SCHULE - Lebenshilfe Münster e.V. Selbstvertretung - Na klar 30 Jahre Schrittwechsel Schulbegleitung Aktionstag Teilhabe für alle ...
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Ausgabe 2 /19 Lebenshilfe Münster e.V. Selbstvertretung - Na klar • 30 Jahre Schrittwechsel • Schulbegleitung Aktionstag Teilhabe für alle • Lebenshilfe mit neuem Leitbild SCHULE
In dankbarer Erinnerung an alle verstorbenen Mitglieder und Freunde der Lebenshilfe Münster. »Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern.« Immanuel Kant Im Namen der Lebenshilfe Münster - der Vorstand, die Geschäftsführung
VORWORT 1 Liebe Mitglieder und Freunde der Lebenshilfe Das Thema von diesem Rundbrief ist „Schule“. Meine Schulzeit ist zwar schon ein paar Jährchen her (20 Jahre, um genau zu sein), aber ich erinnere mich noch gut, es war eine schöne Zeit! Mir haben die Sport-AGs am meisten Spaß gemacht – und Erdkunde. Wir haben oft unsere Lehrer veräppelt, das war sehr lustig: einmal haben wir mit dem Key- board das Geräusch vom Feueralarm nachgemacht. Der Lehrer hat gedacht, dass die Schule brennt und wir mussten alle aus dem Klassenzimmer raus – und hatten erst mal keinen Unterricht mehr! Als ich noch zur Schule gegangen bin, gab es noch keine Schulbegleitung. Aber ich finde es gut, dass es die jetzt gibt. Ich bin gespannt, in diesem Rundbrief von anderen Schulgeschichten zu lesen und mehr über Schulbegleitung zu erfahren. In diesem Rundbrief sind aber auch noch viele andere Neuigkeiten aus unserem Verein, Berichte von Ferien- freizeiten und von dem 30-jährigen Jubiläum von Schritt- wechsel. Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß beim Lesen! Ihre Melanie Lux Vorstand Lebenshilfe Münster 02/19
INHALT 2 VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 TERMINKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Impressum LEBENSHILFE ALLGEMEIN Lebenshilfe Münster 20 Fragen an Heike Keute . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Team Lebenshilfe läuft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Herausgeber: Aktionstag Teilhabe für alle . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Lebenshilfe Münster e.V. 30 Jahre Schrittwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 30 Jahre Tanzgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Windthorststr. 7 Selbstvertretung - Na klar! . . . . . . . . . . . . . . . . 10 48143 Münster Unser neues Leitbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Tel.: (0251) 53 906-0 Fax: (0251) 53 906-20 ELTERNGRUPPE UKMDS www.lebenshilfe-muenster.de Sommerfest. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 info@lebenshilfe-muenster.de Wochenendausflug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Bankverbindung: WEITWINKEL Sparkasse Münsterland Ost Fortbildung zu Flucht, Migration und Behinderung . 13 BLZ 400 501 50 Kto-Nr.: 800 42 85 NETZSTECKER IBAN: DE55400501500008004285 Unterwegs im Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 BIC: WELADED1MST THEMA SCHULE Redaktion: Schulzeit von Opa Theo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Lothar Anters Meine Schulzeit - Kerstin Böhmert . . . . . . . . . . . 17 Kerstin Böhmert Interview mit Inga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Andrea Giebeler Einfach mittendrin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Pia Humborg Ein Wohnhaus macht Schule . . . . . . . . . . . . . . . 20 Jürgen Philipp Meine Schulzeit - Michael Angly . . . . . . . . . . . . 20 Jodokus Hackert Schulbegleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Katharina Könning FREIZEIT Anzeigen und Beratung: Trier - Eine Freizeit zwei Berichte . . . . . . . . . . . . 22 Andrea Giebeler Misselwarden / Meppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Lebenshilfe Münster C/O Pop-Festival . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Tel.: (0251) 53 906-0 Auf die Plätze fertig Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 info@lebenshilfe-muenster.de Sommerspaß 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Paris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Druck: Kart fahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Druckservice Roxel Herbst Kids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Raiffeisenstraße 1 Oktoberfest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 48161 Münster-Roxel Nutzerbefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Tel.: (02534) 62 11-0 Spiekeroog und Schweden. . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Erscheinungsweise: JULE CLUB Zweimal jährlich im Frühjahr und Mitgliederversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Herbst Im Allwetterzoo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Musical Dschungelbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Erscheinungsort/Vertrieb: Erhältlich kostenfrei für alle Mitglie- WOHNEN der sowie in der Stadt Münster an Rente und AUW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 diversen Stellen. Neue Teamleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Rezepte aus dem Edelbach . . . . . . . . . . . . . . . . 34 TIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 BEITRITTSERKLÄRUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 02/19
TERMINKALENDER 3 Lebenshilfe allgemein Spielgruppe „Unser Kind mit Down-Syndrom“ Jeden 4. Mittwoch im Monat ab 16:00 Uhr WIM Gemeindehaus der Friedenskirche, Zum Erlenbusch 15 Informationsaustausch für Kontakt: Andrea Giebeler (0251) 628096 Menschen mit Behinderung, die in Selbstvertretungsgremien Kita Kids aktiv sind. Eltern von Kindern mit Down-Syndrom (1-6 Jahre) und Paul-Gerhardt-Haus, Friedrichstr. 10 deren Geschwisterkinder Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 Jeden ersten Mittwoch im Monat, 16:00–17:30 Uhr 24.01., 13.03., 05.06., 11.09., 13.11.2020 Integrativer Montessori-Kindergarten Münster Bei Interesse bitte der Gruppe „Kita Kids“ auf der Home- Münster-Marathon page www.unser-kind-mit-down-syndrom.de beitreten. Lebenshilfe läuft – mit drei Staffeln! Wann: 20. September 2020, ab 09:00 Uhr Alle Termine der Elterngruppe „Unser Kind mit Down-Syn- Anmeldung: Katharina Könning (0251) 53906-18 drom“ sind zu finden unter: www.unser-kind-mit-down-syndrom.de Bereich Wohnen Bereich Familie AUW-Stammtisch-Stadt 2. Freitag im Monat ab 17:30 Uhr Eltern-Kind-Gruppe „Lebenslichter“ Restaurant Wolters, Hammer Str. 37, Münster Treffpunkt wechselnd privat Kontakt: Doris Arendt (02581) 784602 AUW-Stammtisch-Gievenbeck Daniela Bruns (0251) 6250782 Letzter Freitag im Monat ab 18:00 Uhr, Restaurant Hüerländer, Twerenfeldweg 6, Offener Eltern-Kind-Treff für besondere Kinder MS-Gievenbeck Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat, 9:30–11:00 Uhr Nicht während der Ferien. AUW-Frauentreff Begegnungsstätte der Lebenshilfe, Windthorststr. 