STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN

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STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
Stuttgarter
BeratungsMagazin
Ein Service für unsere Partner                Nr. 1-2021
                                                  4-2016

                                 Titelthema

                           Alles
                         auf Grün
                           Wie Nachhaltigkeit
                        unser Leben, Denken und
                         Wirtschaften verändert.

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    mit pflanzlicher
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     kombination
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
DIE ESG-KRITERIEN
                           ENVIRONMENT
                           Das „E“ für Environment steht hierbei z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung,
                           Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen (Umwelt).

                           Beispielhafte Kriterien:
                           · Klima
                           · Ressourcenknappheit
                           · Wasser
                           · Artenvielfalt

                           SOCIAL
                           Social („S“) beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz,
                           Diversity oder gesellschaftliches Engagement (Corporate Social Responsibility).

                           Beispielhafte Kriterien:
                           · Mitarbeiter
                           · Sicherheit und Gesundheit
                           · Demografischer Wandel
                           · Ernährungssicherheit

                           GOVERNANCE
                           Unter Governance („G“) wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden.
                           Hierzu zählen z.B. Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontroll-
                           prozesse (Corporate Governance).

                           Beispielhafte Kriterien:
                           · Riskio- und Reputationsmanagement
                           · Aufsichsstrukturen
                           · Compliance
                           · Korruption

Quelle: Haberstock, Ph., ESG-Kriterien, in: Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/esg-kriterien-120056, letzter Zugriff: 31. März 2021.
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
EDITORIAL

„Erst wenn der letzte Baum gerodet,
der letzte Fluss vergiftet, der letzte
Fisch gefangen ist, werdet ihr merken,
dass man Geld nicht essen kann.“

D
               ieser Leitspruch der Umweltbewegung der 1980er Jahre, der auf
               eine indianische Weisheit zurückgehen soll, war das Zitat meiner Jugend.
               Petra Kelly – was für eine starke Frau! – als Mitbegründerin der Grünen

                                                                                       ­
               lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Umweltpolitik. Und 1986 passierte
               dann in Russland der erste atomare Supergau. Deshalb ging ich auf die
Straße und habe gegen Cattenom demonstriert – ein Atomkraftwerk 50 Kilometer Luft-
linie von meiner Heimatstadt und von meinem damaligen Wohnort Trier entfernt.
Dafür schämte sich meine Familie, denn ich war mit meiner Tochter, die ich als Skelett     Dr. Linda Dahm
verkleidet hatte, mit Foto in der regionalen Presse. Und da spielte es keine Rolle, dass   Marketingleiterin der Stuttgarter
                                                                                           Lebensversicherung a.G.
der Atomunfall in Tschernobyl und die damit verbundene radioaktive Verschmut-
zung bei uns gerade dafür gesorgt hatte, dass ich als junge Mutter nicht wusste, woher
ich frische, möglichst wenig belastete Lebensmittel für meine kleinen Kinder bekom-
men sollte. Für viele in meinem persönlichen Umfeld waren meine Sorgen völlig über-
trieben. Radioaktivität war unsichtbar und überhaupt: Was sollte das ganze Umwelt-
Theater, denn die Wälder waren doch grün!?
    Heute – rund 35 Jahre später – haben sich die Werte gewandelt, Natur und Umwelt
wie vorhergesagt leider auch: Die Spuren des sorglosen und teilweise rücksichts-
losen Lebensstils sind deutlich sichtbar – weltweit. Reichtum und Konsum treten
deshalb für immer mehr Menschen in den Hintergrund. Ja, parallel beobachten wir,
wie sich narzisstische Tendenzen, übertriebene Selbstliebe und Selbstinszenierung
längst Bahn gebrochen haben. Doch der achtsame Blick auf kommende Genera­
tionen und darauf, in welcher Umwelt sie leben werden, der achtsame Blick auf die
Menschen, denen es schlechter geht als vielen von uns selbst, ist mittlerweile
Teil des sozialen Gewissens der Gesellschaft vieler Länder dieser Welt.
    Die Stuttgarter engagiert sich seit 2013 mit der GrüneRente im Bereich
der nachhaltigen Altersvorsorge. Deshalb war es höchste Zeit, dem Thema Nach-
haltigkeit eine Ausgabe des Stuttgarter BeratungsMagazins zu widmen. Wie gewohnt
beleuchten wir unser Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, lassen externe Exper-
ten zu Wort kommen, liefern Fakten und Tipps.
    Nachhaltigkeit ist alternativlos für ein friedliches Miteinander und das
Überleben der Welt – radikal oder real. Jeder kann seinen Beitrag leisten, so, wie
es bestmöglich in das eigene Konzept und in die eigenen Rahmenbedingungen passt.
Es ist sinnlos, mit dem Finger auf diejenigen zu zeigen, die vermeintlich widersprüch-
lich handeln, weil sie im Bioladen einkaufen, so oft wie möglich mit den „Öffis“ und
                                                                                               GrüneRente:
gleichzeitig aus beruflichen oder privaten Gründen doch noch mit dem Flugzeug unter-       ein nachhaltiger
wegs sind. Denn – wie Obama es einmal formuliert hat – „es geht nicht darum, die
Dinge perfekt zu machen, es geht darum, die Dinge besser zu machen.“                       Erfolg
    Nachhaltigkeit ist eine große Chance – auch im Bereich der privaten und                Als die GrüneRente 2013 auf den
betrieblichen Altersvorsorge. Überzeugen Sie sich selbst!                                  deutschen Markt kam, galt sie
                                                                                           als eher selten nachgefragtes
Herzlich
                                                                                           Nischenprodukt. Heute schließt
Ihre
                                                                                           bereits jeder 5. neue Kunde seine
                                                                                           Altersvorsorge als GrüneRente ab.
                                                                                           Tendenz steigend. Mehr über
                                                                                           die Erfolgsgeschichte lesen Sie
Linda Dahm                                                                                 auf den Seiten 6 und 42 – 47.

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                      3
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
INHALT #1-2021
                                                TITELTHEMA:
                                                ALLES AUF GRÜN
                                                Unsere Werte haben sich

                                        10-39   geändert – unser Leben auch.

                                                HIP UND GRÜN –
                                                UNTERNEHMEN
                                                SETZEN VERSTÄRKT AUF
                                                NACHHALTIGKEIT
                                                Warum für Unternehmen
                                                ein ökologisches Image
                                                immer wichtiger wird.

                                                12

                                                             CHANCEN
                                                             DURCH NACH-
                                                             HALTIGE ALTERS-
                                                             VORSORGE
                                                             Der Bedarf an Produk-
                                                             ten und Dienstleistun-
                                                             gen, die Nachhaltigkeit
                                                             berücksichtigen, nimmt
                                                             stetig zu. Das gilt auch
                                                             für die Altersvorsorge:
                                                             Mit der GrüneRente
                                                             nachhaltig investieren

    22                                                       und gleichzeitig bei
                                                             der Altersvorsorge von

    SPAREN MIT GUTEM GEWISSEN
    Nachhaltige Geldanlage ist meist
                                                42           den leistungsstarken
                                                             Produkten der Stutt-
                                                             garter profitieren.
    sehr aufwendig – und die Auswahl
    ist groß. Welche Produkte es derzeit
    gibt und welche sich wirklich lohnen,
    verrät Christiane Kaiser-Neubauer.

