Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine

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Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
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                    30.4 DEM PR
                        . – 13       O
                               .5. * GRAMM
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                                         R D E D E R TO         No. 33 I 2021
                                              LOR       UR D
                                                   RAIN      ÉCO
                                                        E 20       LON
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                                                                  in BE L
                                                                         RN

 Das Heft zur
                 c  o lo  n  i a l
  tofeuurnddHeérzen dekolonisieren
& Hintergrund-
 TEXTE
Seiten 3 bis 15

  Köp
                                   2021
                  Tour de Lorraine
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
2 ―3

             Glossar
             Erschreckt nicht, wenn diese Zeitung mit einem Glos-
             sar beginnt. Ein Glossar soll nicht belehren, sondern
             Begriffe, Worte und Konzepte erklären, damit wir alle
             ein gemeinsames Vokabular haben, mit dem wir uns
             austauschen können. Einige weitere Begriffe werden       Kulturalisierung Bezeichnet die Hervor-
             auch im Text «Huutfarb» auf Seite 6/7 erklärt. Die Be-     hebung kultureller Eigenschaften ge-          Schwarz Der Begriff ist eine politische
             deutung von Sprache – und die Macht, die sie mit sich      genüber gesellschaftlichen oder indi-           Selbstbezeichnung und wird daher im-
             bringt – führt das Kollektiv Wort&laut in seinem Text      viduellen Faktoren. Die «kulturellen»           mer grossgeschrieben. Er bezieht sich
             «Laute Worte, leiser Wortlaut» (Seite 20/21) aus.          Zuschreibungen basieren häufig auf              nicht auf eine Hautfarbe, sondern auf
                                                                        rassistischen und diskriminierenden             eine gemeinsame Position in der Gesell-
                    Ableismus Der Begriff (engl.: able = be-            Vorurteilen.                                    schaft und damit auch gemeinsame Er-
                      fähigt) ist das Fachwort für die oft mit                                                          fahrungen.
                      Grenzüberschreitungen und stereoty-             Pluralität Anerkennt die Vielfalt und He-
                      pen Zuweisungen verbundene Diskri-                 terogenität der Positionen und Perspek-      Sinti*ze m Ez. Sinto, m Mz. Sinti; f Ez. Sin-
                      minierung von Menschen aufgrund                    tiven. Steht im Gegensatz zur Universa-         tez(z)a oder Sintiz(z)a, f Mz. Sintez(z)e oder
                      einer körperlichen oder psychischen                lität, die den Anspruch erhebt, für alle        Sinti(z)ze Selbstbezeichnung für Nach-
                      Beeinträchtigung oder aufgrund von                 sprechen zu können.                             fahren von Roma-Gruppen, die bereits
                      Lernschwierigkeiten. Es beschreibt die                                                             im 14. und 15. Jh. in den deutschspra-
                      Tendenz, Menschen an normativen Vor-            PoC Abkürzung für Person/People of Co-             chigen Raum eingewandert sind.
                      stellungen von Leistungsfähigkeiten zu            lor; Selbstbezeichnung von Menschen,
                      messen.                                           die Rassismuserfahrungen machen. Die          strukturelle Diskriminierung Benachteili-
                                                                        Bezeichnung ist in der Bürgerrechtsbe-           gung einzelner Gruppen, die in der Or-
                    das koloniale Projekt Der Begriff drückt            wegung in den USA entstanden und zielt           ganisation der Gesellschaft begründet
                      aus, dass während der Kolonialisierung            darauf ab, die unterschiedlichen Grup-           liegt. Patriarchale, postkoloniale, homo-
                      Gewalt kein zufälliger Kollateralscha-            pen, die Rassismus erfahren, zu verei-           phobe, religiöse oder wie auch immer be-
                      den war, sondern untrennbar mit der               nen, um so Kräfte zu bündeln und ge-             gründete Konventionen, Gebräuche und
                      europäischen Expansion einherging.                meinsam gegen Rassismus zu kämpfen;              Traditionen lassen die Privilegierung
                       (Credits to Halua Pinto de Magalhães für die     PoC ist der Begriff, der alle nichtweissen       einzelner Gruppen bzw. die Schlechter-
                       Definition)                                      Identitäten vereint.                             stellung anderer Gruppen als «normal»
                                                                                                                         und vorgegeben erscheinen. Diese Form
                    Intersektionalität Verschiedene Arten von         BIPoC Abkürzung für Black, Indigenous,             der Diskriminierung ist nicht immer
                       Diskriminierung (bezüglich Herkunft,              Person/People of Color; und bedeutet auf        einfach zu erkennen, da bestehende und
                       Klasse, Hautfarbe, Sexualität, Alter, Be-         Deutsch Schwarz, Indigen und PoC (wird          vertraute Strukturen nicht hinterfragt
                       hinderung usw.) lassen sich nicht vonei-          nicht auf Deutsch übersetzt). Im deutsch-       und auch von den Betroffenen oft sel-
                       nander trennen. Sie addieren sich auch            sprachigen Kontext wird das I oft wegge-        ber nicht als diskriminierend erkannt
                       nicht einfach, sondern führen zu einer            lassen. All diese Begriffe sind politische      werden.
                       spezifischen Erfahrung. Intersektionale           Selbstbezeichnungen: Sie sind aus einem
                       Theorie analysiert unterschiedliche Po-          Widerstand entstanden und stehen bis          weiss Wie die Bezeichnungen «Schwarz»
                       sitionen sozialer Ungleichheit und zeigt          heute für die Kämpfe gegen Unterdrü-           und «PoC» beschreibt der Begriff
                       ihre Überschneidungen und ihr Zusam-             ckung und für Gleichberechtigung.               «weiss» nicht eine Hautfarbe, sondern
                       menwirken auf.                                                                                   ist ein politischer Begriff, der den Zu-
                                                                      Rom*nja m Ez. Rom, m Mz. Roma; f Ez. Rom-         gang zu Macht benennt. Um dies zu
                    Jenische Selbst- und Fremdbezeichnung               ni, f Mz. Romn(i)ja Selbstbezeichnung           markieren, wird weiss als Adjektiv in die-
                       einer kulturellen Minderheit in der              und Sammelbegriff für eine heterogene           sem Bedeutungszusammenhang klein­-
                       Schweiz und weiten Teilen Mittel- und            Gruppe von Menschen, die im 13. und             geschrieben und kursiv gesetzt.
                      Westeuropas, die eine nomadische Le-              14. Jh. von Indien und dem heutigen                Weisssein bedeutet, Privilegien und
                       bensweise pflegten. Sie verfügen über            Pakistan nach Mittel-, West- und Nord-          Macht zu besitzen, wie zum Beispiel
                       eine eigene, auf Deutsch gründende               europa gekommen sind. Es gibt zahlrei-          das Privileg, sich nicht mit Rassismus
                       Sprache. Jenische haben schon immer in           che Untergruppen, die sich in Sprachen,         auseinandersetzen zu müssen. Weisssein
                       der Schweiz gelebt und sind Schweizer            Religionen und Gewohnheiten vonein-             wird als Norm etabliert und als solche
                       Bürgerinnen und Bürger.                          ander unterscheiden.                            meistens nicht benannt.

ANTIDOT.INCLU                                                                      IMPRESSUM:
                                                                                                                            Mit einer Spende helfen Sie, die Kos­
Das Format für die widerständige Linke                                             Tour de Lorraine 21 – Tour décolonial    ten dieser Zeitung zu decken, und un­
  antidot-inclu erscheint unregelmässig und wird der Wochenzeitung WOZ beige­      Herausgeberinnen: Verein antidot & TdL   terstützen den Verein Tour de Lorraine.
legt. Herausgegeben wird das Heft von einem von der WOZ unabhängigen Verein,       Redaktion: Nadia Hamouda, Luca           Spendenkonto: 60-614796-1, Tour de
der der widerständigen Linken die Möglichkeit bietet, ihre Inhalte und Kampagnen   Hubschmied, Meret Oehen, Sandra          Lorraine, 3000 Bern
einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mehr dazu unter: antidotincl.ch.   Ryf, Remziye Tekdag, Sarah Wyss,
  Und so funktioniert es: Interessierte Gruppen sprechen ihr Projekt mit antidot   Meret Zangger | Cover: Eva de Souza      Die Texte dieser Zeitung unterstehen
ab. antidot bietet im Minimum Beratung bei der Zeitungsproduktion und einen –      Inserate: Suse Bachmann                  der Creative-Commons-Lizenz by-nc-sa.
dank der Solidarität mit der WOZ – finanzierbaren und übersichtlichen Kosten­      Layout: Tom Hänsel | tintenfrisch.net    Für nichtkommerzielle Zwecke können
rahmen. Das Layout der Zeitung ist vorgegeben, der Inhalt aber bleibt Sache der    Korrektorat: Sandra Ryf | varianten.ch   sie mit Quellenan­gabe unter gleichen
jeweiligen Redaktion. Wenn ihr Interesse an einer eigenen Zeitung im Rahmen von    Druck: CH Media Print                    Bedingungen frei verwendet werden.
antidot-inclu habt, könnt ihr Kontakt mit uns aufnehmen: inclu@antidot.ch.         Auflage: 23 000 Ex.
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
Editorial
                                             Wir wollen euch mit diesem Heft Türen zu
                                             einem Raum öffnen, der von vielen ver-
                                             schiedenen Menschen gestaltet wurde. Al-
                                             le Texte bis auf einen stammen von People
                                             of Color und Schwarzen Menschen, ebenso
                                             alle Illustrationen. Den letzten Text ha-
                                             ben wir als Redaktion gemeinsam verfasst.
                                             Darin wollen wir unsere Reflexionen und
                                             Kritik an unseren Entscheidungen zu die-
                                             ser Ausgabe mit euch teilen.

