PARITÄTISCHER RUNDBRIEF - Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält - Der Paritätische Berlin
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. QUARTAL 2018 Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält Wohnungslosenpolitik Jobbörse Grundsteinlegung Gespräch mit Andreas Geisel Geflüchtete bewerben sich Jugendwohnen im Kiez baut Kita
Jetzt bewerben! a@paritaet-berlin.de Schreiben Sie dazu an pi 0/86 00 11 55. oder rufen Sie uns an: 03 rmationen. t Hier gibt es mehr Info tober 2018 Bewerbungsfrist: 15. Ok #pia2018 In Berlin leben viele Menschen mit Behinderun- PIA – Das steht für Paritätischer Preis für gen, ob jung oder alt. Der Paritätische Wohl- Frauen mit Behinderungen in Aktion. fahrtsverband LV Berlin e.V. setzt sich für gleich- wertige Lebensverhältnisse und Chancen- Der Preis wird in vier Kategorien verliehen: gleichheit aller Menschen ein. So unterstützen Gesundheit und Selbsthilfe und fördern wir die gleichberechtigte Teilhabe Arbeit und Bildung von Menschen mit Behinderungen in unserer Menschenrechte und Selbstbestimmung Gesellschaft. Kunst und Sport. Um die Leistungen von Frauen mit Behinde- rungen in Berlin sichtbarer zu machen, vergibt Jeder der Preise ist mit 4.000 € dotiert. Damit Der Paritätische Wohlfahrtsverband LV Berlin sollen Berliner Projekte gefördert werden. e.V. in diesem Jahr zum ersten Mal einen Preis – die PIA. Damit soll das Engagement von Frau- Nominieren Sie Berlinerinnen mit Behinde- en mit Behinderungen gestärkt und Teilhabe rung, die sich und andere stärken, die für gute gefördert werden. Arbeit und Bildung in vielen Sprachen sorgen, die dazu beitragen, dass alle Menschen selbst- bestimmt ihre Menschenrechte leben und genießen können. Schlagen Sie Frauen mit Behinderung vor, die täglich dazu beitragen, dass unsere Stadt bunt, lebens- und liebenswert ist und bleibt.
VORWORT RUBRIK Ehrenamtliches Engagement Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält S pielplätze vom Müll befreien, Fahrräder reparieren oder Schokocrossies backen mit Senioren – bei unseren Frei- willigentagen Anfang September hat es hunderte Mit- mach-Aktionen gegeben. Viele Berlinerinnen und Berliner haben sich beteiligt und Zeit gespendet. Sie haben ihren Kiez schöner gemacht, Nachbarn und Vereine kennengelernt. Für alle war es ein schönes Miteinander. Aus manchen Aktionen entstehen langfristige Engagements oder Freundschaften. Das freut mich! Und zwar jedes Mal bei dieser Veranstaltung, die schon eine kleine Tradition aufweisen kann: Bereits im fünften Jahr veranstaltet der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin gemeinsam mit dem Tagesspiegel die »Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage«. Wer sich engagiert, hilft nicht nur anderen. Er erweitert auch seinen eigenen Erfahrungsschatz, seinen eigenen Hori- zont. Und wenn ich den Blick erweitere und statt auf einzelne Beteiligte auf die gesamte Stadt schaue, so ist klar: Ehren- amt macht Sinn, gerade in Berlin, wo wir oft, trotz räumlicher Nähe, nebeneinander leben. Es hält die Hausgemeinschaft, die Nachbarschaft, die Gesellschaft zusammen. Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen kommen ins Gespräch und agieren verantwortlich. Allein unter dem Dach des Paritätischen Berlin engagieren sich 30.000 Menschen dauerhaft ehrenamtlich. Für mich eine beeindruckende Zahl. Sie besuchen etwa ältere Menschen in Pflegeheimen oder Gefangene im Strafvollzug, beraten und stärken andere in Selbsthilfegruppen oder stellen ihr techni- sches Wissen zur Verfügung und überarbeiten die Internet- seiten von Vereinen. Barbara John ist Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin. Ehrenamt hat viele Gesichter. In unserem Schwerpunkt FOTO: DORIS SPIEKERMANN-KLAAS »Ehrenamtliches Engagement – Warum das unsere Gesell- schaft zusammen hält« berichten wir etwa von Frauen, die ge- flüchteten Frauen helfen, das Fahrradfahren zu erlernen. Die Frauen erobern sich damit ein Stück Bewegungsfreiheit und lich tätig sein oder damit beginnen. Sie spenden Zeit und er- Selbstständigkeit. Und mehr als das: Es entstehen herzliche halten Anerkennung. Verbindungen, einige kochen gemeinsam. Der Staat hat zwar Ehrenamtliche Arbeit ist wertvoll. Das muss sichtbar wer- grundsätzliche Aufgaben, ohne die tausenden ehrenamtlich den. Wir vergeben zum Beispiel jährlich die silbernen und gol- engagierten Menschen aber gäbe es mehr Nebeneinander statt denen Ehrennadeln für langjähriges Engagement, veranstalten Miteinander. einen Dankeschön-Brunch für ehrenamtlich Aktive bei den Hier kommen unsere Mitgliedsorganisationen ins Spiel. Mitgliedsorganisationen und daneben die Dankeschönfeier Sie wissen, wie man ehrenamtlich Tätige informiert, berät für Beteiligte der Freiwilligentage. und auch in schwierigen Situationen begleitet. Denn etwas Wer den Rundbrief zufällig in den Händen hält und jetzt freiwillig zu machen, ist nicht gleichzusetzen mit es irgend- Lust auf ein Ehrenamt bekommen hat: Es gibt viele Anlauf- wie zu machen, nach dem Motto: »Es ist doch egal, ich krieg punkte für Informationen. Etwa die Freiwilligenagenturen ja kein Geld dafür.« Gerade Ehrenamtliche wissen, dass es da- unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Ber- rauf ankommt, der Aufgabe zu dienen. Hauptamtliche und lin. Die Adressen der neun Agenturen finden Sie im Schwer- Ehrenamtliche ergänzen sich. Jeder bringt seine speziellen punkt. Kompetenzen ein. Es ist wichtig, dass sie sich absprechen, die Aufgaben aufteilen. Gerade größere soziale Organisationen und Vereine haben deshalb ein Freiwilligenmanagement. Hilfsbereitschaft ist den Menschen angeboren. Jeder Ihre weiß, dass man nicht allein auf der Welt ist, dass man andere braucht. Ohne Unterstützung anderer kann niemand existie- ren. Ja, es gibt auch mehrfach bestätigte Studien: Immer mehr ältere Menschen bleiben länger gesund – und damit länger aktiv. Viele von ihnen sind auch lange nach ihrem Eintritt ins Rentenalter fit, wollen und können dann verstärkt ehrenamt- Barbara John 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3
