Universitas - Inspiration Natur Naturellement vôtre ? - Université de Fribourg
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universitas OCTOBRE 2015-01 I LE MAGAZINE DE L’UNIVERSITÉ DE FRIBOURG, SUISSE I DAS MAGAZIN DER UNIVERSITÄT FREIBURG, SCHWEIZ Inspiration Natur Naturellement vôtre ?
Edito Inhalt Inspiration aus der Natur kann sehr un- mittelbar sein – etwa die Kuh am Waldes- rand, die vom Maler auf die Leinwand geholt wird. Oder in den Zeilen des Dich- ters, der in der Natur seine Muse gefun- den hat. Die vorliegende Ausgabe von «universitas» aber richtet ihr Augenmerk auf eine, man könnte sagen, subtilere Art der Inspiration aus der Natur: Im Fokus steht der Nationale Forschungsschwer- punkt «Bioinspirierte Materialien», der unter der Leitung der Universität Frei- burg läuft. Die Forschungsteams darin befassen sich allesamt in mehr und weni- ger direkter Form mit den ebenso einzig- artigen, ausgeklügelten wie komplexen Systemen, welche die Natur im Laufe der Evolution entworfen und weiterentwi- ckelt hat. Die Resultate ihrer Forschung indes lassen den Ursprung von deren In- spiration nur noch erahnen – oder durch- schimmern, wie etwa in der Arbeit von Prof. Ulrich Steiner, der dem Geheimnis der schillernden Farben auf Schmetter- lingsflügeln oder Käferpanzern auf der Spur ist. Umgesetzt werden die aus der Biologie übernommenen Systeme im Be- reich der Materialwissenschaften. In Di- mensionen, die für das Auge längst nicht mehr erkennbar sind, suchen die Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler bei- spielsweise nach Mitteln und Wegen, um die Krebsforschung und -therapie voran- 8 dossier > Inspiration Natur zutreiben, den Medikamententransport über Nanopartikel weiter zu erproben 4 fokus und marktfähig zu machen oder auch, 20 Jahre international institute of management in technology (iimt) ganz allgemein, nach immer neuen Mate- rialien aus der Natur, die dem Menschen 48 recherche auf künstlich hergestellter Basis das Le- Sociologie : Travailleurs en crise et droite populiste ben erleichtern könnten. Die Natur weiss dem Menschen gute 50 forschung Dienste zu leisten – aber nur solange, wie Erziehungswissenschaften: Deutsch lernen mit Chunks dieser ihr den nötigen Respekt zollt, so der Tenor der Autorinnen und Autoren 52 recherche des Themendossiers, das von der neuen Médecine et société : Quoi d’neuf, docteur ? päpstlichen Enzyklika über die Philoso- phie und Sprachwissenschaft bis hin zur 54 portrait Nationalhymne reicht. Ruth Metzler, Unternehmerin und Alt-Bundesrätin Lassen Sie sich davon inspirieren. 56 lectures Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen, 58 news Claudia Brülhart Chefredaktorin Illustrations : Cécile Matthey | www.cecilematthey.ch UNIVERSITAS / OKTOBER 2015 3
Der Mensch, die Technik fokus und die Wissenschaft 20 Jahre international institute of management in technology: iimt-Direktorin Stephanie Teufel und die PR-Verantwortliche Kirstin Stadelmann blicken zurück und denken voraus. Elsbeth Flüeler, Claudia Brülhart Das 1995 gegründete iimt ist 20 Jahre iimt: Professor Teufel, dürfen ST: Genau. Zellen, die sich selber organi- ein führendes Kompetenz- wir zur Feier etwas Zukunftsmusik hö- sieren. Um herauszufinden, wie das geht, zentrum in Informations- und ren? Welche Bedeutung wird die Infor- beteiligen wir uns am smart living lab, ei- Kommunikationstechnologie mations- und Kommunikationstech- nem Verbundprojekt mit der EPFL und der (ICT) sowie Energie-Manage- nologie (ICT) in den nächsten 10, 20, 30 Hochschule für Technik und Architektur ment und bietet Weiterbildung Jahren haben? Freiburg. Gemeinsam entwickeln wir das und Forschung an. Jährlich Stephanie Teufel: Der Bereich dieser Tech- «Haus der Zukunft». Es soll bis 2020 in der besuchen rund 40–50 nologien hat sich seit der Gründung des blueFACTORY auf dem ehemaligen Cardi- Studierende die 34 Kurs iimt im Jahre 1995 enorm entwickelt. Er nal-Gelände entstehen. Im smart living lab module und werden dabei hat zunehmend an Bedeutung gewonnen wird in Echtzeit die Wirkung von architek- von fast 80 Lehrpersonen und und wird in den kommenden Jahren und tonischen Lösungen, von neuen Technolo- Experten aus dem In- und Jahrzehnten eine noch grössere Rolle spie- gien und ICT unter sozio-ökonomischen Ausland unterrichtet. Zum len. Ein konkretes Beispiel ist die Ener- Aspekten betrachtet. iimt gehört ausserdem der giestrategie 2050 mit der Energiewende. Lehrstuhl für ICT Management, Energieeffizienz, C0 2 -Reduktion, dezen- Was genau ist der Beitrag des iimt? welcher Forschung und Lehre trale Energiegewinnung und optimale ST: Uns geht es nicht primär um die tech- in vier Forschungsgebieten Nutzung werden mit ICT erst richtig inter- nischen Entwicklungen, sondern um die betreibt. In Zusammenarbeit essant. Die ICT-Branche leistet dazu einen Menschen. Was sind ihre Bedürfnisse und mit mehr als 20 Industriepart- wichtigen Beitrag, sie ist bei der Energie- welche technischen Lösungen brauchen nern wird theoretisches Wissen wende sogar eine treibende Kraft. sie, damit sie zur Energiewende beitragen? mit praktischem Know-how Das sind unsere Fragen. Wir wollen wissen, kombiniert. Eine klare Ansage und grosse Aufgabe. wie Menschen motiviert werden können, Wie wollen Sie diese lösen? damit sie bei einer bestimmten crowd mit- www.iimt.ch ST: Durch die Abkehr von der zentrali- machen und ihr Verhalten nachhaltig ver- sierten Produktion und Verteilung von ändern. Am iimt stehen immer die Men- Energie in crowds. Wir forschen aktuell schen im Mittelpunkt. In diesem Sinne ist im Bereich von crowd energ y. Dahinter auch ideas@iimt eine Initiative, bei der steckt die Idee, dass es – ähnlich wie wir Kleinstinnovationen im ICT-Bereich beim crowd founding oder dem crowd unterstützen und fördern. sharing – Gruppen von Menschen gibt, eben crowds, die sich mit erneuerbaren Wie lässt sich denn der Mensch zur Nach- Energien selbst versorgen, und die un- haltigkeit motivieren? tereinander Energie austauschen und ST: Häufiger Irrglaube ist, dass sich der gegebenenfalls überschüssige Energie Mensch ausschliesslich durch finanzielle innerhalb von smartnets austauschen. Anreize zur Nachhaltigkeit motivieren lässt. Das sind Energienetze, in denen Ener- In der Tat stehen jedoch nicht die finanziel- gieströme intelligent geleitet oder ver- len Vorteile im Vordergrund, sondern das waltet werden. persönliche Engagement, dass jeder und jede Einzelne zur Energiewende beitragen Also innerhalb von weitgehend energie- und etwas verändern kann. Hier spielt es autarken, sozialen Zellen … keine Rolle wie oder in welcher Höhe man 4 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
