Rista - JUSTIZ UND FINANZEN
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www.drb-nrw.de BUND DER RICHTER UND STAATSANWÄLTE IN NORDRHEIN-WESTFALEN rista RICHTER UND STAATSANWALT IN NRW 1/ 23 rista 1/2023 1 /2015 JUSTIZ UND FINANZEN 1
INHALT NEULICH IN ENNERWE ... EDITORIAL 3 titelte eine große Tageszeitung: „NRW-Tafeln am Ende der TITELTHEMA 4 Kräfte“. Deutschland gilt als reiches Land und das stimmt auch – im statistischen Durchschnitt. Die Mehrzahl der Bun- Zentrale Zahlstelle Justiz 4 desbüger verfügt allerdings über kein nennenswertes Vermö- gen. Und bei vielen Menschen reicht das Geld nicht einmal für Inflation und Geldstrafe 5 ein ärmliches Leben. Nun lassen Krieg und Inflation die Zahl der Hilfsbedürftigen weiter anschwellen. Vom juristischen Kommentar bis zum Boxring 6 Da helfen die Tafeln beim Überleben. Kein Ruhmesblatt für unseren Sozialstaat, wenn er es der Inititative sozial engagier- BESOLDUNG 8 ter Freiwilliger überlässt, dass Menschen in Not nicht hungern müssen. Hört die Justiz die Signale? 8 Bei einer „Armutskonferenz“ hat Ministerpräsident Wüst 150 Millionen Euro Sonderförderung für soziale Einrichtungen in DRB INTERN 10 NRW versprochen. Die Tafeln hoffen, dass sie davon etwas abbekommen. Wir gratulieren den gewählten Personalvertretern 10 Beispiel Landgericht Bielefeld: Der Notfallkoffer bei Stromausfall 13 BUCHBESPRECHUNG 14 Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch 14 DRB INTERN 15 Seminar für junge Richterinnen und Richter 15 Geburtstagsliste 15 HERAUSGEBER: Der Vorstand des Bundes der Richter und Staatsanwälte in NRW, Landesverband NRW des Deutschen Richterbundes Verleihung Martin-Gauger-Preis 16 Martin-Luther-Str. 11, 59065 Hamm, Tel. (02381) 29814, Fax (02381) 22568 E-Mail: info@drb-nrw.de, Internet: www.drb-nrw.de REDAKTION: AUS DEM VERBAND 18 E-Mail: rista@drb-nrw.de Sylvia Münstermann (verantwortlich); Johannes Schüler (OStA a. D.); Dr. Einhard Franke (DAG a. D.); Carlo Schmidt (StA); Harald Kloos (RAG); Inken Arps (RinAG); Nachruf Jürgen Hagmann 18 Prof. Dr. Simon J. Heetkamp (RiLG, derzeit beurlaubt); Jonas Kraneburg (RAG) VERLAG, ANZEIGEN UND HERSTELLUNG: AUFNAHMEANTRAG 19 Wilke Mediengruppe GmbH Oberallener Weg 1 59069 Hamm Telefon: 0 23 85-4 62 90-0 Telefax: 0 23 85-4 62 90-90 E-Mail: info@einfach-wilke.de Internet: www.einfach-wilke.de DER DRB FEIERT! BEZUGSBEDINGUNGEN: Der Verkaufspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Bezugspreis für Nichtmitglieder jährlich 20,– € plus Versandkosten. Der Bund der Richter und Staatsanwälte in NRW wird 75 Jahre Konto des Landesverbandes NRW des Deutschen Richterbundes: alt. Dieser Anlass soll gebührend gefeiert werden. Fest stehen Ort Sparkasse Hamm (BIC: WELADED1HAM), IBAN DE58 4105 0095 0000 0702 27 – auch für Beitragszahlungen und Datum: Freitag, der 11. August 2023, in Hamm. Das Gläubiger-ID: DE64ZZZ00000532220 Sommerfest startet ab 16:00 Uhr in den Räumen der Maxi Gastro Die Formulierungen „Richter“ und „Staatsanwalt“ bezeichnen in rista (Maximilianpark), Alter Grenzweg 2. Halten Sie sich den Termin für geschlechtsunabhängig den Beruf. Namentlich gekennzeichnete Berichte entsprechen nicht immer der das Jubiläumsfest frei. Wo bietet sich sonst für Verbandsmitglie- Meinung der Redaktion. der die Möglichkeit, sich in entspannter Atmosphäre mit Kollegen Titelbild: I. Arps; S. 2 stock.adobe.com; S. 3 privat; S. 4 Cartoon; W. Kannegießer; S. 5 und Kolleginnen auszutauschen und ehemalige Weggefährten zu I. Arps; S. 6. Logo und Foto S. 7 GStA Hamm; S. 8 Statistik J. Kraneburg; S. 9 treffen. stock.adobe.com; S. 10–13 privat; S. 14 stock.adobe.com; S. 15 stock.adobe.com; S. 16 u. 17: Anna Dies und I. Lindenau / I. Arps; S. 18 Privat / I. Arps. 2 rista 1/2023
EDITORIAL NEUES JAHR – ALTE PROBLEME Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Redaktion hofft, dass Sie Vorenthalten möchten wir Ihnen nicht die Ergebnisse zu den gut in das neue Jahr gekom- Personalvertretungen der Richter und Staatsanwältinnen. men sind. Auch wenn schon Die Ergebnisse zeigen: Die beharrliche Arbeit des Verbandes ein paar Wochen ins Land hat sich ausgezahlt. gegangen sein werden, wenn dieses Heft erscheint: Die rista- Nun zu unserer weiteren Planung: Wir werden uns in einem Redaktion wünscht Ihnen, dass unserer nächsten Hefte auch mit den Entwürfen von Bun- Ihnen all die Projekte gelingen, desjustizminister Dr. Marco Buschmann zur Aufzeichnung die Sie sich für dieses Jahr vor- von strafrechtlichen Hauptverhandlungen in Bild und Ton für genommen haben. Land- und Oberlandesgerichte befassen. Wir wollen ein Heft Sylvia Münstermann den Fachgerichtsbarkeiten widmen und uns mit Sachver- ständigen und Dolmetschern in Gerichtsverfahren befassen Für 2023 haben auch wir uns einiges vorgenommen. Gleich und wir beabsichtigen, uns mit Karriere und Fortbildung für im ersten Heft befassen wir uns mit dem Thema Geld. Wir Richterinnen und Staatsanwälte zu befassen. wollen Ihnen Bereiche vorstellen, in denen es um Einnahmen für die Justiz geht, wie die Zentrale Zahlstelle Justiz in Hamm, Natürlich freuen wir uns auch über Anregungen von Ihnen, die Justiz-Auktion und wir bieten Ihnen mit „Inflation und liebe Leserinnen und Leser. Vielleicht brennt Ihnen ein Thema Geldstrafe“ angewandte Rechtsgeschichte. Und wenn wir unter den Nägeln oder Sie haben Anmerkungen zu unseren über Geld sprechen, können wir das Dauerthema Besoldung Berichten. Leserbriefe sind uns willkommen. Rista lebt vom nicht übergehen. In lockerer Folge wollen wir uns mit Fragen Kontakt mit seinen Leserinnen und Lesern. Nur so können der Besoldung beschäftigen. In einem Überblicksartikel geht wir eine abwechslungsreiche, informative und unterhaltende es um eine vergleichende statistische Aufbereitung der Richter- Zeitschrift machen. besoldung in europäischen Staaten. Hier wird schnell deut- lich, wo Deutschland in puncto Besoldung steht und dass Zuletzt noch der Hinweis auf die Landesvertreterversamm- Presseartikel zu Unrecht das Bild einer überalimentierten lung am 17. März in Bochum: „Deutschland in Krisenzeiten (Beamten-) bzw. Richterschaft erzeugen. Das Gegenteil ist – Herausforderungen an die Justiz“. Das detaillierte Pro- der Fall und das zeigt, wie berechtigt die Mahnung der Euro- gramm finden Sie auf unserer neugestalteten Homepage päischen Kommission in Richtung Deutschland ist, Richter www.drb-nrw.de. und Staatsanwälte besser zu bezahlen und mehr in die Jus- tiz zu investieren. Bleiben Sie uns gewogen. Der Einwand, die Besoldung für Richter und Staatsanwälte sei angesichts der anderen weltweiten Probleme zweitran- Ihre gig, zieht nur vordergründig. Denn wer auf der anderen Seite in allen staatlichen Organisationen, so auch in der Justiz, zu wenig Personal und fehlenden Nachwuchs beklagt, muss sich unter anderem durch eine gute Bezahlung und gute Sylvia Münstermann Aufstiegschancen als attraktiver Arbeitgeber empfehlen. Die Aufgaben werden nicht weniger, aber sie werden komplexer. Das gilt auch für die Justiz. Denn sie muss inzwischen so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau sein: bürgerfreund- lich, schnell, effektiv und modern. Und so wichtig die Digita- lisierung ist: Richter und Staatsanwältinnen sind Menschen, arbeiten mit Menschen und für Menschen. rista 1/2023 3
