Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen

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Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
Regierungspräsidium Gießen

Eine starke Behörde für eine starke Region
Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
LIEGENSCHAFTEN IN GIESSEN, WETZLAR, HADAMAR
Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
Inhalt
Grußwort
                                                                                       Das neue Betreuungsgeld                                                  46
Impulse für die Region                                                                 7. Hessischer Familientag in Weilburg                                    47
 EU-Informationszentrum akkreditierter Partner der EU                            11
 Der kommunale Schutzschirm zeigt Wirkung                                        12   Sicherheit & Ordnung
 Einheitlicher Ansprechpartner Hessen: 1000. Antragsteller ist ein Mittelhesse   14    Nationales Waffenregister: Beratung und Aufsicht unter dem Dach des RP   51
 Neukonzeption des Buderus Stahlwerkes in Wetzlar                                15    Neues Luftrettungszentrum in Gießen                                      52
                                                                                       Juni-Hochwasser fordert Großeinsatz                                      53
                                                                                       Marburger Rohstoffverwertung Völker: Ein Großbrand und seine Folgen      54
Erneuerbare Energien                                                                   Endgültiges Aus für Firma Woolrec in Braunfels-Tiefenbach                56
 Mehr als 3000 Anträge zum Teilregionalplan Energie                              19
 Neuer Energierechner im Energieportal Mittelhessen                              20
 Kooperationsvereinbarung zur Energiebilanzierung in Mittelhessen                21   Natur & Umwelt
                                                                                       Importkontrollen: Schädlinge müssen draußen bleiben                      61
 Genehmigungsverfahren lösen Proteste aus                                        22
                                                                                       Eine Treppe für den Lachs                                                62
 Gemeinsam die Weichen der Energiewende auf Erfolg stellen                       24
                                                                                       Tierseuche im Visier                                                     63
                                                                                       Grünes Licht für Erweiterung des Lahnfensters                            64
Planung & Verkehr                                                                      Geografische Herkunftszeichen: Damit das drin ist, was drauf steht       66
 Bus contra Bahn: Fernbusse halten jetzt auch in Mittelhessen                    29
 RP gibt grünes Licht für Südumgehung Reiskirchen und Lindenstruth               30
 Lärmaktionsplan - Straßenverkehr                                                31   Wir über uns
                                                                                       Steckdose statt Zapfsäule: RP Gießen fährt elektrisch                    71
                                                                                       Social-Media-Einstieg der Behörde                                        72
Arbeits- & Verbraucherschutz                                                           Frischer Wind im Regierungspräsidium                                     73
 Das Dosenpfand wird zehn Jahre alt                                              35    Wir gestalten Zukunft                                                    74
 RP Dr. Lars Witteck begleitet Baustellenkontrolle                               36    Highlights der Presseberichterstattung                                   77
 RP veranlasst Rückruf von 548 Elektrofahrrädern                                 37
 Die Sorgen mit dem Borgen: Expertentreffen zum Thema Zeitarbeit im RP           38
                                                                                      101 Kommunen
Soziales
 Neuer Ausweis für Schwerbehinderte                                              43   Organigramm
 Hohe Flüchtlingszahlen erfordern Ausweichquartier für Erstaufnahme              44
                                                                                      Impressum
Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
Liebe Mittelhessen-Interessierte,                        wollten im Verlauf des Jahres gesichtet, bewer-
liebe Leserinnen und Leser,                              tet und eingearbeitet werden. Der Plan nimmt nun
                                                         konkrete Formen an – er wird zur wegbereitenden
der vor Ihnen liegende Geschäftsbericht dokumen-         Chance für die Region Mittelhessen und trägt die
tiert in Wort und Bild die Arbeit des Regierungsprä-     Handschrift einer kompetenten, engagierten Mitar-
sidiums Gießen im Jahr 2013. Deutlich ist den fol-       beiterschaft.
genden Seiten zu entnehmen, dass erneut sehr ar-
beitsintensive Monate hinter uns liegen, in denen        Sie sehen, unsere tägliche Arbeit war auch in den
wir als Behörde einmal mehr unsere Leistungsfä-          vergangenen zwölf Monaten geprägt von hohen
higkeit unter Beweis gestellt und Richtungsweisen-       Erwartungen sowie ständig steigenden Anforde-
des bewegt haben.                                        rungen an uns als Behörde und modernen Dienst-
                                                         leister. Diese nicht aufzuhaltende Entwicklung gab
Die Zahl der nach Hessen strömenden Flüchtlinge          Motiv und Anlass, sich auch intern dem Fortschritt
hat sich weiter enorm erhöht und ist im Jahresmittel     zu stellen, alte Zöpfe anzuschneiden und sich für
heute etwa drei Mal so hoch wie noch vor drei Jah-       kommende Aufgaben zu rüsten. Mit dem Projekt
ren. Für die Verantwortlichen im RP Gießen galt es       Zukunftsentwicklung hat das RP Gießen die Wei-
daher nicht nur, enorme Kraftanstrengungen für die       chen der Zukunft auf Erfolg gestellt und unter gro-
erste verwaltungsmäßige Abwicklung des Asylver-          ßen Anstrengungen eine Umstrukturierung hin zu
fahrens aufzubringen, sondern in erster Linie auch       einer modernen Verwaltungsorganisation mit flexi-
dafür, die Schutz suchenden Menschen in den Mit-         blen Strukturen angestoßen. Dies hat allen Mitar-
telpunkt zu stellen. Ich freue mich und bin stolz dar-   beiterinnen und Mitarbeitern viel abverlangt und ich
auf, dass es meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-       hoffe und wünsche mir, dass Sie als Bürger ebenso
tern gelungen ist, zu jeder Zeit des Jahres moderne      davon profitieren werden, wie das Regierungsprä-
Unterkünfte, adäquate Verpflegung, ärztliche und         sidium selbst, dessen Mitarbeiterschaft mit Hilfe der
sonstige persönliche Betreuung sowie viele weitere       hinzugewonnenen Erkenntnisse und weiterer an-
Hilfen zur Verfügung zu stellen.                         stehender Fortentwicklungen bereits wieder unter
                                                         vollem Einsatz in das nächste Kalenderjahr zum
Einen weiteren Tätigkeitsschwerpunkt stellte die         Wohle Mittelhessens gestartet ist.
Neuordnung der Energielandschaft Mittelhessens
dar, mit der sich zahlreiche Experten dieser Be-         Ihr
hörde befasst haben. Mehr als dreitausend Stel-
lungnahmen und Anträge gingen zum ersten Ent-            Dr. Lars Witteck
wurf des neuen Teilregionalplans Energie ein und         Regierungspräsident

GRUSSWORT                                                                                                        7
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Europa ganz nah                                      Mit der Entscheidung hat die Kommission die gute
                                                          Beratungsleistung durch das RP Gießen honoriert.
     EU-INFOZENTRUM                                       Zusätzliche Fördermittel von bis zu 25.000 Euro
     AKKREDITIERTER                                       jährlich, die der neue Status mit sich bringt, können
                                                          für den Ausbau des bestehenden Serviceangebo-
     PARTNER DER EU                                       tes genutzt werden.

     Der Probelauf hat sich bewährt. Knapp drei Jahre     Einer der Höhepunkte im vergangenen Jahr war
     nach der feierlichen Eröffnung des Europäischen      das vom EDIC Gießen zusammen mit dem Netz-
     Informationszentrums beim Regierungspräsidium        werk Europainfo Hessen organisierte Referat von
     Gießen erhob die EU-Kommission das Beratungs-        Dr. Klaus Hänsch, dem ehemaligen Präsidenten
     zentrum zum akkreditierten Partner. Damit haben      des Europäischen Parlaments, zum Thema „Wie
     unsere Europa-Experten ab sofort uneingeschränk-     viel Europa kann/will sich Deutschland leisten?“.
     ten Zugang zu allen Informationen aus Brüssel und    Bei der sich anschließenden Podiumsdiskussion,
     sind in der Lage, den mittelhessischen Bürgerinnen   die von Roman Janik (Hessischer Rundfunk) mo-
     und Bürgern ein noch umfassenderes Beratungs-        deriert wurde, brachten sich zusätzlich Klaus-Jörg
     angebot zu unterbreiten. Europe Direct (EDIC) Gie-   Mulfinger (Generalbevollmächtigter und designier-
     ßen ist damit Teil des europaweiten Informations-    tes Vorstandsmitglied der Landesbank Hessen-
     netzwerkes der EU und eines von 55 neuen Zen-        Thüringen), Dr. Wolfgang Maaß (Präsident der In-
     tren in Deutschland, die aus 72 Bewerbern ausge-     dustrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg),
     wählt wurden.                                        Bauunternehmer Karl-Heinz Weber (Weber GmbH