RUBRIK INHALT Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin in den Sozialen Medien Den Paritätischen finden Sie auch auf Facebook und Twitter. Wenn Sie tagesaktuelle Nachrichten über uns und unsere Mitglieder erhalten möchten, laden wir Sie ein, uns zu liken oder zu folgen: ParitaetBerlin Impressum Herausgeber: Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin Landesgeschäftsstelle Schwerpunkt »Ehrenamtliches Engagement« Brandenburgische Str. 80, 10713 Berlin Tel.: 030 8 60 01-0, Fax 030 8 60 01 110 Straßensozialarbeiter und Innensenator Andreas Sabine Koralewski und die 93-jährige Christa info@paritaet-berlin.de Geisel diskutierten Konzepte für den Umgang Fischer haben sich bei ihrem Ehrenamt kennen- Geschäftsführung: Dr. Gabriele Schlimper mit wohnungslosen Menschen. Seite 8 und schätzengelernt. Seite 37 Verantwortlich: Anja Wotzlaw, Mitarbeiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, und Kathrin Zauter, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 030 8 60 01 130 wotzlaw@paritaet-berlin.de Facebook.com/ParitaetBerlin Twitter.com/ParitaetBerlin 6 – 13 Landesgeschäftsstelle 18 Gesundheit paritaet-berlin.de ·· Herzlich willkommen beim Paritätischen ·· Alzheimer-Symposium im Roten Rathaus Layout und Satz: ·· Änderungen und neue Mitglieder unicom werbeagentur gmbh ·· Dr. Gabriele Schlimper: Was uns bewegt 19 – 22 Jugendhilfe unicom-berlin.de ·· Veranstaltungsreihe „Paritätische Perspektiven“ ·· Braucht Berlin ein Jugendfördergesetz? Titelbild: zum Thema Wohnungslosenpolitik: Podiums- ·· Positionspapier zu Hilfen zur Erziehung Großes Bild: Fahrradtraining, Foto: #bikeygees; diskussion mit Innensenator Andreas Geisel ·· Evaluation bestätigt Wirkung von kleine Bilder (v. l.): Podiumsdiskussion mit And- Jugendsozialarbeit reas Geisel, Foto: Patricia Kalisch; Jobbörse, Foto: ·· Demografiekongress: Markus Pleyer; Kita-Grundsteinlegung bei Juwo, Der Paritätische Berlin ist mit einem Stand und ·· Kids e. V. feiert 25. Geburtstag Foto: Katharina Dressel/Juwo einem Forum vertreten ·· Strategie-Workshop zum Berliner Rahmenvertrag Jugendhilfe Herstellung: ·· Parieté-Gala mit Inklusionstheater Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH. 14 – 15 Neues aus der Geschäftsstelle Bezirke 23 – 46 Schwerpunkt: Ehrenamtliches Engagement – Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem ·· Verstärkung: Praktikantin Urte Poppinga Warum das unsere Gesellschaft zusammenhält Papier. Der Rundbrief hat eine Auflage von ·· Fachtag Stadtteilkoordination ·· Die Bedeutung von Ehrenamt 1500 Stück. Der Verteiler umfasst alle Mitglieds organisationen der Paritätischen Landesver- ·· Work for Refugees: 14. Jobbörse für ·· Was Ehrenamt leisten kann, was der Staat bände Berlin und Brandenburg. Weitere Adres- geflüchtete Menschen übernehmen muss saten: Gesellschaftliche Institutionen, Verbände, ·· Fachtag Neue Wege – Teilhabe und Beschäftigung ·· Workshop Online-Fundraising Verwaltung, Einrichtungen aus Politik, Wirtschaft von Langzeitarbeitslosen ·· Berichte von der »Gemeinsamen Sache – und Wissenschaft. Berliner Freiwilligentage« Der Paritätische Rundbrief erscheint alle drei Monate. Bitte senden Sie Pressemitteilungen 16 Gesamtverband ·· Aufruf: Welche Ehrenamtlichen verdienen eine und Beiträge per Mail an die Redaktion ·· Stellungnahme zum Pflegepersonalstärkungs- Auszeichnung? (wotzlaw@paritaet-berlin.de). gesetz ·· Ehrenamt braucht Hauptamt ·· Jahresgutachten: Mehrheit sorgt sich um sozialen ·· Ein Ehrenamtstandem FOTOS: PATRICIA KALISCH (LINKS); ANJA WOTZLAW (RECHTS) Rundbrief 4/2018, ·· Geflüchtete Frauen lernen Radfahren Redaktionsschluss 30. Oktober 2018 Zusammenhalt ·· Ehrenamtsstrategie der Stadt: Interview mit Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben 17 Familie Sawsan Chebli, Staatssekretärin für bürgerschaft- nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wie- liches Engagement der. Der Rundbrief wird unter paritaet-berlin.de ·· Verein Sehstern feiert Familienfest in veröffentlicht. Berlin-Weißensee ·· Engagement im Justizvollzug ·· 500 Ehrenamtliche beim Selbsthilfe Festival Berlin Aus Gründen der besseren Lesbarkeit 17 – 18 Frauen ·· Familienbegleiterin für Kinderhospiz verzichtet die Redaktion auf eine ·· Die Zukunft des Ehrenamtes: ·· Hilfe für schwangere, geflüchtete Frauen mit Genderschreibweise. Die Bezeichnung Ein Ausblick von Dr. Eckhard Priller Beratung vor Ort von Personengruppen bezieht die ·· Eine Übersicht: Freiwilligenagenturen unter weibliche Form und Trans* ·· Nachruf auf Jutta Pietsch vom Sozialwerk des Paritätischem Dach jeweils ein. Demokratischen Frauenbundes 4 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
RUBRIK INHALT 3. QUARTAL 2018 Kultur Migration Beim inklusiven Musikprojekt Utopia Orchester Der Verein GIZ hilft Migrantinnen und spielen Menschen ohne und mit Behinderung Migranten dabei, Erzieherin beziehungsweise gemeinsam. Seite 48 Erzieher zu werden. Seite 51 47 Kindertagesstätten 55 – 56 Suchthilfe ·· Juwo – Kita legt Grundstein für Stadtteil-Kita ·· Feiern ohne Alkohol – ein Projekt der Blücherstraße Guttempler ·· Neue Glocke für Krankenhauskirche 48 – 50 Kultur ·· Inklusives Musik-Projekt: 57 Stiftung Parität Das Utopia Orchester ·· Hinweise für Gutschein-Vergabe ·· Der etwas andere Pflege-Fachtag mit einem Theaterstück 58 Wettbewerbe und ·· Lettland-Reise des Tanzteams Step by Step Förderpreise 59 Fachgruppen und 50 – 51 Migration und Geflüchtete Arbeitskreise ·· GIZ unterstützt Migrantinnen und Migranten HERZLICH WILLKOMMEN! auf dem Weg zur Erzieherinnen- und Erzieheraus- bildung 60 – 63 Paritätische Akademie Berlin Neuaufnahme von Mitgliedern ·· Partnerschaft mit Donau-Universität Krems im Paritätischen Berlin ·· Veranstaltungsinformationen 52 Menschen mit Behinderungen ·· Masterlehrgang Management von Sozial Leadership Berlin – ·· Spastikerhilfe heißt jetzt einrichtungen Netzwerk Verantwortung e. V. Cooperative Mensch ·· Zertifikatkurs Beratende Fachkraft im Kinderschutz Friedrichstraße 95 ·· Noch schnell bewerben: ·· Paritätisches Personalforum 10117 Berlin PIA-Preis ausgelobt Tel.: 030 22 48 86 30 63 – 64 Stellenbörse Fax: 030 22 48 83 38 E-Mail: FOTOS: ANA CANTONI (LINKS); KATHRIN ZAUTER (RECHTS) 53 Pflege bernhard.heider@leadership-berlin.de ·· Sonderdruck Expertenstandard zum 64 – 65 Paritätisches Bildungswerk www.leadership-berlin.de Thema Demenz Brandenburg Verband für 66 – 67 Telefonverzeichnis sozial-kulturelle Arbeit e. V. – 54 Obdach- und Wohnungslosenhilfe Landesverband Berlin ·· Aus für den Strassenfeger Tucholskystraße 11 10117 Berlin Tel.: 030 861 01 91 55 Soziales E-Mail: berlin@vska.de ·· Urteil: Sozialamt muss zahlen www.stadtteilzentren.de 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 5
