MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband

 
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MITTEILUNGEN
JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
54/2018
                        MITTEILUNGEN 54/2018

NEUE MUSEUMS­
EINRICHTUNGEN           NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                     NEUE PUBLIKATIONEN40
Historisches Museum     Museum für Kommunikation Frankfurt       2
Frankfurt               Tabakschuppen Lorsch                     4
                        Historisches Museum Frankfurt            5   PERSONALIA42

                        AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN8                MELDUNGEN50

                        VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION                 VERBANDSMITTEILUNGEN
                        Integration von Medientechnik                 Internationaler Museumstag 2018
                          in Ausstellungen                      28     Netzwerk Museum:
                        Museumspädagogisches Live-                      Neue Wege, neue Besucher       59
                          Rollenspielprojekt im Neu-Isenburger        Das neue Kulturgutschutzgesetz
                          Stadtmuseum „Haus zum Löwen“          32     in der Museumspraxis           60
                        Interaktive Forscher-Stationen                Verbandstag 2017 in Hünfeld      62
                          im Vonderau Museum Fulda              34
VERMITTLUNG UND         Museumskoffer zu den literarischen
KOMMUNIKATION             Gedenkstätten der Städtischen               AUTORINNEN UND AUTOREN66
Interaktive Forscher-     Museen Wetzlar                        35
Stationen
                                                                      VORSTAND DES HESSISCHEN
                        SAMMLUNG UND DOKUMENTATION                    MUSEUMSVERBANDES66
                        Vom Umgang mit unbekannten
                         Fundobjekten am Beispiel
                         einer Fotosammlung                     36   IMPRESSUM67

                        FORSCHUNG
                        Archäologie in 3D
                         im Archäologischen Museum Frankfurt    38

FORSCHUNG
Archäologie in 3D
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Unter der Überschrift „Speyer verschläft         Orientierung. Hier werden die übergeordneten           Frank Appel, der Zukunftsforscher Harald Wel­
                                                                                 die Post“ ist zu sehen, wie eine bedeutende         Entwicklungslinien thematisiert, die das Ver­          zer, der Kreativchef von Google, Frederik G.
                                                                                 Stadt zu Beginn der Frühen Neuzeit den An­          hältnis zwischen Mensch und Medien bestim­             Pferdt, der Telekom-Kommunikationsmanager
                                                                                 schluss an die Verkehrsentwicklung verliert,        men. An diesen Phänomenstationen, um die               Stephan Althoff und andere mehr. Insgesamt
                                                                                 weil sie Postreitern nachts den Zutritt verwehrt.   sich die dazugehörigen Themeninseln grup­              befasst der Kreis sich mit Themen aus dem
                                                                                 An anderer Stelle erweist sich das Misstrauen       pieren, erhalten Familien, Gruppen und Ein­            Umfeld Arbeiten, Lernen, Industrie, Soziale
                                                                                 eines Bestattungsunternehmers als Auslöser          zelbesucher Hintergrundinformationen. Hier             Medien, Datenschutz, Privatheit und Öffent­
                                                                                 für die Erfindung der telefonischen Selbst­         können die Besucher auch über aktuelle Be­             lichkeit. Werden wir also Privatheit in Zukunft
                                                                                 wahl, die das „Fräulein vom Amt“ ablöst. Die        züge spielerisch miteinander ins Gespräch              kaufen müssen? Wie werden unsere Kinder in
                                                                                 heimlichen Liebesbilletts des Dichters Goethe       kommen, Fragen stellen und individuelle Ant­           30 Jahren kommunizieren? Werden Körper
                                                                                 präsentieren sich dem Publikum als „SMS von         worten finden. Sämtliche Inseln sind mit mo­           und Technik miteinander verwachsen?
                                                                                 1781“ – Kurznachrichten aus einer Zeit, als         dernen Medien ausgestattet. Ein Großteil der              Eine dritte eigenständige Einheit der Dauer­
                                                                                 der Brief das zentrale Kommunikationsmedium         Stationen bietet darüber hinaus die Möglich­           ausstellung wird durch „KunstRäume“ gebil­
                                                                                 war. In das Jahr 1905 führt „Wildwest in Ober­      keit, sich interaktiv durch die Welt der Kom­          det. Gezeigt werden hochkarätige Exponate aus
Das Museum für Kommunikation                                                     bayern“, als der erste Motorpostbus im idyl­        munikation zu bewegen.                                 der umfassenden Kunstsammlung des 17. bis
am Frankfurter Museumsufer;                                                      lischen Bad Tölz seines Lärms und Gestanks                                                                 21. Jahrhunderts. Fester Bestandteil der neu­
Foto: Per Schorn                                                                 wegen unter den Einheimischen auf Ableh­                                                                   en Präsentation sind die Installation „TribuT“
                                                                                 nung stößt und regelrecht mit der Flinte unter                                                             des Frankfurter Künstlers Jean-Luc Cornec         Interaktive Ausstellungsstation
                                                                                 Beschuss genommen wird. Der arglos abge­                                                                   und Salvador Dalís „Hummertelefon“. Die           „Allways on“ zur ständigen
                                  Mediengeschichte(n)                            setzte Tweet einer Amerikanerin ruft welt­                                                                 ebenfalls bekannte Medienplastik „Pre-Bell-       ­Erreichbarkeit; Foto:
                                                                                                                                                                                                                                               Anselm Buder
                                                                                 weit einen ungeahnten Shitstorm hervor, der                                                                Man“ des Koreaners Nam June Paik, die lange
                                  neu erzählt!                                   binnen Stunden zu ihrer gesellschaftlichen                                                                 Zeit vor dem Eingang des Museums stand,
                                  Die neue Dauerausstellung des                  Ächtung führt, während das Experiment von                                                                  wird derzeit aufwendig restauriert, um an­
                                                                                 Schülern, die auf einer Klassenfahrt ihre Handys                                                           schließend an ihren angestammten Ort zu­
                                  Museums für Kommunikation Frankfurt            zu Hause lassen, beispielhaft den breiten Ein­                                                             rückzukehren. Parallel zu den Juwelen der
                                                                                 fluss des Smartphones auf unseren Alltag ver­                                                              Kunstsammlung sind temporäre Ausstellun­
                                                                                 deutlicht.                                                                                                 gen den Phänomenen Beschleunigung, Ver­
                                  Unter dem Motto „Mediengeschichte(n) neu          Vier tragende Säulen des Medienkonsums –                                                                netzung, Kontrolle und Teilhabe gewidmet.
                                  erzählt!“ präsentiert das Museum für Kommu­    Beschleunigung, Vernetzung, Kontrolle und                                                                    Klaus Beyrer
                                  nikation Frankfurt seit September 2017 seine   Teilhabe – dienen in der Ausstellung als räum­      Ausstellungsbereich „Ruf doch mal an“ zur Geschichte
                                  Dauerausstellung zur Geschichte, Gegenwart     liche Klammer der Geschichtsinseln und als          der Telefonzelle; Foto: Anselm Buder
                                                                                                                                                                                                                                              Inszenierung zur Daten­
                                  und Zukunft der Kommunikation in frischem                                                                                                                                                                   sammlung im Internetzeitalter;
                                  Gewand. Mit der 2.500 qm umfassenden Schau                                                                                                                                                                  Foto: Anselm Buder
Blick in die neue Dauerausstel-
lung; Foto: Anselm Buder
                                  löst sich das Museum vom traditionell chro­                                                           Auf der Empore der Ausstellungsebene laden
                                  nologischen, durch die Abfolge technischer                                                         21 Monitore zu einer Expertenrunde ein. In
                                  Entwicklungen gegliederten Rundgang. Besu­                                                         Anbetracht des digitalen Wandels, der in un­
                                  cher navigieren stattdessen nach dem ihnen                                                         serer heutigen Zeit zu einem bedeutsamen
                                  vertrauten Prinzip der Verlinkung im World                                                         technologischen und kulturellen Umbruch
                                  Wide Web frei durch die Ausstellung. Entlang                                                       führt, stellen 21 Persönlichkeiten aus Wirt­
                                  von 44 exemplarischen Mediengeschichten,                                                           schaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesell­
                                  die nach dem Prinzip des Storytellings als                                                         schaft ihre Perspektiven auf die Kommunika­
                                  Themeninseln inszeniert sind, und anhand                                                           tion im 21. Jahrhundert und den Einfluss der           Museum für Kommunikation Frankfurt
                                  von 500 Originalexponaten zeigt die Ausstel­                                                       Digitalisierung zur Diskussion. Zu den Exper­          Schaumainkai 53
                                  lung, wie Erfindungsreichtum und Zufälle,                                                          ten, die in eigens erstellten Videostatements zu       60596 Frankfurt am Main
                                  tragische und kuriose Momente den Lauf der                                                         Wort kommen, gehören Barbara Hans, Chef­               Tel.: (0 69) 60 60 - 3 00
                                  Geschichte verändert haben.                                                                        redakteurin von „Spiegel online“, Postchef             www.mfk-frankfurt.de

