Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero

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Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 10/Oktober 2015                    CHF 8.20 / € 5.50

                      Flugplatzfest in St. Stephan

                      Hochbetrieb im
                      Simmental
0 9

                        Military Aviation             Report                Civil Aviation
      770010 011006

                        Der heimliche Fly-in La Côte: Bazl-Chef Peter Müller
                        Stealth-Bomber klein, aber fein im grossen Interview
      9
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
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Bern Flughafen Magazin_ok.indd 1                                                                                              20.04.15 08:37
Cockpit10_02_Inserate.indd 48                                                                                                 14.09.15 09:31
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
Cockpit 10 2015             Editorial         3

                                                                                                                                                  Foto: Jean-Luc Altherr
Take your seats
Liebe Leserinnen und Leser

I
   ch bin ein «normaler» Sporttaucher. Kein Apnoe-Taucher, der        Auch die Fliegerei ist sicher, wenn man sich an die Vorschriften
   sich, nur mit Maske und Flossen ausgerüstet, mittels eines Fla-    hält. Trotz allem Training, der besten Vorbereitung und dem besten
   schenzugs mit nur einem Atemzug Luft in den Lungen in die          Material lässt sich ein Unfall jedoch nie ganz ausschliessen, wie die
Tiefe reissen lässt, um seine Limiten auszuloten. Seit fast 30 Jah-   Besucher der Dittinger Flugtage mit grosser Betroffenheit erleben
                          ren tauche ich vorschriftsgemäss – aus-     mussten. Formationsflüge sind äusserst anspruchsvoll; Nähe und
                          gestattet mit Maske, Tauchweste, Flossen    Geschwindigkeit lassen keine Fehler zu.
                          und Flasche. Auf diese Weise erkunde        Beim Zeppelinfliegen spielt die Geschwindigkeit nur eine unter-
                          ich die Schönheiten des Meeres – immer      geordnete Rolle. Sie ist gerade so gross, dass das Betrachten der
                          in Begleitung eines ortskundigen Tauch-     Landschaft unter sich mit aller Gemütlichkeit möglich ist. Glück-
                          führers.                                    lich diejenigen, die sich, wie in Grenchen (Bild oben), einen Flug
                          Es kommt kaum je vor, dass ich mit we-      sichern konnten.
                          niger als der ratsamen Mindestmenge an
                          Sauerstoff von 50 Bar an die Oberfläche
                          zurückkehre. Das Risiko eines Unfalls
                          lässt sich so minimieren – ausschliessen    Einen schönen, unfallfreien Herbst wünscht Ihnen
                          lässt es sich aber trotzdem nie ganz.       Patrick Huber, Chefredaktor
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
Mehr als nur
                                                                                        Sommerurlaub

                                                                                 Lech am Arlberg ist berühmt für
                                                                                 seine traumhafte Winterlandschaft -
                                                                                 ein echter Geheimtipp aber ist Lech
                                                                                 im Sommer. Inmitten der impo-
                                                                                 santen Berglandschaft präsentiert
                                                                                 sich das Dörfchen so gänzlich anders
                                                                                 als man es weltweit kennt. Lech
                                                                                 bietet nicht nur Aktivitäten in den
                                                                                 Bergen wie Wandern, Klettern oder
                                                                                 Mountainbiken – es gibt unzählige
                                                                                 Möglichkeiten den Urlaub in Lech zu
                                                                                 verbringen.

                    Das fünf Sterne Superior Hotel Aurelio bietet Ihnen jeden erdenklichen Luxus und Komfort, den man
                    sich nur wünschen kann – vereint mit dem Ambiente und der Eleganz einer Privatresidenz. Alle 18
                    Zimmer und Suiten sind individuell eingerichtet und verbinden in harmonischer Weise modernen,
                    zeitgenössischen Stil und Eleganz mit dem alpinen Charme der heimischen Bergwelt. Es wird ein
                    modernes Ambiente geboten, in dem Sie sich wie zu Hause fühlen werden. Neben all dem Luxus, den
                    Sie sich von einem Weltklassehotel erwarten dürfen, sorgt der diskrete und vorzügliche Service
                    dafür, dass Sie Ihren Urlaub in vollen Zügen genießen können.

                    Der exklusive und großzügige Aurelio Spa
                    bietet 1000m² Entspannung pur. Der
                    Wellnessbereich verfügt über einen 23 m
                    langen Indoor Pool, ein Klangbecken, ein
                    Kaltwasserbecken sowie einen Jacuzzi, eine
                    umfangreiche Thermal Suite und einen
                    Ruhebereich. Genießen Sie wohltuende
                    Massagen und exklusive Behandlungen mit
                    erstklassigen Pflegelinien von Ligne St. Barth
                    und Dr. Barbara Sturm.

                    Im von Gault Millau mit drei Hauben ausgezeichneten Gourmet Restaurant Aurelio´s werden Sie mit
                    österreichischen sowie internationalen Köstlichkeiten á la `Natural Art Cuisine` verwöhnt. In der
                                                                                 Licca Lounge Bar sind Sie jederzeit
                                                                                 willkommen, in entspannter Atmos-
                                                                                 phäre einen Drink am offenen Kamin
                                                                                 einzunehmen. Besonders beachtlich
                                                                                 ist das exquisite Weinangebot, das
                                                                                 diverse Raritäten und Jahrgangsweine
                                                                                 umfasst. Im Keller lagern auch
                                                                                 hochklassige, sehr lange gereifte
                                                                                 Spirituosen, von denen einige sogar
                                                                                 über 100 Jahre alt sind.

                                                                                www.aureliolech.com

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Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
Cockpit 10 2015                      Inhalt         5

                                                                                                                            Civil Aviation
     Military Aviation                             Report
6 Italian Blade: Die Show
   der Helikopter-Piloten
9 Meiringen: Interview
                                             29 Passagiere werden auf
                                                Sprengstoff untersucht
                                             36 Der Flugplatz La Côte
                                                                                             18                             Bazl-Chef Peter Müller
                                                                                                                            im grossen Interview

   mit Kdt Reto Kunz                            für zwei Tage
10 Nurflügeljet Horten                          im Rampenlicht
   wird restauriert
                                                   Helicopter
     Civil Aviation                          33 Data Sheet: Agusta
14 Finnair setzt ganz auf                       Westland AW169
   die Karte A350 XWB
                                                   History
18 Monatsinterview: Bazl-
   Chef Peter Müller zieht                   38 Der Untergang
                                                der Comte AC-3                                                              General Aviation
   Bilanz
22 Der B777-Swiss-
   Simulator ist bereit
                                                   Regelmässige
                                                   Rubriken                                  24                             Schatten über
                                                                                                                            Dittinger Flugtagen
                           3                       Take your Seats
     Cover Story
                           13                      Inside
30 Hunter-Festival
   in St. Stephan          17                      Your Captain speaking…
                           34                      SHA Inside
   General Aviation        35                      Heli-Focus
24 Ein Schatten liegt über 41                      Vor 20 Jahren
   den Dittinger Flugtagen
                           42                      Gallery
   Mittelposter            44                      News
                           48                      HB-Register                                                              Report
26 Doppelsitzer-Hunter
   T.Mk.68, J-4205 (HB-
   RVP) in St.Stephan
                           50                      Letzte Seite: Cartoon,
                                                   Wettbewerb, Events                        36                             Fly-In La Côte: Kleine aber
                                                                                                                            feine Flugvorführung

Titelbild: Pilot Ueli Leutert im Cockpit des Papyrus-Hunter.
Foto: Andrea Bolliger

 Herausgeber:                 Anzeigenverkauf:              Schnupperabo (für 3             Text- und                     Bolliger, Hansjörg Egger,      Druckvorstufe:
 Jordi AG – das Medienhaus    Jordi AG – das Medienhaus     Monate): Fr. 20.–               Bildredaktion:                Markus Herzig, Walter Hodel,   Swiss Aviation Media
 Verlag «Cockpit»             Christian Aeschlimann         Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20   Swiss Media Aviation          Felix Kälin, Ian Lienhard,     Zurzacherstrasse 64
 Postfach 96, 3123 Belp       Aemmenmattstrasse 22          inkl. Porto und MWSt.           Zurzacherstrasse 64           Georg Mader, Rolf Müller,      CH-5200 Brugg
 Zentrale: +41 31 818 01 11   3123 Belp                     Auslandabo steuerfrei, Porto    5200 Brugg                    Jürgen Schelling, Samuel       Telefon: +41 56 442 92 46
 Fax: +41 31 819 38 54        Telefon +41 31 818 01 42      nach Aufwand                    Telefon: +41 56 442 92 46     Sommer, Dr. Bruno Stanek,      verlag@swissaviation.ch
 www.cockpit.aero             inserate@cockpit.aero         Preisänderungen                 Fax: +41 56 442 92 43         Hans-Heiri Stapfer, Thomas
                                                                                                                                                         Druck und Vertrieb:
                                                            vorbehalten.                    redaktion@cockpit.aero        Strässle, Dennis Thomsen,
 Verlagsleitung: Roger Schenk Aboservice:                                                                                                                Jordi AG – das Medienhaus
                                                            Auflage                         Website: www.cockpit.aero     Claudia von Känel, Simon
 Verlagssupport: Daniel Jordi Jordi AG – das Medienhaus                                                                                                  Aemmenmattstrasse 22
                                                            6000 Exemplare                                                Vogt, Franz Wegmann,
 «Cockpit» erscheint          Aemmenmattstrasse 22                                          Chefredaktor:                                                3123 Belp (gedruckt auf FSC-
                                                            11 775 Leser (gemäss                                          Anton E. Wettstein, Rino
 monatlich am Ende            Franziska Schüller                                            Patrick Huber                                                zertifiziertem Papier)
                                                            Umfrage 2008)                                                 Zigerlig, Marco Zatta, Sven
 des Vormonats und ist        3123 Belp                                                                                                                  ISSN 0010-0110
                                                                                                                          Zimmermann, Franz Zussner
 Verbandsorgan der Swiss      Telefon +41 31 818 01 27      Notariell beglaubigt            Redaktions-
                              abo@cockpit.aero              2012                                                          Artikel und Fotos bitte nur
 Helicopter Association                                                                     Mitarbeiter:
                                                                                                                          nach vorheriger Absprache
 (SHA) und Partner der AOPA   Abonnementspreise:            Total verkaufte Auflage:        Jean-Luc Altherr, Daniel
                                                            4677 Exemplare                                                einsenden.
 Switzerland.                 Inlandabo jährlich Fr. 87.–                                   Bader, Joël Bessard, Andrea
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
6     Military Aviation           Cockpit 10 2015