© Keystone Das iimt wurde 1995 als Joint Venture zwischen der PTT und der Universität Freiburg gegründet. entschädigt wird, sondern dass man im per- war das erste universitäre Institut in der sönlichen Umfeld etwas bewegen kann. Schweiz, das von Beginn an Executive - MBAs vergeben durfte. Da schwingt ein grundlegender Werte- wandel mit. Wie war die Stimmung damals inmitten ST: Den gibt es tatsächlich. Es gibt diese dieser ganzen Umbrüche und Verände- Tendenz, dass der Besitz nicht mehr so rungen der Telekombranche? wichtig ist. Junge Menschen haben nicht ST: Die Marktliberalisierung war auch mit mehr dieses Bedürfnis nach Statussymbo- grossen Unsicherheiten verbunden. Um- len, etwa einem Auto oder anderen Din- strukturierungen und Entlassungen wa- gen. Die Hauptsache ist, sie haben die Mög- ren leider auch ein Teil davon. Jedoch hat lichkeit ein Auto, eine Bohrmaschine oder man damals schon Mitarbeitende geför- was auch immer dann zu nutzen, wenn sie dert, z. B. mit einer Ausbildung am iimt, dieses oder diese tatsächlich benötigen. und ihnen somit weitere Karrieremöglich- crowd sharing ist hier das Stichwort. Ein keiten geboten. gutes Mobilgerät mit dem sie sich organi- sieren und austauschen können, ist ihnen Kirstin Stadelmann, Sie haben den wichtiger. Gründungsvertrag vor sich liegen. Wer waren die «Architekten» des Instituts Drehen wir die Zeit um 20 Jahre zurück. und des Lehrgangs? Was gab damals den Ausschlag zur Grün- Kirstin Stadelmann: Der Vertrag wurde dung des iimt? 1995 durch Dr. h.c. Felix Rosenberg, damals Stephanie Teufel ist ordentliche ST: Die Liberalisierung der Telekombran- Generaldirektor der PTT, unterzeichnet. Professorin am Departement für che stand bevor und der damalige Mono- Für die Universität waren es die Professo- Betriebswirtschaftslehre und polist PTT wollte seinen technisch sehr ren Dr. Jürg Kohlas als Vizerektor und Dr. Direktorin des iimt. gut ausgebildeten Mitarbeitenden eine Heinrich Bortis als Dekan der Fakultät. In stephanie.teufel@unifr.ch qualitativ hochstehende Ausbildung für der Arbeitsgruppe zur Gründung des die neuen Marktgegebenheiten ermög- Instituts sassen PTT-seitig die Herren Kirstin Stadelmann ist Marketing- lichen. Der Gründungsgedanke war ein Direktoren Hansruedi Hartmann, Serge und PR-Verantwortliche am iimt. Joint Venture mit der PTT und das iimt J.M. Chammartin und André Gachet. Die kirstin.stadelmann@unifr.ch UNIVERSITAS / OKTOBER 2015 5
fokus Universität war durch die Professoren Dr. wurden eingeführt. Telekommunikations- Bernard Dafflon, Dr. Rudolf Grünig und management wurde zu ICT-Management. Dr. Maurizio Vanetti vertreten. Damit änderte sich 2005 auch der Name des Instituts. Die Akkreditierung der Wei- Die Swisscom ist noch heute ein Partner terbildungsprogramme, mit der wir die des iimt… Qualität auf höchstem Niveau bewiesen ST: Wir sind sehr stolz, dass wir diesen haben, war ein weiterer wichtiger Meilen- wichtigen Partner über so lange Zeit stein. Im Jahr 2006 führten wir den Lehr- halten konnten. Ein weiterer wichtiger gang in Energie-Management (Utility) ein. Partner ist auch die Groupe E, gerade im Neue Marktbedürfnisse im Energiesektor Energiebereich. Alle unsere Partner ga- haben uns damals dazu bewogen ganz rantieren die Nähe zur Branche und die neue Horizonte und Forschungsbereiche Aktualität der Themen in der Forschung zu erkunden. Das jüngste Kind ist unser und der Lehre. CAS in ICT- und Utility-Management. Wie muss man sich die Zusammenarbeit Wie gross ist die Nachfrage nach den mit den Partnern des iimt vorstellen? Lehrgängen des iimt? ST: Die Kooperationsmöglichkeiten zwi- KS: Insgesamt schlossen an die 1000 Mana- schen dem iimt und seinen Partnern sind ger und Managerinnen unsere Lehrgänge so vielseitig und flexibel wie die Weiterbil- mit Zertifikaten ab – sei es Fachkurs, Exe- dungsprogramme. Hier bestehen Zusam- cutive CAS, Executive Diploma, EMBA menarbeiten im Bereich der Forschung oder Firmentrainings. Daraus hat sich mittels konkreten Projekten oder im Be- mittlerweile ein sehr aktives Almumni reich der Weiterbildung. Von Dozieren- netzwerk etabliert. dentätigkeiten über Gratismodule bis hin ST: Mehr als Zahlen freuen uns aber die Er- zu engen Forschungspartnerschaften ist folge unserer Ehemaligen. Sei es, dass sie alles möglich. eine führende Stelle in der Geschäftslei- tung übernehmen, eine eigene Firma Welche Kernkompetenzen erwerben die gründen oder sogar CEO eines Unterneh- Studierenden am iimt? mens werden, wie etwa Susanne Ruoff, die KS: Das Ziel unserer Weiterbildung ist es, Konzernchefin der Schweizerischen Post. Studierende auf eine Karriere in höheren Auch diese Erfolge gehören zu unseren Managementpositionen im ICT- und Ener Meilensteinen. gie- Management vorzubereiten. Die Stu- dierenden erhalten bei uns das Wissen und Was wünschen Sie dem iimt für die Zu- die analytischen, fachlichen und zwischen kunft? menschlichen Kompetenzen, damit sie ein ST: Dass wir weiterhin Forschung und Leh- Unternehmen in einem immer komplexe- re verknüpfen können, sowohl an der Uni- ren und globaleren Umfeld erfolgreich versität wie in der Praxis. Und dies weiter- führen können. Hierzu benötigt es kompe- hin in einem guten Team. Das iimt hat tente Dozierende aus Universitäten und sich dank der wertvollen Beteiligung aller der Industrie. Personen, die den Weg des iimt kreuzten, stetig entwickelt. Ich wünsche mir, dass 20 Jahre sind seit der Gründung vergan- alle diese Personen das iimt auch in Zu- gen. Welche Meilensteine haben das iimt kunft auf dem weiteren Weg begleiten besonders geprägt? und diesen zusammen gehen werden. KS: Es gibt mehrere Meilensteine, welche die Geschichte des iimt geschrieben ha- ben: 2000 hat Frau Professor Teufel den Lehrstuhl in ICT-Management angetreten und die Forschung aufgenommen. Seither wurde die Forschung in diesem Bereich ausgebaut, und neue Standards und Trends 6 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
