JAGDJAGD VORARLBERGER - VORARLBERGER JÄGERSCHAFT
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Jagd
Vorarlberger
März/April 2015
Vorarlberger Jägerschaft
Aktuell
08 Natur des Jahres 2015
12 Rotwildmonitoring 2014
16 Glanzvoller 11. Vorarlberger Landesjägerball 2015
18 Gut besuchte Regionale Jagdliche Dialoge
Titelbild 19 94. Jägerball vom Grünen Kreuz
„Feldhase – Tier des Jahres“ 27 Mitglieder unterstützen das Vorarlberger Jagdmuseum
16
Foto: H. Glader
29 Schuss- und Schonzeiten Jagdjahr 2015/2016
Impressum
Anzeigenmarketing: Wildbiologie
MEDIA-TEAM GesmbH
04Abschussstrukturdaten zur Legitimation
4
Interpark FOCUS 3
6832 Röthis der Jagd notwendig
Tel 05523 52392 - 0
Fax 05523 52392 - 9
office@media-team.at Rubriken
Redaktion: 14 Der Tierarzt berichter: Augen auf beim Welpen(Ver)kauf
Verantwortliche Redakteurin 20 Jagd & Recht: Der Hegeabschuss
Mag. Monika Dönz-Breuß
monika.doenz-breuss@vjagd.at 22 Waffe & Schuss: Schonzeit - Denkpause
26 Bücherecke
Bezirk Bregenz
32 Geschäftsstelle
OSR BJM-Stv. Roland Moos
roland.moos@vjagd.at 34 Veranstaltungen
Bezirk Dornbirn
Jägerschule
18
Mag. Karoline von Schönborn
karoline.schoenborn@vjagd.at
24 Behandlung erlegten Wildes und Fuchsseminar
Bezirk Feldkirch
Christian Ammann
25 Exkursion nach Schönenbach
christian.ammann@drei.at
Bezirk Bludenz Jagdhunde
Doris Burtscher
rochus.burtscher@aon.at 28 Jahresbericht 2014 –ÖSHV GF Vorarlberg
29 Klub Retriever - Festlegung des Jahresprogrammes
Medieninhaber und 30 Klub Wachtelhunde: Erfolgreiche Bewegungsjagd
Herausgeber:
Vorarlberger Jägerschaft
Bäumler Park Jagd
Markus-Sittikus-Straße 20
6845 Hohenems 23 Vorankündigung Landesmeisterschaft Jagdliche Kugel
Tel 05576 74633
Fax 05576 74677
31 Ausschreibung Jagdprüfung/Jagdschutzprüfung
info@vjagd.at Vorankündigung Bürser Jagdschießen
www.vjagd.at 36 Vorankündigung Schießveranstaltungen
37 Vorankündigung Hegenschauen in den Bezirken
Öffnungszeiten der
Geschäftsstelle:
38 Klein aber Oho - Artenschutzblätter
40 Hasenprojekt: Erfolgreicher Start in die Datenaufnahme
38
Montag - Donnerstag von
08.00 bis 12.00 Uhr Hegeabschuss einer Gamsgeiß
Freitag von 13.00 bis 17.00 Uhr 41 Auerwild hat im Wildpark Feldkirch Einzug gehalten
Erscheinungsweise:
6x jährlich (jeden 2. Monat)
Jägerinnen & Jäger
Hersteller:
Vorarlberger Verlagsanstalt
35 Geburtstage
GmbH, A-6850 Dornbirn, 42 Jagd in fernen Revieren: Serbien
Schwefel 8, www.vva.at 44 Kaiser Maximilian I. und die Gamsjagd
PEFC zertifiziert
46 Gedächtnis-Beizjagd
Dieses Produkt stammt 47 47. Jägerschirennen der Bezirksgruppe Bludenz
aus nachhaltig bewirt-
schafteten Wäldern und
48 Erfolgreiche Wälder Fuchswoche
40
kontrollierten Quellen. Mit den ÖAV „Bergluftschnappern“ bei der Wildfütterung
www.pefc.at
49 Neueröffnung des Hirschhorn-Stöblis in Schruns
Klingende Jägerweihnacht in Thal
2 Vorarlberger Jagd INHALTsverzeichnis
Liebe Jägerinnen und Jäger
-
Was bleibt, sind Fragen...
Nach fast sieben Jahren im und in der Notzeit) scheinen diktieren. Ein paar Beispie- dass eine Partnerschaft, die
Amt als Landesjägermeister kaum noch jemanden zu in- le gefällig? Ein Veterinär diesen Namen verdient, von
bin ich stolz auf die Leis- teressieren. Dass, nebenbei glaubt, dem Berufsjäger Einigen nicht gewünscht
tungen aller Jäger, der Jagd- bemerkt, gestresstes Wild „anschaffen“ zu können, wo wird. Die Jagd in Vorarlberg
nutzungsberechtigten und mehr Schaden macht und und wann er einen Hirsch hat sich schon längst ge-
Jagdschutzorgane. Ich bin anfälliger für Krankheiten zu schießen hat (Risiko und öffnet, auch wenn es offen-
dankbar für den enormen ist, wird oft übersehen. Haftung im Wohngebiet na- sichtlich nicht Alle realisiert
körperlichen, zeitlichen und türlich beim Jäger), Forstleu- haben.
finanziellen Aufwand im Sieht man Jäger nur mehr als te reden bei medizinischen
Interesse der Allgemeinheit, Hilfskräfte und Befehlsempfän- Themen mit, Grundbesitzer- Mit Weidmannsgruß,
gerade in nicht einfachen ger? Sind wir die Prügelknaben vertreter stellen realitätsfer- Euer
Zeiten. Dank gilt auch jenen für alles? ne Forderungen.
Partnern aus Politik, Ver- Für eine Arbeit, die derzeit
waltung, Wissenschaft und überwiegend im öffentlichen Wird es unter diesen Bedingun-
anderen Organisationen, Interesse ist (Tbc, Wildscha- gen in Vorarlberg in Zukunft
welche, trotz mancher Diffe- den), wird von den Jägern noch ausreichend Jagdschutz- Landesjägermeister
renzen, ehrlich und anstän- extrem viel Zeit, körperlicher organe geben? Wer wird sie Ernst Albrich
dig mit uns kooperiert haben. Einsatz, oft verbunden mit bezahlen?
Einiges bleibt für mich je- Gefahren, aufgewendet. Da- Schon jetzt gibt es Beispiele
doch unverständlich. Es stel- für „dürfen“ vor allem die von schwierigen Neuver-
len sich mir viele Fragen. Jagdpächter enorme Sum- pachtungen und sinkenden
men für Pacht und Jagdbe- Pachteinnahmen für die
Sind die großen Wildarten nur trieb zahlen, zu Gunsten von Grundbesitzer sowie weniger
mehr Schädlinge und ist die Grundbesitzern und Land Abgaben für das Land. Das
Jagd damit weitgehend Schäd- Vorarlberg. ist aber erst der Beginn einer
lingsbekämpfung? Für erbrachte Leistungen, möglichen Trendwende.
Ein fast inflationärer Wild- die weit über das Normale
wuchs an Freihaltungen, die hinausgehen, müssen also Der Verein Vorarlberger Jä-
meisten mit regelmäßiger die Erbringer, statt einer gerschaft und vor allem die
Verlängerung, Abschussauf- adäquaten Anerkennung, Jäger vor Ort werden weiter-
trägen sonder Zahl und als weiterhin voll zahlen. Zu- hin intensiv an der Lösung
Krönung Schonzeitaufhe- sätzlich wird dann noch der Probleme mitarbeiten.
bungen, jetzt sogar beantragt von manchen sogenannten Eine bessere Zusammen-
bis zum Ende von Pacht- Partnern ohne ausreichen- arbeit aller Beteiligten mit
perioden (bis 2018, 2019!), de Erfahrung in wildöko- etwas mehr Solidarität und
sprechen eine deutliche logischen und jagdlichen weniger Pannen bei der Ar-
Sprache. Ethische Aspekte Belangen nicht nur „vom beit einzelner Behörden wä-
(Tierschutz, Mutterschutz, Spielfeldrand“ hineingere- ren dringend erforderlich.
