VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day

 
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VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
JOURNAL
                         ZUM
                         EQUAL PAY DAY
                         2013

LOHNFINDUNG
IN GESUNDHEITSBERUFEN         VIEL
                           DIENST
                           WENIG
                        VERDIENST
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
I N H A LT S V E R Z E IC H N I S                                      initiiert von
 Editorial
Henrike von Platen                                          Seite 3
  Grußwort
Kristina Schröder                                           Seite 4
  Für ver.di ist jeder Tag Equal-Pay-Day                               gefördert vom
Elke Hannack                                                Seite 5
 Schwerpunktthema Viel Dienst – wenig Verdienst
Christel Riedel                                             Seite 6
  TVöD 2005 – wo bleibt die Entgeltordnung
Fragen an Ulrike Burchardt und Dirk Reidelbach              Seite 8
  Gesundheitsökonomie – unter Ausschaltung der Menschen?
Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ                         Seite 10
  Ökonomisierung der Pflege – was haben Frauen davon?
Prof. Dr. Michael Isfort                                    Seite 11
  Im Kampf gegen ungleiche Bezahlung: 6 Jahre EPD
Simone Denzler                                              Seite 14    Schwerpunktpartner
 Equal Pay Day in der Kommune
Christine Rabe                                              Seite 15
 Ärztinnen: im Beruf strukturell benachteiligt
Hans-Jörg Freese                                            Seite 16
  LandFrauen – Faire Einkommensperspektive sichern
Brigitte Scherb                                             Seite 17
  Warum es so wenig Frauen in den deutschen Vorständen gibt
Ursula Ott                                                  Seite 18
  Imagekampagnen
Prof. Anja Hartmann                                         Seite 19
  Der tägliche Kampf
Uta Zech                                                    Seite 20
 Selbständigkeit im Pflegeberuf
Kathrin Kohl-Boussetta                                      Seite 23
  Lohnfindung und Arbeitsbedingungen bei der
Sozialholding Mönchengladbach
Helmut Wallrafen-Dreisow                                    Seite 24
  Hohes Ansehen – wenig Lohn: Zur Bewertung der
weiblichen Arbeitskraft in Gesundheitsberufen
Angelika Puhlmann                                           Seite 25
  Neuer Blick auf alte Fragen
Dr. Heide Mertens                                           Seite 27
  Noch weniger ist … niemand
Susanne Steppat                                             Seite 28
 Kompetenzen von Frauen und ihr Wert im Gesundheitswesen
Margret Urban, Sabine Ridder                           Seite 29
  Ohne uns keine Diagnose – ohne Diagnose keine Therapie
Anke Ohmstede                                            Seite 30
                                                                        IMPRESSUM
 Lohnfindung in Gesundheitsberufen                                      V.i.S.d.P.: Henrike von Platen, Präsidentin BPW Germany e.V.
Hannelore Buls                                              Seite 31    Geschäftsstelle: BPW Germany e.V.
  Leben im Alter – Zwischen Skylla und Charybdis                        Sigmaringer Straße 1, 10713 Berlin · info@bpw-germany.de
                                                                        Redaktion: Christel Riedel, Projektleiterin
Dr. med Ursula Sottong                                      Seite 32
                                                                        Forum Equal Pay Day · c.riedel@equalpayday.de
 Fragen an den Deutschen Pflegerat                                      Dagmar Schwarz, Bundesgeschäftsstelle Entgeltgleichheit
Andreas Westerfellhaus                                      Seite 33    d.schwarz@equalpayday.de
                                                                        Simone Denzler, Pressesprecherin BPW Germany
  Die Marienhaus GmbH                                                   s.denzler@bpw-germany.de
Dr. Tania Masloh                                            Seite 34    Fotos: BMFSFJ/L. Chaperon · Inga Haar · AutorInnen
                                                                        Gestaltung: Zech Dombrowsky Design
                                                                        Druck: Möller Druck und Verlag GmbH
                                                                        Auflage: 20.000
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
Editorial                    Liebe Leserinnen, liebe Leser,                             mangel in ambulanten und stationären Einrichtungen
                                                                                        gefährdet die Versorgung alter und kranker Menschen,
                             am 21. März ist Equal Pay Day – der Aktionstag für         Pflegearbeiten müssten verstärkt von den Familien
                             gleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Denn             geleistet werden – und blieben so wiederum meist an
                             Frauen verdienen nach wie vor im Schnitt rund ein          den Frauen hängen. Wie sollten Frauen so ruhigen
                             Viertel weniger als Männer, können weniger Vermö-          Gewissens ihrer Berufstätigkeit nachgehen und dabei
                             gen aufbauen und leben am Ende von einer Rente, die        auch noch den Aufstieg in die gut bezahlten Füh-
                             durchschnittlich 60 Prozent niedriger ist als die von      rungsetagen schaffen?
                             Männern. Wie kann das sein, fragen Sie sich, wo doch
                             Frauen seit Jahren Bildungsgewinner sind? Die Ursa-        Rund 700 Veranstaltungen bundesweit konnten wir
                             chen lassen sich auf drei Fakten reduzieren: Frauen        2012 zum Equal Pay Day anstoßen. Verbände, Gewerk-
                             fehlen in den gut bezahlten Führungsetagen, Frauen         schaften und Parteien unterstützten unsere Forderun-
                             arbeiten aufgrund der schlechten Vereinbarkeit von         gen. Wir freuen uns, für unsere Kampagne 2013 sieben
                             Familie und Beruf häufig in Teilzeit - und nicht zuletzt   Partner aus dem Gesundheitsbereich gewonnen zu
                             werden Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt         haben, die wir Ihnen im Journal wie auch auf unse-
                             werden, schlechter bezahlt. Dazu gehören auch die          rer Webseite vorstellen. Sie haben uns bereits in der
                             Gesundheitsberufe, die wir in diesem Jahr unter dem        fachlichen Vorbereitung des Themenschwerpunkts
                             Motto Viel Dienst – wenig Verdienst exemplarisch in den    unterstützt und werden auch mit eigenen Aktionen
                             Fokus nehmen, um auf den Missstand der ungleichen          am Equal Pay Day auf die unzulängliche Bezahlung
                             Einkommenschancen aufmerksam zu machen.                    und die familienfeindlichen Arbeitsbedingungen in
                                                                                        Gesundheitsberufen aufmerksam machen. Die Debatte
                             Gesundheitsberufe sind weiblich: Rund 80 Prozent           muss jetzt geführt werden – überall in Deutschland.
                             der Beschäftigten in dieser Branche sind Frauen. Das       Das Journal liefert dazu Anregungen und Grundlagen.
                             Einkommen in diesem Berufszweig ist im Vergleich
                             zu anderen Ausbildungsberufen mit vergleichbarer           Machen Sie mit! Treffen Sie sich am 21. März zu
                             Qualifikation am unteren Rand der Gehaltsstatistiken       einem Mittagessen mit roten Taschen – dem Symbol
                             zu finden. Und das, obwohl Hebammen und Kran-              des Equal Pay Day – und schicken Sie uns ein Foto,
                             kenschwestern wie auch Arzthelferinnen und Labor-          informieren Sie sich auf unserer Aktionslandkarte über
                             fachkräfte anspruchsvolle Tätigkeiten ausüben und          die Aktionen in ihrer Region – oder planen Sie einfach
                             eine große Verantwortung für die richtige Diagnose         ihre eigene. Anregungen dazu finden Sie ebenfalls
                             und den Heilungsprozess tragen. Die Altenpflegebran-       auf unserer Webseite. Werden Sie Teil der inzwischen
                             che klagt bereits, ihren Fachkräftebedarf nicht mehr       weltweiten Equal-Pay-Day-Bewegung und helfen Sie
                             decken zu können. Wen wundert dies, angesichts der         mit, damit der Aktionstag immer weiter nach vorne
                             schlechten Bezahlung in einem Beruf, der körperlich        rückt und sich eines Tages selbst abschafft.
                             und psychisch sehr belastend ist? Lesen Sie in unserem
                             Journal, wo die Probleme liegen und was sich ändern        Ihre
                             muss.

