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Fachzeitschrift für den bergbäuerlichen Raum November 2016 www.alm-at.com Verlässliche Rahmenbedingungen für die Almwirtschaft schaffen Alpkäse - Eine Besonderheit aus den Bergen Tierisch feiern mit seltenen Nutztierrassen
ALMWIRTSCHAFT GANZ VORN Nichts ist so beständig wie die Veränderung Der Arbeitsplatz des Almbauern befindet sich unter freiem Himmel. „Der hat´s gut“, denken jetzt viele Konsumenten, „Sonne, grünes Gras, friedliche Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde, Hütte, Jause und …. und das schon seit Jahrzehnten“. In den Nachrichten der letzten Jahre haben sich aber auch die Katastrophenmeldungen über Wetterkapriolen und deren Auswirkungen gehäuft. Murenabgänge, Hangrutschungen, hühnereigroße Hagelkörner, Lawinenabgänge, Starkregenperioden und Dürre gehören nicht mehr zu den Sondermeldungen, sondern sind zum ständigen Begleiter der täglichen Berichterstattungen geworden. Der Klimawandel hinterlässt immer deutlichere Spuren, auch wenn Foto: Privat nicht alles davon in den Nachrichten ihren Niederschlag findet. Die Schäden durch Katastrophen müssen rasch wieder beseitigt werden, kosten Geld und Arbeitszeit. DI August Bittermann Experten erwarten aber auch längerfristige Veränderungen, die die Bewirtschafter vor neue Her- Geschäftsführer Almwirtschaft Niederösterreich ausforderungen in Bezug auf Management und Planung stellen. Längere Vegetationsperioden und besserer Zuwachs auf den Almen lassen einen früheren und intensiveren Auftrieb zu. Hurra, mehr Tiere und länger auf der Alm, was will das Almbauernherz mehr. Aber woher die Tiere nehmen, wenn die Auftriebszahlen jährlich sinken und wie kann man seit Jahrhunderten bestehende Verträge, wo der Zeitpunkt für den Auf- und den Abtrieb festgeschrieben ist, verändern? Es stehen aber auch althergebrachte Einstellungen und Traditionen dagegen: „Wir haben noch nie vor diesem Tag auf- getrieben und das bleibt auch so“. Veränderungen lösen Ängste, Befürchtungen und Widerstand aus und jede Gruppe besteht aus Stürmern, Folgern und Bewahrern und je nach Mehrheit gibt es Ver- änderungen oder auch keine. Eine wesentliche und bedrohliche Änderung, die längeren Dürreperioden, erfordern aber unmittel- bares und rasches Handeln. Aus vielen persönlichen Schilderungen über Wasserbringungen durch Feuerwehren oder Almbauern auf die Almen lässt sich die Dringlichkeit ableiten. Die meisten Projekte die derzeit in Niederösterreich auf Almen und Gemeinschaftsweiden umgesetzt werden, befassen sich mit dem Thema Wasserversorgung. Gut geplante Projekte schaffen einerseits Sicherheit in Bezug auf Versorgung der Tiere und unterstützen andererseits ein gutes Weidemanagement. Es überrascht oft manche skeptische Auftreiber, dass diese Maßnahmen einen früheren Auftrieb zulassen, mehr Tiere aufgetrieben werden können und die Tiere dies trotzdem mit besseren Zunahmen danken. Hinter dem vordergründigen idyllischem Bild des Betrachters von außen stecken viel Arbeit, Gehirnschmalz, Überzeugungsarbeit, Management, Wissen, Weiterbildung, Engagement, und …, das Spannungsfeld bleibt erhalten mit Chancen und vielen Risiken. Unser Motto: Chancen nutzen und handeln. DI August Bittermann Verpflichtende Weiterbildung bei „Alpung und Behirtung“ Die Maßnahme „Alpung und Behirtung“ ist im ÖPUL 2015 mit einer Weiterbildungsverpflichtung verbunden. Betriebe mit beantragtem Behirtungszuschlag müssen bis spätestens 31.12.2017 eine verpflichtende Weiterbildung im Ausmaß von 4 Stunden absolvieren! Die Erfüllung dieser Verpflichtung ist durch eine maßgeblich in die Be- wirtschaftung eingebundene Person nachzuweisen. Die wichtigsten Punkte, die in diesem Zusammen- hang zu beachten sind, haben wir mit konkreten Beispie- len in der Mai-Folge 2016 (Seite 8 -10) zusammenge- fasst. Der Artikel steht auch auf der Homepage der Alm- wirtschaft Österreich www.almwirtschaft.com als Down- Foto: Jenewein I. load zur Verfügung. Der Alm- und Bergbauer 11/2016 1
INHALT 5 Almseminare November - Dezember 2016 6 Berichten wir zu unsachlich und übertrieben zum Thema Almwirtschaft und Wolf? 7 9 Herdenschutz gegen Wolf in Frankreich 11 Almen - und Tourismusland Österreich Kooperative Biolandwirtschaft als Garant für lebenswerte Zukunft Verlässliche Rahmenbedingungen für die Almwirtschaft schaffen 16 22. Almkäseolympiade in Galtür 19 Negative Preis- und Kostenspirale drückt die Einkommen 2015 25 Almwirtschaft als Kulturerbe Alm Kuhinja und Velika Planina erhalten das kulturelle Erbe der slowenischen Almwirtschaft 28 Almwirtschaft im Fokus 29 Ziegen fressen entspannter mit Sichtblenden 30 Wie sinnvoll ist das Kalken von Almflächen? 13 36 Beschenken Sie Freunde oder sich selbst Da ist für jeden etwas dabei! 37 Wie ich Almerin wurde Alpkäse - Eine Besonderheit Ein Buch über das Almleben von Martina Fischer aus den Bergen 39 ALM-, JÄGER- UND WILDERERLIEDER „Alpchäs guet ond gsond“ Eine Auswahl der schönsten Lieder und Jodler aus dem Fundus von Hermann Härtel Lieder zum Sammeln… Rubriken 1 Almwirtschaft ganz vorn 2 Inhalt, Impressum 3 Editorial, Preisrätsel 23 21 Kurz & bündig 32 Aus den Bundesländern 40 Bücher Tierisch feiern mit seltenen Nutztierrassen ARCHE Austria beging ihr 30-Jahr-Jubi- Titelbild: Spätherbst auf der Marienseer Schwaig im läum im Tiroler Ötztal Wechselland. (Foto: DI August Bittermann) Bild Rückseite innen: Beim Gipfelkreuz. (Foto: Irene Jenewein) Impressum Medieninhaber und Verleger: Almwirtschaft Österreich, 6010 Innsbruck, Postfach 73, Tel.: 0680 / 117 55 60, Internet: www.almwirtschaft.com; ZVR: 444611497 I Herausgeber: Almwirtschaft Österreich, vertreten durch Obmann LR Ing. Erich Schwärzler und GF DI Susanne Schönhart, 6010 Innsbruck, Postfach 73 I Re- daktion, Layout: DI Johann Jenewein, 6010 Innsbruck, Postfach 73, Tel.: 0680 / 117 55 60 I Verbreitung: Die Fachzeitschrift mit 9 Ausgaben erscheint monatlich in einer Auflage von 6.800 Stück in ganz Österreich und dem benachbarten Ausland (mit einer Doppelfolge im Winter und zwei Doppelfolgen im Sommer) I Preis für ein Jah- resabonnement 19,- Euro (Inland), 38,- Euro (Ausland) I E-Mail: johann.jenewein@almwirtschaft.com I Manuskripte: Übermittlung möglichst per E-Mail oder auf CD- ROM, Bildmaterial als Dia, Foto oder digital. Für die Fachartikel zeichnen die einzelnen Autoren verantwortlich. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder. I Druck: Athesia-Tyrolia Druck Ges mbH, 6020 Innsbruck, Exlgasse 20; Tel.: 0512/282911-0 I Anzeigen: Tel.: 0680 / 117 55 60 oder E-Mail: johann.jenewein@almwirtschaft.com I 66. Jahrgang I Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier! 2 11/2016 Der Alm- und Bergbauer