      Italian Blade 2015

    Ernstfall-Training

                                                                                           Foto: Marco Zatta
    in der Heli-Liga
    40 Maschinen und über 1000 Soldaten aus acht Nationen nahmen in den M       ­ onaten
    Juni und Juli in Viterbo an der grössten europäischen Helikopter-Übung teil. Das
    ­«Italian Blade 2015» beeindruckte durch die Vielfalt der Maschinen.

    Zwei Mil Mi-24 der Tschechischen Republik gaben Deckung. Drei-
    mal überflogen sie das Übungsgelände bei Tarquinia sehr tief.
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
7
Foto: Marco Zatta

                    Foto: Marco Zatta

                                            Die hervorragend getarnte Mil Mi-17 der Ungarn diente als Truppentransporter.
                    Foto: Sven Zimmermann

                                                                                           Foto: Marco Zatta

                                            Der belgische A-109BA war der kleinste Heli-                       Eine EH-101 der italienischen Marine nimmt die abgesetzten Truppen wieder auf.
                                            kopter im Rahmen der Übung.

                                      D
                                                    ie multinationale Übung «Italian Blade 2015» wurde von                             rüstete und militärisch ausgebildete, aber ohne reguläre Uniform
                                                    der European Defence Agency, unter der Aufsicht des                                agierende Einheit) als Geisel genommene Soldaten, respektive Per-
                                                    ­Helicopter Exercise Programme (HEP), organisiert und                              sonen, zu befreien und auszufliegen. Der Einsatz wurde durch den
                                            vom Kommando der Aviazione dell’Esercito (AVES; Heeresflie-                                österreichischen «Air Mission Commander» geplant und befehligt.
                                            ger) aus Viterbo koordiniert.                                                              Sieben Nationen beteiligten sich an dieser Übung: Italien (4 UH-
                                                                                                                                       90A, 1 EH-101, 4 Agusta A129CBT, 4 AB212, 2 CH47C Chinook, 4
                                            Ziel der Übung: Geiselbefreiung                                                            NH90-TTH), Deutschland (1 CH-53G, 3 UH-1D, 3 NH90-TTH), Slo-
                                            Die Besatzungen und Soldaten wurden bei dieser zweiwöchigen                                wenien (1 AS532 Cougar), Tschechische Republik (3 Mil Mi-24V),
                                            taktischen Ausbildung auf Situationen vorbereitet, wie sie bei zu-                         Ungarn (1 Mil Mi-17), Belgien (4 Agusta A109BA) und Österreich
                                            künftig möglichen Operationen vorzufinden sind; gleichzeitig                               (4 AB212).
                                            wurden gemeinsame Verfahren trainiert.
                                            An einem der zwei flugintensivsten Tage wurde eine Übung durch-
                                            geführt mit dem Ziel, von «irregulären Truppen» (eine gut ausge-                           Marco Zatta, Sven Zimmermann
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
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                         en Si
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      LAGE
      10 Fahrminuten von Bahnhof / KKL
                                                                                                                                                 l
      10 Gehminuten vom Verkehrshaus                                             Das grosse                                       Weihnachtshote        BURG LU
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      Bus Nr. 24 vor dem Hotel | 60 hoteleigene Parkplätze
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      ANGEBOT
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                                                                                                               Festtagsprogramm
                                                                                                                   mit   Angebo   ten

                                                                            oder hier als ePDF.
                                                                                                                     und Preisen

      16 Deluxe Zimmer und Juniorsuiten ****
      Restaurants mit Seeterrasse, Lounge und Bar
      Weihnachtshotel, Rigi-Hütte, Openair Fondueterrasse                                                                                      DAS WEIHN
                                                                                                                                                           ACHTSBUC
                                                                                                                                                                           H 2015

      Panoramasaal, Seeburgsaal und Rosenheim                                                                                             DAS WEIHNA
                                                                                                                                                          CHTSBUCH
                                                                                                                                                                           2015

                                                                                                                                        DAS
                                                                                                                                              WEIH
      VERANSTALTUNGEN                                                                                                                             NAC
                                                                                                                                                        HTSB
                                                                                                                                                              UCH
                                                                                                                                                                    2015

      Seminare, Hochzeiten, Bankette, Weihnachtsfeiern
      Hüttenabende, Fondueplausch, Geburtstagsfeste, ...

                                           Hotel Seeburg Luzern | Seeburgstrasse 53-61 | 6006 Luzern
                                          mail@hotelseeburg.ch | T 041 375 55 55 | www.hotelseeburg.ch

Cockpit10_08_Inserate.indd 48                                                                                                                                                        11.09.15 11:04
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
Cockpit 10 2015             Military Aviation                                 9

                                                                          Interview mit Reto Kunz

«Die Akzeptanz stärken»
Am 12. Juni hat auf dem Flugplatz
Meiringen die offizielle Stabsüber-
gabe stattgefunden. Die Nachfol-
ge des bisherigen Flugplatzkom-
mandanten, Oberst i Gst Peter
­«Pablo» Merz, hat Oberstleutnant
 i Gst Reto «Reti» Kunz angetreten.
 Im nachfolgenden Interview steht
 er Red und Antwort.

                                                                                                                                                   Foto: Felix Kälin
«Cockpit»: Herr Kunz, Ihr Vorgänger, Pe­
ter Merz, war sehr engagiert und kommuni­
zierte offen. Werden Sie diesen Stil weiterfüh­
ren oder sind Änderungen geplant?                 Reto Kunz hat auf dem Flugplatz Meiringen das Kommando übernommen.
Den eingeschlagenen Weg werde ich ver-
suchen weiterzuführen, denn das hilft, die        ­ eiringen stationieren, ganz zu schweigen
                                                  M                                                sich? Ihr Vorgänger war ja auch als Chef für
­Akzeptanz der Luftwaffe in der Bevölkerung       von den Transport-Maschinen. Auch gestal-        die Gripen-Einführung vorgesehen und da­
 zu stärken. Es ist mir auch ein Bedürfnis, der   tet sich das Lande- und Startverfahren in        durch in die Evaluation involviert.
 Gegend und den Leuten zu zeigen, wer wir         Meiringen nicht nach internationalem Stan-       Diese Situation bei Peter Merz war unüb-
 sind und was wir machen.                         dard und birgt seine Tücken. Zudem würden        lich; die Arbeit als Airbase-Commander
                                                  die benötigten Flugräume in der Schweiz          ist ein 100-Prozent-Job. Natürlich sind im
In Ihrer Funktion als Kommandant ­sind Sie        fehlen. Wir erhalten jedoch regelmässig Be-      Rahmen dieser Aufgabe auch Sonderdiens-
auch mit Flugplatz-Gegnern konfrontiert.          such von befreundeten Staffeln, beispiels-       te oder Einsätze möglich.
Wie sieht Ihre Taktik aus?                        weise aus Belgien, und profitieren von den
Es gibt keine Taktik, sondern nur offen und       Teilnahmen an den Tiger-Meets im Ausland.        Wird es den aktiven Militärflugplatz Unter­
ehrlich zu kommunizieren. Primär haben                                                             bach-Meiringen in zehn Jahren noch geben?
wir einen nationalen Auftrag. Diese Auf-          Zurück zu Ihrer Person: Werden Sie weiter­       Das ist eine politische Frage. Aus meiner
gabe mit den Wünschen und Bedürfnissen            hin als Pilot tätig sein?                        Sicht aber bestimmt, denn er ist der einzige
der Bevölkerung in Einklang zu bringen, ist       Ja, ich bin weiterhin als Pilot und taktischer   Militärflugplatz in der Schweiz mit einem
eine meiner Aufgaben.                             Fluglehrer auf der F/A-18 tätig.                 Kavernensystem für Kampfflugzeuge. Zu-
                                                                                                   dem ist der Flugplatz Meiringen ein fixer
In Meiringen ist auch die Staffel 11 statio­      Wie viele Flugstunden müssen Sie im Jahr         Bestandteil der WEA, der Weiterentwick-
niert, ein Mitglied der NATO-Tiger Asso­          fliegen, um die F/A-18-Lizenz nicht zu ver­      lung der Armee.
ciation. Wird dadurch ein Tiger-Meet im           lieren?
Berner Oberland ein Thema?                        Dazu sind mindestens 60 Flugstunden auf          Wie beurteilten Sie das aus Spargründen
Nein, schon aus logistischen Gründen              der Hornet notwendig. Dies ist für nicht-ak-     ­kolportierte Szenario, wonach die Luftwaffe
nicht. Wir können nicht 70 Fighter-Jets in        tive Staffelpiloten die Untergrenze; aktive       nur noch ab Payerne operieren würde und die
                                                  Staffelpiloten fliegen mindestens 120 Stun-       anderen Flugplätze nicht mehr genutzt wer­
 Reto Kunz                                        den pro Jahr. In meiner bisherigen Laufbahn       den sollen, inklusive Meiringen?
 Von 1993 bis 1995 absolvierte Reto Kunz
                                                  haben sich insgesamt über 2300 Flugstun-          Auch das ist eine politische Frage. Wir, die
 die Piloten-Rekrutenschule mit Brevetierung
                                                  den auf der Hornet angesammelt.                   Luftwaffe, sind nur das ausführende Organ.
 im Juni 1995. Anschliessend war er Pilot in
 der Fliegerstaffeln 1 und 17, bevor er 2002
                                                  Welche Flugzeugtypen sind Sie im aktiven         Welche Herausforderungen erwarten Sie in
 die Möglichkeit hatte, im Rahmen des PEP
                                                  Dienst bereits geflogen?                         Meiringen?
 ­(Pilot Exchange Programm) für vier Jahre zur
                                                  Angefangen habe ich, wie alle Pilotenschü-       Die Symbiose mit dem Umfeld und der Ein-
  US Navy wechseln zu können. Nach seiner
                                                  ler, mit dem Pilatus PC-7, danach folgte der     klang mit der Bevölkerung und der Gegend
  Rückkehr in die Schweiz kam er zur Staffel
                                                  BAE Hawk, gefolgt vom Northrop F-5 Ti-           ist sehr wichtig. Beide Seiten können profi-
  11. Ab Januar 2014 war er für anderthalb
                                                  ger, und nun seit 14 Jahren die Boeing F/A-      tieren; man muss aber offen kommunizie-
  Jahre Kommandant des Fliegergeschwaders
                                                  18 Hornet.                                       ren und kompromissbereit sein.
  13. Seit dem 1. Juli ist er Kommandant des
  Flugplatzkommandos in Meiringen.
                                                  Bringt Ihr Amt als Flugplatz-Kommandant
                                                  noch weitere Funktionen in der Luftwaffe mit     Interview: Felix Kälin
Hochbetrieb im Simmental - Cockpit.aero
10     Military Aviation             Cockpit 10 2015