2                                 NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                                                                                                                                  NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                          3
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Ausstellung zum Tabakanbau                        system gesteuert, das heute noch vorhanden                                                             Wer Frankfurt und das Historische Museum
                                                                                   ist. Von den insgesamt vier Stockwerken sind                                                       zum ersten Mal besucht, hat nur wenig Zeit,
                                 im historischen Tabakschuppen                     für Museumsgäste zwei Ebenen begehbar.                                                             sich eingehend mit der Stadtgeschichte zu be­
                                                                                       In sechzehn Ausstellungseinheiten finden                                                       fassen. Den Auftakt zum Museumsquartier bil­
                                 Lorsch                                            die Besucher nun den Tabakanbau von der                                                            den daher zwei Kurzzeit-Formate: die „Schnee­
                                                                                   Aussaat bis zur Fermentation modern und                                                            kugel“ und der „Stauferhafen“. Die Schnee­
                                                                                   ­abwechslungsreich präsentiert. Neben vielen                                                       kugel kann man schon vom Museumsplatz aus
                                                                                    originalen Gerätschaften zeigen großformatige                                                     sehen; sie spiegelt sich in dem messingfarbe­
                                                                                   Fotos, hinterleuchtete Informationstafeln, Film-                                                   nen Periskop. Der zweite Auftakt des Museums
                                                                                    und Tondokumente ein lebendiges Bild der                                                          ist der „Stauferhafen“. Von dem ehemaligen
                                                                                   Anbaukultur durch die Jahrhunderte. Das                                                            Mainhafen aus dem 13. Jahrhundert erschließt
                                                                                   Konzept der Kulturwissenschaftlerin Anette                                                         sich die Geschichte der Altstadt, vermittelt an
                                                                                   Vinnen und des Ausstellungsgestalters Thomas                                                       zwei großen Medientischen mit Kurzfilmen,
Der historische Tabakschuppen;                                                     Scheuermann stellt die einzelnen Gerätschaf­                                                       Fotos und Texten in acht Sprachen.
Foto: Stadt Lorsch                                                                 ten markant innerhalb der Scheunen­architek­                                                           Während der Bauphase von 2011 bis 2017
                                                                                   tur heraus, um den Wandel beim Tabakanbau                                                          wurden sechs partizipative Ausstellungen des
                                                                                   klar erkennbar zu machen. Das kommt bei­                                                           „Stadtlabor unterwegs“ realisiert. Die Erfah­
                                 In unmittelbarer Nachbarschaft zu einem           spielweise bei dem Thema Bewässerung zum                                                           rungen flossen in die Konzeption der Präsen­
                                 ­Tabakacker und im Areal des UNESCO-Welt­         Tragen, wo man mit hölzernen, von Pferden                                                          tation von „Frankfurt Jetzt!“ ein, der neuen
                                  kulturerbes gelegen, wurde in einem denkmal­     gezogenen Wasserfässern und Gießkannen                                                             Ausstellung zur gegenwärtigen Stadt. Mehr            Der Medientisch vor dem
                                  geschützten Tabakschuppen im September           anfing und bei brunnenbetrie­benen Bewäs­                                                          als 1.300 Frankfurter gaben ihre subjektiven         ­Stauferhafen; Foto: Stefanie
                                  2017 auf etwa 400 qm eine Ausstellung zum        serungssystemen endete.                                                                            Eindrücke von der Stadt im Sommer 2015                ­Kösling, © HMF
                                  Tabakanbau eröffnet. Als Ergänzung zum 1995          Nicht nur hier hat das neue Museum eine                                                        ­online und bei Umfragen ab. Sie beschrieben,
                                  eröffneten Tabakmuseum im Museumszentrum         Schnittstelle mit aktuellen landwirtschaftlichen                                                    was aus ihrer Sicht die wichtigen Orte und
                                  Lorsch entstand die Neueinrichtung in enger      Aktivitäten. Der Schuppen dient auch dem           Das Historische Museum                           Themen ihres Stadtteils sind, und der nieder­
                                  Zusammenarbeit zwischen der Stadt Lorsch         2013 ins Leben gerufenen Lorscher Tabakpro­                                                         ländische Künstler Herman Helle verarbeitete
                                  und dem Heimat- und Kulturverein. Gefördert      jekt als Geräteunterstand. Dessen größtes Ex­
                                                                                                                                      Frankfurt – ein neues Museum                     diese Aussagen in dem rund 70 Quadratmeter
                                  wurde die Maßnahme durch das Hessische           emplar ist selbst ein museales Stück: ein alter    für die Stadt                                    großen Frankfurt-Modell. So entstand ein Bild
                                                                                                                                                                                                                                           Das rund 70 qm große Frankfurt-
                                  Ministerium für Wissenschaft und Kunst.          Eicher-Traktor von 1956. Auch eine Tabak­                                                           der Stadt aus der Perspektive vieler Frankfurter.
                                                                                                                                                                                                                                           Modell von Hermann Helle;
Blick in den Ausstellungsraum;       Die Stadt in der Metropolregion Rhein-­       aufnähmaschine wird nach der Ernte von den
                                                                                                                                                                                                                                           ­Foto: Stefanie Kösling, © HMF
Foto: Wolfgang Gerlach,           Neckar blickt auf eine über 300-jährige Kultur   Freiwilligen in Gang gesetzt, um die sogenann­
© Stadt Lorsch                    des Tabakanbaus und der Zigarrenfertigung        ten Bandeliere zu nähen. Dass im alten Tabak­      Rund 60.000 Besucher haben das Historische
                                  zurück. Tabak war damit das wichtigste Kapi­     schuppen auch noch gearbeitet wird, erhöht         Museum Frankfurt in den ersten drei Monaten
                                  tel der Unternehmensgeschichte in der süd­       die Lebendigkeit und die Authentizität des         seit der Eröffnung des neuen Ausstellungs­
                                  hessischen Kommune und prägend für das All­      Ortes und dürfte ein weiteres Alleinstellungs­     hauses am ersten Oktoberwochenende 2017
                                  tagsleben des einstigen Dorfes. Während das      merkmal des Lorscher Museums sein.                 besucht. Die Highlights „Schneekugel“ und
                                  Tabakmuseum vor allem die Bereiche Zigarren­         Öffnungszeiten: Mitte März bis Ende Okto­      „Stauferhafen“ und die neuen Dauerausstel­
                                  fertigung und Rauchkultur abdeckt, widmet        ber, zugänglich nur mit Führungen.                 lungen „Frankfurt Einst?“ und „Frankfurt
                                  sich die neu eröffnete Ausstellung im ehema­       Gabi Dewald                                      Jetzt!“ locken seitdem wöchentlich mehrere
                                  ligen Tabakschuppen ausschließlich dem                                                              Tausend Frankfurter, Touristen und Gäste der
                                  landwirtschaftlichen Anbau des Tabaks.                                                              Stadt in das neue Stadtmuseum. Im Mai 2017
                                     Mit seinen 50 Metern Länge, einer Breite      Tabakschuppen Lorsch                               waren zunächst die Neubauten und der neue
                                  von 8 Metern und einer Höhe von 13 Metern        Im Klosterfeld 13                                  Platz nach den Plänen des Stuttgarter Büros
                                  diente das auf Winddurchlässigkeit angelegte     64653 Lorsch                                       LRO Architekten (Lederer, Ragnarsdóttir, Oei)
                                  Gebäude einst der Trocknung der Tabakblätter.    Tel.: (0 62 51) 17 52 60                           gefeiert worden. Im Herbst wurden dann die
                                  Diese wurde durch ein bewegliches Lamellen­      www.lorsch.de                                      neu konzipierten Ausstellungen präsentiert.