EDITORIAL Über den Tellerrand schauen! W er über den Tellerrand schaut kann vieles lernen. In dieser Ausgabe schauen wir immer wieder über den Tellerrand. Wie machen es andere? Kann ich von ihren Erfahrungen profitieren? Könnte das auch zu mir, zu meinen Interessen, meinen Möglichkeiten, zu meiner Betriebsstruktur passen? Das sind Fragen, die man sich immer wieder stellen sollte. In drei Beiträgen beschäftigen wir uns mit dem Almkäse: Eine Älplerfamilie im Appenzellerland in der Schweiz baut ihre Zukunft auf den Alpkäse auf. Bei der Almkäseolympiade in Galtür wurden 345 Almkäse von 141 Almen eingereicht. Die Be- geisterung der Sennerinnen und Senner und der anwesenden Almbäuerinnen und Almbauern strahlte Foto: Privat aus ihren Gesichtern. Dazu mehr als 3.000 Almkäseliebhaber - das Produkt boomt. Auch in Slowenien DI Johann Jenewein wird Almkäse hergestellt. Almkäse als Besonderheit aus den Bergen! Redakteur Eventuell könnte auch die Haltung von gefährdeten Nutztieren der richtige Weg sein. Im heurigen johann.jenewein@almwirtschaft.com Sommer lernte ich bei einer Wanderung einen Almbauern kennen, der seinen Almkäse ausschließlich aus Almmilch von Tiroler Grauviehkühen herstellt und ihn erfolgreich vermarktet. Die Großraubtiere Wolf, Bär und Luchs sind geschützt. Die almwirtschaftlichen Verbände im Al- penraum fordern die Herabsetzung ihres Schutzstatus in Europa (wir berichteten in der August/Sep- tember-Ausgabe 2016). Dabei sollten wir nach Frankreich schauen, wo sich das Forschungsinstitut für Weidewirtschaft begründet gegen die Wiederkehr des Wolfes ausspricht. Auch die bedingungslo- sen Befürworter der Großraubtiere sollten hier über den Tellerrand schauen. Euer Preisrätsel Auf welchen Seiten befinden sich die Bildausschnitte? Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir 3 Almkalender 2017. Finden Sie die Bildausschnitte in dieser Ausgabe des „Der Alm- und Bergbauer“ und tragen Sie die entsprechenden Seitenzahlen im untenstehenden Kupon ein. Schicken Sie diesen bis spätestens 15. November 2016 an die angegebene Adresse. Die Teilnahme per E-Mail ist ebenfalls möglich. Die Gewinner werden in „Der Alm- und Bergbauer“ bekannt gegeben. Gewinner des letzten Preisrätsels: Julia und Rupert Thurner, Flachau; Gerhard Steiner, Kitzbühel. Wir gratulieren herzlich! Bitte hier abtrennen A B C D E Seite _____ Seite _____ Seite _____ Seite _____ Seite _____ Name/Vorname: Adresse: PLZ/Ort: Per Post: Ausgefüllten Kupon an: Redaktion „Der Alm- und Bergbauer“, Postfach 73, 6010 Innsbruck Per E-Mail: Mit den Buchstaben und den entsprechenden Seitenzahlen an irene.jenewein@almwirtschaft.com Bitte Ihre Anschrift - auch bei Teilnahme per E-Mail - nicht vergessen! Einsendeschluss: 15. November 2016 Der Alm- und Bergbauer 11/2016 3
Almseminare November - Dezember 2016 NIEDERÖSTERREICH Referenten: Georg Wimmer, Dr. Isidor Giglmayr, Rinderumgang - Verhalten, Wahrnehmung, Kosten: 33 Euro gefördert, 55 Euro ungefördert, inklusive Schulungsunterlagen Kommunikation, Treiben, Verladen, Fixieren und Kursmaterialien, Termin und Ort: Mo., 14.11.2016, 9-16.30 Uhr, Bezirk Scheibbs, genauer Ort wird Anmeldung: bis 28.10.2016 beim LFI Salzburg, Tel. 0662/64 12 48, bei Anmeldung bekanntgegeben, Information: Dipl.-Päd. Ing. Barbara Viehhauser, Tel. 0662/641248-334, Referent: Reinhard Gastecker, barbara.viehhauser@lk-salzburg.at. ÖPUL-Anrechnung: 4 h BIO Klauenpflegekurs für Schaf- und Ziegenhalter/innen Kosten: 35 Euro, gefördert, 65 Euro ungefördert, Termin und Ort: Di., 22.11.2016, 9.00 - 15.00 Uhr, Bergheim, Gasthof Bräuwirt, Anmeldung: LK Niederösterreich, Tel. 05 0259 23202 bis 07.11.2016, Anmeldung: bis 11.11.2016, Information: Reinhard Gastecker, LK Niederösterreich, Tel. 05 0259 23203, Referentin: Mag. Gabriele Deinhofer, reinhard.gastecker@lk-noe.at. Kosten: 35 Euro gefördert, 60 Euro, Fachtagung Almwirtschaft Anmeldung: beim LFI Salzburg, Tel. 0662/64 12 48, Termin und Ort: Do., 24.11.2016, 8.30 - 17.00 Uhr, Gemeinde- und Kulturzentrum Information: DI Matthias Greisberger, Tel. 0662/64 12 48-331, matthias.greisberger Rabenstein an der Pielach, Markt 6, 3203 Rabenstein an der Pielach, @lk-salzburg.at. ReferentInnen: Dr. Elisabeth Stöger, DI Daniel Heindl, DI Kurt Kreitner, DI Siegfried STEIERMARK Steinberger, Mag. Sylvia Scherhaufer, Kuhwarme Almmilch und E-Learning? Wie passt das zusammen? ÖPUL-Anrechnung: 4 h Alpung und Behirtung, Das Kombiseminar zum Onlinekurs Kosten: 25 Euro, gefördert, 50 Euro ungefördert, Termine und Orte: Fr., 04.11.2016, 18.00 - 21.00 Uhr, Gasthof Volkskeller, Eisenerz, Anmeldung: LK Niederösterreich, Tel. 05 0259 23200 bis 17. November 2016, Sa., 19.11.2016, 9.00 - 12.00 Uhr, Gasthof Holzmann-Pripfl, Möderbrugg, Information: DI August Bittermann, LK Niederösterreich, Tel. 05 0259 23201, Fr., 02.12.2016, 18.00 - 21.00 Uhr, Gasthaus Häuserl im Wald, Gröbming, august.bittermann@lk-noe.at. Referent: DI Norbert Kerschbaumer, Alte Rinderrassen im Aufwind ÖPUL-Anrechnung: 2 h für Alpung und Behirtung, Termin und Ort: Mi., 30.11.2016, Johann Enzinger Schutzhaus am Hegerberg, Kosten: 31 Euro gefördert, 62 Euro ungefördert, Hochstraß 27, 3073 Stössing, Anmeldung: LFI Steiermark, Tel. 0316/80 50-1305, Referenten: Johann Hörzer, Ing. Josef Fleischhacker, Gabriel Fegerl, DI Franz Pirker, Information: Maria Jantscher, Tel. 0316/80 50-1372, maria.jantscher@ DI August Bittermann, lfi-steiermark.at. Kosten: 30 Euro, gefördert, 60 Euro ungefördert, Almen standortangepasst bewirtschaften - Vom Wissen zum Handeln Anmeldung: LK Niederösterreich, Tel. 05 0259 23202 bis 23.11.2016, Termin und Ort: Mi., 23.11.2016, 9.00 - 15.00 Uhr, Kirchenwirt Ritzinger, Mariahof, Information: DI August Bittermann, LK Niederösterreich, Tel. 05 0259 23201, Referenten: DI Franz Bergler, DI Norbert Kerschbaumer, august.bittermann@lk-noe.at. ÖPUL-Anrechnung: 4 h für Alpung und Behirtung SALZBURG Kosten: 55 Euro gefördert, 110 Euro ungefördert, ÖPUL Schulung (Maßnahme Behirtung - Seminar) Anmeldung: LFI Steiermark, Tel. 0316/80 50-1305, Termine und Orte: Do., 10.11.2016, 9.00 - 13.00 Uhr, Sankt Veit im Pongau, Information: Maria Jantscher, Tel. 0316/80 50-1372, maria.jantscher@ Gasthof Posauner, Anmeldung: bis 31.10.2016; Sa., 19.11.2016, 12.30 - 16.30 Uhr, lfi-steiermark.at. Mittersill, Gasthof Haidbach, Anmeldung: bis 09.11.2016; Sa., 26.11.2016, 12.30 - TIROL 16.30 Uhr, Piesendorf, Notburgahof, Anmeldung: bis 16.11.2016; Do., 01.12.2016, ÖPUL - Weiterbildung - Alpung und Behirtung - ÖPUL, Weidemanagement, 12.30 - 16.30 Uhr, Hallein, BBK, Anmeldung bis 21.11.2016; Fr., 02.12.2016, rechtliche