       Horten Ho-229

                                                                                                                                                         Foto: Georg Mader
     Nein, das ist nicht die Horten – aber ein Zeitgenosse. In Kalifornien fliegt noch Jack Northrops Testträger N-9M aus 1942. Bei den darauf folgen-
     den Bombern YB-35 und YB-49 wusste er schon von den Horten-Brüdern; es gab aber keine Zusammenarbeit, ganz im Gegenteil…

     Zufällig Stealth…?
     In den USA wird der Nurflügeljet-                gel-Düsenjäger Horten H IX (oder Ho-229).         Hangars der Paul E. Garber Facility in Sil­
                                                      ­Dieser dritte Prototyp (V-3) des neunten         verhill ­(Maryland). Bevor das neue Museum
     «Mythos» Horten Ho-229 restau-                    Entwurfs der Gebrüder Horten wurde am            2003 eröffnet wurde, konnte man als Jour­
     riert. Er hatte indirekt Einfluss auf             14. April 1945 vom V. Korps der 3. US-Armee      nalist und Mitglied der Smithsonian Soci­
                                                       in Friedrichroda (Tühringen) halbfertig er­      ety die Lagerstätten auf Anfrage hin noch
     die Entwicklung des Stealth-Bom-                  beutet, mit den schon begonnenen V-4 bis         besuchen. Danach wurde dies unmöglich.
     bers beziehungsweise auf heutige                  V-6 in die USA verschifft und 1945/46 – wie
     Nurflügel-Drohnen.                                andere deutsche innovative Beuteflugtech­        Zuerst geht es eher um Konservierung
                                                       nik – in Freeman Field (Indiana) begutach­       Das fünfköpfige Team unter der Leitung
                                                       tet. Danach gelangte der Prototyp, nach­         von Chefkurator Russ Lee und des Holz-/

     A
             m 23. Januar dieses Jahres traf das       dem er 1950 in Park Ridge (heute Flughafen       Möbelkonservators Donald Williams teilte
             Mittelrumpfteil eines legendä­            ­Chicago O’Hare) zwischengelagert worden         kürzlich mit, dass der Wiederaufbau des Ho-
             ren Unikats in der Expositur des           war, an die Smithsonian Institution.            229 auf gutem Weg sei. Allerdings gelte es
     ­«National Air & Space Museums (NASM)»             In Folge verblieb der auch heute noch           die fragile Zentralrohrsektion zu stabilisie­
      am Washingtoner Dulles-Flughafen ein: der         ­«futuristische Sperrholzjet» 65 Jahre in       ren und sich eingehend mit der Analyse der
      von Mythen umrankte deutsche Nurflü­               eher traurigem Zustand in einem der 19         1945 verwendeten Farben, der Holzfüllmas­
11

                    se, Verklebung und der Zusatzstoffe zu be­
                    schäftigen. Mittels Laserschneider wurden
                    bereits ­einige aus noch brauchbaren Ver­
                    witterungskanten angepasste Ersatzpane­
                    le angefertigt. Viele der 15-lagigen Furnie­
                    re sind stark deterioriert (Anm.d.Red.: in der
                    Substanz vermindert). Konservierung und
                    Wiederaufbau werden wohl ein paar Jah­
                    re dauern; aber Senior-Conservator Mel­
                    vin Wachowiak meinte einst, er sei beein­
                    druckt vom bruchlosen Zustand der über
                    die Rumpfnase gebogenen, Lami­nate – dies
                    nach 70 Jahren!

                                                                                                                                                                Foto: NASM-Smithsonian
                    Geniale Brüder
                    Die Bonner Brüder Reimar und Walter
                    ­Horten waren autodidakte und begnadete
                     Pioniere in der Entwicklung der Nurflügel-
                     Flugzeuge, die sie seit den frühen 1930er-
                     Jahren auf dem Flughafen Bonn-Hangelar          Aus den in den letzten Jahren leider unzugänglichen Lagerstätten in Maryland wurde die
                     erprobten; anfangs noch als Modelle. Über­      heikle Fracht…
                     zeugt davon, dass die Aerodynamik ihrer
                     Konstruktionen konventionellen Flugzeu­
                     gen mit den Bauelementen Rumpf, Trag­
                     flächen und Leitwerk weit überlegen sei,
                     entwarfen sie mehr als zwei Dutzend Nur­
                     flügler, meist Segler. In der deutschen Kons­
                     trukteursgemeinde blieben sie Aussenseiter
                     – weil sie nicht dem akademischem Ingeni­
                     eurs-Bild entsprachen.
                     Den Höhepunkt ihrer Laufbahn erreichten
                     die Brüder Horten mit der Konstruktion der
                     Ho IX, die im September 1943 nach einer
Foto: Georg Mader

                     Forderung von Hermann Göring den Zu­
                     schlag erhielt. Göring verlangte nach ­einem
                     1000 km/h schnellen Muster, mit 1000 Ki­
                     logramm Bombenlast und 1000 Kilometer

                                                                                                                                                               Foto: Georg Mader
                     Eindringtiefe (ein Drittel der Reichweite).
                     Besonders bestechend fand der Reichsmar­
                     schall den Gedanken, in der immer schlech­
                     ter werdenden Kriegs- und Materiallage          …professionell in die stets einsehbare Restaurierungshalle im neuen Museum am Washing­
                    Flugzeuge aus nicht strategischen Werk­          toner Flughafen gebracht.
                     stoffen wie Holz bauen zu lassen – durch
                     Personal aus der Möbelproduktion.
                     Als antriebsloser Gleiter V-1 hob die als
                     ­Ho-229 (auch Go-229, wegen des späteren
                    Serienbaus in der Gothaer Waggonfabrik)
                      bezeichnete Maschine am 5. März 1944 hin­
                      ter einer He-111 ab. Die V-2 mit zwei Jumo-
                      004- Turbinen flog in Oranienburg erstmals
                      zu Weihnachten 1944 (so erinnerte sich zu­
                      mindest Reimar Horten) oder nach offiziel­
                      ler Angabe am 2. Februar 1945.
                                                                                                                                                                Foto: Northrop-Grumman

                    Fataler Testflug
                    Am Steuer war Leutnant Erwin Ziller. Er
                    hatte fünf Flüge auf der Me-262 gemacht,
                    um die Charakteristika von Strahltrieb­
                    werken kennenzulernen. Der zweite Flug
                    war ein Vergleichsfliegen gegen die Me-262.      Das Holzmodell des Ho-229, gefertigt von Northrop-Grumman für National Geographic – und
                    ­Ziller konnte schneller steigen und enger       für eigene Radartests. Heute im Air & Space-Museum in San Diego zu sehen.
12     Military Aviation              Cockpit 10 2015

       Horten Ho-229

                                                                                                                                                        Foto: zvg
     Reimar Horten erklärt 1943 Luftwaffen-Ingenieuroffizieren einen der Vorläufer (Gleiter) der Ho-229. In den 1950ern entwarf er für Argentiniens
     Juan Peron noch einen Nurflügel-Jet, die IAe-33. Jene war einstrahlig im Heck und hatte dann – doch wieder – zwei kleine Seitenruder an der
     Hinterkante in der Mitte des Nurflüglers.