10                                                                                                                11
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& Co. KG) sowie Dr. Norbert Stenzel (Geschäftsfüh-    Handlungsfähigkeit langfristig wieder herzustellen,      telhessischen Kommunen damit sukzessive auf             das vereinbarte Zwischenziel zur Haushaltskonso-
     rer Wetterauer Lieferbeton) ein. Dabei wurden ver-    mit diesem Ziel ist der Hessische Landtag angetre-       das Land übertragen. Die Ablösung der Kredite           lidierung zu verfehlen, hat die kommunale Finanz-
     schiedene Facetten der Staatengemeinschaft nä-        ten, als er über das Hessische kommunale Schutz-         durch die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hes-       aufsicht beim RP Gießen einzelfallbezogen Kom-
     her beleuchtet und einzelne Standpunkte diskutiert.   schirmgesetz entschieden hat. Die seinerzeit in          sen (WI-Bank) erfolgt in mehreren Tranchen und          pensationsmaßnahmen gefordert. Ebenso wie be-
                                                           ganz Hessen als schutzschirmbedürftig identifizier-      hat zum Jahresanfang 2013 begonnen.                     reits in den Haushaltsgenehmigungsverfahren hat
     Durch weitere Veröffentlichungen, Pressear-           ten 106 Städte, Gemeinden und Kreise hatten die                                                                  dazu das Regierungspräsidium Gießen in zahlrei-
     beit und die Präsenz in sozialen Netzwerken           Möglichkeit, auf freiwilliger Basis einen Großteil ih-   Das Land Hessen hat damit seine Verpflichtungen         chen Gesprächen mit den Vertretern der Schutz-
     (www.facebook.com/eu.giessen) informiert das          rer Verbindlichkeiten auf das Land zu übertragen.        aus der Schutzschirmvereinbarung erfüllt. Jetzt liegt   schirmkommunen konstruktive Unterstützung ge-
     EDIC über die wichtigsten Europa-Themen und                                                                    es an den Kommunen, durch gezielte Einsparun-           leistet.
     dient als Anlaufstelle für Bürger und Verbände der    Zu diesem Zweck stellte das Land Hessen 2,8              gen auch ihren Beitrag zu leisten. Um zu gewähr-
     Region. Wünsche und Anregungen werden an              Milliarden Euro Entschuldungshilfen und weitere          leisten, dass die Kommunen ihre Vertragspflichten       Erfreulich ist darüber hinaus, dass die Diskussio-
     die Organe der Europäischen Union weitergelei-        400 Millionen Euro Zinsdiensthilfen zur Verfügung        erfüllen und etwaige Umsetzungsdefizite gegebe-         nen und die Überprüfung aller kommunalen Leis-
     tet. Aber auch umgekehrt sollen über das EDIC vor     gestellt. Nach dem Grundsatz „Hilfe zur Selbst-          nenfalls durch zusätzliche Maßnahmen kompensie-         tungen in den Schutzschirmkommunen auch auf
     allem die mittelhessischen Interessen zu europäi-     hilfe“ verpflichten sich dabei die begünstigten Kom-     ren, sieht die ergangene Verordnung zum Schutz-         die nicht als schutzschirmbedürftig identifizier-
     schen Institutionen transportiert werden. Denn be-    munen in einem „Schutzschirmvertrag“, bis spä-           schirmgesetz eine halbjährliche Berichtspflicht ge-     ten Gemeinden ausstrahlen. Dort ist es in vielen
     reits heute beruhen 80 Prozent aller Rechtsnormen     testens 2020 den jeweiligen Haushaltsausgleich           genüber dem Finanzministerium und dem Regie-            Fällen zu Aufwandsreduzierungen und notwen-
     in Deutschland auf Brüsseler Entscheidungen.          zu erreichen. Für Maßnahmen nach dem zugrun-             rungspräsidium vor.                                     digen Entgeltanpassungen bzw. Hebesatzanhe-
                                                           deliegenden Schutzschirmgesetz sowie im haus-                                                                    bungen gekommen, um die betroffenen Kom-
                                                           haltsrechtlichen Genehmigungsverfahren sieht             Die ersten Berichte ließen bereits Ende August          munen dauerhaft finanziell zu stabilisieren.
                                                           das Gesetz die Zuständigkeit des Regierungs-             2013 erkennen, dass insgesamt mit Verbesserun-          Der kommunale Schutzschirm hat damit offen-
     DER KOMMUNALE                                         präsidiums vor. Erstmals für das Jahr 2013 hat das       gen des ordentlichen Ergebnisses zu rechnen ist.        sichtlich die erhoffte Wirkung auf die kommunalen
     SCHUTZSCHIRM                                          RP Gießen daher für weitere 14 Kommunen Haus-            Soweit unvorhergesehene Ereignisse dazu führen,         Finanzen erzielt.
                                                           haltsgenehmigungsverfahren durchgeführt, die bis-
     ZEIGT WIRKUNG                                         lang von den Landräten als untere Kommunalauf-
                                                           sichtsbehörden geprüft worden sind.
     Die Verschuldung zu bekämpfen sowie die Finanz-
     kraft der Kommunen zu stärken und damit ihre          Erste Erfolge, so das Resümee der Kommunal-
                                                           und Finanzaufsicht, zeichnen sich am Horizont ab.
                                                           Immerhin wurde den im RP-Bezirk als schutz-
                                                           schirmbedürftig identifizierten fünf Landkreisen
                                                           sowie 15 Städten und Gemeinden nach teilweise
                                                           intensiven Gesprächen beim Hessischen Finanz-
                                                           ministerium ein Vertragsangebot des Landes un-
                                                           terbreitet, das letztlich auch alle betroffenen
                                                           Körperschaften angenommen haben. Rund 450
                                                           Millionen Euro an Verbindlichkeiten können die mit-