7 Meistens am 1. Freitag im Monat ab 16:00 Uhr Kontakt: Andrea Giebeler (0251) 53906-0 Kontakt: Brigitte Collins 01577 4386794 Das Angebot ist kostenlos. Doris Rocklage 01577 4386795 Sommerfest im Wohnnest Freizeitbereich Wann: 06. Juni 2020 Dauvemühle, MS-Kinderhaus Disco in der Sputnikhalle für Tanzbegeisterte ab 16 Jahre! Jugendliche unter 16 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Bereich UKMDS 17:30–20:30 Uhr Sputnikhalle, Am Haverkamp 31 c, Eintritt: 5,00 € Arbeitstreffen der Elterngruppe „Unser Kind mit Kontakt: Theresa Neuser (0251) 53906-57 Down-Syndrom“ 14.02., 17.04., 10.07., 28.08., 09.10.2020 Bei Interesse bitte der Gruppe „Arbeitstreffen“ auf der Homepage www.unser-kind-mit-down-syndrom.de Disco im Jovel beitreten. Für alle Jovelfreunde Disco im Jovel Jovel, Albersloher Weg 54, Eintritt: 5,00€ Väterstammtisch der Elterngruppe „Unser Kind Kontakt: Theresa Neuser (0251) 53906-57 mit Down-Syndrom“ 08.05., 11.12.2020 Bei Interesse bitte der Gruppe „Väterstammtisch“ auf der Homepage www.unser-kind-mit-down-syndrom.de Offenes Café im Hansahof beitreten. Kaffee und Gebäck, Spiel und Spaß, Kegeln und Ge- spräche, nette Leute … Mütterstammtisch der Elterngruppe „Unser Kind Meistens jeden 1. und 3. Sonntag im Monat, mit Down-Syndrom“ 15:00–17:00 Uhr Bei Interesse bitte der Gruppe „Mütterstammtisch“ auf Hansahof, Aegidiistr. 67, Eintritt frei! der Homepage www.unser-kind-mit-down-syndrom.de Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 beitreten. 02/19
TERMINKALENDER 4 Karnevalsparty Projekte Die Supersause der Superhelden! Wann: 08.02.2020, 15:00–18:00 Uhr NetzStecker Jovel, Albersloher Weg 54, Eintritt 5 Euro Beratung rund um Smartphones, Tablet und Internet Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 Jeden Mittwoch, 16:00 Uhr–18:00 Uhr Jeden Donnerstag, 11:00 Uhr–13:00 Uhr Samstagsausflug Geschäftsstelle der Lebenshilfe für Erwachsene ab 18 Jahren, bevorzugt für Menschen Kontakt: David Krützkamp und Johannes Benedix mit höherem Unterstützungsbedarf (0251) 53906-23 Bitte auf Flyer achten! Anmeldung: Hanna Lambers (0251) 53906-32 Fachtag "Techniksachen" Workshops zu den Themen YouTube, Coding, Flirt-Por- fabelhaft und neu (FUN) tale im Internet usw. Der Jugendtreff der Lebenshilfe Münster Wann: 08.04.2020 ab 9:00 Uhr Montags, 16:00 Uhr–17:30 Uhr VHS Münster Wuddi, Idenbrockplatz 8, Kinderhaus Kontakt: David Krützkamp und Johannes Benedix Anmeldung: Theresa Neuser (0251) 53906-57 (0251) 53906-23 Gamer-Treff WeitWinkel Für Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund Dienstags, 14:00 Uhr–15:30 Uhr Dienstags, 10:00 Uhr–11:00 Uhr Papst-Johannes-Schule, Kinderhaus Mittwochs, 14:00 Uhr–15:00 Uhr Anmeldung: David Krützkamp, (0251) 53906-29 Geschäftsstelle der Lebenshilfe Kontakt: Katharina Könning (0251) 53906-18 müK – Kneipenchor Trinken und Trällern im Bohème Boulette, Hansaring Salam für alle Neue Sängerinnen und Sänger sind jederzeit willkommen! Workshop im Rahmen der Münsteraner Wochen gegen Freitags, 18:00 Uhr–19:00 Uhr (unregelmäßig, genaue Rassismus Termine bitte erfragen) 29.03.2020, 15:00 Uhr–17:00 Uhr Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 elbén, Scharnhorststraße Kontakt: Katharina Könning (0251) 53906-18 Friedensspiele Auf dem Gelände der DJK-Sportschule Bitte achten Sie auch auf unsere Flyer! Wann: 20.06.2020 Alle Termine finden Sie außerdem unter dem Kontakt: David Krützkamp, Tel.: (0251) 53906-29 Stichwort "Aktuelles" auf unserer Homepage unter: Aktivitäten mit dem JULE-Club www.lebenshilfe-muenster.de Für alle interessierten Menschen mit und ohne Behin- derung, ab 16 Jahre. JULE-Radtour: 16.05.2020, 08.08.2020, 11:00-16:00 Uhr Treffpunkt: Halle Münsterland JULE-Osterbrunch: 13.04.2020 Bitte auf Flyer achten Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 Schwimmausbildung mit der DLRG Dienstagnachmittags 17:15 Uhr–18:15 Uhr und 17:45 Uhr–18:45 Uhr, einschließlich Aus- und An- kleiden. Nicht während der Ferien! Papst-Johannes-Schule, Diesterwegstraße Kontakt: Jutta Janek (02533) 540 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 5 20 Fragen an Heike Keute Koordination Wohnhaus Edelbach Wo ist Ihr Lieblingsort in Münster? Wenn Sie eine Superkraft aussuchen könnten, Der Aasee; zu jeder Jahreszeit gut aufzusuchen und welche wäre es? für mich mit tollen Erinnerungen verbunden: Teleportation! Von einem auf den anderen Moment an habe dort schon chillige Tage und Abende verbracht einem anderen Ort zu sein wäre klasse und würde vie- und bin Runde für Runde um diesen mit Kinderwagen les einfacher machen. gelaufen. Herrlich! Was würden Sie gerne noch lernen? Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten? Auf Fingern pfeifen und Motorrad Fahren! Als Bei- Ich spiele gern Tennis (am liebsten draußen) und be- fahrer bzw. „Mitfahrerin“ habe ich schon Erfahrung gleite super gern die Funkys zu ihren Auftritten und sammeln dürfen … aber eine echte Bikerin zu sein, … Shows. dazu hätte ich Lust. Was würden Sie einem Besucher in Münster un- Worüber können Sie lachen? bedingt zeigen? Über vieles! Am besten über mich selbst und all die Auf jeden Fall den Dom und die Lambertikirche. kleinen täglichen Dinge, die so „paddelig“ schief ge- Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? hen können! Mit Kellnern und Thekendiensten in einer kleinen Knei- Welches Tier wären Sie gerne? pe in meinem Heimatort in Niedersachsen. Ein Faultier. Wofür haben Sie es ausgegeben? Was müsste man noch erfinden? Hmmm … vermutlich für Partys. Einen Teleporter. Was ist für Sie vollkommenes Glück? Was war früher Ihr Lieblingsfach in der Schule? Gesund und munter mit meiner Familie zu Hause zu Sport. sein und es sich richtig gemütlich dort zu machen. Was macht Ihnen Angst und Sorgen? Polarisierungen, die die unantastbare Menschenwürde in Frage stellen. Welchen Beruf würden Sie nie ausführen wollen? LKW- oder Busfahrerin; ich habe echt Hochachtung vor dem Rangieren mit diesen Kolossen. Welches Buch möchten Sie unbedingt noch lesen? Kristus von Robert Schneider. Wer ist Ihre Lieblingsfigur aus Film oder Literatur? Sherlock Holmes. Was ist Ihr Lieblingsgericht? Am liebsten esse ich holländische Spezialitäten … haupt- sache frittiert. Wer waren die Helden Ihrer Kindheit? Neben „Pippi Langstrumpf“, „Silas“ und „Manni, der Libe- ro“ waren es doch hauptsächlich meine Großeltern und deren Geschichten über Erlebtes. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Am Ende wird alles gut - und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. Was verzeihen Sie anderen Menschen am ehesten? Eigentlich bin ich wenig nachtragend, so dass ich vie- les verzeihen kann. Natürlich gibt es Erlebnisse, die ich nicht so leicht abschütteln kann und entsprechend Emotionen und negative Vibes. 