LANDESGESCHÄFTSSTELLE Herzlich Willkommen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband! Uwe Brohl-Zubert ist seit April 2018 Referent Psychiatrie / Queere Lebensweisen Mit welchen Erwartungen sind Sie zum Pari- tätischen Berlin gekommen? Ich war schon immer ein politischer Mensch. In meinen bisherigen Tätig- keiten in der Gemeindepsychiatrie habe ich mich politisch engagiert und da, wo es mir möglich war, Einfluss genommen, um die Lebenssituation von Menschen mit psychischen Beein- trächtigungen in der Gesellschaft zu verbessern. Bisher war ich oft in der Si- tuation, dass ich nicht mit den, sondern über die politisch Verantwortlichen und die Verwaltungen gestritten habe. In meiner jetzigen Tätigkeit sehe ich die Möglichkeit, zusammen mit unse- ren Mitgliedsorganisationen und den Kolleginnen und Kollegen im Verband direkten Einfluss zu nehmen, um die Lebensbedingungen für die Menschen, für die wir uns engagieren, zu ver- Uwe Brohl-Zubert FOTO: VOLKER BERG bessern oder die bisherigen Standards zumindest zu halten. Büro- und Teamorganisation. Aber hier Wie viele Namen von Kolleginnen und Kolle- Auf welche Aufgaben freuen Sie sich be- bin ich sehr zuversichtlich, da ich die gen konnten Sie sich bereits merken? sonders? Was gehört eher zum Pflicht- Unterstützung durch Heike Groß im Inzwischen: etwa 30. programm? Sekretariat habe. Ich bin dabei, die Mitglieds- Wo hat man die besten Chancen, Sie nach organisationen in ihrer Arbeit in bei- Was wünschen Sie sich für Ihr erstes Jahr beim Dienstschluss anzutreffen? den Fachbereichen zu unterstützen Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin? Entweder beim Italiener, im Garten, bei und deren Interessen zu vertreten. Spaß, Freude und vertrauensvolle Zu- Konzerten oder Festivals. Ich freue mich besonders auf die Auf- sammenarbeit mit den Kolleginnen und gaben, die sich aus dem Referat Kollegen. Was sollten die neuen Kollegen unbedingt »Queere Lebensweisen« für mich ab- von Ihnen wissen? zeichnen. In den letzten Jahren hat Was haben Sie in Ihr neues Büro mit- Wer etwas wissen will, kann gerne ein- sich für LSBTQI-Menschen einiges gebracht? fach fragen! p getan. Trotzdem bedarf es aber ge- Meinen Kaffeebecher, meinen Büro- rade jetzt weiterhin überzeugter Unter- stuhl und meine Bilder. stützung und Standfestigkeit, wenn es Wissenswertes um die volle Gleichberechtigung von Sind Sie auch neu in die Stadt gekommen, LSBTQI LSBTQI-Menschen in unserer Gesell- oder haben Sie nur den Job gewechselt? (lesbisch, schwul, bi, trans, queer, inter) schaft geht! Pflichtprogramm ist die Ich habe nur den Job gewechselt. MITGLIEDERVERSAMMLUNG Am 28. November finden Neuwahlen zum Vorstand, Beirat und Berufungsausschuss statt A m 28. November findet die diesjährige Mitgliederversammlung des Pari- tätischen Wohlfahrtsverbands Berlin statt. Dabei wählen die Mitglieder in Wissenswertes diesem Jahr auch den Vorstand, den Beirat und den Berufungsausschuss Mitgliederversammlung am neu. Diese Wahl folgt einem dreijährigen Turnus. 28. November um 15 Uhr, Tagungswerk, Nominierungen wurden bis zum 10. August entgegengenommen. Ent- Lindenstraße 85, 10969 Berlin sprechende Formulare wurden im Juni an alle Mitgliedsorganisationen versandt. 6 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
LANDESGESCHÄFTSSTELLE Was uns bewegt Von Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin W ohnungslosigkeit ist eins der dringlichsten Probleme unserer wachsenden Stadt. In unserer Veranstaltungsreihe »Pari- tätische Perspektiven: Wohnungslosen- politik gemeinsam gestalten« sprechen wir darüber, wie wir die Situation für die betroffenen Menschen langfristig verbessern können. Zum Auftakt haben wir mit Sozialsenatorin Elke Breiten- bach Präventionsideen zusammen- getragen. Im Juni haben wir Aspekte der Straßensozialarbeit mit Innen- senator Andreas Geisel erörtert, siehe Seite 8. Die nächste Veranstaltung fin- det am 22. Oktober 2018 statt. Dann geht es um die Frage: Wie können wohnungslose Menschen besser medi- zinisch versorgt werden? Dr. Gabriele Schlimper FOTO: WILLIAM GLUCROFT Ebenfalls im Juni wurde die Obdachlosenzeitung Strassenfeger vor- erst eingestellt, mehr dazu auf Seite von Sozialbudgets für das wachsende Umgang mit Rechtspopulismus 54. Wir bedauern das. Gleichzeitig Berlin erörtern. Mehr auf Seite 11. Mal ist es eine Anfrage im Abge- unterstützen wir Bemühungen, dem ordnetenhaus, die den Sinn von sozia- Strassenfeger eine Zukunft zu geben. Dienstpflicht? Nein! ler Arbeit versucht in Zweifel zu ziehen, Wohnungslose Menschen brauchen Wir brauchen jede freiwillige Helferin mal ein undifferenzierter Kommen- unsere Unterstützung! und jeden freiwilligen Helfer bei den tar in einem sozialen Netzwerk – meh- Mit Erschrecken stellen wir fest: sozialen Diensten. Sie bereichern den rere Mitgliedsorganisationen haben Er- Die Gewalt gegen sie nimmt zu. Ein Alltag in Kitas, in Pflegeheimen oder in fahrungen mit Rechtspopulisten ge- grausames Beispiel sind zwei Männer, Beratungsstellen. Ein verpflichtendes macht. Wie gehen wir damit um? In die im Juli am Bahnhof Schöneweide Dienstjahr, wie es jetzt diskutiert wird, unserem PR-Forum haben unseren angezündet worden sind. Wohnungs- könnte ein Beitrag für die Gesellschaft Mitgliedsorganisationen mit einem Ex- lose Menschen verdienen nicht Hass, sein. Wir denken aber: Die Struktu- perten diskutiert. Fazit: Nicht klein- sondern Solidarität! ren sind vorhanden, es gibt Plätze für teilig in der Rechtfertigung werden, Engagement, mehr dazu im Schwer- das kostet nur Zeit. Stattdessen sollten Hauptstadtkongress und punkt Ehrenamt ab Seite 23. Es wird wir unsere Leistungen und ihren Wert Demografiekongress nicht besser, wenn man Engagement für die Gesellschaft selbstbewusster Im Juni haben wir uns beim Haupt- zur Pflicht macht. Was Engagement auf zeigen! Übrigens: Unsere Mitglieder stadtkongress Medizin und Gesund- jeden Fall kann: Es verbindet. Denn haben mit anderen Initiativen eine Er- heit mit Vertretern der Branche aus- leider splittet sich die Gesellschaft zu- klärung veröffentlicht, in der sie sich getauscht. Vor allem für unsere Re- nehmend in Gruppen auf, die ähnlich gegen die Diffamierung sozialer Pro- ferate Pflege und Psychiatrie war das verdienen, ähnlich wohnen, ähnliche jekte wehren und sich »Für Menschen- Treffen interessant. So waren die Freizeitbeschäftigungen haben. Wer rechte und eine demokratische Kultur« 13.000 zusätzlichen Stellen in der hilft, lernt viele andere Menschen ken- aussprechen. 180 Organisationen haben Pflege ein Thema. Das Forum »Psychi- nen, relativiert Ansichten. Das stärkt unterzeichnet. Ein starkes Zeichen! sche Gesundheit« hat die Vielfalt der den sozialen Zusammenhalt. ambulanten gemeindepsychiatrischen Parieté-Gala 2018 Versorgung aufgezeigt. PIA-Preis ausgelobt Und nicht zuletzt: Es hat mich gefreut, Und noch ein Ausblick: Der Demo- Wir werden in diesem Jahr die PIA ver- Inklusion in seiner schönsten Form zu grafiekongress am 20. und 21. Septem- geben, eine besondere Berliner Bärin. erleben – bei der Parieté-Gala im Au- ber 2018 bietet Foren zu den Themen PIA steht für Paritätischer Preis für gust im Pfefferberg Theater. Parieté Digitalisierung, gesundes Altern so- Frauen mit Behinderungen in Ak- setzt sich zusammen aus den Worten wie Pflege. Im Besonderen möchte ich tion. Leistungen von Frauen mit Be- Parität, also Gleichheit, und Varieté: Sie auf das Metropolenforum »Demo- hinderungen in Berlin werden sicht- Vielfalt. Für dieses jährliche Theater- grafischer Wandel im Sozialraum« hin- barer gemacht. Jetzt sind Sie gefragt: erlebnis stehen Menschen mit und weisen. Dort werde ich mit Finanzse- Nominieren Sie noch schnell tolle Ber- ohne Behinderung gemeinsam auf der nator Dr. Matthias Kollatz und Mar- linerinnen mit Behinderung, die sich Bühne. Eine Vorführung, die Gren- kus Runge vom Nachbarschaftshaus und andere stärken. Mehr dazu auf zen verschwinden lässt. Mehr dazu auf Urbanstraße Gestaltungsmöglichkeiten Seite 52. Seite 12. p 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 7
