Strahlen fürs Leben 100 Jahre Strahlentherapie
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Inhalt 3 14 40 Editorial Berufsporträts Strahlenbiologie Rolf Zehnder, Spitaldirektor Die wichtigsten Berufsgruppen an der Klinik für Radio-Onkologie und Forschung Mit der Strahlenbiologie auf dem Weg zur personalisierten Therapie 4 30 100 Jahre Strahlentherapie 44 Jubiläum der Klinik für Radio-Onkologie Behandlungsspektrum unter dem Motto «Strahlen fürs Leben» «Den» Krebs gibt es nicht Forschung und Entwicklung Die Radio-Onkologie – eine wichtige Säule in der Krebstherapie 8 34 Stationen einer Krankheit Interdisziplinarität am KSW 46 Diagnose Krebs – was nun? Tumorboards – jeder Fall ist ein Einzelfall Entwicklung der Strahlentherapie 10 37 Strahlen und ihre Wirkung Strahlen wecken Emotionen Kooperationen Partnerschaften mit externen Leistungsanbietern
Editorial Winterthur hat eine lange Tradition als innovative Industriestadt. Und wenn wir meinen, dass Innovationen sich heute in rascher Folge ablösen, sollten wir mal die historischen Fakten anschauen. So entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen 1895 die nach ihm benannten Strahlen. Fünf Jahre danach nutzten wir am Kantonsspital Winterthur bereits die Röntgenstrahlen. Können wir heute bei diesem Tempo mit- halten, wenn es um die technologische Neuentwicklung bis zum Einsatz in der Praxis geht? Natürlich, der Einwand ist richtig, damals starben etliche Radiologen und Techniker an den Folgen der Strahlenexposition. Und dennoch: Schon 1912 nutzten wir am KSW die Strahlen therapeutisch. So viel zur Geburtsstunde der Radio-Onkologie am KSW! Auch wenn wir das 100-Jahr-Jubiläum feiern: Die Klinik für Radio-Onkologie ist jung und modern. Sie ist Sinnbild für Präzision in Diagnostik, Therapie und Team- work sowie für eine eindrückliche Technologie. Sie ist Garantin für Interdisziplina- rität, Zusammenarbeit und Kooperation weit über ein einzelnes Spital hinaus. Und nicht zuletzt steht sie für klinische Forschung, deren kurze Innovationszyklen die Behandlungen laufend präziser und individueller machen. Sie erlauben uns, immer besser zu werden. Und die Menschen dahinter? Den Radio-Onkologinnen und Radio-Onkologen, den Physikern, MTRA, ja allen Mitarbeitenden der Klinik, die ich kennengelernt habe, ist eines gemeinsam: Sie vereinen die Affinität zu einer medizinischen Spitzen- technologie mit einem hohen Mass an Empathie für die Patientinnen und Patienten. Was auf den ersten Blick erstaunt, gehört im Grunde aber zusammen. Denn diese Attribute gehören zu einem modernen, erfolgreichen Spital, ja zu einer guten, nachhaltigen Behandlung. Wie diese gelingt und welche Menschen dahinter stehen, das erfahren Sie aus diesem Magazin. Ich wünsche Ihnen eine unterhaltsame Lektüre, Offenheit und Interesse für dieses spannende und berührende Gebiet der Medizin. Rolf Zehnder Spitaldirektor, Kantonsspital Winterthur Editorial | 3
«Uns ist der Mensch wichtig. Wir behandeln keinen Tumor, wir behandeln einen Patienten mit einem Tumor.» Dr. med. Urs R. Meier Direktor und Chefarzt Klinik für Radio-Onkologie
100 Jahre Strahlentherapie Jubiläum der Klinik für Radio-Onkologie unter dem Motto «Strahlen fürs Leben» Die Patienten sind verunsichert. Sie wenden sich vertrauens- medizinischen Onkologie und der Chirurgie. Es wird mehr voll an uns. Das tun sie zu Recht. Weshalb, das möchten Spezialisten geben als heute, und es werden ganz neue Berufe wir unter dem Motto «Strahlen fürs Leben» einem breiten entstehen. Das Management und die Organisation der Zusam- Publikum näherbringen. menarbeit werden viel komplexer werden. Für die Patienten wird das nicht leichter sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Die Technologie hat sich seit der Entdeckung der Röntgen- es mit noch mehr Spezialisten zu tun haben werden, wird strahlen 1895 und der ersten Bestrahlung eines bösartigen steigen – es sind heute schon einige. Tumors enorm entwickelt. Vor über 100 Jahren, als man begann, Strahlen in der Krebstherapie einzusetzen, stand der Trotz der ganzen technologischen Entwicklungen: Für uns Therapeut noch mit der Stoppuhr neben der Röntgenröhre, steht der Mensch im Zentrum. Wir behandeln keinen Tumor, um die Zeit zu messen, und die Grösse des Bestrahlungsfelds wir behandeln einen Patienten mit einem Tumor. Der Patient versuchte er mit Blenden an der Röhre irgendwie einzugrenzen. wird von uns begleitet und unterstützt. Wir nehmen uns Zeit, Inzwischen stehen uns mit den Linearbeschleunigern High- ihm alles zu erklären, und er kann die Hilfe der Psychoonko- techgeräte zur Verfügung. Die Bestrahlung ist dadurch sicher logie und anderer Dienste in Anspruch nehmen. Es ist unser geworden, für die Patienten wie für die Therapeuten. Ziel, die Patienten zu heilen und wieder ins Leben zurückzu- führen oder – wenn das nicht möglich ist – ihre Lebensqualität Dazu kommen die Entwicklungen im Bereich der Computer- zu erhalten. technologie: Sie haben die gesamten Planungssysteme revolutioniert und erlauben uns die exakte Berechnung der Aus dieser Jubiläumsschrift «100 Jahre Strahlentherapie – Bestrahlungsvolumen und der Dosierung. Berechnungen, die Strahlen fürs Leben» erfahren Sie, wie sich die Technik in vor 25 Jahren 10 Stunden gedauert haben, benötigen heute den letzten 100 Jahren entwickelt hat. Und Sie lernen einige noch 10 Minuten und werden an einem PC ausgeführt, der der Menschen kennen, die damit arbeiten. kaum grösser ist als jener, den wir zu Hause haben. Ausser- dem sind wir dank der Forschung im Bereich der Strahlen- Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. biologie immer besser darüber informiert, wie die Strahlen auf der Ebene der Zellen wirken und wie hoch die Dosierung sein muss, damit Krebszellen in den Tod geschickt werden, und wir wissen, wie sie absterben. Auch die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen hat sich stark gewandelt. Vor 25 Jahren, als ich Arzt wurde, standen sie in einem grossen Wettbewerb, heute steht die Behandlung der Patienten im Vordergrund. Zu diesem Wandel beigetragen haben auch die Tumorzentren und ihre Tumorboards. Dr. med. Urs R. Meier Direktor und Chefarzt Klinik für Radio-Onkologie Kantonsspital Winterthur Wohin wird sich die Radio-Onkologie in Zukunft entwickeln? Die Onkologie wird sich mit Blick auf die Molekularbiologie generell wandeln. Man wird untersuchen, welche Gene mutiert sind. Die genetischen Veränderungen werden der Schlüssel für die Diagnose und die Behandlung sein. Die Radio-Onkologie wird in den neuen Therapien ihren Platz haben, neben der 100 Jahre Strahlentherapie | 5
Wir betreuen jede Patientin und jeden Patienten individuell und legen grossen Wert auf den persönlichen Kontakt.