Ruhezeiten in der Nacht det, sondern versucht zu Manches deutet darauf hin,
Ob dieser Fasan ein persönli-
ches Ansuchen an die Jagdbe-
hörde stellen wollte? Auf der
Suche nach Futter wählte er just
den Eingang zur Bezirkshaupt-
mannschaft Dornbirn – das
Foto: Dr. Humpeler
Fenster rechts vom Eingang
ist jenes vom Jagdreferenten
der Bezirkshauptmannschaft
Dornbirn, Herrn Martin Fetz.
JAGD März/April 2015 3
Steinwild im Spätwinter auf der Kanisfluh
Abschussstrukturdaten zur
Legitimation der Jagd notwendig
Hubert Schatz und derselben Tierart, die samten mitteleuropäischen spielsweise junge Gams- oder
in einem mehr oder weni- Raum zum Schwinden der Steinböcke in Tallagen zu Ge-
Unsere heimischen Schalen- ger abgegrenzten Raum zur Lebensraumgrößen, was bei sicht bekommt, wo man diese
wildarten haben nicht nur un- gleichen Zeit lebt und einen kleinen Populationen die Ge- Wildarten sonst nie antrifft.
terschiedliche Lebensraum einheitlichen Genpool bil- fahr einer genetischen Verar- Werden diese Stücke an ihrer
ansprüche, sondern auch det. Der Genpool bezeichnet mung mit sich bringen kann. Wanderung durch Erlegung
verschiedene Lebensweisen. wiederum die Gesamtheit oder Unfall gehindert, so kann
Während das Reh bekannt- aller Genvariationen (Allele) Zuwanderer fördern diese durchaus mit negativen
lich einen Großteil des Jah- innerhalb der Population. genetische Folgen für eine ganze Popu-
res einzelgängerisch bzw. im Eine Schalenwildpopulation Variabilität lation verbunden sein, weil
Mutter-Kind-Verband ver- lässt sich in Teilpopulationen es eben an der sogenannten
bringt und sich erst im Win- und diese wiederum in Wild- Obwohl zwischen benach- Blutauffrischung fehlt.
ter zu kleinen Gruppen oder bestände untergliedern. Die barten Populationen men-
Sprüngen zusammenschließt, jeweiligen Bezugseinheiten genmäßig nur ein geringer Nicht zu viel, aber
bevorzugen Rot-, Gams-, sind der Wildraum, die Wild- Austausch gegeben ist, ha- auch nicht zu wenig
Stein- und Schwarzwild das region und das Revier. ben Zuwanderer eine enorm
Leben in der Gesellschaft. wichtige Bedeutung für die Die Wilddichte einer Popu-
Das Zusammenleben in der Während für das Rot- und genetische Vielfalt und so- lation beschreibt die Anzahl
Gemeinschaft erfordert eine Schwarzwild schroffe Ge- mit auch für die Gesunder- aller Individuen einer Tierart,
gewisse Ordnung bzw. eine birgszüge die natürlichen haltung einer Population. die innerhalb des betreffen-
bestimmte hierarchische Or- Raumgrenzen für eine Po- Umgekehrt können dadurch den Wildraumes lebt. Dabei
ganisation. Dabei spielen vor pulation darstellen, gehören natürlich auch Krankheiten handelt es sich nie um eine
allem die Größe der Gruppe, weite Täler zu den natürli- eingeschleppt werden. gleichmäßige, sondern je
das Verhältnis der Geschlech- chen Barrieren des Gams- nach Jahreszeit, Biotopqua-
ter und insbesondere die Ver- und Steinwildes. Wie bei vielen anderen Tierar- lität, Lebensweise und vor-
teilung des Alters eine bedeu- ten sind es auch bei unseren handener Stückzahl um eine
tende Rolle. Von Menschen geschaffe- heimischen Schalenwildarten unregelmäßige Verteilung der
ne künstliche Grenzen, wie primär die jungen männlichen Tiere im Raum.
Population und dichte Siedlungen oder Zäu- Stücke, die ihre Mutterpo- Die biotische Wilddichte be-
Bestand nungen entlang von Auto- pulation verlassen, um neue zeichnet die maximal mög-
bahnen und Schnellstraßen, Räume zu erobern und sich liche Anzahl von Tieren, die
Unter einer Wildtierpopula- führten in den vergangenen dort auch zu vermehren. Dies im Wildraum auf Grund der
tion versteht man eine Fort- Jahrzehnten, insbesondere ist auch der Grund, warum vorhandenen Biotopkapazi-
pflanzungsgemeinschaft ein beim Rotwild, nahezu im ge- man gerade im Frühjahr bei- tät leben könnte (biologische
4 Vorarlberger Jagd WILDBIOLOGIE
Tragfähigkeit). Die wirt- gen. Erst in der Zweit- oder hat die Wissenschaft höchst schwierigen Anforderungen
schaftliche Wilddichte hängt gar Drittbrunft befruchtete interessante Erkenntnisse im Leben Stand halten kön-
hingegen von der Schadens- Geißen oder Tiere setzten um gewonnen, gerade was den nen und somit scheinbar auch
höhe bzw. Scha denstole- Wochen später und können so Einfluss des Alters bzw. die über die richtigen Erbanlagen
ranz des Menschen ab (wirt- kaum Feistreserven für den Altersverteilung auf die Po- verfügen. Je älter ein Indivi-
schaftliche Tragfähigkeit). Je bevorstehenden Winter anle- pulation betrifft. Eine jede duum innerhalb dieser reifen
niedriger dieser Schwellen- gen. Schwache Stücke laufen Wildpopulation setzt sich aus Altersklasse ist, desto erfahre-
wert angesetzt wird, umso aber Gefahr, im kommenden verschiedenen Jahrgängen ner ist es. Aus diesem Grund
rascher werden die Tiere zu Jahr erst später brunftig zu zusammen, wobei die jungen paaren sich Geißen und Tiere
einem Problem. Wildtiere werden. Spät gesetzte Kitze Altersklassen naturgemäß am nicht beliebig mit irgendei-
haben aber je nach Art und und Kälber haben schlechte stärksten, jene der alten am nem Freier, sondern sie su-
Lebensraum unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten. schwächsten vertreten sind. chen sich den „Erzeuger“
natürliche Populationsstruk- Sofern sie im Winter ohnehin Zahlreiche Untersuchungen ihrer Nachkommen genau
turen. Vor allem langlebige nicht ausfallen, werden sie als zeigen, dass im Vergleich zu nach diesen Kriterien aus und
Arten, wie Gams-, Stein- und Schwächlinge in die Folgejah- bejagten Wildbeständen nicht wählen zur Begattung einen
Rotwild, benötigen eine ent- re hineinwachsen. bejagte Populationen ein we- Reifen, in der Hoffnung die
sprechende Anzahl von Indi- sentlich höheres Alter errei- besten männlichen Gene für
viduen, um diese natürlichen Die Brunft ist bei unseren im chen. Bei männlichen Stücken ihren Nachwuchs zu erhalten.
Bestandesstrukturen mit einer Rudel lebenden Wildarten wird die Differenz besonders
artgemäßen Altersverteilung meist spät und sehr kräfte- offensichtlich. Außerdem hat sich heraus-
überhaupt bilden zu können. zehrend. Daher bedeuten ver- gestellt, dass beispielsweise
Aus diesem Grund kommt längerte Brunftzeiten längerer Außerdem wurde im Zuge beim Rotwild das Alter des
der Mindestwilddichte eine Hungerzeiten für die brunft- dieser Arbeiten die hohe Be- beschlagenden Hirsches eine
besonders wichtige Bedeu- aktiven Männchen. Die Wahr- deutung von alten bzw. rei- entscheidende Rolle für das
tung in der Populationsöko- scheinlichkeit, dass v.a. bei fen Stücken für die Stabilität Geschlecht des gezeugten Kal-
logie zu. nicht gefütterten Arten diese einer Population erst richtig bes spielt. Reife Hirsche zeu-
den Winter nicht oder nur erkannt. Dort wo ausreichend gen demnach wesentlich mehr
Ausgewogenes sehr geschwächt überleben ist viele reife und erfahrene Stü- männliche Kälber als jüngere.
