STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ

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STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
Sonderveröffentlichung vom 20. August 2021

                2021
    AUSGABE 2 •
                                                            EJZ
       • Gemeinsam
       gelingt Gutes!
        so schö n bunt hier!
• Alles
                   peicher
  • 1000 Wassers
                    der-
     für Nordostnie
           sachsen

STECKRÜBE                      Ohne Buern ward dat nix!
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
2 Inhalt

                                                                                                 4
                                                                      Hof Schindler.
                                                                          FOTO: BVNON

     Inhalt 2/2021

                                                                                                 8
     Auf kürzestem Weg. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
     Gemeinsam gelingt Gutes! .  .  .  .  .  .  .  . 8
     Das neu SB – Kommen, gucken,
     regional einkaufen.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
     1000 Wasserspeicher
     für Nordostniedersachsen.  .  .  .  .  .  .  .  . 14                                F.R.A.N.Z. Projekt
                                                                                        auf Hof Hartmann.
     Alles so schön bunt hier!.  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18                                FOTO: HARTMANN

     Eine Krankheit mit Geschichte.  .  .  .  . 20
     # Bauer sucht Sinn!? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 23

     Die nächste Ausgabe der Steckrübe
     erscheint im November 2021.

  MAI                     JUNI                        JULI           AUGUST                   SEPTEMBER       OKTOBER

2/2021 Steckrübe
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
Inhalt 3

                                                Liebe Leserinnen

            10
                                                und Leser,
                                                am 26. September wird die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag
                                                durchgeführt. Zuvor wird am 12. September 2021 im Rahmen
                                                der Kommunalwahlen eine neue Landrätin oder ein neuer
                                                Landrat für den Landkreis Lüchow-Dannenberg gewählt.
                    Hof Steinberg.                Grund genug für den Bauernverband Nordostniedersach-
                    FOTO: BVNON                 sen, die Kandidaten zu ihren Vorstellungen über die künftige
                                                Landwirtschaft und Infrastruktur in der Region zu befragen.
                                                Im Sommer wurden dazu die Bundestags- und Landratskan-
                                                didaten coronakonform auf verschiedene landwirtschaftliche
                                                Betriebe im Verbandsgebiet eingeladen. Nach einem Hof-
                                                rundgang stellten sich die Kandidaten einem ausführlichen
                                                Interview mit Fragen, die so vielfältig waren, wie die Land-
                                                wirtschaft selbst ist.
                                                  Robert Rippke, Lüchow-Dannenberger Vorstandsmitglied,
                                                befragte die potentiellen Landräte und Geschäftsführer Jo-
                                                hannes Heuer setzte sich mit den vielleicht, künftigen Bun-
                                                destagsabgeordneten auseinander. Die Gespräche wurden
                                                aufgezeichnet und sind nun auf dem You-Tube-Kanal des
                                                Bauernverbandes einsehbar.
                                                  Dass reichlich Redebedarf besteht, wurde an der Vielzahl
                                                der Fragestellungen deutlich, die wir von unseren Mitgliedern
                                                bekommen haben. Manche Fragen zeugen von Ratlosigkeit
                                                unter den Landwirten, viele andere zeigen die Widersprüche in
                                                den Rahmenbedingungen auf. Allzu oft wurde an vielen Stellen
                                                deutlich, was Politik verhindern, aber auch bewirken kann – des-
                                                halb ist die Wahlentscheidung jedes Einzelnen enorm wichtig!
                                                  Ein neues Beispiel dafür, dass Politik oft zu zögerlich ist,
                                                während der Handel Fakten schafft, lesen Sie in dieser Aus-
                                                gabe der Steckrübe unter der Rubrik „Bauer sucht Sinn“.
                                                Außerdem nehmen wir Sie dieses Mal mit nach Heiligenthal,
                                                wo Peter Schindler mit seiner Familie Sauen im Freiland hält
                                                und auf den Hof Steinberg, auf dem innovative Wege in der
                                                Direktvermarktung gegangen werden, uvm. Die Landwirte
                                                gehen wie immer mit der Zeit, lesen Sie selbst!

                                                Ihr Thorsten Riggert
                                                Kreislandwirt und Vorsitzender des Bauernverbandes
                                                Nordostniedersachsen e.V.

                                  18
                                                Impressum
                                                Steckrübe – Landwirtschaftsmagazin
                                                Eine Sonderbeilage der
                                                Allgemeinen Zeitung Anzeigen: Heike Köhn
                                                Elbe-Jeetzel-Zeitung Anzeigen: Thorsten-Eik Schrader
       Blüten + Strom.
                                                Landeszeitung Anzeigen: Thomas Grupe
       FOTO: ANDREAS TAMME/TONWERT21
                                                Redaktion: Bauernverband Nordostniedersachsen e.V.
                                                Titelfoto: Claas Steinhauer

NOVEMBER         DEZEMBER              JANUAR     FEBRUAR                    MÄRZ                 APRIL

                                                                                              Steckrübe 2/2021
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
4 Regionales Schweinefleisch

Auf kürzestem Weg
          Familie Schindler hält Sauen im Freiland.

Bei Peter Schindler und seiner Familie haben auch die Sauen gut lachen.         FOTOS: BVNON

I                                                                      Hier geht es Mensch gut.
  n der letzten Ausgabe der        tieft, in riesigen, knorrigen Ei-                                         immer sich Menschen und/oder
  Steckrübe haben wir Ihnen        chen rauscht der Wind, darunter     Und Tier auch.                        Zeitungen für diese noch nicht
  die Schlachterei Isermann aus    steht ein Reetdach gedecktes,                                             ganz so weit verbreitete Art der
Kirchgellersen im Landkreis Lü-    altes Haus – diese Idylle ist die   Der alte Bauernhof selbst, ist        Tierhaltung interessieren, ist es
neburg vorgestellt. Die leckere    Hofstelle der Familie Schindler     bereits seit über 400 Jahren          Peter, der darüber spricht. Sei-
Wurst und das Fleisch kommen       in Heiligenthal. Der schöne Hof     dort angesiedelt. Es ist auch der     nen Eltern gehört der Hof, den
von Schweinen aus der Nachbar-     fügt sich ein in das Gesamtbild     Wohnort des stellvertretenden         sie zwar gemeinsam führen, doch
schaft. Heute stellen wir Ihnen    eines Dorfes, das mit üppiger Na-   Bürgermeisters von Heiligenthal,      hauptberuflich ist Peter landwirt-
vor, wo und bei wem die Schweine   tur und einer alten Wassermühle     dem 27-Jahre jungen Peter             schaftlicher Betriebshelfer.
geboren werden und wie ihr Start   seinem Namen alle Ehre macht.       Schindler. Er ist nicht nur ein Re-      Seine Mutter Petra ist es, die
ins Leben verläuft. Kommen Sie     Alles wirkt ein wenig, als ob die   präsentant des 500-Einwohner-         sich täglich um die Sauen und
mit nach Heiligenthal auf den      Zeit stehen geblieben wäre. Kein    dorfes, sondern auch das Gesicht      die Ferkel, das Büro und den
Hof der Familie Schindler.         Wunder, dass Menschen gerne in      seines Hofes und dessen Marken-       Hofladen kümmert. Sein Vater
  In der Hofzufahrt ist gerade     diesen Ort kommen, um Ruhe zu       kerns – den Freilandschweinen.        Werner ist zuständig für die
ein Huhn beim Sandbaden ver-       finden und sich zu erholen.         Genauer gesagt Sauen. Wann            Bullen und den Ackerbau. Und
2/2021 Steckrübe
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
Regionales Schweinefleisch 5

                                                                    Wühlen, Wälzen, Schlammbaden -
                                                                    im Freiland ist für große und kleine
                                                                    Schweine alles möglich.