Stationen einer Krankheit Diagnose Krebs – was nun? Die Diagnose Krebs ist ein Schock. Die Betroffenen sehen sich plötzlich mit Themen wie Sterben und Tod konfrontiert. Dazu kommt, dass sie nicht wissen, was bei einer Bestrahlung auf sie zukommt. Patienten und ihre Angehörigen werden deshalb noch vor Beginn der Strahlentherapie aus- führlich darüber informiert, wie sie abläuft. «Warum gerade ich?», «Was habe ich Frau T. wird bestrahlt nahmefähigkeit der Patienten in dieser falsch gemacht?» Wenn jemand Krebs Nach der Operation analysiert der Patho- Situation oft eingeschränkt ist. hat, stehen ganz plötzlich existenzielle loge das Frau T. entnommene Tumorge- Themen im Raum – bei den Patienten und webe. Jetzt kann er mehr Gewebe unter- Der Radio-Onkologe bei den Menschen, die ihnen nahestehen. suchen als nach der Punktion. Da waren ist verantwortlich Für Angehörige bricht ebenfalls eine es nur einige Zellen. Diese zweite Prüfung Frau T. wird von ihrem Ehemann zum Welt zusammen. Es beschäftigen sie Fra- ist für eine Risikoanalyse notwendig. Dar- ersten Gespräch begleitet. Die beiden er- gen wie: «Wird der geliebte Mensch bald in wird festgehalten, ob der ganze Tumor fahren vom verantwortlichen Radio-On- sterben?» oder «Was kommt durch die entfernt werden konnte. Ausserdem wird kologen, dass Frau T. insgesamt etwa Behandlung auf uns zu?» Denn auch in das Verhalten der Krebszellen beobach- dreissigmal bestrahlt wird und die Be- Fällen, in welchen eine Heilung möglich tet, wie schnell sie sich teilen bzw. wie ag- handlung sechs Wochen dauert. Einmal ist: Die Therapie dauert Wochen, ja gressiv sie sich im Körper ausbreiten. pro Woche wird Frau T. vom Arzt unter- manchmal sogar Monate. Der Therapie- Aufgrund dieser Risikoanalyse, bei der sucht. Ab dem Beginn der Strahlenthera- verlauf ist bei jedem Krebs und bei jedem das Alter der Patientin berücksichtigt pie ist der Radio-Onkologe für ihre Be- Patienten anders – und trotzdem gibt es wird, entscheiden die Ärzte, wie die Be- handlung verantwortlich und nicht mehr Gemeinsamkeiten. handlung weitergehen soll. Frau T. be- der Chemotherapeut oder der Gynäkolo- kommt eine Chemotherapie. Und: Weil ge. Er betreut sie während der gesamten Diagnose bei ihr brusterhaltend operiert wurde, Dauer der Strahlentherapie und kontrol- Frau T. ist 56 Jahre alt, als sie beim Ab- wird sie danach noch bestrahlt. Bei Frau- liert den Bestrahlungsplan. Ausserdem tasten ihrer Brust einen Knoten spürt, en, bei denen die Lymphknoten oder die hat Frau T. gleich zu Beginn einen Termin der noch vor fünf Monaten nicht da war. Lymphabflüsse befallen sind, wird eben- bei der Psychoonkologin. Bei Brust- Weil ihre Mutter schon Brustkrebs hatte, falls eine Bestrahlung vorgenommen. krebspatientinnen und bei Patienten mit ist sie sensibilisiert. Sie führt regelmäs- Krebs im Bereich von Hals, Nasen oder sig selber Kontrollen durch. Brustkrebs Ohren ist dieses erste Gespräch mit der wird entweder bei einer Vorsorgeunter- Es ist wichtig, die Angehörigen Psychoonkologin meistens fester Teil der suchung beim Frauenarzt oder durch eine Therapie. Wenn Frau T. später noch zu- einzubeziehen, denn auch Mammographie erkannt – eine Röntgen- sätzliche Betreuung braucht, kann sie je- aufnahme der Brust. Noch immer entde- für sie kann sich der Alltag derzeit noch weitere Sitzungen mit der cken aber zwei Drittel der Frauen den Psychoonkologin vereinbaren. stark verändern. Knoten selber, weil sie die Brust abtasten. Bevor mit der eigentlichen Bestrahlung Frau T. ruft sofort ihre Frauenärztin an begonnen werden kann, muss Frau T. und vereinbart einen Termin. Da diese Die Strahlentherapie löst bei den meisten nochmals untersucht werden. Es folgt ei- von Frau T.s Feststellung beunruhigt ist, Patienten Ängste aus. Die Menschen sind ne Computertomographie (CT). Eine La- veranlasst sie weitere Abklärungen. Dazu heute dank TV-Sendungen zwar darüber gerungshilfe macht es möglich, dass sie gehören eine Ultraschalluntersuchung, ei- informiert, wie eine Herzoperation ab- dabei die Arme ohne Schwierigkeiten ne Mammographie und eine Gewebeent- läuft. Was sie bei einer Strahlentherapie während der ganzen Zeit in der gleichen nahme mittels Punktion. Nach diesen erwartet, wissen sie jedoch nicht. Das Er- Position über dem Kopf halten kann. Da- Untersuchungen steht fest: Frau T. hat klären des Therapieablaufs steht deshalb nach wird die CT-Aufnahme in den Pla- Krebs und muss operiert werden. Sie hat beim Erstgespräch im Zentrum. Es ist nungsrechner eingelesen, so dass der jedoch Glück im Unglück: Weil der Kno- wichtig, dass die Angehörigen gleich zu Arzt einzeichnen kann, wo und in welcher ten noch kleiner als zwei Zentimeter und Beginn einbezogen werden. Die Therapie Dosierung bestrahlt werden soll. Bei ei- weit genug von der Brustwarze entfernt kann auch für Patienten den Alltag stark nem Tumor, der sich an einem kritischen ist, kann brusterhaltend operiert werden. verändern. Dazu kommt, dass die Auf- Ort befindet, muss er dazu noch die Risi- 8 | Stationen einer Krankheit
kostrukturen kennzeichnen. Das ist zum lungsfelder mit Hilfe des Simulators auf ten eingerechnet. Frau T. wird nun fünf- Beispiel bei einem Tumor mitten im Ge- der Haut des Patienten eingezeichnet. mal in der Woche zur Bestrahlung in die hirn nötig. Die Strahlen könnten einen Erst dann beginnt die eigentliche Be- Klinik kommen. Nach etwa zwei bis drei Sehnerv oder die Augenlinse treffen. Bei strahlung. Wochen beginnt sich ihre Haut zu röten, Frau T. kann darauf verzichtet werden, und sie verspürt einen unangenehmen da bei ihr die Brust bestrahlt wird und Juckreiz. Sie vereinbart deshalb einen Frau T. kommt fünfmal keine Organe getroffen werden. Termin zur Hautpflege bei einer Pflege- in der Woche zur Bestrahlung fachfrau. Ausserdem erhält sie eine Das Vier-Augen-Prinzip Creme, die sie zu Hause auftragen kann. in die Klinik. In der Klinik für Radio-Onkologie gilt das Vier-Augen-Prinzip. Das heisst, nach- Nach fünf Jahren geheilt dem der Radio-Onkologe das Bestrah- Frau T. erscheint pünktlich zu ihrem ers- Zehn Tage nach Abschluss der Bestrah- lungsvolumen festgelegt hat, wird es von ten Bestrahlungstermin, damit sie genug lungen hat Frau T. nochmals einen Ter- einem zweiten Arzt kontrolliert. Danach Zeit hat, sich bereit zu machen. Sie wird min bei ihrem Radio-Onkologen. Danach erstellen ein Medizinphysiker und ein/-e von einer Pflegefachfrau in Empfang ge- übernehmen ihr Hausarzt und ihre Frau- Fachmann/-frau für medizinisch-tech- nommen. Danach bespricht eine MTRA enärztin die Nachsorge und die regelmäs- nische Radiologie HF (MTRA) den Bestrah- mit ihr den Ablauf der folgenden 15 Mi- sigen Kontrollen. Bei Frau T. wird in den lungsplan. Sie berechnen in enger Zu- nuten. Beide betreten den Raum, in dem ersten drei Jahren dreimal jährlich eine sammenarbeit mit dem verantwortlichen die Bestrahlung stattfindet. Die Patien- Ultraschalluntersuchung und einmal Arzt die bestmöglichen Bestrahlungsfel- tin kann jetzt nochmals nachfragen, was jährlich eine Mammographie gemacht. der und -winkel. Oft gilt es verschiedene sie wissen möchte. Die Bestrahlung wird Danach erfolgen die weiteren Nachsorge- Optionen gegeneinander abzuwägen, bis in Rückenlage und mit über den Kopf ge- untersuchungen in grösseren zeitlichen die beste Variante feststeht. Auch hier legten Armen durchgeführt. Sie dauert Intervallen. Sie werden über Jahre wei- gilt das Vier-Augen-Prinzip, und der Be- etwa eine Minute, wobei das Gerät nach tergeführt. strahlungsplan wird nach Fertigstellung der halben Zeit auf die Gegenseite ge- von einem zweiten Medizinphysiker nach- dreht wird. Ab dem folgenden Tag werden gerechnet. Danach werden die Bestrah- für eine einzelne Sitzung noch zehn Minu- Wenn Patientinnen und Patienten mehr Betreuung brauchen, können sie jederzeit weitere Sitzungen mit der Psychoonkologin Dr. Regula Wagner-Huber vereinbaren.
