INTERNATIONALISIERUNG DER HOCHSCHULEN IM WANDEL AUS DER PRAXIS DER INTERNATIONAL OFFICES - NUMMER 106 | JUNI 2018 - OEAD ...

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INTERNATIONALISIERUNG DER HOCHSCHULEN IM WANDEL AUS DER PRAXIS DER INTERNATIONAL OFFICES - NUMMER 106 | JUNI 2018 - OEAD ...
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Nummer 106 | Juni 2018

                         Internationalisierung der
                         Hochschulen im Wandel

                         Aus der Praxis der
                         International Offices
INTERNATIONALISIERUNG DER HOCHSCHULEN IM WANDEL AUS DER PRAXIS DER INTERNATIONAL OFFICES - NUMMER 106 | JUNI 2018 - OEAD ...
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Inhalt

03       Stefan Zotti
         Editorial
                                                         26   Rückblick: 4. Nationale Erasmus+ Jahrestagung
                                                              Einfach Mitmachen – (mein) Zugang zu Erasmus+

04       In aller Kürze
         Kurzmeldungen
                                                         27   Clarissa Millwisch | Lothar Semper-Wang
                                                              Go. Learn. Share.

         oead.news im Gespräch mit
                                                         28   Cathrine Seidelberger

06       Bundesminister Heinz Faßmann
         »Anregen, aber nicht anordnen«
                                                              praxis@oead-events

                                                         29   Marina Fischer-Kowalski

08       Markus Laitinen
         Internationalisation reimagined and revisited
                                                              Mit der BOKU und Citizen Scientists für ein
                                                              nachhaltiges Samothraki

10       Gabriele Abermann
         Internationalisierung am Ende?
                                                         30   Michael Glatzl-Poss
                                                              Qualitätsvolle Internationalisierung

12       Christian Müller
         Verwalten oder gestalten?
                                                         31   Nicole Rogaunig
                                                              Karriere im Doppelpack

14       Sabine Pendl
         Internationale Beziehungen im Wandel der Zeit
                                                         32   Marianne Toder
                                                              Neues OeAD-Gästehaus in Graz eröffnet

16       Susanne Lichtmannegger
         Die Pionierphase ist längst Vergangenheit
                                                         33   Neues Förderprogramm
                                                              Erstellung digitaler Lehr- und Lernmittel

         oead.news im Gespräch mit Berta Leeb,           34   Julia Lichtkoppler
                                                              Im Wald der Wissenskooperation
18       Vizerektorin der PH der Diözese Linz
         Einblicke in unterschiedliche Lehrmethoden
                                                         36   Elke Stinnig
                                                              Leben nach dem Völkermord in Ruanda
19       Marlene Wahlmüller
         Einmal um die ganze Welt
                                                         38   Michael Dippelreiter
                                                              Der Beginn der studentischen Selbstverwaltung
20       Adrian Veale
         Internationalisation of higher education
                                                         40   Mitforschen
                                                              Citizen Science Award 2018
22       Nicolai Netz
         Auslandsaufenthalte und Karriere
                                                         41   Rita Michlits | Barbara Sutrich
                                                              OeAD-Jahresbericht 2017
24       Lisa Frühauf | Eva Weixler
         Einblick in das Erasmus-Referat
                                                         42   Regina Aichner
                                                              Anerkennung früherer Lernerfahrungen
25       Elena Kirchberger
         Mein Erasmus+ Studienaufenthalt
                                                         44   OeAD-Events
                                                              Veranstaltungskalender
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                                    Stefan Zotti

Editorial
»Internationalisierung« ist in der DNA des OeAD                                            schaft. Umso bedrohlicher
tief eingegraben. Seit seiner Gründung in den 60er-                                        sind Tendenzen in einer
Jahren lautete der Kernauftrag des Österreichischen                                        wachsenden Zahl von Län-
Austauschdienstes stets, durch die Förderung von                                           dern, sich abzuschotten.
Mobilität und Kooperation einen substanziel-                                               Illiberale Strömungen, wie
len Beitrag zur Internationalisierung des öster-                                           wir sie in mehreren euro-
reichischen Hochschulraums zu leisten. Dieser                                              päischen Ländern sehen,
Auftrag hat sich in den letzten Jahr(zehnt)en                                              bedrohen die wissenschaftli-
weiterentwickelt: Durch die europäischen Bildungs-                                         che Community in ihrer Ge-
programme, heute zusammengefasst in Erasmus+,                                              samtheit. Angesichts dessen
wickelt der OeAD Aufgaben entlang der gesamten                                             gehört es zum Kern der ge-
Bildungskette ab – Internationalisierung vom Kin-                                          sellschaftlichen Verantwor-
dergarten bis zur Erwachsenenbildung, lautet der                                           tung von Universitäten und
Auftrag heute. In einer ausschließlich quantitati-                                         Hochschulen, sich solchen
ven Sicht sind wir damit heute erfolgreicher denn                                          Tendenzen        entschieden

                                                                                                                                                                                                                                               © OeAD | Sabine Klimpt
je: 2017 konnten mehr als 16.000 österreichische                                           entgegenzustellen und die
Lernende, Lehrende und Forscher/innen an geför-                                            Freiheit der Wissenschaft,
derten Mobilitätsprogrammen des OeAD teilneh-                                              zu der Offenheit und Grenz-
men, rund 2.300 internationale Studierende und                                             überschreitung wesenhaft
Lehrende konnten mit Stipendien gezielt nach                                               dazugehören, zu verteidi-
Österreich geholt werden.                                                                  gen. Internationalisierung
     Der Bildungs- und Wissensraum Österreich                                              und Internationalität sind in dieser Hinsicht eben
ist heute so international, bunt und vielsprachig                                          kein »nice to have«, sondern ein »must have« jeder
wie nie zuvor. Aber reicht das? In den letzten Jah-                                        lebendigen Wissenschaftscommunity.
ren gab es immer wieder prominente Stimmen,                                                     Der OeAD hat im Rahmen der Regierungsver-
welche die fortschreitende Internationalisierung                                           handlungen eine eigene Internationalisierungs-
kritisch begleiteten. Klar ist jedenfalls, dass eine rein                                  strategie für den österreichischen Hochschulraum
quantitative Betrachtung zu kurz greift. Wir müs-                                          angeregt. Wir sind nach wie vor davon überzeugt,
sen die Diskussion darüber führen, welchen Beitrag                                         dass es in diesem Bereich eines umfassenden und                                            Ihr Stefan Zotti
die Internationalisierung zur Qualität der Bildung                                         strategischen Zugangs bedarf und dass wir ge-
leistet, wie Lernende und Lehrende langfristig                                             meinsam mit allen Stakeholdern darüber nach-
und nachhaltig davon profitieren können und wie                                            denken müssen, was Internationalisierung für
Internationalisierung substanziell an der Reform                                           unsere Bildungseinrichtungen (auf allen Ebenen!)
des Bildungssystems beitragen kann.                                                        bedeutet, was wir erreichen und was wir vermei-
     Internationalisierung, Öffnung und Offenheit                                          den wollen. Es wäre jedenfalls kein kleiner Schritt
gehören zum Wesen von Bildung und Wissen-                                                  für das Bildungssystem!

