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vm Ve r b a nd s M a g a z i n Themen, Trends und Fakten der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft – VdW Rheinland Westfalen #6 2021 14 IM FOKUS: DYNAMISCHE BAUKOSTENENTWICKLUNG 18 DER ARBEITGEBERVERBAND ALS ANSPRECHPARTNER DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4 SCHWERPUNKT – GENOSSENSCHAFTEN IM RAMPENLICHT Verantwortung für Menschen und ein gutes Wohnen
EDITORIAL 1 Genossenschaft heißt Gemeinschaft leben D ie Geschäftstätigkeit der etwa 2.000 Im vorliegenden VerbandsMagazin mit ei- Wohnungsbaugenossenschaften in nem Genossenschaftsschwerpunkt wird Deutschland in Zeiten der Corona- aus der Praxis berichtet. Es wird vorgestellt, Pandemie zeichnet sich – soweit es die wirt- mit welcher Kreativität und welchem Unter- schaftlichen Eckdaten betrifft – durch Stabi- nehmergeist Gemeinschaft und Vielfalt in lität aus. Entgegen erster Erwartungen sind den Genossenschaften gelebt wird. Es wird auch nach mehr als einem Jahr konsequen- offensichtlich, wie unentbehrlich ein von ter Einschränkungen keine nennenswerten Solidarität und Basisorientierung geprägtes Ertragseinbußen eingetreten. Handeln ist. Doch wie gelingt es in einer auf Gemein- Nutzen wir diese Erkenntnis, die uns im schaft, Teamwork und ehrenamtlichem Lockdown spiegelbildlich vor Augen geführt Engagement ausgelegten Rechtsform, die wird, auch für unsere gemeinsame Arbeit Stakeholder und dabei insbesondere die in den Verbänden. Als Gruppe heben wir Genossenschaftsmitglieder zu erreichen und mehr Potenziale, setzen über den geleiteten zu motivieren, wenn persönlicher Kontakt Fachdialog oder allgemeinen Austausch Quelle: Roland Baege/VdW Rheinland Westfalen nicht möglich ist? Mit welchem Innovati- im Kollegenkreis mögliche Synergien frei. onsgeist und Mut setzen Verantwortliche in Verstehen wir die im VdW Rheinland West- den Gremien virtuelle Formate und digitale falen gebündelten Ideen als Baukosten für „Als Gruppe heben wir Veranstaltungstools ein, um „aus der Not alle Unternehmen, als Wissensforum und mehr Potenziale, setzen eine Tugend zu machen“? Impuls, den zukünftigen Herausforderungen über den geleiteten Fach- zielgerichtet zu begegnen! Im Kern wirkt die Pandemie als Beschleu- dialog oder allgemeinen niger, persönliche Kommunikation durch Dies wird uns bei neuen, unerwarteten Austausch im Kollegen- digitales Miteinander zu ersetzen. Unser Phänomenen helfen! Als ein Beispiel seien Anspruch für die Zukunft wird es werden, die zurzeit massiven Preissteigerungen und kreis mögliche Synergien aus einem „Entweder – oder“ einen flexibel Lieferengpässe in klassischen Baugewer- frei“ dosierbaren Mix aus beiden Extremen zu ken genannt. Es gilt auch diesbezüglich, etablieren. Den Akteuren ist dafür viel Em- gemeinsam Strategien zu erarbeiten, um pathie und Sensibilität zu wünschen, denn das Primärziel, bezahlbaren Wohnraum Genossenschaft lebt von Identifikation und zu erhalten bzw. neu zu schaffen, nicht zu Einbindung! gefährden! Franz-Bernd Große-Wilde Vorsitzender der Sparte GENO Vorstandsvorsitzender Spar- und Bauverein eG Dortmund 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
2 INHALT 4 14 22 Genossenschaften im Rampenlicht Die Baubranche kämpft mit Digitales Expertenpanel zur klima- - Verantwortung für Menschen und Engpässen und steigenden Kosten neutralen Zukunft des Wohnens ein gutes Wohnen Quelle: Krone Bochum eG Quelle: IW.2050 SCHWERPUNKT SONDERRUBRIK BAUKOSTEN 4 Genossenschaften im Rampenlicht 14 Die Baubranche kämpft mit 21 Memorandum für urbane Resilienz - Verantwortung für Menschen und Engpässen und steigenden Kosten und 50 Jahre Städtebauförderung ein gutes Wohnen Preise für Rohstoffe auf Rekordniveau 14. Bundeskongress Nationale Stadt- Ein Monat im Zeichen der entwicklungspolitik Genossenschaften 15 Bündnis berät Baukosten- entwicklung 22 Digitales Expertenpanel zur kli- 6 Genossenschaften, Wissenschaft Allianz für mehr Wohnungsbau maneutralen Zukunft des Wohnens Energietage 2021 und Politik vor der Kamera 35. Symposium Perspektiven für 16 Rund jedes vierte Unternehmen Wohnungsgenossenschaften im Wohnungsbau klagt über 23 Die richtige Strategie Materialknappheit Klima und Energie: Fachveranstal- 8 Gemeinsam Flagge und Segel setzen Interview mit Frau Prof. Beate tung der EBZ Akademie Marketinginitiative der Wiemann, Hauptgeschäftsführerin Wohnungsbaugenossenschaften Bauindustrieverband NRW 24 „Mobilität ist ein echtes Zukunfts- thema für die Wohnungswirtschaft“ Deutschland e. V 17 Wie trifft die Baukostendynamik die EBZ-Führungsforum „Mobilitätskon- 9 Nicht nur durch die Digitalisierung Wohnungswirtschaft? zepte der Zukunft“ vernetzt in ganz Deutschland Statements aus der Wohnungswirt- Verein Wohnen in Genossenschaften schaft 25 Das neue WEG-Recht – Gesetzliche Änderungen und 10 Gemeinschaftliches und nach- aktuelle Rechtsprechung Digitale Veranstaltung am 27. April haltiges Wohnkonzept für alle Generationen AKTUELLES 2021 Wohnprojekt der jüngsten Genos- senschaft des Verbands: die Krone 18 Vielfältig und leistungsstark: der Bochum eG Arbeitgeberverband als Ansprech- AKTUELLES NRW partner der Wohnungswirtschaft 11 Ein neues Zuhause für Menschen Interview mit Olaf Rabsilber, mit erworbener Hirnschädigung Vorstandsvorsitzender des Arbeit- 26 Wohnraumförderung ins Wohnungsgenossenschaft Witten- Schaufenster stellen geberverbandes der Deutschen Mitte saniert denkmalgeschützte WohneNRW-Tag am 13. August 2021 Immobilienwirtschaft e. V. Eisenbahner-Siedlungshäuser 20 Bündnis fordert Parteien beim 27 Landesregierung Nordrhein- Westfalen startet den Ankauf von 12 Gemeinsam Schlösser bauen Wohnungsbau Belegungsrechten in Bonn, Düssel- Genossenschaftliche Kooperationen Wohnungsbautag 2021 als Wegweiser für die Zukunft dorf, Köln und Münster 21 Europa rückt bei Klimawandel und Zehn Millionen Euro für Vermietung von preisgebundenem Wohnraum Energiewende zusammen 59. Europäischer Tisch – European Table of Housing Corporations 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
INHALT 3 33 36 38 Digitale Frühjahrssitzung des Kindertagesstätte mit Fenstern aus Betreutes Wohnen am Arbeitskreises Bauträgerwesen 100 Prozent recycletem Kunststoff Memory Zentrum Quelle: Neusser Bauverein AG Quelle: joyfotoliakid – stock.adobe.com Quelle: WohnBau MG Quelle: Neusser Bauverein AG VDW-ARBEITSKREISE 28 Zu Gast im Politik-Podcast 33 Arbeitskreis informiert sich zu 38 Betreutes Wohnen am GLASKLAR Förderergebnis 2020 Memory Zentrum Der Verband auf der Tonspur Wohnraumförderpolitik Neusser Bauverein AG kooperiert mit St. Augustinus Gruppe 29 LEG präsentiert Maßnahmen zur Digitale Frühjahrssitzung des nachhaltigen Modernisierung und Arbeitskreises Bauträgerwesen 39 Barrierearmes Wohnquartier für umfassenden Quartiersentwicklung Arbeitskreis Bauträgerwesen Gelsenkirchen-Erle der Eppmannssiedlung Neubauquartier der Gelsenkirchener Modernisierungsoffensive in Gelsen- Gemeinnützigen Wohnungsbauge- kirchen-Hassel sellschaft mbH VERBAND UND GREMIEN 40 Bezahlbarer Wohnraum an der AKTUELLES RLP 34 Für mehr Frauen in der Wohnungs- Rheinschiene wirtschaft Neubau der Gebausie Gesellschaft für Interview zur Förderung von weibli- Bauen und Wohnen GmbH der Stadt 30 Wohnungswirtschaft zu Koalitions- chen Führungskräften Brühl vertrag in RLP: Gute Grundlage für mehr bezahlbare Wohnungen Koalitionsvertrag der Ampel AUS DEN UNTERNEHMEN NACHRUF 32 Forschungsprojekt: Laubschwachholz im Hausbau 36 Kindertagesstätte mit Fenstern aus In Trauer um Johannes Hessel Holzbau 100 Prozent recycletem Kunststoff Nachruf Innovative Projekte der WohnBau 600.000 Euro Darlehen mit Mönchengladbach Tilgungszuschuss für gbt Trier zum 41 TERMINE Bau bezahlbarer Wohnungen Mehr Wohnungen für das Wohnraumförderung Münsterland 42 STEUERN WohnBau Westmünsterland eG und 45 RECHT Grundstückspreise: Sparkasse Westmünsterland gründen Die Schere zwischen Stadt und Land 48 TECHNIK UND MULTIMEDIA gemeinsame Gesellschaft geht weiter auseinander 51 FÜR SIE GELESEN Landesgrundstücksmarktbericht 2021 37 Zwei Quartiere für bezahlbaren Wohnraum im Rheinisch-Bergi- 52 SEMINARE schen Kreis Neubauprojekte der Rheinisch- Bergischen Siedlungsgesellschaft Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbar- mbH (RBS) keit wird die männliche Personenbezeichnung gewählt. Die Angaben beziehen sich jedoch auf beide Geschlechter. 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
4 SCHWERPUNKT Genossenschaften im Rampenlicht – Verantwortung für Menschen und ein gutes Wohnen EIN MONAT IM ZEICHEN DER GENOSSENSCHAFTEN >> Sie sind vielfältig, von Minden bis Idar-Oberstein über das gesamte Verbandsgebiet verteilt und sie bieten mit über 300.000 Wohnungen vielen Menschen ein gutes Zuhause: die Wohnungsgenossenschaften im VdW Rheinland Westfalen. Während die einen 12.000 Wohnungen zur Verfügung stellen, sind es bei den anderen nur zwei. Unterschiedlicher könnten sie oft nicht sein, und doch verbindet sie mindestens eines: Der demokratische Gedanke mit den Grundprinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, der aus Mietern Mitglieder macht und ein bezahlbares Zuhause bietet. Grund genug für den VdW Rheinland Westfa- len, den Genossenschaften seit dem 1. Juni einen ganzen Monat bis zum Internationalen Genossen- schaftstag am 3. Juli 2021 zu widmen, der die Bedeutung der Genossenschaften