4                                NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                                                                                                                          NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                              5
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Zu den Dauereinrichtungen in der Abtei­                                                          viele Sichtweisen. Diese Art der Raumplanung               zentrum Deutschlands war. Die „Weltstadt“
                                 lung „Frankfurt Jetzt!“ gehört auch das offene                                                      ist charakteristisch für die Arbeitsweise des              Frankfurt steht am Schluss des Ausstellungs­
                                 Archiv „Bibliothek der Generationen“. Als                                                           Schweizer Gestalterbüros „arge gillmann                    parcours. Die Besucher verlassen die Ausstellung
                                 „Haus im Haus“ bildet es den östlichen Fix­                                                         schnegg“.                                                  „Frankfurt Einst?“ zwischen dem Standbild
                                 punkt im 1.000 qm großen Ausstellungsge­                                                                                                                       Karls des Großen, der für die monarchische
                                 schoss. Das Konzeptkunstwerk der Künstlerin                                                                                                                    Tradition der Stadt steht, und einem Denk­
                                 Sigrid Sigurdsson wird seit 18 Jahren im His­                                                                                                                  mal von 1926 für Friedrich Ebert – zugleich
                                 torischen Museum kuratiert und versammelt                                                                                                                      Sinnbild für die republikanische Tradition.
                                 die Materialien von über 100 „Autorinnen“                                                                                                                         Öffnungszeiten: Di, Do und Fr 10–18 Uhr,
                                 und „Autoren“. Fotos, Manuskripte, Ton- und                                                                                                                    Mi 10–21 Uhr, Sa und So 11–19 Uhr.
Besucher erkunden das offene
                                 Filmaufnahmen sowie Gaben verschiedenster                                                                                                                        Corinna Engel                                     Die rote Rundvitrine mit den
                                 Art werden kontinuierlich in Kassetten zu­                                                                                                                                                                        E­ xponaten zum Thema Kaiser-
Archiv der „Bibliothek der
                                 sammengetragen und dokumentieren Stadt­                                                                                                                                                                            wahlen; Foto: Stefanie Kösling,
­Generationen“; Foto: Stefanie
                                                                                                                                                                                                                                                    © HMF
 Kösling, © HMF                  geschichte. Zur Eröffnung des Ausstellungs­
                                 hauses hat die „Bibliothek der Generationen“
                                 eine neue Architektur erhalten und eine Me­
                                 dienstation erleichtert die Recherche in den       kann man mühelos mehrere Stunden verbrin­
                                 Archivalien.                                       gen und hat noch längst nicht alle Objekte be­
                                                                                    trachtet, Texte gelesen oder Medienstationen
                                                                                    benutzt. Die Ausstellung lässt sich aber auch
                                                                                    in kleineren Einheiten genießen: Die Galerie     Die Gestalter von „arge gillmann schnegg“ schufen in der
                                                                                    „Stadtbilder“ zeigt mit Vogelschauplänen von     Themengalerie „100xFrankfurt“ viele Sichtachsen;
                                                                                    der Renaissance bis zum Hochhausrahmen­          Foto: Petra Welzel, © HMF
                                                                                    plan von 2012 die Ausdehnung der Stadt. Das
                                                                                    „Altstadtdrama“ in vier Akten führt die seit
                                                                                    dem 19. Jahrhundert geführte Debatte um              Zu den Objekten gelangt man nicht nur auf
                                                                                    die Frankfurter Altstadt mit den berühmten       einem Weg, sondern es gibt viele Möglichkei­
                                                                                    Modellen der Brüder Treuner vor Augen. Die       ten der Annäherung. Der Weg zu den ausge­
                                                                                    darauf folgende Galerie „100xFrankfurt“ bie­     stellten Objekten in den Bereichen Frankfurt
                                                                                    tet einen ungewöhnlichen Zeitstrahl, 60 Me­      als Krönungsort und als Sitz der Nationalver­
                                                                                    ter lang, mit 100 eigensinnigen Objekten aus     sammlung in der Themengalerie „Weltstadt“
                                                                                    der Museumssammlung, die mit 100 Erzäh­          ist eng mit den Inhalten der Ausstellung ver­
                                                                                    lungen angereichert wurden. Hier kann man        knüpft. Bei der runden, in kaiserlichem Rot
                                                                                    weltweit Bekanntes sehen, wie die „Frankfur­     gestalteten Drehbühne müssen die Besucher
                                                                                    ter Küche“ der Architektin und Designerin        den Eingang erst finden. Die spiralförmig an­
                                                                                    Margarete Schütte-Lihotzky, aber auch un­        geordneten Rundvitrinen mit den Objekten                                                                      Das schwere Standbild Karls des
                                                                                    bequeme Dinge wie eine Zyklon-B-Dose der         zur Geschichte der Nationalversammlung von                                                                    Großen wurde als erstes Exponat
Das Stadtlabor, partizipatives                                                      Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämp­     1848/49 saugen die Vorbeikommenden dage­                                                                      in das Ausstellungshaus transpor­
Ausstellungsformat des HMF;                                                         fung (Degesch) mit Sitz in Frankfurt. Ober­      gen förmlich an. Die auf „100xFrankfurt“ fol­                                                                 tiert; Foto: Petra Welzel, © HMF
Foto: Petra Welzel, © HMF           Die größte Ausstellung ist der Stadtgeschich­   halb und parallel zu den Objekten verläuft       genden drei Galerien sind jeweils einem Thema
                                 te Frankfurts gewidmet: „Frankfurt Einst?“. Sie    ein begehbarer Zeitstrahl. Stadtgeschichtliche   gewidmet, das die Stadt vom Mittelalter bis
                                 erstreckt sich auf 2.000 qm Fläche über zwei       Ereignisse werden hier mit europäischen und      heute geprägt hat. Die erste beginnt mit Frank­            Historisches Museum Frankfurt
                                 Geschosse des neuen Hauses und richtet sich        weltgeschichtlichen in Bezug gesetzt. Von dem    furt als „Bürgerstadt“, die niemals von einem              Fahrtor 2
                                 an die Bewohner Frankfurts und der Region          erhöhten Standpunkt aus blicken die Besucher     Fürsten regiert wurde. Darauf folgt die „Geld­             60311 Frankfurt am Main
                                 ebenso, wie an Touristen, die Frankfurts Kul­      auf die Objekte. Aus verschiedenen Perspekti­    stadt“, die seit dem Beginn der Messen im                  Tel.: (0 69) 2 12 - 3 07 02
                                 turgeschichte vertieft erfahren wollen. Hier       ven entstehen so unterschiedliche Bilder und     12./13. Jahrhundert das Handels- und Finanz­               www.historisches-museum-frankfurt.de

6                                NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                                                                                                                                    NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                               7
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
In erster Linie bietet Kleidung dem Men­                                                                 Geklöppelte Kostbarkeiten
                                                                                       schen Schutz vor der Witterung, sie kann aber                                                               Erzgebirge trifft auf Waldhessen
                                                                                       auch als Statussymbol und der Repräsentation
                                                                                       dienen. Der soziale Status und weitere Infor­                                                               11. März bis 27. Mai 2018
                                                                                       mationen über den Träger ließen sich beson­
                                                                                       ders am Material und an der Farbe der Kleidung
                                                                                       ablesen. Bereits in der Römerzeit gab es die                                                                Der traditionellen Handwerkskunst des Klöp­
                                                                                       Redewendung: „Vestis virum reddit“ (Die Klei­                                                               pelns, die sie vor 30 Jahren erlernte, hat sich die
                                                                                       dung macht den Mann) – lange vor Gottfried                                                                  Rotenburgerin Gerdi Romanski verschrieben.
                                                                                       Kellers Novelle „Kleider machen Leute“.                                                                     Mittlerweile fertigt sie ihre Klöppelarbeiten
                                                                                                                                                                                                   nach eigenen Entwürfen an. Im Kreisheimat­
                                                                                       Museum Schloss Fechenbach                                                                                   museum wird nun mit 200 Stücken eine Aus­
                                                                                       Eulengasse 8                                                                                                wahl ihrer Arbeiten präsentiert: Motive aus
                                                                                       64807 Dieburg                                                                                               dem Kirchenjahr, aus der Natur, Engel, Musi­          Peter Paul Rubens: Die Grab­
                                                                                       Tel.: (0 60 71) 20 02 - 4 60                                                                                ker und vieles mehr. Von kleinen Figuren bis          legung Christi, um 1612;
                                                                                       www.museum-schloss-fechenbach.de                                                                            hin zu zwei Meter großen Motiven reicht das           Foto: © J. Paul Getty Museum,
                                                                                                                                                                                                   Repertoire. Für ihre geklöppelten Werke wur­          Los Angeles
                                                                                                                                                                                                   de die Künstlerin schon mit einigen Preisen
                                                                                                                                                                                                   ausgezeichnet. Am Internationalen Museums­
                                                                                                                                                geschätzter Gesprächspartner europäischer          tag ist Gerdi Romanski vor Ort und veranstal­
Barbara Focke: Kamero, 2014;                                                                                                                    Gelehrter und Fürsten sowie Diplomat in            tet ein Schauklöppeln.
Foto: Museum Schloss Fechen-                                                                                                                    ­europäischen Diensten.
bach                                                                                                                                                Die Ausstellung gewährt einen faszinieren­     Kreisheimatmuseum Rotenburg
                                                                                                                                                 den Einblick in die Arbeits- und Denkweise        Äußerer Schlosshof
                                                                                                                                                 des Künstlers in Auseinandersetzung mit his­      36199 Rotenburg an der Fulda
                                    Vom Schaf zur Tunika                                                                                         torischen Vorbildern und zeitgenössischen         Tel.: (0 66 23) 91 46 96
                                    Textilhandwerk und Mode in römischer Zeit                                                                    Arbeiten. Sie vereint Originalskulpturen von      www.kreis-heimatmuseum-rotenburg.de
                                                                                                                                                 der Antike bis zur Renaissance wie auch be­
                                    7. Dezember 2017 bis 20. Mai 2018                  Peter Paul Rubens: Haupt der Medusa, 1617/18, Kunst­      deutende Gemälde und Grafiken von Rubens’
                                                                                                                                                                                                                                                         Eine Klöppelarbeit von
                                                                                       histo­risches Museum, Wien; Foto: © KHM-Museumsverband    Vorläufern und Zeitgenossen. Mittels des direk­                                                         Gerdi Romanski; Foto:
                                                                                                                                                 ten Vergleichs werden Rubens’ geistreiche Bild­                                                         Siegnot Romanski
                                      Die Ausstellung widmet sich der Textilherstel­                                                             genesen und überraschenden Motivverwand­
                                      lung und Kleidung in der Römerzeit, wobei der    Rubens – Kraft der Verwandlung                            lungen, aber auch sein Ringen um das richtige
                                      Schwerpunkt bei dem Material Wolle liegt.                                                                  Format und die rechte Form deutlich. Gerade
                                      Exemplarisch gezeigt werden die einzelnen        8. Februar bis 20. Mai 2018                               den bewussten Rückgriffen auf identifizierbare
                                      Arbeitsschritte von der Schafschur bis zur                                                                 Vorbilder, die Rubens – im Sinne der „Aemu­
                                    ­fertigen Tunika. Kooperationspartner des                                                                    latio“ der zeitgenössischen Kunsttheorie –
                                     ­Ausstellungsprojekts ist das Römerkastell        Peter Paul Rubens prägte die europäische                  noch zu überbieten suchte, verdanken seine
                                      Saalburg in Bad Homburg vor der Höhe.            ­Barockmalerei wie kaum ein anderer Künstler.             Schöpfungen häufig ihre modern anmutende,
                                      Schafporträts der Hamburger Malerin und          Er wurde 1577 als sechstes von sieben Kindern             dynamische Erscheinung.
                                      Schauspielerin Barbara Focke ergänzen die        in Siegen, Westfalen, geboren und starb 1640
Peter Paul Rubens: Selbstporträt,     historische Präsentation. Ihre künstlerischen    in Antwerpen, seinem Lebensmittelpunkt. Be­              Städel Museum
um 1638, Kunsthistorisches            Arbeiten sind Charakterstudien, denn die         reits als junger Mann fand er internationale             Schaumainkai 63
­Museum, Wien; Foto: © KHM-           Künstlerin ist sich sicher: „Auch Tiere haben    Anerkennung als außerordentlich innovativer              60596 Frankfurt am Main
 Museumsverband
                                      einen Charakter, sie sind intelligent und, ja,   Künstler. Doch Rubens war nicht nur Maler,               Tel.: (0 69) 60 50 98 - 2 32
                                      sie haben eine Seele“.                           sondern auch Kunsttheoretiker und -sammler,              www.staedelmuseum.de

