Stern UNTER KEINEM GUTEN - Magazinos.com

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BEDEUTUNGSVOLL LEBEN
12/2020 I 37. Jahrgang I www.ethos.ch I Z 5.70, CHF 6.60

                                                                       UNTER
                                                                KEINEM GUTEN

                                                                              Stern
                                                                             GEBOREN?

                              Obwohl er bereits als Kind seine Eltern verliert, glaubt Thomas Castelberg:
                          Da ist ein Gott, der über mir wacht. Im Interview erzählt der Hobby-Astronom,
                                                       wie der Schöpfer des Weltalls in sein Leben sprach.

              EIN UNERWARTETES                             AUSGEBRANNT –                    ZWEIFEL
              Weihnachtsfest                               Die Batterie ist leer            an der Bibel?
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INPUT

Zwei Menschen gehen am Strand entlang und betrachten den ster-
nenübersäten Himmel. Plötzlich sehen die beiden auf dem Meer ein
Licht aufblitzen. Aufgeregt rennt der pensionierte Physikprofessor
zu seinem Auto, baut Geräte auf und misst mit einer Stoppuhr die
Länge der Lichtblitze, ermittelt mit einem Photometer ihre Helligkeit        LIEBE LESERIN,
und mit einem Spektrometer ihr Spektrum. Er notiert die Position
des Lichtes gegen die Sterne im Hintergrund.                                 LIEBER LESER
   Zu Hause fragt ihn seine Frau: «Du siehst so aufgeregt aus, hast
du heute Abend etwas Auffälliges gesehen?»
   «Ja», antwortet er, «ich beobachtete etwas, das ich als einen
erhitzten Wolframdraht in einer Silikathülle identifizierte, der ein re-
gelmässiges Muster von Blitzen sichtbarer Strahlung einer Intensität
                                                                             D     ie kleine Geschichte des Physikpro-
                                                                                   fessors und des Pfadfinders nebenan
                                                                             entlockt uns ein Schmunzeln, soll aber
von 2500 Lumen aus einer Entfernung von etwa 850 Metern vor der              die Wichtigkeit von Forschung und Wis-
Küste aussandte.»                                                            senschaft keineswegs schmälern. Sie ver-
   Als die andere Person, ein junger Pfadfinder, nach Hause kommt,           deutlicht lediglich, dass das Vermessen,
will seine Mutter wissen: «Du siehst so aufgeregt aus, hast du heute         Beschreiben und Erforschen eines Phäno-
Abend etwas Auffälliges gesehen?»                                            mens niemals die ursächlichen Fragen nach
   «Ja», antwortet er, «ich sah ein Boot auf dem Meer, das SOS-              dem «Woher», «Warum» und «Wozu» er-
Signale aussandte. Da habe ich die Küstenwache alarmiert, und                klären kann. Staunen löst Dankbarkeit aus
die hat sofort ein Rettungsboot ausgesandt. So konnten die Schiff-           und ist oft der erste Schritt zur Gottes-
brüchigen gerettet werden.»                                    überliefert   erkenntnis. Wozu gibt es die Sterne und
                                                                             das riesige Universum? Wer ist ihr Urhe-
                                                                             ber? Zufall und Zeit oder ein genialer Pla-
                                                                             ner? Kann man diesen unvergleichlichen
                                                                             Schöpfer persönlich kennenlernen?

WENN ZWEI                                                                       Diese Fragen kann weder die Astrono-
                                                                             mie noch ein anderer Wissenschaftszweig
                                                                             beantworten. Einzig der Urheber allen

DAS                                                                          Seins, Gott. Das Wunderbare ist: Er lässt

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                                                                             bel, seinem Wort, offenbart er sich den
                                                                             Menschen. Bereits diese Tatsache zeigt, wie
                                                                             wichtig wir ihm sind! Ohne uns käme er
                                                                             gut aus, aber wir Menschen brauchen die
                                                                             Anbindung an ihn. Fehlt ein echter Sinn im
                                                                             Leben – der sich mit dem leiblichen Tod
                                                                             nicht auflöst –, ist unsere Existenz von Tra-
                                                                             gik geprägt.
                                                                                Viele Menschen fühlen sich klein und
                                                                             unbedeutend angesichts der Grösse, Herr-
                                                                             lichkeit und Kraft Gottes. Ihnen fehlt der

SEHEN ...
                                                                             Glaube, dass er sich um ihre Nöte küm-
                                                                             mert. So versagt beispielsweise bei der
                                                                             Energiemenge des Alls jeder anschauli-
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EDITORIAL

                                  «Der Schöpfer bediente sich der unübersehbaren Werbefläche am Himmel,
                                                              um auf seine Liebesbezeugung hinzuweisen.»

che Vergleich, weil diese Zahl unermess-         darf in Beziehung mit Ihm leben. Das hat
lich ist. Da liegt der Gedanke nahe: «Was        auch der Jurist und Astronom, Thomas Cas-
ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und     telberg erlebt. Im Interview ab Seite 24 fin-
des Menschen Kind, dass du dich seiner an-       den Sie mehr zu seinem spannenden Weg.
nimmst?» (Ps. 8,5).                                 Die Zeit, in der wir leben, ist notvoll:
    Doch Gottes Sohn verliess die Herrlich-      Unsicherheit, Krankheit, Arbeitslosig-
keit beim Vater, um uns vor dem Gericht          keit, immer umfassendere Überwachung
und der Verlorenheit zu retten. Der Schöp-       und vieles mehr, was uns Sorgen macht.
fer bediente sich der unübersehbaren Wer-        Dank der gewissen Hoffnung in Jesus kön-
befläche am Himmel, um auf seine Lie-            nen wir trotz allem gelassen leben. Bei Ihm
besbezeugung hinzuweisen. Als der Stern          kommt unser Herz zur Ruhe. Unsere Zu-
über Bethlehem auftauchte, setzte er Wis-        kunft liegt in Seinen Händen. Diese frohe
senschaftler von weit her in Bewegung. Ihre      Botschaft gilt bis heute. Gott hat nicht auf-
Neugierde war geweckt. Sie folgten diesem        gehört, zu den Menschen zu reden, wenn
Signal und fanden Jesus, den Sohn Gottes,        auch ohne Spezialstern am Himmel. Wir
den prophetisch verheissenen «aufgehen-          haben sein Wort, die Bibel, in der er sich
den Stern» (4. Mose 24,17). Oder wie der         uns Menschen offenbart. Und er spricht zu
Engel Josef voraussagte: «Sie (Maria) wird       uns durch die Schöpfung und durch un-
einen Sohn gebären, und du sollst ihm den        ser Gewissen.
Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk           Es gilt, auf seine Liebe zu reagieren, in-
erretten von ihren Sünden» (Matth. 1,21).        dem wir seinem Wort glauben und er-
    So sehr liebt uns Gott! Wir sind ihm al-     fahren: Er ist das Brot des Lebens; das le-
les andere als gleichgültig. Er starb für uns.   bendige Wasser; das Licht der Welt; der
Ein Gedanke, der unsere Vorstellung ge-          Friedefürst; der gute Hirte; der Weg, die
nauso sprengt wie die Dimensionen des            Wahrheit – das Leben selbst!
Universums. Unfassbar und doch wahr!
Das Weltall in seiner Ordnung und Ma-            In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von
jestät, jeder Stern wie auch jeder einzelne      Herzen frohe Weihnachten.
Mensch, ist nach dem Zeugnis der Heili-
gen Schrift durch ihn, Jesus Christus, ge-
macht (Hebr. 1,2).                                  Ihre
    Ja, Gottes Herabneigung macht uns
gross (Ps. 18,36). Durch den Glauben an
Jesus bekommt unser Dasein einen uner-
messlichen Wert. Wer ein Kind Gottes ist,           Daniela Wagner-Schwengeler

                                                                                                 ETHOS 12 | 2020   3
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                                                     12
       INPUT
       Wenn zwei das
       Gleiche sehen ...