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: OeAD (Österreichische Austauschdienst)-Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Austran Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH) | 1010 Wien,
Ebendorferstraße 7 | T +43 1 534 08-0 | F DW 999 | info@oead.at | www.oead.at | Sitz: Wien | FN 320219 k | Handelsgericht Wien | Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Eva Müllner, unter Mitarbeit von Werner Fulterer,
KIM – Kommunikation, Information, Marketing | Schlussredaktion: Christian Jahn, Rita Michlits, Barbara Sutrich | Autor/innen dieser Ausgabe: Gabriele Abermann, Regina Aichner, Michael Dippelreiter, Marina Fischer-Kowalski,
Lisa Frühauf, Michael Glatzl-Poss, Elena Kirchberger, Markus Laitinen, Julia Lichtkoppler, Susanne Lichtmannegger, Rita Michlits, Clarissa Millwisch, Christian Müller, Eva Müllner, Nicolai Netz, Sabine Pendl, Nicole Rogaunig,
Cathrine Seidelberger, Lothar Semper-Wang, Elke Stinnig, Barbara Sutrich, Marianne Toder, Adrian Veale, Marlene Wahlmüller, Eva Weixler, Stefan Zotti | Grafisches Konzept: Fineline, erweitert Rita Michlits & Eva Müllner | Layout: Eva
Müllner | Fotos: Wenn nicht gesondert vermerkt, im Eigentum der OeAD-GmbH, Coverfoto: © Gianmaria Gava, OeAD | Druck: one2print/DI Hans A. Gruber KG | Finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft
und Forschung | Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider und müssen sich nicht mit der des Herausgebers decken. | P.b.b. | Erscheinungsort Wien | Verlagspostamt 1010 Wien
| GZ: 02Z032 994M | Wien, Juni 2018

OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ: Unternehmensgegenstand: Unternehmensgegenstand ist die Durchführung von Maßnahmen der europäischen und internationalen Kooperation im Bereich der Wissenschaft und Forschung
sowie der Erschließung der Künste, der Hochschulbildung, der Bildung und der Ausbildung (§3. (2) OeAD-Gesetz) | Geschäftsführer: Stefan Zotti | Prokurist: Ulrich Hörmann | Die OeAD-GmbH steht zu einhundert Prozent im Eigentum des Bundes
(§1.(2) OeAD-Gesetz) | Grundlegende Richtung: Information zu Bildungsmobilität und Bildungskooperation – national und international
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In aller Kürze                                                   Österreichische Forschungsquote steigt 2018
                                                                 auf 3,19 Prozent
Call for Papers der                                              Nach einer Schätzung von Statistik Austria werden            In Zehnjahresabständen betrachtet stieg die
Zeitschrift für                                                  2018 voraussichtlich rund 12,3 Mrd. Euro für For-        Forschungsquote in Österreich stark an: So lag der
Hochschulentwicklung                                             schung und Entwicklung ausgegeben. Damit wird            Wert 2008 noch bei 2,57 Prozent und 1998 sogar
                                                                 die Forschungsquote leicht über dem Niveau von           erst bei 1,73 Prozent.
Die Zeitschrift für Hochschul-                                   2017 (3,16 Prozent) und 2016 (3,15 Prozent) lie-         Detaillierte Ergebnisse auf www.statistik.at
entwicklung lädt zur Einrei-                                     gen sowie deutlich höher als 2015 (3,05 Prozent)
chung von Beiträgen für die                                      sein. Von den gesamten 12,3 Mrd. Euro F&E-Aus-
Ausgabe 13/4 ein. Die Dezember-                                  gaben 2018 werden 49,5 Prozent von den heimi-
ausgabe trägt den Titel »Über                                    schen Unternehmen finanziert werden, 34,1 Pro-
die Möglichkeiten und Gren-                                      zent vom Staat und 15,8 Prozent aus dem Ausland.

                                                                                                                                                                  © S. Hofschlaeger | Pixelio
zen von Aufnahmeverfahren                                            Im EU-Vergleich für das Jahr 2016 (das aktuells-
im Hochschulbereich«. Gast-                                      te Jahr mit EU-Vergleichsdaten) liegt Österreich an
herausgeber/innen sind Martin                                    zweiter Stelle hinter Schweden (3,25 Prozent) und
Arendasy (Universität Graz),                                     vor Deutschland (2,94 Prozent), Dänemark (2,87
Gisela Kriegler-Kastelic (Univer-                                Prozent) und Finnland (2,75 Prozent). Über dem
sität Wien) und Dennis Moci-                                     EU-Durchschnitt von 2,03 Prozent liegen lediglich
gemba (Universität Marburg).                                     noch Belgien (2,49 Prozent) und Frankreich (2,25
Die Deadline zur Einreichung                                     Prozent).
eines vollständigen Beitrags ist                                     2015 erreichte die Schweiz mit 3,37 Prozent           Jahresbericht der Nationalagentur
der 2. Juni 2018.                                                die höchste Forschungsquote in Europa. Hohe               Erasmus+ Bildung
     Mit einem Fokus auf a) the-                                 Forschungsquoten erzielten 2015 auch Südkorea
oretische Konzepte, b) aktuel-                                   (4,23 Prozent), Japan (3,29 Prozent) und die USA          Der Jahresbericht 2017 ist erschienen und steht als
le empirische Befunde und c)                                     (2,79 Prozent). Die Forschungsquote Chinas lag            Download unter https://bildung.erasmusplus.at/
Beispiele guter Praxis möchte                                    mit 2,07 Prozent ebenfalls geringfügig über jener         jahresbericht-2017 zur Verfügung. Die Printaus-
dieses Themenheft Anregungen                                     der EU (2,04 Prozent im Jahr 2015).                       gabe können Sie unter kim@oead.at bestellen.
liefern, die Auswahlprozesse im
Hochschulbereich neu zu den-
ken und zu gestalten und zu                                         Mehr Geld für Erasmus+ bedeutet mehr Chancen für Europa
implementieren. Der Call richtet
sich besonders an Projektver-
antwortliche, die im Rahmen                                         Der Finanzrahmen 2021–2027 der Kommission setzt einen deutlichen Schwerpunkt bei Investitionen in
der Gestaltung von Aufnahme-                                        Forschung und Bildung. Die geplante Verdoppelung der Gelder für das Bildungsprogramm Erasmus+ auf
verfahren sowie Selbstselekti-                                                                            30 Mrd. schafft neue Chancen für den Bildungs- und Wissensraum
onsinstrumenten mit der wis-                                                                              Europa. Die OeAD-GmbH ist schon bisher vehement für eine
senschaftlichen       Entwicklung                                                                         deutlich höhere finanzielle Ausstattung des europäischen
oder operativen Umsetzungs-                                                                               Bildungsprogramms in der nächsten Förderperiode ab 2021 ein-
aufgaben betraut sind, sowie an                                                                           getreten, um sicherzustellen, dass möglichst viele Personen
Qualitätsmanager/innen, die die                                                                           und Institutionen vom Programm profitieren können.
Wirkung dieser Prozesse unter-                                                                            Österreich schöpft die Programm-Mittel schon bisher nahezu
suchen.                                                                                                   zu 100 Prozent aus. Ziel ist es, dass die Teilhabe in Zukunft noch
Inhaltliche und organisatorische                                                                          breiter wird und noch mehr Menschen davon profitieren. In der
Details finden Sie unter                                                                                  laufenden Programmperiode seit 2014 konnten 55.844 Österrei-
www.zfhe.at                                                                                               cher/innen mit Erasmus+ im Ausland studieren, lernen, lehren oder
                                                                                                          arbeiten. Mehr als zwei Drittel entfallen auf die Hochschulen, ein
                                                                                                          Viertel auf die Berufsbildung, elf Prozent auf die Schulbildung und
                                                                                                          ein Prozent auf die Erwachsenenbildung. 1.722 Projekte wurden
                                                                                                          gefördert. Bisher flossen 116,9 Mio. Euro an Fördermitteln.
                                                                                                          Die OeAD-GmbH, die als Nationalagentur Erasmus+ Bildung auch
                                                                                                          die operative Verantwortung für die Umsetzung des europäischen
                                    © Joerg Trampert | Pixelio

                                                                                                          Bildungsprogramms in Österreich trägt, brachte sich in den letzten
                                                                                                          Monaten bereits intensiv auf nationaler und europäischer Ebene
                                                                                                          in die Diskussionen über das künftige Programm ein. Kommt es
                                                                                                          zur Verdoppelung des Budgets, ist Erasmus+ einer der großen
                                                                                                          Gewinner des Kommissionsvorschlags.
INTERNATIONALISIERUNG DER HOCHSCHULEN IM WANDEL AUS DER PRAXIS DER INTERNATIONAL OFFICES - NUMMER 106 | JUNI 2018 - OEAD ...
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Internationalisierung in Zahlen

                                                                                                                                                       © Pixabay
ÆÆ   Weltweit waren 4,3 Mio. Studierende international mobil (2017).
ÆÆ   Laut OECD wird sich diese Zahl in wenigen Jahren auf mehr als sieben Mio. erhöhen.
ÆÆ   In Österreich studierten im Studienjahr 2016/2017 insgesamt 355.488 Personen.
ÆÆ   Österreich ist ein international attraktiver Studienstandort. Der Anteil internationaler Studierender beträgt 25 Prozent.

