URBANITÄT MODERNITÄT METROPOLEN - Kulturchannel
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Bruecke_76_U1_U2 26.03.2007 8:55 Uhr Seite 1 Nr. 76 · April 07 · e 2,91 E DIE BRUCKE kärnten•kunst•kultur 02Z032603M · Verlagspostamt 9020 Klagenfurt ·Erscheinungsort Klagenfurt DIE BRUECKE ZUM STADT.LABOR URBANITÄT MODERNITÄT METROPOLEN alle kulturtermine im april 2007 www.bruecke.ktn.gv.at P. b. b. GZ
Bruecke_76_U1_U2 26.03.2007 8:55 Uhr Seite 2 L er Le se r Li eb e Le se ri n, li eb A Ich möchte diesmal das Editorial nützen, um einige Dinge in Sachen DIE BRUECKE zu erläutern: Nun, dass es seit geraumer Zeit Schwerpunkte gibt, ist längst bekannt. Diesmal nähern wir uns dem Thema I Stadt.Labor sowohl aktuell mit dem lokalen Bahn- hofstraßenprojekt, (das „brücken-gemäß“ versucht, Raum und Zeit alle Kulturbereiche zu beinhalten bzw. zur Dar- stellung zu bringen), als auch vermittelt durch an- für das Symbol der Liebe – R dere Zugänge oder Ausgänge – wie die neue Serie EHERINgE mit den Stadt.Porträts. Denn es ist uns immer wie- der ein Anliegen, den Blick nach draußen zu richten bzw. kritische Blicke von außerhalb des Landes zuzu- O lassen – dementsprechend finden Sie auch die Rubrik: INNEN.AUSSEN. Im Zentrum von Klagenfurt, gleich hinter dem Hotel Moser- Wie bereits im Februar angedeutet, gibt es auch Verdino, hat Mitja Einspieler „DIE SCHMUCKWERKSTATT“. für die Erscheinungsweise der Brücke Neuerungen: T Durch die besondere Atmosphäre der Werkstatt will Ein- Aufgrund der Neuerscheinung eines eigenen Kärnt- spieler schon das Aussuchen der Trauringe zum schönen ner Kulturtourismusmagazins, das zweimal im Jahr und bewegenden Erlebnis machen. Zeit und Ruhe erlauben herauskommen soll (einmal im Frühjahr – gleich mit eine sehr persönliche Beratung und eine typgerechte Blick auf den Kärntner Kultursommer – und einmal I Auswahl, auf Wunsch auch die Entwicklung individueller im Herbst), werden die Ausgaben der Brücke Einzelstücke nach den Vorstellungen des Brautpaares. reduziert – Sie erhalten darum das neue Produkt frei Zentrale Säulen des eleganten Angebotes für den Haus geliefert und ein abgespecktes Brückenheft im Mai. D wichtigsten Tag des Lebens sind handgemachte Ringe nach Entwürfen der eigenen Werkstatt, ergänzt durch edle Die Zeit bis zur nächsten regulären Ausgabe im Stücke internationaler Schmuckkünstler. Der klassische Juni wird genützt, um der guten alten Brücke ein wenig ein neues Outfit zu verpassen. So planen wir Einspieler-Ehering ist gefertigt aus zwei Metallen. E einen sanften Relaunch, um neue Tendenzen mit Entstanden ist dieser Ring, so Mitja Einspieler, bei der Suche auf die Brücke zu nehmen und Sie wie gewohnt auf nach dem perfekten Ausdruck für die Verbundenheit eines modernste Weise zur Kultur zu bringen, sozusagen Paares. Die zwei Metalle halten fest zusammen, ohne ihre State of the Art – aber keine Sorge, Sie werden Ihre Eigenheit zu verlieren. gewohnte Brücke jedenfalls wiedererkennen bzw. Seine Frau Martina und er – im Bild – tragen solche: vielleicht auch gar nicht bemerken, dass unser Auch bereits verheiratete Paare sind in der Ehering- „Frühjahrsputz“ diesmal der äußeren Erscheinungs- Werkstatt herzlich willkommen. Denn die Idee des form galt ... Einspieler-Ringes kann auch nachträglich umgesetzt werden. Die Veredelung von Trauringen durch eine zweites Mit der April-Ausgabe wieder Metall ist eine gute Gelegenheit, das Versprechen zu viel Vergnügen wünscht erneuern. PR Ihr bruecken-bauer Günther M. Trauhsnig EINSPIELER – Die Schmuckwerkstatt 9020 Klagenfurt/Celovec, Renngasse 7 Tel. 0463/ 502767, www.einspieler.info
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:34 Uhr Seite 3 Inhalt D i e B r ü c k e – k ä r n t e n . k u n s t . k u l t u r · N r. 7 6 , A p r i l 0 7 4 horizonte 5 tipp Buchwoche zum Welttag des Buches Foto: Neumüller 7 da. schau. her Fabio Zolly, Veneziana Gas, 1990 9 denk. mal ! Südbahngürtel 24, Klagenfurt 10 aviso/CMA als Baustelle 11 spuren.suche Die Mörder des Tyrannen Der Markt- und Versammlungsplatz Agora in Athen Labor.Stadt Mit dem Klagenfurter 12 bühnen.bretter Ensemble begibt sich Infos & KulturPass-Formular beim Stadt Labor II die Bruecke auf Portier der Landesregierung, Erkundungstour. Es Über „das Lesen“ von Stadt„atmosphären“ bei den Bürgerbüros des Landes- geht darum die Ge- heimnisse entlang der hauptmannes, in den Bezirks- 16 spuren.suche hauptmannschaften und in den Klagenfurter Bahnhof- Vom Boulevard zur Rambla strasse zu entdecken. Soma-Märkten bzw. auf Expedition (in die) Bahnhofstraße Seite 12 www.kulturchannel.at 19 buch. musik. tipps 20 sprung.brett Impressum Foto: Tin Ujevi´c Lokal/Zakula Herausgeber, Medieninhaber und Copyright Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm sowie Verantwortlicher Redakteur Die musikalischen Geschwister Fliedl Landeskulturabteilung – Öffentlichkeits- 21 klang.körper arbeit und Kulturmarketing 9020 Klagenfurt, Burggasse 8 Lobgesang auf Bernstein Mag. Günther M. Trauhsnig Psalmenvertonungen im Klagenfurter Dom Tel. 050-536-30 5 38 22 stories for the exhausted Fax: 050-536-30 5 39 e-mail: guenther.trauhsnig@ktn.gv.at Vinyl liegt in der Luft & Love is in the Air Redaktionelle Mitarbeiter dieser Ausgabe: 23 innen.aussen Serien.Stadt Silvie Aigner, Horst L. Ebner, Ingrid Eine neue Serie Freytag, Michael Herzog, Geraldine Klever, Stadtporträt.Serie porträtiert die H. C. Mayer, Carmen Nausner, Leonhard Zagreb aus der Sicht eines Insiders Besonderheiten euro- Paries, Mario Rausch, Arnulf Rohsmann, päischer Städte. Roxanne Rohsmann, Marion Schaschl, Ilse 24 Zum Phänomen „Stadt.Labor“ in Europa Dabei sollen ver- Interview mit der Regisseurin und Literatin Christiane Neudecker Schneider, Dieter Schrage, Andreas schiedene Blickwinkel Staudinger, Günther M. Trauhsnig, und Insider-Berichte 26 vorlese.prvo branje Gabrielle Visser, Slobodan Zakula ein lebendiges Bild Staub aus dem Osten ergeben. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben Eine literarische Stadtreise von Martina Wadl Seite 23 die Meinung der Autoren wieder. Die Redak- tion behält sich vor, Beiträge bei Bedarf zu 28 blick.punkt kürzen oder zu ändern. Zur Verfügung Von Wien über Tokio nach Nötsch und retour gestelltes Text- oder Bildmaterial wird (wenn Foto: Brandenburger Tor/phase7 nicht anders vermerkt) nicht retourniert. 