Strahlen und ihre Wirkung Strahlen wecken Emotionen Viele Krebspatienten verbinden Strahlentherapie mit etwas Bedrohlichem. Sie wissen nicht, wie und warum Strahlen wirken. In der Fachwelt ist die Wirkung von Strahlen heute aber sehr gut untersucht. Mit geeigneten Geräten kann Strahlung sehr gezielt und schonend eingesetzt werden. Als man nach 1900 entdeckte, dass man gibt kurzwellige Strahlen wie etwa die spiel werden innerhalb von zwei Wochen mit Röntgenstrahlen Krebs bekämpfen ultraviolette Strahlung der Sonne. Kurz- vollständig ausgetauscht. Diese Zelltei- kann, eröffnete sich eine neue Therapie- wellige Strahlen sind energiereicher als lung geschieht meist kontrolliert. Das möglichkeit im Kampf gegen Krebs. Wie langwellige und deshalb gefährlicher. heisst, die Trägerin der Erbinformation und warum die Strahlen Krebszellen zer- Sehr kurzwellige Strahlen – auch Gamma- einer Zelle, die DNA, gibt ihre Informati- stören können, blieb allerdings noch län- oder Röntgenstrahlen genannt – sind der- onen völlig fehlerfrei an die Tochterzelle ger ein wissenschaftliches Rätsel. Ausser- art stark, dass sie chemische Bindungen weiter. Die DNA kann jedoch durch ver- dem kam es in den ersten Jahrzehnten lösen können. Das nennt man Ionisation, schiedene Faktoren geschädigt werden. der Strahlenbehandlungen zu vielen Ne- und man spricht von ionisierenden Strah- Dann überträgt sie fehlerhafte Informati- benwirkungen, da man sich mit Strahlen, len. Es sind diese Strahlen, die in der onen. Gesunde Zellen können kleinere Strahlenmengen und den Folgen im Kör- Krebstherapie eingesetzt werden. «Sie Übertragungsfehler in der Regel beheben, per des Menschen noch nicht auskannte. können heilen oder dem Körper schaden gelingt ihnen das nicht, entsteht Krebs. und ihrerseits Krebs auslösen», erklärt Oder anders gesagt: Krebs entwickelt Welche Strahlen helfen bei Krebs? Dr. med. Kirsten Steinauer. sich, wenn bei der Zellteilung etwas Wir alle sind ständig von Strahlen umge- schiefläuft und sich die Zellen ungeordnet ben. Ohne Sonnenstrahlen gäbe es kein Wenn Zellen verrücktspielen und unkontrolliert vermehren. «Bei all den Leben. Sie spenden Licht, Wärme und Um nachvollziehen zu können, wie Strah- Zellen, die sich täglich im menschlichen Energie. Im physikalischen Sinn sind len wirken, muss man verstehen, was Körper teilen, grenzt es eigentlich an ein Strahlen elektromagnetische Wellen. Es Krebs ist. Unser Körper besteht aus Bil- Wunder, dass nicht mehr Krebs entsteht», gibt langwellige Strahlen wie den Wech- lionen von Zellen, die sich ständig teilen sagt Dr. Steinauer weiter. selstrom oder Infrarotstrahlen, und es und erneuern. Die Lippenzellen zum Bei- Durch die Bestrahlung werden die Tumorzellen zerstört, so dass Spektrum elektromagnetischer Wellen ein erneutes Tumorwachstum verhindert wird, die gesunden Zellen sich aber so weit wie möglich erholen können. Während früher unklar war, warum und wie Röntgenstrahlen Krebszellen vernich- Langwelle UKW + TV Sichtbares Licht Röntgenstrahlen 0 Hz bis 300 Hz 100 kHz bis 300 GHz ten können, weiss man heute: Ionisieren- de Strahlen können die DNA von Zellen Mikrowellen Ultraviolette Gammastrahlen 300 MHz bis 300 GHz Strahlen schädigen. Jede Zelle hat ein Reparatur- system, um Strahlenschäden entgegen- Mittelwelle Wärmestrahlen 300 Hz bis 100 kHz (infrarot) zuwirken. Krebszellen können diese Schäden weit schlechter und vor allem Nichtionisierende Strahlung Ionisierende Strahlung (keine biologische Wirkung) (biologische Wirkung) viel langsamer ausgleichen als gesunde Zellen. Diesen Umstand macht sich die Frequenz (Hz) kHz MHz GHz 0 102 104 106 108 1010 1012 1014 1016 1018 1020 1022
Mit einem feinen optischen Gerät kann man in das Innere des Kehlkopfes sehen. So kann z.B. die Verkleinerung eines Tumors während einer mehrwöchigen Bestrahlung beobachtet werden. Radio-Onkologie zunutze. Durch die Be- Bereich des Zellinnern anstossen. Die wenn der Chirurg den ganzen Tumorkno- strahlung werden die Tumorzellen zerstört, für die Vernichtung der Tumorzellen not- ten entfernen kann, können in bestimm- so dass ein erneutes Tumorwachstum ver- wendige Strahlendosis ist unterschiedlich ten Fällen nur unter dem Mikroskop hindert wird, die gesunden Zellen sich und hängt von der Krebsart ab. Da die sichtbare, einzelne Krebszellen in der aber so gut wie möglich erholen können. Reparatur der gesunden Zellen eine be- Brust zurückbleiben», erklärt Dr. stimmte Zeit benötigt, teilt man die Be- Steinauer. Mit der Bestrahlung will man Drei Möglichkeiten, zu reagieren strahlung in mehrere Einzelsitzungen allenfalls noch vorhandene Krebszellen in Zellen haben verschiedene Möglichkeiten, auf. In den meisten Fällen hat eine Be- der Brust zerstören, mit der Chemothe- auf Bestrahlung zu reagieren. Manche strahlung zum Ziel, die Tumorzellen zu rapie lassen sich die Ableger im gesam- Zellen zerfallen nach einer Bestrahlung zerstören, die gesunden Zellen aber mög- ten Körper vernichten. ungeordnet, dies wird auch «zelluläre lichst zu erhalten. Die Bestrahlung ist eine Die Strahlendosis wird so gewählt, dass Katastrophe» oder Nekrose genannt. In lokale Methode, die es erlaubt, gesundes die Heilungschancen gross sind und dazu anderen Zellen löst die Bestrahlung ein Gewebe zu behandeln, in dem nur einzelne möglichst wenig Nebenwirkungen auftre- bestimmtes Signal aus, und sie begehen Tumorzellen vorhanden sind. ten. Würde man die Dosis niedriger wäh- «geordneten Selbstmord». Das heisst, sie len, würde es zwar nicht zu Nebenwirkun- produzieren kleine Einschnürungen und Die Organe erhalten gen kommen, die Tumorzellen würden Bläschen und werden von körpereigenen Die Bestrahlung ermöglicht in vielen Fäl- aber nicht zerstört. «Die optimale Balance Immunzellen abtransportiert. Eine wei- len den Erhalt eines Organs. Brustkrebs zwischen der Chance auf Heilung und den tere Möglichkeit ist, dass sich die Zellen kann heute bei achtzig Prozent der Frau- Nebenwirkungen zu finden, das ist die in einen vorzeitigen, durch Bestrahlung en brusterhaltend operiert werden. Die Aufgabe der Radio-Onkologen», sagt Dr. ausgelösten Ruhezustand begeben und Bestrahlung der Brust nach der Operati- Steinauer. «Die Nebenwirkungen sind kein sich nicht weiter teilen. Die Wirkung der on des Knotens soll verhindern, dass der Versehen. Sie sind der Preis, den wir Strahlen ist nicht nur auf den Zellkern Krebs wieder ausbricht. Denn: «Krebs- zahlen, wenn wir den Tumor zerstören und die DNA beschränkt. Ionisierende zellen wollen wachsen und schicken Zel- wollen.» Strahlen können Veränderungen in jedem len in das umliegende Gewebe aus. Auch Strahlen und ihre Wirkung | 11