4                                                   Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
03 Editorial
04 Inhaltsverzeichnis                                 IMPRESSUM
06 News & Trends                                      Stuttgarter BeratungsMagazin
                                                      Magazin für die Geschäftspartner
                                                      der Stuttgarter Lebensversicherung a.G.
     TITELTHEMA                                       Herausgeber
                                                      Stuttgarter Lebensversicherung a.G.
10 A
    LLES AUF GRÜN                                    Rotebühlstraße 120
12 H
    IP UND GRÜN – UNTERNEHMEN SETZEN                 70197 Stuttgart
                                                      Telefon 0711 665-1471
   VERSTÄRKT AUF NACHHALTIGKEIT                       beratungsmagazin@stuttgarter.de
                                                      www.stuttgarter.de
   Von Michael Scheppe und Hannah Steinharter
                                                      Verantwortlich für den Herausgeber
16 W
    IE ERNST NEHMEN ES VERBRAUCHER                   Dr. Linda Dahm
   MIT DER NACHHALTIGKEIT?                            Redaktionsleitung Annibale Picicci
   Der Sustainable Insight Monitor der ELBE19 Group   Redaktion Dr. Linda Dahm (Marketing­leitung),
                                                      Nina Schäfer (Fachverantwortung Produktkommunikation),
20 WIE CORONA UNS NACHHALTIGER                       Marcus Schmid (Leitung Beratungs-Software/Online-Marke-
    KONSUMIEREN LÄSST                                 ting), Jens Göhner (Leitung Produkt- und Vertriebsmarketing
                                                      Vorsorge und Investment), Klaus-Peter Klapper (Leitung
    Von Marina Rößer                                  Produkt- und Vertriebsmarketing Biometrie, Nicht-Leben
                                                      und Weiterbildung), Jochen Radloff (Filial­direktor München),
22 S
    PAREN MIT GUTEM GEWISSEN                         Sven Christian Berlin (Filialdirektor Hamburg), Sebastian
   Von Christiane Kaiser-Neubauer                     Töpfer (Kommunikation)
                                                      Autoren dieser Ausgabe Florian Fiederling, Lenard Goedeke,
26 N
    ACHHALTIG ERFOLGREICH:                           Claus Gorgs, Christiane Kaiser-Neubauer, Klaus-Peter Klapper,
   DIE GRÜNE ALTERSVORSORGE                           Dr. Henriette Meissner, Per Protoschill, Karsten Röbisch,
                                                      Hendrik Roggenkamp, Marina Rößer, Michael Scheppe, Laura
   Interview mit Ralf Berndt und Dr. Guido Bader      Schmidt, Hannah Steinharter
28 DIE ZEIT DRÄNGT                                   Layout JoussenKarliczek GmbH, www.j-k.de
    Von Per Protoschill                               Druck Druckhaus Stil + Find,
                                                      71397 Leutenbach-Nellmersbach, www.stil-find.de
30 GRÜNER, SCHNELLER, WEITER
    Von Karsten Röbisch, Hendrik Roggenkamp
    und Claus Gorgs
34 GRÜNE IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT
                                                      Bildnachweis S. 3: Die Stuttgarter; S. 4: Westend61/Daniel
36 „GLÜCK BRINGT MEHR GEWINN                         Ingold, iStock.com/alvarez, iStock.com/Indysystem, Die
    ALS PROFITSUCHT“                                  Stuttgarter; S. 6: Die Stuttgarter; S. 8: Die Stuttgarter; S. 10+11:
                                                      Westend61/Kniel Synnatzschke; S. 11: Getty Images/belterz;
    Deutschlands nachhaltigster Hotelier              S. 12: iStock.com/alvarez; S. 14: Picture Alliance /ZB-Karlheinz
    Ben Förtsch im Interview mit Laura Schmidt        Schindler; S. 17: iStock.com /Marlon Trottmann; S. 18: Picture
                                                      Alliance/akg-images; S. 20: Stocksy.com/Ivan Gener; S. 22:
38 Z
    AHLEN & FAKTEN                                   iStock.com/Indysystem; S. 24: Picture Alliance/image BROKER/
                                                      BAO; S. 25: Picture Alliance/dpa/Britta Pedersen; S. 26: Die
                                                      Stuttgarter; S. 28: Die Stuttgarter; S. 30: iStock.com/artJazz;
     bAV IM FOKUS                                     S. 32: Picture Alliance/ASSOCIATED PRESS/John Thys;
                                                      S. 34: unsplash.com/Lona; S. 35: iStock.com/aldomurillo,
40 G
    RÜN IST TRUMPF:                                  grüner-knopf.de/BMZ, wasserneutral-gmbh.de, Pexels/
                                                      Elizabeth Tr. Armstrong, faire-kohle.de; S. 36+37: Creativhotel
   IN DER bAV ZÄHLT NACHHALTIGKEIT                    Luise; S. 38: Photocase/birdys; S. 39: Picture Alliance/dpa/
   Von Dr. Henriette Meissner und Per Protoschill     dpa-Zentralbild/Britta Pedersen, Picture Alliance/TopFoto;
                                                      S. 42+45: Die Stuttgarter; S. 48: Die Stuttgarter; S. 50:
                                                      iStock.com/Svetlana Mokrova; S. 51: Stocksy.com/Ben Brinker;
     STUTTGARTER PRODUKTE                             Titelbild Getty Images/Malte Mueller

42 C
    HANCEN DURCH                                     Auflage Ausgabe Nr. 1-2021, April 2021

   NACHHALTIGE ALTERSVORSORGE                         Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wird auf die zusätzliche
                                                      Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten
   Florian Fiederling über die GrüneRente             deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche Ver­-
                                                      wendung der männlichen Form explizit als geschlechts­­-
48 D
    IE NEUE PRIVAT-HAFTPFLICHT:                      unabhängig verstanden werden soll.
   „PREMIUM-SCHUTZ FÜR PREMIUM-ANSPRÜCHE“
   Von Klaus-Peter Klapper
                                                             Stuttgarter BeratungsMagazin digital
50 Kundeninfo                                        Sie erhalten das Stuttgarter Beratungs­Magazin auch
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51 Themenkompass                                      >> Stuttgarter BeratungsMagazin

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                               5
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
NEWS&TRENDS

Die stolzen Gewinner (v.l.n.r.): Jens Göhner, Ralf Berndt und Florian Fiederling

GrüneRente erhält
Sustainable Award in Finance
Das Software- und Analysehaus Morgen & Morgen hat zusammen           Fondsauswahl überzeugt die Jury
mit dem Bankmagazin und dem Versicherungsmagazin zwei                Die Jury begründet ihre Entscheidung mit der Nachhaltigkeit
Produkten der Stuttgarter den Sustainable Award in Finance ver-      der Fonds, die bei den prämierten Produkten zur Auswahl ste-
liehen: der GrüneRente invest und der GrüneRente performance-safe.   hen: Die Stuttgarter achte bei der Vorauswahl der Fonds auf die
Die beiden nachhaltigen Rentenangebote konnten jeweils in den        Nachhaltigkeitskompetenz bzw. das -Rating sowie die Transpa-
Bereichen En­­v iron­ment und Social überzeugen. Die Stuttgarter     renz der Investmentgesellschaft. Das Fonds-Universum sei klar
ist unter den Preisträgern das einzige Unternehmen, das mit          definiert und entsprechend dokumentiert. Auch Die Stuttgarter
zwei Sieger-Produkten vertreten ist. Von allen Einreichungen         als gesamtes Unternehmen konnte beim Thema Nachhaltigkeit
erhielten insgesamt acht Produkte einen Preis. Der Sustainable       überzeugen: Von der Jury hervorgehoben wurden ihr umfas-
Award in Finance wird 2020 zum ersten Mal verliehen. Er zeich-       sendes Engagement und ihr zukunftsgerichteter Ansatz. Das
net Investmentprodukte, Sparprodukte, Finanzierungsproduk-           Informationsangebot an Vermittler, sich in Online-Seminaren
te und Versicherungen aus, die Umwelt- und Klimaschutz sowie         über Nachhaltigkeit und nachhaltige Fonds zu informieren,
soziale und unternehmerische Verantwortung in den Mittel-            floss ebenfalls in die Jurybegründung ein.
punkt stellen.                                                           Das Thema Nachhaltigkeit wird 2021 durch die Transpa-
    Genau mit diesen Eigenschaften können beide prämierten           renz-Verordnung der EU an Bedeutung gewinnen. Die Verord-
Produkte der GrüneRente punkten. Die fondsgebundene Grüne­           nung regelt, dass ab März Vermittler ihren Kunden gegenüber
Rente invest ermöglicht eine invest­ment-orientierte Vorsorge        Informationen zum Thema Nachhaltigkeit liefern müssen. Ralf
mit Renditechancen. Die Hybridrente GrüneRente performance-          Berndt, Vorstand Vertrieb, Marketing und Kooperationsver-
safe kombiniert die Sicherheit eines klassischen Anlageprodukts      trieb der Stuttgarter: „Die Transparenz-Verordnung eröffnet
mit den Rendite­chancen einer fondsgebundenen Kapitalanlage.         zusätzliche Chancen. Wir erwarten, dass sich dadurch die nach-
Beide bieten eine Auswahl aus rund 20 nachhaltigen Fonds.            haltige Altersvorsorge deutlich positiv entwickeln wird.“
    Bei beiden Varianten ist die Nachhaltigkeit zu 100 % gewähr-
leistet: sowohl in der Ansparphase als auch im Rentenbezug.
Zudem ist die GrüneRente für alle Altersvorsorgeschichten ver-                               Mehr erfahren auf:
fügbar: als BasisRente, RiesterRente, Privatrente und Kinder-                                morgenundmorgen.com
vorsorge sowie in der betrieblichen Altersversorgung. Dadurch
hebt sich Die Stuttgarter deutlich von anderen Anbietern ab.