29 Baumeister Hildebrandt in Wien Aboannahme Installation von Gudrun Kampl im Oberen Belvedere Kulturabteilung des Landes Kärnten, 30 a t e l i e r. b e s u c h Elisabeth Pratneker, Telefon 05-0536-30 5 82, Zwischen urbanem Stadtraum und Blick auf den Mittagskogel Fax 05-0536-30 5 00, Die Spuren der Realität in den Bildern von Richard Kaplenig e-mail: elisabeth.pratneker@ktn.gv.at 32 Loft zum Luftholen Kulturtermine Urbane Künstlerwelt von Eveline Heregger und Claus Appenzeller e-mail: bruecke@ktn.gv.at Fax: 050-536-30 5 39 34 kärnten.art Literatur.Stadt Grafik Die Maske der Wirklichkeit Die in Berlin lebende Harald Pliessnig Schriftstellerin Satz und Lithos Heide Maibach und Christof Eder in der Galerie de La Tour Christiane Neudecker TextDesign GesmbH, 36 Eine Frau mit Bodenhaftung beschreibt ihre Gedan- Tel. (0463) 26 13 72-10 Gerlinde Tichy leitete die Galerie ihres Mannes ken zum StadtLabor. Druck Räume werden insze- Kärntner Druckerei Tel. (0463) 58 66 39 Yin-Yang Zentren in Europa niert und Städte verändert. Verlagspostamt Die Verbindung zwischen dem Jauntal und der Schweiz Seite 24 9020 Klagenfurt lust.auf.kultur Einzelpreis d 2,91 Abonnement 40 Kärntner Kulturkalender 10 Ausgaben d 25,44 43 Galerien/Ausstellungen inkl. KulturCard Kärnten, Porto und Versand. U R K U L T Cover: Bahnhofstraße „gese- 45 Kino/Filmtipps hen“ von Ferdinand Neumüller www.bruecke.ktn.gv.at Die Brücke 76 – April 07 3
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:34 Uhr Seite 4 Hass.Liebe Shakespeares Romeo und Julia ist eine schier unerschöpfliche Inspirationsquelle für alle denkbaren Formen des Theaters. Die Neuversion dieser tragischen Liebes- geschichte, von Choreograph Bernd Liepold-Mosser inszeniert, zeigt den Hass, der scheinbar durch Kleinigkeiten K l e c z m e r. M u s i k E zwischen den Kulturen entstehen kann Motl, der Sohn des Kantors vom großen jiddischen Schriftsteller Sholem Alejchem, der und diese trennt, aber auch die Liebe, T unter anderem auch die Vorlage zum Musical Anatevka lieferte, tut viel Gutes. Am welche diesen Hass überwinden kann. 20. April im Parkhotel Villach begibt sich Caroline Koczan mit der Kleczmergruppe gojim Die Produktion des Slowenischen Kultur- N (Foto) auf eine szenisch-musikalische Reise, die nicht nur den Charme eines Lebens im verbandes, die auf Kärnten direkt Bezug ostjüdischen Schtetl aufblitzen lässt, sondern auch dem derzeitigen Hauptprojekt des nimmt, feiert mit Marjan Stikar und Sissi O Soroptimisten-Clubs dient, der Impfvorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs, dem der Noe in den Hauptrollen am 20. April um Reinerlös des Abends zu Gute kommt. Über gojim heißt es: Augen und Ohren gehen 20 Uhr im k&k Zentrum in St. Johann/Ro- Z einem auf und man möchte mittanzen. GF sental Premiere. JM I R S c h w e i z e r. K u n s t O Gar keinen Käse, sondern sehr viel Schweizer Kunst und Kultur können die H Villacher bis 28. April genießen. Das Kunsthaus Sudhaus zeigt die besten Schweizer Comic-Kunstwerke, zusam- mengestellt von der Kulturstiftung Pro Helvetia. Was das Leben zu bieten hat zeigt das Theater en gros et en detail in einem (Kinder)Stück über Macht und Ohnmacht am 13. April (neuebuehne). Und am 10. Mai glänzt wieder Peter Rinderknecht mit Swiftli spielt den Hard Time Blues. Im Café Bernold wird neue Literatur aus der Schweiz präsentiert, von Daniel Ammann bis Martin Suter. Damit wirklich für jeden Besucher einiges geboten wird tritt schließlich am 21. April auch noch die Gruppe Stiller Has (Foto) auf – mit Endo Anakonda, einem in die CH ausgewanderten Kärntner, der am folgenden Vormittag im Gespräch mit Bertram K. Steiner aus seiner alten und neuen Heimat einiges zu erzählen hat (www.stillerhas.ch). Und Schweizer Jugendfilme gibt es im Filmstudio Villach (siehe Seite 46). GMT 4 Die Brücke 76 – April 07
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:34 Uhr Seite 5 Kult.Statt Der Nipple Jesus des Londoner Kultautors Nick Hornby eröff- net das 18. Theaterfestival: Spectrum 07 findet unter der Leitung von Katrin Ackerl Konstatin bis 20. Mai in der neuebuehne Villach statt. Der tipp Bühnenmonolog über einen Nachtclub-Rausschmeißer, Welt.Buch.Woche der zum Verteidiger und Ab 23. April (19 h) finden anlässlich des Museumswärter eines um- Weltbuchtages auch in Kärnten zahlrei- strittenen Jesus-Kunstwerkes che Veranstaltungen und Lesungen statt. wird, wurde von Hubert Die Eröffnungsrede hält Josef Winkler. Dragaschnig mit viel Witz und Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn doch auch sehr viel Wahrheit schöne Teppiche seinen Boden und kost- umgesetzt. Als eines der fünf bare Tapeten und Bilder seine Wände be- besten, außerhalb des üblichen decken schrieb einst Hermann Hesse. Theaterbereichs produzierten Deshalb wird in Klagenfurt die Wirt- Stücke macht dies am 27. April schaftskammer kurzerhand in eine Lese- den Anfang und kämpft, wie Fakultät umfunktioniert. Bis 27. April auch die folgenden vier Pro- führen Autoren aus unterschiedlichen duktionen, um die Stimmen Bereichen wie etwa Wolfgang Böck und der Zuschauer – um den neuen Günther Schatzdorfer das Publikum Spectrum-Theaterpreis 07! durch kulinarische Landschaften, für GT verschiedene Altersgruppen (Bild: Michael Stavaric, der für seinen Roman Terminifera euphorische Kritiken erhielt, Sita R. de Jenner Handyberg, Inge Hermann Das Regentropfenkind, Usch Luhn Blind, Janja Vidmar Zwei Freunde) oder widmen sich der wichtigsten Nebensache der Welt (Robert Kratky und Daniela Zeller erzählen die ganze Wahr- heit). Und wer bei den außergewöhn- lichen Management-Gedanken von Anja Förster und Peter Kreuz so richtig in Schwung kommt, der kann sich dann auch gleich bei Thomas Schäfer-Elmayer den richtigen Schwung in Sachen Tanz- schritte und Umgangsformen holen. Und damit die Bücher nicht verstauben, sollte man im April auch weitere Lesungen wie jene im Musil-Institut (zu Robert Musil, 15. April, Ilija Trojanow Der Weltensamm- ler 17. April, Kevin Vennemann Mara Kogoj 26. April), Aufgelesenes von Villacher Schulen bis ins Parkhotel oder Christina Kamotes Beatles zum Besten gibt. In der darauf Jonke in der Galerie Kargl, Millstatt, Fingerpicking folgenden Woche am 12. April werden im besuchen. MM Ein kamoter Abend ist am 4. April im Kamot die Blueswuzln (Foto) mit ihrem Stars und Sternchen bei der Klagenfurter Jazzkeller in Klagenfurt garantiert wenn gemischten Repertoire aus Rock und Buchwoche vom 23.-27.April Peter Ratzenbeck zur Gitarre greift und Blues-Standards kräftig in die Saiten Zum 5. Mal veranstaltet die Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer mit unnachahmlichen Fingerpicking hauen. Mit ihren Eigenkompositionen Kärnten heuer diese Buchwoche. Das Medium seine eigenen liebevoll durchdachten sowie gerne gehörten Klassikern bringen Buch wird dabei eine Woche das Klagenfurter Stadtbild durch Veranstaltungen (Lesungen, Songs wie auch Medleys von legendären sie in jedes Lokal Stimmung und Musik, Signierstunden, Exkursionen für Schulen) Songwritern wie Bob Dylan oder den die unter die Haut geht. MH prägen. www.buchwoche.net. Die Brücke 76 – April 07 5
