ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen

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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
FOCUS
        Nr. 28   | Oktober 2015

                               Die Begriffe
                 eHealth / mHealth

     Forschung & Innovation

         Die Medizininformatik

            Der Beruf Informatik

                          E-Government
                                              ICT als Enabler
                        tcbe.ch-Interna       der Innovation
                                              im Schweizer
                                              ­Gesundheitswesen
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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
EDITORIAL 3

        Der tcbe.ch – Ihr Netzwerk für Inno­vation,
        auch im Gesundheitswesen
                                                                            Dr. Christoph Zimmerli
                                                         Präsident tcbe.ch – ICT Cluster Bern, Switzerland

        Liebe Leserinnen und Leser,

        Das Gesundheitswesen im Umbruch               Einsatz auf der Abteilung vorgesehen ist.
        Das Schweizer Gesundheitswesen steht          Thierry Hafner, Netcetera, erläutert, wie
        vor grossen Herausforderungen. Um diese       sie ihr System zur Verwaltung von Patien-
        zu bewältigen, hat der Bundesrat im           tendaten eVisit mit einem CIRS-Modul
        Bericht «Gesundheit 2020» die gesund-         erweitert hat; dieses erlaubt kritische
        heitspolitischen Prioritäten festgelegt und   Zwischenfälle in Gesundheitseinrichtun-
        vier gesundheitspolitische Handlungs­         gen zu melden. Markus Gnägi, HCI Solu-
        felder definiert: Lebensqualität sichern,     tions, stellt die grossen, aber lösbaren
        Chancengleichheit und Selbstverantwor-        Herausforderungen der eMedikation vor.
        tung stärken, Versorgungsqualität sichern     Inno Campus, präsentiert die Herausfor-
        und erhöhen sowie Transparenz schaffen,       derungen und Hemmfaktoren der Tele­
        besser steuern und koordinieren. Eine der     medizin. Renato Gunč, Schweizerische                  finden Sie unsere Veranstaltungshinweise
        36 Massnahmen zur Umsetzung dieser            Post, gibt einen kurzen Überblick über die             und Ansprechpartner auf den letzten
        Handlungsfelder besteht darin, eHealth        datenschutzspezifischen Rahmenbedin-                   Seiten dieses Focus. Wir freuen uns, Sie
        stärker einzusetzen, mit dem Ziel die         gungen beim elektronischen Patienten­                  an einer der nächsten Veranstaltungen
        Gesundheitsversorgung effizienter und         dossier. Reto Gantenbein, Intersys AG,                 des tcbe.ch begrüssen zu dürfen.
        damit kostengünstiger sicherzustellen.        thematisiert die Bedeutung der Qualitäts-
                                                      sicherung. Patrick Wittwer, Inversum, zeigt
        Eine digitale Revolution                      den Trend zur Vernetzung zwischen dem
        im Gesundheitswesen                           ersten und dem zweiten Gesundheits-
        Diese Ausgangslage bietet der ICT die         markt und die Gewinnung von Synergien
        Chance, zum «Enabler» der Innovation im       auf. Dr. med. A. Meer, in4medicine AG,                  Impressum
        Gesundheitswesen zu werden. Der vor­          präsentiert die Möglichkeiten einer
                                                                                                              FOCUS>tcbe.ch
        liegende Focus, der unter der redaktionel-    Onlinepraxis als integrierte Lösung für                 Organ des tcbe.ch – ICT Cluster Bern, Switzerland
        len Leistung von Andreas Dürsteler, Swis-     eine modernen ärztliche Patienten­                      Erscheint 1 bis 2-mal jährlich

        scom AG, Vorstandsmitglied des tcbe.ch,       betreuung, Swisscom E-Health AG, fasst                  6000 Exemplare
        entstanden ist, bietet eine breite Auswahl    die Diskussion unter dem Schlagwort «di-
                                                                                                              Herausgeber
        aktueller Aspekte zum Thema ICT im            gitale Revolution im Gesundheitswesen»                  tcbe.ch – ICT Cluster Bern, Switzerland
        Gesundheitswesen. Catherine Bugmann           zusammen.                                               Kramgasse 2,
                                                                                                              Postfach 5464,
        setzt sich mit den Herausforderungen im                                                               3001 Bern
        Bereich mHealth und bei der Einführung        Der tcbe.ch – ein Netzwerk für Innovation               Tel. +41 (0)31 388 70 70
                                                                                                              Fax. +41 (0)31 388 87 88
        des elektronischen Patientendossiers          Der tcbe.ch – ICT Cluster Bern versteht                 E-Mail: info@tcbe.ch, www.tcbe.ch
        auseinander. Daniel Stucki, Keller Infor­     sich als regional stark verankertes Netz-
                                                                                                              Redaktion
        matik AG, gibt einen Überblick über die ICT   werk für Innovation, auch im Bereich des                Andreas Dürsteler, Swisscom AG
        Megatrends: Chancen und Risiken im            Gesundheitswesens. Am Beispiel dieses                   E-Mail: andreas.duersteler@tcbe.ch,
                                                                                                              Tel. 079 277 54 90
        Gesundheitswesen. Die BFH Medizininfor-       informativen Focus zeigt sich die Stärke
        matik präsentiert Forschung und Inno­         des Clusters: grosse und kleinere Unter-                Inseratemanagement, Gesamtherstellung
        vation am neu eröffneten Institute for        nehmen und Bildungsinstitutionen produ-                 Stämpfli AG,
                                                                                                              Dienstleistungen und Produktion
        Medical Informatics (I4MI). Erne Consul-      zieren gemeinsam eine Zeitschrift zu                    Wölflistrasse 1, Postfach, 3001 Bern
        ting AG, stellt eine den Bedürfnissen von     einem zukunftsweisenden Thema mit                       Tel. 031 300 66 66, Fax 031 300 66 99
                                                                                                              E-Mail: info@staempfli.com
        Ärzten und Pflegenden entsprechende, auf      grossem Potential nach dem Motto:                       www.staempfli.com
        der Basis der Software POLYPOINT neu          gemeinsam sind wir stark. Falls die Lek­
                                                                                                              Titelbild: BFH Medizininformatik
        entwickelte Applikation vor, die für den      türe Ihr Interesse am tcbe.ch geweckt hat,

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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
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        Inhaltsverzeichnis
        ICT als Enabler der Innovation im Schweizer G
                                                    ­ esundheitswesen            1
        Der tcbe.ch – Ihr Netzwerk für Innovation, auch im Gesundheitswesen      3
        Digitale Revolution im Gesundheitswesen                                  5
        mHealth und das elektronische P
                                      ­ atientendossier                          7
        ICT-Megatrends: Chancen und Risiken im Gesundheitswesen                  9
        Forschung und Innovation am Institute for Medical Informatics (I4MI)    11
        MIDATA – Bürger-zentrierte Zweitnutzung von Gesundheitsdaten            13
        Prozesse im Fokus                                                       15
        Mobile Kurve                                                            17
        Mit CIRS aus Fehlern lernen, bevor etwas passiert                       19
        eMedikation, eine grosse aber lösbare Herausforderung                   21
        Telemedizin: Die Zukunft des Gesundheitswesens?                         23
        Elektronisches Patientendossier und Datenschutz                         25
        Qualitätssicherung im Healthcare IT ­Bereich                            27
        Consumer Lösungen wie Fitness Daten: Schlüssel zum Erfolg von eHealth   30
        Onlinepraxis – eine integrierte Lösung für eine moderne
        ärztliche Patienten­betreuung                                           32
        Informatik – nach wie vor der Traumberuf mit grosser Zukunft            34
        Das Bürgerdossier                                                       37
        Veranstaltung 2015/2016                                                 38

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SWISSCOM HEALTH AG 5

           SWISSCOM HE ALTH AG

        Digitale Revolution im Gesundheitswesen
        Es scheint schon Ewigkeiten her: Piepsende, knackende Modems, die uns lähmend              Mutter oder Vater, Sohn oder Tochter,
        langsames Internet bescherten. Heute geht alles blitzschnell: Ob Bilder, Videos,           Hausarzt oder Spital und haben jederzeit
        ­ganze Filme – in Sekundenbruchteilen und auf Knopfdruck ist alles da. Doch nicht          den Überblick über ihre Arztrechnungen
         überall läuft es so schnell und effizient.                                                und die Rückvergütung ihrer Versicherung.
                                                                                                      Bei Diabetes, einer der häufigsten chro-
        Meldet Sie Ihr Hausarzt beispielsweise am     sönlichen digitalen Gesundheitsdossier       nischen Erkrankungen, können Sensoren
        Spital für eine Untersuchung an, ist die      erfasst und alle berechtigten Ärzte haben    und Apps den Patienten helfen, ihren Blut-
        Wahrscheinlichkeit hoch, dass er dies per     zeit- und ortsunabhängig darauf Zugriff.     zuckerspiegel besser in den Griff zu be-
        Fax tut. Erinnern Sie sich noch? Dieses       Die Frage nach alten Röntgenbildern, der     kommen. Das kontinuierliche Messen der
        Gerät, welches ähnlich komische Töne von      letzten Tetanusimpfung, Medikamenten,        Blutzuckerwerte wird einfacher und die
        sich gibt wie ihr erstes Modem und bereits    Allergien, Laborwerten oder den aktuellen    drahtlose Übertragung geschieht automa-
        zehn Jahre früher auf dem Markt war. Der      Blutdruckwerten gehört damit der Vergan-     tisch. Idealerweise liefern diese Geräte
        Bericht ihrer Untersuchung trifft dann zwei   genheit an. Auch Patientenverfügungen,       darüber hinaus Informationen zu Ernäh-
        Wochen später per Post bei Ihrem Arzt ein.    Arztrezepte, Gewicht- und Trainingsdaten     rung und körperlicher Aktivität und unter-
        Schätzungsweise 200 Millionen Papierdo-       können sicher online hinterlegt werden       stützen den Patienten mit relevanten Infor-
        kumente werden so im Gesundheitswesen         und stehen bei einem Arztwechsel, Spital-    mation rund um seine Krankheit.
        schätzungsweise pro Jahr verschickt. Das      austritt der einem medizinischen Notfall        Der Nutzen der zunehmenden Digitali-
        kostet viel Zeit und noch mehr Geld.          genauso praktisch zur Verfügung wie ihr      sierung des Gesundheitswesens geht aber
           Idealerweise sind alle medizinischen       Online-Banking. Sie kontrollieren wer auf    weit über die Behandlung von Krankheiten
        und administrativen Daten in Ihrem per-       die Daten zugreift, Ehefrau, Ehemann,        und Beschwerden hinaus. Auch für das