für die Gesellschaft und das bezahlbare Wohnen in den Mittelpunkt stellt. Quelle: VdW RW tfalen Quelle: VdW Rheinland Wes Quelle: Krone Bochum eG I n dieser Zeit nimmt der Verband seine Für die genossenschaftliche Kampagne des VdW Rheinland Westfalen wurde neben weiteren Mitgliedsgenossenschaft im Fokus, trägt veröffentlichten Formaten auch ein Film über die genossenschaftlichen Mitglieder des Ver- Veranstaltungen wie das 35. Symposium bandes und ihren großen Anteil am bezahlbaren und guten Wohnen für breite Schichten der Perspektiven für Wohnungsgenossenschaf- Gesellschaft gedreht. ten mit aus und hat auch einen Film für die Dieser wird am diesjährigen internationalen Tag der Genossenschaften, dem 3. Juli 2021, genossenschaftlichen Mitglieder produziert. vorgestellt und wird auch danach auf dem YouTube-Kanal des VdW Rheinland Westfalen Ganze 287 Genossenschaften sind es an der unter dem Link https://share.vdw-rw.de/imagefilm-genossenschaften abrufbar sein Zahl, die gemeinsam mit ihren 36 Tochter- unternehmen die Sparte GENO und damit in den direkten Dialog. Immer auch mit Blick die es sonst eher schwer auf dem Wohnungs- die anteilig größte Sparte im VdW Rheinland auf die Bundestagswahlen diskutierten sie die markt haben, und leisten dabei einen starken Westfalen bilden. Die älteste Genossenschaft Rolle der Genossenschaften als starke Part- Beitrag zur Inklusion. ist die Schwelmer & Soziale Wohnungsge- ner für die Gesellschaft und das bezahlbare nossenschaft eG, ihre Gründung liegt fast 132 Wohnen. Dies ließ auch die Fragen nach dem Früher wie heute ist es das Ziel bei der Grün- Jahre zurück. Die Krone Bochum eG ist 130 Mietendeckel, der neuen Gemeinnützigkeit dung von Genossenschaften, auch mit eige- Jahre jünger und wurde bei ihrer Gründung und der Bodenmärkte nicht unbeantwortet. ner Kraft adäquaten Wohnraum zu entwi- 2018 vom VdW begleitet. Das und noch mehr Ein ausführlicher Artikel zur genossenschaft- ckeln und zu erhalten. Unterstützt durch die Wissenswertes veröffentlichte der Verband im lichen Veranstaltung folgt auf der nächsten Kommunal- und Landespolitik ist es möglich, Juni in den wöchentlichen „Freitagsfakten“ Doppelseite dieser Ausgabe. große Bestände ganzheitlich zu sanieren und zu den Genossenschaften auf seinen Social- somit ganze Stadtteile zu prägen. Gleichzei- Media-Kanälen. Die weitere Reise durch die genossenschaft- tig entstehen durch Kooperationen mit den lichen Quartiere zeigte die inhaltlich un- Kommunen neue Quartiere mit städtebau- VdW-Kampagne hat Genossenschaften terschiedlichen Schwerpunkte, die die Ge- lichen Qualitäten, die dabei bezahlbaren im Fokus nossenschaften sich setzen. Während die Wohnraum schaffen. Den ersten Stopp bei der einmonatigen Reise einen die Beteiligung und Partizipation ihrer durch die Welt der Genossenschaften des Mitglieder fokussieren, schaffen die anderen Mitbestimmung VdW Rheinland Westfalen bildet das 35. neben einem Zuhause für die Menschen auch Beteiligung und Partizipation sind die Schlüs- Symposium Perspektiven für Wohnungsge- einen Wohnort für die zweiflügeligen Mieter selthemen u. a. der Freien Scholle eG in nossenschaften am 1. Juni. Dort traten die – ganz im Sinne des Naturschutzes. Oder sie Bielefeld. Sie hat nicht nur die klassischen Wohnungsgenossenschaften und die Politik bauen Wohnraum für Bevölkerungsgruppen, Vertreter, sondern einen Siedlungsrat. Dieser 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
GENOSSENSCHAFTEN IM RAMPENLICHT 5 steht in Kontakt mit der Genossenschafts- markt macht dies schwer. Umso bedeuten- glieder glänzt. Und auch bei der Umnutzung verwaltung und beteiligt sich aktiv bei allen der ist die Kooperation zwischen Genos- von Brachflächen unter dem Titel „kubaai“ Prozessen im Quartier. Da gibt es schon mal senschaften und Sozialträgern, wie es die macht die Kooperation von der WohnBau die eine oder andere Meinungsverschieden- Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz eG und Westmünsterland eG mit der Stadt Bocholt heit, doch jeder hat für den anderen ein Ohr die ansässige Lebenshilfe zeigen. Dabei auch den Zugang zu neuen Ufern für breite Schich- und so werden gemeinsam neue Freiflächen, noch architektonisch und städtebaulich an- ten der Gesellschaft möglich. Plätze und Räume zur Begegnung gestaltet. sprechend zu bauen, macht auch den eigenen Anspruch deutlich. Und auch die Wohnungs- Gemeinsame Bündnisse Klima und Umwelt genossenschaft Witten-Mitte eG gibt in den Der Gedanke der Gemeinschaft greift dabei Unterstützt u. a. durch die Modernisierungs- gleichen Gebäuden, welche einst Eisenbah- über die eigenen Strukturen hinaus. In Düs- offensive des Landes Nordrhein-Westfalen