12                                                                      IMPULSE FÜR DIE REGION                      IMPULSE FÜR DIE REGION                                                                                       13
Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
Einheitlicher                                           und der Geschäftsführer der Regionalmanagment           Für bessere Luft in Wetzlar
                              Ansprechpartner Hessen                                  Mittelhessen GmbH, Jens Ihle, dem Geschäfts-
                                                                                      gründer gratuliert und mit ihm im Rahmen eines          NEUKONZEPTION
                              DER 1000. ANTRAG-                                       kleinen Empfangs über seine Erfahrungen mit der         DES BUDERUS
                              STELLER IST EIN                                         Onlineabwicklung gesprochen.
                                                                                                                                              STAHLWERKES                                            nur der Ausgangspunkt für weitere, fortschrittliche       RP Dr. Lars Witteck über-
                              MITTELHESSE                                             Das Verfahren sei schnell und unkompliziert ge-         GENEHMIGT                                              Investitionsprojekte.
                                                                                                                                                                                                                                                            reichte den Genehmigungs-
                                                                                                                                                                                                                                                             bescheid an die Mitglieder
                                                                                      laufen, berichtete Mertes, der bereits nach drei Ta-                                                                                                                      der Buderus Geschäfts-
                              Die Internetplattform „Einheitlicher Ansprechpart-      gen die Genehmigung in den Händen hielt. Auch           Mit der Neukonzeption des Stahlwerkes hat die          Bereits 2007 war die Firma mit ersten Überlegun-                            führung.
                                                                                                                                                                                                                                                                      V. l. Norbert Euen,
                              ner Hessen“ (EAH) konnte sich in der ersten Jah-        die Oberfläche der Internetseite sei sehr bediener-     Firma Buderus Edelstahl ein eindeutiges Bekennt-       gen zu dem geplanten Vorhaben an das RP her-              Roland Newe, Wolfgang
                              reshälfte über ein Jubiläum freuen, denn 1000 An-       freundlich gestaltet, so dass er sich leicht zurecht-   nis für ihren Wetzlarer Standort und damit für die     angetreten. Die Erweiterung der Schmelzkapazität,             Wichert, Regierungs-
                              tragsteller hatten bis dahin die Möglichkeit genutzt,   finden konnte.                                          Region Mittelhessen abgegeben. Mit der Entschei-       die seinerzeit ebenfalls beabsichtigt war, wurde je-     präsident Dr. Lars Witteck,
                                                                                                                                                                                                                                                              Gabriele Schramm (Sach-
                              ihr Gewerbe online zu beantragen. Bis zum Jahres-                                                               dung, in den Firmenstandort in der Wetzlarer Bu-       doch nicht weiter verfolgt. Die Planungen wurden              bearbeiterin RP) und
                              ende sind die Antragszahlen auf 1079 Nutzer ge-         Die Plattform wird kontinuierlich weiterentwickelt      derusstraße zu investieren, sichert die Unterneh-      nie gänzlich aufgegeben, allerdings in der Folge                  Johann Weigand
                              stiegen. Der 1000. Antragsteller ist ein Mittelhesse.   und erweitert und bietet enormes Potenzial für wei-     mensgruppe die Arbeitsplätze von rund 1600 Be-         mehrfach modifiziert, so dass Ende Juli 2012 ein
                              Olaf Mertes aus Wetzlar hat das bislang bundes-         tere Anwendungen. Nach einer zweijährigen An-           schäftigten. Nach der Erweiterung des Schmiede-        erneuter Antrag mit einer Vielzahl von Einzelmaß-
                              weit einmalige Angebot genutzt und alle erforder-       laufzeit waren im vergangenen Jahr die Antrags-         werkes im Jahr 2010 ist das mit 58 Millionen Euro      nahmen gestellt werden konnte. Die Erweiterung
                              lichen Schritte für die gewerbliche Anmeldung sei-      zahlen sprunghaft gestiegen, was nicht zuletzt be-      veranschlagte Projekt die Weiterführung umfang-        der Stahlwerkshallen um rund 80 Meter, der Bau ei-
                              nes Internethandels mit gebrauchten Büchern, CDs        legt, dass das Land mit diesem Serviceangebot den       reicher, zukunftsorientierter Investitionen des mit-   ner halbautomatischen Gießanlage für Walzblöcke
                              und DVDs ganz bequem von zu Hause aus erledigt.         Bedürfnissen der Bürger entgegenkommt. Um die-          telhessischen Traditionsunternehmens. Mit neuen        sowie die Errichtung einer zusätzlichen Gießgrube
                                                                                      ses Angebot weiter auszubauen und die Service-          Filteranlagen wird zudem ein wichtiger Beitrag zur     sind nur einige der anstehenden Vorhaben. Mit
Kleiner Empfang im RP:
                              In der Zeit, die er ansonsten für Behördengänge in-     qualität für die Bürger zu erhöhen, steht neben der     Verbesserung der Luftqualität in Wetzlar geleistet.    dem Bau von zusätzlichen Absaugeeinrichtungen
Regierungspräsident Dr.
Lars Witteck, IT-Teamleiter   vestiert hätte, konnte er sich um den Aufbau sei-       Integration der Online-Funktionalität des neuen                                                                innerhalb der Stahlwerkshalle und einer wesent-
Jörg Kremer, Olaf Mertes,     ner Firma kümmern. Der frisch gebackene Unter-          Personalausweises auch die Nutzung der Plattform        Voraussetzung für den Baubeginn war die immis-         lich verbesserten Abgasreinigung durch die neue
Sachbearbeiterin EAH
Mareike Gumbert und
                              nehmer durfte sich zu diesem Anlass über eine Ein-      mit mobilen Endgeräten im Fokus der Entwickler.         sionsschutzrechtliche Genehmigung durch das Re-        zentrale Filteranlage werden sich die Stahlwerks-
Geschäftsführer Regional-     ladung ins Gießener Regierungspräsidium freuen.                                                                 gierungspräsidium Gießen. Den dazugehörigen Be-        emissionen deutlich verringern.
management Mittelhessen       Dort haben Regierungspräsident Dr. Lars Witteck         Als 1000. Nutzer der Internetplattform durfte sich      scheid hat Regierungspräsident Dr. Lars Witteck im
GmbH Jens Ihle
                                                                                      Mertes über eine Einladung zum zweiten Mittelhes-       Frühjahr an die Geschäftsführer Johann Weigand         Bereits im November 2012 hat das Regierungsprä-
                                                                                      senabend des Regionalmanagementvereins Mittel-          und Roland Newe im Firmensitz in Wetzlar über-         sidium Gießen die Genehmigung für den vorzeiti-
                                                                                      hessen freuen, die er aus den Händen von Jens           geben.                                                 gen Baubeginn der Hallenfundamente erteilt und
                                                                                      Ihle, entgegennahm. Am 22. April hatte der Jung-                                                               damit der Firma einen erheblichen Zeitvorteil einge-
                                                                                      unternehmer die Möglichkeit, im Landtag an einer        Wie die Geschäftsführung der Buderus Edelstahl         räumt. Anfang März wurde mit dem Bau der neuen
                                                                                      hochkarätig besetzten Veranstaltung teilzunehmen,       GmbH betonte, geht es nicht um mengenmäßiges           Filteranlage begonnen. Mit der Fertigstellung aller
                                                                                      bei der die wirtschaftlichen Perspektiven der Re-       Wachstum, sondern – basierend auf einer neuen          geplanten Maßnahmen ist bis Ende 2015 zu rech-
                                                                                      gion Mittelhessen fraktionsübergreifend diskutiert      Produkt-Markt-Strategie – um qualitatives Wachs-       nen, wobei die neue zentrale Filteranlage bereits im
                                                                                      wurden.                                                 tum. Insofern ist diese Großinvestition im Stahlwerk   September 2014 in Betrieb genommen werden soll.

         14                                                                                        IMPULSE FÜR DIE REGION                     IMPULSE FÜR DIE REGION                                                                                                       15
Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
Eine starke Behörde für eine starke Region - Regierungspräsidium Gießen
Zweite Offenlage erforderlich                        berücksichtigt werden
                                                          sollten. Im Bezug auf
     MEHR ALS 3000                                        die Festlegungen zu
     ANTRÄGE ZUM                                          Photovoltaik-Freiflä-
                                                          chenanlagen und
     TEILREGIONALPLAN                                     energetischer
     ENERGIE                                              Biomasse-
                                                          nutzung
     Das gesamte Jahr über waren viele RP-Abteilun-       wurde
     gen – allen voran die Obere Landesplanungsbe-        insbesondere daran Kritik geübt, dass die Belange
     hörde – mit der Aufstellung des Teilregionalplans    der Landwirtschaft nicht ausreichend gewürdigt wor-
     Energie für Mittelhessen befasst. Der Plan enthält   den seien. Aus allen vorgebrachten Argumenten er-
     Festlegungen zur überörtlichen räumlichen Steue-     gab sich die Notwendigkeit, die Festlegungen des
     rung der Nutzung Erneuerbarer Energien und bie-      Teilregionalplans nochmals zu überprüfen und zu ak-
     tet so die regionalplanerische Grundlage für das     tualisieren. Auch die Vorgaben des Landesentwick-
     langfristige Ziel, im Jahr 2050 den Energiebedarf    lungsplans, der vor der Sommerpause im Landtag
     bei Strom und Wärme vollständig durch Erneuer-       beschlossen wurde, mussten eingearbeitet werden.
     bare Energien zu decken.                             Die Obere Landesplanungsbehörde des Regie-
                                                          rungspräsidium Gießen versuchte dabei stets, be-
     Im Rahmen der ersten Offenlegung des Entwurfs        rechtigte und nachvollziehbare Anliegen aufzugrei-
     erreichte eine Flut von Stellungnahmen das Gie-      fen und den Teilregionalplan entsprechend anzu-
     ßener Regierungspräsidium. Rund 3000 Einzelan-       passen – nicht ohne dabei immer das oberste Ziel
     träge mit vielfältigen Anregungen und Bedenken       im Augen zu behalten, ein für die gesamte Region
     wurden von Kommunen, Behörden sowie Bürge-           Mittelhessen einheitliches und schlüssiges Kon-
     rinnen und Bürgern eingesandt. Ein großer Teil be-   zept vorzulegen.
     fasste sich mit den Festlegungen zur Windenergie-
     nutzung. Hier wurde unter anderem kritisiert, dass   Bis in den Herbst hinein wurden die wesentlichen
     die dem Entwurf zugrundeliegende Windpotenzial-      Grundsatzfragen erörtert. Anschließend erfolgte
     studie nicht aussagekräftig genug sei, um auf die-   die fachliche Abstimmung, unter anderem mit Ver-
     ser Basis Vorranggebiete zur Nutzung der Wind-       tretern des Naturschutzes. Der geänderte Plan-
     energie abzugrenzen. Vielfach wurde gefordert,       entwurf wird nun in den Gremien der Regionalver-
     zu Ortslagen einen Abstand von deutlich mehr als     sammlung erörtert und für die erneute Offenlage in
     1000 Metern einzuhalten. In vielen Stellungnahmen    der ersten Jahreshälfte 2014 vorbereitet. Ziel ist es,
     fanden sich Hinweise auf windkraftempfindliche       in absehbarer Zeit einen optimierten umsetzungs-
     Vogelarten oder auf wertvolle Waldflächen, die bei   fähigen Plan vorzubereiten, der die notwendige
     der Ausweisung der Windenergievorranggebiete         Rechtssicherhiet entfaltet.