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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
6 SWISSCOM HEALTH AG

        persönliche Gesundheitsmanagement –           eigenen Gesundheit. Jeder Konsument hat       geschichte entfällt. Der behandelnde Arzt
        wie bleibe ich gesund und fit – kennt die     seine kleinen Helfer die ihn dabei unter-     kann sich dem Patienten widmen, schaut
        heutige Welt der Technologie mit ihren        stützen, gesund zu bleiben. Eingebaute        sich die Krankengeschichte und Laborwer-
        Apps, Gadgets und Sensoren praktisch          Alarmfunktionen oder –warnungen sorgen        te an und kann schnell eine zuverlässige
        keine Grenzen zur Messung und – der           für mehr Sicherheit im Alltag.                Diagnose stellen. Stimmt erstmal die Dia-
        mehr oder weniger aussagekräftigen – In-         Und muss der Patient trotzdem mal zum      gnose, so kann viel gezielter und besser
        terpretation der Daten. Mehr als 40 000       Arzt oder ins Spital, so sind die Daten       behandelt werden. Und wird das Rezept
        Anwendungen mit Inhalten zu Ernährung,        schon da: Keine Rückfragen beim Haus-         schliesslich noch elektronisch ausgestellt,
        Gesundheit, Wellness und Sport stehen in      arzt, keine Laborwerte, die gefaxt werden     passieren auch weniger Medikationsfehler
        den verschiedenen App-Stores zum Down-        müssen und kein Röntgenbild, das neu          aufgrund handschriftlicher Missverständ-
        load bereit. Aktuell werden diese von ca.     gemacht werden muss – ganz ohne Post          nisse.
        350 000 Bürgern in der Schweiz aktiv ge-      und ohne eine Minute Zeit zu verlieren.           In vielen Bereichen unseres Lebens
        nutzt. Dies eröffnet ganz neue Perspek­       Das mühsame Ausfüllen der immerglei-          sind die Fortschritte, welche durch die di-
        wtiven in der Gesundheitsversorgung und       chen Anmeldeformulare mit Personalie,         gitale Revolution erreicht wurden, nicht
        dem verantwortungsvollen Umgang mit der       Versichertennummer und Krankheitesvor-        mehr wegzudenken. In einigen Jahren wer-
                                                                                                    den wir zurückschauen und feststellen,
          eHealth: Ein Rezept gegen steigende Gesundheitskosten                                     dass die Digitalisierung auch das Gesund-
                                                                                                    heitswesen effizienter und transparenter
          Die Gesundheitskosten steigen weiterhin rasant an. Auch aus der Perspektive der           gemacht hat. Wir werden Teil eines Ge-
          Gesellschaft bringt eHealth Vorteile. Im Im Auftrag von Swisscom untersuchte PwC          sundheitssystems sein, in dem nicht nur
          in zwei Spitälern und bei niedergelassenen Ärzte den Überweisungsprozess vom              die Behandlung von Krankheit im Vorder-
          Haus- oder Facharzt ans Spital sowie den abschliessenden Versand der Austrittsbe-         grund steht, sondern auch Prävention und
          richte. Die Studie zeigt, dass im durch eine komplette Digitalisierung dieser Prozesse    Gesundheitsförderung einen wichtigen
          könnten 90 Prozent der Prozesskosten eingespart werden könnten. Die Hochrechnung          Platz einnehmen. Die Voraussetzung dafür
          zeigt, dass allein durch die Anpassung dieser zwei Prozesse jedes Jahr Kosten in der      ist, dass Leistungserbringer wie Ärzte, Spi-
          Höhe von 81 bis 139 Millionen CHF eingespart werden könnten. Das Einsparpoten-            täler und Heime die Chancen jetzt nutzen,
          zial durch eine Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen ist insgesamt noch          die sich durch die digitale Revolution in
          weitaus höher: Experten gehen von 200 Millionen Papierdokumenten pro Jahr aus.            diesem Bereich unseres Lebens ergeben.
                                                                                                    Die Bürger jedenfalls sind schon bereit.

        Mobiler Doktor
        Gesundheits-Apps haben Hochkonjunk-           elektronische Patientenakte, Swisscom         ortsunabhängig Zugang auf das gesamte
        tur. Das Potential mobiler Lösungen           Medical Record (SMR) verantwortlich ist.      spitalinterne Patientendossier. Sie haben
        erkennen zunehmend auch Spitäler und          Die Zeiten, in denen Berge von Papier zum     von überall per Smartphone oder Tablet
        Arztpraxen.                                   Alltag von Ärzten und Pflegefachleuten im     Zugriff auf Daten ambulanter und statio-
                                                      Spital gehört haben, sind gezählt.            närer Patienten. Das erhöht die Effizienz
        Ein Wisch und die Ärztin kann direkt am                                                     im Spital, verbessert die Interaktion zwi-
        Krankenbett die aktuellen Labordaten mit      Swisscom Medical Record für Spitäler          schen Ärzten und Patienten und fördert die
        ihrem Patienten besprechen. Rasch ist         In ersten Schweizer Spitälern ist die mobi-   Arbeitszufriedenheit des medizinischen
        entschieden: Der Patient darf nach Hause.     le Patientenakte bereits im Einsatz. Die      Fachpersonals.
        «Das wird in Zukunft der Standard sein»,      Neuerungen sind im Berufsalltag der Me-
        sagt Mike Ruoss, der bei Swisscom für die     diziner ein grosser Gewinn: Sie erhalten

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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
eHealth Suisse 7

            eHealth Suisse

        mHealth und das elektronische
        ­Patientendossier
        Der Bundesrat hat Anfang 2013 die Stra-               denen die im elektronischen Patientendos-        Um mHealth im schweizerischen Ge-
        tegie Gesundheit 2020 verabschiedet.                  sier enthaltenen medizinischen Daten be-      sundheitswesen zu etablieren, hat das
        Diese enthält zahlreiche Massnahmen,                  arbeitet werden können. Es sieht zudem        Koordinationsorgan «eHealth Suisse» von
        um das Schweizer Gesundheitswesen auf                 im Artikel 8 Abs. 2 die Möglichkeit für Pa-   Bund und Kantonen in einem ersten
        die aktuellen und kommenden Herausfor-                tienten vor, selber eigenen Daten zu erfas-   Schritt mit einer Studie eine Auslegeord-
        derungen vorzubereiten. Eines der Ziele               sen. Diese Möglichkeit führt zur Stärkung     nung erstellen lassen. Diese zeigt unter
        sieht vor, eHealth stärker einzusetzen, ein           der Patienten, wie es die Strategie Ge-       anderem den Handlungsbedarf in ver-
        weiteres die Stärkung von Patienten. Dazu             sundheit 2020 vorsieht. Wenn der Patient      schiedenen Bereichen auf, damit die Pa­
        gehört auch die Einführung und aktive För-            selber Daten im elektronischen Patienten-     tientenbehandlung unterstützt werden
        derung des elektronischen Patientendos-               dossier erfasst, wird er besser in die Be-    kann. Denn mHealth ist nicht nur ein rasch
        siers.                                                handlung eingebunden und er kann sich         wachsender Markt, sondern auch ein Be-
           Beim elektronischen Patientendossier               aktiver einbringen.                           reich, der das Potenzial hat, die Weiterent-
        handelt es sich um ein virtuelles Dossier,               Damit dies auch Realität wird, muss die    wicklung der Gesundheitssysteme mitzu-
        welches wichtige Daten über eine Behand-              Eingabe der Daten mit möglichst nieder-       prägen und deren Qualität und Effizienz zu
        lung den Gesundheitsfachpersonen unab-                schwelligen Instrumenten erfolgen. Da         steigern.1 In einem zweiten Schritt wurde
        hängig von Ort und Zeit zugänglich macht.             mHealth-Anwendungen und Medizinpro-           eine mHealth-Arbeitsgruppe mit Vertretern
        Der Patient verfügt über das Patientendos-            dukte sich stetig wachsender Beliebtheit      aus Politik, Industrie, medizinischen Fach-
        sier. Somit bestimmt er, wer auf welche               erfreuen, bieten sich diese Anwendungen       verbänden und der Forschung gegründet,
        Daten zugreifen kann.                                 besonders an. So benutzen vor allem chro-     um die Auslegeordnung und mögliche
           Das im Juni 2015 vom Parlament ver-                nisch Kranke, wie beispielsweise Diabeti-     Handlungsempfehlungen für mHealth zu
        abschiedete Bundesgesetz über das elek-               ker, täglich Blutzuckermessgeräte. Und in     diskutieren.
        tronische Patientendossier (EPDG) legt die            der breiten Bevölkerung sind Fitness-Apps        Die rasche Ausbreitung von mHealth-
        rechtlichen Voraussetzungen fest, unter               oder Kalorien-Tracker sehr beliebt.           Anwendungen ist für Nutzer, seien es Ge-

