 Meter, durch die Gestaltung der Fahr- Kempener Straße: Ist-Zustand der Radweg 1,20 Meter und die beiden spur sowie durch eine weitere Fahrspuren insgesamt 5,60 Meter breit. Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf besser ab. Beim Fußverkehr, bei der Auf- Die Mittelallee wird derzeit für Pkw-Stell- 20 km/h reduziert werden. Nicht zuletzt enthalts- und Freizeitqualität sowie bei plätze genutzt. sei darauf hingewiesen, dass es sich bei der „Reduktion des MIV“ und der „Unter- dem gesamten umliegenden Straßennetz stützung der Verkehrs- und Klimawende“ Die Vorschläge um eine durchgängige Tempo-30-Zone kann die Verkehrswende-Lösung zum Teil handelt, in der sich Auto- und Radverkehr deutlich punkten. Der Vorschlag des Bündnisses „Verkehrs- immer eine Fahrspur teilen, es sich hier Bei der Abwägung aller genannten wende Köln“ teilt diese Straßenbreite also um die dort übliche und gewohnte Punkte sind also erhebliche Vorteile wie folgt auf: Der Bürgersteig wird auf Radverkehrsführung handelt. bei der „Verkehrswende“-Lösung zu er- 3,25 Meter verbreitert und die bisherige Bei Betrachtung der übergeordneten kennen. Sollte die Umgestaltung der Autospur wird in eine 3,42 Meter breite Kriterien wie „Verkehrswende“ und „Kli- Kempener Straße tatsächlich angegan- Mischspur für Kfz- und Radverkehr so- maschutz“ ergeben sich deutliche Vortei- gen werden, empfiehlt es sich, diesen wie einen 2,00 Meter breiten Parkstreifen le bei der „Verkehrswende“-Lösung. Der Vorschlag weiter zu verfolgen und so zu aufgeteilt. Der ADFC-Vorschlag „Protec- motorisierte Individualverkehr verliert auf optimieren, dass sich weitere Vorteile für ted Bike Lane“ geht von einer mindestens der Fahrspur, die er mit dem Radverkehr alle Verkehrsmittel des Umweltverbundes zwei Meter breiten Radspur neben einer teilen muss, deutlich an Attraktivität, so ergeben. Möglichkeiten hierzu sind eine rund 3,5 Meter breiten Kfz-Spur aus. Bei- dass mit dessen Rückgang sowie stärke- geschwindigkeitsdämpfende Gestaltung, de Vorschläge fordern ein Tempolimit von ren Umstiegseffekten auf umweltfreundli- eine Reduktion auf 20 km/h Höchstge- 30 km/h, was zurzeit auch der Höchstge- chere Alternativen zu rechnen ist. schwindigkeit oder die Widmung als schwindigkeit auf allen umliegenden Stra- Fahrradstraße, bei der auch das Neben- ßen entspricht. Fazit einanderfahren mit Fahrrädern explizit erlaubt ist, . Vergleich Lediglich beim Punkt „Sicherheitsemp- Hans-Georg Kleinmann finden der Radfahrenden“ schneidet die Die „Verkehrswende“-Variante benötigt Lösung mit einer getrennten Radspur aufgrund der vorge- schlagenen Mischspur weniger befahrbaren Straßenraum. Der vor- gesehene Parkstreifen ermöglicht es, den bis- lang ausschließlich als Parkplatz genutzten Mittelstreifen zu einer rund 7.000 qm großen Aufenthalts- und Frei- zeitfläche umzugestal- ten, also ähnlich wie es bereits jetzt schon auf der Roland- und der Umgestaltung der Kempener Straße: Vorschläge des Bündnisses Verkehrswende (links) und des ADFC (rechts) 14 RHEINSCHIENE Nr. 66
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VERKEHR ALLGEMEIN | RADVERKEHR Leserbrief eines Bürgers aus dem Rhein-Erft-Kreis „Alles bleibt beim Alten“ Während in Österreich bereits heftig ohne hohe Abschreibungen auf bereits über ein Moratorium beim Bau höher getätigte Ausgaben und personelle Res- rangiger Straßen diskutiert wird, werden sourcen auf ein Vorhaben zu verzichten hierzulande alle Autobahn-Planungen ri oder Anpassungen vorzunehmen. So wer- goros weiter verfolgt, unbeeindruckt und den, wie kürzlich an der Mosel, Brücken unbeeinflusst vom Klimawandel und der von nirgendwo nach nirgendwo in Betrieb gebotenen Verkehrswende. Dieses Fest genommen, unnötige Autobahnanschlüs- halten kritisiert der folgende Leserbrief. se fertig gestellt, unsinnige Rheinspangen in Deutschland ausschließlich der Ver- geplant. Die erfolgreichen Unternehmen