Inspiration Natur dossier 10 Alles ist Inspiration Claudia Brülhart 14 Une thérapie en or Curzio Rüegg 16 Die Welt als Analogie Florian Lippke 19 L’écologie, une question spirituelle François-Xavier Amherdt 21 Geckokräfte für die Nanowelt Frank Scheffold 24 Des nanobilles à l’assaut du cancer Farida Khali 26 Mensch in der Natur und Natur im Menschen Regula Zwahlen 28 Theologie als Natur-Wissenschaft Barbara Hallensleben, Dieter Hattrup & Sabina Ingold 31 Gut imitiert ist halb gewonnen Christof Weder 34 Des plantes et de leur savoir-vivre François Rochat 36 Natürlich Nano Alke Fink & Barbara Rothen-Rutishauser 38 Nature, une fiction critique Peter Frei 41 Kirchlicher Einsatz für Mensch und Natur Hans Ulrich Steymans 43 La responsabilité pour tous au quotidien Elaine Pinheiro 46 Natur oder Kultur? Ansichten zur Sprache Regula Schmidlin 8 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
Alles ist Inspiration dossier Er leitet den Nationalen Forschungsschwerpunkt «Bioinspirierte Materialien». Befasst sich mit Seegurken, Tannenzapfen und Lotusblüten. Doch Christoph Weder ist weder Naturbursche, noch Blumenkind. Sondern Materialforscher. Claudia Brülhart Im Dezember 2013 erhielt die Christoph Weder – erachten Sie die Natur die Umgebungsenergie in mechanische Universität Freiburg den als perfekt? Kraft umsetzen. Der ETH-Wissenschaftler Zuschlag des Nationalen Ich glaube nicht. Aber es gibt schon sehr hat dieses System gebraucht, um Panels für Forschungsschwerpunkts viele Systeme, Materialien und Lebewesen Solarzellen zu machen, die je nach Tageszeit (NFS) «Bio-Inspired Stimuli- in der Natur, die sehr gut konzipiert sind den Winkel ändern und so immer optimal Responsive Materials». und sich über tausende, ja Millionen von zur Sonne stehen. Kernthema ist es, sich von Jahren perfektioniert haben. Dieses Niveau Beobachtungen in der Natur wird man mit künstlichen Materialien nie Wie gelangt eine Idee zur Umsetzung? für die Entwicklung neuarti- erreichen. Aber es ist ja auch nicht das Ziel Da gibt es ganz verschiedene Ansätze und ger künstlicher Materialien unserer Forschung, die Natur zu kopieren. Geschichten. Auf der einen Seite stehen die inspirieren zu lassen. Der NFS Biologen, die sich dafür interessieren, wie vereint unter der Leitung von Sondern? gewisse Lebewesen funktionieren. Dann Professor Christoph Weder, Wir suchen uns in der Materialforschung gibt es die Materialwissenschaftler, die da- Direktor des Adolphe Merkle häufig einen Aspekt eines bestimmten Le- von angetrieben sind, neue Materialien zu Instituts (AMI), 15 Forschungs bewesens aus, untersuchen dessen Funktio- entwickeln. Manchmal treffen sich zwei teams. Neben den Gruppen nieren und überlegen, wie wir diesen Effekt solche Forschende und starten ein gemein- des AMI wirken von der kopieren können. Wir versuchen zu verste- sames Projekt. Oder einem Materialwis- Universität Freiburg auch hen, was dieses Tier, diese Pflanze macht senschaftler fällt ein bestimmter Artikel Forschende der Departemen- und wie. Nehmen wir etwa die Lotusblüte: aus dem Bereich der Biologie in die Hände. te Chemie, Medizin und Physik Sie ist immer sauber und sieht stets brillant Nehmen wir meinen Kollegen hier am AMI, mit. Des Weiteren sind aus. Das hat damit zu tun, dass die Oberflä- Prof. Uli Steiner. Er ist Physiker und interes- führende Forschungsgruppen che selbstreinigend ist. Sie verfügt über siert sich für Farben, insbesondere für schil- der Universität Genf, der ETH eine komplexe hierarchische Struktur auf lernde Farben. Seine Modelle sind etwa Zürich und der ETH Lausanne Mikro- und Nanometerskala, die dafür Beeren, Schmetterlingsflügel und Käfer, eingebunden. Der NFS wird sorgt, dass Wassertropfen abperlen und so- bei denen die wunderbar schimmernden vom Bund mit 12 Millionen mit zugleich den Schmutz entfernen. Das Farben durch nanostrukturierte Materiali- Franken unterstützt und läuft System der Lotusblüte ist in der Biologie seit en erzeugt werden. Als Physiker entwickelt über 12 Jahre. Jahrzehnten entschlüsselt. Nun haben aber er ein Verständnis dafür, wie genau durch Wissenschaftler aus der Nanoforschung solche Strukturen die Farbeffekte erzeugt www.bioinspired-materials.ch diese Strukturen repliziert mit der Idee, werden. Dann wendet er dieses Wissen an, selbstreinigende Oberflächen zu machen. indem er solche Strukturen in künstlichen Diese könnte man etwa für Fensterscheiben Materialien repliziert, entweder selber oder oder Autolacke anwenden. Ein anderes Bei- mit Hilfe von Kollegen oder Kolleginnen spiel: Ein Kollege der ETH hat ein System aus der Materialwissenschaft. entwickelt, das von der Grundidee her mit den Tannenzapfen vergleichbar ist. Tannen- Zusammenarbeit ist also unabdingbar? zapfen sind ja geschlossen und öffnen sich je Nicht immer. Im Zusammenhang mit unse- nach Wetterbedingung, damit die Samen ren Aktivitäten die darauf abzielen die me- herausfallen können. Wenn man versteht, chanische Adaptierbarkeit der Seegurken- wie dieser Mechanismus funktioniert, kann haut zu emulieren habe ich nie eng mit dem man aus Holz künstliche Motoren kreieren, Marinebiologen zusammengearbeitet, der 10 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
herausgefunden hat, wie diese Tiere funk- Inspiration dazu. Auch bestehende Projekte tionieren. Wir haben uns einmal getroffen können als Anregung dienen. So schwirren und er hat mir seine Erkenntnisse erklärt. mir im Moment etwa die Tannenzapfen Dieser Wissenstransfer war ausreichend, meines ETH-Kollegen im Kopf rum. Was um seine Erkenntnisse als Modell zu ver- mein Kollege im Moment auf makroskopi- wenden. Diese Art wissenschaftlicher Be- scher Ebene mit Holzlatten macht, könnte fruchtung kann aber in beide Richtungen man vielleicht auch auf eine mikroskopi- gehen. So gibt es beispielsweise Schmetter- sche Längenskala übertragen und in Kunst- linge deren Flügel mit sehr komplexen Gy- stoffen anwenden. Sie sehen, es ist manch- roidstrukturen ausgestattet sind. Andere mal wie in der Kunst – Inspiration kann Spezies schimmern nicht weniger schön man immer und überall finden. und kommen dafür mit viel einfacheren Strukturen aus. Nun wäre es natürlich aus Sie gehen nie von der möglichen Anwen- biologischer Sicht interessant zu wissen, dung aus? weshalb gewisse Lebewesen den schwieri- Ich persönlich schon. Meine persönliche geren Weg wählen. Wenn es gelänge dies Forschungsmotivation liegt in der Entwick mit bisher unbeobachteten physikalischen lung von Materialien mit neuen Eigenschaf- Effekten zu erklären, könnte dies für die ten. Das Design neuer Materialien ist na- Biologie neue Impulse geben. türlich immer mit Grundlagenforschung verbunden. Aber häufig habe ich auch eine Ist die Verbindung zur Biologie, zur Na- Vorstellung davon, wo sich diese anwenden