                                                                         Aber das kann auch in der Stall-    die Aufstallpflicht da ist, müssen
                                                                         haltung vorkommen.                  die Schindlers vorbereitet sein:
                                                                            Auch der Wolf war schon mal      „Früher hatten wir 35 Schweine,
                                                                         zu Besuch, in 500 Meter Entfer-     aber dann kam der erste ASP-Fall
                                                                         nung. Bis zu den Schweinen ist      bei Wildschweinen in Deutsch-
                                                                         er noch nicht gekommen. Aus         land. Wir haben nun soweit redu-
                                                                         Menschensicht sei eine Bache        ziert, dass der Bestand im Notfall
                                                                         im Wald die Junge führt, ohne-      schnell im Stall untergebracht
                                                                         hin gefährlicher als der Wolf,      werden kann.“
                                                                         ist sich Peter sicher. Von den
Peter? „Überall wo Not am           fachste, was geht. Wir setzen sie    Bachen und ihren Artgenossen        Gute Mütter
Mann ist“, sagt er bescheiden.      einfach nach draußen“, erklärt       geht derzeit für Hausschweine,
Doch das ist gar nicht so wenig.    Peter. Eine 5m² große Hütte und      die im Freiland leben, eine wei-    Jetzt sind es also 25 Sauen. Die
Schließlich ist der Hof auch        100 m² Grünfläche darf nun jede      tere Gefahr aus: die Afrikanische   Sauen sind eine Kreuzung aus
die Heimat von 280 Hühnern.         Sau ihr Eigen nennen. Alle hal-      Schweinepest, kurz ASP.             Deutscher Landrasse und Duroc.
Diese beschäftigen sich aber        ben Jahre werden die Hütten             Zwar ist sie noch nicht bis in   Seit 1996 kreuzen die Schindlers
gern selbst und besuchen auch       umgesetzt, dann bekommen             die Hausschweinebestände Nie-       Duroc ein. Die Rasse Duroc ist
schon mal die Nachbarschaft.        die Tiere eine neue, frische Weide   dersachsens gekommen, aber          robuster, wilder und natürlicher.
Wenn das passiert, ist Peter ge-    und die alte kann sich regenerie-    wenn es dazu kommen sollte und      Aber leider auch aggressiver.
fragt und dann wird seine Rolle     ren. Wühlen, riechen, wälzen im
deutlich: mit den Menschen          Schlamm, all das ist hier nun in
reden. „Es ist ein gutes Mitei-     vollem Umfang möglich. Einen
nander im Dorf“, sagt Peter. In     Sonnenbrand kann es auch mal
der Vergangenheit hätten auch       geben.
gelegentlich Kindergarten-, und
Grundschulkinder den Hof be-        Natur mit Sonnen-
sucht. Als stellvertretender Bür-   und Schattenseiten
germeister liegt ihm das gute
Miteinander ganz besonders am       Bei allem Glück dieser Schweine,
Herzen: „Man muss ja auch mit       ist es nicht gänzlich ohne Risiko.
den Leuten kommunizieren.“          „Man muss auch ganz ehrlich
  Das gilt besonders, wenn          sagen, dass diese Haltungsform
man Landwirtschaft beitreibt        nicht nur positive Seiten hat“,
und Tiere draußen hält. Im Jahr     erklärt Peter Schindler. Für die
1996 begannen sie mit der Frei-     Ferkel besteht die Gefahr von
landhaltung der Sauen. Damals       der Sau erdrückt zu werden.
nahm die Zahl der Verordnungen      Wenn diese schweren Tiere sich
für die Schweinehaltung schon       hinlegen, merken sie manchmal
deutlich zu. „Deshalb haben         nicht, dass ihre Ferkel unter ih-
wir gesagt, wir machen das Ein-     nen liegen und werden erdrückt.
                                                                                                                             Steckrübe 2/2021
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
6 Regionales Schweinefleisch

„Man kann auch sagen, sie hat                                                                                die Kastration der männlichen
bessere Muttereigenschaften“,                                                                                Ferkel. Denn diese wird von einer
so Peter. Rangkämpfe gibt es                                                                                 Veterinärin durchgeführt.
natürlich ebenfalls, gerade
bei Damen mit einem solchen                                                                                  Entspannte Haltung
Temperament. Aber draußen
ist das kein Problem. Die Zahl                                                                               Die Sauen auf dem Hof Schindler
der Verletzungen ist im Freiland                                                                             werden 5-6 Jahre alt, dann ha-
deutlich gesunken.                                                                                           ben sie oft 12 bis 14 Mal Ferkel
   Zum Decken der Muttertiere                                                                                bekommen. Ein vergleichsweise
kommen zwei Pietrain-Eber                                                                                    langes Schweineleben. Das gilt
zum Einsatz: „Die schaffen                                                                                   auch für den kleinen Hofladen,
das“, versichert Peter. Bis zum                                                                              über den Wurst im Glas von den
85. Trächtigkeitstag bleiben die                                                                             eigenen Schweinen, sowie Eier
Sauen im Stall mit Auslauf, dann                                                                             der 280 Legehennen vermarktet
kommen sie wieder in die Grup-                                                                               werden. Der Hofladen ist sieben
pe raus. Etwa drei Wochen vor                                                                                Tage in der Woche offen und je
dem Geburtstermin werden sie                                                                                 nach Personalverfügbarkeit mit
voneinander abgetrennt. Nach                                                                                 Bedienung oder ein SB-Laden,
drei Monaten, drei Wochen und          Mit der Nachbarin auf Nasenfühlung.                                   denn extra dafür ein Mitarbeiter
drei Tagen kommen dann bis zu          100 m² Grünfläche stehen jeder Sau zur Verfügung.                     einzustellen, würde sich nicht loh-
14 Ferkel pro Sau auf die Welt.                                                                              nen. „Entweder einer von uns be-
„Wenn die kleinen Ferkel den                                                                                 kommt mit, dass jemand auf dem
3.-5. Lebenstag hinter sich ge-    heißt und schneller schlachtreif.    übergeben. Kürzer können Wege        Hof ist, ansonsten ist es die Kasse
bracht haben, passiert nichts      Alle vier Wochen verlassen etwa      kaum sein.                           des Vertrauens,“ erklärt Peter.
mehr“ weiß Peter, „dann sind       10 bis 30 Ferkel den Hof. Sie wer-      Einige Mastschweine behalten        Diese Grundhaltung ist in
sie stabil genug, um groß und      den nur 5 km weitergebracht,         die Schindlers stets für den Ei-     vielerlei Hinsicht entspannt. Sie
stark zu werden.“                  zu Landwirt Carsten Hövermann        genbedarf, der Rest wird verkauft.   nimmt Druck von Mensch und
   Insgesamt vier Wochen blei-     ins benachbarte Kirchgellersen.      Die besondere Haltungsform hat       Tier. Sehr weit voraus planen
ben die Ferkel bei ihren Müt-      Dort werden die Ferkel gemästet      ihren Preis. Der Ferkelpreis setzt   die Schindlers ohnehin nicht:
tern und werden gesäugt. In        und als stattliche Mastschweine      sich zusammen aus dem markt-         „Es kann im Leben immer etwas
dieser Zeit darf man den Sauen     mit einem Gewicht von rund 130       üblichen Basispreis, plus 10 Euro    dazwischenkommen“, bringt es
nicht querkommen, ihr Instinkt     kg an die Fleischerei Isermann       Weidezuschlag und 4 Euro für         Peter auf den Punkt.         BVNON
den Nachwuchs zu beschüt-
zen ist sehr ausgeprägt. Das
kann schon mal zum Nachteil
des Menschen ausgehen. „Ich
glaube keiner in unserer Fami-
lie hat nicht irgendwann schon
einmal Bisspuren an den Beinen
gehabt“, erinnert sich Peter lä-
chelnd.
   Wenn die Ferkel etwa 28-30
kg wiegen, ziehen sie um. Die
Duroc-Ferkel sind „frohwüch-
sig“ wie es in der Fachsprache

   HOF SCHINDLER IN ZAHLEN:
   • 90 ha Acker, 10 ha Grünland
   • 50 ha Wald
   • 25 Sauen plus Ferkelaufzucht
   • 280 Hühner gehören zu Hof
      alles direktvermarktet
   • 50 Mastbullen
   • Getreide wird angebaut: Gerste, Triticale für die
      Schweine außerdem Roggen, Weizen, Hafer
   • Speise und Stärkekartoffeln,
      Mais für Silagefutter für die Bullen
                                                                Im Hofladen von Petra Schindler gibt es auch Eier
                                                                von den freilaufenden Hühnern. FOTOS: BVNON
2/2021 Steckrübe
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
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STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
8 Biodiversität

Gemeinsam gelingt Gutes!
          Die ökologische Aufwertung von Wegrändern durch Landwirte,
          wurde in der „Aktionswoche Artenvielfalt“ präsentiert.

D
      ie Landwirtschaft kann ei-   woche Artenvielfalt“ des Land-
      nen großen Beitrag zum       volk Niedersachsen und seiner
      Erhalt und der Verbesse-     Kreisverbände gezeigt. Zudem
rung der Biodiversität, sowie      stellen wir Ihnen aus dem Land-
zur Landschaftspflege leisten.     kreis Lüchow-Dannenberg einen
Durch einfache Maßnahmen           tollen Beitrag zum Erhalt der
lässt sich beispielsweise die      Kulturlandschaft vor. Zu einigen
biologische Vielfalt an unseren    Landwirten und den Maßnah-
Wegrändern verbessern. Tolle       men können Sie sich auch Vi-
Beispiele dafür haben wir im Mai   deos ansehen. Einfach QR-Code
in der gemeinsamen „Aktions-       scannen und los geht’s! BVNON

                                                                             Rainer Koch
                                                                             Für mehr Artenvielfalt an der alten Bundesstraße 4 im Land-
                                                                             kreis Uelzen sorgt ein gemeinsames Projekt der Dorfgemein-
                                                                             schaft Kirchweyhe, dem Grünflächenamt der Hansestadt Uel-
                                                                             zen, Gianni Bielke und dem Landwirt Rainer Koch. Zusammen
                                                                             mit der Dorfgemeinschaft haben sie entlang der der B4 eine
                                                                             Blühstreifenfläche angelegt, die nun für mehr biologische
                                                                             Vielfalt sorgt.