Geschlechterverhältnis? dadurch sehr groß. Der Anteil cke beiderlei Geschlechts Andererseits hat man auch
an männlichen Stücken in der vorhanden sind, sind die herausgefunden, dass leicht-
Die Geschlechterverteilung Population wird somit suk- Populationen wesentlich ge- gewichtige bzw. schlechte
beschreibt das Verhältnis der zessive geringer und jünger. festigter, widerstandsfähiger konstituierte Rottiere viel eher
Anzahl der männlichen Indi- und räumlich günstiger ver- Wild- als Hirschkälber zur
viduen zur Anzahl der weib- Auf die Reifen teilt als in devastierten Be- Welt bringen. Bei einem deut-
lichen Individuen in einer kommt es an ständen. Denn die körperlich lichen Überhang an weibli-
Population. Natürliche, nicht und psychisch Reifen, die so- chen Stücken im Bestand und
bejagte Schalenwildpopulati- Um das Funktionieren von genannten Erfahrungsträger, vielen beschlagenen Schmal-
onen weisen in der Mehrheit Wildtierpopulationen zu ver- stellen das Fundament einer tieren führt dies im Laufe der
einen Überhang von weibli- stehen, verlangt es eine inten- stabilen Wildpopulation dar. Zeit zu einer massiven Ver-
chen Stücken auf. Wird das sive Auseinandersetzung mit schlechterung des Geschlech-
Verhältnis jedoch durch jagd- dem äußerst komplexen und Richtig reif sind in der Regel terverhältnisses und folglich
liche Eingriffe noch weiter zu nicht ganz leicht zu durch- aber erst jene, die schon ein zum Kümmern der gesamten
Gunsten der Weibchen ver- schauenden Thema der Po- höheres Lebensalter erreicht Population.
schoben, so wirkt sich dies im pulationsökologie. haben, denn sie haben bereits
Laufe der Jahre sehr negativ In den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie den oft Diese sehr verkürzt dargestell-
auf die Populationsentwick- ten Beispiele zeigen, welche
lung aus. Typische Folgen bislang unbekannten Faktoren
sind die sukzessive Abnah- in der Populationsökologie
me des Durchschnittsalters, die Dynamik einer Population
insbesondere bei den männli- bestimmen und wie wichtig
chen Stücken sowie die allge- daher eine möglichst naturnah
meine Verschlechterung der aufgebaute Bestandes- bzw.
Konstitution der Tiere und Populationsstruktur für die
damit verbundene Gesund- betroffene Wildart, aber auch
heitsdepressionen. für den Lebensraum ist. Denn
gut strukturierte Bestände
Die Gründe dafür sind ein- verteilen sich in der Regel
fach: Bei einem deutlichen wesentlich großräumiger im
Überhang an weiblichen Stü- Biotop, was nicht nur für die
cken werden während der Gebietsnutzung bzw. Lebens-
Hauptbrunft viele befruch- raumbelastung, sondern auch
tungsbereite Weibchen nicht bezüglich Gesunderhaltung
bzw. nicht erfolgreich beschla- Reife Hirsche zeugen eher männliche Kälber der Tiere klar von Vorteil ist.
WILDBIOLOGIE März/April 2015 5
Abschussstrukturen
als Beweissicherung
für nachhaltige Jagd
Aus all diesen Gründen wird
klar ersichtlich, wie wichtig
es ist, dass eine Abschuss-
planung nicht nur die Ab-
schusshöhe, sondern v.a.
auch die Abschussstruktur
berücksichtigt. Um die Aus-
wirkungen der Abschüsse auf
die Wildpopulation über-
haupt beurteilen zu können,
braucht es wiederum eine
fachliche Erhebung und Aus-
wertung der getätigten Ab- Hegeschauen liefern einen guten Einblick über die Abschusssstrukturen
schüsse. Langjährige, regel-
mäßige Aufzeichnungen der und seinen Lebensraum dar. gelmäßige Erhebung würde des Alters erfordert jedoch
Abschussstrukturen geben Trophäe und Gebiss eignen sicherlich einen zusätzlichen eine gute Ausbildung und
sowohl einen guten Rück- sich in besonderer Weise, um interessanten wildbiologischen langjährige Erfahrung des
schluss über den Zustand als das Alter der erlegten Stü- Einblick in die Altersstruktu- Gutachters. In der Regel brin-
auch über die Auswirkungen cke festzustellen. Während ren unserer Rot- und Rehwild- gen diese Voraussetzungen
der jagdlichen Eingriffe auf bei den Hornträgern an bei- populationen ermöglichen. nur langjährig praktizieren-
die betreffende Wildpopulati- den Geschlechtern nahezu de Jäger und Wildbiologen,
on. Letzteres stellt wiederum eine exakte Beurteilung der die sich bereits seit geraumer
Fachliche Bildung
ein wichtiges Kriterium zur Lebensjahre anhand der Jah- Zeit intensiv mit dieser The-
Legitimierung der Jagd dar. resringe auf den Schläuchen
und Erfahrung matik unter Berücksichtigung
Denn alle Wildtiere, nicht nur möglich ist, wird das Alter bei entscheidend wissenschaftlicher Erkennt-
jene, die selten oder von in- Rot- und Rehwild in einem nisse beschäftigen, mit. Die
ternationalem Interesse sind, kombinierten Verfahren von Resümierend wird festzuhal- Übertragung dieser Aufga-
dürfen nur so weit genutzt Zahnabnützung und Trophä- ten, dass die Feststellung von be, beispielsweise auf die in
bzw. bejagt werden, dass ihr enausbildung beurteilt. Geschlecht und Alter des jähr- den Gemeinden installierten
Fortbestand weder bedroht lich erlegten Rot-, Reh, Gams- Kontrollorgane, würde diese
noch gefährdet ist. Eine Sammlung der Unter- und Steinwildes eine unver- Personen sowohl fachlich als
Das Alter, der Geschlechter- kiefer erlegter Tiere und Reh- zichtbare wildbiologische auch zeitlich massiv überfor-
anteil sowie die Anzahl der geißen zur Altersbestimmung Anforderung zur fachlichen dern und somit in keiner Wei-
alljährlich erlegten Stücke wurde bei uns bis dato nur Beurteilung der Auswirkun- se eine Alternative zum ge-
stellen die notwendigen Pa- stichprobenweise in ausge- gen der Jagd auf die hiesigen genwärtig praktizierten und
rameter zur Beurteilung der wählten Revieren durchge- Wildpopulationen darstellt. gut funktionierendem System
Jagd auf die Wildpopulation führt. Eine landesweite re- Die Fähigkeit zur Beurteilung darstellen.
Jagd
Vorarlberger
Online lesen: www.vjagdzeitung.at
6 Vorarlberger Jagd WILDBIOLOGIE
Foto: Hubert Schatz
Genaue Erhebung der Ausgangslage notwendig
Am 31. März geht das alte schwierig. Bereits im Früh- sis für die Planung zu finden zichtbare Kommunikation
Jagdjahr zu Ende und so- jahr klagten viele Grünröcke und vielleicht auch neue zwischen den Beteiligten der
mit schließt wohl eines der über einen merklich redu- Wege in der Umsetzung zu Hegegemeinschaft, den
jagdlich schwierigsten Jahre zierten Anblick von Wild, beschreiten. Dazu braucht Jagdverfügungsberechti-
seine Pforten. Die intensiven entsprechend schleppend es vor allem eine intensive gen und dem zuständigen
und teilweise sehr emotional erwiesen sich die Abschüsse. Analyse der Jagdstrecken Waldaufseher dürfen nicht
geführten Diskussionen über der vergangenen Jahre und Vorwand für seltene Erhe-
die Tuberkulose bei Hirsch Die sonst für die Abschusser- fachliches Hinterfragen bungsaktionen sein, denn
und Rind führten gleich zu füllung so ergiebigen Herbst- bzw. Prüfen der diesjähri- schlussendlich müssen heu-
Beginn des Jahres zu man- monate bedeuteten wegen gen Abschussergebnisse. Die er Zahlen und Fakten mehr
chen Spannungen zwischen der außergewöhnlich milden unvollständige Abschuss- denn je die Grundlage in den
Landwirten, Jägern und Temperaturen im gesamten planerfüllung allein auf die bevorstehenden Abschuss-
Behörden. Die getroffenen Herbst-Frühwinter sowie Witterung zurückzuführen planungen bilden.