        Quelle: In Anlehnung an HINT AG (2015): Patientenseitige Daten im elektronischen Patientendossier

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8 eHealth Suisse

        sundheitsfachpersonen oder Bürger, eine        onaler Ebene vor allem kommunikative           mHealth-Anwendungen nur schwer in der
        Herausforderung. Auf unterschiedlichen         Massnahmen notwendig, welche die ak­           Gesundheitsversorgung etablieren kön-
        Plattformen sind heute bereits 97 000          tuelle Regulierung bekannt machen und so       nen.
        mHealth-Apps erhältlich.2 Die nicht immer      den Einstieg in den Markt erleichtern.             Zu beachten ist auch, dass sich Bürger
        transparente Grenze zwischen zertifizier-         Ein weiterer Aspekt, der im Rahmen der      und Gesundheitsfachpersonen informie-
        ten Medizinprodukten und konsumgetrie-         Arbeitsgruppe diskutiert wird, ist die Frage   ren möchten, bevor sie eine Anwendung
        benen mHealth-Applikationen machen es          der Interoperabilität. Wenn mHealth-An-        nutzen. Der Zugang zu diesen Informatio-
        für Nutzer nicht einfach, sich einen Über-     wendungen sich im Gesundheitswesen             nen muss einfach und schnell sein. So
        blick über die Produkte zu verschaffen. Oft    etablieren sollen, muss es möglich sein,       benötigen sie zum Beispiel Erläuterungen
        kommen Bedenken in Bezug auf Daten-            Interoperabilität zwischen den einzelnen       zum Zweck und Nutzen des Produktes
        schutz, Datensicherheit und Interoperabi-      Lösungen und mit den Primärsystemen der        oder zur Gewährleistung des Datenschut-
        lität dazu. Die fehlende Möglichkeit mit       Behandelnden sicherzustellen. Damit die        zes und -sicherheit. Auch Fragen zum Spei-
        mHealth-Anwendungen erbrachte Dienst-          Schweiz auf dem globalen Markt nicht be-       cherort der Daten müssen geklärt sein. Es
        leistungen abrechnen zu können, ist für        nachteiligt ist, muss bei der technischen      gibt bereits einige Initiativen, die sich dem
        Gesundheitsfachpersonen ein weiteres           und semantischen Interoperabilität auf         Thema angenommen haben und versu-
        Hemmnis.                                       internationalen Standards gesetzt werden.      chen, in diesem neuen Markt Transparenz
            Bei den Anbietern besteht die Schwie-      Zurzeit setzen sich vor allem in den nord-     zu schaffen. Dazu gehört zum Beispiel die
        rigkeit, dass die Klassifizierung von Medi-    europäischen Ländern Standards der Con-        Initiative «my health app». Nun ist zu klä-
        zinprodukten und die Regulierungsricht­        tinua Health Alliance durch. Es ist deshalb    ren, ob in der Schweiz eine Organisation
        linien für diese oft nicht bekannt sind. Der   zu analysieren, ob diese Standards auch        zuständig sein soll, welche die Informatio-
        Zertifizierungsprozess ist vor allem für       für den Schweizer Markt übernommen wer-        nen sammelt und zugänglich macht.
        KMU-Unternehmen oder Einzelpersonen            den sollen.                                        Die Schweiz muss noch einige Fragen
        oft zu teuer oder er stellt eine fachliche        Damit die Lösungen auch Abnehmer            im Bereich mHealth klären, bevor die Lö-
        Herausforderung dar.                           finden, ist es wichtig, Vertrauen zu schaf-    sungen im Gesundheitswesen Alltag wer-
            Beim mHealth- und dem Medizinproduk-       fen und auch dafür zu sorgen, dass die         den. Dabei ist zu beachten, dass der Be-
        te-Markt handelt es sich um einen inter-       Leistungen der Gesundheitsfachpersonen         reich mHealth nicht überreguliert werden
        nationalen Markt. Die Schweiz ist über         in den Leistungs- und den Tarifkatalogen       darf. Sonst werden Innovationen verhin-
        bilaterale Verträge in ein gesamteuropäi-      abgebildet werden. Hierbei geht es nicht       dert. Andererseits muss dafür Vertrauen
        sches System eingebunden. Dies hat zur         in erster Linie nur darum, dass das Gerät      bei den Nutzern geschaffen werden. Sonst
        Folge, dass der Handlungsspielraum auf         oder die App vergütet werden, sondern          werden die tollen Innovationen keinen Ein-
        nationaler Ebene stark eingeschränkt ist.      dass die Leistungen rund um das Einsatz-       gang in den Alltag von Medizin und Pflege
        So sind Regulierungsmassnahmen auf na-         szenario entschädigt werden. So wird zum       finden.
        tionaler Ebene unerwünscht, weil diese         Beispiel beim Telemonitoring der Patient
        den schweizerischen Markt vom globalen         von einer Gesundheitsperson von fern                Catherine Bugmann, «eHealth Suisse»
        Markt loslösen würde. Internationale Inno-     überwacht. Diese wertet in seiner Abwe-
        vationen würden keinen Eingang mehr in         senheit die übermittelten Daten aus und        1 
                                                                                                        Siehe Europäische Kommission (2014): Grünbuch
        den Schweizer Markt finden, und die nati-      passt bei Bedarf die Behandlung an oder          über Mobile-Health-Dienste («mHealth»).
                                                                                                      2 
                                                                                                        Siehe Research2Guidance (2013): The mobile
        onale Medizintechnische Industrie wäre         reagiert auf einen Alarm. Wenn dieser Auf-       health global market report 2013–2017. The com-
        benachteiligt. Entsprechend sind auf nati-     wand nicht vergütet wird, werden sich            mercialisation of mHealth apps.

                                                                                          Ihr Partner für
                                                                                   Internationalisierung

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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
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          K E L L E R I N F O R M AT I K AG