     ­ urven – was bei der deutlich geringeren
     k                                                  fe hinterlassen. Deren später untersuchtes      bei den damals herkömmlichen Flugzeug­
     Flächenbelastung auch zu erwarten war.             und auch veröffentlichtes Erbe dürfte auf       typen – aber das Cockpit und ungeschützte
     Der dritte Flug am 17. Februar war wegen           die äussere Form in Northrops B-2A und          Verdichterschaufeln in den Lufteinläufen
     eines Triebwerksausfalls auch der letzte.          möglicherweise sogar auf das Marine-UAV         «leuchteten»wie Stopplichter.
     ­Damalige Turbinen blieben bei Schubwech­          X-47B Einfluss gehabt haben. Aber die Brü­      Der Ho-229 war auf jeden Fall genialer Hö­
      sel oft stehen, oder die materiell schlech­       der hatten keine Funkmessausbildung oder        hepunkt der Nurflügel-Entwürfe, wie die
      ten Schaufeln «verbrannten». Ziller musste        wellenelektronische Kenntnisse von VHF-         Brüder sie seit der Ho-I und der «Habicht»
      das Fahrwerk mittels Pressluft not-ausfah­        UHF- oder L-Band-Charakteristika, um 1944       von 1933/34 verfolgt und verbessert hatten.
      ren, verlor dann nach zwei Kreisen den Auf­       an effektives «Stealth» zu denken. Trotz­       Aber eben: Es handelte sich nicht um eine
      trieb und starb beim folgenden Aufschlag          dem ist der Horten-Entwurf – so auch die        geplante «Tarnkappe». Die Northrop-Leute
      am Platzrand von Oranienburg.                     Meinung von Russ Lee – wegen seiner teils       haben sich die vom US-Militär nach Kriegs­
      Die Horten-Brüder waren an diesem Tag             bis 17 mm dicken Furnierschichtenbau­           ende zur Verfügung gestellten deutschen Er­
      nicht dabei; sie arbeiteten an Görings sechs­     weise wellenelektronisch auf jeden Fall als     gebnisse und Versuchsmuster genau ange­
      strahligem «Amerika-Bomber» H XVIII, der          «unfreundlich» einzustufen. Dazu tragen         sehen. Jack Northrop hat aber schon Anfang
      ab 1. April 1945 in Kahla gebaut werden soll­     generell der hohe Holzanteil und die äusse­     der 1940er-Jahre auf Nurflügler gesetzt. Da­
      te. Die Ho-229 blieb, mit zwei 30mm-Kano­         re Form ohne Heckflosse bei. Trotz diesen       mals wusste er nichts von den Hortens. Der
      nen ausgestattet, ein reiner Jäger. Bis zuletzt   Nachteilen wird die beabsichtigte Verrin­       Autor hat sich dessen kleinen gelben Test­
      wurden keinerlei Vorarbeiten für das An­          gerung der Radarsignatur (RCS) in Büchern       träger N-9M von 1942 in Kalifornien inten­
      bringen von Bomben geleistet.                     und auf Websites bereits den Hortens be­        siv erklären lassen; die nachfolgenden Nur­
      Doch dann schlug die Stunde Null in               ziehungsweise dem Ho-229 zugeschrieben.         flügel-Bomber YB-35 (Propeller, 1946) und
      Deutschland, auch für die beiden Brüder.                                                          YB-49 (Jet, 1947) erlangten nie Serienreife
      Beide wurden gefangengenommen und                 Radartarnung nicht vollständig                  – wegen den Stabilitätsproblemen.
      von amerikanischen und britischen Fach­           Wohl auch deshalb, weil Reimar Horten dies
      offizieren verhört. Die Reste der V-2 gingen      1982 im Buch «Nurflügler» (Weishaupt-­          Keine Antwort
      nach Farnborough. In der Luftfahrt konn­          Verlag/Graz) selbst ins Spiel bringt. Für die   Reimar Horten hatte Jack Northrop kon­
      ten beziehungsweise durften die Hortens           reisserisch mit «Hitlers Stealth Fighter»       taktiert, um ihn auf – aus seiner Sicht – of­
      in Deutschland nicht mehr Fuss fassen. Rei­       betitelte Filmdokumentation «Northrop-          fenkundige Fehler bei der «Glockenauf­
      mar ging 1948 nach Argentinien, wo er als         Grumman» von National Geographic wur­           triebsverteilung», (eine Strömungsformel)
      Dozent an der Universität Cordoba und Re­         de 2008 ein Ho-229 aus Holz perfekt nach­       beziehungsweise «Querrudergiermoment»
      gierungsberater weitere Nurflügler baute.         gebaut (heute im Luftfahrtmuseum San            hinzuweisen. Er erhielt jedoch nie eine Ant­
                                                        Diego zu sehen). Nachdem dieser Nachbau         wort…
     Einfluss auf Formen, nicht auf Stealth             auf dem Tejon-Testgelände mit Radar in der
     Reimar und Walter Horten haben zwar                Charakteristika von 1945 bestrahlt wurde,
     ­aerodynamisch einzigartige, wenn auch             resultierten Radarfrequenzen von 20 bis 30
      richtungsstabil «herausfordernde» Entwür­         Prozent niedrigerer Reflektionswerte als        Georg Mader
Cockpit 10 2015               Military Aviation               13
                                                                                                                                                                                   Inside
Foto: Zentrum für elektronische Medien (ZEM)

                                               1. Reihe v.l.: Innozenz Mettler, Paul Christen, Devis Gianetta, Josef Stocker, Erwin Felber, Thomas Widmer, Adrian Schwarzentruber, Patrick Pfeif-
                                               fer; 2. Reihe v.l.: Bruno Ziswiler, Josef Winiger, Christoph Gut, Peter Wisler, Rolf Zingre, Jan Niederberger, Karl Piazza, Roland Müller, Daniel Schur-
                                               tenberger, Paul Berlinger, Stephan Schelbert; 3. Reihe v.l.: Philippe Fries, Herbert Furrer, Walter Christen, Franz Wyss, Pius Elmiger (auf dem Grup-
                                               penbild fehlen Jost Imgrüth und der Chef Support Flugbetrieb und Chef Logistik Patrouille Suisse Markus Flecklin).

                                               Die Ground Crew der PS
                                               Bevor die Piloten der Patrouille Suisse mit ihren Northrop F-5E Tiger II starten können, müssen sie ihre
                                               ­Arbeit erledigt haben: die Spezialisten der Bodenmannschaft. Dies unter dem Motto «Bei uns wird nichts
                                                dem Zufall überlassen – und das ist sicher.»

                                               D
                                                        ie Spezialisten der Bodenmann-            15 bis 20 Minuten. Der erste Gruppen­führer         fernt. Ebenso die roten Fähnchen «Remove
                                                        schaft für die Patrouille Suisse (PS)     arbeitet mit seinem Team an den ersten              before Flight», die an verschiedenen Splin-
                                                        gehören zum Flugplatzkomman-              vier Einsatzmaschinen, während der zwei-            ten oder als Abdeckungen an Sonden ange-
                                               do Emmen. Sie sind auf dem Militärflug-            te Gruppenführer mit seinem Team die                bracht sind. Die gesamte Checkliste wird
                                               platz Emmen, der Heimatbasis der Patrouil-         zwei verbleibenden Tiger und die Reser-             nun Punkt für Punkt abgearbeitet. Am Ende
                                               le ­Suisse, stationiert. Es ist ein 26-köpfiges    vemaschine betreut. Die Tiger-Flugzeug-             übergibt der Flugzeugwart dem Piloten sei-
                                               Team aus Flugzeug- und Waffenwarten,               warte arbeiten strikt nach einer Check-             ne Maschine. Die Übergabe wird im Log-
                                               Avionikern und Flugzeugelektrikern. Zu             liste. Diese enthält einige Punkte, die mit         Buch festgehalten. Sofort steigt der Pilot ins
                                               ihren Aufgaben gehört die Betreuung der            einem «K» markiert sind. Dieser Buchstabe           Cockpit und bereitet sich auf seinen Flug
                                               Flugzeuge der Patrouille Suisse bei Einsät-        steht für Kontrolle und dient als Hinweis           vor. In anderen Luftwaffen macht der Pilot
                                               zen und Trainings im In- und Ausland. Da-          für den Gruppenführer. Der Flugzeugwart             nach der Übergabe durch die Bodenmann-
                                               bei arbeiten sie in Teams mit unterschied-         1 erstellt die Flugbereitschaft im vorderen         schaft einen Rundgang (Exterior Inspec-
                                               licher Zusammensetzung. Bei Einsätzen ab           Teil des Flugzeuges und im Cockpit, wäh-            tion) um sein Flugzeug. In der Schweizer
                                               der Heimatbasis sind zusätzlich zwei Ange-         rend der Flugzeugwart 2 für die Flügel, das         Luftwaffe verlässt sich der Pilot vollum-
                                               hörige der Logistikbasis der Armee (LBA)           Fahrwerk und das Triebwerk zuständig ist.           fänglich auf seine Bodenmannschaft. Nach
                                               für die Reinigung der Start- und Landepiste        Der Gruppenführer beteiligt sich nicht ak-          dem Einsatz wird der Pilot vom gleichen
                                               und das Betanken der Flugzeuge besorgt.            tiv an den Arbeiten, sondern überprüft die          Team am ­Boden empfangen. Er notiert die
                                                                                                  «K»-Punkte zusätzlich. Ein solcher bezieht          Flugminuten, die Landung, die maximal er-
                                               Punkt für Punkt                                    sich zum Beispiel auf die Verriegelung der          reichte G-Belastung sowie den Zustand des
                                               Die Bodenmannschaft stellt vor dem Ein-            Fahrwerksklappen. Sie muss in der Stellung          Flugzeuges im Log-Buch und visiert dieses.
                                               satz die Flugbereitschaft der Northrop F-5E        «Normal» sein.                                      Dann übergibt er das Log-Buch und somit
                                               Tiger II sicher. Zusätzlich zu den sechs Ein-                                                          das Flugzeug wieder dem Wart. Dieser über-
                                               satzmaschinen wird ein Reserveflugzeug             Vertrauen                                           prüft das Flugzeug aufgrund einer Checklis-
                                               vorbereitet. Zwei Teams, bestehend jeweils         Die Arbeiten beginnen mit dem Öffnen der            te und stellt es für den nächsten Flug oder
                                               aus einem Gruppenführer und zwei Flug-             Cockpit-Haube. Anschliessend werden die             das Einsatz­ende bereit.
                                               zeugwarten, sind für die sieben Jets zustän-       Deckel von den Triebwerkeinlässen links
                                               dig. Sie benötigen pro Flugzeug im Schnitt         und rechts und dem Triebwerksauslass ent-           Walter Hodel
14     Civil Aviation Cockpit 10 2015