TITELTHEMA AUF DER SUCHE NACH ... ZENTRALE ZAHLSTELLE JUSTIZ Wer im Internet nach der Zentralen Zahlstelle Justiz einen „Sachgebietsleiter des Dezernats Zentrale Zahl- (ZZJ) sucht, findet sie auf der Homepage des OLG stelle Justiz“ verfügt. Lässt Matroschka grüßen? Und Hamm. Das hat seine Richtigkeit, denn die ZZJ über vier weitere Sachgebiete für Buchführung, Zah- „gehört“ zum OLG Hamm, sie wird verwaltungstech- lungsverkehr, Vollstreckung, Projektierung des nisch als eines seiner Dezernate geführt. AVVISO-Verfahrens und automatisierte Datenverar- beitung. Jeweils mit eigenen Sachgebietsleitern, ver- Die Information beginnt etwas irritierend mit einer steht sich. Warnung vor Betrugsversuchen mittels gefälschter Rechnungen/Zahlungsaufforderungen bei Handelsre- Vielleicht haben die etwas verwirrenden Auskünfte gistereintragungen. Wenn man allerdings bedenkt, ihren Grund darin, dass lediglich die Dienstaufsicht dass die ZZJ in erster Linie Geld eintreibt, erscheint über das Personal der ZZJ beim Präsidenten des der Hinweis sinnvoll. Findige Fälscher versuchen, mit OLG Hamm liegt, Fach- und Rechtsaufsicht dagegen einer hoheitlich aufgemachten ZZJ-ähnlichen Zah- beim Justizministerium. Die ZZJ mit ihren etwa 220 lungsaufforderung Bürger zu übertölpeln – offenbar Mitarbeitern ist das weitaus größte Dezernat des gelegentlich mit Erfolg. OLG, eigentlich eine gesonderte Behörde mit eigener Dienststelle. Die Seite bietet einen Überblick, in dem die Aufgaben der Mitarbeitenden umrissen werden. ZZJ – ein einnehmendes Wesen Wie dem organisatorisch auch sei, was passiert wirk- Was in den Sachgebieten „Vollstreckung“ und „barer lich im ZZJ? Der hilfsbereite Pressesprecher des OLG und unbarer Zahlungsverkehr“ geschieht, liegt auf der gibt Auskunft: Hand. Was mag dagegen in dem Sachgebiet „Ver- wahrungsbuch“ los sein? Unter diesem seltsamen Seit Anfang 2018 ist die ZZJ die allein zuständige Oberbegriff wird ein Sammelsurium von Tätigkeiten Stelle im Justizressort für die Beitreibung von Justiz- erwähnt, z. B. „Nachweis, Verwaltung und Aufklärung kostenforderungen in NRW sowie für die bundes- von Einnahmen, die nicht unmittelbar … gebucht weite Einziehung von Forderungen aus dem Bereich werden können“, Geld-/Wertsachenhinterlegungen, des Vollstreckungsportals und der Handelsregister- Rückzahlung von Kosten und Strafen ...“ auskünfte. In 2021 ist der ZZJ ein Betrag von 161.964.537,00 € zur Vollstreckung übergeben wor- Damit aber nicht genug organisiert: Unter der Über- den, 215.630 Fälle waren es, wahrlich kein Pappen- schrift „Dezernentin und Mitarbeiter der internen stiel. Hier, im Sachgebiet Vollstreckung, liegt der Organisation“ erfährt der Leser, dass das von einer Schwerpunkt der ZZJ. Dezernentin geleitete Dezernat ZZJ „intern“ über Im Sachgebiet Hinterlegungen/Verwahrungen ist die ZZJ zentral für die Hinterlegungsstellen aller Amtsge- richte des Landes zuständig. Hier fallen jährlich über 10.000 Geld- und ebenso viele Wertgegenstandshin- terlegungen an. Darüber hinaus wurden in 2021 über 48.000 „Ver- wahrfälle“ bearbeitet. Dahinter verbergen sich z. B. Sicherheitsleistungen, Erlöse in Zwangsversteige- rungsverfahren, durch die Polizei sichergestellte Gel- der ... Auch die elektronische Kostenmarke wird federfüh- rend in der ZZJ betreut. Hier haben sich Baden-Würt- temberg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen angeschlossen, weitere Bundesländer sind interes- siert. Alle Käufe von Kostenmarken werden über ein Sonderkonto bei der ZZJ abgewickelt. 4 rista 1/2023
TITELTHEMA Schließlich gibt es eine Projektgruppe, die alles bear- beginnt, ein Nugget. Klickt er die Seite an, wird zwar beitet, was in kein Raster passt: Recherche, oft müh- der halbe Satz zur ZZJ nicht vollendet, dafür aber eine same manuelle Zuordnung eingegangener Zahlun- fundamentale Erkenntnisse vermittelt: „Das OLG gen, Werterstattungsanträge, Kundenanfragen ... Hamm sorgt für die Einhaltung der Gesetze in Nord- rhein-Westfalen.“ Noch Fragen? Wer auf der Suche nach weiteren Informationen zur ZZJ im Internet surft, findet unter dem Eintrag „das- PS: Der Internetauftritt des OLG und damit auch der telefonbuch“, der mit einem halben Satz zur ZZJ ZZJ wird derzeit überarbeitet. ANGEWANDTE RECHTSGESCHICHTE INFLATION UND GELDSTRAFE Die Inflation in Deutschland liegt derzeit in seit Lan- gem nicht mehr bekannten Höhen. Zwischen sieben und acht Prozent beträgt die Preissteigerungsrate aktuell, zuletzt lag sie Anfang der 1970er-Jahre in ähnlichen Bereichen. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, wie sich der Gesetzgeber unabhängig von der Frage der wirtschafts- und geldpolitischen Reaktion auf die Teuerung mit dem Thema beschäftigen kann. Und zwar ganz praktisch. Man stelle sich vor, die Inflation steigt weiter. Im Jahr 2022 lag sie bei 7,9 Prozent im Durchschnitt, zeitweise sogar über zehn Prozent. Doch es geht mehr! In Bulgarien liegt sie bei rund 15 Prozent, in der Türkei bei etwa 80 Prozent. Irgendwann genügt der Begriff nicht mehr, hierfür wurde der Begriff Hyperinflation erfunden (altgr. ὑπέρ = über; also die „Überinflation“). Aus dem Geschichts- buch kennen die meisten die Hyperinflation vor allem während der Weimarer Republik im Jahre 1923. Damals waren die Ursachen andere als heute, das Resultat war gewaltig: Mitte 1923 kostete ein Kilo Kartoffeln bereits rund 5.000 Mark, Anfang Dezember 1923 waren es rund 90 Milliarden. Richtig gelesen, 90 Milliarden Mark für ein Kilo Kartoffeln. Und da kam „Die Geldstrafe beträgt nun der findige Gesetzgeber zum Zuge. Am 1. bei Verbrechen und Vergehen, soweit nicht höhere 27.04.1923 erließ der Reichstag das „Geldstrafenge- Beträge oder Geldstrafe in unbeschränkter Höhe setz“ (RGBl I 1923, S. 254). Mit diesem wurde § 27 angedroht sind oder werden, mindestens eintausend RStGB geändert, welcher bis dahin lautete: Mark und höchstens zehn Millionen Mark […].“ „Der Mindestbetrag der Geldstrafe ist bei Verbrechen Das Tagessatzsystem kannte man noch nicht, jedoch und Vergehen drei Mark, bei Übertretungen eine hatte man begriffen: Mit steigenden Preisen könnte Mark.“ es sinnvoll sein, eine Obergrenze einzuführen. Und zwar eine deftige. (Die Deliktskategorie der Übertretungen kennen wir heute nicht mehr, diese Tatbestände wurden im Rah- Doch die Inflation stieg weiter, und der Staat blieb men der Strafrechtsreform von 1968 zu Vergehen nicht untätig: Am 13.10.1923 erließ der Reichstag und Ordnungswidrigkeiten abgeändert, teilweise das „Gesetz über Vermögensstrafen und Bußen“ auch abgeschafft.) (RGBl I 1923, S. 943). Dieses sah vor, dass der Rah- men für die Geldstrafe nunmehr dreißig Millionen bis § 27 Abs. 1 Nr. 1 RGStGB lautete in der ab dem eintausend Milliarden Mark betrug. In Roggenbrot 01.05.1923 geltenden Fassung sodann: umgerechnet rund 15 Gramm bis 500 Kilo. rista 1/2023 5
