Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin

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Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 09/September 2016             CHF 8.20 /   5.50

                      Begeisterndes Zigermeet
                      Grösste Flugshow
                      in der Schweiz
0 9

                        Military Aviation                Civil Aviation       General Aviation
      770010 011006

                        Fairford: grosser                Hommage an           Erinnerungen an
                        Auftritt der F-35                die Concorde         Hermann Geiger
      9
Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin
DAS ORIGINAL
Bei der Entwicklung des PC-12 hatten wir eine unverkennbare Vision: ein sparsames,
universell einsetzbares und leistungsstarkes Flugzeug mit geräumiger Kabine, welches
überall starten und landen kann. Dazu Service auf höchstem Niveau. Mittlerweile operieren
weltweit über 1400 PC-12 und liefern den Beweis für das bewährte und stets weiter-
entwickelte Konzept. Kommen Sie an Bord und fliegen Sie das Original – den PC-12 NG!

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Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin
Cockpit 09 2016              Editorial         3
Foto: Jean-Luc Altherr

                         Take your seats
                         Liebe Leserinnen und Leser

                         F
                               este soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen. Getreu diesem   bei Swiss International Air Lines, erfreut. «Der Name ‹Canton de
                               Motto liessen sich die Swiss-Verantwortlichen um Lorenzo          Genève›, welcher die zweite C Series zieren wird, ist ein starkes
                               Stoll in der Romandie nicht von ihrem Vorhaben abbringen,         Zeichen des Vertrauens und des Engagements von Swiss gegenüber
                         die zweite C Series 100-Maschine auf den Namen des Kantons Genf         der Romandie», frohlockte er.
                                                  zu taufen, just zum Auftakt des Geneva         Stolz darf auch das OK des Zigermeets sein. Obwohl die meteo-
                                                  Lake Festivals Anfang August. Das zahl-        rologischen Bedingungen am Freitag alles andere als ideal waren,
                                                  reich erschienene Publikum bekam dabei         kamen die zahlreichen Besucher und Spotter in den Genuss von
                                                  an den Ufern des Genfersees einen Über-        spektakulären Flugdarbietungen (Seiten 10 bis 13). Schade, findet es
                                                  flug des neuen Flugzeugtyps zu sehen            nicht jedes Jahr statt: Die Glarner Bergwelt bietet eine ideale Kulisse
                                                  (Bild). Das Flugzeug wird ab April 2017        für Flugaufnahmen. Die Stadt Genf, die den fotogenen Jet d’Eau zum
                                                  die Flotte von Swiss in Genf ergänzen.         Zeitpunkt des Swiss-Überflugs wegen der kräftigen Bise hatte ab-
                                                  Obwohl für den Taufakt am Flughafen            stellen müssen, konnte diesbezüglich nicht mithalten.
                                                  Genève-Cointrin nur ein Flugzeugmodell
                                                  vorhanden war, zeigte sich Lorenzo Stoll,
                                                  Directeur Général de la Suisse Romande         Patrick Huber, Chefredaktor
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RUNDFLÜGE I FLUGSCHULE
                       Schnupperflüge und verschiedene Rundflugrouten
                                 Privat- und Berufspiloten-Ausbildung                      Fluglehrer gesucht!
                                                                                           Die ATO Flugschule Basel sucht free lance
                                                                                           Fluglehrer (FI). Wenn Sie interessiert sind, im
                                                                                           FSB Team auf dem internationalen EuroAirport
                                                                                           mit einmotorigen Tecnams und PA28 bei der
                                                                                           modularen Ausbildung von Piloten mitzuwirken,
                                                                                           dann kontaktieren Sie am einfachsten telefonisch
                                                                                           Thierry Spichtin, Tel. 079 518 74 74.
                                                  ab Zürich-Kloten                         Wir freuen uns auf Ihren Anruf.
                                                  043 399 34 44, heli-zueri.ch

Privatpiloten-Ausbildung
                                                                  LAPL auf C-152 und
ab    10’500.-                                                    nicht RPPL
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inklusive Theorie, Schulungsmaterial, Voice, Landetaxen, usw.

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Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin
Cockpit 09 2016                       Inhalt         5

     Military Aviation                                General Aviation                                                        Military Aviation
6 Publikumsmagnet
  Fairford
8 Farnborough: weniger
                                                30 Zum 50. Todestag von
                                                   Hermann Geiger                              6                              Royal International Air Tattoo
                                                                                                                              Fairford mit grosser Premiere
  Bestellungen im                                     Helicopter
  Rüstungsbereich                               32 Data Sheet: Airbus
                                                   Helicopters AS565MBe
     Cover Story
10 Das Zigermeet in Mollis                            History
   war ein voller Erfolg                        36 Ju 86 der Swissair mit
                                                   technischen Problemen
     Civil Aviation
14 Concorde in der                                    Regelmässige
   Schweiz                                            Rubriken
                                                                                                                              Civil Aviation
16 Pfarrer Walter Meier                         3     Take your seats
   im Interview
18 Airbus: die Bürde des
                                                9
                                                23
                                                      Inside
                                                      Your Captain speaking…                   14                             Als die Concorde
                                                                                                                              die Schweiz beehrte
   Erfolgs                                      33    Heli-Focus
20 People's Viennaline:                         34    SHA Inside
   gute Auslastung von                          35    Vor 50 Jahren
   Altenrhein nach Wien
                                                38    Gallery
21 Horizon: Simulator für
                                                43    News und Services
   die Multi Crew Co-
   operation-Ausbildung                         48    HB-Register
24 Was macht eigentlich…                        50    Letzte Seite:
   Paul Ruppeiner                                     Wettbewerb, Agenda
28 Farnborough: Die zivile                                                                                                    General Aviation
   Seite der Messe

                                                                                               30                             Hermann Geiger:
                                                                                                                              der Adler von Sitten

     Mittelposter
26 Die Boeing B777-FFX
   A6-DDE der Etihad Cargo
   landet im schönsten
   Abendlicht auf Piste 15
   des EuroAirports.
     Foto: Dennis Thomsen

Titelbild: Breitling Super Constellation am Zigermeet in Mollis.
Foto: Andrea Bolliger

 Herausgeber:                   Anzeigenverkauf:              Schnupperabo (für 3             Text- und                     Bolliger, Hansjörg Egger,      Druckvorstufe:
 Jordi AG – das Medienhaus      Jordi AG – das Medienhaus     Monate): Fr. 20.–               Bildredaktion:                Markus Herzig, Walter Hodel,   Swiss Aviation Media
 Verlag «Cockpit»               Daniel Enggist                Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20   Swiss Aviation Media          Felix Kälin, Ian Lienhard,     Zurzacherstrasse 64
 Postfach 96, 3123 Belp         Aemmenmattstrasse 22          inkl. Porto und MWSt.           Zurzacherstrasse 64           Georg Mader, Rolf Müller,      CH-5200 Brugg
 Zentrale: +41 31 818 01 11     3123 Belp                     Auslandabo steuerfrei, Porto    5200 Brugg                    Jürgen Schelling, Samuel       Telefon: +41 56 442 92 46
 Fax: +41 31 819 38 54          Telefon +41 31 818 01 17      nach Aufwand.                   Telefon: +41 56 442 92 46     Sommer, Dr. Bruno Stanek,      verlag@swissaviation.ch
 www.cockpit.aero               inserate@cockpit.aero         Preisänderungen                 Fax: +41 56 442 92 43         Hans-Heiri Stapfer, Thomas
                                                                                                                                                           Druck und Vertrieb:
                                                              vorbehalten.                    redaktion@cockpit.aero        Strässle, Dennis Thomsen,
 Verlagsleitung:                Aboservice:                                                                                                                Jordi AG – das Medienhaus
                                                              Auflage                         Website: www.cockpit.aero     Simon Vogt, Franz Wegmann,
 Christian Aeschlimann          Jordi AG – das Medienhaus                                                                                                  Aemmenmattstrasse 22
                                                              9000 Exemplare                                                Anton E. Wettstein, Rino
 Verlagssupport: Daniel Jordi   Aemmenmattstrasse 22                                      Chefredaktor: Patrick Huber                                      3123 Belp (gedruckt auf FSC-
                                                                                                                            Zigerlig, Marco Zatta, Sven
 «Cockpit» erscheint            Shenja Graber                 Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst:                                               zertifiziertem Papier)
                                                                                                                            Zimmermann, Franz Zussner
 monatlich am Ende              3123 Belp                     Basel: 3000 Exemplare       Patricia Andrighetto                                             ISSN 0010-0110
 des Vormonats und ist          Telefon +41 31 818 01 27
                                abo@cockpit.aero              Notariell beglaubigt
 Verbandsorgan der Swiss                                      2012                            Redaktions-                   Artikel und Fotos bitte nur
 Helicopter Association         Abonnementspreise:            Total verkaufte Auflage:        Mitarbeitende:                nach vorheriger Absprache
 (SHA) und Partner der AOPA     Inlandabo jährlich Fr. 87.–   4677 Exemplare                  Jean-Luc Altherr, Daniel      einsenden.
 Switzerland.                                                                                 Bader, Joël Bessard, Andrea
Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin
6     Military Aviation            Cockpit 09 2016
      Fairford

    Die F-35B der Royal Air Force zeigte in Fairford ihre Fähigkeiten eindrücklich und lautstark. Bei der Maschine mit der Immatrikulation ZM137
    handelt es sich um die dritte für die Streitkräfte von Grossbritannien gebaute F-35, welche zurzeit beim U.S. Marine Corps für die Piloten-
    umschulung eingesetzt wird.