                                                            Karl & Phillip Harleß
                                                            Ein Beispiel aus dem Landkreis Uelzen findet sich bei der Familie Harleß.
                                                           Karl und Phillip bemühen sich seit Jahren darum, Biotope miteinander zu
                                                          verbinden. An der Kreisstraße K12 haben sie an einer Ackerkante einen 3 m
                                                       Feldrandstreifen (1. Biotop), dann eine Eichenallee (2. Biotop), aber auch einen
                                                     Wegeseitenraum, der durch häufiges Mulchen als biologisch sehr arm anzusehen
                                                 ist. Nach Rücksprache mit der Kreisstraßenmeisterrei, dem Umweltamt und dem NABU
                                             haben sie in einen kleinen Streifen eine Blühmischung eingebracht.
                                       Karl und Phillip sind sehr gespannt, was in ein bis zwei Jahren daraus wird. Sie hoffen, dass sich
                                   eine bunte Mischung biologischer Vielfalt etabliert. „Aktuell drücken sich die Kornblume und die
                                   Wicke in den Vordergrund, wir sind gespannt was in einem Monat zu sehen ist“, so Phillip.

                                                                                                                       Lohnschlachtung
                                                                                           rser
                                                                                    elle                                                        der
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                                         Der richtige Partne
                                                                               hg                                                          Lü
                    40                                                    rc
                                                                            DAS
                                                                        Ki

                                               für Ihren                 ISERMANN                                      und Verarbeitung   SCHLACHTEREI
                                                                                                                                            ISERMANN
                                                                           BUFFET r v
                                            Mobilen                                                                     aus einer hand
                                                                                                                   e

                                                                                                                                                                        e
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                                                                                                  Pa r t y                                            Pa r t y

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2/2021 Steckrübe
STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
Biodiversität 9

                                                      Jochen Hartmann
                                                       Im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes hat Jochen Hartmann aus Rettmer im
                                                        Landkreis Lüneburg auf kleinflächigen Spezialstandorten am Rande von Grün-
                                                        landflächen sowie auf grasbewachsenen Feldrainen Oberboden abgetragen,
                                                        um oberflächig angereicherte Nährstoffe zu entziehen. Anschließend hat er
                                                        den Streifen der Selbstbegrünung überlassen oder mit einer Blumenwiesen-
                                                       mischung bzw. Heuübertragung eingesät. Durch die Entfernung oberflächig
                                                      angereicherter Nährstoffe können sich auch weniger konkurrenzfähige Grün-
                                                     landarten etablieren. Das reichhaltige Blütenangebot fördert Bestäuber und
                                                    auch die Feldhasen finden in den Streifen Nahrung.

                                                                                               Hauke Mertens
                                                                                                  Um den Insekten in der viel-
                                                                                                    fältigen Kulturlandschaft
Lichte-Westermann GbR                                                                                 Lebensräume zu schaffen,
                                                                                                       werden viele Landwirtinnen
Familie Lichte-Westermann hat auf einigen Kar-                                                         und Landwirte aktiv. Ne-
toffelschlägen in Bode und Oldendorf II im Land-                                                        benerwerbslandwirt Hau-
kreis Uelzen die Vorgewende ihrer Ackerflächen                                                          ke Mertens aus Mützen
(insgesamt 1,2 ha) mit einer insekten-                                                                 bei Clenze im Landkreis
fördernden Blühmischung begrünt.                                                                       Lüchow-Dannenberg hat
Das Vorgewende ist eine (Teil-)                                                                       mit Unterstützung der Dorf-
Fläche, die bei den Lichte-We-                                                                      gemeinschaft in zahlreichen
stermanns genutzt wird, um                                                                        Aktionen immer wieder Bäume
Insekten wie Hummeln, Wild-                                                                     gepflanzt, um deren Pflege sie sich
bienen und Schmetterlinge                                                                    gemeinsam kümmern.
zu fördern. Darüber hinaus
kommt noch eine Fläche
von 0,9 ha mit einer Bienen-
mischung hinzu.

Detlef Schlademann
Detlef Schlademann, engagierter Landwirt aus Harpe (Schnega) im Landkreis
Lüchow-Dannenberg, hat eine 1,2 Hektar große Ackerfläche zur Verfügung ge-
stellt, auf der aktuell bereits eine qualitativ hochwertige Blühwiese mit sechs
verschiedenen Blühmischungen für zwei Jahre ausgesät wurde. Er übernimmt auch
die Pflege des Blühwiesen-Ackers. Die Blühflächen liegen in Niedersachsen und
Sachsen-Anhalt unweit des „Grünen Bandes“ an der Straße von Dahrendorf nach
Harpe in Kortenbeck. 70 Paten aus insgesamt sieben Bundesländern (Sachsen-
Anhalt, Thüringen, Schleswig-Holstein, Berlin, Niedersachsen, Baden-Württemberg
und Bayern) unterstützen den Landwirt dabei. Das Projekt ist eine freiwillige Natur-
schutzmaßnahme des Bauern, die nicht staatlich gefördert wird.

                                                                                                     Wir suchen für unsere Kunden:
                                                                                                         — Ein- und Mehrfamilienhäuser
                                                                                                        — Resthöfe und Fachwerkhäuser
                                                                                                         — Gewerbe- & Renditeobjekte
                                                                                                               — Baugrundstücke
 Beratung und Ausführung aus einer                                                                    — Land- & forstwirtschaftliche Flächen

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STECKRÜBE Ohne Buern ward dat nix! - AUSGABE 2 2021 - EJZ
10 Regionale Produkte

Das neue SB – Kommen,
Gucken, regional Einkaufen
          Intelligente Bezahlsysteme ermöglichen es Landwirten, eine große Vielzahl
          frischer Produkte vom Hof anzubieten – ohne selbst im Laden stehen zu müssen.

D
      er Hof Steinberg in Garze
      im Landkreis Lüneburg,
      wird in fünfter Generation
von Henrik und seiner Mutter
Birgit Burmester geführt. Der
Hof siedelte zwischen 1981 und
1993 von der Kleinburg in Ble-
ckede, in die Gemarkung Garze
„Auf den Steinbergen“ um.
Diese Bezeichnung ist auch der
Namensgeber für den heutigen
Landwirtschaftsbetrieb - die Hof
Steinberg GbR.
   Wie so mancher Betrieb, ver-
änderte sich auch dieser Land-
wirtschaftsbetrieb im Laufe der
Zeit. Früher gab es Milchkühe
auf dem Hof. Als die Wirtschaft-
lichkeit nicht mehr gegeben war,
beendeten die Burmesters die
Milchviehhaltung und stellten
für kurze Zeit auf Bullenmast
um. Als auch das fast kein Ein-
kommen mehr brachte, hielten
die Burmesters für einige Jahre
gar keine Tiere mehr.

Mit Legehennen in
die Direktvermarktung
„Aber so ganz ohne Tiere, ist
es auf einem Hof ja auch nix“,
erinnert sich Henrik Burmester
an die damaligen Überlegungen
der Familie. Im Jahr 2015 sah
Vater Heinrich Burmester im be-
nachbarten Landkreis, genauer
in Gorleben, dann ein Hüh-
nermobil. Eine neue Idee war
geboren. „Das wirtschaftliche
Risiko eines Hühnermobils hält
sich in Grenzen und feste Stäl-
le umzunutzen, ist schließlich
auch nicht so einfach“, erklärt        Birgit und Henrik Burmester
der junge Landwirt. So zogen           bieten vielfältige regionale Produkte an.    FOTOS: BVNON
die ersten 225 Hennen auf
den Hof.
  Mit den ersten Eiern stan-       sische SB-Eierkiste auf dem Hof,   mitteleinzelhandel und an um-      Familie kamen in der Landwirt-
den die Burmesters dann auch       mitsamt der Kasse des Vertrau-     liegende Direktvermarkter in der   schafts GbR innerhalb von zwei
vor der Frage: Wie kommt das       ens. Heinrich Burmester begann     Region.                            Jahren weitere Hühnermobile
Frühstücksei zum Kunden?           zur selben Zeit mit der Auslie-       In der von Ideenreichtum und    hinzu. Heute gibt es 1650 Lege-
Naheliegend war die klas-          ferung der Eier an den Lebens-     Weiterentwicklung geprägten        hennen in drei mobilen Ställen.
2/2021 Steckrübe
Regionale Produkte 11

                                   2019 begann Henrik sich nach      Einkauf für jedermann. Und das       ten Jahres vielfältigste Pro-
                                   geeigneten Kassensystem umzu-     überzeugte Henrik.                   dukte: natürlich frische Eier,
                                   horchen und wurde bei einem in-                                        Nudeln, Hoflikör, Mehl und
                                   habergeführten Unternehmen in     Neustart in der Pandemie             Backmischungen, Honig und
                                   Heilbronn fündig. Ein Automat                                          Fruchtaufstriche, Fleisch und
                                   der alles kann: Bezahlung mit     Anfang 2020, zu Beginn der           Fleischerzeugnisse vom Huhn,
                                   Bargeld, EC-Karte, Kreditkarte,   Coronapandemie, wurden die           Schwein, Lamm, Rind und
                                   aber auch noch modernere Me-      Bauarbeiten in Auftrag gege-         Wild, Milch und Milchprodukte,
                                   thoden wie etwa dem Bezahlen      ben. Auf 40 qm Verkaufsfläche        Schafskäse, Saft, Backwaren,
                                   mit der Apple-watch oder per      stehen, sehr ansprechend prä-        Nüsse, Öl, sowie Kartoffeln und
                                   Handy-App ermöglichen den         sentiert, seit Dezember letz-        eine Auswahl an saisonalem

Eierlikör, Nudeln und
mehr gibt es mit Eiern von
den eigenen Hühnern.