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:35 Uhr Seite 6 Foto MMKK/Assam Berlinde De Bruyckere, Schmerzensmann V, 2006 Schmerzens.Mann in der Burgkapelle Donald Baechler und blickwechsel im MMKK Grenz.Kultur Die international renommierte belgi- Die Zukunft Europas als kulturelles Pro- sche Künstlerin Berlinde de Bruyckere jekt beschreibt Emil Brix auf Einladung (43) bespielt mit ihrem überlebens- der Österreichisch-Slowenischen Gesell- großen Schmerzensmann den Kunst- schaft in einem Vortrag am 17. April im raum der Burgkapelle im MMKK (auch Klagenfurter Landesarchiv. Der Diplomat während der Osterzeit). Der Schmer- und Historiker beschäftigte sich in zahl- zensmann als ikonografische Figur reichen Büchern und Artikeln immer reicht bis ins Mittelalter zurück. Das wieder mit Kulturabkommen verschiede- barocke Ambiente der Burgkapelle ner Nachbarregionen wie zuletzt auch verleiht der Skulptur eine zusätzliche jenem zwischen Kärnten und Slowenien. Note, die in ihrer Spannung nahezu Dabei wird Brix nicht nur aus seinen atemberaubend wirkt. Die Künstlerin Erfahrungen als Leiter der Kulturpoliti- versteht es, traditionelle sakrale The- schen Sektion im Außenministerium und men in eine zeitgenössische, oft frag- stellvertretender Vorsitzender des Insti- mentarische Formensprache höchster tuts für den Donauraum und Mitteleuro- Eindringlichkeit zu übertragen. Der pa berichten, es sollen auch Antworten nackte langgliedrige Körper, der so auf Nachbarschaftsfragen gefunden oder schmerzhaft verformt an der Säule zumindest diskutiert werden. JP hängt, erscheint verstümmelt, dünn, bleich, schwach und ausgemergelt. Der qualvolle Tod umgibt diese Figur, die Gewalt, die Angst und der Schmerz ist in der Fragilität und Verletzbarkeit des Körpers überaus deutlich zu spüren. CW Donald Baechler. Skulptur und Malerei blickwechsel n°3 aus der Sammlung. Kunstankäufe 2005/2006 burgkapelle im MMKK: Berlinde de Bruyckere. Der Schmerzensmann bis 20. Mai im Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse/Domgasse, Klagenfurt Blickwechsel Nr.3 mit Thomas Baumann Hans Bischoffshausen Theres Cassini Julius Deutschbauer/Gerhard Spring Ü b e r. S c h n e i d u n g e n Josef Dabernig Gisela Erlacher Durch die Ausstellung von drei Künst- Gernot Fischer-Kondratovich lern, welche die Galerie Judith Walker Martin Gansberger Markus Gansberger B r e m e r. K i n d e r bereits seit den Anfangstagen in der Stephan Gyurko Vier alte Tiere werden im April von Hans- Caroline Heider kleinen Gartengalerie in Hermagor Gudrun Kampl Jörg Scherr in ein neues musikalisches begleiteten, sowie einer Malerin im Franco Kappl Manuel Knapp Gewand eingekleidet. Die Bremer Stadt- spannenden Dialog mit den Dreien Kurt Kocherscheidt musikanten treffen sich bei Jeunesse- öffnet sich auch im 20-jährigen Bestehen Alois Köchl Eric M. Kressnig Konzerten für Kinder in Millstatt (18.) das Tor ins Rosental. Entwicklungen, Alina Kunitsyna Judith Lava und Klagenfurt (21). Unterstützt werden Leben, Kraft, Vergänglichkeit und die Michaela Math Hahn, Katze, Hund und Esel dieses Mal Identität des Einzelnen, von Sylvia Michael Mauracher Birgit Pleschberger vom Konse-Kammerensemble unter der Kummer (Bild), Johann Feilacher, Alois Wolfgang Reichmann Leitung von Wolfgang Czeipek. Erzählt Verena Resch Riedl und Gustav Januš auf verschiedens- Katarina Schmidl wird die Geschichte von den Tieren, die in te Art und Weise und mit den ihnen Nicole Six & Paul Petritsch Martina Steckholzer der Hansestadt Musiker werden und auf eigenen Mitteln von Holz bis Stein darge- Fritz Steinkellner ihrem Weg ins Glück so mancherlei stellt, stehen im Zentrum der diesjähri- Karin Sulimma Herwig Turk/Günter Stöger Tücken und Hindernisse zu bewältigen gen Frühjahrsausstellung der Galerie – tpow - Karin Sulimma, Mounty Zentara Klaus Dieter Zimmer haben, von Ronald Pries. FT ab 22. April. HM 6 Die Brücke 76 – April 07
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:35 Uhr Seite 7 K ö r p e r. S t r i c h Malen als ständiger Dialog bildet bei Werner Strobl immer auch einen langsamen wie auch spielerischen Prozess zur Konstruktion von künstlerischen Bilderwelten. Diese spannende Art der Erschließung von Kunst und Körper ist in der Galerie Unart bis 21. Mai in seiner Ausstellung Körper.Strich zu sehen. Das Körperliche folgt dabei aber keinen Bauplänen, es gewinnt die künstlerische Kraft daraus, dass die Malerei ohne exakten Ablauf auskommt und das Ende des Prozesses völlig offen und unbekannt bleibt. Der gebürtige Innsbrucker, der bei Prof. Arik Brauer und Josef Mikl an der Akade- da.schau.her mie studiert hat, lebt und arbeitet als freischaffender Maler in Wien. GR fabio zolly veneziana gas [1990] wachsmalstift auf leinwand [durchreibetechnik] 30 cm mal 30 cm woraus denn die stadt bestehe und wodurch sich städte unterscheiden, fragt fabio zolly. ob es die spektakulären objek- te seien, der markusdom, oder die über- sehenen, die kanaldeckel, die gusseiser- nen deckel der städtischen gasversor- gung. fussgewetzt und blickgeschont. der zielorientierte blick der eilenden, der gehetzten, lässt das einfache ding in ruhe, und sei es der deckel. es offeriert sich dem blick auf die stadt in biedermeierlicher nahsicht. dem gesenkten blick fällt zu, was der B e . w a h r e n / V e r. w e h r e n Heinrich.Harrer waagrechte, der bürgerliche blick miss- Rainer Wulz verbindet auch in seiner Eine interessante Kultur, und heute noch achtet. der ignoriert auch, was über ihm neuesten Ausstellung Verwahrte Räume, sehr ursprünglich erhalten, ein Volk mit noch zu schauen ist. unter und über die bis 28. April in der Galerie im Schloss viel Freiheitsdrang verbirgt sich hinter der achse gibt es zu schauen, was die Porcia in Spittal/Drau zu sehen ist, den diesen Figuren berichtete Heinrich Harrer beklemmende normalität des sehens Wandlungs- mit dem Elementcharakter. einst über seine Naga-Sammlung. Holzfi- verbirgt. Seine Arbeiten aus Holz und Stein verweh- guren, Masken, Gegenstände aus Holz, kein physisches hindernis kann sich ren sich dem Zeitlichen. Sie lassen einen Metall und Knochen sowie Schmuck und zwischen objekt und auge schieben. kein nicht warten auf etwas, dass sowieso nie hervorragend gefertigte Textilprodukte schau-verbot konnte jemals bremsen. eintreffen wird oder kann, sie bilden den aus Nord-Ostindien, der Herkunftsregion dem erkennenden schauen kann erken- Gegenpol zur Betriebsamkeit einer kon- dieses Volkes, zeigt die Sonderausstel- nendes sprechen folgen. erst dann sind struierten Wirklichkeit. Wulz sucht dabei lung Die Kunst der Naga ab 1. April im sprechverbote durchsetzbar. ständig nach der perfekten Verbindung Heinrich-Harrer-Haus in Hüttenberg. erkennendes schauen beginnt im detail. des Menschen mit dem ihm zur Verfü- Damit öffnet zugleich sein Museum die rücksichtslos, genau und im kontext. gung stehenden Material und öffnet dem Pforten, die bis 31. Oktober täglich geöff- seine folgen sind nicht absehbar. a.r. Besucher verwahrte Räume. CK net sind. GMT Die Brücke 76 – April 07 7