8                                   AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                              AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                               9
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Ebbe Weiss-Weingart –                           darstellungen, schuf sie Stücke mit ironisch-             der Volkshochschule Friedberg, 1993 zog sie
                                                                                   skurrilem Unterton. Seit den 1990er Jahren                von Butzbach nach Jossgrund (Main-Kinzig-
                                   70 Jahre Schmuck
                                                                                   fertigt sie mit großer Vorliebe Schmuck aus               Kreis), ihren heutigen Wohnort. Seit 2006 be­
                                   25. Februar bis 3. Juni 2018                    chinesischen Jadereliefs.                                 tätigt sich INK als freischaffende Künstlerin
                                                                                                                                             und erhielt mehrfach Auszeichnungen für
                                                                                   Deutsches Goldschmiedehaus Hanau                          ihr Werk.
                                   Ebbe Weiss-Weingart (geb. 1923) gehört zu den   Altstädter Markt 6                                                                                                                                            Gerhard Richter: Fenster, 1968;
                                   großen Wegbereiterinnen des interna­tionalen    63450 Hanau                                               Kunstsammlungen der Stadt Limburg                                                                   Foto: Kunstmuseum Bonn,
                                   Autorenschmucks. Über sieben Jahrzehnte         Tel.: (0 61 81) 25 65 56                                  Historisches Rathaus                                                                                © Gerhard Richter 2018
                                   bereicherte sie die zeitgenössische Schmuck­    www.goldschmiedehaus.com                                  Fischmarkt 21
                                   szene mit ihren vielseitigen Arbeiten. Die im                                                             65549 Limburg an der Lahn
                                   Goldschmiedehaus gezeigte Retrospektive ihres                                                             Tel.: (0 64 31) 2 03 - 9 12                     auswahl seiner frühen Bilder nach Wiesbaden
                                   preisgekrönten Werks präsentiert rund 170                                                                 www.limburg.de                                  zurück. In Kooperation mit dem Kunstmuseum
                                   Schmuckobjekte aller Schaffensphasen.                                                                                                                     Bonn und dem S.M.A.K. in Gent wird die Aus­
                                                                                   Die Seelenzeichnerin                                                                                      stellung an ihrer dritten Station in erweiterter
                                                                                                                                                                                             und auf die Ausstellungsgeschichte des Wies­
Armreif (1951) und Ringe                                                           16. März bis 3. Juni 2018
(1945/46) aus Messing und
                                                                                                                                                                                             badener Hauses bezogenen Form gezeigt.
Glas; Foto: Uwe Dettmar                                                                                                                                                                          Gerhard Richter (geb. 1932) ist ein Künst­
                                                                                                                                                                                             ler, dessen Werk die Trennung von abstrakter
                                                                                   Mit Bleistift gezeichnete überlebensgroße Por­                                                            und gegenständlicher Malerei hinter sich lässt.
                                                                                   träts sowie Einblicke in unsere Umwelt prä­                                                               Weder kultivieren seine Gemälde ein selbst­
                                                                                   sentieren sich gestochen scharf und detail­                                                               genügsames Spiel mit Farben und Formen,
                                                                                   genau. Diese Arbeiten auf Papier stammen                                                                  noch zeigen sie ein ungebrochenes Bild der
                                                                                   von der 1966 in Alsfeld geborenen Künstlerin                                                              Wirklichkeit. So befragt der Malerskeptiker
                                                                                   INK Sonntag-Ramirez Ponce. Ihr Künstler­                                                                  Richter die Abbildlichkeit selbst dann, wenn
                                                                                   name ist eine Abwandlung des Vornamens                                                                    die Realität und ihre Fakten Thema seiner
                                                                                   Ingrid und geht auf ausgiebige Füllerzeich­                                                               ­Gemälde sind. Besonders gilt das für seine
                                                                                   nungen der jungen Schülerin zurück. Nach                                                                   Tür-, Vorhang- und Fensterbilder der 1960er
                                                                                   dem Abitur an einem Butzbacher Gymnasium                                                                   Jahre. Daneben sind Schlieren und Wolken,
                                                                                   bildete sich INK neben der Ausbildung zur                                                                  Durchgänge und Türen zentrale Motive seiner
                                                                                   Bankkauffrau und der beruflichen Tätigkeit in                                                              Malerei, die sinnbildlich für Richters bis heute
                                                                                   einem Frankfurter Geldinstitut bis 2001 auto­                                                              andauernde Auseinandersetzung im Span­             Gerhard Richter: Terese Andeszka,
                                      Ebbe Weiss-Weingarts künstlerische Ausbil­   didaktisch künstlerisch weiter. Von 1991 bis                                                               nungs­feld von Gegenständlichkeit und Abs­         1964; Foto: Bernd Fickert,
                                   dung begann 1939 an der Akademie der Bil­       1993 war sie Dozentin für Gravurtechnik an                                                                 traktion stehen. Diesen Arbeiten stehen aus­       © Museum Wiesbaden
                                   denden Künste Nürnberg, wo sie drei Jahre                                                                                                                  gesuchte Landschaften und Porträts gegen­
                                   lang die Mal- und Zeichenklasse besuchte.                                                                                                                  über, deren Figuration als Fotovermalung ins
                                   Anschließend trat sie in die Metallklasse von                                                             Gerhard Richter                                  Flächige verfließt und damit dem Sujet die
Broschen „Ente“, 2010–2014,        Prof. Josef Pöhlmann (1882–1963) ein und                                                                  Frühe Bilder                                     von Richter gesuchte Uneindeutigkeit ver­
Silber sulfiert, Feingold, Gold­   widmete sich fortan der Goldschmiedekunst,                                                                                                                 leiht.
koralle; Foto: Uwe Dettmar         ergänzt durch eine spätere Ausbildung an der                                                              16. März bis 17. Juni 2018
                                   Meisterschule für Gold- und Silberschmiede                                                                                                                Museum Wiesbaden
                                   in München. Unvergessen sind Ebbe Weiss-                                                                                                                  Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
                                   Weingarts Anfänge mit strukturierten Ober­                                                                In Erinnerung an eine der ersten Museums­       Friedrich-Ebert-Allee 2
                                   flächen und galvanoplastisch geformten Stü­                                                               ausstellungen Gerhard Richters, die vom         65185 Wiesbaden
                                   cken in den 1960er Jahren. Neben figürlichen    Die Künstlerin INK vor zwei ihrer Bleistiftzeichnungen;   25. Juni bis zum 21. August 1966 im Museum      Tel.: (06 11) 3 35 21 70
                                   Motiven, hier insbesondere Mensch- und Tier­    ­Foto: Thomas Lohnes, © INK                               Wiesbaden stattfand, kehrt eine Überblicks­     www.museum-wiesbaden.de