Sondermaßnahmen zur Re- den Auswirkungen der ge- und im kommenden Jahr le-
duktion des Rotwildbestan- bietsweise starken Abschüs- diglich mit der Verlängerung Abschließend sei allen Funk-
des im Kloster- und Silbertal se und erhöhten Ausfälle der Schusszeiten zur reagie- tionären, Hegeobmännern,
mit Einteilung der Gebiete von Jungwild in den Vor- ren wird zu wenig oder so- Jagdnutzungsberechtigten
in Tuberkulose-Kern- und jahren einen enorm hohen gar falsch sein, denn viele und Jagdschutzorganen, aber
Randgebiete, Erhöhung der Zeitaufwand mit vielen lee- Jäger, die in den vergange- auch den Jagdbehörden bei
Abschussvorgaben um 70% ren Pirschgängen. nen Jahren ihre Mitarbeit mit den Bezirkshauptmannschaf-
im Kerngebiet und die Voll- teilweise hervorragenden ten trotz Nichterreichung der
beprobung der erlegten Stü- Trotz größter Bemühungen Planerfüllungen klar unter Sollvorgaben ein Dankeschön
cke sowie die Ausweisung und Anstrengungen sei- Beweis stellten, weisen un- für ihre Bemühungen um die
von Sperrgebieten zur Ab- tens der Jäger, Koordination missverständlich auch auf Abschussplanerfüllung aus-
schussdurchführung sind zahlreicher Besprechungen stark reduzierte Rot- und gesprochen.
Beispiele, die zeigen, wie und Sonderanordnungen Rehwildbestände in ihren
sehr das Belastungskorsett wie Schusszeitverlängerung, Revieren hin. Diese Vermu- Ein weiteres Dankeschön
aller Beteiligten, insbeson- Kirrung, etc. durch die Jagd- tungen bzw. Aussagen gilt gilt den Jägern sowie den Ve-
dere aber der Jäger in die- behörde konnten heuer in es bis zur Abschussplanung terinärbehörden für die ver-
sen Regionen strapaziert den meisten Regionen des so gut als möglich zu prüfen. lässliche Mitwirkung beim
wurde. Auch in den übrigen Landes die vorgegeben Ab- Dabei muss auf jeder Seite, landesweiten Tbc-Screening
Landesteilen wurde an den schusspläne sowohl beim also sowohl bei den Jägern, und insbesondere für die
hohen Abschussvorgaben Reh- als auch beim Rotwild als auch Forstleuten und Sonderbeprobung im Rot-
der vergangenen Jahre weit- erstmalig seit vielen Jahren Grundeigentümern die Ob- wildraum 2 (Silbertal, Klos-
gehend festgehalten. Die mit einer deutlichen Diffe- jektivität und Sachlichkeit tertal, Lech).
Ziele waren somit sehr hoch renz zu den Sollvorgaben im Vordergrund stehen. Tak-
gesteckt. nicht erfüllt werden. tik, Kalkulation und Vermu- Für das bevorstehende Jagd-
tungen sollten dabei keinen jahr hoffen wir abermals auf
Der klimatische Verlauf Obwohl andere Länder ein Platz finden. eine gute Zusammenarbeit
des Jahres erwies sich für ähnliches Schicksal ereilte, und wünschen eine erfolg-
das Wild als nahezu ideal, sollte dies nicht davon ab- Der für die Bestandeserhe- reiche mit Freude und Erfolg
für den um Beute ringen- halten, für das kommende bung notwendige Zeitauf- gekrönte Jagdausübung.
den Jäger hingegen als sehr Jahr eine neue Ausgangsba- wand und die dafür unver- Entgeltliche Einschaltung des Landes Vorarlberg
ANZEIGEN März/April 2015 7
Foto: Christian Ammann
Natur des Jahres 2015
Feldhase, Teufelsabbiss, Silbergrüner Bläuling, Leuchtmoos
Bianca Burtscher, ehört zu den prominentes-
g Werfen kann die Häsin erneut dend. Von der traditionellen
Naturschutzbund Vorarlberg ten Wildtierarten. Dies liegt befruchtet werden. Wissen- Landwirtschaft profitierte
nicht zuletzt daran, dass er schaftler des Berliner Leibniz- der Feldhase, da sie dem
Scheinwerfer an, Bühne frei für nicht nur 2015 sondern jedes Instituts für Zoo- und Wild- ursprünglichen Steppentier
die Stars des Jahres 2015 unter Jahr zu Ostern als „Osterhase“ tierforschung (IZW) haben offene und halboffene Land-
unseren Tier- und Pflanzenar- besondere Aufmerksamkeit dieses Phänomen genauer schaften mit einem hohen
ten. Sie verdienen mindestens erfährt. Weshalb er zu dieser untersucht. Es zeigte sich, Anteil an extensiv genutzten
so viel Aufmerksamkeit wie Ehre als Ostersymbol kam, dass die neuen Embryonen und naturnahen Flächen bot.
Filmstars oder andere Promi- hängt sicher mit seiner hohen nach der Geburt des vorhe- Mit der Intensivierung der
nente. Sind sie doch Botschaf- Fruchtbarkeit zusammen. rigen Wurfs bereits vier Tage Landwirtschaft, der Ausdeh-
ter für ein wertvolles, bedroh- alt waren und sich sofort in nung der Siedlungsgebiete
tes und unwiederbringliches Eine Häsin kann jedes Jahr 3 - der Gebärmutter einnisten und der Zerschneidung der
Gut - die Biodiversität, d.h. 4 Würfe mit je ein bis fünf Jun- konnten. Damit verringerte Landschaft durch Straßen
die Vielfalt an Lebensräumen, gen bekommen. Die neu ge- sich der Zeitraum zwischen verschlechterten sich die Be-
Arten und Sorten. Mit der No- borenen Feldhasen haben als zwei Geburten auf 38 Tage, dingungen für den Feldhasen
minierung der Arten des Jahres Nestflüchter schon ein Fell, obwohl eine komplette Träch- deutlich.
will der | naturschutzbund | können sofort sehen und sich tigkeit von der Befruchtung
gemeinsam mit weiteren Orga- bewegen. In einer Erdmulde, bis zur Geburt 42 Tage be- Die Bestände des Feldhasen
nisationen diese Arten - stell- der „Sasse“, bleiben sie die trägt. Mit dieser Superfötati- haben seit den 1950er Jahren
vertretend für die großartige meiste Zeit auf sich allein ge- on bringen Häsinnen bis zu in der Schweiz, in Liechten-
Vielfalt unserer heimischen stellt. Die Häsin kommt nur ein Drittel mehr Nachwuchs stein und Vorarlberg stark
Natur - in den Blickpunkt der einmal am Tag nur wenige zur Welt und erhöhen damit abgenommen, weshalb der
Öffentlichkeit rücken. Auch Minuten, um die Jungen zu ihren Fortpflanzungserfolg Feldhase in Vorarlberg auch
die Vereinten Nationen (UN) säugen. In dieser relativ kur- (Roellig, K. et al. 2010). in der Kategorie „Gefähr-
wollen den Wert der biologi- zen Zeitspanne können die dung droht“ in der Roten
schen Vielfalt stärker bewusst Jungen bis zu einem Zehntel Der hohen Fruchtbarkeit Liste der Säugetiere geführt
machen und haben von 2011 ihres eigenen Körpergewichts steht beim Feldhasen eine wird (Spitzenberger, F. 2006).
bis zum Jahr 2020 die „Dekade an Muttermilch aufnehmen, beträchtliche Jungensterb-
der Biodiversität“ ausgerufen. deren Fettgehalt mit 25% sehr lichkeit entgegen. Nasskalte Interessante Ergebnisse lie-
hoch ist. Witterung setzt den Jungha- ferte das Schweizerische
Tier des Jahres 2015: sen besonders zu, die Verluste Feldhasenprojekt der Vogel-
Feldhase Eine erstaunliche Fähigkeit sind dann sehr hoch. Für die warte Sempach, in dessen
wird dem Europäischen Entwicklung des Feldhasen- Rahmen nicht nur Schweizer
Jedes Kind kennt ihn, der Feldhasen schon lange zu- bestandes ist natürlich auch Gebiete untersucht wurden.
