Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen - Sonderstudie Freizeitparks, Märkte und Volksfeste - BMWi
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Impressum Das Bundesministerium für Wirtschaft und Herausgeber Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® Bundesministerium für Wirtschaft für seine familienfreundliche Personalpolitik und Technologie (BMWi) ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Öffentlichkeitsarbeit der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der 11019 Berlin Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. www.bmwi.de Stand März 2013 Druck Silber Druck oHG, Niestetal Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Bildnachweis Atira/Fotolia (Titel), iJonas/Fotolia (S. 2), yetishooter/Fotolia (S. 4), kontrast-fotodesign/iStockphoto (S. 7), hohl/iStockphoto (S. 9), Erlebnispark Tripsdrill, 2013 (S. 10), Belantis, 2013 (S. 11), Eléonore H/Fotolia (S. 14), Kalle Kolodziej/Fotolia (S. 16), Stock- Pixstore/Fotolia (S. 17), kristina rütten/Fotolia (S. 18), ciminieri/ iStockphoto (S. 19), lunaundmo/Fotolia (S. 20), Peter Atkins/ Fotolia (S. 23) Text und Redaktion PROJECT M GmbH Andreas Lorenz, Hagen Melzer Unter Mitarbeit von Maike Grieshaber, Anne-Sophie Krause www.projectm.de Projektträger Deutscher ReiseVerband e. V. (DRV) Schicklerstraße 5–7 10179 Berlin Projektleitung: Hans-Gustav Koch Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Projektkoordination: Walter Krombach Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. www.drv.de Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung Projektdurchführung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen PROJECT M GmbH unter wissenschaftlicher Mitwirkung der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung Aufkleben von Informationen oder Werbemitteln. in Nordeuropa GmbH (NIT)
1 Inhaltsverzeichnis 1. Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen: Einführung.................................................................................................... 2 2.Angebotssegment Freizeitparks................................................................................................................................................................. 4 2.1 Ausgangssituation und Herausforderungen............................................................................................................................... 4 2.2 Schlüsselstrategien und Best Practice............................................................................................................................................. 6 2.2.1 Integrierte regionale Positionierung und Kooperation............................................................................................. 6 2.2.2 Ganzjahresstrategien.................................................................................................................................................................. 8 2.2.3 Nachhaltigkeit als Positionierungsstrategie für Freizeitparks..............................................................................10 3.Angebotssegment Märkte und Volksfeste..........................................................................................................................................14 3.1 Ausgangssituation und Herausforderungen.............................................................................................................................14 3.2 Schlüsselstrategien und Best Practice...........................................................................................................................................16 3.2.1 Profilierung durch Inszenierung regionaler und identitätsfördernder Themen........................................16 3.2.2 Gezielte Einbindung von Bürgern und Ehrenamt in die Veranstaltungsorganisation............................18 3.2.3 Veranstaltungskooperationen auf regionaler Ebene................................................................................................19 4. Fazit .........................................................................................................................................................................................................................23
2 1. Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen: Einführung Projekt „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ Wie funktioniert Tourismus in ländlichen Räumen? Welche Voraussetzungen müssen von der öffentlichen Hand und von privaten Anbietern erfüllt werden? Wie sehen erfolgreiche Angebote aus? Welche Vertriebswege sind ziel- führend und warum? Wie lassen sich neue Ansätze für Kooperation und Zusammenarbeit umsetzen? Diesen Fragen ist das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderte und vom Deutschen ReiseVerband (DRV) durchgeführte Projekt „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ nachgegangen. Das Tourismussystem ländlicher Räume wurde analysiert, Chancen und Herausforderungen bewertet, übergreifende Handlungsfelder benannt, Schlüsselstrategien und Erfolgsfaktoren abgeleitet und in kompakte Checklisten für alle am Tourismus Beteiligten übersetzt. Mehr als 450 Praxisbeispiele wurden dabei einbezogen. Die Ergebnisse sind in einem Leitfaden zusammengefasst. Zehn Kurzreports zu den Handlungsfeldern vertiefen dessen Aussagen. Sonderstudie „Freizeitparks, Märkte und Volksfeste“ Diese Sonderstudie enthält spezielle Informationen und Empfehlungen zu den Angebotssegmenten Freizeitparks, Märkte und Volksfeste. Nach einer Beschreibung der Ausgangsituation und Herausforderungen werden Schlüssel- strategien und Erfolgsfaktoren anhand bester Praxisbeispiele erläutert. Checklisten bieten Orientierung und Impulse für das eigene Handeln. Alle Informationen zum Projekt, zum Download von Leitfaden, Kurzreports und Sonderstudie stehen unter →→ www.tourismus-fuers-land.de und →→ www.bmwi.de zur Verfügung.
1. Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen: Einführung 3 Tourismus in ländlichen Räumen umfasst weit mehr lung gefährden die Grundversorgung vieler Regionen. als „Urlaub auf dem Bauernhof“. Gemeint sind alle Die Budgets der öffentlichen Hand sinken. Es mangelt Angebotsformen und -themen, die außerhalb städti- an Fachkräften. Die Natur- und Kulturlandschaft ist im scher Ballungsräume und im Wesentlichen in kleine- Wandel, die Interessen von Tourismus, Landwirtschaft ren Gemeinden bis zu 5.000 Einwohnern stattfinden. und Energiewirtschaft sind auszugleichen. Die klein- teilige verstreute Anbieterstruktur erschwert professio- Eine Reihe an Potenzialen und Entwicklungen beein- nelles Wirtschaften und Kooperieren. Die Organisati- flusst die touristische Entwicklung ländlicher Räume onsstrukturen im öffentlichen Tourismusmarketing positiv (siehe Leitfaden S. 8-11): Natur, Regionalität und aller Ebenen sind vielerorts nicht an den Aufgaben ori- Nachhaltigkeit werden für die zunehmend älter wer- entiert und aufeinander abgestimmt. denden Nachfrager bedeutsam. Das steigende Interesse der Reisebranche an ländlichen Räumen führt zu einer Die Aufgaben der Zukunft konzentrieren sich daher Verdichtung des Angebots. Neue Möglichkeiten eröff- auf zehn übergreifende Handlungsfelder. Diesen soll- nen sich für Kommunikation und Vertrieb der Vielfalt ten sich je nach Voraussetzung Anbieter, Vermarkter, kleiner Angebote im Online-Bereich. Politik und Verwaltung gleichermaßen stellen. Tourismus in ländlichen Räumen steht jedoch auch vor großen Herausforderungen (siehe Leitfaden S. 15-22): Landflucht und demographische Entwick- Zehn Handlungsfelder für den Tourismus in ländlichen Räumen →→ Nachhaltige touristische Entwicklung ländlicher →→ Kommunikation und Vertrieb: Die Chancen liegen Lebensräume: Die natürlichen Grundlagen sind zu im Online-Bereich. Die Einbindung starker privater erhalten, regionale Identität als Basis für Standort- Partner im Vertrieb wird bedeutsamer. Anbieter qualität und touristische Attraktivität zu stärken. und DMO sind umfassend zu qualifizieren. →→ Produktinszenierung: Durch Inszenierung von →→ Organisationsstrukturen: Aufgabenorientierte Erlebnissen werden Angebote mit Mehrwert Organisationsansätze werden im öffentlichen geschaffen. Tourismusmarketing erforderlich. →→ Stärkung und Weiterentwicklung von Netzwer- →→ Fachkräftesicherung und -professionalisierung: ken: Nur so können Wertschöpfungsketten verlän- Qualifiziertes und motiviertes Personal ist Voraus- gert werden. Vor allem kleine Partner profitieren setzung für jeden Dienstleistungsbetrieb. Gefordert hiervon. ist die strategische und branchenübergreifende Einbeziehung dieser Aufgabe in regionale Touris- →→ Infrastruktur und Investitionsmanagement: Kris- musstrategien. tallisationspunkte müssen geschaffen werden, um Reiseanlässe zu generieren und Folgeinvestitionen →→ Mobilität: Tourismus erfordert Mobilität zum zu ermöglichen. Besondere Bedeutung kommt der und vor Ort. Öffentliche Alltags- und individuelle Verknüpfung mit Markenstrategien zu. Freizeitmobilität sind dabei zu verzahnen. →→ Markenbildung: Marken sorgen für Vertrauen →→ Barrierefreiheit: Gerade in ländlichen Räumen stellt beim Gast, Sicherheit für den Unternehmer und die Bereitstellung barrierefreier Urlaubserlebnisse eine hohe Marktdurchdringung. Es handelt sich um eine große Herausforderung dar. Schlüsselstrategien eine zentrale Aufgabe des regionalen Tourismus- sind ein regionaler Entwicklungsansatz und die Inte- marketings. gration in regionale (Marken-)Strategien.