18   ERNEUERBARE ENERGIEN                                                                                          19
Mittelhessen ist voller Energie                      des Teilregionalplans Energie ausgewiesenen und         Alle ziehen an einem Strang
                                                                                         für Erneuerbare Energien nutzbaren Flächen, Be-
                                    NEUER                                                rechnungen zu den Stromerzeugungspotenzialen            KOOPERATION
                                    ENERGIERECHNER                                       der einzelnen Energieformen durchzuführen.              ZUR ENERGIE-
                                    IM ENERGIEPORTAL                                     Darüber hinaus können sich Besucher in zwei
                                                                                                                                                 BILANZIERUNG                                                                                                   Gemeinsame Unterzeich-

                                    MITTELHESSEN                                         komplett neu gestalteten Bereichen über die
                                                                                                                                                                                                                                                               nung der Kooperationsver-
                                                                                                                                                                                                                                                                             einbarung.
                                                                                         tatsächliche Stromerzeugung aus Erneuerbaren            Die regionale Betrachtungsebene ist für die Bewäl-    „Damit können wir künftig eine effiziente und trans-
                                     Bereits im November 2011 ging mit der Einrichtung   Energien und den Stromverbrauch in ihrer mittel-        tigung der Energiewende von zentraler Bedeutung.       parente Energie- und Treibhausgasbilanzierung ge-       (Vordere Reihe v. l.: Land-
                                                                                                                                                                                                                                                              rätin Anita Schneider, Ober-
                                     des Internetportals Mittelhessen der vom Regie-     hessischen Kommune informieren sowie sich ein-          Hier werden Umsetzungsentscheidungen getroffen         währleisten und einordnen, wo die Region in der       bürgermeister Wolfram Det-
                                     rungspräsidium Gießen initiierte Potenzialrechner   zelne Anlagen aus den Bereichen Windenergie,            und hier gilt es, Fehlentwicklungen rechtzeitig ge-    Umsetzung der Energiewende aktuell steht“, so der         te, Oberbürgermeisterin
                                    „Mittelhessen ist voller Energie“ an den Start.      Freiflächenphotovoltaik, Biogas- und Wasserkraft-       genzusteuern. Die bisherige amtliche Statistik er-     Regierungspräsident.                                           Dietlind Grabe-Bolz.
                                                                                                                                                                                                                                                               Hintere Reihe v. l.: Landrat
                                                                                         nutzung direkt auf einer interaktiven Karte ansehen.    fasst nicht den Ausbau der Erneuerbaren Energien                                                              Manfred Michel, damaliger
                                    Dies ist ein kostenloses, informatives Service-                                                              auf kommunaler/regionaler Ebene, sondern erst ab      Ein großer Erfolg, mit dem Mittelhessen landesweit      Landrat Robert Fischbach,
                                    angebot des Regierungspräsidiums, das be-            Das „neue“ Energieportal Mittelhessen wurde             der Landesebene. Eine Schwierigkeit bei der Um-       nun eine Vorreiterrolle einnimmt.                           Landrat Manfred Görig,
                                                                                                                                                                                                                                                                  Regierungspräsident Dr.
                                    reits 2012 über 10.000 interessierten Nutzern ei-     am 29. Januar 2013 anlässlich der Fachtagung           setzung der Energiewende besteht demnach darin,                                                                Lars Witteck, Bürgermeis-
                                    nen umfassenden Überblick rund um den Aus-           „Mittelhessen ist voller Energie“ im Technologie- und   dass es derzeit noch keine einheitlich erhobenen                                                              ter Dr. Franz Kahle, Erster

                                    bau der Erneuerbaren Energien und die tech-           Tagungszentrum Marburg von Regierungspräsident         und regional vergleichbaren Daten gibt, die Aussa-
                                                                                                                                                                                                                                                                Kreisbeigeordneter Heinz
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Schreiber)
                                    nischen Energiepotenziale in der Region vermit-       Dr. Lars Witteck und Prof. Dr. Martina Klärle          gen über den aktuellen Umsetzungsstand der Ener-
                                    telte. Aufgrund der großen Nachfrage wurde dieses     (FH Frankfurt) vorgestellt. „Dank des neuen            giewende ermöglichen.
                                    Serviceangebot im Januar 2013 grundlegend über-       Energierechners können wir jetzt noch transparen-
                                    arbeitet und erweitert.                               ter und für alle nachvollziehbar aufzeigen, wo wir     In Mittelhessen gehört dieses Problem seit dem
                                                                                          beim Ausbau der Erneuerbaren Energien konkret          12. November 2013 der Vergangenheit an. In ei-
                                    So wurde beispielsweise aus dem ursprünglichen        stehen, was wir bereits geschafft haben und was        ner Kooperationsvereinbarung zwischen dem
                                    Potenzialrechner der neue Energierechner. Mit die-    noch vor uns liegt,“ so Witteck bei der Vorstellung    Regierungspräsidium Gießen, den fünf Land-
Auszug aus                          sem ist es erstmals möglich, anhand der im Entwurf    in Marburg.                                            kreisen und den Oberzentren Gießen, Marburg
www.energieportal-mittelhessen.de                                                                                                                und Wetzlar wurde eine gemeinsame und
                                                                                                                                                 arbeitsteilige Energiebilanzierung mittels eines
                                                                                                                                                 für alle Beteiligten nutzbaren Softwareprogramms
                                                                                                                                                 namens ECORegion beschlossen. Hierdurch ist
                                                                                                                                                 gewährleistet, dass es auf Ebene der Landkreise
                                                                                                                                                 sowie der Oberzentren und damit der gesamten
                                                                                                                                                 Region künftig einheitliche Energiebilanzen geben
                                                                                                                                                 wird, die als Steuerungsinstrument für den Ausbau
                                                                                                                                                 der Erneuerbaren Energien genutzt werden kön-
                                                                                                                                                 nen.

         20                                                                                           ERNEUERBARE ENERGIEN                       ERNEUERBARE ENERGIEN                                                                                                        21
Windkraftanlagen mit einer Höhe von 185,9 Me-          Zeit für seine Entscheidung im Eilverfahren einzu-
                                                                                tern und einem Rotordurchmesser von 101 Metern         räumen. Die Gegner des Vorhabens hatten hierfür
                                                                                beim RP Gießen gestellt. Doch bereits vor der ei-      artenschutzrechtliche Gründe geltend gemacht, so
                                                                                gentlichen Antragsstellung formierten sich Gegner      zum Beispiel das Vorkommen von Rotmilan, Hasel-
                                                                                des Vorhabens in einer Bürgerinitiative, unterstützt   huhn und Fledermäusen.
Vielerorts gab es Bürger-                                                       durch einen örtlichen Vogelschutzverein. Regie-                                                              macht. Der Antrag wurde im Juli 2013 durch das        Informationsveranstaltung
proteste gegen Windkraft-
planungen, wie hier im
                            GENEHMIGUNGS-                                       rungspräsident Dr. Lars Witteck stellte sich im Ja-    Nachdem der Genehmigungsantrag in Bezug               Verwaltungsgericht Gießen abgelehnt und der Ge-
                                                                                                                                                                                                                                                   des Gießener Regierungs-
                                                                                                                                                                                                                                                     präsidiums in Ulrichstein
Vogelsbergkreis             VERFAHREN LÖSEN                                     nuar 2012 im Rahmen einer von ihm initiierten In-      auf eine der Windkraftanlagen zurückgenommen          nehmigungsbescheid diesbezüglich für offensicht-
                                                                                formationsveranstaltung den Fragen, Vorwürfen          wurde, erteilte das Regierungspräsidium Gießen        lich rechtmäßig erachtet. Diese Auffassung wurde
                            PROTESTE UND                                        und Ängsten der Bewohner Holzhausens und Um-           schließlich im März 2013 die immissionsschutz-        vom VGH mit Beschluss vom 26.09.2013 bestätigt.
                            GEGENWIND AUS                                       gebung und appellierte, das lang gewachsene Mit-       rechtliche Genehmigung für die übrigen vier Wind-     Das Hauptsacheverfahren dauert noch an.
                                                                                einander der Nachbargemeinden nicht zu zerstören.      kraftanlagen. Nach Erteilung der Genehmigung ließ
                            Die Zahl der Bürgeranfragen und Proteste gegen      Unter Moderation des ehemaligen Kanzleramts-           sich der örtliche Vogelschutzverein nach dem Um-      Zuletzt stellte der Verwaltungsgerichtshof Kassel
                            Energie-Großprojekte hat auch in 2013 weiter zu-    ministers Friedrich Bohl fand im Nachgang zu dieser    welt-Rechtsbehelfsgesetz anerkennen und erhob         am 28. Januar 2014 im Rahmen des vom Vogel-
                            genommen. Das ganze Jahr war begleitet von mas-     Veranstaltung der Versuch einer Mediation statt.       im Zuge dieser Anerkennung Klage gegen die Ge-        schutzverein angestrengten Eilverfahrens abschlie-
                            siver Kritik an laufenden Genehmigungsverfahren     Trotz mehrerer Gesprächstermine über Anzahl und        nehmigung.                                            ßend und in großer Eindeutigkeit klar, dass der vom
                            für Windkraftanlagen. Aber auch Biogas-, Hähn-      Art der Anlagen sowie über mögliche Planänderun-                                                             RP Gießen erteilte Genehmigungsbescheid offen-
                            chenmastanlagen und andere Planungen riefen         gen, unter Einbeziehung von örtlichen Naturschutz-     Ende September kam es erneut zu bauvorbereiten-       sichtlich rechtmäßig ist. Die Gemeinde Bad End-
                            hessenweit Gegner und Zweifler auf den Plan. Wie    vereinigungen, Vertretern der Bürgerinitiative, von    den Maßnahmen auf dem Hilsberg, um am 1. Oktober      bach nahm sogleich die Rodungsarbeiten auf.
                            kaum ein anderes Verfahren war ein Windkraftvor-    Planungsbüros und Behörden, kam keine Einigung         mit den Rodungen beginnen zu können. Hiergegen
                            haben im Marburger Hinterland von starken Bür-      zustande. Die Proteste dauerten unvermindert an.       wurde vom Vogelschutzverein im Wege eines Eilver-     Ein beispielloses Auf und Ab aus Baubeginn und
                            gerprotesten und hohem Medieninteresse geprägt:                                                            fahrens und durch die Beantragung einer Zwischen-     gerichtlich verfügten Unterbrechungen sollte zum
                                                                                Das Gießener Regierungspräsidium ließ im März          regelung (Hängebeschluss) gerichtlich vorge-          Ende kommen, ebenso wie die in den vorangegan-
                            Die Gemeinde Bad Endbach plante fünf Windkraft-     2012 einen vorzeitigen Rodungsbeginn für drei der      gangen. Unter anderem sei das Vorkommen               genen drei Jahren immer wieder von Gegnern des
                            anlagen auf dem Hilsberg zu errichten. Der Stand-   fünf Windkraftanlagenstandorte zu. Die beginnen-       der Wildkatze im betreffenden Gebiet zu berück-       Projektes geäußerten Zweifel an der Rechtmäßig-
                            ort sollte unmittelbar an der Grenze zum Nach-      den Arbeiten wurden jedoch bereits nach dem Fäl-       sichtigen, hieß es in der Begründung. Dieser Auf-     keit des Verwaltungshandelns durch das Regie-
                            barort Dautphetal-Holzhausen liegen. Im Novem-      len erster Bäume durch eine gerichtliche Zwischen-     fassung folgte das Verwaltungsgericht Gießen nicht,   rungspräsidium Gießen. In seiner Funktion als Ge-
                            ber 2011 wurde der Genehmigungsantrag für fünf      regelung gestoppt, um dem Gericht ausreichend          wohingegen der Verwaltungsgerichtshof (VGH)           nehmigungsbehörde hat das RP Gießen von An-
                                                                                                                                       Kassel attestierte, das Vorkommen der seltenen        fang an betont, dass ausschließlich nach Recht
                                                                                                                                       Tierart sei zunächst zu prüfen und das noch an-       und Gesetz entschieden wird und dass dabei so-
                                                                                                                                       hängige Eilverfahren abzuwarten. Die Maschinen        wohl die Belange der Menschen vor Ort, als auch
                                                                                                                                       wurden erneut gestoppt. Parallel richtete sich ein    die von Natur und Umwelt allumfassend berück-
                                                                                                                                       weiterer Eilantrag, diesmal eines betroffenen An-     sichtigt werden. Die Argumentation der Richter ist
                                                                                                                                       wohners, gegen den Vollzug der vom RP Gießen          nun auch ein Beleg dafür, dass der Bau von Wind-
                                                                                                                                       erteilten Genehmigung. Optisch bedrängende Wir-       energieanlagen sowie Natur- und Artenschutz sich
                                                                                                                                       kung, Lärm und Brandgefahr wurden geltend ge-         nicht zwangsläufig ausschließen.