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 6 Team Lebenshilfe läuft Auch in 2019 war der Münster-Marathon wieder ein fes- ter Bestandteil des Lebenshilfe-Jahreskalenders und so gingen am 08. September zwei Staffelteams und (erst- mals) eine Einzelläuferin in den weiß-blauen Farben an den Start. Für einige Mitglieder unserer Staffeln und auch für mich war es das erste große Lauf-Event und wie hoch die Teilnehmerzahlen waren, wurde uns bereits mor- gens am Treffpunkt vor dem Schloss bewusst. Dem- entsprechend stieg so langsam auch die Nervosität, während, teils noch ein wenig verschlafen, die letzten Startnummern an Trikots befestigt wurden und unsere Einzelläuferin Katharina mit den besten Wünschen auf ihre Solostrecke verabschiedet wurde. Wenig später ging es dann auch für unsere beiden - sogar noch ein kleiner Schlussspurt drin, bevor ich den Startläufer Saskia und Konstantin der Straße vor dem Staffelstab (in Form eines kleinen armbandähnlichen Schlossplatz und damit dem Beginn des Staffelmara- Sensors) an unsere Schlussläuferin Hanna weitergeben thons entgegen. Die übrigen Läuferinnen und Läufer konnte. strömten nun zum ersten Wechselpunkt oder zu den Dann hieß es kurz durchschnaufen und Ausschau nach Shuttlebussen. Zweitere waren auch Anlaufstelle für unserer Volldistanzläuferin Katharina halten, um viel- David und mich, um zu unserem Wechselpunkt nach leicht noch ein wenig moralische Unterstützung zu Nienberge zu gelangen. leisten. Wie sich zeigte, war diese nicht einmal nötig, Kaum dort angekommen, zischten auch schon die Läu- als sie wenig später fit und gut gelaunt an uns vorbei- fer des Führungsfeldes des Marathons an uns vorbei zog. Kurz danach hatte auch David seinen Strecken- und das nach nur etwas mehr als einer Stunde! Da teil erledigt und an unseren zweiten Zielläufer Sven konnten wir nur bewundernd und respektvoll hinter- übergeben. Wir machten uns schnell auf in Richtung herschauen. Für uns wurde es Zeit, uns im Gewusel Shuttlebusse zurück in die Stadt. Vielleicht würden wir des Wechselpunkts einzureihen und bevor wir über- es ja noch passend zum Zieleinlauf unserer Mitläufer haupt richtig dort angekommen waren, tauchte auch schaffen. schon mein Vorläufer Malte aus der Menge auf. In al- Am Prinzipalmarkt angekommen wurde jedoch schnell ler Hektik wurde der Staffelstab getauscht und es ging klar, wie unrealistisch dieses Vorhaben war. Bei Volks- auch für mich auf die Strecke, während David noch ein feststimmung und mehreren tausend jubelfreudigen wenig länger auf Vorläuferin Laura warten durfte. Zuschauern gab es kein Durchkommen zur Ziellinie. Mit dem Abschnitt von Nienberge nach Roxel hatten So machten wir uns auf den Weg zu unserem Staffel- wir auf das ruhigere Teilstück gehofft, aber es wurde treffpunkt am Domplatz, wo wir mit dem obligatori- schnell klar, dass dies eine Fehleinschätzung war. Auf schen (alkoholfreien) Weizen zufrieden und ein wenig der ganzen Strecke wurde man von Zuschauern aller erschöpft mit dem Team auf unseren gelungenen Lauf Altersklassen mit Trommeln, Trompeten, Rasseln und anstoßen konnten. kräftigen Stimmen angefeuert was das Zeug hielt, so dass die etwas mehr als 10 km wie im Flug vergin- Was bleibt, ist ein unvergesslicher Tag mit einer ge- gen. So war dann - getragen von den vielen Menschen hörigen Portion Glückshormone, einem unvergleich- lichen Teamgeist und vielen schönen und spannenden Ein- drücken, die mich unsportli- chen Menschen vielleicht auch im nächsten Jahr wieder mit an den Start gehen lassen. Tobias Pelz 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 7 Aktionstag «Teilhabe für alle» Am 10. September 2019 fand bei den Stadtwerken ein Aktionstag statt. Diese Veranstaltung fand statt, um daran zu erinnern, dass nun 10 Jahre die UN - Behinderten - Rechtskon- vention besteht. Schwere Sprache: UN - Behinderten - Rechts - Konvention. Leichte Sprache: Es gab Workshops, an denen jede/r teilnehmen konn- Rechte von Menschen mit Behinderungen te. vereinbaren. Einer von dem Projekt „NetzStecker“ und den Stadt- Doch es gibt weiterhin viel Arbeit. werken, über die neue Münster-Fahrplan App. In leich- Wir wollten mit der Veranstaltung alle Menschen ter Sprache. ansprechen. Draußen stand ein Busfahrer, der einlud in den Bus zu Sagen und zeigen, dass es uns gibt. kommen. Das war vor allem für Rollstuhlfahrerinnen Wir möchten sehen und gesehen werden. und -fahrer interessant. In erster Linie geht es um uns Menschen mit Unser Oberbürgermeister Herr Lewe sprach eine Rede. Behinderungen. Genauso wie der Geschäftsführer der Stadtwerke. Bei der Veranstaltung waren viele Tische. Viele Gruppen und Vereine waren dabei. Wo sich Gruppen und Vereine vorstellten. Wie: Diese Gruppen und Vereine durfte man ansprechen. • Lebenshilfe (NetzStecker) Die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner • KIB informierten über sich. • WiM = Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten in • Wir möchten weiterhin unsere Meinungen sagen. Münster • Wir möchten, dass man uns zuhört. • Klinke • Wir möchten selber mit bestimmen. und viele, viele mehr. • Wir möchten Barrierefreiheit. Wir, die WiM, haben auch mit gemacht. • Wir möchten uns unter "normalen Menschen" Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich fand es bewegen. interessant. Die KIB = Kommission zur Förderung der Inklusion von Uns geht es vor allem um: Leichte Sprache. Menschen mit Behinderungen, lud zu der Veranstaltung ein. Vielen Dank an alle, die geholfen haben. Egal, wie. So wie auch: Sozialamt, Stadtwerke und die Danke an die Besucherinnen und Besucher. Selbsthilfe - Kontaktstelle. Ein extra Dankeschön, an die Stadtwerke. Schwere Sprache: Danke dass wir dort sein durften. KIB = Kommission zur Förderung der Inklusion Danke fürs essen und trinken. von Menschen mit Behinderungen. Und ein extra Danke an die Vorbereitungs-Gruppe. Leichte Sprache: Denn ohne uns hätte es die Veranstaltung nicht Gremium von Menschen mit Behinderungen. gegeben. Auch an die Rheuma-Elfen, danke. Denn ihr Als Vertreterinnen und Vertreter. Auftritt lockerte das ganze etwas auf. Es gab viele interessante Begegnungen. Viele Gespräche und man lernte einiges dazu. Elke Falk 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 8 30 Jahre Schrittwechsel Eine Tanzcompany, geleitet von meiner Freundin Doris Gillmann Doris und ich tanzen schon viele Jahre zusammen, ha- ben zusammen die Ausbildung zur integrativen Tanzpä- dagogin gemacht. Damals waren auch schon die Anfän- ge von Schrittwechsel, allerdings gab es für die Gruppe noch keinen Namen. Was im Vordergrund stand war zunächst, ein solides tanzpädagogisches Handwerks- zeug zu erlernen. Als Doro Schrittwechsel gegründet hatte, war es be- stimmt noch nicht üblich,dass behinderte Menschen Tanzkunst auf der Bühne zeigen. Ja, Tanzkunst, Men- schen mit Behinderung, die unter Anleitung Choreogra- fien entwickeln, kreativ sein dürfen. Ihre ganz eigene Art tänzerisch entfalten. Mir war nicht bekannt, dass Menschen mit geistiger