Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1934
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Mit öem Abmöblatt Leuche Zeitung" unü der illustr .MnskMrist Jerglsnd Fernruf : Schristleiiung Rr . 750 Fernruf : Verwaltung Ar . 751 Geschäftsstelle in Löten : Wie » , l ., Elisabethstraße )/II. Für nicht verlangte 'Zinsendunge » wird keine Haftung übernom¬ Fernruf B 22 -4 -29 . Oie Bezugsgebühr ist im vorhinein zu ent- men , auch eine Verpflichtung zur Rücksendung nicht anerkannt. Bezugspreise für beide Blätter : Am Platze monatlrch in den Abholstellen8 5.80. richten . Durch Streiks oder durch höhere Gewalt bedingte Stö¬ Eigentümer , Verleger und Drucker : Wagnerische llniversittits- Die täglich zweimalige Zustellung ins Haus für beide Blätter 70 g. Einzelnummer 80 g, rungen in der Zusendung verpflichten uns nicht zur Rückzahlung Luchdruckerei, (ZrlerfraßeS . Derantwortl . Schriftleiter : Dr . Josef Sonntagsnummer 4C g. Mit täglich zweimaliger Postzusendung monatlich 8 6.50. von Lezugsgebühren . Entgeltliche Ankündigungen im Texsteile Seidl, Erlerstraße S. Für den Anzeigenteil verantwortlich: Deutsches Reich monatl . 8 7 .50 . Italien : Einzelnummer Lire — .80 , Sonntagsnummer Lire 1 .— , monatlich Lire 20 .— . In das übrige Ausland monatlich 8 8 .50. sind mit einem Kreuze und einer Rümmer kenntlich gemacht. Hubert Rück, Erlerstraße s . Sämtliche in Innsbruck. Postsparkasscnkonto : 52 .677 . - Auswärtige Anzeigenannahmeftelle : « österreichische Anzeigen -Gesellschaft A .-G .. Wien , L, Brandstätte 8, Fernruf U 22 -5-05. Nummer 33 Freitag , den 9. Februar 1934 81. Jahrgang Wochenkalender: Montag , 5. Agatha . Dienstag, 6. Dorothea. Mittwoch. 7. Romuald . Donnerstag , 8. Johann v. M. Freitag , 9. Apollonia. Samstag , 10. Scholastika. Sonntag , 11. Desiderius. Pflicht ist es, die werktätige Bevölkerung unseres Landes zu Gefährliche Sprengkörper im Besitze der Austromarxisten. schützen. Sie können überzeugt sein, daß wir wirklich auf¬ bauende Arbeit für unsere bodenständige , österreichisch ge¬ sinnte Bevölkerung leisten . Wir glauben an unsere Sendung, Wien , 9. Februar. artige verbrecherische Anschläge für die Zukunft ein - für alle¬ wir wollen in diesem Rahmen im besten Sinne gesamt¬ mal unmöglich zu machen. Die Amtliche Nachrichtenstelle teilt mit : Die Polizeidircktion deutsche Kulturarbeit im edelsten Sinne des Wortes leisten. Ausdrücklich betont wird , daß sich die notwendigen behörd¬ Wen hat in Zusammenarbeit mit dem uiederösterreich scheu Unser Ziel ist , in Oesterreich, in dieses Land , das so schwer lichen Maßnahmen keineswegs gegen die Arbeiter¬ Sicherheitsdirektor und den zuständigen Behörden vor eini¬ wie kaum ein anderes Land gelitten hat , die Lebeusvoraus- schaft als solche, sondern nur gegen die schuldtrageuden setzungeu und die Lebensfähigkeit der Bevölkerung wieder zu ger Zeit festgestellst, daß seit dem Spätherbst des vergant enen Personen und Stellen richten . Die gesamte rechtlich denkende Jahres der seinerzeit aufgelöste Republikanische sichern. Wir müssen die gegenwärtigen schweren Zeiten durch¬ Arbeiterschaft wird daher g e w a r n t, sich von verbrecherischen Schutzbund wieder eine umfangreiche Tätigkeit kämpfen . Ich möchte, daß alle im Ausland lebenden Lester¬ Elementen zu Demonstrationen irgend welcher Art mi߬ entfaltet und Waffen und Munition mr eine gewaltsame reicher mit uns Apostel werden für unsere vaterlän¬ brauchen zu la sen. Im Zusammenhang damit wird insbeson¬ dische Arbeit. Akiion in großem Umfang bereitstellt . Daraufhin wurden in dere auf die Verordnung der Bundesregierung vom 30. April Schwechat und einigen anderen Niederösterreich schen 1933, B .-G .-B . Nr . 138, zum Schutze der Wirtschaft gegen Diner bei Reichsverweser Horthy. Or :en und schließllch auch in W i e n Hausdurchsuchungen grö¬ Arbeitseinstellungen (S t r e i k v e r o r d n u n g) hingewiesen. Budapest , 9. Febr . Rach dem Presseempsang begab sich ßeren Stiles vorgenommen , die in den letzten Tagen zur Bundeskanzler Dr . Dollfuß ins Ofener Palais des Fürst¬ Beschlagnahme von Maschinengewehren , Gewehren , Muni¬ Auch anderwärts Sprengstoffunde. primas Seredy, wo er sich über eine halbe Stunde lang tion . Handgranaten und Sprengstoffen führten. Wie », 9. Febr . Im Haus der Gemeindewache in der Mol- mildem ungarischen Kirchenfürsten unterhielt . Gegen Die aufgesun denen SprengköiPer , von denen mehrere lardgaffe sowie in Stadt und Bezirk Liesing wurden bei allen 13 Uhr verließ der österreichische Regierungschef das Palais, marxistischen Organisationen Hausdurchsuchungen vorgenom- um sich zum Reichsverweser Nikolaus von Horthy za be¬ tausend Stück beschlagnahmt wurden , sind nach Feststellung men und überall viel Spreng st offe gefunden . Das Ergeb¬ geben , von dem er in feierlicher Audienz empfangen wurde. der Sachverständigen außerordentlich gefährlich und es nis der gesamten Nachforschungen wird erst in einigen Tagen Der Reichsverweser und seine Gemahlin veranstaltetcn zu hätte ein einziger solcher Sprengkörper genügt , um ein von den Behörden mitgeteilt werden. Ehren des österreichischen Bundeskanzlers ein Diner. Gebäude in die Luft zu sprengen . Die Vorgefundene Menge hätte also genügt , ganze Stadtviertel zu zerstören. Sprengkörper in Linz beschlagnahmt. Hohe ungarische Auszeichnung für Dollfust. Es handelt sich daher um einen unerhörten ner- Linz , 9. Febr . Amtlich wird mitgeteilt : Im Zuge der auch Budapest , 9. Febr . Reichsverweser H o r t h y hat dem öster¬ brecherifchen Anschlag bolschewistisch - marxi- in Oberösterreich gegen die nationalsozialistischen Terrorakte reichischen Bundeskanzler Dr . D o l l f u ß die höchste ungcrische stischer Elemente gegen die Bevölkerung und die rnit allem Nachdruck durchgeführten Säuberungsaktion wurden Auszeichnung , das Großkreuz des ungarischen Verdienstordens Sicherheit des Staates , der glücklicherweise durch die Wach¬ in Linz anläßlich einer Hausdurchsuchung bei einem Tischler¬ verliehen . Dem Bundeskanzler wurde diese Auszeichnung samkeit und Tüchtigkeit der Sicherheitsbehörden und der meister in einem Maschinenraum versteckt nicht weniger als beim Diner vom Reichsverweser persönlich überreicht. Exekutive verhindert werden konnte . Im Zusammenhang da- 100 Stück größere Sprengkörper , 35 Papierböller mit Abrei߬ Dem österreichischen Gesandten in Budapest , Dr . Heu net, mir wurden bereits zahlreiche Verhaftungen durch¬ vorrichtung , 34 B l n u k r e u z- imd 34 W e i ß k r e u z n e b e l- und dem bevollmächtigen Minister , H v r n b o st e l, hat der geführt . Unter den Verhafteten befinden sich auch die Schutz¬ e i e r in Handgranatenform aufgefunden und sichergestellt. Reichsverweser die 1. Klasse des ungarischen Berdienstkreuzes bundfunktionäre Major des Ruhestandes Ei fl er , Haupt¬ Außerdem wurde bei dem Tischlermeister eine größere Menge verliehen. mann des Ruhestandes L ö w, der Kommandant der Wiener nationalsozialistisches Propagandamaterial jüngsten Datums, Fellvorstellung in der Oper. Gemeindewache Schuh bauer und verschiedene andere das zweifellos aus dem Deutschen Reich stammt , beschlag¬ nahmt . Der Tischlermeister , namens Karl Kellermeier, Budapest , 9. Febr . Um halb 8 Uhr abends fand in der leitende Funktionäre des ehemaligen Schutzbundes . Vor . den Verhafteten liegen zum Teil bereits Geständnisse vor. und zwei weitere Personen wurden verhaftet . Sie werden königlichen Oper zu Ehren des Bundeskanzlers eine -Festvor¬ Die Untersuchungen werden weitergeführt , um alle Schuld- nach empfindlicher polizeilicher Bestrafung in ein Anhalte¬ stellung statt . Das Haus war von einem festlich gelte deten tragenden zur strengsten Verantworturvz zu ziehen und der- lager abgegeben werden. Publikum dicht gefüllt . Bei seinem Erscheinen in der Loge wurde Bundeskanzler Dr . Dollfuß vom Publikum mit Eljen- rufen begrüßt . Als der