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STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
Buchtipp: Nachhaltigkeit
und ESG-Kriterien in der Beratung
Zu den Themen Nachhaltigkeit und ESG          haltigkeit auch in der Kundenberatung            Checklisten unter-
(Environment, Social, Governance) arbei-      transparent gemacht werden muss, steht           stützt der Leitfa-
ten Politik und Finanzbranche daran, die      jetzt die Vorbereitung darauf an. Doch ein       den Vermittler, die
Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit          Blick in den maßgeblichen Gesetzestext           sich auf die Bewer-
in der Kapitalanlage zu verbessern. Gleich-   hinterlässt noch viele Fragen nach dem           tung und die Bera-
zeitig ist das schon ab März 2021 mit         „Wie“. Details werden erst zum Jahresende        tung zu nachhaltigen Vorsorgeprodukten
neuen Verpflichtungen für Vermittler          erwartet. Hier unterstützt der neue Leitfa-      vorbereiten wollen.
verbunden. Höchste Zeit also, sich bis da-    den. Per Protoschill erklärt: „Die skizzierten
hin Klarheit zu verschaffen, was das ganz     Fragen und Herangehensweisen unterstüt-          Die Beschäftigung mit dem
praktisch für die Beratungstätigkeit be-      zen Vermittler und Berater dabei, die Anfor-
deutet. Der neue Leitfaden „Nachhaltigkeit    derungen schnell in die Praxis umzusetzen.“
                                                                                               Thema lohnt sich doppelt für
und ESG-Kriterien von Lebensversiche-                                                          Vermittler
rungsprodukten“ von Per Protoschill gibt      Welche Fragen                                    Vermittler kommen am Thema Nachhal-
Antworten. „Die Zeit für eine Umsetzung                                                        tigkeit nicht vorbei. Einerseits werden sie
der neuen Pflichten im Betrieb von Ver-
                                              beantwortet der Leitfaden?                       sich an die gesetzlichen Vorgaben halten
mittlern ist denkbar knapp. Deshalb war       Wichtige Fragen, denen der Autor in seiner       müssen. Darüber hinaus entwickelt sich
es mir wichtig, aus den technischen For-      Arbeit nachgeht, sind zum Beispiel: Was          der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen
mulierungen eine praktische Umsetzung         müssen Vermittler zukünftig in ihrer Be-         seit Jahren positiv. Untersuchungen zei-
der künftigen Offenlegung für die Bera-       ratung in Bezug auf die Offenlegung zu           gen, dass über alle Alters- und Einkom-
tung zu skizzieren“, führt Per Protoschill,   Nachhaltigkeitsaspekten berücksichtigen?         mensgruppen hinweg ein hohes Interesse
Leiter Vertriebsunterstützung bAV bei der     Was ändert sich im Beratungsprozess und          an nachhaltigen Produkten wie der Grüne-
Stuttgarter, aus.                             bei der Produktauswahl? In Form von              Rente der Stuttgarter vorhanden ist.

Transparenzverordnung
gibt ab März 2021 neue                                                 Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien von Lebens­
Regeln für die Beratung vor                                            versicherungsprodukten. Ein Beratungsleitfaden für
Wenn bereits heute klar ist, dass zu diesem                      die Ver­mittlung. Von Per Protoschill (65 Seiten, Softcover, ISBN:
Zeitpunkt die Berücksichtigung von Nach-                         978-3-96329-333-7, Preis: 24,90 EUR). Mehr erfahren auf www.vvw.de

    Stuttgarter Grüne Themenwochen
    starten am 15. April
                                         Unter dem Motto „Grün­           Das Besondere: die Inhalte und Themen unseres Angebo-
                                         ErLeben“ starten am          tes sind die gesetz­lichen Rahmenbedingungen, Kriterien,
                                         15. April die Stuttgarter    Marktstandards u.v.m. Wir lassen externe Experten zu Wort
                                         Grüne Themenwochen.          kommen, liefern Fakten und wertvolle Tipps. Das alles ver-
                                         Im Fokus steht das The-      packt in kurzweiligen Beiträgen in den verschiedensten For-
                                         ma „nachhaltige Vorsor-      maten wie z. B. Bewegtbild, interaktive Grafiken, Online-Se-
                                         ge“ und die damit ver-       minare mit Fondsgesellschaften.
                                         bundenen Chancen für             Die verschiedenen Inhalte stellen wir im Aktionszeitraum
                                         Vermittler.                  vom 15. April bis 2. Juni 2021 unter www.gruenerleben.
        Unsere Erfahrungen zeigen: Beim Thema Nachhaltig-             stuttgarter.de bereit.
    keit gibt es enormes Potenzial für die tägliche Beratung. Mit
    der Stuttgarter GrüneRente haben wir Pionierarbeit für die
    nachhaltige Altersvorsorge geleistet und bieten Vermittlern                                Jetzt „GrünErLeben“ auf
    bereits heute umfangreiche Unterstützung. Mit „GrünErLeben“                                www.gruenerleben.stuttgarter.de
    setzen wir dieses Engagement fort und beleuchten das The-
    ma Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven.

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                               7
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
NEWS&TRENDS

Interesse für nachhaltige Anlagen
unter Jüngeren am stärksten
    Haben Sie vor, bei neuen Anlagen, die Sie in den kommenden zwölf Monaten
    vornehmen möchten, Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen?

                                                                                                    52                                  16 bis 25 Jahre
    47                                                                                                                                  26 bis 35 Jahre
                                                                                               44                                       36 bis 45 Jahre
         40
               36                                                                                                                       46 bis 55 Jahre
                                                                                          34
                                                                                     30                                                 56 bis 65 Jahre
                    29
                                                                           25                                                           ab 66 Jahre
                         23 23               22                                 22
                                                        19
                                                   17        16                                                     17 16
                                        15                                                                    15 16
                                                                     12                                  12                 12
                                                                                                                                    2   1   1 1     1     1

                  ja                               nein                      Ich werde in den                  weiß nicht               keine Angabe
                                                                          nächsten zwölf Monaten
    Angaben in Prozent                                                     keine neuen Anlagen
    Quelle und Grafik: Deutsches Institut für Altersvorsorge (DIA)              vornehmen

Nachhaltige Anlagen erfahren mit großer                      Monaten geplant sind, Nachhaltigkeits-               Hoffnung, dass Jüngere zum Beispiel über
Wahrscheinlichkeit vor allem durch die                       kriterien berücksichtigt werden sollen,              das regelmäßige Sparen mit kleineren Be-
jüngere Generation eine größere Verbrei-                     antworteten in der Gruppe der 16- bis                trägen in die nachhaltige Kapitalanlage
tung auch unter privaten Investoren. Sie                     25-Jährigen mit 47 Prozent doppelt so                hineinwachsen“, schlussfolgert DIA-
zeigt das mit Abstand größte Interesse an                    viele Befragte wie in den beiden ältesten            Sprecher Klaus Morgenstern aus diesem
Anlageprodukten, die an den Faktoren                         Alterskohorten.                                      Befragungsergebnis. Es werde von den
Umwelt, Soziales und Unternehmensfüh-                            Mit zunehmendem Alter sinkt der                  Anbietern solcher Anlageprodukte ab-
rung ausgerichtet sind. Darauf weist die                     Anteil jener ab, die künftig ihre Anlage-            hängen, ob und inwieweit junge Menschen
Studie mit dem Titel „Wie halten es die                      entscheidungen an Nachhaltigkeitskri­                nachhaltige Investments vornehmen.
Anleger mit der Nachhaltigkeit?“ des Deut-                   terien ausrichten wollen. „Zweifelsohne                  Für die repräsentative Studie befragte
schen Instituts für Altersvorsorge (DIA)                     verfügen 16- bis 25-Jährige über deutlich            das Meinungsforschungsinstitut INSA
hin. Auf die Frage, ob bei neuen Kapital-                    weniger finanziellen Spielraum für die Ka-           Consulere im Auftrag des DIA 3.066 Per-
anlagen, die in den kommenden zwölf                          pitalanlage als Ältere. Aber es besteht die          sonen im Alter ab 16 Jahren.