Behinderung so etwas können!!! Wie gesagt, das ist 30 Jahre her! Wir (Company Flat is back) und Schrittwechsel haben dann begonnen, uns Tanz-Abende zu teilen. Meistens fan- den diese Abende im Pumpenhaus statt. Ein Komitee schaute sich solch einen Abend an und nun sind Schritt- wechsel seit vielen Jahren ein fester Bestandteil vom Tanzfestival. Doro sagte damals zu mir, sie möchte für ihre Gruppe kein Mitleid oder dass Menschen "vorgeführt" werden. Eine eigene Ästhetik und ernsthafte Arbeit, die den „normalen“ Menschen aufzeigt, das auch Menschen mit geistiger Behinderung in der Lage sind ihren Ausdruck zu finden. Für die Gruppe, das kann man sagen, ist die gemeinsame Tanzarbeit ein ganz wichtiger Teil ihres Lebens gewor- den. Viele Auftritte, Choreos, die berühren, überraschen, mit Charme performt: Schrittwechsel ist ein lebendiger Teil der Münsteraner Tanzszene. Für den Tanzparcours tanzen wir (die TanzRaum Gruppe ) mit Schrittwechsel zusammen. Doris und ich entwi- ckeln eine Choreo, jede Gruppe übt für sich. Dann treffen wir uns und bringen alles zusammen. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, teilen und freuen uns über die gemeinsame Zeit. Was ich von Doris und Schrittwechsel gelernt habe ist LEBENSFREUDE und tanzen, tanzen, tanzen. Danke Doris, danke Schrittwechsel - auf die nächsten 30 Jahre! Ruth Trautmann (TanzRaum Münster) 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 9 30 Jahre Schrittwechsel Als die Gruppe im Herbst 1989 unter der Leitung von 30 Jahre Tanzgeschichte! Doris Gillmann erste „Gehversuche“ machte, war eine Tanzgruppe von Menschen mit Behinderung ein absolutes Unikum. Aber der spezielle Schrittwechsel- Rhythmus war schnell gefunden und es dauerte nicht lange, bis „Schrittwechsel“ die ersten großen Auftritte im Pumpenhaus und im Jovel hatte. Eine kleine Reise durch die verschiedenen Stücke der vergangenen Jahre gab es bei der Mitgliederaktion „Tanzbar“ im Café Lorenz. In geselliger Atmosphäre zeigten die „Schrittwechsler“ ihr Können und wurden von Doris Langenkamp für 30 Jahre erfolgreiche Tanz- geschichte geehrt. Happy Birthday, Schrittwechsel! Das kleine große Schrittwechsel-Quiz 1. Schrittwechsel treten nicht nur in Münster auf! 2006 8. Was feiern Schrittwechsel jedes Jahr am 29. April? hatte Schrittwechsel einen Auftritt in Köln bei einer gro- a) Den Welttanztag ßen Feier. Der Anlass der Feier war: b) Den Geburtstag von Doris Gillmann a) Meisterschaft im Kölsch-Trinken c) Die Erfindung schwarzer Tanz-Schläppchen b) Der Geburtstag von Angela Merkel c) Die Fussball - WM für Menschen mit Behinderung 2. In ihre Tänze bauen die „Schrittwechsler“ manchmal Gegenstände aus dem Alltag ein. Welchen Gegenstand haben sie beim Tanzen noch NICHT benutzt? A) Koffer B) Wischmopp C) Toilettenpapier 3. Wo trainieren Schrittwechsel? 9. Schrittwechsel lassen sich jedes Jahr eine neue Cho- a) In der Geschäftsstelle reographie einfallen. Wie heißt ein Stück von Schritt- b) Im Martini-Jugendheim wechsel? c) In der Alten Dechanei a) „Bitte nicht setzen“ b) „Bitte nicht rauchen“ 4. Wie viele Männer haben bisher in der 30-jährigen c) „Bitte leise sein“ Geschichte bei Schrittwechsel insgesamt mitgetanzt? A) 2 B) 6 C) 3 10. Schrittwechsel haben 2017 Unterstützung von zwei Choreographen vom Münsteraner Tanztheater bekom- 5. In welchem Jahr sind Schrittwechsel das erste Mal men. Wie heißen die beiden Tänzer? beim Tanzfestival aufgetreten? a) Micky und Minnie A) 1993 B) 2001 C) 1999 b) Jason und Liz c) Donald und Daisy 6. In welchem Kostüm sind Schrittwechsel schon einmal aufgetreten? A) Schlaf-Anzug B) Bade-Anzug C) James-Bond-Anzug 7. Wo tanzen Schrittwechsel hier? A) Auf dem Hundewohlfühlhof 6 a), 7 c), 8 a), 9 a), 10 b) B) Auf dem Elefantenwohlfühlhof 1 c), 2 c), 3 B), 4 b), 5 a), C) Auf dem Sauwohlfühlhof Lösungen: 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 10 Unser Ausflug nach Leipzig Ende August sind wir mit Edith, Nadine, Anne, Christian und Doris Langenkamp nach Leipzig gefahren. Wir sind mit dem Zug gefahren! Wir sind da zu einer Tagung von der Bundesvereinigung Lebenshilfe gefahren. Weil wir im Lebenshilferat sind, wollten wir gerne an der Tagung teilnehmen. Der Titel von der Tagung war nämlich „Selbstvertretung – na klar!“. Wir haben in einem guten Hotel gewohnt, das war ganz in der Nähe von Tagungszentrum und wir konnten über- all zu Fuß hingehen. Bei der Tagung waren 700 Leute aus ganz Deutschland. Auch einer aus England war da, der ist extra herübergeflogen. Es gab verschiedene Ar- beitsgruppen. Edith und Nadine waren zum Beispiel in einer Sing-Gruppe. Wir, also Melanie und Markus, wa- ren in ganz vielen verschiedenen Gruppen. Über Selbst- vertretung zum Beispiel und über Leichte Sprache. Wir haben uns auch ein paar Bücher in Leichter Sprache bestellt, die wir jetzt auch im Lebenshilfe-Rat und im JULE-Club vorstellen wollen. Nach den Workshops hat uns hinterher der Kopf geraucht – aber auch, weil es so warm war! Es war aber auf jeden Fall echt interessant und es hat Spaß gemacht. Wir haben auch viele andere Leute kennengelernt. Abends sind wir essen gegangen und haben gemütlich zusammengesessen. Von Leipzig konnten wir auch ein bisschen was sehen, eine schöne Stadt! Auf der Rückfahrt gab es Probleme mit den Zü- gen, aber irgendwann waren wir auch wieder zurück in Münster! Wir möchten der Lebenshilfe Münster dafür danke sa- gen, dass sie uns Selbstvertretern diese Reise möglich gemacht hat! Melanie Welter und Markus Ahlers Foto: Lebenshilfe (C. Doller und B. Proschak) Selbstvertretung · Na klar! Für sich selbst sprechen, Rechte einfordern und die Dinge verändern? Ist das auch was für Menschen mit Beeinträch- tigung? Die Bundesvereinigung Lebenshilfe hat in ganz Deutsch- land Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter gesucht, die darauf eine einfache Antwort haben: „Na klar.“ Zu gewinnen gab es unter anderem eine Postkarte mit dem eigenen Motiv – und gewonnen hat (na klar!) unser „Mr. Selbstvertreter“ Michael Angly! 02/19
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 11 Lebenshilfe Münster mit neuem Leitbild Was ist der Kern der Lebenshilfe Münster? Wer sind wir und wofür stehen wir? Mit diesen Fragen hat sich die Lebenshilfe in den vergangenen Monaten intensiv beschäftigt. Wir hatten zwar ein Leitbild, aber eines, das schon etwas in die Jahre gekommen war. Es gab eine Fassung in schwerer und eine Fassung in leichter Sprache – das wollten wir ändern. Unser Ziel: ein Leitbild für alle, kurz und unkompliziert. Deshalb haben wir uns die Zeit genommen, gemeinsam zu beschreiben, was uns wichtig ist. Vorstand, Geschäfts- führung, Lebenshilferat, JULE-Club, Mitarbeitende – wir alle haben uns Gedanken gemacht, haben diskutiert, uns beraten und sind schließlich auf eine Antwort gekommen: „Besonders normal – das sind wir!“ Bei der letzten Mitgliederversamm- lung konnte das neue Leitbild vor- gestellt werden. Die Broschüre, die es in gedruckter Form und online auf unserer Homepage gibt, erklärt in klaren Aussagen und mit vielen Fotos, was unserem Verein wich- tig ist. Bei den Mitgliedern kam die Broschüre gut an – das freut uns als Vorstand sehr. Ebenso freuen wir uns über das entgegengebrachte Vertrauen der Mitgliederversamm- lung, die uns für weitere drei Jahre im Amt bestätigt hat. Wir nehmen die positive Resonanz als zusätzli- che Motivation, weiter gemeinsam für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu arbeiten! Für den Vorstand, Doris Langenkamp 02/19