Eier und Dinkel als Start
für den eigenen Hofladen
Neben den Hühnermobilen
entwickelten die tüchtigen
Landwirte auch neue Ideen auf
ihren Feldern. Henrik Burme-
ster wagte sich an den Anbau
von Dinkel heran. Da Dinkel oft

                                        Wachsen
von Menschen mit Allergien als
Alternative zum verwandten
Weizen genutzt wird, lag der Ge-
danke an einen Ausbau der Di-

                                        ist einfach.
rektvermarktung auf dem Tisch.
   Mit einer Bäckerei aus Neu-
haus bestand ein Absatzweg.
Die Windmühle in Bardowick
verarbeitet den Dinkel im Lohn
und packt in Handarbeit auch
haushaltsübliche Mengen ab.
Mit einer Bäckerei aus Amt
Neuhaus bestand ein weiterer
Absatzweg. Damit war die Ent-
scheidung zum Bau eines rich-                                                           Wenn mein Finanzpartner mich
tigen Hofladens gefallen.                                                               bei meinem Vorhaben unterstützt.

Wichtige                                                                                Wir informieren Sie gerne über
                                                                                        Finanzierungsangebote - auch
Voraussetzungen                                                                         im Bereich Leasing.
„Drei Kriterien sollten für mich
erfüllt sein“, schildert Henrik
Burmester seine Gedanken. „Er-
stens sollte die Möglichkeit des
elektronischen Zahlungsverkehrs
vorhanden sein, zweitens sollten
die Leute nicht selbst rechnen
müssen und drittens wollte ich
Flexibilität im Hinblick auf die
                                                                                            Wenn s um Geld geht

Produkte“, zählt er seine dama-                                                             Sparkasse
ligen Anforderungen auf. Somit                    sparkasse-ue-dan.de                       Uelzen Lüchow-Dannenberg
kam dem Bezahlsystem eine ent-
scheidende Bedeutung zu. Ende
                                                                                                                        Steckrübe 2/2021
12 Regionale Produkte

   Einscannen und Bezahlen wie
   es beliebt: Bargeld, EC-Karte,                                                                             brauchen die Kunden ihre Pro-
       Kreditkarte, Apple-watch                                                                               dukte anschließend nur noch
      oder Handy-App – alles ist                                                                              scannen und bezahlen. Das gan-
            möglich. FOTOS: BVNON                                                                             ze System ist selbsterklärend,
                                                                                                              auch ältere Menschen haben
                                                                                                              keine Vorbehalte, so die ersten
Obst und Gemüse - alles was                                                                                   Eindrücke: „Wer mit Smartphone
das Herz begehrt, findet sich in                                                                              zurechtkommt, kommt auch mit
dem neuen Verkaufsraum.                                                                                       dem Automaten klar“, fasst Hen-
                                                                                                              rik Burmester zusammen.
Vielfalt im Laden,                                                                                               Wenn es doch mal hakt, ist eine
Partner in der Region                                                                                         Telefonnummer da. Aber die sei
                                                                                                              bislang kaum genutzt worden.
Etwa zehn Höfe aus der Umge-        Wochenendeinkauf machen:              naten zufrieden. „Es lief von An-   Außerdem ist man unabhängig
bung hat Henrik Burmester als       „Auch viele junge Familien“, hat      fang an reibungslos.“               vom Bargeld. „Corona hat das
Partner, sie nehmen die Eier vom    Birgit Burmester beobachtet. Am         Sämtliche Produkte, die in den    bargeldlose Bezahlen nochmal
Hof Steinberg ab. Im Gegenzug       Wochenende, gerade sonntags,          Laden kommen, werden von den        gepusht“, meint Birgit Burmester.
verkaufen die Burmesters deren      kommen auch mal Kunden auf            Burmesters gelabelt. Da sie be-        „Kunden die eher scheu sind,
Produkte im Verkaufsraum an die     dem Fahrrad vorbei: „Wir haben        reits einen Barcode enthalten,      wissen dieses Laden-Konzept
dankbare Kundschaft. So kommt       ja den Elberadweg in der Nähe“,
zumeist am Donnerstag z.B.          begründet Birgit.
würziger Käse vom Schäfer und          Eine Kundin, die an diesem
frisches Gemüse aus Bardowick.      Mittwochmorgen auf den Hof
Am Freitag liefert die regionale
Bäckerei Dinkelbrot. Die Vielfalt
                                    fährt, ist ebenfalls sehr angetan:
                                    „Ich kaufe hier gerne ein. Die fri-
                                                                                  HOF STEINBERG IN ZAHLEN:
in dem hübschen Laden ist nicht     schen Eier aus dem Hühnermobil                • 250 ha Acker, 30 ha Grünland
weit weg vom Vollsortiment.         und der leckere Schafskäse aus                • 1650 Hühner
„Viele Kunden kaufen zuerst bei     der Nachbarschaft haben es mir                • Getreide wird angebaut:
uns ein, und was sie dann noch      besonders angetan“, sagt sie                     Weizen, Dinkel für die Direktvermarktung
brauchen wird anschließend          sichtlich überzeugt.                          • Mais als Futter und für Biogasanlagen
im Supermarkt in Bleckede ge-                                                     • Grassamenvermehrung
kauft“, weiß Birgit Burmester aus   Einkaufen und Bezahlen                        • Apfelbäume
Gesprächen mit der Kundschaft.      nach individuellen                            • auf 35 ha Blühstreifen, Kurzumtriebsplantagen
Viele neue Kunden konnten ge-       Wünschen                                         und Brache
wonnen werden. Von Montag                                                         Ausführlichere Informationen unter:
bis Mittwoch erscheint zumeist      Und das Kassensystem? „Macht                  https://www.hofsteinberg.de
Stammkundschaft. Donnerstags        was es soll“, resümiert Henrik
und freitags diejenigen, die den    Burmester nach den ersten Mo-
2/2021 Steckrübe
Regionale Produkte 13

                                                               Die Burmesters mit ihrem Hund             aus dem „Familien-Thinktank
                                                               Kalle im Eingang ihres Hofladens.         Burmester“. Was kommt als
                                                                                                         nächstes? „In diesem Jahr ha-
                                                                                                         ben wir gerade 2.600 Apfelbäu-
                                                                    ihrer Verkaufsentscheidung und       me gepflanzt“, berichtet Henrik.
                                                                    legen auch mal wieder etwas ins      Auf insgesamt 1,4 ha können
                                                                    Regal zurück“, zählt Henrik die      sich dann in Kürze Selbstpflü-
                                                                    Vorteile auf.                        cker an köstlichsten Apfelsor-
                                                                      Wer doch mal „schnacken“           ten wie Gala, Braeburn, Boskoop
                                                                    möchte, kommt auf Hof Stein-         u.v.m. bedienen.
                                                                    berg aber ebenfalls auf seine Ko-       Wirklich nur an Selbstpflü-
                                                                    sten: „So zwei, drei Kunden trifft   cker? In Bleckede gibt es eine
                                                                    jeder von uns am Tag“, versichert    Mosterei. „Da werden wir sicher
                                                                    Birgit Burmester. „Da bekommen       irgendwann unsere Äpfel hin-
                                                                    wir dann auch eine Rückmeldung       bringen. „Dann können wir im
                                                                    zu unserem Laden.“                   Hofladen auch unseren eigenen
auch zu schätzen“, ist sich      deninhaber nicht, die Produkte                                          Apfelsaft anbieten“, schmunzelt
Henrik Burmester sicher. Nicht   anzuschauen und anschlie-          Was bringt die Zukunft?              Henrik Burmester. Wieder etwas
jeder mag sich beim Einkauf      ßend zurückzulegen, wenn es                                             Neues. Wie könnte es auch an-
unterhalten und mancher traut    doch nicht passt. „Hier jedoch     Natürlich ist der Hofladen noch      ders sein - in der Ideenschmiede
sich unter den Augen der La-     fühlen sich die Kunden freier in   nicht das Ende der Neuerungen        Hof Steinberg.            BVNON

                 Bauernverband
                 Nordostniedersachsen e.V.