Anteil internationaler Studierender an                                                                  Anteil internationaler
Österreichs Hochschulen                                                                                 Studierender in Prozent
                                                                                27 %
                                                                                                        n Österreichische Studierende
                                                                                                        n Internationale Studierende
                     Ordentliche    Internationale
                                                        %
                     Studierende    Studierende*

 Universitäten           280.783             75.741     27 %

 Privat-
                           10.104             4.235     42 %
 universitäten
 Fachhoch-
                          50.009              8.590     17 %                                                     17 %
 schulen
 Pädagogische                                                                                    42 %                            8%
                          14.592              1.239      8%
 Hochschulen
                                                                              Universitäten und Privatuni-    Fachhoch-   Pädagogische
 Total                   355.488            89.805      25 %                  Kunstuniversitäten versitäten   schulen     Hochschulen

                                                                      79+21
Top-10 der Herkunftsländer internationaler                               »Das Internationale an Österreichs Hochschulen
Studierender in Österreich                                               ist weiblich«

Deutschland                      35.842
Italien                          10.084
Bosnien und Herzegowina           4.529                                                                             Von den 56 International
Türkei                            3.399                                                                             Offices der österreichischen
Kroatien                          3.208                                                                             Hochschulen werden 44 von
Ungarn                            3.100                                                                             Frauen (78,5 Prozent), 12
Serbien                           2.878                                                                             von Männern (21,5 Prozent)
Russische Föderation              2.189                                                                             geleitet.
Iran                              2.069
Bulgarien                         1.871

* Studierende mit nicht österreichischem Reisepass                                Quelle: Statistik Austria, BMBWF und OeAD, Studienjahr 2016/17
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                        oead.news im Gespräch mit Bundesminister Heinz Faßmann

»Anregen, aber nicht anordnen«
                        Die Internationalisierung der Hochschulen liegt in ihrem
                        eigenen Verantwortungsbereich.
                        Interview: Rita Michlits

                  Bundesminister      oead.news: Sehr geehrter Herr Bundesminister Faß-
                  Heinz Faßmann       mann, wir vom OeAD haben uns über Ihre Bestellung
      studierte von 1974 bis 1980     zum Minister sehr gefreut, Sie waren zuvor Vizerektor
 Geographie und Wirtschafts- und      für Internationales an der größten Universität Öster-
  Sozialgeschichte an der Universi-   reichs, an der Universität Wien, Sie waren lange Zeit
 tät Wien. Von 2011 bis 2017 war      Vorsitzender des Forums International der uniko und
    Heinz Faßmann Vizerektor für      Sie waren im Aufsichtsrat des OeAD. Was kann uns
internationale Beziehungen an der     Besseres passieren?
  Universität Wien. Seit Dezember     Heinz Faßmann: Tatsächlich kenne ich die OeAD-
    2017 ist er Bundesminister für    GmbH aus verschiedenen Perspektiven. Von innen
            Bildung, Wissenschaft     als Funktionär und von außen als Nutzer im weite-
                   und Forschung.     ren Sinn. Damit erhält man sicher auch einen Blick
                                      auf ihre Stärken und Verbesserungspotenziale. Der
                                      OeAD hat jedenfalls eine klare Aufgabe und ein
                                      eindeutiges Profil. Die Förderung der Internati-
                                      onalisierung und die Betreuung von Mobilitäts-
                                      programmen stehen dabei im Mittelpunkt.

                                                                                                                                                      © Martin Luisser
                                      oead.news: Welche Schwerpunkte werden Sie als
                                      Wissenschaftsminister in Hinblick auf die Internatio-
                                      nalisierung der Hochschulen in Österreich setzen?
                                      Heinz Faßmann: Die Internationalisierung der
                                      Hochschulen liegt in ihrem eigenen Verantwor-
                                      tungsbereich, der Wissenschaftsminister kann nur        Staaten des östlichen Europas besonders wichtig,
                                      anregen, aber nicht anordnen. Und anregen möch-         so wählen sich andere Universitäten Asien oder
                                      te ich eine weitere Steigerung von Absolventin-         Amerika als Schwerpunktregion aus. Schwerpunkt-
                                      nen und Absolventen österreichischer Hochschu-          länder müssen zur Forschung und zur Lehre passen.
                                      len, die Auslandserfahrungen sammeln konnten.
                                      Auslandsaufenthalte fördern die internationale          oead.news: Wie wichtig sind staatliche Stipendienpro-
                                      Perspektive der Absolventinnen und Absolventen,         gramme wie z. B. Ernst Mach, um die sogenannten
                                      unterstützen deren Sprachkompetenz und ver-             »besten Köpfe« ins Land zu holen oder umgekehrt, um
                                      mitteln ihnen auch so etwas wie eine globale Ver-       die österreichischen Studierenden mobiler zu machen?
                                      antwortung.                                             Heinz Faßmann: Stipendienprogramme sind für
                                                                                              die Forschung und den internationalen Austausch
                                      oead.news: In welchen Ländern sollte Österreich aus     essenziell. Der Fokus der von der OeAD-GmbH
                                      Ihrer Sicht Schwerpunkte setzen?                        durchgeführten Stipendienprogramme meines
                                      Heinz Faßmann: Jede Universität und jede Hoch-          Ressorts liegt in der Nachwuchsförderung. Jede
                                      schule muss jene Schwerpunktländer aussuchen,           Mobilität bedeutet eine wertvolle Erfahrung –
                                      die zum jeweiligen Forschungs- und Lehrprofil           und zwar persönlich und wissenschaftlich. Das
                                      passen. Sind für die eine Hochschule vielleicht die     gilt besonders für Nachwuchsforscherinnen und
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                        -forscher. Eine Besonderheit dieser Stipendien-          dennoch: Es würde den Hochschulen in Österreich           Auslandsaufenthalte
                        programme ist auch, dass sie für alle Fachbereiche       insgesamt sehr helfen, wenn sich in den nächsten          fördern die internatio-
                        und für alle Themen offen stehen und damit sehr          Jahren eine Rangverbesserung einstellen würde.
                                                                                                                                           nale Perspektive der
                        breit aufgestellt sind.                                  Stolz sein auf die besten Hochschulen wäre dann
                                                                                 vielleicht die Folge.                                     Absolventinnen und
                        oead.news: Bei den internationalen Hochschul-                                                                      Absolventen, unter-
                        rankings befindet sich Österreich nicht gerade auf den   oead.news: Was möchten Sie in Ihrer Wirkungsperio-        stützen deren Sprach-
                        Spitzenplätzen. Woran liegt das?                         de als Minister für das Hochschulsystem unbedingt         kompetenz und ver-
                        Heinz Faßmann: Eine hochschulpolitische Dis-             erreichen?                                                mitteln diesen auch so
                        kussion sollte sich nicht an den Hochschulrankings       Heinz Faßmann: Mein Ziel ist es, bestmögliche
                                                                                                                                           etwas wie eine globale
                        orientieren. Rankings sind außerdem mit Verstand         Rahmenbedingungen sowohl für die Hochschulen
                        und Augenmaß zu lesen. Wenn die Universität              als auch für die Schulen und die Forschungseinrich-       Verantwortung.
                        Wien beispielsweise beim Times Higher Educa-             tungen zu schaffen. Ich hätte gerne ein System, das
                        tion Ranking auf Platz 164 liegt, dann gehört sie        die individuellen Begabungen und Talente unse-
                        immerhin zu den besten ein bis zwei Prozent aller        rer Schülerinnen und Schüler fördert, Studierende
                        Universitäten weltweit. Auch werden die Rang-            zum Abschluss bringt und interessante und neue
                        plätze der Universitäten durch die ungünstige            Forschungsergebnisse, die auch zur Wettbewerbs-
                        Student Faculty Ratio regelmäßig gedrückt. Aber          fähigkeit des Landes beitragen.