Reichsverweser Nikolaus von Horthy mit seiner Gemahlin und seiner Familie in seiner Loc-e er¬ schien, grüßte er zunächst mit der Hand winkend den österrei¬ Staatspolitische Erklärungen des Bundeskanzlers. chischen Bundeskanzler , worauf das Orchester die österreichische Bundeshymne und den ungarischen Hymnus intonierte . Zur Aufführung gelangte der erste Akt der Oper des ungarischen Budapest , 9. Februar. Ich habe mich wirklich viele Monate hindurch bemüht , in Komponisten Poldini „Hochzeit im Fasching " . Die Bankett- aller Geduld und Rücksicht dazu beizutragen , daß überhitzte Das Ungarische Telegraphenbüro meldet : Bundeskanzler s Z e n e gab Gelegenheit zu einer Ehrung des österreichischen Stimmungen und Methoden schließllch doch aufhören . Ich Dr . Dollfuß empfing im Hotel „Duna -Palota " die in gro¬ Gastes . Der Darsteller des Gastgebers auf der Bühne begrüßte habe leider sehen müssen, daß die Rücksicht nicht als solche auf¬ ßer Zahl erschienenen Vertreter der in - und ausländischen seine an der Tafel versammelten Gäste mit folgenden Worten: gefaßt wurde und nicht als solche gewirkt hat , sondern , wie aus Presse und gab ihnen Erklärungen zu le nem Besuch in Buda¬ Frauen und Herren , Ungarn ! Den ersten Becher dem der Gegenwirkung ersichtlich war , immer nur als Schwäche pest. Der Kanzler führte u . a. aus: Herrn Kanzler! Das Publikum brach in minutenlangen aufgefaßt worden ist. Ich bin meiner Natur nach bestimmt Mein Aufenthait in Budapest ist n i ckt von irgend welchen andauernd stürmischen Applaus aus , für den der Bundes¬ kein brutaler Mensch. Aber es ist meine absolute Sensationen getragen gewesen . Bekanntlich befinden wir kanzler, sich vom Platz erhebend und verneigend dankte. Pflicht , mit aller Festigkeit nunmehr für die Ordnung unserer uns feit längerer Zeit mit Ungarn in freundschaftlicher Zu¬ Verhältnisse , unserer innenpolitischen Lage zu sorgen . Wir sammenarbeit . Ich glaube , daß das Verhältnis nie so vorzüg¬ sind uns unserer geschichtlichen Bestimmung bewußt . Oester¬ Der Bundeskanzler wieder in Wien. lich und ungetrübr war , wie dies heute der Fall ist. Sie kön¬ reich ist ein Staat , der vom Norden bis zum Süden , vom Wien , 9. Febr . Bundeskanzler Dr . Dollfuß ist heute früh nen überzeugt sein, daß das Ergebnis unserer Besprechungen Osten bis zum Westen nur von Deutschen bewohnt ist, aus Budapest wieder zurückgekehrt. Er wird heute in einem der einmütige Wille ist, auch in Zukunft alles zu tun, mit einer ganz verschwindenden Zahl Anderssprachiger , die M i n i st e r r a t über das Ergebnis seiner Beratungen mir dem was wir an Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und politi¬ sich aber auch in unserem Rahmen wohlfühlen . Wir haben ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös berichten . Die Be¬ schem Gebiet leisten können . Ich glaube , daß diese Zusammen¬ nicht nur aktuelle und politische Interessen zu betreuen , son¬ ratungen des Ministerrates gelten auch den für Montag an¬ arbeit in Mitteleuropa nicht nur ein österreichisch-ungar .sches dern wir haben auch die Aufgabe , im Interesse des mittel¬ gesetzten Besprechungen des Bundeskanzlers mit den Landes¬ Interesse ist, sondern zu dem gesamteuropäischen europäischen Raumes die Zusammenarbeit der Völ¬ hauptleuten und Heimatwehrführern. Problem gehört. ker in Mitteleuropa zu sichern. Wir haben immer Eie wissen ja , daß wir in Oesterreich in einer sehr starken die Aufgabe gehabt , zwischen den einzelnen Nationen ein Umänderung der Verhältnisse leben , in einer Lage , die wir als Verbindungsglied zu sein, Drücke zu sein, und wir crganischen Neuaufbau unseres gesamt -n Lebens bezeichnen haben die Aufgabe gehabt , diese vermittelnde Tätigkeit zwi¬ Italien und Oesterreich. können . Ich kann Ihnen aber ohne Ueberheblichkeit , jedoch schen den Nationen als deutscher Staat zu erfüllen . Wir ver¬ mir innerer absoluter Sicherheit sagen , daß die Lage der Rom , 9. Febr . In der Frage Oesterreich und Jtalieir sind lieren diese Aufgabe auch weiterhin nicht aus den Augen . Wir Regierungkcumjemalssofepgewesenistwie müssen und wollen weiter in gegenseitigem Einver¬ gleichzeitig zwei bedeutungsvolle Artikel erschienen. Es han¬ heute Ich bin überzeugt , daß es uns gelingen wird , sehr ständnis der Idee der Zusammenarbeit dienen . Wir dienen delt sich um eine Antwort des „Lavoro Fascista " auf Aus¬ dauerhafteFormendeswirklichenZusammen- führungen des „ Völkischen Beobachters " und um eine Aus¬ damit auch den großen Zielen von Europa und der gesamten l e b e n s zu finden . Wir sind daran , unseren Staat auf stän¬ Menschheit. lassung des „G i o r n a l e d'I t a l i a ", die anläßlich einer discher Grundlage umzubauen . Wenn wir uns vollständig Stellungnahme des Berliner „Tag " erfolgte. unter uns im Klarem sein werden über die Form , die für die Ansprache an d!e österreichische Kolonie. Die Antwort des publizistischen Sprechers des Außen¬ künftigen Jahre und Jahrzehnte der österreichische Staat haben ministeriums im „Giornale d'Italia " besitzt prinzipielle Be¬ wird , werden wir von einer Uebergangsverfassung Budapest , 9. Febr . Bei einem Empfang der Mitglieder der deutung für die Stellungnahme der italienischen Regierung. die Hinüberleitunc in diese Endoerfassung bewerkstelligt haben. österreichischen Kolonie auf der Gesandtschaft führte der Er sagt, es sei falsch, alhu viel von der Agonie Oester¬ Daß in der Zwischenzeit da und dort einzelne Bewegungen Kanzler in einer Ansprache u . a . aus: reichs als einer vollendeten Tatsache zu sprechen. Da« etwas stürmisch vcrausstürmen , andere etwas konservativer die „Oesterreich hat inflenpolttische Spannungen, eine interessierte , willkürliche Wertung . Er erinnere nur aa Dinge betrachten , gehört zu den Tageserlchekumgen. Mae die sich dinwegzutäuschen verfehlt wäre . Meine harte die Legende vom kranken Mann am Bosporus , mit der ou»
Seite 2. Nr. 33. «InnsbruSör Nachrichten- Freitag den S. Febmar 1934. hoffe, daß Aeußerungen nicht mehr fallen, die nur geeignet sind, das Vertrauen der Bevölkerung zu erschüttern . Nie¬ in Frankreich. Entspannung mand von uns hat das Recht, daß er die Treue diesem Staate kündige— oder die Treue nur bedingungsweise gelobt. Denn das wäre Verrat an dem Manne, der täglich Der Pariser Stadtrat hat beschlossen Paris , 9. Februar. , daß die Beisetzung der und stündlich sein Leben für diesen Staat aufs Spiel setzt. Opfer der blutigen Unruhen auf K o ste n der Stadt Paris Die Gewißheit, daß der frühere Präsident der Republik, erfolgt. D o u m e r g u e, in kürzester Zeit eine Regierung der Christlichsoziale Kundgebung für die Regierung. nationalen Einigung bilden wird, und daß alle Par¬ Mehrere konservative Abgeordnete haben in der Kammer teien, mit Ausnahme der Sozialdemokraten und der Kommu¬ einen Gesetzentwurf eingebracht , wonach der französische Staat Wien, 9. Febr. Wie man aus christlichsozialen Kreisen er¬ nisten, nach jahrelangem Hadern in einen innenpoliti¬ für den Unterhalt der Witwen und Waisen der führt, wird am 25. d. M. eine große Kundgebung der Christlich¬ schen Burgfrieden eingewilligt haben, hat mit einem in der Nacht vom 6. Februar gefallenen Demonstranten sorgen sozialen in Wien stattsinden . Ein diesbezüglicher Aufruf ist voin Schlag eine weitgehende Entspannung soll. und außer¬ Obmann der christlichsozialen Partei in Wien, Professor ordentliche Zuversicht hervorgerufen. Warnung vor einem Generalstreik. Kratzer, und Kardinal-Fürsterzbischof Dr. I n n i tze r ge¬ In politischen Kreisen verlautet, daß Doumergue mindestens Paris , 9. Febr. Der Verband der Gewerkschaften der fran- zeichnet . Die Kundgebung für die Regierung soll wieder in der zösischen Post-, Telegraphen- und Telephonangestellten warnt Halle des Nordwestbahnhofes durchgeführt werden. vier außerparlamentarische Persönlichkeiten in sein Burgfriedenskabinett aufnehmen