Die zu Recht angestoßene Diskussion, kehrssektor nicht zur Reduzierung des dieser Welt und in einigen Ländern auch oder sagen wir besser die voraussehba- Ausstoßes von Treibhausgasen beiträgt. fortschrittliche Verwaltungen planen und ren heftigen Reaktionen mancher politi- Die „Mehrheitsverhältnisse“ in der aktu- agieren agil, in kleinen, umkehrbaren scher Parteien und von Leserbriefschrei- ellen Diskussion und die Lautstärke der Schritten. Davon sind wir offensichtlich bern, die für sich in Anspruch nehmen, „Dagegen“-Diskutanten lässt nur einen in Deutschland noch meilenweit entfernt. im Namen aller zu schreiben, zeigen vor Schluss zu: Wir sind der notwendigen Ver- Und so wird der Verkehrssektor zum allem Eines: dass Verkehr immer noch kehrswende noch kein Schrittchen näher gesellschaftlichen Hemmschuh: Wir ste- ausschließlich vom Auto her gedacht, gekommen. Alles bleibt beim Alten, alter- cken unendliche Planungsressourcen und mit Autoverkehr gleichgesetzt wird. Dem native Gestaltungen von Mobilität werden Finanzmittel in etwas, was bald der Ver- Auto und seinen vermeintlichen Gesetz- erst gar nicht in Erwägung gezogen. gangenheit angehören wird. Der Ausstieg mäßigkeiten haben sich alle anderen Aber noch etwas wird offensichtlich: aus dem motorisierten Individualverkehr Verkehrsträger in der Planung und Finan- Die Planungsvorhaben, die dem Autover- ist unvermeidlich. Wir brauchen die Inge- zierung unterzuordnen. Und das in Zeiten kehr gerecht werden sollen, entziehen nieure, das Geld und auch die politischen des offensichtlichen Klimawandels und sich jeglicher Kontrolle und Korrektur. Sie Visionen, um die Mobilität der Zukunft zu seiner lebensbedrohlichen Auswirkun- sind in der Regel so gigantisch und lang- entwerfen und umzusetzen. gen. Und angesichts der Tatsache, dass fristig, dass es nicht möglich erscheint, Axel Fell Drehbrückensanierung in Köln-Deutz Ein Desaster mit Ansage Die immer noch andauernde Diskussion und verbindet den rechtsrheinischen chende Menschen. Vor allem in der Wo- über die Umleitung während der Sanie Süden mit der Innenstadt. Der Verkehr, che gibt es viele Berufspendler*innen auf rung der Deutzer Drehbrücke sind ein der gewöhnlich die Brücke passiert, ist dem Fahrrad und dies in stetig ansteigen- Lehrstück, wie man eine Umleitung nicht äußerst vielfältig. An schönen Tagen und der Zahl. Die Strecke am Rhein ist eine einrichten sollte. Wochenenden ist es viel Ausflugsver- der Hauptrouten des Radverkehrs in die kehr: Spaziergänger*innen, Radfahrende, Innenstadt. 7.500 Radfahrende pro Tag Die chaotische Situation, die an der Deut- Jogger*innen und andere erholungssu- wurden von der Zählstelle gemessen, zer Drehbrücke entstanden ist, hat sich kölnweit war dies der höchste Wert. Die ein halbes Jahr nach Beginn der Sanie- Route hat überörtliche Bedeutung. rungsarbeiten noch nicht beruhigt. Der Hinzu kommt dias Problem, dass sich Grund dafür ist, dass verschiedene situ- die Alfred-Schütte-Allee seit ein paar Jah- ative Besonderheiten, die berücksichtigt ren zu einem Tummelfeld der Raser- und werden müssten, bei der Umleitungspla- Poserszene entwickelt hat. nung schmählich vernachlässigt wurden. Daher hier eine kurze Zusammenfassung Hochwassersperrung des bisherigen Geschehens. gab Vorgeschmack Ausgangslage Im Dezember 2020 wurde die Drehbrücke für ein paar Tage wegen Hochwassers ge- Die Poller Wiesen sind ein herausragen- Anfang März wurde wegen Sanierungsarbeiten sperrt. Eine Umleitung gab es nicht. Der des Naherholungsgebiet Kölns. Zudem die Deutzer Drehbrücke gesperrt. Diese Maß- Hafen wurde geflutet von Menschen, die ist die Alfred-Schütte-Allee eine essen- nahme soll bis Ende dieses Jahres aufrecht mehr oder minder ungeordnet ihren Weg tielle Hauptverbindung im Radwegenetz erhalten bleiben. durch das Areal am Hafen suchten. Dies 16 RHEINSCHIENE Nr. 66
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