TITELTHEMA Eine weitere Änderung gab es zum 07.12.1923. Dort Goldmark und blieben bis zur Einführung des Tages- wurde festgelegt, dass die Geldstrafe in „Goldmark“ satzsystems im Januar 1975 unverändert. festzulegen sei, also nicht mehr mit wertloser Papier- mark im gleichen Nennwert beglichen werden konnte. Nun die Anwendung auf heute: Wird die Politik auf die Hintergrund war die Währungsreform von November Idee kommen, die Inflation zum Anlass zu nehmen, 1923 mit Einführung der Rentenmark. Die seit 1914 an der Tagessatzhöhe zu drehen? Im Referentenent- ausgegebene und nicht vollständig durch Goldreser- wurf eines „Gesetzes zur Überarbeitung des Sanktio- ven gedeckte Papiermark wurde nach und nach nenrechts“ steht hierzu nichts und es bleibt zu hoffen, abgeschafft, um die Inflation einzudämmen. Dies dass man hier Geschichte einfach Geschichte sein gelang. Die Werte betrugen nun drei bis 10.000 lässt. „JUSTIZ-AUKTION“ ERFOLGREICHE VERSTEIGERUNGSPLATTFORM VOM JURISTISCHEN KOMMENTAR BIS ZUM BOXRING Was im Jahr 2006 als Kompetenzzentrum Justiz-Auktion NRW. Eine Wei- Projekt startete, ist terverwertung der Gegenstände ist wirtschaftlich und inzwischen eine erfolg- erzielte Erlöse kommen dem Land zugute. reiche Versteigerungs- plattform. „Justiz-Auk- Ein erfolgreiches Projekt. Wie es ganz genau entstan- tion“ hat seit dem Start den ist, lasse sich nicht mehr genau rekonstruieren, einen Gesamtumsatz sagt Viola Gotthardt. Der erste Anstoß sei aber aus von knapp 55 Millio- dem Ministerium gekommen und IT.NRW habe das nen Euro erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr waren Plattformdesign entwickelt. Im ersten Probebetrieb es 6,6 Millionen Euro in Deutschland. waren vier Staatsanwaltschaften beteiligt: Bielefeld, Düsseldorf, Hagen und Köln. Nach und nach kamen In 19 Kategorien von B wie Bekleidung bis W wie dann andere Staatsanwaltschaften und Gerichte aus Wohnen können Nutzer gezielt nach Angeboten den anderen Bundesländern dazu. Seit 2009 können suchen. Wer sich genauer auf den Seiten umsieht, auch Gerichtsvollzieher über „Justiz-Auktion“ gepfän- staunt nicht schlecht: Zur Versteigerung stehen Mitte dete oder geräumte Sachen versteigern. Allerdings Januar zum Beispiel ein Minibagger, ein VW Golf, ein gilt bei diesen Versteigerungen: Grundsätzlich muss Handy der Marke Apple, Mountainbikes, eine Dreh- die Hälfte des Zeitwertes als Mindestgebot angesetzt bank. Schaut man auf die Menge der Gebote, inter- werden. Anders können Justizbehörden verfahren: essieren sich viele Nutzer offenbar für Fitnessbänke Sie versteigern auf privatrechtlicher Grundlage oder und Hanteln. Aber auch ein Boxring samt Matten nach öffentlichem Recht (Notveräußerung). Angebote steht zur Versteigerung. ab einem Euro sind so häufig möglich. Der Erlös bes- sert die Kasse des Bundeslandes auf, zu dem das Die angebotenen Objekte stammen aus Pfändungen versteigernde Behörde gehört. oder aus den Asservatenkammern von Gerichten und Staatsanwaltschaften. Beteiligt sind aber nicht nur „Justiz-Auktion“ ist auch über die Grenzen hinaus attrak- Behörden aus der gesamten Bundesrepublik. Auch tiv. Seit 2015 sind auch Justizbehörden aus Österreich die Republik Österreich bietet bei „Justiz-Auktion“ an. auf „Justiz-Auktion“ vertreten. Österreich hatte zunächst selbst begonnen, eine Versteigerungsplattform im Inter- Staatsanwaltschaften und Gerichte versteigern net aufzubauen. Allerdings hat man dann schnell die außerdem ausgesonderte Möbel, Computer, Moni- Entscheidung getroffen, die sich aus einer Zusammen- tore und juristische Kommentare. Hinzu kommen arbeit ergebenden Synergieeffekte zu nutzen und eine Fundsachen. Auch Diebesgut, das seinem ursprüng- einheitliche Plattform zu betreiben. Und zwar erfolgreich, lichen Eigentümer nicht mehr zugeordnet werden denn im vergangenen Jahr erwirtschaftete Österreich kann, landet auf der Plattform. Das können Rasier- einen Umsatz von knapp 890.000 Euro. klingen aus Supermärkten sein, die längst abge- schrieben worden sind. Es sei doch unverantwortlich, Dass noch andere Länder dazukommen, hält Ober- die wegzuschmeißen, sagt Viola Gotthardt vom staatsanwalt Christian Molls von der Generalstaats- 6 rista 1/2023
TITELTHEMA anwaltschaft Hamm für derzeit wenig wahrscheinlich. Es scheitere an der sprachlichen Barriere, denn die „Justiz-Auktion“ sei eine deutschsprachige Versteige- rungsseite. Die sich übrigens wachsender Beliebtheit erfreut: Mehr als 42.000 Nutzer sind inzwischen regis- triert. Ohne „Karteileichen“, sagt Christian Molls. Wer zu lange inaktiv ist, wird nach einiger Zeit gelöscht. Um die Betreuung der Nutzer kümmern sich die Kompetenzzentren, die es in jedem Bundesland gibt. Aber in NRW ist die wesentliche Schaltstelle angesie- delt, sagt Christian Molls: Denn das Kompetenzzent- rum NRW und insbesondere Viola Gotthardt kümmert auch um die Weiterentwicklung der Plattform. Sie und für Viola Gotthardt als auch für Christian Molls umfasst ihre beiden Kolleginnen vom Projektbüro sind zudem „Justiz-Auktion“ nur einen kleinen Teil ihrer Aufgaben. Ansprechpartnerinnen für Kunden, die etwas verän- dern möchten, sie sammeln Ideen, beantworten Fra- Dass „Justiz-Auktion“ sich wachsender Beliebtheit gen, kümmern sich um Mehrfachanmeldungen und erfreut, ist an der Anzahl der Nutzerkonten abzulesen. sind die Schnittstelle zu den anderen Bundesländern, Aber nicht alle sind dauerhaft registriert. Manche nut- wenn es um technische Fragen geht. Viola Gotthardt zen die Plattform auch als Fundgrube, um zum Bei- hat auch einen direkten Draht zu den Programmierern spiel rare Sammlerobjekte zu finden wie zum Beispiel bei IT.NRW. Lego-Eisenbahnschienen. Oder eben einen Boxring samt Matten. Nur Sparringspartner für den Boxring Oberstaatsanwalt Christian Molls obliegt die Klärung werden bei „Justiz-Auktion“ (noch) nicht angeboten. rechtlicher Fragen, die die Plattform betreffen. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Sowohl Sylvia Münstermann Für die täglich Fundiert und praxisorientiert Arbeit ! e DIE DIENSTLICHE BEURTEILUNG DER BEAMTEN UND DER RICHTER Herausgegeben von Prof. Dr. Helmut Schnellenbach, Präsident des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen a. D., fortgeführt von Dr. Jan Bodanowitz, Präsident des Verwaltungsgerichts Potsdam. Die dienstlichen Beurteilungen und das Beurtei- Beurteilung neben einer großen Auswahl an lungswesen entwickeln sich zunehmend zu einer Beurteilungsrichtlinien. schwer überschaubaren Materie. Das Handbuch Einen systematischen Vergleich zwischen t bietet für die tägliche Rechtsanwendung fundier- den verschiedenen Gestaltungsformen des te Informationen über den aktuellen Stand in Beurteilungswesens. Gesetzgebung, Rechtsprechung und Literatur. Das Standardwerk ist durch seinen klar strukturierten Loseblattwerk in zwei Ordnern. Rund 2.380 Seiten. Aufbau ein ideales Arbeitsmittel für die Praxis. € 165,– zur Fortsetzung für mind. 24 Monate. ISBN 978-3-8114-3661-9 JURIS ARBEITS- Es bietet Ihnen: RECHT DES ÖFFENTLICHEN Ständige Aktualität durch zeitnahe Über- t DIENSTES mittlung von Gesetzesänderungen und Die ideale Ergänzung: Änderungen der Richtlinien sowie der Beur- Konkurrenzen im öffentlichen Dienst Digital im juris teilungspraxis. von Prof. Dr. Helmut Schnellenbach Portal 2. Auflage 2018. 384 Seiten. € 52,99. Eine komplette Zusammenstellung der ein- t ISBN 978-3-8114-8048-3. schlägigen Rechtsvorschriften zur dienstlichen Versandkostenfrei bestellen: www.otto-schmidt.de C.F. Müller rista GmbH, Waldhofer 1/2023 Str. 100, 69123 Heidelberg 7 Bestell-Tel. 06221/1859-599, kundenservice@cfmueller.de
BESOLDUNG HÖRT DIE JUSTIZ DIE SIGNALE? Die Justiz sieht sich mehr denn je großen Herausfor- Rechtsanwälte, die Pensionierungswelle rollt unauf- derungen gegenüber. Insbesondere das in den ver- haltsam auf die Gerichte zu, die Zahl der in den gangenen Jahren stetig in der Kritik stehende Niveau Arbeitsmarkt startenden Assessoren macht wenig der Besoldung soll in diesem Jahr in der rista beleuch- Hoffnung auf ausreichenden qualifizierten Nachwuchs tet werden. Dabei beschränkt sich die Debatte kei- und zu allem Überfluss entwerten rekordverdächtige neswegs auf nackte Zahlen. Die Justiz muss handeln Inflationsraten die derzeitige Besoldung. und für Veränderungen bereit sein, um künftig als attraktiver Arbeitgeber angesehen werden zu können. Im Juli 2022 sorgte die EU-Kommission für Aufsehen, als sie der Bundesrepublik im Rahmen ihrer Untersu- Die EU-Kommission empfiehlt unter Verweis auf euro- chung zum Zustand des Rechtsstaats empfahl, die päische Standards für die Vergütung im Justizsystem Besoldung der Richterinnen und Richter zu verbes- eine höhere Besoldung der Richter und sern, um den Herausforderungen in Bezug auf die Einstellungen zu begegnen. Bereits im Rahmen einer Studie des Europarats von 2020 wurde auf europäi- Frage, scher Ebene wann einedass aufgezeigt, mangelhafte Deutschland Stellen- bei der GER 0,9 Besoldung seiner Richterschaft im Verhältnis zum NLD 1,3 besetzung bei Gerichten zu einer Ver- nationalen Durchschnittseinkommen europaweit FRA 1,3 letzungist.des Schlusslicht Rechts bezieht Die Erhebung auf densich gesetzli- zwar auf LUX 1,4 Daten aus 2018, jedoch hat sich seither in puncto chen in Besoldung Richter nachäußerst Deutschland Art. wenig 101 GGgetan.führen FIN 1,5 AUT 1,5 kann. Das Gericht führte in diesem Zu- Entsprechend hat jüngst auch das Bundesverfas- SVN 1,6 sammenhand sungsgericht mit Verweis wieder durchblicken lassen,auf dassdie es dieei- BEL 1,6 Richterbesoldung unter verfassungsrechtlichen HRV 1,7 gene diesbezügliche Gesichtspunkten Rechtsprechung offenbar für grenzwertig bzw. unzu- SWE 1,8 reichend erachtet. Dabei ging es originär im Rahmen der aus, dassEntscheidung dortigen „die richterliche Unabhängig- (BVerfG, Beschl. v. HUN 1,8 10.11.2022, 1 BvR 1623/17) um die Frage, wann LVA 1,9 keit auch durch die amtsangemessene eine mangelhafte Stellenbesetzung bei Gerichten zu ITA 1,9 einerBesoldung derRechts Verletzung des Richterinnen und Rich- auf den gesetzlichen ISL 2,0 Richter nach Art. 101 GG führen kann. Das Gericht PRT terinzu führte gewährleisten diesem Zusammenhang ist“. mit Verweis auf die 2,1 eigene diesbezügliche Rechtsprechung aus, dass ESP 2,1 „die richterliche Unabhängigkeit auch durch die amts- LTU 2,2 In den vergangenen Jahren ist die Jus- angemessene Besoldung der Richterinnen und Rich- CZE 2,4 tizgewährleisten ter zu dem Problem ist“. des schwindenden EST 2,8 BGR 2,9 Nachwuchses In den vergangenen Jahrenallein mitJustiz ist die derdemstetigen Prob- lem des schwindenden Nachwuchses allein mit der SVK 3,0 Absenkung der Einstellungsvorausset- stetigen Absenkung der Einstellungsvoraussetzungen IRL 3,1 DNK zungen begegnet. Es begegnet. Esviel fragt sich, wie fragt sich, wie Spielraum viel dieser 3,4 Strategie noch bleibt, wenn man das Ansehen der CYP 3,4 Spielraum Gerichte dieser Strategie und Staatsanwaltschaften noch nicht bleibt, beschädi- ROU 4,0 gen und ein gewisses Niveau der Rechtsprechung und wenn man das Strafverfolgung Ansehen sicherstellen will. der Gerichte Die Einstiegs- 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 gehälter von großen und mittelständischen Kanzleien, und Staatsanwaltschaften nicht be- die auf mindestens so gute Absolventen bei der Einstiegsgehalt eines Richters im Verhältnis zum jeweiligen nationa- schädigen und ein Nachwuchsgewinnung gewisses schielen, wie dieNiveau der Justiz sie Einstiegsgehalt len eines Richters Durchschnittseinkommen. im Verhältnis Bei der Besoldung zum je- von Staatsanwäl- sich wünscht, sind jedenfalls im Vergleich zur Besol- ten zeigt sichnationalen weiligen ein ähnliches Bild. Durchschnittseinkommen. Bei der Besoldung von Staatsanwälten zeigt sich ein dung Rechtsprechung und Strafverfolgung der Richter und Staatsanwälte in immer weiteresi- Quelle: European judicial systems – CEPEJ Evaluation Report – ähnliches Bild. Ferne gerückt. Da solche Kanzleien mittlerweile 2020 Evaluation cycle (2018 DA-TA) cherstellen will. Die Einstiegsgehälter Quelle: European judicial systems - CEPEJ Evalua- tion Report – 2020 Evaluation cycle (2018 DATA) von großen und mittelständischen 8 rista 1/2023 Entsprechend hat jüngst auch das Bun- Kanzleien, die auf mindestens so gute