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:35 Uhr Seite 8 E T N O Z Anflug aufs Drautal I Foto: dermaurer Nur wenigen Bands gelingt es ihre Songs wirklich live so rüberzubringen, dass ein R reichhaltiges Emotionsspektrum die Menge zum Toben bringt. Jonas Gold- O baum tauchten bis jetzt im Meer und feierten einige Sternenpartys. Nachdem Nudel.Fabrik H sie zuletzt noch am Boden geblieben Die Aufnahme der Buhštabenzupe mit Hatschek, einem Kärntner Qualitätsprodukt aus waren (mit ihrem Debüt: Tower an der legendären Nudelfabrik in Finkenstein, soll in der Projektreihe 07 Stoffwechsel eben Bodenpersonal), scheinen sie jetzt mit jenen anregen. Die Suppe wird durch die Zweisprachigkeit kräftig gewürzt und durch jeder Menge Airplay in FM4 und GoTV den kulturellen Austausch gut verdaulich gemacht. Denn Kunst soll im 21. Jahr des abzuheben. Am 28. April befinden sich Unikum-Bestehens weiter in neue Räume eindringen dürfen, alltägliche Situationen die Österreicher sich im Anflug auf Berg erfassen und die Abspaltung von Erkenntnis ermöglichen. Nach der Erstausspeisung in im Drautal und werden mit ihrer Live- Müllern können sie alle Feinschmecker am 1. Mai im k&k in St.Johann/Rosental (ab 11 h) Performance die q-bar zum Beben und danach bei zwei weiteren Terminen (20. Juni im Musilhaus und 12. Juli auf der Burg bringen. GMT Gmünd) einmal ausprobieren. Infos und Bestellungen: www.unikum.ac.at GG Ta n z . F i e b e r Hoch.Zeit Sound.Clash Eine atemberaubende Tanzshow im Stile Nach 25 hektischen gemeinsamen Jahren Bereits zum 2. Mal veranstaltet die Aktion von Stomp oder des Cirque du Soleil zeigt haben Viktor Gernot, Wolfgang Fifi Piss- Mutante den Soundclash in Arnoldstein. die Broadway Dance Company am ecker, Florian Scheuba und Werner Sobot- Das Motto ist auch diesmal wieder ein 8. April im Stadtsaal Lienz. Profitänzer ka nun doch beschlossen zu heiraten. abgewandeltes Bibelzitat Wenn Euch die aus den USA, Irland, Russland, Mexiko Anlässlich ihres aktuellen Programms bösen Buben locken, so folget ihnen doch – und Spanien verbinden dabei die High- Silberhochzeit führt sie die Hoch.Zeits.Rei- und zwar am 21. April (zugleich mit der lights aus Riverdance und Dirty Dancing se auch nach Kärnten im April (am 27. ins Robert-Schöffmann-Finissage) auf die mit der irischen Stepptanzproduktion Congress Center nach Villach und am Klosterruine. Mit Suicide Inside (Bild), der Gegenwart. Dabei werden dem 28. gastiert das doppelte Brautpaar im einem Nebenprojekt von Ambassador21, Besucher ebenso heiße Tango-Rhythmen Konzerthaus in Klagenfurt). Zwecks ihres kommt die derzeit bekannteste Industri- und Latino-Tänze geboten wie auch Jubiläums haben die Hektiker ihre Hoch- al-Noise Band aus dem Baltikum nach Interpretationen aus bekannten Broad- zeitsgäste wie etwa die Wiener Fremden- Kärnten. Auch das österreichische Projekt way-Musicals (Grease, Saturday Night freunde, den intellektuellen Armin Furche und die Gruppe Todesstern bieten Fever) sowie Stücken aus Tanztheatern Assinger, den Eigentümer von Erwin Pröll harte düstere Klänge, befreit von Gitar- und Filmen (Moulin Rouge). MH oder den Weltpolizisten Ottfried Fischer ren und herkömmlichen Instrumenten. gleich selbst mitgebracht. MH Letztere kämpfen auf turntables und unter Einsatz verschiedener garstiger Samples mit Klang-Bastarden. GM 8 Die Brücke 76 – April 07
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:35 Uhr Seite 9 Foto: Klagenfurt, Südbahngürtel 24, Foto: BDA/Harb ehemaliges Verlags- und Druckereigebäude „Volkswille“ denk.mal Klagenfurt, Südbahn- gürtel 24, ehemaliges Verlags- und Druckerei- gebäude „Volkswille“ Luzi.Prack Alles wird anders. Zumindest wenn Martin Puntigam in seinem neuen Programm Luzi- Südlich des Klagenfurter Stadtzentrums in prack die Gier für sich entdeckt und dafür sogar aufs Land zu seinem Vater zieht. Wer in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes der Stadt bleibt ist selber schuld und deshalb empfiehlt es sich dem, der ihn auf der befindet sich das Verlags- und Druckerei- Klagenfurter Uni versäumt hat, ihn das Alte Brauhaus in Bleiburg am 24. April zu be- gebäude des Kärntner Volksverlages. Mit suchen. Und weil der Puntigam neben Berichten über seine streitbaren Nachbarn, der Planung beauftragte die Kommunisti- Witzen über Hannibal und Karthago auch Kinder traumatisiert, zahlen diese zwar nur sche Partei 1949 die Wiener Architektin die Hälfte, dürfen aber trotzdem draußen bleiben. AA Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000), die einen von den hierzulande üblichen Architekturauffassungen abweichenden, radikal-puristischen Entwurf ablieferte. Die damals 52-jährige Architektin hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich: Nach dem Studium der Architektur an der K. K. Kunstgewerbeschule als erste Frau Österreichs den Beruf einer Architektin ausübend, hatte sie sich in der ersten Hälfte der 1920er Jahre in der Wiener Siedlerbewegung für die Wohnbedürfnis- se der Arbeiterschaft engagiert und 1926 am Hochbauamt in Frankfurt/Main die so genannte „Frankfurter Küche“, den Proto- typ der modernen Einbauküche, ent- wickelt. Nachdem sie in den 1930er Jahren in der Sowjetunion Kinderbauten und Möbel entworfen und nach verschiedenen Auslandsaufenthalten in Istanbul an der Planung von Erziehungsbauten mitge- N e w. M u s e u m wirkt hatte, war sie 1940 von der Gestapo Ganz ohne Berge und Blumen (Ausstel- Orto.Fest als Widerstandskämpferin verhaftet und lungstitel: No Mountains, No Flowers, bis Die Orto Bar ist jeden April traditionell nach Beantragung des Todesurteils zu 15 21. April – Finissage zugleich 2. Sound- Zentrum des musikalischen Geschehens Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Ihre clash), ohne Schmuck und Zierde, weiht in Laibach. Das heurige Orto Fest übertrifft Hoffnung, in Österreich nach 1945 an die Robert Schöffmann das neue Museum in mit einem vielfältigen und attraktiven im öffentlichen Wohn- und Siedlungsbau Arnoldstein ein. Als Vertreter des Realis- Programm alle Erwartungen. Mehr als 30 erbrachten Leistungen der 1920er Jahre mus reduziert Schöffmann in seinen Bands (!), darunter