ELTERNGRUPPE UKMDS 12 Sommerfest In der kälteren Jahreszeit erinnert man sich doch noch gerne an das Sommerfest der Elterngruppe! Da man an einem bewährten Rezept bekanntlich nicht viel ändern soll, waren in diesem Jahr auch wieder alle belieb- ten Attraktionen der Vorjahre am Start: Hüpfburg, Tret-Autos, Pop-Corn-Maschine, Grill mit selbstgemachter Currywurst-Sauce à la Dense und natürlich der Zauberkünstler David Ci. Der perfekte Rahmen zum ausgiebigen Spielen und Austauschen! Matthias Tonhäuser Wochenend-Ausflug Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Recht hat er, der Goethe! Darum ging der Wochen- end-Ausflug der Elterngruppe in diesem Jahr auch nicht bis an die Nordsee, sondern „nur“ ins nah gelegene, rund eine Autostunde von Münster entfernte Bad Essen. Zehn Familien mit insgesamt 37 Teilnehmern machten sich auf den Weg in die beschauliche Kurstadt östlich von Osnabrück. Belohnt wurden sie mit herrlichem, spät- sommerlichen Wetter, einer guten Unterkunft und einer tollen Atmosphäre. Besonders in Erinnerung bleiben wird das gemeinsame Stockbrotbacken, die Ausflüge zum Abenteuer-Spielplatz in Bad Essen und das gemeinsame Eis-Essen! Matthias Tonhäuser 02/19
WEITWINKEL 13 Fortbildung zu Flucht, Migration und Behinderung der Lebenshilfe Münster und Handicap International „Unterlagen, Unterlagen, Unterlagen“: Mohamad Jolo Neben dem persönlichen Erfahrungsbericht von Mo- lacht, als er von seinen ersten Monaten in Deutschland hamad Jolo standen Fachvorträge zu der Situation von erzählt. geflüchteten Menschen mit Behinderung ebenso auf Eine der größten Hürden nach seiner Ankunft seien die dem Programm wie eine Einordnung der rechtlichen vielen Zettel gewesen, die er habe ausfüllen müssen. Rahmenbedingungen und Diskussionen zu den Begrif- Jolo ist von Geburt an blind, vor vier Jahren aus seiner fen Integration und Inklusion. „Außerdem möchten Heimat Syrien nach Deutschland geflüchtet und lebt wir den Fachkräften der Behinderten- und der Flücht- seitdem in Köln. Trotz aller Formulare und Anträge lingshilfe die Gelegenheit geben, sich auszutauschen habe erst nach zwei Jahren der zuständige Sachbe- und Möglichkeiten der Zusammenarbeit abzustecken“, arbeiter angerufen und erschrocken festgestellt: „Sie erklärt Katharina Könning vom Projekt „WeitWinkel“ sind ja blind!“ Bei der Fortbildung „Alles eine Frage der der Lebenshilfe, denn: „Man muss einfach voneinan- Perspektive“ berichtet Jolo aber nicht nur von Proble- der wissen!“. men, sondern auch von der zielgerichteten Unterstüt- Bei der abschließenden Diskussionsrunde mit gelin- zung, die er bei der Wohnungssuche und schließlich bei genden Praxisbeispielen aus der Region fasst Fred- der Familienzusammenführung bekommen hat. dy Talarico vom JULE-Club den Kern der Fortbildung Zu der zweitägigen Veranstaltung eingeladen hatte die zusammen: „Jeder Mensch mit Behinderung hat das Lebenshilfe Münster in Kooperation mit dem weltweit Recht auf Hilfe, egal woher er kommt!“ tätigen Verein Handicap International, um gemeinsam mit Fachkräften der sozialen Arbeit die Themen Flucht, Migration und Behinderung genauer zu beleuchten. Gesuch © xxxxx Mein erwachsener Sohn mit geistiger Behinderung Flucht. Migration. Behinderung. und ich suchen in Münster (gerne Münster Süd / Alles eine Frage der Perspektive? Mitte) einen ruhigen und vor allem empathischen Hausarzt oder –Ärztin, der/die noch zuhört und vor allen Dingen mit Behinderung umgehen kann Eine Fortbildung für Fachkräfte der Flüchtlingshilfe, der Migrationshilfen und der Einrichtungen für und der einem Menschen mit Behinderung auch Menschen mit Behinderungen mal die 5 Min. mehr Zeit schenkt!! Wenn Ihr uns einen Tipp geben könnt, wäre das toll! muensterfan@t-online.de 13. und 14. November 2019 Brigitte und Jonathan Collins Bürgerzentrum Bennohaus Bennostraße 5 48155 Münster 02/19
NETZSTECKER 14 NetzStecker unterwegs - runter vom Sofa und ab ins Museum! … aber nicht in irgendein Museum, • ein Erdbebensofa, wo man selbst Fall ganz besonders an die Stiftung sondern ins Universum in Bremen. spüren kann, wie sich ein Erdbe- Lebenshilfe, die den Ausflug durch Das Universum ist ein großes Mit- ben anfühlt die Finanzierung des Reisebusses mach-Museum. Auf drei Ebenen • eine Video-Kamera, die die Ge- und der Begleitpersonen ermög- kann man ganz viele Dinge aus- sichtszüge erkennt und deuten licht hat. Danke an alle Menschen, probieren – rund um die Themen kann die mitgefahren sind – das war ein Technik, Mensch und Natur. Das ist … und noch so viel mehr verrückte sehr schöner Tag! natürlich voll das Ding der Netz- Sachen! Noch ein Tipp: Wer mag, kann Stecker! unser kleines Werbevideo für den Das Besondere an unserem Toll war auch, dass viele Menschen Ausflug unter: Ausflug: Wir waren sehr vie- als Begleitpersonen mitgekommen www.lebenshilfe-muenster.de le Menschen! Da knapp 40 Leute sind. So konnten sie unterstüt- anschauen. Bis es dann beim nächs- nicht in einen Bulli passen, haben zen, die ganzen Mitmachangebote ten Mal wieder heißt: wir einen Reise-Bus gemietet. Das zu nutzen, Experimente zu erklä- „Runter vom Sofa – und …“ war richtig cool! Der Reise-Bus war ren und einfach gemeinsam Spaß barriere-frei, sodass alle Menschen haben. Nachdem unser Busfah- gut ein- und aussteigen konnten. rer Rolf auf der Rückfahrt in vie- Im Museum selbst gab es so viele le schlafende und müde Gesichter Sachen zu machen und zu entde- blicken durfte, sind kurz vor Müns- cken, dass der eine Tag fast schon ter alle wieder aufgewacht – und zu kurz war: unter großem Applaus für Rolf wie- • eine Blitz-Maschine, in dem man der wohlbehalten in die Heimat durch eigene Muskelkraft Blitze eingefahren. erzeugen kann • ein Musiktisch, auf dem man mit Herzlicher Dank geht an die Aktion Formen Klänge und Rhythmen Mensch für die Förderung des Pro- erzeugen kann jekts „NetzStecker“ und in diesem 02/19