nern den Weg in ein gutes Zuhause geebnet seldorf haben sich gleich drei Wohnungs- können auch ökologische Aspekte einbezo- haben, nun Menschen mit Gehirnschäden genossenschaften zusammengeschlossen, gen werden. Beispiel: Neben einem speziellen die Möglichkeit zur Teilhabe am Wohnungs- um gemeinsam die Fläche der ehemaligen trivalenten Heizsystem für die sanierten und markt. Schlösser-Brauerei zu entwickeln. Gemein- neu gebauten Gebäudebestände hat die hwg eG in Hattingen einen Naturschutz- HITEKTEN Quelle: farwick + grote ARC BDA STADTPLANER Quelle: VdW RW Quelle: VdW RW sam Wissen schaffen, das ist das Ziel des Ver- berater, der sich um mehrere Blühwiesen an Stadtentwicklung und bezahlbares eins Wohnen in Genossenschaften. den Beständen, über 130 Nistkästen und eine Wohnen 0,8 Hektar große Ökozelle kümmert. Genossenschaften sind Bestandshalter, teil- Und wenn die Aufhebung der Reisebeschrän- weise über Jahrhunderte. Selten wird dies kungen nun nach langer Zeit endlich wieder Teilhabe und Inklusion so deutlich wie beim Spar- und Bauverein einen kleinen Lichtblick bringt, dann könnte „Mittendrin statt nur dabei!“ - aber wie? Im in Dortmund. Das Unionviertel als Kreativ- auch der neue Reiseführer der Marketingin- Sinne der gelebten Inklusion entwickeln Ge- quartier der Stadt hat sein neu erstrahltes itiative der Wohnungsbaugenossenschaften nossenschaften neue Wohnformen in urba- Erscheinungsbild auch der Genossenschaft neue Lieblingsorte bereithalten. Doch erst nen Lagen, mit einer direkten Erreichbarkeit zu verdanken. Die umfangreiche Sanierung einmal hissen wir nun gemeinsam die Flagge von Supermärkten, Ärzten und Freizeitmög- im gesamten Bestand zeigt den baulichen am 3. Juli zum Internationalen Tag der Genos- lichkeiten. Für viele Menschen mit Beein- Wert der genossenschaftlichen Siedlung aus senschaften – und auch der VdW wird dabei trächtigung immer noch ein Wunsch, denn der Gründerzeit, der bis heute mitgetragen sein, um auf verschiedenen Kanälen für die der nicht gemeinwohlorientierte Wohnungs- wird und mit bezahlbaren Mieten für die Mit- Genossenschaften Flagge zu zeigen. KK Schon gewusst? Jeden Freitag im Juni wurde auf dem Instagramkanal des Verbandes (@vdw.rw) ein interessanter Fakt zu den Mitgliedsgenossenschaften des Verbandes geteilt 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
6 SCHWERPUNKT 35. SYMPOSIUM PERSPEKTIVEN FÜR WOHNUNGSGENOSSENSCHAFTEN Genossenschaften, Wissenschaft und Politik vor der Kamera Wahljahre sind an sich für die Wohnungs- mitglieder sind, bildeten den Rahmen der Verfassungsbeschwerde eingereicht und wirtschaft etwas Besonderes, fordern aber genossenschaftlichen Veranstaltung. Neben wünschen sich von der Politik einen kon- unter Pandemiebedingungen noch einmal den politischen Diskussionsrunden zeigte struktiven, inhaltlichen und langfristigen ganz neue Wege. So wurde das 35. Sym- der eigens vom Verband produzierte Image- Austausch anstelle ideologischen Handels. posium Perspektiven für Wohnungsge- film die konkrete praktische Umsetzung in Dass in Nordrhein-Westfalen eine Dis- nossenschaften dieses Jahr digital durch- den Genossenschaften des VdW Rheinland kussion um den Mietendeckel obsolet sei, geführt und ist auch danach auf YouTube Westfalen. machten alle politischen Parteien deutlich. online abrufbar. Zwei spannende Diskussi- Diskussionswürdig sei jedoch die Mietpreis- onsrunden mit Vertretern der Wohnungs- Dialog statt Mietendeckel bremse und ihre entsprechende Anpassung genossenschaften im Bundesgebiet und Zu Beginn sendete VdW-Verbandsdirektor mit Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit Abgeordneten auf Bundes- und Landes- Alexander Rychter die wohnungspolitische auch für die Genossenschaften, so Monika ebene behandelten aktuelle Themen. So Botschaft, dass die Debatten um den Mieten- Düker als Vertreterin von Bündnis 90 / Die gab es spannende Diskussionen zu Bau- deckel in Berlin nicht für das gesamte Bun- Grünen im NRW-Landtag und Aufsichtsrats- kosten, dem Mietendeckel, kooperativen desgebiet und die Wohnungspolitik in Nord- mitglied der WOGEDO Wohnungsgenossen- Modellen und dem Gemeinwohlauftrag rhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz schaft der Düsseldorf-Ost eG. der Genossenschaften. gelten. Vielmehr verdeutliche das Symposi- um, was die Wohnungsgenossenschaften für In München stehe es deutlich besser um die Wie auch in den vergangenen Jahren wur- ihre Mitglieder, die gesellschaftlichen Auf- Genossenschaften. Sie befinden sich wie auch de das Symposium gemeinsam vom VdW gaben und das bezahlbare Wohnen leisten. in der Hansestadt Hamburg im Dialog mit der Rheinland Westfalen, dem Institut