Fragen 10.00 - 15.00 Uhr, Abtenau, Gasthof Traunstein, Vierstündige Schulung und eine Termin und Ort: Herbst 2016 und Winter 2016/2017, genaue Termine werden noch Stunde Mittagspause, Anmeldung bis 22.11.2016; Sa., 03.12.2016, 10.00 - 15.00 bekannt gegeben, Referenten: DI Dr. Michael Machatschek, Fachleute der LK Tirol, Uhr, Abtenau, Gasthof Traunstein, Vierstündige Schulung und eine Stunde ÖPUL-Anrechnung: 4 h für Alpung und Behirtung, Mittagspause, Anmeldung bis 23.11.2016; Sa., 10.12.2016, 12.30 - 16.30 Uhr, Kosten: 17 Euro geförder, 50 Euro ungefördert, Saalfelden, Hotel Schörhof, Anmeldung bis 30.11.2016, Anmeldung: LFI-Kundenservice, Tel. 05 92 92-1111, ReferentInnen: DI Julia Altenberger, DI Markus Fischer, Mi., 25.01.2017, 8.30 - 13.00 Uhr, Tristach, Dorfstube ÖPUL-Anrechnung: 4 h für Alpung und Behirtung, Anmeldung: BLK Lienz, T 05 92 92 2600 Kosten: 25 Euro, Information: DI Thomas Lorenz, T 05 92 92-1151, thomas.lorenz@lk-tirol.at. Anmeldung: beim LFI Salzburg, Tel. 0662/64 12 48, Information: Mag. Andreas Thomasser, Tel. 0662/64 12 48, andreas.thomasser@ lk-salzburg.at. ÖPUL Schulung (Maßnahme Behirtung - Seminar und Online-Kurs) Termin und Ort: Fr., 02.12.2016, 18.30 -21.30 Uhr, Abtenau, Gasthof Traunstein, Referent: DI Julia Altenberger, DI Markus Fischer, Das almwirtschaftliche Bildungs- ÖPUL-Anrechnung: 4 h für Alpung und Behirtung, programm kann über die Almwirt- Kosten: 25 Euro inklusive Schulungsunterlagen, schaftsvereine der einzelnen Anmeldung: bis 22.11.2016 beim LFI Salzburg, Tel. 0662/64 12 48, Bundesländer bezogen werden. Information: LFI Salzburg, Tel. 0662/64 12 48. Exemplare liegen auch bei den Herstellung von Schnittkäse und Sauerrahmbutter (Grundkurs) Landwirtschaftskammern, Be- Termin und Ort: Di., 08.11.2016, 9.00 - 16.00 Uhr, Oberalm, Landw. Fachschule zirksbauernkammern und den Winklhof, LFIs auf. Nähere Informationen finden Sie auch auf den Internet- seiten www.lfi.at/bildungspro- gramm-almwirtschaft bzw. www.almwirtschaft.com. Der Alm- und Bergbauer 11/2016 5
Berichten wir zu unsachlich und übertrieben zum Thema Almwirtschaft und Wolf? norwegischen Bauern und Bäuerinnen gesprochen, die der Entwicklung verzweifelt gegenüberstehen. Im Rahmen der Internationalen Almwirtschaftstagung 2016 in Slowenien, haben die Vertreter der almwirtschaft- lichen Organisationen der Alpenstaaten ein Positionspapier verfasst, das die Herabsetzung des Schutzstatus des Groß- raubwildes fordert. Die Vertreter der Schweiz, Frankreich und Slowenien haben seit Jahren Erfahrungen mit Groß- raubwild. In Österreich war es vorerst der Bär, nun ist aber auch hier der Wolf im Vormarsch und setzt die Alm- und Wei- dewirtschaft zunehmend vor ungeahnte Probleme. Vom WWF werden die Schweiz und Frankreich bei uns immer wieder als positive Beispiele für die Koexistenz genannt. Wenn man aber die Betroffenen selbst kennt und ihre Berich- Foto: Jenewein I. te hört und auch ernst nimmt, dann schaut die Situation gänzlich anders aus. In diesen betroffenen Staaten haben FZeitschrift DI Johann Jenewein, Redakteur sich „Interessensgemeinschaften für die sichere Weidewirt- schaft“ entwickelt. rau S. aus Oberösterreich ist seit 2014 Abonnentin unserer Erst vor wenigen Tagen habe ich im Rahmen der Interna- „Der Alm- und Bergbauer“. Vor kurzem erhielt tionalen Konferenz für Berglandwirtschaft vom französischen ich von ihr die Kündigung des Abonnemtents mit folgender Vertreter gehört, dass, trotz unermesslich steigendem Schutz- Begründung: „Ich kündige hiermit mein Abonnement der aufwand, bei der Anwesenheit von rd. 300 Wölfen in Frank- Zeitschrift ‘Der Alm- und Bergbauer’ mit Ablauf der Jahres- reich die Wolfs-Risse an Schafen und Ziegen ebenfalls unge- periode, da ich Ihre Beiträge über Almwirtschaft und bremst steigen. Dort werden Wölfe bereits wieder zum Ab- Wolf/Wildtiere für unsachlich und übertrieben halte. Was in schuss freigegeben. anderen Regionen mit genügend Hirtenpersonal und Schutz- In einem Interview mit Laurant Garde, Doktor der Ökolo- hunden funktioniert wird bei uns aus Ignoranz und Gier gie und Anthropologie, Forschungsinstitut für Weidewirt- grundsätzlich abgelehnt.“ schaft in den Alpes Méditarinée, über den Wolf, vergleicht dieser die Situation mit der Versuchsratte, der man den Käse Ich fand, dass ich Frau S. eine Antwort schuldig bin immer besser versteckt, sie ihn aber immer wieder findet, weil und schrieb ihr folgendes: sie ja praktisch dazu trainiert wird. Er sagt: „Wir haben mit dem Wolf ein biologisches Monster kreiert“. Sehr geehrte Frau S.! Unter diesem Link finden Sie das Interview auf YouTube: Es tut mir leid, dass Sie das Abonnement unserer Zeitschrift https://www.youtube.com/watch?v=Jwod0j6kAj4&feature= auf Grund Ihrer Meinung nach „unsachlichen Berichte“ youtu.be. über Großraubtiere kündigen. Vermutlich werde ich Sie mit diesen Gedanken nicht in Ich weiß nicht, ob Sie selbst in der Almwirtschaft tätig Ihrer Meinung umstimmen können, hoffe jedoch, dass Sie sind und ob Sie bereits Erfahrungen mit dem Wolf gemacht aufgrund der Faktenlage die Sichtweise der aktiven bäuer- haben oder ob Sie persönlich Bäuerinnen und Bauern bzw. lichen Bevölkerung verstehen können. Hirtinnen oder Hirten kennen, die von der Präsenz der Raub- Mit freundlichen Grüßen tiere betroffen sind. Ursprünglich war ich selbst auch der Johann Jenewein Meinung, dass eine Koexistenz von Almwirtschaft und Groß- Redakteur „Der Alm- und Bergbauer“ raubtieren möglich sein müsste. Mein Besuch im Jahr 2012 in der Schweiz, wo ich die Möglichkeit hatte, mit dem in der Re- Soweit meine Antwort an Frau S. Als Redakteur unserer gion für Herdenschutz Zuständigen zu sprechen, machte mich Fachzeitschrift bin ich der Meinung, dass es zulässig ist, in erstmals stutzig, so wie dieser die Probleme - trotz Herden- unserem Medium das Thema Almwirtschaft und Großraub- schutzhunde und Zäunungen und zusätzlichem Personal und wild kritisch zu beleuchten. Wie stehen Sie, geschätzte Lese- hohem finanziellen Aufwand - schilderte. Seither beobachte rin und Leser, zu dieser Problematik? Über Ihre Zuschriften ich intensiv die Lage im europäischen Alpenraum sowie in würde ich mich sehr freuen. Bitte schreiben Sie an meine E- Deutschland, Schweden und Norwegen. Ja, ich habe auch mit Mail-Adresse johann.jenewein@almwirtschaft.com. 6 11/2016 Der Alm- und Bergbauer