       Airbus A350 XWB

                                                                                                                                                      Fotos: Finnair
     So luxuriös reisen Business-Class-Passagiere künftig bei der Finnair.

     Finnair setzt ganz auf
     den Widebody
     Als Launching Customer des Airbus A350 XWB steht die Finnair im Fokus der Airline-Welt. Am 25. Oktober
     wird das Flugzeug der neusten Generation erstmals zum Flug von Helsinki nach Shanghai abheben. Finn­
     air ist die erste europäische Fluggesellschaft, die den A350 XWB im Liniendienst einsetzt. Er soll punkto
     ­Umweltverträglichkeit, Passagierkomfort und operationeller Effizienz neue Massstäbe setzen.

     I
          n Zürich und Genf werden Spotter das         der, rechnet sich Finnair doch gros­se Chan­   fällt, was die Routen noch attraktiver macht.
          neue Flugzeugmodell vorderhand nicht         cen aus, die Anzahl der verkauften Flug­       In der Regel beträgt die Reiseersparnis mit
          so schnell ablichten können: Auch auf        zeugsitze steigern zu können. Vor allem        einem Flug über Helsinki 800 bis 1000 Kilo­
     den jetzigen Testflügen sind die beiden           Flüge über Helsinki nach Asien sind kür­       meter. 60 Prozent der am Flughafen Helsin­
     Schweizer Landesflughäfen keine Ziel­             zer als «unten durch» (Kontinentaleuropa).     ki-Vantaa ankommenden Passagiere fliegen
     destination des A350XWB von Finnair.              «Das wissen aber noch zu wenige Leute»,        weiter, viele davon nach Asien. Finnair ist
     ­Testflughäfen für die sogenannten Einwei­        führt der Airline-Manager aus, der seit drei   deshalb eine Codeshare-Partnerschaft mit
      sungsflüge sind London, Hamburg, Berlin,         Jahren im Zürcher Büro der Finnair arbeitet.   Japan Airlines und der australischen Qan­
      Brüssel, Stockholm und Wien.                     Obwohl der Konkurrenzdruck auf den Asi­        tas eingegangen. Dank dieser Zusammenar­
      Zuvor machen sich die Piloten und das Kabi­      en-Routen gross ist, hat die Finnair gute      beit kann Finnair neue Verbindungen nach
      nenpersonal auf innerfinnischen Strecken         Karten. Die beiden Verbindungen von Hel­       Busan (Südkorea) und Perth (Australien) an­
      mit dem neuen Flugzeugtyp vertraut. Der          sinki nach Singapur und Bangkok erfreu­        bieten.
      erste Flug findet am 5. Oktober nach Rova­       en sich grosser Nachfrage. Die Umsteigezeit
      niemi (Lappland) statt.                          für Singapur liegt bei 60 Minuten, diejenige   Finnair bei Schweizern beliebt
      Die Freude über den A350 XWB bei der Fin­        nach Bangkok gar bei nur gerade 50 Minu­       Drei Jahre lang flog Finnair konkurrenzlos
      nair sei riesengross, weiss Ivan Rasovsky,       ten. Dies, weil eine zweite Securitykontrol­   aus der Schweiz nach Finnland, nachdem
      Country Sales Manager Schweiz. Kein Wun­         le für Passagiere im Transit nach Asien ent­   SAS die Strecke Genf–Helsinki und Blue1
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Fotos: Finnair

                 So soll der neue Airbus A350 XWB der Finnair aussehen (aktuelle Bilder existieren noch nicht).

                 Zürich–Helsinki eingestellt hatten. Mit der      der 40 bis 45 Sitze gebucht werden, die sich    wird Finnair weitere Anstrengungen unter­
                 Swiss hat Finnair neue Konkurrenz bekom­         an die Business Class anschlies­sen. Auch auf   nehmen müssen. Im vergangenen Jahr ver­
                 men, auch wenn Finnair mit 24 Flügen pro         dem A350 wird diese Klasse angeboten.           lor sie 37 Millionen Euro. Dieser Verlust soll
                 Woche sechsmal mehr Verbindungen an­                                                             durch den Einsatz des neuen Flugzeugtyps
                 bietet. «Das Gesamtpassagiervolumen ist          Grösstes Investmentprogramm                     wieder wettgemacht werden.
                 angestiegen», stellt Ivan Rasovsky einiger­      Um wieder eine führende Rolle spielen zu        Im Gegensatz zu den europäischen Mitbe­
                 massen erstaunt fest. Dies könnte mit den        können, investiert Finnair eine namhaf­         werbern hat Finnair keine Angst vor den
                 Direktflügen nach Asien zusammenhän­             te Summe (die genaue Zahl wird nicht ge­        arabischen Golfcarriern. «Es ist sicher eine
                 gen, aber auch mit der Gymnaestrada, die         nannt). Das A350-Investitionsprogramm           gewisse zusätzliche Konkurrenz vorhan­
                 in diesem Sommer in Helsinki stattgefun­         sei das grösste in der 92-jährigen Firmen­      den, doch bietet diese ein ganz anderes Pro­
                 den hat.                                         geschichte, berichtet CEO Pekka Vauramo.        dukt an», sagt Country Sales Manager Ra­
                 Insgesamt transportiert die Gesellschaft         Der A350 soll um 25 Prozent sparsamer sein      sovsky dazu.
                 jährlich neun Millionen Fluggäste. Der An­       als der Vorgänger A340. Dies wird auch nö­
                 teil von Schweizer Geschäftsleuten, die bei      tig sein, um auf den Strecken nach Asien Ge­
                 Finnair einen Business-Class-Flug buchen,        winne erwirtschaften zu können. Trotzdem        Patrick Huber
                 ist mit acht bis zehn Prozent hoch. Ab Genf
                 sei der Anteil der Geschäftsleute etwas tie­
                 fer. Dies habe aber auch mit den kleineren
                 Flugzeugtypen zu tun.

                 Grosse Ziele bis 2020
                 Finnair setzt ganz auf die Karte Asien. Mit
                 Hilfe der Widebodies des A350, welche die
                 in die Jahre gekommenen A340-Maschi­
                 nen ersetzen, soll die Anzahl Passagiere bis
                 2020 verdoppelt werden. Sukzessive wird
                 die Anzahl dieses neusten Flugzeugtyps auf
                 19 (bis 2023) angehoben. Ab dem 10. Dezem­
                 ber wird zudem auch Ho Chi Minh City (das
                 frühere Saigon) als 16. Destination in Asien
                 ins Streckennetz integriert.
                 Grossen Anklang findet die Economy-
                 Comfort-Class, die acht bis zehn Zentime­
                 ter mehr Sitzabstand bietet. Für einen Auf­
                 preis von 60 bis 75 Euro pro Weg kann einer      In der Economy-Class dürfen sich die Passagiere über grössere Bildschirme freuen.
Compliance Monitoring Manager 80%
       DESCRIPTION
       Based in Switzerland, SFS is a growing company with a total of 40 persons employed, and operating several aircraft (Piston and
       TurboProp). As one of the important Aerial Survey Company in Europe, we fly around several countries and different kind of airports.
       We value the quality of our services and are proud of it. Reliability, safety and friendliness are integral part of our daily targets.

       We are looking for a Compliance Monitoring Manager to monitor compliance of the organisation with the applicable regulations, as
       described below:

       MISSION
                  Edit audit and inspection procedures including related documents,
                  Identify and edit scope and area of audit and inspection, including related checklists,
                  Build and implement the schedule for the program (e.g. audit-schedule),
                  Establish and manage follow-up and corrective action procedures,
                  Communicate and give feedback to the Accountable Manager,
                  Manage the compliance monitoring Record and Archive,
                  Support the Training Manager to establish a training program relative to the Compliance Monitoring,
                  Implement a proper Compliance Monitoring Program and continuously maintain, review and improve it,
                  Tailor the Compliance Monitoring system to the size of the SFS operation, complexity and activity.
                  Monitor compliance with the designed procedures,
                  Lead and perform audits related to Compliance Monitoring, and CAMO.