für Ge- Stadt, welche eigene Flächen nur noch für den nossenschaften der Westfälischen Wilhelms- Prof. Dr. Theresia Theurl, Direktorin des Mietwohnungsbau – und dabei zu 40 Prozent Universität Münster (WWU) und dem Verein Instituts für Genossenschaften der WWU an Genossenschaften – vergibt. Auch erhalten Wohnen in Genossenschaften e. V. veran- in Münster, unterstrich diese Aussage in diese Vorkaufsrechte in Gebieten mit Erhal- staltet. Sie bilden die Verbindung zwischen ihrer Einführung zur Diskussion mit den tungssatzungen und werden bei der sozial- Wissenschaft und Praxis und stellen seit Genossenschaftsvorständen, welche in Be- gerechten Bodennutzung berücksichtigt. Das vielen Jahren den Kontakt zu den politischen zug auf den Mietendeckel in Berlin auch Hamburger Bündnis fürs Wohnen zeichnet Gästen und den Dialog zu genossenschaftli- einen hohen emotionalen Wert mit sich sich durch ein Miteinander von Politik und chen Themen und Entwicklungen her. Zwei bringt. Thomas Kleindienst, Vorstand der Wohnungswirtschaft aus, berichtete Michael Talkrunden von Vertretern der Wohnungs- Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eG in Wulf, Vorstandssprecher des Bauvereins der genossenschaften im Bundesgebiet und Berlin, erklärte, wie sehr die aktuelle Debatte Elbgemeinden eG in Hamburg. Für die Ge- Abgeordneten im Bundes- und Landtag, um den Mietendeckel in der Hauptstadt nossenschaften ist es wichtig, im langfristigen welche alle auch aktive Genossenschafts- auch die Genossenschaften trifft. Sie haben Dialog zu sein, um mit aktuellen Herausforde- rungen umgehen zu können. Hohe Bodenpreise und Baukosten fordern politische Unterstützung Zu den aktuellen Herausforderungen für Ge- nossenschaften zählen vor allem die hohen Baukosten und die steigenden Bodenpreise. Sie führen zu einem geringeren Neubau- volumen und dafür mehr Investitionen in Neubau und Modernisierung. Dort ist die politische Unterstützung gewünscht, denn Leistungen verdienen auch Gegenleistun- gen: Genossenschaften treten für bezahl- baren Wohnraum ein, müssen aber auch wirtschaftlich handlungsfähig bleiben. Klaus Mindrup von der SPD und Aufsichtsrats- mitglied der Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe eG sieht es als Aufgabe der Po- Quelle: VdW Rheinland Westfalen litik, die Situation der Genossenschaften als sozialorientierte Bestandshalter etwa durch Gemeinsam vor der Kamera für die genossenschaftlichen Perspektiven aus Sicht der Praxis die Bereitstellung von günstigem Grund und Wissenschaft: Alexander Rychter, Verbandsdirektor VdW Rheinland Westfalen, und Prof. und Boden zu verbessern. Die steigenden Dr. Theresia Theurl, Institut für Genossenschaften der WWU Münster Baukosten sieht Manfred Todtenhausen, 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
GENOSSENSCHAFTEN IM RAMPENLICHT 7 Quelle: VdW Rheinland Westfalen Das 35. Symposium Perspektiven für Genossenschaften wurde live aus dem Studio 47 in Duisburg übertragen und ist seit vielen Jahren die größte Veranstaltung zu genossenschaftlichen Themen im Verbandsgebiet: Mietendeckel, Bodenpreise, Gemeinwohlorientierung und Klima – Die Diskussion der Abgeordneten ist auch auf dem YouTube-Kanal des Verbands für alle Interessierten abrufbar Gesellschaftliche Bedeutung Bundestagsabgeordneter der FDP und ehe- ihre Selbstverpflichtung des bezahlbaren mals Vorstandsmitglied der Wuppertaler Demenz-WG, Baugruppen und Kulturstätten Wohnens vertrauen. Das heißt auch, ihnen Bau- und Sparverein eG, als eine der Haupt- – Genossenschaften sind bereit für gesell- Gestaltungsspielräume zu eröffnen, Flä- herausforderungen der Genossenschaften. schaftliche Aufgaben und Innovationen. Sie chen zur Verfügung zu stellen und den ver- Er plädiert für einen „Baukosten-TÜV“, wo bilden die idealen Partner für konzeptionelle waltungstechnischen Aufwand abzubauen, Baukosten gesenkt werden können. Stadtgestaltung und die Bereitstellung von sodass Genossenschaften langfristig im Wohnraum, etwa für ältere Menschen oder Sinne ihrer Mitglieder wirtschaften können. Klima muss im Quartier gedacht werden, Menschen mit Behinderungen. „Genossen- Ganz im Sinne eines offenen Dialogs statt nicht in Leuchtturmprojekten schaften bauen für alle“, fasste es Franz- ordnungsrechtlicher Vorschriften. Diese In Bezug auf den Klimaschutz heißt es für die Bernd Große-Wilde, Vorsitzender des Ver- Aufgaben haben die Politiker mit genos- Genossenschaften nicht in einzelnen Gebäu- eins Wohnen in Genossenschaften e. V. und senschaftlichem Hintergrund ebenfalls den, sondern im Quartier zu denken. In der Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bau- erkannt und sahen Förderprogramme unter Praxis