BESOLDUNG verstanden haben, dass heutige Absolventen auch Laufbahnen geben, die eine ebenso lange und her- Wert auf eine gute Work-Life-Balance legen und sich ausfordernde Ausbildung voraussetzen, und anderer- Teilzeitmodelle immer weiter verbreiten, geht der Jus- seits verkennt diese Auffassung, dass die Justiz, tiz auch dieses Argument für sich mehr und mehr ver- anders als das Bildungsressort, um gute Absolventen loren. mit zahlungskräftiger Konkurrenz aus der privaten Wirtschaft konkurriert. Weiterer Druck entsteht gleichzeitig durch den demo- grafischen Wandel und das bevorstehende Aus Eine weitere Entwertung der Besoldung der Richter scheiden der Babyboomer. Nach Recherchen des und Staatsanwälte erfolgte jüngst ganz ohne Zutun damaligen Bundestagsabgeordneten Jürgen Martens untätiger Justizminister: Durch in die Höhe geschnellte im Jahr 2021 gehen in NRW allein bis 2030 rund Inflationsraten hat sich die Kaufkraft aller Einkommen 22 % der Richterinnen und Richter in Pension. Zur kräftig reduziert. Für das Jahr 2022 hat das statisti- Kompensierung dieser Pensionierungswelle müssten sche Bundesamt eine durchschnittliche Inflationsrate allein im Bezirk des OLG Düsseldorf jährlich ca. 70 bis von 7,9 % ermittelt. Für 2023 werden immerhin noch 80 Neueinstellungen erfolgen. Die tatsächlichen Neu- 6,0 % erwartet. Es steht zu befürchten, dass mögliche einstellungen lagen zuletzt trotz der in den vergange- künftige Anpassungen der Besoldung, die über die nen Jahren bereits deutlich gesunkenen Einstellungs- dürftigen letzten Anhebungen der Besoldung hinaus- voraussetzungen deutlich darunter. gehen, nun als große Schritte und Erfolge für die Justiz gefeiert werden, selbst wenn sie den Kaufkraftverlust Erst im vergangenen September hat der Minister der nicht aufwiegen. So würde die Inflation womöglich Justiz Dr. Benjamin Limbach konstatiert, dass es – noch die klammen Haushaltskassen von Bund und auch angesichts der Pensionierungswelle – „merklich Ländern auf dem Rücken ihrer Angestellten und schwieriger“ werde, offene Stellen in der Justiz zu Beamten entlasten. besetzen. Die Vergütung hat er in diesem Zusam- menhang immerhin als „einigermaßen verhalten“ Die Justiz steht unter Zugzwang und wird sich ent- bezeichnet. Ungeachtet dessen vertrat er im selben scheiden müssen, ob sie weiter auf ausreichend gute Atemzug die Auffassung, die Justiz sei die beste Absolventen hoffen will, deren großer Traum unge- Arbeitgeberin für Juristinnen und Juristen. achtet der „einigermaßen verhaltenen“ Bezahlung eine Laufbahn bei Gericht oder der Staatsanwalt- Nicht nur von Dr. Limbach wird in diesem Zusammen- schaft ist, oder ob sie aktiv und mit nennenswerten hang regelmäßig eingewandt, dass eine Anhebung finanziellen Argumenten um guten Nachwuchs kämp- der Richterbesoldung nicht ohne Anpassung der fen will. Die Signale sind laut und deutlich. übrigen Beamtenbesoldung möglich sei und insofern die Verhältnismäßigkeit gewahrt werden müsse, wobei gerne der Vergleich zum Lehramt gezogen wird. Diese Auffassung ist indes mit aller Deutlichkeit zu hinterfragen. Denn einerseits dürfte es wenig rista 1/2023 9
DRB INTERN ERFOLGREICHE WAHLEN FÜR DEN VERBAND WIR GRATULIEREN DEN GEWÄHLTEN PERSONALVERTRETERN Bei Wahlen zu den Personalvertretungen der Richter Hauptrichterrates in der Finanzgerichtsbarkeit und und Staatsanwälte haben unsere Kandidaten über- den Wahlen zu den Personalvertretungen der Sozial- zeugt. So stammen neben dem Präsidenten sieben gerichtsbarkeit fort. von acht weiteren Mitgliedern des Präsidialrates der ordentlichen Gerichtsbarkeit aus den Reihen des Gewinne gab es auch bei den Wahlen zu den Staats- DRB. Im Hauptrichterrat der ordentlichen Gerichts- anwaltschaftsräten. Bei der Wahl des Bezirksstaats- barkeit konnte der DRB sogar ein Mandat hinzuge- anwaltschaftsrates der Generalstaatsanwaltschaft winnen. Sieben von neun Mitgliedern gehören dem Düsseldorf trat der DRB erstmals mit einer eigenen Verband an. Liste an und alle Kandidaten wurden gewählt. Des Weiteren errang der DRB im 13-köpfigen Gremium Erfolgreich war auch der Richterbund der Arbeitsge- des Hauptstaatsanwaltsrates einen Sitz mehr und richtsbarkeit, der dem DRB angehört, sowohl auf verfügt jetzt über acht Mandate. Der bisherige und Bezirksrichterratsebene als auch bei der Besetzung wiedergewählte Vorsitzende, Staatsanwalt Jochen des Hauptrichterrates. Fünf der sieben Sitze des Hartmann aus Duisburg, führt das auf die gute geleis- Hauptrichterrates gingen an den RBA-NW. Die tete Arbeit des Gremiums in der vergangenen Wahl- Erfolge setzten sich bei den Wahlen des periode zurück. PRÄSIDIALRAT Vorsitzender Weitere Mitglieder: CLEMEN, PETER Von den 8 weiteren Mitgliedern stammen 7 aus den Reihen des DRB. Jg. 1959 Düsseldorf Präsident des LG Arnsberg R’inAG Nadine Rheker (Rheinberg) DAG Christian Happe (Oberhausen) Hamm DAG Dr. Stephan Teklote (Steinfurt) VRLG Dr. Dirk Mühlhoff (Siegen) VROLG Dr. Johannes Norpoth (Hamm) Köln w.a. RAG Karl-Heinz Seidel (Köln VR’inLG Jennifer Otten (Köln) HAUPTRICHTERRAT (9 SITZE) 1 FRIEHOFF, CHRISTIAN Jg. 1964 2. ROLG Ralf Neugebauer (Düsseldorf) 3. R’inAG Dr. Beate Menold-Weber (Köln) Direktor des 4. R’inOLG Marion Jöhren (Hamm) AG Rheda-Wiedenbrück 5. R’inAG Christine Wecker (Duisburg-Hamborn) 6. DAG Robert Plastrotmann (Schleiden) 7. w.a. RAG Prof. Dr. Gerd Hamme (Essen) Der DRB NRW stellt sieben von neun Mitgliedern. Es konnte ein Sitz hinzugewonnen werden. 10 rista 1/2023
DRB INTERN HAUPTSTAATSANWALTSRAT NEUMANN, UWE 1 HARTMANN, JOCHEN Vorsitzender des HStR Jg. 1958 bei besonderen Personal- angelegenheiten Staatsanwalt in Duisburg Jg. 1961 Leitender Oberstaatsanwalt in Wuppertal 2. StA’in (GL’in) Elke Hinterberg (Essen) Von den insgesamt 13 Sitzen im Hauptstaatsan- 3. OStA Bernhard Schubert (Aachen) waltsrat entfallen 8 auf die Liste des DRB. Es konnte 4. StA Uwe Klaus Schroeder (Duisburg) ein Sitz hinzugewonnen werden. 5. OStA Jens Hartung (Duisburg) 6. StA Christoph Burbulla (Mönchengladbach) 7. StA’in Alexandra Leue (Düsseldorf) 8. OStA Martin Temmen (Bielefeld) BEZIRKSRICHTERRÄTE (JEWEILS 9 SITZE) OLG-Bezirk Düsseldorf OLG-Bezirk Hamm 1 POSEGGA, THOMAS 1 PROF. DR. HAMME, GERD Jg. 1971 Jg. 1967 Vorsitzender w. a. Richter am AG Essen Richter am LG Duisburg 2. VR’inOLG Sylvia Lieberoth-Leden (Düsseldorf) 2. R’inAG Saime Akin (Hagen) 3. R’inAG Barbara Borgmann (Krefeld) 3. ROLG Ludwig Reuter (Hamm) 4. RAG Claus Flören (Mönchengladbach) 4. VRLG Kai Niesten-Dietrich (Bielefeld) 6. RLG Torsten Vock (Wuppertal) 5. RAG Björn Kurz (Arnsberg) 7. RAG Bernhard Schröer (Moers) 6. R’inLG Katja Rösenberger (Münster) 8. VRLG Dr. Karsten Bremer (Wuppertal) 9. VR’inLG Alexandra Bernardy (Düsseldorf) OLG-Bezirk Köln 1 DR. LAROCHE, PETER Jg. 1972 Richter am AG Köln 2. VRLG Dr. Marc Eumann (Bonn) 3. R’inLG Hildegard Tag (Aachen) 4. R’inLG Sabine Hens (Köln) 5. R‘inLG Anke Klatte (Bonn) 6. RAG Johannes Esselborn (Aachen) rista 1/2023 11