will. Man nennt als künf¬ seine Mitglieder davor, an dem vom allgemeinen Gewerk¬ schaftsbund für nächsten Montag angesetzten Generalstreik teil¬ Der Technikerball in Wien polizeilich verbalen. tigen Kriegsminister Marsch all Petain, als Luftfahrtsmini¬ zunehmen. ster den Fliegergeneral V u i l l e m i n, unter dessen Leitung Wien, 9. Febr. Der für heute in den Sälen der neuen Hof¬ kürzlich 28 Militärflugzeuge die Sahara überflogen , als Justiz- burg angesetzt gewesene Technikerball wurde polizeilich Ein Aufruf des französischen Thronanwürters. untersagt. Die Gründe hiefür sind dieselben , die auch kürzlich minister den Generalstaatsanwalt am Kassationshof , Matter, und als Finanzminister den früheren Gouverneur der Bank Paris, 9. Febr. Der im Exil lebende Anwärter auf den für das Verbot des Universitätsballes maßgebend waren. von Frankreich und Sachverständigen Professor Rist . Als Thron von Frankreich , Herzog Johann von G u i se, richtet parlamentarische Persönlichkeiten , die dem Kabinett wohl mit durch die „Action Francaise" einen Aufruf an die Franzosen, Gesandter Dr. Schüller in London. Sicherheit angehören dürften, werden außer H e r r i o t und in dem es heißt: „Jetzt seid Ihr , wohin Euch 00 Jahre repu¬ London, 9. Febr. Wie das Reuterbüro erfährt, ist der Zweck T a r d i e u noch der Fraktionsgenosse Tardieus, Paul Rey- blikanischer Herrschaft und Parteiwirtschaft geführt haben. des Londoner Besuches des österreichischen Wirtschaftsexper¬ n a u l d genannt, der als Kolonialminister in Frage kommen Franzosen aller Parteien und aller Lebensstellungen ! Die ten, Gesandten Dr. Schüller, der, in seiner Eigenschaft als sott. Stunde ist gekommen , dem monarchistischrn Berater für die österreichisch -englischen Wirtschastsbesprechun- Ruhe in Paris. Grundsatz beizutreten, auf dem die Größe Frank¬ gen, die im Gange sind, zu fungieren. reichs beruht und jahrhundert-lang gedauert hat. Nur dieser Paris , 9. Febr. Zum ersten Male seit 48 Stunden herrschte Grundsatz kann den Frieden, die Ordnung, die Gerechtigkeit am Donnerstag in Paris wieder vollständige Ruhe. und die Kontinuität der Absichten und Handlungen sichern ." Wirken strenge Strafen? Berlin, 9. Febr. Generalstaatsanwalt Dr. T h v m a s, der fünfzig Jahre lang die Türkei erledigen wollte, während heute Forderungen der Vorarlberger Bauernschaft. Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft , äußerte sich über die noch die Türkei sehr lebensfähig dastehe. Oesterreich sei in Tätigkeit der Staatsanwaltschaft im ersten Jahre national¬ seiner ganzen Nation Erbe einer Jahrhunderte alten Tradi¬ Aus Dornbirn meldet die Amtliche Nachrichtenstelle : In sozialistischer Justiz. Er stellte fest, daß die Zahl derKapital- tion. Italien bleibe seiner geradlinigen Politik treu, wenn es einer großen Versammlung— rund 1500 Bauern waren dazu verbrechen im Abnehmen begriffen ist. Besonders Oesterreich das Recht auf unabhängiges Leben aus allen Landesteilen erschienen — nahm am Donnerstag die erfreulich seien die Erfolge im Kampf gegen die Verbreitung zuerkenne . Italien sei dort revisionistisch , wo künstliche Staats¬ Vorarlberger Bauernschaft zu den gegenwärtigen politischen unzüchtiger Schriftwerke . Auch das Sinken der Arbeitslosig¬ formen zwangsweise gebildet worden seien. Italien sei aber Fragen Stellung. Dir Versammlung war in ihrem Verlaus keit wirkte sich auf dem Gebiete der Kriminalität günstig aus: nicht revisionistisch im Falle Oesterreich, weil esdessenLe- ein begeistertes Treuegelöbnis zur Regierung Dr. Dollfuß die Fälle von Betrug und Urkundenfälschungen gegenüber den benskraftals Staat undNation feststelle . Diese Le¬und eine entschiedene Ablehnung des Nationalsozialismus. Wohlfahrtsbehörden hätten abgenommen. Auch bei den benskraft habe sich in einem langen historischen Prozeß heraus¬ Landeshauptmann Dr. En der erhielt stürmischen Beifall, K o r r u p t i on s sa che n, jenem Strafverfahren, in denen gebildet. Es könne nicht oft genug wiederholt werden, daß als er darauf hinwies, daß die Bauernschaft als die verlä߬ Größen des früheren Systems über ihre unsauberen Handlun¬ die geographische Lage, vor allem die historische Entwicklung lichste Volksgruppe in Zeiten der Gefahr dem verantwortlichen gen Rechenschaft abzulegen hatten, sei unzweifelhaft eine Ab- Oesterreichs , diesem Land von deutschem Wesen und deutscher Führer nicht nur zujubelt, sondern in der Tat treue Gefolg¬ nahme festzustellen. Kultur, die aber romanisiert sei, eine spezifische Zivilisations¬ schaft leistet, mögen anderere den und fordern, was sie Besonderen Erfolg hat, nach den Ausführungen des General¬ aufgabe im Donaubecken anvertraut habe. Diese Funktion wollen. Nationalrat W i e sa u e r behandelte die Regie¬ staatsanwalts, das neue Gesetz zur Bekämpfung der Ge¬ könnte nicht im Rahmen des Reiches-erfüllt werden. Wieder¬ rungsverordnung über die Erleichterung der Schuldenverhält¬ wohnheitsverbrecher gehabt . Schon jetzt, einen holt müsse auch immer werden, daß es von höchstem In¬ nisse der Bergbauern, die für Vorarlberg große Bedeutung hat. Monat nach seinem Inkrafttreten, sei seine Wirkung spürbar, teresse Europas sei, das System des Gleichgewichtes zu Die Versammlung nahm in einer Entschließung folgende der schwer vorbestrafte Mann hüte sich jetzt, noch einmal mit sichern und eine richtige Verteilung der Kräfte zu geben. Diese Grundsätze für die Neuordnung des Staates an: dem Gesetz in Konflikt zu komme», das ihin nun mit der Notwendigkeit des Gleichgewichtes entspricht ebenso der Not¬ 1. Staatsfeindliche , autoritätszersetzende und kirchenfeind¬ Sicherungsverwahrung drohe. Ebenso stehe es mit der Ent- wendigkeit eines unabhängigen Oesterreich , wie er heute ist. liche Organisationen dürfen im neuen Staate nicht geduldet mannung der Sittlichkeitsverbrecher. Das halbamtliche Organ betont, daß Italien auf dieser Not¬ werden. wendigkeit des Gleichgewichtes ganz besonders bestehen müsse. 2. Die parteipolitische Spaltung innerhalb der einzelnen Das Urteil im Gereke-Prozeß aufgehoben. Stände und Berufe soll durch Bildung von stä n d i sche n Leipzig, 9. Febr. Das Reichsgericht hob am Donnerstag das Zwangsorganisationen beseitigt werden. Berliner Landgerichtsurteil gegen den früheren Reichskommis- Salzburg und Kärnten schlichen sich der 3. Im Sinne der Kanzlerworte vom 11. September 1933 sär für Arbeitsbeschaffung , Dr. G e r e ke, und seinen Ver¬ soll der Neuaufbau unseres Vaterlandes nach den Richtlinien bandssekretär Freygang in Abweichung von den Anträ¬ Tiroler Heimatwehr an. des Rundschreibens tzuackraxssimo amio erfolgen. Daraus gen des Reichsanwaltes insoweit auf, als Gereke wegen fort¬ folgt die Ablehnung des totalen Staates und die gesetzter Untreue zu zweieinhalb Jahren unb Freygang zu Salzburg, 9. Febr. Am Donnerstag hatte bei der Landes¬ Ausschaltung aller politischen Parteien ohne Ausnahme in vier Monaten Gefängnis wegen Beihilfe hiezu verurteilt sind regierung eine Abordnung von Vertretern des Salzburger ihren bisherigen Formen. und das Verfahren gegen sie wegen des Hindenburg-Wahl- Heimatschußes gemeinsam mit dem Landesführer der Vaterländischen Front vorgesprochen . In Abwesenheit des 4. Die katholische Weltanschauung muß gewahrt bleiben; zur fonds eingestellt wurde. Die Sache wurde zu n o chm a l i g e r Verhandlung an das Landgericht zurückverwiesen . Das Landeshauptmannes Dr. R e h r l wurde die Abordnung vom Förderung der S e e l e n r ef o r m ist in strenger Anlehnung Urteil sei lückenhaft und die bisherigen Feststellungen ließen Landeshauptmannstellvertreter S che m e l in Anwesenheit des an die kirchlichen Behörden eine katholische Volks¬ eine Nachprüfung nicht zu, ob die Voraussetzungen für eine LandesamtsdirektorsB a i l l o u und des Präsidialvorstandes bewegung zu schaffen. Niederschlagung des Verfahrens im Falle Hindenburg-Wahl- Dr. N e