ist für sie ein Mix aus Maßnahmen im vereins Dortmund eG, zusammen. Das um- Einbeziehung von Genossenschaften als Quartier oder im Gesamtbestand zielführen- schließe sowohl den geförderten Wohnungs- wichtiges Instrument. der, als sich auf einzelne Gebäude zu fokussie- bau als auch den Bau von frei finanzierten ren. So können Mobilitätskonzepte genauso Wohnungen für mittlere Einkommensklas- Das Symposium war ein erfolgreicher Auf- zur CO₂-Reduzierung beitragen wie Wohn- sen. Neben der reinen Anerkennung für ihr takt im Genossenschaftsmonat des Verban- gebäude im Passivhaus-Standard. Ähnliches soziales Engagement wünschten sich die des und auch mit Blick auf die Debatten der gilt für die Debatte um den Mieterstrom oder Vorstände eine langfristige konzeptionelle Bundestagswahlen im Herbst und die Land- den Wohnflächenverbrauch. Einzelne Kenn- und finanzielle Unterstützung, welche flexi- tagswahlen im kommenden Jahr. Viele der größen am Gebäude können Ziele verfehlen, bel auf die Situation in den Nachbarschaften angesprochenen Themen betreffen nicht konzeptionelle Kenngrößen können das Ziel und Stadtvierteln eingeht. Ein politischer nur die Genossenschaften, sondern die ge- wiederum fördern. Dass eine differenzierte Vorschlag bestand aus der stärkeren Einbin- meinwohlorientierte Wohnungswirtschaft Betrachtung des Gebäudesektors abhängig dung in ganzheitliche Konzepte. im Allgemeinen. Die politische Diskussi- vom Zustand des Gebäudes notwendig sei, onsrunde ist auch nach der Veranstaltung bekräftige Peter Preuß, Landtagsabgeordneter Genossenschaftliche Positionen in Bezug auf dem YouTube-Kanal des Verbands der CDU und Aufsichtsratsmitglied DWG eG auf die Politik und Verwaltung abrufbar. Dort wird in Kürze auch der im Düsseldorf. Die Herausforderung liege jedoch Für eine langfristige und planungssichere Symposium gespielte Imagefilm der Genos- darin, die Differenzierung so vorzunehmen, Kooperation muss die Politik in die Leis- senschaften zu finden sein. KK dass sie rechtlich getragen werden kann. tungsfähigkeit von Genossenschaften und 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
8 SCHWERPUNKT Gemeinsam Flagge zeigen und Segel setzen MARKETINGINITIATIVE DER WOHNUNGSBAUGENOSSENSCHAFTEN DEUTSCHLAND E. V. >> Die Marketinginitiative der Wohnungsbaugenossenschaften Deutschland ist ein Zusammenschluss von 420 Wohnungs- baugenossenschaften mit über 800.000 Wohnungen. Ihr Ziel: Das genossenschaftliche Wohnen bekannter zu machen und die Marke „Wohnungsbaugenossenschaften“ zu positionieren. In dem 2007 gegründeten Netzwerk werden Projekte umgesetzt, die überregionale Strahlkraft haben und von denen alle profitieren können. Zum Internationalen Tag der Genossenschaften am 3. Juli 2021 zeigen sie gemeinsam Flagge. Schleswig-Holstein Radiospots im Rahmen Quelle: Marco Polo einer Audiokampagne in zahlreichen Ra- diosendern zu hören sein. Ziel der Aktion ist es, auf die gesellschaftliche Bedeutung von Wohnungsbaugenossenschaften und deren Quelle: Marketinginitiative der Wohnungsbaugenossemschaften Deutschland e. V. Werte hinzuweisen. Soziale Bedeutung Der Internationale Genossenschaftstag (In- ternational Cooperative Day) wird seit 1923 am ersten Samstag im Juli gefeiert. 2016 hat die UNESCO die Genossenschaftsidee in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Bezahlbares, sicheres und gutes Wohnen ist der Grundgedanke der Baugenossenschafts- bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin entstand. Erstmals ging es beim Wohnen nicht nur um Rendite, sondern um helle, freundliche Wohnungen mit einem Fleckchen Grün, um demokratische Teilha- In Planung: Schon bald wird ein Wegwei- be, Dauerwohnrecht, innovative Architektur ser für genossenschaftliche Lieblingsorte sowie Sozial- und Kultureinrichtungen – erscheinen heute genauso wichtig wie damals. Heute sorgen die Wohnungsbaugenossenschaften Olaf Rabsilber, Vorsitzender der Marke- der Marketinginitiative dafür, dass über eine Regionen mit Bezug zu den Gästewohnun- tinginitiative erklärte: „Uns ist wichtig, am Million Menschen ein sicheres und bezahl- gen der teilnehmenden Genossenschaften Internationalen Tag der Genossenschaften bares Zuhause haben. vorgestellt werden und so individuell sind ein gemeinsames Zeichen zu setzen und wie die Genossenschaften selbst. Bei diesem deutlich zu machen: Gesellschaft braucht Die 420 Wohnungsbaugenossenschaften zei- schönen Buchprojekt steht der Marketing- Genossenschaft.