Feldhase (Lepus europaeus) gesprochen: noch vor dem der Lebensraum entschei- Vorarlberger Jäger erfassten
8 Vorarlberger Jagd AKTUELL
1991-2001 auch die Feldha- wo der Anteil an hochwerti- Moorbläuling und Sumpf- Nahrungspflanze dient, ha-
sen mittels Scheinwerferta- gen Ökoflächen bei über 10% hornklee-Widderchen sowie ben bessere Chancen, sich
xation in Gebieten im un- der landwirtschaftlichen das noch häufig vorkommen- entwickeln zu können.
teren Vorarlberger Rheintal. Nutzfläche liegt. de Große Ochsenauge.
In ausgewählten Gebieten
Insekt des Jahres
wurden die Hasenzählungen
Blume des Jahres Auch als Nahrungspflanze 2015: Silbergrüner
im Auftrag der Vorarlberger 2015: Gewöhnlicher für Raupen spielt der Teu- Bläuling
Naturschau auch noch wei- Teufelsabbiss felsabbiss eine wichtige Rol-
tergeführt. In den Vorarlber- le. So dient er beispielsweise Erst wenn der Sommer seinen
ger Untersuchungsgebieten Seinen eigenartigen Namen den Raupen des Goldenen Höhepunkt erreicht, schlüpft
konnten höhere Feldhasen- hat der Gewöhnliche Teufels- Scheckenfalters, einem euro- der Silbergrüne Bläuling (Po-
dichten erhoben werden als abbiss (Succisa pratensis) von paweit geschützten und in lyommatus coridon) und fliegt
in Feldhasenzählgebieten im der besonderen Form seines Vorarlberg stark gefährdeten oft bis in den frühen Herbst
unteren St. Galler Rheintal. Wurzelstocks. Da dieser im Tagfalter, als wichtigste Rau- hinein. Aber nur dort, wo ge-
Dies kann auf den höheren Herbst von unten abstirbt, pennahrungspflanze. eignete Kalkmagerrasen oder
Anteil an extensiv genutz- sieht er wie „abgebissen“ basenreiche Trockenrasen
ten Flächen und einen hohen aus. Seit dem 15. Jahrhundert Erfreulicherweise ist der vorhanden sind. Diesem Um-
Anteil an naturnahen Struk- wird die Blume des Jahres Gewöhnliche Teufelsabbiss stand verdankt der Silbergrü-
turen zurückgeführt werden 2015 als Heilpflanze u.a. zur in Vorarlberg noch relativ ne Bläuling seine Ernennung
(Heynen, D. et al. 2007). Das Blutreinigung verwendet. häufig und gilt als nicht ge- zum Insekt des Jahres 2015:
Feldhasenprojekt Schweiz Nach einer Sage soll der Teu- fährdet. Dies sollte auch so Er ist ein wichtiger Botschaf-
zeigte auch auf, welche Land- fel aus Zorn über die Heil- bleiben: Denn verschwindet ter für Kalkmager- und Tro-
schaftselemente die Hasen kraft der Pflanze das Rhizom der Teufelsabbiss, verschwin- ckenrasen.
bevorzugen: vielfältige Le- abgebissen haben. den mit ihm auch die Arten,
bensräume in Gemüse- und Der Artname „pratensis“ deu- denen er als Raupenfutter- Das in Mitteleuropa unver-
Getreidebaugebieten, He- tet darauf hin, dass die Pflan- pflanze oder Nektarquelle wechselbare helle silbrige Blau
cken und Waldränder sowie ze auf Wiesen vorkommt. dient. Um die Lebensräume auf der Flügeloberseite zeigen
vor allem artenreiche Wiesen Auf gedüngten Wirtschafts- des Teufelsabbisses zu erhal- nur die Männchen des Silber-
und Brachflächen. Die Feld- wiesen sucht man den Teu- ten, dürfen sie nicht gedüngt grünen Bläulings. Die Weib-
hasen meiden die Nähe von felsabbiss allerdings verge- und sollten vor Nährstoff chen weisen eine samtbraune
Siedlungen und Straßen. bens, sein Lebensraum sind eintrag aus benachbarten Flä- Färbung der Flügeloberseite
nährstoffarme Feuchtwiesen chen geschützt werden. Viele auf. Denn wie bei vielen an-
Erfreuliche Ergebnisse zeigen und Flachmoore. Dort lockt Standorte des Teufelsabbisses deren Bläulingen auch, gibt
die Hasenzählungen, die die er von Juli bis September mit würden ohne Mahd verbu- es beim Insekt des Jahres 2015
Jäger im Rahmen des Gemein- seinen blau-violetten Blüten schen. Diese sollten deshalb einen sehr markanten Un-
schaftsprojektes „Wiesen- verschiedene Bienen- und einmal im Herbst möglichst terschied zwischen den Ge-
brüterschutz in Vorarlberg“ Zweiflüglerarten sowie Tag- spät gemäht werden. So schlechtern, den sogenannten
von Naturschutzbund und und Nachtfalter an, die mit bleibt dem Teufelsabbiss Geschlechtsdimorphismus.
Niederwildrevieren durch- dem energiereichen Nektar genügend Zeit, damit seine
führen. Der Feldhasenbe- und Pollen für ihre Dienste Blüten bestäubt werden und Der Silbergrüne Bläuling
stand hat in den beteiligten als Bestäuber belohnt wer- seine Samen reifen können. ist bezüglich seiner Lebens-
Revieren im Laufe der Pro- den. Dazu gehören beispiels- Durch einen späten Schnitt- räume wählerisch. Er ist auf
jektlaufzeit zugenommen, weise das in Vorarlberg stark zeitpunkt bleibt er auch sei- Gebiete mit basenreichen Bö-
in manchen Revieren sogar gefährdete Blaukernauge, die nen Blütenbesuchern länger den beschränkt und braucht
stark. Einen Beitrag zu die- in Vorarlberg vom Ausster- als Nahrungsquelle erhalten kurzrasige Magerrasen mit
ser erfreulichen Entwicklung ben bedrohten Arten Kleiner und Raupen, denen er als hohem Blütenreichtum, die
dürfte die Lebensraumauf-
wertung geleistet haben, die
im Projekt, teilweise aber
auch schon davor, durchge-
führt wurde.
Dass sich Lebensraumauf-
wertungen lohnen können,
zeigen auch die Ergebnisse
von über 20 Jahren Schwei-
zer Feldhasenmonitoring der
Foto: Bianca Burtscher
Vogelwarte Sempach. Aller-
dings wirkten sich die Auf-
wertungsmaßnahmen erst
nach einigen Jahren positiv
auf die Dichte des Feldhasen
aus und vor allem nur dort, Teufelsabbiss im Götzner Moos
AKTUELL März/April 2015 9
eine ausreichende Zahl an
„Nektartankstellen“ bereit-
Foto: Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut / Thomas Schmitt
stellen.