tur, eine Voraussetzung für die Projekte lassen. Oftmals kann man sich die verschie- des Nationalen Forschungsschwerpunkts densten Applikationsfelder vorstellen und «Bioinspirierte Materialien»? das macht die Sache spannend. Nehmen Nein, es ist keine absolute Bedingung. Der wir wieder die Seegurke: Als wir die ersten Volltitel lautet ja auch «biologisch inspi- Projektanträge verfassten, stellten wir uns rierte, reaktionsfähige Materialien». Neben die Frage, wozu man den Seegurken-Effekt der Bioinspiration ist uns auch dieses zwei- verwenden kann, also die Fähigkeit, ein wei- Christoph Weder wurde 1966 in te Element wichtig, also die Fähigkeit von ches Material durch einen Impuls hart wer- Frankfurt, Deutschland, geboren und (natürlichen) Materialien auf äussere Ein- den zu lassen – und umgekehrt. Wir schlu- ist in Zürich aufgewachsen. Er hat flüsse zu reagieren und ihre Eigenschaften gen zunächst Schutzkleidung vor, die weich seine Ausbildung als Chemiker und daran anzupassen. Wir wollen Materialien und angenehm zu tragen ist und deren Materialwissenschaftler an der ETH entwerfen, die in gewisser Weise «intelli- Schutzeffekt eingeschaltet werden könnte, Zürich absolviert und habilitierte sich gent» sind – wie der Tannenzapfen – wobei wenn es brenzlig wird. Leider hat uns nie- nach einem Forschungsaufenthalt am ich diesen Begriff eigentlich gar nicht mag. mand geglaubt, dass wir das hinbringen. Massachusetts Institute of Technolo- Später habe ich dann einen Kollegen getrof- gy in Cambridge (USA) ebenfalls an Was stört sie daran? fen, der mir sagte, er brauche eine Idee, wie der ETH. Anschliessend war Weder Ein künstlich hergestelltes Material kann man adaptive Hirn-Elektroden entwerfen für neun Jahre als Professor an der niemals intelligent sein, es denkt ja nicht. könnte. Solche elektronischen Schnittstel- Case Western Reserve University Es kann nur vorprogrammiert sein. len werden heute experimentell erprobt in Cleveland (USA) beschäftigt. und können Patienten mit schweren Ner- Christoph Weder ist seit 2009 Wie stelle ich mir nun diese Inspiration venstörungen helfen, eine gewisse Funk- Professor für Polymerchemie und vor? Sie laufen durch den Wald und ha- tionalität zurückzuerlangen. Ein Problem Materialien am Adolphe Merkle ben einen Geistesblitz? dieser Technologie ist, dass das Hirn die Institut der Universität Freiburg. Er Das passiert eher selten. Aber Inspirati- Elektroden aufgrund ihrer mechanischen amtet seit 2010 als Direktor dieses on kann man immer und überall finden, Steifigkeit als Fremdkörper erkennt und interdisziplinären Forschungszent- manchmal auch durch zufällige Begeg- mit der Zeit abkapselt. Ein klarer Fall für rums für weiche Nanomaterialien nungen. Im Falle der Seegurke hat mich unsere Seegurken-Materialien. Mittlerwei- und leitet auch den neuen Natio- ein bestehendes Team kontaktiert als ich le haben wir für diese Anwendung Materi- nalen Forschungsschwerpunkt für als junger Professor an die Case Western alien entwickelt, aus denen sich Elektroden bioinspirierte Materialien. Reserve University in Cleveland kam. Der fabrizieren lassen, die beim Einführen steif Marinebiologe hatte zu diesem Zeitpunkt sind und sich daher einfach platzieren las- relativ gut verstanden, wie die mechani- sen, dann aber weich werden und so die Ab- sche Adaptierbarkeit der Seegurkenhaut zu stossreaktion minimieren – das haben un- Stande kommt, die Materialwissenschaftler sere Partner in einer neuen Studie gezeigt. aber hatten Mühe, dieses Wissen in Design- prinzipien umzusetzen. Als New Kid on the Man kriegt den Eindruck: Alles ist mög- Block wurde ich gebeten, mich der Sache lich! Und trotzdem: Weshalb gibt es denn anzunehmen. So ist mir die Seegurke quasi etwa noch kein Mittel, das Zähne lebens- in den Schoss gefallen – oder jedenfalls die lang versiegelt und unzerstörbar macht? UNIVERSITAS / OKTOBER 2015 11
dossier Die Frage ist, was sind die Rahmenbedin- verloren geht. Die Idee hat sich dann in gungen? Wo liegen die Probleme? Nehmen diesem Bereich niemals durchgesetzt. Ganz wir also Ihr Beispiel, das ja hochkomple- ähnliche Materialien finden sich heute aber xe Fragen aufwirft: Im Laufe eines Jahres in Sicherheitspapier. Unsere Forschung hat kommt in einem Mund so einiges zusam- also primär neue Grundlagen geschaffen, men, sei dies heisses, kaltes, süsses, basi- wurde dann aber zumindest in einer Ni- sches, weiches oder auch saures Essen und schenanwendung genutzt. Trinken. Die chemische Bandbreite ist also recht gross. Ausserdem müsste so ein Pro- Müsste man als Grundlagenforschender dukt oder Verfahren chemisch unbedenk- die Anwendung eher ausblenden oder lich sein. Die Umsetzung ist sicher viel müsste man im Gegenteil vermehrt an schwieriger als es den Anschein hat. die Anwendungsmöglichkeiten denken? Ich glaube, an Hochschulen muss die Was treibt Sie an? Neugierde? Forscher- Grundlagenforschungskomponente auf je- geist? Das Leben der Menschen zu ver den Fall vorhanden sein. Im Bereich der Ma- bessern? terialforschung bietet sich die Verbindung In meinem Fall spielt wohl alles zusammen. zur Anwendung aber explizit an. Ich möchte keine dieser Komponente an erste Stelle setzen. Wenn ich eine tolle Idee PET-Flasche oder Nobelpreis? habe für ein neues Material, dann ist dies Ha! Ich glaube, wenn man in der heutigen eine persönliche Herausforderung. Dabei Zeit in den Naturwissenschaften einen No- stellt sich natürlich die Frage, ob sich da- belpreis erhält, dann impliziert dies wohl raus etwas Nützliches machen lässt. Und sowieso einen Durchbruch, der etwas Signi- dann natürlich die Neugierde, die funda- fikantes ermöglicht hat... mentale Frage des Verstehens. Haben Sie ein Wunsch-Projekt? Bei gewissen Anwendungen – ich denke Ich hab mir mal gewünscht ein Buch zu beispielsweise an die transparente Angel- schreiben mit coolen Tricks aus der Natur. schnur, die im Wasser farbig wird – könn- Eine Art one-stop-shop für Leute wie mich. te man sich ja durchaus fragen, was dies Tatsächlich hab ich mal von diesem Buch ge- jetzt der Menschheit bringt. träumt und wollte dieses sofort kaufen. Ich Wieso? musste dann merken, dass es dieses Buch, soviel ich weiss, (noch) gar nicht gibt... Nun … das Verhältnis zwischen Forsch ungsgeldern und Forschungsaufwand Welche Eigenschaft aus der Natur möch- scheint mir in Anbetracht der möglichen ten Sie verstehen und nutzen können? Nachfrage nicht sehr ausgeglichen. Das wird jetzt wohl etwas kompliziert... Der