                                             Die Illustrationen sind zum Ausmalen kon-
                                             zipiert. Der Text «Huutfarb» auf Seite 6/7
                                             handelt davon, was es bedeutet, dass wir
                                             einen hellrosa Farbstift «Huutfarbstift»
                                             nennen. Lasst euch davon zum Nachden-
                                             ken anregen und nutzt zum Ausmalen
                                             zum Beispiel die Hautfarben-Farbstiften-
                                             sets von Giotto ... ihr werdet an der Tour
                                             décolonial auf sie treffen.

                                             Es ist für uns alle eine aussergewöhnliche       Zum Schluss ein Appell. All jene, die ei-
                                             Zeit, und das schon seit langem. Auch            nen Beitrag für dieses Heft gestaltet haben,
                                             wenn wir uns sehr wünschen, dass das             und dies für ein höchstens symbolisches
                                             Programm der Tour de Lorraine, das ihr           Honorar, leisten auch sonst wichtige Ar-
                                             im Heft findet, wie geplant auch mit             beit. Sie sind Medienschaffende, Akti-
                                             Live-Austausch stattfinden kann, können          vist*innen, Illustrator*innen, Künst-
                                             wir das nicht versprechen. Falls im Mai          ler*innen, Autor*innen und vieles mehr.
                                             immer noch keine Veranstaltungen mit             Unterstützt sie, indem ihr ihre Gedanken
                                             Publikum möglich sind, werden wir das            weitertragt, die Lektüren weiterempfehlt,
                                             Programm online durchführen. Die aktu-           ihre Podcasts abonniert und die Künst-
                                             ellsten Informationen findet ihr auf der         ler*innen für eure Projekte anfragt. Ras-
                                             Website tourdelorraine.ch.                       sismus und Diskriminierung entgegenzu-
                                                                                              stehen, bedeutet auch Räume zu öffnen
                                                                                              und Menschen sprechen zu lassen, über
                                                                                              die allzu oft nur gesprochen wird.

                                                                                              Wir wünschen euch viel Spass und Gewinn
                                                                                              beim Lesen!

                                                                                                 Die Redaktion

Zu diesem Heft haben beigetragen:
Texte                         Kemal Sadulov                    Bilder                             Serafina Ndlovu                  Julia Marti
ExitRacismNow!                Tarek Naguib                     Samira Belorf                      serafindlovu.tumblr.com          juliamarti.com
Verein Diversum               Allianz gegen Racial Profiling   samirabelorf.com, @sambelorf       @eatfartsnow                     @julia_x_marti
Mandy Abou Shoak              Payal Parekh                     Mandu dos Santos Pinto             Whitney Bursch                   Ivie Ada Onaiwu
Jovita dos Santos Pinto       Rahel El-Maawi                   mandu.ch, exit-racism-now.ch       @bee.whitney                     ivieada.com
Anna Butan, lucify.ch         Wort&laut                        Perla Ciommi                       Aisha Franz                      @ivieadaonaiwu
Marilyn Umurungi (Lyrik)      Abinaya Maheswaran               perlart.myportfolio.com            aishafranz.com                   Dale Forbes Molina
Schwarze Schweiz              Nadia Hamouda                    lucify.ch                          @aishathesheriff                 daleforbesmolina.ch
  Online Archiv               Inidigenous People of Biafra                                        Eva de Souza                     @daleskyn
Mohamed Wa Baile              Kurdischer Frauenrat Bern                                           evadesouza.com
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
4 ―5

       Exit Racism Now!, 4. Juli 2020    Bild: Mandu dos Santos Pinto
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
Exit Racism Now!
                              Eine schweizweite Allianz will den Rassismus in der Schweiz beenden.
Am 4. Juli 2020 fand gleichzeitig um 14 Uhr in sieben verschiedenen Städten der Schweiz eine Protestaktion der Allianz
«Exit Racism Now!» statt. Schwarze Menschen, People of Color und weisse Menschen sind zusammengekommen,
um mit einer Flashmob-Aktion ein Ende von Rassismus in der Schweiz zu fordern.
					                                  Aus einem Gespräch zwischen Mandu dos Santos Pinto, Elisa da Costa und Laura Rivas von exit-racism-now.ch

                  E  
                             xit Racism Now!, eine schweizwei-     tigt die physische, psychische und ökono-
                             te Allianz von über 25 Organisa-      mische Integrität der Betroffenen. Rassis-
                             tionen und Instituten, ist entstan-   musberatungsstellen und staatliche An-
                             den, um die zahlreichen Aktivist*-    tirassimusstellen sind zum grossen Teil
                   innen und Initator*innen der Black-Live-        von weissen Menschen besetzt und nicht                    Forderungen
                   Matters-Demos mit bestehenden Organi-           von Black, Indigenous und People of Co-                   (Stand Juli 2020)
                   sationen zu vernetzen und mit gemein-           lor (BIPoC). Stellen Sie sich im Vergleich
                   samen Kräften dem Rassismus in der              vor, Sie seien eine Frau, die unter Sexismus   1. S
                                                                                                                      top Racial Profiling!
                   Schweiz ein Ende zu setzen. «Der Tod            oder häuslicher Gewalt leidet, und dann           Black, Indigenous and People of Colour
                   von George Floyd hat uns als Community          gehen Sie zu einer Frauenberatungsstelle,         (BIPoC) dürfen nicht mehr einzig auf-
                   den Spiegel hingehalten und gezeigt, dass       die mehrheitlich mit Männern besetzt ist!         grund des Aussehens oder der Haut-
                   noch nichts besser geworden ist. Wir müs-       Beratungsstellen und Antirassismusstellen         farbe polizeilich kontrolliert werden.
                   sen nun handeln, statt den Schmerz wei-         bei Bund, Kantonen und Städten müssen
                   ter zu schlucken», sagt Elisa da Costa, eine    mehrheitlich mit BIPoC in Leitungsposi-        2. Wir fordern eine unabhängige
                   der Initiator*innen.                            tionen besetzt sein. Alles andere ist eine       Beschwerdestelle
                                                                   Farce», erklärt Laura Rivas.                     bei Polizei- und Behördengewalt.
                   «Die Demonstrierenden hielten in den Hän-
                   den die Namen von in den letzten Jahren         «Die Geschichte der Schweiz ist eng mit        3. Stopp der tagtäglichen
                   durch Polizeigewalt Verstorbenen und            der Geschichte von Rassismus verknüpft.          Diskriminierung von BIPoC
                   wir haben uns während 8:46 Minuten –            Die Schweiz gehört zu den meistbeteilig-         bei der Arbeitssuche, Wohnungssuche,
                   Schwarze Menschen, People of Color und          ten Nationen am transatlantischen Handel         in der Schule, im Kindergarten,
                   weisse Menschen zusammen – nebeneinan-          mit versklavten Menschen und hat vom             am Arbeitsplatz, im Gesundheitswesen
                   der auf den Boden gelegt, um der Verstor-       Kolonialismus wirtschaftlich enorm pro-
                   benen und der Menschen, die tagtäglich          fitiert. Und profitiert immer noch davon.      4. Antirassismusstellen bei Bund,
                   Rassismus erleiden, zu gedenken. Dieser         Wir, die Schweiz, waren und sind nicht             Kantonen und Städten müssen
                   Moment, 8:46 wie George Floyd am Bo-            unbeteiligt an der globalen Ungleichheit,          von BIPoC in leitenden Positionen
                   den zu liegen, war sehr beeindruckend»,         in der wir leben», sagt Mandu dos Santos           besetzt sein.
                   erzählt Thomas Asemota von der Plattform        Pinto, Co-Koordinator der Allianz. «Diese
                   für Menschen Afrikanischen Erbes – San-         Geschichte muss aufgearbeitet und an den       5. D
                                                                                                                      ie Schweiz äussert sich offiziell
                   kofa: «Sich bewusst zu werden, wie lan-         Schulen gelehrt werden, damit wir morgen          zur eigenen Beteiligung am Kolonialis-
                   ge und grausam dieser Mord gewesen ist.         gemeinsam in eine rassismusfreie Zukunft          mus und an der Apartheid und integriert
                   Doch unglaublich war es, erst an der Demo       starten können!»                                  diese als Bestandteil des Unterrichts­
                   zu erfahren, dass auch in der Schweiz in                                                          materials an Schulen.
                   den letzten Jahren zwölf Menschen auf-          «Als Nächstes will die Allianz Politiker*in-
                   grund von rassistischer Polizeigewalt ge-       nen und Gemeinden mit den Forderungen          6. E
                                                                                                                      ntfernung aller Statuen und
                   storben sind.»                                  direkt konfrontieren. Wir wollen ein kla-        Umbenennung aller Strassen,
                                                                   res Bekenntnis der Schweiz gegen Rassis-         Berge und Plätze, die eine Referenz
                   «Viele Menschen erleiden alltäglichen Ras-      mus. Das Ziel bleibt, den Rassismus in der       an rassistische/koloniale Figuren
                   sismus in der Schweiz. Dies beeinträch-         Schweiz zu beenden.»                             aufweisen.