        ICT-Megatrends: Chancen und Risiken
        im Gesundheitswesen
        Drei Faktoren haben unser Leben in den         Hard- und Software aus der «Wolke» des          neuen Erkenntnissen und Publikationen
        letzten Jahren – sowohl im privaten Be-        Internets beziehen kann. Solche Dienste         erweitert wird. Diese hilft beispielsweise
        reich wie auch im Berufsalltag – geprägt:      aus der Cloud bieten vielfältige Möglich-       bei der Diagnose und der Behandlung von
        die Globalisierung, die Zunahme der Mo-        keiten und werden immer häufiger auch           Patienten.
        bilität und die Entwicklung der Informa-       mit der bestehenden IT-Umgebung kombi-
        tions- und Kommunikationstechnologien          niert.                                          Diese neuen Möglichkeiten stellen alle vor
        (IKT oder englisch ICT). Mit dem Internet                                                      grosse Herausforderungen, welche vielen
        steht uns eine schier grenzenlose Flut von     Virtuelle Arbeitsräume                          noch viel zu wenig bewusst sind. Während
        Informationen zur Verfügung. Dank mobi-        Virtuelle Arbeitsräume kommen zum Ein-          sich einige Branchen bereits sehr früh mit
        len Geräten aller Art können wir jederzeit     satz bei Teams, deren Mitglieder von            dieser Problematik auseinandersetzten
        global darauf zugreifen, sind immer und        ­verschiedenen Standorten und zu unter-         und heute einen guten Standard erreicht
        überall kommunikationsbereit, aber poten-       schiedlichen Zeiten an der gleichen Auf­       haben, besteht vielerorts oft noch Hand-
        ziell auch überwacht und kontrollierbar.        gabe arbeiten. Sie können dort Sitzungen       lungsbedarf:
        Die ICT hat zu einer enormen Produktivi-        verwalten, die dabei benötigten Unterla-       •	Die eigene IT muss diese Anforderungen
        tätssteigerung geführt. Neue Geschäfts-         gen, Dokumente, Daten etc. elektronisch           erfüllen können. Eine sichere Integration
        modelle und ganze Wirtschaftszweige sind        austauschen und ablegen. Die ganze Kom-           der unterschiedlichen externen Systeme
        entstanden, Innovation ist zur Dauerauf-        munikation erfolgt – im Gegensatz zum             ist ohne entsprechendes professionel-
        gabe geworden; dem daraus resultieren-          normalen E-Mail – verschlüsselt. Beson-           les KnowHow nicht mehr möglich.
        den Strukturwandel wird sich niemand            ders beliebt sind virtuelle Arbeitsräume       •	Die Ansprüche an die Verfügbarkeit stei-
        entziehen können. Das wirkt sich aus auf        bei teilzeitlich tätigen Gremien oder Miliz-      gen und die Ausfalltoleranz wird kleiner.
        Arbeit, Freizeit und das ganze Sozialverhal-    behörden (z.B. Verwaltungsräte, Vorstän-          Das bedingt zusätzliche Investitionen
        ten – Facebook ist nur ein Beispiel dafür.      de, Stiftungsräte, etc.).                         und ein klares Unterhaltskonzept, um
        Es verändern sich Arbeitsplätze und Ar-                                                           diese auf einem aktuellen Stand zu hal-
        beitsmodelle.                                  «Big Data»                                         ten.
            Im Zuge dieser Entwicklung bieten sich     Die Datenmengen wachsen explosionsar-           •	IT-Sicherheit ist eine Daueraufgabe ge-
        zahlreiche neue Möglichkeiten, die es          tig, die Möglichkeiten zur Auswertung wer-         worden. Professionelle Sicherheitssys-
        auch im Gesundheitswesen zu nutzen gilt.       den immer leistungsfähiger und differen-           teme und ein systematischer Unterhalt
        Ein paar Beispiele:                            zierter. So erstellt beispielsweise Google         sind absolut zwingend.
                                                       aus den laufend anfallenden Benutzerda-         •	Besonders bei Cloud-Lösungen hat der
        Mobile Endgeräte                               ten systematisch individuelle Verhaltens-          Benutzer keine Kontrolle über die verar-
        Mit den portablen PCs wurde der Trend          muster, welche für die Werbung von gross-          beitenden Systeme (Server und Daten-
        zum mobilen Arbeitsplatzgerät eingeleitet.     en Wert sind. Im Gesundheitswesen bietet           banken). Bei sensiblen Daten können
        Heute steht uns eine Vielfalt von Endgerä-     die elektronische Vernetzung der Patien-           deshalb Cloud-Dienste besonders von
        ten zur Verfügung, wie Notebooks, Tablets      tendaten, das «elektronische Patienten-            ausländischen Anbietern problematisch
        (z.B. iPad) und Smartphones. Über das          dossier», eine Effizienzsteigerung und             sein.
        Mobiltelefonnetz oder WLANs haben diese        gleichzeitig eine qualitative Verbesserung      •	Das Risiko des Datenmissbrauchs be-
        Zugriff auf das Internet und vorhandene        der medizinischen Versorgung.                      steht. Diesem kann nicht einfach mit
        IT-Netzwerke. Arbeiten ist nicht mehr an                                                          neuen Regulierungen begegnet werden.
        den Arbeitsplatz im Büro gebunden.             Künstliche Intelligenz                             Es braucht durchdachte Lösungskonzep-
                                                       Selbstlernende IT-Systeme werden ver-              te und geeignete Technologien zu deren
        IT aus der «Cloud»                             mehrt komplexe Entscheidungen wirksam              Umsetzung.
        Es gibt heute ein grosses und wachsendes       und zeitnah unterstützen. So verfügt das        •	Betriebsinterne Regeln bezüglich Benut-
        Angebot von IT-Diensten für verschiedens-      IBM-System «Watson» über eine riesige              zung der ICT-Einrichtungen und der Da-
        te Zwecke, die man ohne Investitionen in       medizinische Datenbank, die laufend mit            tenhaltung sind zwingend notwendig.

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ICT als Enabler der Innovation im Schweizer Gesundheitswesen
10 KELLER INFORMATIK AG

           Viele Firmen haben ein entsprechendes       wir uns manchmal mit verschiedenen Ge-
                                                                                                       Keller Informatik AG
           Reglement, das die Mitarbeiter unter-       setzen konfrontiert, die sich gegenseitig
           schreiben müssen.                           widersprechen, bzw. ausschliessen. So           Die Keller Informatik AG wurde am 1.
        •	Mobile Geräte mit Daten sind ein Risiko.    verbietet man beispielsweise dem Arbeit-        April 1988 gegründet und gehört zu den
           Täglich gehen Notebooks und Smartpho-       geber aus «Datenschutzgründen», die             etablierten IT-Unternehmungen in der
           nes verloren oder werden gestohlen.         Inter­net-Nutzung seiner Mitarbeiter zu         Region Bern. Sie beschäftigt 15 Mitar-
           Vertrauliche Geschäftsdaten gehören         kontrollieren. Gleichzeitig will man ihn ver-   beitende (inkl. 2 Lehrlinge) in den Berei-
           deshalb grundsätzlich nicht auf Arbeits-    antwortlich machen, wenn ein Mitarbeiter        chen Beratung/Verkauf, Systemtechnik
           platzgeräte sondern auf die zentralen       illegale Inhalte aus dem Internet auf sei-      und Applikationen. Ihre Kernkompetenz
           Server. Dort wo auf extern gespeicherte     nem PC hat.                                     liegt in professionellen IT-Gesamtlösun-
           Daten nicht verzichtet werden kann, sind        Fazit: Das Potenzial der Informations-      gen und -Dienstleistungen für KMU.
           diese zu verschlüsseln.                     und Kommunikationstechnologien im Ge-           www.kellerinfo.ch / info@kellerinfo.ch
        •	Mindestens alle zwei bis drei Jahre soll-   sundheitswesen ist sowohl bezüglich der
           te ein Sicherheitscheck oder ein IT-Audit   Qualität wie auch der Wirtschaftlichkeit
           durch eine ICT-Fachperson durchgeführt      enorm. Mit dem nötigen technischen und
           werden. Mit einer formalen Bestätigung      unternehmerischen Sachverstand einge-
           der Revisionsstelle, dass die Daten-        setzt (und etwas weniger Politik!) können
           schutzvorschriften eingehalten sind, ist    sie dazu beitragen, den ausser Kontrolle
           es nicht getan!                             geratenen Gesundheitskosten etwas ent-
                                                       gegenzuwirken.
        Der Gesetzgeber ist von der Entwicklung
        der IT überfordert. Der Gesetzgebungspro-                               September 2015
        zess hinkt der raschen Entwicklung um                                        Daniel Stucki
        Jahre hinterher. Zudem fehlt oft die not-                        CEO Keller Informatik AG
        wendige Sachkompetenz. Deshalb sehen

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BFH MEDIZININFORMATIK 11

         B E R N E R FA C H H O C H S C H U L E B F H M E D I Z I N I N F O R M AT I K

        Forschung und Innovation am Institute
        for Medical Informatics (I4MI)
                                                                                                                   mation durch erneute Anamneseerhe-
                                                                                                                   bung, Diagnostik, usw. nochmals erfasst
                                                                                                                   werden muss oder – schlimmer noch –
                                                                                                                   dass dies übersehen wird und es zu einer
                                                                                                                   Fehlbehandlung kommen kann. Ineffektive
                                                                                                                   Behandlungen und unzufriedene Mitarbei-
                                                                                                                   ter sind mittelfristig die Folge. Wenn die
                                                                                                                   Patienten dies realisieren, ist zudem der
                                                                                                                   Vertrauensbonus schnell aufgebraucht
                                                                                                                   (Abbildung 2). Die Folge davon sind unzu-
                                                                                                                   friedene Patienten, verschärfte Dokumen-
                                                                                                                   tationsauflagen, zusätzliche Kontrolle und
                                                                                                                   ein vermehrt paternalistisch auftretender
                                                                                                                   Gesetzgeber.
        Abbildung 1: Die Köpfe hinter dem I4MI. Oben v. l. n. r.: Serge Bignens, Thomas Bürkle, Kerstin Denecke,
        Rolf Gasenzer, Jürgen Holm. Unten v. l. n. r: Rolf Jufer, Sang-Il Kim, Michael Lehmann, Stephan Nüssli,    Lehre und Forschung kommen
        ­François von Kaenel.
                                                                                                                   zusammen
                                                                                                                   Mit diesem Leitgedanken hatten wir 2009
        Jürgen Holm, Michael Lehmann, Serge                     sundheitswesen direkt oder indirekt mit            begonnen, ein breit abgestütztes Curricu-
        Bignens, Thomas Bürkle, Kerstin Denecke,                intuitiver und im Hintergrund wirkender ICT        lum für die zukünftige Generation von Me-
        Rolf Gasenzer, Rolf Jufer, Sang-Il Kim, Ste-            sinnvoll unterstützt werden.                       dizininformatikerinnen und Medizininfor-
        phan Nüssli, François von Kaenel, I4MI,                                                                    matiker in der Schweiz auszuarbeiten2.
        BFH Höheweg 80, 2502 Biel                               Bedeutung des medizinischen                        2011 startete dann der schweizweit erste
                                                                ­Informationsflusses                               Bachelorstudiengang in Medizininformatik
        Am 18. September 2015 wurde das I4MI                     Bis heute ist der durchgängige Informati-         an der Berner Fachhochschule (BFH). Von
        im Rahmen einer Einweihungsfeier offiziell               onsfluss zwischen den einzelnen Akteuren          Beginn an war es klar, dass wir für unsere
        eröffnet.                                                entlang des Patientenpfades eine der              Studierenden ein Lernumgebung einrich-
                                                                 grössten Herausforderungen1. Derzeit er-          ten müssen, die die Prozesse im Schwei-
        Wenn wir uns der Medizininformatik nä-                   reicht die medizinische Dokumentation zu          zer Gesundheitswesen visualisiert und
        hern wollen, so gilt es, den eigentlichen                einem Patienten die nächstbehandelnde             neben dem Verständnis der Technik auch
        Grund in Erinnerung zu rufen, warum es                   Institution nur in Ausnahmefällen elektro-        die Empathie für die verschiedenen Be-
        das Gesundheitswesen mit seinen Akteu-                   nisch. Das führt zu einer redundanten Da-         rufsgruppen und die Patienten, vertreten
        ren überhaupt gibt. Die Daseinsberechti-                 tenerfassung, vielen Leerläufen und vor           durch die «Familie Brönnimann», ermög-
        gung ist den Patienten geschuldet, die                   allem zum Fehlen von wichtigen Informati-         licht. Damit war unser Living-Lab geboren
        dem Gesundheitswesen das wohl wich-                      onen. Es ist selbstredend, dass die Ar-           und konnte ab 2013 für Praktika, Unter-
        tigste Kapital schenken: Vertrauen!                      beitsabläufe im Gesundheitswesen da-              richt und Seminare in Betrieb gehen. Das
           Daher ist Informatik im Gesundheitswe-                durch ineffizient werden. Die weiteren            Labor erstreckt sich über mehrere Räum-
        sen nicht Selbstzweck, sondern der ICT-                  Konsequenzen werden oft nicht so klar             lichkeiten und bildet den Behandlungspfad
        Einsatz ist immer wieder zu hinterfragen:                kommuniziert, obwohl sie indirekt enorm           mit stationärem und ambulanten Sektor
        wie können wir Medizininformatikerinnen                  hohe Kosten für das Gesundheitswesen              inklusive eHealth ab, visualisiert die Sup-
        und Medizininformatiker dafür sorgen,                    verursachen. Zum einen besteht die Ge-            ply Chain vom Hersteller bis ans Spital-
        dass die multiprofessionellen interdiszip-               fahr, dass aufgrund fehlender Information         bett, hat einen Bereich «Management im
        linären Arbeitsprozesse der Leistungser-                 die Behandlungsqualität gefährdet ist, sei        Gesundheitswesen» und verfügt über eine
        bringer und der anderen Akteure im Ge-                   es, dass zeitaufwendig die fehlende Infor-        2-Zimmerwohnung der «Familie Brönni-