4 2. Angebotssegment Freizeitparks 2.1 Ausgangssituation und in der Nähe größerer Städte oder Ballungsräume, ange- Herausforderungen siedelt. Räumliche Konzentrationen (z. B. in der Lüne- burger Heide, siehe unten) bilden eher die Ausnahme, Rund 32 Mio. Menschen besuchen jährlich die etwa nur selten besteht direkter Wettbewerb um die glei- 210 deutschen Freizeitparks, Tendenz leicht steigend1. chen Quellmärkte. Die innerdeutsche Marktsituation In den Abenteuer- und Erlebnisparks, Natur- und Tier- ist somit insgesamt recht stabil. Der Wettbewerbsdruck parks, Film- und Themenparks, Brandlands („Marken- aus dem Ausland nimmt aber vor allem für die Ferien- welten“), Ferienparks sowie Indoor-Attraktionen, jeweils parks zu, insbesondere aus den BENELUX-Staaten und mit und ohne Übernachtung, werden rund 975 Mio. Frankreich. Im innerdeutschen Wettbewerb entsteht Euro Umsatz2 generiert. Allein die im Verband Deut- neue Konkurrenz meist durch öffentlich subventio- scher Freizeitparks und Freizeitunternehmen organi- nierte Anlagen (z. B. Tropical Islands, Brandenburg). sierten 65 Parks mit mehr als 100.000 Besuchern beschäftigen mehr als 20.000 fest angestellte Mitarbei- Freizeitparks sind gerade in strukturschwächeren länd- ter, hinzu kommen die Saisonkräfte. lichen Räumen potenzielle Leuchttürme der touristi- schen und allgemeinen regionalen Entwicklung: Aufgrund des hohen Flächenbedarfs, Restriktionen zur Geräuschemission sowie ökonomischer Motive (z. B. →→ Ausflugs- und Reiseanlass: Freizeitparks sind oft- niedrigere Gewerbesteuern) wurden die meisten Frei- mals der einzige Besuchsanlass für Regionen mit zeitparks in ländlichen Regionen, wenngleich oftmals insgesamt eher geringer touristischer Angebots- 1 Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) 2 Statistisches Bundesamt 2012, Umsatzsteuer (Voranmeldungen) – Finanzen und Steuern 2010
2. Angebotssegment Freizeitparks 5 und Erlebnisdichte. Neue Attraktionen, Fahrge- Angeboten wie Fahrgeschäfte usw. auch regionale schäfte, Shows, Events, Confertainment-Angebote Themen auf. Auch der allgemeine Erlebniswert ist (Tagungen und Veranstaltungen mit Unterhal- teilweise gering. Die bedeutsamer werdenden älte- tungswert) werden intensiv beworben und ziehen ren Zielgruppen, wie Naturorientierte Best Ager bundesweit die Aufmerksamkeit auf sich – eine (→ siehe Leitfaden S. 12-15), mit ihren Anforderun- potenzielle Bekanntheitssteigerung der umgeben- gen an Authentizität, Komfort, Barrierefreiheit den Region inklusive. Zugleich steigt die Anreise- ebenso wie ethisch korrektes Verhalten sowie öko- dauer: Für den Tagesbesuch eines Freizeitparks logische und soziale Verantwortung, werden oft werden Anreisezeiten von bis zu zwei Stunden in noch unzureichend angesprochen. Kauf genommen. →→ Bewusstsein für Kooperationspotenziale teils →→ Ansprache wichtiger Kernzielgruppen ländlicher nicht vorhanden: Zwar besteht seitens der meisten Regionen: Freizeitparks richten sich sowohl an Freizeitparks reges Interesse an Angebots- und Ver- junge Menschen als auch an Familien als eine der marktungskooperationen mit regionalen Touris- touristischen Kernzielgruppen (weitere Informatio- musorganisationen und Anbietern. Der Grad an nen → siehe Leitfaden S. 12-15). Ebenso können, regionaler Vernetzung mit touristischen Partnern mangels sonstiger Attraktionen, sonst nicht ist jedoch oft gering; Freizeitparks werden eher als erreichbare Tagungsgäste angesprochen werden. Wettbewerber denn als Partner betrachtet. →→ Basis für Investition, Kooperation und regionale →→ Ungünstige Rahmenbedingungen für Investitio- Wertschöpfungseffekte: Freizeitparks sind Kristalli- nen: Um Wiederholungsbesucher (70-80 Prozent sationspunkte. Bei sich abzeichnendem Erfolg inves- aller Besucher) zu akquirieren, müssen Freizeit- tieren in ihrer Nähe weitere touristische Anbieter. So parks ständig in neue Attraktionen investieren. zählen sie oft zu den wichtigsten regionalen Arbeit- Gefragt sind intensive, neue und ungewöhnliche gebern und erzeugen indirekte Arbeitsplatz- und Erlebnisse. Die Besucher wollen in eine Traumwelt Einkommenseffekte bei regionalen Dienstleistungs- eintauchen und den Alltag vergessen. Hierfür erfor- und Zulieferbetrieben. Insbesondere umliegende derliche Flächenvergrößerungen, hoher Ressour- (auch kleinere) Beherbergungsbetriebe und weitere cenverbrauch sowie Verkehrs- und Lärmbelastun- touristische Dienstleister profitieren von der Sogwir- gen stehen im zunehmenden Widerspruch zu kung der Freizeitparks, sofern sie ihr Angebot auf Ansprüchen des Natur- und Umweltschutzes bzw. Freizeitparkgäste abstimmen. zu allgemeinen Nachhaltigkeitszielen. →→ Synergien in der Vermarktung für die regionalen →→ Fachkräftemangel: Wie bei anderen Branchen Tourismusorganisationen: Die Verzahnung eige- wirkt sich der Fachkräftemangel auch bei den ner Aktivitäten mit denen der Freizeitparks ermög- Freizeitparks aus. Vor allem die meist auf April bis licht beiden Seiten eine verbesserte Zielgruppen- Oktober begrenzte Saison kristallisiert sich als und Quellmarktansprache. Gemeinsame Angebote größtes Hemmnis für eine dauerhafte Sicherung unter Einbindung kleiner regionaler Anbieter kön- qualifizierten Personals heraus. So sind die Arbeits- nen in die oft deutlich reichweitenstärkeren Ver- kräfte oft nur saisonal beschäftigt, haben unattrak- triebskanäle der Freizeitparks integriert werden. tive Arbeitszeiten und werden schlechter bezahlt als in anderen Branchen. Die Potenziale gemeinsamer touristischer Entwicklung werden jedoch bei weitem nicht immer genutzt. Prob- Soll also das Leuchtturmpotenzial eines Freizeitparks leme und Hemmnisse sind: im Sinne einer positiven gesamtregionalen touristi- schen Entwicklung genutzt werden, stellen sich fol- →→ Solitäres Angebot oft ohne Bezug zur Region, gende zentralen Herausforderungen an die Betreiber, geringe Ausrichtung auf touristische Trendthe- die touristischen Leistungsträger, die kommunalen men und -zielgruppen für ländliche Räume: Eher und regionalen Tourismusorganisationen sowie die selten greifen Freizeitparks neben den klassischen Kommunalpolitik:
6 2. Angebotssegment Freizeitparks →→ Inszenierung regional-authentischer Themen in →→ Gemeinsamer Reiseanlass Freizeitpark: Überein- Freizeitparks, z. B. Kultur, Natur, regionale Wirt- stimmung von Zielgruppen- (und ggf. Themen-) schaft. Damit können neben dem erlebnisorien Spektrum mit dem der DMO3. tierten Stammpublikum weitere, für ländliche Räume wichtige Zielgruppen (z. B. Ältere), erreicht → Breit gefächertes Übernachtungsangebot im und werden. um den Freizeitpark (Art und Preis der Unter- kunft): Damit können Freizeitpark und Region zur →→ Auf- und Ausbau dauerhafter strategischer Koope- Kurzurlaubsdestination aufsteigen, neue Zielgrup- rationen und Wertschöpfungsbeziehungen zwi- pen auch aus entfernteren Quellmärkten werden schen Freizeitparks, touristischen Leistungsträ- erreicht. Auch kleinere Anbieter profitieren somit gern und Tourismusorganisationen im Umland bei vom Sog eines Freizeitparks. Angebotsgestaltung und Vermarktung. →→ Profilierung als nachhaltigkeitsorientiertes Ange- Best Practice: Lüneburger Heide (Nieder botssegment durch den konsequenten Einsatz sachsen) – Positionierung einer Destination energiesparender und klimaschonender Techno über Freizeitparks logien und die Einbindung weiterer Partner aus der jeweiligen Region. Kaum eine andere europäische Region verfügt über eine so hohe Freizeit- und Erlebnisparkdichte wie die →→ Schaffung marktgerechter Rahmenbedingungen Lüneburger Heide (z. B. Center Parcs Bispingen). Im vor Ort für Investitionen in nachhaltige Angebote Mittelpunkt des regionalen Tourismusmarketings ste- und Attraktionen; Sensibilisierung für die positiven hen die offenen, auch Angebote der Region berück- Effekte von Freizeitparks sowie Aktivierung und sichtigenden Parks: Heide-Park Soltau, Weltvogelpark Ausbau von interkommunalen Kooperationsbezie- Walsrode und Serengeti-Park Hodenhagen werden in hungen. die Themenstrategie („Stadt. Land. Spaß.“) der Lünebur- ger Heide GmbH (LHG) integriert und vermarktet. →→ Fachkräftesicherung im stark saisonal geprägten Angebotssegment. →→ Definition einer gemeinsamen Zielgruppe: Auf Basis von Marktforschungsuntersuchungen der LHG wurde die Zielgruppe „Familien in Freizeit- 2.2 Schlüsselstrategien und Best Practice parks“ identifiziert, die sich besonders durch das vielfältige Freizeit(park)angebot der Region ange- 2.2.1 Integrierte regionale Positionierung und sprochen fühlt. Kooperation →→ Gemeinsame Positionierung über ein Themenfeld: Um die oftmals bestehenden Leuchtturmpotenziale Das für die Freizeitparks selbstverständliche Thema von Freizeitparks in ländlichen Räumen optimal aus- „Spaß“ wird auch durch die LHG genutzt, allerdings zunutzen, wird einerseits die Sensibilisierung aller in erster Linie, um es mit den weiteren natur- oder Beteiligten für die daraus resultierenden Chancen kulturorientierten Themen anzureichern und Fami- erforderlich, andererseits können Freizeitparks auch lien anzusprechen4. Die Freizeitparks der Region bil- aktiv in die regionale Positionierung einbezogen und den dabei das Kernprodukt; die regionale Erlebnis- als Treiber für Angebots- und Marketingkooperationen dichte kann durch die effektive „spaßbezogene“ auf allen Ebenen genutzt werden. Wichtige Voraus Vermarktung glaubhaft kommuniziert werden. setzungen sind: 3 Destination Management Organisation; regionale Tourismusorganisation, siehe Leitfaden S. 38 4 Masterplan Lüneburger Heide 2015
2. Angebotssegment Freizeitparks 7 →→ Qualitätsoffensive: Für eine klare Positionierung für Familien wurde 2010 mit der Zertifizierung regi- onaler Übernachtungsbetriebe als „Familienfreund- liche Unterkünfte Lüneburger Heide“ begonnen. Zertifizierte Betriebe werden automatisch mit dem landesweiten Qualitätssiegel „KinderFerienLand Niedersachsen“ ausgezeichnet. Eine „Kannibalisie- rung“ von Qualitätssiegeln wird damit vermieden. →→ Entwicklung einer regional vernetzenden Pro- Best Practice: Region Europa-Park Rust duktlinie: Über Pauschalangebote der LHG werden (Baden-Württemberg) – Vertriebsorientierte die Angebote der Freizeitparks mit den weiteren interkommunale Kooperation Angeboten regionaler touristischer Leistungsträger (Freizeitattraktionen, Radtouren und zertifizierte Mit über 100 Attraktionen, Shows und Events sowie Übernachtungsbetriebe) in der Linie „Familien- über 4 Mio. Besuchern jährlich, von denen mehr als die Urlaub Lüneburger Heide“ gebündelt. Hälfte aus dem benachbarten Ausland kommen, ist der Europa-Park der größte und erfolgreichste Freizeitpark →→ Integrierte Vermarktung und Vertrieb: Alle LHG- in Deutschland. Zusätzlich bietet der Europa-Park das Angebote werden online über die eigene Plattform, größte zusammenhängende Hotelresort Deutschlands Themenplattformen wie Familienurlaub Lünebur- mit über 4.500 Betten. Etwa ein Viertel der Besucher ger Heide usw. und in Kooperation mit Reiseveran- bleibt mittlerweile mehr als einen Tag im Park. Die fünf staltern vertrieben. Auch die Freizeitparks speisen Hotels im Park im 4-Sterne-Segment sind daher zu sie – sofern geeignet – in ihre Marketing- und Ver- 90 Prozent ausgelastet. Der Europa-Park hat sich längst triebskanäle ein5. zu einer eigenen Kurzreisedestination entwickelt. Rund 40 Prozent der Gäste des Europa-Parks nutzen laut eige- → DMO als Koordinator und Vernetzer: Ohne das