Wird die Nutzung solcher
Lebensräume intensiviert, so
verschwindet der Bläuling als
eine der ersten Arten. Auch
bei Aufgabe der Bewirtschaf-
tung und der dann langsam
einsetzenden natürlichen Suk-
zession, also dem Verfilzen der
Rasen und dem Aufkommen
von Gebüschen und später
auch Bäumen, nimmt er nach
einiger Zeit seinen Abschied.
Der Silbergrüne Bläuling wird
unter den mitteleuropäischen
Tagfaltern deshalb als eine der
besten Indikatorarten für gut Paarung des Silbergrünen Bläulings – links das Weibchen, rechts das Männchen
erhaltene basenreiche Mager-
rasen angesehen. Diese zählen kugeliger Zellen, in denen Die zarten Sprosse des Standorten im Süden Vorarl-
zu den artenreichsten Lebens- durch die Krümmung der Zel- Leuchtmooses sind nach bergs vor. Es wurde in der
räumen, die wir überhaupt loberfläche das Licht auf die oben hin zweizeilig in einer Roten Liste der Moose in die
in Mitteleuropa haben. Hier an der Hinterseite der Zellen Ebene beblättert und erin- Kategorie verletzlich, VU–R
können wir viele andere, zum konzentrierten Chloroplasten nern an eine Feder, was die aufgenommen (Schröck, Ch. et
Teil weitaus seltenere Arten gebündelt wird. Nach dem Namensgebung erklärt (lat. al. 2013).
von Tagfaltern und anderen Durchgang durch die Chloro- penna = Feder).
Insekten antreffen. Auch die plasten wird das nicht absor- Das Leuchtmoos besiedelt Weitere Arten und Informa-
Vielfalt an seltenen Pflanzen, bierte Licht (Grünanteil) wie Erde und Gestein an kalkar- tionen zur Natur des Jahres
unter ihnen viele Orchideen, von einem Hohlspiegel reflek- men, sauren, schattigen, luft- 2015 finden Sie unter http://
ist enorm. tiert, was die intensive gold- feuchten und regengeschütz- naturschutzbund.at/natur-
Ob ein Lebensraum diese Wer- grün leuchtende Farbe ergibt. ten Stellen. So findet man das des-jahres.html
tigkeit besitzt, wird uns also Leuchtmoos beispielweise
durch Polyommatus coridon Was ist aber ein Vorkeim? unter Felsvorsprüngen oder Literatur, Quellenangabe:
verraten. Sein „Wohlergehen“ Moose sind „Niedere“ Pflan- in Höhlen und Nischen von Heynen D., U. Weber & O. Holz-
ist ein wichtiger Hinweis für zen, die zur Vermehrung Felsen, auch unter Wurzeln an gang (2007): Feldhasenmonito-
die Stabilität der gesamten keine Samen sondern Sporen den Tellern umgestürzter Bäu- ring Vorarlberg. Entwicklung
Lebensgemeinschaft eines ausbilden und die einen Ge- me. Seltener werden auch Se- des Feldhasenbestands im unte-
Magerrasens. Als eine der nerationswechsel durchleben. kundärstandorte mit entspre- ren Rheintal bis 2005. Schwei-
Charakterarten von basischen Aus der keimenden Spore chenden Bedingungen wie zerische Vogelwarte, Sempach.
Magerrasen kann er gewis- entsteht ein Vorkeim (Proto- Straßenanschnitte, alte Keller Roellig, K. et al. Superconception
sermaßen als „Frühwarnsys- nema), mit wenigen Ausnah- oder Ziegenställe besiedelt. in mammalian pregnancy can be
tem“ für die Verschlechterung men grün und unauffällig. detected and increases reproduc-
von Lebensräumen eingesetzt Darauf wächst bei günstigen Das Leuchtmoos ist in der tive output per breeding season.
werden und ist dadurch von Licht- und Nährstoffbedin- Nordhemisphäre (Europa, Ost- Nat. Commun. 1:78 doi: 10.1038/
besonderem Wert für den Ar- gungen die eigentliche grüne asien, Nordamerika) weit ver- ncomms1079 (2010).
ten- und Biotopschutz. Moospflanze (Gametophyt) breitet. In Vorarlberg kommt Schröck, Ch., Köckinger, H.,
(Schröck, Ch. et al. 2013). es allerdings nur an wenigen Amann, G. & H.G. Zechmeister
Moos des Jahres 2015: (2013): Rote Liste gefährdeter
Leuchtmoos Moose Vorarlbergs. Inatura – Rote
Listen 4. Spitzenberger, F. (2006):
Das Leuchtmoos (Schistoste- Rote Liste gefährdeter Säugetiere
ga pennata) zieht durch das Vorarlbergs. Inatura Erlebnis Na-
eigentümliche „Leuchten“ turschau – Rote Listen 8.
des Vorkeims (Protonema) http://www.vogelwarte.ch/
auch die Aufmerksamkeit von uberwachung-und-forderung-
Foto: BLAM/Michael Lueth
Nichtbryologen auf sich. Es des-feldhasen-in-der-schweiz.ht
handelt sich dabei nicht um ml?searched=feldhase&advsearc
eine aktive Lichtausstrahlung, h=allwords&highlight=ajaxSea
sondern um ein optisches rch_highlight+ajaxSearch_high-
Phänomen: Der Vorkeim be- light1
steht aus Ketten bzw. Matten http://naturschutzbund.at/na-
kleiner linsenförmiger oder Leuchtmoos tur-des-jahres.html
10 Vorarlberger Jagd AKTUELLWINTER IST
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ANZEIGEN März/April 2015 11Bericht Rotwildmonitoring 2014
Dr. Norbert Greber Landesweites degebiet von Dalaas, sowie in dem Durchschnitt der Vor-
Landesveterinär Monitoring der HG 4.1 (Brandnertal) in der jahre um 70% erhöht! Weitere
Gemeinde Bürs, liegen so nahe sieben angrenzende Reviere
Aufgrund der Erkenntnis- Ziel des Monitorings in den am Geschehen im Klostertal mit einer Gesamtfläche von
se des Rotwildmonitorings nicht von Rotwild-Tbc betrof- und im Silbertal, dass ein epi- 61 km² bilden das Randgebiet.
in den Jahren 2009 bis 2013 fenen Landesteilen ist es, die demiologischer Zusammen- Hier erfolgte eine Abschusser-
wurde Anfang des Jahres Stichprobengröße so zu wäh- hang klar auf der Hand liegt höhung gegenüber den Vor-
2014 der Beschluss gefasst, in len, dass ein eventueller Er- (siehe markierte Punkte auf jahren um 30%.
den am stärksten von der Tu- regereintrag mit ausreichen- der beiliegenden Karte). Die Aus Kern- und Randgebiet
berkulose (Tbc) betroffenen der Sicherheit von 95% früh Entfernung zu den ausgewie- sowie einem zusätzlichen Be-
Hegegemeinschaften Silber- genug erkannt wird. Der in senen Zonen der HG 2.1 und obachtungsgebiet (im Silbertal
tal/Bartholomäberg (HG 2.1) Kooperation mit der AGES- 2.2 (auf der Karte farblich un- ein Revier, im Klostertal elf Re-
und Klostertal (HG 2.2) eine Statistik erarbeitete Plan sah terlegt) beträgt in beiden Fällen viere) wurden alle Abschüsse
Bekämpfungsphase einzulei- hierzu, aufgeteilt auf die He- nur wenige Hundert Meter. der mehrjährigen Stücke sowie
ten. Eine eigens gegründete gegemeinschaften des Landes ein Teil der Kälber beprobt.