       REQUIRED SKILLS
                  Experience with an EASA AOC and CAMO
                  Be a Lead Auditor with experience auditing quality and airworthiness regulatory requirements
                  Must be privately located at a maximum 1 hour driving distance from Colombier (NE)
                  Proficient user of Microsoft office tools
                  Proficient in English language
                  Clean criminal record
                  Swiss or European citizen
                  Experience in developing, implementing and managing operational regulatory requirements and policies
                  Good repute, Maturity, integrity and loyal personality with leadership experience and social skills
                  Good working ethic mentality and demonstrated teamwork skills

       NICE TO HAVE SKILLS
                  Fluent in German and/or French
                  Experience within an international operation
                  Experience in Flight operation management or the Aircraft maintenance
                  Approved by the authority as Compliance Manager

       WE OFFER
                  A growing company and be established in the area of Neuchâtel
                  Contemporary and competitive wage and social condition
                  Dynamic, ambitious and progressing company
                                                                             st
                  Unlimited contract (Neuchâtel area), ideally starting on 1 February 2016

       APPLYING
       Please send your application including cover letter, certificates, and CV (with color photo) by e-mail to job@sfsaviation.ch. Application
       will be treated with a high level of confidentiality, and exclusively by our HR.

Cockpit10_16_Inserate.indd 48                                                                                                              11.09.15 11:05
Cockpit 10 2015               Civil Aviation                                   17
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Doppel-Stuttgart
«Kurzstrecke ist relativ.» Mit die-               wird beispielsweise montags bis freitags am      Blick auf den Flugplan für den Retourweg
                                                  Morgen in Zürich auf Piste 28 gen Westen         nach ­Zürich werfen.
sen Worten habe ich meinen ers-                   gestartet. Dann brauchen wir etwas länger.
ten Artikel begonnen. Das ist auch                Am Wochenende hingegen starten wir               Drehkreuz Zürich
                                                  auf Piste 32 in Richtung Nordwesten. Kurz        Viele an Bord sind Heimkehrer, welche aus
heute noch so. 21 Minuten vom                     nach dem Abheben können wir bereits in           dem Urlaub oder von Geschäftster­minen
Abheben in Zürich bis zum Aufset-                 Richtung Osten abdrehen und steigen auf          zurück nach Stuttgart wollen. In Gegen­
zen in Stuttgart. Seit vielen Mona-               die Reiseflughöhe von nur 15 000 Fuss. Vor       richtung wiederum reisen jede Menge
                                                  ­allem bei guter Auslastung des Fluges ist       ­Anschlusspassagiere, welche über unseren
ten konnte ich meine persönliche                   unsere Cabin Crew gefragt und arbeitet im        Hub in die weite Welt fliegen. Pünktlich­
Rekordzeit auf einem Linienflug in                 Rekordtempo. Viel mehr als zehn Minuten          keit ist hier besonders wichtig. Von A nach
                                                   bleiben nicht, um Wasser und Schokolade          B fliegen nur wenige. Ein verspäteter Flug
unserem Netzwerk nicht unterbie-                   an die bis zu 97 Passagiere zu verteilen.        hätte viele verpasste Umsteigeverbindun­
ten. Kurzstreckenfliegerei pur!                                                                     gen mit erheblichen Mehrkosten für die
                                                  Keine Zeit zum Durchatmen                         Airline und Unannehmlichkeiten für die
                                                  Im Cockpit ist der Druck eher ein men­            ­Passagiere zur Folge.
                                                  taler. Zeit zum Durchatmen bleibt keine,           «Swiss 118D, wind 050 degrees 9 knots, run­

M
            ir gefällt die Zeit im Briefing­      denn ­sobald die Startphase beendet und die        way 07, you are cleared to land.» Mit der Lan­
            raum vor unseren Flügen. Man          ­letzte Checkliste abgearbeitet ist, beginnt       deerlaubnis vom Stuttgarter Fluglotsen und
            begibt sich an das zugewiesene         schon fast der Anflug. Gute Vorbereitung          nach einer Flugzeit von 24 ­Minuten sind wir
Computerterminal, studiert Wetter und              am ­Boden ist hier essenziell. Vor allem für      wieder am Boden, wenn für die meisten mei­
Fluginforma­tionen, bereitet Flugpläne vor.        neue Kollegen können vier solche Flüge            ner Kollegen erst der Reiseflug beginnt. Mit
Um halb sechs Uhr morgens ist die Stim­            ­herausfordernd sein. Es gilt, in der kurzen      einem Augenzwinkern stelle ich bei der Ver­
mung zwar meist eher verschlafen als aus­           Zeit den Flugplan auszufüllen, das Cock­         abschiedung noch fest, dass die Fahrt mit
gelassen, aber trotzdem begrüsst man sich           pit für die Landung vorzubereiten und mit        der S-Bahn vom Flughafen ins Zentrum von
freundlich unter Kollegen. Für ein, zwei            dem Captain den Sink- und Anflug zu be­          Stuttgart wohl länger dauern wird als der
Minuten Small-Talk findet man fast im­              sprechen. Danach werden auch die An­             vergangene Flug. Der Passagier mir gegen­
  mer Zeit. Meist wird nach Befindlichkeit          schnallzeichen wieder eingeschaltet und          über lächelt müde und stimmt mir zu.
  von ­Familie oder Partner gefragt oder ob         der Sinkflug begonnen. Wenn einige Minu­
der Einsatzplan für den kommenden Mo­               ten übrig bleiben, kann man einen kurzen       Florian Trojer
nat etwas taugt. Fast immer hört man aus­
serdem die Frage nach dem Flugziel des
Gegenübers. «Quo vadis?» – frei übersetzt                                                                                                             Foto: Florian Trojer

aus dem ­Lateinischen: «Wo ane gahsch?»
­Beantwortet man diese Frage mit «Doppel-
 Stuttgart» bekommt man nicht selten ein
 neidisch-verschmitztes Grinsen des Kolle­
 gen zurück.
 Die morgendlichen Flüge zwischen der
 Hauptstadt Baden-Württembergs und
 ­unserem Hub in Zürich sind eine gefragte
  Rotation bei uns Piloten. Die vier Starts und
  Landungen lassen einem zwar keine Zeit für
  Kaffeepausen, sind dafür aber auch schnell
  vorüber, und bereits kurz vor 12 Uhr mittags
  kann sich die glückliche Crew bereits in den
  Feierabend verabschieden.

Speditives Arbeiten
Der erste Start in Kloten erfolgt bereits um
fünf Minuten nach 7 Uhr, also bevor rich­
tig Schwung in den Abflugverkehr kommt.
Die Flugzeiten variieren je nach Wochentag
und Pistenbetrieb der beiden Flughäfen. So        Ein Blick auf den Flughafen Stuttgart nach dem Abflug von Piste 07 in Richtung Zürich.
18                       Civil Aviation          Cockpit 10 2015

                        Monatsinterview
Fotos: AIRBUS S.A.S.

                                                                                                                                    Fotos: Bazl

                       Sechs Jahre war Peter Müller Chef des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl). Ende 2015 wird er pensioniert.
19

              «Ich würde mehr
              aufs Tempo drücken»
              Ende Jahr geht Peter Müller in Pension. Den Job als Bazl-Vorsteher hat er nie gesucht. Er wurde angefragt
              und sagte zu, obwohl er von der Luftfahrt anfänglich wenig verstand. Lärmdiskussionen, Gebührenausein-
              andersetzungen oder Südanflüge in Zürich haben die Amtszeit des früheren Diplomaten geprägt. Mit dem
              ­Wissen von heute hätte er schon früher das Tempo erhöht und Entscheide schneller gefällt.