DRB INTERN BEZIRKSSTAATSANWALTSRÄTE Düsseldorf 4. OStA Frank Gollata (Münster) 1. StA’in Alexandra Leue (Düsseldorf) 5. StA Veit Walter (Bielefeld) 2. StA Rüdiger Ihl (Wuppertal) 6. StA’in Alexandra Rott (Essen) 3. OStA’in Dr. Birgit Strauch (GStA Düsseldorf) 7. OStA Jürgen Pieper (Bochum) 4. StA’in Daniela Wolters (Kleve) 5. StA Klaus Drüg (Krefeld) Köln 6. StA Stefan Lingens (Mönchengladbach) 1. OStA’in Margarete Heymann (Köln) 7. OStA Uwe Mühlhoff (Duisburg) 2. StA’in Elisabeth Vogt (Bonn) 3. OStA Bastian Blaut (Köln) Hamm 4. OStA Bernhard Schubert (Aachen) 1. OStA’in Cornelia Kötter (Bochum) 5. OStA Marc Wollenweber (Köln) 2. OStA’in Susanne Bastians (Dortmund) 6. StA a.Gl Dr. Georg Peter Blank (Aachen) 3. OStA Markus Demand (Münster) 7. StA’in Lisa Klefisch (Köln) ARBEITSGERICHTSBARKEIT Präsidialrat Bezirksrichterräte Vorsitzender Düsseldorf SCHRADE, DR. HOLGER 1. DArbG David Hagen (Krefeld) 2. R’inArbG Dr. Susanne Mujan (Duisburg) Jg. 1963 3. R’inArbG Dr. Claudia Hagedorn (Essen) 4. RArbG Dr. Jens Jüttner (Düsseldorf) Präsident des 5. VRLAG Dr. Oliver Reinartz (Düsseldorf) LAG Hamm Hamm 1. RArbG Dr. Christian Kallenberg (zzt. LAG Hamm) 2. VR’inLAG Ina Dirksmeyer (Hamm) 3. RArbG Thomas Kühl (Herne) 4. R’inArbG Kathrin Zimmer (Herford) 5. R Dr. Sebastian Schröder (zzt. ArbG Bochum) Weitere Mitglieder Köln VR’inLAG Daniela Barth (Düsseldorf) 1. R’inArbG Teresa Schwarz (Aachen) VR’inLAG Silke Petersen (Hamm) 2. R’inArbG Dr. Dorothea Roebers (Siegburg) RArbG Frederik Brand (Köln) 3. RArbG Dr. Daniel Krämer (Bonn) 4. R Dr. Hendrik Scharff (zzt. ArbG Köln) Hauptrichterrat 5. R’inArbG Dr. Brigitta Liebscher (Köln) Fünf von sieben Sitzen gehen an den RBA-NW 6. R’inArbG Dr. Amrei Wisskirchen (Bonn) VRLAG Jürgen Barth (Düsseldorf) 7. RArbG Frederik Brand (Köln) D’inArbG Ines Koch (Münster) R’inArbG Dr. Dorothea Roebers (Siegburg) VRLAG Johannes Jasper (Hamm) D’irArbG Sabine Dauch (Düsseldorf) FINANZGERICHTSBARKEIT Präsidialrat Vorsitzender weitere Mitglieder VRFG Dr. Dirk Wüllenkemper (Düsseldorf) WOLSZTYNSKI, CHRISTIAN VR’inFG Petra Heckenkemper (Köln) VRFG Ulrich Werning (Münster) Jg. 1969 Hauptrichterrat Präsident des VRFG Ingo Lutter (Münster) FG Münster VR’inFG Sylvia Ludes (Düsseldorf) RFG Harald Priester (Köln) VRFG Dr. Jan-Hendrik Kister (Münster) R’inFG Dr. Ulrike Hoffsümmer (Düsseldorf) RFG Dr. Julian Schwind (Köln) VR’inFG Dr. Sabine Thiede (Münster) 12 rista 1/2023
DRB INTERN SOZIALGERICHTSBARKEIT Präsidialrat Vorsitzender weitere Mitglieder VRLSG Dr. Ulrich Freudenberg (Essen) GREGAREK, BERND RSG Frank Behrend (Düsseldorf) R’inSG Gabriele Comos-Aldejohann (Münster) Jg. 1964 Hauptrichterrat Präsident des VRLSG Thomas Ottersbach (Essen) SG Duisburg RLSG Tammo Lange (Essen) R’inSG Dr. Katharina Haupt (Aachen) RSG Andreas Drifthaus (Dortmund) R’inLSG Sylvia Behrend (Essen) Bezirksrichterat RSG Frank Behrend (Düsseldorf) R’inSG Stephanie Duesmann (Dortmund) R’inLSG Gabriele Lehrmann-Wahl (Essen) RSG Rainer Terstesse (Aachen) BEISPIEL LANDGERICHT BIELEFELD DER NOTFALLKOFFER BEI STROMAUSFALL Ein großflächiger, über Stunden oder sogar Tage Staatsanwaltschaften Räume, damit Eilsachen (z. B. andauernder Stromausfall. Was bis zum Überfall Haftsachen, Arreste etc.) bearbeitet werden können. Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 undenk- Das Bielefelder Landgericht sei zudem in der „komfor- bar erschien, ist heute Inhalt konkreter Notfallpläne in tablen Lage“, so Klaus Petermann, eigene Aggregate der Justiz: Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justiz für den Notfall anwerfen zu können. „Die Reserve vollzugsanstalten. Das Landgericht Bielefeld hat seine kanister sind voll betankt.“ Pläne für den sogenannten Blackdown der Öffent lichkeit vorgestellt. Die Bielefelder Planungen sind Teil Erfasst auf einer Liste sind Richter, Servicemitarbei- der landesweiten Vorbereitung der Gerichte und Justiz ter und Wachtmeister sowie Ansprechpartner des behörden auf diesen Worst Case. Anwaltsvereins, die im Notfall schnell im Gericht sein können. Dort ist bereits der Schwurgerichtssaal (ein Im Rechtsausschuss war am 18. Januar über die weiterer Gerichtssaal soll folgen) so hergerichtet, dass Frage, was tun bei Stromausfall, diskutiert worden. Das gearbeitet werden kann. Von Vorteil sei außerdem, so Ministerium präsentierte in dieser Sitzung den Aus- Gerichtssprecher Guiskard Eisenberg, dass über die schussmitgliedern einen „Notfallkoffer“. Begründung: Funkgeräte auch mindestens 72 Stunden telefoniert „Die weiterhin angespannte geopolitische Lage macht werden könne. Mit diesem Funk sind auch die Justiz- es auch für die Gerichte und Behörden der Justiz als vollzugsanstalten ausgestattet, sodass zwischen Teil der Kritischen Infrastruktur unverändert erforderlich, Gericht und Haftanstalt kommuniziert werden könne. ihre Notfallplanungen und vorbereitende Maßnahmen Das Landgericht ist nämlich für mehrere Haftanstalten zu ergreifen.“ Der „Notfallkoffer“ sollte laut Ministerium zuständig, darunter Europas größte Justizvollzugsan- unbedingt Folgendes enthalten: „stromunabhängiges stalt für den offenen Vollzug in Bielefeld-Senne. Radiogerät, Taschenlampen, (Durchschlag-)Papier, Schreibutensilien, Formularsammlung für Standardent- Insgesamt stünden 20 bis 30 verschiedene Maßnah- scheidungen, Dienststempel/Siegel, Stempelkissen/ men in der Prioritätenliste, die in Bielefeld eng mit Stempelfarbe sowie Liste des Schlüsselpersonals und dem Amtsgericht abgestimmt sind, erklärte Klaus Kontaktadressen/Notfallnummern. Petermann. Auf dieser Grundlage und nach eingehenden Beratun- Für vier bis fünf Tage sei man vorbereitet, fügte er hinzu gen im Herbst 2022 auf OLG-Ebene habe das Land und erklärte ganz plastisch, was ein Stromausfall bedeu- gericht seinen „Notfallkoffer“ den örtlichen Bedingun- tet: Die Aufzüge bleiben stecken, die Türen lassen sich gen angepasst, erklärte Klaus Petermann. Der Präsi- nicht mehr schließen und nicht nur die Rechner bleiben dent des Bielefelder Landgerichts hob die 47er Regel dunkel. „Darauf haben wir uns vorbereitet und sind (gemeint sind die 47 Polizeibehörden des Landes) gerüstet.“ Übrigens auch mit Verpflegung und Wasser. hervor. Die mit Notstromaggregaten ausgestatteten Polizeibehörden überlassen den Gerichten und Sylvia Münstermann rista 1/2023 13