                                                                                                                  7. S
                                                                                                                      topp der rassistischen,
                                                                                                                    unmenschlichen und kriminali-
                                                                                                                    sierenden Ausschaffungs- und
                                                                                                                    Abschottungspolitik in der
                                                                                                                    Schweiz und an den Grenzen
                                                                                                                    der Festung Europas.
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6 ―7

Huutfarb
       «Sie, dörf ich en Stift mit Huutfarb?» Meine Freundin
       Sabrina ist Primarlehrerin und diese Frage wurde ihr vor
       kurzem von einer Schülerin gestellt. Sabrinas Hautfarbe
       ist braun, genau wie die ihrer Schülerin.
                                         Text: Mani Owzar | Bild: Samira Belorf

       S
                 abrina streckte also der Schüle-    allerdings keineswegs nur um die Hautfar-       Wiederaneignung und positive Umdeutung
                 rin ganz selbstverständlich ei-     be im eigentlichen Sinne; stattdessen kön-      der abwertenden Zuschreibung «colored».
                 nen braunen Stift entgegen. Die     nen abwertende Merkmale auch Menschen           PoC ist der Begriff, der die meisten nicht-
                 Schülerin antwortet: «Nei, Sie,     zugeschrieben werden, die vielleicht sogar      weissen Identitäten vereint. Es existieren
       ich meine Huutfarb», und zeigt auf den                                                        noch genauere Bezeichnungen für gewis-
       hellrosa Stift. Sabrina schaut auf ihren                                                      se Gruppen, wie etwa BIPoC (Black, Indi-
       Arm und auf den Arm der Schülerin. An-                                                        genous, People of Color).
       schliessend schaut sie sich im Klassenzim-       «Die Farbe, die du
       mer um und meint erstaunt zur Schülerin:                                                      Es geht nicht um die Farbe der Haut
       «Ich sehe Adam, Qendrim, Vanessa und
       Perwin, und jede*r von ihnen hat eine ei-
                                                         meinst, ist nicht                           Ich selbst bin auch von Rassismus betrof-
                                                                                                     fen, daher bezeichne ich mich als Person
       gene Hautfarbe. Hautfarben haben wir in
       dieser Farbstiftschachtel ganz viele. Die
                                                            Hautfarbe,                               of Color und nicht als weiss, obwohl meine
                                                                                                     Hautfarbe beige ist.
       Farbe, die du meinst, ist nicht Hautfarbe,
       sondern Hellrosa.»
                                                        sondern Hellrosa.»                              Der BIPoC-Begriff wird manchmal auch
                                                                                                     als Black, Indigenous and PoC verwendet,
          Auch zu meiner Schulzeit war mit                                                           da sich einige Schwarze und Indigene Per-
       «Huutfarb» nicht die tatsächliche Hautfar-                                                    sonen nicht als PoC definieren. Schwarz
       be der anwesenden Kinder, sondern Beige                                                       ist die Selbstbezeichnung für Menschen,
       oder Hellrosa gemeint, also die Hautfarben,   eine hellere Hautfarbe haben: «Betrachten       die afrikanische bzw. afrodiasporale Be-
       die oft «Weiss» genannt werden. Wenn ich      wir [...] die Entwicklung von ‹Weisssein›,      züge haben. Afrodiasporal bedeutet, dass
       meinen eigenen Arm betrachte, dann ist er     wird schnell klar, dass Menschen, die heu-      Menschen in ihrer Generationengeschichte
       zwar nicht gerade hellrosa, aber doch ir-     te als weiss gelten, dies nicht immer taten.    Herkunftsbezüge zum afrikanischen Kon-
       gendwie beige und kommt dem, was meist        Beispielsweise forderten Hafenarbeiter im       tinent haben, aber ausserhalb des afrika-
       mit «Huutfarb» gemeint ist, ziemlich nahe.    New York des 19. Jahrhunderts, ihr Viertel      nischen Kontinents leben. Auch Schwarz
       Es gelten also nur bestimmte Hautfarben       solle weiss bleiben, und damit meinten sie      bezeichnet natürlich keine tatsächliche
       als «Huutfarb», und obwohl meine davon        neben z. B. Afro-Amerikaner*innen ‹keine        Hautfarbe, sondern eine von Menschen er-
       nicht unbedingt ausgeschlossen ist, be-       Ir*innen› und ‹keine Deutschen›» (i-Päd         schaffene Kategorie. Um den Widerstands­
       zeichne ich mich dennoch nicht als weiss.     Berlin, Glossar).                               charakter dieses Wortes zu betonen, wird
       Warum das so ist und was das mit Rassis-                                                      das «S» immer grossgeschrieben.
       mus zu tun hat, möchte ich nun aufdecken.     Privilegien als Abwesenheit                        Während manche PoC, zum Beispiel je-
                                                     von Diskriminierung                             ne mit heller Haut, in einigen Gegenden
       Hautfarbe als koloniale Kategorie             Das bedeutet, dass «Weisssein» nicht nur        das Privileg haben können, nicht von Ras-
       der Diskriminierung                           die Hautfarbe bezeichnet, sondern auch die      sismus betroffen zu sein, gibt es Schwarze
       Die Hautfarbe ist ein wichtiger Bestandteil   Privilegien einer Person. Privilegien zu ha-    und Indigene Menschen, die dieses Privileg
       rassistischer Vorstellungen. Seit der euro-   ben bedeutet, mit gewissen Problemen und        nirgends haben. Dies führt uns zum nächs-
       päischen Kolonialzeit wird die Hautfarbe      Diskriminierungen im Alltag nicht kon-          ten Begriff, nämlich «Colorism».
       als Merkmal benutzt, um Menschen zu           frontiert zu sein. Privilegien können sein:
       «kategorisieren» und ihnen vermeintliche      einen Schweizer Pass haben; als weiss gelten;   Je heller, desto besser?
       Eigenschaften zu- beziehungsweise abzu-       ein cis Mann sein; nicht behindert werden.      Wie wir bereits gesehen haben, werden
       sprechen. Während europäische Personen        Privilegien zu haben bedeutet aber nicht,       Menschen in einer rassistischen Gesell-
       als Norm definiert wurden, galten nichteu-    dass man es im Leben immer leicht hat.          schaft nach ihren Hauttönen beurteilt. Der
       ropäische Personen als Abweichung dieser         Weisssein bedeutet also das Privileg zu      Begriff «Colorism» kommt ursprünglich
       Norm, als fremd und minderwertig. Die-        haben, nicht von Rassismus betroffen zu         aus den USA und bezeichnet eine spezi-
       se erfundenen Unterschiede dienten und        sein. In Abgrenzung dazu ist «Person of Co-     fische Art der Diskriminierung, bei wel-
       dienen einzig und allein der Aufrechter-      lor» (PoC) die Selbstbezeichnung von Men-       cher die Farbe bzw. die Schattierung der
       haltung eines kolonialen Systems. Die Er-     schen, die Rassismuserfahrungen machen.         Haut die Basis für die Bevorzugung oder
       schaffung dieses Systems war nötig, um        Die Bezeichnung ist in der Bürgerrechtsbe-      die Benachteiligung von Personen bildet.
       die Ausbeutung, Misshandlung und Er-          wegung in den USA entstanden und zielt          Colorism hat konkrete Auswirkungen im
       mordung von Menschen während der Zeit         darauf ab, die unterschiedlichen Gruppen,       Alltag. PoC oder Schwarze Menschen, die
       des Kolonialismus und des europäischen        die Rassismus erfahren, zu vereinen, um so      besonders dunkle Haut haben, werden
       Versklavungshandels zu rechtfertigen.         Kräfte zu bündeln und gemeinsam gegen           institutionell und auch im Alltag stärker
       Bei diesen rassistischen Ideologien geht es   Rassismus zu kämpfen. Der Begriff ist eine      diskriminiert als jene mit heller Haut. In
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
Filmen mit Schwarzen Schauspielerinnen            man lediglich von «huutfarbig». «Dunkel-              Apotheke geht, dann kann sie davon ausge-
werden zum Beispiel oft jene bevorzugt, die       häutig» im Bezug zu «huutfarbig» ist dar-             hen, dass sie ein Pflaster in ihrer Hautfarbe
besonders helle Haut haben.                       um zwingenderweise immer «abweichend                  finden wird. Eine Schwarze Person kennt
   Obwohl Sabrina und ich beide PoC sind,         von der Norm» bzw. «anders» und kann                  dieses Privileg nicht. Dies ist eine Form von
macht sie also mehr und andere Rassismus­         so auch nicht zur «normalen» Gesellschaft             Alltagsrassismus, wobei es natürlich leider
erfahrungen als ich. Als Person of Color mit      dazugehören.                                          noch sehr viel gewaltvollere Formen von
sehr heller Haut profitiere ich nämlich von                                                             Rassismus gibt.
Colorism. Ich werde viel weniger diskrimi-                                                                 Um wirksam gegen rassistische Struktu-
niert als Personen, die dunklere Haut ha-
ben oder andere rassifizierte Merkmale (wie
                                                        Diese Normen                                    ren vorzugehen, müssen wir uns bewusst
                                                                                                        werden, woher diese kommen und wo wir
zum Beispiel einen Afro).                              haben eine reale                                 sie noch immer finden. Die wichtige Lekti-
                                                                                                        on, die Sabrina ihrer Schülerin mit auf den
Weisse Normsetzung
Was bedeutet dies nun alles für den Stift
                                                      Wirkung auf das                                   Weg gegeben hat, ist, dass es keineswegs
                                                                                                        normal ist, davon auszugehen, dass mit
mit «Huutfarb»? Wenn «Huutfarb» die
Farbe Rosa oder Beige ist, dann ist darin
                                                      Leben von Rassis-                                 dem Begriff «Huutfarb» die Farbe Hellrosa
                                                                                                        bezeichnet wird.
eine Wertung erhalten, nämlich, dass die-
se Hautfarben «normal» sind. Die anderen               musbetroffenen.                                      Mani Owzar (29) lebt in Zürich und ist
Hautfarben werden so zur Abweichung.                                                                        Mitgründer*in von Diversum.
Unterstrichen wird dies etwa auch im Be-                                                                    Workshop von Diversum am 8.5.21,
griff «dunkelhäutig». «Dunkelhäutig»              Ein Pflaster in der Farbe meiner Haut                     siehe Programm.
macht nur Sinn im Bezug zu «hellhäutig».          Diese Art von Normen haben eine reale
Hellhäutig wird jedoch kaum verwendet,            Wirkung auf das Leben von Rassismusbe-
sondern wie wir gesehen haben, spricht            troffenen. Wenn eine weisse Person in eine