Verlässliche Rahmenbedingungen für die Almwirtschaft schaffen Landesrat Ing. Erich Schwärzler, Obmann Almwirtschaft Österreich D ankenswerterweise hat Bundesminister DI Andrä Rupp- rechter die offenen Almprobleme für viele betroffene Alm- bäuerinnen und Almbauern gelöst. Dennoch zeigt sich in der Praxis nach dem heurigen Almsommer, dass eine Feinab- stimmung in einigen Almbereichen unbedingt erforderlich ist. 1. Almleitfaden an die Almpraxis anpassen Durch die Vorgaben der geltenden Bestimmungen zur Fotos: Jenewein I. Bewertung von Almfutterflächen sind bereits zahlreiche Al- men in der Situation, dass nicht mehr alle auf eigener Futter- basis der Alm (ohne Zufütterung!) gesömmerten Tiere die Durch die geltenden Bestimmungen kann vielfach, trotz Alpungsprämie erhalten können. Dies deshalb, weil nach almeigener Futterbasis, nicht mehr für alle Tiere die Al- den Bestimmungen des Almleitfadens die sich ergebende pungsprämie bezogen werden. Almfutterfläche geringer ist als die Anzahl der gesömmer- ten/gealpten Großvieheinheiten (GVE). Somit steht jeder ge- Bestimmungen der Almfutterflächenermittlung vorgegebene sömmerten/gealpten Großvieheinheit (GVE) nach Maßgabe Verhältnis ist jedoch praxisfremd. dieser der Praxis grob widersprechenden Vorgaben nicht Laut den relevanten Bestimmungen des Almleitfadens mehr ein Hektar Almfutterfläche (AFF) zur Verfügung. zählen lediglich Gräser, Kräuter und Leguminosen als anre- Für den praktizierenden Almbauern ist dieser Sachverhalt chenbare „Futterpflanzen“. Damit sind alle andere Pflanzen, gänzlich unverständlich. Ebenso ist dieser durch die bäuerli- die botanisch nicht zu den drei angeführten Kategorien (Fa- che Beratung (Interessenvertretung) und die politischen Ver- milien) zählen wie z.B. Farn im jugendlichen Wachstumssta- treter/Mandatare gegenüber dem praktizierenden Landwirt dium und sämtliche holzartige Pflanzen gänzlich ausge- nicht mehr glaubwürdig erklär- und vertretbar, dass z.B. 100 schlossen. Die Almtiere nehmen jedoch in der Praxis jene Großvieheinheiten auf einer Alm gesömmert werden können Pflanzen als Nah- (ausreichende Futtergrundlage), dass jedoch die zur Berech- rung (Futter) zu nung der Leistungsabgeltung anrechenbare Almfutterfläche sich, die ihnen be- lediglich 75 Hektar betragen soll. Unverständlich und praxis- kömmlich sind. fern deshalb, weil die tatsächlich vorhandene Fläche der Alm Dazu zählen insbe- im selben Beispiel rund 150 Hektar beträgt und die gesöm- sondere im frühen merten Tiere sich rund 90 oder noch mehr Almtage auf der Wachstumsstadium Alm befinden. Die Tiere finden offensichtlich mehr als ge- auch Pflanzen, die nug Nahrung, erhalten keinerlei Zufütterung von Kraftfutter laut den Bestim- oder Heu und kommen im Herbst in ausgezeichneter körper- mungen des Alm- licher Verfassung (Gewichtszunahme) zurück ins Tal. Klar leitfadens nicht zur ist, dass schon ein bestimmtes Verhältnis zwischen vorhan- Futterflächenermitt- dener Futterfläche und der Anzahl der gealpten Großviehein- lung herangezogen heiten (GVE) gegeben sein muss. Das laut den derzeitigen werden dürfen. Laut Obmann LR Erich Schwärzler ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Almwirtschaft notwendig. > Foto: Privat Der Alm- und Bergbauer 11/2016 7 7
Von den zugesagten 33,8 Mio. Euro an die Almwirtschaft werden dzt. nur 28 - 29 Mio. Euro ausgeschöpft. densein derartiger Teilpflanzenbestände die anrechenbare Futterfläche stark reduziert. Diese Entwicklung ist im Inter- esse des Naturschutzes ungünstig. Diese Folgewirkung ist bei jenen Almbewirtschaftern klar erkennbar, die eine inten- sive Almbewirtschaftung durchführen. Bei eher extensiv be- wirtschafteten Almen zeigt sich, dass durch den Umstand, dass nicht alle Tiere die Alpungsprämie erhalten, immer noch weniger Tiere aufgetrieben werden. Dieser für die lang- fristige Offenhaltung der Kulturlandschaft sehr gefährliche Trend fördert die Verwilderung (Verbuschung der Almen) und führt letztendlich dazu, dass Almen zuwachsen und langfristig gar nicht mehr bewirtschaftet werden. Somit ist dann die ursprüngliche Zielsetzung, nämlich die Offenhal- tung der Kulturlandschaft, nicht mehr erfüllt. Unbestritten ist, dass die Almtiere bei oder vor erfolgter Fut- Versprechen einhalten teraufnahme keine Einstufung der Nahrung in Kräuter, Grä- ser und Leguminosen und „nicht anrechenbare andere Bei den GAP-Verhandlungen wurde den Almbauern ver- Pflanzen“ laut den praxisfremden Bestimmungen des Alm- sprochen, dass der bisherige Betrag von 33,8 Millionen Euro leitfadens durchführen. Aus dieser Situation heraus ergibt auch in der neuen Förderperiode an die Almbauern ausbe- sich in der Praxis die gegebene Problemstellung mit emp- zahlt wird. Nach den derzeitigen Berechnungen werden je- findlichen finanziellen Einbußen für die Almbauern (Leis- doch nur 28 - 29 Millionen Euro ausgeschöpft. Wenn im heu- tungsabgeltung Alpung). Die Leistung wird von den Alm- rigen Jahr für die Auszahlung über die Anpassung der Er- bauern zwar erbracht, es erfolgt aber keine Abgeltung. Des- schwernispunkte bei den AZ-Hangneigungsstufen ein Kom- halb muss der Almleitfaden unbedingt an die Praxis ange- promiss gefunden wurde, ist es unbedingt erforderlich, dass passt werden. Die Bewirtschaftung der aufgetriebenen/ durch die Anpassung der Prämiensätze im kommenden Jahr gealpten GVE sollte dringend in die rechtlichen Vorgaben die Zusage an die Almwirtschaft eingehalten wird. aufgenommen werden. 3. Bildschirmreferenzierung 2016 2. Finanzielle Auswirkungen für die Almbauern und Vor-Ort-Kontrollen Die Höhe der Leistungsabgeltung entwickelt sich in Be- zug auf die Alpungsprämie in den letzten Jahren rückläufig. Die im Rahmen eines neuen Luftbildes festgestellte Re- Wenn jene Tiere, für die mathematisch nach den praxisfrem- ferenzfläche sticht auch bisherige Vor-Ort-Kontrollergeb- den Bestimmungen des Almleitfadens keine anteilige Futter- nisse (VOK) und somit auch die alte Referenz aus, wobei die fläche zur Verfügung steht, in der Folge keine Alpungsprä- aktuellen VOK-Ergebnisse - passend zum Befliegungsdatum mie erhalten, dann besteht die Gefahr, dass künftig noch we- der aktuellsten Orthofotos - bei der Beurteilung berücksich- niger Tiere auf die Almen aufgetrieben werden, obwohl in tigt werden. Damit es bei der Neureferenzierung 2016 nicht der Praxis mehr als genug Futtergrundlage vorhanden ist neuerlich zu große Abweichungen bei den Almfutterflächen (wäre). Das kann und darf nicht sein. Das aktive Almperso- gibt, wurde ein Lösungsansatz in politischer Runde verein- nal, welches für eine funktionierende zukunftsorientierte bart (Perspektiven Almwirtschaft, 19. Juli 2016). Terminli- Almwirtschaft unerlässlich ist, darf nicht jährlich wiederkeh- che Zeiträume (Luftbildeinspielung, Referenzwartung durch rend verärgert werden. Sollte es nicht gelingen, die relevan- AMA, Referenzänderungsantrag durch Landwirt (LW) und ten Bestimmungen im Sinne der