TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft

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TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
TÄTIGKEITSBERICHT
2008/2009
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
INHALTSVERZEICHNIS
    VORWORT                                                                                            7

    IN aller Kürze                                                                                     8

    ARBEITSSCHWERPUNKTE – WICHTIGSTE PROJEKTE                                                         11

    STADTÖKOLOGIE
          Biodiversität                                                                               12
          Klimawandel                                                                                 14
          Verkehr                                                                                     14

    NATURSCHUTZ
          Baumschutz                                                                                  16
          Neuauflage des „Gstettn'führers“                                                            16
          UVP „Flussbauliches Gesamtprojekt Donau östlich von Wien (FGP)“                             16
          Eingriffs-Ausgleichs-Regelung im Wiener und im Deutschen Naturschutzgesetz                  17
          Bauführungen im Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel (SWW) sowie im Parkschutzgebiet (SPK)   17
          Vogelanprall an Glasflächen                                                                 18
          Lichtverschmutzung                                                                          19
          VANESSA – Schmetterlingsprojekt für Kinder                                                  20
          Schmetterlingsfilm „Lilli Raupe-Puppe-Schmetterling“                                        20
          Wohnservice für Wildtiere                                                                   20
          Swimmingpools als Tierfallen                                                                20
          Pannonisches Gründach                                                                       21
          Nachhaltige Balkonbepflanzung in Wien                                                       21
4
          Blaues Wasser – Gewässerschutz                                                              21

    RESSOURCENMANAGEMENT
          PUMA                                                                                        22
          Klip II-Erstellung                                                                          22
          „ÖkoKauf Wien“                                                                              23

    Abfallwirtschaft
          SUP – Abfallwirtschaftskonzept                                                              24
          Initiative Mehrweg                                                                          24
          Umweltfreundliches Baustellenmanagement                                                     24

    UMWELT & GESUNDHEIT
         Nanotechnologie                                                                              25
         WIDES-Datenbank                                                                              25
         Urbane Luft Initiative-Wien – Strategische Umweltprüfung NO2-Programm                        26
         Lärmschutz                                                                                   26
         Mobilfunk – Expertengutachten                                                                27

    ENERGIE
          Solaranlagen und Stadtbild                                                                  28
          Kraftwerk Freudenau                                                                         28
          Der Energieausweis                                                                          28
          Elektromobilität – Elektromotor als alternativer Antrieb im Verkehr                         28
          Studie „Zukünftige Chancen der Solarthermie in Wien“                                        29
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
Die Wiener Umweltanwaltschaft als Atomschutzbeauftragte für Wien
      Bilaterale Nuklearexpertentreffen                              30
      Kernkraftwerk Mochovce 3 und 4/Slowakei                        30
      Leistungserhöhung KKW Mochovce 1 und 2/Slowakei                31
      UVP für neues KKW in Litauen                                   31
      Reaktivierung KKW Bohunice – Vertragsverletzung der Slowakei   31
      Fertigstellung KKW Cernavodâ in Rumänien                       32
      Neue finnische Kernkraftwerke                                  32
      Neubaupläne für das KKW Temelin – aktuelle Studie              32
      Studie zu internationalen UVP-Verfahren von KKW                33
      Störfälle in europäischen KKW                                  33
      KKW Mühleberg/Schweiz – unbefristete Betriebsbewilligung       33

VERNETZUNG DER UMWELTANWALTSCHAFTEN ÖSTERREICHS
      Treffen der LandesumweltanwältInnen                            34
      Positionspapier „Biomassenutzung“                              34
      Positionspapier „Stärkung der Mehrweggetränkeverpackungen“     35
      UmweltanwältInnen bei Bundesminister Berlakovich               35
      Gemeinsame Stellungnahmen                                      35

Bürgerservice	                                                       37

       Anfragen und Beschwerden                                      38
       Solaraktion 2008 und 2009                                     39
       Gespräche der Umweltanwaltschaft mit BezirksvertreterInnen    39
       Kooperationen mit den NGOs                                    40
       Lokale Agenda (LA ) 21 in Wien                                40
       Dialogforum Flughafen                                         40
                                                                          5
Begutachtungen und Verfahren	                                        43

       Teilnahme an Verfahren und Wahrnehmung der Parteistellung     44
       Strategische Umweltprüfung                                    44
       SUP in der Flächenwidmung                                     44
       Flächenwidmungsverfahren                                      45
       UVP-Verfahren                                                 46
       UVP-Feststellungsverfahren                                    49
       AWG-Verfahren                                                 50
       Begutachtung von Gesetzen und Verordnungen                    50
       Verfahren nach Wiener Landesgesetzen                          52

In eigener Sache und Öffentlichkeitsarbeit                           55

       Controlling                                                   56
       Budget                                                        56
       Personal                                                      56
       Öffentlichkeitsarbeit                                         56
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
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    Impressum

    Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Wiener
    ­Umwelt­­­­anwaltschaft, Muthgasse 62, 1190 Wien, Tel.:
     01 / 37979 / 0, E-Mail: post@wua.wien.gv.at, www.wua-wien.at,
     Gestaltung: DYNAMOWIEN/Sabine Brauner, Druck: Gugler
     cross media, 3390 Melk, gedruckt auf ökologischem Druck-
     papier aus der Mustermappe von „ÖkoKauf Wien“ und nach
     der Richtlinie „Schadstoffarme Druck­erzeugnisse“ des
     Öster­reichischen Umweltzeichens, UWZ 609.

    Bilder: istockphoto.com
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
VORWORT
                                           Ich freue mich, Ihnen den Bericht        Besonders intensiv waren im Berichtszeitraum die Aktivitäten
                                           der Wiener Umweltanwaltschaft            gegen den Ausbau der Atomkraft in Europa. Der Weiterbe-
                                           (WUA) für den Zeitraum 2008/2009         trieb von alten Kernkraftwerken sowie die Errichtung von Re-
                                           vorlegen zu können. Das Dokument         aktoren im Nahbereich von Wien, wie in Mochovce oder Te-
                                           wendet sich in erster Linie an poli-     melin, bergen ein hohes Risiko und zeigen, dass das Engage-
                                           tische EntscheidungsträgerInnen,         ment Wiens sowohl in fachlicher als auch in politischer Hin-
© Niko Formanek