An der Klinik für Radio-Onkologie erarbeiten die Fachärzte und die Medizinphysiker gemeinsam die bestmöglichen Bestrahlungspläne. 12 | Seitentitel
Berufsporträts Für die Behandlung von Krebspatienten braucht es nicht nur technische Geräte oder Medikamente, sondern vor allem Menschen. Auf den folgenden Seiten lernen Sie einige von ihnen kennen. Wir stellen sie Ihnen stellvertretend für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Radio-Onkologie vor. In sieben Berufsporträts er- zählen sie, was ihnen bei ihrer Arbeit am Herzen liegt, warum sie diesen Beruf gewählt haben und was genau sie tun. Gleichzeitig lernen Sie so die wichtigsten Berufsgruppen der Radio-Onkologie kennen. Seite 14–27 Seitentitel | 13
«Die Gewissheit, dass wir die täglichen Herausforderungen im Team lösen können, gibt mir ein gutes Gefühl.» Barbora Louckova Fachfrau für medizinisch-technische Radiologie HF (MTRA) Co-Leitung 14 | Seitentitel
MTRA Ein Beruf mit Zukunft Ohne sie könnte nicht bestrahlt werden. interessierte sie sich für die Technik. Die Sie ist es, die zusammen mit einem MTRA- neuen Herausforderungen, welche die Barbora Louckova Fachfrau für medizinisch-technische Kollegen am Gerät die Bestrahlung durch- technischen Weiterentwicklungen immer Radiologie HF (MTRA), Co-Leitung führt. Barbora Louckova ist es aber auch, wieder mit sich bringen, haben sie bisher die zusammen mit einem Medizinphysiker noch keinen Moment daran zweifeln las- 2002 Abschluss Medizinische Fach- den Bestrahlungsplan berechnet und die sen, dass sie die richtige Wahl getroffen und Fachoberschule Brno, Tschechien Simulation macht, bevor die eigentliche 2011 Certificate of Advanced Studies hat. «Ich weiss, in diesem Beruf kann ich in Human Resource Management in Bestrahlung stattfinden kann. Doch was mich laufend weiterentwickeln.» Ihre Tä- Health Care, ZHAW, Winterthur heisst «den Bestrahlungsplan erstellen»? tigkeit als Co-Leiterin des MTRA-Teams Nachdem der Krebs diagnostiziert wurde, empfindet sie als weitere Bereicherung. seit 2003 Fachfrau für medizinisch-tech- bestimmt der Arzt mit Hilfe einer Compu- Durch sie ist sie in die Organisation und nische Radiologie HF (MTRA) am KSW seit 2012 Co-Leitung MTRA, tertomographie, welcher Bereich im Körper die Mitarbeiterführung eingebunden, was Klinik für Radio-Onkologie, KSW bestrahlt wird und wie hoch die Dosis sein ihre Arbeit noch abwechslungsreicher muss. Anhand dieser Angaben berechnet macht. Barbora Louckova am Computer, wie das Bestrahlungsgerät eingestellt werden Wenn alles rund gelaufen ist, geht sie muss, damit die Strahlen genau an den am Abend mit einem guten Gefühl nach Punkt im Körper gelangen, wo sie wirken Hause. «Die Gewissheit, dass wir die täg- sollen. Mit dem obersten Ziel, dass die lichen Herausforderungen im Team lösen Krebszellen zerstört werden, das gesunde können, gibt mir ein gutes Gefühl.» Gewebe aber möglichst wenig Strahlung Überhaupt spielt das Team für Barbora abbekommt. Ihre Arbeit erfordert absolu- Louckova – wie für alle anderen Mitar- te Genauigkeit und Konzentration. Wenn beiter in der Radio-Onkologie – eine der Medizinphysiker den Plan kontrol- wichtige Rolle. Denn auch sie sieht sich liert hat, erfolgt am Therapiesimulator immer wieder mit leidvollen Schicksalen die Übertragung des errechneten Plans konfrontiert und ist deshalb dankbar für auf die Haut des Patienten. Erst danach den Austausch mit den Kollegen. kann mit der eigentlichen Bestrahlung begonnen werden. Weil ihre Tätigkeit verschiedene Statio- nen umfasst, ist der Beruf für Barbora Louckova attraktiv. Allerdings wusste sie noch nicht so genau, was sie erwartet, als sie sich in Tschechien, ihrer ursprüngli- chen Heimat, für die MTRA-Ausbildung entschied. «Anders als hier kannte man dort das ‹Schnuppern› nicht.» Sie wählte diese Ausbildung, weil sie davon über- zeugt war, dass es sich um einen Beruf mit Zukunft handelt. Und weil sie mit Menschen arbeiten kann. Ausserdem MTRA | 15
«Wir versuchen, für jeden einzelnen Patienten das Maximum herauszuholen.» Dr. Bruno Schnekenburger Ph.D., Medizinphysiker mit Fachanerkennung SGSMP Leitender Medizinphysiker 16 | Seitentitel
Medizinphysik Zwischen zwei Welten Der Name sagt es: Ein Medizinphysiker praktische Weiterbildung zu erhalten, schwer krank zu uns kam, dann ist das bewegt sich zwischen zwei Welten. werden sie von einem Mentor innerhalb eine tiefe Befriedigung und macht grosse Oder anders ausgedrückt: Er arbeitet an der Klinik betreut. Erst danach werden Freude.» der Schnittstelle zwischen zwei Fachge- sie zur Prüfung zugelassen. Der Mangel bieten, der Physik und der Medizin. an Medizinphysikern ist aber nicht allein ein schweizerisches Problem. In Deutsch- Der Medizinphysiker plant und über- land und Österreich gibt es ebenfalls zu Dr. Bruno Schnekenburger wacht die Bestrahlung von Krebskran- wenige von ihnen. Woran das liegt, kann Ph.D., Medizinphysiker ken, nachdem der Arzt die Diagnose ge- Dr. Schnekenburger nur vermuten: «Viel- mit Fachanerkennung SGSMP stellt, das Tumorvolumen definiert und die leicht am Gebiet selber? Es ist aber auch Leitender Medizinphysiker Dosierung bestimmt hat. Zudem ist er für möglich, dass sich junge Menschen heute 1977 Nachrichtengerätemechaniker, die Sicherung der Qualität der Geräte ganz allgemein weniger für technische Fa. Haller, Wehingen verantwortlich und überwacht diese. Berufe interessieren.» 1979 Feingeräteelektroniker, Fa. Haller, «Bei dieser Art von Strahlung versagen Wehingen unsere Sinne, das heisst, man schmeckt Für ihn war die Medizinphysik das dritte 1984 Dipl.-Ing. (Feinwerktechnik), FH Furtwangen sie nicht, man riecht sie nicht, und sehen Studium. Das Fächerübergreifende faszi- 1985 Dipl.