              «Cockpit»: Peter Müller, Sie sind als Quer-     gen Fragen gestellt habe und sie dazu an­       Ich glaube, recht viele dieser Arbeiten sind
              einsteiger zum Bundesamt für Zivilluftfahrt     halten konnte, gerade auch bei sicherheits­     gut herausgekommen, was mir letztlich das
              (Bazl) gekommen. Welche Bilanz ziehen Sie       technischen Themen Position zu beziehen.        nötige Selbstvertrauen gab, die Aufgabe im
              nach sechs Jahren?                              Denn daran hat es etwas gefehlt: an klaren      Bazl anzunehmen.
              Peter Müller: Ich denke, dass sich die Kom­     Antworten auf die Fragen der Stakeholder.
              munikation innerhalb des Bundesamts,            Bei Amtsantritt war eine Reihe von techni­      Was würden Sie anders machen, wenn Sie
              aber auch die Einheitlichkeit im Handeln        schen und rechtlichen Projekten seit länge­     nochmals als Bazl-Direktor beginnen könn-
              während meiner Amtszeit insgesamt ein           rem pendent. Unterdessen haben wir viele        ten?
              rechtes Stück verbessert hat. Der Dialog mit    Baustellen schliessen können.                   Gute Frage. Ich glaube nicht, dass ich ­vieles
              den Stakeholdern ist deutlich entspannter                                                       anders anpacken würde. Hätte ich schon bei
              geworden. Auch wenn es hin und wieder           Wie sind Sie aufgenommen worden? Hiess es       Amtsantritt das Wissen von heute gehabt,
              rumpelt, empfinde ich den Austausch bei­        da nicht, «der hat ja keine Ahnung!»?           hätte ich noch früher das Tempo erhöht und
              spielsweise mit der General Aviation als        Ja, sicher hat es das geheissen. Was soll       von meinen Leuten raschere und eindeu­
              recht konstruktiv.                              ein Diplomat im Bazl? Ich hatte in der Tat      tigere Positionsbezüge verlangen können.
              Was die Safety betrifft, sind wir mutiger ge­   ­Respekt vor der Aufgabe. Ich hatte mir nach    So sind wir etwa in den Problemen rund
              worden. Wir setzen Massnahmen nötigen­           der Anfrage des Uvek denn auch sorgfältig      um den Luftraum nicht richtig vorwärts­
              falls auch gegen Widerstände durch. Bei­         überlegt, ob ich den Job annehmen soll. Aus    gekommen. Ich will aber, dass bis Ende Jahr
              spiele sind etwa das Emas am Flughafen           eigenem Antrieb hätte ich mich nicht be­       in ­dieser Beziehung noch einiges läuft.
              Zürich (ein Bremssystem am Ende der Piste 28,                                                   Es ist allerdings so, dass eine sicherheits­
              die Red.) oder der Anflug auf den Flugplatz                                                     technisch begründete Änderung des Luft­
              Samedan, wo wir eine Einweisungspflicht         «Was die Safety betrifft, sind                  raums Einschränkungen insbesondere für
              vorgesehen und Sichtweiten für gewisse          wir mutiger geworden und                        die Leichtaviatik mit sich bringen kann und
              Flugzeuge neu definiert haben. Wir packen                                                       deshalb fast immer auf starke Opposition
              Themen an, beispielsweise den Südanflug         setzen Massnahmen auch                          stösst. Es muss möglich sein, den Luftraum
              in Zürich, auch wenn sie zu kontroversen                                                        so zu strukturieren, dass die «Grossen» und
              und heftigen Reaktionen führen. Und wir
                                                              trotz Widerständen durch.»                      die «Kleinen» zusammen existieren kön­
              versuchen die Bedingungen für die Luft­                                                         nen. Ich hege nicht die Absicht, die «Klei­
              fahrt konkret zu verbessern, indem wir das                                                      nen» hinauszuwerfen. Aber es handelt sich
              Projekt Dübendorf – einen neuen zivilen         worben. Meine Zeit als Diplomat war rela­       dabei um schwierige politische Prozesse, die
              Flugplatz für die General Aviation – ange­      tiv kurz. Zuvor war ich Generalsekretär im      entsprechend Zeit brauchen.
              stossen haben.                                  EDA und Vizedirektor im Bundesamt für
              Zudem haben wir erreicht, dass der Bund in      Justiz. In diesen Funktionen musste ich         Hatten Sie während Ihrer Amtszeit manch-
              Zukunft die Ausbildung des Luftfahrtperso­      mich immer wieder in Sachgebiete ein­           mal das Gefühl, an Ihre Grenzen zu stossen?
              nals finanziell unterstützen wird.              arbeiten, von denen ich vorher keine Ah­        Nein. Ich habe meine Aufgabe als heraus­
                                                              nung gehabt hatte. Ich musste zum Beispiel      fordernd betrachtet, aber hatte nicht das
              Wie schwierig war es für Sie als langjähriger   unerwartet einen Entwurf für ein Daten­         ­Gefühl, überfordert zu sein.
              Diplomat, das Bazl zu übernehmen?               schutzgesetz erarbeiten, später Strafrechts­
              Es war für mich eine grosse Herausforde­        revisionen betreuen, hatte die Aufsicht         Die Swiss und auch die europäischen
              rung, weil ich vorher kaum Berührungs­          über Straf­anstalten, hatte Spitallisten und    ­Airlines rufen nach Schutz. Die Golf-Carri-
              punkte mit der Luftfahrt hatte. In fachtech­    Spitaltarife zu genehmigen, habe in einem        er würden immer aggressiver auftreten und
              nischer Hinsicht konnte ich meinen Leuten       Kanton einen Gesetzesentwurf über den            in ­ihren Hoheitsgebieten wildern. Kann das
Fotos: Bazl

              nicht vorturnen. Aber ich denke, dass ich       ­öffentlichen Verkehr erarbeitet – das ­waren    Bazl ­besondere Bestimmungen, beispiels-
              mit der Zeit meinen Experten die richti­         immer wieder neue Herausforderungen.            weise zum Schutz der Swiss, erlassen?
20     Civil Aviation         Cockpit 10 2015

      Monatsinterview
     Die Schweiz gehört einem liberalen Wirt­       werden. Wir möchten, dass Moving-Maps           der Fluglotsen auf entweder Tower oder
     schaftssystem an. Würden wir Gegenmass­        in die kleinen Flugzeuge eingebaut wer­         ­ pproach die Belastung reduzieren?
                                                                                                    A
     nahmen gegen die Golf-Carrier ergreifen,       den, damit jeder Pilot gewarnt wird, wenn       Wir prüfen diese Idee. Ein Entscheid ist aber
     beispielsweise mit dem Entzug von Ver­         er im Begriff ist, eine Luftraumverletzung      noch nicht gefallen.
     kehrsrechten reagieren…                        zu begehen. Viertens müssen Piloten, die
                                                    grobfahrlässig eine Luftraumverletzung          In Dübendorf soll ein Innovationspark ent­
     …wie dies in Deutschland der Fall ist…         herbeiführen, bestraft werden; bei einem        stehen. Wie lautet Ihre Meinung dazu?
     …könnte dies Retorsionsmassnahmen zur          Wiederholungs­täter kommt ein Lizenzent­        Das ist eine gute Sache. Es wird eine
     Folge haben. Davon wären nicht nur die         zug in Frage. Und fünftens, fast das Wich­      ­Co-Habitation zwischen Innovationspark
     avia­tische Industrie betroffen, sondern       tigste: die ­Eigenverantwortung der Piloten      und Flugplatz geben, die von Synergie­
     mög­licherweise auch andere Industrie­         muss spielen.                                    effekten profitieren kann. Für internatio­
     zweige. Hingegen müssen wir darauf ach­                                                         nale Firmen ist es äussert attraktiv, wenn sie
     ten, dass wir die Rahmenbedingungen für        Am 24. Juli drang ein VFR-Pilot ohne entspre-    quasi vor die Haustür des Innovationsparks
     Airlines und Flughäfen – Betriebszeiten,       chende Bewilligung in die CTR Zürich ein.        fliegen können. Von den 240 Hektaren des
     ­Gebühren, Bewilligungsverfahren – nicht       Man sagt, der fehlbare Pilot sei eruiert wor-    Areals sind lediglich 30 für den Innovations­
      weiter einschränken, sondern im Rahmen        den. Wird er mit einer Bestrafung rechnen        park vorgesehen; für den Flugplatz bleibt
      des politisch Möglichen verbessern.           müssen? Ist dies mit einem Verkehrsdelikt im     genügend Raum.
                                                    Strassenverkehr vergleichbar?
     Der Luftraum in der Schweiz ist sehr eng. Am   Ja, wir konnten den Piloten eruieren und        Die Piste bleibt in jedem Fall bestehen?
     Flughafen Zürich kam es in letzter Zeit zu     klären nun den Tatbestand ab. Es handelt        Für die nächsten 30 Jahre sicher. Die folgen­
     gefährlichen Annäherungen. Wie kann das        sich um einen deutschen Piloten, der in den     de Generation muss dann entscheiden, was
     Problem gelöst werden?                         Kontrollraum Zürich einflog. Dieser wird        sie mit dem Gelände machen will. Der He­
     Es gibt eine ganze Palette an Massnahmen.      nun entweder von der deutschen oder der         likopterbetrieb wird voraussichtlich aber
     Erstens Schulung und Aufklärung. Flug­         schweizerischen Behörde bestraft. Doch gilt     in Dübendorf bleiben, ein kleiner Teil des
     schulen, die den Luftraum rund um den          es, die Verhältnismässigkeit zu beachten:       Areals bleibt für die Luftwaffe reserviert. Es
     Flughafen benutzen, müssen ihre Schüler        Wenn ein Pilot nur mit dem Flügel den Luft­     finden jedoch keine Schulungen mehr statt.
     sehr intensiv mit diesem vertraut machen.      raum streift, wollen wir ihn nicht mit dras­
     Der Luftraum ist im Übrigen so komplex,        tischen Strafen belegen.                        Die allfälligen An- und Abflugrouten von
     dass er von auswärtigen und unerfahre­                                                         ­Dübendorf werden auch in das Flugrouten-
     nen Piloten erst gar nicht beflogen werden     Die Flugverkehrsleiter beschweren sich           system von Zürich integriert werden ­müssen.
     ­sollte. Zweitens gilt es die Luftraumstruk­   ­immer wieder, dass die Betriebsverfahren zu     Wird dadurch die Komplexität für die Flug-
      tur zu vereinfachen. Drittens sollen auch      komplex und deshalb anfälliger für ­Fehler      verkehrsleiter nicht noch mehr erhöht?
      technische Hilfsmittel vermehrt genutzt        seien. Könnte die Aufteilung der Lizenzen       Nein. Der Verkehr zwischen den Flugplät­
                                                                                                     zen Dübendorf und Zürich wird heute
                                                                                                     schon koordiniert. Es entsteht keine qua­
                                                                                                     litativ neue Situation. Sollten jedoch Süd­
                                                                                                     starts in grösserem Umfang hinzukommen,
                                                                                                     kämen bereits eingespielte Verfahren noch
                                                                                                     vermehrt zur Anwendung.