                                           aber auch an Kooperationspartner­        sicht wichtig ist. Mit mehr als 204.000 Unterschriften gegen
                                           Innen in der Verwaltung, der Wis-        die Fertigstellung von Mochovce 3 und 4 hat die Wiener Anti-
                                           senschaft und unter BürgerInnen,         Atomarbeit eine starke Bestätigung erfahren.
                                           an NGOs und Wissenschaft.
                                                                                    Auch in diesem Berichtszeitraum haben wir die Erfahrung
                  Die Aufgaben und Ziele der WUA sind sowohl durch die Vor-         gemacht, dass die fachliche Arbeit der WUA grundsätzlich
                  gaben des Wiener Umweltschutzgesetzes 1993 definiert, als         geschätzt wird. Auch wenn unsere Vorschläge, Ansichten
                  auch aus dem obersten Ziel „höchste Umwelt- und Lebens-           und Standpunkte selbstverständlich unseren Zielen und Auf-
                  qualität für Wien“ entwickelt. Die Arbeitsschwerpunkte verän-     gaben entsprechen und nicht immer Mehrheitsmeinung
                  dern sich mit den Herausforderungen, stehen aber immer im         sind, erhalten wir häufig positives Feedback zu unseren In-
                  Bezug zur nachhaltigen Entwicklung Wiens mit einem starken        halten, was mich natürlich besonders freut und das ganze
                  stadtökologischen Standpunkt.                                     Team motiviert. Im Vorfeld von naturschutz- und baubehörd-
                                                                                    lichen Verfahren werden Anliegen der WUA vielfach bereits
                  An der Breite und Komplexität der bearbeiteten Themen ist         in der Planungsphase integriert. Durch die frühzeitige Einbin-
                  klar ersichtlich, dass wir unsere Ziele für die Umwelt- und Le-   dung der Umweltanwaltschaft bei konfliktträchtigen Themen
                  bensqualität der Menschen in Wien nur in vernetzter Arbeit        und Fällen gelingt es häufig, kritische Punkte schon im Vor-
                  sowie gemeinsam mit mündigen BürgerInnen erreichen kön-           feld abzuklären und gemeinsam gute Lösungen im Konsens
                  nen. Ich bedanke mich daher bei allen PartnerInnen, die mit       zu erarbeiten. Dadurch ist es die Ausnahme, dass die WUA
                  uns im Sinne von Umweltqualität und Nachhaltigkeit koope-         zum Mittel der Berufung und Beschwerdeerhebung greifen
                                                                                                                                                     7
                  rieren und mit denen wir gemeinsame Umweltanliegen verfol-        muss – manchmal wird der Schritt allerdings notwendig.
                  gen und durchsetzen können.
                                                                                    Im Berichtszeitraum konnten wir die direkte Kommunikation
                  Die WUA hat sich zusätzlich zu den traditionellen Aufgaben-       mit den BürgerInnen erweitern und haben auch unsere Infor-
                  gebieten wie Naturschutz, erneuerbare Energien, Umwelt-           mationstätigkeit im Internet verstärkt. Auch mit der bürger-
                  management und Abfallwirtschaft auch in dieser Arbeitsperi-       nächsten Ebene der Kommunalpolitik besteht gute Zusam-
                  ode mit den Herausforderungen für Wien in dem Bereich             menarbeit. Erwähnen möchte ich besonders die Kooperation
                  nachhaltige Stadt beschäftigt. Die globalen Rahmenbedin-          mit BezirksvorsteherInnen in der Solaraktion.
                  gungen werden auch für wohlhabende Städte wie Wien
                  schwieriger. Die Verknappung von Energie und Ressourcen           Ich werde mich freuen, wenn der Bericht wieder möglichst
                  bringt zwar einen großen Aufschwung für neue Umwelttech-          viele LeserInnen findet und hoffe, dass er auch abseits der
                  nologien – man denke nur an die Fernkälte – und damit mehr        Tagesaktualität verwendet wird. Ich danke den Landtagsab-
                  Energieeffizienz, wenn aber die wirtschaftlichen Rahmenbe-        geordneten aller Fraktionen für ihr Interesse an Umweltthe-
                  dingungen in der bestehenden Form aufrecht erhalten wer-          men und an der Arbeit der WUA und ich lade Sie ein, sich
                  den, ist die Folge, dass Technologiesprünge und Effizienz-        laufend über unsere Tätigkeit zu informieren, sei es direkt,
                  maßnahmen an anderer Stelle im System wieder „verbraucht          über unsere Website www.wua-wien.at oder unsere Zeitung
                  werden“. Die eigentliche Herausforderung besteht daher in         „umweltstadt“ .
                  einer echten Restrukturierung zur Nachhaltigkeit. Das heißt,
                  dass eine Entkopplung von Wohlstand und Lebensqualität            Ich danke besonders meinem motivierten Team, das gemein-
                  von Ressourcenverbrauch erstmals dringend notwendig wird.         sam mit mir die Tätigkeit der Wiener Umweltanwaltschaft mit
                  Der Fragenkomplex „Wie hält Wien den in vielen Studien do-        Sinn, Leben und Inhalten erfüllt und gestaltet.
                  kumentierten Vorsprung in Umwelt- und Lebensqualität un-
                  ter geänderten Rahmenbedingungen?“ bleibt weiter ein zen-
                  traler Arbeitsschwerpunkt. Tatsache ist, dass Menschen in
                  Wien aufgrund effizienter Strukturen für die städtische Mobi-
                  lität, der höheren Dichte und der Energieaufbringung „nach-
                  haltiger“ leben können als in anderen Teilen Österreichs. An
                  diesem Ziel und den dazugehörigen Einzelprojekten arbeiten        Mag.a Dr.in Andrea Schnattinger
                  alle MitarbeiterInnen der WUA hochmotiviert mit.                  Wiener Umweltanwältin
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
IN ALLER KÜRZE
    Die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) wurde durch das             Zum Thema „Vogelanprall an Glasflächen“ konnten so-
    Umweltschutzgesetz 1993 als weisungsfreie und unab-             wohl eine Fachtagung für OrnithologInnen als auch eine
    hängige Einrichtung des Landes Wien geschaffen. Das             Anwendertagung für PlanerInnen und ArchitektInnen ab-
    oberste Ziel der Umweltanwaltschaft ist, im Sinne der Wie-      gehalten werden.
    ner Bevölkerung, die Interessen des Umweltschutzes zu
    vertreten und zu wahren. Sie reagiert mit fachkundiger In-      Neu sind Informationen zum Thema „Swimmingpools als
    formation und Beratung auf Anfragen und Beschwerden             Tierfallen“ und Maßnahmen dagegen.
    der Wienerinnen und Wiener. Die WUA arbeitet in engem
    Dialog mit vielen KooperationspartnerInnen für die Um-
    weltqualität in Wien. Auf allen Ebenen setzt sie sich strate-   WUA als Atomschutzbeauftragte Wiens
    gisch für den Vorsorgegedanken im Umweltschutz ein.
                                                                    Das Kernkraftwerk Mochovce in der Slowakei soll nach
    Im Berichtszeitraum erschienen sechs Ausgaben der Pu-           den Wünschen der Betreiber um die Reaktoren 3 und 4
    blikation „umweltstadt“ und regelmäßige Newsletter. Die         erweitert werden. Die WUA hat sowohl im Vorverfahren, als
    Homepage der WUA unter www.wua-wien.at verzeichnete             auch im grenzüberschreitenden UVP-Verfahren den Aus-
    im Berichtszeitraum hohe Zugriffszahlen, vor allem in den       bau abgelehnt. Für die öffentliche Auflage wurden Bürger­
    Bereichen „Atomschutz“ und „Energie“. Der Internetauf-          Inneninformationen erstellt, die letztlich dazu geführt ha-
    tritt der WUA unter www.wien.at wurde im Jahr 2009 auch         ben, dass mehr als 204.000 WienerInnen gegen das Pro-
    in englischer Sprache erarbeitet und publiziert.                jekt Stellung bezogen haben. Zusätzlich nahm die WUA an
                                                                    UVP-Verfahren zu Kernkraftwerken in Rumänien, Finnland
    In den Jahren 2008 und 2009 behandelte die WUA 2.318            und Litauen teil.
    protokollierte Akte und zahlreiche nicht protokollierte
    Auskünfte.                                                      Im Auftrag der WUA wurden Studien zum „Ausbau des
                                                                    KKW Temelin“, zu „Internationalen UVP-Verfahren von
                                                                    KKW“ und zur „Rückkehr des Uranabbaus nach Europa“
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    Stadtökologie                                                   erstellt.

    Ein Schwerpunkt wurde zum Thema „Biodiversität – vielfäl-       Um laufende Infos über die Kernkraftwerke in den Nach-
    tige städtische Lebensräume“ gesetzt. Durchgrünte Städte        barstaaten zu erhalten, nimmt die WUA an den Nuklearex-
    sind artenreich. Auch im Sinne der Abmilderung der Aus-         pertInnentreffen teil.
    wirkungen des Klimawandels setzt sich die WUA für die zu-
    sätzliche Begrünung von Fassaden und Dächern ein.
                                                                    Bürgerservice
    Will man einen weiteren Anstieg des Stromverbrauchs
    durch Kühlung stoppen, muss sowohl in der Gebäudesa-            Im Berichtszeitraum wurden 359 protokollierte Anfragen
    nierung als auch im Neubau auf Sommertauglichkeit von           und Beschwerden, die fast zur Gänze innerhalb von 3 Ta-
    Gebäuden mehr Wert gelegt werden.                               gen erledigt werden konnten, in der WUA bearbeitet. Zu-
                                                                    sätzlich war festzustellen, dass zu bestimmten Themen
    Schwerpunkt ist auch weiterhin die Verbesserung der Be-         sehr viele einzelne BürgerInnen sowie Bürgerinitiativen
    dingungen für FußgängerInnen und RadfahrerInnen sowie           Kontakt mit der WUA suchten. Häufig wurden die Themen
    der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.                   bei persönlichen Gesprächen in der WUA erörtert. Wich-
                                                                    tige Themen waren: Naturschutz (Amphibien, Falken, Bi-
                                                                    ber, Hamster), Baumschutz, Grünraum (Innenhöfe, Park-
    Naturschutz                                                     anlagen), Mobilfunk, Energie und Lärm.