-Faching. (Medizinaltechnik), kann man sie auch nicht.» Aus diesem niert ihn an seiner Tätigkeit noch heute. NTB Buchs Grund müssen die Geräte in regelmässi- «Medizinphysiker befinden sich in einer 1992 Ph.D. (Medizinphysik), gen, gesetzlich vorgeschriebenen Abstän- Schicksalsgemeinschaft mit den Ärzten. King’s College, London/Cambridge den mit diversen physikalischen Geräten Ärzte dürfen nicht ohne Medizinphysi- 1982–1983 Werkstudent Medizin- und Hilfsmitteln kontrolliert werden. ker bestrahlen, wir dürfen es nicht ohne elektronik, Aesculap Werke, Tuttlingen Ärzte.» Ausserdem schätzt er den Kon- 1984–1989 Entwicklungsingenieur Das Strahlenschutzgesetz in der Schweiz takt mit den Menschen und den Bezug zu Medizinelektronik, Berchtold, Tuttlingen 1989–1992 Studium/Forschung schreibt den Einsatz eines Medizinphy- den Patienten. Dieser Kontakt kann für (Hyperthermie), Universität London und sikers pro Beschleuniger (Bestrahlungs- die Arbeit allerdings auch belastend sein. Addenbrooke’s Hospital, Cambridge gerät) vor. Dr. Bruno Schnekenburger «Wenn ein Patient stirbt, geht mir das 1992–1996 Medizinphysiker, ist einer von zwei Medizinphysikern am nahe.» Während seiner früheren Tätig- Kantonsspital Aarau 1997–2001 Medizinphysiker, Radio- Kantonsspital Winterthur, welche über keit hat Dr. Schnekenburger auch kranke logische Physik, Universitätsspital Basel die gesetzlich notwendige Fachanerken- Kinder bestrahlt. «Das lässt einen selten 2002–2011 Leitender Medizinphysiker, nung verfügen. Die anderen Medizin- unberührt. Das Schicksal von jungen Institut für Radio-Onkologie, Universitäts- physiker und ein Medizintechniker des Erwachsenen kann schon unter die Haut spital Basel siebenköpfigen Teams befinden sich in gehen.» seit 2011 Leitender Medizinphysiker, Klinik für Radio-Onkologie, KSW der Ausbildung. Zwei von ihnen betreut Dr. Schnekenburger derzeit als Mentor. Zwar können durch die Bestrahlung viele In der Schweiz gibt es nicht viele Medi- Menschen geheilt werden, und wenn das zinphysiker. «Wir müssen uns deshalb nicht möglich ist, können die Lebensqua- selber um den Nachwuchs kümmern.» So lität verbessert oder die Schmerzen ge- belegen fertig ausgebildete Physiker mit lindert werden. «Wir versuchen immer, Universitätsabschluss beispielsweise ein für jeden einzelnen Patienten das Maxi- Nachdiplomstudium in Medizinphysik. mum herauszuholen. In vielen Fällen ge- Um die zur Erlangung der Fachanerken- lingt uns dies auch.» Und: «Wenn wir je- nung SGSMP notwendige mehrjährige manden als geheilt entlassen können, der Medizinphysik | 17
«Wenn Patienten beim Hinausgehen sagen, es gehe ihnen viel besser, weiss ich, dass meine Arbeit sinnvoll ist.» Dr. Regula Wagner-Huber, lic. phil. Psychoonkologin 18 | Seitentitel
Psychoonkologie Die Lebensqualität verbessern Wer an Krebs erkrankt, sieht sich plötz- schwierige Situation gut bewältigen, lich mit Themen konfrontiert, die ihm macht mir immer wieder Hoffnung.» Dr. Regula Wagner-Huber lic. phil., Psychoonkologin vorher fernlagen. Ängste tauchen auf, Fragen über Leben und Tod gewinnen ei- Die Schwere, die der Krankheit anhaftet, 1986 dipl. natw. (Biochemie), ETH Zürich ne neue Bedeutung. Es ist, als würde sich macht die Arbeit manchmal auch schwie- 1990 Dr. sc. nat. (Naturwissenschaften), der Boden unter den Füssen öffnen. rig. Dr. Wagner-Huber arbeitet zwar oft Institut für Molekularbiologie und mit Patienten, die wieder geheilt werden. Biophysik, ETH Zürich Die Patienten und ihre Angehörigen bei Leider ist eine Heilung aber nicht immer 2000 lic. phil., Psychologin FSP, der Krankheitsbewältigung zu unterstüt- möglich. Wenn der Tod unausweichlich Universität Zürich zen, das ist die Aufgabe von Dr. Regula wird, bedeutet das sowohl für die Betrof- 2010 Fachpsychologie für Psychotherapie, Wagner-Huber. Dabei sind die Themen, fenen als auch für die Angehörigen eine Zusatzqualifikation onkologische die für die Patienten wichtig sind, sehr grosse Belastung. «Am meisten treffen Psychologie unterschiedlich. Ziel des ersten Gesprächs mich Situationen, in welchen ich mich hilf- ist deshalb, zu erkennen, was der Patient los fühle.» Diese Gefühle und die Trauer 1990–1993 Firma ASTA Medica AG, braucht. «Ich arbeite auftragsorientiert über das, was nicht mehr möglich ist, mit verantwortlich für den Bereich Onkologie und versuche herauszufinden, welchen den Patienten oder den Angehörigen aus- 2001–2005 Abteilung für Psychosoziale Wunsch der Patient an mich hat.» Da- zuhalten, kostet die Psychoonkologin Medizin, Universitätsspital Zürich, nach unterstützt die Psychoonkologin Energie. Bereich Transplantationsmedizin den Patienten bei der Lösung des Pro- 2005–2008 Psychologin, Beratungsteam blems. Immer mit dem Hauptziel vor Au- Es gibt ihr Befriedigung, wenn es gelingt, der Schweizerischen Multiple Sklerose gen, seine Lebensqualität zu verbessern dem Ziel näher zu kommen und die Le- Gesellschaft und die Menschen zu stützen, die ihm bensqualität der Patienten zu verbes- seit 2008 Psychoonkologin, nahestehen. sern. Die Zusammenarbeit mit anderen Klinik für Radio-Onkologie, KSW Ärzten und Fachdisziplinen hat dabei Nachdem Dr. Wagner-Huber ihr Bioche- eine grosse Bedeutung. «Wenn der Aus- mie-Studium abgeschlossen hatte, arbei- tausch funktioniert und man beim Kaffee tete sie im Bereich der Onkologie in der auch einmal gemeinsam lachen kann, tut Pharmaindustrie. Weil sie den Wunsch das gut und ist wichtig.» Und wenn ein verspürte, direkt mit Krebspatienten zu Patient nach einem Gespräch zur Tür arbeiten, studierte sie danach Psycholo- geht und sagt: «Danke, jetzt geht es mir gie. Die existenziellen Fragen faszinieren wieder besser», dann spürt Dr. Wagner- sie an ihrem heutigen Beruf. Und die Tat- Huber, dass ihre Arbeit sinnvoll ist. «Das sache, dass sie in der Psychoonkologie an sind Momente, von welchen ich zehre und der Schnittstelle zwischen zwei Fachge- aus welchen ich Energie schöpfen kann.» bieten arbeitet. Ausserdem kann sie in der Psychoonkologie häufig mit weni- gen Sitzungen schon viel bewirken. «Das ist das Schöne an meiner Tätigkeit.» Sie arbeitet meist mit psychisch gesunden Menschen, die durch ein äusseres Ereignis in eine Krisensituation geraten sind. «Zu erleben, wie die meisten von ihnen die Psychoonkologie | 19
«Genau zuhören und richtig hinsehen, nicht nur schauen, das ist wichtig in meinem Beruf.» Marianne Scharfenberger dipl. Pflegefachfrau Gruppenleitung 20 | Seitentitel