g r e l l i empfangen. Landesstabsleiter Nationalrat 5. Die Vaterländische Front mit ihrer militanten Gruppe, fonds gegeben seien. Abg. E l s h u b e r gab die an den Landeshauptmann ge¬ dem Heimatdienst , bildet gegenwärtig den Träger der politi¬ richteten Wünsche bekannt, die im allgemeinen dahin gingen, schen Idee. Die Bauernschaft stellt sich Mann für Mann in daß die vom Bundeskanzler am 11. September 1933 in seiner den Dienst der vaterländischen Erneuerung. Sowjetrußlands zweiter Fünfjahrplan. Rede auf dem Trabrennplatz in Wien aufgestellten Richtlinien Diese Grundlinien nahm die Versammlung mit Beifall an. ehestens durchgeführt werden. Die Forderungen wurden auch Landesbischof Dr. W a i tz gab in einer Ansprache sein Ein¬ Moskau, 9. Febr. Der Vorsitzende des Rates der Bundes¬ schriftlich überreicht. verständnis mit diesen Richtlinien kund und begründete aus volkskommissäre , M o l o t o w, erstattete einen ausführlichen Landeshauptmannstellvertreter Dr. Schemel erklärte, die religiösen Grundlagen die berechtigte Forderung Oesterreichs Bericht über den zweiten Fünfjahrplan, als Wünsche der Abordnung zur Kenntnis zu irehmen. Sie wür¬ nach Selbständigkeit und Freiheit und die Ablehnung der dessen grundlegende politische Aufgabe Molotow die endgül¬ den hinsichtlich ihrer Verfassungsmäßigkeit sowie ihrer Durch¬ nationalsozialistischen Gleichschaltungswünsche . Die Versamm¬ tige Liquidierung der kapitalistischen Ele¬ führbarkeit überprüft und es werde nach Fühlungnahme mit lung schloß mit der Bundeshymne. Hierauf sammelten sich mente und der Klassen überhaupt, sowie die völlige Ver¬ dem Bundeskanzler die Beschlußfassung darüber und die Ver¬ die Teilnehmer vor dem katholischen Vereinshause zu einem nichtung der Ursachen , welche die Klassenunter ' chiede und ständigung erfolgen. Zug durch die Stadt. Am Marktplatz marschierten die Ausbeutung erzeugen, sowie die Ueberwindung der Ueber- 1500 Bauern vor dem Landeshauptmann , dem Bischof und den bleibsel des Kapitalismus in der Volkswirtschaft bezeichnete. Klagenfurl, 9. Febr. Der Landesausschuh des Heimat¬ Durch die Meisterung der neuen Technik soll eine Steige¬ schutzverbandes Kärnten hat eine Entschließung gefaßt, Ehrengästen vorbei. rung der Arbeitsproduktivität in der Industrie die am Freitag früh durch eine Abordnung dem Bundeskanzler um 63 Prozent und eine Herabsetzung der Ge¬ überreicht wird. In dieser Entschließung erklärt sich der Kärnt¬ Ezermak antwortet Starhemberg. ste h u n g s koste n der Produktion um 26 Prozent erzielt ner Heimatschutzverband mit den von Tirol, Salzburg, Ober¬ österreich und Steiermark gestellten Forderungen solidarisch, In der ain 0. d. M. in Mödling abgehaltenen Jahres¬ werden. Ferner ist im zweiten Fünfjahrplan die H e r a n b i l - die eine rasche und kompromißlose Durchführung des vom hauptversammlung des Christlichsozialen Volksverbandes düng von 2.7 Millionen qualifizierten Arb ei¬ Bundeskanzler am 11. September 1933 ausgestellten Pro¬ Mödling sprach Parteiobmann Minister a. D. Dr. C z e r - m a k über aktuelle politische Fragen und führte u. a. aus: te r n in den Fabriksschulen und von 1.5 Millionen qua¬ grammes verlangen. Weiter werden durch die besonderen Verhältnisse des Landes Kärnten bedingte wirtschaftliche Es ist bedauerlich , daß der Bundesführer der österreichi¬ lifizierten landwirtschaftlichen Arbeitern vorgesehen. Forderungen erhoben . Der Landesausschuh erklärte schen Heimwehren in seiner Sonntag in Innsbruck gehal¬ Die Erfolge des ersten Fünfjahrplanes , stellt Molotow sich in Permanenz, bis eine entscheidende Erledigung tenen Rede angeblich gesagt haben soll: fest , haben die Möglichkeit des Aufbaues des Sozialismus seiner Forderungen erfolgt. Die wirtschaftlichen Wünsche ent¬ in einem Lande praktisch bewiesen. Währendz. B. das Volks¬ „Wer hat zu reden in Oe st erreich? Der Bun¬ halten u. a. Frachtermäßigung für Holz, Steuerherabsetzung, deskanzler oder Herr Ezermak? Wenn Herr Ezermak in einkommen in England vom Jahre 1928 bis 1932 um 16.9 Einstellung von Exekutionen gegenüber unver¬ Prozent, in Deutschland um 38.6 Prozent und i» den Ver¬ Oesterreich reden will, dann haben wir in dieser Front einigten Staaten von Anierika um 55.4 Prozent zurückgegan¬ schuldet in eine schlechte Lage geratene Betriebe, Durchführung nichts zu suchen . Es ist kein Zweifel, daß Kanzler Dollfuß gen ist, ist in der Sowjetunion das Volkseinkommen in der der Winterhilfsaktion durch Organe des Bundes usw. der rechte Mann ist. Aber wir zweifeln, daß die, die sich besagten Zeitperiode um 32 Prozent gestiegen und wir stellen Donnerstag abends fand in Klagenfurt im Hotel„Schwarzer als Freunde des Kanzlers ausgeben, auch wirklich seine Adler" eine von etwa 1200 Personen besuchte Kundgebung Freunde sind. Seine Umgebung sabotiert seine Ma߬ uns die Aufgabe, das Volkseinkommen um 138 Prozent gegenüber dem Jahre 1932 und um 332 Prozem gegenüber der Vaterländischen Front statt . Es sprachen der nahmen." dem Jahre 1928 zu erhöhen. Landesleiter des Kärntner Heimatschutzverbandes , Komm.-Rat Trenkwitz, der die Entschließung der Landesleitung des Diese Redeweise verträgt unser bedrängtes Vaterland Molotow schloß : Es gibt kein Hindernis, das den Vormarsch Heimatschutzverbandes zur Kenntnis der Versammlung brachte, nicht mehr. Ich antworte ausdrücklich : Wer hat in Oester¬ der Werktätigen der Sowjetunion zum Siege des zweiten dann der christlichsoziale Landesrat Silvester Leer, der sich reich zu reden? NurDollsuß hat in diesem Staate Fünfjahrplanes Einhalt gebieten oder aufhallen könnte. mit dem Heimatschutzführersolidarisch erklärte und insbeson¬ zu reden , niemand anderer als Dollfuß! Ich rechne Wir fürchten keine Feinde, wie sehr sie sich auch bemühen dere der braven Exekutive volle Anerkennung zollte. zuversichtlich damit, daß die Einkehr nicht mehr fern ist. Ich werden, den Sieg des zweiten Fünfjahrplanes zu vereiteln.
Freitag, den 9. Februar 1954. Innsbrucker Nachrichten' Nr. 38. Seite 3. geschaltete Presse, werde aber die richtige Einheitlichkeit Redezeichenkunst oder Stenographie" (1842) nach langjähri¬ Bemerkungen. schaffen , ohne der Presse Schwierigkeiten zu bereiten. Dazu gem Studium als Prinzip zugrundegelegt . Die Kurzschrift bemerkt die dem Vizekanzlera. D. Ing . Schumy nahe¬ Tiros, die später durch Einführung von Silbensigeln leichter Innsbruck, 9. Februar. stehende Kärntner „Allgemeine Bauern-Zeitung": erlernbar gestaltet wurde, lebte weiter bis in die karolingische Die großdeutschc „Wiener Parlamentskorrespondenz " schreibt: Wenn Gesandter Ludwig von Pressefreiheit spricht , cleich- Zeit, verschwand in der kluniazensischen Jahrhunderten, um Bei uns in Oesterreich ist der Kampf zur lieber Windung der zeitig aber einen Rahmen ziehen will, innerhalb welchem mit dem Humanismus wieder aufzutauchen . Neben der alten Zeit im vollen Gange, aber leider noch nicht ans Ziel sich die Presse zu bewegen hat, dann ist die Frage eriaubt, Stenographie für die lateinische Gelehrtensprache wurden nun gelangt. Unser Volk steht noch mitten im Streite und im Rin¬ o b man denn bei einer solchen Beschränkung von einer Frei¬ auch Kurzschriftensysteme für die Landessprachen erfunden, gen um die Erneuerung des Vaterlandes. Die heftigsten Gegen¬ heitredendarf. Schon der Umstand , daß die Zeitung zuerst in England durch B r i g h t (1588), B a l e s (1591) sätze klaffen zwi'chcn jenen, die im Grunde dasselbe wollen. nichtüberrllieEreignisfeschreiben darf und daß und Willis 1602 ( ), dann über hundert Jahre später in Der unselige Bruderkrieg im eigenen Lande wird erst sein Ende viele Blätter, und zwar nicht nur sozialdemokratische , b e- Frankreich durch Berlin und C o u l o n (1778). Ende des finden , wenn das Ringen um die Neugestaltung über den schlagnahmt werden , läßt die Pressefreiheit in einem 18. Jahrhunderts folgre schließlich Deutschland