153204_focus_28_(001_040).indd 11                                                                                                                          23.10.15 15:41
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                                                                                                                  den Informationsfluss in den Prozessen zu
                                                                                                                  erreichen. Weitere Forschungs- und Pro-
                                                                                                                  jektschwerpunkte sind (b) Wissensma-
                                                                                                                  nagement und die inter­sektorale Kommu-
                                                                                                                  nikation (c) eHealth-Plattformen und Tele-
                                                                                                                  medizin) und damit verbunden die
                                                                                                                  Entwicklung innovativer zukünf­     tiger Ar-
                                                                                                                  beitsabläufe. Im Bereich (d) Evaluationen
                                                                                                                  von Medizininformatik-Anwendungen eva-
                                                                                                                  luieren und testen wir eHealth- und andere
                                                                                                                  schnittstelleninten­sive Systemumgebun-
                                                                                                                  gen auf ihre Integrationsfähigkeit mit den
                                                                                                                  vor- und nachgelagerten Arbeitsschritten.
                                                                                                                  Diese vier leiten über zu (e) patienten- und
                                                                                                                  anwenderzentrierte Anwendungen. Damit
                                                                                                                  ein effektiver Informationsfluss auch zu-
                                                                                                                  stande kommt, ist die «Mensch-Maschine-
                                                                                                                  Schnittstelle» entscheidend. Hier gilt es
                                                                                                                  intuitive, schlanke und kontextbasierte
                                                                                                                  Eingabe- und Informationsoberflächen zu
        Abbildung 2: Zusammenhang zwischen Informationsfluss und «Vertrauenskapital» im Gesundheitswesen          gestalten, die die Anwender optimal in ih-
                                                                                                                  rem Arbeitsprozess unterstützen.

        mann» mit AAL (Ambient Assisted Living)3.           mations- und Prozessmanagement kommt                  Ausblick
        Diese lebendige Labor-Landschaft erlaubt            neben den bekannten Prozessmodulie-                   Die Geburt des I4MI ist geglückt5 und
        es, optimal verschiedenste Prozesse im              rungswerkzeugen eine eigens entwickelte               konnte zusammen mit mehr als 150 Gäs-
        Gesundheitswesen für Unterrichtszwecke              Methode zur Prozessanalyse zur Anwen-                 ten aus Gesundheitswesen, Forschung
        zu simulieren und ist zugleich eine Innova-         dung 1,4. Diese untersucht die Arbeitsab-             und Hochschulen gefeiert werden. Das
        tionsschmiede. Die Fragestellungen, die             läufe hinsichtlich des Informationsflusses            I4MI bildet top Medizininformatikerinnen
        bearbeitet werden, sind visuell im Kontext          mit der verwendeten ICT und den involvier-            und -informatiker für das Gesundheitswe-
        der vor- und nachgelagerten Arbeitsprozes-          ten Akteure. Ziel ist es dabei, Medienbrü-            sen aus. Es erforscht und entwickelt mit
        se der Akteure eingebettet und erlauben             che zu erkennen und einen durchgehen-                 seinen Projektpartnern die Integration von
        einen ganzheitlichen Blick auf die Materie.
        Hier entstehen in der Diskussion mit Stu-
        dierenden und Projektpartnern neue Ideen
        zur prozessualen ICT-Integration. Damit
        hat sich das Labor auch als Begegnungs-
        plattform zwischen Forschung und Lehre
        etabliert.

        Forschungsschwerpunkte I4MI
        Nachdem wir den Studiengang im Jahr
        2014 erfolgreich akkreditieren konnten,
        bereits mehr als 100 eingeschriebene Stu-
        dierende zählen durften und die ange-
        wandte Forschung viel Schwung aufnahm,
        galt es nun, der Medizininformatik an der
        BFH ein entsprechendes Gefäss in der
        Abteilung Informatik zu bieten. So wurde
        Anfang 2015 damit begonnen, das Projekt
        «Institutsaufbau» (I4MI) zu starten (Abbil-
        dung 3).
            Entsprechend den Herausforderungen
        im Bereich Informationsfluss (Abbildung 2)
                                                            Abbildung 3: Das I4MI versteht sich als ein neuer Akteur und Partner im Schweizer Gesundheitswesen, das
        wurden fünf Forschungsschwerpunkte de-              durch Ausbildung, Forschung und Labortätigkeit den Studierenden und Projektpartnern eine Austauschplatt-
        finiert (Abbildung 4). Im Bereich (a) Infor-        form bietet, um zukünftig eine bessere ICT-Unterstützung im Schweizer Gesundheitswesen zu ermöglichen.

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BFH MEDIZININFORMATIK 13

        Medizininformatikapplikationen auf allen
        Stufen des Gesundheitswesens, um in
        Zukunft durchgängige ICT-Prozesse zu er-
        möglichen. Auch wird angewandte Grund-
        lagenforschung betrieben, beispielsweise
        im Bereich eHealth und eMedikation. Da-
        mit schaffen wir die Voraussetzung für das
        nächste Projekt: ein Master of Science
        (MSc)-Programm in Medizininformatik für
        eine vertiefte Forschung in ICT-Fragen rund
        um das Schweizer Gesundheitswesen.

        1	Holm  Jürgen, Lehmann Michael 2013: http://www.
           gs1.ch/gs1-system/gesundheitswesen/spital-der-
           zukunft
        2	Holm J, Gasenzer R, Dubois J-P Resultate zur Um-

           frage u?ber die Ausbildung von Medizininformati-
           kern in der Schweiz. Swiss Medical Informatics
           70- 3-12, 2010
        3	http://www.forschung.ti.bfh.ch/de/institute/insti-

           tute_for_medical_informatics/medizininformatik_
           labor.html
        4	www.ixpra.ch
        5	www.i4mi.bfh.ch                                      Abbildung 4: Forschungsschwerpunkte I4MI

        MIDATA – Bürger-zentrierte Zweitnutzung
        von Gesundheitsdaten
        MIDATA, «meine Daten», beschreitet einen neuen Weg in der Speicherung, Verwal-                         nicht-medizinischen Daten, verwalten sie
        tung und Zweitnutzung persönlicher Daten. MIDATA ermöglicht den Bürgern Kopien                         und entscheiden selbst über deren Zweit-
        ihrer persönlichen medizinischen und nicht-medizinischen Daten sicher zu speichern,                    nutzung.
        zu verwalten und über deren Zweitnutzung zu entscheiden. Von einer solchen Bürger-                        Da nur das Individuum das Recht und
        zentrierten Verwaltung persönlicher Daten wird die Gesundheitsversorgung und die                       die Möglichkeit besitzt, all seine Daten
        personalisierte Medizin profitieren. Die MIDATA IT Architektur ist modular aufgebaut.                  zusammenzuführen und Dritten zur Verfü-
        Daten werden einzeln verschlüsselt um die höchst mögliche Sicherheit zu gewähr-                        gung zu stellen, kann nur durch diesen
        leisten. Zwei klinische Pilotprojekte stehen kurz vor dem Start, um damit die MIDA-                    Bürger-zentrierten Ansatz der volle Wert
        TA Architektur und das Governance Modell zu testen und den Nutzen der Bürger-                          der Daten für die eigene Gesundheit und
        kontrollierten Zweitnutzung von Daten aufzuzeigen.                                                     die Gesellschaft realisiert werden.2