Onkologiepflege Die Patienten begleiten «Krebs bedeutet nicht nur sterben, son- sagen stimmen die Pflegefachfrau posi- dern auch – vielleicht mit Einschränkun- tiv. Allerdings kann es auch hier zu Marianne Scharfenberger gen – viele Jahre weiterleben.» Marianne schwierigen Situationen kommen. Wenn dipl. Pflegefachfrau, Gruppenleitung Scharfenberger weiss, wovon sie spricht. die richtigen Worte fehlen zum Beispiel. Die Pflegefachfrau und ihre Kolleginnen Dazu stehen zu können, wenn einmal et- 1981 Diplom Krankenpflegeausbildung, Osnabrück, Deutschland am Ambulatorium der Klinik für Radio- was nicht rund gelaufen ist und man nicht 1987 Abschluss Studium Pflegepädago- Onkologie sind immer da, wenn die Pa- weiterweiss, das ist in ihrem Beruf wichtig. gik, Universität Osnabrück, Deutschland tienten zur Bestrahlung vorbeikommen. Sie nehmen ihnen Blut, stecken Infusio- Als Gruppenleiterin ist sie für ein Team 1981–1987 Pflegefachfrau Chirurgie, Universitätsklinik Münster, Deutschland nen oder pflegen die Haut im Bestrah- von sieben Pflegenden und eine Praxisas- 1987–1993 Lehrerin für Pflegeberufe lungsgebiet. Sie begleiten sie während sistentin verantwortlich. Das heisst, sie an der Universitätsklinik Aachen und am der gesamten Bestrahlungszeit und be- verteilt die Aufgaben, holt Rückmeldun- Städtischen Krankenhaus Reutlingen, antworten Fragen. Zwar informieren sich gen ein und ist gegen aussen die Ansprech- Deutschland 1993–2001 Pflegefachfrau Ambulante viele Patienten übers Internet, aber trotz- partnerin, wenn es um Anliegen an den Pflege (Spitex), Tübingen, Deutschland dem sind sie oft ängstlich. Ja, manchmal Chefarzt und Klinikdirektor Dr. med. Urs 2001–2003 Pflegefachfrau Universitäts- führen die vielen Informationen sogar zu R. Meier geht. spital Uppsala, Schweden Verunsicherung, so dass die Pflegenden seit 2004 Pflegefachfrau, Klinik für Radio-Onkologie, KSW ihnen dabei helfen müssen, herauszufin- Obwohl das Thema Krebs und die Pro- seit 2009 Gruppenleitung Pflege, den, welches der richtige Weg für sie ist. bleme der Patienten zum Arbeitsalltag Klinik für Radio-Onkologie, KSW «Wir sprechen mit ihnen über Themen gehören, weiss die Pflegefachfrau: Wenn wie Ernährung oder Schmerzen und über sie das Ambulatorium verlässt, dann ihre Gewohnheiten, die sie wegen der schliesst sie die Tür hinter sich und tritt Krankheit vielleicht aufgeben müssen.» in eine andere Welt. «Das müssen wir alle, auch die jungen Kollegen. Wir sind alles Marianne Scharfenberger gefällt ihr aufgestellte, erwachsene Menschen.» Die Beruf, weil sie immer wieder auf neue einen treiben Sport, die anderen tanzen Menschen trifft und sich auf sie einstel- oder reiten, alle aber schaffen sich len muss. «Genau hinhören können, was einen Ausgleich. Denn: «Nur wenn es uns der andere braucht, richtig hinsehen und gutgeht, können wir gut sein in unserer nicht nur schauen, das ist wichtig bei die- Arbeit.» ser Tätigkeit.» Es bedeutet ihr viel, dass sie bei ihrer Arbeit nie allein ist. Egal wie schwierig die Situation ist – Leben und Tod sind auch im Ambulatorium ein Thema –, sie kann mit ihren Kolleginnen darüber sprechen. «Das ist sehr wertvoll.» Und manchmal trifft sie auf Patienten, die sie sogar motivieren. Dann etwa, wenn jemand zur Bestrahlung kommt und sagt: «Ja, wissen Sie, ich bin alt, ich habe ein schönes Leben gehabt. Jetzt komme ich damit immer noch zurecht.» Solche Aus- Onkologiepflege | 21
«Das Aufeinandertreffen von Physik und Biologie in der Strahlentherapie begeistert mich.» Dr. med. Kirsten Steinauer Fachärztin für Radio-Onkologie FMH Leitende Ärztin Klinik für Radio-Onkologie 22 | Seitentitel
Radio-Onkologie Mit Röntgenstrahlen therapieren Dr. med. Kirsten Steinauer verschreibt senden, wo sie in Sekundenbruchteilen eine für Ärzte, sowohl am Kantonsspital wie täglich energiereiche Röntgenstrahlen, um Kette von biologischen Reaktionen auslö- auch ausserhalb, und nimmt selber an Patienten zu therapieren und zu heilen. sen.» Das Aufeinandertreffen von Physik solchen Veranstaltungen teil. Ziel der Strahlentherapie ist in vielen Fäl- und Biologie ist es, das Dr. Steinauer be- len die Heilung der Krebserkrankung. geistert. «Man kann es im Reagenzglas Obwohl Dr. Steinauer seit über fünfzehn Wenn die Krankheit zu weit fortgeschrit- bewundern. Es kann aber auch im klini- Jahren in der Radio-Onkologie arbeitet, ten ist, setzt die Ärztin die Strahlen ein, schen Alltag Tumoren verkleinern oder ist ihr die Verantwortung für den einzel- um Schmerzen zu lindern oder Lähmungs- zum Verschwinden bringen.» Heute ist nen Patienten immer gegenwärtig. Auch erscheinungen vorzubeugen. So kann sie das Wissen über die Abläufe dank der wenn sie gelernt hat, sich im Rahmen der die Lebensqualität der Patienten verbes- strahlenbiologischen Forschung stark ge- täglichen ärztlichen Arbeit abzugrenzen, sern und möglicherweise über Jahre er- wachsen. Man kann zum Beispiel berech- geht ihr das Schicksal eines Menschen halten. nen, wie hoch die einzelnen Strahlendo- noch häufig sehr nahe. «Meist trifft es sen sein müssen, damit möglichst viele mich unerwartet. Dann zum Beispiel, Heute kommen in der Krebsbehandlung Krebszellen abgetötet werden, ohne dass wenn ich jemanden zu Hause anrufe, um meist verschiedene Therapien zum Ein- im Normalgewebe bleibende Folgen ent- noch etwas mitzuteilen, und dann plötz- satz. Die Zusammenarbeit der Ärzte der stehen. «Es beeindruckt mich, wie die lich im Hintergrund eine helle Stimme unterschiedlichen Fachrichtungen ist des- gesamte Bestrahlung in Abwesenheit ‹Mami, Mami› ruft.» halb wichtig und in den sogenannten der Patienten an Computern im Voraus Tumorboards organisiert, die wöchent- durchgegangen und simuliert werden lich stattfinden. Hier kommen Chirurgen, kann.» Durch die exakten Berechnungen Frauenärzte, Urologen, Onkologen und ist es möglich, eine ungleichmässige Ver- Dr. med. Kirsten Steinauer immer auch ein Strahlentherapeut zu- teilung der Dosierung im Gewebe zu er- Fachärztin Radio-Onkologie FMH sammen. Gemeinsam legen sie fest, wie kennen und noch vor Beginn der Behand- Leitende Ärztin ein Patient behandelt wird. «Sie ent- lung zu korrigieren. Dr. Steinauer betont, scheiden, ob ein Patient nach einer Ope- dass trotz grosser Fortschritte eine Hei- 1993 Abschluss des Medizinstudiums, Medizinische Universität zu Lübeck, ration noch eine Bestrahlung braucht und lung von Krebs Nebenwirkungen mit