nen Angaben weitere touristische Angebote der Region7. Engagement der LHG zur Sensibilisierung der regi- Dies ist nur möglich durch umfangreiche und von allen onalen touristischen Partner wäre eine solche tief- Seiten gelebte Kooperation. Erfolgsfaktoren sind: greifende strategische Kooperation nicht möglich. Auch die direkte strukturelle Einbindung der Frei- →→ Kristallisationspunkt durch Wissenstransfer und zeitparks als Gesellschafter der LHG trägt zu einem Transparenz: Die Europa-Park-Betreiberfamilie „Wir-Gefühl“ bei (zur Rolle der Einbindung privat- Mack bezog von Beginn an die umliegenden Kom- wirtschaftlicher Partner in die Tourismusfinanzie- munen in die Planungen der Parkerweiterungen mit rung → siehe Kurzreport „Organisationsstrukturen“). neuen Attraktionen, Hotels usw. ein. Die Folge ist ein bis heute auch in der Bevölkerung verankertes sehr Der sich konsequent im gesamten Marketingprozess positives Investitionsklima. Bei den Kommunen hat spiegelnde Positionierungsansatz ist erfolgreich: 2011 sich zudem die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein war mit mehr als fünf Millionen Übernachtungen das wachsender Europa-Park auch Wachstum für klei- bisher erfolgreichste Geschäftsjahr seit Gründung der nere Übernachtungsbetriebe und Anbieter bedeutet. LHG im Jahr 2007. Gerade die kleineren Gastgeber Neue Investitionen des Europa-Parks lösten bislang unter 9 Betten profitieren überproportional: 2011 wur- immer auch Folgeinvestitionen in der Region aus; den über 7 Prozent Zuwachs verzeichnet – ein deutlich in unmittelbarer Umgebung stieg die Zahl der statis- stärkeres Wachstum als bei den größeren Übernach- tisch erfassten Übernachtungsbetriebe (mehr als tungsbetrieben6. 9 Betten) seit 2004 von 8 auf aktuell 44 Betriebe. (→ www.lueneburger-heide.de) 5 www.lueneburger-heide.de/angebote/spass 6 Pressemitteilung Lüneburger Heide GmbH, April 2012 7 Pressemitteilungen und Marktforschungsdaten Europa-Park 2012
8 2. Angebotssegment Freizeitparks →→ Verbindlichkeit der interkommunalen Koopera- Best Practice: PLAYMOBIL-FunPark tion: Die betroffenen 19 Kommunen bündeln, ver- Zirndorf (Bayern) – Indoorstrategie eines traglich geregelt, einen großen Teil ihrer Touris- Brandlands musbudgets, vor allem für Vermarktung und Ver- trieb der Übernachtungskapazitäten. Schlechtwetterangebote, gerade für Familien, sind eine viel zu selten erfüllte touristische Basisanforderung in →→ Integrierter Vertrieb: Mehr als 300 kleine Beher- ländlichen Regionen. Für Freizeitparks bieten sich bergungsbetriebe im näheren und weiteren Umfeld dabei insbesondere Indoor-Einrichtungen an: Syner- werden über eine gemeinsame Onlineplattform giepotenziale können mit der eigenen Hotellerie und (betrieben durch einen privatwirtschaftlichen Part- Zulieferern genutzt werden. ner) vertrieben. Das Besondere ist ein Überlaufsys- tem für die eingestellten Kapazitäten inkl. der In ihrer Identifikationswirkung vor Ort und bei den Hotels des Europa-Parks: Sind letztere ausgebucht, Gästen nicht zu unterschätzen sind so genannte werden die Buchungsanfragen automatisch auf Brandlands („Markenwelten“), wenn sie die Marke am freie Kapazitäten in der Umgebung gelenkt. Somit jeweiligen Stand- bzw. Gründungsort erlebbar machen. profitieren auch kleinste Anbieter von der durch Solche authentischen Elemente werden auch durch die den Europa-Park generierten Nachfrage; ihre regionalen Tourismusorganisationen im Rahmen ihrer Marktpräsenz wird durch die Vertriebsplattform eigenen Markenstrategien benötigt. deutlich gesteigert (weitere Informationen zu Ver- trieb kleinerer Angebote in ländlichen Räumen Der PLAYMOBIL-FunPark verfolgt mit seinem interak- → siehe Kurzreport „Kommunikation und Vertrieb“) tiven Konzept eines „Do-it-Yourself-Freizeitparks“ das (→ www.regioneuropapark.de) Ziel, Kinder zum Entdecken, Spielen und Bewegen zu motivieren. Statt klassischer Fahrgeschäfte gibt es PLAYMOBIL-Spielwelten, Sand- und Wasserspielberei- 2.2.2 Ganzjahresstrategien che, Spielplätze, Klettergärten und vieles mehr. Das Brandland ermöglicht es, die Angebote um die Marke Die Öffnungszeiten der Freizeitparks sind in der Regel an PLAYMOBIL erlebbar zu machen. Die Spielwelten wur- die Sommersaison gebunden. Um dem Investitionsdruck den dabei konsequent als Indoor-Strategie entwickelt: standhalten und kompetente Fachkräfte sichern zu kön- nen, werden saisonverlängernde und ganzjährige Kon- →→ Bündelung der Investitionen für Indoor-Ange- zepte für Freizeitparks immer wichtiger. Auch Kooperati- bote: Nach dem Indoor-Klettergarten, den es seit onsbeziehungen mit lokalen und regionalen Zulieferern der Parkeröffnung im Jahr 2000 gibt, folgte 2005 die und Partnern können besser aufrecht erhalten werden. Eröffnung des 5.000 m² großen HOB-Centers (inklusive PLAYMOBIL-Spielstadt, Veranstaltungs- Bisher haben nur wenige Freizeitparks in Deutschland bühne); der Park kann somit komplett wetter- und solche Konzepte entwickelt und ihre Infrastruktur ent- saisonunabhängig öffnen. Zugleich wird die Erleb- sprechend erweitert. Während einige Parks auf die nisvielfalt gesteigert und Wiederholungsbesuchs- Erweiterung des eigenen Angebots für eine breitere Ziel- anlässe entstehen. gruppenansprache (z. B. MICE, Veranstaltungen, Famili- enfeiern und Firmenevents) setzen, erweitern andere →→ Neukundengewinnung durch Preisanreize im Win- ihre Indoor-Attraktionen oder entwickeln thematische terhalbjahr: Gerade für preissensible Familien sind Winterkonzepte (z. B. spezielle Winterattraktionen etc.). um bis zu 25 Prozent reduzierte Eintrittspreise ein entscheidendes Besuchskriterium. Die Eintrittshürde, auch die weiteren (Outdoor-)Attraktionen im Som- mer zu erleben, wird gesenkt.