Almbauern zu verbessern, Beurteilung durch AMA) wurden neu durchgeplant und bis- verlieren immer mehr Almbäuerinnen und Almbauern ihre herige VOK-Ergebnisse finden bei der Neureferenzierung Freude an der Almbewirtschaftung. unter Miteinbezug der Regionalstellen (TPD) Berücksichti- Obwohl die gealpten Tiere auf der Alm mehr als genug gung. Der derzeitige und künftige Abwicklungsstand muss in Futter vorfinden und sich somit kein praktischer Bedarf zur den nächsten Tagen geklärt werden. Es darf nicht sein, dass Schaffung zusätzlicher weiterer Futterflächen oder zur quali- die Almbauern in der Umsetzung allein gelassen werden. tativen Verbesserung bestehender Futterflächen ergibt, wer- Ich hoffe, dass es gemeinsam mit den zuständigen Stellen den durch Almbewirtschafter aus Sicht des Naturschutzes gelingt, die offenen Fragen in absehbarer Zeit im Interesse wertvolle Pflanzenbestände an Alpenrosen, Heidelbeeren und in Verantwortung der Almbäuerinnen und Almbauern zu u.a. holzartigen Pflanzen, die sich auf Almfutterflächen be- lösen. Das sind wir ihnen auch schuldig. Auch das heurige finden, entfernt, um die anrechenbare Futterfläche (Einstu- Jahr zeigt, dass das 2. Stockwerk der Landwirtschaft, näm- fungsprozentsatz) zu erhöhen. Dadurch ergibt sich in der lich die Almwirtschaft, in guten Händen ist - dafür mein Folge eine bessere Futterflächeneinstufung, weil das Vorhan- herzlicher Dank. 8 11/2016 Der Alm- und Bergbauer
Herdenschutz gegen Wolf in Frankreich Interview mit Laurent Garde, Doktor der Ökologie und Anthropologie, Forschungsinstitut für Weide- wirtschaft in den Alpes Méditerranée (CERPAM). Ein Auszug aus dem Film „Die schwerwiegenden Folgen der Wiederkehr des Wolfes in Frankreich“. FExperten ür das Dossier Wolf hatten wir als möchten, dass man das übernimmt. Das die Ratte immer intelligenter zu werden für die Tierhaltung mit Wei- sind flatternde farbige Bänder und an- um zu lernen die Hindernisse zu umge- dewirtschaft ein Mandat des Umwelt- dere Angst machende Mittel. Aber der hen und die Belohnung zu erreichen. ministeriums bei der nationalen Wolfs- Wolf ist ein sehr schlaues Tier. Und das Und genau das macht man jetzt mit kommission und in dieser Eigenschaft funktioniert solange wie es funktio- dem Wolf. Die Belohnung ist das sind wir Ansprechpartner der Öffent- niert. Vielleicht ein paar Tage und dann Schaf, die Zäune und die Hunde sind lichkeit. Wir sind bei den Tierhaltern sagt man: „Ja, stellen Sie einen Esel die Hindernisse. Das Risiko war gleich sehr präsent und so etwas wie ein und ein Lama in die Herde.“ Naja, dann null, und man hat dem Wolf während Transmissionsriemen um die Schwie- wird es langsam folkloristisch. Nein, Jahren beigebracht, die Hindernisse zu rigkeiten aufzuzeigen und die Herden- umgehen um an die Belohnung zu ge- schutzmaßnahmen zu begleiten. Ich langen. Das ist gravierend, weil man „Man hat dem Wolf während Jahren bei- glaube, dass es da wichtig ist zu sagen, eine Art biologisches Monster kreiert gebracht, die Hindernisse zu umgehen dass alle Tierhalter gegen den Wolf hat, welches nichts mehr mit einem um an die Belohnung zu gelangen. Das sind. Das ist klar und deutlich - aber sie Wolf zu tun hat der in der Wildnis lebt ist gravierend, weil man damit eine Art sind pragmatische Leute. Das ist ihr Ar- und der über Risiken lernen müsste - biologisches Monster kreiert hat.“ beitswerkzeug, das ist ihr Leben, ihr durch das Gewehr, durch Gewehrfeuer Beruf, das ist ihre Leidenschaft. Also lernen müsste, sich nicht den Aktivitä- haben sie nach und nach mit der Ver- der Herdenschutz ist ein ernstes und se- ten der Menschen zu nähern. Die Idee mehrung der Wölfe engagiert Herden- riöses Thema. Das ist nicht ein Thema, eines wilden Wolfes der natürlicher- schutzmaßnahmen ergriffen. Ich möch- das man behandelt, indem man techni- weise Gämsen und anderes jagen wür- te folgendes sagen, nämlich, dass die schen Schnickschnack installiert um de und sich natürlicherweise nicht den Tierhalter da mitgemacht haben, ist Freude zu machen. Aktivitäten des Menschen nähert, ist wichtig. Sie haben ihre Aufgaben ge- Wird der Wolf es lernen die Hürden eine Idee die es nirgends auf dem Pla- macht. Wir haben an den Herden- zu umgehen, die man zwischen ihm neten gibt. Man spielt den Zauberlehr- schutzmaßnahmen gearbeitet. und den Herden aufbaut und so trotz- ling, man verteilt überall Wölfe obwohl Was sind die Herdenschutzmaßnah- dem an seine Beute kommt? Da ist es man nicht weiß was den Tierhaltern > men? Herdenschutzhunde, elektrifizier- so, wie mit dem famo- te Zäune, Nachtpferche, viel mehr Ar- sen Experiment der beitseinsatz und viel mehr Handarbeit Laborratten im Laby- um die Herden zu bewachen. Das sind rinth. Wenn der Käse die Grundelemente des Herdenschutzes am Ende des Laby- die mehr oder weniger gut funktionie- rinths ist, vergrößert ren. man die Hindernisse Da gibt es viele mehr oder weniger und Barrieren. Und unzuverlässige, fantastische Dinge, was macht man da ei- technische Spielereien. Viele Leute gentlich. Man trainiert Laurent Garde, Doktor der Ökologie und Anthropologie, im Interview zu den schwerwiegenden Folgen der Fotos: YoutTube Wiederkehr des Wolfes in Frankreich. Der Alm- und Bergbauer 11/2016 9
vorzuschlagen ist. Das ist Zentral an aus Norditalien getestet. Man sagte ih- diesem Dossier, da spielt man in sehr nen: „Aber warum geht das mit dem großem Stil den Zauberlehrling. In sehr Wolf nicht, wo es in den Abruzzen großem Stil! doch gut geht?“ Einmal in Italien getes- Die Antwort unsererseits ist, nehmt tet wurde diese Vorgehensweise auf Gewehre und erschießt die Wölfe. Wir Frankreich übertragen. Dann sagte man sind am Ende des Endes! Die Tierhalter den französischen Tierhaltern: „Ja, wie sind am Ende. Auch wir sind mit die- kommt es, dass es bei euch nicht gut sem Dossier am Ende. Das ist klar. geht, wo es in Italien doch gut geht?“ Emotional, gefühlsmäßig, psycholo- Als der Wolf einmal in Frankreich eta- gisch, technisch, sozial, menschlich - bliert war, wo alles sehr schlecht funk- jeder Mann ist am Ende. Europa er- tioniert, wurde die Lüge in die Schweiz zwingt eine Überproduktion des Wolfes und nach Norwegen weitergeleitet. Sie mit der Berner Konvention aber vor al- sagen den Schweizer Tierhaltern so wie lem über die Fauna Habitat Direktiven, sie es den norwegischen Tierhaltern sa- welche für die Tierhalter und für die gen: „Warum wollt ihr den Wolf nicht, Mitgliedsländer der Konvention zwin- warum schafft ihr das nicht? Wo es gend sind. Man muss sehen, dass die doch in Italien und Frankreich sehr gut meisten Länder die tatsächlich Wölfe Wolf zurückkam waren wir an den eu- geht?