3      EDITORIAL

                                              WEIHNACHTLICHE
                                                ERZÄHLUNG
                                                  Ein unerwartetes Weihnachtsfest

                                                                                         24
             6                                                                            INTERVIEW
                                                                                         Leidenschaft fürs Weltall

      EINGELADEN
           Komm und sieh!
                                                                                    31   ALLTAGSTAUGLICH
                                                                                         Die Geschichte,
                                             17       FOKUS                              die nie alt wird

10     WEIHNACHTSBEGINN                      18       REPORTAGE                     32   KREATIV
       Der erste Schritt                              USA im Winter                      Holzperlenkranz

DEZEMBER 20
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  34   POSTER

  36   LESERBRIEFE/
                                                                                      51
       KREUZWORTRÄTSEL               44

       38                                                       54

                                                                55
                                                                     REZEPT
                                                                     Kalbsschnitzel
                                                                     an Tomatenrahm

                                                                     ZEITZEICHEN

                                    44   SCHÖPFUNG              56   WITZ & WISSEN
                                         Rentiere zum Staunen
       LEBENSHILFE                                              58   ETHOS OPEN HANDS
           Ausgebrannt –
                                    46   KIDS                        Ein dankbarer
                                         Die beste Botschaft         Blick zurück
       wenn die Batterie leer ist

                                    49   PERSÖNLICH             60   GESUNDHEIT
                                         Hauptsache gesund?!         Anis

                                    50   JUGEND                 61   BÜCHER & CO.

                                    52   MIT WERTEN ERZIEHEN
                                         Krisensituationen –
                                         das Ziel im Blick

020                                               32
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EINGELADEN

                            KOMM
                      UND SIEH!
                                   Zweifeln Sie daran, dass Gottes
                                   Wort wahr ist? Ob Jesus Christus
                                   tatsächlich für Sie gestorben
                                   und auferstanden ist? Dann rate
                                   ich Ihnen: «Überzeugen Sie sich
                                   selbst!»

                                   JOHANNES VOGEL

                                   D     ie Gerüchteküche mit Ihren Fake
                                         News ist 24 Stunden am Tag geöffnet.
                                   Doch Klatsch und Tratsch hindern einen
                                   daran, sich mit den wirklich wichtigen Fra-
                                   gen des Lebens auseinanderzusetzen. Be-
                                   sonders über Jesus Christus und die Bibel
                                   kursieren so viele Fehlinformationen und
                                   Halbwahrheiten, dass Millionen Menschen
                                   mehr Fragen als Antworten haben.
                                      Gehören Sie auch zu denen, die sich nach
                                   praktischen Antworten auf die Frage nach
                                   Gott sehnen? Dann lesen Sie weiter, denn
                                   wenn es um den Glauben an Jesus Chris-
                                   tus geht, rede ich nicht um den heissen Brei
                                   herum. Zum einen, weil wir uns das in un-
                                   serer chaotischen Zeit gar nicht leisten kön-
                                   nen. Und weil ich Ihnen nur das Allerbeste
                                   wünsche – eine intakte Beziehung mit Je-
                                   sus Christus.

                                   Der beste Rat
                                   Sind Sie skeptisch, dass Jesus wirklich für
                                   Sie gestorben und auferstanden ist (1. Kor.
                                   15,3–4)? Auch die Personen in der Bibel

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haben ganz schön gezweifelt (Matth. 28,17)! Vor über                 «Jesus Christus, ich komme jetzt zu Dir,
2000 Jahren lebte ein Mann namens Nathanael im Land                  so wie ich bin. Ich habe realisiert, dass ich ohne Dich
Israel. Eines Tages traf er Philippus, der ihm erzählte: «Wir        gelebt habe – und das tut mir leid. Ich bereue alle
haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die               meine Sünden, mit denen ich mich gegen Dich ver-
Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von            schuldet habe. Ich komme mit all meinen Schwächen
Nazareth» (Joh. 1,45). Wie reagierte Nathanael auf diese             und Fehlern. Ich glaube, dass Du mich liebst, und des-
Nachricht? Voller Zweifel und Skepsis. Vielleicht dachte             halb möchte ich mich für eine persönliche Beziehung
er: «Philippus kann mir viel erzählen, wenn der Tag lang             mit Dir entscheiden. Herr Jesus Christus, komm bit-
ist, aber ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe.»           te in mein Leben und vergib mir alle meine Sünden.
Er antwortet Philippus: «Kann aus Nazareth etwas Gu-                 Mach Du mich rein mit Deinem Blut. Ich öffne die Tür
tes kommen?» (Joh. 1,46). Nathanael war voller Vorur-                meines Herzens und nehme Dich als meinen Erlöser
teile, weil er mit dem Ort Nazareth so gar nichts Positi-            und Herrn an. Ich glaube, dass Du für meine Sünden
ves verband. Daraufhin gab Philippus dem Nathanael den               am Kreuz von Golgatha gestorben bist und mit Dei-
besten Rat überhaupt! Er sagt ihm ganz simpel: «Komm                 nem Blut für mich bezahlt hast. Ich vertraue Dir mein
und sieh!» Überzeuge dich selber, um deine Zweifel zum               Leben an und werde Dir nachfolgen, wohin Du mich
Schweigen zu bringen (Jak. 1,6 b). Dieser Rat gilt für Sie           auch führst. Danke, dass Du mich errettet hast und ich
und mich heute noch genauso!                                         jetzt für immer Dein Kind bin. Amen!» (= so sei es)

Das beste Mittel
Leider können wir Jesus nicht mehr live in Nazareth oder
Jerusalem besuchen. Trotzdem haben wir die Möglich-                Oder haben Sie so ein Gebet schon einmal vor längerer
keit, ihm zu begegnen: in der Bibel. Heutzutage hat sie         Zeit gesprochen und dann doch wieder Ihr eigenes Ding
jedoch das gleiche Stigma wie der Ort Nazareth damals.          gemacht? Dann besteht auch für Sie heute die Chance auf
Menschen, die das Wort Gottes nie richtig gelesen haben,        einen Neubeginn (Luk.15,10; Jona 3,8)! Sagen Sie Jesus,
sagen: «Kann aus der Bibel irgendetwas Gutes für mich           dass es Ihnen leid tut und Sie ab jetzt mit Seiner Hilfe so
kommen?»                                                        leben möchten, wie Er es für richtig hält (1. Joh. 1,9).
   Denken Sie auch so? Dann finden Sie heraus, wie und
wer Gott ist, was Jesus getan hat und was das mit Ihnen         Himmel auf Erden?
persönlich zu tun hat. Das beste Mittel gegen Glaubens-         Bald steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Ganz gleich,
zweifel ist Bibellesen (Joh. 17,17)! Lassen Sie die Neugier     in welchen Umständen Sie gerade stecken: Durch die
über die Lesefaulheit siegen! Durch das Lesen in der Bibel      Lebensübergabe an Jesus Christus und die persönliche
werden Ihre Zweifel weichen und die Gewissheit nimmt            Beziehung zu Ihm kann dieses Erinnerungsfest an seine
immer mehr zu.                                                  Geburt den entscheidenden Unterschied machen (Matth.
   Ebenso werden Sie feststellen, dass die Menschen in          1,21; Luk. 2,14). Das grösste Geschenk, das Jesus Chris-
der Bibel Gott Ihre Probleme ohne Scheu eingestan-              tus jedem Menschen anbietet, ist die Vergebung der Sün-
den. Offen und ehrlich sprachen sie ihre grössten Nöte          den und das felsenfeste Versprechen auf das ewige Leben
vor dem allmächtigen Gott aus, selbst der berühmte Kö-          (Matth. 1,21; Joh. 10,28).
nig David! In einem seiner Lieder, den sogenannten Psal-           Seien Sie sich aber im Klaren: Auch als Christ bleiben
men, bat er Gott: «Obwohl ich schuldlos bin, kommen sie         uns Probleme, Krisen, Nöte, Versuchungen (Matth. 26,41;
angelaufen und gehen gegen mich in Stellung. Herr, wach         Joh. 15,20) und die Konsequenzen unseres Handelns
auf, komm mir zu Hilfe und sieh, was hier geschieht!» (Ps.      nicht einfach erspart. Die Bibel verspricht den Nachfol-
59,5; NGÜ). Diesen Mut, nach dem Bibellesen zu beten,           gern Jesu nicht grundsätzlich, dass sie reich, gesund, per-
wünsche ich auch Ihnen! Jederzeit dürfen Sie vor Gott           fekt, beliebt und erfolgreich sein werden. Harte Zeiten
Ihr Herz ausschütten (Ps. 62,9). Beten Sie doch ganz frei       sollen uns Christen weder wundern noch verwirren (2.
heraus: «Komm und sieh, Jesus, wie es um mich steht!»           Tim. 1,7–8). Erinnern Sie sich daran, was Jesus selbst und
                                                                auch die Apostel erleiden mussten: Spott, Skepsis, Kon-
Einen (Neu)anfang wagen!                                        frontationen, Ausgrenzung, Vorwürfe, Verachtung, Ver-
Für eine gesunde Beziehung zwischen uns und Jesus               rat, Armut, Gefängnis, Gewalt, Schläge und sogar den Tod
Christus ist eines immer sehr wichtig: Ehrlichkeit und          (Jak. 1,12; Apg. 16,37; 2. Kor. 6,4–5).
Wahrhaftigkeit (Ps. 50,15; 86,7; 102,3). Vielleicht fehlen         Aber trotz unserer Umstände feuert die Bibel immer
Ihnen die Worte, um in eine Beziehung mit Jesus Chris-          wieder unsere Vorfreude an (Phil. 4,4; 1. Petr. 1,8; Jud.
tus, Ihrem Retter, zu starten? Dann nutzen Sie gerne das        1,24). Wer sich für Jesus Christus entscheidet, wird schon
folgende Gebet:                                                 hier auf der Erde wunderbare Veränderungen erleben,