internationale Acts wie anzuknüpfen, sollte sich nicht erfüllen: Tusche-Zeichnungen den weiblichen Akt Therapy?, Questions und Cult Of Luna Wegen ihrer politischen Einstellung blieb in fast minimalistischer Manier. Dabei sowie die Crème de la Crème der sloweni- Schütte-Lihotzky in der Zeit des Wiederauf- achtet er auf das kleinste Detail und seine schen alternativen aber auch Mainstream- baus von der Vergabe öffentlicher Aufträge Bilder ähneln vielmehr Fotos als Zeich- Szene, werden im Laufe des Monats in nahezu ausgeschlossen. Das in einer redu- nungen oder Malereien. Die Akribie einem der besten und originellsten Clubs zierten Form ausgeführte „Volkswille“- seiner Arbeit konzentriert sich vor allem Laibachs auftreten (Foto: die slowenische Haus wurde trotz späterer baulicher Ver- auf Aktzeichnungen und Bilderbögen, die Band www.katalena.net). Jeden Tag im änderungen als signifikantes Beispiel von Aktion Mutante an einem ungewöhn- April gibt es ein Konzert: mehr Infos, Pro- anonymer Gebrauchsarchitektur unter lichen Ort ausgestellt werden. KK gramm, Tickets: www.orto-bar.com SZ Denkmalschutz gestellt. G. K. Die Brücke 76 – April 07 9
Bruecke_76_Horizonte 26.03.2007 8:35 Uhr Seite 10 A V I S O Fotos: LPD/Bodner Fotos: Carlström CMA als Baustelle wie z. B. das Beethovenorchester Land Art Bonn, der Wiener Concertverein, die Kunst mit Natur zu verbinden setzt Im Stift Ossiach vernimmt man Nürnberger Philharmoniker oder das sich der Wettbewerb Land.Art, der in derzeit die Töne von Baumaschinen Radio Sinfonieorchester Prag gebo- und rund um Rosegg stattfindet, zum und nicht von Musikern des Carinthi- ten. Heuer wird der Musikverein mit Ziel. Natürliche Elemente und Formen schen Sommers. Auf Hochtouren einer Jahresförderung von 95.000 aus der Umgebung der Drau und der laufen bereits Generalsanierung und Euro bedacht. Ebenso unterstützt Keltenwelt sollen nach einer Idee von Revitalisierung des Stifts für die wird der Meisterkurs mit Kammer- Gerhild Carlström (Bild: Jahreszeiten- Errichtung der künftigen Carinthi- sänger Helmut Wildhaber, der vom Installation) genützt werden, junge schen Musikakademie (CMA). Davon Land Kärnten in Zusammenarbeit Künstler zwischen 17 und 25 Jahren zu machten sich Kulturreferent LH Jörg mit dem Sängerbund und dem Bil- inspirieren und in ihr Schaffen einflie- Haider und Kulturamtsleiterin Erika dungswerk angeboten wird, und vom ßen zu lassen. Acht Finalisten werden Napetschnig vor Ort ein Bild. Laut 24. April bis 6. Mai in der Musikschule im Juni eingeladen ihre kreativen LIG-Geschäftsführer Johann Polzer St. Veit/Glan stattfindet. KB Gedanken in die Tat umzusetzen. Als und Architekt Markus Fiegl liegt man Preis winken neben Unterkunft und bei den Umbauarbeiten im Stift voll Verpflegung je 250 Euro. Die künfti- im Zeitplan. Mit dem Neubau des Türkisch gen Standorte und Beispielbilder multifunktionalen Konzertsaales Islamischer Verein kann man sich bereits jetzt unter und einer Mediathek werde im www.roseggonline.at anschauen. Herbst 2007 begonnen. Ab Jänner Als Schnittpunkt der Kulturen fun- Die Einreichfrist endet am 20. April. 2009 soll die CMA ihren Vollbetrieb giert der rund 70 Familien umfassen- Bewerbungsunterlagen: an die Ge- aufnehmen. Die kulturelle und touris- de Türkisch Islamische Verein für meinde, Schlossallee 2, 9232 Rosegg. tische Chance für Ossiach steigert kulturelle und soziale Zusammenar- Für Rückfragen steht auch Gerhild sich durch diese Investitionen um ein beit in Villach-Lind. Die Mitglieder Carlström (Tel. 0664/820 4966) zur Vielfaches. So soll, laut Kulturrefe- sehen sich als Kärntner, wollen aber Verfügung. rent, neben dem Carinthischen Som- gleichzeitig ihre Kultur und Traditio- mer künftig auch im Herbst und im nen wahren. Zur Sanierung des EM 08 Frühjahr die Musikakademie eine baufälligen Vereinsgebäudes sagte Die Fußball-Europameisterschaft zentrale Stellung des Kärntner Mu- LH Haider dem Obmann des Vereins, 2008 naht mit großen Schritten und sikgeschehens einnehmen und mit Mustafa Simsek, 10.000 Euro zu. deshalb setzt sich auch der Verband wichtigen kulturellen Veranstaltun- Damit soll vor allem der Gebetsraum Österreichischer Amateurfotografen- gen die Tourismusregion rund um saniert werden, da dieser auch von Vereine (VÖAV) in einem Wettbewerb den Ossiacher See beleben. MH den Mitgliedern der umliegenden mit diesem Thema rund um den Ball Bezirke genutzt wird. MB auseinander. Da die Summe von vier einzelnen Fotos bewertet wird, ist es Musik und Gesang sinnvoll auch diese Menge einzu- reichen. Einsendeschluss ist der Als ältester Ganzjahres-Konzertan- 1. Juli 2007. Teilnahmeformulare bieter Kärntens engagiert sich der erhält man in der Kärntner Landes- renommierte Musikverein mit hoch- regierung, Abteilung Kultur, oder karätigen Konzerten in der Musik- bei Manfred Taschwer unter der landschaft unseres Bundeslandes. So Tel. 0699/81478616. werden immer wieder Höhepunkte 10 Die Brücke 76 – April 07
Bruecke_76_Innen 26.03.2007 8:36 Uhr Seite 11 D i e M ö r d e r d e s Ty r a n n e n Agora von Athen: großer Markt- und Versammlungsplatz im Herzen der Stadt Wer Geschäfte machen, Behörden- konnte. Als nämlich einige Jahre spä- E gänge erledigen oder einfach nur ter die Tyrannenherrschaft auf Druck wissen wollte, was es Neues gab, ausländischer Mächte tatsächlich be- H kannte im alten Athen nur ein Ziel: endet wurde, erinnerten sich die die Agora, den großen Markt- und Athener wieder an Harmódios und C Versammlungsplatz im Herzen der Aristogeíton und machten sie ein- Stadt. Hier drängten sich an Werkta- fach zu Kämpfern für Freiheit und U gen die Händler und ihre Kundschaft, Demokratie. Als solche erhielten die dies war der Ort öffentlicher Ver- neuen politischen Heroen ihr Stand- S sammlungen und rauschender bild auf der Agora und galten fortan Stadtfeste. An der Westseite des weit- in der ganzen antiken Welt als Sym- . läufigen Areals lagen zudem einige bol für den bewaffneten Widerstand der wichtigsten athenischen Ämter gegen jegliche Form staatlicher Will- N und Ministerien, der Sitz der Regie- kürherrschaft eines Einzelnen. rung sowie das Staatsarchiv. Und Auf die athenischen Tyrannenmör- E hier, am südwestlichen Zugang zur der berief man sich später sogar im Agora, konnte man auch ein Monu- republikanischen Rom, zumindest bis R ment bewundern, das wie kein ande- die Verschwörer um Brutus und Cas- res die damals herrschenden politi- sius mit der Ermordung Julius Cäsars U schen Verhältnisse zum Ausdruck im Jahr 44 v. Chr. ein noch weitaus brachte: die Statuen zweier Männer deutlicheres Zeichen setzten. Die frei- P in heroischer Nacktheit, die mit ihren heitsliebenden