Aufwand in diesem Falle war gering. Wenn wir uns Materialbeispiele aus der Na- Das Kosten-Nutzen-Verhältnis perfekt. Wir tur anschauen, so fällt auf, dass die meisten haben die nötigen Erkenntnisse aus der hierarchisch strukturiert sind und auf ver- Grundlagenforschung ja nicht für diese An- schiedene Längenskalen geordnete Anord- wendung erworben. Es ging nur noch dar- nungen aufweisen. Nehmen wir beispiels- um, diese für die Angelschnur anwendbar weise Holz: Nicht etwa ein einfaches zu machen. Ich glaube, über einen Nutzen Material, sondern eine hochkomplexe zu urteilen ist letztlich auch eine sehr sub- Struktur, ausgehend von einzelnen Makro- jektive Sache. Und tatsächlich ist es als For- molekülen, die zunächst in hochgeordne- schender oft sehr schwierig, den Markt und ten Kristallen organisiert sind. Diese sind die Wertschöpfungskette für eine bestimm- wiederum in Fasern angeordnet, die dann te Technologie einzuschätzen. Ein Beispiel: Zellwände bilden… also vom Molekül bis Was Sie dort auf dem Cover von «Nature» zum Baum gibt es eine unendlich komplexe sehen, habe ich als Habilitant an der ETH Struktur. Dies ist eines der Designkonzepte entworfen. Das Bild zeigt neuartige Polari- der Natur, das man ganz generell auf künst- sationsfilter, die eine extrem hohe Effizienz liche Materialien für strukturelle Zwecke aufweisen. Das haben wir durch einen neu- anwenden möchte. Die Krux dabei: Ein en physikalischen Effekt erreicht – Grund- Baum wächst, eine PET-Flasche nicht. Diese lagenforschung also, die das Niveau für Komplexität in grosstechnisch hergestell- «Nature» gehabt hat. Gleichzeitig haben wir ten Objekten zu emulieren ist ein wirkliche an die Anwendung in Flüssigkristall-Bild- Herausforderung. schirmen gedacht, in denen durch viel inef- fizientere Polarisationsfilter sehr viel Licht 12 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
Une thérapie en or dossier Notre corps recèle de précieuses ressources pour se défendre. Le fonctionne- ment naturel de notre système inflammatoire et immunitaire est, par exemple, une excellente source d’inspiration pour lutter contre le cancer. Curzio Rüegg Kleines Geschoss Le maintien de l’intégrité structurelle inactifs circulant dans le sang. La dernière Es ist eine Besonderheit des Brust- et fonctionnelle des tissus et organes est étape de cette cascade d’amplification est krebses, dass die Hälft aller Patient une nécessité fondamentale pour la vie représentée par la conversion du fibrino- innen erst fünf bis sieben Jahre nach des organismes multicellulaires. Toute gène, une molécule soluble qui circule éga- der Erstbehandlung Metastasen ent perturbation de l’équilibre cellulaire ou lement dans le sang, sous une forme inso- wickeln. Während dieser fünf bis sie- tissulaire de base (homéostasie) est suivie luble, la fibrine. Une fois formée, la fibrine ben Jahre überleben die verstreuten Krebszellen im Organismus in Form d’une réaction de correction ou d’adap- est très stable et forme le caillot. Nous nous von sogenannt «schlafenden Mikro tation, d’abord fonctionnelle, puis struc- sommes inspirés de ce processus de coa- läsionen». Aktuell gibt es keine Mög- turelle, dont le but est de ramener les cel- gulation pour développer une approche lichkeit, solche Mikroläsionen aufzu- lules et les tissus dans leur état initial. Ce synthétique, utilisant des nanomatériaux spüren und auch keine Therapie, um principe énoncé en 1858 par le pathologue pour la détection des cellules cancéreuses sie zu vernichten. Um diese diagnos- allemand Rudolf Ludwig Karl Virchow est disséminées. tische und therapeutische Lücke zu toujours valable de nos jours. Le proces- schliessen, hat Prof. Curzio Rüegg sus d’inflammation aigüe est un excellent Combler un manque einen neuen, innovativen Forschungs exemple illustratif de réaction adaptative. La prise en charge thérapeutique du cancer weg eingeschlagen, basierend auf der Verwendung von Nanopartikeln Suite à une lésion tissulaire, par exemple du sein se fait normalement en trois phases : und inspiriert durch den Prozess der par une piqure d’épine, l’organisme lance premièrement par la chirurgie ablative de Koagulation. Das komplexe Projekt un processus complexe visant à combattre la tumeur. Deuxièmement, par des théra- setzt höchste Kompetenzen in den l’infection, réparer la lésion et rétablir le pies adjuvantes après l’ablation de la tu- Bereichen der Onkologie und der tissu d’origine. Une autre réaction adap- meur. Les patientes qui n’ont pas de lésions Nanowissenschaften voraus und tative et réparatrice bien connue est la ca- à distance (métastases), sont généralement vereint die Krebsforschenden des pacité du sang d’arrêter une hémorragie traitées par des thérapies dites adjuvantes, Departements für Medizin und die (hémostase) impliquant un processus de visant à diminuer le risque de récidive ou de Forschungsgruppe für BioNanoma coagulation. Ce processus est particuliè- métastases. Celles-ci incluent les thérapies terialien der Professorinnen Barbara Rothen-Rutishauser und Alke Fink rement intéressant pour plusieurs raisons : hormonales, la radiothérapie, la chimio- des AMI. premièrement, l’initiation est très spéci- thérapie et les thérapies ciblées. Ces traite- fique, afin d’éviter une activation inappro- ments sont limités dans le temps et, dans la priée qui pourrait provoquer une obstruc- majorité des cas, les patientes sont guéries. tion des vaisseaux avec des conséquences Troisièmement, par des traitements plus potentiellement fatales. Deuxièmement, il lourds dans les cas où se développent des doit être rapide, car une hémorragie doit métastases. Une particularité du cancer être arrêtée dans les quelques secondes du sein est que la moitié des patientes qui suivant la lésion. Troisièmement, il est effi- développement des métastases le font cace, car le caillot doit être stable mécani- tardivement, entre cinq à sept ans après quement pendant plusieurs jours, le temps le traitement initial. Pendant ce temps, de réparer le vaisseau. des cellules cancéreuses disséminées sur- Pour accomplir sa fonction, le processus de vivent dans l’organisme sous forme de coagulation nécessite l’activation très sé- « microlésions dormantes ». Aujourd’hui, il lective de molécules initiatrices qui, par la n’y a aucun moyen de détecter ces micro- suite, induisent une activation plus large, lésions, ni de thérapies efficaces pour leur sous forme de cascade, de précurseurs élimination. C’est donc pour combler cette 14 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