                                                                                                                        Steckrübe 2/2021
14 Wasser speichern

Wasserspeicher in Stöcken.     FOTO: OSTERMANN

1000 Wasserspeicher
für Nordostniedersachsen
           Feldberegnung sichern, Grundwasser substituieren

D
      er Klimawandel ist Realität    ten das Leben schwer. Auf den in     für die Feldberegnung weiter       in den geringeren Niederschlags-
      und für viele in der Land-     Nordostniedersachsen vorherr-        steigen wird. Untersuchungen       mengen in den Sommermona-
      wirtschaft besonders spür-     schenden Sandböden mit ihrem         des Landesamtes für Bergbau,       ten. Auch höhere Durchschnitts-
bar. Nicht nur, dass die Vegetati-   geringen Wasserhaltevermögen,        Energie und Geologie (LBEG) in     temperaturen, kombiniert mit
onsperiode länger wird und die       lässt sich das entstehende Was-      Niedersachsen haben ergeben,       einzelnen, extrem hohen Spit-
mittleren Jahrestemperaturen         serdefizit bei wichtigen landwirt-   dass die potenzielle Beregnungs-   zentemperaturen über 40 Grad,
steigen. Auch die Wetterextreme      schaftlichen Kulturen nur über       wassermenge bis zum Jahr 2100      steigern die Verdunstung des
werden häufiger.                     die Feldberegnung ausgleichen.       im Mittel um etwa 30 % zuneh-      Wassers. Das geschieht, selbst
  Die Trockenheit besonders im         Zudem ist davon auszuge-           men wird. (Quelle siehe unten)     wenn Landwirte nicht am Tage
Frühjahr, macht vielen Landwir-      hen, dass der Wasserbedarf           Der Grund dafür, liegt nicht nur   beregnen. Dürrejahre mit nur ge-

Im Mai besuchte Bundesministerin Klöckner den Wasserspeicher in Stöcken.               FOTOS: BVNON

2/2021 Steckrübe
Wasser speichern 15

ringen Ernten wie 2020, 2019        Zeiten der Trockenheit für die           Ostermann, Geschäftsführer des             Versorgungskonzept
und zuvor 2018, zeigen die Not-     Beregnung zu nutzen? Und das             Wasser-und Bodenverbandes                  1.000 Wasserspeicher
wendigkeit, dass die Ernte nur      zweite wichtige Stichwort lau-           Uelzen. „Das erforderliche
noch über die Feldberegnung         tet: Substitution von Grundwas-          Wassermanagement und die                   Das Projekt AQuaMille (Alterna-
abgesichert werden kann.            ser. Welche anderen Quellen              Nutzung vieler Wasserressour-              tive Quellen anzapfen mit 1.000
                                    sind nutzbar um Feldfrüchte              cen ist gerade für den Bereich             Wasserspeichern in Nordostnie-
Bedeutung der                       zu bewässern?                            der Landwirtschaft als Teil der            dersachsen) soll eine Vielzahl
Feldberegnung nimmt                   „Die Bereitstellung ausrei-            Daseinsvorsorge von herausra-              an Einzelmaßnahmen bündeln
in Nordostniedersach-               chender Wassermengen zur                 gender Bedeutung“, stellt er               und organisieren. Dazu gehört
sen immer weiter zu                 Versorgung der Bevölkerung               fest. Unter Federführung des               die Entwicklung eines überre-
                                    mit Trinkwasser, der Industrie           Wasser- und Bodenverbandes                 gionalen Konzeptes zur Spei-
Im Nordosten von Niedersach-        mit Brauchwasser und der Land-           Uelzen, gemeinsam mit dem                  cherung bzw. Rückhaltung von
sen (Landkreise Gifhorn,            wirtschaft mit ausreichenden             Bauernverband Nordostnieder-               Wasser aus verschiedensten
Lüchow-Dannenberg, Lüne-            Wassermengen für die Produk-             sachen und den Dachverbänden               Quellen. Das Konzept soll dazu
burg, Uelzen) liegt das mit         tion von Lebensmitteln, wird             Feldberegnung Uelzen und Lü-               dienen, den erforderlichen Be-
rund 175.000 ha größte zusam-       die wasserwirtschaftlich größte          neburg, wird nach Lösungen                 darf für die Wasserversorgung
menhängende Beregnungsge-           Herausforderung der klima-               gesucht. Ein Ansatz mündete                zu ermitteln und die dafür er-
biet Deutschlands (insgesamt        wandelgeprägten Zukunft in               in einer Projektidee namens                forderlichen Maßnahmen und
500.000 ha). Im Landkreis           Deutschland sein, sagt Ulrich            „AQuaMille.“                               Finanzmittel abzuschätzen. Ziel
Uelzen entfallen auf die Land-                                                                                          ist es, in Nordostniedersachsen
wirtschaft im Mittel 28 Mio. m³                                                                                         zwischen Aller und Elbe, Har-
Grundwasser pro Jahr. (Quelle                                                                                           burg und Mittellandkanal 1.000
Ostermann) Aber auch überregi-                                                                                          kleine und mittlere Wasserspei-
onal nimmt die Feldberegnung
an Bedeutung zu, immer mehr
                                             PROJEKTIDEE WATERREUSE:                                                    cher mit einem Fassungsver-
                                                                                                                        mögen zwischen 1.000 m³ und
Bauern in immer mehr Regi-                   1000 WASSERSPEICHER                                                        100.000 m³ und sogar mehr, als
onen Deutschlands steigen in                 IN NORDOSTNIEDERSACHSEN                                                    Erdbecken mit einfacher Dich-
die Feldbewässerung ein um                                                                                              tung anzulegen. Geschaffen
die Ernte und die Qualität ihrer             Wasserquellen:                                                             werden sollen im Rahmen eines
Früchte sicherzustellen.                     • Kühlwasser                                                               1000-Speicher-Programms
  Dabei stellt sich die Landwirt-            • Gewerbe                                                                  Rückhaltemöglichkeiten für
schaft nicht erst seit kurzem die            • Hochwasserrückhaltung                                                    Wasser, das ansonsten nach
Frage, wie es gelingen kann, die             Becken:                                                                    Regenfällen kurzzeitig abfließt
Beregnung zu sichern, ohne                   • 1.000 m³ bis 100.000 m³                                                  und dauerhaft über Drainagen
den Grundwasserhaushalt                      • Erdbecken mit einfacher Dichtung                                         abgeleitet wird. Außerdem soll
zu belasten. Denn auch den                   • Technische Wasserspeicher bis ca. 1 Mio. m³                              Wasser, das zuvor für andere
Landwirten ist klar, es ist un-              Kosten insgesamt: 500 Mio. €                                               Zwecke wie etwa Lebensmit-
ser aller Grundwasser, das als                                                                                          telverarbeitung, zur Kühlung,
Trinkwasser für jeden einzelnen                                                                                         im Gewerbe oder ähnlichem
Menschen eine existenzielle
Dimension hat. Im Stammland
der Feldberegnung, in Nordost-
niedersachsen, bemühen sich
die Landwirte schon lange um
Alternativen.
  Zwei wesentliche Erkennt-
nisse wurden dabei zu Grunde
gelegt. Problematisch ist vor
allem die Verteilung der Nie-
derschlagsmengen über das                                                                                                      WWW.PORSCH-UELZEN.DE
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Jahr. In der Vegetationsperiode,
d.h. Frühjahr und Sommer
fehlt, wie erwähnt, oft der Re-                                                               Brunnenbau
                                                                                                Brunnenbauund
                                                                                                           und-sanierung
                                                                                                               -sanierung
gen. Im Winter gibt es mehr
Niederschläge als benötigt. In                                                                Pumpen
                                                                                               Pumpenund
                                                                                                      und-reparaturen
                                                                                                           -reparaturen
den Klimaprognosen für den
                                                                                              Regenerierung
                                                                                               Regenerierungund
                                                                                                             undKamerabefahrung
                                                                                                                 Kamerabefahrung
Raum Nordostniedersachsen
wird von einer gleichbleibenden                                                               Schalt-
                                                                                                Schalt-
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                                                                                                        undSteuerungsanlagen
                                                                                                            Steuerungsanlagen
Niederschlagsmenge für das
gesamte Jahr ausgegangen.                                                                     Rohrleitungen
                                                                                               Rohrleitungenund
                                                                                                             undErdarbeiten
                                                                                                                 Erdarbeiten
Deshalb stellte man sich schon
vor zehn Jahren die Frage: Wie
kann man Niederschläge auf-
                                     Porsch
                                         Porsch
                                            GmbHGmbH
                                                  · Uelzener
                                                      · Uelzener
                                                             Str. Str.
                                                                  8 · 29579
                                                                       8 · 29579
                                                                              Emmendorf
                                                                                 Emmendorf
                                                                                        · Tel.:
                                                                                           · Tel.:
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                                                                                                          - 988
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                                                                                                                                          Steckrübe 2/2021
16 Wasser speichern

benutzt wurde, zurückgehalten
und für die Beregnung nutzbar
gemacht werden.