Arbeitsgruppe unter dem außer 2.1 und 2.2 ein Soll von Ergebnisse der Weitere zwölf Reviere im Sil-
Vorsitz der zuständigen Be- 255 Proben vor. Tatsächlich Tbc-Bekämpfung in bertal, die keiner Zone angehö-
zirkshauptmannschaft Blu- untersucht wurden 266 Pro- ren, beprobten ihren Abschuss
denz mit Einbeziehung von ben. Während bei Kälbern
HG 2.1 und 2.2 analog dem landesweiten Mo-
Jägerschaft, Landwirtschaft und weiblichen Stücken zehn Aufgrund der Kenntnisse über nitoring (Stichprobe).
und Amtstierärzten sowie unter Plan eingesandt wor- die geografische Verteilung
des Landeswildbiologen er- den sind, wurde das Soll bei der Rotwild-Tbc-Fälle wurde Das Gesamtergebnis der bei-
arbeitete die Vorgaben. den männlichen Stücken um für die beiden Hegegemein- den Hegegemeinschaften ist
21 übertroffen. schaften ein gemeinsames in untenstehender Tabelle,
Durch eine Erhöhung der Kerngebiet sowie ein Rand- aufgetrennt auf die einzelnen
Abschusszahlen, eine Aufhe- Im landesweiten Monitoring gebiet festgelegt. Außerhalb eingerichteten Zonen, auf-
bung der Schonzeiten sowie gibt es drei positive Fälle. Ei- dieses Bekämpfungsgebietes geschlüsselt. Die im Voraus
flankierenden Maßnahmen ner davon befindet sich deut- gelegene Reviere wurden als vorgenommene Gebietsein-
wie Wegegeboten bzw. Betre- lich außerhalb des hot spots Beobachtungsgebiet ebenfalls teilung hat sich eindrucks-
tungsverboten, Schalldämp- Klostertal/Silbertal im hinte- in die Untersuchungen mit voll als richtig herausgestellt,
fereinsatz sowie Maßnahmen ren Kleinwalsertal, nahe dem eingeschlossen. Lediglich eini- denn mehr als 90% der posi-
von Seiten der Wildfütterung Gemstelpass (markierter Punkt ge Reviere abseits der bisheri- tiven Proben waren in den
soll es zu einem Rückgang im nördlichen Teil der abgebil- gen Tbc-Fälle bzw. solche, die Kern- und Randgebieten zu
der Neuinfektionen kom- deten Karte). In dieser Gegend über keinen Rotwild-Mindest- verzeichnen, davon allein
men. Ziel ist es insbesondere, gab es bereits 2010 einen po- abschuss verfügen, wurden 83,1% in der Kernzone!
die Übertragung des Krank- sitiven Fall sowie auch einige keiner Zone zugezählt.
heitserregers auf den Vieh- positive Fälle in der benach- Die Kernzone für sich allein
bestand zu verhindern. Zur barten Gemeinde Warth. Ohne Zur Kernzone zählen im Klos- gerechnet hat eine Präva-
Gewährleistung der Lebens- Zweifel hängen diese Fälle mit tertal das ganze Gemeindege- lenz von 18,1%. Da die Pro-
mittelsicherheit sollten die dem Vorkommen von Tuber- biet von Klösterle mit den bei- benanzahl in der Kernzone
erlegten Stücke möglichst lü- kulose bei Rotwild im Tiroler den Genossenschaftsjagden durch die starke Abschuss-
ckenlos untersucht werden. Lechtal sowie im südlichen sowie den dort befindlichen erhöhung überproportional
Parallel dazu sollte in den Allgäu zusammen. Allerdings Eigenjagden, im Silbertal die groß ist und mit 298 von 523
restlichen Gebieten des Lan- ist eine rückläufige Tendenz Genossenschaftsjagd sowie Proben bei 57% aller Proben
des das Rotwildmonitoring feststellbar. zwei Eigenjagden im Wasser- liegt, wird die Gesamtpräva-
fortgesetzt werden, um dort stubental, insgesamt also zehn lenz für das ganze Bekämp-
möglichst frühzeitig einen Die beiden anderen positi- Reviere mit einer Gesamtflä- fungsgebiet negativ beein-
Eintrag von Tbc zu erkennen. ven Fälle des Monitorings che von 93 km². Für die Revie- flusst. Die Prävalenz in den
2014, zum einen in der HG 2.3 re im Kerngebiet wurden die anderen Zonen zusammen-
Aufgrund dieser sehr unter- (Lech), allerdings auf Gemein- Abschusszahlen gegenüber genommen beträgt 4,8%.
schiedlichen Voraussetzungen
für die verschiedenen Regi- Prävalenz als prozentueller Anteil positiver Proben der gesamt untersuchten Proben
onen des Landes muss eine
Gebiet Reviere Proben Positiv Prävalenz Verteilung pos. Proben
separate Betrachtung gewählt
Kerngebiet 10 298 54 18,1% 83,1%
werden. Die Ergebnisse des Randgebiet 7 88 5 5,7% 7,7%
landesweiten Monitorings so- Beobachtungsgebiet 12 120 5 4.2% 7,7%
wie des Bekämpfungsgebietes Nicht in einer Zone 15 17 1 5,9% 1,5%
Klostertal/Silbertal werden Summen 44 523 65 12,4% 100%
daher getrennt vorgestellt.
12 Vorarlberger Jagd AKTUELLlichst genau festgestellt und in
ihrem Verlauf verfolgt werden
kann. Der Fokus ist weiterhin
auf die derzeit bestehenden
Zonen zu richten.
Die nur vereinzelt vorge-
kommenen positiven Fälle
am Rande des Bekämp-
fungsgebietes bzw. knapp
außerhalb davon rechtfer-
tigen nicht eine intensivere
Beprobung als bisher.
Untersuchungen in
Vorarlberger
Rinderbeständen
Die aktuell laufenden Unter-
suchungen in allen Rinder-
beständen Vorarlbergs sind
weitgehend abgeschlossen,
die Bezirks Bludenz und Feld-
kirch bereits fertig untersucht.
Während bei der letzten Un-
tersuchung 2013/2014 insge-
samt sieben Bestände wegen
Tbc-Fällen gesperrt werden
mussten, sind es heuer bisher
sechs Bestände. Drei davon
liegen wieder in der bisher
betroffenen Region Klostertal
und Silbertal bzw. Montafon,
ein weiterer Bestand im Groß-
walsertal und zw ei Betriebe
im Bregenzerwald. Da aus
den letztgenannten Beständen
keine Alpung der Tiere im Be-
kämpfungsgebiet erfolgt ist,
müssen die epidemiologischen
Zusammenhänge in diesen
Fällen genau abgeklärt werden.
Auch wenn der Verlauf der
Untersuchungen beim Vieh-
bestand bisher günstig ist, ist
es noch zu früh, um daraus
Schlussfolgerungen zu zie-
Räumliche Verteilung der Proben (Erläuterungen siehe Text)
hen. Wie beim Rotwild wird
Schlussfolgerungen nicht übersehen werden, dass Entscheidend für die weitere auch hier – mit dem Fokus
und Ausblick die Zahlen trotz Abschuss- Vorgangsweise ist neben den auf die betroffene Region –
erhöhung im Landesschnitt Ergebnissen von 2014 auch eine Fortsetzung der Untersu-
Am Ende des ersten Jahres von 77% liegen bzw. diesen der Fütterungsbestand in die- chungen notwendig sein, um
der Bekämpfungsphase darf sogar übertreffen (Klostertal). sem Winter. Da beim derzei- den Verlauf zu beobachten.
durchaus ein positives Re- Im Silbertal war von vornher- tigen Wildbestand ähnliche
sümee gezogen werden. Die ein klar, dass die nochmalige Prävalenzen angenommen Abschließend soll allen am
Einteilung in die Zonen und Abschusserhöhung schwer werden müssen wie bei den Monitoring beteiligen Jägern,
die darin vorgenommenen zu erfüllen sein wird, da be- Ergebnissen von 2014 muss insbesondere aber den Jägern
Abschusserhöhungen haben reits der Abschuss in den der Bestand speziell in der und Jagdaufsehern in den HG
sich als richtig herausgestellt. letzten Jahren sehr hoch war Kernzone weiterhin stark be- 2.1 und 2.2, den Funktionä-
Wenn auch die Abschusser- und nach Angaben der Jagd- jagt werden. Durch eine hohe ren, Arbeitsgruppenmitglie-
füllung mit 92% im Klostertal verantwortlichen schon eine Beprobungsrate ist weiterhin dern und den Amtstierärzten
und 76% im Silbertal unter Reduktion des Wildbestandes sicher zu stellen, dass die Ent- herzlich für ihren wertvollen
dem gesteckten Ziel liegt, darf eingeleitet hat. wicklung der Prävalenz mög- Beitrag gedankt werden!