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problemen und damit, wie man ihnen begegnen             schaft, Tierhaltung und Verkehr. Demzufolge wurde       eine Chance für Mittelhessen ist, darüber waren
                                                                                    könnte.                                                 für das zehnte Forum das Thema Verkehr mit dem          sich die Teilnehmer des Forums einig.
                                                                                                                                            Schwerpunkt „Elektromobilität“ ausgewählt. Denn
                                                                                    Zunächst ging Mark Weinmeister, Staatssekre-            die so genannte E-Mobilität ist ein wichtiger Bau-      Mit den strategischen Fragen befassten sich im
                                                                                    tär im Hessischen Umweltministerium, in seinem          stein für den Klima- und Umweltschutz und wird          Verlauf der Veranstaltung Dr. Peter Döpgen, Re-
Staatssekretär Mark                                                                 Vortrag auf die Eckpunkte und Ziele der Landes-         nicht zuletzt deshalb von Bundesministerien, aber       feratsleiter für Mobilität in der Hessischen Staats-
Weinmeister, Hessisches
Umweltministerium,
                               GEMEINSAM DIE                                        regierung hinsichtlich des Ausbaus der erneuerba-       auch vom Land Hessen in vielfacher Weise.               kanzlei und Rüdiger Heim, Leiter Bereich Betriebs-
referierte im voll besetzten   WEICHEN DER                                          ren Energien in Hessen ein. Aber er stellte gleich-                                                             festigkeit des Fraunhofer-Instituts Darmstadt mit
Saal des Polizeipräsidiums                                                          zeitig klar, nicht jeden einzelnen Vogel schützen zu    Die Bundesregierung hat das Ziel, dass bis 2020 in      dem Thema: „Verkehr- und Mobilitätskonzepte in
Mittelhessen                   ENERGIEWENDE AUF                                     können. Infolgedessen sei es eher angezeigt, be-        Deutschland ein Leitmarkt für Elektromobilität ent-     der Zukunft: Vernetzt und emissionsfrei“.
                               ERFOLG STELLEN                                       reits beim Bau von Windkraftanlagen auf die Ver-        steht und Deutschland als starkes Exportland mit
                                                                                    haltensmuster von Vögeln zu achten. Weitere Red-        hochinnovativen Produkten auch bei der Elektro-          Über die Herausforderungen der Ladeinfrastruk-
                               Zum neunten und zehnten Mal trafen sich in 2013      ner zum Thema waren Joachim Wierlemann vom              mobilität eine weltweite Spitzenposition einnehmen       tur für Elektrofahrzeuge referierte Markus Landau,
                               auf Einladung des Gießener Regierungspräsidiums      Bundesverband WindEnergie e. V., Matthias Korn          soll. Die Elektrifizierung der Antriebe, insbesondere    Gruppenleiter für Elektromobilität im Fraunhofer-In-
                               Experten und Interessierte aus allen Teilen des      vom Büro für faunische Fachfragen Linden, Mar-          von Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeu-         stitut Kassel. Zu aktuellen Praxiserfahrungen der
                               Landes zum Mittelhessischen Klimaschutzforum.        tin Hormann von der Staatlichen Vogelschutzwarte        gen, bietet eine Perspektive zur effizienten Einbin-     Modellregion Rhein/Main gab Anja Georgi, Leite-
                               In diesem Jahr stand sowohl im Frühjahr als auch     für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland und Dr.        dung und Nutzung erneuerbarer Energien und da-           rin der Regionalen Projektleitstelle Elektromobilität
                               im Herbst die Energiepolitik der Region im Vorder-   Markus Dietz vom Institut für Tierökologie und Na-      mit zur Senkung des CO2-Ausstoßes auch im Ver-           Modellregion Rhein/Main, Stadtwerke Offenbach
                               grund – eine der größten Herausforderungen unse-     turbildung sowie Referenten des Gießener Regie-         kehrsbereich.                                            Holding GmbH, einen Überblick. Anregungen zur
                               rer Generation, wie Regierungspräsident Dr. Lars     rungspräsidiums. RP-Forst-Experte Rainer Diemel                                                                  Umsetzung von elektromobilem Carsharing erhiel-
                               Witteck zu Beginn des neunten Klimaschutzforums      verabschiedete die Teilnehmer mit dem Wunsch,           Daneben wurde im Rahmen des zehnten Mittel-              ten die Gäste von Dr. Konrad Götz vom Institut für
                               sagte. Am 29. Mai trafen mehr als 200 Gäste im       trotz des örtlichen Engagements für oder gegen ge-      hessischen Klimaschutzforums auch über Mobi-             sozial-ökologische Forschung in Frankfurt. Die Vor-
                               Polizeipräsidium Gießen zusammen, um sich über       plante Windenergieanlagen, nachhaltige Kränkun-         litätsformen in ländlichen Räumen diskutiert. Um         träge wurden abschließend von Sandra Paffe, stell-
                               Windkraftanlagen und ihre Auswirkungen auf den       gen und Verletzungen von Mitmenschen zu vermei-         diese Gebiete mit einem ausreichenden Ange-              vertretende Geschäftsführerin der Landesstiftung
                               Artenschutz zu informieren und auszutauschen.        den.                                                    bot zu revitalisieren, wie Dr. Elke Dührßen, Ab-        „Miteinander in Hessen“, abgerundet. Sie nahm sich
                                                                                                                                            teilungsleiterin beim RP Gießen, erklärte gibt           dem Thema der Förderung und Unterstützung des
                               Heutige Windkraftanlagen haben inzwischen Rotor-     Die „Nachhaltigkeit“ war auch Thema des zehnten         es bereits viele Ansätze, wie beispielsweise An-         ländlichen Raums durch Bürgerengagement an.
                               durchmesser von bis zu 110 Metern und nehmen         Klimaschutzforums im Dezember des Jahres. An-           rufbusse, Nahverkehrstaxen und Mitnahmesys-
                               Flächen von fast einem Hektar ein. Das kann unter    lass hierfür war der dreihundertste Geburtstag des      teme. Denn wo wenige Menschen leben und trotz-
                               Umständen für bestimmte Vogel- und Fledermaus-       Begriffs „Nachhaltigkeit“, den der sächsische Ober-     dem weite Strecken beispielsweise zum Arbeits-
                               arten lebensgefährlich sein. Das Bestreben des Re-   berghauptmann Hans Carl von Carlowitz 1713 erst-        platz zurück gelegt werden müssten, sei der öf-
                               gierungspräsidium Gießen war es daher, gemein-       mals verwandte. Sein damaliges Werk befasste            fentliche Nahverkehr sehr teuer. Und trotzdem hät-
                               sam mit den anwesenden Experten spezifische Ar-      sich zwar ausschließlich mit der nachhaltigen Wald-     ten die meisten Menschen den Anspruch, am bes-
                               tenschutzprobleme zu erörtern. So befassten sich     bewirtschaftung in Deutschland, wurde aber zur Ini-     ten direkt von der Haustür abgeholt zu werden.
                               die Referenten aus den Bereichen Umwelt, Indus-      tialzündung und zum Leitbild für viele weitere Berei-   Hierfür müsse aber zumindest ein Bus in jedem
                               trie und Verwaltung mit spezifischen Artenschutz-    che, beispielsweise in Energie, Umwelt, Landwirt-       Dorf halten. Dass die Elektromobilität daher auch