Vorbild Stöcken
und Rosche
Die Sinnhaftigkeit von Wasser-
speichern und die beschriebene
Zweitnutzung von Brauchwas-
ser wird in Stöcken und Rosche
sichtbar.
   Die Zuckerrübe besteht zu                    Das Ziel der Landwirte sind hunderte kleinerer und größerer Speicherbecken, die Wasser
¾ aus Wasser. In der Zuckerfa-                  aus verschiedenen Quellen für die Feldberegnung bevorraten können. So lässt sich
brik in Uelzen fallen deshalb im                Grundwasser sparen. FOTO: BVNON
Prozess der Zuckerrübenverar-
beitung große Mengen Wasser
an. Dieses Produktionswasser               Rosche angeschlossen. Norbert              die Feldfrüchte zur Verfügung.“             der Bau eines Kanals für die Feld-
ist nährstoffreich und sollte              Hilmer ist Landwirt in Jarlitz und            Die Kosten für den Bau des               beregnung mit bis zu 90% aus
so nicht in Flüsse, wie z.B. die           zudem Verbandsvorsteher des                Speicherbeckens in Borg ein-                EU-Mittel gefördert werden.
Ilmenau, eingeleitet werden.               Bewässerungsverbandes Uel-                 schließlich eines Pumpwerks,                   Denkbar wäre Untersützung
Um es dennoch nicht „ver-                  zen, dem größten Beregnungs-               der Leitungen für die Zuführung             aus Finanzmitteln der „GAK“.
loren“ gehen zu lassen, hat                verband im Landkreis Uelzen. Er            und der Verteilung des Wassers              Über die Gemeinschaftsaufgabe
man im Jahr 2002/2003 ein                  hat seinerzeit das Projekt mit             in die umliegenden, bereits vor-            „Verbesserung der Agrarstruktur
Wasserspeicherbecken in Stö-               vorangetrieben und Überzeu-                handenen Beregnungsnetze,                   und des Küstenschutzes” (GAK)
cken für teilgereinigtes Wasser            gungsarbeit bei seinen Berufs-             beliefen sich auf 4,2 Mio. Euro.            werden Maßnahmen zur Ent-
aus der Zuckerfabrik gebaut.               kollegen geleistet. Der Grund-             Die Landwirte, die Mitglied in der          wicklung der Landwirtschaft und
In dem Becken werden heute                 gedanke bei diesem Vorhaben                Abteilung Rosche im Bewässe-                der ländlichen Räume gefördert.
ca. 750.000 m³ Wasser gespei-              ist aus seiner Sicht die Nutzung           rungsverband Uelzen, brachten               Förderer ist hier das Bundesmi-
chert, die für die Feldberegnung           von Wasser im Sinne des „Wa-               30% der Finanzmittel über ein               nisterium für Ernährung und
in der Region genutzt werden               terReuse“, (Reuse = Wiederver-             Darlehen für einen Zeitraum von             Landwirtschaft (BMEL). Aller-
können. Um etwa 30% bis 40%                wendung). So sollen Entnahmen              20 Jahren auf. Die restlichen 70            dings ist für die Nutzung die-
der Gesamtentnahme reduziert               aus dem Grundwasser reduziert              % wurden über Fördermittel                  ser Mittel eine Förderrichtlinie
sich die Grundwasserentnahme               und gleichzeitig die im Wasser             (rund 3 Mio. Euro) der EU und des           des Landes Niedersachsens er-
für die Landwirtschaft um das              enthaltenen Nährstoffe auf die             Landes Niedersachsen finanziert.            forderlich. Und eine solche ist
Speicherbecken.                            Ackerflächen zurückgeführt wer-                                                        derzeit nicht vorhanden.
   Dass Landwirte bereit sind,             den. Ganz im Sinne der Kreis-              Ohne Unterstützung                             Um in dieser Hinsicht den
auch selbst etwas zu investie-             laufwirtschaft.                            geht es nicht                               Herausforderungen der Zukunft
ren, wird an einem Folge-Projekt              Norbert Hilmer sieht dieses                                                         einen gewissen Nachdruck zu
deutlich. In Borg bei Rosche               Ziel im Wesentlichen umgesetzt:            Auch die angestrebten 1000                  verleihen, hat der Bauernver-
wurde im Jahr 2014 ein weiteres            „Ein großer Erfolg ist, dass mit           Wasserspeicherbecken            für         band Nordostniedersachsen
Speicherbecken gebaut. In die-             den beiden Wasserspeichern in              Nordostniedersachsen sind ein               gemeinsam mit seinen Projekt-
sem können weitere 400.000 m³              Stöcken und Borg in ihrer bishe-           kostenintensives Projekt, das               partnern immer wieder poli-
Wasser gespeichert werden. Für             rigen Betriebszeit bereits rd. 17          von den Landwirten hier vor Ort             tische Entscheidungsträger aus
das Projekt sind auch Bauern fi-           Mio. m³ Grundwasser eingespart             kaum allein finanzierbar sein               niedersächsischen Landtag, dem
nanziell ins Risiko gegangen, im           werden konnten“, so sein Fazit.            wird. Deshalb wird es für das               EU-Parlament aber auch dem
Gegenzug können sie nun das                   Die Vorteile für die Landwirte          Gelingen dieses Vorhabens da-               Bundestag zum Wasserspeicher-
Wasser aus der Zuckerfabrik für            liegen in einer größeren Ver-              rauf ankommen, Finanzmittel                 becken begleitet. Zuletzt kam
die Beregnung nutzen.                      sorgungssicherheit mit Wasser              aus der Europäischen Union, der             im Mai dieses Jahres Bundes-
   Rund 50 Landwirte mit ins-              für die Feldberegnung, durch               Bundesrepublik Deutschland                  landwirtschaftsministerin Julia
gesamt 2500 ha Fläche sind im              eine zusätzliche Wassermenge               und des Landes Niedersachsen                Klöckner an den Wasserspeicher
Roscher Teil des Bewässerungs-             von rund 225 m³ / ha (legt man             für die Förderung von Projekten             Stöcken im Landkreis Uelzen. Die
verbandes Uelzen (insgesamt                250 Liter zugrunde, entspricht             zur Wasserspeicherung und zum               Ministerin zeigte sich überzeugt
gehören zum BWV rd. 5.000 ha)              das etwa 900 Badewannenfül-                Wassermanagement nutzen zu                  von Projekten wie diesem und
zusammengeschlossen. Davon                 lungen), betont Hilmer. „Da-               können. Vorbilder gibt es in dieser         signalisierte Unterstützung für
sind rund 1250 ha Fläche unmit-            durch steht auch in trockenen              Hinsicht in Ländern wie Spanien             die kleinen Speicherbecken. Hof-
telbar an den Wasserspeicher               Jahren ausreichend Wasser für              oder Schweden, wo zum Beispiel              fentlich behält sie recht. BVNON

Quelle: https://www.nlwkn.niedersachsen.de/download/161673/Vortrag_Ulrich_Ostermann.pdf
Weitere Quellen: Zukunft der Beregnung in Nordostniedersachsen – Positionspapier der Beregnungsverbände in Nordostniedersachsen Sommer 2018
Ulrich Ostermann: Beregnung 2050 in Nordostniedersachsen
Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie: Auswirkungen des Klimawandels auf die potenzielle Beregnungsbedürftigkeit Nordost-Niedersachsens
Wasserhaushalt in Nordostniedersachsen – Wassernutzung- und management in der Praxis, Ulrich Ostermann
Beregnung in Nordostniedersachen Anpassungsstrategien an den Klimawandel https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-15922-1_59

2/2021 Steckrübe
Anzeigen 17

                                                                         Schlepperfahrer und Lkw-Fahrer (m/w/d) gesucht!

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18 Blüten und Strom

Alles so schön bunt hier!
          Mit „grünem Strom“ die Artenvielfalt fördern? Eine Kooperation von der Energie-
          versorgung Dahlenburg-Bleckede und Landwirten in der Region zeigt: Da geht was!