                        Auszug aus der Hochschulmobilitätsstrategie des BMBWF
                        Das Bundesministerium bekennt sich mit der »Hochschulmobilitätsstrategie zur Förderung transnationaler Mobilität an österreichischen Universitä-
                        ten, Fachhochschulen und Privatuniversitäten« zur Förderung akademischer Mobilität. Mobilitätserfahrungen und Auslandsaufenthalte bedeuten für
                        Studierende, junge Forschende und Lehrende sowie nicht-wissenschaftliches Hochschulpersonal zusätzlichen Wissenserwerb und Kompetenzgewinn. Die
                        Hochschulen als Stätten der Lehre und Forschung spielen dabei eine zentrale Rolle und leisten durch vielfältige Maßnahmen hier einen wesentlichen und
                        sehr wertvollen Beitrag.
                        Die Hochschulmobilitätsstrategie gibt den in Österreich bereits bestehenden mobilitätsunterstützenden Maßnahmen einen Rahmen und empfiehlt
                        weitere Schritte für eine qualitative Verbesserung der Mobilität von Studierenden, Lehrenden und des nicht-wissenschaftlichen Personals in allen
                        Mobilitätsphasen (vor – während – nach). Mit der Hochschulmobilitätsstrategie ist ein erster Schritt im Sinne einer Bestandsaufnahme und – daraus
                        resultierend – konkreter Maßnahmen getan. Die im Rahmen des Umsetzungsprozesses zu Tage tretenden Adaptierungserfordernisse werden Gegenstand
                        einer Weiterentwicklung sein. Dabei werden – unter Bedachtnahme auf die jeweils aktuellen Rahmenbedingungen – auch Anregungen aus dem Kreise der
                        Universitäten und Hochschulen Berücksichtigung finden.
                        https://bmbwf.gv.at/studium/der-europaeische-hochschulraum-und-die-europaeische-union/hochschulmobilitaetsstrategie/
                        (seit 8.1.2018 BMBWF)
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                          Markus Laitinen

Internationalisation reimagined
and revisited
                         The University of Helsinki implemented a new approach
                         to internationalisation.

                   Markus Laitinen       »Internationalisation of higher education is too          ring on the horizon steadily but surely. The pace
     has over 25 years of experience     important to be left to international offices!« is a      of change, however, seems to have become more
 in international higher education       phrase I have publicly used on various occasions.         rapid in recent years. Whether you consider global
   in various roles at the University    Not just to shock audiences consisting of interna-        university rankings, recruitment of international
 of Helsinki, ranging from student       tional office staff but to make them consider – or        academic staff, global social responsibility actions,
services and admissions to strate-       rather reconsider – their work towards internatio-        transnational education (including branch cam-
 gic management of international         nalising their universities.                              puses), international advisory boards or strategic
  relations. He earned his master’s           But let us take a step back. Where am I coming       networks and partnerships – just to give you a few
     degree in social science there in   from with this, you might wonder. In terms of             examples – you might start to appreciate the
  1995, was the university’s Eras-       context, I am based in Finland, which is a smallish       diversity of items and the challenge that it presents
mus+ institutional coordinator for       country by population and with a language hardly          to how internationalisation is managed and how
 well over ten years, and currently      spoken beyond its borders. Having spent over 25           it is led. And I have not even mentioned research,
      serves as the university’s Head    years working in international higher education at        which curiously and paradoxically really was not a
     of International Affairs. He has    the University of Helsinki, a strong European             part of the internationalisation conversation until
 been involved with the EAIE since       research university, I have had many opportunities        relatively recently. With these developments one
1994, coordinated his university’s       to observe how internationalisation has changed           can easily make an argument for a need for a diffe-
successful application for the EAIE      and how it constantly evolves. When I started, in         rent institutional approach to internationalisation.
   Institutional Award for Interna-      the early 1990s, you could basically put an equa-              In 2005 I already wrote a case study on how the
    tionalisation in 2013 and is the     tion mark between »internationalisation« and              University of Helsinki had started to adopt a new
             Association’s President.    student exchange. There certainly were other acti-        approach to internationalisation in 2003 in a Tool-
                                         vities as well but, in terms of funding and staffing,     kit publication for the European Association for
                                         student mobility ruled. In many universities this         International Education (EAIE). I described the way
                                         was the time when the leadership and the acade-           in which a relatively strong and centralised inter-
                                         mic community might have been supportive of               national office was distributed among the central
                                         internationalisation, at least rhetorically, but it was   administration. This process is sometimes referred
                                         still mostly considered an activity mainly managed        to as mainstreamed or comprehensive inter-
                                         by the international office.                              nationalisation but I quite like the term »em-
                                              In the next stage the strategic importance of        bedded internationalisation« as it gives a better
                                         English-taught programmes and recruiting inter-           idea of what it is all about. After all, the dictionary
                                         national degree-seeking students began to present         definition for embedding is: »fix (an object) firmly
                                         itself. This started happening in the late 1990s.         and deeply in a surrounding mass«. Coincidentally,
                                         While this was (and continues to be) the main-            in the same publication an Austrian colleague,
                                         stream international activity of Anglo-Saxon uni-         Sabine Pendl from Graz, made a rather compelling
                                         versities it was rather new for continental Europe.       case for a strong central international office …
                                         The academia and university leadership began to                Without going into details of how the Univer-
                                         become more involved, quite understandably, but           sity of Helsinki came to the idea of restructuring
                                         the bulk of the work was still administrative and         the support for internationalisation and what all
                                         resided within the international office.                  its implications were the past 15 years have clearly
                                              We entered the new millennium. At first seve-        demonstrated the benefits of this approach, espe-
                                         ral new internationalisation items started appea-         cially when one considers the breadth and depth of
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© University of Helsinki
                                                                                                                                              Internationalisierung der Hochschulen

                                                                                                                                                Markus Laitinen is convinced that
                                                                                                                                                successful internationalisation
                                                                                                                                                strategies and policies require a broad
                                                                                                                                                institutional foundation.

                           interconnected issues that make up international         the centre stage. There is unprecedented compe-
                           higher education today. The »international« can          tition for the best students and scholars, and even
                           no longer be marginalised to be the responsibili-        with the growing numbers of mobile students the
                           ty of a single office or other organisational entity.    race to recruit is only likely to intensify. The stag-
                           Consequently, the base of support for interna-           nating or decreasing public funding, particularly
                           tionalisation in Helsinki has broadened to include       in Europe, requires universities to seek additional
                           also those colleagues who formerly were almost           revenue internationally from tuition fees, com-
                           exclusively domestically oriented. Some of them          petitive research funding and donations. Additio-
                           contribute in a major way, others in a more limited      nally, the challenges in our political surroundings
                           capacity but there are certainly many more people        (neo-nationalism, xenophobia) and the seemingly
                           whose jobs support the University’s strategy             ever-increasing globalisation of the labour market
                           towards being more international.                        require us to take a close look at what and how
                                As a concrete example, shortly after 1999 I was     we teach our students. We need to prepare them
                           asked to »keep an eye« on the emerging Bologna           in a responsible and responsive way and give
                           Process. The senior manager who gave me this             them matching knowledge and skills. If we look at
                           instruction thought that since it originated             research, we know that internationally co-autho-
                           beyond Finland’s borders it was inherently inter-        red academic works are clearly more impactful than
                           national and therefore my responsibility. Fortuna-       those which are not.
                           tely, the push towards embedding internationali-              I hope that I have been able to demonstrate            The »international«
                           sation made the University’s Academic Affairs unit       that taking into account the evolving complexi-             can no longer be
                           realise that it was indeed primarily their responsi-     ties of internationalisation and strong external
                           bility. A few years later, with the rise of importance   pressures requires modern universities to re-
                                                                                                                                                marginalised to be the
                           of international recruitment of academic staff, the      examine their approach to internationalisation.             responsibility of a
                           University decided to establish centralised support      Regardless of how organisational structures are             single office or other
                           services. And since there was no International           arranged, it should be clear that successful inter-         organisational entity.
                           Affairs Office anymore the only option was to            nationalisation strategies and policies require a
                           embed the service in the Human Resources Service.        broad institutional foundation. Even if student
                           I would like to maintain that had these responsibi-      mobility remains an important aspect of interna-
                           lities been assigned to an international office, there   tional higher education, the structures that
                           would not have been half the degree of success we        support it will not suffice if a university is to truly
                           have witnessed.                                          embrace internationalisation.
                                But let us also consider some external forces       Further information:
                           and trends that have put internationalisation at         www.helsinki.fi/en
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                         Gabriele Abermann

Internationalisierung am Ende?
                        In der Diskussion über die Internationalisierung der
                        Hochschulen ist Mobilität ein wesentliches Mittel, aber
                        nicht das einzige. Ein Beitrag zum Diskurs.