LANDESGESCHÄFTSSTELLE Nur durch Zusammenarbeit kann Hilfe wirksam sein! ÄNDERUNGEN Zweiter Teil der Veranstaltungsreihe »Paritätische Perspektiven 2018« über Mitgliedsorganisationen Straßensozialarbeit und bezirks- und ressortübergreifende Zusammenarbeit des Paritätischen Berlin Wassertor 48 e. V. Wasserstorstraße 48 10969 Berlin Umbenennung in: Wassertor e. V. HILFE-FÜR-JUNGS e. V. neue Adresse: Kirchbachstraße 5, 10783 Berlin TransInterQueer e. V. neue Adresse: Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße 11, 10787 Berlin Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Wallstraße 61-65 10179 Berlin Umbenennung in: Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR bildungsmarkt vulkan gmbh Gabriele Schlimper, Andreas Geisel, Moderator Thorsten Gabriel, Juri Schaffranek (v. l.) FOTO: PATRICIA KALISCH Umbenennung in: bildungsmarkt vulkan & I waldenser gmbh n der Obdachlosen- und Wohnungs- way e. V. ihre Ideen über den Weg zu einer sol- Nordendstraße 50, 13156 Berlin losenpolitik ist angesichts der sich zu- chen Zusammenarbeit. E-Mail neu: spitzenden Situation ein Umdenken nötig. bmarkt@bildungsmarkt.de Etwa 40.000 Menschen in Berlin sind laut Gründe für Wohnungslosigkeit finden einer Schätzung der Wohlfahrtsverbände »Ich habe den Eindruck, dass das Thema Spastikerhilfe Berlin eG wohnungslos, Tendenz steigend. Bei einer Dis- Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit bei kussionsrunde mit Berlins Innensenator Gei- den Verantwortlichen angekommen ist: Man Umbenennung in: sel und Fachleuten aus der Straßensozialarbeit hat sich auf den Weg gemacht«, eröffnete Dr. Cooperative Mensch eG kamen viele Vorschläge zur Verbesserung der Gabriele Schlimper das Gespräch. Deshalb Kurfürstenstraße 75, 10787 Berlin Angebote für Betroffene. sei es an der Zeit, einen dauerhaften Dialog E-Mail neu: aufzunehmen und auf die Probleme aufmerk- post@co-mensch.de Zusammenarbeit ausbauen sam zu machen. Sie plädierte dafür, mit allen Homepage neu: Straßensozialarbeit kann nur bezirksüber- Beteiligten beim Senat und aus den Bezirken www.co-mensch.de greifend und in Zusammenarbeit mit den das Gespräch zu suchen sowie die Gründe für zuständigen Fachressorts wirkungsvoll sein. Wohnungslosigkeit zu hinterfragen. Dabei Über diese Richtung in der Wohnungslosen- sollten auch die Träger von Straßensozialarbeit Gays & Lesbians aus der Tür- kei Berlin-Brandenburg/ und Obdachlosenpolitik waren sich die Teil- als Seismografen aktueller Entwicklungen auf Berlin-Brandenburg Türkiyeli nehmer der Diskussionsrunde am 25. Juni 2018 der Straße berücksichtigt werden. Escinseller Dernegi e. V. in der Landesgeschäftsstelle des Paritätischen (GLADT e. V. ) Berlin einig. Auf dem Podium erörterten Dr. Blick in die Praxis der Straßensozialarbeit neue Adresse: Gabriele Schlimper, die Geschäftsführerin des Auch wenn das Ziel klar zu sein scheint, sieht c/o Jugendnetzwerk Lambda BB e. V. Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin, der die Praxis noch anders aus. Juri Schaffranek Sonnenburger Straße 69, Berliner Senator für Inneres und Sport, An- von Gangway e. V. kritisierte: »Eine gremien- 10437 Berlin dreas Geisel und Juri Schaffranek von Gang- und ressortübergreifende Zusammenarbeit gibt 8 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
LANDESGESCHÄFTSSTELLE für Gesundheit und für Soziales nicht ins Ge- spräch. Dabei bleiben gute und schnell umsetz- bare Konzepte auf der Strecke«, veranschau- lichte Schaffranek den Bedarf einer stärkeren Zusammenarbeit der Ressorts. Lernen und Impulse erhalten Senator Andreas Geisel bestätigte den Hand- lungsbedarf: »Das Thema Obdachlosig- keit wird immer größer, es bewegt die Men- schen.« So seien die Kältehilfeplätze in diesem Jahr verdoppelt worden, »aber wir sind weit davon entfernt, allen Obdachlosen zu helfen«. Die Hinweise des Fachpublikums seien ihm willkommen. »Ich bin heute gekommen, um etwas zu lernen«, sagte er. Impulse erhielt er aus dem Podium und aus der anschließenden Juri Schaffranek FOTO: PATRICIA KALISCH lebhaften Diskussion des Fachpublikums. Dabei ging es unter anderem um die unter- schiedlichen Rollen der Straßensozialarbeiter und der Ordnungskräfte. Räumungen von Orten erschweren Hilfe Kritik übten die teilnehmenden Mitglieds- ÄNDERUNGEN organisationen des Paritätischen Wohlfahrts- Mitgliedsorganisationen verbandes an der Räumung des Tiergartens des Paritätischen Berlin vor acht Monaten. Die Polizei hatte ein Zelt- lager von Obdachlosen im Großen Tier- jungundjetzt e. V. garten geräumt, nachdem dort eine Frau er- neue Adresse: mordet worden war. Während Innensenator Chausseestraße 23, 14109 Berlin Geisel die Entscheidung für eine Räumung als »nachvollziehbar und richtig« verteidigte, My Way Soziale Dienste gGmbH wiesen die Straßensozialarbeiter im Publikum auf die daraus entstandene Situation auf der neue Adresse: Karl-Marx-Straße 20 Straße hin. So sei das Problem dadurch ledig- 12043 Berlin lich auf andere Bereiche der Stadt verlagert worden und Hilfebedürftige seien schwerer zu Tel. neu: Daniela Radlbeck fasste die wichtigsten Ideen zusammen erreichen. 030 83 23 86 00 FOTO: PATRICIA KALISCH Fax neu: Treffpunkte für Wohnungslose 030 83 23 86 01 Dr. Gabriele Schlimper vom Paritätischen E-Mail neu: es kaum.« Er beschrieb als Beispiel das Feld der Wohlfahrtsverband Berlin plädierte in diesem info@mywayberlin.de hygienischen Versorgung von Obdachlosen, Zusammenhang dafür, in jedem Bezirk Orte Homepage neu: für die auch eine medizinische Betreuung nötig zu schaffen, wo Wohnungslose sich treffen www.mywayberlin.de ist. »Leider kommen die Senatsverwaltungen können. So seien sie besser für Straßensozial- Kids & Rolli e. V. neue Adresse: Vorschläge aus der Diskussion: Danckelmannstraße 41, 14059 Berlin • Konzepte zur Prävention von Wohnraumverlust Olle Burg • Überbezirkliche und ressortübergreifende Strategien zu Vermeidung neue Adresse: von Obdachlosigkeit c/o Klubheim • Gesamtstädtisches Konzept mit akzeptierten Räumen für Obdachlose Siemensstraße 26 A, 10551 Berlin • Stärkere Zusammenarbeit zwischen Ordnungsbehörden und Tel. neu: Straßensozialarbeitern 030 39 74 35 80 • Mehr überbezirklich arbeitende Berater-Teams Fax neu: • »Housing First«-Konzepte 030 397 43 58 90 • Ganzjährige Unterbringung von Obdachlosen • Konsequente Umsetzung des Millieuschutzes E-Mail neu: geschaeftsstelle@klubheim-berlin.de • Kommunale Unterbringung (nach ASOG) mit Betreuung • Wohnungsbau mit Anreizen, an Wohnungslose zu vermieten • Niedrigschwelliger Zugang zu medizinischer Versorgung Hilfsbund für Kinder in Not e. V. • Kontinuierliche Finanzierung von Projekten der Straßensozialarbeit neue Adresse: PF 41 09 25, 12119 Berlin 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 9