        Zweitnutzung medizinischer Daten                           Im MIDATA Ansatz entscheidet der Bür-       Eine flexible aber doch hoch sichere
        Die Zweitnutzung medizinischer Daten ist                ger selbst über die Zweitnutzung seiner        IT Architektur
        von zentraler Bedeutung für die Überprü-                Daten. Dies wird ermöglicht durch genos-       Das Konzept und der Aufbau der MIDATA
        fung der Wirksamkeit von Medikamenten                   senschaftlich organisierte Banken für per-     IT Plattform wurden in einer Zusammenar-
        und Behandlungen, für das Rekrutieren                   sönliche Daten, die im Besitz der Bürger       beit der ETH Zürich mit dem Institut für
        von Patienten für klinische Studien und für             sind und durch sie kontrolliert werden (Fig.   medizinische Informatik (I4MI) der Berner
        die Durchführung der klinischen Studien                 1). Die Genossenschaft MIDATA.coop wur-        Fachhochschule realisiert.
        selbst. Die Zweitnutzung medizinischer                  de dafür diesen Frühling in der Schweiz           Die MIDATA IT Architektur beinhaltet den
        Daten durch Dritte ist jedoch stark einge-              gegründet. Wie auf einem Geldkonto, spei-      Import von Daten, deren sichere Speiche-
        schränkt und bedarf der informierten Ein-               chern Bürger auf ihrem MIDATA Konto Ko-        rung, Visualisierung und Analyse der Daten.
        willigung des Patienten.1                               pien ihrer persönlichen medizinischen und      Spezielle Beachtung gilt der Datensicher-

153204_focus_28_(001_040).indd 13                                                                                                                      23.10.15 15:41
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                                                                                                            vorgesehen, die es den Bürger/Patienten
                                                                                                            ermöglichen Wettbewerbe und Ziele zu
                                                                                                            definieren.
                                                                                                                MIDATA verbindet auf diese Weise die
                                                                                                            Eigenschaften von elektronischen Patien-
                                                                                                            tenakten, persönlichen Datenspeichern,
                                                                                                            sozialen Netzwerken und ermöglicht die
                                                                                                            Anbindung von Programmen von Drittan-
                                                                                                            bietern.
                                                                                                                Die Plattform wird zurzeit in zwei Pilot-
                                                                                                            projekten getestet. Im ersten wird in Zu-
                                                                                                            sammenarbeit mit der Klinik für Neurolo-
                                                                                                            gie des Universitätsspital Zürichs in einer
                                                                                                            klinischen Studie die Effektivität einer
                                                                                                            neuen Behandlung für Multiple Sklerose
                                                                                                            Patienten geprüft. Auf der MIDATA Platt-
                                                                                                            form werden medizinische, Gesundheits-
        Figur 1 – MIDATA Bürger-zentrierte Zweitnutzung von Gesundheitsdaten                                und Lifestyle-Daten gesammelt. Die Daten
                                                                                                            werden durch den Arzt, den Patienten und
        heit und der Möglichkeit, dass Bürger/Pa-            schlüsselt, einem publik key, dessen pas-      Sensoren, die der Patient trägt, gesam-
        tienten den Zugang zu einzelnen Datensät-            sender private key im Besitz des Bürgers/      melt.
        zen für Dritte kontrollieren können (Fig 3).         Patienten ist (Fig 3).                             Das zweite Projekt am Universitätsspi-
           Die mehrschichtige Architektur wurde                                                             tal Bern fokussiert sich auf Patienten, die
        in Java implementiert und verwendet das              Stand heute und Aussichten                     sich einer Magenverkleinerungsoperation
        Play Framework mit Webservices von de-               Die MIDATA IT Plattform ist ein Clou-basier-   unterzogen haben. Es soll den Einfluss von
        dizierten Portalen für Patienten und Ge-             ter Prototyp. Die Hauptdienstleistungen        Bewegung auf einer möglichen Verminde-
        sundheitsdienstleistern sowie von mobi-              werden über getrennte Portale für Bürger/      rung der Kardiovaskulare Risiken untersu-
        len Apps.                                            Patienten und Gesundheitsdienstleister         chen. Patienten werden ihr Gewicht via
           Einzelne Dateneinträge sind verschlüs-            sowie über Mobile Apps gewährleistet. Sie      intelligente Waage und objektive Messun-
        selt und werden getrennt von Bürger/Pati-            beinhalten den Import von gesundheits­         gen ihrer Bewegungen via Schrittzähler in
        enten IDs gespeichert. Die Schlüssel für             relevanten Daten, deren Verwaltung,            MIDATA speichern. Dazu werden sie via
        die Verschlüsselung der einzelnen Daten-             Visua­lisierungen und Analysen. Weitere        eine Mobile App diese Messungen und
        sätze und die entsprechende Bürger/Pati-             Dienstleistungen beinhalten Kommunika-         deren Verlauf selber sehen und mit ihrer
        enten ID werden als Records in einer se-             tionsplattformen für Patienten und Ge-         Wohlbefinden-Selbstevaluation ergänzen
        paraten Datenbank für Zugriffsrecht                  sundheitsdienstleister und für Bürger/         können. Diese Daten werden danach mit
        gespeichert. Diese Records sind zusätz-              Patienten unter sich. In der weiteren Ent-     Patienteneinwilligung und in pseudonymi-
        lich mit einem weiteren Schlüssel ver-               wicklung sind Werkzeuge für Gamification       sierter Form für die Studie zur Verfügung

        Figur 2 – MIDATA Ecosystem                                                                          Figur 4 – MIDATA Datenverschlüsselungskonzept

153204_focus_28_(001_040).indd 14                                                                                                                       23.10.15 15:41
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                                                                                                             von der Genossenschaft verwaltet und in
                                                                                                             den Ausbau der Plattform und weitere
                                                                                                             Dienstleistungen investiert.

                                                                                                             Nächste Herausforderungen
                                                                                                             Herausforderungen für den MIDATA Ansatz
                                                                                                             bestehen auf verschiedenen Ebenen und
                                                                                                             werden mit Experten und interessierten
                                                                                                             Bürgern diskutiert und in wissenschaft­
                                                                                                             lichen Arbeiten behandelt. Die Kontext der
                                                                                                             einzelnen Daten und deren Qualität ist
                                                                                                             kritisch. Die IT Architektur muss weiter an
                                                                                                             die rasch wachsende Menge unterschied-
                                                                                                             lichster, verschlüsselter Daten angepasst
                                                                                                             werden.
                                                                                                                 Ein zentraler Vorteil von MIDATA liegt im
                                                                                                             Bürger-zentrierten Genossenschaftsmo-
                                                                                                             dell, welches Transparenz und eine nach-
                                                                                                             haltige Finanzierung ermöglicht, sobald
                                                                                                             eine kritische Menge von Mitgliedern er-
                                                                                                             reicht worden ist.

        Figur 3 – IDATA IT Architektur. Blau = MIDATA Komponenten, Rosa = Komponenten von Drittanbieter         Serge Bignens, Berner Fachhochschule
                                                                                                                              Ernst Hafen, ETH Zürich
        gestellt. In einer weiteren Phase ist ge-            bewerben indem sie ihr Profil einreichen.
        plant, die Mobile App mit Coaching und               Wenn sie aufgrund ihres Profils für die Stu-
        Gamification Funktionalitäten zu ergänzen.           die akzeptiert werden, verwalten sie auf        Referenzen
                                                                                                             1	
                                                                                                               M. McDonald, R. C. Knight, M. K. Campbell, V. a
           Der Prototyp der MIDATA Plattform un-             der MIDATA Plattform ihre eigenen Daten           Entwistle, A. M. Grant, J. a Cook, D. R. Elbourne,
        terstützt so die Bürger und Patienten, ihre          und erteilen die informierte Einwilligung für     D. Francis, J. Garcia, I. Roberts, and C. Snowdon.
                                                                                                               What influences recruitment to randomised cont-
        eigenen Daten zu verwalten und sich mit              die Zweitnutzung dieser Daten für die ent-        rolled trials? A review of trials funded by two UK
        ihren Daten aktiv an klinischen For-                 sprechende Studie.                                funding agencies. Trials, vol. 7, p. 9, 2006.
                                                                                                             2	
                                                                                                               Hafen, E., Kossmann, D. & Brand, A. Health data
        schungsprojekten und Studien zu beteili-                Die Einnahmen, die aus der Zweitnut-           cooperatives – citizen empowerment. Methods Inf
        gen. Patienten können sich für Studien               zung der Daten generiert werden, werden           Med 53, 82–86, 2014.