                                                                                                                    ETHOS 12 | 2020   7
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zum Beispiel endlich von kräftezehrenden Selbstvorwür-          Nehmt sie an und entdeckt, dass es ein grosses Privileg
         fen oder Hass loszukommen und keine Angst vor dem               ist, im Schatten des Kreuzes von Golgatha Jesus Christus
         Tod zu haben (Ps. 139,14; Matth. 6,12; 1. Kor.15,55).           nachzufolgen!»
                                                                             Wenn Ihre Vergangenheit Sie auch dieses Weihnach-
         Eine herrliche Zukunft!                                         ten wieder einholen möchte, erheben Sie den Kopf und
         Jeder, der von ganzem Herzen eine persönliche Entschei-         danken Sie Gott, dass Er Ihnen durch Jesus Christus alle
         dung für Jesus Christus getroffen hat, wird Ihn einmal in       Schuld vergeben hat und Sie Sein Kind sein dürfen (Gal.
         all Seiner Herrlichkeit und Majestät sehen und anbeten          4,6–7).
         (Joh. 14,2–3; Off. 4,8). Darauf freue ich mich schon jetzt          Zum Schluss noch ein Tipp: Damit Sie sich sicher sein
         riesig. Gott hat für seine Kinder eine Zukunft zum «An-         können, dass das, was Sie in diesem Artikel gelesen ha-
         fassen und Anschauen» geplant!                                  ben, der Wahrheit entspricht, empfehle ich Ihnen, sich
             Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, wurde           gleich heute Ihre Bibel zur Hand zu nehmen. Schlagen
         dem Apostel Johannes ein Einblick in den Himmel und             Sie die Bibelstellen zu den Ausführungen auf, lesen Sie sie
         somit auch in unsere Zukunft gewährt. Er sollte all das,        und überzeugen Sie sich selber! Denn die Aufforderung
         was er gesehen hatte, aufschreiben. Diese Eindrücke ha-         «Komm und sieh!» gilt Ihnen ganz persönlich! v
         ben ihn völlig überwältigt (Off. 1,17–19). Auch in diesem                   Johannes Vogel, Schulleiter Bibel-Center Breckerfeld
         Buch findet sich die Aufforderung: «Komm und sieh!»
         «Und ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete,
         und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit
         Donnerstimme sagen: ‹Komm und sieh!›» (Off. 6,1).
                                                                              VIER SCHRITTE ZU EINER
         Botschafter Christi sein                                             PERSÖNLICHEN BEZIEHUNG
         Bis wir Jesus Christus von Angesicht zu Angesicht gegen-             MIT JESUS CHRISTUS
         überstehen, haben alle, die Jesus nachfolgen, eine (über-            .
         lebensnotwendige) Aufgabe. Seit über 2000 Jahren gilt für            1. ERKENNEN & VERSTEHEN: Grundsätzlich bin ich
         sie der klare Auftrag: «Darum gehet hin und lehret alle Völ-         kein «guter Mensch», sondern meine Sünde (dass ich
         ker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes              bisher ohne Gott gelebt habe und alle meine Taten,
         und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich        die ihm nicht gefallen) trennt mich von einer Bezie-
         euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis        hung zu Jesus Christus. Niemand ausser Jesus kann
         an der Welt Ende» (Matth. 28,19–20).                                 mich von dieser Schuld befreien. Jeder Mensch ist
             Jesus Christus fordert uns auf, unserer Familie, unse-           aufgerufen, noch vor seinem Tod eine Entscheidung
         ren Freunden, Nachbarn und Kollegen zu sagen: «Komm                  für ihn zu treffen. Die Hölle ist ein realer und schreck-
         und sieh! Überzeuge dich selber!» In aller Klarheit das              licher Ort, an dem jeder leben muss, der keine Ver-
         schlichte und vollständige Evangelium zu verkünden, ist              gebung durch Jesus Christus hat (Röm. 3,12.22–23;
         leider altmodisch geworden. Aber die Wahrheit bleibt un-             6,23; Joh. 5,29; Off. 20,15).
         veränderlich! Die Bibel ist und bleibt Gottes unfehlbares
         und irrtumsloses Wort, das sich nicht dem aktuellen Zeit-            2. GLAUBEN: Dass Gott seinen Sohn Jesus Christus
         geist anpasst, mögen sich Menschen auch noch so sehr                 auf die Erde geschickt hat, um meine Sünden zu ver-
         dagegen sträuben. Ganz gleich, ob wir Jesus erst ganz kurz           geben, indem er am Kreuz für mich starb und sein Blut
         oder schon viele Jahrzehnte nachfolgen: Wir müssen den               vergoss (Joh. 3,16; Eph. 1,7; 1. Petr. 2,24).
         Menschen sagen:
             «Kommt und seht, dass ihr mit eurem Egoismus nicht               3. ANNEHMEN: Vor Jesus eingestehen, dass ich ein
         weiterkommt und euch alle eure Sünden von Gott tren-                 Sünder bin, ihn in mein Leben bitten und das wun-
         nen!»                                                                derbare, gnädige Geschenk seiner Vergebung anneh-
             «Kommt und seht, dass Jesus Christus am Kreuz die                men. Von da an bin ich ein Kind Gottes und habe das
         Lösung geschaffen hat!»                                              Versprechen, nach meinem Tod bei ihm im Himmel zu
             «Kommt und seht, wie Busse (echtes Bereuen) und                  sein (Joh. 11,25–27; Röm. 10,9–11; 2. Kor. 5,17).
         Umkehr mit Gottes Hilfe möglich ist und das Leben ver-
         ändert!»                                                             4. NACHFOLGEN: Mein altes Leben lassen und mit Je-
             «Kommt und seht, dass er euch durch das tägliche Ge-             sus in Beziehung sein, indem ich ihn zum Mittelpunkt
         bet und Bibellesen im Alltag immer neue Kraft gibt und               in meinem Alltag mache durch Gebet, Bibellesen
         eure Beziehung zum Herrn wächst.»                                    und Gemeinschaft mit anderen Christen
             «Kommt und seht die Aufgaben, die Gott euch gibt!                (Luk. 9,23; Phil. 4,6–7; Gal. 5,22).

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ETHOS & FACTUM VERTEILEN
          Coronabedingt können viele Veranstaltungen nicht
          durchgeführt werden, weshalb sich für uns momentan
          leider kaum Möglichkeiten bieten, ethos und factum
          vorzustellen und unter die Leute zu bringen.
          Aus Erfahrung wissen wir, dass die meisten Menschen
          durch persönliche Weitergabe und Empfehlung
          für die Hefte gewonnen werden – dabei sind wir
          auf Ihre wertvolle Hilfe angewiesen!
          Möchten Sie unsere Arbeit ganz praktisch fördern
          und uns dabei unterstützen, die Frohe Botschaft
          weiterzutragen?
          Verteilen Sie ethos und factum in der Nachbarschaft,
          im Freundeskreis, an Verwandte, bei Gemeindeanlässen
          ... bestimmt haben Sie noch mehr kreative Ideen!

... dankeschön !
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kann überwiesen werden) – bitte teilen Sie uns möglichst früh ihre Bestellung mit. Danke für Ihr Engagement!

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RUBRIK

       Beziehungen im Allgemeinen
       nicht ganz problemlos uns erscheinen.
       Nicht nur in Freundschaft oder Ehe
       ein grosses Potential ich sehe
       an Schwierigkeiten aller Art –
       auch andern bleibt das nicht erspart.
       Selbst zwischen Kumpeln und Kollegen
       sich menschliche Gefühle regen,
       die, für das Wohl in diesen Kreisen,
       sich wenig förderlich erweisen.

       Beziehungen, so denkt man nun,
       die lässt man wohl am besten ruh’n.
       Man liebäugelt, es wär‘ doch fein,
       auf dieser Welt allein zu sein,
       denn dieser Zustand – garantiert –
       die Möglichkeit eliminiert,
       je wieder Mitmenschen zu sehen,
       die einem auf die Nerven gehen.
       Und auch mit Streit und Reiberei
       wär’s ein für alle Mal vorbei.

       Verlockend scheint der Zustand schon –     Für uns, zur Höflichkeit erzogen
       doch ist und bleibt das Illusion.          von Eltern und auch Pädagogen,
       Da hilft nur eins, wir müssen eben         scheint es berechtigt, hier zu passen
       mit den Gegebenheiten leben.               und ganz charmant den Vortritt lassen
       Wir müssen lernen und verstehen,           dem anderen, der mit mir stritt –
       mit der Thematik umzugehen.                stets wartend auf den ersten Schritt.