10                                 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                         AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                          11
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Heimatliche Impressionen                                                                                  Landgraf Carl bemühte sich ehrgeizig dar­           Land und dessen Wirtschaft zu fördern, nahm
                                                                                                                                        um, einen Platz unter den führenden europä­             der Fürst zahlreiche der aus Frankreich geflüch­
                                  24. März bis 24. Juni 2018                                                                            ischen Dynasten seiner Zeit zu erlangen. Seit           teten Hugenotten auf und siedelte sie in der
                                                                                                                                        1673 verheiratet mit Maria Amalie von Kur­              Landgrafschaft an. Seine Liebe zur Kunst wie
                                                                                                                                        land verstand er es, seine kinderreiche Familie         zur Wissenschaft fand ihren Ausdruck unter
                                  Bereits während seiner Schulzeit hat Willi Sei­                                                       mittels einer strategischen Heiratspolitik mit          anderem im Kasseler Kunsthaus. Die dort vor­
                                  bert (geb. 1940 in Hergershausen) viel gemalt                                                         mehreren einflussreichen Herrscherhäusern               handene, von Landgraf Carl maßgeblich er­
                                  und gezeichnet. Doch ließ die Landwirtschaft                                                          zu verknüpfen. In seiner Regierungszeit ent­            weiterte Sammlung wissenschaftlicher Instru­
                                  seiner Eltern ihm kaum Zeit für künstlerische                                                         standen als Bauprojekte in und nahe der Re­             mente gehört bis heute zu den weltweit er­
                                  Betätigung. So führte er als ausgebildeter Land­                                                      sidenzstadt unter anderem der Bergpark Wil­             lesensten.
                                  wirt den kleinen Betrieb weiter fort, bis er ihn                                                      helmshöhe mit dem Herkulesmonument und                                                                     Pierre-Étienne Monnot: Büste
                                  1967 aus Rentabilitätsgründen aufgeben muss­                                                          den Wasserspielen (heute UNESCO-Weltkultur­             Museumslandschaft Hessen Kassel                    Landgraf Carls, 1714; Foto:
                                  te. Danach war Seibert als Angestellter einer                                                         erbe) sowie die Karlsaue mit der Orangerie              Fridericianum                                      ­Arno Hensmanns, MHK,
                                                                                                                                                                                                                                                    ­Sammlung Angewandte Kunst
                                  Krankenversicherung tätig. Mit dem Eintritt                                                           und dem Marmorbad, die noch heute den                   Friedrichsplatz 18
                                  ins Rentenalter 2003 eröffneten sich neue                                                             ­Repräsentationswillen des absolutistischen             34117 Kassel
                                  Perspektiven: Seibert belegte im Rahmen eines                                                          Herrschers bezeugen. Bekannt wurde Land­               Tel.: (05 61) 3 16 80 - 1 23
                                  Seniorenstudiums an der TU Darmstadt Mal-                                                              graf Carl auch durch seine Subsidienpolitik –          www.museum-kassel.de
                                  und Zeichenkurse. Auch nahm er an Work­                                                                die von ihm vermieteten Soldaten kämpften              www.landgraf-karl.de
                                  shops der Sommerakademie in Kronach teil.                                                              in allen wichtigen Kriegen ihrer Zeit. Um sein
                                     Seiberts weitgehend gegenständliche Mal­
                                  weise ist vom Kubismus inspiriert, Lyonel Fei­
                                  ninger gehört zu seinen großen Vorbildern. Die                                                        Prunkkabinett, wohl aus dem Besitz von Landgraf Carl,
                                                                                                                                        1700–1710; Foto: Arno Hensmanns, MHK, Sammlung
David Le Clerc: Landgraf Carl
                                  meist mit Acrylfarben gemalten Motive findet                                                                                                                  „… daß Gott das große Sterben wende“
                                                                                                                                        Angewandte Kunst
mit dem Leibmohren, 1714;         der Hergershäuser Künstler vorwiegend in sei­                                                                                                                 Pest, Mode und andere Katastrophen
­Foto: Arno Hensmanns, MHK,       ner Heimat. Architektur und Landschaft zählen                                                                                                                 in der Limburger Chronik
 Graphische Sammlung              zu den bevorzugten Sujets, Seigert malt aber
                                  zum Beispiel auch Spargelfelder zur Ernte­zeit.                                                                                                               28. März bis 1. Juli 2018

                                  Territorialmuseum Babenhausen                      Groß gedacht! Groß gemacht?
                                  Amtsgasse 32                                       Landgraf Carl in Hessen und Europa                                                                         Der große Hunger 1316/17, die Magdalenen­
                                  64832 Babenhausen                                                                                                                                             flut 1342, die zahlreichen Pestzüge ab 1348/49
                                  Tel.: (0 60 73) 6 12 81                            16. März bis 1. Juli 2018                                                                                  und das Erdbeben 1356 – das 14. Jahrhundert
                                  www.hgv-babenhausen.de                                                                                                                                        war von ungewöhnlich vielen Unglücken ge­
                                                                                                                                                                                                prägt. Dazu gesellten sich noch Feuersbrünste
                                                                                     Die Landesausstellung im Fridericianum wid­                                                                in den Städten, Judenpogrome, Fehden und
Willi Seibert: Spargelernte in
Hergershausen; Foto: Georg
                                                                                     met sich Landgraf Carl von Hessen-Kassel                                                                   im Westen des Reiches der Hundertjährige
Wittenberger, Territorialmuseum                                                      (1654–1730), der zu den bedeutenden Fürsten                                                                Krieg zwischen Frankreich und England. Die
Babenhausen                                                                          der Barockzeit zählt. Seine Finanz- und Wirt­                                                              um 1400 entstandene Chronik des Limburger
                                                                                     schaftspolitik, aber auch sein großes In­teresse                                                           Notars und Stadtschreibers Tilemann Elhen
                                                                                     an Wissenschaft und Kunst beeinflussten die                                                                von Wolfhagen ist eine wichtige Quelle dieser
                                                                                     Geschicke der Landgrafschaft Hessen-Kassel                                                                 Katastrophenzeit im Mittelrheinraum. Das
                                                                                     entscheidend. Im Laufe seiner langen Regie­                                                                Fragment setzt 1335/36 ohne Einleitung ein
                                                                                     rungszeit von 1677 bis zu seinem Tod 1730                                                                  und endet 1398 ohne einen richtigen Ab­            Perlenkreuz des Siegfried vom
                                                                                     gelang es dem Fürsten, sein Land nach den                                                                  schluss. Aufgrund der lebendigen Schilde­          Paradies, Mittelrhein, um 1370;
                                                                                     Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges                                                                   rung der Leiden wie auch der Bekleidungs­          Foto: Michael Benecke
                                                                                     wieder zu stärken.                                                                                         sitten sowie der in der Chronik enthaltenen

12                                AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                             AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                        13
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Freiraum der Kunst                                      steht sich als kunsthistorischer Beitrag zum
                                                                                   Die Studiogalerie der                                   Projekt „50 Jahre 68“ der Goethe-Universität
                                                                                                                                           Frankfurt am Main.
                                                                                   Goethe-Universität Frankfurt 1964–1968

                                                                                   18. März bis 8. Juli 2018                               Museum Giersch der Goethe-Universität
                                                                                                                                           Schaumainkai 83
                                                                                                                                           60596 Frankfurt am Main
                                                                                   Die vom Allgemeinen Studentenausschuss be­              Tel.: (0 69) 1 38 21 01 - 0
                                                                                   triebene Studiogalerie der Goethe-Universität           www.museum-giersch.de
                                                                                   Frankfurt am Main veranstaltete von 1964                                                                                                                   Ortenberger Altar, vermutlich
                                                                                   bis 1968 im Studentenhaus auf dem Campus                                                                                                                   Mainzer Werkstatt, um 1420;
                                                                                   ­Bockenheim Ausstellungen, Happenings und                                                                Altaraufsätze aus Friedberg (1370–1380, um        Foto: Wolfgang Fuhrmannek
                                                                                    Fluxus-Konzerte mit namhaften Künstlern der                                                             1430), der Siefersheimer (um 1410) und der
                                                                                   nationalen und internationalen Avantgarde.                                                               Ortenberger Altar (um 1420) sowie die Darm­
                                                                                   Diese Aktivitäten verstanden sich als studen­                                                            städter Passionstafeln (um 1450/55), der Nie­
„Homburger Pietà“, Mittelrhein,                                                    tischer Beitrag zur Demokratisierung der Ge­                                                             der­erlenbacher (1497), der Wolfskehler (1490/
um 1380; Foto: Michael Benecke                                                     sellschaft und dokumentieren die kulturelle                                                              1500) und der Seligenstädter Altar (um 1505).
                                                                                   Aufbruchsstimmung der 1960er Jahre. Als                                                                  Ihre Darstellungen spiegeln bis in die Materia­
                                                                                   Höhepunkt der Frankfurter Studiogalerie gilt                                                             lien hinein die theologischen Vorstellungen
                                  Lieder wurde das Werk schon in den Jahren        die 1967 von Peter Roehr und Paul Maenz ku­                                                              der Zeit wider. Mit dem goldenen Himmel ver­
                                  1617 und 1619 gedruckt und seither immer         ratierte Ausstellung „Serielle Formationen“.                                                             banden die Menschen damals die jenseitige
                                  wieder neu aufgelegt. Dichter wie Clemens        Diese brachte erstmals Vertreter der amerika­                                                            Welt, in der Engel und Heilige in göttlicher
                                  Brentano und Paul Heyse verarbeiteten Texte      nischen Minimal Art mit europäischen Posi­                                                               Ordnung um Jesus und Maria versammelt sind.
                                  oder Inhalte der Chronik literarisch.            tionen zusammen und kann nun dank der                                                                    Der analytische Blick durchs Mikroskop oder
                                     Das Diözesanmuseum Limburg nimmt das          Kooperation mit der Daimler Art Collection                                                               auf Infrarot- und Röntgenaufnahmen macht          Adolf Luther: Hohlspiegelobjekt,
                                  400-jährige Jubiläum der Drucklegung zum         nachgezeichnet werden. Die Ausstellung ver­                                                              die außergewöhnlich kostbare „Beschaffen­         1967; Foto: Adolf-Luther-Stiftung,
                                  Anlass, die große Bandbreite der Chronik in                                                                                                               heit“ der Tafelgemälde sichtbar.                  Krefeld, © VG Bild-Kunst, Bonn
                                  einer Ausstellung zu beleuchten. Künstlerisch                                                                                                                                                               2017
                                  soll die Leidenszeit des Krisenjahrhunderts                                                                                                               Hessisches Landesmuseum Darmstadt
                                  mit den ausdrucksstarken Bildern des Gekreu­                                                                                                              Friedensplatz 1
                                  zigten (Crucifixi dolorosi) und der Pietà ver­                                                           Beschaffenheit des Himmels                       64283 Darmstadt
                                  anschaulicht werden. Dabei stehen fast aus­                                                              Altarmalerei am Mittelrhein                      Tel.: (0 61 51) 16 57 - 0 00
                                  schließlich Werke aus dem in der Chronik be­                                                             vom 13. bis 16. Jahrhundert                      www.hlmd.de
                                  handelten Raum im Mittelpunkt. Die Gegend
                                  zwischen den Reichsstädten Frankfurt, Wetz­                                                              24. April bis 22. Juli 2018
                                                                                                                                                                                                                                              Friedberger Baldachinaltar, ver-
                                  lar und Köln sowie den Bischofsstädten Trier                                                                                                                                                                mutlich Frankfurter Werkstatt,
Ferdinand Kriwet: Yeahoneyouth,   und Mainz soll auch in der weiteren histori­                                                                                                                                                                um 1325–1350; Foto: Wolfgang
1967; Foto: Uwe Dettmar,          schen Präsentation mithilfe der Chronik zum                                                              Die Ausstellung stellt 14 teilweise großforma­                                                     Fuhrmannek
Frankfurt a. M., © KRIWET/BQ,     Sprechen gebracht werden.                                                                                tige mittelrheinische Altaraufsätze und Altar­
Berlin
                                                                                                                                           tafeln des Spätmittelalters in den Mittelpunkt
                                  Diözesanmuseum Limburg und Domschatz                                                                     und veranschaulicht Ergebnisse aus fünf Jah­
                                  (Staurothek)                                                                                             ren Forschung, in denen dieser Sammlungs­
                                  Domstraße 12                                                                                             bestand erstmals systematisch sowohl kunst­
                                  65549 Limburg an der Lahn                        Ausstellung „Konstruktive Tendenzen aus der Tschecho-   historisch als auch technologisch untersucht
                                  Tel.: (0 64 31) 29 54 82                         slowakei“ im Studentenhaus in Frankfurt am Main, 1967   wurde. Dazu zählen unter anderem die um
                                  www.staurothek.de                                (Ausschnitt); Foto: © Barbara Klemm, Frankfurt a. M.    1260 gefertigten Wormser Tafeln, die beiden