                             Am 21. März 2013 machen wir zum sechsten Mal in
                             Folge darauf aufmerksam, dass gleiche Bezahlung für        Henrike von Platen
                             Männer und Frauen nicht nur ein Gebot der Fairness,        Präsidentin BPW Germany e.V.
                             sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist. Im
                             Falle der Gesundheitsberufe ist klar: Ein Fachkräfte-

Equal Pay Day Journal 2013
                                                                                                                                                 3
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
Grußwort der Bundesministerin für Familie, Senioren,
                         Frauen und Jugend, Dr. Kristina Schröder,
                         anlässlich des Equal Pay Day 2013

    BMFSFJ/L. Chaperon

                         Haben Sie sich schon einmal gefragt, was bei        Hinter dem Thema Gesundheitsberufe steht
                         der umsichtigen Sprechstundenhilfe in Ihrer         eine ganze Bandbreite unterschiedlicher
                         Hausarztpraxis, der fürsorglichen Kran-             Arbeitsfelder: die Alten- und Krankenpflege,
                         kenschwester in der Notaufnahme oder der            medizinisches Fachpersonal in Arztpraxen, die
                         freundlichen Altenpflegerin im Seniorenheim         Ärzteschaft, medizinisch-technische Ange-
                         am Ende des Monats auf der Gehaltabrech-            stellte, Hebammen und viele andere mehr.
                         nung steht? Viel ist es nicht im Vergleich zu       Starke Partner, wie der Deutsche Hebammen-
                         anderen Berufen. Frauen bilden das Rückgrat         verband, der Verband medizinischer Fachberu-
                         unserer medizinischen Versorgung, denn 80           fe, die Marienhaus Unternehmensgruppe, die
                         Prozent der Beschäftigten in der Gesundheits-       Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach,
                         branche sind Frauen. Ihr Einkommen findet           der Marburger Bund, der Deutsche Pflegerat
                         sich im Vergleich zu ähnlichen Ausbildungsbe-       sowie der Dachverband für Technologen/-
                         rufen am unteren Ende des Gehaltsspektrums          innen und Analytiker/-innen in der Medizin
                         wieder.                                             Deutschland unterstützen den Equal Pay
                                                                             Day und berichten über Problemlagen und
                         Die schlechte Bezahlung in frauendominierten        Handlungsmöglichkeiten in ihren Branchen.
                         Berufen, und dazu gehören Gesundheitsberu-          Sie haben die EPD-Foren im Oktober und No-
                         fe, ist eine wesentliche Ursache für den beste-     vember 2012 aktiv begleitet und liefern auch
                         henden statistischen Entgeltunterschied. Des-       für dieses EPD-Journal wertvolle Beiträge.
                         halb steht beim diesjährigen Equal Pay Day
                         die Verdienstsituation in Gesundheitsberufen        Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre
                         im Mittelpunkt. Unter dem Motto Viel Dienst!        und lade Sie ein, sich mit uns gemeinsam für
                         Wenig Verdienst! geht es um die gesellschaftli-     faire Chancen in der Arbeitswelt einzusetzen–
                         che und finanzielle Aufwertung von Gesund-          nicht nur am Equal Pay Day, sondern während
                         heitsberufen. Dies ist nicht nur im Interesse der   des ganzen Jahres!
                         Beschäftigten sondern in unser aller Interesse.
                         In einer alternden Gesellschaft sind tatkräftige,   Mit freundlichen Grüßen,
                         motivierte und professionelle Beschäftigte im
                         Gesundheitswesen unverzichtbar.

                                                                             Dr. Kristina Schröder

4                                                                                                       Equal Pay Day Journal 2013
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
Für ver.di
                                                                           ist jeder Tag
                                                                           Equal Pay Day
                                                                           Elke Hannack

              D       as Gesundheitswesen hat sich in
                      den vergangenen Jahren zu einem
                bedeutenden Beschäftigungsfaktor in
                                                           Gerade das Gesundheitswesen ist auf
                                                           qualifizierte und gut motivierte Fach-
                                                           kräfte angewiesen. Eine Weiterentwick-
                                                                                                      dern. Die Frage, warum ein Beschäftig-
                                                                                                      ter, der z.B. mit der Herstellung eines
                                                                                                      Autos befasst ist, das Dreifache an Ge-
                Deutschland entwickelt. Mehr als vier      lung des Gesundheitswesens braucht         halt bekommt wie die Pflegekraft, die
                Millionen Menschen sind in diesem          eine verbesserte Rekrutierung und          einen Menschen gesund pflegt, konnte
                Wirtschaftszweig beschäftigt. Das sind     Qualifizierung von Arbeitskräften, aber    mir bis heute niemand beantworten.
                mehr als zehn Prozent der Erwerbstäti-     auch die Verbesserung der Arbeits-und      Die wenige Wertschätzung insbesondere
              Elke Hannack
                            gen. Das Gesundheitswesen      Entlohnungsbedingungen der hier            für wichtige Sozialkompetenzen in
      seit 2007 Mitglied im ist damit für einen relevan-   Beschäftigten. Das durchschnittliche       diesen Berufen hat zum einen sicher-
   ver.di-Bundesvorstand; ten Teil der Erwerbsbevöl-       Bruttomonatseinkommen in Pflege-           lich mit einem tradierten Rollenbild in
 zuständig für die Bereiche kerung Quelle des Lebens-      berufen beträgt bei einer 38-Stunden-      unserer Gesellschaft zu tun.
Sozialpolitik, Gesundheits-
                            unterhalts.                    Woche 2.360 €. Je nach Beruf variiert      Wir Gewerkschaften sind uns aber
 politik, Arbeitsmarkt- und
    Beschäftigungspolitik,Beinahe ¾ aller Beschäf-         dieses Einkommen zwischen 1.828 €          sehr unserer Verantwortung bewusst,
Schwerbehindertenpolitik, tigten im Gesundheitswe-         und 3.066 €.                               hier Veränderungen herbeizuführen.
Erwerbslose, Migrantinnen
             und Migrantensen sind Frauen. Weiblich        Und es gibt auch hier Gehaltsdifferen-     So haben wir bereits für den Erziehe-
                          besetzte Gesundheitsbe-          zen zwischen Frauen und Männern. So        rinnenbereich eine Imagekampagne
              rufe zeichnen sich aus durch niedrige        weist der WSI-Lohnspiegel aus, dass        durchgeführt, um in der Öffentlichkeit
              Entlohnung, viel Teilzeitarbeit und          das Einkommen der Frauen in Pfle-          für eine größere Akzeptanz der hohen
              belastende Arbeitsbedingungen. Seit          geberufen insgesamt rd. 300 € unter        Sozialkompetenzen zu werben. Dies
              vielen Jahren erleben die Beschäftigten      dem der Männer liegt (im Mittelwert).      muss auch für die Gesundheitsbranche
              im Gesundheitswesen eine Verschlech-         Das macht einen Einkommensnach-            gelten. Gewerkschaften können auch in
              terung der Arbeitsbedingungen. Die           teil von 11,7% aus. Auffällig ist auch,    Tarifverhandlungen bessere Arbeitsbe-
              Arbeitsbelastung am Arbeitsplatz             dass der Männeranteil in den besser        dingungen und bessere Löhne verhan-
              steigt. Es kommen immer neue Auf-            bezahlten Pflegeberufen am höchsten        deln. Aber Gewerkschaften sind immer
              gaben hinzu, der Leistungsdruck wird         ist. Übrigens profitieren Beschäftigte     nur so stark wie ihre Mitglieder. Da,
              größer und dazu wachsende Unsicher-          in Pflegeberufen von der Tarifbindung:     wo es hohe Organisationsgrade gibt,
              heit der Beschäftigung durch Zeitver-        in tarifgebundenen Betrieben liegt ihr     wo sich also viele Menschen für eine
              träge und Leiharbeit. Die Arbeitsbelas-      Monatseinkommen knapp 19% über             Gewerkschaftsmitgliedschaft entschei-
              tung wächst in allen Berufsgruppen des       dem Gehalt ihrer Kolleginnen und           den, können Gewerkschaften gute
              Gesundheitswesens, besonders aber für        Kollegen in nicht tarifgebundenen          Tarifverträge abschließen. Insofern
              Pflegekräfte und für die Beschäftigten       Betrieben.                                 hat ver.di neue Modelle zur Mitglieder-
              in den Reinigungs- und Verpflegungs-         Für ver.di muss für die Arbeits- und       gewinnung und Mitgliederhaltearbeit
              diensten. In vielen Krankenhäusern           Entlohnungsbedingungen der Grund-          entwickelt, die gerade im Gesundheits-
              wird die tarifliche Wochenarbeitszeit        satz gleicher Lohn für gleiche Arbeit am   bereich jetzt angewendet werden. Hier
              nicht eingehalten, statt 38,5 oder           gleichen Ort gelten. Das ist es, was wir   gilt es, durch die Erhöhung der Mitglie-
              40 Wochenstunden werden durch-               als Gewerkschaft jeden Tag versuchen       der die Gewerkschaften in ihrem tarif-
              schnittlich 44 Stunden gearbeitet.           durchzusetzen. Gerade in frauendo-         politischen Handeln zu stärken. Nur so
              Teilzeitbeschäftigte arbeiten im Schnitt     minierten Branchen ist das aber kein       werden wir dauerhaft zu einer Entloh-
              sogar 6 Stunden mehr als ihre arbeits-       einfaches Unterfangen. Dienstleistun-      nung kommen, die den Kompetenzen
              vertraglich vereinbarte Arbeitszeit.         gen am Menschen werden immer noch          der Fachkräfte im Gesundheitswesen
              Dienstpläne werden nicht eingehalten,        in unserer Gesellschaft und in unserer     auch gerecht wird. Wertschätzung für
              das Missverhältnis von anwesendem            Arbeitswelt zu wenig wertgeschätzt.        einen Beruf lässt sich sicher nicht nur
              Personal und den Aufgaben verschärft         Obwohl gerade dort die physischen          am Lohn festmachen – aber er ist schon
              sich. Auszubildende werden häufig zu         und psychischen Belastungen mit am         ein starkes Indiz. Deshalb kämpfen wir
              Lückenbüßern. 1,2 Mio. Überstunden           höchsten sind. Die Entlohnung besagt       für humane und familienfreundliche
              sprechen für sich.                           aber etwas anderes. Wenig Zuspruch,        Arbeitsbedingungen im Gesundheits-
              Eine Untersuchung der Bertelsmann-           wenig Wertschätzung, wenig Ak-             wesen und für eine gerechte Bezahlung!
              Stiftung warnt davor, dass im Jahr 2030      zeptanz für die Arbeit mit alten und
              eine halbe Million Vollzeit-Pflegekräfte     kranken Menschen oder Kindern.
              fehlen werden, wenn sich an ihrer Situ-      Hier muss sich grundsätzlich etwas im
              ation nichts ändert.                         Bewußtsein unserer Gesellschaft verän-