“ gen nicht nur Flagge, sondern machen durch initiative der Marco Polo Verlag zur Seite, weitere gemeinsame Projekte auf die Vorteile der schon seit Jahrzehnten Marktführer im 30 Regionen, eine Botschaft: Gesellschaft und Werte aufmerksam, wie zum Beispiel Segment Reiseliteratur ist. Ein perfektes braucht Genossenschaft! mit dem genossenschaftlichen Reiseführer, Umfeld für die „Lieblingsorte“ der Genossen- In einer gemeinsamen bundesweiten Aktion der noch in diesem Jahr erscheinen wird. schaften, um ihren Mitgliedern das Reisen setzen die Wohnungsbaugenossenschaften (wieder) schmackhaft zu machen. Der Look am Internationalen Tag der Genossenschaf- Reiseführer Lieblingsorte – eine genos- wird im unverwechselbaren Marco Polo De- ten erneut ein Zeichen: Sie hissen Flag- senschaftliche Reise durch Deutschland sign gehalten, ergänzt um das Bauklötzchen- gen und plakatieren ihre Häuser – alles im Nach dem letzten Jahr mit seinen großen He- Logo mit den markanten Farben. „Unser markanten Bauklötzchen-Auftritt der Woh- rausforderungen sehnen sich die Mitglieder genossenschaftlicher Reiseführer wird ein- nungsbaugenossenschaften Deutschland, umso mehr danach, wieder reisen zu dürfen. malig sein“, so Olaf Rabsilber. „Sie werden alle mit derselben Botschaft: Gesellschaft Hierzu soll der Reiseführer Anreiz bieten. nichts Vergleichbares finden. Und – es ist ein braucht Genossenschaft. Zudem werden in besonders wertiges Geschenk für Mitglieder den Bundesländern Baden-Württemberg, Entstehen wird ein Reiseführer, in dem be- und Mitarbeitende.“ Marketinginitiative der Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und sondere, nicht altbekannte Orte, Plätze, Wohnungsgenossenschaften Deutschland e. V. 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
GENOSSENSCHAFTEN IM RAMPENLICHT 9 VEREIN WOHNEN IN GENOSSENSCHAFTEN Nicht nur durch die Digitalisierung vernetzt in ganz Deutschland Der Verein Wohnen in Genossenschaften des Vereins zur Verfügung. Die Studie von Das Netzwerk besteht aus einem starken Zu- schlägt immer wieder Brücken zwischen Katrin Trunec von Analyse & Konzepte immo. sammenschluss von 70 Genossenschaften, Wohnungsgenossenschaft und Wissen- consult zeigt nicht nur theoretische, sondern nicht nur im VdW-Verbandsgebiet, sondern schaft. Er setzt dort an, wo jede einzelne insbesondere auch praktische Beispiele aus auch darüber hinaus. Der deutschlandweit ak- Wohnungsgenossenschaften alleine nur den Wohnungsgenossenschaften, die zusam- tive Verein ist immer auf der Suche nach span- schwer aktiv werden kann und hat durch men als Grundlage für die Umsetzung einer nenden Themen und gibt seinen Mitgliedern den guten Austausch mit verschiedenen ganzheitlichen digitalen Strategie dienen. die Chance, dies mitzugestalten. So reichen Forschungseinrichtungen und durch die Dazu wurde die Pandemie zum Anlass ge- die Ideen für neue Themen aktuell von der Mo- Unterstützung seiner Mitglieder die Mög- nommen, doch die Erkenntnisse sind auch für bilität im Quartier über Austauschnetzwerke lichkeit, von der Wohnraumförderung über die Unternehmen von langfristigem Interesse. zwischen erfahrenen und jüngeren Genossen- die Bestandsentwicklung im Quartier und schaftsmitgliedern bis hin zum gesellschaftli- das Zusammenleben in Nachbarschaften Inhalte aktiv mitgestalten chen Engagement der Genossenschaften über bis hin zur digitalen Kommunikation in Auch der Verein selbst hat sich neue digitale die eigenen Bestände hinaus. Wenn auch Sie den genossenschaftlich organisierten Woh- Wege gesucht. So wurden die letzten Bro- genossenschaftliche Themen haben, die Sie nungsunternehmen eine Vielfalt von wis- schüren anders als üblich nicht in Präsenz, gerne durch eine wissenschaftliche Expertise senschaftlicher Forschung abzudecken. sondern digital vorgestellt. Der Leitfaden zur betrachten wollen, wenden Sie sich an den Wohnraumförderung in Genossenschaften Verein oder werden einfach selbst Mitglied! Die Projekte des Vereins – gefördert, grün wird im August veröffentlicht. Und wäh- Weitere Informationen finden Sie unter www. und digital rend das letzte Symposium „Perspektiven für wohnen-in-genossenschaften.de KK So kann der Verein von vielfältigen neuen Wohnungsgenossenschaften“ (Seite 6 und 7) Erkenntnissen aus der Welt der Genossen- digital durchgeführt wurde, hofft der Verein schaften berichten: Die Wohnraumförderung auf eine Präsenzveranstaltung beim Herbst- bei Genossenschaften hat im vergangenen Symposium. Das birgt nicht nur die Chance, Jahr deutlich zugenommen, dennoch ist der die nächste Mitgliederversammlung in Prä- Anteil der Wohnungsgenossenschaften weiter senz abzuhalten, sondern auch die neuen Sti- SH ausbaufähig. Um Hemmnisse zu erkennen, pendiaten an der EBZ Business School – von diese abzubauen und gute Beispiele zu zei- denen der Verein erstmals gleich zwei gen, erstellt das InWis im Auftrag des Vereins Studierende