“, etc. bei sich hatten, wie Spanien und wie ropäischen Text gebunden, der uns von Man muss diesen Mechanismus ein großer Teil der osteuropäischen da an die Regulation des Wolfes verbot und den Aufbau des Diskurses verste- Länder, den Wolf aus der Liste der zu und die einzelnen Abschüsse nur aus- hen, der rein ideologisch ist. Es muss schützenden Tiere in der Berner Kon- nahmsweise zulässt. Und unter der Be- eine veritable Regulation des Wolfes vention herausgenommen haben. Diese dingung, dass vorher alle anderen Maß- stattfinden, wie in den meisten Ländern Länder machen was sie wollen mit dem nahmen getroffen werden. Europas. Wie in Spanien, in Schweden Wolf. In Spanien werden in der Zone, Daher muss man eines verstehen. etc. Die Wölfe schießen, trotz den euro- wo der Schutz des Wolfes ausgeschlos- Die Diskussion über den Wolf, die je- päischen Reglementierungen. Wie Nor- sen wurde ganz legal 200 Wölfe gejagt. der europäischen Aktion für den Wolf wegen, wie die Schweiz, wie die USA In der Slowakei die gleich disponiert zugrunde liegt und die die Vereinigun- in der Hoffnung aus dem Wolf wieder hat, werden jährlich legal 150 Wölfe gen zum Schutz des Wolfes uns auf- ein wildes Tier zu machen. In der Hoff- geschossen. Dies, weil das Länder sind zwingen wollen, auf einer Serie von nung, dass es nicht zu spät ist. In der die den Wolfbestand regulieren, weil Lügen basiert. Fabrizierte Lügen die Hoffnung, dass wir wieder die Ober- sie sich sorgen, weil sie wussten was nach Bedarf eingesetzt werden. Die hand gewinnen. In der Hoffnung, Art ein Wolf ist. Sie haben dafür Sorge ge- und Weisen wiederzufinden, die Tier- tragen den Wolf als geschützte Art aus- haltung vor Wölfen zu schützen, die zuschließen weil sie ihre Tierhaltung „Die Schäferei, die graslandbasierte sich nicht annähern. erhalten wollen. Weidewirtschaft, die Freilandtierhaltung Was man dazu sagen kann ist sehr In Italien ist es anders. Sie haben im im natürlichen Umfeld ist schrecklich einfach. Die Schäferei, die graslandba- Gegenteil den totalen Schutz des Wol- dem Wolf ausgesetzt. Sie wird verloren sierte Weidewirtschaft, die Freilandtier- fes gewählt. Die ganze Politik des euro- gehen.“ haltung im natürlichen Umfeld, Tier- päischen Schutzes des Wolfes kommt haltung mit Lämmern die man gerne von Italien zu uns. Dem muss man viel- isst, Tierhaltung, die Käse herstellt den leicht hinzufügen, dass in Italien das Lüge der streunenden Hunde: „Das ist man gerne isst. Das sind die besten Tie- Verhältnis zum Gesetzt vielleicht nicht nicht die Schuld der Wölfe, das sind die re. Das sind die besten Käse. Diese ganz das gleiche ist wie in Frankreich. streunenden Hunde. Der Wolf sei nur Tierhaltung ist schrecklich dem Wolf Da werden Wölfe intensiv gewildert, ein Sündenbock.“ Wenn das wahr ist, ausgesetzt. Sie wird verloren gehen. eine andere Art der Regulierung. Mit wieso mussten die Herden dann erst Was wird bleiben? Tiere die in Ställen der rechten Hand schützt man den Wolf beim Eintreffen des Wolfes geschützt gehalten werden, die man mit Kraftfut- und mit der linken Hand lässt man ma- werden? Darum ist das Thema der ter ernährt und zu industriellen Produk- chen und wildert viel. Darum beschäf- streunenden Hunde ein Beispiel des te werden. Die Tausend Kühe in der Pi- tigt sie das nicht so stark. Wir hier in Lügens und des Ablenkens, um uns den cardie, die berühmte Tausend-Kühe Frankreich wie in Schweden, wir wa- Wolf mit allen Mitteln aufzuzwängen. Farm. Und mit dem Wolf ist es dassel- ren, was man einen naiven Staat nennt. Das ist aber nicht die einzige Lüge. Das be, da geht es in die gleiche Richtung. Ein naiver Staat ist ein Staat, welcher Thema der Tierhalter aus anderen Län- Man ist dabei eine natürliche Tierhal- keine Wölfe hatte als die Berner Kon- dern, wo es angeblich bestens mit dem tung durch eine industrielle zu ersetzen, vention und die Fauna Habitat Direkti- Wolf funktioniert und daher die Tier- sowohl beim Wolf als auch bei den ven unterschrieben wurden. Also hatte halter in den Ländern, wo es nicht Nutztieren. Der Wolf ist ein ökologi- man den Wolf damals integral ge- funktioniert, schlechte Tierhalter seien. scher Vorwand. In Wirklichkeit wird schützt, zu diesem Zeitpunkt quasi als Das ist eine volle Lüge. Dieses Thema uns das zu einer eindeutig industriellen virtuelle Übung. An dem Tag als der hatte man in Italien bei den Tierhaltern Tierhaltung führen. /// 10 11/2016 Der Alm- und Bergbauer
Almen - und Tourismusland Österreich Foto: Jenewein D Prof. Dr. Gerhard Poschacher er Almsommer 2016 ist vorbei. Etwa 261.000 Rinder, da- 203.000 Beschäftigten zum Bruttoinlandsprodukt (300 von 52.000 Milchkühe, verbrachten die Sommermonate auf Milliarden Euro) bei. den 8.059 Almen, die in Österreich bewirtschaftet werden. Ne- Urlaub am Bauernhof ist ein Erfolg ben Rindern wurden auch noch 120.000 Schafe einschließlich Ziegen und 8.900 Pferde aufgetrieben. Das Grünland und die Wie dem neuen Grünen Bericht 2016 des Agrarressorts und Almen dominieren in den Produktionsgebieten Hochalpen, dem aktuellen Wirtschaftsbericht der Bundesregierung zu ent- Voralpen und Alpenvorland mit vielfältigen Nutzungstypen nehmen ist, leisten auch die bäuerlichen Betriebe mit dem An- und Pflanzengesellschaften. Die Arbeit der Alm- und Berg- gebot „Urlaub am Bauernhof“ zum internationalen Ansehen bauern prägen die Kulturlandschaft. In den letzen 60 Jahren Österreichs als attraktives Urlaubsland einen wichtigen Beitrag. hat sich allerdings das Dauergrünland um 1 Million Hektar auf Auf 9.900 Betrieben werden Verpflegung, Erholung und Natur- 1,297 Millionen Hektar vermindert, das intensive Grünland erlebnisse mit 113.800 Gästebetten angeboten. Die Bundeslän- umfasst 563.700 Hektar, die Almfutterflächen machen der Salzburg und Tirol liegen an der Spitze. Für die Pflege und 362.600 Hektar aus; extensiv sind noch 733.500 Hektar in Bewirtschaftung der Almen und Grünlandflächen haben die Nutzung. Große Sorgen bereitet der Agrarpolitik und Touris- Bergbauern große Verantwortung. Die Ausgleichszulage ist muswirtschaft allerdings die Tatsache, dass bereits 166.000 wichtiger Teil der Einkommen. An öffentlichen Geldern (Be- Hektar Grünland nicht mehr bewirtschaftet werden und die triebsprämien, Umweltzahlungen, AZ) erhielten die Bergbauern Verwaldung in verschiedenen Regionen zunimmt. Das Grün- 2015 im Durchschnitt 15.857 Euro je Betrieb, trotzdem lagen land erfüllt neben der Produktion von wertvollem Grundfutter die Einkommen um 14% unter dem Durchschnitt aller Betriebe. auch viele ökologische Funktionen und hat für die Artenviel- Das war für die Agrarkommission gemäß