Bürger Athens waren Schwertern grimmig nach vorne zu davon jedenfalls so beeindruckt, dass S stürmen schienen. sie nun auch den Cäsarenmördern Verdient hatten sich diese beiden Ehrenstatuen auf ihrer Agora errich- Athener namens Harmódios und Ari- ten ließen. Doch das Schicksal wollte stogeíton ihr außergewöhnliches es, dass Brutus und Cassius, statt die Denkmal durch eine Bluttat, die in römische Republik zu retten, nur de- den Augen ihrer Mitbürger entschei- ren Untergang beschleunigten: aus dend zur Entstehung der demokrati- den durch ihre Tat ausgelösten schen Verfassung beigetragen hatte: Machtkämpfen ging nämlich letzt- im Jahr 514 v. Chr. ermordeten sie – lich doch der Großneffe und testa- angeblich aus rein persönlichen mentarische Erbe Cäsars, Octavian, Gründen – den damaligen atheni- als Sieger und Alleinherrscher hervor; Die Statue der Tyrannenmörder. schen Tyrannen Hípparchos auf offe- und die längst unter römischer Herr- Die Ermordung von Julius Cäsar (Gemälde des italienischen Malers ner Straße. Eine ungeheuerliche Tat, schaft stehenden Athener taten gut V. Camuccini, 1771-1844). die der Bruder und Mitregent des Ge- daran, die Standbilder der Cäsaren- Rekonstruktion des „Regierungsviertels” töteten umgehend mit dem Tod be- mörder schleunigst wieder von ihrer an der Westseite der Agora von Athen. strafen ließ. Gerade dieser öffentliche Agora zu entfernen. Zumindest Har- „Märtyrertod“ führte aber dazu, dass módios und Aristogeíton blieben der an sich gar nicht politisch moti- aber weiterhin an ihrem ange- vierte Mord nachträglich zur ersten stammten Platz und erhoben ihre offenen Auflehnung gegen die athe- Waffen trotzig gegen alte und neue nischen Tyrannen verklärt werden Tyrannen. Mario Rausch Die Brücke 76 – April 07 11
Bruecke_76_Innen 26.03.2007 8:36 Uhr Seite 12 Fotos Stadt.Labor I: Staudinger/Tarmann STADT-LABOR. NÄCHTLICHE ERKUNDUNGSTOUR ENTLANG DER KLAGENFURTER BAHNHOFSTRASSE. ein projekt von andreas staudinger und roxanne rohsmann – in zusammenarbeit mit dem klagenfurter ensemble und der WIMO am 21. april 2007, von 19.12 h – 22.12 h. ausgangspunkt: hauptbahnhof klagenfurt karten: klagenfurter ensemble (ke) 0463 / 310 300 www.stadt-labor.at Fotos Stadt.Labor II: Ferdinand Neumüller
Bruecke_76_Innen 26.03.2007 8:37 Uhr Seite 13 S T A D T- L A B O R I I R E über „das lesen“ von stadt„atmosphären“ T „straßen sind die wohnung des kollektivs. das kollektiv ist ein ewig unruhiges, ewig beweg- tes wesen, das zwischen häuserwänden so viel erlebt, erfährt, erkennt und ersinnt wie T individuen im schutze ihrer vier wände.“ walter benjamin, passagen (1) E Die Atlanten sind (meist übersehener) Teil der Bahnhofstrasse. Die Installation von Bela Ban (links) und Viktor Rogy bzw. die R Fleischbankgasse und das schöne alte Haus bei der ehemaligen Liegl-Garage waren „Erkundungsorte“ von Stadt.Labor I im Vorjahr. Orte und Straßen luden im Vorjahr zum Lesen und Verweilen ein und bilden Bühnen der Erfahrung unterschiedlicher Reize – so auch heuer! B . N E N H die stadt ist nur scheinbar gleichför- eine stadt, die aus paroxystischen vielfältige geschichte, die sich in bruch- Ü mig. sogar ihr name nimmt verschiede- orten in form von monumentalen re- stücken von bewegungsbahnen, von nen klang in den verschiedenen teilen liefs besteht. der betrachter kann hier in alltäglichen ritualen und in räum- B an. nirgends, es sei denn in träumen, ist einem universum lesen, das höchste lichen veränderungen formiert. noch ursprünglicher das phänomen lust hervorruft. dort stehen die archi- die metapher des lesens von orten, der grenze zu erfahren als in städten. tektonischen figuren der coincidatio die nicht nur von certeau, sondern sie kennen heißt, um jene linien, die oppositorum geschrieben, die früher in einer vielzahl von architekten, philoso- längs der eisenbahnüberführungen, mystischen miniaturen und textgewe- phen, geographen, abenteurern ver- quer durch die häuser, innerhalb der ben entworfen worden sind. auf dieser wendet wurde und wird, hat aber für parks, am ufer des flusses entlang als bühne aus beton, stahl und glas bilden das theater (also den performativen grenzscheiden verlaufen, wissen; heißt die größten schriftzeichen der welt eine umgang mit wirklichkeiten) einen un- diese grenzen wie auch die enklaven gigantische rhetorik des exzesses an gewöhnlichen reiz. gewohnt als dra- der verschiedenen gebiete kennen. als verschwendung und produktion. (2) matiker texte zu schreiben, nach de- schwelle zieht die grenze über straßen; mit welcher erotik des wissens, fragt nen dann orte (bühnenbilder) gebaut ein neuer rayon fängt an wie ein sich certeau dann, könne die ekstase, werden, erfüllt einen die umkehrung schritt in die leere; als sei man auf eine einen solchen kosmos zu entziffern ver- des prozesses, nämlich durch die tiefe stufe getreten, die man nicht sah. glichen werden und woher die lust lektüre eines ortes hin zu sprache und (walter benjamin, passagen) komme, diesen maßlosesten aller bildern zu kommen, die dann wieder- EINEN ORT LESEN. von der 110. etage menschlichen texte zu buchstabieren … um in einem dialektischen span- des world trade centers (welche ironie, und genau diese frage ist es auch, die nungsverhältnis zum realen gebäude, dass der beobachter gerade dieses ge- mich immer wieder antreibt, räumli- zur realen situation stehen, mit einer bäude damals ausgesucht hatte!) sehe che textgewebe aller art in ihrer kom- unbekannten erregung: eine stadt, ein man manhattan auf ganz besondere plexität lesbar (und dadurch in weite- haus, einen wald zu lesen wie eine en- art, beschreibt michael de certeau rer folge gestaltbar) zu machen, die zyklopädie, baum für baum, fenster 1980 in seiner „kunst des handelns“. dem gewöhnlichen benutzer eines für fenster (noch keinem ist die poesie unter dem vom wind aufgewirbelten ortes entgehen, da er drinnen, inmit- der fenstergitter aufgefallen, die dunst liegt die stadt-insel. (..) eine dü- ten dieses ortes lebt und längst aufge- melancholie der kohlenkeller, die trau- nung aus vertikalen. für einen mo- hört hat, mit allen sinnen wahrzuneh- rigkeit der abfallkübel etc.), die stadt ment ist die bewegung durch den an- men. denn die ortebewohner, die fuß- als lebendiges, sich immer in bewe- blick erstarrt. die gigantische masse gänger, die wandersmänner des an- gung befindliches wesen, als ein sich wird unter den augen unbeweglich. sie gelus silesius, die benjamin’schen permanent veränderndes museum, verwandelt sich in ein textgewebe, in flaneure, deren körper dem mehr oder als kollektives gedächtnis zu begreifen der die extreme des aufwärtsstrebens weniger deutlichen schriftbild des ort- und zu nutzen – das ist eine ganz und des verfalls zusammenfallen, die textes folgen, schreiben ihn ja, ohne neue art der erfahrung! brutalen gegensätze von gebäudege- ihn lesen zu können. ortebewohner ich bin jedoch kein historiker, kein nerationen und stilen, die kontraste spielen mit den unsichtbaren räumen, linguist, kein architekt, kein archäolo- zwischen gestern geschaffenen buil- in denen sie sich blind auskennen, wie ge, und darum lese ich orte nie nach dings, die bereits zu mülleimern ge- sich die körper der liebenden verste- ausschließlich wissenschaftlichen kri- worden sind, und die heutigen urba- hen. die netze dieser voranschreiten- terien, ich gehe den sachen nicht im- nen irruptionen, die den raum ver- den und sich überkreuzenden schriften mer ganz genau auf den grund und sperren. bilden ohne autor oder zuschauer eine damit auf den leim. vieles erfahre ich Die Brücke 76 – April 07 13