Landwirtin Martina Gerken aus Walmsburg freut sich über das rege Treiben
auf den Bienenweiden. „Der Aufwand hat sich gelohnt!“ FOTOS: ANDREAS TAMME/TONWERT21

D
      as große Summen ist lei-       „Als Unternehmen, das sich        talaue sowie die Untere Natur- subventionieren Verbraucher
      ser geworden. Doch ohne     für regenerative Energien und        schutzbehörde des Landkreises und Verbraucherinnen den Ern-
      Insekten kein intaktes      Nachhaltigkeit in der Region         Lüneburg.                         teverlust der Partner-Landwirte,
Ökosystem. Im Klartext bedeu-     stark macht, war es für uns nur                                        indem ein Förder-Cent (brutto)
tet das: kein Bestäuben der       folgerichtig, ein solches Projekt    Der „Förder-Cent“                 je verbrauchter kWh Strom au-
Nutz- und Wildpflanzen, keine     zu starten“, sagt Susanne Grab-      macht’s möglich                   tomatisch in die Blühwiesen der
Nahrungsquelle für Vögel, Am-     ler, zuständig für Vertrieb und                                        Landwirte fließt. „Mit unserem
phibien und Nagetiere. Biodi-     Marketing bei der EVDB. „Je          Fakt ist: Flächen, die für eine tollen Projekt hoffen wir, einen
versität braucht Blühflächen.     mehr Unterstützer wir gewinnen,      landwirtschaftliche Nutzung Großteil der regionalen Land-
Und um letztere im großen         desto mehr bunte Lebensräume         nicht mehr zur Verfügung ste- wirte ins Boot holen zu können“,
Maßstab anzulegen, braucht es     können in der Region entste-         hen, bringen keinen Ertrag. Für zeigt sich Susanne Grabler opti-
ein Konzept, das handlungsfä-     hen.“ Die EVDB projektiert und       einen Ausgleich sorgen stattdes- mistisch.
hige Akteure zusammenbringt.      leitet das Projekt. Landwirte, die   sen Kompensationszahlungen.
Einen wichtigen Impuls in diese   als Partner für dieses Pilotpro-     “Indem wir die klassische Frucht- Starke Partner: Land-
Richtung setzt die Energiever-    jekt gewonnen werden konnten,        folge innerhalb unserer Region wirte und Energiekunden
sorgung Dahlenburg-Bleckede       stellen Areale zur Verfügung. Be-    nachgebildet haben, konnten
AG (EVDB) mit ihrem neuen         gleitet wird die Initiative durch    wir die Höhe der Ertragsminde- Doch mit der Kompensation al-
Stromprodukt „Blüten+Strom“,      den Bauernverband Nordost-           rung ermitteln“, erläutert Aa- lein ist es nicht getan. „Seitens
einem Tarif, der das Anpflan-     niedersachsen e.V. (BVNON),          ron Jaschok, stellvertretender der Landwirte ist da auch jede
zen von „Bienenwiesen“            die Biosphärenreservatsver-          Geschäftsführer des BVNON. Menge Idealismus gefragt“,
ermöglicht.                       waltung Niedersächsische Elb-        Mit dem Tarif „Blüten+Strom“ weiß Martina N. Gerken aus
2/2021 Steckrübe
Blüten und Strom 19

Bleckede. Sie ist eine der fünf   in der Nähe von Straßen und         Leben. Und mit Blühstreifen,       Sache, denn jeder kann sich
„Pilot-Landwirte“ und hat in      Zufahrten angelegt und ent-         die sich angrenzend an bewirt-     beteiligen.“ Privat- und Ge-
diesem Frühjahr den ersten        sprechend beschildert. Auch         schaftete Felder entwickeln        schäftskunden, die sich enga-
Hektar Bienenweide zwischen       Landwirt Jens Uffmann aus           können, locken                                   gieren möchten,
Walmsburg und Barskamp ge-        Quickborn sorgt mit seiner          wir die Bestäu-                                  haben zwei Mög-
pflanzt. Die Saatenmischung       neu gepflanzten Blühfläche          ber genau dort-                                  lichkeiten:
wurde exakt auf die regionalen    an der Abfahrt B 216 Richtung       hin, wo wir sie
Bedingungen abgestimmt; ein       Tosterglope/Neu-Darchau für         haben wollen.“                                    Variante 1:
Blühmix, der in Etappen auf-      ein reges Insektentreiben. Für      Aaron Jaschok                                     Zum Produkt
blüht und gleichzeitig Raum       ihn sei eine Beteiligung an dem     ergänzt: „Das                                     „Blüten+Strom“
für die regional beheimatete      Blühstrom-Projekt der EVDB          entscheidende                                     der EVDB wech-
Spontanvegetation lässt. „Das     ebenfalls selbstverständlich.       Argument, die-                                    seln und mit
Ausbringen war zwar ein or-       „Es stellt eine hervorragende       ses Projekt auf                                   einem Aufpreis
dentliches Stück Arbeit, aber     Möglichkeit dar, um Verbrau-        den Weg zu bringen, ist für        von einem Cent pro verbrauch-
kein Hinderungsgrund Teil die-    cher und Landwirte zusammen         mich die Chance für Jeden, sich    ter Kilowattstunde Strom das
ses Projektes zu werden“, sagt    zu bringen und für die Thematik     maßgeblich an der Förderung        Anpflanzen von Blühflächen för-
Frau Gerken mit Nachdruck.        zu sensibilisieren!“                von Biodiversität beteiligen zu    dern. Bei einem Verbrauch von
„Wenn ich sehe, wie sich die        Und wie viel Biodiversität        können, ohne vor Ort sein zu       z.B. 3.500 kWh Strom pro Jahr
Insekten um die ersten Blüten     steckt wirklich in Blühstreifen,    müssen. Für Verbraucher ist        fließen also 35 EUR in den För-
tummeln, weiß ich, dass sich      Herr Hyfing? „Jede Menge!“,         es lediglich ein kleiner finan-    derfond. Das ergibt rund 200 m2
der Aufwand lohnt.“ Um der        sagt der Landwirt. „Jede Art        zieller Beitrag. Für die Natur     neuen Lebensraum für Pflanzen
Initiative ein Gesicht zu ge-     von Diversität ermöglicht Bio-      bedeutet dies in der Summe         und Tiere in der Region.
ben, werden die Blühstreifen      diversität, jede Blühfläche birgt   eine enorme Förderung der
                                                                      Artenpopulation.“                  Variante 2:
                                                                                                         Natürlich können auch Nicht-
                                                                      Blühwiesen-Pate                    EVDB-Kunden das Projekt un-
                                                                      werden? Kann bei der               terstützen. Sie zahlen einen
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                                                                                                         werden damit ebenfalls zu Blüh-
                                                                      „Artenvielfalt zu fördern, ist     wiesen-Paten.
                                                                      längst zu einer gesamtgesell-
                                                                      schaftlichen Aufgabe gewor-        Mehr über den Blühwiesen-Tarif
                                                                      den“, findet Susanne Grabler.      der EVDB unter www.blueten-
                                                                      „Dieses Projekt ist eine super     undstrom.de.           BVNON

                                                                        Regen?
                                                                        Regen?
                                                                        Nehmen
                                                                        Nehmen wir
                                                                               wir persönlich!
                                                                                   persönlich!

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Landwirt aus Altenmedingen).
                                                                                                                       Steckrübe 2/2021
20 Kraut- und Knollenfäule

Eine Krankheit mit Geschichte
           Kraut- und Knollenfäule

D
      ass Tiere und Pflanzen
      ebenso erkranken können
      wie Menschen, ist weithin
bekannt. Dass Pflanzenkrank-
heiten aber Teile der Mensch-
heitsgeschichte mitschreiben,
ist zum Glück ein eher seltenes
Phänomen. Eine Krankheit, die
diese zweifelhafte Berühmtheit
erlangt hat, ist die Kraut- und
Knollenfäule. Sie ist nicht nur
Albtraum eines jeden Kartoffel-
bauers in der Heideregion, son-
dern auch für jeden Hobbygärt-
ner, der z.B. Tomaten in seinem
heimischen Garten züchtet.

Geschichte und Bedeutung
Die Kraut- und Knollenfäule ist
weltweit die mit Abstand bedeu-          Die Kraut- und Knollenfäule hat ein enormes Schadpotential im Kartoffelanbau,
tendste und auch bekannteste             bis hin zur vollständigen Vernichtung der Ernte. FOTOS: BVNON
Krankheit der Kartoffel. Der Erre-
ger Phytophthora infestans war
in den späten 40-iger Jahren des     von dieser neu auftretenden Kar-        Verluste während der Lagerung.   Peperoni und zahlreiche andere
19. Jahrhunderts Ursache einer       toffelkrankheit stark betroffen.        Unter extremen Bedingungen       Nachtschattengewächse (Sola-
großen Hungersnot in Irland             Bis heute ist sie die bedeu-         kann die gesamte Ernte vernich-  naceae). Phytophthora infest-
und damit auch verantwortlich        tendste Krankheit im Kartoffel-         tet werden, dafür kann eine ein- ans ist biologisch ein Eipilz der
für den Tod von mehr als einer       anbau, denn sie kann zu Ertrags-        zige infizierte Knolle ausreichen.
                                                                                                              ursprünglich aus Mittelamerika
Million Menschen. Als Folge des      verlusten von 20 bis 40 % führen.                                        stammt. Bei den Eipilzen handelt
Zusammenbruchs des Kartoffel-        Der Krankheitserreger infiziert         Epidemiologie                    es sich nicht um „echte“ Pilze,
anbaus in dem Land wanderten         alle Teile der Kartoffelpflanze. Er                                      sondern um eine eigene Organis-
unzählige Iren nach Amerika aus.     zerstört die Blattfläche, befällt die   Der Erreger Phytophthora infest- mengruppe, die tatsächlich eher
Auch andere Teile Europas waren      Knollen und verursacht auch noch        ans befällt Kartoffeln, Tomaten, mit Algen als mit Pilzen verwandt