Grüne Expertise der Stuttgarter gefragt
                                                             Die Bundesregierung hat im Juni 2019                 Kapitalanlage der Stuttgarter, in das Gre-
                                                             einen Beirat für nachhaltige Finanzen                mium berufen. Damit trägt die Bundes-
                                                             eingesetzt. Der Beirat soll die Bundesre-            regierung der langjährigen Vorreiterrolle
                                                             gierung bei der Ausarbeitung und Um-                 und der hohen Expertise der Stuttgarter
                                                             setzung ihrer Sustainable-Finance-Stra-              im Bereich nachhaltiger Alters­vorsorge
                                                             tegie beraten. Ziel der Strategie ist, das           Rechnung.
                                                             nachhaltige Handeln im Finanzsektor zu
                                                             stärken. Das Gremium setzt sich aus Ver-
                                                             tretern der Wirtschaft, Gesellschaft und
                                                             Wissenschaft sowie verschiedenen Bun-                                       Mehr
                                                             desressorts zusammen. Das Bundesminis-                                      erfahren auf:
                                                             terium für Finanzen hat auch Dr. Guido                                sustainable-
Dr. Guido Bader                                              Bader, Vorstand Lebensversicherung und                                finance-beirat.de

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STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
Stuttgarter
FONDSPiLOT:
Ausgezeichnet
und jetzt auch mit
ESG-Portfolio
Das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) hat
im Oktober 2020 den FONDSPiLOT als „Produkt des
Jahres 2020“ ausgezeichnet. Die eingereichten Produk-
te wurden unter zwei Teilaspekten untersucht: Innova-
tionswert und Nutzen für Endkunden oder Vertrieb.
Die Bewertung führte das DISQ in Kooperation mit
unabhängigen Brancheninsidern der Bernhard Asseku-
ranzmakler durch.
                                                             Buchtipp: die
    Zur Begründung heißt es: „Bei dem Produkt handelt
es sich um ein anwenderfreundliches Beratungstool. Es
                                                             Geschichte der Tafel
wird ein Risikoprofil der Anleger ermittelt und dement-
sprechend ein passendes Portfolio vorgeschlagen. Während     Jochen Brühl, Bundesvorsitzender der Tafel Deutschland,
der Vertragslaufzeit erfolgt eine automatische Anpas-        reist mit dem Zug kreuz und quer durch Deutschland und
sung, was ideal für eine langfristige Altersvorsorge ist.“   spricht mit Unterstützern und Kritikern seiner Arbeit über
                                                             Fragen, die vielen unter den Nägeln brennen: Wie kann es
Erweiterung um ESG-Portfolio                                 sein, dass im reichen Deutschland Menschen arm sind? Was
                                                             läuft da eigentlich genau schief? Ist nur der Staat verant-
für nachhaltige Altervorsorge                                wortlich? Wie können wir Lebensmittelverschwendung ver-
Die Stuttgarter erweitert das ausgezeichnete Beratungs-      hindern und sinnvolle Alternativen schaffen?
tool nun um gemanagte ESG-Portfolios. ESG steht für              „Volle Tonne, leere Teller“ ist ein streitbares Debatten-
„Environment, Social, Governance“ und beschreibt, in         buch, das Pro und Contra zulässt, Missstände beim Namen
welcher Weise Unternehmen in ihrem Handeln ökologi-          nennt sowie zum Nachdenken und Mitmachen aufruft. Und
sche, soziale und gesellschaftliche (ethische) Aspekte       ein leidenschaftliches Plädoyer für das Ehrenamt, ohne das
berücksichtigen. „Als einer der Pioniere im Bereich          es in Deutschland finster aussehen würde.
nachhaltiger Altersvorsorge erleichtern wir die Bera-            U.a. mit Jörg Pilawa (Moderator), Hannes Jaenicke (Schau-
tung mit der Erweiterung des FONDSPiLOT um die               spieler), Paula Schwarz (Unternehmerin), Henriette Egler
neuen ESG-Portfolios zusätzlich,“ so Jens Göhner, Lei-       (Bloggerin), Franz Josef Overbeck (Ruhrbischof), Barbara
ter Produkt und Vertriebsmarketing Vorsorge und In-          Hendricks (Bundesministerin a.D.), Gerhard Trabert (Arzt),
vestment der Stuttgarter.                                    Ulrich Schneider (Paritätischer Wohlfahrtsverband), Tho-
                                                             mas Middelhoff (Ex-Manager), Irmgard Schwaetzer (Bun-
                                                             desministerin a.D.), Christina Brudereck (Autorin), Jürgen
                         Mehr erfahren auf:                  Kisseberth (Lidl), Raphael Fellmer („Sirplus“), Tim Raue (Sterne-
                         vermittler.stuttgarter.de/          koch), Sabine Werth (Tafelgründerin), Marianne Birthler
                   fondspilot                                (Ex-Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen).

                                                             Jochen Brühl
                                                             Volle Tonne, leere Teller.
                                                             Was sich ändern muss. Gespräche über Armut, Verschwen-
                                                             dung, Gerechtigkeit und notwendiges Engagement.
                                                             240 Seiten, gebunden, ISBN: 9783863342371, Preis: 22 EUR

                                                                                    Mehr erfahren auf:
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Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                        9
STUTTGARTER BERATUNGSMAGAZIN
ALLES AUF GRÜN
Unsere Werte haben sich geändert –
unser Leben auch.
Die geschätzten Schäden der Erderwärmung bis 2060 liegen je nach Szenario zwischen
20 und 72 Billionen US-Dollar. Die Bilder dazu – Waldbrände, Dürrekatastrophen oder
verheerende Überschwemmungen – sind uns präsent. Bereits 80 Prozent der Deutschen
sehen Klimaneutralität als wichtigste Herausforderung der kommenden Jahre. Die Ver-
einten Nationen, die EU sowie nationale Aufsichtsbehörden haben längst reagiert und
die Wirtschaft verpflichtet, den Schutz der Umwelt sicherzustellen. Entsprechende Ziele,
Anforderungen und Regelungen finden sich in der Klimarahmenkonvention der Verein-
ten Nationen und dem Pariser Klimaabkommen. Der „Green Deal“ der EU-Kommission
konkretisiert die Ziele und stellt sie in einen größeren Zusammenhang, damit Europa bis
2050 der erste klimaneutrale Kontinent wird.
   Neben denen der Umwelt (Environment) spielen soziale Aspekte (Social) und die einer
guten Unternehmensführung (Governance) eine Rolle bei der Definition nachhaltigen
Handelns: Dreh- und Angelpunkt ist der Erhalt unserer Umwelt. Und gleichzeitig sollen
Armut verhindert, hochwertige Bildung sowie Gesundheit und Wohlergehen gefördert
werden. Und nicht erst seit Fridays for Future richten immer mehr Menschen ihr Leben
danach aus, die Umwelt zu schützen und sozial-ethische Aspekte in ihrem privaten und
beruflichen Verhalten zu verankern. Und das ist gut so.
HIP UND GRÜN –
UNTERNEHMEN SETZEN
VERSTÄRKT AUF
NACHHALTIGKEIT
Die Jugend demonstriert gegen den Klimawandel, die Grünen sind mittlerweile
in der breiten Mitte angelangt. Für Deutschlands Firmen wird ein ökologisches
Image immer wichtiger. Von Michael Scheppe und Hannah Steinharter

E
            s ist noch gar nicht so lange      Seitz. In den vergangenen vier, fünf Jah-   Was neu ist: Ein grünes Image wird zu
            her, da wurde Baufritz als         ren habe sich gerade die Einstellung der    einem immer wichtigeren Marketing-
            Müslifresser verschmäht – al-      jungen Generation zum Thema Nachhal-        werkzeug bei der Suche nach Personal.
            lein deshalb, weil sich der Pro-   tigkeit enorm gewandelt.                        Gerade für besonders begabte Studie-
            duzent von Holzhäusern aus             Damit kann Baufritz auch gegen die      rende, Uniabsolventen und Berufsneu-
nachhaltigem und zertifiziertem Bauma-         umliegenden Betriebe aus der Industrie      linge ist die Nachhaltigkeit des Arbeitge-
terial klar als Ökofirma präsentiert. Der      punkten, die mit hohen Tarifgehältern       bers bei der Berufswahl mittlerweile ein
Betrieb liegt im Grünen, jeder neue Mit-       locken. „Obwohl wir nicht so ein hohes      wichtigeres Argument als ein möglichst
arbeiter pflanzt einen Baum. Das sicht-        Gehalt zahlen können, haben sich Bewer-     hohes Gehalt, ein sicherer Arbeitsplatz
barste Zeichen der grünen Bemühungen:          ber wegen unserer nachhaltigen Strate-      oder ein internationales Arbeitsumfeld.
fünf Photovoltaikanlagen auf den Produk-       gie für uns entschieden.“                   Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage
tionshallen.
    Jeder Mitarbeiter kann ein Modul für
3.000 Euro kaufen und bekommt durch                  „Was neu ist: Ein grünes Image wird
die Einspeisung ins Stromnetz jedes Jahr
mehrere hundert Euro ausgezahlt. Und,                zu einem immer wichtigeren Marketing-
man mag es für übertrieben halten:                   werkzeug bei der Suche nach Personal.“
WLAN gibt es auf dem Firmengelände
nicht, schließlich könnte die Strahlung ja
den Mitarbeitern schaden. Dafür wird               Nicht nur im Allgäu ändern sich die     der Unternehmensberatung McKinsey un-
das Trinkwasser auf dem Firmengelände          Perspektiven. Greta Thunberg bringt mit     ter 7.000 jungen Talenten des Stipendiaten-
„mineralisch vitalisiert“. Maßnahmen, die      ihrer Fridays-for-Future-Bewegung Tau-      programms E-Fellows.
noch vor einigen Jahren bei umliegenden        sende Jugendliche auf die Straße, erlebt        Dass sich ähnliche Ansichten durch
Firmen belächelt wurden.                       immer häufiger extreme Wetterschwan-        alle Generationen ziehen, zeigt eine On-
    Heute profitiert der Mittelständler aus    kungen, und die Grünen sind im Dauer-       linebefragung des Meinungsforschungs-
dem Allgäu, der 400 Mitarbeiter beschäf-       hoch. Ein solcher Wandel geht an den        instituts YouGov für das Handelsblatt:
tigt, von seinen grünen Bemühungen,            hiesigen Firmen nicht vorbei.               Für 68 Prozent der Befragten ist es wich-
gerade im Recruiting: „Viele Jobsuchende           Dass sich Unternehmen aus ethischer     tig oder sehr wichtig, dass sich ihr Ar-
identifizieren sich mit unserer Philosophie    Verantwortung um die Umweltverträg-         beitgeber ökologisch engagiert.
und haben sich deshalb bei uns bewor-          lichkeit ihrer Produkte und Verfahren           Die grünen Bekenntnisse in den Um-
ben“, sagt Baufritz-Personalleiter Manuel      bemühen sollten, ist eine alte Forderung.   fragen bedeuten zwar noch nicht, dass