sich Deutschland ob diese zusätzlich noch mit einer Chemo- bringt, die sich unmittelbar nach der Be- 1994 Dissertation, Medizinische therapie kombiniert werden soll», erklärt handlung oder auch erst später zeigen Universität zu Lübeck, Deutschland Dr. Steinauer. können. «Wird der Patient zu Beginn der 1999 Facharztprüfung Radio-Onkologie, Universitätsspital Zürich Therapie gut über diese Nebenwirkungen 1999 Staatsexamen USA In Zusammenarbeit mit dem Medizin- informiert, kann er sie jedoch als ‹Preis physiker erstellt die Radio-Onkologin für für die Chance, gesund zu werden› im All- 1999–2001 Radio-Onkologie, Stanford- jeden Patienten einen individuellen Be- gemeinen gut akzeptieren.» Universität, USA 2001–2006 Radio-Onkologie, strahlungsplan. Die Patienten profitieren Kantonsspital Chur dabei von technischen Weiterentwicklun- Ihre Arbeit als Leitende Ärztin umfasst seit 2007 Klinik für Radio-Onkologie, gen, aber auch von umfangreichen For- noch andere Aufgaben, die nicht mit der KSW schungen im Bereich der Strahlenbiologie. direkten Patientenbetreuung in Zusam- seit 2009 Leitende Ärztin, Klinik für Radio-Onkologie, KSW Die Radiotherapie ist eine äusserlich an- menhang stehen. Sie ist in die Klinik- gewendete, gezielte Heilmethode. «Es sind organisation eingebunden und dafür ver- tonnenschwere Geräte im Einsatz, welche antwortlich, dass die Bestrahlungen rei- unsichtbare Strahlen, für die wir Men- bungslos und sicher ablaufen. Daneben schen keine Sinne haben, in den Körper organisiert sie Fort- und Weiterbildungen Radio-Onkologie | 23
«Ich habe einen Beruf mit Zukunft in der Gesundheitsindustrie, die sich laufend weiterentwickelt.» Syed Abdul Qavi Radioonkologie-Elektroingenieur, MSEE Service-Ingenieur, Varian Medical Systems International AG, Zug 24 | Seitentitel
Engineering Der Mann für den Linac Syed Abdul Qavi ist da, wenn es eine Pan- Er hat schon in Pakistan und im Iran ge- ne gibt. Wenn es sein muss, arbeitet er bis arbeitet. Seit 2007 ist er in der Schweiz Syed Abdul Qavi Radioonkologie-Elektroingenieur, spät in die Nacht, und wenn ein Ersatz- tätig. Bevor er im April zu Varian Medical MSEE Service-Ingenieur, Varian Medical teil erst am Morgen geliefert werden Systems wechselte, war er im selben Be- Systems International AG, Zug kann, dann kommt er um 5 Uhr in die reich für Siemens aktiv. Ein Erlebnis, das Klinik für Radio-Onkologie, bevor der er nicht vergessen kann, stammt aus sei- 2001 BS Electronics Engineering, Betrieb losgeht. Denn: Funktioniert der Sir Syed University of Engineering and ner Zeit in Pakistan: «Es war im Jahr Technology, Karachi Linearbeschleuniger (Linac) nicht, dann 2005, in einem Spital in Karachi, als 2005 MSEE in Electrical Machines & bricht am Kantonsspital Winterthur der wegen eines Sturms der Raum mit dem Power Electronics, NED University of gesamte Bestrahlungs-Zeitplan zusam- Linearbeschleuniger überflutet wurde. Engineering and Technology, Karachi men. Die meisten Bestrahlungen werden Das Wasser stand 90 bis 120 Zentimeter 2002–2007 Radio Oncology Field Service mit dem Teilchenbeschleuniger durchge- hoch. Es dauerte drei Tage, bis wir den Engineer, Siemens Medical Solutions, führt. Linac repariert hatten. Ursprünglich hat- Pakistan ten wir mit einer Woche gerechnet. Das 2007–März 2012 Radioonkologie- Der Service-Ingenieur ist sich seiner Ver- ist eine tolle Erinnerung, der Kunde war Service-Ingenieur, Siemens Healthcare, Schweiz, u.a. für das KSW zuständig antwortung bewusst, und er nimmt sie sehr zufrieden!» seit April 2012 Service-Ingenieur, gerne wahr. Zeit spielt bei all seinen Auf- Varian Medical Systems International AG, trägen eine wichtige Rolle. «Sie ist ein Wer den Beruf eines Service-Ingenieurs Zug Schlüsselfaktor für uns. Wir versuchen, ergreifen will, muss neben dem Interes- die Geräte so schnell als möglich zu repa- se an Technik verschiedene Fähigkeiten rieren, damit die Bestrahlungen ohne haben. Davon ist Syed Abdul Qavi über- Verzögerung wieder aufgenommen wer- zeugt. Er muss sich seiner anspruchsvol- den können.» Aber nicht nur die Zeit ist len Aufgabe bewusst und fähig sein, un- wichtig. Im Zentrum steht auch die Sicher- ter Druck zu arbeiten. Er muss flexibel heit der Patienten. Der Linac muss ein- sein und verantwortungsbewusst handeln. wandfrei funktionieren, bevor er wieder «Man muss Sicherheitsrichtlinien beach- in Betrieb genommen werden kann. «Da- ten und sich der Risiken bewusst sein, für arbeiten wir nachts oder auch am welche die Arbeit mit radioaktiver Strah- Wochenende.» Wenn der Kunde mit der lung und Starkstrom mit sich bringt. Das Arbeit zufrieden ist, dann ist das letzt- ist auch für die eigene Sicherheit wichtig.» endlich auch für den «Gerätedoktor» die In diesem Beruf muss man auch körper- grösste Befriedigung. lich und psychisch fit sein, ist ein Service- Ingenieur während der Arbeit doch häufig Das umfangreiche Betätigungsfeld und auf sich allein gestellt. Trotz dieser hohen die Möglichkeiten seines Berufs reizten Anforderungen: Syed Abdul Qavi würde ihn, als er sich dafür entschied. Ein Teil seinen Beruf jederzeit wieder wählen. dieser Firma zu sein, die Strahlentechno- «Er bietet ein enorm weites Betätigungs- logie erforscht und nutzbar macht, faszi- feld. Es ist ein Beruf mit Zukunft in einem niert Syed Abdul Qavi. Gebiet der Gesundheitsindustrie, das sich ständig weiterentwickelt.» Syed Abdul Qavi ist seit zehn Jahren Ser- vice-Ingenieur für Linearbeschleuniger. Engineering | 25
«An Krankheit und Tod habe ich mich nie gewöhnen können. Wenn es anders wäre, würde es mir noch viel mehr Angst machen.» Frances Fromberg Chefarztsekretärin, Klinik für Radio-Onkologie 26 | Seitentitel