       Die Wissenschaft bestätigt klar,           Auch viele biblische Geschichten
       was längst der Bibel Botschaft war.        uns von Beziehungen berichten,
       Nach Streitigkeit und Reibereien,          doch eine ist es, ganz konkret,
       ist es vonnöten, zu verzeihen.             um die es immer wieder geht.
       Und das geht nur – wer hätt’s gedacht –    Fast jeder macht damit Erfahrung
       wenn einer mal den Anfang macht.           von Mose bis zur Offenbarung.
       Ein kleiner Schritt schon würde reichen,
       die harten Fronten aufzuweichen.           Ausführlich ist dort dargestellt,
                                                  wie Gott, der Schöpfer dieser Welt,
                                                  nicht müde wird in all den Jahren,
                                                  den Bund mit Menschen zu bewahren.
                                                  Denn Gott, das ist und bleibt sein Sinnen,
                                                  will uns zu sich zurückgewinnen.
                                                  Hier zeigt sich deutlich, Gott hat Ahnung
                                                  von gut durchdachter Langzeitplanung.
                                                  Drum kann ich sorglos auf ihn bauen –
                                                  ihm meine Zukunft anvertrauen.

10   ETHOS 12 | 2020
Als Gott uns Menschen einst gemacht,
              hat er bewusst dabei bedacht,
              dass wir ganz freien Willen hätten –
              nicht handeln wie Marionetten.
              Doch in Rekordzeit, meisterhaft,
              hat es der Mensch dann gleich geschafft,
              dass er auf ihn, den Herrn, nicht hörte
              und die Beziehung so zerstörte.

erste
              Um diese dann zu reparieren,
              war Gott bereit, zu investieren.
              Er sandte Priester und Propheten,

        DER
              die uns bei Gott, dem Herrn, vertreten.
              Er wirkte auch durch Not und Krieg,
              durch Aufschwung, Überfluss und Sieg,
              stets konzentriert auf das Gelingen,
              sein Volk zu sich zurückzubringen.

              Als Gipfel der Investition
              gab Gott letztendlich seinen Sohn.
              Er kam zu uns auf unsre Erde;
              er wurde Mensch, dass Friede werde,
              was uns vor Freude jubeln lässt –
              drum feiern wir das Weihnachtsfest.

SCHRITT       Der Friede Gottes ist die Krönung,
              er bietet bleibende Versöhnung
              mit Gott, der Freispruch uns erteilt
              und die Beziehung wieder heilt.
              Das gilt für Völker, Sippen, Rassen
              und sämtliche Gesellschaftsklassen.
              Jedoch primär bezieht es sich
              mit aller Konsequenz auf mich.

              Gott will, um es banal zu sagen,
              weit mehr, als sich mit uns vertragen.
              Sein Herzenswunsch ist, uns zu segnen
              und als ein Freund uns zu begegnen.

              Den ersten Schritt hat ER getan –
              jetzt liegt’s an mir, denn ICH bin dran,
              auf diesen Akt zu reagieren
              und IHN als Retter akzeptieren.
              So wünsche ich, in diesem Sinne,
              dass Weihnachten für uns beginne.

                                         © Hans Elwert

                                            ETHOS 12 | 2020   11
RUBRIK

W        illy zog den Mantel enger um sich
         und steckte die Hände tief in die Ta-
schen. In den letzten Tagen war es klirrend
kalt geworden, und eigentlich hätte er schon
längst daheim in der behaglichen Wärme
sein können – aber es zog ihn nicht nach
Hause. Nicht, seitdem Lilli nicht mehr da
war. Acht Monate war es nun schon her, seit
sie gegangen war. Noch immer vermisste
er sie schmerzlich, jeden Tag aufs Neue.
Er war sich nicht sicher, ob sich dieser Zu-
stand jemals ändern würde. Der Schmerz
sass tief, und nach über fünfzig Jahren Ehe
war das Leben ohne Lilli schwer für ihn.
Die ersten Wochen hatte ihre Tochter Lea
bei ihm verbracht, aber dann musste sie
wieder zurück in das Krankenhaus, in dem
sie als Hebamme arbeitete. Willy war im-
mer mächtig stolz auf seine Tochter gewe-         Gemeinde ihn mit zu sich nehmen würde.
sen, und er hatte sich von Herzen gefreut,        Oft war er irgendwo zum Mittagessen ein-
als sie ihnen erzählt hatte, dass sie in einem    geladen und verbrachte selten einen Sonn-
Missionskrankenhaus in Tansania arbeiten          tag ganz allein, wieso sollte es an einem sol-
würde. Aber jetzt wo Lilli nicht mehr lebte,      chen Tag wie heute anders sein?
wäre es ihm doch viel lieber gewesen, Lea in         Doch er hatte sich getäuscht. Fünf kleine
seiner Nähe zu wissen. Heute Morgen hatte         Cellophantütchen mit selbstgebackenen
sie ihn angerufen.                                Plätzchen hatte er bekommen, aber keine
   «Mit wem wirst du heute Weihnachten            Einladung, den Weihnachtsabend in einer
feiern, Paps? Bist du bei einer Familie aus       Familie zu verbringen. Gleich anschlies-
der Gemeinde eingeladen?»                         send war er zum Friedhof gegangen und
   «Nein, noch nicht», hatte er ihr lachend       eine Zeit lang vor Lillis Grab gestanden,
geantwortet, «aber das wird sicher noch           aber davon wurde es auch nicht besser.
kommen. Heute ist ja die Weihnachtsfeier          Vom Gefühl der Einsamkeit durchdrungen
in der Gemeinde und die Kinder haben ein          war er dagestanden und hatte versucht, die
Krippenspiel eingeübt, da werde ich alle          Tränen zurückzuhalten. Schliesslich hatte
treffen und mich wahrscheinlich vor Ein-          er sich energisch umgewandt und war
ladungen nicht retten können. Mach dir            durch den Park gestapft; er wusste da eine
um mich mal keine Gedanken. Und über-             Stelle, an der sich die Obdachlosen hin und
haupt – Weihnachten ist doch ein Tag wie          wieder trafen. Wenn er selbst nicht eingela-
jeder andere, man weiss ja gar nicht genau,       den war, dann könnte er vielleicht jeman-
an welchem Tag Jesus geboren wurde. Wir           den zu sich nach Hause einladen und selbst
machen immer so viel Aufhebens darum,             Gastgeber sein? Der Gedanke gefiel ihm, er
aber ist das wirklich nötig? Vielleicht ver-      schritt zügig voran.
bringe ich den Abend auch allein mit ei-             Tatsächlich sah er schon von weitem
nem guten Buch oder so ...»                       eine Person auf der Parkbank liegen. Sein
   «Nichts da», hatte Lea energisch geant-        Puls beschleunigte sich. Eigentlich war er
wortet, «nimm eine der Einladungen an,            kein Freund von spontanen Aktionen, aber
ich will nicht, dass du an so einem beson-        das hier fühlte sich trotz allem richtig an.
deren Abend allein daheimsitzt und Trüb-          Vorsichtig trat er an die Bank heran, die
sal bläst.»                                       Person schien zu schlafen.
   Ja, sie hatte recht. Insgeheim hatte er sich      «Hallo?» Keine Reaktion.
auch vorgenommen, Heiligabend nicht zu               «Hallo!» Willy trat noch näher heran.
Hause zu verbringen. Er war sich eigent-          Der Mann regte sich, setzte sich auf und
lich sicher, dass eine der Familien aus der       schaute ihn aus glasigen Augen an.

12    ETHOS 12 | 2020
WEIHNACHTLICHE ERZÄHLUNG

                                                    SABINE KÄHLER

unerwartetes
              EIN

 WEIHNACHTSFEST
                       Wenn Gott in unsere Not kommt.