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                          13
TITELTHEMA

sich Talente im Zweifel nicht doch lieber                                                          gie“, heißt es bei Daimler, für Henkel hat
für den Job mit dem hohen Gehalt ent-                                                              das Thema einen „hohen Stellenwert“.
scheiden. Doch gerade für Unternehmen,                                                             Die Deutsche Bank versteht ihre Maßnah-
die nicht mit Spitzengehältern glänzen                                                             men als „Beitrag zur gesellschaftlichen
oder abseits der beliebten Metropolen                                                              Verantwortung“.
liegen, bietet ein grünes Image die Chance,                                                            Die grünen Bemühungen sind zahl-
überhaupt das Interesse von Toptalenten                                                            reich, aber sie wirken doch oft symbo-
zu wecken.                                                                                         lisch und weit entfernt vom Kerngeschäft:
    „Das Thema Nachhaltigkeit bekommt                                                              Bei der Telekom gibt es an verschiedenen
durch die jüngeren Generationen gerade                                                             Standorten Bienenstöcke auf dem Fir-
einen Schub“, sagt Nicole Richter, Partne-                                                         mengelände. Die Allianz baut Quartiere
rin bei EY und verantwortlich für den Be-                                                          für Igel und Fledermäuse. Die Deutsche
reich Nachhaltigkeitsberatung. Viele Vor-                                                          Bank rühmt, dass der Kantinenchef aus
stände hätten erkannt, dass Nachhaltigkeit                                                         bisherigen Verkaufsstatistiken die An-
ein positives Reputationsthema sein kann.         „Unternehmens­                                   zahl der Gerichte ermittelt, die die Küche
    Matthias Wesselmann, Vorstand bei                                                              kochen muss. Das soll verhindern, dass
der Kommunikationsagentur Fischer-Ap-             führung ist nicht                                Reste weggeworfen werden müssen.
pelt, ergänzt: „Damit eine Marke gesell-          die Beschäftigung                                    Ob solch eine Selbstverständlichkeit
schaftlich akzeptiert wird, können Un-                                                             die Mitarbeiter überzeugt? Katharina Reu-
ternehmen nicht mehr nur ihre Gewinne             mit Gegenwarts-                                  ter, Geschäftsführerin von Unternehmens-
maximieren, sondern müssen auf die                                                                 grün, dem Bundesverband der grünen
Umwelt Rücksicht nehmen und das werb-             problemen, sondern                               Wirtschaft, hat darauf eine klare Ant-
lich vermitteln.“ Seit 2017 sind Firmen mit       die Gestaltung                                   wort: „Das sind oft Alibimaßnahmen und
mehr als 500 Mitarbeitern ohnehin ver-                                                             Feel-Good-Projekte, für die sich Unter-
pflichtet, in ihrem Geschäftsbericht auf          der Zukunft.“                                    nehmen auf die Schulter klopfen können.“
ihre Nachhaltigkeitsbemühungen einzu-                                                                  Dabei sei es wichtig, dass sich die Fir-
gehen. Und wer will da schon leere Seiten         Daniel Goeudevert (*1942), Literat, ehemaliger   men ihr Kernprodukt anschauen und dort
                                                  Automanager und Unternehmensberater
präsentieren?                                                                                      ansetzen – erst dann zeige sich, ob die
                                                                                                   Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsbemü-
Motivation durch                                                                                   hungen wirklich ernst meinten. Adidas
                                                                                                   etwa versucht, sein Geschäftsmodell nach-
Öko-Bemühungen                                     Und da hat SAP sich ambitionierte               haltiger auszulegen: 2021 soll „Futurecraft
Nicht nur bei der Personalgewinnung kön-       Ziele gesteckt: Bis 2025 will das Unter-            Loop“ auf den Markt kommen, ein Lauf-
nen die Öko-Anstrengungen helfen, son-         nehmen CO2-neutral wirtschaften. 2018               schuh, der komplett aus recycelbarem
dern auch beim Halten und Motivieren           verbrauchte der Konzern noch 700.000                Material bestehe.
von Personal. 93 Prozent der Beschäftig-       Tonnen – acht Prozent mehr als im Vor-                  Was viele Konzerne schon heute um-
ten von SAP plädierten bei einer internen      jahr. Ein kleiner Schritt: Auf Jobmessen            setzen: Sie halten ihre Mitarbeiter dazu
Umfrage dafür, dass der Softwarekonzern        verteilt die SAP-Personalabteilung keine            an, vermehrt auf Videokonferenzen zu
ökologisch wirtschaften solle. Auch Jenny      Give­aways mehr. 11.000 Werbegeschenke,             setzen. Die Telekom etwa gibt an, dass de-
Bittmann zählt zu dieser Mehrheit.             zumeist aus Plastik, fallen dadurch weg.            ren Angestellte allein in Deutschland je-
    Eigentlich ist sie bei dem Software­           Die Nachhaltigkeitschampions gibt               den Monat 312.000 virtuelle Meetings
konzern für Marketing und Eventpla-            es bei SAP schon seit 2009 – lange bevor            abhielten. Diese Zahl habe sich 2018 ver-
nung zuständig, doch zehn Prozent ihrer        Greta Thunberg die öffentliche Debatte              doppelt.
Arbeitszeit widmet sie dem Klimaschutz.        bestimmt hat. Doch seitdem surfen fast                  Doch den großen Trend kehrt das
Bittmann ist eine von weltweit mehr als        alle Unternehmen auf einer grünen Wel-              nicht um: „Die Zahl der Geschäftsreisen
200 „Sustainability Champions“, wie SAP        le – egal, ob sie wirklich nachhaltig sind          in deutschen Unternehmen stieg zwischen
sie nennt, Mitarbeiter, die den Joballtag so   oder sich nur einen grünen Anstrich ge-             2004 und 2018 von 146,4 auf 189,6 Mil-
ökologisch wie möglich machen sollen.          ben wollen, beobachtet Kommunikations-              lionen“, sagt Götz Reinhardt, Managing
In monatlichen Telefonkonferenzen su-          experte Wesselmann: „Fridays for Future             Director in der deutschen Niederlassung
chen sie nach Lösungen. „Diese Zusatz-         sorgt für eine starke Bewusstseinsverän-            von SAP Concur, dem weltweit größten
aufgabe hat mir die Sinnhaftigkeit im          derung bei den Firmen und rückt das                 Anbieter von Reisekostenabrechnungen.
Job zurückgegeben“, erzählt Bittmann.          Thema Nachhaltigkeit in der Eigendar-                   Bayer versucht gezielt, seine Ange-
    Für EY-Expertin Richter ist das Vorge-     stellung massiv in den Vordergrund.“                stellten von Bahnreisen zu überzeugen.
hen von SAP eine wirkungsvolle Maßnah-             Das zeigt sich auch bei einer Umfrage           Für die Strecke von der Leverkusener Kon-
me. „Wenn Mitarbeiter die Nachhaltig-          des Handelsblatts unter den Dax-Konzer-             zernzentrale zum Bayer-Standort Berlin
keitsidee ihres Arbeitgebers direkt erleben    nen. Die Antworten: lange Mails, in de-             hat das Unternehmen mit der Bahn einen
können, bindet sie das langfristig ans         nen Firmen ihre nachhaltigen Projekte               Festpreis ausgehandelt, mit dem Bayer
Unternehmen.“ Außerdem erhöhe es die           rühmen. „Nachhaltigkeit ist ein wesent-             pro Einzelfahrt im Vergleich zum Stan-
Wahrnehmung der Umweltbemühungen.              licher Baustein der Unternehmensstrate-             dardtarif etwa 50 Euro spart.