AKTUELL März/April 2015 13Der Tierarzt berichtet
Augen auf beim Welpen(Ver)kauf
Dr. Stefanie Siciliano, Fachtierärztin für Kleintiere, tätig in der Tierklinik Schwarzmann seit 2010
Mit Jahresbeginn gibt es ei- Anmeldung des Hundes bei
nen neuen Heimtierpass für der Gemeinde, welche die
Hunde. Gleichzeitig mit dem Hundesteuer einzieht!
Heimtierpass wird von den
Behörden verstärkt auf die Neuer
korrekte Registrierung unse- Heimtierausweis
rer Hunde geachtet.
Seit dem 29.12.2014 gelten in
Aus diesem aktuellen An- der EU zusätzlich neue Be-
lass möchte ich mit diesem stimmungen für das Reisen
Artikel Hundehalter/ Hun- von Heimtieren. Die Regelun-
dezüchter aufklären, was sie Injektionsapplikator für Mikrochip gen wurden hauptsächlich er-
hinsichtlich Kennzeichnung stellt, um das Verbreiten von
und Registrierung zu beach- Tierseuchen im europäischen
ten haben, ab wann ihr Hund Raum zu verhindern und gel-
einen Heimtierausweis benö- ten für Haustiere, die für Toll-
tigt und welche Veränderun- wut empfänglich sind. Dazu
gen der neue Heimtieraus- gehören Hunde, Katzen und
weis mit sich bringt. Frettchen.
Mikrochip Mit dem Inkrafttreten der
neuen Verordnung wurde
Seit dem 01.01.2010 müssen Mikrochip ab dem 29.12.2014 auch der
alle Hunde in Österreich neue Heimtierausweis einge-
gechippt werden. Dies darf er nicht in Deutschland ge- Es gibt verschiedene Mög- führt. Alte bereits ausgestell-
hierzulande nur von Tier- chippt wurde. lichkeiten, seinen Hund in te Heimtierausweise verlie-
ärzten durchgeführt wer- Der Mikrochip ist zirka reis- der österreichischen Heim- ren aber nicht ihre Gültigkeit.
den. Hundezüchter, also korngroß und wird in der tierdatenbank registrieren zu Hat ein Hund einen Heim-
auch Hobbyzüchter, die Regel an der linken Halsseite lassen: tierausweis, gilt er ein Hun-
Welpen ohne Stammbaum unter die Haut injiziert. u der Hundehalter kann bei deleben lang. Der EU-Heim-
abgeben, müssen beachten, seinem Tierarzt die Regis- tierausweis ist als amtliches
dass die Welpen spätestens Registrierung in der trierung über eine private Reisedokument angedacht,
im 3. Lebensmonat, aber auf Heimtierdatenbank Datenbank (z.B. animalda- ähnlich einem Reisepass für
jeden Fall vor der Abgabe an ta) in Auftrag geben, wel- den Reiseverkehr innerhalb
den zukünftigen Besitzer ge- Ähnliches gilt für die Regis- che die Daten zusätzlich der EU, kann jedoch auch
chippt werden müssen. trierung der Hunde in der an die Heimtierdatenbank ohne Reiseabsicht als Impf-
Heimtierdatenbank. Der weiterleitet. pass verwendet werden.
Der Chip enthält neben dem Züchter ist laut Tierschutz- u der Hundehalter meldet
15-stelligen Zahlencode, der gesetz dazu verpflichtet, die die Daten selbst an die Für Tiere, die nur innerhalb
die genaue Identifikation des Welpen spätestens vier Wo- zuständige Bezirksverwal- Österreichs gehalten werden,
Hundes ermöglicht, einen chen nach dem chippen und tungsbehörde ist das Ausstellen eines Heim-
landesspezifischen Code, an wiederum vor der Abgabe u der Hundehalter führt die tierausweises nicht zwingend
dem das Geburtsland des der Welpen an den neuen Meldung selbst online über erforderlich. Ganz im Gegen-
Welpen abgelesen werden Besitzer auf seinen Namen http://heimtierdatenbank. satz zum Chippen und der
kann. registrieren zu lassen. ehealth.gv.at durch. Registrierung in der Heim-
Wenn zum Bespiel ein Wel- tierdatenbank, das für alle
penkäufer einen Hund in Falls ein Hund von einem Jede Änderung, also auch die Hunde gilt.
Deutschland kauft und Vorbesitzer übernommen Abgabe des Hundes muss
der Chip aus der Slowakei wird oder aus dem Ausland vom Hundehalter gemeldet Wie schon bei den alten
stammt, sollte genau nach- nach Österreich importiert werden. Heimtierausweisen, müssen
fragt werden, woher der wird, gilt ebenfalls diese Die Meldung zur Heimtier- die Hunde vor der Ausstel-
Welpe stammt und warum Vier-Wochen-Frist. datenbank ersetzt nicht die lung eines Heimtierausweises
14 Vorarlberger Jagd TIERARZTdurch einen Mikrochip ge- dies Hunde an den bekannten
kennzeichnet sein. Hundekrankheiten wie z.B.
Neu ist jedoch, dass Name Parvovirose kurz nachdem sie
und Kontaktinformation des der Käufer übernommen hat.
ausstellenden Tierarztes ein- Deshalb ist die Aufklärung der
getragen werden, und von potentiellen Hundekäufer be-
diesem unterschrieben wer- sonders wichtig.
den müssen. Durch diese Än-
derung kann nachvollzogen Ein verantwortungsbewuss-
werden, wo und durch wen ter Hundekäufer sollte im-
der Ausweis erstellt wurde. mer darauf achten, dass
Auch die Angaben zum Tier- sein zukünftiger Welpe aus
halter müssen durch die Un- einer anerkannten Zuchtstätte
terschrift des Tierhalters be- stammt, gechippt und ge-
stätigt werden. impft ist. Der Welpenkäufer
sollte schon vor der Abgabe
Eine weitere Neuerung be- mit dem Züchter in engem
steht darin, dass die Anga- Kontakt stehen und er sollte
ben zur Kennzeichnung des Magyar Viszla-Welpe aus einer Vorarlberger Zucht vor dem Chippen diesen beim Züchter direkt
Tieres, sowie die im Ausweis abholen.
befindlichen Aufkleber (z.B. Viele Hundebesitzer und Hun- del effektiv entgegengewirkt Welpenkäufe über das In-
der Tollwutimpfung) durch dezüchter betrachten die Ver- werden, da die Herkunft der ternet mit Übergabe auf
eine Laminierung versieglt ordnungen als Schikane und Welpen immer nachvollzieh- Autobahnraststätten sind
werden müssen. Der ausstel- als unnötigen Verwaltungs- bar bleibt. verdächtig und abzulehnen.
lende Tierarzt ist verpflichtet, aufwand. Wird jedoch die Bei einem Welpenkauf im
Ausweisnummer des Passes Kennzeichnung, Registrierung Häufig erleben wir in unserer Ausland ist für die Einfuhr
zusammen mit der Chipnum- und korrekte Ausstellung des Klinik Welpenkäufer, die einen neben den Zollformalitäten
mer und den Angaben zum Heimtierausweises ordnungs- Hund gekauft haben ohne des- zusätzlich immer ein korrekt
Besitzer für mindestens drei gemäß durchgeführt, kann da- sen genaue Herkunft zu ken- ausgefüllter Heimtieraus-
Jahre aufzuzeichnen. mit dem illegalen Welpenhan- nen. Oft erkranken oder sterben weis nötig.
TIERARZT März/April 2015 15Sie können auch lesen