           FH-Prof. emer. Mag. Dr.     Internationalisierung ist an österreichischen Hoch-       renden an, die oft aus finanziellen Gründen erfolge
               Gabriele Abermann       schulen Mainstream und Teil einer umfassenden             und die sie als »big business« bezeichnet. Sie unter-
      ist nationale Expertin für den   Strategie geworden. Das ist gut so. Vorab sei festge-     scheidet in diesem Zusammenhang zwischen der auf
     Europäischen Hochschulraum.       halten: Erstens ist Internationalisierung eine Maß-       Partnerschaft basierenden »International Student
                                       nahme und kein Ziel. Das wurde oft verwechselt.           and Scholar Mobility (ISSM)« und der »International
                                       Ohne konkretes Ziel ist aber Commitment schwer            Programmes und Provider Mobility (IPPM)«, bei der
                                       zu erreichen. Zweitens wurde Internationalisierung        gewinnorientierte Aspekte im Vordergrund stehen.
                                       oft ausschließlich mit Mobilität gleichgesetzt. Mo-       Sie kritisiert dabei vor allem jene Branch Campu-
                                       bilität ist ein ganz wesentliches Mittel, aber nicht      ses, die zwar den Namen einer renommierten Uni-
                                       das einzige. Drittens wirkt Internationalisierung vor     versität tragen, deren Qualitätssicherung aber nicht
                                       allem dann, wenn der dadurch erzielte Kompetenz-          jener der Ursprungsuniversität gleichzusetzen ist.
                                       erwerb der Studierenden im Vordergrund steht.             Für sie liegt die Zukunft der Internationalisierung in
                                            In diesem Kontext ist die aktuell geführte De-       der partnerschaftlichen Zusammenarbeit, von der
                                       batte in der Community zu sehen, die Philip Altbach       alle Beteiligten profitieren können: »The bright fu-
                                       und Hans de Wit mit einem Artikel in den World            ture of higher education internationalization rests
                                       University News (The challenge to higher education        on growing and sustaining collaboration, recipro-
                                       internationalisation1) angestoßen haben. Als Ar-          city and mutual benefit.«
                                       gumente für das »Ende der Internationalisierung«               Im Sinne von Jane Knights Richtungsvorgabe
                                       führen sie die nationalistischen und protektionis-        möchte ich drei aktuelle Trends hervorheben. Es
                                       tischen Tendenzen angesichts von Brexit, der Wahl         mag vielleicht verwundern, dass ich Digitalisierung
                                       Donald Trumps und der Siege rechtspopulistischer          nicht als eigenen Trend anführe. Für mich bietet die
                                       Parteien an. Der freie Austausch internationaler Stu-     Digitalisierung eine breite Palette an Möglichkeiten
                                       dierender sei dadurch beeinflusst. Visarestriktionen      für die technische Unterstützung, ist aber per se
                                       und Fremdenfeindlichkeit tragen dazu ebenso bei           keine Internationalisierungsmaßnahme.
                                       wie die Beschränkung der Zulassung internationaler
                                       Studierender (z. B. Universität Amsterdam) oder die       Inklusive/umfassende Internationalisierung
                                       Vorgabe in Italien, auf Bachelorebene vorwiegend
                                       die Landessprache zu verwenden. Laut Hans de Wit          Der erste Trend bezieht sich auf umfassende Interna-
                                       sei es naiv zu glauben, dass Hochschulen von diesen       tionalisierung (Comprehensive/Inclusive Internati-
                                       politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen          onalisation). Maßnahmen werden von der Strategie
                                       und damit von Einschränkungen der Lehre und               abgeleitet, die vor allem die Ziele, also das »Warum«
                                       Wissenschaft nicht betroffen sind.                        der Internationalisierung begründet. Internationa-
                                            Jane Knight spricht in ihrer Replik (A look on the   lisierung dient beispielsweise dazu, das definierte
                                       bright side of Internationalization2) die Motivation      Qualifikationsprofil oder eine bestimmte instituti-
                                       hinter der Rekrutierung von internationalen Studie-       onelle Ausrichtung zu erreichen. Konkrete Schritte
                                                                                                 sind Teil eines Maßnahmenbündels und curricular
                                                                                                 verankert. Sie nutzen auch lokale Gegebenheiten
                                       1 http://www.universityworldnews.com/article.             (internationale Studierende, Lehrende, Diversität
                                       php?story=20180220091648602
                                       2 http://www.universityworldnews.com/article.             im regionalen Umfeld) um den internationalen/in-
                                       php?story=20180406155846552                               terkulturellen Kompetenzerwerb für alle, auch nicht
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                                                                                                                                           © Robert Polster | OeAD-GmbH
mobile Studierende zu sichern – Stichwort Interna-       seits. Aktuelle Formate virtueller Zusammenarbeit
tionalisierung des Curriculums und Internationa-         und Mobilität (Cooperative Online International
lisierung@Home. Entscheidend für den Erfolg ist          Learning – COIL) oder Joint Programmes sind da-
die Integration aller Stakeholder, aber vor allem die    für beispielhaft. Diese Joint Programmes erfordern
Einbindung der Lehrenden (Academic Ownership).           klare Zielsetzungen in Bezug auf das Qualifikations-
                                                         profil und eine darauf abgestimmte Rekrutierung
Internationalisierung als Qualifizierung                 der Studierenden. Die Anzahl an Joint Programmes
                                                         stellt allein für sich jedenfalls kein Qualitätsmerk-
Trend zwei bezieht sich auf die Kontextualisierung       mal dar. Im Spannungsfeld von Qualität versus
von Internationalisierung als Qualifizierungsmaß-        Quantität ist auch die Finanzierung der Hochschu-
nahme. Im Sinne einer curricularen Verankerung           len kritisch zu beleuchten. Werden internationale
liegt der Fokus zunehmend auf dem internatio-            Studierende oder Branch Campuses nur als Finan-
nalen/interkulturellen Kompetenzerwerb als we-           zierungsquelle gesehen, ohne dass deren Bedürf-
sentliche Voraussetzung für Absolvent/innen, aber        nisse berücksichtigt werden oder derselbe Standard
auch Lehrende, mit den gesellschaftlichen Verän-         wie am Stammcampus eingehalten wird, dann ist
derungen und zukünftigen Arbeitsplatzanforde-            das zu hinterfragen. Hochschulen haben sich in          Internationalisierung
rungen kritisch-konstruktiv umgehen zu können.           diesem Zusammenhang auch ethischen Themen               kann und soll negativen
Im Vordergrund stehen dabei Transferable Skills,         zu widmen, wie Kommerzialisierung, Brain Drain,         gesellschaftlichen
d. h. allgemeine, auf unterschiedliche Bereiche          Nachhaltigkeitsaspekten oder Sicherung der Au-          Tendenzen entgegen-
übertragbare Kompetenzen, wie Integration von            tonomie angesichts nationalistisch-populistischer       wirken.
Vielfalt zur Lösung von komplexen Problemen,             Tendenzen. Internationalisierung kann und soll ge-
Offenheit für Neues, Resilienz und Aushalten von         nau diesen negativen Tendenzen durch Sicherung
Unsicherheit. In der Auswahl der Maßnahmen               des Kompetenzerwerbs sowie durch vermehrtes
sind die Bedürfnisse der jeweiligen Institution, der     Peer Learning im Sinne einer kontinuierlichen be-
Disziplin und des spezifischen Studienprogramms          ruflichen Entwicklung der Lehrenden und des ad-
ausschlaggebend und in Bezug zur definierten             ministrativen Personals entgegenwirken. Die Vor-
Strategie zu setzen – Internationalisierung ist kein     aussetzung für Qualität sind gesicherte Daten und
One-size-fits-all-Programm. Qualität zeigt sich          Fakten als Grundlage von Entscheidungen und für
hier in konkreten, realistischen Lernergebnissen         die Überprüfung, ob und wie Maßnahmen greifen.
auf Programm- und Modul-/Kursebene, deren Er-            Das erfordert eine Kombination von quantitativen
reichen durch entsprechende Lernaktivitäten und          und qualitativen Maßnahmen in Bezug auf die
Beurteilungsmethoden gewährleistet ist.                  definierten Ziele.
                                                              Internationalisierung ist meiner Meinung nach
Internationalisierung als Positionierung                 keineswegs am Ende, sondern ist – qualitätsvoll
                                                         eingesetzt – eine der effektivsten Maßnahmen, die
Trend drei sieht Internationalisierung als Positionie-   professionelle und persönliche Entwicklung von
rungsfaktor unter Berücksichtigung ethischer As-         mündigen, aktiven und selbstreflektierten Absol-
pekte. Hochschulen stehen im Spannungsfeld zwi-          vent/innen in einer offenen, demokratischen, global
schen zunehmendem Wettbewerb einerseits und              vernetzten und inklusiven Gesellschaft zu unter-
Kooperation mit strategischen Partnern anderer-          stützen.
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                                                     Christian Müller