LANDESGESCHÄFTSSTELLE arbeiter und Hilfsangebote erreichbar. Senator Andreas Geisel stimmte der Ar- gumentation zu: »Es gibt ja Bereiche, da haben wir bereits akzeptiert, dass sich dort Wohnungslose aufhalten.« Als Beispiele nannte der Innensenator den Kleinen Tiergarten oder den Leopold- platz im Wedding. »Das scheint sich zu bewähren«, sagte er. Solche Modelle könne er sich auch für andere Stadt- teile vorstellen: »Allerdings nur dort, wo Obdachlose sich bereits aufhalten. Wir sollten keine neuen Orte schaffen.« Auch Kinder und Familien sind betroffen Einige der 70 Teilnehmenden be- richteten im Laufe der Diskussionsrunde aus ihrem Alltag in der Straßensozial- arbeit. Senator Andreas Geisel gaben sie viele Impulse mit: das Gespräch zu su- chen, Probleme zu bemerken, Konzepte wie »Housing First« aus Finnland zu diskutieren und eine ganzjährige Unter- Gabriele Schlimper FOTO: PATRICIA KALISCH Andreas Geisel FOTO: PATRICIA KALISCH bringung von Wohnungslosen ähnlich der Kältehilfe zu organisieren. In die- sem Zusammenhang wiesen sie nach- höheren Stellenwert eingeräumt. Seit Weitere Veranstaltungen drücklich darauf hin, dass zunehmend dem 1. Juni gibt es ein eigenes Referat Die Diskussionsveranstaltung in der auch Kinder und Familien betroffen für diesen Themenbereich. Referentin Reihe »Paritätische Perspektiven 2018« seien und untergebracht werden müss- Daniela Radlbeck wird als Ansprech- war eine Gelegenheit, viele Themen ten. Schließlich sprach sich die Runde partnerin mit dafür sorgen, die Stand- aus dem Bereich der Obdach- und für eine kontinuierliche Finanzierung punkte der Mitgliedsorganisationen Wohnungslosenhilfe anzusprechen. von Straßensozialarbeit an den Brenn- des Paritätischen Wohlfahrtsverbands In diesem Jahr werden bei zwei weite- punkten der Stadt aus. Berlin gegenüber der Berliner Politik ren Veranstaltungen verschiedene As- sichtbar zu machen. Sie wird die Leit- pekte vertieft. Die nächste Diskussions- Neues Referat »Obdach- und linien zur Berliner Wohnungslosenpoli- runde der Reihe findet am 22. Oktober Wohnungslosenhilfe« tik mitentwickeln und so die Angebote mit einem Vertreter aus der Senatsver- Der Paritätische Wohlfahrtsverband für obdach- und wohnungslose Men- waltung für Gesundheit, Pflege und Berlin hat kürzlich der Bedeutung der schen weiterentwickeln. Die in der Dis- Gleichstellung statt. Obdach- und Wohnungslosenhilfe auch kussion aufgeworfenen Fragen werden in seiner eigenen Organisation einem sie in ihrer Arbeit begleiten. p DOMINIQUE HENSEL Die Besucher diskutierten mit FOTO: PATRICIA KALISCH 10 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
LANDESGESCHÄFTSSTELLE Demografiekongress Der Paritätische Berlin ist am 20. und 21. September mit einem Stand und einem Forum vertreten Kongresseröffnung im vergangenen Jahr FOTO: GESUNDHEITSSTADT BERLIN GMBH D emografischer Wandel und Di- keiten und -grenzen am Beispiel der reichen Industrie, Sozialwirtschaft, gitalisierung sind wirkmäch- Berliner Stadtteilzentren. Pflege, Wohnungswirtschaft, Kommu- tige Trends, die zu tiefgreifen- Der Demografiekongress richtet nen, Kassen und Politik. Veranstalter den Umwälzungen in der Arbeitswelt sich an ein branchenübergreifendes Pu- ist das Institut für Wirtschaft und So- führen. Unternehmen und Mitarbeiter blikum. Akteure kommen aus den Be- ziales. p müssen sich auf diese Veränderungen vorbereiten. Der Demografiekongress 2018 bie- Bert Rürup, Präsident Handelsblatt Research Institute war Redner beim Demografiekongress 2017. Im tet Foren mit Vorträgen und Diskus- Hintergrund: Ulf Fink, Kongresspräsident (Mitte) und Matthias Birkwald, MdB, Rentenpolitischer Sprecher sion zu den Themen Digitalisierung der Bundestagsfraktion Die Linke FOTO: GESUNDHEITSSTADT BERLIN GMBH und Weiterbildung, Arbeitswelt und ge- sundes Altern, Wohnen und Selbstän- digkeit, Pflege und Medizin. Auch die kommunale Gestaltung in wachsen- den Ballungsräumen und schrumpfen- den Regionen wird ein Aspekt sein. Der Kongress versteht sich als Entscheider- forum für die Gestalter des demografi- schen Wandels aus ganz Deutschland. Mehr als 800 Teilnehmer werden am 20. und 21. September in Berlin erwartet. Der Paritätische Wohlfahrtsver- band Berlin wird als Partner des Kon- gresses eines dieser Foren gestalten. Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführe- rin des Paritätischen Berlin, moderiert das Thema »Demografischer Wandel im Sozialraum«. Diskussionspartner sind Dr. Matthias Kollatz, Finanzsena- tor der Stadt Berlin, und Markus Runge stellvertretender Geschäftsführer im Nachbarschaftshaus Urbanstraße. Sie erörtern, wie das Gemeinwesen in einer älter werdenden Gesellschaft in Zukunft organisiert werden kann. Wissenswertes Schwerpunkt von Kollatz ist das So- Mehr zum Kongress und zu allen Foren erfahren Sie auf der Internetseite zialbudget in einer wachsenden Stadt. www.der-demografiekongress.de Runge erläutert Gestaltungsmöglich- 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 11
LANDESGESCHÄFTSSTELLE Parieté-Gala 2018 – Menschsein ist das Größte Die vierte Parieté-Gala war eine große Feier der Vielfalt und Gleichheit aller Menschen Donial Kalex mit einer Licht-Jonglage FOTO: MARTIN THOMA I nklusionstheater in seiner schöns- kein roter ist, sondern ein leuchtend zusammentrafen. Dass der Pfefferberg ten Form versprach die Parie- blauer. Besonders war aber vor allem ein wunderschöner Veranstaltungsort té-Gala, die am Freitag den 24. Au- die offene, lockere und herzliche Atmo- mit einer hervorragenden Gastronomie gust 2018 zum vierten Mal im Berli- sphäre, die entstand, weil so viele inte- ist, trug sicherlich mit zum Gelingen bei. ner Pfefferberg stattfand. Unter der ressante und engagierte Menschen mit Durch den Abend leitete Sittin‘ Leitung des Regisseurs und Choreo- ganz unterschiedlichen Hintergründen Bull, der in seinem Künstlernamen die grafen Giorgio Madia zeigten Künst- lerinnen und Künstler mit und ohne Behinderungen in zum größten Teil Moderatoren-Team: Stefan Linne, Sittin‘ Bull, Annika Lau und eigens für diesen Abend einstudierten Gebärdendolmetscherin Nadine Lehmann (v. l.) FOTO: MARTIN THOMA Auftritten atemberaubende Beispiele ihres Könnens. Die Gala wurde vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Ber- lin und dem VIA Verbund für Integ- rative Angebote veranstaltet und stand unter der Schirmherrschaft der Senato- rin für Integration, Arbeit und Soziales Elke Breitenbach. Die Parieté-Gala trägt die Vielfalt (Varieté) und die Gleichheit (Parie- tät) der Menschen im Namen. Sie fei- ert das Anderssein aller. Das war und ist ihr Anliegen, seit sie 2015 – maßgeblich vom damaligen Geschäftsführer des Pa- ritätischen Oswald Menninger mit ins Leben gerufen – das erste Mal statt- fand. Und das macht sie noch immer zu etwas Besonderem. Man spürte es schon beim Eintritt über den Teppich, der bei dieser Gala 12 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