    Der beliebte Gstett’nführer wurde aktualisiert und neu auf-     Gemeinsam mit den Bezirken wurden kostenlose Solar-In-
    gelegt und vom ORF als Basis für einen Universum-Film           foabende für insgesamt etwa 700 interessierte BügerInnen
    verwendet. Bei einigen Bauprojekten konnte die WUA ge-          angeboten. Zusätzlich wurden auf der Messe Bauen & En-
    meinsam mit AnrainerInnen für die Erhaltung von Baum-           ergie etwa 2.000 BesucherInnen informiert.
    bestand sorgen. Große naturschutzrelevante Projekte wa-
    ren das „Flussbauliche Gesamtprojekt Donau östlich von
    Wien“, ein Vergleich der Möglichkeiten der „Ausgleichsre-
    gelungen im Naturschutz“ und die Erarbeitung eines Posi-
    tionspapiers zur „Lichtverschmutzung“.
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
Kooperation mit BezirksvertreterInnen                       Energie

Die WUA hat im Berichtszeitraum zahlreiche Einladungen      Die WUA hat eine Initiative gesetzt um die Vereinbarkeit
zu Sitzungen der Umweltausschüsse und Bauausschüsse         von Stadtbildanforderungen, Denkmalschutz und Solaran-
in Wiener Bezirken wahrgenommen und Gespräche mit           lagen zu verbessern.
BezirksvorsteherInnen zu speziellen Umweltanliegen im
Bezirk geführt. Schwerpunkte waren Flächenwidmungen,        Um Möglichkeiten der Anwendung von Solarthermie in
Baumschutz, erneuerbare Energien, Lärm, Mobilfunk und       städtischen Strukturen zu untersuchen, wurde vom Aus-
Verkehr.                                                    trian Institute of Technology eine Studie erstellt.

                                                            Zur Ökologisierung des MIV hat die WUA die Aufnahme
Round Table NGOs                                            des Themas Elektromobilität in das KLIP II betrieben.

Im Berichtszeitraum hat die WUA alle interesssierten
NGOs zum Austausch zu diversen Umweltthemen eingela-        Umwelt und Gesundheit
den. Themen waren unter anderem Donauausbau, Abfall,
Umweltinformation, UVP und Anti-Atomarbeit.                 Ein Positionspapier zur Nanotechnologie wurde ausgear-
                                                            beitet. Die Desinfektionsmitteldatenbank WIDES fand
                                                            große Resonanz beim Fachpublikum und konnte im Sep-
Dialogforum Flughafen                                       tember 2009 sogar im Internet frei geschaltet werden.

Schwerpunkt war die begleitende Kontrolle zur Einhaltung    Zum Thema Mobilfunk und verwandte Technologien wurde
der Mediationsvereinbarungen für die UVP 3. Piste.          ein aktuelles Expertengutachten eingeholt.

Das Dialogforum hat die Aufgabe über das Mediationsver-
                                                                                                                         9
fahren hinaus die Kommunikation und Diskussion zwi-         Vernetzung der Umweltanwaltschaften
schen den Interessensgruppen fortzusetzen (Bürgerinitia-    Österreichs
tiven, Länder, Gemeinden, Umweltanwaltschaften, Flug­
hafen).                                                     Im Rahmen des Netzwerks hat die WUA gemeinsame Stel-
                                                            lungnahmen/Positionspapiere der UmweltanwältInnen ko-
                                                            ordiniert, z. B. zum UVP-Gesetz und zur Biomasse­nutzung.
Ressourcenmanagement PUMA, KLIP und
ÖkoKauf
                                                            Begutachtung und Verfahren
Im Rahmen von PUMA werden seit 2008 die Dienststellen
dabei begleitet, ihre spezifischen Dienstleistungen und     Die WUA hat im Berichtszeitraum zahlreiche Stellungnah-
Produkte zu ökologisieren. Die Umsetzung der allgemein      men zu Gesetzes- und Verordnungsentwürfen abgegeben.
gültigen Umweltmaßnahmen bleiben natürlich aufrecht.        Die WUA war in 795 Verfahren nach der Wiener Bauord-
                                                            nung (Flächenwidmungs- und Bebauungspläne, Lüftungs-
Die WUA hat intensiv an der Erstellung des neuen Kli-       anlagen, Grundabteilungen), 146 Verfahren nach dem
maschutzprogramms (KLIP II) mitgearbeitet, das Ende         Wiener Naturschutzgesetz und 83 Verfahren nach dem
2009 vom Wiener Gemeinderat beschlossen wurde. Mitar-       Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz eingebunden. Zusätz-
beiterInnen der WUA leiten die Ökokauf-Arbeitsgruppen       lich wurden einige UVP-Verfahren und UVP-Feststellungs-
„Elektrische Geräte“, „Baustellenumweltlogistik“, „Desin-   verfahren sowie Verfahren nach dem AWG bearbeitet.
fektion“ und „Nanotechnologie“.

Seitens der WUA wurden zusätzlich Schwerpunkte zu den       Budget
Themen Vermeidung von PVC, Gentechnik und zu fairer/
nachhaltiger Produktion gesetzt.                            Der Wiener Umweltanwaltschaft standen in den Jahren
                                                            2008 und 2009 jeweils 245.000 Euro zur Verfügung.
TÄTIGKEITSBERICHT 2008/2009 - Wiener Umweltanwaltschaft
ARBEITSSCHWERPUNKTE –
WICHTIGSTE PROJEKTE
01   Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte

     STADTÖKOLOGIE
     Biodiversität                                                    Wichtige Beiträge zur Erhaltung der
                                                                      Biodiversität in Wien auSSerhalb der WUA
     Biodiversität in der Stadt – ein wesent-
     licher Faktor der Lebensqualität                                 Das Netzwerk Natur ist ein Programm der MA 22-Wiener
                                                                      Umweltschutzabteilung, ist im Wiener Naturschutzgesetz
     Die WUA setzt sich mit dem Thema Artenvielfalt (Biodiversi-      verankert und hat die dauerhafte Erhaltung der Vielfalt in
     tät) in der Stadt in einem laufenden Diskurs vor allem mit       Wien zum Ziel. Naturschutzfachliche Konzepte (Arten- und
     Wissenschaft und Verwaltung auseinander. Zu diesem Kern-         Lebensraumschutzprogramme) für prioritär geschützte Ar-
     thema sind viele Einzelinitiativen und konkrete Projekte der     ten und Lebensräume werden in einer Kooperation mit den
     WUA entstanden, sodass wir in diesem Bericht aus diesem          Bezirken, der MA 49-Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb
     Grund und aus Anlass des Internationalen Jahres der Biodi-       der Stadt Wien, MA 42-Wiener Stadtgärten und MA 45-Wie-
     versität auch die Hintergrundgedanken ausführen wollen.          ner Gewässer, Vereinen und der Bevölkerung umgesetzt.
                                                                      Pflegepläne für Trockenwiesen, die Anlage von Lesestein-
     Unsere Städte sind die zentralen Experimentier- und Erfah-       haufen in Weingärten und die begleitende Aufnahme und
     rungsräume für das Zusammenleben von Mensch und Na-              Überwachung seltener Arten und Lebensräume sind kon-
     tur. Die urbane Artenvielfalt leistet einen signifikanten Bei-   krete Beispiele für Aktivitäten des Netzwerks Natur. Die Bro-
     trag zur Lebensqualität einer zunehmend durch Städte ge-         schüre „Wohnservice für Wildtiere“ bietet wertvolle Anlei-
     prägten globalen Gesellschaft.                                   tungen für den Artenschutz in Wien. Ein jährlich abgehal-
                                                                      tener Tag der Artenvielfalt ergänzt das Bildungsangebot.
     Eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt hat die besten Chan-
     cen, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.            Wald- und Wiesenpflege durch die MA 49-Forstamt und
     Vor dem Hintergrund eines globalen Klimawandels mit ex-          Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien sichert den Lebens-
     tremen Umgestaltungen von Lebensräumen in kürzester              raum für mehr als 5000 höhere Tier- und über 2000 Pflan-
     Zeit ist dies von besonderer Bedeutung.                          zenarten. Die Erhaltung des Wiener Grüngürtels mit den für
                                                                      die Biodiversität so wichtigen Gebieten wie Nationalpark Lo-
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     Die Biodiversität – die Vielfalt der Gene, Arten und Ökosy-      bau, Biosphärenpark Wienerwald (z. B. Lainzer Tiergarten)
     steme – ist eine grundlegende Strategie der Natur und Be-        oder Bisamberg erfordert ein besonderes Verständnis dieses
     gründung für die Existenz von Leben. Sie ist eine Art „Le-       Themas. So kommen zum Beispiel nahezu alle Spechtarten
     bensversicherung“ der Natur und auch der Mensch ist auf          Europas in hoher Individuenzahl am Wiener Wilhelminen-
     die Natur und ihre Biodiversität angewiesen.                     berg vor. Das Angebot an abgestorbenen Ästen, in denen
                                                                      sie zahlreiche Insekten vorfinden und morsche Bäume als
                                                                      Nistplätze, fördern diese Artenvielfalt. Auch der hohe Anteil
     Wodurch ist Biodiversität bedroht?                               an Biolandbau fördert die Biodiversität.