durch Kampf um die Macht und Vorherrschaft einzelner Gruppen sonderbaren Licht erscheinen . Zwischen Pressefreiheit und Buschendorf , Horstig und M o se n g e i l. obsiegt hat. Gleichschaltung gibt es verschiedene Uebergangsstufen , und auf Während alle bisherigen Systeme einschließlich der deut¬ einer solchen Stufe halten wir gegenwärtig. Hoffen wir, daß schen als geometrische , die den Kreis , den Strich und den Der Oesterrcicher hat ein Vaterland, das er liebt. Die Liebe zum Vaterland muß den Weg zur Befriedung aller wir darüber hinaus bald wieder zu einer wirklichen Presse¬ Punkt als Grundlage für ihre Schriftzeichen verwendeten, finden. Es ist ja nicht wahr , daß die nationalen freiheit kommen. betrachtet werden müssen , hat als Erster Franz Taver Ga¬ belsberger in seinem System graphisch begründet« Menschen in diesem Lande staatsfeindlich find. In den Herzen Schriftzeichen eingeführi, das sind solche , die Teilzüge der dieser Männer und Frauen brennt die Liebe zur Heimat und zum Vaterland wie eine heilige Flamme. Was diese natio¬ Nochmals : Besinnung tut not! entsprechenden Buchstaben der Kurrentschrift darstellen und somit eine schnellere Schreibweise ermöglichen als die geo¬ nalen Menschen ins Lager der Opposition getrieben, ist reiner Haben wir dieses Mahnwort unlängst nach der einen metrische Stenographie. Mit dieser Erfindung, die ohne Vor- Idealismus und lauterste Gesinnung. Die Terrorakte sind zu Seite richten müssen , so scheint es uns heute notwendig, kenntnis anderer Systeme nur durch die unablässige 17jährige mißbilligen und zu verurteilen, man darf aber auch Gesinnung es auch der anderen zugunsten. Tätigkeit eines genialen Geistes zustande kam, hat Gobels- mcht verfolgen. Man kann eine Partei, eine Organisationzer¬ Die in letzter Zeit vorgenommene Vermehrung der HW.- berger neben Tiro die größte Tat in der Geschichte der Steno¬ stören, Bewegungen verbieten, die seelisch -geistige Macht, die Formationen in Innsbruck durch Beiziehung ländlicher Ab¬ graphie vollbracht. Das 560 Ouartseiten umfassende Werk, Gesinnung, kann man nicht verbieten. Gerade diese Gesinnung teilungen hat leider bedenkliche Begleiterscheinungen mit sich das er nach 16jähriger, in der Kanzlei und im Landtag er¬ aber, die heilige Ueberzeugung von der großen Mission gebracht, deren Beseitigung nicht nur im Interesse der ganzen probter Verwendung seiner Stenographie und nach mehr¬ Oesterreichs als deutscher Staat , ist Gewähr und Bevölkerung , sondern auch im Interesse des Ansehens der fachen Verbesserungen-eines Systems 1834 herausgab, die Bereitschaft zugleich zur Mitarbeit am Aufbau des neuen Heimatwehr dringend notwendig ist. Schon vor einer Woche „Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie", Staates . Man schließe diese starken vaterländischen Kräfte z. B. drang eine Abteilung von Hcimatwehrmünnern ohne ist die bedeutendste wissenschaftliche Leistung in der gesamten nicht länger aus. Es gibt — das sei einmal deutlich gesagt— Wissen und Auftrag der Leitung in die Räumlichkeiten der Literatur der Stenographie. Dazu kommt noch die wunder¬ in Oesterreich weder die Totalität für die einen, noch für die „Volks-Zeitung" ein und wollte dort mehrere Personen „ver¬ bare private Tatsache , daß Gabelsberger dieses von den Ver¬ anderen. Würde sie einseitig gewaltsam in Anspruch genom¬ haften", sie konnte aber noch rechtzeitig von der Bundes¬ legern mißachtete Werk mit dem ungeheuren Kosten¬ men, so gäbe es Bürgerkrieg ohne Ende. Es gibt auch keine polizei an ihrem eigenmächtigen Beginnen gehindert und aufwand von 2300 Gulden im S e l b stv e r l a g herausgab Unterordnung des einen unter den anderen, es gibt nur Z u- entfernt werdm, ehe größerer Sachschaden angerichtet war. und die 366 Seiten lithographierte Stenographie, die es ent¬ fammenfchluß auf der Grundlage der Gleich¬ Wie uns nun von verschiedenen Seiten mitgeteilt wird, hält, mit großer Hingebung und unermüdlichem Fleiß selbst berechtigung zum gemeinsamen Ausbau des Vater¬ hat es sich seither wiederholt ereignet, daß in Innsbruck harm¬ zeichnete. Diese Eigenschaften und dazu gütige Bescheidenheit landes. lose Fußgänger auf der Straße von Angehörigen solcher For¬ sind die Züge seines Charakters überhaupt und bestimmten Darum, Steuermann heraus! Dreh das Rad auf deutschen mationen nicht nur ohne jeden Anlaß belästigt und bedroht, sein ganzes Leben, das er größtenteils in München ver¬ Kurs, die Fahrt geht in das neue deutsche Oesterreich. Derttsches sondern in einzelnen Fällen auch tätlich angegriffen und miß- brachte, dort geboren (9. Februar 1789) und auch gestorben Volk in diesem Lande, schließe dich einig zusammen zur bandelt wurden. Wir dürfen wohl annehmen, daß die HW.- (4. Jänner 1849). Nach Besuch des Lehrerseminars und Gym¬ Front des Volkes! Steht diese Front einmal einig und Leitung mit solchen Uebergriffen nicht einverstanden ist, denn nasiums trat er 1809 in den unteren bayrischen Staatsdienst, geschlossen da, dann ist der Sieg errungen. Die Front schließt es ist bestimmt nicht ihre Absicht , die Beunruhigung in der wurde 1831 Mitglied des ersten deutschen Stenographenbüros an Deutschlands Grenzen an und stärkt die Macht des Bruder- Bevölkerung noch mehr zu steigern, im Gegenteil, sie will in München und 1840 dessen Vorstand. reiches, wenn einmal über die großen Fragen des ganzen doch zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung beitragen. Die Entwicklung der Stenographie in Deutschland , die deutschen Volkes entschieden wird. Es kann also der HW.-Leitung nicht gleichgültig sein, wel¬ um die Jahrhundertwende eine beispiellose Zersplitterung * chen Eindruck die Bevölkerung gewinnen müßte, wenn sich durch mehr als hundert verschiedene Sy ste me solche Vorfälle noch weiter ereignen würden. Daher ist es aufweist, zeigte immer mehr als herrschende das Gabels- In den „Leipziger Neuesten Nachrichten " lesen wir: bergische. Eine statistische Untersuchung über die Verbreitung dringend notwendig, daß sie die in Betracht kommenden For¬ Die in der Zeit moralischen Tiefstandes vergangener Jahre mationen entsprechend belehrt und strenge anweist, sich in der der einzelnen Systeme ergab z. B. 1903, daß damals die eingerissene Unsitte des Hinausschiebens fälliger Stadt so zu benehmen, wie man es erwartet und wie es des Gabelsbergischen Vereine mehr Mitglieder als alle anderen Zahlungsverpflichtungen auch von durchaus Ernstes der ganzen Bewegung würdig ist. zusammen zählten. Im Jahre 1841, als Wilhelin Stolz-, der Zahlungsfähigen will in breiten Volkskreisen nicht wanken wie alle weiteren deutschen Systemerfinder durch seine wesent¬ und weichen . Solche säumige Zahler bedenken nicht, daß liche Anlehnung an Gabelsberger nur als einer von besten Schülern gelten kann, mit seinem System hervortrat, begann sie mit ihrem tadelnswerten Verhalten das deutsche Aufbau¬ werk ganz empfindlich sabotieren. Ihnen müßte wiederholt Hundert Fahre deutsche Stenographie. die Zersplitterung in Deutschland , die bis in unser Jahr¬ zu Gemüte geführt werden: „Komm deinen Zahlungs¬ Zum 145. Geburtstag Gabelsbergers am 9. Februar. hundert herein unter den verschiedenen Systemen herrschte. pflichten nach, du hilfst damit der Wirtschaft und dir selbst!" Der Kampf entschied sich aber immer mehr zugunsten Gabels¬ Die Stenographie oder Kurzschrift , deren gewaltige gegen¬ bergers, zuerst natürlich in Bayern (1854), Oesterreich(1870) Das ist eine Mahnung, die auch in unserem Land durchaus wärtige Bedeutung jeder Zeitgenosse selbst zu beurteilen ver¬ und Sachsen (1873); denn diese Länder waren historische am Platz wäre. mag, ist heute ein als selbstverständlich betrachtetes Kulturgut Domänen für Gabelsberger, von den bewährten stenographi¬ * aller zivilisierten Länder. Ihre Geschichte reicht bis in die schen Aufnahmen in deren Parlamenten her. In der Wiener Festversammlungdes