LANDESGESCHÄFTSSTELLE Gespräche in entspannter Atmosphäre FOTO: MARTIN THOMA Tatsache aufgreift, dass er im Rollstuhl ist Inklusion?«, fragte Sittin‘ Bull in sei- Darunter das Theaterensemble Pos- sitzt, gemeinsam mit den Moderatoren- ner Anmoderation. Und gab die Ant- sible-World, in dem hörende, schwer- kollegen Annika Lau und Stefan Linne wort selbst. Inklusion heißt: »Es ist nor- hörige und gehörlose Schauspieler zu- und der Gebärdendolmetscherin Na- mal, anders zu sein.« sammen spielen, das Theater Thikwa dine Lehmann, die auch bei den Die Varieté-Show begeisterte mit aus Kreuzberg, der New Yorker Stepp- Bühnendarbietungen übersetzte. »Was hochkarätigen internationalen Acts. tänzer Evan Ruggiero, der eine Bein- prothese trägt, Florent und Justin von La Compagnie Le Huit aus Belgien, die zeigten, wie anmutig und poetisch Live-Musik animierte zum Tanz FOTO: MARTIN THOMA es aussehen kann, wenn ein Rollstuhl- fahrer mit einem Fußgänger tanzt. Neben der Schirmherrin Elke Breiten- bach, die mit einer kurzen Ansprache die Show eröffnete, saß viel Paritätische Prominenz im Theatersaal: die Vor- standsvorsitzende Prof. Barbara John, die Geschäftsführerin Dr. Gabriele Schlimper, ihr Vorgänger Oswald Men- ninger und fast der gesamte Vorstand. Sie und alle anderen Zuschauer erlebten ein umjubeltes Finale, zu dem das ganze Ensemble auf die Bühne kam, während Singer und Songwriterin Marie Loreine die Coverversion des Christina-Stür- mer-Schlagers »Seite an Seite« sang. Das Pathos des Refrains klang in die- sem Moment kein bisschen hohl, son- dern richtig und passend: »Das Größte, was wir können, ist Mensch zu sein.« p MARTIN THOMA 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 13
GESCHÄFTSSTELLE BEZIRKE NEUES AUS DER GESCHÄFTSSTELLE BEZIRKE Verstärkung: Urte Poppinga ist die neue Praktikantin in der Geschäftsstelle Bezirke Gibst Du uns einen kleinen Einblick: Woher tätischen zu absolvieren. Bei der Ge- kommst Du? schäftsstelle Bezirke überschneiden Als Jugendliche fing ich an, mich so- sich meine Erwartungen. So kann ich wohl im Jugendtreff als auch im Jugend- zum einen unterschiedliche Mitglieds- zentrum zu engagieren, und trainierte organisationen und so die kommunale eine Rudermannschaft in Lübeck. Bezirksarbeit kennen lernen und im di- Nach meinem Abitur ging ich für ein rekten Kontakt Belange und Probleme freiwilliges soziales Jahr nach Nairobi, erfahren. Zum anderen bekomme ich um ein Projekt für drogenabhängige Einblick auch in die Arbeit zu den ver- und ehemals abhängige Straßen- schiedenen Schwerpunktthemen, wie kinder zu unterstützen. Während mei- Selbsthilfe und Arbeitsmarktförderung. nes Studiums in Göttingen begann ich Dies entspricht also genau meinem mich in einem selbstverwalteten Ver- Wunsch, einen möglichst großen Quer- anstaltungsraum einzubringen und so- schnitt zwischen direkten Organisatio- wohl in der Jugendhilfe als auch an der nen und Themenbereichen zu erfahren. sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zur Unterstützung von Pro- Wie wurdest Du aufgenommen und was sind jekten wie dem Diversity-Tag zu arbei- Deine konkreten Aufgaben? ten. Dadurch konnte ich viele Facet- Ich wurde herzlich willkommen ge- ten von unterschiedlichen sozialen heißen, erhalte durch die Betreuung der Projekten erleben. So ist insbesondere Mitarbeiter der Geschäftsstelle einen durch die Arbeit mit geflüchteten un- Urte Poppinga FOTO: PRIVAT guten Einblick in die Vielschichtig- begleiteten Jugendlichen der Wunsch keit der Aufgaben und kann mich auch entstanden, mehr als nur einen Träger thematisch in die Selbsthilfe und die zu erleben und keine Arbeit mehr auf über die Vielschichtigkeit sozialer Pro- Jugendarbeit einarbeiten. Darüber hi- Individualebene zu leisten. jekte erhalten. Mich bewegt vor allem naus freue ich mich auch, projekt- der Gedanke der Vernetzung von Men- bezogen eingebunden zu sein und das Warum ist die Geschäftsstelle Bezirke der schen und Projekten, da ich darin die Freiwilligentage-Team bei der Planung Praktikumsplatz Deiner Wahl? Möglichkeit sehe, etwas gemeinsam und Durchführung zu unterstützen. Ich möchte Einblicke in die struktu- zu bewirken. Deswegen war es mein Ich freue mich sehr auf die zwei Monate relle Makroebene und einen Überblick Wunsch, ein Praktikum beim Pari- in der Geschäftsstelle Bezirke! p Fachtag Stadtteilkoordination am 15. Oktober E in Schlüsselelement der Sozial- damit auch Sozialraumorientierung. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung raumorientierung ist die Stadt- Um die Fortschritte der Entwicklung und Wohnen, dem Diakonischen Werk teilkoordination. Im Bezirk Mitte genauso wie Hürden und Perspektiven Berlin-Brandenburg-schlesische Ober- wird genau dieses Konzept modellhaft ausführlich zu diskutieren, wird nun zu lausitz, dem Verband für sozial-kultu- für das Land Berlin umgesetzt, in Zu- einem Fachtag Stadtteilkoordination relle Arbeit e. V. sowie den Trägern der sammenarbeit zahlreicher bezirklicher Bezirk Mitte eingeladen. Er findet am Stadtteilkoordination Mitte: Fabrik Os- Akteure. Auch die Geschäftsstelle Be- 15. Oktober 2018 statt. Organisiert und loer Straße – Nachbarschaftsetage e. V., zirke ist in diesen Prozess involviert durchgeführt und wird der Fachtag in Kreativhaus Fischerinsel e. V., Moabiter und erarbeitet zusammen mit den an- Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Ratschlag e. V., Paul Gerhardt Stift So- deren Akteuren Strukturempfehlungen Mitte sowie weiteren Kooperations- ziales gGmbH, Pfefferwerk Stadtkultur und innovative Konzepte für eine nach- partnern, wie der Senatsverwaltung für gGmbH, FIPP e. V. und Volkssolidari- haltige Stadtteilkoordination und Integration, Arbeit und Soziales, der tät e. V. p 14 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