    Der Star: die F-35
    Auch dieses Jahr begeisterte die grösste militärische Airshow der Welt am Royal International Air Tattoo
    (RIAT) die Besucher. Höhepunkt war der erste internationale Auftritt der Lockheed Martin F-35 Lightning
    II. An beiden Tagen boten Kunstflugstaffeln, darunter auch die Patrouille Suisse, sowie Kampf- und
    Trainingsflugzeuge faszinierende Flug-Ballette.

    Z
           ahlreiche Freunde der Militär-Aviatik     am Ende der Veranstaltung die Auszeich-          täuscht, denn RAF-Squadron Leader Hugh
           reisen jedes Jahr nach Fairford zum       nung für die beste fliegerische Vorführung,       Nichols demonstrierte neben dem Kurzstart
           Royal International Air Tattoo. So        «The King Hussein Memorial Sword».               die Fähigkeiten des Tarnkappen-Jets, senk-
    auch am 8. und 9. Juli diesen Jahres, als über                                                    recht landen und wieder starten zu können.
    153 000 Menschen die grösste militärische        F-35 im Brennpunkt                               Im Gegensatz zum Unterschallflugzeug
    Flugschau der Welt besuchten, um über 230        Rendez-Vous im Ruag-Chalet in Fairford:          Harrier, das die RAF vor einigen Jahren aus-
    Flugzeuge in der Luft, im Static Display oder    Gespannt blickten die Patrouille Suisse-         musterte, fliegt die F-35B maximal Mach 1,6.
    auf Flightlines zu sehen. Neben den bekann-      Piloten und der ehemalige Luftwaffen-Kom-        Ob und um wieviel besser die F-35 gegen-
    ten Jets wie Mirage 2000N, Rafale C, F-16C,      mandant Markus Gygax auf die Startbahn,          über den heutigen Kampfjets ist, darüber
    Saab JAS 39 Gripen, F/A-18 oder MiG 29           auf der sich die Lockheed Martin F-35B,          wurde im Ruag-Pavillon (Ruag ist übrigens
    brillierten die Kunstflugstaffeln Patrouille      ein Stealth-Jagdbomber mit Kurzstart-            seit vier Jahren Mitglied des RIAT Air Tattoo
    Suisse, Red Arrows, Frecce Tricolori und         und Senkrechtlandefähigkeiten, anschick-         Organisators Royal Charitable Air Force
    Krila Oluje der kroatischen Luftwaffe mit        te, sein Leistungspotenzial erstmals in          Trust) lebhaft diskutiert. Einige bemerkten,
    ihren sechs Pilatus PC-9M. Letztere erhielt      Europa zu zeigen. Und sie wurden nicht ent-      dass der neue Fighter der F-15E im Kurven-
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                     kampf deutlich unterlegen sei, weil er gerin-   Major Will «D-Rail»
                     gere Flügelfläche und Nachbrennerschub           Andreotta,
                                                                     F-35A Lightning II-
                     bei ungefähr gleichem Gewicht aufweise.         Vorführpilot.
                     Die einmotorige F-35 ist mit einem Pratt &
                     Whitney F135 Turbofan (128,1 Schub, 191,3
                     mit Nachbrenner) ausgerüstet. Doch die An-
                     sicht überwog, dass die F-35 mit enormen
                     Stückzahlen (derzeit sind 2800 Maschinen
                     geplant) und einer weltweiten Verbreitung
                     die Kampfflugszene der nächsten Jahrzehn-
                     te bestimmen werde.

                     F-35 in der Schweiz vorführen?
                     Von dem Stealth Fighter waren sechs Exem-
                     plare in Fairford zu sehen. Auf dem Tarmac
                     stellte sich Major Will «D-Rail» Andreotta,     Beste Flugvor-
                                                                     führung in Fair-
                     Demo-Pilot des F-35A Lightning II, den Fra-
                                                                     ford: PC-9M Tur-
                     gen von «Cockpit». Er sei stolz, dem Publi-     boprop Trainers
                     kum ein Kampfflugzeug mit Stealth-Tech-          der kroatischen
                     nologie und modernster Avionik vorstellen       Luftwaffenstaffel
                     zu dürfen. Der neue Fighter schliesse die       Krila Oluje.
                     Lücke zwischen dem Luftjäger F-22 Raptor
                     und der F/A-18E/F Super Hornet. Alle F-35
                     Typen verfügten über Tarnkappenfähigkei-
Foto: Daniel Bader

                     ten, solange keine Waffen an Aussenpositi-
                     onen geführt würden, erklärte Andreotta.
                                                                                              Fotos: Rolf Müller

                     Die F-35 sei das Kampfflugzeug der fünften
                     Generation, die dank Stealth-Eigenschaften,
                     modernster Avionik und grosser Anzahl
                     von Sensoren den Luftwaffen in den nächs-
                     ten Jahrzehnten als Luftüberlegenheits-         Die «As The Crow
                                                                     Flies»-Trophäe der
                     jäger zur Verfügung stehen werde, zeigte
                                                                     Freunde des Ro-
                     sich Andreotta überzeugt. Natürlich würde       yal International Air
                     er gerne die F-35 im Rahmen der geplanten       Tattoo für die beste
                     Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs           Flugvorführung ging
                     in der Schweiz vorführen, sagte Andreotta.      an Major Dan «Rock»
                                                                     Dickinson für die
                     Und wie Markus Gygax nach der überragen-
                                                                     spektakuläre De-
                     den Flug-Demo des F-35 erklärte, könne der      monstration mit
                     Jet auch für die Schweiz eine von verschie-     dem F-22 Raptor der
                     denen möglichen Varianten sein, sofern          US-Luftwaffe.
                     sich der Beschaffungspreis um maximal
                     100 Millionen Franken pro Flugzeug be-
                     wege, denn die Entwicklungskosten seien
                     inzwischen abgeschrieben. Derzeit liegen
                     aber die Stückkosten (Fly-away, also ohne
                     Entwicklungskostenanteil) bei 130 Millio-
                     nen Franken für die F-35B beziehungswei-
                     se bei 108 Millionen Franken für die F-35A.     USAF Heritage Flight:
                     Ziel von Lockheed Martin ist es allerdings,     Im Formationsflug
                     die Kosten auf ungefähr 80 Millionen Fran-      einer P-51D Mustang
                     ken zu senken, um vor allem Exportkunden        und einer F-35A
                     zum Kauf zu motivieren.                         Lightning gedenkt
                                                                     die US-Luftwaffe
                     Die Zuschauer bereuten, trotz veränderli-       ihrer Besatzungen
                     chem Wetter, die Reise nach Fairford nicht.     der letzten sieben
                     Und sie werden auch im nächsten Jahr wie-       Jahrzehnte. Zwischen
                     der dort sein, steht doch 2017 ein grosses      den Erstflügen der
                                                                                             Fotos: Daniel Bader

                     Jubiläum an: der 70. Geburtstag der U.S. Air    beiden eingesetzten
                                                                     Maschinen liegen
                     Force.                                          über 70 Jahre!

                     Rolf Müller
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8     Military Aviation            Cockpit 09 2016
      Farnborough International Airshow

    Zurückhaltende Käufer
    1500 Aussteller lockten 73 000 Fachbesucher nach Farnborough. Vertragsabschlüsse über grössere
    Lieferungen für Kampfflugzeuge blieben aus. Nur England bestellte neue Apache-Kampfhelikopter und
    Poseidon-Seeaufklärungsflugzeuge. An der Messe vertreten waren auch Ruag Aviation mit der Dornier 228
    und Pilatus mit den beiden Modellen PC-21 und PC-12NG.