         24                                                                                      ERNEUERBARE ENERGIEN                       ERNEUERBARE ENERGIEN                                                                                             25
Bus contra Bahn

     FERNBUSSE HALTEN
     JETZT AUCH IN
     MITTELHESSEN                                         ständigkeit des Regierungspräsidiums Gießen er-
                                                          gibt sich dabei aus dem Ausgangspunkt der Linie
     Durch die Reform des Personenbeförderungs-           in Marburg.
     gesetzes zum 1. Januar des vergangenen Jah-
     res ist die aus den 30er Jahren des vergange-        Nur drei weitere Buslinien (Frankfurt-Hamburg,
     nen Jahrhunderts stammende Schutzklausel für         Frankfurt-Dresden und Duisburg-München) fahren
     die Schiene weggefallen. Damit wurde der Weg         die Haltestelle in der Licher Straße in Gießen an.
     frei für Fernbuslinien, die inzwischen viele deut-   Eine neue Verbindung wird Limburg auf dem Weg
     sche Städte verbinden und Reisenden eine güns-       von Frankfurt nach Aachen als Haltestelle einbin-
     tige Mobilitätsalternative bieten. Bislang wur-      den. Für diese Linie wurde aber bisher die Geneh-
     den Fernbuslinien in der Regel nicht geneh-          migung noch nicht erteilt. Andere Orte in Mittelhes-
     migt, wenn es parallel eine Zugverbindung gab.       sen sind bislang noch nicht als Haltestellen vorge-
     Historisch begründete Ausnahmen gab es nur für       sehen.
     Verbindungen nach Berlin.
                                                          Die Entwicklung zeigt, dass Betreiber von Fernli-
     Inzwischen wächst das Netz der Fernbus-Stre-         nien überwiegend Großstädte anfahren. Die Stadt
     cken in Deutschland kontinuierlich. Gefragt sind     Frankfurt als zentraler Ausgangspunkt im Fernlini-
                            nicht nur Verbindungen        enverkehr ist zurzeit schon in 33 Genehmigungen
                               zwischen den Groß-         als Haltestelle enthalten, weitere 15 neue Linien ha-
                               städten wie Berlin,        ben Frankfurt als Haltestelle beantragt. Auch Kas-
                               Hamburg, München,          sel ist für Fernbuslinien interessant. Den dortigen
                              Köln oder Frankfurt am      Haltepunkt haben immerhin zwölf Unternehmen in
                            Main. Die Liberalisierung     ihren Fahrplan aufgenommen.
                          des Personenfernverkehrs
                       hatte jedoch bislang kaum          Ein Schutz des Personennahverkehrs gegenüber
                       Auswirkung auf Mittelhessen.       den Fernlinien bleibt aber auch nach dem neuen
                       Lediglich eine Fernlinie von       Recht erhalten, weil die Beförderung zwischen
                       Marburg über Gießen, Siegen        zwei Haltestellen unzulässig ist, wenn der Abstand
                        und Köln nach Aachen wurde        nicht mehr als 50 km beträgt oder Schienenper-
                        vom Regierungspräsidium           sonennahverkehr mit einer Reisezeit bis zu einer
                         Gießen genehmigt. Die Zu-        Stunde betrieben wird.

28   PLANUNG & VERKEHR                                                                                            29
B 49: Anhörungsverfahren                              Im Dezember 2007 beantragte das damalige Amt           Zweite Stufe:
                              abgeschlossen                                         für Straßen und Verkehrswesen Schotten den Bau
                                                                                    der Südumgehung. Drei Jahre später wurde zur An-       LÄRMAKTIONSPLAN -
                              RP GIBT GRÜNES                                        passung an die aktuelle Rechtslage und aufgrund        STRAßENVERKEHR
                              LICHT FÜR                                             technischer Änderungen die Durchführung eines
                                                                                    Planänderungsverfahrens notwendig. Das Regie-
                              „SÜDUMGEHUNG“                                         rungspräsidium leitete in beiden Verfahren eine um-    Mit der zweiten Stufe der Lärmaktionsplanung hat
                              REISKIRCHEN UND                                       fassende Träger- und Öffentlichkeitsbeteiligung ein,   das Regierungspräsidium Gießen im vergangenen         definiert. Auf dieser Grundlage wurden 59 Kommu-         Belastungsschwerpunkte
                                                                                                                                                                                                                                                        in den Landkreisen Gießen
                              LINDENSTRUTH                                          bei der die Träger öffentlicher Belange sowie die      Jahr Straßenabschnitte mit einem Verkehrsaufkom-      nen mit Konfliktpunkten identifiziert.
                                                                                                                                                                                                                                                                     und Lahn-Dill
                                                                                    Kommunen dem Vorhaben grundsätzlich zustimm-           men von mehr als drei Millionen Kraftfahrzeugen
                                                                                    ten. Demgegenüber konnte mit den insgesamt rund        pro Jahr, was etwa 8200 Fahrzeugen pro Tag ent-       Ein Schwerpunkt der Lärmaktionsplanung liegt auf
                              Die dringend erforderliche Ortsumgehung zwischen      200 beteiligten privaten Einwendern, die sich zum      spricht, ins Visier genommen. Insgesamt 696 Stra-     der Beteiligung der Öffentlichkeit. 118 Anregungen
                              Reiskirchen und dem Ortsteil Lindenstruth im Kreis    Großteil gegen die Südvariante der Ortsumge-           ßenkilometer wurden durch das Hessische Landes-       und Hinweise kamen von Bürgerinnen und Bürgern.
                              Gießen sorgte in den vergangenen Jahren immer         hung aussprachen, weitgehend keine Einigung er-        amt für Umwelt und Geologie (HLUG) kartiert.          46 Kommunen beteiligten sich mit Maßnahmenvor-
                              wieder für Diskussionen. Die unterschiedlichs-        zielt werden. Auch die drei Erörterungstermine, die                                                          schlägen, was einer Rücklaufquote von 62 Prozent
                              ten Trassenführungen wurden öffentlich gegenei-       das Regierungspräsidium im Oktober 2012 durch-         Dies bedeutet einen Zuwachs von 93 Prozent ge-        entspricht. Insgesamt wurden 249 verschiedene
                              nander abgewogen, favorisiert oder wieder ver-        geführt hatte, konnten nicht zu einer Einigung bei-    genüber der ersten Stufe. Kartierte Straßenab-        Maßnahmenvorschläge für die identifizierten Kon-
                              worfen. Zu Beginn des Jahres konnte das Regie-        tragen. Die vorgetragenen Argumente und Anstöße        schnitte befinden sich inzwischen in 74 von ins-      fliktpunkte eingereicht.
                              rungspräsidium Gießen nun einen entscheidenden        wurden jedoch im Vorlagebericht berücksichtigt         gesamt 101 Kommunen des Regierungsbezirks.
                              Schritt in Richtung Umsetzung des B 49-Bauvorha-      und der Planfeststellungsbehörde zur Entschei-         In der ersten Stufe waren es erst 52 Kommunen.        Hierauf aufbauend erfolgt nun die technische und
                              bens umsetzen. Das Anhörungsverfahren für die         dung vorgelegt.                                                                                              rechtliche Bewertung der Maßnahmenvorschläge
                              etwas mehr als vier Kilometer lange „Südvariante“                                                            Die statistische Auswertung der Lärmkartierung er-    in Abstimmung mit den für eine Umsetzung zustän-
                              wurde abgeschlossen und die Planunterlagen mit        Der neue Straßenabschnitt beginnt westlich von         gab, dass im RP-Bezirk insgesamt 100.164 Per-         digen Fachbehörden.
Bereits im Jahr 2009 fand     dem befürwortenden Abschlussbericht an das Hes-       Reiskirchen an der Verknüpfung der B 49 mit der        sonen verkehrsbedingt ganztags einer Geräusch-
ein Bürgerentscheid über                                                                                                                                                                                                                                Maßnahmenvorschläge, die
die geplante Südvariante
                              sische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr   A 5 und schwenkt südöstlich von Lindenstruth wie-      kulisse von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt sind.      Der Entwurf wird voraussichtlich in der zweiten Jah-       von Kommunen und der
statt. 66 Prozent der Teil-   und Landesentwicklung (HMWEVL) übersandt.             der auf die bestehende B 49 ein. Die Baumaß-           Davon leiden 60.379 Menschen in den Nachtstun-        reshälfte 2014 in die zweite Offenlage gehen.          Öffentlichkeit am häufigsten
                                                                                                                                                                                                                                                                    genannt wurden
nehmer votierten damals       Dort wird der Planfeststellungbeschluss erlassen.     nahme gilt seit Jahren als „vordringlicher Bedarf“     den unter einem Lärmpegel von mehr als 50 De-
dafür.
                                                                                    im Bundesverkehrswegeplan und wurde auch von           zibel.
                                                                                    den meisten Anwohnern befürwortet. Die geschätz-
                                                                                    ten Baukosten von rund zwölf Millionen Euro trägt      Da weder die Umgebungslärmrichtlinie noch die
                                                                                    die Bundesrepublik Deutschland. Der Bau der in         Vorschriften im Bundesimmissionsschutzgesetz
                                                                                    fünf Abschnitte geteilten Maßnahme soll insgesamt      Auslösewerte vorgeben, ab deren Überschreitung
                                                                                    rund 28 Monate dauern. Nach der Fertigstellung         eine Lärmaktionsplanung zwingend durchzuführen
                                                                                    kann mit einer Entlastung des Verkehrsaufkom-          ist, werden in Hessen die Bereiche, an denen ganz-
                                                                                    mens um bis zu 64 Prozent in Reiskirchen und bis       tags eine Überschreitung von mehr als 65 Dezibel
                                                                                    zu 87 Prozent in Lindenstruth gerechnet werden.        und nachts 55 Dezibel vorliegen, als Konfliktpunkte