     Die Veränderung von Lebensräumen durch Baumaßnahmen              Dachbegrünungen werden von der MA 42-Wiener Stadtgär-
     sowie land- und forstwirtschaftliche Nutzungsänderungen,         ten, gefördert. Die Höhe der Förderung richtet sich nach der
     kann wertvolle Lebensräume zerstören.                            Höhe der durchwurzelbaren Aufbaudicke der neu be-
     Durch Stoffeinträge in Lebensräume und die Erhöhung des          grünten Dachfläche.
     Nährstoffangebots werden generell die Lebensbedingungen
     von Wasser- und Bodenlebewesen sowie der Vegetation ver-
     ändert. Dünger, Pestizide, hormonaktive Substanzen, Schad-       Städtische Lebensräume
     stoffimmissionen aus Industrie und Verkehr tun ein Übriges.
                                                                      Der Lebensraum Stadt bietet, sofern eine entsprechende
     Die Folgen von Industrialisierung und Globalisierung haben       Durchgrünung gegeben ist, durchaus Vorteile für Arten. An
     große Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Emission von           der Übergangszone zwischen Stadt und dem umgebenden
     Treibhausgasen und der Ozonabbau verursachen einen glo-          Grünland ist die Artenvielfalt höher als im landwirtschaft-
     balen Klimawandel mit gravierendem Einfluss auf die Ver-         lichen Gebiet selbst. Viele Wildtiere haben sich angepasst
     breitungsgebiete von Pflanzen und Tieren. 3° C Tempera-          und kommen mit dem Menschen und städtischen Strukturen
     turerhöhung bedeuten 30 % Artenverlust. Lichtemissionen          nicht nur zurecht, sondern werden auch gefördert. Der Weg-
     von Straßenbeleuchtungen und Anstrahlungen von Bauwer-           fall von Jagd und diversen Pestiziden sowie die Vielfalt von
     ken und Werbeeinrichtungen ziehen nachtaktive Insekten           Gärten und Stadtlandschaften schaffen auch vielfältige Le-
     aus ihren Lebensräumen ab und irritieren Zugvögel.               bensräume. Gefahren sind aber zum Beispiel große Straßen,
                                                                      ausladende Glasstrukturen oder Glasgebäude sowie zu viel
     Diesen Gefahren wirkt Wien mit vielfältigen Maßnahmen            und falsche Beleuchtung. Diese Fehlentwicklungen erfordern
     entgegen.                                                        Abhilfemaßnahmen, für die sich die WUA massiv einsetzt. Im
Stadtökologie

Jahr 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städ-       Wien weist trotz hohem Grünraumanteil noch ein großes Po-
ten leben, was durchaus Vorteile für die Biodiversität bringen   tential für Begrünung in dicht verbauten Gebieten auf. Eine
kann, sofern die Fußabdrücke nicht zu groß werden, sprich        erste Abschätzung errechnet, dass die Begrünung der zur
die Ressourcen, die die Städte außerhalb ihrer Grenzen ver-      Verfügung stehenden Dachflächen an heißen Tagen schon
brauchen nicht zu hoch sind. Das heißt, dass Städte, die eine    zu einer Temperatursenkung um 5° C im städtischen Gebiet
energieeffiziente, nachhaltige Lebensweise ermöglichen auch      führen könnte. Bäume haben durch ihre Beschattungs-
positiv für die Biodiversität wirken.                            funktion und die hohe Verdunstung bei ausreichendem
                                                                 Wasserangebot eine kühlende Wirkung. Dieselbe Tempera-
                                                                 tur wird im Schatten eines Baumes angeblich subjektiv nur
Zusätzliche Lebensräume in der Stadt – Win-                      halb so hoch empfunden wie in der prallen Sonne. Grünflä-
Win Situation für Mensch und Biodiversität                       chen ab einer Größe von 1,6 Hektar kühlen auch das Um-
                                                                 feld von einigen 100 m um die Grünfläche. Die Beschattung
Problemstellung Klimawandel                                      von Gebäuden durch Pflanzen hat zudem positive Effekte
                                                                 auf das Innenraumklima und kann im Idealfall sogar Kühl­
Großstädte weisen mit ihrem hohen Bebauungs- und Ver-            energie einsparen. Sogar Bäume, die in Containern um
siegelungsgrad eine große Wärmespeicherkapazität auf.            Häuser platziert wurden, sparten 7 bis 40 Prozent der Kühl­
Während sommerlicher Hitzewellen können durch den so             energie in den Gebäuden ein. Wenn man bedenkt, dass ein
bedingten „Wärmeinseleffekt“ die innerstädtischen Tempe-         Gutteil des jährlichen Stromverbrauchszuwachses auf Ge-
raturen bis zu 10° C über jenen des umliegenden Grün-            bäudekühlung entfällt, sollte diese natürliche Kühlungs-
landes liegen. Insbesondere die nächtliche Abkühlung fällt       möglichkeit – mit umfassenden Komfortgewinn – genutzt
in solchen Wärmeinseln deutlich geringer aus. Gerade diese       werden.
ist jedoch für die Erholung des menschlichen Organismus
nach einem Hitzetag besonders wichtig.                           Eine verpflichtende Dachbegrünung unter definierten Be-
                                                                 dingungen und unter Festlegung von ökologischen Min-
Wien weist auf Grund des Grüngürtels eine relativ gute           destkriterien, eine Förderung vertikaler Begrünungen und
nächtliche Durchlüftung auf. Dennoch bauen sich zwischen         eine stärkere Einbindung der Bevölkerung, die sich häufig
                                                                                                                               13
Stadtzentrum (Messstelle Innere Stadt) und Stadtrand (Ma-        mehr Grün wünscht, könnten neue Impulse für eine ökolo-
riabrunn) an heißen Tagen bis zum Abend Temperaturun-            gische Stadtentwicklung in Wien setzen.
terschiede von bis zu 7° C auf. Der Klimawandel wird solche
Phänomene zusätzlich verstärken und in Städten somit eine        Die Initiativen der WUA werden auf den näch-
gewisse Beschleunigung erfahren. In den letzten 23 Jahren        sten Seiten in den Einzelthemen zu Stadtökolo-
gab es in der Innenstadt um 28 % mehr Hitzetage als auf          gie und Naturschutz genauer ausgeführt!
der Hohen Warte. Eine der einfachsten Möglichkeiten der
sommerlichen Überwärmung von Städten und der damit
einhergehenden Beeinträchtigung des thermischen Kom-
forts im Innen- und Außenraum zu begegnen, ist die syste-
matische Durchgrünung von Städten.

Grüne Dächer und Fassaden als Lebensraum und
Kühlung

Da Freiflächen in Städten generell ein sehr begrenztes Gut
sind, müssen Alternativen zu den „klassischen Arten der Be-
grünung“, wie Baumpflanzungen, Parkanlagen und gestalte-
te Innenhöfe genutzt werden und vertikale und horizontale
Freiflächen an Gebäuden zusätzlich begrünt werden.

Jede Art des Grünraumes unterstützt auch die Ansiedlung
von Tieren, wobei man durch entsprechendes Design und
Pflanzenauswahl, gezielt die Ansiedelung heimischer Pflan-
zen und damit auch Tiere fördern kann. Vor allem vertikale
Strukturen (Fassadenbegrünungen) bieten vielen Vögeln
ideale Nistplätze. Nicht zuletzt können Gründächer, sofern sie
begehbar ausgestaltet werden, den HausbewohnerInnen als
grüner Erholungsraum in unmittelbarer Nähe dienen, welcher
der Qualität von Gärten durchaus gleichgesetzt werden darf.
01   Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte

                                                                      frastruktur vor klimabedingten Schadensereignissen
     Klimawandel                                                      oder Evakuierungsmaßnahmen stellen insbesondere an
                                                                      Städte umfangreiche Herausforderungen.
     Klimawandel-Anpassung
                                                                   3. Internationale Studien haben gezeigt, dass der Hand-
     Die österreichische Bundesregierung hat sich das Ziel ge-        lungsspielraum auf der kommunalen Ebene bei der Ge-
     setzt, unter der Federführung des Lebensministeriums bis         staltung (Verkehrs- und Raumplanung, Bauordnung,
     zum Jahr 2011 eine nationale Anpassungsstrategie an den          Katastrophenschutz etc.) in der Regel sehr hoch ist. Die
     Klimawandel zu erarbeiten (siehe auch www.klimawandel­           Dichte ermöglicht jedoch Effizienz und hohe Wirksam-
     anpassung.at/nationale-anpassungsstrategie/). Die Wiener         keit von Maßnahmen. Städte sind daher Hauptadres-
     Umweltanwaltschaft (WUA) war bisher in alle vorbereiten-         saten, sowohl bei der Entwicklung von Klimaschutz- als
     den Workshops des Ministeriums als Teilnehmerin einge-           auch Klimawandel-Anpassungskonzepten.
     bunden und ist auch Mitglied im Beteiligungsprozess, in
     dem die sogenannte organisierte Öffentlichkeit (Länderver-
     treter, Kammern, Umweltorganisationen etc.) fachlichen        Auswirkungen des Klimawandels
     Input zur Konkretisierung der Anpassungsstrategie leistet.    auf Gebäude
     Dabei bemüht sich die WUA insbesondere darum, spezi-
     fisch städtische Themen stärker ins Blickfeld zu rücken.      Insgesamt haben ArchitektInnen und PlanerInnen in den
     Dazu gehören die Vermeidung von Wärmeinseln in der            letzten Jahrzehnten häufig bei ihrer Arbeit zuwenig Rück-
     Stadtplanung, die Anpassung von Baunormen und Gebäu-          sicht auf das lokale Klima genommen. Glasfassaden im
     desimulationsmodellen an aktuelle und künftige klima-         Büro- oder große unbeschattete Fensterflächen im Wohn-
     tische Bedingungen, die Integration von Vorgaben für die      bau sowie geringe Speichermassen haben wenig sommer-
     Sommertauglichkeit von Gebäuden in die Sanierungsför-         taugliche Gebäude entstehen lassen, die nur mit energie-
     derung, die CO2-arme Deckung unvermeidbaren Kühlbe-           aufwändiger Haustechnik thermischen Komfort bieten.
     darfs oder die Erarbeitung von Alarmplänen zum Schutz
     sensibler Personengruppen bei Hitzewellen. Städtenetz-        In einer Zeit von Klimawandel und Marktverknappungen
     werke in Österreich und international haben eine wichtige     nicht erneuerbarer Energieträger, wie Öl und Gas, ist es von
     Rolle bei der Klimawandel­anpassung und tragen bei, dass      essentieller Bedeutung, Gebäude wieder stärker an das lo-
14
     städtespezifische Themen ausreichend in den Anpas-            kale Klima anzupassen und dabei auch künftige Verände-
     sungsstrategien vertreten sind.                               rungen zu berücksichtigen. Es muss „mit“ dem Klima statt
                                                                   „gegen“ dieses geplant werden. Bei Berücksichtigung der
                                                                   zu erwartenden Erwärmung bedeutet dies z. B. Einplanung
     Eindrücke von der URS 2009 in 		                              von Beschattungs- und anderen natürlichen Kühlungsele-
     Marseille, einer internationalen Konfe-                       menten, wie Dach- und Fassadenbegrünung.
     renz zu „Städten und Klimawandel“
                                                                   Rechentools zur Simulation des lokalen Mikroklimas in Ab-
     Vom 27. – 30. Juni 2009 wurde in Marseille eine Konferenz     hängigkeit von Vegetation, Gebäudeorientierung und Ober-
     der Weltbank mit VertreterInnen aus 90 Ländern zum            flächentemperaturen sollten auch in der Wiener Städtepla-
     Thema „Städte und Klimawandel“ abgehalten, an der auch        nung Anwendung finden, um einen optimalen Mix von na-
     eine Vertreterin der WUA teilnahm (siehe auch www.            türlicher Durchlüftung, hellen oder begrünten Fassaden
     urs2009.net/). Dort wurde von der Weltbank die Empfeh-        und Dachflächen sowie Schatten- und Feuchtigkeitsspen-
     lung ausgesprochen, Städte bei den internationalen Kli-       dern zu entwickeln, der bestehende Wärmeinseln sanieren
     maschutz- und Klimawandel-Anpassungsverhandlungen di-         hilft und neue vermeidet.
     rekt als Verhandlungspartner einzubinden. Dies aus fol-
     genden Gründen:                                               Niederschläge sollten nicht in der Kanalisation landen, son-
                                                                   dern in hohem Ausmaß zur Verdunstung gebracht werden,
     1. Bis 2030 werden etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung      um in heißen Sommermonaten den damit verbundenen
        in Großstädten leben (siehe auch www.earthscan.co.uk).     Kühleffekt zu nutzen.
        Sie sind damit Hauptansprechpartner für Klimaschutz-
        maßnahmen. Die Wende zu einer nachhaltigen Gesell-
        schaft muss vor allem und in erster Linie in den Städten
        geschehen.                                                 Verkehr
     2. Städte sind aufgrund der Bevölkerungsdichte und der        Mit dem Ziel einer Stadt mit hoher Lebensqualität ist das
        Dichte an Infrastruktur hoch vulnerabel gegenüber Kli-     Öffentliche Verkehrsnetz vor allem in den künftigen Stadt-
        mawandelfolgen. Wärmeinseleffekte bei Hitzewellen,         erweiterungsgebieten flächendeckend engmaschig auszu­
        die Ausbreitung neuer Krankheiten, der Schutz der In-      bauen.
STadtökologie

Mit einem guten Anschluss an das Öffentliche Verkehrsnetz        Stellplätze/Garagen
können viele zusätzliche Autofahrten vermieden werden.
Eine Intervallverdichtung und eine Attraktivierung der Halte-    Im Laufe der Jahre 2008/2009 wurden rund 55 Akten be-
stellenbereiche (Beleuchtung, Wetterschutz, Fahrradab-           treffend Stellplätze und Garagen bei der Wiener Umweltan-
stellmöglichkeit, ...) wird den Umstieg auf Öffentliche Ver-     waltschaft bearbeitet. Grundsätzlich handelt es sich dabei
kehrsmittel fördern. Auch der Ausbau des Straßen-                um Anfragen betreffend:
bahnnetzes sollte vorangetrieben werden.
                                                                 •   die Errichtung von Pflichtstellplätzen bzw. freiwilligen
•   Begleitet von Geschwindigkeitsüberwachungen, mobi-               Stellplätzen in Innenhöfen
    len Tempoanzeigen und baulichen Maßnahmen sollte
    die Ausweitung der Tempo-30-Zonen weitergeführt wer-         •   die Errichtung von Flugdächern in Innenhöfen für das
    den. Tempolimits vor Schulen, Kindergärten, Parks,               Unterstellen von Fahrzeugen
    Spielplätzen und im Wohnbereich erhöhen das Sicher-
    heitsgefühl und der Lebensraum Straße kann wieder            •   Tiefgaragen verschiedener Größen ( von ca. 8 Stellplät-
    von den Menschen zurückerobert werden. In neuen                  zen aufwärts) unter Gebäuden (meistens bei Neu-
    Stadtteilen sollte man mehr Mut für innovative Verkehrs-         bauten), unter Innenhöfen bzw. unter Parkanlagen
    lösungen im Wohnbereich zeigen, wie z.B. das Modell
    des „shared space“ aus Holland oder die “Begegnungs-         •   die Errichtung von Parkhäusern
    zone“ aus der Schweiz.
                                                                 Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass die Innen-
•   Im Bereich des Stellplatzregulativs soll es im Falle eines   höfe generell von Pkws freigehalten werden, wenn es die
    Neubaus keine gesetzlich vorgeschriebene Vollausstat-        örtlichen Gegebenheiten nicht erlauben, das heißt, wenn
    tung mit Parkplätzen mehr geben. Die geforderten Kfz-        die Zufahrt zu schmal bzw. zu lang ist, wenn die Innenhöfe
    Parkplätze sollen in dafür vorgesehenen Garagen ange-        selbst zu klein sind, wenn viele Fenster von Aufenthaltsräu-
    boten werden. Auch muss der im Garagengesetz gefor-          men in den Hof hineingehen, wenn Bäume gefällt werden
    derte Stellplatzrückbau an der Oberfläche forciert wer-      müssen. Auch im Falle von der Errichtung von Flugdächern
    den, damit der Straßenraum wieder als Lebensraum             in Innenhöfen gelten dieselben Beurteilungskriterien.
    nutzbarer und sicherer wird.
                                                                                                                                  15
                                                                 Tiefgaragen, die bei Neubauten unter den Gebäuden errich-
•   Ein gut ausgebautes Radwegenetz muss fixer Bestand-          tet werden, werden grundsätzlich positiv bewertet, solange
    teil in einem neuen Stadtteil sein. Ein lückenloser An-      ein Verkehrsgutachten die Aufnahme des zusätzlichen Ver-
    schluss an das bereits bestehende Radwegenetz muss           kehrsaufkommens in den bereits existierend Verkehrsstrom
    gegeben sein. Im Falle eines Neubaus müssen Fahr-            positiv beurteilt.
    radabstellplätze mit eingeplant werden, die leicht zu-
    gänglich (ohne Stufen, steile Rampen, Angsträume)
    und in ausreichender Qualität und Quantität vorhanden        Worldcafe „Radfahren in Wien“
    sind.
                                                                 Die WUA organisierte gemeinsam mit dem VCÖ im Oktober
•   Neben der weiterführenden Errichtung gänzlich auto-          2009 ein Worldcafe zum Thema „Radfahren in Wien“.
    verkehrsfreier Zonen (Fußgängerzonen), sollen im Vor-
    feld sensibler Nutzungen wie Schulen, Kindergärten,          Rund 30 Fachleute der Wiener Stadtverwaltung (zum Bei-
    Kirchen, Seniorenheime, Krankenhäuser, Parkanlagen           spiel MA 46-Verkehrsorganisation und technische Verkehrs-
    und Spielplätzen temporäre autofreie Zonen in Straßen-       angelegenheiten) und aus der Privatwirtschaft (zum Bei-
    zügen und auf Plätzen ermöglicht werden. Bei Neupla-         spiel Betreiber der Citybikes) diskutierten im Rahmen der
    nungen (insbesondere von Plätzen und Geschäftsstra-          Veranstaltung über Ansatzpunkte zur Steigerung des Rad-
    ßen) sind Gehsteige großzügiger (mindestens 2 m) zu          verkehrs in Wien.
    dimensionieren und auf eine Attraktivierung des Fuß-
    gängerbereiches zu achten (schattenspendende Be­             Der Schweizer Gastvortragende Oskar Balsiger vom Tiefbau-
    pflanz­ungen, Rampen, längere Grünphasen, gute Be-           amt des Kanton Bern stellte durch kontroversielle Beispiele
    leuchtung, Sitzgelegenheiten, ...)                           dar, wie Radverkehr in Städten erfolgreich gefördert werden
                                                                 kann. Daran anschließend diskutierten die Teilnehmerinnen
                                                                 und Teilnehmer an vier Tischen – in wechselnder Zusam-
                                                                 mensetzung – unterschiedliche Fragestellungen, Erfah-
                                                                 rungen und Überlegungen.
01   Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte

     NATURSCHUTZ
                                                                   Bereits 1994 wurden erstmals Gstett’n von der WUA defi-
     Baumschutz                                                    niert und aufgespürt. Seit damals gehört der Gstettn’führer
                                                                   mit seinem umfangreichen Karten- und Fotomaterial zu
     Bäume haben in der Stadt vor allem für die Bewohner­          den beliebtesten Publikationen der WUA. Daher wurden
     Innen in der unmittelbaren Umgebung vielfach eine emoti-      im Sommer 2008 die vorhandenen Stadtwildnisflächen
     onale Bedeutung. Werden Großbauvorhaben wie Tiefgara-         wieder überprüft und deren Veränderungen dokumentiert.
     gen angekündigt, bilden sich rasch Bürgerinitiativen, die     Somit steht nun die 4. Auflage des Wiener Stadtwildnisfüh-
     bei der Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) technisch-            rers zur Verfügung.
     fachliche und rechtliche Informationen bekommen.
                                                                   Bei der Aktualisierung des Gstettn’führers waren die posi-
     Am Dr. Karl-Lueger-Platz im 1. Bezirk war unmittelbar ne-     tiven Auswirkungen der Renaturierung weiterer Abschnitte
     ben einer 1928 gepflanzten Platane eine Tiefgarage ge­        des Liesingbaches auf Tier- und Pflanzenwelt deutlich zu
     plant. Die Bürgerinitiative Luegerplatz fürchtete um den      sehen, an den vom Steinkorsett befreiten Ufern finden Au-
     Bestand des zum Naturdenkmal erklärten Baumes und             gehölze, Froschlöffel, Rohrglanzgras und Minze neue
     stellte die vom Bauwerber beigebrachten Gutachten in          Standorte.
     Frage. Weitere Gutachten, die einen drei Meter tiefen Wur-
     zelsuchgraben notwendig machten, führten zur Verschie-        Auf Basis des Gstettn’führers wurde vom ORF auch ein
     bung der Tiefgarage. Bei einer Befragung der Bezirksvor-      Universum-Film produziert.
     stehung im Juni 2009 haben sich die AnrainerInnen
     schließlich mehrheitlich gegen die Errichtung der Tiefga-
     rage ausgesprochen – das Projekt wird somit nicht
     realisiert.                                                   UVP „Flussbauliches
     In Wien 13, Fleschgasse soll ebenfalls ein Bauwerk im Wur-
                                                                   Gesamtprojekt Donau
16   zelraum eines zum Naturdenkmal erklärten Baumes errich-       östlich von Wien“ (FGP)
     tet werden. Auch hier wird ein Wurzelsuchgraben zeigen, ob
     eine Realisierung des Projektes in dieser Form möglich ist.   Ziele des Projekts sind die Stabilisierung der Donausohle,
                                                                   die Erhöhung der Fahrwassertiefe für die Schifffahrt unter
     Für den Ausbau der S 80 im Bereich des Mühlwassers im         Niederwasserbedingungen und die Verbesserung der öko-
     22. Bezirk wurde die Rodung von Bäumen während der            logischen Verhältnisse des Nationalparks Donau-Auen.
     Brutsaison diverser baumbrütender Vögel beantragt. Da
     eine Verschiebung der Arbeiten aus wirtschaftlichen Grün-     Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist bereits vor der Ertei-
     den nicht möglich war, wurde auf Initiative der WUA ein       lung der Grundsatzgenehmigung für das gesamte Vorha-
     Ornithologe mit der Untersuchung des Baumbestandes            ben durchzuführen. Die Detailgenehmigungen behandeln
     auf Nestlinge durchgeführt. Da keine Jungvögel gefunden       deshalb nur noch Belange, die nicht UVP-relevant sind.
     wurden, konnte die Rodung planmäßig erfolgen.
                                                                   Durch die Ausweisung als Nationalpark und Natura
     Um eine qualifizierte Beurteilung der Auswirkungen von        2000-Gebiet sind die Donauauen höchstrangige Schutzge-
     Eingriffen in den Lebensraum von Bäumen sicherzustel-         biete, für die ein günstiger Erhaltungszustand zu gewähr-
     len, nehmen die Sachverständigen der WUA an entspre-          leisten ist. Dies bedeutet, dass zumindest der Ist-Zustand
     chenden Seminaren und Fachveranstaltungen teil.               als Mindeststandard zu garantieren ist. Dieser Status quo
                                                                   definiert damit Schwellenwerte, die keinesfalls unterschrit-
                                                                   ten werden dürfen. Droht durch einen Eingriff eine Ver-
                                                                   schlechterung,        sind      Kompensationsmaßnahmen
     Neuauflage des                                                vorzusehen.
     „Gstettn’führers“                                             Die Prognosen zu den Umweltauswirkungen des Projektes
                                                                   sind mit Unsicherheiten behaftet. Aus diesem Grund wur-
     Die WUA leistet mit ihrem beliebten „Gstettn’führer“ einen    den seitens der Sachverständigen Auflagen formuliert, die
     Beitrag zur Bewusstseinsbildung unter Kindern und Ju-         das Risiko nachhaltiger Beeinträchtigungen reduzieren sol-
     gendlichen. Die liebevoll illustrierte Broschüre zeigt an-    len. Die Auflagen betreffen u. a. Aspekte der Schwellen-
     schaulich, dass Stadtwildnis nicht nur Rückzugsraum von       wertbildung und des Projektumsetzungsmodus, die
     seltenen Tieren und Pflanzen, sondern auch ein faszinie-      Beweis­­sicherung und Angaben zur ökologischen
     render Abenteuerspielplatz sein kann.                         Bauaufsicht.
NATURSCHUTZ