    V
            om 11. bis 17. Juli reiste alles, was   ende bestätigte das britische Verteidigungs-                      tion (FAA) für die modernisierte Version der
            in der Aviatik-Branche Rang und         ministerium den Erwerb von neun P-8A Po-                          Dornier 228-212 erhalten habe. Dies sei ein
            Namen hat, nach Farnborough in          seidon- Seeaufklärungsflugzeugen für die                           beträchtlicher Meilenstein und gebe dem
    der südenglischen Grafschaft Hampshire,         RAF. Die ersten P-8A sollen 2019/20 ausge-                        Unternehmen die Möglichkeit, die Märkte
    mit dem Ziel, die grösste Luftfahrtmesse der    liefert werden. Die Kosten werden rund drei                       in Nord- und Südamerika noch besser zu
    Welt zu besuchen. Während im Rahmen             Milliarden Pfund betragen.                                        erschliessen.
    der vergangenen Messen Rekorddeals abge-
    schlossen wurden, hielten sich die Armeen       Dornier 228 erhält Zulassung                                      Einsatz zur Ölpest-Bekämpfung
    diesmal zurück.                                 Erstmals in Europa zu sehen war der                               Die Zuschauer staunten nicht schlecht über
    Auch die Rüstungsindustrie schloss              taktische mittlere Transporter Embra-                             eine Boeing 727, die zur Bekämpfung von
    weniger Aufträge für Militärflugzeuge ab,        er KC-390, ein Schulterdecker mit zwei                            Ölteppichen zum Einsatz kommt. Die Oil
    obschon die F-35B Lightning II der Royal Air    V2500-E5-Turbofans-Triebwerken. Pilatus                           Spill Response Ltd. ist die weltgrösste indus-
    Force (RAF) täglich am Himmel zu sehen          war mit dem PC-21 vertreten. Der erste von                        triefinanzierte Organisation, die weltweit
    war. Das Gripen E-Mock-up von Saab lockte       49 PC-21 für die australische Luftwaffe ist in-                   luftgestützte Gegenmassnahmen bei Ölpest-
    zahlreiche Fachbesucher an. Doch neue Be-       zwischen in Buochs zum Erstflug gestartet                          Katastrophen ausführen kann. Eine zwei-
    stellungen gab es für Schweden nicht zu         (siehe auch Beitrag auf Seite 43).                                te Maschine wird in den nächsten Wochen
    verbuchen. Auch die Kampfjets Rafale,           Ruag verzeichnete den Verkauf einer wei-                          geliefert. Die 727-2S2F (RE) (ex FedEX) wur-
    Eurofighter, F/A-18E Super Hornet und F-35       teren Dornier 228 für die in der Region von                       den mit internen Tanks, Pumpen und einer
    fanden keine neuen Abnehmer.                    Tokio ansässige New Central Airservice                            Sprühvorrichtung zur Ausbringung von
    Allerdings verzeichnete BAE Systems             (NCA). Die jüngste Bestellung folgt auf die                       flüssigem Dispersionsmittel ausgestattet.
    einen Betreuungsvertrag über 2,1 Milli-         Bestätigung der Ruag, die Serienproduktion                        Damit kann ein grosser Ölteppich in klei-
    arden Pfund für britische Eurofighter Ty-        der Dornier 228 in Oberpfaffenhofen fort-                         nere Teile aufgespalten werden, was den bio-
    phoon. Auch wird das britische Heer seine       zuführen.                                                         logischen Abbau des Öls beschleunigen und
    Apache-Kampfhelikopter für 2,3 Milliarden       Während der Luftfahrtmesse konnte Ruag                            die Umweltbelastung vermindern soll.
    Dollar durch 50 Maschinen der aktuellen         Aviation ferner bestätigen, dass sie die
    Version AH-64E ersetzen. Kurz vor Messe-        Zulassung der Federal Aviation Administra-                        Rolf Müller
                                                                          Fotos: Rolf Müller

    Nach erfolgreichen Testflügen werden für den Embraer KC-390, der                           Verkaufsschlager aus Schweizer Produktion: Zahlreiche Luftwaffen
    mit der Präsenz in Farnborough erstmals in Europa zu sehen war,                            interessieren sich immer noch stark für den PC-21.
    neue Kunden gesucht.
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Cockpit 09 2016                      Military Aviation                     9

                                                                                                                                                 Inside

PC-7 TEAM 2016
O
        berstleutnant Daniel Stämpfli hat in diesem Jahr das                             links hinter dem Leader und hat sich sehr schnell in die Formation
        Kommando des PC-7 TEAMs von Oberst Werner Hoffmann                              integriert. Für den Zuschauer war bereits bei den ersten Vorführun-
        übernommen. Von den Piloten ist Hauptmann Christoph                             gen nicht erkennbar, dass ein neuer Mann im Team mitfliegt. Eine
Schneider zurückgetreten. Er unterstützt das PC-7 TEAM aber noch                        grosse Veränderung der Formation wird es aber in der nächsten
als Reservepilot, wo er Major im Generalstab Martin Hess ablöst.                        Saison geben: Leader Hauptmann Martin Vetter und zwei weitere
Durch den Rücktritt von Schneider ist Hauptmann Mario Thöni als                         Piloten werden das PC-7 TEAM verlassen.
neuer zweiter Solist nachgerückt. An seiner Stelle ist Hauptmann
Matthew Leavy neu ins PC-7 TEAM gewählt worden. Er fliegt direkt                         Walter Hodel

Kommandant                                                              Turbo Uno (1)
Oberstleutnant Daniel                                                   Leader
«Stampa» Stämpfli                                                        Hauptmann Martin «DJ»
Pilotenschule/Chefpilot                                                 Vetter
PC-21                                                                   Fliegerstaffel 11
4000 Flugstunden                                                        3000 Flugstunden
Kommandant seit 2016                Turbo Tre (3)                       Mitglied seit 2006               Turbo Due (2)
                                    Linker innerer Flügelmann           (bisherige Positionen:           Rechter innerer Flügelmann
                                    Hauptmann Matthew                   1, 3 und 7)                      Hauptmann Alain
                                    «Murphy» Leavy (neu)                                                 «Fondü» von Büren
                                    Fliegerstaffel 17                                                    Fliegerstaffel 17
                                    800 Flugstunden                                                      1700 Flugstunden
                                    Mitglied seit 2016                                                   Mitglied seit 2014
                                                                                                         (bisherige Position: 2)

Turbo Cinque (5)                                                        Turbo Quattro (4)                                                    Turbo Sexi (6)
Linker äusserer Flügelmann                                              Slot                                                                 Rechter äusserer Flügelmann
Hauptmann Cyril                                                         Hauptmann Matthias                                                   Hauptmann Thomas «Ofe»
«Johnny» Johner                                                         «Moeli» Müller                                                       Hilpert
Fliegerstaffel 11                                                       Fliegerstaffel 17                                                    Fliegerstaffel 18,
1900 Flugstunden                                                        1300 Flugstunden                                                     2600 Flugstunden
Mitglied seit 2011 (bishe-          Turbo Sette (7)                     Mitglied seit 2014               Turbo Otto (8)                      Mitglied seit 2012
rige Positionen: 3 und 5)           1. Solist                           (bisherige Position: 4)          2. Solist                           (bisherige Positionen: 4
                                    Hauptmann Marius                                                     Hauptmann Mario                     und 6)
                                    «Crus» Krüsi                                                         «Thöma» Thöni
                                    Fliegerstaffel 18                                                    Fliegerstaffel 18
                                    1300 Flugstunden, Mitglied                                           1100 Flugstunden
                                    seit 2013 (bisherige Positi-                                         Mitglied seit 2013
                                    onen: 2 und 7)                                                       (bisherige Positionen: 3
                                                                                                         und 8)

                                                                        Turbo Nove (9)
                                                                        Unterleader
                                                                        Hauptmann Mario
                                                                        «Blacky» Schwarz
                                                                        Fliegerstaffel 18
Reservepilot                        Reservepilot
                                                                        2000 Flugstunden
                                                                                                                                                                            Alle Bilder:© VBS

Hauptmann David                     Hauptmann Christoph «Paso»                                           PR/Speaker                          PR/Speaker
                                                                        Mitglied seit 2013
«Mensen» Menth                      Schneider                                                            Hauptmann Philippe                  Major Andreas «Lifty»
                                                                        (bisherige Positionen: 4
Fliegerstaffel 17, 2300 Flugstun-   Fliegerstaffel 18, 2150 Flugstun-                                    «Philippe» Hertig                   Hebeisen
                                                                        und 9)
den, Mitglied seit 2008 (ehema-     den, Mitglied seit 2010 (ehema-                                      Zielfliegerstaffel 12 Tiger F-5      Fachstab Skyguide/Jägerleit-
lige Positionen: 3 und 8)           lige Positonen: 2, 7 und 8)                                          Mitglied seit 2006                  offizier, Mitglied seit 2010
Grösste Flugshow in der Schweiz - Begeisterndes Zigermeet - Cockpit - Magazin
10   Cover Story   Cockpit 09 2016
     Zigermeet 2016

     Der «Zigerschlitz» –
     Nabel der Aviatikwelt
11

       30 000 Aviatikfreunde besuchten                             Das Zigermeet war die grösste Flugshow der
          das zweitägige Zigermeet. Im
        Bild: Momentaufnahme aus der                               Schweiz im 2016. Es lockte trotz nasskaltem
Flugdemonstration des Gripen C mit Pilot                           Wetter bereits am Freitag 5000 Flugzeugfans
                          Stefan Kaarle.
                                                                   ins Glarnerland. Zur Show am Samstag durften
                                                                   die Veranstalter 25 000 Besucher begrüssen.
                                                                   Diese waren begeistert vom internationalen
                                                                   Flugprogramm.