  Equal Pay Day Journal 2013
                                                                                                                                                 5
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
„Ich bin überzeugt, wenn das tägliche
Honorar für eine Krankenwärterin zehn
Goldstücke betrüge, so würde kein Beruf
der Welt weniger für eine Frau geeignet
sein, als dieser; keiner würde die Scham-                                                                                      Themenschwerpunkt
haftigkeit mehr verletzen, den Ekel                                                                                            Gesundheitsberufe:
stärker erregen, und in gewohnter Huld                                                                                         Viel Dienst – wenig
würde man nimmer mehr der schwäch-                                                                                             Verdienst
lichen Frau die Last der Krankenpflege                                                                                         Christel Riedel
aufgebürdet haben1.“

             S     o Hedwig Dohm, vor nunmehr 130
                   Jahren. Hatte sie Recht? Abgesehen
                           davon, dass wir keine genaue
                                                                                 irgendwann (und nicht nur einmal)
                                                                                 existenziell profitieren?
                                                                                                                               geht. Das ist zunächst einmal ver-
                                                                                                                               ständlich. „Irgendwann krieg ich Euch
                                                                                                                               alle“ sagt Helmut Wallrafen-Dreisow,
          Christel Riedel, Kenntnis haben von der                                Ein erster Grund könnte sein, dass            Geschäftsführer der Sozialholding
         Rechtsanwältin, Größe der in Bezug genom-                               die tatsächliche Lohnhöhe in diesen           Mönchengladbach und einer unserer
       von 1992 bis 2011
            Juristin beim
                           menen Goldstücke: Würde                               Berufen den meisten Nichtgesundheits-         Schwerpunktpartner, kämpferisch3 und
               Deutschen der Pflegeberuf tatsächlich                             beruflern weitgehend unbekannt ist.           konfrontiert damit uns, seine Zuhörer
      Frauenrat mit dem durch eine Honorierung                                   Der Stolz verbot es den Berufsangehö-         und Zuhörerinnen, ganz direkt mit der
    Arbeitsschwerpunkt: in Gold eine Aufwertung                                  rigen selbst lange Zeit, ihre Probleme        gern verdrängten Tatsache, dass wir
       Beobachtung und
     Kommentierung der
                           erfahren? Denkbar wäre                                offen zu legen. Nachdem die angestell-        alle einmal alt werden und dann nur in
        rechtspolitischen zumindest auch, dass damit                             ten Ärztinnen und Ärzte, organisiert im       wenigen glücklichen Ausnahmefällen
    Entwicklung bezogen eine Abwertung des Gold-                                 Marburger Bund, mit ihren Aktionen            ohne Betreuung auskommen. Für den
        auf die rechtliche preises eingeläutet wird. Sie                         inzwischen eine Menge erreicht und            (von Gesunden als unwahrscheinlich
         und tatsächliche halten das für ein absurdes                            auch die Hebammen es mit ihrem                angesehenen) Fall einer Erkrankung
       Gleichstellung der
       Geschlechter, seit Gedankenspiel? Tatsächlich                             Protest schon bis in die Tagesthemen          hoffen wir, mittels der Röhre oder
         September 2011 beschreibt diese Überlegung                              geschafft haben, kommen nun auch die          anderer bildgebender Diagnoseverfah-
      Projektleiterin des lediglich ein bekanntes                                Pflegeberufe und die Medizinischen            ren schnell einen eindeutigen Befund
    Forum Equal Pay Day Phänomen aus einer unge-                                 Fachangestellten und die Laborberu-           zu erhalten, der nach fachkompetenter
                           wohnten Perspektive: Wenn                             fe (MTA´s) mit ihrem Anspruch auf             Erläuterung entweder durch einen chi-
               Frauen ein Berufsfeld erobert haben,                              Aufwertung ihrer Berufe aus der De-           rurgischen Eingriff (möglichst in Voll-
               sinken dort die Löhne. 2                                          ckung. BPW Germany unterstützt mit            narkose) oder mittels wirkmächtiger
                                                                                 dem aktuellen Themenschwerpunkt               Pillen in kurzer Zeit zu beheben sein
             Breite Solidarität fehlt                                            zum Equal Pay Day 2013 gezielt ihr            wird. Krankheit und Heilung sehen
             Warum ist es bisher nicht wirklich                                  Anliegen.                                     wir gern als einen selbstbestimmten
             gelungen, eine breite gesellschaftliche                                                                           Reparaturbetrieb 4 und stellen uns mit
             Solidarität mit den Vertreter/innen der                             Ein weiterer Grund für die zögerliche         dieser Haltung gedanklich direkt neben
             Gesundheitsfachberufe herzustellen,                                 Solidarisierung kann darin liegen, dass       unser Auto.
             von deren Qualifikation und Hilfs-                                  wir, die potenziellen Patient/innen, den
             bereitschaft wir alle im Laufe unseres                              Gedanken an Krankheit und Alter und           Ökonomen prägen die Debatte
             Lebens mit großer Wahrscheinlichkeit                                Abhängigkeit ausblenden, so lange es          Dort sind wir nicht allein: Gesund-
                                                                                                                               heitsökonomen schätzen ebenfalls
               FORUM EQUAL PAY DAY                                                                                             den Wert gesundheitstechnischer und
               Konzertierte Aktion zum Equal Pay Day
               zwischen dem 8.03 und 25.03.2013                                                                                pharmakologischer Produkte höher als
                                                                                                                               den Wert fachkundiger menschlicher
                                                                 Faire
                                                            Einkommens-
                                                                                                                               Zuwendung in Pflege und Betreuung.
                                                            perspektiven                                                       In der Theorie besteht also Einigkeit –
                                                              für Frauen
                                                            und Männer in
                                                                                                                               die Bedeutung qualifizierter Pflege und
                                                            Gesundheits-                                                       fachkundiger Unterstützung ärztlichen
                                                               berufen                                                         Wirkens sehen wir als marginal an.
                                                                                      Ar
                                                       t

                                                                                                                               Zu Unrecht – denn erfahrungsgemäß
                                                                                        be
                                                       af

                                                                  Beschäftigte
                                                   ch

                                                                                         i tg
                                                  ls

                                                                                                                               verläuft der Prozess im wirklichen
                                                                                             eb
                                                  el

                                                                                                er
                                              es

                                                                                                                               Leben wesentlich zeitaufwändiger
                                              G

                                                                                                                               und deutlich weniger selbstbestimmt.
                                                                                                                               Krankheit und Alter machen leider
                 Funktionstüchtige und                                                               Qualitätssteigerung und
                qualifizierte Infrastruktur                                                                Bindung von
                                                                                                                               hilfebedürftig und abhängig – eine
                 als Voraussetzung für                        Qualifikations-,                         Fachkräften in der      Erfahrung, die offenbar ein jeder und
                 die existenzsichernde                   leistungsgerechter und                       Gesundheitsbranche
                 Erwerbstätigkeit aller                     existenzsichernder
                    erwerbsfähigen                          Verdienst, bessere
                        Menschen                          Arbeitsbedingungen,
                                                       höhere Arbeitszufriedenheit

6                                                                                                                                                  Equal Pay Day Journal 2013
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
Prof. Katja Nebe,
                                                                       Referentin des
                                                                   EPD-Forum Berlin