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Doch der Versuch, auf Flugreisen zu       sind die Umweltbemühungen oftmals                  Um Bewegung geht es auch im Allgäu.
verzichten, gelingt bislang nur mäßig:        authentischer als bei Dax-Konzernen,           30 Prozent der Baufritz-Mitarbeiter kom-
2018 buchten die Bayer-Mitarbeiter 2.500      weil die Inhaberfamilie mit einer inne-        men mit dem Fahrrad zur Arbeit. Seit An-
Bahnkarten auf der Strecke zwischen           ren Überzeugung nachhaltig agiert.“            fang des Jahres kooperiert der Hausbauer
Leverkusen und der Hauptstadt – und               Wie das aussehen kann, zeigt sich 30       mit dem Leasinganbieter Jobrad. Bei dem
18.000 Flugtickets.                           Kilometer südlich von Lüneburg. Bei der        Freiburger Start-up können Arbeitgeber
    Dass der Umstieg auf die Schiene          Bohlsener Mühle stehen Chef und Mitar-         Diensträder leasen, die Mitarbeiter ver-
auch kleineren Firmen schwerfällt, zeigt      beiter gemeinsam auf dem Acker. Der Be-        zichten dafür auf einen kleinen Teil des
das Beispiel der Berliner Weiberwirtschaft.   trieb, der Biobrot, Müsli und andere Back-     Gehalts und können auch privat radeln.
Die Genossenschaft, die in der Haupt-         waren aus regionalem Getreide herstellt,           Jobrad ist einer der größten Profiteure
stadt Gewerberäume an Gründerinnen            hat Felder angemietet, die die Mitarbei-       der grünen Welle: Die Zahl der Unterneh-
vermietet, sorgte mit ihrem ungewöhnli-       ter in Eigenregie bewirtschaften können.       men, die das Angebot nutzen, hat sich in-
chen Beitrag zum Klimaschutz für Auf-         Auf den 40 Quadratmeter großen Parzel-         nerhalb eines Jahres auf 15.000 verdoppelt,
merksamkeit: Jeder Mitarbeiter bekom-         len haben sie Kürbisse, Zucchini, Kartof-      darunter Bosch, SAP, Porsche und Lufthansa.
me drei Tage Sonderurlaub, wenn er ein        feln, rote Beete und Kohlrabi angepflanzt.     Allerdings ändert das Geradel bei der Flug-
Jahr auf private wie dienstliche Flugrei-         Die Aktion ist für die 260 Mitarbeiter     gesellschaft und dem Sportwagenbauer we-
sen verzichte, versprach das Unterneh-        freiwillig, doch mitunter tummeln sich         nig am ökologisch problematischen Kern-
men im Sommer. Doch bei allen guten           ganze Abteilungen im Acker. Viele nut-         geschäft.Baufritz-Personalleiter Seitz hat
Vorsätzen: Fliegen ist verführerisch.         zen die Feldarbeit zum Abschalten in der       dieses Problem nicht. Er freut sich über das
    Zwei der zehn Mitarbeiter sind in den     Mittagspause oder zum Entspannen nach          Jobrad-Angebot: „Die Mitarbeiter sind fit
vergangenen Wochen schon ins Flugzeug         der Arbeit. Die Ernte können die Mitar-        und gesund und tun auch etwas Gutes für
gestiegen. Auch die Geschäftsführerin.        beiter mit nach Hause nehmen.                  die Natur.“ Belächelt werden sie dafür
„Ich habe ein schlechtes Gewissen, aber           Die Bohlsener Mühle will sich damit        nicht – von Müsli­f ressern spricht im All-
es ging wirklich nicht anders“, sagt Katja    im ländlichen Raum, wo Fachkräfte knapp        gäu mittlerweile kaum noch jemand.
von der Bey. Zum Urlaub nach Norditalien      sind, bewusst von der Konkurrenz abhe-
flog sie, weil es keine passenden Nacht-      ben. Bewerber seien von dem Zusatzange-        Quelle: Erschienen in Handelsblatt,
züge gegeben habe.                            bot oft positiv überrascht, heißt es. Neben-   17.08.2019, Autoren Michael Scheppe/
    Zurück setzte sich die 56-Jährige in      bei sorge die Ackeraktion für Bewegung.        Hannah Steinharter
den Zug – die drei Tage Sonderurlaub sind
trotzdem futsch. Doch über ihre Initiative
freut sich von der Bey dennoch: Das Echo
in den sozialen Netzwerken war enorm –
und vier Initiativbewerbungen hatte sie
                                                                                 BUCHTIPP
auch im Postkasten. „Schon die Umwelt-
diskussion war für uns ein Erfolg“, sagt                                         Alexander von Schönburg
von der Bey.                                                                     Der grüne Hedonist
                                                                                 Wie man stilvoll den Planeten rettet.
Nur das Öko-Image polieren                                                       PIPER Verlag

Das Beispiel der Weiberwirtschaft zeigt,                                      Wie schaffen wir es, ein ressourcenschonendes
wie schnell gut gemeinte Ökopläne nicht                                       und ökologisch-korrektes Leben zu führen, das
aufgehen können. Fischer-Appelt-Chef Wes-                                     uns dennoch Freude und Genuss verschafft?
selmann rät Unternehmen deshalb zu                                            Dieser Frage geht Alexander von Schönburg mit
„einer authentischen Darstellung ihrer                                        viel Humor und Selbstironie auf den Grund. Dabei
Nachhaltigkeitsbemühungen“.                                                   wagt er den Schritt in ein bewussteres, gesünde-
    Dass ausgerechnet ein Kommuni­                                            res Leben und zeigt, welche Schwierigkeiten und
kationsexperte zu kommunikativer Be-             Widersprüche ihm auf seinem Weg begegnen. Unterteilt in die wichtigsten
scheidenheit rät, ist bemerkenswert, aber        Aspekte des alltäglichen Lebens – vom Essen über das Wohnen, dem Sport und
schlüssig: Wenn der grüne Anstrich der           unseren Klamotten – hinterfragt der Autor nicht nur unser Konzept von einem
Marketingkampagnen bröckele, drohten             „schönen Leben“, sondern auch, ob wirklich nur eine radikale Lebensumstel-
Imageverlust und Umsatzeinbrüche, warnt          lung die Lösung aller Probleme ist. Ein Buch, das motiviert kleine Schritte in
Dieter Brübach, Mitglied im Vorstand             Richtung nachhaltigeres Leben zu unternehmen, ohne dabei die Moralkeule
des Bundesdeutschen Arbeitskreises für           zu schwingen. Das Motto: bewusster Genuss statt stillosem Konsum.
umweltbewusstes Management (Baum).
Über 500 Unternehmen sind Mitglied                   Der deutsche Autor und Journalist Alexander von Schönburg arbeitete
und verschreiben sich ökologischen und           bereits als Redakteur für die FAZ, Park Avenue, Vanity Fair und seit 2009 für
nachhaltigen Zielen.                             die BILD Zeitung. Er lebt gemeinsam mit seiner Familie in Berlin.
    Seine Beobachtung: „Bei familienge-
führten Mittelständlern und Start-ups

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                               15
TITELTHEMA

WIE ERNST
NEHMEN ES
VERBRAUCHER
MIT DER NACH-
HALTIGKEIT?
Der Sustainable Insight Monitor der ELBE19 Group
gibt Antworten. Von Lenard Goedeke