                                                ETHOS 12 | 2020   13
«Entschuldigung», Willy lächelte den           früher die Wellen am Strand, wenn sie an         Gedanken und drängten die Traurigkeit
noch jungen Mann unsicher an, «ich wollte         der Nordsee Urlaub gemacht hatten.               zurück. Wie Lichter an einem dunklen Ort
Sie fragen, wo Sie heute Abend sein werden.           Willy kochte sich einen Tee, räumte ein      leuchteten die Worte, die Gott hier zu ihm
Also ich meine», er stotterte, «ich meine, Sie    bisschen auf, richtete einen Teller mit dem      sprach. Erneut schloss er die Augen, tiefe
könnten zu mir nach Hause kommen und              Weihnachtsgebäck und versuchte sich mit          Dankbarkeit erfüllte sein Herz.
wir könnten gemeinsam Weihnachten ...»            der Tageszeitung abzulenken. Aber inner-            «Danke Herr, dass ich dein Kind sein
   «Verpiss dich, Alter», knurrte der junge       lich war er unruhig, seine Gedanken kreis-       darf. Gibt es etwas Wichtigeres auf dieser
Mann unfreundlich.                                ten ständig um die Tatsache, dass er nun         Erde, als ein Kind Gottes zu sein? Danke,
   Willy wich zurück. «Oh, ich ... ich wollte     wohl das erste Mal in seinem Leben den           dass du mir meine Schuld vergeben hast,
doch nur ...», er stotterte wieder.               Weihnachtsabend allein verbringen würde.         ich bin so dankbar für deine Gnade. Danke,
   «Was denn? Meinst du, ich habe keine               Schliesslich liess Willy sich auf seinen     dass du als Mensch auf diese Erde kamst.
Freunde, bei denen ich heute Abend sein           Sessel sinken und schloss die Augen.             Herr, was wäre ich ohne dich?» Wie Perlen
werde?» Ärgerlich wedelte der Mann mit                «Herr Jesus», betete er, «ich weiss, dass    auf eine Kette reihte er einen Dank an den
der Hand, als wolle er eine lästige Fliege        dieses Datum deiner Geburt willkürlich           anderen. Immer wieder Neues fiel ihm ein,
verscheuchen, seine Stimme war laut und           festgelegt wurde und dies eigentlich ein         und sein Herz wurde nach und nach von
barsch. «Hau ab, ja? Lass mich in Ruhe,           normaler Tag ist – aber ich fühle mich so        einem tiefen Frieden erfüllt. Wieder ka-
Spiesser.»                                        einsam. Alle feiern in Gemeinschaft, und         men ihm die Tränen, dieses Mal aus Dank-
   Entsetzt machte Willy einige Schritte          ich sitze hier allein, ohne Lilli. Und Lea       barkeit. Er konnte sich an seinem Heiland
rückwärts, wendete sich dann ab und ging          ist so weit weg. Herr, hast du nicht gesagt,     freuen, auch wenn er ganz allein hier in sei-
mit schnellem Schritt davon. Er atmete ein        du wirst meinen Mangel ausfüllen? Hast           nem Sessel sass, und er fühlte, dass in sei-
paar Mal tief durch. Sowas war ihm ja noch        du nicht gesagt, dass du jeden Tag bei mir       nem Herzen einmal mehr Weihnachten ge-
nie passiert. Was für eine Unverschämtheit,       bist? Gerade jetzt merke ich nichts von          worden war. Er war nicht allein; zu keinem
wo er doch einfach nur freundlich sein            deiner Gegenwart, mein Herz ist schwer.»         Zeitpunkt seines Lebens, auch nicht heute
wollte! Nun also doch alleine nach Hause;         Jetzt kamen ihm doch die Tränen, ärger-          Abend. Die Geborgenheit Gottes umhüllte
er würde keinen neuen Versuch mehr wa-            lich wischte er sie weg. «Herr, ich brauche      ihn wie ein warmer Mantel, und sein In-
gen, einen Menschen zu sich einzuladen.           deinen Trost, bitte berühre du mein Herz.»       nerstes kam zur Ruhe.
Nicht heute.                                          Ganz still und gedankenversunken sass           Die Türglocke riss ihn aus seinen Ge-
   Willy betrat den Hausflur und hängte           Willy da, dann griff er nach seiner Bibel, die   danken. Willy schrak zusammen. Wer
seinen Mantel an die Garderobe. Er war            gleich neben dem Sessel auf dem kleinen          konnte das sein? Schwerfällig stand er auf
aufgewühlt und immer noch ein bisschen            Tischchen lag. Er schlug das Buch auf und        und ging zur Tür.
ärgerlich wegen dem Mann im Park. Vor al-         las die Worte, die er schon so gut kannte:          «Herr Bauer, ich habe Sie doch hof-
lem aber fühlte er eine grosse Traurigkeit        von der Liebe Gottes zu den Menschen und         fentlich nicht gestört?» In Hausschuhen
in sich. «Nun reiss dich mal zusammen»,           von seinem Sohn Jesus, den Gott zur Erde         und nur mit einer leichten Jacke bekleidet,
mahnte er sich selbst, «es ist ein Tag wie je-    sandte, um uns Erlösung zu bringen. Er           stand eine junge Frau vor ihm.
der andere, und du hast schon viele Abende        las von der Vergebung, die Jesus schenken           Willy kannte sie, sie wohnte in der Dach-
allein verbracht. Also stell dich nicht so an.»   möchte, und davon, dass es möglich war,          wohnung im Haus gegenüber. Er schüttelte
   Es nützte nichts. Er fühlte sich schlecht,     ein Kind Gottes zu sein. Langsam tropften        den Kopf. «Nein, Sie haben mich nicht ge-
und das Selbstmitleid überspülte ihn wie          die Wahrheiten in sein Herz, füllten seine       stört. Was kann ich für Sie tun?»
                                                                                                      «Sie wissen doch, ich wohne grad hier
                                                                                                   gegenüber.»
                                                                                                      Willy nickte.
                                          Die Türglocke riss ihn aus seinen                           «Meine Vermieter sind über die Fei-
                                        Gedanken. Willy schrak zusammen.                           ertage weggefahren. Ich wollte mir etwas
                                                                                                   zu essen kochen, aber der Herd funktio-
                                                                                                   niert einfach nicht. Ich glaube, er hat kei-
                                                                                                   nen Strom. Kennen Sie sich mit sowas aus?
                                                        Schwerfällig stand er auf                  Ich wäre schon sehr froh, wenn er wieder
                                                                                                   laufen würde.» Fröstelnd zog sie die dünne
                                                               und ging zur Tür.                   Jacke etwas enger und rieb sich über die
                                                                                                   Arme.
                                                                                                      «Natürlich, ich komme mit Ihnen. Kom-
                                                                                                   men Sie erstmal herein, ich ziehe mir nur
                                                                                                   noch kurz etwas über.»