Ein großes Problem für den Naturschutz besteht darin,        gegangen. Die Wahl des Verhandlungsortes und die man-
dass die Wirkung von Maßnahmen, welche die negativen         gelnde Information der Beteiligten führten zu erhöhtem
Auswirkungen der Sohlstabilisierung kompensieren sollen,     Misstrauen der NGOs und Bürgerinitiativen. Aus Sicht der
langfristig nicht absehbar sind. Die Stabilisierung der      WUA ist in den vorgelagerten moderierten Gesprächen die
Donau­sohle mittels granulometrischer Sohlverbesserung       Gelegenheit zu einer echten Mediation verpasst worden,
führt zu einer Reduktion des Normalgeschiebetriebes auf      sodass die auch vorhandenen positiven Aspekte des Pro-
rund 10 % des Ist-Zustandes. Das Neubildungspotenzial        jekts in der Diskussion nicht mehr gehört werden. Auf
von Schotterflächen und Inseln ist dadurch höchstwahr-       Grund der divergierenden Positionen ist ein konfliktfreier
scheinlich eingeschränkt. Welche konkreten Auswirkungen      Verfahrensablauf im vorliegenden Fall nicht mehr möglich.
langfristig auf die Qualität der Kiesstandorte zu erwarten
sind, ist derzeit offen. Auf Grund der zahlreichen Unwäg-
barkeiten kommt der Beweissicherung sowie einer exakten
Definition von Schwellenwerten (ab wann Handlungsbe-         Eingriffs-Ausgleichs-
darf gegeben ist) hohe Bedeutung zu.
                                                             Regelung im Wiener und
Für den Wiener Bereich des Projektes wurden von den          im Deutschen Natur-
Sachverständigen zur Gewährleistung der Umweltverträg-       schutzgesetz
lichkeit u. a. folgende Auflagen formuliert:

•   Die Gefahr einer Kolmatierung der rollierten Strom-      2008 hat Dr. Jürgen Rienesl (MA 22-Umweltschutz) vor­
    sohle ist durch eine Geschiebezugabe im Ausmaß von       übergehend das Team der Wiener Umweltanwaltschaft ver-
    ca. 40.000m³/Jahr zu verhindern, wobei die genauen       stärkt. Er beschäftigte sich u. a. mit dem Vergleich der Ein-
    Korngrößenzusammensetzungen im Detailprojekt fest-       griffs-Ausgleichs-Regelung im Wiener und im Deutschen
    zulegen sind.                                            Naturschutzgesetz aus der Sicht des Sachverständigen.
•   Durch Uferrückbau, Buhnenabtrag und Hinterrinner-
    herstellung sind bei Q3000 angeströmte naturnahe         Anlass für die Untersuchung war die schleichende Zerstü-
    Uferzonen bis 3 m Wassertiefe im Ausmaß von 100 ha       ckelung und Zersiedelung, mit welcher der Naturschutz in
    herzustellen.                                            den letzten Jahren besonders in Landschaftsschutzgebie-
                                                                                                                             17
•   Bis Q3000 sind strömungsgeschützte Uferbuchten im        ten vermehrt konfrontiert ist. Maßgeblich sind hier die vie-
    Ausmaß von zumindest 500 m²/km anzulegen.                len kleinen Eingriffe, die im Einzelnen bewilligungsfähig
•   Falls Laichplätze in der Donau durch die granulome-      erscheinen, die aber in Summe zu einer Veränderung der
    trische Sohlverbesserung bzw. durch die Sohlanpas-       Charakteristika der Landschaft führen können. Das Pro-
    sungen oder die Niederwasserregulierung in erheb-        blem besteht also in der kumulativen Wirkung kleiner und
    lichem Ausmaß betroffen sind, sind entsprechende Er-     kleinster Eingriffe, die jeder für sich genommen auf den
    satzlaichplätze im selben Größenausmaß innerhalb des     ersten Blick „irrelevant“ erscheinen mögen.
    Projektsgebietes herzustellen.
                                                             In der Studie wird die Anwendbarkeit von Begriffen und
Das Projekt wurde im März 2006 eingereicht. Im Herbst        Themenbereichen aus dem Deutschen Bundesnatur-
2008 fand in Hainburg eine drei Tage dauernde mündliche      schutzgesetz im Wiener Naturschutzgesetz diskutiert.
Verhandlung statt, an der sich Bürgerinitiativen und NGOs
rege beteiligten. Gestützt auf das Gutachten eines renom-
mierten Sachverständigen für Wasserbau hat die WUA bei
dieser Verhandlung auf offene Fragen hingewiesen. Auf        Bauführungen im Schutz-
Grund der vielen offenen Fragen, die sich im Zuge der
mündlichen Verhandlung ergeben haben, wurden von den
                                                             gebiet Wald- und Wiesen-
Behörden und NGOs noch weitere Gutachten in Auftrag          gürtel (SWW) sowie im
gegeben. Eine abschließende Entscheidung der Behörden        Parkschutzgebiet (SPK)
aus Niederösterreich und Wien wird im Laufe des Jahres
2010 erwartet.
                                                             Kollegium Kalksburg
Das gesamte Projekte zeichnet sich durch sehr komplexe
Wechselwirkungen der einzelnen Maßnahmen aus. Die            Im 23. Wiener Bezirk befindet sich im SPK auf dem Ge-
WUA war von Beginn an in das Projekt eingebunden, ohne       lände der Gesellschaft Jesu das Kollegium Kalksburg hin-
aber entscheidend auf das Projekt einwirken zu können.       ter dem ein Wohnprojekt umgesetzt werden soll. Als pro-
Ähnlich ist es den beteiligten NGOs und Bürgerinitiativen    blematisch hat sich der Baustellenverkehr herausgestellt,
ergangen. Auf Vorschläge bzw. Gegengutachten wird von        da dieser nicht durch den Trakt des denkmalgeschützten
Projektwerber- und Behördenseite teilweise zu wenig ein-     Patresgebäudes geführt werden kann.
01   Arbeitsschwerpunkte – wichtigste Projekte

     Der Vorschlag der WUA und der MA 49-Forstamt, den               Nach der erfolgreichen Fachtagung organisierte die WUA
     Baustellenverkehr schlicht übers eigene Gelände hinter          im April 2009 eine Veranstaltung für PlanerInnen, Archi-
     dem Schulgebäude zu führen, wurde wegen der erheb-              tektInnen und BauherrInnen. An der Fachveranstaltung
     lichen Beeinträchtigung des Schulbetriebs durch den Bau-        nahmen rund 50 Personen teil. Einleitend erörterte DI Mar-
     stellenverkehr abgelehnt.                                       tin Rössler von der Biologischen Station Auring Ringelsdorf
                                                                     den aktuellen Stand des Wissens bei der Vermeidung von
     Ein Teil des Baustellenverkehrs wurde auf dem Grund des         Vogel­anprall. Diplombiologe Heiko Haupt berichtete von
     Antragstellers abgewickelt, es war jedoch notwendig auch        seinen Untersuchungen am Post-Tower in Bonn, an den in
     den Stadtwanderweg zu benutzen. Im Naturschutzverfah-           einem Jahr über 1000 Vögel anprallten.
     ren war vor allem Amphibienschutz zu berücksichtigen. Der
     Wanderweg wurde in diesem Bereich für die Baudauer              Referate von Vertretern der Glasindustrie haben gezeigt,
     umgeleitet.                                                     dass die vogelfreundliche Gestaltung von Glasflächen be-
                                                                     reits als Geschäftsfeld erkannt wird und Patente für UV-
                                                                     Beschichtungen und spezielle Lacke eingereicht sind. Von
     Zufahrt 19. Bezirk, ZahnradbahnstraSSe                          kreativen ArchitektInnen und DesignerInnen werden die
                                                                     Möglichkeiten der Oberflächengestaltung von Glas bereits
     Da die gewidmete Zufahrt über Fremdgrund führt und              als zusätzliches Ausdrucksmittel eingesetzt. Architekt DI
     keine Einigung mit dem Eigentümer dieser Liegenschaft           Andreas Treusch belegte dies mit der Vorstellung der
     erzielt werden konnte, suchte ein Bauwerber um Bewilli-         Lärmschutzwand Theodor-Körner-Hof, bei der in Zusam-
     gung einer Zufahrt durch das angrenzende SWW an der             menarbeit mit der MA 29-Brücken- und Grundbau vorbild-
     Zahnradbahnstraße in Wien 19 an. Nach langen Diskussi-          licher Vogelschutz umgesetzt wurde.
     onen von WUA und MA 22-Umweltschutz mit dem Bau-
     werber wurde schließlich eine Variante bewilligt, bei der als   Die Mehrkosten für vogelfreundliches Siebdruckglas betra-
     Kompensation für die befestigte Zufahrt im SWW eine we-         gen cirka 30 Euro pro m², wobei aber für die nachträgliche
     sentlich größere Fläche des privaten Grünraumes des Bau-        Sanierung von „Vogelfallen“ mit Folien 50 bis 120 Euro pro
     werbers öffentlich nutzbar gemacht wird. Sobald die ge-         m² anzusetzen sind.
     widmete Zufahrt realisiert werden kann, wird die Zufahrt
     im SWW rückgebaut.                                              Bei der Tagung konnte bei PlanerInnen, ArchitektInnen
18
                                                                     und BauherrInnen vermehrtes Bewusstsein für die Not-
                                                                     wendigkeiten des Vogelschutzes bei Glasbauwerken und
                                                                     die gestalterischen und technischen Möglichkeiten beim
     Vogelanprall an                                                 Einsatz von Glas als Baustoff geschaffen werden. Wieder-
     Glasflächen                                                     holt wurden gesetzliche Regelungen zur Verhinderung von
                                                                     Vogelfallen gefordert.