         30                                                                                            PLANUNG & VERKEHR                   PLANUNG & VERKEHR                                                                                                           31
RP-Mitarbeiter Dorian Wagner
Kontrollen zeigen Wirkung:                              zahlen sich demnach aus. Die Zahl der festgestell-
                                                             ten Wiederholungsverstöße ist erkennbar zurück-
     DAS DOSENPFAND                                          gegangen.
     WIRD ZEHN JAHRE
                                                             Alle pfandpflichtigen Einweggetränkeverpackun-
     ALT                                                     gen sind mit der bundesweit einheitlichen DPG
                                                             (Deutsche Pfandsystem GmbH)-Kennzeichnung
     Seit zehn Jahren gibt es in Deutschland ein Pfand für   versehen. Diese soll bei Rückgabe der Verpackung
     Getränkeverpackungen wie Dosen, Einweg-Glas-            den Nachweis liefern, dass beim Kauf ein Pfand
     flaschen oder PET-Flaschen, das sogenannte Do-          entrichtet wurde. Alle Verkaufsstellen von Geträn-
     senpfand. In Mittelhessen überwacht das Gießener        ken sind zur Rücknahme der pfandpflichtigen Fla-
     Regierungspräsidium die Umsetzung des zur Müll-         schen und Dosen verpflichtet, die sie vertreiben.
     vermeidung eingeführten Pfandsystems. Jedoch            Eine Besonderheit gilt für Geschäfte mit einer Ver-
     zeigten die Kontrollen immer wieder, dass der ge-       kaufsfläche von weniger als 200 Quadratmetern
     setzgeberische Grundgedanke der Wiederverwer-           (zum Beispiel Kioske oder Tankstellen). Sie müs-
     tung von Getränkeverpackungen noch längst nicht         sen nur diejenigen Marken zurücknehmen, die sie
     bei jedem Kioskbetreiber oder Ladenbesitzer hin-        selbst im Angebot haben.
     reichend bekannt ist.
                                                                   INFO
     91 Pfandkontrollen führten die Inspekteure des Re-                Wer Auffälligkeiten oder Betrug mit dem Dosenpfand entdeckt, kann dies
     gierungspräsidiums im Jahr 2013 durch. Unter die                                     unter der eigens hierfür eingerichteten E-Mail-Adresse
     Lupe genommen wurden Dosen und Flaschen aus                             pfandpflicht@rpgi.hessen.de anzeigen oder sich telefonisch unter
     Kiosken, Supermärkten, Imbissläden, von Liefer-                                                    0641 303‑0 an das RP Gießen wenden.
     diensten und Geschäften einheimischer und aus-
     ländischer Kaufleute. Immer wieder fanden sich
     Getränkeverpackungen in den Regalen oder Kühl-
     schränken, die ohne das in Deutschland erforder-
     liche Pfandsiegel verkauft wurden. Das ist nach der
     Verpackungsverordnung seit zehn Jahren verbo-
     ten und musste anhand von 30 mündlichen Verwar-
     nungen geahndet werden. Insgesamt leiteten die
     Beamten 14 Bußgeldverfahren ein, zumeist dann,
     wenn es sich nicht mehr um einen bloßen Erstver-
     stoß handelte, sondern um bereits mindestens ein-
     mal negativ aufgefallene und belehrte Ladenbesit-
     zer. Die engmaschigen Kontrollen und Belehrungen

34   ARBEITS- & VERBRAUCHERSCHUTZ                                                                                                  35
BEHÖRDENLEITER                                                                                                 RP VERANLASST
                              MIT KONTROLLEUR                                                                                                RÜCKRUF VON 548
                              IM EINSATZ                                                                                                     E-BIKES

                              Insgesamt 2072 Kontrollen haben die Mitarbeiter         daher unverzichtbar, dass Arbeitsschutzexperten        War es einst als Behindertenfahrzeug oder als           Aufmerksam auf den Händler ist die Aufsichtsbe-
                              des Regierungspräsidiums Gießen im Jahr 2013            auf Missstände hinweisen und in Fällen, die ein so-    Fahrrad für die ältere Generation gedacht, so           hörde durch den Käufer eines Elektrofahrrades ge-
                              durchgeführt, um zu prüfen, ob die Arbeitssicher-       fortiges Einschreiten erfordern, mit allen ihnen zur   hat sich das Bild der Elektrofahrräder in den letz-     worden, der auf seiner Neuerwerbung vergeblich
                              heit auf Mittelhessens Baustellen gewährleistet ist.    Verfügung stehenden verwaltungsrechtlichen Mög-        ten Jahren stark gewandelt. Inzwischen werden           nach dem sogenannten CE-Zeichen gesucht hatte
                              Dabei mussten die Experten 5452 Beanstandun-            lichkeiten reagieren. Dies kann von einer mündli-      E‑Bikes im Stadtverkehr gerne als Autoersatz ge-        und daraufhin Rat bei den Spezialisten suchte.
                              gen vor Ort reklamieren, die teilweise einen soforti-   chen Anordnung über ein Ordnungswidrigkeitsver-        nutzt. Insbesondere Berufstätige, die mit dem Elek-     Dieser Hinweis veranlasste die mittelhessische Be-
                              gen Baustopp zum Schutz der Mitarbeiter zur Folge       fahren bis hin zu einem völligen Baustopp gehen.       trofahrrad zur Arbeit kommen, wissen das moderne        hörde, bei dem Importeur und Händler aus dem
                              hatten. Auch Regierungspräsident Dr. Lars Witteck                                                              Zweirad zu schätzen, geraten sie damit selbst bei       Lahn-Dill-Kreis einmal genauer hinzuschauen.
                              nutzte die Gelegenheit, um sich vor Ort einen Ein-      Auch auf einer Gießener Großbaustelle mussten          hohen Temperaturen nicht so leicht ins Schwitzen.
                              druck von den Bedingungen für die Arbeitnehmer          nach der Kontrolle im Beisein des Gießener Regie-                                                              Elektrofahrräder, die auch unter der Bezeichnung
                              zu verschaffen. Gemeinsam mit Baukontrolleur            rungspräsidenten die Arbeiten für einige Zeit unter-   Ins Schwitzen kam hingegen ein im Lahn-Dill-            Pedelecs oder Epacs verkauft werden, müssen im
                              Jörg Heller hat er sich zu einigen Großbaustellen       brochen werden. Dort durften die Arbeiten auf der      Kreis ansässiger Händler, der, aufgefordert durch       Europäischen Wirtschaftsraum zwingend mit dem
                              auf den Weg gemacht und dabei festgestellt, dass        Decke über dem Erdgeschoss nicht weitergeführt         das Regierungspräsidium Gießen, 548 Räder der           CE-Zeichen gekennzeichnet sein. Verbraucher soll-
                              sich die Arbeitssicherheit auf Deutschlands Bau-        werden, weil in Teilbereichen keine Absturzsiche-      Marke Smo-Bikes zurückrufen musste.                     ten beim Kauf unbedingt auf diese die Sicherheit
                              stellen im internationalen Vergleich auf einem re-      rung vorhanden war und Arbeitnehmer bis zu sechs                                                               bescheinigende Plakette achten. Auch eine Bedie-
                              lativ hohen Niveau bewegt, was nicht zuletzt auch       Meter tief in die Baugrube hätten stürzen können.      Bei einer Kontrolle des Regierungspräsidiums Gie-       nungsanleitung in deutscher Sprache gehört zum
                              der regelmäßigen Kontrolle und Beratung durch                                                                  ßen wurde festgestellt, dass sämtliche aus China        Mindeststandard.
                              die Aufsichtsbehörden zu verdanken ist. Trotzdem        Als häufigste Mängel stellen die Arbeitsschützer im-   importierten Räder weder ein CE-Zeichen besa-
Regierungspräsident Dr.       ist die Unfallhäufigkeit auf Baustellen immer noch      mer wieder fehlende Absturzsicherungen, defekte        ßen, noch über die dazugehörige Erklärung verfüg-
Lars Witteck begleitete RP-
Mitarbeiter Jörg Heller bei
                              zwei bis dreimal höher als in anderen gewerblichen      oder ungeeignete Arbeitsmittel sowie Personal, das     ten, mit der festgestellt wird, dass die Ware den Si-
einer Baustellenkontrolle     Bereichen. In Anbetracht der vielen Verstöße ist es     von seinem Arbeitgeber nicht über mögliche Ge-         cherheitsanforderungen der Europäischen Union
                                                                                      fährdungen und die zu treffenden Schutzmaßnah-         entspricht. Zudem erwiesen sich die technischen
                                                                                      men unterwiesen wurde, fest. Es kommt aber auch        Prüfberichte des chinesischen Herstellers als zwei-
                                                                                      vor, dass Sanitäreinrichtungen und Pausenräume         felhaft, und das Bauart-Zertifikat des TÜV war be-
                                                                                      fehlen. Viele dieser Mängel, so die Auffassung der     reits im Jahr 2011 gekündigt worden.
                                                                                      Experten, können jedoch mit relativ geringem Auf-
                                                                                      wand behoben werden. Immerhin liegt die körper-        Die Experten für Produktsicherheit sorgten deshalb
                                                                                      liche Unversehrtheit der Mitarbeiter auch im Inter-    für einen sofortigen Verkaufsstopp der noch vor-
                                                                                      esse der Unternehmen, von denen einige in dieser       handenen Ware und vereinbarten mit dem Händler
                                                                                      Hinsicht offensichtlich Nachholbedarf haben.           den Rückruf der bereits verkauften Fahrräder.