Hauptverbandes der klassische Zeit der Griechen und Römer zurück , umschließr also Eine entscheidende Wendung für die deutsche stenogra¬ Zeitungsverleger Oesterreichs hat, wie wir schon mitteilten, bereits zweitausend Jahre. Das erste umfassende Steno¬ phische Bewegung trat dann 1907 ein. In diesem Jahr wur¬ Staatssekretär Dr. Glas erklärt, daß auf dem Gebiete der graphiesystem , das bis in die Tage Gabelsbergers befruchtend den erstmalsEin igunzsverhandlungen zwischen den Pressefreiheit vieles im argen liegt, daß aber auch wirkte, wurde im ersten Jahrhundert v. Ehr. von dem Frei¬ Systemen von Reichs wegen gepflogen. Nach mehrjährigen diese Zeit vorübergehen wird und daß sich die Freiheit der gelassenen Tiro, dem Freunde Ciceros, erfunden. Das in Unterbrechungen der Verhandlungen kam endlich 1924 die Meinungsäußerung und das Erfordernis des Staatswohles dessen mehreren tausend Wortsigeln, den sogenannten tiro- Einheitskurzschrift zustande, die heute im Deutschen leicht vereinigen lassen. Der Bundcsprcssechef GesandterL u d- n i sche n N o : e n, angewandte sinnreiche Kürzungsvcrfahren Reich und in Oesterreich gelehrt wird. Im Prinzip und in w i g erklärte, die Bundesregierung stehe ans dem hat Gabelsberzerz. B. dem letzten großen, sein System ab¬ vielen Einzelheiten birgt sie das Werk Gabelsbergers, des Standpunkt der P r e sse f r e i h e i t, sie wolle keine gleich- schließenden Werk„Reue Vervollkommungen in der deutschen Künders der deutschen Stenographie vor hundert Jahren. (Rachdruck verboten .) 25 geweigert hatte, ihr zu sagen, was ihm plötzlich in die Krone Ober etwas ins Ohr geflüstert , und da hatte die Neugier über gefahren war. seinen Grant und seinen Spieleifer gesiegt und er hatte sich zu Panks lachende Erben. Sehr kleinlaut in die Ecke gedrückt und gar nicht wicsenfröh- dem Fremden hinüberbequemi. lich fuhr sie heim. Sie kannte sich mit sich selbst nicht recht Der Herr Veichtl hatte erst lange herumreden wolle», aber Ein heiterer Münchner Roman von Oskar Gluth. aus. War sie rrelleicht schuld daran, daß sie immer weiter aus¬ damit war er an den Unrechten gekommen . Also ward der sorg¬ einander kam mit dem Ludwig, nach dem sie sich sehnte, sobald fältig verwahrte Schatz aus der Weste heroorgezanbert , das Im nächsten Augenblick schmetterten schon wieder die sie ihn nicht mehr sah, und der ihr immer fremder wurde, Siegel gelöst, die Schnur zerschnitten und das Etui aus Tronrpeten und Ludwig, dein plötzlich sein Wiesenbier wie wenn er bei ihr war? Das Herz tat ihr weh, aber sie weinte blauem Saffian geöffnet. Tinte schmeckte , verstand nicht mehr, was der andere weiter nicht, dazu war sie viel zu stolz, die blonde Liesl! Ohne ob der Herrlichkeit des gezeigten Kleinods auch nur sagte. Unwillkürbch hatte feine Rechte dahin gegriffen , wo Derweil saß der Ludwig schon wieder in seinem Cafe, in der mit der Wimper zu zucken , schob der alte Herr Reck,roser er das sorgfältig in der Innentasche seiner Weste verwahrte Hoffnung, seinen neuen Freund aus Hamburg, dem er den die Brille die Stirne hinauf, damit er besser sehen konnte, kostbare Pfand spürte, auf das er zehntausend Mark gel eher, Wagen abgekauft hatte, zu treffen und einen guten Rat von und brachte den uralten und unschätzbaren ruffischen Schmuck hatte und für das ihm kein Versteck sicher genug war. ihm zu bekommen . Herr Teliffen kam aber nicht, war heute unter grotesker Verrenkung des Halses vor sein rechtes Auge, Gleich darauf verlachte er sich wegen des Verdachts, der auch noch nicht dagewesen , wie der Herr Ober auf Befragen derweil er das linke zukiüff . Dabei schnaubte er durch die ihm jäh kalt gemacht hatte wie ein übergeschütteter Kübel Eis- feststellte. Nase, als ob er an einem unheilbaren Stockschnupfen litte. wosfer. Um den verwünschten zähen Verdacht zu ersäufen, setzte Herr Beicht! verriet ihm, daß er dringend einen Mann be¬ Dem Ludwig blieb inzwischen schier der Atem weg. Der er sich rücksichtslos unter Wiesenbier , aber wenn sich auch bald nötigte, der von Steinen etwas verstehe. kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn. In dieser schrecklichen in seinem Kopf alles zu drehen begann, der Verdacht blieb Der Herr Ober war der geborene Diplomat. Seine Miene Minute war er trotz Wiesenbier und Angst hellhörig und hell- nüchtern und höhnte ihn. Das Blut stieg Ludwig zu Kopf, daß blieb verbindlich -vertraulich , nichts verriet, daß ihm sein neuer sehend. Bevor das kauzige alte Manndl vor ihm den Mund die ängstlich werdende brave Liesl ihm den gefährlichen Maß- Stammgast mtt einemmal nicht ganz unverdächtig vor' am. austat, wußte er, daß er „einer hundsgemeinen Betrügerin krug ferner zu rücken trachtete. aber schon saudumm aufgesessen " war und daß der Schmuck Gestern ging es um ein Auto, heute um Steine. Daß es sich falsch war. „Trink doch net so viel, du bist schon bei der vierten Maß!" nicht um Pflastersteine handelte, brauchte ihn, nicht näher er¬ Da wurde ihr Kavalier aber recht unzart, so daß sie sich klärt zu werden. Er versprach , Umschau zu halten und hatte Der Herr Rcckmoser warf seinem Gegenüber eine:, Blick vor den anderen Leuten schämen mußte und froh war, daß er gleich darauf einen Mann in: Lokal entdeckt , der von Steinen voll grantigen Mißtrauens über den Tisch zu, legte das Kreuz ordentlich ins Etui zurück und schob dieses mit einem Schubb- plötzlich zum Aufbruch entschlossen war. Mit einemmal hatte er sicher elwas verstand: den Herrn Juwelier Reckmoser , der ser, der unausgesprochene Verachtung war, dem anderen über es sehr eilig. Gewißheit mußte er haben, Gewißheit—! Aber am Stammtisch neben dem Büfett mit feinejj Spezln einen wie war sie zu erlangen, jetzt mitten in der Nacht? Die Russin hitzigen Haferltarock ausfocht und eben seine Virginia zum den glatten Marmor zu. „Die Fassung scheint ja echt zu sein, des kann ich so net ohne weiteres feststelln , aber - " anrufen? Was nützte es — und dann hatte sie ja am Vor¬ zwanzigsten Mal anzündete. Er ließ sie nämlich aus Sparsam¬ mittag gesagt, daß die geheime Zusammenkunft nicht in Mün¬ keit von Zeit zu Zeit ausgehen und rauchte schon seit Laden¬ «Aber —" würgte der Ludwig blaß und tonlos heraus. chen, sondern in der Nähe stattfinden werde. schluß daran. Da zuckte Herr Reckmoser aufstehend die Achseln . „Daß die falsch sin, die Steine, des sieht docha jedes Kind!" Da¬ Ludwig fluchte und benahm sich so, daß die Liesl nicht be¬ Auf Ludwigs bestimmte , durch ein Mark! unterstützte Wei¬ mit übertrieb er bewußt, aber er wollte dem verdächtigen jun¬ greifen konnte, wie er ihr hatte je als ihr „Märchenprinz " er¬ sung ward Herr Reckmoser vom Spieltisch weg — und zu gen Mann den Mut nehmen, weiter Unfug zu treiben mit scheinen können . Sie war froh, daß er sie nur bis zur Straßen¬ Herrn Ludwig Veichtl hingelvckt . Das war nicht leicht, denn er dem Schmuck . „Das kommt davon, wenn ma nix davon ver¬ bahn begleitete , sie wohnte in Neuhansen. In seiner Aufregung war der grantigste und „seßhafteste " der Münchner Juweliere steht und unter der Hand kauft." Er nickte dem Betrogenen vergaß cr ganz, ihr richtig gute Nacht zu sagen. Darüber war und Tarockcr , aber als cr gar nicht zog und seine königliche zu — daß er das war, wollte er glauben, wie aus allen Him¬ sie, über nicht so sehr bös als darüber, daß er sich hartnäckig bayerische Ruh' haben wollte, da Halle ihm der diplomatische meln gefallen schaute der Buchh« ja am —, schob die Brille