NETZSTECKER 15 Bericht von Kira Am 28.9.19 haben wir uns morgens gegen 9:00 Uhr am Gleis 22 getroffen und sind kurze Zeit später mit einem Reisebus und ein netten Busfahrer nach Bremen gefahren. Natürlich haben wir zwischendurch eine Pause von 25 Minuten gemacht. Dann sind wir weiter gefahren nach Bremen. Dort angekommen haben einige versucht, ein echtes Auto hochzuheben – das war echt cool. Währenddessen hat David die Eintrittskarten geholt. Anschließend haben einige ihre Jacken und Taschen eingeschlossen. Danach sind wir zum Vortragsraum gegangen wo uns ei- niges über das Universum erklärt wurde. Danach sind wir in Gruppen durch das Universum gegangen und haben sehr viele verschiedene Sachen ausprobiert. Es gab vier verschiedene Themenbereiche: ein Bereich Natur, ein Bereich Technik und ein Bereich Mensch. Man konnte sich auf ein Sofa setzen und dann bekam man das Gefühl, als sei gerade ein Erdbeben erstanden. Man konnte auch schauen, wie der menschliche Körper funktioniert. Und es gab Technik von früher und heutzutage. Draußen gab es auch einige Themen: Wasser und Luft. Man konnte in einen Turm gehen und bis in die Ferne gucken und auf den Weg nach oben sehr viele Sachen ausprobieren. Außerdem gab es eine Sonderausstellung „Der mobile Mensch“. Da konnte man selbst entscheiden, wie die Wege sind, Entscheidungen treffen und in die Zukunft blicken obwohl man eigentlich nicht ganz genau weiß was auf einen zukommt. Die Ausstellung läuft noch bis zum 26.08.20 Am Nachmittag sind wir dann wieder nach Münster gefahren wo wir gegen Abend ankamen und von den Eltern, Betreuern abgeholt wurden. 02/19
THEMA SCHULE 16 Schulzeit von meinem Opa Theo Mein Opa ist Ende Juni 90 Jahre alt geworden. Er arbeitet noch jeden Tag in seiner Werkstatt und rahmt Bilder ein. Ich habe ihm beim Kaffeetrinken über seine Schulzeit interviewt und ihm diese 9 Fragen gestellt. Jodokus: Bist du gerne zur Schule gegangen? Opa Theo: Na ja, würde ich sagen … (Opa lacht) zu- nächst! Die ersten Jahrgänge, später nicht mehr. Jodokus: Hattest du einen Lieblingslehrer? Opa Theo: Ja, Lehrer Sprenger, der war sehr nett. Der erklärte vor allem recht gut. Jodokus: Hattest du einen gemeinen Lehrer? Opa Theo: Ja, ich hatte einen gemeinen Lehrer. Da ich nicht in der Hitler-Jugend war, die ja eigentlich damals Pflicht war, hatte er es immer auf mich abgesehen und wollte mich überreden, doch in die Hitler-Jugend zu gehen. Wenn wir morgens in die Schule kamen, hatte er sämtliche Tafeln vollgeschrieben über die National- sozialisten. Er schrieb, was das für tolle Typen waren usw. Er wollte mich bestrafen, indem er mir mittwochs und samstags nachmittags, wenn die anderen alle Hitlerjugenddienst hatten und ich nicht, jede Menge Hausaufgaben aufgab, auch zum Wochenende. Jodokus: Hattest du ein Lieblingsfach? Opa Theo: Später, beim Lehrer Hartwich, da hatten wir Werken, da haben wir ein Flugzeugmodell gebaut, das Modell hieß „Jungvolk“. Jodokus: Was war dein schlimmstes Fach? Opa Theo: Rechnen würde ich sagen, Mathematik schreiben. Wer einen Füller hatte …, das war schon sagte man damals noch nicht, das war Rechnen. etwas Besonderes. Jodokus: Was war in der Schule früher anders als In unserer Klasse wir hatten einen Jungen mit einer heute? Behinderung. Der ging damals nicht auf eine Sonder- Opa Theo: Wir hatten auch samstags Schule und schule, sondern war in unserer Klasse. Damals war mussten auch am Wochenende Hausaufgaben ma- es ganz normal, dass man mit einem Rohrstock ge- chen. Wir haben erst auf Schiefertafeln geschrieben schlagen wurde. Wir hatten einen Lehrer, der diesen und hinterher mit Feder und Tinte. Die Feder musste Jungen immer besonders bestraft hat. Immer wenn er man immer in das Tintenfässchen tauchen und dann die Antwort nicht wusste, hat dieser Lehrer den Jun- gen mit dem Rohrstock geschlagen. Manchmal ist der Junge dann weggelaufen und hat sich unter dem Tisch versteckt. Dann ist der Lehrer hinter ihm her gekro- chen um ihn zu schlagen. Das war sehr schrecklich. Jodokus: Hast du auch mal geschummelt? Opa Theo: Bestimmt! Ich hatte einen guten Nach- barn, Benno. Wir saßen beide nebeneinander in der Bank. Jodokus: Hast du deine Hausaufgaben manchmal auch auf der Toilette gemacht? Opa Theo: Nein, das hatte ich nicht nötig. (lacht) Jodokus: Kannst du dich an ein lustiges Erlebnis er- innern? Opa Theo: Nein, da gab es nichts Lustiges… Jodokus Hackert 02/19
THEMA SCHULE 17 Meine Schulzeit Als ich sechs Jahre alt war, bin ich in Hiltrup in die dann kam ich zur Papst-Johannes-Schule. Dort war es Johannesschule gekommen. Da habe ich Lesen und sehr schön, ich hatte meine Freundin Pia in der Klasse. Schreiben gelernt. Wir mussten Diktate schreiben, das Die Lehrer waren nett. Ich war auch im Schulchor und war schwierig. Am liebsten habe ich etwas über Tie- manchmal haben wir Theater gespielt. re gelernt. Herr Baumann, das war mein Lehrer, hat Jetzt arbeite ich in der Werkstatt mit meinen Kollegen uns einmal einen Igel gezeigt. Mama hat mich mor- in einer Arbeitsgruppe. Ich bin glücklich. gens immer zur Schule gebracht und mich um 13 Ur wieder abgeholt. Fünf Jahre war ich an der Schule, Kerstin Böhmert Interview mit Inga Ich habe Inga interviewt. Inga war früher eine Betreuerin im FUD der Lebenshilfe, mit der ich viel unternommen habe! Bist du gern zur Schule gegangen? Ja, meistens schon! Hattest du einen Lieblingslehrer? Ja, sie hieß Frau Nieveler! Hattest du auch einen gemeinen Lehrer? Ja, aber zum Glück nicht so lange. Hattest du ein Lieblingsfach? Ja, meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Pädagogik. Was war dein schlimmstes Fach? Mathe hat mir nicht so viel Spaß gemacht. Was war in der Schule früher anders als heute? Früher gab es nicht so viel Technik im Klassenraum wie heute. Hast du auch mal geschummelt? Ja, in Mathe habe ich manchmal geschummelt. Hast du deine Hausaufgaben manchmal auf der Toilette gemacht? Nein. Kannst du dich an ein besonders lustiges Erlebnis erinnern? Wir hatten mal eine sehr lustige Klassenfahrt nach Hamburg! Kerstin Böhmert 02/19
THEMA SCHULE 18 Einfach mittendrin Ein Interview mit Petra Osterheider (Teamleitung Schulbegleitung) und Werner Schlöpker (stellver- tretende Schulleitung Gesamtschule Mitte) zum Modellprojekt „Schulbegleitung“ Rundbrief: Seit 2016 gibt es die den Fall haben mindestens zwei kann. So sind alle Kollegen immer Kooperation zwischen der Gesamt- Schulbegleitungen ein vertieftes auf dem gleichen Wissenstand zu schule Münster Mitte, dem Amt für Wissen zu einem Kind und seinem jedem Kind. Das ist wirklich opti- Kinder, Jugendliche und Familie, Unterstützungsbedarf. mal und wird durch die dezentrale dem Sozialamt und der Lebenshilfe Werner Schlöpker: Die Zuord- Koordination hier vor Ort gut or- Münster – wie es zu dieser Koope- nung ist variabel, je nach Bedarf. gansiert. ration gekommen? Wenn ein Schulbegleiter z.B. merkt, Werner Schlöpker: In der Zeit, Werner Schlöpker: Wir sind hier dass er keinen Zugang zu dem Kind in der die Teamsitzungen stattfin- an der Gesamtschule 2012 gestar- findet, kann er zu der Koordinato- den, wird es für die Lehrkräfte dann tet, haben von Anfang an Schul- rin gehen und sagen, dass es nicht manchmal eng! Unsere Schüler mit begleiter gehabt und bereits da passt – dann