     Medientipp              Diversum
  von Mani Owzar       Diversum ist ein Verein für Menschen aller   ermöglicht. Hinter einem Safer Space (im
  Tiffany Jewell und   Geschlechter und aller sexuellen Orientie-   Sinn eines «möglichst sicheren Raums»
  Aurélia Durand:      rungen, die wegen ethnischer Zuschrei-       oder eines Raums, der sicherer ist als an-
  «Das Buch vom        bungen alltäglichen, institutionellen oder   dere Räume) steht die Idee, eine inklusive
  Antirassismus».      anderen Formen von Rassismus ausge-          Umgebung, frei von diskriminierenden
                       setzt sind. Unser Ziel ist es, einen Safer   Äusserungen und Taten, zu schaffen.
                       Space zu kreieren, der den Austausch zwi-    verein-diversum.ch
                       schen Menschen, die Rassismus erfahren,
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
8 ―9

«Schwarze Körper werden
als Bedrohung verstanden.»
       Die Black-Lives-Matter-Bewegung hat in der Schweiz grosse Wellen
       geschlagen. Die wichtige Diskussion um die Überwachung und
       Kriminalisierung Schwarzer Körper sei hierzulande aber kaum geführt
       worden, sagt die Aktivistin und Forscherin Jovita dos Santos Pinto
       im Podcastgespräch mit Mandy Abou Shoak.
       			 Transkription: Luca Hubschmied | Bild: Mandu dos Santos Pinto

       I
             m Podcast «Wort.Macht.Widerstand»      MAS: Jovita dos Santos Pinto, am                  Ich erinnere mich, dass ein paar Stunden
             diskutiert die Social Entrepreneurin   25. Mai 2020 wurde George Floyd                vor dem Bekanntwerden des Tods von Ge-
             Mandy Abou Shoak mit Menschen-         umgebracht. In einem Video war                 orge Floyd eine andere Nachricht die Run-
             rechtsaktivist*innen in der Schweiz.   dieser Mord mitzuerleben. Erinnerst            de machte: Eine weisse Frau rief im Central
       Der folgende Text ist ein überarbeiteter     du dich an den Moment, als dir die             Park die Polizei, nachdem eine Schwarze
       Auszug aus der ersten Episode des Podcasts   Tragweite des Ereignisses bewusst              Person, die Vögel beobachtete, ihr sagte, sie
       mit Jovita dos Santos Pinto Anfang Som-      wurde?                                         solle ihren Hund an die Leine nehmen. Die-
       mer 2020. Jovita dos Santos Pinto ist Ini­      Es gab nicht den einen Moment, in dem       se beiden Vorfälle habe ich am Anfang stark
       tiantin der Website histnoire.ch, eine Do-   ich die Tragweite komplett erfasst habe. Zu-   zusammen gelesen. Gemeinsam stehen sie
       kumentation von Schwarzen Frauen* aus        erst hab ich gelesen, dass jemand gestorben    sinnbildlich dafür, wie weisse Privilegien
       der Schweizer Öffentlichkeit.                war, dann auf der Plattform «Democracy         wirken. An das erinnere ich mich noch gut.
                                                    Now!» das Video gesehen. Die Plattform            Das Video, das den Tod George Floyds
       Veranstaltung zu histnoire.ch am 8.5.21,     hat sehr sorgfältig darüber berichtet und      dokumentiert, ist gewaltvoll. Auf Englisch
       siehe Progamm                                etwa gewarnt, dass die Bilder verstörend       gibt es den Begriff «disposable life», wert-
                                                    seien. Ich selbst habe bisher nie das ganze    loses und deswegen wegwerfbares Leben.
                                                    Video ansehen können.                          Dieses Bild zeigt einen Teil des Auftrags
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dieser Institution «Polizei», für Sicherheit     wir Parallelen zur Schweiz hätten ziehen        organisierten antirassistischen Kollektiven
zu sorgen, indem sie überwacht. Dabei hat        wollen, hätten diese Punkte im Zentrum          in Lausanne. Bisher haben dieser Fall und
sich einmal mehr gezeigt, dass Sicherheit        der Diskussion stehen müssen. Das ist           viele weitere aber nicht zu einer landeswei-
für eine ganz spezifische Auswahl von            kaum geschehen.                                 ten Aufrüttelung geführt. Der Name Mike
Menschen geschaffen wird. Schwarze Kör-             Auch in der Schweiz sind Menschen            Ben Peter wurde zwar ein paarmal genannt,
per gehören nicht dazu. Im Gegenteil, sie        durch Polizeigewalt gestorben. Der Fall         aber wirklich rezipiert wurde der Fall nicht.
werden meist als Bedrohung für die Sicher-       von Mike Ben Peter hat viele Ähnlichkei-
heit verstanden. Dieses Verständnis zeigte       ten mit George Floyds Tod in den USA.           MAS: Was war für dich in dieser
sich deutlich beim gewaltsamen Tod von           Mike Ben Peter wurde 2018 in Lausanne           ganzen Zeit von Black Lives Matter
George Floyd.                                    von mehreren Polizisten mit den Knien           der wichtigste Moment?
                                                 zu Boden gedrückt und starb daran. Das             Ein berührender Moment war die Mahn-
Viele Menschen haben sich anfangs                Thema wurde in der Romandie aufgegrif-          wache zu George Floyd und anderen getöte-
gefragt, was die Diskussion um Black             fen, aber bekam in der Deutschschweiz erst      ten Personen im Rosengarten in Bern. Die
Lives Matter in den USA denn mit                 jetzt etwas Aufmerksamkeit. Die Forderun-       Veranstaltung war offen für alle, da das
der Schweiz zu tun hat. Erst allmäh-             gen, die in den USA gestellt wurden, sind       Thema ja alle etwas angeht, aber es war
lich ist das Bewusstsein gewachsen,              ganz andere als hierzulande und wurden          ganz klar, wer welche Repräsentation in
dass die Thematik auch hierzulande               bei uns kaum rezipiert.                                              diesem Raum hatte.
relevant ist.                                    «Abolish the Police»                                                 Schwarze Stimmen
    In der Schweiz wurde teilweise eine an-      war eine davon, solche         Es fehlt eine                         und Stimmen von PoC
dere Diskussion geführt. Interessant war,        Abolitionsbewegungen                                                 waren im Zentrum,
wie viele Schwarze Menschen, und beson-
ders auch Schwarze Frauen, plötzlich in
                                                 existieren seit langem
                                                 in den USA, aber auch
                                                                              Debatte, die nach                       und es wurde zuge-
                                                                                                                      hört. Es war eine der
die Öffentlichkeit katapultiert wurden und
über Alltagsrassismuserfahrungen berich-
                                                 in Europa. Die Polizei-
                                                 gewalt trifft allgemein
                                                                               dem Struktu-                           ersten geduldeten De-
                                                                                                                      mos seit Corona, und
teten. Dies löste eine grosse Debatte darü-
ber aus, inwiefern Rassismus ein Teil der
                                                 Schwarze Körper und
                                                 nichtweisse Körper. So
                                                                                rellen fragt.                         es bildeten sich Kreise
                                                                                                                      von Menschen, in de-
Kultur in der Schweiz ist. Mein Wermuts­         sehen wir, dass auch Vo-                                             ren Mitte eine Person
tropfen war, dass, wenn es um die Überwa-        gelbeobachter nicht davor gefeit sind, in ei-   sprach, zum Teil vorbereitet, zum Teil zu
chung von Schwarzen Körpern ging, in der         ne rassistische Polizeikontrolle zu geraten.    etwas, was die Person gerade bewegte. Ich
Öffentlichkeit zu selten eine Verbindung         Der Systematik, Gewalt und Alltäglichkeit       empfand es auch als einen öffentlichen
zu Schweizer Institutionen gemacht wurde.        sind aber gewisse Körper meist nochmals         Trauerprozess; es war nicht nur ein Pro-
    Nicht nur bei der Polizei bedeutet Sicher-   anders ausgesetzt.                              test, der laut und schreiend war, sondern
heit das Polizieren von Schwarzen Körpern.                                                       es hatte einen vermenschlichten Aspekt.
Auch in Asylunterkünften beispielsweise,         MAS: Du hast den Fall Mike Ben Peter            Es wurde spürbar, dass es Menschenleben
wo private Sicherheitskräfte diese Aufgabe       erwähnt – wie erklärst du dir, dass             waren, die da ausgelöscht wurden, dass
übernehmen und Menschenrechtsorganisa-           dieser Fall in der Deutschschweiz               diese Menschenleben einen Wert hatten,
tionen kaum Zugang haben, um zu wissen,          kaum beachtet wurde?                            dass man deshalb um sie trauert und dies
was dort vor sich geht.                             Ich habe nur Vermutungen. Was ich mir        auch öffentlich tut. Das ist Teil eines Ver-
   Was auch kaum Thema war, ist das Ster-        vorstellen kann, ist die starke Sprachgrenze    ständnisses von Black Lives Matter. Es war
ben am und im Mittelmeer. Auch das ist           der Schweiz. Das macht es für viele Akti-       sehr eindrücklich und berührend. Es war
Teil einer Überwachung, die zwar vor der         vist*innen schwierig, zusammenzuarbei-          ein Protest und ein politisches Zeichen, zu
Schweizer Grenze passiert, aber dennoch          ten. An der Demo in Gedenken an Mike Ben        dem verschiedenste Emotionen gehörten
ist die Schweiz Teil davon, indem sie Gel-       Peter war zwar etwa die Allianz gegen Ra-       und in dem nicht nur Stärke, nicht nur Wut,
der für die Überwachung spricht. Beispiels-      cial Profiling dabei, gewisse Verbindungen      sondern auch Trauer Platz hatte, aber auch
weise hat die Schweiz kürzlich eine Milli-       waren also vorhanden, aber medial wurde         solidarisches Lachen. Ich kann mich nicht
on Franken für die Grenzüberwachung in           die Demonstration kaum aufgegriffen. Of-        erinnern, so etwas in der Schweiz je erlebt
Libyen bezahlt. Diese Überwachung trifft         fensichtlich wurde das Thema als zu wenig       zu haben.
nicht weisse Körper, sie trifft ganz stark       relevant erachtet. Es fehlt eine Debatte, die
Schwarze und andere nichtweisse Körper.          nach dem Strukturellen fragt. Wie solche
Ein weiteres Element dieser Strukturen           Fälle von Polizeigewalt in den USA dis-              Medientipps
ist, dass jene Personen, die es entlang der      kutiert und dokumentiert werden, hat in           von Jovita dos Santos Pinto
Migrationsrouten in die Schweiz schaffen,        den USA und teilweise auch in Europa eine         Oury Jalloh: Doku-Podcast zum ungeklärten
hier kriminalisiert werden. Darüber haben        lange Geschichte. Das fehlt in der Schweiz.       Fall. wdr.de: WDR 5 / Podcast / Tiefenblick /
wir in der aktuellen Debatte kaum gespro-        Vergleichbar in der Deutschschweiz ist            Oury Jalloh
chen. Die Schweiz selbst schafft kriminali-      beispielsweise die Organisation «augen-           Vanessa Thompson in der Sternstunde
sierte Schwarze Körper, dadurch, dass viele      auf». Sie führt eine Liste mit Namen von          Philosophie (SRF): «Rassismus, Polizeigewalt
                                                                                                   und die Zukunft der Demokratie» auf srf.ch
Menschen keine Möglichkeiten haben, ihr          Menschen, die durch institutionelle Gewalt
                                                                                                   oder Youtube.
Leben innerhalb des geltenden Rechts zu          starben oder «verschwanden». Sie macht
                                                                                                   Aladin Dampha, Ebuka Anokwa, Lionel Rupp,
bestreiten. Zum Teil weil ihre Anwesenheit       das unter schwierigsten Umständen, weil           Lucas Grandjean, Lucas Morëel, Mamadou
selbst schon illegalisiert ist. Dieses Problem   viele Menschen verschwinden und oft nur           Bamba: «No Apologies», Film.
hat mit der Verschränkung von race und           Mutmassungen angestellt werden können.            Dieser Film wird am 6. und 8.5.21 im Rahmen
Klasse zu tun. Die Diskussion darum hat          Der Fall Mike Ben Peter war aber dokumen-         der Tour décolonial im Kino in der Reitschule
aber keine Öffentlichkeit gefunden. Wenn         tiert, es gab Zeugen. Zudem war er Teil von       gezeigt, siehe Programm.
Tour décolonial Das Hef t zur & Hintergrund- Tour de Lorraine
10 ― 11