BUCHBESPRECHUNG BGB, BAND 9: FAMILIENRECHT I MÜNCHENER KOMMENTAR ZUM BÜRGERLICHEN GESETZBUCH Es gibt zum 01.01.2023 eine große Reform. Das von Versicherungsansprüchen denknotwendiger Stellvertretungsrecht zum Schutz Minderjähriger und Unsinn ist), sich vom vertretenen Ehegatten schriftlich Erwachsener wird an die seit der Erstkodifizierung versichern lassen, dass die Ehegatten nicht getrennt 1895 stark gewandelten gesellschaftlichen Vorstel- leben und auch sonst keine Vertretung durch Betreuer lungen angepasst. und Bevollmächtigte vorhanden ist. Dies wird sowohl intellektuell als auch sprachlich eine Herausforderung Der Münchener Kommentar zum BGB versteht sich darstellen, wenn man den Querschnitt der Bevölke- nach der Eigenwerbung des Hauses als umfassen- rung und die zunehmend internationale Besetzung des Erläuterungswerk für Praxis und Wissenschaft. der Kliniken bedenkt. Anschließend soll der Arzt dem Tatsächlich stehen eher Lösungsvorschläge als Aus- vertretenden Ehegatten eine schriftliche Bestätigung einandersetzungen mit problematischen Reformen im des Vertretungsrechts übergeben. Vordergrund, und das ist für die tägliche Rechtsan- wendung und den Zeitdruck bei der täglichen Arbeit So die Kommentierung (lösungsorientiert) zustim- angemessen. menswürdig darauf abhebt, dass die ärztliche Bestä- tigung nicht konstitutiv für das Vertretungsrecht ist, Band 9 widmet sich unter anderem dem 1. Abschnitt fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit den Brü- des Familienrechts zur bürgerlichen Ehe. Diese erhält chen im Gesetz, wonach beispielsweise die Entschei- ab dem 01.01.2023 im Rahmen der Änderung des dung über einen Behandlungsabbruch VOR der Ent- Betreuungsrechts eine unvermutete Modifikation, und gegennahme einer ärztlichen Aufklärung aufgelistet zwar wird sämtlichen Altehen ein neues Ehegatten- ist, abgesehen vom Arzt als falschem Adressaten fis- vertretungsrecht als neuer Inhalt unterschoben, unab- kalischer Vertretungshandlungen, die nur am Rande hängig von der persönlichen Zustimmung, siehe Teil der Gesundheitssorge sind. § 1358 BGB n. F. Ist ein Ehegatte krank und darum unfähig zur Entscheidung, kann der andere Ehegatte Hilfreich sind die Kommentierungen zum Versor- für max. 6 Monate bei Fehlen von Hinderungs- gungsausgleichsgesetz, Gewaltschutzgesetz und gründen über Aufklärung, Untersuchung, Behand- Lebenspartnerschaftsgesetz zu den Änderungen im lung, Freiheitsentziehungen, Anschlussbehandlungen Bereich des Versorgungsausgleichs (§§ 14, 19, 30) sowie Anträge auf Sozialleistungen und Versicherun- sowie über die Rechtsprechung zum Wechselmodell. gen und die Abtretung von Ansprüchen entscheiden. Sorgfältig dargestellt wird der Streitstand zum Thema Der Gesetzgeber benötigt für die Fixierung der Rege- der im Rahmen der Migrationsbewegungen immer lung allerdings 493 Worte, was zulasten der Ver- wichtigeren Fragen betreffend Kinderehen. ständlichkeit geht und Merkwürdigkeiten Raum bie- tet. So soll zum einen der behandelnde Arzt, dem Für die praktische Arbeit wohltuend ist, dass die gegenüber das Vertretungsrecht ausgeübt wird (was Autorin (unfassbar! Es ist nur eine einzige Person!) im bei Ansprüchen auf Sozialleistungen und Abtretung ganzen Satz schreibt, statt sich im Abkürzungsjargon zu verlieren. Viele der mit den Neuregelungen auftre- tenden Probleme werden erst durch zukünftige Rechtsprechung einer Beantwortung zugeführt wer- den, aber bis dahin ist das Werk als schnelle Hilfe und zum Nachschlagen der Strukturen sowie der Motive für die Neukodifikation empfehlens- und jedenfalls sein Geld wert. Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: BGB, Band 9: Familienrecht I, §§ 1297–1588, Versor- gungsausgleichsgesetz, Gewaltschutzgesetz, Lebenspart- nerschaftsgesetz. Buch. Hardcover (in Leinen), 9. Auflage. 2022, 2209 S. C.H.BECK. ISBN 978-3-406-76679-4, derzeit noch 279,00 €, beim Erscheinen aller Bände 304,00 €. RAG Lars Mückner, Duisburg 14 rista 1/2023
WEITERBILDUNG SEMINAR FÜR JUNGE RICHTERINNEN UND RICHTER VOM 04. BIS ZUM 06.11.2022 IN BERLIN Vom 04. bis zum 06.11.2022 lud der DRB zu einem Seminar für junge Richterinnen und Richter, Staats- anwältinnen und Staatsanwälte nach Berlin ein. In den Räumen des Hauses des Rechts begrüßten die Vorsitzende Richterin am OLG Barbara Stockinger und Richter am OLG Marco Rech Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Republik. An den folgenden Tagen hatten wir die Gelegenheit, Referentinnen und Referenten des Bundesgerichtshofs, der Bundes- staatsanwaltschaft, des Bundesverfassungsgerichts, des Bundessozialgerichts, des Bundesjustizministeri- ums, des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen und des Zentrums für inter- nationale Friedenseinsätze kennenzulernen. Sie berichteten von ihren Aufgaben, den Aussichten, Her- ausforderungen und den persönlichen und berufli- chen Gewinnen einer Abordnung an diese Behörden. Darüber hinaus beschäftigten wir uns mit der Organi- sation des DRB, Fragen der Berufsethik und den ers- Hinweis: Die Termine für die Seminare für junge ten dienstlichen Beurteilungen. In entspannter Atmo- Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen sphäre und bei guter Verpflegung blieb auch Zeit, und Staatsanwälte für das Jahr 2023 lauten: untereinander in Kontakt zu kommen und sich auszu- vom 5. bis 7. Mai und vom 27. bis 29. Oktober. tauschen. Es war eine tolle Erfahrung. WIR GRATULIEREN ZUM GEBURTSTAG IM MÄRZ/APRIL 2023 Zum 60. Geburtstag Zum 70. Geburtstag und ganz besonders 01.03. Stephanie Koch 08.03. Ludwig Lüders 03.03. Dr. Bodo Wabnitz (89 J.) 03.03. Beate Schlingmann 21.03. Carola Garthmann-Ressing 07.03. Helmut Richter (86 J.) Ulrike Baukmann-Prange 30.03. Gabriele Boehner 12.03. Hans-Manfred Hayner (87 J.) 05.03. Anke Freudenstein 16.04. Rolf Kleine 27.03. August-Wilhelm Heckt (89 J.) 08.03. Detlef Heinrich 01.04. Bruno Stephan (86 J.) 18.03. Rosemarie Spätgens-Oles Zum 75. Geburtstag 02.04. Dr. Karl-Ernst Escher (90 J.) 19.03. Annette Zurhove 08.03. Marie Meinecke Dr. Heino Welling (88 J.) 02.04. Bernd Paltzer 19.04. Michael Berg 08.04. Heinrich Rascher-Friesenhause (97 J.) 11.04. Frank Ludwig Hans Michael Reineke Adolf Koenen (94 J.) 14.04. Frank Schöpper Friedr.-W. Hermelbracht (87 J.) 17.04. Dorothea Hammer Zum 80. Geburtstag 13.04. Jürgen Vogt (87 J.) 21.04. Dr. Beate Menold-Weber 11.04. Sigrid Herre 14.04. Dr. Emil Kämper (89 J.) 15.04. Gabriele Semmann 16.04. Dr. Helmut Wolters (89 J.) Zum 65. Geburtstag 23.04. Hanno Gerhardt 18.04. Elisabeth Menne (89 J.) 07.03. Andreas Franke Marie-Luise Kleinertz (86 J.) 16.03. Brigitte Kamphausen Zum 85. Geburtstag 20.04. Gisela Wohlgemuth (87 J.) 22.04. Irene Reißmann 14.03. Dr. Hans-Hermann Paehler 22.04. Dr. Rolf Coeppicus (88 J.) 24.04. Wilfried Löhr-Steinhaus 23.04. Klaus Lammerding (88 J.) 25.04. Holger Schweda Joachim Scholtis (86 J.) 27.04. Elke Adomeit 27.04. Annelie Wilimzig-Reiberg (94 J.) 28.04. Joachim Lüblinghoff Friedrich Neumann (93 J.) Richard Sondermann 29.04. Karlheinz Joswig (95 J.) rista 1/2023 15