eine jede zunächst einmal für sich           wir aus den Praxen der niedergelasse-      Erwerbstätigkeit aller erwerbsfähigen
selbst machen muss, um den Wert              nen Ärzte kennen, liegen mit ihren Ein-    Menschen. Faire Einkommenspers-
fachkundiger Hilfe tatsächlich abschät-      kommen am unteren Ende der Skala8.         pektiven für Frauen und Männer in
zen zu können. Das kann dauern – und         Würden sie alle zusammen nur für drei      den Gesundheitsberufen nutzen den
wenn die Erkenntnis eintritt, ist es oft     Tage in den Streik treten – wären mit      Beschäftigten, weil sie zu höherer
zu spät, um sich für die einzusetzen, die    Sicherheit Menschenleben zu beklagen.      Arbeitszufriedenheit führen und damit
geholfen haben.                              Das unterscheidet die Angehörigen der      den Verbleib qualifizierter Kräfte im
                                             Gesundheitsberufe zum Beispiel von         Beruf fördern. Letzteres nutzt insbeson-
Echte Wertschätzung fehlt                    den Lokomotivführern. Wegen dieser         dere den Arbeitgebern, die bereits jetzt
In dieser von Schamhaftigkeit und Ver-       absehbaren Folgen – in Verantwortung       Head-Hunter einsetzen müssen auf der
drängung geprägten Situation konnte          vor den Patientinnen und Patienten         Suche nach Personal. Es geht also um
bisher eine echte Wertschätzung der          - haben sie bisher nicht gestreikt und     beides: Lohngerechtigkeit und Erhalt
Gesundheitsberufe schwer gedeihen.           werden sie es vermutlich auch niemals      einer Infrastruktur, die insbesondere
Verschärfend wirken sich die Rahmen-         tun. Zu befürchten ist allerdings, dass    durch die demografische Entwicklung
bedingungen zur Finanzierung unseres         sie die Abstimmung mit den Füßen vor-      und eine massive Politik der Kostensen-
Gesundheitssystems5 aus: Gesund-             nehmen und lieber Lokführer werden,        kung in ihrem Bestand bedroht ist.
heitskosten werden durch den Grund-          anstatt sich für einen Gesundheitsberuf
satz der Beitragssatzstabilität gedeckelt.   zu entscheiden.                            Darum: engagieren Sie sich am
Personalkosten wurden in diesem                                                         Equal Pay Day für unsere gemein-
Zusammenhang gern als vermeidbar             Das dürfen wir nicht zulassen. Eine        samen Ziele!
angesehen. Nun allerdings kommt mit          weitere Verschärfung des Fachkräfte-
der demografischen Entwicklung, das          mangels in den Gesundheitsberufen
heißt der Alterspyramide, das Problem        gefährdet den Bestand des Gesund-
des Fachkräftemangels auf. Europa-           heitssystems. Ohne die bisher ge-                     Anmerkung: Die Fundstellen 2-8 verwei-
weit wird in allen Branchen geworben         wohnte gute Infrastruktur werden                      sen auf das EPD-Toolkit www.equalpay-
um junge, flexible und gebildete bzw.        wir eine weitere Zunahme häuslicher                   day.de/toolkit-2013-gesundheitswesen/
bildungsfähige Fachkräfte. Wie können        Pflegearrangements9 erleben – eine
Arbeitgeber ohne Glamourfaktor               wissenschaftlich akzeptierte Um-                      1
                                                                                                     Hedwig Dohm: Die Arbeitsteilung zwi-
punkten im Wettbewerb um qualifi-            schreibung der Tatsache, dass Frauen                  schen Mann und Frau, 1874 (zitiert nach
zierten Nachwuchs? Unser Schwer-             aus dem Erwerbsleben ausscheiden,                     Claudia Bischoff: Frauen in der Kranken-
punktpartner Andreas Westerfellhaus,         um wieder verstärkt Familienaufgaben                  pflege, CAMPUS, 1992, S. 142)
Präsident des Deutschen Pflegerates          zu übernehmen. Alle diese, häufig                     2
                                                                                                     Leutze/Straus, WZB Brief Arbeit
und Geschäftsführer einer Akademie           hochqualifizierten, Frauen fehlen dann                2/2009 (PPPräsentation zum Schwer-
für Berufe im Gesundheitswesen,              in ihren erlernten Berufen und verstär-               punktthema)
räumt ein, dass er viele gute Absolven-      ken dort den Fachkräftemangel. Sie                    3
                                                                                                     Film Tool: Frauen in der Pflege
ten ziehen lassen muss ins europäische       fehlen auch auf den (mittleren) Stufen                4
                                                                                                     Siehe auch Film Tool Prof. Hengsbach
Ausland6 – weil dort teilweise bis zu        der Karriereleiter, von denen aus der                 „Gesundheitsökonomie – unter Ausschal-
30% mehr gezahlt wird als in Deutsch-        weitere Aufstieg in die Führungsebene                 tung des Menschen?“
land und auch die Arbeitsbedingungen         gestartet wird.                                       5
                                                                                                     Power Point Präsentation von Prof.
bessere sind.                                                                                      Katja Nebe
                                             Solidarität mit den Fachkräften                       6
                                                                                                     Siehe Video zur Podiumsdiskussion
 Keine Diagnostik - keine Therapie           in den Gesundheitsberufen muss                        7
                                                                                                     Siehe Statement dvta
sagen die Analytiker/innen in der            also unser aller Anliegen sein –                      8
                                                                                                     Siehe Statement des Verbandes medizi-
Medizin7 (MTA´s). Ein klassischer und        weil unserer Gesellschaft ohne ein                    nischer Fachberufe
anspruchsvoller MINT-Beruf – aber:           verlässliches und für alle bezahlbares                9
                                                                                                     Sachverständigengutachten zum Gleich-
vergleichsweise niedrig entlohnt. Die        Gesundheitssystem die Voraussetzun-                   stellungsbericht BT-Drs. 17/6240, Seite 123
medizinischen Fachangestellten, die          gen fehlen für eine existenzsichernde

Equal Pay Day Journal 2013
                                                                                                                                             7
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
TVöD 2005 –
                                                             wo bleibt die
                                                             Entgeltordnung
                                                             Fragen1 von Christel Riedel
                                                             an Ulrike Burchardt und
                                                             Dirk Reidelbach

              F      ür den öffentlichen Dienst einigten
                     sich die Tarifvertragsparteien im
                Jahr 2005 auf einen neuen Tarifvertrag
                                                             Ist als Ergebnis der Verhandlungen
                                                             für die Bundes- und kommunale
                                                             Ebene ein ähnliches Regelwerk zu
                                                                                                          D . R e i d e l b a c h : Wir sehen das
                                                                                                          Erfordernis, die Entgeltgruppen des
                                                                                                          TVöD grundsätzlich in folgende vier
                (TVöD) als Nachfolgevertrag zum              erwarten – mit der Anknüpfung an             Qualifikationsebenen zu unterglie-
                alten Bundesangestelltentarifvertrag         auszuübende Tätigkeiten?                     dern: unter dreijähriger Ausbildung,
                (BAT). Auf eine zeitgemäße Entgelt-                                                       mindestens dreijährige Ausbildung,
                                                             U . B u r c h a r d t : Ja, auch hier ist
                ordnung konnten sie sich bis heute nur                                                    Bachelor- bzw. Fachhochschulbildung
                                                             ein solches Regelwerk geplant, aber es
           Ulrike Burchardt, auf Länderebene einigen                                                      sowie wissenschaftliche Hochschulbil-
                                                2
                                                             knüpft natürlich auch an Qualifikatio-
    ehemaliges Mitglied der    – und  auch dazu brauch-                                                   dung. Dabei müssen den Beschäftigten
                                                             nen an. Es gibt vier Qualifikationsstu-
    Bundestarifkommission ten sie sechs Jahre. Die                                                        dem jeweiligen Qualifikationsniveau
         und Vorsitzende des Entgeltordnung soll die         fen: die unter dreijährige Ausbildung,
                                                                                                          entsprechende Tätigkeiten übertragen
       Landesbezirksfachbe-                                  die dreijährige Ausbildung, Fachhoch-
                               alte Vergütungsordnung                                                     sein. Sofern für bestimmte Berufe keine
    reichsvorstandes Berlin-                                 schulabschluss und Hochschulab-
     Brandenburg von ver.di ablösen und die tarifliche       schluss.
                                                                                                          speziellen Merkmale ausgebracht sind,
      Dirk Reidelbach, Refe- Eingruppierung der Be-                                                       soll für die Eingruppierung weitgehend
     rent für Entgeltordnung schäftigten regeln. Sie ist     D . R e i d e l b a c h : Die Verhandlun-    auf die allgemeinen Merkmale zurück-
    im Krankenhausbereich                                    gen zur Entgeltordnung für den Bereich
                               die zentrale Vorschrift für                                                gegriffen werden können.
         bei der Vereinigung
      kommunaler Arbeitge- die Arbeitsplatzbewertung         der VKA sind noch nicht abgeschlos-
                                                                                                          In der genannten Entgeltordnung
        berverbände (VKA). in den Unternehmen.               sen. Die Eingruppierung soll sich auch
                                                                                                          sind die Beschäftigten im Pfle-
                                                             bei der neuen Entgeltordnung nach
              Das Regelwerk für die Länder lohnt die                                                      gedienst mit einem Frauenanteil
                                                             den von den Beschäftigten jeweils
              Betrachtung schon deshalb, weil eine                                                        von durchschnittlich 80% nicht
                                                             auszuübenden Tätigkeiten richten. Die
              ebenso interessante wie bunte Palette                                                       in der Rubrik Gesundheitsberufe,
                                                             VKA hat in die Verhandlungen daher
              möglicher Tätigkeiten im öffentlichen                                                       sondern vielmehr in einer separa-
                                                             eingebracht, dass die Entgeltordnung
              Dienst benannt wird: unter der Rubrik                                                       ten Abteilung aufgeführt worden.
                                                             der immer größer werdenden Bedeu-
              Bestimmte Beschäftigungsgruppen ver-                                                        Was sind die Gründe – und hat
                                                             tung einer qualifizierten Ausbildung
              sammeln sich mehr als 70 sehr unter-                                                        diese Ausgrenzung Auswirkungen
                                                             Rechnung tragen muss. Darauf haben
              schiedliche Berufe (Ärzte, Fotografen,                                                      auf eine geschlechtergerechte
                                                             die Gewerkschaften eher zurückhal-
              Medizinische Fachangestellte, Tau-                                                          Arbeitsplatzbewertung und damit
                                                             tend reagiert.
              cher, Beschäftigte in Gestüten – um                                                         Entlohnung?
              nur einige zu nennen), in der Rubrik           Wie werden Berufe behandelt, die
                                                                                                          U . B u r c h a r d t : Diese Aufteilung
              Beschäftigte mit körperlich/handwerk-          in dieser Aufzählung nicht ge-
                                                                                                          gab es schon im BAT. Die VKA wollte
              lich geprägten Tätigkeiten finden wir          nannt werden – um ein Beispiel zu
                                                                                                          sie so beibehalten. Die Arbeitgeber
              mehr als 20 Berufe wie z.B. Fachar-            nennen: der Master in Diabetes-
                                                                                                          erklärten seinerzeit (d.h. 2005), der
              beiter, Beschäftigte in der Entsorgung         beratung mit einem vierjährigen
                                                                                                          hohe Stundenlohn in der Entgeltgruppe
              und Hausmeister. Die letzte Rubrik             Studium?
                                                                                                          (EG) 7 (Werte von 2013: 12,68 € brutto
              Beschäftigte im Pflegedienst benennt
                                                             U . B u r c h a r d t : Der Master in        in EG 7a Stufe 1 bis zu 14,42 € brutto
              13 Berufe (Gesundheits- und Kran-
                                                             Diabetesberatung wird analog einer           in EG 7a Stufe 6) sei für die Pflege
              kenpflegerinnen, Lehrkräfte, Gesund-
                                                             Absolventin/einem Absolventen mit            nicht mehr gerechtfertigt, da – anders
              heits- und Krankenpflegehelferinnen,
                                                             vergleichbarer Ausbildung als Ernäh-         als 1989 – ein Pflegenotstand nicht
              Altenpflegerinnen, Hebammen).
                                                             rungsberater/in und einem Studium            mehr existiere. Pflege setze lediglich
                                                             eingruppiert. Ver.di hat gefordert, dass     eine dreijährige Ausbildung voraus
                                                             Kolleg/innen, die ohne eine geforder-        und dürfe daher nicht anders bewertet
                                                             te formale Qualifikation tatsächlich         werden als andere Berufe mit dreijähri-
                                                             gleichwertige Arbeit leisten (weil sie die   ger Ausbildung: Eingruppierung in die
                                                             Fähigkeiten und Erfahrungen mitbrin-         niedrigere Entgeltgruppe 5.
                                                             gen) nicht deutlich schlechter, sondern
                                                                                                          Ver.di hat diese alleinige Bewertung
                                                             nur eine Entgeltgruppe tiefer eingrup-
                                                                                                          auf der Basis von Ausbildungsdauer
                                                             piert werden als die formal qualifizier-
                                                                                                          als unsachgemäß zurückgewiesen und
                                                             ten Kräfte.
                                                                                                          argumentiert, die hohe Verantwortung,
                                                                                                          die hohe psychische und körperliche
                                                                                                          Belastung im Umgang mit kranken und