14    ETHOS 11 | 2020
Willy bat die junge Frau herein
und schlüpfte in Jacke und Schuhe.
«Hatten Sie das Problem schon öf-
ters?»
   «Nein», die Frau schüttelte den Kopf,
«noch nie.»
   «Wir werden sehen. Ich bin nicht sicher,
ob ich Ihnen helfen kann.»
   Kurze Zeit später stand er vor dem ge-
öffneten Sicherungskasten und kratzte            schaute Willy fragend an.
sich ratlos am Kopf. «Möglicherweise hat         Dieser grinste und zuckte mit
es einen Kurzschluss am Herd gegeben und         den Schultern. «Nein, tatsächlich hatte
die Sicherung ist deshalb ausgefallen. Se-       ich noch kein Abendessen. Hat sich irgend-
hen Sie, sie lässt sich auch nicht wieder        wie noch nicht ergeben.»                       hoffe, die Ärzte können ihr
einschalten. Ich glaube, Sie werden einen           «Würde es Ihnen etwas ausmachen,            helfen, dass das Baby noch nicht kommt.»
Handwerker brauchen.»                            wenn wir gemeinsam hier essen würden?             «Natürlich», nickte Willy. Kopfschüt-
   «Heute wird das ja wohl nicht mehr            Das wäre doch viel schöner, als wenn ich al-   telnd sah er Benni hinterher, der nach ei-
möglich sein», jammerte die junge Frau           lein in meiner Wohnung sitze. Und Sie se-      nem kurzen Abschied von seinen Kindern
und verzog das Gesicht, «und morgen              hen ja, wie viel Sauce ich habe, da könnte     wieder zum Auto eilte.
und übermorgen ist Feiertag, da werde            eine ganze Armee davon satt werden.»              «Es gibt Spaghetti mit Sauce, habt ihr
ich wohl auch keinen bekommen. Dabei                Willy nickte. «Ich glaube, das wäre nett.   Hunger?» Willy half der kleinen Elsa aus
hat mir meine Mutter einen extragrossen          Sehr gern, wenn Sie mit mir teilen möch-       der Jacke. Sie war vier Jahre alt und er
Topf mit Bolognese-Sauce gekocht, da-            ten ...»                                       kannte sie gut durch seine Mitarbeit in der
mit ich über die Feiertage genug zu essen           Ina lachte. «Ist ja genug von allem da.»    Kinderstunde am Sonntagmorgen. Luis
habe.» Sie grinste schief. «Ich bin Kran-        Sie liess die Nudeln ins kochende Wasser       war gerade sechs geworden.
kenschwester im Vincentius-Krankenhaus           gleiten und rührte im Topf herum.                 «Na dann kommt mal rein in die gute
und habe über Weihnachten Dienst. Da                Währenddessen zündete Willy alle vier       Stube und lernt meinen Besuch kennen.
dachte meine Mama, sie müsse mir etwas           Kerzen am Adventskranz an und holte Tel-       Ina, haben wir genug Spaghetti, dass es
Gutes tun, und hat mich bekocht.» Sie zog        ler und Besteck aus dem Schrank.               auch für diese zwei reicht?»
die Schultern hoch. «Das wird wohl nichts           «Na, dann wollen wir es uns mal gemüt-         Sie hatten eine schöne gemeinsame
werden mit einem warmen Essen.»                  lich machen», sagte er gerade, als es wieder   Mahlzeit. Ina verstand es, die beiden Kin-
   «Nun», wandte Willy ein, «Sie können          an der Tür klingelte. «Nanu, wer könnte        der aus der Reserve zu locken, und Willy
sehr gerne meinen Herd benutzen, das             das denn sein?» Willy öffnete die Tür.         war froh darüber. Nach dem Essen holte
macht mir nichts aus.»                              Draussen stand Benni, ein junger Fa-        er den Teller mit den Weihnachtsplätzchen
   «Wirklich?» Die junge Frau schaute ihn        milienvater aus der Gemeinde, mit seinen       und sie machten sich einen Spass daraus,
hoffnungsvoll an. «Das wäre für Sie in Ord-      zwei Kindern Luis und Elsa. Die Familie        die unterschiedlichen Sorten zu probieren
nung?»                                           wohnte nur eine Strasse weiter.                und herauszufinden, welches denn nun das
   «Ja», nickte Willy bekräftigend, «Sie            «Wie gut, Willy, dass du zu Hause bist,     beste Plätzchen war.
können gleich mitkommen. Soll ich den            ich habe gesehen, dass Licht brennt.» Benni       Plötzlich fragte Elsa mit gerunzelter
grossen Topf tragen?»                            schob die beiden Kinder in den warmen          Stirn: «Wo sind denn die Geschenke?»
   «Oh ja, sehr gern», sagte sie erfreut, «Sie   Hausflur, hektisch sagte er: «Anna hat vor-       «Hmm», Willy überlegte kurz, «ich habe
nehmen den Topf, ich nehme noch die Spa-         zeitige Wehen, wir müssen ins Kranken-         keine.»
ghetti mit.» Sie öffnete den Küchenschrank       haus, es ist noch sechs Wochen zu früh.           «Aber an Weihnachten gibt es immer
und zog eine Packung der langen Nudeln           Kann ich die beiden bei dir lassen? Anna       Geschenke», Elsa war entrüstet, «immer!»
heraus. «Es kann losgehen.» Sie zögerte,         hatte die Idee, hier bei dir kurz zu halten       Willy nickte. «Ich bin sicher, dass du
dann streckte sie Willy ihre Hand entge-         und dich um Hilfe zu bitten. Sie wartet im     auch dieses Jahr Geschenke bekommen
gen. «Ich bin Ina. Danke, Herr Bauer, dass       Auto auf mich. Eigentlich wollten meine        wirst, aber vielleicht kannst du sie erst
ich Ihre Küche benützen darf.»                   Eltern nach den Kindern sehen, wenn das        morgen auspacken. Ich habe hier nur Ge-
   Er ergriff ihre Hand. «Willy, sagen Sie       Baby kommt, aber sie wohnen eine Stunde        schenke, die man nicht auspacken kann.»
Willy zu mir, Ina.»                              von hier entfernt, und wir wollten nicht so       «Was für welche?», fragte Luis interes-
   Das Wasser für die Nudeln kochte, die         lange warten.»                                 siert und schaute sich um.
Sauce blubberte leise vor sich hin. «Hat-           Hastig fuhr sich der junge Mann durch          «Nun, mein Geschenk kann man nicht
ten Sie heute schon ein Abendessen?» Ina         die Haare. «Ich muss sofort wieder los. Ich    sehen und nicht auspacken, aber ich finde

                                                                                                                        ETHOS 12 | 2020   15
es trotzdem schön. Ich schenke euch ‹Weih-       Schwarzer Peter.» Er ging zum Schrank             über Ihren besten Freund erzählen.» Sie
nachten mit Willy›», schmunzelte er, «und        und holte das Kartenspiel heraus. «Es ist         winkte den Kindern zum Abschied zu.
dazu gehört eine Geschichte und auch eine        ein Quartett», erklärte er, «und das hier ist        Diese hatten ihre Gesichter gewaschen
Runde Schwarzer Peter.»                          der schwarze Peter.»                              und sich wieder auf das Sofa gekuschelt.
    «Was ist das, Schwarzer Peter?»                 Interessiert betrachteten die Kinder die       Elsa rieb sich die Augen. Willy holte ein
    «Das ist ein Spiel. Ich bin mir sicher, es   Karte mit dem kleinen Schornsteinfeger.           paar Decken, die Kinder machten es sich
wird dir gefallen.»                              «Wieso heisst er schwarzer Peter?», fragte        gemütlich und waren schon bald einge-
    Die Kinder kuschelten sich auf das Sofa,     Elsa und zog die Karte zu sich herüber.           schlafen.
Ina setzte sich neben sie und Willy begann          «Na, ein Schornsteinfeger hat immer               Willy sass in seinem Sessel und liess
die Weihnachtsgeschichte zu erzählen –           schwarze Kleider an und wird bei seiner           seine Gedanken schweifen. Wie traurig war
angefangen von dem Besuch des Engels bei         Arbeit schmutzig, oft hat er dunkle Russ-         er noch heute Nachmittag gewesen, und
Maria, bis hin zu den Weisen, die aus dem        flecken an den Händen oder im Gesicht.            wie fröhlich hatte dieser Abend geendet.
Morgenland kamen und den neugebore-              Wer verliert, bekommt auch einen schwar-          «Ich danke dir, Vater im Himmel, dass du
nen König suchten.                               zen Punkt ins Gesicht. Dann seht ihr auch         mir Frieden ins Herz geschenkt hast und
    Als er endete, lächelte Ina. «Ich habe die   bald aus wie kleine Schornsteinfeger.» Er         dann auch noch liebe Menschen, mit de-
Weihnachtsgeschichte noch nie so span-           nahm einen Korken und schwärzte ihn               nen ich Weihnachten feiern konnte. Mein
nend und ausführlich erzählt bekommen,           über den Kerzen des Adventskranzes. «So,          Herz ist voller Dankbarkeit.»
danke.»                                          es kann losgehen.»                                   Willy betete für Anna und ihr Baby, für
    «Oh, sehr gern geschehen.»                      Willy erklärte den Kindern die Spielre-        Ina, für die Kinder auf seinem Sofa und für
    «Es ist so eine alte Geschichte, und Sie     geln, und bald war das Zimmer von Ge-             Lea in Tansania, und schliesslich nickte er
haben sie erzählt, als sei sie noch immer ak-    lächter erfüllt. Elsa freute sich diebisch, als   in seinem Sessel ein.
tuell.»                                          sie Willy den dritten schwarzen Punkt auf            Eine Stunde später wurde er von lei-
    Willy nickte. «Sie ist noch immer aktu-      die Wange drücken konnte, und Luis hielt          sem Klopfen an seiner Haustüre geweckt,
ell. Jesus lebt, und er möchte jeden Tag bei     sich den Bauch vor Lachen, als Ina einen          Benni war zurück. «Anna geht es gut, die
uns sein. Er ist nicht nur das Kind in der       Punkt direkt auf die Nase bekam, aber auch        Wehen haben aufgehört. Die Ärzte sind zu-
Krippe, er ist auch mein Erlöser und mein        die beiden Kinder bekamen einige ab. Es           versichtlich, dass alles gut verlaufen wird»,
bester Freund.» Willy schwieg einen Mo-          wurde ein ausgelassener, fröhlicher Abend.        berichtete er erleichtert. «Wie war es mit
ment, dann sagte er leise: «Er möchte auch          Schliesslich wollte Ina aufbrechen. «Ich       den Kindern?»
Ihr Erlöser und bester Freund sein, Ina.»        muss doch morgen früh aufstehen zum                  Bevor Willy antworten konnte, setzte
    Luis rutschte vom Sofa und zupfte an         Frühdienst», meinte sie und verabschie-           sich Elsa, aufgeweckt durch die Stimmen,
Willys Knie. «Können wir jetzt den Schwar-       dete sich von den Kindern und von Willy.          auf.
zen Peter machen?»                               «Vielen herzlichen Dank für den schönen              «Du bist wieder da, Papa.»
    Willy stemmte sich vom Sessel hoch.          Abend, Willy!» Ina stockte. «Und für die             Sie streckte die Arme nach ihm aus und
«Natürlich. Jetzt gibt es eine Runde             Geschichte», lächelte sie.                        Benni nahm sie zu sich.
                                                    «Vielen Dank Ina für das leckere Essen            «Na, meine Kleine, hattet ihr einen
                                                 und Ihre Gesellschaft, es war sehr nett.»         schönen Abend zusammen?»
                                                 Willy brachte sie zur Tür. «Sie können               «Wir hatten keine Geschenke zum
                                                 gerne morgen wieder zum Kochen kom-               Auspacken», erzählte Elsa mit schläfriger
                                                 men», schmunzelte er, «ich bin zu Hause.»         Stimme und lehnte ihren Kopf an seine
                                                    Ina lachte. «Ich denke, das Angebot            Schulter, «aber das war nicht so schlimm,
                                                 werde ich annehmen. Und vielleicht kön-           wir hatten Weihnachten mit Willy!» ❖
                                                 nen Sie mir dann noch ein bisschen mehr

                                             «Wir hatten keine Geschenke zum Auspacken,
                                                         aber das war nicht so schlimm ...»