Landwirtschaftsge- falt und damit für die Umwelt große Bedeutung. Rund 70% al- setz auch Anlass, den Bundesminister für Land- und Forstwirt- ler Naturschutzmaßnahmen im Rahmen des Umweltpro- schaft, Wasserwirtschaft und Umwelt, Andrä Rupprechter, zu gramms (ÖPUL) werden auf Grünlandflächen durchgeführt. empfehlen, der flächengebundenen Tierhaltung, der nachhalti- In jenen Bundesländern und Regionen, in denen der Tou- gen Nutzung des Grünlands in den benachteiligten Regionen rismus eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung hat, kon- und Berggebieten agrarpolitische Priorität 2017 einzuräumen zentriert sich auch die Almwirtschaft. Tirol mit 2.065 bewirt- und die Ausgleichszulage trotz budgetärer Sparmaßnahmen im schafteten Almen liegt vor Kärnten (1.854), Steiermark bisherigen Umfang aufrecht zu erhalten. (1.678) und Salzburg (1.691) an der Spitze. Von den mehr als 130 Millionen jährlichen Gästenächtigungen in Österreich entfallen fast zwei Drittel auf die Berggebiete. Mehr als 7% Prof. Dr. Gerhard Poschacher, Ministerialrat in Ruhe, (Land- und Forstwirtschaft: 1,3%) trägt der Tourismus mit ist als Publizist tätig. Der Alm- und Bergbauer 11/2016 11
Strom und Licht auf Almen „Wasserkraft nutzen ist besser als in ihrer Einfachheit. Bergbauern und Bauteile, kein Verschleiß und damit Umwelt verschmutzen!“ Nach diesem Almbesitzer, die Hauptkunden der praktisch eine unbegrenzte Lebens- Motto sorgt Anton Felder aus Absam AFK-Turbotronic Maschinenbau dauer sind Vorteile, die überzeugen. bei Hall in Tirol seit 1982 für Strom Ges.m.b.H., können problemlos mit Überschüssige Energie wird nicht und Licht auf den Almen. Die Voraus- den Kleinwasserkraftwerken umge- vernichtet, sondern wird sinnvoll an setzung ist ein kleiner Bach. Schon hen und sogar, wenn es denn einmal verschiedene Verbraucher wie Heiz- bei mäßigem Gefälle können Anton sein sollte, auch kleine Fehlfunktio- öfen, Boiler oder Zentralheizung ab- Felders Kleinwasserkraftwerke be- nen selbst beheben. Bei der neuentwi- gegeben. reits wirk- ckelten AFK- AFK- sam arbei- Tu r b o t r o n i c - Kleinwasserkraftwerke ten und Kompaktturbi- Strom er- ne wurde be- zeugen. wusst auf eine T U R B I N E N Die Be- komplizierte MASCHINENBAUGES.M.B.H. sonderheit Mechanik ver- . 6067 ABSAM MADERSPERGERSTR. 4 12 der Anla- zichtet. Keine gen liegt Abnützung der FELDER TONI . Telefon 05223/42224
Samuel prüft, ob die eingelabte Milch bricht. Alpkäse - Eine Besonderheit aus den Bergen Fotos: Götz „Alpchäs guet ond gsond“ Ein Landwirt im schweizerischen Kanton Appenzell Innerrhoden lässt den Alpkäse neu aufleben. Er hat eine Käserei und einen Käsekeller in seinem Alpstall eingebaut und nimmt die Vermarktung des Alpkäses selbst in die Hand. Nach dem Bericht in unserer letzten Ausgabe des „Der Alm- und Bergbauer“ über den Alpabzug (Almabtrieb) der Familie Koch, schauen wir ihr nun beim Käsen über die Schulter. Ein weiterer Blick zu unseren Alpnachbarn in die Schweiz. Dr. Michael Götz Die Alp Soll befindet sich oberhalb ist die Käserei im Jahre 2013 gleichzei- zwischen hat sein Sohn Samuel das Kä- von Brülisau unter dem Hohen Kasten. tig mit dem Bau eines neuen Kuh- und sen übernommen. Er ist ausgebildeter Es ist eine Gemeinschaftsalp mit 124 Ziegenstalles. In der Sennhütte steht Tischler und Landwirt und hat das Kä- ha Weiden und 269 Stössen, berichtet heute allerdings noch ein altes, von ei- sen bei seinem Vater und in einem Sen- der Senn Meinrad Koch. Ein Stoß ent- nem Holzfeuer geheiztes Kessi, im Ap- nenkurs der landwirtschaftlichen Schu- spricht einer Großvieheinheit während penzeller Dialekt Käseherd genannt. le erlernt. eines Alpsommers. Koch hat damit ausprobiert, wie sich ein guter Appenzeller Alpkäse herstel- Praktisch eingerichtete Käserei Das Käsen liegt in der Familie len lässt und zugleich hat er ausgelotet, Die Käserei ist einfach und zweck- Familie Koch ist stolz auf ihre neue, ob eine Nachfrage danach vorhanden mäßig eingerichtet. Das Zentrum bildet modern eingerichtete Alpkäserei auf ist. Das Knowhow hat er sich in jungen ein Kupferkessi. Es wird mittels Dampf der Alp Brüllenstein auf 1300 m Seehö- Jahren angeeignet, als er als „Hand- aus einem Dampfkessel erwärmt, der he, die zur Alp Soll gehört. Entstanden bub“ seinem Vater beim Käsen half. In- vom Vorzimmer aus mit Holzscheiten > Der Alm- und Bergbauer 11/2016 13
Links die Alphütte, rechts der neue Stall mit Käserei (o.). Familie Koch beim Frühstück in der Alphütte (u.). Käsezimmer, damit die Milchsäurebak- terien optimal wirken können. Am an- deren Tag lässt der junge Senn die Lai- be in einem Aufzug in den kühlen Kä- sekeller hinunter, der sich direkt unter dem Käsezimmer befindet. Dort kom- men die Laibe für einen Tag ins Salz- bad und werden dann in Regalen gela- gert, wo sie Samuel regelmäßig schmiert und wendet. Hygiene-Vorschriften nach EU-Norm Im Käsezimmer befindet sich nur das, was zur Käseherstellung gebraucht wird. Alles muss der EU-Norm genü- gen, erklären die Sennen. Die traditio- nellen Holzgeschirre wie Gebsen und Eimer haben ausgedient. Sie erfüllen die Hygienevorschriften der Käseher- stellung nicht mehr. Die Wände des Kä- sezimmers sind mit Steinplatten ausge- kleidet, damit sie sich sauber reinigen lassen. Wichtig sind auch die Fenster, die sich verschieden weit öffnen lassen, damit genügend frische Luft in den war- men Raum gelangt. Für die Mutschli (kleine Käseform; Anm. d. Red.) gibt es ein zweites, kleineres Kessi, das eben- beheizt wird. Mit einem Kettenzug Form auf dem Abtropftisch. Samuel falls mit Dampf gewärmt wird. Den hievt Meinrad den Käsebruch aus dem schneidet ihn in Würfel, die er in runde Strom für das Licht und das Rührwerk Kessi, nachdem Samuel das Käsetuch Formen abfüllt und mit einem Gewicht produziert eine 6 m2 große Solaranlage unter der Käsemasse hindurchgezogen beschwert, so dass die runden Käselai- auf dem Dach des Stalles. Gibt es wenig und die Enden zusammengebunden hat. be entstehen. Einen Tag lang bleibt die Sonne, muss ein Dieselgenerator ein- Der Bruch kommt in eine viereckige Käsemasse in den Formen im warmen springen. Den meisten Käse verkaufen Kochs auf der Alp direkt an Wanderer. Den gegen Ende der Alpzeit noch nicht reifen oder nicht verkauften Käse lagern Vom Joghurt bis zum Alpkäse sie im Käsekeller und holen ihn nach Bedarf. Die Kundschaft sind kleinere 37 Kühe liefern die Milch für die Alpkäserei. Die Milch wird für den Halbhart-Alpkäse entrahmt. Der Käseläden der Region, Feinkostläden Rahm wird zu Alpbutter verarbeitet und in 200 Gramm-Mödeli abgepackt. Dieses Jahr sind es und Privatkunden. anfangs August etwa 400 kg Milch, die täglich verkäst werden. Daraus entstehen etwa 16 Laibe Alpkäse zu 2 kg und 20 Mutschli zu 700 g. Der „Alp Soll Alpchäs“ ist ein eher intensiver Appenzel- Sich eine Existenz schaffen ler, beschreibt ihn Samuel. Je nach Lagerdauer ist er mild bis rezent, während die „Alp Soll Der Talbetrieb von Familie Koch ist Mutschli“ im Geschmack sahnig-cremig sind und schon nach sieben Wochen genussreif sind. Ein ein typischer Appenzeller Grünlandbe- kleiner Teil der Milch wird zu Natur- und Früchtejoghurts verarbeitet (www.alpsoll.ch). trieb mit 20 ha Nutzfläche. Bei den tie- 14 11/2016 Der Alm- und Bergbauer