                                                                   B
                                                                         ereits kurz nach neun Uhr am Samstagmorgen herrschte
                                                                         reger Betrieb auf dem Flugplatz Mollis. Noch immer kleb-
                                                                         ten Wolken und Nebelschwaden an den Bergen. Vor dem
                                                                   Mock-up des Eurofighter Typhoon hatte sich bereits eine lange
                                                                   Schlange interessierter Menschen gebildet. Vornehmlich Kinder
                                                                   wollten sich in das nachgebaute Cockpit des Kampfjets setzen.
                                                                   Am andern Ende der Piste deutete der Start eines Jet-Triebwerks
                                                                   den baldigen Beginn des Flugprogramms an. Es war jenes des Saab
                                                                   JAS-39C Gripen. Seiner aufregenden Demonstration mit Rauch
                                                                   und Flares folgte jene des Eurofighter. Dieser wurde von Gerhardt
                                                                   Krähenbühl vorgeführt. Der Schweizer ist seit 2005 als Testpilot
                                                                   bei Airbus Defence & Space (früher EADS) angestellt.
                                                                   Gegen Mittag landete der Helikopter des Super Puma Display
                                                                   Teams in Mollis. Als Passagiere hatten sie die Piloten des PC-7
                                                                   TEAMs an Bord. Kurz danach trafen auch die Piloten der Patrouille
                                                                   Suisse mit dem Pilatus-Porter «Felix» ein. Sie nutzten den kurzen
                                                                   Aufenthalt für eine Autogrammstunde. Nach dem Mittagessen
                                                                   flogen sie zu ihren Heimbasen zurück, um sich auf ihre Vorfüh-
                                                                   rungen am späteren Nachmittag vorzubereiten.

                                                                   Internationale Gäste als Hingucker
                                                                   Für die vier Piloten der Royal Jordanian Falcons war es die erste
                                                                   Flugshow inmitten hoher Berge. Dabei war die Topografie nicht
                                                                   die einzige Herausforderung. «Gestern konnten wir nur ein redu-
                                                                   ziertes Programm fliegen. Heute sind die Sichtbedingungen besser
                                                                   und wir werden die Vorführung entsprechend anpassen können»,
                                                                   sagte Leader Odi Al Qaraleh am Samstagvormittag. Die Berufs-
                                                                   militärpiloten der französischen Equipe de Voltige de l’Armée de
                                                                   l’Air nehmen regelmässig auch an Kunstflugmeisterschaften teil.
                                                                   Steil liess Pilot Alexis Busque die Extra 330 SC/LC in den Himmel
                                                                   steigen und zeigte eine atemberaubende und zuschauerfreundli-
                                                                   che Demonstration. Die einzige in Europa stationierte Lockheed
                                                                   P-38 Lightning und die Chance Vought F4U-4 Corsair sind nur
                                                                   zwei der Trouvaillen des Hangars 7 in Salzburg und nicht oft in
                                                                   der Schweiz zu sehen.
                                                                   Wegen der Feuchtigkeit am Himmel wollte sich der Rauch aus
                                                                   den vorherigen Vorführungen einfach nicht verziehen. Zusam-
                                                                   men mit dem entsprechenden Stand der Sonne war die Patrouille
                                                                   Suisse zeitweise vernebelt zu sehen.

                                                                   Flares und eine Ehrenrunde
                                                                   Die Flares nach dem «Grande» waren noch nicht ganz erloschen,
                                                                   als sich die ersten Besucher in Richtung Parkplatz aufmachten. An-
                                                                   dere liessen den perfekten Flugtag am Pistenrand ausklingen und
                                           Foto: Sven Zimmermann

                                                                   sahen den abfliegenden Maschinen nach. Die beiden Hunter und
                                                                   der Vampire liessen es sich vor ihrem Heimflug nicht nehmen, in
                                                                   Formation durch den «Zigerschlitz» zu donnern.

                                                                   Andrea Bolliger
12     Cover Story         Cockpit 09 2016
       Zigermeet – Impressionen

                                                                                                                           Fotos: Rino Zigerlig
     Super Connie und PC-7 des FMA bei der
     Synchron-Wende kurz vor dem Start.

                                                                                                                           Foto: Joël Super

                                                                                                   P-3-Flyers in Aktion.
                                                                                                                           Fotos: Sven Zimmermann

                                                               Lichtspiele am «Zigerschlitz»:
                        Swissness: PC-7-TEAM und Super-Puma.   Zwei Tiger der Patrouille Suisse.
13

Der Eurofighter-Display Pilot startet in
den Glarner Himmel.

                                                                  Der Papyrus Hunter bahnt sich seinen Weg zwischen        Foto: Rino Zigerlig
                                                                  Sonne und Wolken an der Rautispitz-Flanke.
                                          Foto: Sven Zimmermann

                                                                                                                       Foto: Andrea Bolliger

                                                                  Die beiden Dewoitine D.26 vom Hangar 31
Alexis Busque mit                                                 in Grenchen und von der AMPA in Lausanne
seiner Extra.                                                     waren die ältesten Maschinen am Meeting.
14     Civil Aviation          Cockpit 09 2016

       Concorde in der Schweiz

     Erinnerungen an die
     Überschall-Legende
     Vor 40 Jahren, im August 1976, landet erstmals eine Concorde in der Schweiz auf dem Flughafen Genf.
     Weitere Besuche des Überschalljets auf dem Flughafen Basel und ein einmaliges Gastspiel in Zürich-
     Kloten folgen in den nächsten Jahrzehnten.

                                                                                                                                             Foto: Flughafen Zürich AG

     50-Jahr-Jubiläum des Flughafens Zürich: das einzige Mal, als eine Concorde in Kloten landete.

     D
             er 8. Mai 1986 ist ein strahlend schöner Frühlingstag.        vor 40 Jahren, am 31. August 1976, bereits kurz nach Einführung
             Rings um den EuroAirport Basel-Mulhouse stauen sich           des Überschallflugverkehrs, eine Air-France-Concorde auf. 5000
             die Autos. Die bevorstehende Sensation hat sich herum-        Menschen beobachten das Spektakel.
     gesprochen: Eine Concorde landet. Grund für deren Abstecher
     nach Basel ist das Jubiläum «40 Jahre Flughafen Basel-Mulhouse».      Ausnahmebewilligung in Zürich
     Deshalb schickt British Airways nicht die übliche Boeing, um die      Am Flughafen Zürich muss man hingegen noch mehr als 20
     Gäste ihres regulären Linienflugs nach London-Heathrow zu be-          Jahre warten, bis die Concorde ein einmaliges Gastspiel gibt.
     fördern, sondern zu deren Überraschung eine Concorde.                 Erst im August 1998 landet eine Air-France-Maschine mit Aus-
                                                                           nahmegenehmigung anlässlich des Jubiläums «50 Jahre Flug-
     5000 Zuschauer in Genève-Cointrin                                     hafen Zürich». Insgesamt landen die Concorde von Air France
     Allerdings ist dies nicht der erste Aufenthalt des Überschall-        und British Airways im Laufe ihrer Dienstzeit rund 20 Mal in
     jets in Basel-Mulhouse: Bereits im April 1979 landet hier eine        der Schweiz, darunter mehrmals in Genf, einmal in Zürich und
     Concorde. Damals war es eine Maschine der Air France, die als         erstaunlich oft in Basel-Mulhouse.
     aviatischer Ehrengast bei der Zeremonie zur Pistenverlänge-
     rung dabei ist. Mit der allerersten Landung einer Concorde in         In 3,5 Stunden zum Big Apple
     der Schweiz wurde aber der Genfer Flughafen beehrt: Dort setzte       Das Gemeinschaftsprojekt «Concorde» der französischen
15

Aérospatiale und der British Aircraft Cor-
poration ist das mit Abstand schnellste und
modernste Transportmittel. Nur 3,5 Stunden
dauert der Flug von London oder Paris nach
New York. Maximal Mach 2,23 (2405 Kilome-
ter in der Stunde) erreicht die Concorde. Über-
schall darf wegen der Lärmbelastung für die
Bevölkerung nur über Wasser geflogen wer-
den. Die Maschine ist in diesem Fall mit Mach
2 in einer Höhe von 15 bis 18 Kilometern un-
terwegs. Wenn sie auch noch starken Rücken-
wind hat, ist die Concorde unglaublich schnell:
Ihr Rekord für eine Atlantiküberquerung von         Foto: © EuroAirport
New York nach London beträgt zwei Stun-
den, 52 Minuten und 59 Sekunden. Kein zi-
viles Flugzeug war jemals auf dieser Strecke
schneller.