2. Angebotssegment Freizeitparks 9 →→ An Trendthemen orientierte Winteröffnung des Parks: Für sechs Wochen öffnet der Park im Novem- ber/Dezember. Die 500.000 Besucher allein während dieser Zeit9 werden u. a. durch spezielle Winterange- bote möglich. Hierzu zählen ein eigener Weihnachts markt, Winterattraktionen, Weihnachtsfeiern und Wellness-Pauschalen unter Einbindung der eigenen Hotellerie zu reduzierten Preisen. →→ Dichtes regionales Kooperationsnetzwerk: Der →→ Confertainment-Angebote: Der Europa-Park gilt als PLAYMOBIL-FunPark kooperiert mit regionalen Erfinder des Confertainment-Konzepts (Tagung plus Zulieferern (z. B. Lebensmittel, Handwerk). Regio- Erlebnis und Unterhaltung, Start: 1998). Im Winter- nalität wurde als eigenes Qualitätskriterium defi- halbjahr (Hochsaison der Tagungswirtschaft) werden niert: Alle Produkte in der Gastronomie werden die 26 Tagungs- und Eventlocations im Park mit ausschließlich von regionalen Lieferanten bezogen. 1.500 mehrtägigen Konferenzen, Tagungen und Auch diese profitieren von der Ganzjahresöffnung; Events ausgelastet. Ein stabiler Stamm an Arbeits- ebenso wie durch das Marketing des Parks (z. B. kräften kann somit ganzjährig gehalten werden. Die Präsentation auf der Website). übertragbare Konsequenz für Investitionen in die eigene Hotellerie von Freizeitparks lautet: Integra- Die lokalen Übernachtungsbetriebe profitieren vom tion hochwertiger Tagungskapazitäten und perfekter Park: Seit der Eröffnung im Jahr 2000 sind die Über- Tagungstechnik. nachtungen von 20.000 auf etwa 70.000 im Jahr 2011 angestiegen8. Auch der Park selbst verzeichnet durch →→ Eigene Ausbildungsakademie: Die auch im Win- die wetter- und saisonunabhängige Öffnung positive terhalbjahr vor Ort verfügbaren Arbeitskräfte Effekte: Während viele Parks im Jahr 2010 aufgrund des ermöglichen seit 2002 den Betrieb des hauseigenen schlechten Wetters deutliche Besucherrückgänge ver- Aus- und Weiterbildungsangebots. Aktuell werden zeichnen mussten, konnte der PLAYMOBIL-FunPark hier 80 Auszubildende und Studenten betreut. die Besucherzahlen konstant bei etwa 700.000 Besu- Hinzu kommen die Fortbildungen für das regulär chern in 2010 halten. angestellte Personal. (→ www.playmobil-funpark.de) →→ Europaweiter Austausch von Saisonarbeitskräften: Mit Freizeitparks in Südfrankreich und Spanien sol- Best Practice: Europa-Park Rust (Baden- len künftig Saisonarbeitskräfte systematisch aus Württemberg) – Fachkräftesicherung durch getauscht werden. Ziel ist die dauerhafte Sicherung Ganzjahresstrategie qualifizierter Arbeitskräfte zur jeweiligen Haupt saison (Europa-Park: Sommerhalbjahr; südliche Die Fachkräftesicherung und -rekrutierung ist für viele Parks: Winterhalbjahr). Auch andere Parks wie der Freizeitparks mit einer nur auf die Sommersaison Heide-Park Soltau (→ www.heide-park.de) prakti- begrenzten Öffnungszeit schwierig. Der Europa-Park zieren dieses Modell bereits erfolgreich. ist mit seinen 3.500 Mitarbeitern, davon fast 1.000 in (→ www.europapark.de) der Hotellerie, wichtigster regionaler Arbeitgeber. Das Management setzt für eine stabile und arbeitsplatzsi- chernde Auslastung der Hotellerie (und zur schnelleren Refinanzierung der Investitionen) auf eine ganzjährige Erweiterung des Angebots, kombiniert mit eigenem Engagement in Aus- und Weiterbildung: 8 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2012 9 Südkurier November 2012
10 2. Angebotssegment Freizeitparks →→ Gesellschaftliche Verantwortung: Engagement für integrative Konzepte, z. B. für körperlich oder geis- tig benachteiligte Menschen. →→ Konsequente regionale Kooperation: Diese umfasst die Einbindung von Zulieferern, touristischen Leis- tungsträgern und des lokalen bzw. regionalen Tourismusmarketings. Gerade für den Aufbau tou- ristischer Partnerschaften sind seitens weiterer (kleinerer) Leistungsträger eigenes Engagement und Professionalisierung notwendig (→ siehe Kurzreport „Fachkräftesicherung“). 2.2.3 Nachhaltigkeit als Positionierungsstrategie für Freizeitparks Best Practice: Tripsdrill (Baden-Württemberg) – Regionale Themeninszenierung Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch für Freizeit- parks eine zunehmende Bedeutung. Zum einen geraten Freizeitparks aller Größen sind erfolgreich, wenn sie sich Freizeitparks aufgrund ihres hohen Flächen- und Res- auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen konzentrieren sourcenverbrauchs häufig in Interessenskonflikte mit und regionale Themen aufgreifen. Jährlich besuchen Natur- und Umweltschutz und haben daher mit Akzep- etwa 600.000 Gäste, größtenteils Familien und zuneh- tanzproblemen vor Ort zu kämpfen. Zum anderen mend ältere Gäste, Tripsdrill. Das seit 2010 bestehende erwarten immer mehr Gäste konsequente Schritte in Übernachtungsresort ist zu 90 Prozent ausgelastet. Richtung Nachhaltigkeit. Eine nachhaltige Profilierung ermöglicht die Ansprache neuer Zielgruppen wie z. B. Neben den traditionellen und fortlaufend weiterent Naturorientierte Best Ager und differenziert das eigene wickelten etwa 100 Fahrgeschäften und Attraktionen Angebot im Wettbewerb. Miteinander kombinierbare spielt die Inszenierung von Natur und Regionalität Eckpunkte solcher Nachhaltigkeitsstrategien sind: eine entscheidende Rolle: →→ Grüne Konzepte: Konsequenter Einsatz regenera →→ Inszenierung regionaler Themen: Der rote Faden tiver Energien und Anstreben von CO2-Neutralität „Schwaben anno 1880 – Mit Liebe gemacht!“ wird (z. B. durch Anwendung regionaler und nachwach- in allen Angebotsbereichen sichtbar. Historisch sender Baustoffe). anmutende Fahrgeschäfte, Themenführungen (z. B. „Mit den Schwaben lachen“), regional-traditio- →→ Erlebnisorientierte Angebote mit Nachhaltigkeits- nelle und qualitativ anspruchsvolle Gastronomie, charakter und Regionalbezug: Bedeutsam werden ein Weinbaumuseum und Übernachtungsoptionen BNE-Angebote (Bildung für nachhaltige Entwick- im Schäferwagen ermöglichen dem Besucher das lung) – Voraussetzung ist die Anerkennung als Eintauchen in diesen schwäbischen Erlebnisraum außerschulischer Lernort. Unabhängig von den kon- (→ siehe Kurzreport „Produktinszenierung“). Für die kreten Inhalten steht dabei die Inszenierung in sich Gestaltung des Parks werden konsequent natür schlüssiger und regional-authentischer Angebote liche Materialien aus der Region eingesetzt. Ergän- und Themen im Vordergrund (weitere Informationen zend können einheimische Wildtiere im Wildpark → siehe Kurzreport „Produktinszenierung“). Regionale beobachtet werden. Nicht zuletzt diese Liebe zum Themen können in der Erlebnisgestaltung eines Detail schafft Authentizität. Parks, der Gastronomie usw. aufgegriffen werden. Die Integration des Parks in die Region und das regi- onale Tourismusmarketing werden somit erleichtert, die Kooperationsbereitschaft der Akteure gesteigert.