                    Verwalten oder gestalten?
                                                    Über die Rolle der Bildungsagenturen im Kontext der
                                                    Internationalisierung der Hochschulen am Beispiel des
                                                    Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD.

                                              Christian Müller      Es ist seit langem gefordert worden, die Internati-      im Wesentlichen bei Wissenschaftler/innen lag, also
                                 ist Mitarbeiter des Deutschen      onalisierung zu einer Führungsaufgabe, zur »Chef-        bei den einzelnen Protagonist/innen des Wissen-
                           Akademischen Austauschdienstes           sache«, zu einem strategischen Ziel jeder Hoch-          schaftsbetriebs. Wenn Internationalisierung auf die
                              (DAAD) und leitet die Abteilung       schule zu machen. Auch der DAAD hat diese Forde-         Leitungsebene gehoben wird, ist eine der Haupt-
                          »Strategie« seit ihrer Neuorganisa-       rung verschiedentlich und seit mindestens zwanzig        aufgaben, diese diversen – und nicht selten diver-
                          tion im Jänner 2015. Von 2009 bis         Jahren vertreten.                                        gierenden – Interessen mit einem institutionellen
                                     2014 leitete er die DAAD-           Unterdessen ist viel geschehen. Es ist kaum – zu-   Interesse zu überwölben und damit zu einer Hoch-
                             Außenstelle in Brasilien in Rio de     mindest in Deutschland – eine Hochschule zu finden,      schulstrategie zu verschmelzen. Wie schwierig dies
                                    Janeiro sowie das Deutsche      die keine Internationalisierungsstrategie formuliert     ist, lässt sich an den Texten vieler Internationalisie-
                            Wissenschafts- und Innovations-         und verabschiedet hätte. Sehr viele Hochschulen          rungsstrategien ablesen. In jedem Fall werden hier
                                 Haus (DWIH) in São Paulo. In       haben sich einem »Audit Internationalisierung« und       neue Dimensionen betrachtet, wenn Zielsetzungen
                            früheren Funktionen leitete er die      inzwischen häufig auch dem Re-Audit unterzogen,          auf institutioneller Ebene beschrieben werden. Dazu
                                Gruppe »Kommunikation und           das die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) anbie-          gehören Formulierungen wie »strategische Partner-
                                Marketing« im DAAD in Bonn          tet. Die Führungsebenen aller Hochschulen erhalten       schaften bilden«, »internationale Netzwerke mit
                                und war verantwortlich für die      vom DAAD jährlich eine Analyse ihrer wichtigsten         vergleichbaren Hochschulen aufbauen«, »regionale
                               Geschäftsstelle des Marketing-       Profildaten zur Internationalisierung; diese werden      Schwerpunkte definieren« und anderes mehr. Die
                                 Konsortiums GATE-Germany.          im Verhältnis zu Hochschulen eines Clusters ver-         Wechselwirkung zwischen diesen institutionellen
                               Christian Müller hat Germanis-       gleichbarer Größe und Typs dargestellt und erlau-        Zielen und den oben genannten, eher bottom-up
                              tik und Sozialwissenschaften in       ben ein Benchmarking. Zahlreiche Prorektoren oder        wirksamen, führt zu sichtbaren Friktionen in Umset-
                            Göttingen und Bonn studiert und         Vize-Präsidenten und -Präsidentinnen für Internati-      zung und Verwaltung einer internationalen Agenda.
                              als Lektor für deutsche Sprache,      onalisierung wurden berufen und übernahmen da-                Dieser Wandel verändert auch Programm-
                                Literatur und Landeskunde an        mit neu geschaffene Positionen.                          entwicklung, Förderhandeln und Kommunikation
                           Universitäten in Portugal (Aveiro)            Sind also die Hochschulleitungen die Träger und     des DAAD. Um die Rolle einer nationalen Organi-
                                  and Brasilien (Campinas, Rio      Treiber der Internationalisierung? Was bedeutet das      sation wie des DAAD zu analysieren, müssen wir
                               de Janeiro) gearbeitet sowie die     für Konzepte und Praxis in den Hochschulen, auch         einen Blick auf die Förderarchitektur werfen. Na-
                                 Fremdsprachensektion an der        für die Governance? Und: Wie verändern sich Auf-         tionale Organisationen gewinnen an Bedeutung,
                                 Deutschen Stiftung für Inter-      gabe und Rolle einer nationalen Organisation wie         wenn es auf nationaler Ebene (in Deutschland:
                            nationale Entwicklung (DSE, Bad         des DAAD?                                                Bundesregierung) Fördermittel für Außenwissen-
                                     Honnef, jetzt GIZ) geleitet.        In unserer Analyse haben sich neue Kraft-           schaftspolitik und/oder auf supranationaler Ebe-
                                                                    felder und Rationale entwickelt. Die Antriebskräf-       ne Mittel gibt, die dann jeweils national verwaltet
                                                                    te für internationale Beziehungen und Austausch          werden (hier: EU-Hochschulprogramme in der na-
                                                                    waren über lange Zeit: das Interesse von Professor/-     tionalen Agentur im DAAD). Aus dieser Funktion
                                                                    innen an internationalen Kooperationen im Rah-           heraus – Bundes- und EU-Mittel für Programme
                                                                    men von Forschungsvorhaben; das Interesse an             der Internationalisierung auszuschreiben – ent-
                                                                    Doktorand/innen und Nachwuchswissenschaftler/-           steht eine spezifische Scharnierrolle einer Agen-
                                                                    innen aus dem Ausland; drittens die Rekrutierung         tur wie des DAAD. Wir verstehen sie so, dass wir
                                                                    internationaler Studierender für neue, wenig aus-        eine Gleichung mit drei Variablen lösen müssen:
                                                                    gelastete oder wenig internationalisierte Studi-         1. die Interessen und Bedarfe der Hochschulen, die
© Peter Kainz | Pixelio

                                                                    engänge, was für Studienkoordinator/innen und            sich – wie oben erläutert – stark verändern; 2. wis-
                                                                    -dekan/innen wichtig war und ist. Schon an dieser        senschafts-, außen- und entwicklungspolitische
                                                                    lückenhaften Aufzählung wird deutlich, dass die          Ziele der Politik auf nationaler und europäischer
                                                                    Verankerung der Interessen an Internationalisierung      Ebene; 3. der globale Bezugsrahmen, über den
13
                                                                                                                           Internationalisierung der Hochschulen

                                                                                                                             Der DAAD versteht sich selbst als
                                                                                                                             ein wichtiger Spieler und Treiber
                                                                                                                             der Internationalisierung der
                                                                                                                             Hochschulen.
© Pixelio