GESCHÄFTSSTELLE BEZIRKE Jobbörse für geflüchtete Menschen: Etwa 90 Bewerbungsgespräche konnten vereinbart werden W ork for Refugees organi- siert regelmäßig Jobbörsen in Stadtteilzentren und Nachbarschaftseinrichtungen sowie Informationsveranstaltungen, bei denen sich einzelne Unternehmen mit ihren Jobs vorstellen. Auf der 14. Jobbörse für geflüchtete Menschen, die am 20. Juli 2018 im Nachbarschaftshaus Urbanstraße e. V. stattgefunden hat, konnten etwa 350 arbeits- und qualifizierungssuchende Geflüchtete mit 24 Ausstellern direkt ins Gespräch kommen. Die zentrale Lage des Nachbarschaftshauses und die stadtweit bekannten Aktivitäten des Trägers zogen überdurchschnittlich viele Besucher an. Auf der 14. Jobbörse konnten rund 90 Bewerbungsgespräche vereinbart werden. Erfahrungsgemäß benötigt der Stellenbesetzungsprozess mehrere Wo- Jobbörse im Nachbarschaftshaus Urbanstraße FOTO: MARKUS PLEYER chen, bis eine erfolgreiche Vermittlung zurückgemeldet wird. Bis zum Stellen- antritt müssen viele individuelle Fragen nehmen diese spezifischen Heraus- lichkeiten und bei allen Beteiligten für geklärt werden, etwa die Kostenüber- forderungen an, beraten, machen auf die Organisation. p nahme für die Arbeitskleidung oder Zuschüsse aufmerksam und unter- die Monatskarte, die Vereinbarung stützen im Kontakt mit dem Jobcenter. über die Dauer der Probearbeit oder Die Vermittlung in Arbeit ist immer Wissenswertes kleine Ergänzungen der Qualifikation Maßarbeit. Wir bedanken uns beim Mehr zum Thema: oder des Sprachniveaus. Die Mit- Nachbarschaftshaus Urbanstraße e. V. www.work-for-refugees.de arbeiterinnen von Work for Refugees für die zur Verfügung gestellten Räum- Fachtag Neue Wege – Teilhabe und Beschäftigung von Langzeit arbeitslosen am 25. Oktober mit Blick auf Good-Practice-Beispiele T rotz guter Wirtschaftskon- habechancen für Langzeitarbeitslose auf der Regionaldirektion Berlin-Branden- junktur kann ein Teil der Lang- dem allgemeinen und sozialen Arbeits- burg, der Senatsverwaltung Integra- zeitarbeitslosen nicht an der markt kombiniert die Möglichkeit von tion, Arbeit und Soziales, aus Job- positiven wirtschaftlichen Entwicklung Lohnkostenzuschüssen und Coaching centern, von freigemeinnützigen Trä- teilhaben. Zu hoch sind die An- für Langzeitarbeitslose. Mit diesem Ge- gern und Arbeitslose tauschen sich an forderungen an formale Qualifikation setz sollen geförderte Arbeitsplätze für Thementischen aus. Ihr Fokus: Was ist oder Arbeitserfahrungen, um eine der Langzeitarbeitslose geschaffen werden, nötig, um Langzeitarbeitslosigkeit mit vielen freien Stellen in Mangelberufen die mindestens sieben Jahre Bezieher den neuen Möglichkeiten des Gesetzes zu besetzen. Arbeitslosigkeit befördert von Arbeitslosengeld II waren. zu bekämpfen? p die gesellschaftliche Spaltung und poli- Die Geschäftsstelle Bezirke orga- tische Radikalisierung, beeinträchtigt nisiert am 25. Oktober einen Fach- die Gesundheit und bedeutet Armut. tag Neue Wege – Teilhabe und Be- Eine Kombination von arbeitsmarkt- schäftigung von Langzeitarbeitslosen. Wissenswertes politischen Instrumenten und neuen Der Fachtag richtet die Perspektive auf Fachtag Neue Wege – Arbeitsformen wie in sozialen Unter- Good-Practice-Beispiele mit Langzeit- Teilhabe und Beschäftigung von nehmen wird von Wohlfahrtsverbänden, arbeitslosen, um die Trägerlandschaft Langzeitarbeitslosen am 25. Oktober 2018 Kostenträgern und Politik angeregt. und Entscheider beim Wandel im Um- Centre Monbijou Die aktuelle Reform des SGB II mit gang mit Langzeitarbeitslosen zu unter- Oranienburger Str. 13/14, 10178 Berlin dem Gesetz zur Schaffung neuer Teil- stützen. Vertreter und Entscheiderinnen 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 15
GESAMTVERBAND Paritätischer fordert umfassenden Aktionsplan Verband begrüßt das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, bemängelt aber fehlendes Gesamtkonzept D er Paritätische Wohlfahrtsverband begrüßt rich- Einrichtungen der Altenpflege auswirken kann. »In der Reali- tige und wichtige Vorhaben beim Pflegepersonal- tät könnte in der Altenpflege Personal in die Krankenhäuser Stärkungs-Gesetz, welches am 1. August im Bundes- abwandern, die dann bessere Bedingungen bieten«, befürchtet kabinett verabschiedet wurde. Gleichzeitig kritisiert der Ver- Werner Hesse. Man müsse sicherstellen, dass kein Sogeffekt band, dass ein Gesamtkonzept nicht erkennbar ist. eintritt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte ab 2020 Spürbare Verbesserungen können aus Sicht des Paritä- eine Personaluntergrenze in der Pflege einführen sowie die tischen nur mit der Senkung und Begrenzung von Eigen- Finanzierung von 13.000 zusätzlichen Pflegekräften för- anteilen erreicht werden. Die Verbesserungen beim Pflege- dern. »Statt kleiner Schritte brauchen wir einen großen personal dürfen nicht zu Lasten der Betroffenen gehen. Des- Sprung, um den bereits bestehenden Pflegenotstand zu stop- halb fordert der Verband eine gesetzliche Regelung, nach der pen« findet Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritäti- die Pflegeversicherung künftig grundsätzlich mindestens 85 schen Gesamtverbands. »Wir benötigen einen umfassenden Prozent der Kosten übernimmt. Der Eigenanteil der Pflege- Aktionsplan für die Pflege, sowohl im Sinne der Pflegen- bedürftigen soll auf 15 Prozent gedeckelt werden. den als auch der Gepflegten.« Denn diese seien am Ende Die Mittel des Pflegevorsorgefonds sollen hierfür ein- die Leidtragenden, wenn zu wenig Personal in Pflegeein- gesetzt werden. Zudem plädiert der Paritätische für eine ver- richtungen bereitstünde, welches auch noch chronisch über- bindliche Übernahme der Investitionskosten durch die Länder. lastet ist. Außerdem fordert der Verband, dass die Finanzierung der Be- Darüber hinaus kritisiert der Verband, dass Kranken- handlungspflege in Pflegeheimen endlich durch die Kranken- häuser im Gesetz bessergestellt werden, was sich nachteilig auf kassen erfolgen müsse. p PHILIPP MEINERT, PARITÄTISCHER GESAMTVERBAND Mehrheit sorgt sich um sozialen Zusammenhalt Paritätisches Jahresgutachten: Verband fordert soziales Reform- und Investitionsprogramm W achsende soziale Ungleich- Hälfte der Bevölkerung Sorgen um den heit und eine Gefährdung des sozialen Zusammenhalt, mehr als ein sozialen Zusammenhaltes in Drittel sogar große Sorgen. Deutschland konstatiert der Paritäti- Insbesondere beim Thema Langzeit- sche Wohlfahrtsverband in seinem ak- arbeitslosigkeit und der Bekämpfung tuellen Jahresgutachten. Der Verband von Altersarmut sieht der Paritätische begrüßt, dass die Bundesregierung die dringenden Handlungsbedarf. Darü- Stärkung des sozialen Zusammenhaltes ber hinaus fordert der Verband unter an- als vorrangiges Ziel formuliert hat; die derem Investitionen im Gesundheits- bisher