                                                                                      «... wir hatten                   Sabine Kähler, Jg. 1967,
                                                                                                                        verheiratet, fünf Kinder.
                                                                             Weihnachten mit Willy!»                    Unterrichtet Gitarre, Auto-
                                                                                                                        rin, Frauenfrühstücksarbeit
                                                                                                                        und Stiftung Contactions.

16    ETHOS 11 | 2020
FOKUS

GENFER KONSENSERKLÄRUNG:                                                  DANK AUSGEKLÜGELTER STRUKTUR:
32 LÄNDER GEGEN «MENSCHENRECHT                                            TEURE ANTI-FROSTMITTEL ÜBERFLÜSSIG
AUF ABTREIBUNG»
                                                                          (pressetext.com) Wissenschaftler haben einen Weg ge-
(livenet) Die USA haben am 22. Oktober die «Geneva Consensus              funden, die Bildung von Frost auf beliebigen Oberflächen
Declaration» unterzeichnet. Die Initiative wurde u. a. von den                           drastisch zu reduzieren. Hierfür greifen sie
USA, Brasilien, Ägypten, Ungarn, Indonesien und Uganda mit-                                  auf ein spezielles Design der Oberflä-
initiiert. In der Erklärung verpflichten sich bisher 32 Länder, die                            chenstruktur zurück, wie es etwa auch
rund 1,6 Milliarden Menschen repräsentieren, den «vollen Genuss                                in der Natur bei Blättern vorkommt.
aller Menschenrechte und die Chancengleichheit für Frauen auf                                  Diese weisen unzählige winzige Hügel
allen Ebenen des politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen                                und Täler auf, was ein Ansetzen von
Lebens zu gewährleisten». Sie fordern «gleiche Möglichkeiten mit                              Frost erschwert. Wird eine solche Struk-
Männern und Jungen für Arbeit, Führung und Entscheidungsfin-                               tur auf verschiedene Materialien übertra-
dung auf allen Ebenen». Des Weiteren verpflichten sie sich, «den                      gen, lässt sich die Frostbildung um bis zu 80
Zugang zu Gesundheits- und Entwicklungsgewinnen für Frauen                Prozent verringern, so die Forscher.
zu verbessern und zu sichern, einschliesslich der sexuellen und re-          Frostbildung ist bei Blättern auf den Wölbungen zu
produktiven Gesundheit, die stets eine optimale Gesundheit und            beobachten, auf den tiefer liegenden Regionen kaum. Es
den höchsten erreichbaren Standard fördern muss, ohne Abtrei-             liegt also an der Oberflächenstruktur und nicht an dem
bung einzubeziehen». Die unterzeichnenden Länder «bekräftigen,            Material. Auf einem Flugzeugflügel kann Frost zu einer
dass es weder ein internationales Recht auf Abtreibung noch eine          ernsten Gefahr werden und dafür sorgen, dass Flüge ge-
internationale Verpflichtung der Staaten gibt, Abtreibung zu fi-          strichen werden müssen; bei Kühlschränken und Gefrier-
nanzieren oder zu erleichtern, im Einklang mit dem seit Langem            truhen führt er dazu, dass die entsprechenden Energie-
bestehenden internationalen Konsens, dass jede Nation das souve-          kosten deutlich ansteigen.
     räne Recht hat, Programme und Aktivitäten im Einklang mit               Eine optimale Oberfläche gegen Frostbildung setzt
            ihren Gesetzen und ihrer Politik durchzuführen».              sich aus millimeterdicken Erhebungen und Tälern zu-
                  Gegen die Praxis der UN und grosser humanitärer         sammen, die in einem Winkel von 40 bis 60 Grad anei-
                Stiftungen halten die Länder daran fest, dass Ent-        nandergereiht werden. Auch wenn sich immer noch eine
                 scheidungen betreffend Abtreibung auf nationaler         dünne Frostschicht auf den Erhebungen dieser Struktur
                 oder lokaler Ebene getroffen werden, und dass sie        bildet, lässt sie sich ganz leicht entfernen. Die Verwen-
                keinesfalls von aussen als Mittel der Empfängnis-         dung von teuren Spezialmaterialien und Anti-Frost-Flüs-
               verhütung aufgezwungen werden dürfen. Gleichzei-           sigkeiten kann man so umgehen.
            tig fordern sie die Krankenversicherung als weltweiten
     Standard, besonders auch für Frauen und Mädchen – wiede-
rum als Aufgabe der jeweiligen nationalen Regierung.
    Die Familie und speziell die Rolle der Frau darin wird beson-         AMEISEN SCHLUCKEN IHRE
ders geschützt: «Frauen spielen eine entscheidende Rolle in der           SÄURE ALS «MEDIZIN»
Familie, die die natürliche und grundlegende Einheit der Gesell-
schaft darstellt. Sie hat das Recht, durch Gesellschaft und Staat ge-     (wissenschaft.de) Die brennende Säure vom Hinterteil
schützt zu werden.» Schliesslich hält die Initiative fest, dass jedes     der Ameisen dient nicht nur als Waffe gegen Störenfriede,
menschliche Wesen das «inhärente Recht auf Leben» hat. Vor al-            sondern auch gegen Bakterien in ihrer Nahrung: Amei-
lem Kinder «brauchen besonderen Schutz und Fürsorge, vor und              sen schlucken ihre eigene Säure und desinfizieren sich
nach der Geburt», darum müssten «besondere Massnahmen von                 dadurch ihren Magen – dies geht aus einer Studie her-
Schutz und Hilfe für alle Kinder» getroffen werden.                       vor. So können sie die Ausbreitung von Krankheitserre-
    US-Aussenminister Mike Pompeo sagte, die Erklärung «schützt           gern in ihren Kolonien unterdrücken. Für Ameisenvölker
die Gesundheit von Frauen, verteidigt das Ungeborene und be-              ist es wichtig, dass Erreger nicht weitergegeben werden,
kräftigt die entscheidende Bedeutung der Familie als Grundlage            denn die Tiere übertragen Futter an ihre Nestgenossen
der Gesellschaft». «Es gibt einfach kein internationales Recht auf        von Mund zu Mund. Das ist eine grosse potenzielle Anste-
Abtreibung», erklärte er. «Es ist das erste Mal, dass eine multinati-     ckungsquelle. Wenn die Ameise, die Futter weitergibt, zu-
onale Koalition zum Thema Lebensschutz gebildet wird.»                    vor Säure zu sich genommen hat, so hat die zweite ein ge-
    Die Vernehmlassung ist eine unverbindliche Absichtserklä-             ringeres Risiko, zu erkranken. Auf diese Weise verringert
rung und steht weiteren Ländern zur Unterzeichnung offen. Sie             das die Ausbreitung von Infektionen. Ausserdem hat die
stellt sich in offenen Gegensatz zu der Ansicht des UN-Menschen-          saure «Medizin» einen positiven Einfluss auf die Darm-
rechtsrates (UNHRC), der seit 2018 den Zugang zur Abtreibung              flora der Ameisen, berichten die Wissenschaftler.
als universelles Recht verankern will.

                                                                                                                   ETHOS 12 | 2020   17
REPORTAGE

EINE ENTDECKUNGSREISE DURCH DIE EINDRUCKSVOLLEN
NATIONALPARKS DES SÜDWESTENS.                     USA

Sierra Nevada.

18   ETHOS 12 | 2020
IM WINTER
            ROLAND GERTH

            S   chon lange hegten meine Frau und ich den Wunsch,
                einmal im Winter mit einem Camper den Südwes-
            ten der USA zu bereisen.
               Im Januar 2016 ist es dann soweit: Wir fliegen nach
            San Francisco und beginnen dort die einmonatige
            Rundreise. Die Fahrzeugübergabe ist etwas ernüch-
            ternd: Das Personal hat keine grosse Ahnung vom
            Camper und der Ausrüstung, ausserdem ist das Auto
            mit Sommerreifen bestückt. Mit gemischten Gefühlen
            fahren wir nach Reno. Hier kaufen wir Vorräte ein und
            bereiten uns auf die Reise vor.