Nachhaltigkeit – ein                               der Privatkunden kann und sollte sich der
bedeutender Megatrend                              Vertrieb einstellen, um eine optimale Be-
                                                   ratung entsprechend der eintretenden
Nachhaltigkeit in seiner umfassenden               Bedürfnisveränderung leisten zu können?
Kerndefinition – sozio-kulturelle, ökolo-          Der Sustainable Insight Monitor (SIM) der
gische und ökonomische Ressourcen scho-            ELBE19 Group kann hier wertvolle Ein-
nend zu behandeln – ist schon lange keine          sichten gewähren.
Modeerscheinung mehr, sondern ein Me-
gatrend, der nach herrschender Meinung             Nachhaltigkeit ist wichtig
das Leben der Menschen und das Han-
deln der Unternehmen dauerhaft beein-
                                                   und man spricht darüber …
flussen wird. Unternehmen passen ihre              Nachhaltigkeit ist in 2020 bereits für fast
Leistungsangebote an, Privatpersonen än-           80 % der Verbraucher (sehr) wichtig. Da-
dern ihre Einstellungen und ihr Konsum-            bei stellt Klimaschutz für 9 von 10 Perso-
verhalten und nationale und europäische            nen den größten Treiber für nachhaltiges
Aufsichtsbehörden fördern die Transfor-            Verhalten dar, gefolgt vom guten Gewis-
mation der Gesellschaft zu einer Ressour-          sen und der Vorbildfunktion für künftige
cen schonenderen Gesellschaft durch Ge-            Generationen. Mehr als 70 % stehen hin-
setze, Verordnungen und regulatorische             ter der Aussage, dass die Verantwortung
Vorgaben. Wie formulierte es Larry Fink            für nachhaltiges Verhalten und bewuss-
(Black Rock) im Januar: „Climate change            ten Konsum bei jedem einzelnen liegt.
has become a defining factor in companies’ long        Sogar mehr als ein Drittel der Befragten
term prospects … awareness is rapidly chan-        tauscht sich zur Nachhaltigkeit mindestens
ging, and I believe we are on the edge of a fun-   häufig im sozialen Umfeld aus. Unterneh-
damental reshaping of finance.“ Was kann           men, die aus Nachhaltigkeitsgesichtspunk-
dies für den Finanzvertrieb bedeuten und           ten versagen oder sich der Veränderung
auf welche Einstellungen und Vorstellungen         nicht aktiv stellen, stehen unmittelbar im

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79 PROZENT
                                            aller Befragten ist das Thema
                                            Nachhaltigkeit im persönlichen
                                            Alltag sehr/eher wichtig.

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                    17
TITELTHEMA

                                             Nachhaltigkeit aus. Dabei steht das Han-    Köpfen der Menschen verankert. Eine
                                             deln im täglichen Leben noch im Vorder-     vollumfängliche Integration einer Nach-
                                             grund, wie zum Beispiel das Vermeiden       haltigkeitsstrategie in die Unternehmens-
                                             von Plastiktüten beim Einkaufen, plas-      und Vertriebsstrategie ist die Vorausset-
                                             tikfrei leben, das aktive Informieren und   zung für erfolgreiches Wirksamwerden
                                             bewusstes und reduziertes Konsumieren       einzelner Aktionen in der Vertriebsar-
                                             wurden merklich gesteigert. Und mit die-    beit, der Produktentwicklung und der
                                             ser Veränderung der Einstellung und des     Kommunikation.
                                             Konsumverhaltens werden sich auch die
                                             Anforderungen an Finanzprodukte und         Verbraucher attestieren
                                             die zugehörige Beratung sowie die Anbie-
                                             ter weiter verändern. Diese Transforma-
                                                                                         Finanzdienstleistern noch
                                             tion im Vertrieb zu gestalten, zu nutzen,   Aufholbedarf
                                             statt abzuarten oder nur zu reagieren,      Beim Ranking des SIM-Score (wie nach-
     „Gesundheit                             wird ein oder besser DER Schlüssel zum      haltig sehen die deutschen Verbraucher
                                             Erfolg sein.                                58 ausgewählte Marken) liegen Finanz-
     bekommt man                                                                         dienstleister bisher eher auf den hinteren
     nicht im Handel,                        Verbraucher haben klare                     Rängen. Die Spannweite der Ergebnisse
                                                                                         zeigt, dass die Verbraucher über ein gutes
     sondern durch den                       Erwartungen an nachhaltige                  Differenzierungsvermögen verfügen. Ver-
                                             Unternehmen                                 braucher erwarten von zahlreichen Marken
     Lebenswandel.“                          Die Erwartungen der Verbraucher an die      eine Fortsetzung der nachhaltig kunden-
                                             Unternehmen sind ein bunter Strauß vie-     zentrierten Transformation der Unter-
     Sebastian Kneipp (*1821 – 1897), als    ler verschiedener Aspekte. Zu den           nehmensentwicklung.
     die Kaltwassertherapie betreibender
     Hydrotherapeut und Naturheilkund-       Top-Antworten zählt der generelle An-           Die deutsche Bevölkerung ist auf ei-
     ler bekannt gewordener Priester         spruch, dass Unternehmen sich sowohl        nem guten Weg, was ihr nachhaltiges Ver-
                                             umweltverträglich und -schützend ver-       halten betrifft, ohne schon am Ziel zu
                                             halten als auch Ressourcen und Materia-     sein. Nachhaltigkeit ist in der Mitte der
Fokus des öffentlichen Interesses. Diese     lien sparen und nachwachsende Rohstof-      Gesellschaft angekommen. Immer mehr
negativen Aspekte beeinflussen die Erwar-    fe verwenden. Weiterhin sind die Themen     Verbraucher würden sich daher auch über
tungen an Marken, das Markenbild und         faire Löhne und geschlechterunabhängi-      nachhaltig orientierte FinanzberaterIn-
die -attraktivität und somit schlussend-     ge Bezahlung, aber auch faire Arbeitsbe-    nen sicherlich sehr freuen und deren Un-
lich auch das Kaufverhalten.                 dingungen und respektvolle Behandlung       terstützung willkommen heißen – eine
                                             der Mitarbeiter und Lieferanten in den      Chance, die man besser nicht verpasst!
Preiswürdigkeit und
Vertrauen in die Anbieter
sind erfolgsrelevant
Neben zu hohen Preisen hält vor allem
fehlendes Vertrauen in die Deklarierung
von nachhaltigen Produkten und eine zu
geringe Produktverfügbarkeit sowie zu
wenig Auswahl die Menschen davon ab,                                                                       ELBE19 Group vereint
mehr nachhaltige Produkte zu erwerben.                                                                     Beratungs- und For-
                                                                                                           schungskompetenzen
Nachhaltigkeit darf                                                                                        unter einem Dach und
                                                 Lenard Goedeke ist Gründer und             versteht sich dabei als faktenbasier-
etwas kosten                                     Geschäftsführer der ELBE19 GROUP.          te Strategie- und Forschungsbera-
Während mehr als die Hälfte der Bevöl-           Seit fast drei Jahrzehnten ist er in       tung mit besonderem Verständnis
kerung sich bereit zeigt, für nachhaltige        der wissensbasierten Beratung              für Vertriebs- und Beratungsfrage-
Lebensmittel mehr Geld zahlen zu wol-            und der strategischen Marketing­           stellungen.
len und auch zu können, erklären heute           forschung tätig. Er unterstützt            www.elbe19-group.com
bereits 3 von 10 für Finanzdienstleistun-        Unternehmen in Fragen der
gen mehr bezahlen zu wollen.                     kundenzentrierten Ausgestaltung
     Die Verbraucher in Deutschland sind         aller Facetten der Unternehmens-
auf einer sich entwickelnden Sustainabi-         steuerung und -strategie. In dieser                           Mehr
lity Journey – die aktive Auseinanderset-        Funktion beschäftigt er sich auch                             Informationen
zung steigt. Betrachtet man die durch-           seit mehr als einer Dekade mit                          finden Sie hier:
schnittliche Entwicklung der letzten drei        Fragestellungen der nachhaltigen           https://elbe19-group.com/sim-
Jahre, so fällt diese positiv im Sinne der       Unternehmensführung.                       sustainability-insight-monitor/

18                                                                                            Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021
SIM-FACTS – ausgewählte Ergebnisse
    aus dem Sustainability Insight Monitor 2020
    der ELBE19 Group
    Zahlungsbereitschaft                                                                        Nachhaltige Marken
    Anteil der Befragten, die bereit sind für folgende                                          Unternehmen, die für die Befragten
    nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben:                                                  in besonderem Maße für Nachhaltigkeit stehen:

                      52 %                      Nachhaltige
                                                Lebensmittel

                                                                                                      61 %                            42 %                      33 %
                     48 %                       Nachhaltige langfristige
                                                Anschaffungen

                                                                                                Treiber  und Barrieren
                      41 %                      Nachhaltige
                                                Kleidung
                                                                                                beim Thema Nachhaltigkeit
                                                                                                Die häufigsten Gründe für beziehungsweise
                                                                                                gegen nachhaltiges Verhalten

                      33 %                      Nachhaltige
                                                Autos
                                                                                                      Klimaschutz                                            hoher Preis

                                                                                                      gutes Gefühl                                           fehlendes

                     29 %                       Nachhaltige
                                                Finanzdienstleistungen                                Vorbild
                                                                                                                                                             Vertrauen
                                                                                                                                                             geringe
                                                                                                      sein
                                                                                                                                                             Auswahl

                                                                                                                     stehen hinter der Aussage, dass die
    Nachhaltiges Verhalten – die                                                                                     Verantwortung für nachhaltiges
    drei größten Veränderungen                                                                      71 %             Verhalten und bewussten Konsum
                                                                                                                     bei jedem einzelnen liegt.
    Vermeidung von Plastiktüten
                52 %                 19 %                           71 %                                             halten Produktkennzeichnungen
    Plastikfrei leben                                                                               65 %             zur Nachhaltigkeit nicht (immer) für

           38 %            13 %                                     52 %                                             glaubwürdig. Eine Barriere stellt dies für
                                                                                                                     knapp die Hälfte der Bevölkerung dar.