8                                                                                                                             Equal Pay Day Journal 2013
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
Podiumsdiskussion am 8.10.2012 in Berlin,
                                                                                              vlnr. H. Wallrafen-Dreisow, E. Müller-Rawlins,
                                                                                              A. Westerfellhaus, U. Burchardt,
                                                                                              Dr. M. Bennemann, M. Heckel (Moderatorin)

hilfebedürftigen Menschen erfordere
eine andere Bewertung als der hand-
werkliche Umgang mit Material (z.B.
beim Maler). Das war den Arbeitgebern
schwer zu vermitteln. Als Kompro-
miss wurde die Eingruppierung in der
Entgeltgruppe 7 beibehalten – mit
einer stufenweisen Höherbewertung
innerhalb dieser Entgeltgruppe. Das
war eine harte Diskussion, es ging bei
den Beträgen zu wie auf einem Bazar!
Heute sieht jede/r den Pflegenotstand
– handelte es sich damals doch nur um
eine Zweckbehauptung der Arbeitge-
ber, um Arbeitskosten zu senken!?!
D . R e i d e l b a c h : Gerade die Pflege-
kräfte werden nach dem TVöD besser
eingruppiert als andere Berufsgruppen
des öffentlichen Dienstes mit einer ver-
                                               Welches sind die wesentlichen Hin-            Bei den Entgeltordnungsverhandlun-
gleichbaren Qualifikation. Dabei gelten
                                               dernisse, die einer Einigung über             gen für den Bereich der VKA müssen
für Beschäftigte in Pflegeberufen eige-
                                               eine Entgeltordnung zum TVöD                  jedoch für die Beschäftigten von ca.
ne, höhere Tabellenwerte. Es handelt
                                               entgegenstehen?                               10.000 Arbeitgebern neue Eingruppie-
sich somit nicht um eine Ausgrenzung,
                                                                                             rungsregelungen vereinbart werden.
sondern vielmehr um eine Heraushe-             U . B u r c h a r d t : Meine Erfah-
                                                                                             Dies umfasst Beschäftigtengruppen
bung der Pflegekräfte.                         rung aus den Verhandlungen ist: Die
                                                                                             und Tätigkeitsfelder von der klas-
                                               Arbeitgeber wollen in erster Linie
Welche Bedeutung haben Entgelt-                                                              sischen Kernverwaltung bis hin zu
                                               Geld sparen. Ver.di hingegen will, dass
ordnungen für den wachsenden                                                                 spezifischen Anforderungen der kom-
                                               keine/r schlechter gestellt wird als nach
Anteil befristet beschäftigter Mit-                                                          munalen Betriebe und deren Einrich-
                                               der alten Vergütungsordnung zum BAT
arbeiter/innen oder Leiharbeiter/                                                            tungen. Dementsprechend dauert auch
                                               bzw. dem Bundesmanteltarifvertrag.
innen in den genannten Berufen?                                                              die Entwicklung dieses neuen Rechts
                                               Unabhängig von der Entgeltordnung             seine Zeit.
U . B u r c h a r d t : Befristung spielt
                                               fordert ver.di für den Gesundheits-
bei der Eingruppierung keine Rolle -
                                               bereich einen Tarifvertrag zum
Leiharbeiter/innen werden nach dem
                                               Gesundheitsschutz, gesetzliche
geringeren Zeitarbeitstarif vergütet.
                                               Personalbemessung und eine stabile
Weil die Verwaltungskosten zu Buche
                                               Krankenhausfinanzierung!
schlagen, kosten sie das Unternehmen
mehr als Festangestellte. Dennoch              D . R e i d e l b a c h : Es gibt keine un-
nehmen sie zu, weil die Unternehmen            überwindbaren Hindernisse. Aus Sicht
glauben, durch die höhere Flexibilität         der VKA ist dringender Handlungsbe-
Geld einzusparen.                              darf gegeben, die Entgeltordnungsver-                       1
                                                                                                            Es handelt sich nicht um ein
                                               handlungen zum Abschluss zu bringen.                        Gespräch – die 5 Fragen wurden
D . R e i d e l b a c h : Die Befristung
                                               Diesbezüglich sehen wir uns auf einem                       schriftlich gestellt und beantwortet.
eines Arbeitsverhältnisses spielt für die
                                               guten Weg.                                                  Das erklärt es, dass die Antworten
Eingruppierung keine Rolle. Befristet
Beschäftigte werden in gleicher Weise                                                                      sich nicht aufeinander beziehen.
eingruppiert, wie unbefristet Beschäf-
tigte. Es gibt diesbezüglich keine
                                                                                                           2
                                                                                                            www.fernuni-hagen.de/imperia/
Unterschiede. Für Leiharbeitnehmer                                                                         md/content/arbeiten/personal-
gelten, soweit auf diese nicht der TVöD                                                                    undarbeitsthemen/bezahlung/ent-
Anwendung findet, die gesetzlichen                                                                         geltordnung _endfassung.pdf
Equal-Pay-Regelungen.

Equal Pay Day Journal 2013
                                                                                                                                                   9
VIEL DIENST WENIG VERDIENST - LOHNFINDUNG IN GESUNDHEITSBERUFEN - Equal Pay Day
Gesundheitsökonomie –
                                             unter Ausschaltung
                                             der Menschen?
                                             Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ

                M     it der Einführung der Pflegever-
                      sicherung ist das solidarische
               umlagefinanzierte Gesund­heitssystem
                                                              denen, die gesund werden möchten. Sie
                                                              hat Grundrechtscharakter.
                                                                                                         gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts­
                                                                                                         ent­w icklung folgen. Um einen solchen
                                                                                                         Lohn durchzusetzen, ist eine kollektive
                                                              (3) Gesundheitseinrichtungen sollen
               deformiert worden. Öffentliche Grund-          einer betriebswirtschaftlichen Kalku-      Verhandlungs­macht der Arbeitnehmer-
               rechtsansprüche wurden tendenziell             lation unterworfen werden. Leitende        seite erforderlich. Sie muss ausreichen,
   Prof. Dr. Friedhelm in private Tauschverhältnisse          Angestellte gelten als wertschöpfende      um den Arbeitgeber unter Druck zu set-
   Hengsbach trat 1957 überführt.                             Faktoren, die Menge der Belegschaft als    zen, damit ein fairer Interessenausgleich
als Zwanzigjähriger der
                            Kommerzieller                     Kostenfaktoren. Das Ziel einer Gesund-     zustande kommt. Dies gelingt, wenn die
   Gesellschaft Jesu bei,                                                                                Interessen der Kapitalgeber, des Staates,
 studierte an der Hoch-     Imperialismus                     heitseinrichtung ist die Erhöhung des
 schule für Philosophie                                       Profits bzw. eines Überschusses. Die       der Umwelt und der Belegschaft befrie-
 München, Katholische
                            (1) Der mündige Kunde hat                                                    digt werden, also aller Ressourcen, die
                            den kranken Patient abgelöst.     Kostensenkung wird erreicht durch
    Theologie und Wirt-
                                                              Personalabbau, Leistungs­steigerung,       zur Wertschöpfung beigetragen haben.
  schaftswissenschaften     Dieser betrachtet die Ge-
an der Ruhr-Universität     sundheit als ein Gut, das zwar    Arbeitsver­d ichtung, Lohnkürzung,         (2) Acht Gründe können den weiterhin
                 Bochum.
                            im Rang seiner Bedürfnisse        unbezahlte Mehrarbeit, Auslagerung         bestehenden Lohnabstand zwischen
        1977 Promotion,                                       und erhöhte Motivation. Der Steige-        Männern und Frauen im Bereich perso-
       1985 bis zu seiner   obenan steht, aber wie die
     Emeritierung 2005      anderen Güter einer rationalen    rung der Arbeits­produktivität dient die   nennaher Dienste erklären.
  Professor für Christli-   Kosten-/Nutzen-Kalkulation        Qualitätssicherung in Bezug auf das        Erstens spielen die Verhandlungs-
 che Sozialwissenschaft     unterliegt.                       Ergebnis, den Prozess und die Struktur     macht der nach Sektoren zerglieder-
  bzw. Wirtschafts- und                                       der Einrichtung.                           ten abhängig Beschäftigten sowie
   Gesellschaftsethik an    Tatsächlich gehen die Men-
      der Philosophisch-    schen jedoch sehr irrational      Aber personennahe Dienste nach den         die Selbst- oder Fremddeutung ihrer
   Theologischen Hoch-
                            mit dem Gut Gesundheit um.        Kriterien der Industrieproduktion zu       Kompetenzen eine gewichtige Rolle.
  schule Sankt Georgen                                        bewerten, ist ebenso ein Fehlschluss wie   Die ursprünglich gewerk­schaftlich stark
 in Frankfurt am Main.      Sie schät­zen sie niedrig ein,
  Er leitete bis 2006 das   solange sie gesund sind, und      der Versuch, den Output einer Gesund-      organisierten Bauarbeiter, Drucker und
 Nell-Breuning-Institut     sehr hoch, sobald ihnen etwas     heitsleistung unabhängig vom Prozess       Setzer, Bergleute, Metall- und Che-
    für Wirtschafts- und
                            weh tut. In Lebensgefahr sind     der Heilung und ohne den Eigenbeitrag      miearbeiter haben erreicht, dass ihre
     Gesellschaftsethik.                                      der Patienten zu messen. Personen-         industrie- und export­w irtschaftlichen
 Hengsbach ist Mitglied     Patienten zu hohen Zahlungen
  im wissenschaftlichen     bereit, sobald sie gesund sind,   nahe Dienste sind an die Kooperation       Kompetenzen gesellschaftlich hoch
        Beirat von Attac.   nicht mehr.                       der Anbietenden und Nachfragenden          bewertet wurden.
                                                              gebunden.                                  Zweitens blieben die Industriear-
                (2) Krankenhäuser und Ärzte/Ärztin-
                nen sollen sich mit speziellen Leistungs-     Gerechtigkeits- und Solidaritäts-          beiten, welche die Männer den Frau-
                angeboten profilieren und miteinander         defizite                                   en überlassen haben, relativ gering
                um Kunden mit hoher Kaufkraft                 (1) Verdient man/frau, was sie verdie-     bewertet. Das gleiche gilt für jene
                werben. In entwickelten Gesellschaften        nen? Die Theorie der Lohnfindung un-       immer schon den Frauen zugewiesenen
                weiten sich immaterielle Bedürfnisse          terscheidet: Bedarfsgerechter Lohn, der    Arbeiten, die ursprünglich als unbe-
                aus, die einen expandierenden Ge-             den Lebensunterhalt einer möglichen        zahlte Hausarbeit geleistet und später
                sundheitsmarkt entstehen lassen. Auf          Familie gewährleistet. Er wird nicht       in bezahlte Erwerbsarbeit überführt
                solchen Märkten können auch höhere            gezahlt, weil Sozialpolitik nicht Sache    wurden.
                Löhne gezahlt werden. Durch eine              der Unternehmer ist. Leistungs- oder       Drittens ist die deutsche Wirtschaft
                Vorauswahl einfacher Krankheitsfälle          Marktlohn: Ein Unternehmer stellt          extrem industrie- und exportlastig.
                und das Weiterreichen von multimorbi-         einen Arbeiter oder eine Arbeiterin        Diese Branchen werden in der öffent-
                den Fällen können außergewöhnliche            dann ein, wenn der zusätzliche Wert sei-   lichen Meinung und durch politische
                Belastungen vermieden und die Profite         ner/ihrer Arbeitsstunde deren Kosten       Subventionen massiv unterstützt. Der
                gesteigert werden.                            übersteigt. Dies wäre allerdings ein       Industrie- und Exportlobby gelingt
                Aber Gesundheit ist keine Ware wie            Vertrag unter ungleichen Bedingungen,      es, von den Industriegewerkschaften
                viele andere. Sie ist von der Person          vermutlich ein ungerechter Vertrag.        unterstützt, die Regierung als Geisel zur
                nicht zu trennen. Gesundheit gehört           Tatsächlich werden Löhne im Rahmen         Durchsetzung der eigenen Interessen zu
                zu den Vertrauensgütern, sie ruht auf         der Tarifautonomie vereinbart. Eine        benutzen.
                einer persönlichen Beziehung zwischen         funktionsgerechte, kostenniveauneu-
                denen, die Gesundheit vermitteln, und         trale Lohnentwicklung würde der

10                                                                                                                           Equal Pay Day Journal 2012
Viertens untersteht der überwiegende             Sechstens ist es den deutschen Ge-         Achtens sind die Beschäftigten im
Teil der den Frauen zugewiesenen per-            werkschaften zwar halbwegs gelungen,       Bereich personennaher Dienste über-
sonennahen Dienste der Regie öffent-             innerhalb der Betriebe und innerhalb       durchschnittlich ausbeutbar, solange
licher Haushalte. Die marktradikalen             der Branche die Solidarität der starken    sie ihr Erwerbsinteresse der Option
Propagandisten haben die Bereitstel-             mit den schwächeren Kollegengrup-          unterordnen, eine Arbeit zu leisten,
lung öffentlicher Güter (Gesundheits-,           pen herzustellen, nicht aber über die      die mit einer altruistischen Motivation
Pflege-, Erziehungs- und Bildungs-               Grenzen der Branchen hinaus. Dass          vereinbar ist und durch eine personale
leistungen) unter das Vorzeichen von             etwa die Chemiearbeiter zugunsten der      und kommunikative Dimension ange-
Schuldenbremsen und Spardiktaten,                Erzieherinnen oder Krankenschwestern       reichert ist.
des schlanken Staates und beschränkter           einen Solidaritätsstreik beginnen, ist
öffentlicher Ausgaben gestellt.                  wohl undenkbar.
Fünftens hat die für die meisten Frau-           Siebtens sind die Kirchen als größte
en weiter bestehende Kombination von             Arbeitgeberinnen im Bereich perso-
bezahlter Erwerbs­a rbeit und unbezahl-          nennaher Dienste mitverantwortlich
ter privater Hausarbeit den Aufbau soli-         für den Lohnabstand und die geringe
darischer Gegenmacht und die Durch-              Verhandlungsmacht der abhängig
setzung höherer Löhne verhindert.                Beschäftigten, solange sie ihren Mitar-
                                                 beiterinnen und Mitarbeitern eine mit      Siehe auch die Videodokumentation des
                                                 Drohpotential ausgestattete Solidari-      Vortrages im Toolkit, www.equalpayday.
                                                 tätsbewegung verweigern.                   de/toolkit-2013-gesundheitswesen/

                                           Ökonomisierung
                                           der Pflege –
                                           was haben die
                                           Frauen davon?
                                           Prof. Dr. Michael Isfort