            Geheimnisvoller Salzsee
            Von Reno aus geht es los in Richtung Süden, zuerst
            zum Lake Tahoe. Trotz seiner Lage auf 1900 Meter
            Höhe ist er nie zugefroren, denn das aus der Tiefe auf-
            steigende Wasser ist immer acht Grad warm.
               Auf das nächste Ziel, den Salzsee Mono Lake,
            freuen wir uns besonders. Die Kalksteintürmchen an
            seinem Südufer kamen ab 1940 zum Vorschein, als
            der Grossraum Los Angeles begann, die Zuflüsse des
            Mono Lakes für die eigene Wasserversorgung abzu-
            zapfen. Innerhalb von vier Jahrzehnten sank der Was-
            serpegel um 14 Meter. Die zum Teil mehrere Meter ho-
            hen und bis zu 900 Jahre alten Skulpturen ragen wie
            bleiche Termitenhügel in den Himmel und ergeben
            eine höchst surreale Landschaft. Zusammen mit der
            schneebedeckten Sierra Nevada im Hintergrund finde
            ich unzählige Fotomotive und komme erst nach Son-
            nenuntergang zum Camper zurück. Eigentlich wollen
            wir auf dem Parkplatz am Südufer übernachten, aber
            die Temperatur ist schon auf minus sechs Grad gefal-
            len und so ziehen wir es vor, weiter südwärts zu fahren.
               Am nächsten Tag machen wir einen Abstecher zu
            den Alabama Hills. Diese Landschaft am Fuss der
            Sierra Nevada ist berühmt für ihre zahlreichen Gra-
            nitfelsbögen und dient als Drehort für etliche Wes-
            ternfilme.

            Kakteen und versteinerte Bäume
            Weiter südlich befindet sich der Joshua-Tree-National-
            park. Er bekam seinen Namen von den Joshua-Bäu-
            men, einem bis zu zehn Meter hohen Agavengewächs.
            Im Park gefallen mir aber auch die abgerundeten und
            übereinandergeschichteten Granitblöcke. Sie bilden
            verstreute Inselberge, die sich aus den Ebenen aus
trockenem Gras erheben. Im Licht der aufgehenden
Sonne beginnen sie orangerot zu leuchten.
   Vom Joshua-Tree-Nationalpark geht es weiter ost-
wärts nach Arizona zum Petrified-Forest-National-
park. In dieser Gegend wurden in der Vergangenheit
umgestürzte Bäume von Sand und Erde so luftdicht
zugeschüttet, dass die Stämme nicht verrotteten, son-
dern während längerer Zeiträume durch Einlagerun-
gen von Mineralien versteinerten. Im Nationalpark
sind ganze Stämme, zerbrochene Blöcke und kleinste
Stücke verteilt, die auf einer Strasse mit zahlreichen
Parkplätzen besichtigt werden können. Die Ranger
achten peinlichst genau darauf, dass kein versteiner-
tes Holz mitgenommen wird. Das ist auch der Grund,
warum der Park bereits um 17 Uhr geschlossen wird.
   In der folgenden Nacht wird es empfindlich kalt,
minus elf Grad. Obwohl wir die ganze Zeit den Cam-
per heizen, sind am Morgen der Wassertank sowie die
Leitungen zum Abwassertank eingefroren. Wir be-
schliessen, in wärmere Gegenden zu fahren. Als loh-
nendes Ziel bietet sich das White-Sands-National-Mo-
nument an.
                                                         Kasha-Katuwe-Tent-Rocks-National-Monument.
Weiss wie Schnee
Obwohl es Winter ist, haben wir bisher noch nicht viel   Mono Lake.
Schnee gesehen. So ist die grösste Gipswüste der Welt,
die aus schneeweissen Dünen besteht, ein guter Ersatz.
Wir fahren die zehn Kilometer lange Stichstrasse hi-
nein, und ich begebe mich am späten Nachmittag zu
Fuss in diese fantastische Landschaft. Die vereinzel-
ten Yucca-Palmen werfen bereits lange Schatten. Aber
richtig schön wird es nach Sonnenuntergang, wenn
sich der Himmel purpurrot verfärbt. Ich entdecke im-
mer neue Motive und kehre erst spät zum Camper zu-
rück. Dort gibt es eine Überraschung: Weil man auch
diesen Park am Abend verlassen muss, ist schon vor
einer Stunde eine Rangerin bei meiner Frau vorbeige-
kommen und hat sich nach mir erkundigt. Sie ist be-
reits dabei, eine Beschreibung von mir anzufertigen
und einen Suchtrupp zusammenzustellen. Zum Glück
tauche ich gerade noch rechtzeitig auf.

Indianerlandschaften
Zurück in der Hauptstadt Santa Fe planen wir die
Rückreise an die Westküste. Zuerst steht aber eine
eher unbekannte Landschaft auf dem Programm, das
Kasha-Katuwe Tent Rocks National Monument. Der
indianische Name bedeutet «Weisse Klippen» und be-
zieht sich auf die bizarren Felsformen aus vulkani-
schem Gestein, die uns an Kappadokien in der Tür-
kei erinnern.
White-Sands-National-Monument.   Lake Tahoe.

                                 White-Sands-National-Monument.

                                                     ETHOS 12 | 2020   21
Monument Valley.   Joshua-Tree-Nationalpark.

22   ETHOS 12 | 2020
Joshua-Tree-Nationalpark.

                                                                Weiter geht es zum Monument Valley. Diese gran-
                                                             diose Landschaft mit ihren Tafelbergen ist kein Nati-
                                                             onalpark, sondern steht unter der Verwaltung der Na-
                                                             vajo-Indianer. Leider ist die Rundtour zwischen den
                                                             Felstürmen für Wohnmobile nicht gestattet. Es ist be-
                                                             deckt und wir warten auf dem Parkplatz des Visitor
                                                             Centers auf eine spezielle Lichtstimmung. Um 17 Uhr
                                                             packen wir zusammen und machen uns auf die Rück-
                                                             fahrt zum Campingplatz. Da öffnet sich im Westen
                                                             eine kleine Lücke in der Wolkendecke und die roten
                                                             Strahlen der tief stehenden Sonne beleuchten wie ein
                                                             Spot einen der Felstürme. Ich packe Stativ und Aus-
                                                             rüstung, renne zurück zum Aussichtspunkt und es ge-
                                                             lingen noch drei Aufnahmen, bevor die Sonne wieder
Bryce-Canyon-Nationalpark.                                   verschwindet.
                                                                Früh am nächsten Morgen besuchen wir in Page
                                                             am Lake Powell den Horseshoe Bend. Der Blick auf
                                                             die Schlaufe des Colorado Rivers ist deshalb so spek-
                                                             takulär, weil das Flusswasser kurz nach dem Lake Po-
                                                             well Damm schön blau ist und noch nicht durch Se-
                                                             dimentgestein getrübt wurde.

                                                             Unglaubliche Farbkontraste
                                                             Wieder in Utah fahren wir Richtung Bryce-Ca-
                                                             nyon-Nationalpark. Zuvor zweigen wir aber noch ab
                                                             zum Coral Pink Sand Dunes State Park. Hier treffen
                                                             wir endlich auf vereinzelte Schneefelder. Dort, wo der
                             Piano Rock im Valley of Fire.   Schnee bereits geschmolzen ist und der orangefar-
                                                             bene Sand wieder zum Vorschein kommt, entstehen
                                                             sehr fotogene Muster.
                                                                 Der Bryce-Canyon-Nationalpark liegt auf 2500
                                                             Meter Höhe und ist schneebedeckt. Trotz Sommer-
                                                             pneus kommen wir ohne Probleme hinauf. Ich steige
                                                             den Queen’s Garden Trail hinab und suche die Brist-
                                                             lecone Pines auf, jene Bäume, die 1500 Jahre alt sind.
                                                             Immer wieder bleibe ich stehen und staune über den
                                                             Farbkontrast zwischen Schnee und Gestein.
                                                                 Die letzte Station vor der Rückgabe des Campers
                                                             ist der Valley of Fires State Park in der Nähe von Las
                                                             Vegas. Wir sind überrascht über die Vielzahl an Stein-
                                                             bögen (fast 450) und anderen bizarren Felsformen,
                                                             die in diesem Tal anzutreffen sind. Eine fantastische
                                                             Abendstimmung inklusive Regenbogen macht dem
                                                             Namen des Parks alle Ehre und ist ein toller Abschluss
                                                             dieser erlebnisreichen Reise. ❖

                                                                         Roland Gerth, Jg. 1955; Beruf: Naturfotograf;
                                                                         Wohnort: Thal, Schweiz; Hobbys: Reisen und
                                                                         Fotografieren.
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