lacune diagnostique et thérapeutique que qu’il n’est possible d’envisager que dans nous avons envisagé une approche inno- des centres spécialisés. Notre approche vante, basée sur des nanoparticules et ins- proposerait un test plus simple en ajoutant pirée par le processus de coagulation. De les deux nanoparticules développées dans quoi s’agit-il ? Le concept de base est de ci- quelques millilitres de sang, prélevés chez bler les cellules cancéreuses disséminées, les patientes. La formation de caillots in- d’abord avec une première nanoparticule. duite par les cellules tumorales présentes Le ciblage se fait grâce à un anticorps fixé à dans le sang serait mise en évidence, grâce leur surface. Cet anticorps est dirigé contre à des équipements analytiques disponibles une molécule exprimée à la surface cellu- chez tout médecin. laire d’un type particulier de cancer du sein. Cette nanoparticule est constituée Unir les forces d’une nanosphère d’or de 40 nm de dia- Aussi simple qu’il puisse paraître, ce pro- mètre, recouverte de polyéthylène glycol, jet est, en réalité, complexe et nécessite de molécules d’anticorps et d’une enzyme des compétences pointues en biologie du activatrice de la coagulation. Cette enzyme, cancer et en nanomatériaux. Pour cette le facteur III ou « tissue factor », a la particu- raison, il est développé conjointement par larité de s’activer seulement au contact de mon groupe de recherche sur le cancer au la surface cellulaire. Le ciblage de la cellule Département de médecine de l’Université cancéreuse par la première nanoparticule de Fribourg et le groupe de recherche sur a donc pour conséquence l’activation de les bio-nanomatériaux des Professeures la coagulation et la formation d’un caillot Alke Fink et Barbara Rothen-Rutishau- de fibrine à la surface cellulaire. Ensuite, ser à l’Institut Adolphe Merkle. Pendant une deuxième nanoparticule entre en jeu. la première année de travail, deux doc- Elle est conçue pour se fixer durablement torantes, soutenues par le programme à la fibrine préalablement générée. Pour NCCR Bio-Inspired Materials, ont établi cela, des peptides spécifiques à la fibrine le modèle cellulaire in vitro, accompli la et une enzyme stabilisatrice seront fixés à synthèse de la première nanoparticule et sa surface. La formation de la fibrine a un caractérisé les interactions avec différents effet « d’amplification » sur le recrutement types de cellules. de la deuxième nanoparticule et permet Au-delà de l’aspect pratique appliqué au la stabilisation du « caillot synthétique ». cancer, ce projet est lui-même un labo- Le noyau de la seconde nanoparticule sera ratoire d’expérimentation pour le déve- adapté aux applications. Pour détecter des loppement de nanosystèmes autonomes, cellules cancéreuses, nous choisirons par capables de réagir à des conditions pré- exemple de l’oxyde de fer (détection par définies avec des réponses précises et pré- résonance magnétique) ou des molécules visibles. Les problèmes à résoudre nous fluorescentes. Pour éliminer les cellules forceront à développer de nouveaux maté- cancéreuses, nous préférerons des nano- riaux et de nouvelles stratégies, créant ain- matériaux chargés de produits de chimio- si un « projet dans le projet ». C’est souvent thérapie ou capables d’« encapsuler » les face à de nouvelles difficultés que l’innova- cellules tumorales et les neutraliser en les tion se fait. J.F. Kennedy a dit : « Nous avons isolant des tissus sains. Pour le moment, choisi d’aller sur la lune pas parce que c’est nous étudions le comportement des na- facile, mais parce que c’est difficile ». Plus noparticules sur des cellules tumorales et modestement, nous pourrions dire que le des cellules normales – qui devraient être fait que notre projet soulève des questions épargnées par cette stratégie – cultivées en auxquelles nous n’avons pas encore de ré- laboratoire (in vitro). Par la suite, des expé- ponse nous pousse à la créativité et à la riences in vivo seront nécessaires. conception d’approches pionnières dans ce domaine. Simplicité et efficacité Je tiens à remercier le SNSF et tous ceux Une application alternative que nous al- qui contribuent à tous niveaux avec leur lons étudier est un test diagnostique in enthousiasme et compétences pour rendre vitro pour déceler des cellules tumorales le NCCR Bio-Inspired Materials possible circulant dans le corps. Ces cellules sont à Fribourg. indicatrices de la dissémination du can- Curzio Rüegg est professeur cer et leur présence représente un signe au Département de à prendre au sérieux. Actuellement leur médecine et vice-directeur détection est complexe, demande de gros du programme NCCR. équipements et des compétences pointues, curzio.ruegg@unifr.ch UNIVERSITAS / OKTOBER 2015 15
Die Welt als Analogie dossier Nützliches Modell oder heidnischer Götzendienst? Die Urteile über Naturtheo- logien gehen weit auseinander. Dabei prägen die Einsichten der Natursensiblen bis heute Religion und Kultur – sogar bis in die Nationalhymne hinein. Florian Lippke Une nature omniprésente Wenn man den alten Kirchenvätern glaubt, Wissenschaft (Thot), der deshalb häufig als Personne ne peut dire à quoi res- so waren die Ägypter damals schreckliche Ibis dargestellt wurde. Auch glaubte man, semble vraiment le ciel, ni comment Götzendiener. Denn angeblich verehrten der Falke hoch am Himmel hätte alles im fonctionne le monde des dieux. C’est sie anstelle des Schöpfers lieber die Tiere, Blick – die grossen Zusammenhänge, wie pourquoi nous avons besoin d’un also Geschöpfe. Sie opferten vor ihnen und auch das Detail, der scharfen Augen wegen. mo dèle explicatif. Les Egyptiens beteten sie an. Eine solch perverse Ver- Für die Ägypter stand er mit dem göttlichen avai ent choisi l’analogie : les rela- tions pourraient se dérouler au ciel tauschung von Schöpfer und Geschöpf Königtum in Verbindung. Denn auch der de la même manière qu’on les ob- konnte von vielen Theologie-Hardlinern Königsgott musste alles im Blick haben. So serve sur terre. Ce « parallélisme des damals nur mit distanzierenden Reaktio- wurde der Falke das Attributtier des Königs- sphères » est typique des croyances nen quittiert werden: Abwertung, Verurtei- gottes Horus. de la civilisation du Nil. Les Egyp- lung und Verteufelung waren die Folge. Bei tiens étaient, en fait, des philo- genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass Wie im Himmel so auf Erden sophes de la nature. Ils observaient die Ägypter keineswegs plump die Tiere Genauer betrachtet waren die Ägypter also précisément leur environnement et zum Gott erklärten. Die ägyptischen Ge- eher Naturphilosophen. Sie beobachteten ont développé un système dans le- lehrten waren weise Naturbeobachter. Sie ihre Umwelt genau und entwickelten ein quel les animaux font référence au divin. Ce sens de la nature a égale- nahmen besondere Eigenschaften und Ver- System, in dem die Tiere auf das Göttliche ment exercé une influence notable haltensweisen der Tiere wahr. Dabei verhält verweisen. Man kann bezüglich einer sol- sur l’Ancien Testament. Bien enten- es sich ähnlich wie heute: Niemand kann chen Vorgehensweise viele andere antike du, de nombreux passages ont été aus eigener Erfahrung sagen, wie es im und moderne Naturphilosophien verglei- purifiés d’un point de vue théolo- Himmel wirklich aussieht und wie die gött- chen. Die ägyptische Philosophie (damals gique. Pourtant, de temps en temps, liche Welt funktioniert. Also beginnt die gleichbedeutend mit Theologie!) war bei nous trouvons des indices qui nous Suche nach einem passenden Erklärungs- einer Gruppe anderer, nicht-ägyptischer parlent cette autre langue. Et en- modell. Die Ägypter wählten die Analogie Theologen verpönt. Das war ihr Schicksal, core : la nature a même inspiré als Grundmodell. Die Regel lautete: So wie sie konnte sich im Diskurs der Philosophien l’hymne national suisse, qui dit clai- rement qu’on peut faire l’expérience man bestimmte Zusammenhänge auf der nach dem Ende der pharaonischen Blüte- du divin dans ce magnifique et impo- Erde beobachtet, so könnte es sich auch im zeiten nicht mehr wie zuvor etablieren. Ein sant environnement naturel. En ce Himmel abspielen. Diese «Parallelität der Funke der Naturtheologie ist aber trotzdem sens, la Suisse s’inscrit dans la tradi- Sphären» ist ein Grundkennzeichen für den noch im Neuen Testament zu finden. Denn tion de civilisations vieilles de plus Glauben der Hochkultur am Nil. Gleich wie die Analogie zwischen Himmel und Erde de 5000 ans – dont l’égyptienne. der Mistkäfer täglich die Dungkugel über blieb eine zentrale Kategorie für Gebets die Erde rollt, so wälzt ein gigantischer gött- aussagen. Während die Ägypter damals licher Mistkäfer den Sonnenball täglich wohl in Sachen Mistkäfer, Ibis, Falke & Co. über den Horizont. Darum konnte man im die Formel «wie auf der Erde so im Himmel» Mistkäfer den Funken des Göttlichen vereh- gewählt hätten, so kennt das christliche ren. Ebenso war es möglich, mit dem Vogel «Unser Vater» die Wendung «wie im Him- Ibis dem Gott der Weisheit auf die Spur mel so auf der Erde». kommen. Der Ibis wurde wegen seiner Ein- sicht gepriesen – die Altvorderen glaubten, In Balance mit der Natur er besässe genaue Kenntnis über die segens- In den alten Kulturen war es bedeutsam, im reiche Nilflut. So fügte sich diese Vorstel- Einklang mit der Natur zu leben. An den lung perfekt zum Gott der Weisheit und der Rhythmus der Umwelt angepasst zu sein, 16 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
dossier war einerseits ein Ideal, andererseits aber ganz besonderes Evangelium wird aber auch überlebensnotwendig. Wer sich dem nach wie vor viel zu selten berücksichtigt. Zyklus der Natur widersetzte, hatte wirt- Es handelt sich um ein «Evangelium von der schaftlich und gesundheitlich mit harten Natur». Es war in der Spätantike (ab 250 n. Konsequenzen zu rechnen. Darum spielte Chr.) und im Mittelalter sehr bekannt. Zu- die Natur in vielen religiös-philosophi- gleich wurde es nur selten als Naturevan schen Lebensentwürfen eine grosse Rolle. gelium erkannt. Die Rede ist von der Trak- Orientierung an der umgebenden Natur be- tatsammlung «Physiologus», welche Tier deutete, dass man sich im Einklang mit der und Pflanzenbeobachtung, Interpretation Schöpfung befand und damit im Einklang und christliche Glaubensinhalte verbin- mit dem Willen der Schöpfergottheit. Der det. Grundsätzlich kann man sagen: Der Zürcher Religionswissenschaftler Fritz Physiologus geht davon aus, dass das Chris- Stolz sprach einst von der grossen Überlap- tentum in der Natur erkannt werden kann pung zwischen Natur (Flora, Fauna, Unbe- und förmlich durch die Naturbeobachtung lebtes) und zivilisatorischer Kultur. In den Theologie betrieben wird. Dies ist eine alten Epochen kann man nicht trennscharf Grundannahme, die heute in Zeiten der zwischen beiden Bereichen unterscheiden. selbstbewussten Naturwissenschaften nicht Dies wird auch durch die Betrachtung der immer Zustimmung voraussetzen kann! damaligen religiösen Äusserungen bestä- Vom Physiologus sind im Übrigen einige tigt: Religion ist aufs engste mit der Natur Abschriften in alten Schweizer Bibliotheks- verbunden, wirkt aber zugleich tief in die beständen erhalten. Gesellschaft, Kultur und damit in den zivi- lisatorischen Alltag hinein. «Trittst im Morgenrot daher…» Der Natureinfluss macht selbst vor Natio- Natürliches im Alten Testament nalhymnen nicht halt. Diese drücken stets Die Bedeutung der Natur hat auch auf das eine besondere Haltung zum Heimatland Alte Testament einen deutlichen Einfluss aus und nicht selten verraten sie viel über ausgeübt. Zwar sind viele Stellen über die die Weltsicht. Während die Deutschen mit Natur schon theologisch purifiziert worden «Einigkeit und Recht und Freiheit» (Lied der – in ihnen herrscht eine klare Unterord- Deutschen, 3. Strophe) die Ideale der Vor- nung der Natur unter den Schöpfergott. märzbewegung proklamieren, appellieren Aber doch begegnen wir hin und wieder die Franzosen an die «Kinder des Vaterlands Hinweisen, die eine andere Sprache spre- am Tag des Sieges einig zu marschieren». chen. Blickt man in den hebräischen Urtext Ganz anders die Schweizer Nationalhymne! des Alten Testaments, so wird im Schöp- Beim Versuch, die Nationalhymnen nach fungsbericht (1.Mose 1,11) die Erde beauf- der Stärke des Gottesbezugs zu ordnen, tragt, dass sie Grünes hervorspriessen las- käme dem sogenannten Schweizerpsalm sen soll. «Und Gott sprach: Es lasse die Erde wohl eine Spitzenposition zu. Jede Strophe hervorspriessen Gras und Kraut (…)». Nicht der Hymne wählt einen göttlichen Aspekt der Schöpfergott selbst ist der Hervorbrin- aus (Herrlichkeit, Menschenfreundlichkeit, ger, sondern die (Mutter-)Erde, die bei der Ewigkeit, Allmacht), den sie dann in der Na- Schöpfung zentral beteiligt ist. Nach dieser tur realisiert