Die Milchprodukte von der Alp Soll (li.). Samuel präsentiert den „Alp Soll Alpchäs“ im Käsekeller (re.). fen Milchpreisen ist es für kleine Be- dem Alpkäse eine höhere Wertschöp- andere Alpen haben sich dem Pro- triebe schwierig, ein genügendes Ein- fung bei der Milch erreichen“, erklärt gramm angeschlossen. kommen zu erwirtschaften. „Mit dem Meinrad. Er erzielt einen deutlich hö- Alpbetrieb zusammen gibt es für uns heren Milchpreis als wenn er die Milch Schwieriger Alpsommer eine Existenz“, sagt Meinrad. Früher, abliefert. Allerdings ist das höhere Ein- Die Kühe und Ziegen von Familie als die Alpen noch nicht mit Zufahrts- kommen kein Geschenk an den Land- Koch sind von anfangs Juni bis Ende wegen erschlossen waren, gab es auf wirt. Denn das Verarbeiten der Milch August auf der Alp. Je nach Arbeit pen- jeder Kuhalp ein Käsekessi, da die Alp- auf der Alp ist mit zusätzlicher Arbeit delt die Familie zwischen dem Talbe- sennen die Milch nicht ins Tal fahren und Investitionen verbunden. Das Kä- trieb und der gut erschlossenen Alp. konnten. Daher werden die Alpbauern sen allein nimmt jeden Tag drei bis vier Der Tag der Alpauffahrt ist gemäß der im Appenzellischen wohl auch heute Stunden Zeit in Anspruch, dazu kommt Bestimmungen der Genossenschaftsalp noch Sennen genannt. Mit der Erschlie- die Zeit für die Pflege. Für den Verkauf Soll für alle, die ihr Vieh auffahren, ßung hörten die meisten Alpen auf zu und das Marketing ist er selbst verant- derselbe. Das Datum der Alpabfahrt darf käsen und brachten die Milch zur Sam- wortlich. Schließlich wird es Jahre dau- dagegen jeder Alpsenn selber bestim- melstelle im Tal. Alpkäse war damals ern, bis die Investitionskosten amorti- men. Gegenüber früher ist die Alpung in- nicht mehr so gefragt, hält Meinrad siert sind. Zurzeit gibt es in Appenzell tensiver geworfen, beobachtet Meinrad. fest. Stattdessen fingen die Sennen an, Innerrhoden zwölf Alpkäsereien. Etwa Es gibt viele Tiere auf den Alpen und die die Milch zu entrahmen und Alpbutter 1.800 Milchkühe werden in Innerrho- Alpzeit habe sich von früher zehn auf zu verkaufen. Doch auch dieser habe den auf den Alpen gesömmert; doch gegen zwölf Wochen ausgedehnt. Der inzwischen den Preis verloren. Meinrad höchstens etwa 15% der Milch dieser Sommer war in diesem Jahr sehr nass. möchte, dass der Alpkäse wieder mehr Kühe wird auf den Alpen verkäst. Ein Die ersten 20 Tag regnete es an fast al- Anerkennung und Wert findet. Er ver- Wachstumspotential für Alpkäse ist da- len Tagen. Dies hatte zur Folge, dass es kauft den mindestens sechs Monate ge- mit vorhanden. zu vielen Trittschäden auf der Weide reiften „Alp Soll Alpchäs“ für 22 Meinrad ist ein optimistischer kam und bei den Kühen eher Klauener- Euro/kg. Das ist derselbe Preis, für Unternehmer. „Hätte man mehr Milch, krankungen auftraten. Der neue Stall welchen die Sortenorganisation Appen- könnte man eventuell sogar zwei Mal mit großen Lägern und Selbsttränken zeller® den ¼-fett Räss-Käse anbietet. am Tag käsen“, denkt er laut nach. Des- bewährt sich in solchen Jahren be- Somit fällt der Alpkäse nicht aus dem wegen auf der Alp den Kühen viel sonders gut, da die Tiere öfters nachts üblichen Preisband. In der Schweiz ist Kraftfutter zu füttern, wäre der falsche eingestallt werden müssen, um die das Preisniveau allgemein höher als in Weg, denn Alpkäse bedeutet auch, dass Weiden zu schonen. Während der er- den Nachbarländern. sich die Kühe naturgemäß von Raufut- sten vier Wochen ist das nächtliche ter ernähren. Die Molke verfüttert Einstallen sogar Vorschrift auf der Alp Mit Alpkäse Mehrwert erzielen Meinrad an 40 Schweine, die auf die Soll. Heu erhalten die Kühe nur, wenn Alpkäse ist etwas Besonderes, et- beiden Alpen verteilt sind und sich zeit- es im Sommer schneit. /// was Authentisches: aus frischer Alp- weise in einem natürlichen Auslauf vor milch und nach überliefertem Rezept den Ställen „vergnügen“ dürfen. Die hergestellt. Außerdem muss die Milch Appenzeller Fleisch- und Feinkost AG zur Verarbeitung nicht große Transport- hat die Vermarktung der „Alpschweine Michael Götz (Dr. Ing. Agr.) ist wege zurücklegen. „Wir wollen mit aus dem Alpstein“ übernommen. Auch Agrarjournalist in der Schweiz. Der Alm- und Bergbauer 11/2016 15
Vor der Jurierung wird 22. Almkäseolympiade in Galtür der Almkäse gesegnet. Fotos: Jenewein Am 24. September 2016 ging zum 22. Mal die Almkäseolympiade in Galtür über die Bühne. Die Begeisterung für Käse hat diese Veranstaltung zu dem gemacht, was sie heute ist - einem Genussfest für Käseliebhaber, vor allem aber für die Sennerinnen und Senner. Diese Olympiade - von der Käseabgabe in den frühen Morgenstun- den, der Käseprüfung bis hin zur Preisverteilung am Abend - an einem Tag abzuhalten, ist eine Herausforde- rung, der sich die Landjugend Galtür in Zusammenarbeit mit der HBLFA Rotholz jedes Jahr stellt. Heuer haben 141 Almen aus der Schweiz, Südtirol und dem Trentino, aus Liechtenstein und Österreich teilgenommen und insgesamt 345 Käse eingereicht. Dr. Frieda Eliskases-Lechner S chon lange vor dem Bewerb sind die Produkte ist langfristig nach Meinung von kleinen Einzelheiten, die einen gro- Sennerinnen und Senner gefordert. Die von Dr. Klaus Dillinger, Leiter der ßen Käse ausmachen. Geprüft werden Teilnahme an Qualitätsprogrammen soll HBLFA Tirol - Forschung & Service das Äußere, die Lochung, die Textur, der nicht nur die sensorische Qualität garan- Rotholz, die einzige Möglichkeit die Zu- Geruch und Geschmack. Schon am Aus- tieren. Die Prüfung ist auch an mikro- kunft der Almbetriebe zu sichern. sehen der Käseoberfläche lässt sich er- biologische und chemische Untersu- Das Hauptziel der Veranstaltung ist kennen, wie viel Mühe in die Pflege der chungen geknüpft. Ein hoher Qualitäts- die Prüfung der Käse durch eine unab- Käse gesteckt wurde. Das Hauptgewicht standard der auf der Alm hergestellten hängige Fachjury. Es ist eine Vielzahl bei der Prüfung wird natürlich auf den 16 11/2016 Der Alm- und Bergbauer
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