               Sie haben mit Ihrem Vortrag                  bestehende Fachkraftmangel aber wird       rung der professionellen Pflege Teil der
               wichtige Denkanstöße gegeben                 nicht etwa mit mehr Qualifikation          Ursache des Fachkraftmangels sind
               und einen Grundwiderspruch auf-              und höheren Gehältern beantwortet,         und nicht dessen Lösung. Die Berufs-
               gezeigt: Der unbestritten hohe               sondern folgt weiterhin der Devise:        angehörigen müssen konsequent für
               Bedarf an qualifizierter Pflege-             Pflegen kann jeder, wenn er das Herz       höhere Löhne und bessere Arbeits-
 Prof. Dr. Michael Isfort leistung ändert offen-            am rechten Fleck hat. Die damit ver-       bedingungen einstehen und dies auch
            Professor für bar nichts daran, dass            bundene Konsequenz ist, dass preis-        erstreiten. Die angestellten Ärzte
 Pflegewissenschaft und die Löhne im unteren                werte ausländische Kräfte angeworben       haben dies erfolgreich getan: Sie haben
 Versorgungsforschung,
                          Bereich stagnieren. Was           werden sollen, Fachkraftstandards          ihre hohe Berufsbelastung öffentlich
     Private Universität
       Witten-Herdecke muss sich ändern?                    außer Kraft gesetzt oder gar nicht erst    gemacht und sind auch vor Streiks
                                                            eingeführt werden und so einem nied-       nicht zurückgeschreckt. Vergleichba-
                             Ja, so kann man das sehen.
                                                            rig qualifizierten Berufsprofil entgegen   res ist mir aus anderen Gesundheits-
                             Dies ist ein fundamentaler
                                                            gearbeitet wird. Dies erfolgt immer        berufen nicht bekannt. Die Pflegenden
                             Widerspruch. Er erklärt sich
                                                            mit dem Hinweis darauf, dass man           aber scheinen zudem erpressbar, wenn
                             aber, wenn man genauer
                                                            akut mehr Personen benötigt, ohne          man ihnen damit droht, dass bereits
                             hinsieht. Zum einen erzeugt
                                                            zu bemerken, dass diese skandalöse         geringe Lohnsteigerungen zu weiterem
                             der hohe Bedarf Angst – der
                                                            Dequalifizierung und Unterfinanzie-        Personalabbau führen und sich der
Equal Pay Day Journal 2012
                                                                                                                                                  11
Foto: LMU Munich 2012 - Koch, Förtschbeck
                                                                                                                                                  Prof. Michael Isfort,
                                                                                                                                                  Referent des
                                                                                                                                                  EPD-Forum Stuttgart

 Arbeitsdruck dann weiter erhöht. Dies      sind1. Hier muss der weiteren Privati-
 ist moralisch nicht zu verantworten.       sierung der Pflegeaufgaben entgegen-
 Ändern muss sich demnach auch die          gewirkt werden, weil sie typischerweise
 Finanzausstattung der Einrichtungen:       die Frauen trifft, die mit ca. 80% den
 Lohnerhöhungen müssen von den Kos-         größten Teil der Pflegearbeit leisten.
 tenträgern vollumfänglich refinanziert     Privatisierung und eine zu stark auf
 werden, damit die Spirale nicht weiter     Familie ausgerichtete Pflegepolitik
 nach unten getrieben wird.                 führt unter anderem auch zu der hohen
                                            Anzahl an irregulär beschäftigten Haus-                                                Versicherungswirtschaft arbeitet, kann
 Gesundheitsberufe stellen hohe
                                            haltshilfen aus Mittel- und Osteuropa,                                                 leicht das Doppelte verdienen – ohne
 Anforderungen an die soziale
                                            da den Familien mit ihren komplexen                                                    Schichtdienst und ohne die mit dem
 Kompetenz und die fachliche Qua-
                                            Problemlagen nicht strukturiert gehol-                                                 Dienst am Menschen verbundenen psy-
 lifikation der Berufsangehörigen –
                                            fen wird. Die Leidtragenden sind auch                                                  chischen Belastungen. Fachqualifizierte
 wer einmal selbst darauf angewie-
                                            hier wiederum Frauen, die unter unkla-                                                 Pflegende in diesem Bereich haben eine
 sen war, weiß das. Warum gibt es
                                            ren Arbeitsverhältnissen eine schwere                                                  über fünf Jahre dauernde Qualifikation
 keinen breiten gesellschaftlichen
                                            Aufgabe übernehmen, die sie nicht                                                      hinter sich, das muss sich lohnen. Es
 Konsens, dass diese Fachlichkeit
                                            selten überfordert. Es muss dringend                                                   gibt aber zu wenig Anreize zur Weiter-
 ihren Preis hat?
                                            eine Vergesellschaftung der Lösungen                                                   bildung und aktuell fehlt darüber hin-
 Tatsächlich wird die Fachexpertise         vorangetrieben werden.                                                                 aus auch eine Abbildung neuer Berufe,
 kleingeredet oder völlig ausgeblendet.                                                                                            wie akademisch qualifizierter Pflegende
                                            Sie haben die Fachexpertise sehr
 Wenn zum Beispiel immer wieder der                                                                                                im Tarifgefüge. Der Pflegestandort
                                            anschaulich mit dem Bild eines
 hohe Wert der Familienpflege betont                                                                                               Deutschland ist international betrachtet
                                            Intensivbettes dargestellt: Das
 wird, dann sagt das doch etwas aus                                                                                                kein attraktiver Platz- die Wanderbewe-
                                            bringt vermutlich auch einen
 über die Einschätzung des Bedarfs an                                                                                              gungen führen um Deutschland herum
                                            ausgewachsenen Mechatroniker
 notwendiger Fachlichkeit. Zugespitzt                                                                                              oder für Interessierte aus Deutschland
                                            zum Erschauern. Vor allem des-
 formuliert: Wer zu Hause ohne die                                                                                                 heraus. Das aber verstärkt die Proble-
                                            halb, weil es hier der Mensch ist,
 notwendigen pflegerischen Kenntnisse                                                                                              matik hierzulande.
                                            der mit Hilfe des Maschinenparks
 und ohne die professionelle Distanz
                                            repariert werden soll – und nicht                                                      Mein Fazit: Es gibt vielfältigen Hand-
 dauerhaft pflegt, überfordert sich damit
                                            umgekehrt.                                                                             lungsbedarf seitens der Politik, der Ge-
 sowohl psychisch wie physisch und rui-
 niert die eigene Gesundheit. Wer dafür     Intensivpflegekräfte müssen neben                                                      werkschaften, der Kostenträger und der
 die eigene Erwerbstätigkeit aufgibt,       der sozialen und pflegerischen Fach-                                                   Arbeitgeber. Wir brauchen zukunfts-
 trägt darüber hinaus zur Verstärkung       kompetenz auch ein Verständnis für                                                     feste Planungen und Strategien und
 des Fachkräftemangels an dieser Stelle     die Technik und ihre Interaktion mit                                                   eine deutliche Aufwertung der für die
 bei. Ein paar Zahlen: Im Jahr 2009 wur-    dem lebenden Organismus mitbrin-                                                       Gesellschaft so wichtigen Pflegearbeit.
 den von ca. 2,34 Millionen Pflegebe-       gen. Tatsächlich gehören sie mit einem
 dürftigen mehr als 1 Million zu Hause      durchschnittlichen Bruttomonats-
 von Familienangehörigen versorgt. Das      verdienst von ca. 3.000 € auch zu den
 Gutachten der Sachverständigenkom-         Spitzenverdienern in der Berufsgruppe
 mission zum Gleichstellungsbericht         der Pflegekräfte. Wer allerdings mit
 stellt fest, dass etwa zwei Drittel der    dieser oder vergleichbarer Qualifikation                                                          1
                                                                                                                                               Sachverständigengutachten
 Hauptpflegenden noch im Erwerbsalter       in der Gesundheitsindustrie oder der
                                                                                                                                              zum Gleichstellungsbericht,
                                                                                                                                              BT-Drs. 17/6240, Seite 123.

12                                                                                                                                                               Equal Pay Day Journal 2013
Edda Schliepack,
                                                    Sozialverband Deutschland,
                                                    Sprecherin der Frauen im
                                                    Bundesverband
                                                    beim EPD-Forum Berlin

                                                    Lutz Stroppe,
                                                    Staatssekretär im
                                                    BMFSFJ

                             Margaret Heckel ,
                             Moderatorin der
                             Auftaktveranstaltung
                             in der Charité,
                             Berlin

Equal Pay Day Journal 2013
                                                                                 13
Im Kampf
                                                   gegen ungleiche
                                                   Bezahlung:
                                                   sechs Jahre
                                                   Equal Pay Day
                                                   Simone Denzler