2. Angebotssegment Freizeitparks 11 →→ Nachhaltigkeitsfokus im Angebot: Zum Weltum- welttag werden Naturführungen und Veranstaltun- gen durchgeführt. Auch das Expeditionsmobil der „Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Würt- temberg“10 war für eine Zeitlang vor Ort stationiert. Die Lage von Tripsdrill im Naturpark Stromberg- Heuchelberg trägt zu einer engen Verzahnung mit Naturpark-Angeboten bei. (→ www.tripsdrill.de) Ein ähnliches Konzept mit dem Schwerpunkt auf Schulklassen verfolgt auch der Serengeti-Park Hoden- hagen in Niedersachsen (700.000 Besucher/Jahr). Der Park ist als außerschulischer Lernort für nachhaltige →→ Charity-Konzept: Dieses zielt auf die Verbesserung Entwicklung anerkannt. Immer wieder neue mehrtä- der Lebensqualität und soziale Gerechtigkeit für gige Lernmodule, inklusive Arbeitsblättern für den die Bewohner in der Umgebung ab. Der Freizeitpark fortführenden Unterricht, zum Erleben der exotischen initiiert und betreut eigene Projekte wie die „Belan- Tierwelt werden entwickelt. Alle Module sind mit den tis-Kinderinitiative“ und kooperiert mit den Einrich- aktuellen Biologie- und Sachkunde-Lehrplänen abge- tungen der Kinder- und Jugendmedizin des Univer stimmt. Diverse Jugendreiseveranstalter integrieren sitätsklinikums Leipzig (spezielle Angebote für diese Bildungsbausteine in ihre Klassenfahrtangebote Patienten). Damit gliedert sich der Freizeitpark per- (→ www.serengeti-park.com). fekt in das ebenfalls stark nachhaltigkeitsorientierte Konzept der neu geschaffenen Tourismusdestination „Leipziger Neuseenland“ ein. Best Practice: Belantis (Sachsen) – (→ www.belantis.de) Profilierung als „Grüner Freizeitpark“ Der Freizeitpark im Süden Leipzigs wurde 2003 eröffnet. Mit den klassischen Attraktionen, Fahrgeschäften und Shows werden vor allem Familien und junge Leute angesprochen. Das Management verfolgt eine konse- quente Nachhaltigkeitsstrategie, die auch bei den Besu- chern ein Nachhaltigkeitsbewusstsein auslösen soll: →→ Grüner Freizeitpark: Belantis hat als erster Freizeit- park in Deutschland die komplette Stromversorgung auf regenerative Energiequellen umgestellt. Auch in der Unternehmenskommunikation ist das Thema fest verankert. 2012 wurde der Tag der erneuerbaren Energien veranstaltet, wobei der Fokus auf Möglich- keiten der umweltschonenden Mobilität lag. Eine eigene Ladesäule für Elektrofahrzeuge und 700 Rad- stellplätze wurden installiert. „Spaß“ und Erlebnis stehen aber auch weiterhin an erster Stelle der Ange- botsgestaltung. 10 Informations- und Bildungsinitiative der Baden-Württemberg-Stiftung (→ www.expeditionn.de)
12 2. Angebotssegment Freizeitparks Checkliste – Touristisch integrierte Entwicklung von Freizeitparks in ländlichen Räumen Integrierte Positionierung und regionale Kooperation Definition gemeinsamer Zielgruppen; wichtig: Berücksichtigung älterer Zielgruppen. Definition von Freizeitpark und Destination betreffenden Themen (z. B. Natur, Spaß usw.). estaltung gemeinsamer Produkte/Produktlinien; wichtig: Einbindung kleinerer und kleinster Leistungsträger G in der Umgebung. Abstimmung infrastruktureller Investitionen des Freizeitparks mit Investitionen in der Region (z. B. Hotellerie), um Überangebot zu vermeiden (Aufgabe der kommunalen bzw. regionalen Wirtschaftsförderung); Konzentration auf höheres Qualitätsniveau ab 4 Sterne als Komplementär- bzw. auch Leuchtturmangebot zum umliegenden, meist kleinteiligen Beherbergungsgewerbe. ransparenz: frühzeitige Einbindung von Kommunen und DMO über anstehende, ggf. flächenintensive Investi T tionen durch das Parkmanagement (Ziel: Abbau von Vorbehalten und somit Verbesserung des Investitionsklimas vor Ort). efinition gemeinsamer und zielgruppenspezifischer Kriterien; wichtig: keine neuen Qualitätslabel, sondern D weitmögliche Nutzung bestehender bundesweiter und landesweiter Label. Optional: Aufbau gemeinsamer Vertriebssysteme unter Einbindung der Leistungsträger in der Umgebung (→ siehe auch Kurzreport „Kommunikation und Vertrieb“). DMO: Steuerung des gesamten Positionierungs- und Entwicklungsprozesses. Prüfung der strukturellen Integration eines Freizeitparks in die DMO (z. B. Gesellschafter in GmbH).
2. Angebotssegment Freizeitparks 13 Ganzjahresstrategien für bessere Refinanzierung eigener Investitionen und zur Fachkräftesicherung Gezielte Investition in Schlechtwetterangebote; Konzentration auf Indoor-Attraktionen. Fokus auf Übernachtungsangebote, vor allem im Tagungs- und Wellness-Bereich (Hochsaison hier: Winter) zur Auslastungssteigerung der eigenen (und ggf. umgebenden) Hotellerie. Absenkung von Eintrittshürden: Preisanreize und spezielle Winterangebote vor allem für Familien, um diese als Wiederholungsbesucher für die Sommersaison zu gewinnen. Aufbau ganzjähriger Aus- und Weiterbildungsangebote im Park, ggf. auch touristische Qualifizierung durch DMO. Aufbau langjähriger Austauschprogramme für Saisonkräfte, vor allem mit Parks in Südeuropa. Nachhaltigkeit I nszenierung regional-authentischer und identitätsstiftender Themen im Angebot (→ siehe auch Kurzreport „Produktinszenierung“). onsequente Einbindung regionaler Partner (z. B. Zulieferer, touristische Leistungsträger); K Voraussetzung: Partner erfüllen etwaige Qualitätskriterien. limaneutralität: Nutzung regenerativer Energien, Bereitstellung und Integration klimaschonender und öffent K licher Mobilitätsoptionen in Pauschalangebote (→ siehe auch Kurzreport „Mobilität“); Prüfung von Kosteneinsparungen durch Nachhaltigkeit. ntwicklung zu einem außerschulischen Lernort: Schaffung der Voraussetzungen, Erstellen von Lernmodulen, E die mit den Lehrplänen der Schulen abgestimmt sind (in Kooperation mit den Kultusministerien der Länder). inbindung Nationaler Naturlandschaften (Naturparks, Biosphärenreservate, Nationalparks) in Naturangebote, E wenn räumliche Nähe potenzieller Partner zum Freizeitpark gegeben ist. bernahme gesellschaftlicher Verantwortung: z. B. Kooperationen mit Einrichtungen für benachteiligte, Ü z. B. behinderte Menschen. Weitere Informationen zur nachhaltigen Entwicklung → siehe Kurzreport „Nachhaltige touristische Entwicklung länd- licher Lebensräume“.