DRB INTERN BERICHT VOM FESTAKT IM OLG DÜSSELDORF VERLEIHUNG MARTIN-GAUGER-PREIS „Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was zählt“ – so illustrierten Texten über den Bildschirm und gewinnen schloss schon Marius Müller-Westernhagen seinen mit ihrem Beitrag den diesjährigen Martin-Gauger- Hit Ende der 90er, der letztlich im November 89 zur Preis des Bundes der Deutschen Richter und Staats- großen Hymne der deutschen Wiedervereinigung anwälte in NRW e. V. wurde. Alle zwei Jahre lobt der DRB NRW im Gedenken an Anfang Dezember 2022 klingt das im Foyer des Dr. Martin Gauger den nach ihm benannten Preis für Oberlandesgerichtes Düsseldorf inhaltlich kaum die besten drei Schülerbeiträge zu einem zuvor anders: „Ich will frei sein, einfach nur frei sein“ und „In benannten Aspekt der Menschenrechte aus. Nach einer Demokratie leben Menschen, wenn sie glücklich einer pandemiebedingten Verschiebung waren dieses sind“ rappen Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 Jahr landesweit Schülerinnen und Schüler aufgefor- und 10 der Fasia-Jansen-Gesamtschule Oberhausen dert, in Gruppen- oder Einzelarbeiten ihre Gedanken, nach selbst verfassten, intonierten und videografisch Ideen und Wünsche zum Thema „Freiheit“ kreativ umzusetzen. Äußerst divers war nicht nur die Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Schülerinnen und Schülern von Klasse 3 bis hin zur gymnasialen Oberstufe. Vor allem die Vielfalt und künstlerische Kreativität der fast 100 eingereichten Beiträge, von Podcast, Collage, Essay, Comic und Gedicht über Musikvideo bis hin zum Hörspiel, begeisterte die sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Werner Richter, Präsident des Oberlandesgerichts Düsseldorf, sehr. Die Sichtung der Ergebnisse zeigte eindrücklich, welch unterschiedliche Aspekte des Freiheitsbegriffs junge Menschen aktuell besonders beschäftigen und welchen Wert „Freiheit“ für sie vor dem Hintergrund ihrer ganz persönlichen, aber auch der jüngsten binnen- und weltpolitischen Wirklichkeit, geprägt u. a. von alltäglichem Rassismus, (sexueller) Diskriminierung, Mobbing und den Einschnitten durch die Pandemie, den Ukraine-Krieg, ausmacht. Im Hinblick auf ihre Qualität, die Tiefe, mit der sich die Schülerinnen und Schüler mit der Thematik auseinan- dersetzten, und die Kreativität, mit der die eigenen Inhalte umgesetzt wurden, überzeugten eine ganze Reihe von Beiträgen. Preisträger konnte es jedoch nur drei geben. Ausgezeichnet von der Jury wurden letztlich neben den Gewinnerinnen und Gewinnern aus den Klassen 9 und 10 der Fasia-Jansen-Gesamtschule Oberhau- sen für ihre komponierten Rapsongs inklusive Musik- videos mit dem 2. Platz zwei Schülerinnen des Mäd- chengymnasiums Essen-Borbeck für ihre interaktive Webseite zum Thema „Pressefreiheit“ und mit dem 3. Platz die Schülerinnen und Schüler des Grund kurses Evangelische Religion, Q1, des Rhein-Gymna- siums Köln für ihre Collage „Assoziationen zum Kreuz der Freiheit“. 16 rista 1/2023
DRB INTERN Die Auszeichnungen wurden den Schülerinnen und Schülern am 09.12.2022 im Foyer des Oberlandes- gerichts Düsseldorf verliehen. Schon in seinem sehr persönlich gehaltenen Grußwort hob Herr Dr. Benja- min Limbach, Minister der Justiz des Landes Nord- rhein-Westfalen, nicht nur die theoretische Bedeut- samkeit von Freiheit an sich hervor, sondern ermun- terte die Preisträgerinnen und Preisträger ganz konkret, sich selbst für diesen Wert starkzumachen und einzustehen und in jedem Fall durch die Aus- übung ihres Wahlrechts zu einer gelebten Demokratie beizutragen. Sodann begrüßte Herr Christian Friehoff, Vorsitzender des Landesverbandes DRB NRW, die zahlreich erschienenen hochrangigen Vertreter der nordrhein- westfälischen Justiz und insbesondere die fünf teils weit angereisten Mitglieder der Familie Gauger. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Verband seit weit über einem Jahrzehnt den stets zum Internationalen Tag der Menschrechte ausgelobten Preis in Gedenken an den Juristen Martin Gauger an engagierte Schülerin- nen und Schüler des Landes verleihen kann. Als Gastgeber und Vorsitzender der Jury berichtete sodann Herr Dr. Werner Richter, Präsident des Ober- landesgerichts Düsseldorf, über die freudige und her- Für eine ausgesprochen lebhafte und die Vielfältigkeit ausfordernde Aufgabe der Jury, aus der großen einer freiheitlichen Gesellschaft unterstreichende tän- Anzahl äußerst diverser Beiträge drei zu prämierende zerische Umrahmung der Preisverleihung trug sodann Arbeiten auszuwählen. Dabei würdigte Herr Dr. Rich- die Jugend-Tanzgruppe „Nameless Crew“ aus dem ter neben den drei Preisträgern zusätzlich das Enga- Geschwister-Scholl-Haus in Neuss Sorge. Sie brachte gement und die Beschäftigungstiefe der Schülerinnen mit ihren sommerlichen Rhythmen und schweißtrei- der Ethik-AG der Klasse 3 der Grundschule am Burg- benden Tanzeinlagen das Publikum ordentlich in weiher Swisttal-Buschhoven, deren Beitrag die mas- Schwung und lockerte die Anspannung der der Platz- siven Einbußen, die junge Menschen durch die Pan- vergabe entgegenfiebernden Preisträger auf. demie erleiden mussten, beeindruckend veranschau- lichte. Mit Blick auf die Zukunft appellierte er an die Die Platzierungen der Preisträger durfte schließlich jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, mit Verant- Frau Dr. Daniela Brückner, Staatssekretärin im Minis- wortung der eigenen Freiheit und der Freiheit der terium der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen, anderen zu begegnen. bekannt geben. Unter Verlesung der jeweiligen Jury- Begründung und verbunden mit einer herzlichen Ein- Für die Familie Gauger und den Namensgeber des ladung an die jugendlichen Preisträger, ihr Engage- Menschenrechtspreises ergriff Gerhard Gauger, Neffe ment für die freiheitliche demokratische Gesellschaft von Martin Gauger, das Wort. Er berichtete anschau- später gerne auch in Form eines Berufes in der Justiz lich über seine Eindrücke aus dem Konzentrationsla- des Landes auszuleben, überreichte sie den glückli- ger Buchenwald, in dem Martin Gauger bis kurz vor chen Preisträgern unter kräftigem Applaus ihre Urkun- seinem Tod interniert war und wo der Verlust der phy- den und Preisgelder. sischen Freiheit kaum hätte größer sein können. Umso beeindruckender sei es für ihn, dass sein Beim abschließenden geselligen Ausklang bei Punsch Onkel, der seine Freiheitsüberzeugung durch seine und Gebäck bestand für alle die Möglichkeit, die Entscheidung, als Assessor den Eid auf Hitler und preisgewürdigten Arbeiten sowie alle anderen einge- später auch seine Einberufung zum Wehrdienst zu reichten Beiträge in Ruhe zu besichtigen und span- verweigern, konsequent lebte, auch seiner von ihm nende Impulse für die eigene Auseinandersetzung mit wohl vorhergesehenen Ermordung psychisch unge- den Facetten des Freiheitsbegriffs mitzunehmen. brochen entgegentreten sei. Ausschnitte aus den Gewinnerbeiträgen sind im Inter- net unter www.martin-gauger-preis.de zu sehen. rista 1/2023 17
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