            Erkenntnisse zu Hochschulsystemen, Mobilitäts-         und den einschlägigen Ausschüssen gehalten, in de-
            strömen, Trends und Herausforderungen ständig          nen die Präsidentin oder auch die Generalsekretär-
            neu gewonnen und bewertet werden müssen.               in häufig über unsere Arbeit berichten. Ähnlich ver-
                Diese Scharnierfunktion – man könnte in ei-        hält es sich mit dem BMBF (Bundesministerium für
            nem anderen Bild auch von einem Transmissions-         Bildung und Forschung) und dem BMZ (Bundes-
            riemen sprechen – sei im Folgenden kurz beleuch-       ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
            tet. Der DAAD muss sein Ohr an den deutschen           und Entwicklung). Die Schwerpunkte der Zuwen-
            Hochschulen und ihren Entwicklungen haben. Dazu        dungen des BMBF liegen in der Internationalisie-
            nutzen wir erprobte Formate: ständige Arbeitsgrup-     rung der deutschen Hochschulen durch Projekte so-
            pen zu den Kernthemen wie Auslandsstudium oder         wie durch Stipendien für Deutsche ins Ausland; beim
            Förderprogramme mit Leiter/innen der Internatio-       BMZ natürlicherweise in der Entwicklungszusam-
            nal Offices, Jahrestagung des DAAD zur Internatio-     menarbeit bezogen auf die (Hochschul-)Bildung.
            nalisierung der Hochschulen, regelmäßige Besuche       Über Planungsgespräche und Zielvereinbarungen
            an Hochschulen, Informationsgespräche und auch         wird die Kooperation mit den Ressorts gesteuert.
            kleinere Beratungsprojekte. Neuerdings ist auch             Drittens sollte, wie oben erwähnt, auf die wich-     Expertise zu allen
            mit den Vizepräsident/innen und Prorektor/innen        tige Wissensmanagement-Funktion einer Agentur             wichtigen Sachfeldern
            eine regelmäßige Zusammenkunft mit der DAAD-           wie des DAAD verwiesen werden. Expertise zu al-
            Leitung instituiert; in einigen Hochschulräten sind    len wichtigen Sachfeldern der Internationalisierung
                                                                                                                             der Internationalisierung
            Mitglieder der Geschäftsleitung des DAAD vertre-       muss erworben, bewertet und in nutzbare Wis-              muss erworben, bewertet
            ten. Als Mitgliedsorganisation der deutschen Hoch-     sensprodukte umgesetzt werden. Von singulärer             und in nutzbare
            schulen sind selbstverständlich der Vorstand und die   Bedeutung ist hier sicherlich das regionale Wissen,       Wissensprodukte
            Mitgliederversammlung des DAAD Gremien, die für        also zu den Hochschulsystemen, den Trends und             umgesetzt werden.
            die Diskussion neuer Themen genutzt werden.            Handlungsmöglichkeiten für Deutschland in Bezug
                Weniger fest instituiert, dafür aber nicht weni-   auf bestimmte Partnerländer. Dafür nutzt der DAAD
            ger wichtig und aufwändig ist der Austausch mit        das enge Netzwerk seiner Vertretungen im Ausland:
            Politik und Regierung. Der DAAD wird institutionell    in erster Linie die 15 Außenstellen und etwa 50 In-
            durch das Auswärtige Amt gefördert und hat daher       formationszentren. In einem erweiterten Sinne sind
            eine besondere Beziehung zu diesem Ministerium.        auch die über 400 Lektor/innen und zahlreichen
            Dies äußert sich in engem und intensivem Aus-          Langzeitdozent/innen wichtige Auskunftspersonen.
            tausch mit mehreren Ebenen des Amtes in Berlin              Damit ist der DAAD selbst ein wichtiger Spie-
            und im Ausland. Dabei gilt es für den DAAD, die        ler und Treiber der Internationalisierung der Hoch-
            Interessen der Hochschulen in Projekte und Förder-     schulen. Er erhebt und verarbeitet die Hochschulin-
            konzepte umzusetzen und der Regierung nahezu-          teressen. Er vermittelt zwischen den Hochschulen
            bringen; umgekehrt werden häufig Prioritäten oder      und den öffentlichen Zuwendungsgebern. Er ana-
            Vorhaben vom Auswärtigen Amt benannt (sehr             lysiert den globalen Rahmen, in dem wir uns be-
            häufig bezogen auf ein Land, eine Region). Daraus      wegen, und entwickelt Informationsmedien und
            ergibt sich eine programmatische Diskussion, in        -routinen, mit denen seine Partner die Pfade der
            die sich der DAAD mit Sach- und Regionalkenntnis       Internationalisierung erkennen. In diesem Sinne
            und mit Blick auf die Handlungsmöglichkeiten der       begreifen wir Auftrag und Funktion des DAAD als
            Hochschulen sowie seinen eigenen regionalen Stra-      gestaltende Kraft, die die Internationalisierung in
            tegien einbringt. Über das Berliner Büro wird zudem    bestimmte Richtungen lenkt und von erreichbaren
            ein ständiger Kontakt zu den Parlamentarier/innen      Wirkungen her denkt.
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                                               Sabine Pendl

                Internationale Beziehungen im
                Wandel der Zeit
                                               Die »International Relations Officers« fungieren oft
                                               als Visitenkarte der Universität.

                                      Mag. Sabine Pendl       Den Beginn dieses Artikels markierte die Einladung          Diese Form der Einbettung führte dazu, dass
                       leitet das Büro für Internationale     an mich, einen Blick auf den erlebten Verände-          Internationalisierung mittlerweile kaum mehr als
                      Beziehungen der Universität Graz        rungsprozess von und in Auslandsbüros in Hoch-          eigener Bereich an den Universitäten gesehen wird
                                und ist dort seit mehr als    schuleinrichtungen während der letzten 20 Jahre         und inhaltlich die strategische Mitwirkung an den
                         26 Jahren tätig. Darüber hinaus      zu werfen. Ein spannendes Thema, das sich defini-       allgemeinen universitären Zielsetzungen steigt.
                          arbeitet sie als Trainerin in den   tiv nicht in drei Sätzen ausführen lässt, sobald man    Es wurde jedoch auch erkannt, dass der Mehrwert
                        Bereichen Sommerschulen, Joint        beginnt, sich genauer mit der Materie zu beschäf-       der Internationalisierung nicht mehr ausschließ-
                     Degrees und International Offices,       tigen. Was Sie hier finden, ist eine Perlenkette an     lich den mobilen Studierenden zugutekommen
                          schreibt Artikel u. a. zu Bench-    Gedankensprüngen durch meine letzten 26 Jahre           kann. In diesem Sinne werden Aspekte von Inter-
                     marking sowie Teaching in English        im internationalen Dienst, frei nach dem Motto          nationalisation@Home und Onlinelernen verstärkt
                         und ist Auditorin der Deutschen      »Scotty – beam uns 20 Jahre zurück!«.                   auch im Bereich der forschungsgeleiteten Lehre
                        Hochschulrektorenkonferenz für            Der rote Faden sämtlicher Internationalisie-        thematisiert.
                     das Projekt Internationalisierung.       rungsbemühungen war von jeher das Ziel einer                Eine weitere Perle meiner Gedankenkette, die
                           Als Expertin im Bereich Inter-     qualitativen Verbesserung der Bereiche Lehre und        im Laufe der Zeit ihre Farbe verändert hat, ist der
                     nationalisierung war Sabine Pendl        Forschung. Daran hat sich bis heute nichts geän-        HR-Bereich im Hinblick auf die Mitarbeiterinnen
                        zweimal Präsidentin des Utrecht       dert, jedoch ist der Bereich »Services« zusätzlich in   und Mitarbeiter der IROs. Qualifizierten früher sehr
                     Network, ist derzeit Vizepräsiden-       den Fokus gerückt. In der externen Wahrnehmung          gute Englisch- und Französischkenntnisse für eine
                                 tin der EAIE und wird ab     sind »International Relations Office (IRO)«-Mit-        Tätigkeit im internationalen Feld, sind heutzutage
                               September 2018 als erste       arbeiter/innen nach wie vor die Visitenkarte ihrer      fließende Englischkenntnisse unabdingbar. Fer-
                        Österreicherin Präsidentin dieser     Universität, intern fungieren wir hingegen ebenso       tigkeiten im Maschinenschreiben und Stenogra-
                                       Organisation sein.     unverändert als Troubleshooter.                         phie sind mittlerweile obsolet, während heute der
                                                                  Zu Beginn meiner Tätigkeit bildeten die Studi-      ECDL-Führerschein schon selbstverständlich ist.
                                                              enangebote vor Ort den Ausgangspunkt sämtlicher             Das Formular, das ich für meine ursprüngliche
                                                              Mobilitäten und die Devise »alles raus« wies den        Bewerbung verwendete, war allgemein gehalten
                                                              Weg zum Ziel. Im Vergleich dazu steht heute die Er-     und enthielt eine abschließende Passage für Amts-
                                                              reichung der Leistungskennzahlen bzw. Key Perfor-       vermerke und Vorschläge unter der Überschrift
                                                              mance Indicators (KPIs) im Vordergrund. Mein Kol-       »Der Bewerber erscheint besonders geeignet für
                             Sabine Pendl am Beginn ihrer     lege an der Uni Leipzig führt stets treffend an, dass   eine Verwendung als …«. Abgesehen von gender-
                       Karriere im International Office der   die Etablierung von EU-Programmen wie Sokrates          gerechten Formulierungen nicht nur in Ausschrei-
                           Universität Graz im Jahre 1992.
                                                                                  und in weiterer Folge Erasmus mit   bungstexten, hat heute jede Stelle ihr eigenes An-
                                                                                  der Geschichte des trojanischen     forderungsprofil mit einer eindeutigen Kennzahl
                                                                                  Pferdes verglichen werden kann:     und, je nach Finanzierungsquelle, anzufordern-
                                                                                  Sämtliche Bereiche des universi-    dem Projektstrukturplan (PSP)-Code. Wurde frü-
                                                                                  tären Alltags wurden unterlaufen    her nach Allroundtalenten mit Auslandserfahrung
                                                                                  und konnten sich Nivellierungen     Ausschau gehalten, setzt sich das IRO-Team heute
                                                                                  und qualitativen Verbesserun-       aus Spezialist/innen zusammen.
                                                                                  gen nicht mehr entziehen. Heute         Neuigkeiten zum Beispiel bzgl. Mobilitätspro-
                                                                                  werden internationale Aspekte       gramme erfuhr man bei Konferenzen, was eine
                                                                                  verstärkt in Curricula integriert   Teilnahme absolut notwendig machte. Gleichzeitig
© Universität Graz