14 3. Angebotssegment Märkte und Volksfeste 3.1 Ausgangssituation und (-1 Mrd. Euro). Auch die Gesamtzahl der Volksfeste Herausforderungen ging in der letzten Dekade um etwa 30 Prozent zurück, insbesondere kleinere Veranstaltungen in ländlichen Volksfeste und Märkte aller Art, wie Jahrmarkt, Rum- Regionen wurden vielfach eingestellt. Nur der Boom mel, Kirmes und Weihnachtsmarkt, sind oftmals eng der Weihnachtsmärkte sichert die etwa 45.000 Vollzeit- an lokale und regionale Traditionen geknüpft und wer- arbeitsplätze in der von Familienunternehmen domi- den vielerorts schon seit Jahrhunderten ausgerichtet. nierten Schaustellerbranche11. Doch während die Weihnachtsmärkte vor allem in den größeren Städten boomen und längst auch für auslän- In ländlichen Räumen haben Volksfeste und (Weih- dische Quellmärkte touristisch vermarktet werden, ist nachts-)Märkte eine besondere Bedeutung: Einerseits vor allem bei kleineren Volksfesten und Märkten in sind sie ein (oftmals jahrhundertealter) Bestandteil der ländlichen Regionen eine gegenläufige Entwicklung regionalen bzw. lokalen Kultur und Identität (→ siehe feststellbar: Kurzreport „Nachhaltige touristische Entwicklung ländli- cher Lebensräume“). Andererseits stellen sie gerade in Die 1.457 Weihnachtsmärkte hatten 2012 etwa 85 Mio. touristisch weniger entwickelten Regionen und bei Auf- Besucher (+ 70 Prozent gegenüber 2000) und generier- greifen regionaler Themen einen potenziellen Ausflugs- ten Umsätze von etwa 980 Mio. Euro. Dagegen ver- bzw. Reiseanlass dar und generieren weitere volkswirt- zeichneten die deutlich zahlreicheren Volksfeste schaftliche Effekte z. B. für den örtlichen Einzelhandel, (etwa 10.000) „nur“ 150 Mio. Besucher (Rückgang um Gastronomie und Hotellerie. Kurzum: Volksfeste und 20 Mio.) und generierten 2,45 Mrd. Euro Umsatz Weihnachtsmärkte können wichtige Impulse zur Siche- 11 DSB (Deutscher Schaustellerbund e. V.) 2012
3. A ngebotssegment Märkte und Volksfeste 15 rung der Lebens- und Standortqualität liefern. Diesem Anforderungen, wie z. B. Zielgruppenpotenziale Leuchtturmpotenzial werden allerdings bei weitem und erforderliche Angebote. Viele Feste erreichen nicht alle Veranstaltungen gerecht. Probleme sind: mit ihrem eigenen Marketing allenfalls die einhei- mischen Besucher vor Ort. →→ Unspezifisches Angebot vieler Veranstaltungen und Qualitätsdefizite: Viele Volksfeste und Weih- →→ Kommunale Spielräume für die Veranstaltungsor- nachtsmärkte greifen keine regionalen Themen auf. ganisation oft ungenutzt – Rahmenbedingungen Ein ganz „normaler“ Rummel richtet sich primär an vor Ort ungünstig: Viele, auch kleinere, Kommu- Einheimische – touristisch ist er irrelevant. Einfache nen richten Umweltzonen ein. Sondergenehmi- Fahrgeschäfte und Imbissbuden allein erzeugen kei- gungen für ältere, den aktuellen Bestimmungen nen Besuchsgrund. Zwar gewinnt auch für die Ein- noch nicht angepasste Schaustellerfahrzeuge wer- heimischen der „Lokalkolorit“, z. B. durch histori- den eher selten erteilt. Zudem müssen Schausteller sche Bezüge oder in Form regionaler Spezialitäten, – als ohnehin energieintensives Gewerbe – die an Bedeutung, jedoch gerät die authentische und Energie als teureren „Baustrom“ vom Veranstal- ausgewogene Gestaltung (z. B. Fahrgeschäfte, Imbiss, tungsorganisator beziehen. Verkaufsstände, kulturelle Aufführungen usw.) häu- fig in den Hintergrund: Aus Kostengründen wird →→ Fehlende regionale Koordination der Veranstal- die Veranstaltungsorganisation von den Kommu- tungen und ihrer Beschickung: Zwischen vielen nen zum Teil an private Agenturen übertragen. Bei Volksfesten kommt es oftmals zu „Kannibalisie- vielen Festen „kippt“ die Angebotsstruktur hin zu rungseffekten“ um die begrenzte Anzahl verfüg deutlich mehr Imbissangeboten – je mehr Stände, barer Schausteller. Um die eigenen Investitionen umso mehr Standgebühren können eingenommen und hohe Energiekosten schneller zu amortisieren, werden. Die Veranstaltung verliert damit oft an sind für Fahrgeschäfte größere, nachfragestarke Attraktivität. Feste attraktiver als kleinere, peripher gelegene Ver- anstaltungen. Aufgrund der begrenzten Saison sind →→ Chancen zur Ansprache touristischer Zielgruppen erforderliche Terminabsprachen innerhalb von nicht erkannt oder genutzt: Neben den Familien Regionen zur Vermeidung von Überschneidungen werden ältere Zielgruppen (z. B. „Naturorientierte und Ermöglichung einer höheren Attraktivität Best Ager“→ siehe Leitfaden S. 12-15) für ländliche auch für kleinere Volksfeste nur schwierig realisier- Räume zunehmend wichtiger. Authentizität und bar oder finden gar nicht statt. Regionalität des Angebots, einheimische (Bio-)Kuli- naria, Qualität und „Stil“ (insbesondere in der Gast- Die Herausforderungen für die Organisatoren, Ver- ronomie), Nachhaltigkeit sowie zunehmend auch markter und Schausteller, um Volksfeste und Weih- Barrierefreiheit und Komfort gewinnen an Bedeu- nachtsmärkte enger in die touristische Entwicklung tung. Erst wenige der kleineren Veranstaltungen ländlicher Räume einzubeziehen und die Perspektiven sind auf diese Ansprüche eingestellt und damit gerade auch für kleinere Veranstaltungen zu verbes- auch touristisch relevant. sern, lauten: →→ Unzureichende Einbindung in die touristische →→ Steigerung der allgemeinen Attraktivität und tou- Vermarktung: Traditionell werden viele Veranstal- ristischen Relevanz des Angebots: Regional- tungen durch kommunale Institutionen und einen authentische und vor allem identitätsstiftende Marktmeister organisiert. Somit können zwar Themen und Werte sind verstärkt in die Angebots- organisatorische Fragen wie z. B. behördliche struktur einzubinden, um auch über die lokale Genehmigungen usw. schnell gelöst werden. Die Bedeutung von Volksfesten und Weihnachtsmärk- Kooperation mit dem örtlichen oder auch regiona- ten hinaus regionale (touristische) Wertschöpfung len Tourismusmarketing ist dagegen oftmals nur zu erzeugen. schwach ausgeprägt oder nicht vorhanden. Bei den Veranstaltungsorganisatoren bestehen Wissensde- fizite hinsichtlich touristischer Chancen und