        36                                                                            ARBEITS- & VERBRAUCHERSCHUTZ                           ARBEITS- & VERBRAUCHERSCHUTZ                                                                                 37
Die Sorgen mit dem Borgen                            gabe, die Arbeitssicherheit und Gesundheit der         hältnisse vermittelten. Hessenweit lag der Anteil im
                                                          Zeitarbeitskräfte zu schützen. Die Fachtagung          vergangenen Jahr bei 2,2 Prozent, in Mittelhessen
     EXPERTENTREFFEN                                      sollte daher vor allem dazu dienen, sämtliche Ak-      etwas darunter mit 1,88 Prozent. Knapp die Hälfte
     ZUM THEMA                                            teure des betrieblichen Arbeitsschutzes an einen       (46 Prozent) der Beschäftigungsverhältnisse dau-
                                                          Tisch zu bringen – hierzu kamen neben Verleihern       erte weniger als drei Monate. Diese kurze Dauer
     ZEITARBEIT IM RP                                     und Entleihern auch Fachkräfte für Arbeitssicher-      zeigt, dass die Entleiher ihren Personalbestand        Petereit-Haack vom Regierungspräsidium Darm-              Bettina Splittgerber vom

                                                          heit, Betriebsärzte, und Betriebsräte sowie Mitar-     zielgenau ihrer Auftragslage anpassen.                 stadt. Die arbeitsmedizinische Empfehlung „Zeitar-
                                                                                                                                                                                                                                Hessischen Ministerium für
                                                                                                                                                                                                                               Soziales und Integration vor
     Rund um die „Sorgen mit dem Borgen“, das Thema       beiterinnen und Mitarbeiter von Arbeitsschutzde-                                                              beit“, die im Januar 2013 vom Bundesministerium          dem Fachpublikum im RP
     Zeitarbeit, drehten sich am 13. Juni Vorträge und    zernaten in das Regierungspräsidium. Sie alle nutz-    Zeitarbeitskräfte sehen ihr Arbeitsverhältnis häu-     für Arbeit und Soziales herausgegeben wurde,                                Gießen

     Diskussionen einer Fachveranstaltung im Gießener     ten den gemeinsamen Austausch, um den Arbeits-         fig als Übergangslösung an und hoffen oft auf eine     enthalte wertvolle Hinweise zur Gestaltung der
     Regierungspräsidium. Das große Interesse an der      schutz von Zeitarbeitskräften zu diskutieren und zu    langfristige Übernahme. Vor allem Männer sind in       Schnittstellen zwischen Verleiher und Einsatzbe-
     Veranstaltung zeigte, dass Zeitarbeit nach wie vor   beraten.                                               dem Arbeitsmodell zu finden. Denn jeder zweite         trieb. Dass die Kommunikation zwischen Verlei-
     ein beliebtes Steuerungsinstrument von Unterneh-                                                            Leiharbeitnehmer arbeitet in männerdominier-           her und Entleiher stimmen muss, bestätigte auch
     mern ist, um Auftragsschwankungen abzudecken.        Wie Bettina Splittgerber vom Hessischen Minis-         ten Branchen, beispielsweise in der Rohstoffge-        Michael Jäger – Mitglied der Fachgruppe Zeitar-
     In der öffentlichen Diskussion hingegen scheinen     terium für Soziales und Integration eingangs be-       winnung, Produktion oder Fertigung. Frauen stel-       beit im Verband Deutscher Sicherheitsingenieure
     die schwarzen Schafe und das „Schmuddelimage“        richtete, befindet sich die Zahl der Verleihbetriebe   len hingegen nur einen Anteil von 29 Prozent al-       (VDSI). Jäger, der selbst als Fachkraft für Arbeits-
     der Branche im Vordergrund zu stehen.                und der Leiharbeitnehmer auf Rekordniveau. In          ler Zeitarbeitnehmer. Überdurchschnittlich häu-        sicherheit in Zeitarbeitsunternehmen tätig ist, be-
                                                          Deutschland gab es im Jahr 2012 etwa 18.500            fig sind sie in den Bereichen Gesundheit, Sozia-       richtete von den Erfahrungen, die er in dieser Bran-
     Ungeachtet der unterschiedlichen Wahrnehmung,        Zeitarbeitsunternehmen, die etwa 2,6 Prozent aller     les, Lehre und Erziehung sowie Unternehmens-           che sammeln konnte. Anhand von praktischen Bei-
     hat das Gießener Regierungspräsidium die Auf-        sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsver-      organisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung        spielen belegte er, wie Zeitarbeitsunternehmen den
                                                                                                                 vertreten. Mehr als drei von fünf aller Leiharbei-     Arbeitsschutz im eigenen Handeln etablieren kön-
                                                                                                                 ter hatten zuvor keine Beschäftigung. Jede zweite      nen und welche positiven Auswirkungen dies auch
                                                                                                                 Zeitarbeitskraft ist unter 34 Jahre alt. „Beim Ein-    im Einsatzbetrieb hat.
                                                                                                                 satz von Zeitarbeitskräften haben sowohl der Ver-
                                                                                                                 leiher, als auch das in Anspruch nehmende Unter-       Die RP-Arbeitsschutzdezernate schreiten ein,
                                                                                                                 nehmen besondere Arbeitsschutzpflichten“, erläu-       wenn die notwendigen Absprachen zum Arbeits-
                                                                                                                 terte Rüdiger Hitzemann von der Verwaltungsbe-         schutz zwischen Verleiher und Entleiher offen-
                                                                                                                 rufsgenossenschaft. Beide seien für die Gesund-        sichtlich nicht getroffen wurden und daraus Ge-
                                                                                                                 heit und das Wohl der Beschäftigten zuständig          fährdungen für die Zeitarbeitnehmer resultieren.
                                                                                                                 und gesetzlich verpflichtet, zusammenzuarbeiten.       Man wolle auch über die gesetzliche Verpflich-
                                                                                                                 Sehr wichtig sei dabei ein gut geregelter Über-        tung hinaus Ver- und Entleiherbetriebe in Fra-
                                                                                                                 lassungsprozess, der bereits bei der Kundena-          gen des allgemeinen Arbeitsschutzes beraten, be-
                                                                                                                 quise beginne und von einer Arbeitsschutz-             richteten Michèle Wachkamp und Claudia Flake
                                                                                                                 vereinbarung flankiert werde. Wie eine sol-            vom hessenweit zuständigen Fachzentrum für
                                                                                                                 che Arbeitsschutzvereinbarung aussehen kann,           systemischen Arbeitsschutz beim Regierungs-
                                                                                                                 erläuterte die Landesgewerbeärztin Dr. Gabriela        präsidium Gießen.

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