    Aktives Informieren
            39 %            13 %                                    52 %                            60 %
                                                                                                                     der Bevölkerung finden, dass es keinen
                                                                                                                     direkten Zusammenhang zwischen Nach-
                                                                                                                     haltigkeit und Produktqualität gibt.
          Vor 3 Jahren                    Steigerung bis heute

    Methodik des SIM (Sustainability Insight Monitor) von ELBE19 Group:
    Erhebungsmethode: Online-Befragung, Stichprobengröße: n=1.097, Stichprobenziehung: Quotenstichprobe der 18- bis 69-Jährigen, repräsentativ für
    Geschlecht, Alter, Bundesland; zusätzlich n=75 Fälle in der Altersgruppe 70 bis 79 Jahre, Erhebungszeitraum 1. Welle: Mai/Juni 2020, Land: Deutschland

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                                                                  19
TITELTHEMA

Accenture-Umfrage:

WIE CORONA UNS
NACHHALTIGER
KONSUMIEREN LÄSST
Die Corona-Krise weckt bei vielen Konsumenten das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit
und Gesundheit. Das und mehr ergab eine Accenture-Erhebung unter 3.000 Befragten in
15 Ländern. Von Marina Rößer

20                                                            Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021
D
              ie Covid-19-Pandemie wird das Verbraucherver-         ren sich auf wenige Wochen. Es wird erwartet, dass das geänderte
              halten voraussichtlich dauerhaft verändern und        Verbraucherverhalten und die neue Art des Konsums die Pande-
              nachhaltige strukturelle Verschiebungen in der        mie überdauern und weit länger als 18 Monate anhalten wird,
              Konsumgüter- und Einzelhandelsbranche bewir-          möglicherweise sogar einen Großteil des laufenden Jahrzehnts.“
              ken. Das ergibt eine aktuelle Umfrage von Accen-
ture, die unter mehr als 3.000 Verbrauchern in 15 Ländern auf       Starker Anstieg bei Online-Käufen
fünf Kontinenten durchgeführt wurde. Ziel der Umfrage war es
herauszufinden, wie sich globale Verbraucherprioritäten, Kauf-      Die Untersuchung ergab außerdem, dass die Pandemie die Men-
entscheidungen und Verhaltensmuster durch die Corona-Krise          schen verstärkt dazu veranlasst hat, Lebensmittel online ein-
wandeln.                                                            zukaufen. So war zum Beispiel jeder fünfte Befragte, der angab,
                                                                    den Lebensmitteleinkauf online getätigt zu haben, ein On-
Körperpflege und Lebens­mittel trenden, Mode                        line-Erstkäufer. Bei den älteren Verbrauchern war es jeder Drit-
                                                                    te. Während Verbraucher derzeit 32 Prozent aller Produkte und
und Unterhaltung weniger                                            Dienstleistungen online erwerben, wird für die Zukunft ein
Die Umfrage wurde zwischen dem 2. und 6. April durchgeführt,        Anstieg dieser Zahl auf 37 Prozent erwartet.
als viele Länder bereits dazu aufgerufen hatten, zu Hause zu            „Die Anpassung an die Veränderungen der Einkaufspriori-
bleiben. Laut Erhebung verschieben sich die Kaufprioritäten         täten, des persönlichen Lebensstils sowie der Arbeitspraktiken
der Verbraucher bereits jetzt. So gaben                                                    erfordert erhebliche Umstellungen im
diese beispielsweise an, dass sie derzeit                                                  Einzelhandel und Gewerbe“, so Thomas
insgesamt mehr Körperpflege- und Rei-        „50 Prozent der                               Täuber, Managing Director bei Accenture
nigungsprodukte sowie Konserven und                                                        Deutschland und dort verantwortlich für
frische Lebensmittel kaufen als noch
                                             Verbraucher gaben an,                         die Bereiche Retail und Consumer Goods.
zwei Wochen zuvor, gleichzeitig jedoch       dass sie gesundheits­                         „Im Lebensmittelbereich standen viele
weniger Mode- und Schönheitsartikel so-                                                    Menschen Online-Einkäufen bis vor kur-
wie Unterhaltungselektronik.                 bewusster einkaufen.“                         zem noch kritisch gegenüber. Doch durch
                                                                                           Covid-19 hat sich dies schnell geändert.
Mehr als die Hälfte der Befragten will ihren                        Die Ergebnisse zeigen, wie Menschen, die sich mit E-Commerce
                                                                    und anderen digitalen Technologien nicht so wohl fühlten,
Konsum langfristig umstellen                                        dazu veranlasst wurden, ihre Vorbehalte zu überwinden. Dar-
Ein weiteres Ergebnis ist, dass viele der Veränderungen im Ver-     aus ergab sich ein gewaltiger Wandel. Im Zuge der Anpassung
braucherverhalten voraussichtlich noch lange nach der Pande-        müssen die Schlagworte für Organisationen Vertrauen, Rele-
mie anhalten werden. Darüber hinaus veranlasst die Krise die        vanz und Bequemlichkeit sein.“
Verbraucher auch dazu, die Auswirkungen ihrer Kaufentschei-
dungen auf Gesundheit und Umwelt ernster zu nehmen. So er-          Unternehmen müssen sich dem veränderten
gaben sich unter anderem folgende weitere Erkenntnisse:
• 60 Prozent der Befragten wenden mehr Zeit für Selbstfürsor-
                                                                    Kaufverhalten anpassen
  ge und geistiges Wohlbefinden auf, wobei etwa sechs von zehn      Covid-19 beschleunige zudem generell den Anstieg der digita-
  Verbrauchern (57 Prozent) angaben, dass sie zu Hause mehr         len Akzeptanz. Die Zahl der Verbraucher, die angaben, sie seien
  Sport machen.                                                     am Kauf oder an einer verstärkten Nutzung von Technologie
• 64 Prozent der Verbraucher gaben an, dass sie darauf achten,     interessiert, ist zum Beispiel eklatant angestiegen. Mehr als die
  Lebensmittelabfälle zu vermeiden und dieses Vorgehen wahr-        Hälfte der Befragten gaben an, dass sie sprachgestützte digitale
  scheinlich auch in Zukunft beibehalten werden.                    Assistenten, Apps für Online-Empfehlungen, Self-Service-
• 50 Prozent der Verbraucher gaben an, dass sie gesundheitsbe-     Apps, intelligente Haushaltsgeräte und Wearables voraussicht-
  wusster einkaufen und dies wahrscheinlich auch weiterhin          lich verstärkt nutzen werden.
  tun werden.                                                           „Die Pandemie wird wahrscheinlich im Laufe der nächsten
• 45 Prozent der Verbraucher gaben an, dass sie beim Einkaufen     zehn Jahre zu einer Ära des nachhaltigeren, gesünderen Kon-
  nachhaltigere Entscheidungen treffen und dies wahrschein-         sums führen. Sie wird die Verbraucher dazu veranlassen, mehr
  lich auch weiterhin tun werden.                                   darüber nachzudenken, was sie kaufen und wie sie angesichts
                                                                    der globalen Fragen der Nachhaltigkeit ihre Zeit verbringen,
Veränderungen die sonst Jahre brauchen,                             was wiederum eine gesündere Entwicklung der menschlichen
                                                                    Bevölkerung des Planeten vermuten lässt“, führt Wright weiter
dauerten nur ein paar Wochen                                        aus. „Gleichzeitig ist es ein Weckruf für die Unternehmen. Sie
„Das Ausmaß der Veränderungen, die wir in unseren Ergebnissen       müssen sicherstellen, dass sie die erforderliche Agilität und Fä-
feststellen konnten, deutet eindeutig darauf hin, dass es sich um   higkeit an den Tag legen, um für Verbraucher und Kunden rele-
eine langfristige Verschiebung handelt“, sagt Oliver Wright, Ma-    vant zu sein sowie ein Produkt- und Dienstleistungsportfolio
naging Director und Global Lead für Consumer Goods bei Accen-       anzubieten, das den sich ändernden Kaufmustern entspricht –
ture. „Wir beobachten diese Trends zwar schon seit einiger Zeit.    und zwar nicht nur aktuell, sondern auch nach der Pandemie.“
Überraschend sind jedoch das Ausmaß und das Tempo. Verände-
rungen, die sonst wahrscheinlich Jahre gedauert hätten, reduzie-    Erschienen in: W&V, 6.5.2020, Marina Rößer

Stuttgarter BeratungsMagazin | Nr. 1-2021                                                                                         21
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