16 3. Angebotssegment Märkte und Volksfeste →→ Hoher lokaler/regionaler Identitätswert des jeweiligen Themas. →→ Nachfrage- und Wertschöpfungspotenzial von Thema bzw. Angebot: Ohne konkrete wirtschaft liche Erfolgsaussicht erzeugt kein noch so identitäts- förderndes Volksfest eine „Sogwirkung“ für die Part- ner vor Ort. Nach Möglichkeit ist ein „Spezialthema“ mit nachfragestarken und trendrelevanten Themen und Angeboten zu kombinieren. →→ Zielgruppe Gäste und Einheimische: Gerade auch die lokale Bevölkerung hat höchstes Interesse an identitätsstiftenden Themen (z. B. Tradition, regio- →→ Professionalisierung des touristischen Marketings nale Wirtschaft usw.). Das Angebot darf dabei kei- und adäquate Integration in das lokale und regio- nesfalls überspitzt werden, der „echte“ Charakter nale Tourismusmarketing: Deutlich stärker als bis- muss immer spürbar sein, um auch Gäste von lang sind viele Feste touristisch und vor allem über außerhalb zu begeistern. zeitgemäße Kanäle (z. B. Social Media) zu vermark- ten. Gemäß den jeweiligen Potenzialen sind Volks- →→ Ausreichende Anzahl und größtmögliche Einbin- feste und Weihnachtsmärkte in die (über)regionale dung von Partnern vor Ort: Nur mit den Men- Vermarktung, ggf. auch Markenpolitik, einzubin- schen vor Ort kann ein „echtes“ Thema glaubwür- den. dig umgesetzt werden und zugleich die Identität vor Ort gefördert werden. →→ Aufbau leistungsfähiger und kooperativer Orga- nisationsstrukturen: Diese sollten sowohl die kommunale Seite als auch privatwirtschaftliche Best Practice: Baumblütenfest Werder/Havel Partner oder auch Bürger einbeziehen. Kannibali- (Brandenburg) – Qualität und Kooperation sierungseffekte können nur durch eine verbesserte auf allen Ebenen Veranstaltungskoordination und -kooperation auf regionaler Ebene verhindert werden. Seit 1879 findet vor den Toren von Potsdam und Berlin jedes Jahr im Mai das Baumblütenfest statt. Von Beginn an war es Ziel, den Großstädtern die Obst- 3.2 Schlüsselstrategien und Best Practice baumblüte rund um Werder nahezubringen. Aktuell hat sich die Besucherzahl bei etwa 500.000 Gästen ein- 3.2.1 Profilierung durch Inszenierung regionaler und gependelt. Ganz Werder und Umgebung wird rund um identitätsfördernder Themen das Volksfest und darüber hinaus zu einem Erlebnis- raum rund um den „Roten Faden“ der Obstbaumblüte. Volksfeste und Weihnachtsmärkte können einen akti- Ganz nebenbei fördert das Fest die Absätze der regio- ven Beitrag zum Identitätserhalt vor Ort leisten. Durch nalen Obstbauern und -verarbeiter und verschafft die- die bewusste Einbindung regionaler Themen und Tradi- sen neue Stammkundschaft. Zentrale Erfolgsfaktoren tionen kann eine erhöhte Wertschätzung des eigenen der Veranstaltung sind: ländlich-kulturellen Erbes vor Ort erreicht werden (→ siehe Kurzreport „Nachhaltige touristische Entwicklung →→ Konsistentes Angebot und Einbezug authenti- ländlicher Lebensräume“ und „Produktinszenierung“). scher Angebote in der Umgebung: Neben dem Ebenso suchen auch Touristen immer mehr dieses Baumblütenball, der Wahl der Baumblütenkönigin „echte“ Urlaubs- und Freizeiterlebnis. Unabhängig (zugleich wichtige Botschafterin für Werder im davon, durch wen die Veranstaltung organisiert und Standort- und Tourismusmarketing), Obstverkos- vermarktet wird, ist wichtig: tungen usw. werden durch Havelbus (regionales
3. A ngebotssegment Märkte und Volksfeste 17 Verkehrsunternehmen) Blütenrundfahrten und durch weitere privatwirtschaftliche Anbieter Kutsch fahrten zu Obstbauern im Umland angeboten. Obst weinproben finden sowohl auf dem Festgelände als auch direkt bei den Erzeugern statt. Der „Panorama weg Werderobst“ als kombinierter Rad- und Wander weg ermöglicht das individuelle Entdecken themen konformer Angebote auch über das Fest hinaus. Zusätzliche Nachfrage durch eher sportliche Klien- tel wird durch den Baumblütenlauf generiert. →→ Einbindung der Bevölkerung: Lokale Schulen und Vereine sind z. B. in die Vorbereitung des Festum- Erhalt des Kunsthandwerks als einer der authentischs- zugs eingebunden (wie etwa Gestaltung von Kostü- ten Wirtschaftszweige der Region verknüpft. men und Umzugswagen). Der Weihnachtsmarkt Annaberg-Buchholz inszeniert →→ Qualitätsorientierung: Nach den, von starkem die Erzgebirgische Weihnacht umfassend und im Wachstum geprägten, 1990er Jahren wird in der gesamten Ort: Mehrere Pyramiden (jeweils mit dem Angebotsgestaltung verstärkt auf Qualität und eigenen „Event“ des „Anschiebens“) und kleine Märkte Nachhaltigkeit geachtet. Viele Einzelmaßnahmen, sind im Ort verteilt, überall kann erzgebirgisches wie z. B. das Verwenden von Gläsern statt Papp Kunsthandwerk erworben werden, eine Bergparade bechern, zielen auf die Profilierung als grünes führt durch den gesamten Ort. Der Annaberger Krip- „Premium-Event“. penweg thematisiert anhand von Holzfiguren in der Bergkirche und in Geschäften im Ort die Verbindung →→ Kooperative Veranstaltungsorganisation und von Bergbau und Weihnacht. Spezielle Nachtwächter- -vermarktung: Das Baumblütenfest wird im Auf- touren und Sonderführungen in der Manufaktur der trag der Kommune von zwei privaten Veranstal- Träume (Erlebnismuseum zur Volkskunst des Erzgebir- tungsagenturen organisiert und vermarktet. Die ges) runden das Bild ab. touristische Vermarktung erfolgt durch die örtliche Tourist Information. Aufgrund der hohen tages In der touristischen Vermarktung profitiert die Veran- touristischen Relevanz wird dabei auf kommuni staltung von der stark auf Heimat und Authentizität kative Maßnahmen im Berliner Einzugsgebiet der abzielenden Positionierung des Tourismusverbands Schwerpunkt gelegt, z. B. Anzeigen in den Zügen Erzgebirge (DMO): Die „Erlebnisheimat Erzgebirge“ und Medien des Verkehrsverbunds Berlin-Bran- setzt mit ihren Markensäulen „Traditionelles Hand- denburg und der Berliner S-Bahn, Radiospots usw. werk“ und „Weihnachtswunderland“ bewusst auf die (→ www.baumbluete.de) Themen des historischen Silberbergbaus und der Weihnacht, denn diese wirken vor Ort stark identitäts- stiftend. Die Produktgestaltung (vor allem für Busrei- Best Practice: Weihnachtsmarkt Annaberg- sen) obliegt dabei einer Vielzahl privatwirtschaftlicher Buchholz (Sachsen) – Leitangebot für regio Veranstalter; Schwerpunkt der DMO ebenso wie des nalen Marketingschwerpunkt „Heimat“ örtlichen Tourismusmarketings ist die kommunikative Basisarbeit. Weihnachten im Erzgebirge ist untrennbar mit Kunst- (→ www.annaberg-buchholz.de) handwerk (z. B. Schwibbögen, Weihnachtspyramiden) und dem Bergbau verbunden. Heimatgefühl und Tra- dition sind wichtige Garanten für die regionale touris- tische Nachfrage (sowohl Tagesgäste als auch Busgrup- penreisen). Die touristische Wertschöpfung über die Inszenierung der Weihnachtsmärkte ist eng mit dem
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