sieht: Morgenrot, Abend- weiblichen Schöpfungsträgerin ist im Heb- glühn, Nebelflohr und Sturm. Die Aussage räischen übrigens auch der Mensch be- wird schnell deutlich: Der Gott, den die nannt: Adam, das heisst Erdling, leitet sich Schweizerinnen und Schweizer in ihrer von der Erde, adamah, ab. Solche und ähnli- Hymne eindrücklich loben, erschliesst sich che Einsichten wurden schon vor etlichen in der Natur. Wenn aber Gott und Natur auf Jahren von Othmar Keel, Silvia Schroer und diese enge Weise miteinander verbunden Urs Winter herausgearbeitet. sind, könnte man fast fragen: Ist denn der Gott, der im Schweizerpsalm besungen Kriminalfall Naturevangelium wird, ein «Naturbursche»? Theologisch sind Geschichten von Büchern, die geheim und hier ganz unterschiedliche Antworten unter Verschluss gehalten wurden, gibt es denkbar. Sicher ist aber, dass sich die wohl viele. Manche dieser Buchgeschichten glei- theologischste aller europäischer Hymnen Florian Lippke ist Diplomassistent chen einem Kriminalfall. In der Geschichte einer Sache bewusst ist: Das Göttliche kann am Department für Biblische Studien des Christentums ist das nicht anders: Tho- in der schönen und gewaltigen Natur erfah- und Kurator für Vorderasien/Levante masevangelium, Judasevangelium, Maria ren werden. Damit steht die Schweiz mit am Bibel+Orient Museum der evangelium – sogar manch angesehener Ex- ihrer Hymne in der langen Tradition der Universität Freiburg. perte lässt sich zu Verschwörungstheorien 5000 Jahre alten Hochkulturen – auch der florian.lippke@unifr.ch in Bezug auf diese Bücher hinreissen. Ein ägyptischen. 18 UNIVERSITAS / OCTOBRE 2015
L’écologie, une question spirituelle Dans son encyclique Laudato si’, le Pape François présente l’écologie intégrale comme une démarche fon damentalement spirituelle, liée à la conversion personnelle et à la recherche de la paix sociale planétaire. François-Xavier Amherdt Wandel für die Nächsten Prophétique, « révolutionnaire », affirmait Selon cette perspective, il n’est pas possible Mit seiner ersten Enzyklika «Laudato même l’éditorial d’un quotidien lémanique d’être authentiquement chrétien – et véri- si’» sendet Papst Franziskus der au moment de sa parution en juin dernier : tablement humain – sans adopter une sen- Menschheit eine prophetische Mit- la première encyclique du Pape François sibilité écologique, n’en déplaise à certains teilung – eine Zeitung der Romandie sur la sauvegarde de la création n’y va politiciens étasuniens. C’est donc à une sprach gar von einer «message ré- pas de main morte. Elle s’adresse, comme communion profonde avec le cosmos que volutionnaire». Die Lektion richtet sich an jeden und jede: Schliesslich tous les messages du Concile Vatican II, à la Bible nous convie, au nom même de la erfordert die ökologische Krise ein l’ensemble de l’humanité. Tout le monde foi en Jésus Christ, Maître de l’univers. Il ne fundamentales spirituelles Umden- y prend pour son grade, car la crise écolo- s’agit pas, évidemment, d’une question par- ken von uns allen. Es ist ein Appell gique actuelle en appelle à une profonde tisane, comme si désormais les chrétiens zu mehr Respekt vor der Schönheit conversion spirituelle de chacun, pour une des diverses confessions devaient toutes der Schöpfung, zu einem beschei- capacité d’admiration devant la splendeur et tous adhérer à un « parti vert » (lequel deneren Lebensstil, zur Solidarität de la création, un style de vie plus sobre, choisir d’ailleurs ?), mais d’une fibre éco- mit den Armen. Gleichzeitig fordert solidaire des pauvres. logique que chaque lecteur des Ecritures der Text die Politik dazu auf, inter- judéo-chrétiennes est appelé à cultiver, de national geltende Regeln aufzustel- len, um unseren Planeten zu erhal- Perspective spirituelle franciscaine quelque courant politique qu’il se réclame, ten und um der künftigen Generation D’autre part, en préparation explicite de en vertu de textes comme le début de la ein bewohnbares gemeinsames la Conférence sur les changements clima- Genèse (les deux récits de la création) et le «Haus» (abgeleitet aus dem Grie- tiques à Paris, l’automne prochain, le texte Psaume 8 (la petitesse de l’homme au sein chischen des Wortes «Ökologie», invite les dirigeants politiques à mettre de l’univers, que pourtant Dieu confie à la oikos, also Haus) überlassen zu en œuvre des règles internationales pour responsabilité humaine, puisqu’il a modelé können. Die päpstliche Enzyklika préserver la planète et transmettre aux gé- l’homme à son image). wurde insgesamt sehr wohlwollend nérations futures une « maison commune » aufgenommen, mit Ausnahme von gewissen Stimmen aus den Reihen habitable (c’est l’étymologie du terme Campagnes de Carême suisses der amerikanischen Republikaner, « écologie », du grec oikos, maison). Chaque année, les campagnes œcuméni von bestimmten Ökologen bezüg- Le souverain pontife jésuite fait ainsi hon- ques d’Action de Carême / Pain pour le pro- lich der Frage des «natürlichen» neur au nom de pape : c’est dans la ligne chain / Etre partenaires nous rappellent que Lebens und Sterbens sowie von ge- de la spiritualité de saint François d’Assise les catastrophes écologiques (réchauffe- wissen traditionalistischen (ausser- qu’il s’inscrit clairement. D’ailleurs, le titre ment climatique dû à l’homme, épuisement halb der Katholischen Kirche) und même du document, en italien et non pas des ressources vitales, déforestation mas- traditionellen Kreisen (katholisch). en latin (!), rappelle le Cantique des créa- sive, pollution des mers, fonte des glaces, tures du Poverello du XIIIe siècle. Il invite les disparition des espèces) affectent surtout hommes du monde entier à la louange du les pays les plus pauvres. Créateur, associée à la recherche de la paix Ces déséquilibres naturels provoqués par intérieure, au respect du jardin de la nature l’être humain interpellent l’ordre écono- confié par Dieu aux êtres humains pour mique globalisé, la fracture Nord-Sud et qu’ils le gardent et le fassent fructifier, sans riches-pauvres. Ils exigent que les gouver- l’exploiter de manière éhontée ou égoïste, nants renouvellent les accords de Kyoto et à la justice envers les plus vulnérables et qu’ils prennent des engagements réels pour au dialogue interreligieux entre les cher- que soient instaurés des « critères » recon- cheurs de Dieu. nus par tous, avec des systèmes efficaces UNIVERSITAS / OKTOBER 2015 19
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