Die Kolonialisierung
der Denkweise
      Unsere Stärken und Fähigkeiten sind wie ein wunderschöner
      Blumenstrauss, den wir in den Waffenlauf kultureller Arroganz
      schieben. Wenn die Waffe schiessen muss, mögen nur Blumen
      herauskommen! Wenn wir einen Blumenregen auf die Köpfe anderer
      Menschen fallen lassen, können wir möglicherweise auch Denk-
      weisen ändern, die alles nur in banalen Gegensätzen betrachten. Da
      gibt es kein «uns» gegen «die anderen». Da gibt es nur «uns» und
      «uns», in all unserer Vielfalt.
      					 Text: Anna Butan | Bild: Perla Ciommi

      D
                  ie Menschheit hat sich schon vor       Wenn du nicht direkt einen versklavten        von Frauen mit verschiedenen kulturellen
                  langer Zeit von der Kolonialisie-   Menschen in sichtbaren Ketten siehst, dann       Hintergründen und marschieren in die
                  rung verabschiedet. Zumindest       scheint es, als würdest du mit Geistern          Schweizer Medienlandschaft mit unseren
                  haben wir das gehofft. Unglück-     kämpfen. Aber solange Angst gegenüber            Ideen, Perspektiven und alternativen Über-
      licherweise erleben Menschen auch heute         Menschen anderer Kulturkreise in dieser          legungen ein. Wir bringen Diversität. Wir
      noch intellektuelle Unterwerfung und spi-                                                        zerschmettern banale Opposition. Wir su-
      rituelle Versklavung. Das geschieht, weil                                                        chen nach Abhilfe gegen die ansteckende
      der Kolonialismus weniger im physischen                lucify sucht                              Kolonialisierung des Denkens.
      Bereich stattfindet. Vielleicht bemerkst du                                                          Da draussen sind jede Menge talentier-
      ihn nicht, aber er ist immer noch da.
          Wie ein Virus infizieren koloniale Werte
                                                            Heilung gegen                              te Frauen mit Migrationshintergrund, die
                                                                                                       Fähigkeiten und Erfahrungen aus der Me-
      die Gedanken. Die Symptome sind nicht
      immer offensichtlich. Manchmal bemerkst
                                                           die neue globale                            dienbranche mitbringen. Gesellschaftlich
                                                                                                       finden sie in der Schweiz wenig Beachtung,
      du es erst, wenn es bereits zu spät ist. Gibt
      es einen Impfstoff gegen kulturelle Arro-
                                                              Pandemie.                                weil Sprachbarrieren und andere sozialpo-
                                                                                                       litische Faktoren Migrant*innen daran hin-
      ganz? Kannst du gegen Kolonialmentalität                                                         dern, in den Medien aktiv zu sein. Frauen
      immun sein? Kannst du jene isolieren, die       Welt existiert, gibt es diese Geister tatsäch-   sind ohnehin noch immer unterbesetzt in
      andere Menschen diskriminieren und aus-         lich. Sie verfolgen derzeit die menschliche      der Schweizer Medienlandschaft und für
      schliessen? Kannst du jenen eine Maske          Natur und sie vermehren sich rapide.             Migrantinnen ist es noch schwieriger, den
      verordnen, die ansteckende Informationen           In lucify.ch jagen wir diese Geister, be-     Zutritt in Medienberufe zu erhalten.
      elitären kulturellen Denkens verbreiten?        waffnet mit Worten. Wir sind eine Armee
lucify.ch wurde von einer Gruppe pro-     änderung in der Schweizer Medienland-        öffentlichen! Das geht bilingual, in deiner
fessioneller medienschaffender Frauen         schaft zu bewirken.                          eigenen Muttersprache und übersetzt in
gegründet: von Produzentinnen und Jour-          Auf demselben Weg kämpfen wir für die     eine der offiziellen Sprachen der Schweiz.
nalistinnen mit unterschiedlicher Her-        Dekolonialisierung der Schweizer Medien-     Schliesse dich jetzt lucify.ch an!
kunft, Kultur und Sprache. Das Ziel war       landschaft und in unserem Team kämpfen
es, sprachliche und kulturelle Barrieren zu   wir für demokratische Organisation. Wir
überwinden und Medienschaffenden mit          treffen Entscheidungen im Kollektiv und
Migrationshintergrund ein Medium zur          tragen alle gleichermassen Verantwortung
professionellen Partizipation zu ermögli-     für das Projekt. Wir sind ein multikultu-
chen. Wir streckten unsere Hand nach vie-     relles Team, und das Modell einer basisde-
len talentierten Medienproduzentinnen         mokratischen Organisation ist für uns ein
aus, die von den offiziellen Medien nicht     starkes Tool, um unser Projekt zum Erfolg
zur Kenntnis genommen wurden. lucify.ch       zu führen.
wurde zu einem physischen und virtuel-           Hast du genug von kultureller Arroganz,
len Raum der Partizipation. Wir brachten      psychologischem Kolonialismus und der
Licht in die dunklen Ecken der Medien-        Versklavung des Geistes? Dann werde be-
landschaft, indem wir die Sichtweise von      wusst, werde luzid und werde auch eine von        Medientipp von Anna Butan
Frauen mit Migrationshintergrund in die       uns Lucies, werde Teil von lucify.ch! Wenn
                                                                                             Patricia Purtschert, Francesca Falk,
öffentliche Berichterstattung einbrachten.    du an unserem Projekt teilhaben möchtest,      Barbara Lüthi (Hg): Postkoloniale
Mit lucify.ch begannen wir, eine reale Ver-   kannst du eine Community-Schreiberin           Schweiz: Formen und Folgen eines
                                              werden und deinen Beitrag noch heute ver-      Kolonialismus ohne Kolonien.
12 ― 13
     13