                                                                                  und die Einrichtung gemeinsamer     waren derlei Dienstreisen und die damit verbun-
                                                                                  Studien unter dem Schirm der        denen Treffen mit Kolleg/innen Weiterbildungen.
                                                                                  Qualitätssicherung forciert.        Noch heute steht der Vernetzungsgedanke bei
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© Helge Kirchberger Photography
                                                                                                                                                  Internationalisierung der Hochschulen

                                                                                                                                Da internationale Erfahrungen immer
                                                                                                                                wichtiger für die weitere Karriere-
                                                                                                                                planung und den Einstieg ins Berufs-
                                                                                                                                leben werden, steht das Team des
                                                                                                                                Büros für Internationale Beziehungen
                                                                                                                                allen Studierenden der Karl-Franzens-
                                                                                                                                Universität Graz mit Rat und Tat zur
                                                                                                                                Seite.

                                  Konferenzteilnahmen im Vordergrund, denn Spe-           unter Einbeziehung der Bereiche Forschungs- und
                                  zialwissen wird in speziellen Trainings (auch via       Qualitätsmanagement abgebildet.
                                  Webinars) vermittelt. Doch nicht nur Weiterbildun-           Auch die Kommunikation mit unseren Ziel-
                                  gen finden oftmals online statt, auch Treffen im        gruppen hat sich stark geändert. Vor Beginn des
                                  Rahmen von internationalen Projekten erfordern          digitalen Zeitalters erhielten wir oftmals Anrufe
                                  dank der Möglichkeit von Skype-Meetings seltener        von künftigen Gastprofessor/innen, die telefonisch
                                  physische Präsenz.                                      um Hilfe bzgl. Visumsangelegenheiten ersuchten.
                                      Urlaubsanträge stellen Mitarbeiter/innen heu-       Jene Kollegin, die in den USA studiert hatte und
                                  te via SAP und achten durch möglichst frühzeitige       die Incoming-Studierenden aus den USA betreu-
                                  Beantragung darauf, dass keine elektronische Eska-      te, stand ihnen mit Rat zur Seite. Heute erhalten
                                  lationsmeldung an die Leitung der Organisations-        wir viele solcher Anfragen zuerst per E-Mail und
                                  einheit im Rektorat ergeht. Händisch ausgefüllte        können auf das mittlerweile etablierte Welcome
                                  Urlaubsanträge, die den internen Genehmigungs-          Center verweisen, das sich als zentrale Service- und
                                  weg per Hauspost durchliefen, gehören der Vergan-       Beratungsstelle für internationale Universitätsan-
                                  genheit an. Mehr Flexibilität in budgetärer Hinsicht    gehörige auf die Vermittlung bestehender interner
                                  wird uns heute durch Drittmittel u. a. aus Eras-        Strukturen, Prozesse und Serviceleistungen spezi-
                                  mus+, Erasmus-Mundus-Partnerschaften (jetzt:            alisiert hat.
                                  Erasmus+ Hochschule, Internationale Mobilität),              Die Maßnahmen und das Prozedere zur Be-               Der Bereich Inter-
                                  Kooperationen mit Land, Banken, Bildungsprojek-         werbung von Informationsveranstaltungen haben              nationalisierung wird
                                  ten und Netzwerken zuteil. Dass der Beginn dieser       ebenso einen grundlegenden Wandel erlebt. In der
                                                                                                                                                     als Querschnittsmaterie
                                  Kette in PICs (Participation Identification Codes)      Vergangenheit ging es oftmals darum, zu warten
                                  mit der damals gültigen Währungseinheit ECU lag,        bis das gemeinschaftliche Bürokopiergerät frei             auch künftig stetig
                                  veranlasst zum Schmunzeln.                              war, um danach 100 Stück Schwarz-Weiß-Kopien               Veränderungen
                                                                                          eines selbst kreierten Flyers zu erstellen, der dann       ausgesetzt sein.
                                  Änderungen in der Kommunikation                         eigenhändig zurechtgeschnitten, von einzelnen
                                                                                          Kolleg/innen persönlich weitergegeben und am
                                  Der Bereich der universitären nationalen und inter-     Campus verteilt wurde. Heute erfolgt zuerst ein
                                  nationalen Kommunikation ist eine facettenreiche        Gegencheck mit dem universitären Kommunika-
                                  Perle, an der die Zeit deutliche Spuren hinterlassen    tionsplan hinsichtlich Zielgruppe, Zielsetzung und
                                  hat. Langten Schreiben offizieller Stellen früher per   Sprache. Anschließend wird die Budgetfreigabe für
                                  Post ein, die eine postalische Beantwortung im          die Erstellung eines Minivideos erteilt, erfolgt die
                                  Laufe der aktuellen Woche erforderten, erscheint        Bewerbung über Facebook, Instagram und Twit-
                                  heute die Bearbeitung einer solchen dringlichen,        ter und ein Vortrag für die Veranstaltung mittels
                                  am Samstag per E-Mail eingelangten Anfrage bis          Storytelling wird vorbereitet.
                                  Montagnachmittag beinahe als zu spät.                        Der Bereich Internationalisierung wird als Quer-
                                      Dem Besuch eines Rektoratsmitglieds einer           schnittsmaterie auch künftig stetig Veränderungen
                                  Partneruniversität gingen früher die langfristige       ausgesetzt sein: Ob gemessen an der Auswirkung
                                  Erstellung von Berichtstexten und das Kopieren          auf die Gesellschaft oder im Rahmen der vierten In-
                                  von Excel-Listen und Worddokumenten voraus.             dustriellen Revolution – es bleibt bewegt und span-
                                  Heute wird der aktuelle Stand betreffend Koope-         nend, und wer weiß, vielleicht findet sich beim Tau-
                                  rationen mit strategischen Partneruniversitäten         chen nach erfolgversprechenden Lösungsansätzen
                                  durch eine Auswertung der IRO-Datenbank und             auch tatsächlich einmal eine echte Perle ...
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