gibt es eine Verän- dem Förderbedarf Lernen sind auf eng mit der Lebenshilfe zusam- derung. Natürlich haben wir im- die A-Klassen konzentriert. Weil wir mengearbeitet. Im Laufe der ers- mer noch Hilfeplangespräche, die nicht so viele Erwachsene in einer ten Jahre sind immer mehr Schul- die den Rahmen festlegen, aber Klasse haben wollen, gibt es auch begleiter dazu gekommen und wir wir sind durch das Poolsystem in diesen Klassen maximal zwei haben überlegt, wie wir die Struk- sehr viel flexibler, alleine schon im Schulbegleiter. Das ist gar nicht so turen noch verbessern können. Krankheitsfall. einfach! Wenn wir dann beispiels- In unserem Schulkonzept sind Petra Osterheider: Im „alten“ weise vier Kinder in einer Klasse selbstständiges Lernen, multipro- System ist es zum Beispiel so, dass mit Anspruch auf Schulbegleitung fessionelle Teams, Vernetzung und ein Kind unter Umständen nicht am haben, aber eben nur zwei Schul- Erfahrungsaustausch sehr wich- Unterricht teilnehmen kann, wenn begleiter, ist das eine Herausforde- tig, dazu gehört die Unterstützung der Schulbegleiter krank ist und rung! durch die Schulbegleitung. Und uns kein Ersatz zur Verfügung steht. Rundbrief: Wie ist die Akzeptanz war von Anfang an klar: wir wollen Im Poolsystem hier gibt es diese der Schulbegleiter bei den Schülern? keine 1:1–Betreuung, wir wollen im Problematik nicht. Es gab noch kei- Werner Schlöpker: Sehr groß. Pool arbeiten. ne Situation, in der ein Kind nach Für die Klasse ist die Anwesenheit Petra Osterheider: Genau, hier Hause geschickt werden musste. der Schulbegleiter normal – da ist an der Gesamtschule gab es die Das führt bei den Schülern sowie jemand, der hilft nicht nur einem initialzündende Idee, und dann ist den Eltern zu einer hohen Zufrie- Kind, sondern der ganzen Klasse. die Stadt Münster mit ins Boot ge- denheit, weil das System viel ver- Es hat etwas ganz Selbstverständ- kommen. lässlicher ist. liches! Rundbrief: Also ist die Projektidee Werner Schlöpker: Die Grund- Petra Osterheider: Die Schüler eigentlich aus der praktischen Er- idee war, dass die Schulbeglei- sind dadurch auch einfach mit- fahrung heraus entstanden? ter selbstverständlich zu unserem tendrin und sind durch die Schul- Werner Schlöpker: Ja, das kann Team gehören und sich der Schule begleitung nicht stigmatisiert. Da man so sagen! Wir haben dann auch verbunden fühlen. Deshalb haben geht mir immer das Herz auf bei auf andere Kommunen geschaut, wir Schulbegleiter, die schon lange den Hilfeplangesprächen, wenn das wie die das machen. Aber die ha- hier und durch die neuen Verträge von allen Beteiligten so empfunden ben das im Endeffekt gar nicht so auch langfristig gebunden sind. wird. Das ist hier schon sehr beson- gemacht, wie wir das wollten. Rundbrief: Das führt ja wahr- ders. Rundbrief: Wie wollten Sie das scheinlich auch zu einer höheren Rundbrief: Das heißt, aus Sicht denn haben? Wertschätzung für die Stellung der der Schule ist das Poolmodell ein- Werner Schlöpker: Wir wollten Schulbegleiter, oder? fach viel flexibler, aus Sicht der das so, wie wir das jetzt haben! Petra Osterheider: Ja, das ist Lebenshilfe als Träger ermöglicht Alle Schulbegleiter kommen ins ein Arbeiten auf Augenhöhe. Wenn es bessere Arbeitsverträge und Poolsystem und werden darüber man einmal hier tätig war, möch- eine höhere Zufriedenheit bei den verteilt. Es gibt keine 1:1-Betreu- te man auch hier bleiben – so be- Schulbegleitern und aus Sicht der ung mehr und auch keine 1:1-Zu- komme ich es zumindest gespie- Schüler ist die Begleitung viel „nor- ordnung. Das bedeutet aber nicht, gelt. Wir haben zum Beispiel auch maler“? dass die Begleitung beliebig ist! ein Fortbildungsangebot installiert Petra Osterheider: Und verläss- Petra Osterheider: Genau, wir und wöchentliche Teamsitzungen, licher! haben ein Tandem-Modell - auf je- in denen man sich austauschen Werner Schlöpker: Ja. Die Kehr- 02/19
THEMA SCHULE 19 seite der Medaille ist allerdings: wir bei den Eltern. Da lief vielleicht in muss man bereit sein, ca. 30 Stun- müssen den Eltern ganz klar sagen, der Kommunikation nicht alles ganz den die Woche arbeiten zu wollen. dass wir keine Rundum-Betreuung glatt, da fehlte es an Informationen. Es kann nur funktionieren, wenn ermöglichen. Das Kind muss auch Aber es hat sich schnell herausge- alle Schulbegleiter eine ungefähr mal alleine sein können. Die Eltern stellt, dass das System funktioniert gleiche Wochenstundenzahl haben wählen keine Förderschule, son- und die Kinder in ihrer Selbststän- und, wie erwähnt, den gleichen dern eine Regelschule, aus gutem digkeit unterstützt. Wissenstand. Grund. Da liegt der Schwerpunkt Petra Osterheider: Ja, die Eltern Rundbrief: Könnten wir also zu- eben nicht auf Einzelförderung, haben gemerkt, dass es den Schü- sammenfassen, dass das Poolmo- sondern auf sozialer Teilhabe. Das lern mit dem Poolsystem gut geht. dell das Modell der Zukunft ist? ist auch Inklusion und das muss Es ist zum Beispiel möglich, die Petra Osterheider: Ja! den Eltern bewusst sein. Schulbegleitung z.B. auch zurück- Werner Schlöpker: Ja! Wir gehen Rundbrief: Welche Rahmenbedin- zufahren, wenn der Schüler das in Zukunft noch viel mehr ins mul- gungen müssen denn gegeben sein, wünscht. Der Schüler kann es tiprofessionelle Team. Das Vorbild damit das Poolsystem so gut funk- ohne Schulbegleitung versuchen, ist dabei Skandinavien, wo es ja tioniert? aber durch das Poolsystem ist ein richtige Schulzentren gibt, an de- Petra Osterheider: Eine Koopera- „Sicherheitsnetz“ gewährleistet im nen eigentlich alles stattfindet, so tion aller Professionen, das ist ganz Hintergrund. wie es jetzt auch in Münster bei wichtig. Die Bereitschaft aller muss Werner Schlöpker: Mir ist noch der Mathilde-Anneke-Schule geplant da sein. wichtig, dass man das Poolsystem ist. Da gibt es an den Schulzent- Rundbrief: Denken Sie, dass sich nicht isoliert betrachtet, sondern ver- ren dann auch angebundene Kitas, das System der Gesamtschule zahnt mit dem Konzept von Schule, Verbindungen zu den Sportverei- Mitte problemlos auch auf andere das wir hier leben. Eine klassische nen etc. Die Schule wird sozusagen Schulen übertragen lässt? 