Katastrophe im Jahr 2000
Unweit des Pariser Flughafens Charles-de-
Gaulle kommt es am 25. Juli 2000 zum tra-
gischen Unfall einer Air-France-Concorde.
Eine kurz zuvor gestartete DC-10 verliert ein
Metallteil des Schubumkehrmechanismus
des Hecktriebwerks. Dieses Teil schlitzt beim
Überrollen einen Reifen der startenden Con-
corde auf, dessen Bruchstücke in die Fläche
hochschleudern. Die Druckwelle beschädigt
einen Tank. Das Treibstoffleck führt dazu, dass
die Maschine Feuer fängt. Beim darauffolgen-
den Absturz sterben 109 Menschen an Bord so-
wie vier weitere Opfer am Boden.
Alle Concorde-Maschinen werden nach diesem
Unfall gegroundet. Nach Sicherheitsmodifika-
tionen an Tanks und Reifen gibt es nochmals
ein kurzes Comeback ab dem Herbst 2001. Al-
lerdings brechen von Mitte September 2001
an die Buchungszahlen nach den Anschlägen
von «9/11» durch verunsicherte Kunden dras-
tisch ein. 2003 gehen die Concorde von Bri-
tish Airways und Air France aufgrund man-
gelnder Wirtschaftlichkeit endgültig in den
Ruhestand.

Der Traum lebt wieder auf
Viele lässt der Traum vom zivilen Überschall-
flugzeug dennoch nicht los. Das US-Unter-
nehmen Aerion will in Zusammenarbeit mit
Airbus einen zivilen Überschalljet bauen: Die
auf der Genfer Ebace als Konzept vorgestellte
AS2 soll ab 2023 als schnellster Business-Jet der
Welt solvente Kunden transportieren.
Derzeit laufen bei der NASA in den USA zudem
Forschungsprojekte, wie durch spezielle Flug-
zeugformen der Überschallknall am Boden ver-
                                                       Fotos: Klaus Niermann

hindert werden kann. Sollte dies gelingen, hät-
ten zivile Überschallflugzeuge wohl auch in
Zukunft wieder Chancen auf ein Comeback.

                                                                               Oben: 40 Jahre Flughafen Basel-Mulhouse mit einer Concorde der British Airways.
Jürgen Schelling                                                               Mitte und unten: Grosser Publikumsaufmarsch im Jahr 1976 auch in Hamburg.
16     Civil Aviation          Cockpit 09 2016

      Monatsinterview

     «Die Trennung wird mir
     schwerfallen»
     Walter Meier hat als reformierter
     Pfarrer am Flughafen Zürich
     einiges erlebt: viel Schönes, aber
     auch viel Tragisches. So war er
     beim Swissair-Absturz SR111
     oder den Crossair-Tragödien bei
     Nassenwil und Bassersdorf dabei.
     Ende September geht er nach 19
     Dienstjahren in Pension.

     «Cockpit»: Walter Meier, Sie sind seit 19
     Jahren Pfarrer am Flughafen Zürich. Muss-
     ten Sie am Anfang nicht gegen Widerstände
     ankämpfen?
     Walter Meier: Ich hatte sogar damit gerech-
     net. Aber an meinem ersten Arbeitstag am
     3. Januar 1979 hat sich etwas Tragisches er-
     eignet: Ein Ramparbeiter verlor bei einem
     Arbeitsunfall sein Leben. Als ich den rauch-
     geschwängerten Raum betrat, in dem die
     Kollegen des Verstorbenen sassen, spürte
     ich die Verzweiflung, die Trauer, aber auch
     die angestaute Wut. Der Vorgesetzte war
     froh, dass ich am nächsten Tag eine Trau-
     erandacht am Unglücksort halten wollte.

                                                                                                                                                  Foto: Patrick Huber
     100 Swissport-Mitarbeiter nahmen daran
     teil. Das hatte sich rasch herumgesprochen,
     so dass ich schnell meinen Platz am Flug-
     hafen fand. Heute sind wir in erster Linie
     Betriebsseelsorger für die 27 000 Mitarbei-    Walter Meier verabschiedet sich Ende September vom Flughafen Zürich, wo er während 19
     tenden am Flughafen.                           Jahren als Pfarrer tätig war.
     Der Flughafen Zürich ist im übrigen nicht
     der einzige mit einem Pfarramt. Der Genfer     Ein Flughafenpfarramt ist etwas Spezielles.
     Flughafen hat sogar seit über 40 Jahren ein    Wodurch unterscheidet es sich von einem her-   «Ich habe meinen Platz am
     Flughafenpfarramt. Die Seelsorger sind dort    kömmlichen Pfarramt?
     aber aus finanziellen Gründen nur stunden-      Es gibt keine so grossen Unterschiede. Das     Flughafen schnell gefunden.»
     weise am Flughafen anzutreffen.                Ambiente ist etwas verschieden und man
                                                    sollte sich auch in anderen Sprachen aus-
                                                    drücken können. Meistens handelt es sich       Ihre seelsorgerliche Unterstützung gefragt.
                                                    um existenzielle Fragen, die an uns her-       Wie haben diese Ereignisse Sie geprägt?
      Flughafengeschichten                          angetragen werden. Man muss immer ein          Das erste Grossereignis während meiner
      Walter Meier hat seine Erlebnisse im Buch     offenes Ohr haben. Das gilt übrigens auch      Tätigkeit als Flughafenpfarrer war das
      «Flughafengeschichten» festgehalten. Es ist   für die Arbeit im Gemeindepfarramt.            Attentat auf die Touristen in Luxor. Ich er-
      im Buchhandel und online erhältlich: Jordan                                                  innere mich noch an die Trauerandacht in
      Verlag, 2. Auflage 2014, ISBN 978-3-906561-    Bei Katastrophen – zum Beispiel Flugzeug-      der Nacht, als die 36 Särge ankamen. Das
      53-0.                                         abstürze bei Crossair und Swissair oder auch   hat mich stark geprägt. Vermutlich habe ich
                                                    der Zusammenstoss bei Überlingen – war         deswegen so schnell weisse Haare bekom-
17