14                                AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                        AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                          15
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 54/2018 - Hessischer Museumsverband
Die Nacht. Alles außer Schlaf                     auf viele Bereiche ausgedehnt werden, und         freier und angewandter Kunst, sie handeln         ren Oberflächenstrukturen und vielfältigen
                                                                                   Nachtschichten lösen den gewohnten Arbeits-       vom Gefangen- und Eingeengtsein, vom Um-          Farben sichtbar und zeigen so die Komplexi­
                                 23. März bis 29. Juli 2018                        und Lebensrhythmus auf. Der nächste Ab­           und Enthüllen. Joanna Skurskas Malerei zeugt      tät der evolutionären Anpassungen. Für jedes
                                                                                   schnitt handelt von den Verlockungen des          von der Naturverbundenheit der Künstlerin.        Bild („microsculpture“) nahm er ca. 8.000
                                                                                   Nachtlebens: Von nächtlichen Theaterbesu­         In Serien wie „Astwerk“ geben sich unfertige,     Einzelfotos auf, die übereinandergelegt und
                                 Die interdisziplinäre Ausstellung widmet sich     chen Ende des 18. Jahrhunderts geht es über       abstrahierte Motive und Muster zu erkennen:       zusammengesetzt ein durchgehend scharfes
                                 unserem Verhalten und unserer Kommunika­          das Knüpfen zarter Bande per Tischtelefon         Bäume, Blätter, Äste, Sträucher und nicht nä­     Bild ergeben. Ein Touch-Screen ermöglicht es,
                                 tion in der Nacht. Im „Bestiarium“ begegnen       oder -rohrpost in den Ballhäusern um 1900         her definierbare Pflanzen stehen im Kontrast      durch Zoomen die mikroskopischen Details
                                 die Besucher den Schrecken der Nacht, schie­      zur durchtanzten Nacht im Techno-Club.            zu meist pastellfarbenen Flächen. Abschlie­       der Insektenkörper noch besser zu erforschen.
                                 ben das nächtliche Gedankenkarussell an und       Neun interaktive Taschenlampen-Stationen          ßend werden die auf Holz gemalten Bilder mit      Ergänzend zu den Fotografien sind präparierte
                                 arbeiten eine Nacht durch. Sie tauchen ein in     stehen für die kleinen Besucher bereit.           mehreren Schichten Naturharz versehen, so­        Insekten aus der Sammlung des Hessischen
                                 die Geschichte des Nachtlebens, tauschen Flirt­                                                     dass eine glatte, spiegelnde Oberfläche ent­      Landesmuseums Darmstadt zu sehen. Außer­
                                 karten und finden sich am Ende in der schlaf­     Museum für Kommunikation Frankfurt                steht. Diese hat nicht den Anspruch, perfekt zu   dem wird das Konzept der „Mikroskulpturen“
                                 losen Welt der Moderne und Gegenwart wie­         Schaumainkai 53                                   sein – sie erinnert an Keramik oder eine Was­     von Levon Biss weitergedacht: Tastmodelle,
                                 der: Stück für Stück lösen sich hier die Gren­    60596 Frankfurt am Main                           seroberfläche und verleiht dem Werk Tiefe.        die verschiedene Details der Oberfläche der
                                 zen von Tag und Nacht, Arbeit und Freizeit,       Tel.: (0 69) 60 60 - 0                                                                              Insekten vergrößert nachbilden, machen die
                                 online und offline auf – bis hin zum pausen­      www.mfk-frankfurt.de                              Kinder-Akademie Fulda                             mikroskopischen Strukturen haptisch erfahr­
                                 losen globalen Austausch.                                                                           Mehlerstraße 8                                    bar und erklären deren Funktionen.
Selbstentworfenes Kleid der                                                                                                          36043 Fulda                                                                                       Levon Biss: Buckelzikade, Mem-
­Gothic-Szene; Foto: Katharina                                                                                                       Tel.: (06 61) 9 02 73 - 0                                                                         bracis sp. (Hemiptera, Membra-
 Hahn, © Janine Sielaff                                                                                                              www.kaf.de                                                                                        cidae); Foto: © Levon Biss

                                                                                   Ein Objekt aus Kupferdraht von Joanna Skurska;    Microsculpture –
                                                                                   Foto: Joanna Skurska
                                                                                                                                     Faszinierende Insektenwelt

Bestiarium, eine begehbare
                                                                                                                                     4. Mai bis 5. August 2018
Lichtkunstinstallation des                                                         Ins Freie
­Künstlerduos Carnovsky;
 Foto: © Carnovsky, Mailand                                                        4. Mai bis 5. August 2018                         So artenreich Insekten sind, so mannigfaltig
                                                                                                                                     sind auch ihre Formen. Sie übernehmen wich­
                                                                                                                                     tige Aufgaben im Ökosystem und sind daher
                                    Die Ausstellung beginnt in der Finsternis,     Die 1972 geborene polnische Künstlerin Joanna     auch für den Menschen von großer Relevanz.
                                 mit der Beobachtung der Sterne und nacht­         Skurska studierte seit 1994 an der Akademie       Seit prähistorischer Zeit besiedeln Insekten
                                 aktiven Lebewesen. Weiterhin beschäftigt sie      der Künste in Danzig Malerei bei Prof. Hugon      fast alle Lebensräume unserer Erde. Modelle                                                       Levon Biss: Pilzkäfer, Brachys-
                                 sich mit den bedrückenden und beängstigen­        Lasecki und legte dort 1999 ihr Diplom ab. Seit   von Urzeit-Insekten in Lebensgröße zeigen                                                         phaenus sp. (Coleoptera, Eroty-
                                 den, aber auch beschaulichen und romanti­         2002 lebt und arbeitet sie in der Region Fulda.   eindrücklich, wie groß diese heute so kleinen                                                     lidae); Foto: © Levon Biss
                                 schen Seiten der Nacht, die in musikalischen         Die Ausstellung präsentiert plastische und     Tiere einst waren.
                                 Kompositionen und Kunstwerken, in Ritualen        malerische Arbeiten. Skurska verflechtet, ver­       Der britische Fotograf Levon Biss rückt mit­
                                 und Lichterfesten ihren Ausdruck finden. Aus      netzt und verknüpft Kupferdraht oder Telefon­     hilfe eines Mikroskopobjektivs Insekten aus       Hessisches Landesmuseum Darmstadt
                                 dem Dunkel und Geheimnisvollen treten die         kabel zu filigranen und transparenten Objek­      der Sammlung des Oxford University Museum         Friedensplatz 1
                                 Besucher dann in neonbeleuchtete Räume.           ten. Sie kreiert „Gewänder“ ohne Inhalte, kör­    of Natural History in ein gänzlich neues Licht.   64283 Darmstadt
                                 Seit der Erfindung der künstlichen Beleuch­       perlos und doch sehr körperhaft. Ihre Werke       Seine Aufnahmen zeigen die atemberaubende         Tel.: (0 61 51) 16 57 - 0 00
                                 tung im 19. Jahrhundert kann Nachtarbeit          bewegen sich im Spannungsfeld zwischen            Schönheit der Insekten, machen die teils bizar­   www.hlmd.de

16                               AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                    AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                      17
sind bei der Entwicklung antibiotischer Medi­                                                                   „Was stand wo?“
                                                                                       kamente von überlebenswichtiger Bedeutung.
                                                                                       Darüber hinaus dienen Pilze zum Färben und                                                                      13. Mai bis 26. August 2018
                                                                                       zur Herstellung edler Papiere.