Schwarze Repräsentation
ist wichtig!
      Im Internet ist ein neues Gefäss geboren. Ein Gefäss der Schwarzen Schweiz
      für die Schwarze Schweiz. Es lässt sich füllen und aus ihm lässt sich schöpfen.
                                                                                              Text: Mohamed Wa Baile, SSOA | Bild: Serafina Ndlovu

                                                                                        I
                                                                                             n Schwarze Schweiz Online Archive (SSOA) werden
                                                                                             Beiträge von Schwarzen Menschen in der Schweiz
                                                                                             dokumentiert und zugänglich gemacht. Die Idee
                                                                                             dazu entstand im März 2018 an einem Treffen von
                                                                                        «Black Switzerland: Building Networks». An diesem Tref-
                                                                                        fen wurde die Uno-Resolution 68/237 diskutiert, mit der
                                                                                        die Uno die Jahre 2015 bis 2024 zur internationalen Deka-
                                                                                        de für Menschen afrikanischer Herkunft erklärt hat. Viele
                                                                                        Anwesende sagten, dass sie sich schon allein dadurch er-
                                                                                        mutigt fühlten, in der Schweiz in einem Raum mit so vie-
                                                                                        len Schwarzen Menschen zu sein. Wir sprachen über die
                                                                                        Notwendigkeit, einander zu finden und voneinander zu
                                                                                        lernen, uns zu vernetzen oder miteinander zu arbeiten.
                                                                                        SSOA möchte Schwarzen Menschen in der Schweiz zeigen,
                                                                                        wo Schwarze Menschen sind, was Schwarze Menschen
                                                                                        tun und mit welchen Ressourcen sie sich identifizieren.

                                                                                        Wissenstransfer und Vernetzung
                                                                                        SSOA möchte Werke, Wissen, Netzwerke, Firmen und Ge-
                                                                                        schichten von Schwarzen Menschen in der Schweiz sicht-
                                                                                        bar machen. Diese Arbeit könnte auch für nachfolgende
                                                                                        Generationen interessant sein, als ein Weg, um von der Ge-
                                                                                        schichte zu lernen und Schwarze Geschichte und Beiträge
                                                                                        zumindest innerhalb von Schwarzen Communitys in den
                                                                                        Mainstream zu bringen. Da die Mainstream-Narrative per
                                                                                        se exklusiv sind, versucht SSOA das Schweizer Repertoire
                                                                                        von Bildern und Geschichten zu erweitern. Wenn du etwas
                                                                                        Schwarzes in der Schweiz suchst, egal ob eine Ärztin, ei-
                                                                                        nen Künstler, eine Moderatorin, einen Coiffeur, ein Buch,
                                                                                        einen Film oder einen Podcast, dann such danach auf
                                                                                        SSOA! SSOA möchte aber darüber hinaus Schwarze Com-
                                                                                        munitys zusammenbringen, um einander zu unterstützen
                                                                                        und unsere Erfolge zu feiern. Ja, es soll einen Beitrag zum
                                                                                        Wissenstransfer und zur Vernetzung leisten.

                                                                                        SSOA will ewig leben!
                                                                                        Toni Morrison sagt: «Die Funktion, die sehr ernste Funk-
                                                                                        tion des Rassismus ist die Ablenkung. Es hält dich davon
                                                                                        ab, deine Arbeit zu tun. Es lässt dich immer wieder erklä-
                                                                                        ren, warum du so bist. Jemand sagt, dass du keine Spra-
                                                                                        che hast, und du verbringst 20 Jahre damit, zu beweisen,
                                                                                        dass du sie hast. Jemand sagt, dass dein Kopf nicht richtig
                                                                                        geformt sei, also findest du Wissenschaftler*innen, die an
                                                                                        der Tatsache arbeiten, dass er es ist. Jemand sagt, dass
                                                                                        du keine Kunst hast, also baggerst du das aus. Jemand
                                                                                        sagt, dass du keine Königreiche hast, also schaufelst du
                                                                                        das aus. Aber all dies ist vergeblich. Es wird immer noch
                                                                                        eine weitere Sache geben.» SSOA ist eine Befürworterin
                                                             Medientipp von SSOA        des Wandels und weigert sich, Opfer zu sein. SSOA hat
                 Veranstaltung von SSOA im Kino der
                 Reitschule, mit Film, am 1. Mai, siehe   Institut Neue Schweiz INES:   eine grosse Familie: histnoire.ch, justhis.ch, nunyola.ch,
                 Programm. Für Schwarze Menschen,         Handbuch Neue Schweiz         afrolitt.com, rollingeddie.com, we-talk.ch – wir können
                 family und friends.                      (erscheint im Juni 2021)      gar nicht alle aufzählen.
So schlimm war’s vorher auch nicht               Marilyn Umurungi
   Von Zeit zu Zeit
   Da ich mit dir wandere
   Schau ich dich an
   Und wundere mich

   Wie kam’s dazu – dass
   Dein Stern auf meinen traf
   Es zur Verschmelzung kam
   Ich zum neuen Stern ward

   Für mich war Zweisamkeit nie was für Kämpferinnen
   Fühlte mich zu umtrieben, um zu lieben,
   Zu verhalten, um gehalten zu werden
   Nun ist mein Herz voller einsilbiger Liebeslieder

   So erwache ich durch dich
   Aus unserem symbiotischen Schlaf

   Blicke mit neuen Augen auf diese Welt
   Seh wohl verblümte Schönheit in ihr, ja
   Ihr Chaos erschreckt mich nicht mehr
   Ich möcht ’ sie umarmen, diese Welt

   Und dann
   Erwache ich durch dich
   Aus unserem symbiotischen Schlaf
   Möchte sie umarmen, diese Welt

   Mit dir durchwandern und verstehen
   Mit ihr Frieden schliessen
   Bin zum Verhandeln bereit,
   Leg mein Misstrau’n beiseit’

   Schau auf das, was ist
   Und nicht auf das, was war
   Lass Vergangenes vergangen sein
   Schliess den Kreis
   Sollte ich mich wieder verlieren,
   Weiss ich nun durch dich,
   So schlimm war’s vorher auch nicht.
14 ― 15

            «Gemeinsam eine Art
           Gegenmacht aufbauen»
      Drei Mitglieder der Koordinationsgruppe der Allianz gegen Racial Profiling,
      Kemal Sadulov, Tarek Naguib und Mohamed Wa Baile, sprechen
      darüber, was für sie Aktivismus bedeutet, wie sie als Gruppe funktionieren,
      was die Allianz im Jahr 2021 vorhat und wie solidarische Menschen
      aktiv werden können.
      					 Transkription: Sandra Ryf | Bild: Aisha Franz