men. Ich erinnere mich an schlimmste Alb-         noch vor dem Wechsel ins Flughafenpfarr-         als beim Kabinenpersonal. Eine schöne
träume, und dies nur aus den Erzählungen          amt. Die Ausbildung zum Flight Atten-            Begleiterscheinung war, dass ich in all den
der Betroffenen. Manchmal hatte ich wirk-         dant absolvierte ich aber schon 1974. Als        Jahren unzählige Paare verheiraten durfte.
lich das Gefühl, ich drehe durch. Man nennt       Flugbegleiter konnte ich auf diese Weise
das sekundäre Traumatisierung.                    mein Studium finanzieren. Danach war ich          Haben Sie unterdessen selber «Kerosin im
                                                  auschliesslich als Pfarrer tätig. Später wurde   Blut»?
Sie haben am Anfang auch den Lotsenmörder         ich angefragt, ob ich nicht doch wieder als      Ich glaube schon. Der Flughafen ist so etwas
Vitali K. betreut. Wie kam das?                   Flight Attendant tätig sein wollte, damit das    wie eine zweite Heimat geworden. Es wird
Ich hatte vom Passagiercarecenter der Swiss       fliegende Personal einen Seelsorger habe.         mir sicher schwerfallen, mich von ihm zu
einen Anruf erhalten, sie hätten auf dem          Das Pfarramt Bülach und die Landeskirche         trennen. Ich werde wohl eine Zeit lang Ab-
Flug von Barcelona nach Zürich eine Person        waren damit einverstanden.                       stand halten müssen, um auch emotional
an Bord, die möglicherweise Angehörige bei                                                         Distanz zu gewinnen.
diesem Unglück verloren habe. Ich solle           Erzählen Sie uns noch etwas über diese Zeit?
mich doch um sie kümmern. Ich musste zu-          Im Oktober 1988 nahm ich meine Aus-              Was macht Walter Meier nach seiner Pen-
erst einen Dolmetscher organisieren: Vitali       bildung wieder auf, schaffte später den          sionierung?
K. hatte nämlich nur einen «Fresszettel» in       eidgenössischen Fachausweis als Flight           Ich trete aus dem Kirchendienst aus. 40
der Hand, auf dem das Wort «Überlingen»           Attendant und war danach für die First Class     Dienstjahre genügen. Das konnte ich nur
stand. Am gleichen Tag fuhren wir zu dritt        qualifiziert. Anschliessend wurde ich auch        erreichen, weil ich militärdienstuntauglich
im Taxi an den Unfallort. Dank meinen frü-        noch Fachprüfungs-Experte bei der Rekru-         war und mein Studium nicht unterbrechen
heren Kontakten zum Flughafen München             tierung von Flight Attendants. Die Tätig-        musste.
konnte ich über die Hotline herausfinden,          keit als F/A hat mir einen unmittelbaren         Meine bald vier Enkelkinder werden mich
dass die Familie von Vitali K. tatsächlich        Einblick in die Arbeit eines Flight Atten-       bestimmt auf Trab halten. Ich glaube nicht,
auf diesem Flug gewesen war. Er war völlig        dant verschafft. Ich stellte dabei unter an-     dass ich in ein Loch fallen werde. Ich könn-
verzweifelt. Am Abend übergab ich ihn den         derem fest, wie anstrengend ein Nachtflug         te mir aber auch vorstellen, noch als Life
deutschen Kollegen.                               sein kann.                                       Coach (Lebensberater) tätig zu sein. Aber
                                                                                                   das ist nur so eine Idee.
Sind Sie nicht an Ihre persönlichen Grenzen
gestossen, angesichts von solchem mensch-         «Der Flughafen ist für mich                      Interview: Patrick Huber
lichen Leid?
Sicher. Als Notfallseelsorger und Mitglied        wie eine zweite Heimat
des Careteams sind wir auf solche Ereignisse      geworden.»
zwar vorbereitet worden, auch auf körper-
liche Probleme als Folge von solch trau-
matischen Ereignissen. Aber die seelische         Haben die Crewmitglieder bei Ihnen um Rat
Belastung ist dennoch enorm. Ich wurde            nachgefragt?
nach dieser Serie von Katastrophen fast zum       Meine Flugeinsätze dienten in erster Linie        Auf ein Wort
Kettenraucher (Anm.d.Red.: Walter Meier hat       der Kontaktnahme. Ich erlebte noch das
vor sechs Jahren mit dem Rauchen aufgehört).      Ende der «schönen Zeit» mit längeren Lay-
Die Gespräche mit meiner Frau, die nebst          overs. Ich war eine Woche lang mit der            Wo waren Sie zuletzt in den Ferien?
Theologie auch Psychiatrie studiert hat,          ganzen Besatzung in Caracas und mehrere           In Florida.
waren enorm wichtig, damit ich später             Male einige Tage in Dar es Salaam (Tansa-         Ihre Lieblingsdestination?
wieder das Gleichgewicht fand. Der Gedan-         nia). Das war inbesonders deshalb bemer-          Bangkok, Afrika und Nordamerika.
kenaustausch mit meinem römisch-katho-            kenswert, weil wir als Crew am Abend unser
lischen Amtskollegen Claudio Cimaschi             Essen selber zubereiteten; vielleicht traute      Wo wollten Sie immer schon einmal hin?
hat ebenfalls viel geholfen. Erst nach den        die Swissair der örtlichen Hygiene nicht.         Immer wieder nach Thailand. Und nach
Erfahrungen von Ramstein (Anm.d.Red.: Un-         Wir nahmen Fleisch und palettweise Was-           Nordamerika, um den Rest zu sehen.
glück an einer Flugshow 1988 in Deutschland       ser mit, die Besatzung sprach sich ab, wer        Wen haben Sie gerne am Flughafen
mit 70 Todesopfern) hat man sich auch mit         das Gemüse, wer die Kartoffeln und wer die        begrüsst?
der psychologischen Betreuung der Helfer          Teigwaren mitbrachte. Einer der Bungalows         Ich freue mich, wenn ich mit dem Rei-
zu befassen begonnen. Damals wurden               am indischen Ozean wurde zur Küche mit            nigungspersonal und den Strassenmu-
einzelne Feuerwehrleute und Polizisten zu         Kühlschrank umfunktioniert. Die Gesprä-           sikern ein paar Worte wechseln kann.
IV-Fällen, weil sie das Gesehene nicht ver-       che dauerten jeweils bis in die Nacht und         Kürzlich bin ich Emil Steinberger begeg-
arbeiten konnten.                                 ich wurde über alle möglichen religiösen          net. Und Dr. Beat Richner (Beatocello)
                                                  Themen ausgefragt. Oft wurde ich auch ge-         hatte ich schon als Passagier an Bord.
Sie kennen den Flugbetrieb gut, arbeiteten Sie    fragt, ob ich für ein persönliches Gespräch
doch früher in einer Teilzeitanstellung für die   unter vier Augen Zeit hätte. Die meisten Ge-      Ihr Lebensmotto?
Swissair als Flight Attendant. Wie wichtig        spräche fanden aber in der Schweiz im Flug-       «Vertraue auf Gott und halte dein Pulver
war diese Erfahrung?                              hafenpfarramt statt.                              trocken.» (Zitat von Meiers Lateinlehrer)
Sie war enorm wichtig. Die Tätigkeit als                                                            Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv?
Seelsorger des fliegenden Personals bei der        Fragten auch Piloten um Rat nach?                 Nein.
Swissair begann ich im Oktober 1988, also         Ja, auch wenn dies weniger oft der Fall war
18     Civil Aviation Cockpit 09 2016

       Airbus

     Die Bürde des Erfolgs
     Dass die beiden Adjektive «erfolgreich» und «sorgenfrei» nicht gleichbedeutend sind, muss Airbus derzeit
     mit seinen neuen Mustern A320neo und A350XWB erfahren. Beide Flugzeuge verkaufen sich gut, aber bei
     den Zulieferern hapert es.

     W
                 er will da Trübsal blasen bei solch beeindruckenden       von Swiss dauert der Startvorgang rund 75 Sekunden. Airbus hat
                 Verkaufszahlen? 4568 Festbestellungen von 82 Kunden       nun in Aussicht gestellt, dass bis im Sommer eine neue Software
                 (Stand Ende Mai) für die A320neo-Familie und damit        zur Verfügung steht, die kürzere Startzeiten erlaubt. Das Upgrade
     ein Marktanteil von 59 Prozent verglichen mit der MAX-Variante        muss aber erst noch erprobt werden, so dass es Herbst werden könn-
     der Boeing 737; ein Backlog von insgesamt 5497 Maschinen für          te, bis eine A320neo ebenso schnell wieder in der Luft ist wie eine
     alle Versionen – also auch jene mit den herkömmlichen Triebwer-       Maschine mit konventionellem Antrieb. Weitere Kinderkrankhei-
     ken – der A320-Familie. Ein Auftragspolster von 778 Exemplaren        ten sind beim digitalen Triebwerk-Überwachungssystem (FADEC)
     für den neuen Langstreckentwin A350XWB. Und dennoch sieht             aufgetreten, das zu viele Fehlermeldungen absetzte. Auch in diesem
     sich Airbus bei seinen Bestsellern seit Anfang Jahr mit erheblichen   Fall wurde die Software laut Airbus verbessert. Weil die Triebwerke
     Problemen konfrontiert.                                               heisser liefen als angenommen, erreichte schliesslich die Hydrau-
                                                                           liktemperatur zu hohe Werte. Airbus versucht nun, eine Erhöhung
     Kinderkrankheiten                                                     der zulässigen Temperatur zu erreichen.
     Beginnen wir bei der A320neo, von welcher der europäische             Die Folgen der Schwierigkeiten mit dem GTF sind sichtbar: Im Juni
     Hersteller bis Ende Juni lediglich sieben Maschinen ausgeliefert      standen zahlreiche A320neo fertig, aber mit fehlenden Triebwerken
     hat; es hätten viel mehr sein müssen. Die Schwierigkeiten bei die-    auf dem Vorfeld in Toulouse. Launching Customer Qatar Airways
     sem Flugzeugmuster liegen in erster Linie beim Antrieb des Typs       hat die Auslieferung der ersten Maschine nun storniert und droht
     PW1100G. Der GTF (Geared Turbofan) braucht Startzeiten von bis zu     damit, das PW-Triebwerk durch das Konkurrenzprodukt LEAP-1A
     drei Minuten, um die Welle des Triebwerks zu kühlen – ein grosses     zu ersetzen. Swiss hat im Übrigen ebenfalls 15 A320/321neo be-
     Handicap, wenn eine Fluggesellschaft auf kurze Turnaround-Zeiten      stellt. Die Maschinen sollen aber erst zwischen 2019 und 2022 in
     angewiesen ist. Zum Vergleich: Bei den herkömmlichen Airbussen        der Schweiz eintreffen.

     Auch die indische Low Cost-Airline GoAir hat
     A320neo-Maschinen geordert.
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               «60 sind genug!»                                                          lässigkeitsniveau der A330 zu erreichen, das 99,4 Prozent betrage.
               Angesichts der hohen Zahl an Bestellungen wird Airbus in den              Derzeit befinden sich mehr als 40 Flugzeuge in der Endmontage;
               kommenden Jahren nun die Produktionsraten erhöhen. Derzeit                bis Ende 2018 wird eine Produktionsrate von zehn Maschinen pro
               verlassen monatlich 42 Maschinen der A320-Familie die Endmon-             Monat angestrebt.
               tagehallen, 2017 sollen es 50 und ab 2019 sogar 60 Stück sein. Air-       In einer entscheidenden Phase des Programms befindet sich auch
               bus-Verkaufschef John Leahy hatte sogar eine Fertigungsrate von           die verlängerte Version des neuen Airbus-Langstreckenjets, die
               mehr als 60 Maschinen gefordert. Sein Kollege, Chief Operating            A350-1000 mit Platz für 366 Passagiere. Sie entspricht der Boeing
               Officer Tom Williams, sagte hingegen anlässlich eines Pressebrie-          777-300ER und deren modernisiertem Nachfolgemuster, der 777-9X,
               fings in Hamburg: «60 sind genug.» Er hatte wohl im Hinterkopf,            ist aber laut dem Hersteller 40 respektive 35 Tonnen leichter und
               dass die Fluggesellschaften wegen des tiefen Ölpreises die etwas          bietet zwischen 740 und 830 Kilometer mehr Reichweite. Ursprüng-
               durstigere A320ceo länger fliegen können als noch vor wenigen              lich war die erste Auslieferung für Mitte 2017 geplant; nun soll sie,
               Jahren angenommen und sich deshalb die Kurve der Bestellungen             wie es bei der Pressestelle hiess, «einige Wochen» später erfolgen,
               für die A320neo etwas abflachen könnte. Die Realität gibt ihm im           nämlich in der zweiten Jahreshälfte 2017. Zuvor – nämlich bis zum
               Moment recht: In der ersten Jahreshälfte sind für die A320neo nur         vierten Quartal des laufenden Jahres – wird das Muster zum Erst-
               rund 60 Orders (inklusive VIP-Version) eingegangen.                       flug abheben.