    KARTOFFELWIRTSCHAFT:
    • Kartoffel ist weltweit viertwichtigstes Grundnahrungsmittel : Reis, Weizen, Mais, Kartoffel
    • Weltweiter vergleich der größten Erzeuger: Platz 1 China, 2 Indien, Deutschland Platz 6
    • Anbau in EU: Polen, Deutschland, Frankreich, Rumänien, Niederlande, bisher Vereinigtes Königreich
       : decken Bedarf des Binnenmarktes
    • Gesamtanbaufläche der bisherigen 28 Mitgliedsstaaten der EU für Kartoffeln aller Verwendungsrichtungen betrug
       2020 ca. 1.807.000 ha. Von der Fläche wurden ca. 60.819.000 t Kartoffeln (Erntemenge) eingefahren. Nach Polen mit
       ca. 359.000 ha Anbaufläche, war Deutschland 2020 mit ca. 275.000 ha, der flächenmäßig zweitgrößte Kartoffelerzeuger
       der 28 EU-Mitgliedsstaaten.
    • Mit einer Erntemenge von ca. 11.550.000 t belegte Deutschland mengenmäßig, auch unter anhaltenden ungünstigen
       klimatischen Bedingungen, im Jahr 2020 Platz 1 in Europa.
    • 2016-2020 wurde Anbaufläche um 32.400 ha ausgedehnt um niedrige Erträge auszugleichen
    • DE Hauptanbau: Nord- und Westdeutschland sowie Südost; Wichtigste Anbauregionen sind in Niedersachsen
       : 44,9 % der deutschen Kartoffelanbaufläche, Riesenvorteil der Region: Beregnungsmöglichkeit der Kartoffeln sorgen
       für relativ stabilen Ertrag bei den schwierigen Wetterverhältnissen
    • Selbstversorgungsgrad DE beträgt 144 %: 2019/20 wurden durchschnittlich 57 kg pro Kopf und Jahr verbraucht
    • DE ist Nettoexporteur, ca. 2/3 der hergestellten Stärke wurde 2019/2020 im Ausland abgesetzt

2/2021 Steckrübe
Kraut- und Knollenfäule 21

                                                                           peratur kann sich auch auf den            auch während der Ernte oder im
                                                                           Stängeln ein weißer Pilzrasen             Lager (eher selten) stattfinden.
                                                                           bilden. Die Struktur des Stängels
                                                                           wird vom Erreger nicht zerstört,          Bekämpfung
                                                                           so dass nach einem vollständigen
                                                                           Zusammenbruch des Bestandes               Die Bekämpfung von Phyto-
                                                                           nur noch dürre Stängel sichtbar           phthora erfolgt im konventio-
                                                                           sind. Stark befallene Felder ver-         nellen Kartoffelanbau bisher
                                                                           breiten einen muffigen Geruch.            fast ausschließlich durch che-
                                                                              Phytophtera befällt auch die           mische Pflanzenschutzmittel, so
                                                                           Kartoffelknollen. Regen- und              genannte Fungizide. Fungizide
                                                                           Bewässerungswasser kann Spo-              sind spezialisierte Mittel, die in
Die Phytophthora breitet sich in einem Kartoffelfeld aus.                  rangien von infizierten Pflanzen,         der Lage sind, pilzliche Schader-
                                                                           an die sich entwickelnden Knol-           reger bzw. Sporen zu bekämpfen.
                                                                           len im Boden schwemmen, so                In Deutschland werden in einer
ist. Diese Art des Eipilzes hat ei-   immer wieder verwendete Pflan-       dass diese befallen werden. Be-           Anbausaison durchschnittlich
nen engen Wirtspflanzenkreis: Er      zenschutzmittel entstehen.           fallene Kartoffelknollen haben            6 bis 10 Spritzungen vorgenom-
befällt nämlich nur Nachtschat-                                            äußerlich eingesunkene, grau-             men. Die Wahl des geeignetsten
tengewächse (Solanaceae).             Krankheitsbild                       braune Flecken. Im Inneren der            Mittels und die Anwendungshäu-
   Temperaturen von 15 bis 23 °C                                           Knolle zeigen sich diffuse brau-          figkeit richten sich nach der An-
und eine hohe Luftfeuchte sind        In den gemäßigten Zonen Euro-        ne Flecken. Diese Krankheit wird          fälligkeit der Sorte, der Witterung
ideal für den Eipilz, um sein         pas erscheinen die ersten Sym-       als Braunfäule bezeichnet. Sie            und dem Epidemieverlauf. Der
Wachstum zu beginnen. Diese           ptome der Krautfäule Anfang          eröffnet zahlreichen anderen              rechtzeitige Start der Behand-
Bedingungen finden wir im Frei-       Juni. In Frühkartoffelfeldern        Parasiten den Weg in die Knol-            lung ist ausschlaggebend für
en meistens im Juni. Wenn der         (zum Beispiel unter Folien) kann     le. Knolleninfektionen können             eine erfolgreiche Kontrolle der
Eipilz, der auf Ernterückstän-        dieser Parasit auch schon im Mai
den überwintert, durchgehend          auftreten.
zehn Stunden Feuchtigkeit                Die Kraut- und Knollenfäule
hat, beginnen die Dauersporen         kann alle Teile der Kartoffel-
zu wachsen und zu keimen. Die         pflanze infizieren und kommt
Sporen können durch den Wind          zunächst in Gestalt von Flecken
verbreitet werden oder auch           daher. Das Aussehen einzelner                                                                           
durch Regen den Weg auf die           Blattflecken variiert je nach Al-
Pflanze finden. Wenn die Spo-         ter des Blattes und Umweltbe-
ren auf einer Pflanze auftreffen,     dingungen. Junge Blattflecken
brauchen sie Feuchtigkeit, um         erscheinen als kleine, unregel-
auszukeimen und in die Pflan-         mäßige, graubraune, wasser-
ze einzudringen. Dort bilden          durchtränkte Blattflecken mit            Bringen Sie gemeinsam
sie Sporen, sogenannte Spo-           einem hellgrünen Randbereich.
rangien, und infizieren von dort      Die Flecken werden rasch grös-           mit den Landwirten unsere
aus die gesamte Pflanze.              ser und sind kreisförmig, solange
   Eine feuchte und kühle Witte-      sie nicht vom Blattrand begrenzt         Region zum Blühen
rung ermöglicht es dem Kraut-         werden. Die Flecken werden nicht
fäuleerreger, in kurzer Zeit eine     durch die Blattadern begrenzt.
enorme Menge an Sporangien            Typische Blattflecken haben in
zu produzieren. Die Infektion von     der Mitte abgestorbenes braunes
anfälligem Pflanzengewebe ge-         Gewebe und einen hellgrünen
schieht oft schon innerhalb von       oder chlorotischen (gelblich,
2 Stunden. Unter optimalen Be-        bleich) Randbereich.
dingungen (18-22 °C) sind die er-        Bei feuchtem Wetter (in den
sten Krankheitssymptome bereits       frühen Morgen- und späten
nach drei Tagen sichtbar. Ein oder    Abendstunden) bildet sich auf
zwei Tage später (bei 10-25 °C        der Blattunterseite am Übergang
und 100 % relativer Luftfeuch-        zum noch gesunden Blatt ein
tigkeit) bildet der Erreger neue      weißer Pilzrasen. Dieser besteht                                                              Jetzt
Sporen (Stevenson et al. 2001).       aus Sporangienträgern und Spo-                                                             Blüh
                                                                                                                                      pat
   Phytophthora ist überaus           rangien. Trockenes Wetter macht                                                            werd e
anpassungsfähig und kann so-          die Flecken spröde und brüchig.             Wechseln Sie in unseren Blühstrom und               en!
                                                                                  unterstützen Sie unsere Landwirte. Zum
gar längere Trockenperioden              Befallene Kartoffelstängel zei-          Beispiel Familie Schulz aus Schostorf.
ohne Probleme überstehen.             gen dunkelgrüne bis schwarze                So tragen Sie aktiv zum Erhalt der
Auch kann er sich an Bekämp-          Flecken, vorwiegend an der Spit-            Artenvielfalt in unserer Region bei.
fungsmethoden schnell an-             ze oder an den Abzweigungen                  www.bluehstrom.de

passen, wodurch in Windeseile         der Blattstiele. Bei sehr feuchter
Resistenzen gegen bestimmte,          Witterung und mittlerer Lufttem-
                                                                                                                                     Steckrübe 2/2021
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