      Mohamed Wa Baile: Ich möchte als                 ze dekolonisieren. Wir sind hier, wir leben     Vertrauen ineinander da, wir haben relativ
      Erstes mit euch darüber sprechen,                alle hier und wir möchten hier bleiben. Da-     wenig darüber gesprochen, ob und wann
      warum Aktivismus wichtig ist und                 zu müssen wir uns organisieren und dazu         und wie wir die Dinge tun sollten. Es ging
      was für euch darin wichtig ist. Wie              braucht es Aktivismus.                          darum, Aufmerksamkeit zu generieren.
      ist das für euch?                                Tarek Naguib: Die Dinge ändern sich nicht       Mit der Zeit begannen wir gewisse inter-
      Kemal Sadulov: Für mich bedeutet Aktivis-        von alleine, gerade in der Schweiz nicht,       ne Strukturen zu hinterfragen, merkten,
      mus, aus der Ohnmacht herauszukommen,            die für sich selbst schon fast ein über-        dass es auch darum gehen muss, Arbeits-
      die uns dazu bringt, die herrschenden            hebliches Selbstbild                                               last zu verteilen, noch
      Verhältnisse anzunehmen und uns nicht            von «Uns geht es gut                                               mehr Vertrauen zu
      zu wehren. Im Aktivismus kann ich versu-
      chen, etwas gegen diese Ungerechtigkeiten
                                                       und wir haben keine
                                                       Pro­bleme» pflegt und
                                                                                     Wir arbeiten                         schaffen, mehr Bezie-
                                                                                                                          hungsarbeit zu leisten
      zu tun, und ich kann auch solidarisch sein.
      Viele Menschen haben keinen Zugang zu
                                                       auch eine gewisse Apa-
                                                       thie an den Tag legt.       daran, dass sich                       und auch langfristig
                                                                                                                          zu überlegen, wo wir
      Macht oder sind den Machtverhältnissen
      ausgeliefert. Als Rom*nja, Sinti*ze oder Je-
                                                       Es ist deshalb sehr
                                                       wichtig, dass wir die       etwas verändert.                       etwas bewirken wollen.
                                                                                                                          Heute sind wir, glaube
      nische erleben wir das seit Jahrhunderten,       Dinge selbst in Hand                                               ich, noch etwas in uns
      doch erst in den letzten zwanzig, dreissig       nehmen. Über Racial                                                gekehrt und suchen ei-
      Jahren, seit die Minderheiten auch selber        Profiling wurde im Sommer etwas mehr            nen Weg, wieder eine neue Kraft zu finden,
      aktiv geworden sind, bahnen sich langsam         gesprochen, weil die Geschichte mit Geor-       und wir tun das zunehmend gemeinsamer.
      Veränderungen an. Und bevor es die Alli-         ge Floyd öffentlich geworden ist. Aber wir      Kemal Sadulov: Ich finde, wir sind eine tol-
      anz gab, wurde wenig über Racial Profiling       sollten die Dinge nicht den schrecklichen       le Gruppe mit unterschiedlichen Menschen
      in der Polizei- oder Grenzschutzarbeit ge-       Zufällen des Zusammenwirkens von extre-         bezüglich Alter, Geschlecht, Erfahrungen,
      sprochen, aber ich hatte diese Erfahrungen       men Krisen überlassen.                          und das ist sehr bereichernd. Wir haben al-
      jahrzehntelang gemacht und eine Wut in               Ich finde wichtig, dass wir im Aktivismus   le einen Wunsch nach Veränderungen, und
      mir gespürt darüber, was mit mir passiert        nicht mehr grosszügig sind mit den Fehlern,     das, worüber wir in den letzten Minuten
      und wie ich behandelt werde. Dank der Al-        die passiert sind. Nicht mehr grosszügig        gesprochen haben, das ist unser Grundkon-
      lianz und dank Menschen, die bereit sind,        mit dem Staat, nicht mit den Entscheid-         sens. Wir nutzen unsere Ressourcen, so gut
      sich zu engagieren, arbeiten wir nun daran,      träger*innen und auch nicht mehr gross-         es geht, und ich bin froh um jede Person,
      dass sich etwas verändert.                       zügig mit uns selbst, die auch Teil dieses      die dabei ist, denn jede bringt etwas, das
      Mohamed Wa Baile: Mit der Allianz ist der        rassistischen Systems sind. Wir müssen mit      uns noch weiter stärkt.
      Begriff «Racial Profiling» endlich ange-         all unseren unterschiedlichsten Kompeten-       Mohamed Wa Baile: Ich finde, wir sind im-
      kommen. Rassistische Polizeipraktiken            zen auf eine so vielfältige Art und Weise wie   mer etwas chaotisch, aber das ist auch unse-
      können wir nicht ohne eine gemeinsame            nur möglich sagen: Stopp, das geht nicht        re Stärke, wir machen diese Arbeit schluss­
      Organisierung bekämpfen. Uns organisie-          mehr! Wichtig finde ich aber auch bewuss-       endlich auch für uns selber. Wir sind alle
      ren heisst Beziehungen aufbauen, um Din-         te Self­care: Dass wir achtsam miteinander      betroffen, Schwarze Menschen, People of
      ge zu schaffen, die wir alleine nicht schaffen   umgehen und einander daran erinnern, wie        Color, aber auch weisse Menschen. Klar,
      können. Wir können Druck aufsetzen und           wichtig es ist, sich auch zu erholen – denn     mehr Struktur und kollektive Arbeit ist
      gemeinsam eine Art Gegenmacht aufbauen.          es gibt wahrscheinlich keine Aktivistin und     noch besser.
      Es braucht dazu verschiedene Mittel, poli-       keinen Aktivisten, die*der nicht einmal ir-
      tische wie kulturelle, und es braucht ganz       gendeine Art Erschöpfung erlebt hat.            Was plant die Allianz 2021?
      sicher einen langen Atem. Beim Kampf um                                                          Tarek Naguib: Zum einen wollen wir die
      ihr Stimm- und Wahlrecht haben sich die          Mohamed Wa Baile: Ich frage dich, Tarek:        Leute stärker öffentlich dazu auffordern,
      Frauen über lange Zeit organisiert, mit          Wie funktionieren wir als Gruppe,               hinzusehen, wenn sie Polizeikontrollen
      vielen Aktionen, die viel Aufmerksamkeit         die Koordinationsgruppe der Allianz?            erleben oder beobachten. Dazu geben wir
      erregten. – Wie wärs, zum Beispiel, wenn         Tarek Naguib: Ich glaube, sehr unterschied-     ein Leaflet heraus, das bewusst an Verbün-
      wir mit zweihundert Menschen ohne Doku-          lich über die Zeit hinweg. Als wir 2016 be-     dete geht, aber auch an Menschen, die diese
      mente über die Grenze reisen und wieder          gonnen haben, uns zu organisieren, war          Kontrollen erfahren. Wir werden versuchen,
      zurück? Wie werden die Grenzpolizist*in-         das Motto: Let’s do things. Wer etwas tun       uns stärker europaweit zu vernetzen, gera-
      nen damit umgehen? Ja, lass uns die Gren-        wollte, hat etwas getan, es war ein grosses     de mit dem Verfahren von dir, Mohamed,
das jetzt vor dem Europäischen Gerichtshof    Was würdet ihr anderen                         sant*innen und bitte sie, ebenfalls stehen
ist und bei dem uns bereits internationale    Menschen empfehlen?                            zu bleiben. Frage sie nach der Kontrolle
Organisationen wie Amnesty International      Kemal Sadulov: Die Gewissheit, dass in der     auch, ob sie bereit sind, den Kontakt auszu-
unterstützen. Und ein Thema könnte auch       Schweiz alles perfekt läuft, zu hinterfragen   tauschen, und bitte sie, ein Gedächtnispro-
sein, die Frage nach dem grösseren Zusam-     ist die erste Voraussetzung dafür, dass man    tokoll zu machen und als Zeug*in auszu-
menhang zu stellen: Was hat eigentlich        anfängt, einen klareren Blick zu bekom-        sagen. Bitte sprich nach der Kontrolle auch
diese Kontrolle auf der Strasse mit unse-     men für die Zustände, die in der Schweiz       mit der kontrollierten Person und sage ihr,
rer Sicherheitspolitik als Staat zu tun? Da   bezüglich Rassismus und struktureller Dis-     dass du dabei bist, wenn sie rechtlich gegen
versuchen wir uns stärker gesamtschweize-     kriminierung herrschen.                        die Kontrolle vorgehen will. Aber, klar, ak-
risch zu vernetzen.                           Tarek Naguib: Zu diesem klareren Blick ge-     zeptiere auch, wenn sie das ablehnt.
Mohamed Wa Baile: Wir haben eine Veran-       hört auch, dass sich Menschen davon ver-
staltung an der Tour de Lorraine, wir pla-    abschieden, Rassismus als ein individuelles       Veranstaltung der Allianz gegen Racial Profiling
nen direkte Aktionen, und wichtig sind        Problem zu verstehen. Da müsste eine Aus-         am 8.5.21, siehe Progamm.
auch zukünftige Workshops zusammen            weitung im Bewusstsein stattfinden: Was
mit anderen Aktivist*innen und Kollekti-      hat es eigentlich mit unserer Geschichte                       Medientipps
ven. Wir drucken und verkaufen T-Shirts,      zu tun, weshalb wir rassistisch agieren?                   von Tarek Naguib:
bedruckt mit den Namen von Schwarzen          Was macht es mit uns selbst, sei es als an-                Patrisse Khan-Cullors:
Menschen und People of Color, die hier in     gestellte Person an einer Schule, sei es als               #Blacklivesmatter.
                                                                                                         Eine Geschichte vom Überleben.
der Schweiz durch Polizeigewalt ums Le-       Forscher*in oder in einer Freundschaft oder
ben gekommen sind. Und klar, die beiden       Liebesbeziehung?                                           von Mohamed Wa Baile:
strategischen Verfahren, mein Fall und der    Mohamed Wa Baile: Wenn du eine Polizei-                    Alicia Garza: The Purpose of
Fall von Wilson A., laufen auch noch. Das     kontrolle siehst, bitte nimm dir Zeit: Schau               Power: How to Build Movements
                                                                                                         for the 21st Century.
heisst, wir möchten uns vernetzen, uns ge-    nicht weg, zeige der kontrollierten Person,
genseitig empowern und mehr Druck auf         dass du ihre Bedürfnisse erkennst und sie                  von Kemal Sadulov:
Institutionen ausüben.                        unterstützt. Du hast das Recht, Polizeikon-                Philippe Sands: Die Rattenlinie.
                                              trollen zu beobachten, und sogar verbal                    Ein Nazi auf der Flucht. Lügen, Liebe
                                                                                                         und die Suche nach der Wahrheit.
                                              zu intervenieren. Sprich mit anderen Pas-
16 ― 17

Gekommen, um dazuzugehören!
      Die linksalternative Szene und linke NGOs haben es sich in ihrer
      Bubble bequem gemacht. Von Inklusion zu reden und sie zu praktizieren
      scheinen zwei verschiedene Paar Schuhe zu sein. Payal Parekh schildert
      ihre Erfahrungen als migrantische Aktivistin of Color in weissen linken Räumen.
      						       Text: Payal Parekh | Bild: Whitney Bursch