1:1–Betreuung kann hier einfach zum Stadteilzentrum! Petra Osterheider: Ja, das den- nicht funktionieren. Petra Osterheider: Das Bundes- ke ich schon, auf jeden Fall in Be- Rundbrief: Das ändert ja auch teilhabegesetz wird auch noch ei- zug auf weiterführende Schulen. das Arbeitsprofil des Schulbeglei- niges ändern – damit kommt näm- Bei Grundschulen müsste man viel- ters, oder? lich ab 2020 der Rechtsanspruch leicht noch mal an dem Konzept fei- Werner Schlöpker: Klar, auch die auf Schulbegleitung im offenen len, weil die Rahmenbedingungen Schulbegleiter müssen im Poolsys- Ganztag – also wird es auch einen einfach schon aufgrund des Alters tem arbeiten wollen. Nicht mehr Anspruch an den lernfreien Nach- andere sind. Es gibt aber schon schülerzentriert, sondern in meh- mittagen geben. Grundschulen, die am Poolmodell reren Klassen gleichzeitig zu ar- Werner Schlöpker: Ab 2020? Das interessiert sind und mit denen wir beiten – das kann auch sehr an- ist ja auch nicht schlecht! Da könn- einen Versuch starten möchten. strengend werden. Man muss sich te man ja auch Freizeitangebote Rundbrief: Gibt es bei so viel po- öffnen und hat häufiger neue Her- hier ansiedeln. Da gibt`s ja doch sitiver Resonanz noch Wünsche für ausforderungen. noch was zu tun! die Zukunft? Petra Osterheider: Ja, außerdem Petra Osterheider: Es läuft schon ziemlich gut. Werner Schlöpker: Ja, das denke ich auch. Vor fünf Jahren hätte ich die Frage noch anders beantwor- tet, aber mittlerweile sind wir wirk- lich gut aufgestellt und konnten für Kontinuität sorgen. Es gibt immer neue Herausforderungen, aber de- nen sind wir gewachsen. Petra Osterheider: Natürlich möch- ten wir perspektivisch dafür sorgen, dass wir noch mehr unbefristete Ver- träge anbieten können! Rundbrief: Gibt oder gab es ei- gentlich auch Vorbehalte? Werner Schlöpker: Am Anfang 02/19
THEMA SCHULE 20 Ein Wohnhaus macht Schule! „Streiten sich die Mitbewohner manchmal?“ „Gibt es Hilfe in der Nacht?“ „Kann mir hier auch jemand beim Rechnen helfen?“ „Was macht man den ganzen Tag?“ Beim Besuch einer Klasse der Berufspraxis-Stufe der Papst-Johannes-Schule im Wohnhaus Edelbach gibt es von den Schülerinnen und Schülern den reinsten Fragenhagel. Carola Kröger, die seit über zwanzig Jahren im Edel- bach wohnt und früher selber auf die Papst-Johan- nes-Schule ging, hat sich für die jungen Besucher extra einen Tag frei genommen und beantwortet vie- le Fragen: „Ich stehe morgens auf, erst dusche ich, dann frühstücke ich und dann fahre ich zur Arbeit. Abends gehe ich zum Beispiel zum Gospel-Chor. Don- nerstags haben wir einen runden Tisch, da überlegen wir, was wir am Wochenende machen. Am Wochen- ende fahren wir oft nach Rheine in den Zoo.“ Bei einer gemütlichen Kaffeerunde erzählen auch die Schülerinnen und Schüler von ihrem Alltag: „Wir machen oft ein Praktikum und können viele Berufe ausprobieren. Berufe im Garten, mit Holz, mit Nähen, auf dem Bauernhof oder im Service – da kann man gucken, was man drauf hat.“ Die Klassenlehrerin Frau Reineke ergänzt: „Neben den üblichen Fächern wie Mathe und Deutsch gibt es in dieser Stufe einen hohen lebenspraktischen Anteil. Und natürlich auch die Auseinandersetzung mit der Frage, wie man wohnen möchte“. Bei einer kleinen Führung staunt die Gruppe, wie groß das Haus ist und wie viel persönlichen Raum die Bewohnerinnen und Bewohner haben. Eine der Schülerinnen kommentiert erleichtert: „Ich dachte im- mer, dass man sich ein Zimmer teilen muss. Aber das ist ja hier wie in einer normalen WG!“ Rundbrief Redaktion Meine Schulzeit Unsere Team Schulbegleitung Mit 6 Jahren kam ich auf die Michael- Schule. Da war es nicht sehr schön, weil die Lehrerin sehr streng war. Die kniff uns in die Backen und hat uns lan- ge nachsitzen lassen. Danach kam ich für kurze Zeit auf die Wartburgschule. Nach meinem Umzug in die Aasee- Stadt kam ich auf die Stephanus-Schu- le. Dann kam ich auf die Gebrüder- Grimm-Schule, die gibt es jetzt nicht mehr. Da hatte ich gute und schlechte Zeiten. Die schlechte Zeit war, dass ich von meinem Mitschüler gemobbt wur- de. Ich sollte ihm Geld geben und so weiter. Meine Mutter ist irgendwann eingeschritten, danach hat es aufge- hört. Die Lehrer waren aber gut. 1979 bin ich entlassen worden und habe dann ein Berufsvorbereitungsjahr auf der Adolph-Kolping-Schule gemacht. Und das war es dann. Ich denke gerne an meine Schulzeit zurück. Michael Angly 02/19
THEMA SCHULE 21 Hinter den Kulissen «Schulbegleitung» „Kurz vor den Herbstferien waren Kimberley Swinger ist Koordinato- Schulalltag dazugehören und von an einem Tag sieben Schulbeglei- rin an der Gesamtschule Mitte – im den Kindern ohne Schulbegleitung ter krank! Da steht einigen Lehrern Rahmen des dortigen Poolmodells als zusätzliche Ansprechpartner schon schnell die Panik auf der (siehe Interview S.18) wurde ihre wahrgenommen werden. Deshalb Stirn“, erzählt Nicole Leser. Seit Stelle allerdings bereits vor gut hoffen sie, dass mehr feste Ar- einigen Monaten ist sie im Auftrag zwei Jahren eingerichtet. Swinger, beitsverträge für mehr Kontinuität der Lebenshilfe Koordinatorin an die vorher lange Jahre als Sprin- und bessere Rahmenbedingungen der Wartburgschule und somit die gerin in der Schulbegleitung gear- sorgen werden. Über 50 Arbeits- erste Ansprechpartnerin für die 21 beitet hat, ist erklärter Fan ihres verträge konnte die Lebenshilfe Schulbegleiter vor Ort. Mit Beginn Berufs: „Es ist toll, die Entwicklung zum neuen Schuljahr bereits ent- des Schuljahres 2019 wurden drei eines Kindes zu beobachten und fristen. Swinger wünscht sich zu- solcher dezentralen Koordinations- zu sehen, dass die Schulbeglei- dem, dass es für Nichtfachkräfte stellen eingerichtet – an Schulen tung irgendwann zu einer Art Si- leichter wird, die Qualifikation zur mit besonders vielen Schulbeglei- cherheitsnetz wird. Viele Schüler Fachkraft zu erwerben. Welche tern. wachsen mit der Zeit regelrecht Schulnote würde sie dem Beruf über sich hinaus und können sel- Schulbegleitung abschließend ge- Leser erklärt: „Wenn Schulbegleiter ber einschätzen, ob sie Unterstüt- ben? „Wie gesagt, ich bin ein Fan. sich krank melden, sorge ich dafür, zung brauchen – oder eben nicht!“ Die Rahmenbedingungen können dass wir möglichst schnell einen Er- Und sie weiß, wovon sie spricht, noch verbessert werden, aber die satz bekommen, zum Beispiel durch denn Kimberley ist Schulbegleite- Arbeit ist unglaublich toll. Und wir einen Springer. Manchmal gibt es in rin der ersten Stunde: „Mich haut haben wirklich viele, viele Ferien! den Klassenteams aber auch meh- so schnell nichts mehr um!“ Insgesamt also eine 2!“ rere Schulbegleiter, die den Ausfall Ihr Tipp an alle Schulbegleiter und dann auffangen können.“ So kann die, die es noch werden wollen: sie die Panik oft ganz verschwin- „Es ist von Vorteil, wenn man in den lassen. Außerdem leitet Nicole die offene Kommunikation geht, Leser neue Schulbegleiter an und auch wenn es Überwindung kostet. unterstützt in problematischen Si- Aber man muss eben erst einmal tuationen. „In der Regel ist das seinen Fuß in Tür bekommen, da- Verhältnis zwischen Schulbegleitern mit man auch einen Kaffee im Leh- und Lehrkräften sehr harmonisch. rerzimmer bekommt!“ Wenn es aber doch mal zu Miss- Nicole Leser verständnissen kommt, wer in der Leser und Swinger haben beide die Klasse welche Rolle hat, vermittle Erfahrung gemacht, dass Schul- ich und versuche, den Konflikt in begleiter an den meisten Schulen Gesprächen zu lösen“. mittlerweile zum ganz normalen Kimberley Swinger 02/19
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