«eite 4. Nr. SS. »ItitlsSru 'cker Nachrichten' Freitag den S. Februar 1S34. mußten aus dem Eise ausgehackt werden. Die kleine Eis- aufgcspürt und sich einiges von ihm erzählen lassen. Der Ms alfecfflelt cinlagerung hat ihnen aber augenscheinlich nicht geschadet , sie Kranke war bester Stimmung und antwortete auf die Frage waren munter und suchten nach ihrer Befreiung vergnügt nach seinem Befinden, das habe nicht viel auf sich, denn im das Weite. Serail habe er jahrelang in Lebensgefahr geschwebt . „Ich Wiederschcnsfcicr ehemaliger Abgeordneter des öster¬ * Der älteste deutsche Schutzverein als Jubilar. Der älteste war", erzählte Costoponlos , „zu der Zeit des Sultans Abdul reichischen Rcichsrates. deutsche Schutzverein , der „Deutsche Böhmerwaldbund ", be¬ Hamid im Harem angestellt und wurde eines Tages, als der geht seine Fünfzigjahrfeier am 9., 10. und 11. Juni d. I. Koch erkrankte , mit seiner Vertretung betraut. Ich hatte Wie die „Parl .-Korr." mittcilt, findet Ende M a i d. I. in Budweis, wo 1884 Josef Taschek den Böhmerwald¬ die nicht ganz leichte Aufgabe, für den Sultan zu kochen . Seine in Wien eine Wiedersehensfeier der noch lebenden Mitglieder Lieblingsspeisen waren Wachteln , mit Rosinen und Wein¬ bund ins Leben rief. Die Anregung zur Gründung gab der des ehemaligen Deutschen Nationalverbandesstatt, der be¬ Wiener SchriftleiterH ö l l r i e g l, der bei einer Studienreise blättern zubereitet. Von dem Tage an, an dem ich das Regi¬ kanntlich alle deutschbürgerlichen nationalen und freiheitlichen ment in der Küche übernahm, war ich kein freier Mann mehr, Parlamentarier des alten Oesterreich umfaßt hat. Die Ein¬ durch den Böhmerwald die große wirtschaftliche Not der Be- denn Sie dürfen nicht glauben, daß die Ernennung zum ladung zur Wiedersehensfeier geht, wie bei der letzten vor völkerung kennengelernt hatte. Altbürgermeister Josef Taschek, Küchenchef angenehme Folgen hatte. Tag und Nacht wurde der seit der Gründung diesen Schutzverein bis heute in seltener zwei Jahren stattgehabten Zusammenkunft , vom ehemaligen jugendlicher Frische und Elastizität leitet, begeht zugleich das ich von bewaffneten Wächtern nicht aus dem Auge ReichsratsprästdentenDr. Julius Sylvester Salzburg - 50jährigen Jubiläum als Obmann des Bundes. Die Budweiser gelassen . Meine Verwaisten durste ich nicht mehr sehen, denn und von Bundesministera. D. Abg. Dr. Hans S chü r f f Deutschen treffen bereits alle Vorbereitungen , um diese Feier der Sultan war krankhaft ängstlich und zitterte ständig davor, aus. Die Feier wird sich auf zwei Tage ausdehnen und es ist auch eine kurze gemeinsame Sitzung in den Räumen des zu einer würdigen und schönen Kundgebung zu gestalten. v e r g i f t e t zu werden. Jede Speise, die ihm vorgesetzt wurde, mußte ich persönlich vorher kosten . Die O d a l i s ke n quälten ehemaligen Klubs im Parlamentsgebäude geplant. Von den * Seilbahnfahrt einer Gemse. Wie aus Bad Re i che n h a l l mich womöglich noch mehr als meine Wächter. Ich hatte den ehemaligen 102 Mitgliedern des Klubs sind noch 53 am gemeldet wird, befindet sich auf dem Predigtstuhl eine in ganzen Tag über keine Ruhe vor ihren Wünschen , und kaum Leben. früher Jugend eingefangene Gemse, die völlig zahm ist und eine Nacht verging, wo ich nicht geweckt wurde, um irgend Seit der vor zwei Jahren staltgehabten Zusammenkunft sich mitten unter die Besucher und Skifahrer gesellt. Dieser eine Speise zu bereiten. Diese Frauen haben das starben die ehemaligen Abgeordneten Anton Karl Wüst- Tage begleitete sie ihren Herrn auf der neuen Skiabfahrt bis Reich zugrunde gerichtet. Sie haben manchen Saaz, Hans Knirsch -Dux, Adolf Glöckner -Gablonz a. d. N., herab ins Tal, machte dann mit ihm den Weg zur Talstation Prinzen und Pascha unglücklich gemacht ." Dr. Stephan Licht-Mähr. Ostrau, Franz Wagner-Znaim, Dok¬ der Bergbahn, bestieg mit ihm die Schwebekabine und ließ * Eine Philisterstadt ausgegraben. Dem irischen Archäologen tor Arthur Stölzel-Salzburg, Prof. Franz Held-Graz und sich,ohne im geringsten eine Spur von Scheu zu zeigen, wieder Flinders P e t r i e, der mit zwölf wissenschaftlichen Hilfskräften Freiherr von Pantz-Liezen. Am politischen Leben nehmen zur Höhe befördern. und mehreren hundert Eingeborenen feit längerer Zeit Gra¬ nur noch aktiv teil die jetzigen Senatoren des Prager Parla¬ * Drei ungarische ^ Rädchen verschwunden . Aus C se p e l bungen in K l e i n a si e n durchführt , ist es, wie seine Gattin ments Lukfch , Spieß und Hartl und Bundesministera. D. (Ungarn) sind die zwei Töchter des Zimmermalers Josef Lady Petrie im „Manchester Guardian" mitteilt, gelungen, Abg. Dr. Schürft. Beszeda, die eine zwölf-, die andere sechzehnjährig , ver¬ die uralte P h il i ster sta d t Gaza bloßzulegen. Die Stadt schwunden . Seit November 1932 wird dort auch die zwölf¬ Gaza ist aus der Simson-Erzählung bekannt. Sie dürfte eine Feuerwehrhauptmann und Brandstifter. jährige Tochter einer Fabriksarbeiterin vermißt. Die Nach¬ der ältesten Städte der Erde darstellen, denn ihre Geschichte In London begann der Sensationsprozeß gegen Haupt¬ forschungen über das Schicksal der drei Kinder blieben ergeb¬ geht bis auf das Kupferzeitalter zurück . Das von Sir Flinders mann Mil es von der Londoner Feuerwehr, der angeklagt nislos. Jetzt ist der Verdacht aufgetaucht , daß Beszeda an dem Petrie ausgegrabene Stadtviertel gehört jedenfalls zu der aus ist, von einer Bande von Brandstiftern große Be¬ Verschwinden nicht schuldlos fein dürfte, zumal da in seiner der biblischen Geschichte bekanntgewordenenPhilisterstadt Gaza. stechungsgelder angenommen zu haben. Vor einigen Monaten Wohnung die zeitweilige Anwesenheit eines fremden Mannes Diese Stadt hat eine sehr interessante Geschichte , die sich über war ein gewisser Leopold Harris als Haupt einer Brand¬ festgestellt wurde, dessen Persönlichkeit noch rätselhaft ist. mehr als fünf Jahrtausende erstreckt , wie die neuesten Funde stifterbande zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, weil er in zahlreichen Fällen mit Ladenbesitzern und kleinen Ge¬ * Engländer lernen fremde Sprachen. Bis vor kurzem woll¬ beweisen . Damals schon , 3000 Jahre vor Christi Geburt, also ten die Engländer vom Studium fremder Sprachen nichts am Beginn der historischen Zeit, müssen die Einwohner von schäftsleuten unter einer Decke gesteckt hatte. Er steckte ihre Gaza bereits mit fernsten Ländern Handel getrieben und Ver¬ Lokale in Brand, um die Eigentümer in den Besitz von Ver¬ wissen und glaubten, mit der englischen Sprache vollkommen kehr gehabt haben. Gaza wurde später von den Pharaonen sicherungsprämien zu bringen. Harris soll Miles, der bei der ihr Auslangen finden zu können. Seitdem man aber zur Ein¬ erobert, von den Assyrern unterjocht. Alexander der Große Feuerwehr das Amt eines Gutachters bekleidete , bestochen sicht gekommen ist, daß, in Anbetracht des immer stärker wer¬ zerstörte die Stadt. Noch später wurde sie als Begräbnisort haben, bei Nachprüfungen der Brandursache Verdachts¬ denden Fremdenverkehrs , die Kenntnis der deutschen und momente, die auf eine Brandstiftung schließen lassen würden, der französischen Sprache für die staatlichen Organe, des Urgroßvaters Mohammeds eine heilige Stätte des Islams. zu unterdrücken. Polizisten und Eisenbahnbediensteten , unerläßlich sei, lassen die Sogar Napoleon besuchte den Ort im Jahre 1799. Im Welt¬ zuständigen Stellen jetzt zahlreiche Kurse abhalten, die sich eines krieg erlangte' Gaza eine gewisse Berühmtheit als Aus¬ Folgenschwerer Brand in einer ägyptischen Baumwollfabrik. großen Zuspruches erstellen. gangspunkt der englischen Offensive gegen die Türken. Kairo, 9. Febr. Bei M a h all a - K e b ir , einem großen * Der Küchenchef des Sultans. In einem Londoner * Amerikanisches Duell am Aequator. Die englische Zeitung Baumwollzentrum in Unterägypten , sind bei einem Brand Krankenhaus liegt der frühere Koch des türkischen Sultans „News of World" berichtet über ein Drama, das sich im 13 Frauen und zwei Männer ums Leben gekommen. Abdul Hamid und derzeitiger Küchenchef des albanischen Ge¬ äquatorialen Afrika auf dem Territorium einer französischen. sandten, C o sto p o u l c s. Dort hat ihn ein findiger Reporter Kolonie abgespielt hat. Der Kolonialrichter Lepin war mit Verabscheuenswerter