               A350-1000 kommt später                                                    Noch grössere A350?
               Auch die A350XWB bereitet Kopfzerbrechen, obwohl dieses Muster            Derzeit beschäftigt sich Airbus auch mit der Frage einer nochmals
               eine fast schon ungewöhnlich reibungslose Flugerprobung hinge-            gestreckten A350. Damit will man noch besser gegen die 777-9X ge-
               legt hatte. Hauptschwierigkeit hier sind die monatelangen Verspä-         rüstet sein. John Leahy möchte einen derartigen Megaliner, der 400
               tungen bei den Kabinenzulieferern, allen voran der französische           Fluggäste aufnehmen könnte, lieber früher als später anbieten kön-
               Sitzhersteller Zodiac. Dies hat den Chef aller Airbus-Programme,          nen. Der Bau eines solchen Musters wäre laut Kiran Rao, Strategie-
               Didier Evrard, dazu veranlasst, von einem «sehr, sehr schwierigen         und Marketingchef bei Airbus, kein Problem: «Eine solche Variante
               Jahresbeginn» zu sprechen. Die Situation hat sich laut Evrard im          könnten wir schnell bauen. Wir haben den richtigen Flügel, den
               Frühjahr zwar etwas entschärft. Dennoch wurden bis Ende Mai               richtigen Rumpf und genügend Schub.» Vermutlich wird der Her-
               erst neun Maschinen einem Kunden übergeben; nicht gerade viel,            steller aber vorerst andere Probleme lösen müssen, wenn er die für
               wenn das von Airbus erklärte Jahresziel von mindestens 50 Auslie-         das laufende Jahr angepeilte Zahl von 650 ausgelieferten Flugzeugen
               ferungen erreicht werden soll. Im Moment liegt die betriebliche           erreichen will.
               Zuverlässigkeit der A350XWB bei 97,8 Prozent, «ein vernünftiges
               Resultat, wenn man bedenkt, dass es erst wenige Betreiber dieses
               Musters gibt», wie Evrard befand. Das Ziel laute aber, das Zuver-         Thomas Strässle

                Flugzeuge aus dem Drucker

                Als Alternative zu traditionellen Herstellungsprozessen wie Fräsen,
                Schmelzen, Giessen und Präzisionsschmieden haben die Flugzeugher-
                steller begonnen, bestimmte Komponenten mittels 3-D-Drucker her-
                zustellen. Dabei werden im Flugzeugbau typischerweise verwendete
                                                                                                                                                                Foto: Thomas Strässle

                Metalle wie Aluminium, Titan oder Stahl, aber auch Kunststoffe, etwa
                Polyamide, in pulverisierter Form verwendet.
                In unzähligen Schichten, die ein 3-D-Drucker aufträgt, entsteht auf
                diese Weise das Bauteil. Der Fachbegriff dafür lautet «Additive Layer
                Manufacturing» (ALM). Parallel dazu werden die feinen Partikel durch     Flugzeugteil aus dem 3-D-Drucker mit bionischer Struktur.
                einen computergesteuerten Laserstrahl zu einem festen Teil verschmol-
                zen. Häufig lassen sich die Ingenieure beim Design dieser Bauteile von    Ein originalgetreuer Spoiler soll gegen Ende 2018 erstmals am Flügel
                bionischen Formen leiten, also Strukturen, die der Pflanzenwelt ent-      eines Testflugzeugs erprobt werden. Noch in diesem Jahr will der
                nommen sind. Sie sind für den Flugzeugbau deshalb interessant, weil      Flugzeughersteller Versuchsflüge mit der «Galley Wall» durchführen.
                sie ein ausgeklügeltes System der Lastenverteilung aufweisen und Ge-     Airbus denkt indessen bereits weiter: Um das Jahr 2050 sollen gan-
                wichtseinsparungen von bis zu 55 Prozent ermöglichen. Ein Beispiel für   ze Flugzeuge per 3-D-Drucker entstehen. Einen Vorgeschmack dazu
                eine bionische Struktur sind die feinen Verästelungen auf den Blättern   liefert ein vollständig aus dem Drucker entstandenes, 25 Kilo schwe-
                der Riesenseerose.                                                       res und mit zwei Propellern angetriebenes Flugobjekt, das zum For-
                Airbus hat nun begonnen, ausgewählte Bauteile nach dem neuen 3-D-        schungsprojekt «THOR» (Test of High-tech Objectives in Reality) ge-
                Herstellungsprinzip zu bauen, etwa Luftbremsen in stark verkleiner-      hört und schon mehrere Versuchsflüge absolviert hat. Für dieses Jahr
Foto: Airbus

                tem Massstab oder eine Kabinentrennwand in ursprünglicher Grösse.        sind insgesamt 18 weitere Missionen geplant. ts
20            Civil Aviation         Cockpit 09 2016

                        People's Viennaline

                       Linienflug von 7 Minuten
                       Die in Altenrhein beheimatete People's Viennaline hat ihre Verbindung unter der Woche nach Wien auf
                       vier tägliche Verbindungen erhöht – und bereut es nicht. Bald kommt noch eine rekordverdächtig kurze
                       Linienflugverbindung hinzu: von Altenrhein nach Köln, mit Zwischenstopp in Friedrichshafen!
Foto: Hansjörg Egger

                                                                                             People's Viennaline (im Bild eine Embraer 170) ist auf der Strecke von
                                                                                                                      Altenrhein nach Wien erfolgreich unterwegs.

                       M
                                  it der Aktion «Du machsch de        das in Trogen beheimatete Kinderdorf Pes-      aus den 90er-Jahren. So muss der Flugbe-
                                  Pris!» hatte People's Viennaline    talozzi ab, mit dem Ziel, unverfrorene Bie-    trieb unter der Woche von 12 bis 13.30 Uhr
                                  eine grosse Medienpräsenz er-       ter davon abzuhalten, zum Beinahe-Null-        ruhen. Am Sonntag darf nicht vor 10 Uhr ge-
                       reicht. Konkret ging es um Verbindungen        tarif nach Wien zu fliegen. Das ist offenbar    startet werden. An vier österreichischen Fei-
                       um die Mittagszeit nach Wien, auf denen        nicht gelungen.                                ertagen darf gar nicht erst geflogen werden.
                       noch Plätze verfügbar waren. Die Kunden        «Mit bezahlten Preisen von über 200 Fran-
                       konnten dabei eine Stunde vor Abflug an         ken pro Strecke und einem Durchschnitts-       Schwarze Zahlen
                       den Ticketschaltern am Flugplatz Alten-        preis pro Passagier, der deutlich über den     Dennoch: Die Nachfrage nach Wien ist un-
                       rhein und am Flughafen Wien den Preis für      Erwartungen lag, zeigten die Kunden im         gebrochen hoch. «Wir schreiben schwar-
                       die Flugtickets selber bestimmen und sofort    Juni, dass sie durchaus in der Lage waren,     ze Zahlen», betont CEO Steffen. Von der
                       bezahlen. Telefonische oder Internetreser-     den Wert einer Dienstleistung richtig ein-     mittlerweilen konkursiten belgischen
                       vierungen waren nicht möglich. Die Aktion      zuschätzen und einen angemessenen und          VLM hat People's Viennaline die Charter-
                       hätte eigentlich bis Ende Sommerflugplan        fairen Preis zu bezahlen», sagt Steffen.       flüge nach dem kroatischen Pula für einen
                       im Oktober gedauert. Sie musste aufgrund                                                      österreichischen Reiseveranstalter über-
                       von «agressiver Forderungshaltung gegen-       Steine im Weg und Altlasten                    nommen. Das Flugzeug sei technisch in
                       über den Mitarbeitenden» abgebrochen           Daniel Steffen, der erst seit etwas mehr als   einem schlechten Zustand gewesen, die
                       werden. Studenten wollten für 10 Cents flie-    einem halben Jahr CEO der People's Vien-       Crew wenig motiviert, so dass der Veranstal-
                       gen. «Die Aktion ist gezielt und provokativ    naline und des People Business Airport         ter froh gewesen sei, als People's einsprang,
                       ins Lächerliche gezogen worden. Deshalb        ist, kämpft am Dreiländereck Schweiz-          sagt Steffen. Erfreulich ist, dass die Alten-
                       mussten wir sie per 12. August einstellen»,    Österreich-Deutschland mit verschie-           rheiner Airline im September eine neue Ver-
                       bedauert People's-CEO Daniel Steffen.          denen Problemen. Obwohl jährlich               bindung aufnehmen wird; und zwar von
                                                                      65 000 bis 70 000 Voralberger von Altenrhein   Altenrhein nach Köln, mit einer Zwischen-
                       776 Passagiere haben profitiert                 nach Wien fliegen, würden die österreichi-      landung – in Friedrichshafen. Das bedeu-
                       Im Juni haben gemäss Steffen 776 Passagiere    schen Behörden dem Nachbarn immer neue         tet, dass das Flugzeug nur gerade rekord-
                       von dieser Aktion profitiert. Zu den effektiv   Steine in den Weg legen, so Steffen.           verdächtige sieben Minuten in der Luft sein
                       bezahlten Ticketpreisen gibt er keine Zah-     Der Flugplatz Altenrheim wird vom Bun-         wird. Zum Einsatz kommt eine Embraer 145
                       len bekannt. Die Linienfluggesellschaft, die    desamt für Zivilluftfahrt (Bazl) beaufsich-    mit 49 Sitzplätzen.
                       über ein österreichisches AOC verfügt, gab     tigt, kämpft aber immer noch mit den
                       vom offerierten Ticketpreis zehn Prozent an    Tücken einer Verwaltungsvereinbarung           Patrick Huber
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                                                                                                                        Horizon