beschlossenen Maßnahmen reich- bereich, den Ausbau von Angeboten für ten dafür jedoch bei Weitem nicht aus. Kinder und Jugendliche und sozialer Be- Notwendig sei ein echtes soziales ratungsdienstleistungen. Grundsätzlich Reform- und Investitionsprogramm, brauche es mehr staatliche Anerkennung fordert der Paritätische. »Das Jahres- und Unterstützung für gemeinnützige, gutachten zeigt: In der Gesetzgebung soziale und zivilgesellschaftliche Initia- der vergangenen Jahre gibt es ein dop- tiven in Deutschland. peltes Defizit. Es fehlt an politischen »Die soziale Spaltung, die Menschen Maßnahmen, die gezielt darauf ge- verunsichert und mit für den Aufstieg richtet sind, gerade besonders von Ein- rechtsextremer Parteien verantwortlich kommensarmut betroffene oder ge- ist, muss bekämpft werden. Dies gelingt fährdete Personengruppen zu unterstützen. Und es fehlt am uns nur, indem wir mehr Brücken bauen: Brücken, die heraus- politischen Willen, die bestehende Ungleichheit durch eine führen aus Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und Desintegration stärkere Besteuerung leistungsfähiger Bevölkerungsgruppen und zu einem neuen sozialen Zusammenhalt beitragen. Dafür beseitigen zu helfen«, so Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vor- brauchen wir eine massive Stärkung des gemeinnützigen so- sitzender des Paritätischen Gesamtverbands. Dies schlage sich zialen Engagements in Deutschland«, so Rosenbrock. p inzwischen auch in einem Vertrauensverlust bei den Bürgerin- nen und Bürgern nieder. Beinahe 90 Prozent der Bevölkerung sorgten sich um den Wissenswertes sozialen Zusammenhalt in Deutschland, so das Ergebnis von Das Paritätische Jahresgutachten 2018 zur sozialen Lage finden Sie hier: Umfragen, die der Paritätische anlässlich der Vorstellung sei- http://infothek.paritaet.org/pid/fachinfos.nsf/0/c5eda480fad73d nes Jahresgutachtens präsentiert. Demnach machen sich, un- c2c12582e200306a7d/$FILE/Jahresgutachten_2018.pdf abhängig von der persönlichen Einkommenssituation, über die 16 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 3. Quartal 2018
FAMILIE Großes Familienfest in Berlin-Weißensee Kinder und ihre Eltern folgten der Einladung des Vereins Sehstern A m 8. Juni 2018 hatte der Verein mit Kindern, Nachbarn und Freunden Sehstern zahlreiche Familien, den schönen sonnigen Nachmittag. Kooperationspartnerinnen und Als gemeinnütziger Verein der Kin- -partner sowie Unterstützerinnen und der- und Jugendhilfe in Berlin setzt Unterstützer zu seinem großen jähr- sich Sehstern für Kinder, Jugendliche lichen Familienfest in Berlin-Weißen- und Familien ein, mit dem Ziel, dass see eingeladen. Viele Kinder und sie selbständig und eigenverantwortlich Jugendliche präsentierten ihre mu- leben können. Das Angebotsportfolio sikalischen, künstlerischen und tän- des Vereins reicht von Eingliederungs- zerischen Talente und machten das hilfen für Menschen mit Behinderung Bühnenprogramm lebendig. Viele über begleiteten Umgang, Hilfen zur Aktivitäten und Mitmachaktionen für Erziehung, Kindertagesstätten bis hin die Großen und die Kleinen im Garten zum Familienzentrum. der Amalie und auf der Straße runde- Teilnehmer des Familienfestes FOTO: SEHSTERN p ARIANA FREYTAG, SEHSTERN ten das Fest ab. Familien, Geschwister und Nach- barn gestalteten das Fest aktiv mit. Mit Wissenswertes Leckerem vom Grill und Kuchen ge- Sehstern e. V., Parkstraße 66, 13086 Berlin | Tel.: 030 96 06 66 99 – 0 | http://www.sehstern-ev.de/ nossen alle in familiärer Atmosphäre FRAUEN Modellprojekt »Schwangerschaft und Flucht« Der Verein donum vitae ermöglicht geflüchteten Frauen Beratung vor Ort V iele Frauen unter den Ge- gesundheit. Sie haben oft große Scheu, reicht, die in besonderer Weise auf Be- flüchteten wurden auf der über Sexualität und ihren Körper zu ratung und Hilfe angewiesen sind. Flucht oder nach ihrer Ankunft sprechen. Auch kennen die Frauen aus in Deutschland schwanger. Der Ver- ihren Heimatländern keine Beratungs- Weitere Beratungen ein donum vitae ist anerkannter Träger angebote. Viel Zeit fließt daher in den Donum vitae bietet bundesweit an mehr von Schwangerschafts- und Schwanger- Aufbau von Vertrauen. Scheu und kul- als 200 Orten Schwangerschafts- und schaftskonfliktberatung. Er hat für diese turelle Barrieren müssen überwunden Schwangerschaftskonfliktberatung an. Zielgruppe im Mai 2016 das Modell- werden. Eine behutsame Begegnung in Der staatlich anerkannte Verband be- projekt »Schwangerschaft und Flucht« einem bekannten Umfeld ist daher not- rät auf der Grundlage des christlichen gestartet. Es wird an 29 Standorten in wendig. Menschenbildes. Die Konfliktberatung Deutschland durchgeführt und durch dient, wie es der Gesetzgeber vorsieht, das Bundesministerium für Familie, Helfen beim Ausfüllen dem Schutz des ungeborenen Lebens, Frauen, Senioren und Jugend gefördert. Die Beraterinnen helfen beim Ausfüllen ist ergebnisoffen und auf Wunsch an- Auch in Berlin gibt es einen Standort. von Anträgen und unterstützen die onym. Neben Beratung zu allen Fragen Flüchtlingsfrauen bei der Orientierung und Problemen im Zusammenhang mit Zeit für Aufbau von Vertrauen im Berliner Hilfe- und Gesundheits- einer Schwangerschaft bietet donum Schwerpunkt des Projekts ist die auf- system. Schwerpunkt der Beratung sind vitae Sexualpädagogik und Präventions- suchende Beratung, welche auf die Be- Fragen zur Schwangerschaftsgesund- arbeit, Online-Beratung, psycho- dürfnisse von Flüchtlingsfrauen zu- heit, Geburt, Sexualität, Verhütung, soziale Beratung im Kontext von Prä- geschnitten ist. Zwei Berliner donum- zu Schwangerschaftskonflikten sowie nataldiagnostik sowie bei unerfülltem vitae-Beraterinnen bieten den Frauen sozialrechtliche Fragen. Aber auch Ge- Kinderwunsch an und vermittelt kon- Beratung in den Unterkünften und waltschutz, die gleichen Rechte von krete Hilfe und Unterstützung. an den Orten, wo die Frauen es wün- Frauen und Männern sowie Kinder- p PETRA SCHYMA, DONUM VITAE schen. Denn viele der Flüchtlingsfrauen schutz sind immer wieder ein Thema. haben nicht die Kraft, die Kenntnisse und die Unabhängigkeit, selbst den Beratungen mit Dolmetscher Wissenswertes Weg in die Berliner Beratungsstellen Mehr als zwei Drittel aller Beratungen Die Beratung von donum vitae ist kostenlos zu finden. Sie haben oft traumatische wurden 2017 mit Dolmetscher*innen Fluchterfahrungen und kennen sexuelle durchgeführt. Das Feedback der Frauen Mehr Informationen unter: www.donumvitae.org und und häusliche Gewalt. Sie wissen wenig war sehr positiv. Mit der aufsuchenden www.schwangerschaft-und-flucht.de über Sexualität, Verhütung und Frauen- Arbeit werden zielgenau die Frauen er- 3. Quartal 2018 PARITÄTISCHER RUNDBRIEF 17
Sie können auch lesen