Bruecke_76_Innen 26.03.2007 8:37 Uhr Seite 14 dadurch nicht, und das selbst ge- und certeau einen ort als ein geordnetes tion) steht, ist für mein befinden ent- erfundene und in den text hineingele- und ordnendes system, das erst durch scheidend. erst wenn ich sozusagen in sene kann vermutlich nicht immer ge- örtliche praktiken (das gehen, sich be- die atmosphäre eingetaucht bin, werde gen das faktische bestehen. das fakti- wegen am ort) realisiert wird. und ge- ich die einzelnen objekte (buchstaben) sche dominiert ja heutzutage beinah nau wie de saussure die langue begreift des ortes identifizieren und vielleicht alles, löscht sehr oft das andere, das, als etwas, das immer erst in einer praxis dann auch noch seine mich bestim- was vorher da war, aus. und trotzdem realisiert werden muss, aber nie völlig menden regeln (grammatik) entschlüs- gibt es beim individuellen lesen eines manifest wird in einzelnen linguisti- seln und wahrnehmen. ortes immer einen ästhetischen mehr- schen äußerungen, macht er deutlich, das wort atmosphäre, das wir auch in wert. ich misstraue offiziellen les- und dass – obwohl die straßen von den der umgangssprache gern verwenden, übersetzungsarten und entwickle lie- stadtplanern geometrisch definiert spielt im ästhetischen diskurs eine ge- ber meine eigenen lese- und dechiffrie- sind – erst die gehenden sie in einen ort wisse rolle. allerdings ist seine offen- rungsprogramme, die auf sonderbare – transformierten. auf dieselbe art wie heit, seine vagheit, nicht dazu angetan, dafür aber meine – weise mit den je- der leseakt werde der raum erst durch es häufig einzusetzen. fast scheint es, weiligen orten verbunden sind …. ein die praktiken eines bestimmten ortes als würde es nur dann benützt, wenn anderer kann diesen ort ja auch ganz erzeugt. der akt des gehens ist für das man damit etwas unbestimmtes, anders lesen. es gibt so viele lesebrillen. urbane system das, was die äußerung schwer auszudrückendes benennen orte sind wie bücher, jeder kann sie (der sprechakt) für die sprache oder für möchte, als sei es nur dazu da, die eige- sich auf seine weise einverleiben. formulierte aussagen ist. ne bezeichnungsunfähigkeit zu mas- akzeptiert man die lese-metapher als ATMOSPHÄREN. wie lässt sich dieser kieren, ja etwas anzudeuten, wovon handwerkszeug im umgang mit orten, durch vielfältige aktivitäten erzeugte man rational keine rechenschaft able- dann muss jeder ort sein bestimmtes ort nun in der praxis lesen – oder um gen könne. alphabet, seine grammatik und seine von der sprachmetapher einmal weg- im gegensatz zur ästhetik verfügt die rhetorik haben. der semiotiker ferdi- zugehen –, wahrnehmen? umgangssprache aber offenbar über nand de saussure (3) bietet für die wenn ich einen ort betrete, werde ich ein reiches vokabular, um atmosphären untersuchung von sprachen die unter- in jedem fall einmal auf eine vorerst zu charakterisieren, nämlich als heiter, scheidung in langue (den komplex von schwer definierbare art und weise ge- melancholisch, bedrückend, erhebend, regeln und konventionen, die eine spra- stimmt. das, was man allgemein als achtunggebietend, einladend, erotisch che konstituieren) und parole (die prak- atmosphäre bezeichnet, also etwas, das etc. unbestimmt sind atmosphären vor tizierte sprache, in der diese regeln aus- immer auch mit dem lesenden/dem allem in bezug auf ihren ontologischen gedrückt werden) an, eine unterschei- gehenden zu tun hat, der räumlich be- status. man weiß nicht recht, soll man dung, die auch beim orte-lesen brauch- stimmte zusammenhang von sachver- sie den objekten oder umgebungen, von bar ist. in diesem sinn betrachtet auch halten, in denen das situierte (der situa- denen sie ausgehen, zuschreiben oder 14 Die Brücke 76 – April 07
Bruecke_76_Innen 26.03.2007 8:39 Uhr Seite 15 Andreas Staudinger, geb. 1956 in scharnstein/oö; studium der germanistik, geschichte und publizistik in salzburg; lebt seit 1980 in maria rain. zahlreiche site-specific-performances (topisches theater) im in- und ausland, u.a. (zuletzt): INVISIBLE CITIES (rom, new york, stockholm, liverpool, malta); STROMLINIEN (festival der regionen); NIGHTWALKS, NACHTDIENST, STADTLABOR, SCHOOL-EXERCISES. uraufgeführte stücke, u.a. (zuletzt): FREMD KÖRPER (schauspielhaus wien); SCHATTEN ROSEN SCHATTEN (stadttheater klagenfurt); NACHT WIND (volkstheater, wien); SLOW FLASH (festival for experimental theatre, kairo); CAMERA ECHO (beckett-center, dublin); SEErs (festival 20/2, klagenfurt); GIORDANO B KETZER (bregenzer frühling); ZICADA, libretto (KE-theater, klagenfurt); SENSO (teatro vascello, rom); SCHLACHTFEST, (bregenzer frühling); DREAMLAND, libretto (kommunale oper villach); URT, (spielboden, dornbirn) kindertheaterstücke, u.a. (zuletzt): OLIVER TWIST; PINOCCHIO (musicals, oper graz); TIERASYL BLOMBERG (theater hagen; rheinisches landestheater; theater bad homburg); DRACHENWERKSTATT (ke-theater, klagenfurt); JAN MIT DEN FLÜGELN (musik: konstantin wecker; schäkspir-festival, linz); preise(u.a.): KÄRNTNER KINDERBUCHPREIS; nominierung für den DEUTSCHEN KINDERTHEATERPREIS; DRAMATIKERSTI- PENDIUM des bundes; DRAMATIKERPRÄMIE land oberösterreich 2007 den subjekten, die sie erfahren. sie schei- eine völlig neue bedeutung erhalten auf der suche nach bespielten orten. die nen gewissermaßen nebelhaft den hat, hauptarbeitsfeld des stadtlabors. entscheidung, an einem ort meditativ raum mit einem gefühlston zu erfüllen. das städtische vakuum, das dadurch zu verweilen oder von einer perfor- dabei wird atmosphäre aber nur dann entstanden ist – das aber gleichzeitig mance zur nächsten zu hetzen, vor den zum begriff, wenn es einem gelingt, sich auch ein neuer spielraum für stadtpla- private rooms, in die manche bewohner dem