        Prozesse im Fokus
        68 Milliarden Franken kostet das Gesundheitswesen. Laut der bundesrätlichen Re-                      Transparenz ist beschränkt und viele Pro-
        formagenda «Gesundheit2020» können die heutigen Leistungen ohne Qualitätseinbu-                      zesse und der damit verbundene Daten-
        ssen 20 Prozent günstiger erbracht werden. Auch die Studie und Umsetzungsemp-                        und Informationsaustausch sind nicht
        fehlungen «Spital der Zukunft» von GS1 Schweiz zeigen Massnahmen zur                                 durchgängig. Der Bericht gruppiert die
        Effizienzsteigerung und Qualitätsverbesserung.                                                       zahlreichen Herausforderungen in vier Pro-
                                                                                                             blembereiche, darunter die Behebung der
        Die Menschen in der Schweiz profitieren              heitssystem funktioniert insgesamt gut          mangelnden Steuerbarkeit und der fehlen-
        von einem guten Gesundheitssystem. Zu                und man solle es nur geringfügig ändern,        den Transparenz.
        dieser Ansicht kamen auch die Organisa-              um es weiter zu verbessern.                        Um den Status quo in der Gesundheits-
        tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit                                                              versorgung zu sichern, die Schwächen
        und Entwicklung (OECD) und die Weltge-               Gemeinsame Strategie                            nachhaltig zu beseitigen und die Heraus-
        sundheitsorganisation (WHO). Auch in ei-             Zu den Stärken gehören der garantierte          forderungen meistern zu können, hat der
        ner Befragung des Commonwealth Fund                  Zugang zur Gesundheitsversorgung und            Bundesrat mit der Reformagenda Gesund-
        sagen 69 Prozent der befragten Schweizer             die hohe Qualität der Versorgung. Das Sys-      heit2020 vier übergeordnete Handlungs-
        Patientinnen und Patienten, das Gesund-              tem hat aber auch Schwächen. Seine              felder festgelegt:

153204_focus_28_(001_040).indd 15                                                                                                                            23.10.15 15:41
die diversen Prozesse zu analysieren, braucht es eine                                              Detaillierungsgrad beliebig erhöht werden. Gegen Ende
        Methode. Deshalb entwickelte die Berner Fachhoch-                                                  des Projekts wurde IXPRA in einem Testspital validiert.
        schule IXPRA (Interface Crossculture Process Analysis),                                            Die Validierungsphase zeigte, dass das Werkzeug einfach
        eine praxisnahe generische Prozess-Analyse-Methode                                                 zu verstehen ist und schnell ein gemeinsames Verständ-
        zur Identifikation von Informationsunterbrüchen. Die zu                                            nis für die visualisierte Prozesssituation schafft. Zusätz-
        untersuchenden Prozesse können in einer Matrix darge-                                              lich erwies sich das Instrument geeignet als Diskussions-

 16 GS1 SCHWEIZ
        stellt werden, die es erlaubt, jeden Teilschritt im Sinne
        der dort erbrachten Anwendungsfälle (Use-Cases), der
                                                                                                           grundlage für abzuleitende Massnahmen.

        involvierten ICT und der Akteure (Interaktionsschicht in
        Abbildung 2) abzubilden.

                                                                                                                                                                                                     pany in seiner Studie «Strength in unity:
               Patient                                                                               Behandlungsqualität                                                                             The promise of global standards in heal-
               Input                                  Funktionsschicht                               Anwendungsschicht                              Interaktionsschicht
                                                                                                                                                                                                     thcare» zum Schluss, dass Standards fürs
                                                                                                                                                                                                     Gesundheitswesen in dieser von einem
                             Hauptprozess                Teilfunktion            Besonderheiten            Anwendung             ICT-Datenfluss         Organisation          Besonderheiten
                                                                                                                                                                                                     enormen Strukturwandel geprägten Bran-
                                                                                                    Best practice & standards
                                                                                                                                                                                                     che entscheidende Vorteile liefern. Stan-
                                                                                                                                                                                                     dards unterstützen viele digitale Prozesse
                                                                                                                                                                                                     im Supply Chain Management, erhöhen
                Compliance

                                                                                                                                                                                                     die Patientensicherheit und die Patienten-
                                  Hauptprozesskette

                                                                                                               Anwendungsfälle

                                                                                                                                                                                   Handlungsfelder
                                                              Teilprozesskette

                                                                                                                                                             Akteursklassen
                                                                                                                                                                                                     Compliance.
                                                                                      Verzweigung

                                                                                                                                      ICT-Klassen
                                                                                                                                                                                                        Die Erkenntnis ist klar: Es braucht eine
                                                                                                                                                                                                     internationale Strategie auf allen Stufen
                                                                                                                                                                                                     der Wertschöpfung. Dadurch kann es den
                                                                                                                                                                                                     Regulatoren gelingen, eine gemeinsame
               Output
                                                                                                                                                                                                     Vision und ein gemeinsames Verständnis
                                                                                                                                                                                                     zu entwickeln. «Die grösste Schwäche des
        IXPRA-Methode
        Abbildung             im Überblick
                    2: Die Methode IXPRA basiert auf einem überschaubaren Schichtenmodell. Um Bruchstellen im Informationsfluss aufzudecken,                                                         Gesundheitssystems, liegt darin, dass
        wurde eine Prozessdarstellung gewählt, die drei zusammenhängende Schichten zeilenweise für jeden einzelnen Prozessschritt wiedergibt.
        In den drei Spalten der Funktionsschicht wird der eigentlich zu untersuchende Prozess dargestellt. Wichtige Begleitprozesse, die auf den                                                     man sich zu sehr auf die Preise anstatt auf
        •	Lebensqualität sichern                                                                              Um die optimale Patientenversorgung
        Hauptprozess einwirken, können in der zweiten Spalte parallel zum Hauptprozess aufgeführt werden. Weitere Besonderheiten, wie Verzwei-
                                                                                                                                                                                                     die Prozesse fokussiert», so Nicolas Florin,
        gungen oder Spezialitäten im Prozessschritt, können in der dritten Spalte vermerkt werden. Die Anwendungsfälle (Use-Cases) zeigen
        •	Chancengleichheit und Selbstverantwor-                                                          zu gewährleisten, stellt die Krankenhaus-
        Handlungen, die während dieses Prozessschrittes verrichtet werden und den Prozess beeinflussen. Die Interaktionsschicht ist die eigentliche                                                  CEO bei GS1 Schweiz und Initiator der Stu-
        Innovation der IXPRA-Methode. Hier werden zu jedem Prozessschritt die verwendeten Dokumentationssysteme (ICT) und involvierten
           tung stärken                                                                                    logistik sämtliche benötigten Ressourcen
        Personengruppen (Spalten «ICT-Klassen» bzw. «Akteursklassen») aufgeteilt und selbst noch einmal wie z. B. im Spitalkontext nach klinischer                                                   die «Spital der Zukunft».
        und administrativer Sichtweise aufgeteilt dargestellt.
        •	Versorgungsqualität sichern und erhö-                                                           sicher. Egal ob Personal, Operationssäle,
           hen                                                                                             Betten, Medikamente, Lieferanten oder
                                                                                                                                                                                                     «Die grösste Schwäche des Gesundheits­
        •	Transparenz schaffen, besser steuern                                                            Dienstleister: Die Aufgaben sind vielfältig11
                                                                                                                                                                                                        systems, liegt darin, dass man sich
           und koordinieren                                                                                und unerlässlich. Trotz der Wichtigkeit ein
                                                                                                                                                                                                       zu sehr auf die Preise anstatt auf die
                                                                                                           Thema mit viel Potenzial, geringer Dynamik
                                                                                                                                                                                                               ­Prozesse fokussiert»
        Insgesamt sind 36 Massnahmen vorgese-                                                              und hohen Einsparungsmöglichkeiten. Die
                                                                                                                                                                                                         Nicolas Florin, CEO, GS1 Schweiz
        hen, welche die bereits laufenden gesund-                                                          Studie «Spital der Zukunft» hat die Logis-
        heitspolitische Reformen ergänzen und                                                              tikprozesse in Spitälern unter die Lupe
        vertiefen. In diesen Prozess werden alle                                                           genommen. Was, wann und wo abgege-                                                        IXPRA zeigt Informationsbrüche
        wichtigen Akteure wie die Kantone, Leis-                                                           ben, verbraucht oder angeschafft wird,                                                    «Mit dem Projekt wollen wir einen konkre-
        tungserbringer, NGOs, Wissenschaft und                                                             bleibt oft verborgen.                                                                     ten Beitrag zur Verbesserung der Leis-
        Wirtschaft miteinbezogen. Nur wenn «Ge-                                                                Für die Autoren der Studie, Prof. Jürgen                                              tungs- und Wertschöpfungskette im Ge-
        sundheit2020» von allen Partnern mitge-                                                            Holm und Prof. Michael Lehmann von der                                                    sundheitswesen leisten», erklärt Valentin
        staltet und getragen wird, können die ge-                                                          Berner Fachhochschule, ist der Informati-                                                 Wepfer, Mitinitiator der Studie. «Die ganz-
        steckten Ziele erreicht werden.                                                                    onsfluss denn auch das entscheidende                                                      heitliche Betrachtung ist der Schlüssel».
                                                                                                           Element für eine sichere Versorgungskette                                                 Um die Ursachen der heutigen Situation
           «Viele manuelle Eingriffe und Medien­                                                           im Spital der Zukunft. Gemäss Holm ist                                                    zu verstehen, wurde im Rahmen der Studie
         brüche im Versorgungsablauf verschlech­                                                           dieser heute keineswegs sichergestellt:                                                   in einem ersten Schritt der Medikations-
             tern die Effizienz und Effektivität.»                                                         «Viele manuelle Eingriffe und Medienbrü-                                                  prozess aus Patientensicht inklusive der
         Prof. Jürgen Holm, Professor für Medizin­                                                         che im Versorgungsablauf verschlechtern                                                   technischen und personellen Schnittstel-
             informatik, Berner Fachhochschule                                                             die Effizienz und Effektivität.» Um eine rei-                                             len dokumentiert. Das Projektteam hat
                                                                                                           bungslos funktionierende Supply Chain zu                                                  eigens dafür das Prozess-Analyse-Werk-
                                                                                                           erreichen, brauche es die Integration von                                                 zeuge IXPRA entwickelt.
        Spital der Zukunft                                                                                 ICT-Systemen im Spital. Die Leistungser-
        Ein Drittel der Gesundheitsausgaben fal-                                                           bringer müssten mit der Logistik, Spitalad-                                                Spital der Zukunft
        len in Spitälern an. Zu den Hauptaufgaben                                                          ministration und -informatik ein gemeinsa-
        eines Spitals zählt die ärztliche und pfle-                                                        mes Verständnis der Prozesse entwickeln,                                                   economiesuisse und GS1 Schweiz ha-
                                                                                                                                                                                                      ben mit der Studie «Spital der Zukunft»
        gerische Hilfeleistung bei Krankheiten,                                                            Standards einführen und umsetzen, er-
                                                                                                                                                                                                      die Wertschöpfungskette, mit dem Ziel
        Leiden oder körperlichen Schäden. Zahl-                                                            klärt Holm.
                                                                                                                                                                                                      die Prozessqualität und die Patienten-
        reiche Abläufe, Strukturen sowie die ver-                                                              Neben effizienten Abläufen und optima-
                                                                                                                                                                                                      sicherheit zu erhöhen, untersucht. Pro-
        schiedensten Bereiche und Funktionsab-                                                             ler Logistik tragen die medizinischen Leis-
        teilungen wie Orthopädie, Unfallchirurgie,                                                         tungen des gesamten Personals entschei-                                                    jektpartner ist das Institute for Medical
        Dermatologie, Verwaltung, Apotheke, La-                                                            dend zur Qualität im Krankenhaus bei. Im                                                   Informatics I4MI der Berner Fachhoch-
                                                                                                                                                                                                      schule Technik und Informatik.
        bor, Wäscherei und Küche etc. stehen                                                               Oktober 2012 gelangte das internationale
        rund um die Uhr im Dienst des Patienten.                                                           Beratungsunternehmen McKinsey & Com-