                                                                                       Museum Wiesbaden                                                                                                Ein bedeutender Wandel und Aufschwung des
                                                                                       Hessisches Landesmuseum                                                                                         traditionsreichen Kurbetriebs in Wildungen
                                                                                       für Kunst und Natur                                                                                             setzte im 19. Jahrhundert ein. Neben den bis­
                                                                                       Friedrich-Ebert-Allee 2                                                                                         her üblichen Trink- und Badekuren kamen
                                                                                       65185 Wiesbaden                                                                                                 neue medizinische Methoden auf, die beson­
Abguss eines Fliegenpilzes (Ama­
                                                                                       Tel.: (06 11) 3 35 22 50                                                                                        ders erfolgreich bei Harnsteinleiden angewandt
nita muscaria) aus der Sammlung                                                        www.museum-wiesbaden.de                                                                                         wurden. In der Kombination von urologischen,
Wechsler; Foto: Bernd Fickert,                                                                                                                                                                         chirurgischen und balneologischen Behand­
Museum Wiesbaden                                                                                                                                                                                       lungsmaßnahmen lag von nun an die Beson­
                                                                                                                                                                                                       derheit des Kurortes Niederwildungen, der 1906
                                                                                                                                                                                                       das Prädikat „Bad“ und den neuen Namen
                                   Pilze – Nahrung, Gift und Mythen                    William Kentridge                                                                                               „Bad Wildungen“ erhielt.
                                                                                       O Sentimental Machine                                                                                              Infolge des stark ansteigenden Kurbetriebs
                                   11. Juni 2017 bis 5. August 2018                                                                                                                                    entstand seit dem späten 19. Jahrhundert
                                                                                       22. März bis 26. August 2018                                                                                    zwischen der historischen Stadt und der Ge­
                                                                                                                                                                                                       org-Viktor-Quelle ein neues Viertel mit mon­
                                   Die von der Abteilung Mykologie an der                                                                                                                              dänen Villen, Hotels und Kurbauten. Wie aber
                                   Goethe-Universität Frankfurt am Main betreute       Der südafrikanische Künstler William Ken­                                                                       wurde später mit der historischen Bausubstanz
                                   Ausstellung stellt über 1.300 Pilze vor. Sie prä­   tridge (geb. 1955), der mehrfach auf der „docu­                                                                 umgegangen? Villa Goecke, Villa Krüger und
                                   sentiert neue wissenschaftliche Forschungs­         menta“ in Kassel vertreten war und dessen                                                                       (altes) Kurhaus – dies sind nur drei Beispiele
                                   ergebnisse und bietet zahlreiche Hands-on-          vielfältiges Œuvre ein internationales Publi­                                                                   von Gebäuden, die abgerissen wurden, um
                                   Materialien, Mikroskopstationen und ein Quiz        kum begeistert, wurde eingeladen, seine Werke                                                                   Neuem Platz zu machen. Mit Modellen, Skiz­       William Kentridge: Roman Head 3,
                                   an. Gezeigt werden Wunderwerke moderner             in einen Dialog mit dem Bestand der Liebieg­      William Kentridge: Zeichnung für Other Faces (Felicia, Syd­   zen und Plänen präsentiert die Ausstellung       2014; Bemalung von Stella
                                   Präparation, die Lilo und Klaus Wechsler aus        haus Skulpturensammlung zu bringen. Im            ney and baby), 2011; Foto: Courtesy William Kentridge         rund 100 Bauwerke, die das Erscheinungsbild      ­Olivier; Foto: Thys Dullaart,
                                                                                                                                                                                                                                                         Courtesy William Kentridge
                                   Bremen geschaffen haben. Mit Lupe und Be­           ­Fokus der über 30 teils raumfüllenden Arbei­                                                                   der Kurstadt Bad Wildungen früher prägten.
                                   stimmungsbuch gilt es, sich ein eigenes Bild         ten und Installationen steht das grundlegende
                                   von der Vielfalt an Farben und Formen der            Interesse des Künstlers am Phänomen der Be­      und durch die historistische Architektur der                  Quellenmuseum
                                   Pilze zu machen.                                     wegung und dessen materiell-mechanischer         Villa Heinrich von Liebiegs einen spannungs­                  An der Georg-Viktor-Quelle 3
Blick in den Regenwald: Pilze          Die unterschiedlichen Lebensweisen der           sowie optisch-illusionistischer Erzeugung. Da­   reichen Rahmen finden. In einem zweiten                       34537 Bad Wildungen
befallen auch Insekten; Foto:      Pilze reichen von der Zusammenarbeit und             für greift Kentridge auf Techniken zurück, die   Schwerpunkt der Ausstellung geht es um men­                   Tel.: (0 56 21) 96 79 60
Bernd Fickert, Museum Wiesbaden    dem gegenseitigen Nutzen über die Verwer­            selbst einen weiten zeitlichen Bogen spannen:    schenfeindliche Definitionen von Zeit und                     www.bad-wildungen.de
                                   tung abgestorbener Pflanzen bis hin zum Para­        Sie reichen von automatischen Theatern, die      Arbeit, die im Zuge der Industrialisierung im
                                   sitismus von Insekten. Steinpilz, Champignon         schon in der Antike Konjunktur hatten, über      19. Jahrhundert aufkamen und die das politi­
                                                                                                                                                                                                                                                        Das 1890 erbaute Bad Wildunger
                                   und Pfifferling sind auf unseren Tellern gern        Anamorphosen der Renaissance bis hin zu          sche Werk von William Kentridge von Beginn                                                                     Kurhaus, Postkarte, nach 1906;
                                   gesehen, aber auch manch anderer Pilzfrucht­         Vorläufern kinematografischer Apparate des       an durchdringen.                                                                                               Foto: Quellenmuseum
                                   körper wird bei einem Waldspaziergang ent­           19. Jahrhunderts (Phenakistiskope, Zoetrope).
                                   deckt. Pilze sind auf vielfältige Weise mit der      Neben zeichnerischen und plastischen Werken      Liebieghaus Skulpturensammlung
                                   Lebenswelt des Menschen verbunden. Sie kön­          werden Kentridges jüngere Großinstallationen     Schaumainkai 71
                                   nen einerseits Krankheiten erregen, anderer­         präsentiert, die mit ihrer Verschränkung ver­    60596 Frankfurt am Main
                                   seits lassen Hefepilze Brot, Bier und Wein ent­      schiedener künstlerischer Ausdrucksformen an     Tel.: (0 69) 60 50 98 - 0
                                   stehen. Auch die gefürchteten Schimmelpilze          das Konzept des Gesamtkunstwerks erinnern        www.liebieghaus.de

18                                 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                                  AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                       19
Alles, was eine Kurbel hat                         und die physikalischen Vorgänge nachvoll­            Das Projekt wird gefördert durch das Bun­              stellern und Oberbürgermeistern, aber auch
                                                                                      ziehen. Nebenbei erfahren die Besucher, wo        desministerium für Verkehr und digitale Infra­            Stadtgestaltern, Wohltätern und Bühnenstars.
                                   13. Mai bis 31. August 2018                        die Kurbel in der Alltagswelt eingesetzt wurde    struktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung                    Neben Porträtgemälden und Fotografien
                                                                                      und wird.                                         des Nationalen Radverkehrsplans 2020.                     sind private Objekte sowie Exponate, welche
                                                                                                                                                                                                  die historische wie gesellschaftliche Bedeu­
                                   Die Menschheit kurbelt nachweislich schon          Fastnachts- und Statt Museum Herbstein            Deutsches Architekturmuseum                               tung der jeweiligen Person erläutern, ausge­
                                   seit fast 1.900 Jahren, wie der Fund einer 40 cm   Obergasse 5                                       Schaumainkai 43                                           stellt. Ein medialer Stadtplan zeichnet die
                                   langen römischen Kurbel bei Aschheim in            36358 Herbstein                                   60596 Frankfurt am Main                                   Spuren der vorgestellten Kasseler Bürger im
                                   Bayern belegt. Bei diesem einfachen, aber wir­     Tel.: (0 66 43) 84 97 od. 0 16 21 94 44 46        Tel.: (0 69) 2 12 - 3 88 44                               heutigen Stadtbild nach. Er regt auch dazu
                                   kungsvollen Gerät, das wir in vielen Dingen        www.museum-herbstein.de                           www.dam-online.de                                         an, sich mit weiteren Personen zu beschäfti­
                                   in Bewegung setzen, handelt es sich um ein                                                                                                                     gen, die mit Namen von Straßen, Gebäuden
                                   stabförmiges, an einem Ende drehbares Ele­                                                                                                                     oder Denkmälern verknüpft sind. Wer selber
Dafne-Schippers-Brücke, Utrecht/
Niederlande, 2017; Foto: Jeroen
                                   ment, das mit Hilfe einer Kraft an seinem                                                                                                                      aktiv werden will, kann Biografien für bisher
Musch, © NEXT architects           freien Ende in Drehung versetzt werden oder                                                                                                                    unbekannte Personen schreiben oder Pendant­
                                   über eine Feder auch Energie speichern kann.                                                                                                                   bildnisse von Ehepaaren einander zuordnen.
                                   Über die kinetische Energie und die Umset­                                                                                                                     Am Ende der Schau lädt eine Fotowand dazu
                                   zungen mittels verschieden großer Zahnräder                                                                                                                    ein, sich selbst im Bild festzuhalten, das ent­
                                   wird am freien Ende eine sehr viel größere                                                                                                                     standene Porträt im Museum zu präsentieren
                                   Kraft freigesetzt und für alle möglichen Tätig­                                                                                                                und damit an einem Gewinnspiel teilzuneh­
                                   keiten genutzt. In der Sonderausstellung mit                                                                                                                   men.
                                   vielen Objekten des Sammlers Karl Lind aus
                                   Grebenhain werden Kurbelobjekte der letzten                                                                                                                    Stadtmuseum Kassel
                                   100 Jahre gezeigt. Jeder kann hier „mitkurbeln“                                                                                                                Ständeplatz 16
                                                                                                                                                                                                  34117 Kassel
                                                                                      Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt                                                                       Tel.: (05 61) 7 87 44 05
Buffalo-Bayou-Park, Houston/                                                                                                                                                                      www.stadtmuseum-kassel.info
USA, 2015; Foto: © Jonnu Single­                                                      21. April bis 2. September 2018                   Blick in den Ausstellungsraum zum Thema Stadtgestalter;
ton/SWA                                                                                                                                 Foto: Jessica Wernhardt
                                                                                                                                                                                                  Mitmachstation mit Pendantbildnissen; Foto: Jessica Wernhardt