eigentümlichen zwischenstatus nerische ideen ist – bietet sich für sol- der bahnhofstraße einladen werden, zu von atmosphären zwischen subjekt und che untersuchungen am lebendigen warten oder sich lieber dem fluss einer objekt rechenschaft zu geben. (4) stadtleib geradezu an. vorwärts drängenden menschengrup- dieser schwebende zwischenstatus mit einem durchkomponierten mix pe zu überlassen oder alleine loszuren- von atmosphären zwischen subjekt aus performativen mitteln (videopro- nen – diese entscheidungen müssen und objekt ist es aber gerade, was ihn jektionen, installationen, schauspieleri- sie selber treffen. für einige stunden für eine neue sicht auf das theater und schen interventionen, konzerten) und werden sie so teil dieses pulsierenden auf orte (ich verwende dafür den aus- soziologischen methoden (befragung, stadtkörpers und lesen/formen ihn da- druck topisches theater) so ungemein oral history, sammlung von ortsgebun- durch temporär entscheidend mit. interessant macht. und deshalb ist es denen daten) wird diese städtische ver- möglich wird ein projekt dieser grö- undenkbar, von einem bequemen kehrsader einen abend lang zum ßenordnung aber nur dadurch, dass theatersessel aus einen ort, eine situa- künstlerischen labor, zu einem feld der die bewohner ihre orte kostenlos zur tion zu betrachten: nur über das gehen, möglichkeiten. statt um repräsentation verfügung stellen und die beteiligten das sich selbst körperlich in die atmo- wird es dabei aber um präsenz gehen: künstler, die aus allen sparten der zeit- sphäre eines ortes/den raum hinein be- um den aktuellen zustand einer tradi- genössischen kunst kommen (insge- geben, ist es, was eine neue qualität tionsreichen straße und ihr potenzial, samt werden beinahe hundert men- von erkenntnis ermöglicht. um das mitwirken von stadtbewoh- schen aktiv zum gelingen beitragen), BAHNHOFSTRASSE. in einen derarti- nern und hier lebenden und arbeiten- mit enthusiasmus und dem verzicht gen lustvollen wahrnehmungs/lese- den künstlern, um körperliche auf hohe gagen daran beteiligt sind – prozess von atmosphären wollen die zustandsaufnahmen, um vorstellun- auch DIE BRUECKE. beteiligten künstler die nächtlichen fla- gen/utopien von gemeinschaften, um Andreas Staudinger neure und mitgeher entlang der kla- randgruppen und ränder und vieles (1) benjamin, walter: passagen. frank- genfurter bahnhofstraße am 21. april andere mehr. furt: 1982; (von 19 uhr 12 bis 22 uhr 12) involvieren. ABLAUF. die stadtbewohner/mit- (2) certeau, michel de: kunst des han- delns. berlin: 1988; nicht zufällig ist das gebiet südlich der gehenden/suchenden beginnen ihre (3) de saussure, ferdinand: grundfragen city arkaden, durch das sich die bahn- nächtliche erkundungstour am haupt- der allgemeinen sprachwissenschaft. berlin:1967; hofstraße zieht, und das durch die er- bahnhof und bewegen sich dann von (4) böhme, gernot: atmosphäre. frank- richtung dieses mega-einkaufstempels dort aus die bahnhofstraße entlang – furt: 1995 Die Brücke 76 – April 07 15
Bruecke_76_Innen 26.03.2007 8:39 Uhr Seite 16 Die Bahnhofstrasse wurde früher vom offenen Feuerbach durchflossen – mit Brücken (sic!) – und hieß daher Alle Bilder mit freundlicher Breitebachgasse. Das Gerinne wurde später eingewölbt und verschüttet. Im 16. Jh. Schmidgasse genannt, Genehmigung des Kärntner heißt sie später obere und untere Kanalgasse. Nach dem Bau der Eisenbahn wurde die Straße im heutigen Landesarchivs Verlauf ausgebaut und der noch bestehende Stadtwall durchbrochen: hier die Gegend um das Spitra-Haus und eine Aufnahme aus dem Jahr 1965. „Zur Hälfte ist sie Geschäftsstraße, zur Hälfte ein fast beschaulicher Zubringer zum Verkehrsmittel Eisenbahn. Im historischen Abschnitt ist sie Sinnbild für Rastlosigkeit und Kampf um Macht und Geld, im neuen Abschnitt strahlt sie feiertägliche Ruhe aus, ist sie Besinnung und Einkehr.” (Anton Kreuzer) Vom Boulevard zur Rambla Expedition (in die) Bahnhofstraße E H C U S Bahnhofstraßen gibt es weltweit. Goo- Seitdem Fortbewegung auf Schie- Bei meinen Recherchen für das gle findet am 11. März 2007 in 0,14 Se- nen im 19. Jh. möglich wurde, haben „stadt-labor“ entdecke ich auf einem . kunden 3.470.000. Auf ihnen bewegen immer neue Erfindungen das Tempo Flohmarkt eine Sammlung histori- sich jeden Augenblick unzählige Men- der Menschen verändert. Netzwerke scher Ansichtskarten, geordnet nach N schen dem Ziel entgegen, einen Ort zu über alle Kontinente hinweg entstan- Orten. Mit Staunen finde ich unter verlassen um einen anderen zu errei- den mit dem Bau der Eisenbahnen, „Klagenfurt“ eine Abteilung „Bahn- E chen. Sie sind unterwegs als neuzeitli- dann der Straßensysteme und Flug- hofstraße“. Sie macht den überwie- che Nomaden. Bahnhofstraßen sind linien. Fahrpläne, Terminkalender genden Anteil von Fotodokumenten R Straßen, auf denen die Zielorientie- und Stechuhren segmentieren seit- aus, den ich von dieser Stadt ent- rung den Blick verengt. Nur selten ma- her den Fluss der Zeit. Mit der Moto- decke. Motive aus unterschiedlichen U chen sich Menschen prozessorientiert risierung und der Veränderung der Standorten aufgenommen, Karten, auf den Weg, um hier ihre Antennen Arbeitsbedingungen und durch die geschrieben wurden aus Stolz, P auszufahren und wahrzunehmen – Wohnträume, die zur Verhüttelung hier gewesen zu sein: einer Straße, mit allen Sinnen. Nur kurz werden von Landschaften und Umweltschä- die von prächtigen Bauten mit zahl- S ihre flüchtigen Blicke abgelenkt durch den führten, veränderte sich die reichen Würdeformeln flankiert ist, die Waren in den Auslagen, die meist Funktion von Bahnhofstraßen. Jetzt die das Selbstbewusstsein ihrer Bau- unter großem Zeitdruck in einer glo- sind sie nicht mehr Fahrbahnen, die herren zeigen. Das Leben wirkt bunt: balisierten Welt produziert, ihre Lie- den Menschen aus seinem Mikrokos- kleine Geschäfte mit Auslagen mit besblicke nach dem Betrachter (Walter mos befreiten, und ihn mit der Welt Markisenüberdachungen, die Pferde- Benjamin) werfen. Noch seltener wird in Bezug setzten, sondern beliebige, tramway und dann die Elektrische, beachtet und beobachtet, was nicht ganz gewöhnliche Straßen im Menschen auf der Straße, die nicht dem Besitzdenken zuzuordnen ist, Nervensystem des Verkehrs einer durch Autos an den Rand gedrängt sondern über die gegenwärtige und Stadt. Die wenigsten Fahrzeuge, die sind. Ich suche Zeitzeugen und lasse vergangene Befindlichkeit einer Ge- sich darauf bewegen, haben den mir erzählen, was es denn war, das sellschaft Auskunft gibt. Bahnhof als Ziel. früheren Generationen gerade hier 16 Die Brücke 76 – April 07
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