                                                                                                                                            Foto: Patrick Huber
Der D-SIM-42 Twin Star FNPT II-Simulator der Horizon SFA ist vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) für die Multi Crew Co-operation-Ausbildung
(MCC) zertifiziert worden.

Ein Alleskönner
Die Flugschule Horizon sucht stets nach innovativen Ausbildungswegen. Ein wegweisendes Element ihres
Ausbildungskonzepts stellt die neuste Simulatorerweiterung dar. Diese wurde speziell für die Multi Crew
Co-operation-Ausbildung entwickelt. Die Flugschule hat dafür einen namhaften Betrag investiert.

H
         orizon-CEO Michael Anklin ist           Zuerst Machbarkeitsstudie                        durch die Schweizer Behörden vergange-
         glücklich. Nach einem längeren          Zusammen mit der österreichischen Dia-           nen Dezember zertifiziert.
         Prozess ist der «neue» D-SIM-42         mond Aircraft – Horizon setzt in der Flug-       Horizon und Diamond steckten laut Anklin
Twin Star FNPT II-Simulator der Horizon          ausbildung mit der DA-42 eines ihrer Flug-       gemeinsam «einen sechsstelligen Betrag»
SFA mit der Bezeichnung DA-MET behörd-           zeuge als Schulflugzeug ein – entschloss          in die Entwicklung des neuen Simulators.
lich zertifiziert worden und darf seit Dezem-     sich die in Kloten domizilierte Flugschule       «Fluggesellschaften stellen immer höhere
ber 2015 für die Ausbildung der Flugschüler      nach einer Machbarkeitsstudie, einen mo-         Ansprüche», begründet Anklin, weshalb
eingesetzt werden. Mit ihm lässt sich die        dernen Simulator mit simulierter Druck-          eine solch hohe Summe in die Entwicklung
MCC-Ausbildung (Multi Crew Co-operati-           kabine zu konzipieren. Dies bedingte aber        des Simulator Upgrades investiert wurde.
on) praxisnah umsetzen. «Mit dem Simu-           eine ganz Reihe von Anpassungen: Unter           «Damit können wir die MCC-Ausbildung
lator können nebst der Aerodynamik auch          anderem musste ein neues Handbuch ver-           auf vergleichsweise sehr hohem Niveau an-
alle Flugzeugsysteme simuliert werden»,          fasst werden, in dem zum Beispiel ausser-        bieten», so Anklin. «Horizon kann sich nur
erläutert Anklin. «Das Verhalten bei extre-      gewöhnliche Flugprozesse dokumentiert            dank einer qualitativ hochwertigen Ausbil-
men Situationen, wie etwa ein Druckabfall        wurden. Am Schluss war wie immer die             dung gegenüber den anderen ausländischen
in der Kabine, kann so realitätsnah geschult     Zertifizierung durch das Bundesamt für            Mitbewerbern behaupten.»
werden.»                                         Zivilluftfahrt (Bazl) und in diesem Falle so-
Der DA-MET ist mit einem komplexen Gar-          gar der EASA nötig.                              Patrick Huber
min G1000-Glascockpit ausgerüstet. Der           Anklin, der zu 80 Prozent als CEO der
Simulator wird auch für die Instrumen-           Horizon arbeitet und zu 20 Prozent für die
tenflugausbildung eingesetzt, bevor das Er-       deutsche K5 einen A319-Business Jet fliegt,
lernte anschliessend in der «realen» DA-42       stellte im April 2015 eine erste Version des
umgesetzt wird. Für die MCC-Ausbildung           Simulators vor. Jedes EASA-Mitgliedsland
ist dieser Ausbildungweg ein Vorteil: Die        konnte sich äussern. «Bis auf ein Land hatte
Flugschüler im MCC-Kurs sind mit dem             indes niemand etwas zu bemängeln», sagt
Flugzeugtyp bereits vertraut und können          Anklin.
sich daher voll auf die Lerninhalte der Mul-     Nach der Beseitigung einiger sogenannter
ti Crew Co-operation konzentrieren. «Die         «Findings» (Audit-Feststellungen) durch               Horizon Swiss Flight Academy
Qualität der Ausbildung wird dadurch er-         das Bazl, meist handelte es sich um Soft-           Steinackerstrasse 56, 8302 Kloten
heblich gesteigert», betont Anklin.              wareanpassungen, wurde der Simulator               Telefon 044 862 07 07, Horizon-sfa.ch
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                                                                                                                                                                       Limitierte Sonder-Edition
  'LHÅ6SLWÀUH´)OLHJHU$UPEDQGXKU
Weltweit limitiert auf nur 4‘990 Exemplare
                     •
    Jede Uhr wird einzeln nummeriert
                     •
           Aus bestem Edelstahl
                     •
 Hochwertiges mechanisches Uhrwerk
                     •
            Kostbar vergoldet
                     •
     Mit der Silhouette einer Spitfire
            auf dem Zifferblatt
                     •
      Authentisches Leder-Uhrband
                     •
     Exklusiv bei Bradford erhältlich
                     •
     120-Tage-Rücknahme-Garantie

         'LH)OLHJHUJHVFKLFKWHOHEWZHLWHU
Die Supermarine Spitfire war ein Jagdflugzeug aus britischer
Produktion. Der Tiefdecker wurde vor allem während des Zwei-
ten Weltkrieges von der Royal Air Force und vielen alliierten Luft-
streitkräften an allen Fronten eingesetzt. Die gute Wendigkeit
der Supermarine Spitfire machte es bei den Piloten sehr beliebt
und liess dieses einzigartige Jagdflugzeug zur Legende werden.

Mit der mechanischen Armbanduhr „Spitfire“ lassen wir dieses
Flugzeug Jahrzehnte nach ihrem ersten Einsatz wieder lebendig
werden. Eine Armbanduhr, in der die Pionierzeit der Fliegerei
so richtig zur Geltung kommt. Das ideale Geschenk für jeden
Aviatik-Fan!                                                   
                                                                        Durchmesser: ca. 4 cm
                                                                55787

          EXKLUSIV-BESTELLSCHEIN                                          Produktpreis: Fr. 199.80 oder 3 Raten à Fr. 66.60
      Reservierungsschluss 17. Oktober 2016                               (+ Fr. 11.90 Versand   und oder
                                                                                                     Service)
                                                                        Produktpreis:     Fr. 249.90      3 Raten à Fr. 83.30
U Ja, ich bestelle die                                                  (zzgl. Fr. 11.90 Versand und Service)
“Spitfire” Flieger-Armbanduhr

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                                                                        bildet das Zentrum dieser ex-     die Nummerierung und die         wird zusammen mit einer
Strasse/Nummer
                                                                        klusiven Fliegeruhr.              Unterschrift von Captain Dou-    edlen Uhren-Schatulle und
                                                                                                          glas Bader eingraviert, wel-     einem Echtheits-Zertifikat
PLZ/Ort
                                                                                                          cher als britischer Jagdflieger   geliefert.
                                                                                                          und Symbolfigur für die Werte
E-mail
                                                                                                          und den Erfolg der Royal Air
                                                                                                          Force einstand.
Unterschrift                     Telefon

                                                                              www.bradford.ch                                        Für Online-Bestellung:
                                                                              fb.com/BradfordExchangeSchweiz                         Referenz-Nr.: 55787

          Bitte einsenden an: The Bradford Exchange, Ltd.                                    The Bradford Exchange, Ltd. • Jöchlerweg 2 • 6340 Baar
                       Jöchlerweg 2 • 6340 Baar                                    Tel. 041 768 58 58 • Fax 041 768 59 90 • e-mail: kundendienst@bradford.ch
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