Sekretariat Die rechte Hand des Chefarztes Wenn sie jeweils am Morgen um 6 Uhr in tiv und flexibel sein. Den Spagat zwischen ihr Büro kommt, ist sie noch allein in der ihrer Führungsrolle und der Mitarbeit im Frances Fromberg Chefarztsekretärin, Radio-Onkologie. «Ich geniesse es, wenn Team empfindet die Chefarztsekretärin Klinik für Radio-Onkologie noch alles ruhig ist und ich als Erste das manchmal jedoch auch als schwierig. Auf Licht einschalten kann.» Und: «Ich brau- der einen Seite muss sie die Interessen 1994 Abschluss Ausbildung zur che diese Stunde, um den Tag ruhig be- des Arbeitgebers vertreten, auf der ande- medizinischen Praxisassistentin, ginnen zu können. Sie gibt mir die Mög- ren Seite will sie hinter dem Team stehen. Unfallchirurgiepraxis, Berlin lichkeit, gut vorbereitet und stressfrei «Das ist manchmal nicht einfach, es ist 2003 Abschluss Studium «Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit/ in den eigentlichen Arbeitstag zu star- aber gleichzeitig eine tolle Herausforde- Unternehmenskommunikation», PR Kolleg, ten.» Denn danach läuft es bei Frances rung.» Berlin Fromberg rund. Als Chefarztsekretärin unterstützt sie den Chefarzt und Direktor Und dann freut sich Frances Fromberg 1994–1998 medizinische Praxisassisten- tin, div. Praxen, Berlin der Klinik für Radio-Onkologie, Dr. med. darüber, wenn sie von ihrem Chef hört, 1998–2000 Sekretärin im Gesundheits- Urs R. Meier, in allen administrativen dass sie gute Arbeit leistet und im Team wesen, Deutsches Herzzentrum & Urban und organisatorischen Belangen. Sie ko- gebraucht wird. «Das ist heutzutage Krankenhaus, Berlin ordiniert die wichtigsten Klinikgeschäfte, nicht alltäglich. An meiner vorherigen 2000–2011 Chefarztsekretärin, Meoclinic, Berlin arbeitet in der Klinikleitung mit und ist Stelle in Deutschland kannte ich das seit 2011 Chefarztsekretärin, für ein Team von vier Sekretariatsmit- nicht.» Des Weiteren schätzt sie die fle- Klinik für Radio-Onkologie, KSW arbeiterinnen verantwortlich. Frances xiblen Arbeitszeiten. «Ich kann morgens Fromberg sieht sich aber auch als Event- sehr früh beginnen, das kommt dem Chef- managerin der Klinik. Das heisst, sie or- arzt entgegen, und ich kann mich dafür ganisiert Kongresse, Seminare und Sit- am Nachmittag um meinen kleinen Sohn zungen, angefangen bei den Einladungen kümmern.» An Krankheit und Tod hat sie bis hin zur Betreuung der Teilnehmer an sich nie gewöhnen können. Aber wäre es der Veranstaltung selber. anders, hätte sie das Gefühl, abzustump- fen, und das würde ihr noch viel mehr Ursprünglich wollte sie nach dem Abitur Angst machen. Medizin studieren. Bereits im Vorprakti- kum merkte sie jedoch, dass Ärztin nicht der richtige Beruf für sie war. Ihr Orga- nisationstalent und das Interesse an der Medizin, das nach wie vor vorhanden war, brachten sie auf die Idee, Chefarztsekre- tärin zu werden. Sie schätzt den Wechsel zwischen Routine – auch sie erstellt Ab- rechnungen und schreibt Berichte – und neuen und ungewohnten Arbeiten wie etwa dem Organisieren von Veranstaltun- gen. Wer sich für den Beruf interessiert, muss gerne organisieren, stressresistent sein und über Fingerspitzengefühl sowie Empathie verfügen. Zudem muss er krea- Sekretariat | 27
Integrierte Computertomographie, Laserlinien und weitere Technologien ermöglichen eine präzise Positionierung des Patienten vor der Bestrahlung. 28 | Seitentitel
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Behandlungsspektrum «Den» Krebs gibt es nicht Krebs ist die allgemeine Bezeichnung für bösartige Tumoren. Wer eine solche Krankheit hat, muss jedoch nicht zwangsläufig daran sterben. Die Heilungschancen haben sich in den letzten Jahren stetig verbessert. Die Strahlentherapie leistet einen wichtigen Beitrag dazu. In der Schweiz erkranken jährlich rund schwülste bilden. Wenn Metastasen le- Brust und der Prostata, auf der Haut, 36 000 Menschen an bösartigen Tumo- benswichtige Organe erreichen, schädigen in der Lunge, im Darm, im Magen und ren. 54,2 Prozent davon sind Männer, sie diese. Sie können nicht mehr richtig in anderen Körperhöhlen. 45,8 Prozent Frauen. Laut der Krebsliga funktionieren, was zum Tod führt. Bösarti- – Leukämie und Lymphome befallen blut- Schweiz sterben jährlich rund 15 600 Men- ge Tumoren ähneln im Verlauf der Ent- bildende Organe wie die Milz und das schen an dieser Krankheit. Neue Techno- wicklung dem ursprünglichen Gewebe Knochenmark. logien haben die Heilungschancen in den kaum mehr und werden immer aggressiver. letzten Jahren jedoch deutlich verbessert. Die bösartigen Tumoren werden grob in Bei Frauen treten bösartige Tumoren am In 95 Prozent der Fälle tritt eine Krebs- drei Hauptgruppen eingeteilt, und zwar häufigsten in Brust, Dickdarm, Lunge erkrankung zu Beginn in einem einzelnen in Sarkome, Karzinome sowie Leukämie und Gebärmutter auf. Männer erkranken Organ auf. Es gibt bösartige und gutarti- und Lymphome. Sie werden wiederum in am häufigsten an Krebs in Prostata, ge Tumoren. Letztere gleichen normalen Hunderte von weiteren Gruppen unter- Lunge, Dickdarm und an der Blase. Zellen und sind örtlich begrenzt. Da sie in teilt. Schwarzer Hautkrebs kommt bei beiden der Regel von umliegendem Gewebe ein- –Sarkome sind bösartige Tumoren an Geschlechtern oft vor. Die mit der höchs- geschlossen werden, sind sie nicht ge- Bindegewebe, Stütz- und Nervengewe- ten Sterblichkeitsrate einhergehenden fährlich. Bösartige Tumoren können in be, Nerven, Blutgefässen, Knochen, Tumorarten sind bei den Männern Lun- das sie umgebende Gewebe einwachsen Knorpeln, Muskeln und Fettgewebe. gen-, Prostata- und Dickdarmkrebs. Frau- und Zellen sich über das Blut und die – Karzinome sind die häufigste bösartige en sterben am häufigsten an Krebs in Lymphe im ganzen Körper ausbreiten. Krebsform beim Menschen. Sie entste- Brust, Lunge oder Dickdarm. Sie können Metastasen oder Tochterge- hen in Organen, im Drüsengewebe der Die Heilungserfolge der heutigen Krebs- medizin sind auf die Zusammenarbeit der Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten zurückzuführen, der Chirurgen, der me- Die MTRA kontrolliert vor der Bestrahlung ein letztes Mal, ob der Patient richtig platziert ist. dizinischen Onkologen und der Radio-On- kologen. Während ein Chirurg den Tumor lokal entfernt und die Chemotherapie im ganzen Körper wirkt, kann die Bestrah- lung örtlich begrenzt und im näheren Umfeld des Krebsknotens eingesetzt werden. Am Kantonsspital Winterthur wurden im Jahr 2011 insgesamt 1159 Patienten bestrahlt, 1116 wegen eines bösartigen Tumors, 43 Patienten wegen anderer Krankheiten. Die meisten Bestrahlun- gen betrafen Brust- und Prostatakrebs. Am Kantonsspital werden drei Arten von Bestrahlungstherapie durchgeführt: die konventionelle Radiotherapie, die Bra- chytherapie und die Bestrahlung am Elektronen-Linearbeschleuniger, kurz Linac genannt. 30 | Seitentitel
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