Terrorakt. einer jungen, hübschen Kreolin verheiratet. Der Alters¬ unterschied zwischen den Ehegatten war 20 Jahre. Ein stän¬ Midnapur (Indien), 9. Febr. In M i dn a p u r ging eine diger Besucher im Hause des Richters war der LeutnantC a n- Hütte in Flammen auf, in der 25 Mann eines Schützenregi¬ r o b e r t, der bald in Beziehungen zu der jungen Frau trat. mentes schliefen , das zur Verhütung terroristischer Verbrechen Eines Tages hielt der Richter den Leutnant, als er sich ver¬ eingesetzt worden ist. D r e i M a n n fanden den T o d i n den abschieden wollte, auf, schickte die Frau fort und erklärte ihm Flamme n. Man vermutet Brandstiftung durch Ter¬ unter vier Augen, daß ihm alles bekannt sei. Der Richter roristen. schlug dem Offizier ein amerikanisches Duell vor: Wir werden * fünf Partien Domino spielen und derjenige , der verliert, müsse * Schwäne im Trauusce eiugcsroren . Während bei der star¬ sich eine Kugel durch den Kopf jagen. Der Leutnant akzeptierte ken Dezemberkälte die Ufereisbildung am Traunsee auffallend den Vorschlag . Zwei Partien gewann er, zwei der Richter. Die gering war, ist in den letzten kalten Nächten der Traunsee in fünfte Partie gewann knapp der Ehegatte. Lepin schlug nun so großen Flächen eingefroren , daß die Eisfelder den See¬ dem Leutnant vor, noch einmal sein Glück zu versuchen . Sie spiegel weithin bedecken . Wenn sich die kleinen Wasserinseln spielten drei Partien. Die erste gewann der Gatte, dio zweite noch schließen , wird der Traunsee von Gmunden bis gegen der Offizier , die dritte wieder der Ehemann. Am nächsten Tag Traunkirchen eingefroren sein. Etwas ganz Seltenes hat sich fand man den Offizier erschossen auf. Die Gattin Lepins, der dabei in der Nacht zum Dienstag zugetragen. Vermutlich im ihr Mann alles erzählte, machte die Anzeige. Auf Veranlas¬ Schlaf ist eine Reihe von Schwänen von der Umklamme- sung der Staatsanwaltschaft wurde Lepin auf seinen Geistes¬ rungdesEiseserfaht worden. Zwei waren bei Weyer, zustand untersucht und die Aerzte stellten fest, daß er psychisch drei bei der Billa Küster in Altmünster einfach eingefroren und nicht normal sei. wieder auf die kurze Kartoffelnase und kehrte, die Virginia Flucht aus München Ruhe suchte und Kräfte für neue Talente Wirtschaft, die ganz traurige, diskurierten. Dazwischen hatte anzündend, zu seinem Tarock zurück. sammelte, und wäre mit ihr pfeilgrad hinuntergefahren zu er immer nach dem Münchner Zug ausgeguckt , — obwohl Aus der stummen Zerschlagenheit , in der ihn Herr Reck¬ seiner Großmutter. er noch gar nicht signalisiert war —, aus dem nachher fein moser zurückgelassen , erwachte der Ludwig völlig nüchtern, Das Studium des Kursbuches ließ ihn, den Ludwig, noch Mädel, sein liebes, mit Hallo und Händewinken herausklettern non einer kalten Wut besessen, die der tizianroten Madame einmal tanzen vor Wut und Enttäuschung . Ganz unmöglich würde. Da hatte ihm plötzlich jemand von hinten vorgreifend Rykowa nichts Gutes verhieß, wenn er sie traf. erschien es ihm, zu warten und zu warten, bis endlich in der die Augen zugehalten , und das war die Olly gewesen, strah¬ Frühe gegen acht ein Zug ging, darin er die Verfolgung auf¬ lend vor Freude, den guten alten Papa so fein überfallen Jetzt war es 11 Uhr. Um 11 Uhr 10 war er schon im Hotel nehmen konnte. Er fieberte, hinter Madame drein zu hetzen zu haben. der Russin. und ihr klar zu machen , daß es gefährlich war, mit ihm an¬ Eine Ueberraschung war es auch gewesen , daß sie mit Der erfahrene Portier merkte bald, daß mit dem Mann zubinden oder ihm gar die Millionen Onkel Panks vor der einem jungen Mann im Auto angekömmen war und daß nicht zu scherzen war. Nase wegschnappen zu wollen. Sapperment, der wollte er es dieser junge Mann, der einen sehr sympathischen Eindruck 11 Uhr 15 war festgestellt , daß Frau Rykowa schon am zeigen! machte, ausgerechnet der Sohn von dem alten Schlosser¬ Vormittag nach Ulm — nach ihrer Angabe— abgereist war, Seinen neuen Wagen hatte ihm der Himmel geschickt ! Jetzt meister Fischer , dem Bruder vom „Pankrazi selig", war! Und ohne ihr Zimmer aufzugeben , nach Bezahlung ihrer Rech¬ in der Nacht konnte er auch ordentlich was herausholen aus da der junge Mann gleich weiter mußte, um Kunden in nung und Verteilung reichlicher Trinkgelder und unter Zu¬ der Maschine . Mindestens sechs bis sieben Stunden früher Murnau und Garmisch zu besuchen , war 's auch noch nicht rücklassung ihres ganz großen Gepäcks , da sie — nach ihrer mußte er damit nach Berlin kommen , als mit dem nächsten zur Berichtigung mancher Irrtümer gekommen , die ihm unter¬ Angabe — schon morgen, spätestens übermorgen zurück fein Zug! 11 Uhr 40 war er in der Garage, 12 Uhr 02 in seiner liefen und deren größter der „Pankrazi selig" war. wollte. Wohnung. Die Gespensterstunde war erst halb vorbei, da Das neue fesche Kleid der Olly war dagegen für den Hell¬ Herr Ludwig Veichtl lachte nur voller Hohn und begann sauste der neue Wagen schon in verrücktem Tempo gegen weg — Vater keine Ueberraschung , das fiel ihm nämlich gar am Schalter des Portiers, der vermeinte, durch seine Aus¬ Freising und Landshut zu. Der schöne Ludwig kannte die nicht auf, eher der Stapel Pakete, die das Mädel außer dem künfte den erregten Mann völlig beruhigt zu haben, so un¬ Straße. Und fahren konnte er —I Auch ohne Führerschein. Köfferchen noch mithatte. Dafür fiel das neue Kleid der Mama gebührlich und so laut über Madame Rykowa, die „Schla¬ Hellweg sofort auf, die daheim— die Hellwegs wohnten auf winerin, die ganz ausg'schamte " zu schimpfen, daß der alte, Fünfzehntes Kapitel. dem Schloßberg im Landhaus einer befreundeten , jetzt bereits vornehme Portier, um es nicht zu einem Skandal in der Ollys bester Freund. in die Stadt zurückgekehrten Familie — mit frischem Kaffee Halle koinmen zu lassen , den Direktor verständigte. und einem riesigen, dem berüchtigten Appetit der Olly an¬ Das war 11 Uhr 17. Um 11 Uhr 28 — die zornige Un¬ Papa Hellweg erlelue an dem Abend, der ihm nach fast gemessenen Guglhupf der Tochter harrte. geduld des eleganten Meisters der heimischen Mundart, selten zweiwöchiger Trennung wieder seine Olly in die Arme führte, Die Ueberraschung aber erst, als die hinterlistige Tochter, gehört in der vornehmen Halle, sorgte für Tempo in der eine Ueberraschung nach der anderen. die sich bei ihren geliebten„Alterchen " wie im Himmel vor¬ Untersuchung— obwaltete kein Zweifel mehr, daß Madame Die erste: er war schon eine halbe Stunde vor der fahr¬ kam, die Bombe platzen ließ, die sie bis zu dem Augenblick, nicht, wie sie erklärt hatte, den Zwölf-Uhr-Schnellzug Rich¬ planmäßigen Ankunft des Münchner Personenzuges am da sie alle auf der Veranda vor ihren dampfenden Kaffee¬ tung Stuttgart, sondern den in München gleichzeitig abgehen¬ Bahnhof in Murnau angelangt und hatte sich hinter der tassen saßen, in ihrer Handtasche tückisch verborgen gehalten den Berliner Fernschnellzug , der vor Nürnberg nicht hält, Bahnsteigschranke auf eine leere Kiste gesetzt , hatte sein immer hatte! benutzt hatte. bereites Skizzier- und Schmierbuch aus der abgetragenen Meister Hellweg war so begeistert , daß er sich von seiner Jetzt wußte Ludwig genug. Er sagte nicht mehr viel, aber Lodenjoppe gezogen , die im Vergleich zu der blankgewetzten gestrengen Viki, die sich unbändig freute, ohne es sehr zu wenn seine Wünsche in Erfüllung gegangen wären, dann Hirschledernen freilich noch fast stutzerhaft wirkte, und hatte zeigen, gerührten Tadel zuzog. Nach ihrer Meinung war es hätte der Teufel die schöne Russin ohne Federlesens aus ihrem begonnen, zwei Bauern abzukonterfeien , die an der Sperre ein wahres Glück , daß man ihm die 1800 Mark nicht gleich Berliner Hotelbett geholt, darin sie nach ihrer aufregenden lehnten und rauchend und spuckend über die Lage der Land- mitgeschickt hatte. (Forffetzung folgt.) '
Sie können auch lesen