                                                                                      Gut gestaltete öffentliche Räume sind zentrale
                                                                                      Aufgaben für Stadtplanung und Landschafts­        Hingucker
                                                                                      architektur. Als dritter Akteur auf dieser be­    Kasseler Persönlichkeiten und ihr Wirken
                                                                                      grenzten Fläche kommt die Verkehrsplanung
                                                                                      hinzu. Der Radverkehr spielt in all diesen Be­    23. November 2017 bis 9. September 2018
                                                                                      reichen eine zentrale Rolle und kann der
                                                                                      Schlüssel zum Erfolg werden. Die Ausstellung
                                                                                      zeigt, wie eine Fahrrad-Infrastruktur heute       Wenn die Rede von „Kasseler Persönlichkeiten“
                                                                                      aussehen muss, um in Zukunft noch mehr            ist, hat man spontan prominente Menschen
                                                                                      Menschen auf das Rad zu locken. Mit Projek­       wie Arnold Bode, Philipp Scheidemann, Milky
                                                                                      ten aus aller Welt wird für die sanfte Rück­      Chance oder die Brüder Grimm vor Augen. In
                                                                                      eroberung der Stadt geworben. Darüber hinaus      der Ausstellung werden 32 bekannte oder eher
                                                                                      werden Lösungen aus zum Beispiel Kopen­           unbekannte und vergessene Kasseler Bürger
                                                                                      hagen, New York oder Oslo präsentiert, die        vorgestellt, die einst gesellschaftliches Ansehen
Ein mittels Kurbel zu bedienen-                                                       zeigen, dass eine nachhaltige und soziale Stadt   genossen und bis in die Gegenwart hinein ihre
des Grammophon mit Blech­                                                             über fahrradgerechte Planungen erreicht wer­      Spuren in der Stadt hinterlassen haben. So be­
karussell; Foto: Michael Ruhl                                                         den kann.                                         gegnet man Unternehmern, Künstlern, Schrift­

20                                 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                                AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                       21
Börse Photography Foundation Prize 2018“.                 zinierende, realistisch wirkende Bilder des
                                                                                          Diese Arbeiten hinterfragen kritisch die Pro­             Welt­alls. Viele Motive wurden prägend für das
                                                                                          duktion und Manipulation von Wissen und                   Science-Fiction-Genre, so etwa die im Erd-Orbit
                                                                                          politischen Systemen. Mathieu Asselin setzt               zu den Klängen des Donauwalzers kreiselnde
                                                                                          sich mit dem Biotech-Riesen Monsanto aus­                 Space Station V. Der Film, der am 2. April 1968
                                                                                          einander, Rafal Milach untersucht die Metho­              seine Welturaufführung hatte, beeinflusste
                                                                                          den staatlicher Einflussnahme bzw. Propaganda             Generationen von Regisseuren.
                                                                                          und Batia Sutter veranschaulicht die relative                Aus Anlass des 50. Jahrestages der Erstauf­
                                                                                          Bedeutung gedruckter Bilder. Von Luke Willis              führung dieses Kultfilmes veranschaulicht die
                                                                                          Thompson stammt eine bewegende filmische                  Ausstellung dessen Entstehungsgeschichte. Sie
Abisag Tüllmann: Beerdigung
                                                                                          Studie über Trauer.                                       zeigt zahlreiche Exponate aus internationalen
von Ensslin, Baader, Raspe,                                                                                                                         Sammlungen und aus dem Stanley Kubrick
1977; Foto: Axel Schneider,                                                               MMK2                                                      Archive der University of the Arts London,
© bpk/Abisag Tüllmann                                                                     MMK Museum für Moderne Kunst                              wie zum Beispiel Designs, Modelle, Kostüme,
                                                                                          TaunusTurm                                                Requisiten, Drehpläne, Produktionsunterlagen
                                                                                          Taunustor 1                                               und Fotos. Die Besucher erfahren, wie Kubricks
                                      Image Profile                                       60310 Frankfurt am Main                                   Zukunftsvision entstand und inwieweit sie
                                      Aspekte des Dokumentarischen in der                 Tel.: (0 69) 2 12 - 7 31 65                               eingetreten ist. Darüber hinaus setzt die Aus­
                                      ­fotografischen Sammlung des MMK                    www.mmk-frankfurt.de                                      stellung den Film in den Kontext seiner Zeit                                                               August von der Embde: Porträt
                                                                                                                                                    und blickt auf die Rezeptionsgeschichte: „2001“                                                            der Tochter Mathilde, 1819;
                                      23. März bis 15. Juli 2018                                                                                    hat in mehr als 200 Filmen, in Musikvideos                                                                ­Foto: Arno Hensmanns
                                                                                                                                                    und Werbung, in Design, Malerei, Architektur
                                                                                                                                                    und Poesie Spuren hinterlassen. In einem wei­
                                       Jeden Tag nehmen wir unsere Welt über eine                                                                   teren Bereich werden von Kubricks Meisterwerk             Die Kunst zu sammeln
                                       Flut von Fotografien wahr. Mit ihren techni­                                                                 inspirierte Arbeiten aus unterschiedlichen                Die Städtische Kunstsammlung in Kassel
                                       schen Implikationen, ihren bildnerischen                                                                     Kunstgattungen gezeigt.
                                       Möglichkeiten und ihrem dokumentarischen                                                                                                                               18. Mai bis 23. September 2018
                                       Charakter war die Fotografie schon immer
                                      ­eines der signifikantesten Medien der Moderne.
                                       Zahlreiche Künstler aus der Sammlung des                                                                                                                               Die Kasseler Städtische Kunstsammlung spannt
                                       MMK haben sich mit Medienbildern ausein­           Szene aus „2001: A Space Odyssey“; Foto: © Warner Bros.                                                             einen Bogen vom 18. Jahrhundert bis in die
                                       andergesetzt und sie in ihren Werken neu in­       Entertainment Inc.                                                                                                  Gegenwart. Sie umfasst sowohl lokal bedeut­
                                       terpretiert. Sie reflektieren dabei sowohl poli­                                                                                                                       same Werke als auch Kunst mit internationa­
                                       tische Themen, die in der Presse durch Bilder                                                                                                                          ler Ausstrahlung. Nachdem die Sammlung seit
                                       verbreitet wurden, dekonstruieren den authen­      Kubricks „2001“                                                                                                     1921 an unterschiedlichen Standorten behei­
                                       tischen Charakter von Pressefotografien oder       50 Jahre „A Space Odyssey“                                                                                          matet war, werden seit 1976 die Gemälde und
                                       schaffen Bilder zu Themen, die bislang nicht                                                                                                                           Skulpturen ab 1800 gemeinsam mit den staat­
                                       bebildert wurden. Die Ausstellung im MMK2          21. März bis 16. September 2018                           Szene aus „2001: A Space Odyssey“; Foto: © Warner Bros.   lichen Kunstbeständen in der Neuen Galerie
                                       zeigt ein vielfältiges Spektrum aktueller Aus­                                                               Entertainment Inc.                                        gezeigt. Die Ausstellung veranschaulicht die
                                       drucksformen zwischen gesellschaftspolitischer                                                                                                                         Geschichte des städtischen Kunstbesitzes von
                                       Reportagefotografie bis hin zu Aspekten sub­       Der Science-Fiction-Film „2001: A Space Odys­                                                                       den Anfängen durch Stiftungen im 19. Jahr­
                                       jektiver, konzeptueller oder inszenierter Foto­    sey“ (GB/US 1968), deutsch: „2001: Odyssee                Deutsches Filmmuseum                                      hundert bis zu ihrem heutigen Erscheinungs­
                                       grafie.                                            im Weltraum“, des Regisseurs Stanley Kubrick              Schaumainkai 41                                           bild. Dass die Sammlungsgeschichte untrenn­
Larry Clark: Teenage Lust, 1983;          Vom 22. Juni bis 9. September 2018 präsen­      ist ein Meilenstein der Filmgeschichte. Noch              60596 Frankfurt am Main                                   bar mit der Kasseler Bevölkerung und Institu­
Foto: Axel Schneider, © Larry Clark    tiert das MMK3 (Domstraße 3, 60311 Frankfurt       vor der ersten bemannten Mondlandung lie­                 Tel.: (0 69) 96 12 20 - 2 20                              tionen verbunden ist, spiegelt sich im engen
                                       am Main) zudem die Finalisten des „Deutsche        ferte er mittels raffinierter Tricktechnik fas­           www.deutsches-filminstitut.de/filmmuseum                  Austausch mit Akademie und Kunstverein.

22                                    AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                                      AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                      23
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