             „Lohnlücke sinkt: Equal Pay Day            Damit sich dies ändert, initiierte der     Seit Herbst 2011 leitet der BPW
             rückt vier Tage nach vorne“ –              BPW Germany 2008 einen Aktionstag          Germany die Bundesgeschäftsstelle
                konnten die Business and Professional   für gleiche Bezahlung für Frauen und       Entgeltgleichheit sowie das Forum
                Women (BPW) Germany im Oktober          Männer in Deutschland, den Equal           Equal Pay Day. Damit kann nun das
                2012 erfreut verkünden. Der Ver-        Pay Day, und koordiniert ihn seither.      ganze Jahr über daran gearbeitet wer-
                dienstunterschied zwischen Frauen       Der Aktionstag wurde von vielen            den, gleiche Einkommenschancen für
                und Männern war laut Statistischem      Ländern sowie der Europäischen             Frauen und Männer herzustellen. Die
                Bundesamt von 23 Prozent auf 22         Kommission aufgegriffen und nach           so genannten Equal-Pay-Day-Foren
                           Prozent gesunken. Ein        deutschen Vorbild begangen: An dem         informieren bereits einige Monate vor
          Simone Denzler
         Pressesprecherin Lichtblick: Nach Jahren       Tag, der rechnerisch markiert, wievie-     dem Aktionstag über das jeweilige
       BPW Germany e.V. der Stagnation kam endlich      le Tage Frauen nach Ablauf eines Jah-      Schwerpunktthema. So können Mul-
             Studium der Bewegung in die Zahlen –       res mehr arbeiten müssen, um genauso       tiplikatorinnen und Multiplikatoren
     Anglistik, Romanis- nicht zuletzt dank der Frau-   viel Geld in der Tasche zu haben wie       gewonnen werden, die die Thematik
     tik und Pädagogik in
      Regensburg, Passau
                           en und Männer, die seit      Männer bereits an Sylvester.               in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
           und Straßburg. Jahren gemeinsam mit dem      Auf Anhieb beteiligten sich 2008
                                                                                                   weitertragen und Aktionen anstoßen.
     Volontariat bei einer BPW Germany für gleiche
        Tageszeitung. Seit Einkommenschancen auf        bundesweit 6.000 Frauen und Männer         Rund 700 Aktionen bundesweit
       2009 freiberufliche                              an 40 Aktionen in 25 Städten in ganz       wurden den Initiatorinnen zum Equal
                           die Straße gehen. Doch
              Journalistin                              Deutschland – und die roten Taschen        Pay Day 2012 gemeldet. Doppelt so
                           zurücklehnen können wir
                                                        sind zum Symbol für die roten Zahlen       viele erwarten wir in diesem Jahr zu
                uns nicht. Die Zahlen geben keine
                                                        in den Geldbörsen der Frauen gewor-        unserem Schwerpunktthema Lohnfin-
                Entwarung. Vielmehr sind sie für uns
                                                        den. Die Empörung war groß, wenn           dung in Gesundheitsberufen unter dem
                ein Ansporn, mit noch mehr Druck
                                                        die Aktionsteams über die Lohnlücke        Motto Viel Dienst – wenig Verdienst.
                gegen die Lohnlücke anzugehen.
                                                        und ihre Ursachen aufklärten. Das          Krankenschwestern, Altenpfleger und
             Initiative Rote Tasche hieß die erste      Bewusstsein, dass weniger Lohn             Hebammen haben allen Grund sich
             Aktion, mit der der BPW Germany            weitreichende Folgen für den Le-           lautstark am Aktionstag zu Wort zu
             2007 Deutschland wachrüttelte. Das         bensverlauf von Frauen und Familien        melden: Die schlechtere Bezahlung in
             Frauennetzwerk machte mit roten Ta-        und damit für die gesamte deutsche         Berufen, in denen hauptsächlich Frau-
             schen sichtbar, dass Frauen im Durch-      Volkswirtschaft hat, musste erst noch      en arbeiten – und dazu gehören Ge-
             schnitt trotz Gleichstellungsgesetzen      geweckt werden. Heute wissen wir,          sundheitsberufe –, ist eine wesentliche
             und EU-Verträgen rund ein Viertel          dass weder Bildung noch Berufserfah-       Ursache für den Entgeltunterschied
             weniger verdienten als Männer. Wie         rung die Lohnlücke schmälern – im          zwischen Frauen und Männern.
             kann es sein, fragten sich die berufs-     Gegenteil. Wir sehen mit Sorge, dass
                                                                                                   Übrigens:
             tätigen Frauen des Netzwerks, dass         die Lohnlücke mit dem Bildungsni-
                                                                                                   Das Logo zum Equal Pay Day steht
             sie, obwohl bestens ausgebildet und        veau ansteigt. Für höhere Abschlüsse
                                                                                                   Ihnen im Rahmen Ihrer Aktion(en)
             hoch motiviert, am Ende des Monats         (u.a. Hochschulabschlüsse) liegt der
                                                                                                   zum Gleichbezahltag zur freien Ver-
             meist weniger auf dem Gehaltszettel        Entgeltunterschied bei 27 Prozent,
                                                                                                   fügung. Sie können es sich auf www.
             stehen hatten als ihre männlichen          in Führungspositionen sogar bei 30
                                                                                                   equalpayday.de im Pressebereich
             Kollegen? Dass meist der Kollege die       Prozent. Auch Alter und Berufserfah-
                                                                                                   herunterladen. Nutzen Sie es – und
             Beförderung erhielt, obwohl sie selbst     rung schützen vor einer finanziellen
                                                                                                   zeigen Sie ihre Verbundenheit mit
             doch den entscheidenden Impuls für         Schlechterstellung nicht. 11 Prozent
                                                                                                   einer weltweiten Initiative für gleiche
             das neue Projekt gegeben hatten? Und       beträgt der so genannte Gender Pay
                                                                                                   Bezahlung für Frauen und Männer.
             warum, so fragten sie sich, bedeuteten     Gap bei den 25 bis 34 Jährigen, bei den
             Kinder für Frauen auch zu Beginn des       35 bis 44 Jährigen ist er bereits auf 24
             21. Jahrhunderts noch allzu oft das        Prozent angestiegen. Im EU-Vergleich
             Karriere-Aus und damit finanzielle         nimmt Deutschland in Sachen Ent-
             Einbußen?                                  geltungleichheit einen der hintersten
                                                        Plätze ein.

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Equal Pay Day
                                                           in der
                                                           Kommune
                                                           Christine Rabe

             K      ein anderes Thema in der Gleich-
                    stellungspolitik ist in Deutschland
       Christine Rabe ist so relevant, so brisant wie
                                                             zementiert. Paare entscheiden sich oft-
                                                             mals aus finanziellen Erwägungen für
                                                             Arbeitsteilungen, die sich im weiteren
   Gleichstellungsbeauf- die Lohn-ungleichheit               Lebensverlauf desaströs auswirken. So-
tragte im Berliner Bezirk zwischen Frauen und Män-           lange unzureichende Möglichkeiten der
    Charlottenburg-Wil- nern. Könnte doch eine               Kinderbetreuung und der Betreuung
   mersdorf und gemein-
 sam mit Brigitte Kowas, angemessene Bezahlung               von pflegebedürftigen Angehörigen von
   Frauenbeauftragte im viele Frauen aus der öko-            Frauen kompensiert werden – wird sich
   Bezirk Reinickendorf, nomischen Abhängigkeit              der Anteil von Frauen in Führungsposi-
  Sprecherin der Berliner von besser verdienenden            tionen kaum steigern.
          Landesarbeits-
           gemeinschaft.
                             Partnern oder vom Arbeits-
                                                             Wofür stehen die Frauen- und
                             losengeld II befreien. Viel
                                                             Gleichstellungsbeauftragten?
                             Dienst – wenig Verdienst
                                                             Wir fordern die Bundesregierung auf,
              trifft für die meisten Frauen in den
                                                             die Empfehlungen des hervorragenden
              meisten Berufen zu.
                                                             Gutachtens zum Gleichstellungsbericht
              Die gute Nachricht ist: Der Equal Pay          umzusetzen. Deutschland braucht die
              Day kann 2013 bereits am 21. März              Quote für Führungspositionen und die
              stattfinden, denn bereits am 21. März          Abschaffung des Niedriglohns. Frauen
              (!) haben die Frauen in Deutschland            und Männer müssen den gleichen
              das durchschnittliche Einkommen der            Zugang zum Arbeitsmarkt haben und
              Männer des Jahres 2012 erreicht!               sich gleichberechtigt Familien- und
                                                             Fürsorgearbeit teilen. Die Bundesar-
              Oder nimmt der Einkommensun-
                                                             beitsgemeinschaft der Frauen- und      Gleichstellungsbeauftragte
              terschied nur deshalb ab, weil das
                                                             Gleichstellungsbeauftragten nimmt      in Berlin und Stuttgart
              Einkommen der Männer sinkt? Oder
                                                             immer wieder Stellung zu diesen The-
              schafft es die rosa Lillifee, die Mädchen
                                                             men, fordert die Bundesregierung zum
              wieder in die Prinzessinnenrolle mit
                                                             Handeln auf. Unsere politischen Forde-
              fröhlicher, (schlecht) bezahlter Herd-
                                                             rungen begleiten wir mit öffentlichen
              verantwortung zu führen?
                                                             Kampagnen, so auch am Equal Pay Day.
              Eine geschlechtergerechte Bezahlung            In Berlin beispielsweise werden wir
              wird helfen, traditionelle Rollenzu-           2013 zum vierten Mal Unternehmen,
              schreibungen zu überwinden, aus dem            Geschäfte und Restaurants auffordern,
              Zu-Verdienerinnen-Modell wird ein              am 21. März Frauen 22 Prozent Rabatt
              Gemeinsam-Verantwortung-Gemeinsam-             zu gewähren – www.22-prozent.de
              Verdienen-Modell. Junge Paare wollen
                                                             Auch in vielen anderen Städten bun-
              das schon lange, Väter wollen aus der
                                                             desweit engagieren sich die Gleichstel-
              Allein-Ernährer-Verantwortung entlas-
                                                             lungsstellen und Frauenbüros für equal
              sen werden. Das Gutachten zum Ersten
                                                             pay und veranstalten Tagungen, orga-
              Gleichstellungsbericht belegt die
                                                             nisieren Rabattaktionen und machen
              Einstellungen ganz deutlich, zeigt aber
                                                             öffentlich auf die Diskrepanz von 22%
              auch auf, dass die Weichen immer noch
                                                             aufmerksam.
              falsch gestellt sind. Die vom sozialversi-
              cherten Haupternährer abgeleitete Fa-
              milienmitversicherung in der gesetzli-
              chen Krankenversicherung verleitet zur
              Aufnahme eines Minijobs genauso wie
              das Ehegattensplitting im Steuerrecht.
              Damit wird das alte Rollenmodell

Equal Pay Day Journal 2013
                                                                                                                                 15
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