      I
           m Gegensatz zu vielen anderen Mi-            Der Anfang in Bern war etwas schwie-      nende Forschungsprojekte und Diskussio-
           grant*innen in der Schweiz flüchtete      rig – aufgrund des Alltagsrassismus war es   nen mit neuen Kolleg*innen, das Schwim-
           ich nicht vor Krieg, Folter, Dürre oder   schwer, eine Wohnung zu bekommen, trotz      men in der Aare und kreative Aktionen mit
           einem nicht funktionierenden Staat:       der gut bezahlten Stelle. Dann gab es den    anderen jungen Leuten gegen die restrikti-
      Als privilegierte und gut ausgebildete Frau    Doktoranden, der meinte, dass ich mein       ve Migrationspolitik. Das Allerschönste war
      kam ich mit einem Visum für hochqualifi-       Stipendium nur bekommen hatte, weil ich      aber, mich zu verlieben.
      zierte Arbeitskräfte in die Schweiz, um als    eine indische Frau war, und mir mein Le-        Ich hatte das Gefühl, dazuzugehören
      Post-Doktorandin an der Universität Bern       ben so schwer wie möglich machen wollte.     und eine zusätzliche Heimat gefunden zu
      in der Abteilung für Klima- und Umwelt-           Aber beide Probleme lösten sich, und      haben. Trotzdem war es Zeit weiterzuge-
      physik zu arbeiten.                            dann war das Leben richtig schön. Span-      hen. Ich merkte, dass es sehr schwierig war,
die Klimapolitik mit wissenschaftlicher          Entscheidungen getroffen werden, war ich             re Ideen mitzuteilen, oder sie verlässt die
Arbeit zu beeinflussen, und trat eine neue       über die Reaktionen auf meine Fragen per-            Gruppe.
Stelle als professionelle Campaignerin bei       plex. Bei einer Organisation hiess es, dass              Es ist sehr einfach zu vergessen, dass je-
einer Umwelt-NGO in San Francisco an.            es für alle anderen klar sei, wie die Gruppe         de Person eine Situation anders erlebt; na-
    Die Arbeit gefiel mir und ich spürte,        funktioniere, und dass es Zeitverschwen-             türlich gibt es auch Differenzen zwischen
dass gut gemachtes Campaigning die Po-           dung sei, darüber zu reden. Bei einer an-            Menschen der gleichen Kultur, aber die Re-
litik unter Druck set-                                               deren stiessen meine             alitätsschere ist viel grösser zwischen einer
zen kann. Um meinem                                                  Fragen auf taube Oh-             Migrantin und einer Einheimischen. Ein
Liebsten näher zu sein,      Die Spielregeln                         ren und Entscheidun-             paar Wochen nach den Terroranschlägen
kehrte ich nach Bern                                                 gen wurden weiterhin             in den USA vom 11. September 2001 trug
zurück und leitete
Klimakampagnen in
                             waren für mich                          hinter geschlossenen
                                                                     Türen gefällt. Bei ei-
                                                                                                      ich für zwei Tage ein Kopftuch, da es viele
                                                                                                      Angriffe gegen Muslim*innen gab. Sofort
Zusammenarbeit mit
Aktivist*innen aus der
                              oft schwer zu                          nem dritten Komitee
                                                                     versuchten einige Mit-
                                                                                                      merkte ich, wie anders ich wahrgenommen
                                                                                                      wurde. Viele haben mich angestarrt, nah-
ganzen Welt, bis ich
Ende 2018 entschied,
                               entziffern.                           glieder, meine Fragen
                                                                     ehrlich zu beantwor-
                                                                                                      men Abstand von mir oder griffen mich so-
                                                                                                      gar verbal an, als ich am zweiten Tag auch
eine Pause von interna-                                              ten, und merkten dabei,          meine indischen Kleider trug. Obwohl man
tionaler Arbeit zu machen. Angesichts des        dass sie selber weder die Struktur noch die          ein solches Experiment nicht immer ma-
Aufstiegs der Klimastreikbewegung war es         Entscheidungsprozesse formalisiert hat-              chen kann, können wir uns daran erinnern,
ein guter Zeitpunkt.                             ten und dass Leute, die länger dabei wa-             dass wir unsere Realität nicht als die einzi-
    Plötzlich wollten alle etwas zum The-        ren, Entscheidungen einfach in die Hand              ge annehmen sollten.
ma Klima organisieren, ob politische Ak-         nahmen.                                                 Was braucht es, damit Migrant*innen
tivist*innen, Denkfabriken oder politische                                                            und andere, die am Rand der Gesellschaft
Parteien. Am Anfang machte es Spass – ei-        Informelle Strukturen und intranspa-                 sind, sich als Teil der Gesellschaft fühlen?
ne neue Bewegung mit frischer Energie.           rente Entscheidungsprozesse machen es                Wenn eine Gesellschaft wirklich inklusiv
Ich bekam viele Anfragen und meine Ex-           denjenigen, die aus unterschiedlichen ge-            sein soll, heisst das auch, dass Einheimi-
pertise wurde anerkannt. Mit Elan tauchte        sellschaftlichen Milieus kommen, nahezu              sche bereit sind, ihre Privilegien zu unter-
ich in die Arbeit bei verschiedenen Komi-        unmöglich, gleichbe-                                                       suchen und manche
tees ein.                                        rechtigt zu partizipie-                                                    davon aufzugeben. Es
                                                 ren, sie zementieren           Integration soll                            ist auch wichtig, offen
Das ewiggleiche Muster                           informelle Machtdy-                                                        für konstruktive Kritik
Sehr schnell aber fiel mir etwas auf – ich
war immer die einzige Person of Color und
                                                 namiken und verhin-
                                                 dern eine Kultur der
                                                                               auch in Gruppen                              zu sein und nicht die
                                                                                                                            eigenen    gekränkten
die einzige Migrantin von ausserhalb West-
europas, und auch Personen mit Migrati-
                                                 Rechenschaftspf licht
                                                 und Transparenz.
                                                                                nicht eine Ein-                             Gefühle in den Mittel-
                                                                                                                            punkt zu stellen, son-
onshintergrund der zweiten Generation
gab es nur sehr wenige.
                                                     Bei der Forderung
                                                 nach Diversität geht es
                                                                               bahnstrasse sein.                            dern das eigene rassis-
                                                                                                                            tische Verhalten. Oft
    Zudem war Mitgliedschaft oft nur auf         nicht um Identitätspo-                                                     reagieren weisse Leute
Einladung möglich, das heisst, dass nur die      litik, sondern um die Beteiligung aller an           mit Abwehr, da sie nicht glauben möchten,
Zugang haben, die schon ein Teil des richti-     zivilem Leben. Natürlich ist es am Anfang            dass sie sich rassistisch verhalten könnten,
gen Kreises sind. Unter solchen Umständen        für alle Beteiligten unangenehm, in einer            weil sie ja links und/oder liberal sind.
ist es schwierig, aus den verschiedenen Kri-     diversen Gruppe zu arbeiten. Aber damit                 Viele Migrant*innen wie ich mögen die
sen der Welt rauszukommen, da wir dazu           innovative Ideen entstehen, braucht es               Schweiz und wir möchten etwas zurück-
eine breitere Bewegung brauchen. Diese           meistens ein bisschen Reibung und die Be-            geben und kreieren, aber nicht, wenn wir
zu bilden gelingt nur, wenn wir auf neue         reitschaft, sich als Gruppe mit Meinungs-            dafür unsere Kultur ganz abgeben müssen –
Leute zugehen und wenn existierende Kul-         verschiedenheiten intellektuell auseinan-            dann verlieren wir uns. Von der Gastrono-
turen, Strukturen und Normen dehnbar             derzusetzen.                                         mie zur Musik, von Forschung zur Kunst
und flexibel sind. Wie in der Gesellschaft,                                                           gibt es zahlreiche Beispiele, was entstehen
soll Integration auch in Gruppen und Be-         Perspektivenwechsel                                  kann, wenn Kulturen zusammenkommen,
wegungen nicht eine Einbahnstrasse sein.         Neuen Ideen mit Offenheit anstatt mit Wi-            sich mischen und es einen Austausch auf
                                                 derstand zu begegnen ist der erste Schritt,          Augenhöhe gibt. Ich bin eine wütende Op-
Lost in Translation                              um die Gewinne von Diversität zu ernten.             timistin und ich möchte sehen, dass die In-
Die Spielregeln in Komitees und Gruppen          Wenn eine Person hört, dass es «hier nicht           tegration gegenseitig und die Gesellschaft
waren für mich oft schwer zu entziffern.         so gemacht wird», oder wenn man ihr sagt,            inklusiv ist.
Wenn ich es aber wagte, mich zu erkundi-         sie habe falsch verstanden oder sie mache
gen, welche Struktur eine Gruppe hat, was        eine grosse Geschichte aus nichts, wenn sie              Workshop am 8.5.21, siehe Programm.
die Kommunikationsnormen sind und wie            etwas infrage stellt, dann hört sie auf, ih-

                          Medientipps von Payal Parekh
                      Taiye Selasi:                                      Pierre Koralnik:                                    Rolf Lissy:
                      Don’t ask where I’m from, ask where I’m a local.   Un étranger dans le village.                        Die Schweizermacher.
                      Ted Talk (ted.com)                                 Film über den Schriftsteller James Baldwin in der   Film (1978)
                                                                         Schweiz der frühen 1960er Jahre.
                      Ta-Nehisi Coates:                                                                                      F. Aydemir, H. Yaghoobifarah u. v. m.:
                      Between The World and Me. EIn Brief.                                                                   Eure Heimat ist unser Albtraum.
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