     Die WUA engagiert sich seit nunmehr zehn Jahren für wir-
     kungsvolle Vogelschutzmaßnahmen an Glasflächen und              Positive Beispiele
     hat deren wissenschaftliche Untersuchung in Österreich
     initiiert. Mit Partnern aus Verwaltung und Wirtschaft konn-     In Wien ist die MA 29–Brücken- und Grundbau nach wie
     ten bereits mehrere vorbildliche Projekte umgesetzt wer-        vor bemüht, Glasbauwerke nach dem aktuellen Stand des
     den. Prominentestes Beispiel ist die Lärmschutzwand vor         Wissens vogelfreundlich zu gestalten. Auch bei der Gesamt­
     dem Theodor-Körner-Hof am Margaretengürtel.                     instandsetzung der Friedensbrücke wird der durchsichtige
                                                                     Windschutz vogelschlagsicher ausgeführt. Architekt An-
                                                                     dreas Treusch kann auf seine Erfahrung aus der Gestaltung
     Fach- und Anwendertagung zum Thema                              des Theodor-Körner-Hofes zurückgreifen.
     Vogelanprall an Glasflächen
                                                                     Die Ornithologische Fachtagung 2008 und die Anwenderta-
     Im Rahmen einer Fachtagung der WUA im Februar 2008              gung 2009 haben offensichtlich dazu beigetragen, dass
     in Wien, referierten renommierte Ornithologen zum Thema         dem Thema Vogelanprall an Glasflächen mehr Bedeutung
     „Vogelanprall an Glasflächen“. Allgemein wird der man-          zugemessen wird. In Zusammenarbeit mit der MA 34-Bau-
     gelnde Wissensstand beim Thema Vogelanprall an Glasflä-         und Gebäudemanagement wurde für den gläsernen Verbin-
     chen in der Bevölkerung, aber auch bei PlanerInnen und          dungsgang im Amtshaus Muthgasse ein für Vögel gut sicht-
     BauträgerInnen betont. Die Schweizerische Vogelwarte hat        bares Muster als Folie aufgebracht. BesucherInnen und
     deshalb gemeinsam mit der WUA die Broschüre „Vogel-             MitbenützerInnen des Gebäudes hatten sich zuvor mehr-
     freundliches Bauen mit Glas und Licht“ verfasst. Die Ta-        fach bei der Tierschutzombudsstelle (TOW) und der Gebäu-
     gung wurde von 50 Interessierten besucht.                       deverwaltung über tote Vögel beschwert, die an den Glasflä-
                                                                     chen verunglückt waren. Seit die von MA 34, PUMA und
NATURSCHUTZ

WUA finanzierten Folien aufgebracht wurden, sind keine           das Recht hat, den Sternenhimmel und unbeeinträchtigte
Opfer mehr zu beklagen.                                          Nachtlandschaften als Teil der Natur zu erleben. Gefordert
                                                                 wird unter anderem eine Minimierung der negativen Ein-
Auch die gläserne Lärmschutzwand am Amtshaus Mariahil-           flüsse künstlichen Lichts auf Fauna und Flora. Licht darf im
fer Gürtel soll auf Initiative der MA 34 vogelschlagsicher ge-   Außenraum nur in der sicherheitstechnisch erforderlichen In-
staltet werden.                                                  tensität und nur dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist.
                                                                 Naturschutzfachlich sensible Lebensräume wie Trockenra-
Vorträge der WUA wie vor dem Umweltausschuss des 22.             sen und Gewässer sind besonders zu schützen.
Bezirks tragen zur Bewusstseinsbildung in dieser Frage bei.
Seit der Anwendertagung treffen vermehrt Anfragen von Ar-
chitektInnen zur vogelfreundlichen Gestaltung von Glasbau-       Ökologische Kriterien für AuSSenbeleuchtungen
werken bei der WUA ein.                                          sind aus Sicht der WUA:

Neben der Wiener hat auch die Niederösterreichische Um-          •   In naturschutzfachlich sensiblen Gebieten (z. B. in der
weltanwaltschaft die Entwicklung vogelfreundlicher Glasde-           Nähe von Gewässern) muss die Beleuchtung hinsicht-
signs maßgeblich unterstützt. Vielfach wird in Niederöster-          lich Dauer und Intensität auf das sicherheitstechnisch
reich bei Lärmschutzwänden bereits vogelschlagsicheres               notwendige Minimum beschränkt werden.
Glas von der Naturschutzbehörde vorgeschrieben. Nach             •   Zur Ausleuchtung von Straßen und Wegen sind grund-
Wiener Vorbild will nun die Niederösterreichische Landes­            sätzlich Lampen zu wählen, die soweit technisch mög-
akademie eine Informationsveranstaltung zum Thema „Ver-              lich nur nach unten strahlen.
meidung von Vogelanprall an Glasflächen“ organisieren,           •   Lampengehäuse müssen insektendicht sein.
Zielgruppe sind technische BeamtInnen des Landes Nieder­         •   Bei den Lampen sind jene vorzuziehen, die möglichst
österreich und ArchitektInnen.                                       wenig Licht im für Insekten besonders attraktiven 400
                                                                     nm-Bereich emittieren.
                                                                 •   Skybeamer und andere intensive über große Distan-
ÖBB und Wiener Linien                                                zen wirkende Beleuchtungen sind wegen ihrer desori-
                                                                     entierenden Wirkung auf Zugvögel abzulehnen.
Im Zuge der Bahnhofsinitiative und des Ausbaus des Schie-        •   Gebäudeanstrahlungen, Effektbeleuchtungen und
                                                                                                                                 19
nennetzes mit zahlreichen Lärmschutzwänden errichten die             leuchtende Werbeträger sind auch auf ihre Auswir-
ÖBB österreichweit eine Vielzahl von Glasbauwerken. Im-              kungen auf die Tierwelt zu untersuchen und im Einzel-
mer wieder werden der WUA Kollisionen von Vögeln mit die-            fall zu beurteilen. Aus der Sicht des Umweltschutzes
sen Glasflächen berichtet. Seitens der ÖBB gab es lange              handelt es sich bei dieser Art von Beleuchtung meist
Zeit keine Reaktion, obwohl die WUA auf verschiedenen                um Energieverschwendung.
Ebenen bis zur Konzernleitung interveniert hatte. Seit der
Teilnahme eines Referenten der ÖBB bei der Anwenderta-
gung der WUA im April 2009 wird zumindest die Informa-           Von medizinischer Seite wird darauf hingewiesen, dass der
tion zum Thema Vogelschlag an die Leiter der diversen Bau-       Einfluss künstlichen Lichts auf den menschlichen Organismus
werke weitergeleitet, die Auswirkungen dieser Maßnahme           gravierende gesundheitliche Störungen hervorrufen kann.
sind aber derzeit noch nicht absehbar.
                                                                 Die vertretenen Gruppierungen und die WUA sind sich da-
Wo es in UVP-Verfahren vorgeschrieben wird, rüsten die           rin einig, dass Lichtimmission im Außenraum als rechtlich
Wiener Linien U-Bahnstationen mit vogelschlagsicherem            relevanter Tatbestand eingestuft werden muss. Zur Eindäm-
Glas aus. Auch bei der Nachrüstung der U4-Stationen              mung der eskalierenden Effektanstrahlungen und Werbebe-
wurde vielfach der Vogelschutz berücksichtigt. Leider gibt       leuchtungen sind gesetzliche Regelungen zu fordern.
es noch immer eine Vielzahl von Vogelfallen unter den Glas-
bauwerken der Wiener Linien, zu denen die WUA das Ge-            Die WUA ist an der Erstellung einer ÖNORM „Lichtimmis-
spräch sucht.                                                    sion im Außenraum“ und bei der Ausbildung von Lichttech-
                                                                 nikern am Austrian Standards Institut beteiligt. Auch im
                                                                 Rahmen von Vorträgen wird auf die Umweltauswirkungen
                                                                 von künstlicher Beleuchtung hingewiesen.
Lichtverschmutzung
Gemeinsam mit UmweltmedizinerInnen, AstronomInnen, En-
tomologInnen, OrnithologInnen und Tourismusvertreter­Innen
wurde aufbauend auf der „La Palma Deklaration zum Schutz
des Sternenhimmels“ ein „Positionspapier Lichtverschmut-
zung“ erarbeitet. Darin wird festgehalten, dass jeder Mensch
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