                                                                                                    Sie sprechen die Südstarts an. Niemand will
                                                                                                    sie über Zürich und die Goldküste hinweg, sie
                                                                                                    würden den Flughafen aber entlasten. Wann
                                                                                                    braucht es sie zwingend, damit sich das Ge-
                                                                                                    samtsystem weiterentwickeln kann?
                                                                                                    Es stellt sich die Frage, ob und wie sich der
                                                                                                    Flugverkehr am Flughafen Zürich weiter­
                                                                                                    entwickeln soll. Was liegt in Sachen Kapazi­
                                                                                                    tät und vor allem in Bezug auf die Sicherheit
                                                                                                    drin? Wir möchten die Sicherheitsmarge
                                                                                                    für den Flugbetrieb in Zürich noch erhöhen.
                                                                                                    Leider führen entsprechende Massnahmen
                                                                                                    zu höheren Lärmbelastungen für die Bevöl­
                                                                                                    kerung im Süden des Flughafens.
                                                                                                    Südstarts bei Bise und Nebel etwa hätten
                                                                                                    jährlich rund 10 000 Starts mehr über den
                                                                                                    Süden zur ­Folge. Ob und wie weit solche
                                                                                                    Südstarts opportun sind, wird im Rahmen
                                                                                                    des SIL 2 (Sachplan Infrastruktur Flug­
     Müsste er das Bazl noch ein zweites Mal übernehmen, würde Peter Müller noch mehr aufs Gas      hafen) entschieden, über den ab Herbst
     drücken.                                                                                       ­debattiert wird.
21

                                                 eingebunden – durchaus zum Vorteil für            sich ja ­dafür ausgesprochen, dass man das
 Auf ein Wort                                    einen Grossteil der schweizerischen Indus­        Anflug­regime so belassen möchte, wie es ist.
                                                 trie – und müssen das Luftverkehrsabkom­
 Wo waren Sie zuletzt in den Ferien?             men respektieren.                                 Die Entflechtung der An- und Abflugrouten
 Kreta.                                                                                            soll die Sicherheit erhöhen. Hat es denn mit
                                                 Bazl und EU haben mehrmals erklärt,               dem heutigen System je Vorfälle gegeben und
 Ihre Lieblingsdestination?                      ­Regelungen für die Leichtaviatik reduzieren      wenn ja, welche?
 Spanien, vor allem Katalonien.                   zu wollen. Bisher spürt man wenig davon.         Wir reagieren nicht nur, wir agieren!
                                                  Wann ist mit ersten Resultaten zu rechnen?       ­Erkennen wir einen Risikofaktor, versu­
 Wo wollten Sie immer schon mal hin?              Im Maintenance-Bereich gibt es erste             chen wir, diesen auszuschalten. So etwa
 Singapore.                                       ­Resultate, wie beispielsweise die Part-M-       würde das entflochtene Ostkonzept vie­
                                                   Light oder Erleichterungen bei der Lizen­        le Kollisionsrisiken eliminieren. Die deut­
 Ihr Lebensmotto?                                  zierung von technischem Personal. Aber:          schen Fach­gremien teilen diesbezüglich
 Soyez réalistes, faites l'impossible!             Zurückregulieren ist auch ein Prozess, der       unsere ­Meinung. Widerstand erfährt das
                                                   mit ­einem gewissen Aufwand verbunden            Konzept aber in drei deutschen Landkrei­
 Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv?        ist. Ich bin überzeugt, dass die EASA es         sen, obwohl damit keinerlei unzulässige
 Kaum. Der Anteil von Banalitäten und              mit ­ihrer «better, lighter regulation» ernst    Lärmeinwirkungen verbunden sind.
 Selbstgefälligem in diesem Netz ist               meint. Aber einen Flugbetrieb ohne Regu­
 gross.                                            lierungen wird es nie geben.                    Flughafenchef Stephan Widrig äusserte sich
                                                                                                   kürzlich in einem Interview, dass die Pisten-
                                                 Der Flughafen Zürich kämpft mit den ­Folgen       verlängerung 28 nur mit einem Staatsver-
Letztlich wird es einen politischen Ent­         des fehlenden Staatsvertrags, respektive der      trag Schweiz-Deutschland nötig sei. Teilen
scheid geben. Mir ist es aber ein Anliegen,      deutschen Verordnung. Wie wird es am Flug-        Sie seine Meinung?
dass dieser in voller Kenntnis der Sachlage      hafen Zürich weitergehen? Wird aus dem            Nein, diese Meinung teile ich nicht. Die Ver­
gefällt wird.                                    Status Quo ein «Providurium»?                     längerung der Piste 28 zur Verbesserung der
                                                 Das könnte der Fall sein. Die Situation ist       Sicherheit ist in jedem Fall richtig.
Wie soll damit die Sicherheit erhöht wer-        blockiert. Die deutsche und die schweizeri­
den? Bei Starts auf der Piste 16 wird ja wohl    sche Flugsicherung haben zusammen un­             Die EU verfolgt das Rentenalter 60 für Heli-
auch noch auf Piste 28 gestartet werden. Das                                                       kopter-Piloten, was die schweizerischen Heli-­
heisst, die Pistenkreuzung bleibt bestehen!                                                        Unternehmen in grosse Nöte bringt. Was
Es gibt Modelle, die davon ausgehen, dass        «Wir haben keine Signale aus                      kann das Bazl tun, damit in der Schweiz bis
auf der Piste 10/28 bei einem Südstart kei­                                                        65 geflogen werden kann?
ne Starts erfolgen dürfen. Das würde zu
                                                 Berlin, dass die Verordnung                       Wir haben bei der EU interveniert. Wir
­einem Parallelbetrieb führen: Starts auf        verschärft wird.»                                 möchten, dass für eine Übergangszeit die
 der Piste 16 nach Süden, Landungen auf                                                            Piloten bis 65 noch fliegen können, sofern
 die Piste 14. Aber bei einem solchen Be­                                                          sie sich einer intensiveren medizinischen
 triebssystem wäre der Aufschrei der neu         tersucht, ob es lärmgünstigere Routen gibt        Untersuchung unterziehen. Wir haben in
 belärmten ­Bevölkerung natürlich enorm.         als jene, auf denen der Staatsvertrag beruht.     dieser Beziehung unterdessen auch einen
 Unter ­Sicherheitsgesichtspunkten wäre ein      Es zeigt sich aber, dass die jetzigen An- und     gewissen Sukkurs von anderen Gebirgs­
 ­solches Flugregime ideal; es würde aber zu     Abflugsrouten die besten sind. Dies nicht         ländern wie Österreich und Deutschland
  ungemein grossen Lärmbelastungen im            nur aus Sicherheitsüberlegungen: Man              erhalten. Die Heli-Industrie hätte allerdings
  ­Süden führen.                                 kann zwar ein Gebiet vom Fluglärm ent­            schon lange selber aktiv werden können
                                                 lasten, dafür wird ein anderes mehr belärmt.      und das Problem nicht vor sich hinschie­
Sie haben bei Ihrem Stellenantritt die Vor-      Das erweckt jedes Mal neuen politischen           ben sollen.
bereitung wichtiger Entscheide über den zu-      Widerstand.
künftigen Betrieb des Flughafens Zürich im
Rahmen des SIL als grösste Herausforderung       Was wäre, wenn die Deutschen ihre Dro-
bezeichnet. Gilt dies immer noch?                hung wahrmachen, ihre Verordnung noch             Interview: Patrick Huber
Ja. Der SIL Zürich ist das Dossier, das uns am   verschärfen sollten und nur noch 80 000 Lan-
meisten beschäftigt. Auch meinen Nachfol­        deanflüge über ihr Gebiet erlauben würden?
ger noch.                                        Dann hätte der Flughafen Zürich ein gros­
                                                                                                    Christian Hegner neuer Bazl-Chef
                                                 ses Problem. Wir haben jedoch keine Sig­
                                                                                                    Der Bundesrat hat Christian Hegner zum
Von den Flughäfen und Fluggesellschaften ist     nale aus dem deutschen Verkehrsministe­
                                                                                                    ­neuen Direktor des Bundesamts für Zivilluft-
immer wieder zu hören, das Bazl agiere nicht,    rium, dass es die Verordnung verschärfen
                                                                                                     fahrt (Bazl) ernannt. Der 54-jährige Maschi-
sondern reagiere – meistens auf Geheiss der      will. Aber wir befinden uns in einem etwas
                                                                                                     neningenieur ETH ist seit 2005 Vize­direktor
EU. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?             labilen Zustand…
                                                                                                     des Amts und Leiter der Abteilung Sicherheit
Das mag ich langsam nicht mehr hören. Es
                                                                                                     Flugtechnik. Er besitzt das Berufspiloten-Bre-
gibt kaum ein Luftfahrtamt in Europa, das        …das heisst: Niemand will die heisse Kartof-
                                                                                                     vet und hat eine Ausbildung zum Fluglehrer
sich bei der EASA derart stark macht für         fel in die Finger nehmen.
                                                                                                     absolviert. Hegner wird seine neue Funktion
eine vernünftige, massvolle Regulierung.         Es geht in diese Richtung. Die Gemeinden
                                                                                                     am 1. Januar 2016 antreten.
Wir sind aber in das Regelsystem der EU          im Norden des Flughafens Zürich haben
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