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ERNE CONSULTING AG 17

           IXPRA steht für «Interface Crossculture       lysiert. Sind Bruchstellen vorhanden, wer-    code auf der Medikamentenpackung beim
        Process Analysis Tool». Die zu untersu-          den diese mit den beteiligten Berufsgrup-     Verlassen des Lagers gescannt wird. So
        chenden Prozesse werden in einer Matrix          pen und mit Personen aus der Informatik       kann der physische Weg der Packung
        dargestellt, die es erlaubt, jeden Teilschritt   besprochen. «Dank diesem Vorgehen wird        nachverfolgt werden. Daraus – so das Mo-
        und die damit verbundene und erbrachte           rasch sichtbar, an welchen Stellen der In-    dell der Zukunft – entsteht ein durchgän-
        Anwendung sowie der involvierten Parteien        formationsfluss unterbrochen wird», so        giger Informationsfluss, was letztlich auch
        abzubilden. Egal ob es sich dabei um das         Holm.                                         die Patientensicherheit erhöht.
        Bereitstellen der Medikamente, die Medi-
        kamentenkontrolle, die Medikamentenab-              «Eine hohe Patientensicherheit und         Erfolgreicher Praxistest
        gabe und schlussendlich um die Medika-               ­Prozesseffizienz sind strategische       Erste Testläufe im Spitalzentrum Biel wa-
        mentendokumentation handelt – jeder                 Erfolgs­faktoren für die Spitäler. Die     ren erfolgreich. Laut Spitaldirektor Bruno
        einzelne Arbeitsschritt wird in IXPRA er-        ­Studie hat uns geholfen, Verbesserungs­      Letsch konnte durch die Anwendung von
        fasst. Das Prozessanalyse-Werkzeug er-              potenziale zu erkennen und praxis­         IXPRA ein gemeinsames Verständnis für
        möglicht, einzelne Spital-Prozesse im Kon-         taugliche Massnahmen umzusetzen.»           die Prozesse geschaffen werden. Es wur-
        text ihrer technischen, personellen und             Bruno Letsch, Spitaldirektor, Spital­      den problematische Schnittstellen identi-
        kulturellen Schnittstellen zu identifizieren.                zentrum Biel-Bienne               fiziert und behoben, indem auf der neu
           Die eigentliche Innovation an IXPRA ist                                                     geschaffenen Lean-Bettenstation eine
        die Interaktionsschicht. Hier werden zu                                                        abgetrennte Medikamentenrichtzone ein-
        jedem Prozessschritt die verwendeten Do-            Im Ergebnis lassen sich die Interaktio-    gerichtet und die Aufgaben zwischen Pfle-
        kumentationssysteme und innvolvierten            nen aufzeigen und nicht vorhandene            ge und Spitalapotheke neu abgegrenzt
        Personengruppen beschrieben und nach             Schnittstellen technischer oder kultureller   wurde. Letsch zieht ein positives Fazit:
        klinischer und administrativer Sichtweise        Natur werden aufgedeckt. Die Synthese         «Eine hohe Patientensicherheit und Pro-
        dargestellt. So werden jeder Arbeitsschritt      und Interpretation der Ergebnisse zeigen      zesseffizienz sind strategische Erfolgsfak-
        und alle beteiligten Softwaresysteme und         auf, dass sich bestimmte Schwerpunkte         toren für die Spitäler. Die Studie hat uns
        die einzelnen Berufsgruppen detailliert          bilden lassen, die die häufigen Unterbrü-     geholfen, Verbesserungspotenziale zu er-
        erfasst. Der so gewonnene Überblick über         che oder das nicht Funktionieren der Sup-     kennen und praxistaugliche Massnahmen
        alle Teilarbeitsschritte mit der beteiligten     ply Chain im Spital bedingen. Bruchstellen    umzusetzen.»
        Informatik und den Mitarbeitern wird auf         werden zu Schnittstellen, indem beispiels-
        technische und kulturelle Brüche hin ana-        weise durch den Geräteeinsatz der Bar-                   Joachim Heldt, GS1 Switzerland

          E R N E C O N S U LT I N G A G

        Mobile Kurve
        Die technische Zukunft geht in Richtung Mobilität. Ob im Privatleben oder im Beruf.            2014 befassten sich zwei Bachelorabsol-
        POLYPOINT, die etablierte Software von Erne Consulting AG, bekam in den letzten                venten der Medizininformatik der Berner
        Jahren eine neue technische Plattform. So dass das Unternehmen heute moderne                   Fachhochschule anlässlich Ihrer Diplomar-
        mobile Applikationen realisieren können. Nach Lancierung der ersten mobilen App,               beit intensiv mit der mobilen Patientendo-
        welche für die Mitarbeiter gedacht ist, liegt nun der Fokus bei der zweiten mobilen            kumentation.
        Lösung auf dem Patienten resp. dem Klienten. In Zusammenarbeit mit zwei Bachelo-                   Erne Consulting AG nahm dies zur Mög-
        rabsolventen der Medizininformatik der Berner Fachhochschule wurden die zusätzli-              lichkeit, den Start in die mobile Zukunft in
        chen Bedürfnisse und Abläufe bei Ärzten und Pflegefachkräften aufgenommen. Dar-                Angriff zu nehmen.
        aus entstand eine überzeugende ergonomische Applikation, welche speziell für den                   Mittlerweile gehören beide zum Ent-
        Einsatz auf der Abteilung zugeschnitten ist. Die Lösung ist Geräte-Unabhängig.                 wicklungsteam der mobilen Kurve und
                                                                                                       tragen ihren Teil zum Erfolg dieses Pro-
        In den letzten Jahren hat die Erne Consul-       Architektur zu gelangen und hat bereits       duktes bei. Die Zusammenarbeit mit be-
        ting AG die technischen Möglichkeiten ge-        eine erste mobile Lösung in die Marktreife    stehenden Mitarbeitern, welche bereits
        schaffen um in der Software-Architektur          geführt.                                      über Praxis- und Erfahrungswerte in der
        von der Client-Server-Architektur zu einer          Die Bedürfnisse nach einer mobilen         täglichen Arbeit der Patientendokumen-
        modernen, Device unabhängigen 3-Schicht-         Kurve werden immer stärker. Im Jahre          tation und der Medikation verfügen, ver-

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