unterstützt – persönlich Leer Hamburg MV einen Leitfaden zur Wohnraumförderung in zu begrüßen. HH Genossenschaften. Ergänzt wird das Vorha- ben durch eine Befragung der NRW.BANK HB und des VdW Rheinland Westfalen und im Bünde NI Rheine August gemeinsam vorgestellt. Emsdetten Bielefeld Gifhorn Havixbeck Weg von der Teppichstange und Coesfeld Halle Lemgo Braunschweig Münster dem klassischen Abstandsgrün hin zu gesundheitsfördernden Borken Freiräumen bei Genossenschaf- Gelsen- Lünen ST ten ist das Ziel der Studie von kirchen Herne NW Göttingen Oberhausen Dortmund Prof. Dr. Rohler und Lars Winking Essen Witten Menden Duisburg Hattingen Iserlohn der Fachhochschule Ostwestfalen- Mülheim Hagen Velbert Gevelsberg Lippe. Sie erheben Best-Practice- Düsseldorf Wuppertal Ennepetal Neuss Beispiele über die Gestaltung Solingen Langenfeld Kierspe von Freiräumen in Genos- Dormagen Leichlingen Herborn TH Leverkusen senschaften. Daraus soll ein Andernach Fulda Baukasten-System für Woh- Köln HE nungsgenossenschaften ent- Koblenz Erlensee Erftstadt stehen, welches Hilfestellung für Frankfurt a.M. RP die Planung der jeweiligen typolo- Rüsselsheim Trier gischen Situation bietet. Bad Kreuznach Während die beiden o. g. Themen SL noch in Bearbeitung sind, steht die Stu- Landkarte der Mitglieder die „Digitale Kommunikation in Genossen- des Vereins Wohnen in schaften“ bereits abrufbereit auf der Webseite Genossenschaften BW BY Kirchheim unter Teck 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
10 SCHWERPUNKT WOHNPROJEKT DER JÜNGSTEN GENOSSENSCHAFT DES VERBANDS: DIE KRONE BOCHUM EG Gemeinschaftliches und nachhaltiges Wohnkonzept für alle Generationen Verbunden durch großzügige Grünflächen bietet das Areal zusammen mit einem Spiel- platz Kindern wie auch älteren Menschen viel Raum für das Zusammensein und die Gartengestaltung und Urban Gardening. 6,1 Millionen Euro investierte allein die Genossenschaft Krone Bochum eG in ihr viergeschossiges Mehrfamilienhaus. Ihr ge- hören 37 Mitglieder an, die Geschäftsanteile für eine der insgesamt 21 Genossenschafts- wohnungen erworben haben. Die Ein- bis Quelle: Krone Bochum eG Vierzimmerwohnungen sind allesamt ener- gieeffizient und barrierearm gebaut und teil- Am 18. April 2019 feierte die Krone Bochum eG das Richtfest des genossenschaftlichen Wohn- weise sogar rollstuhlgerecht. Das Haus ver- projektes, u.a. mit dabei: der Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und Barbara fügt zudem über einen Gemeinschaftsraum. Jessel, Aufsichtsrätin der Krone Bochum eG (v. r.) Im Februar 2019 war Baubeginn, im Juni Moderne Wohnkonzepte fördern den Zu- ein echtes Leuchtturmprojekt für nachhal- 2020 war das Genossenschaftshaus bereits sammenhalt ihrer Bewohner. Wie zum tiges Wohnen geschaffen“, sagt Dietrich fertig. Das Haus der Eigentümerschaft war Beispiel das Genossenschaftshaus der Suhlrie, Mitglied des Vorstands der NRW. ebenfalls Ende Juli 2020 bezugsfertig. In Krone Bochum eG in der Kronenstraße BANK. „Das Wohnprojekt Kronenstraße das Mietshaus zogen im Dezember 2020 die in Bochum-Ehrenfeld. Seit Sommer 2020 zeigt, wie sich mithilfe der öffentlichen ersten Bewohner ein. „Wir helfen einander, leben hier mehrere Generationen unter Wohnraumförderung mitten in der Stadt passen auf uns auf und vertrauen einander“, einem Dach. Die Hausgemeinschaft greift generationenübergreifende Wohnkonzepte erzählt grünes Ratsmitglied und Krone-Mit- sich gegenseitig unter die Arme. Sechs der umsetzen lassen, die dem demografischen initiatorin Barbara Jessel von den Vorteilen 21 neuen Wohnungen unterstützte die Wandel Rechnung tragen und für zusätzli- der offenen und generationsübergreifenden NRW.BANK mit Mitteln der Wohnraum- chen bezahlbaren und attraktiven Wohn- Wohnform. förderung. raum sorgen.“ Gelebte Solidarität – die findet sich in dem Das Projekt Kronenstraße ist ein gutes Bei- Auf insgesamt 5.700 Quadratmetern grup- Wohnprojekt an der Kronenstraße in Bo- spiel für die neue Wohnphilosophie der pieren sich auf der ehemaligen Brachfläche chum wieder. Über einen Chat tauschen die Zwanzigerjahre: Leben und Arbeiten finden drei vier- bis fünfgeschossige Mehrfamili- Bewohnerinnen und Bewohner Einkaufs- zunehmend an einem Ort statt. Singles, enhäuser. Sie beinhalten Miet-, Eigentums- wünsche aus, wechseln sich untereinander Paare, Familien mit Kindern, Senioren und und Genossenschaftswohnungen, eine Ein- bei der Kinderbetreuung ab oder organi- Menschen mit Behinderungen wohnen Tür richtung der ambulanten Tagespflege durch sieren Balkonkonzerte. Jeder kümmert sich an Tür und unterstützen sich einander. die Diakonie Ruhr, das Café Mascha sowie um jeden – ein Beispiel für eine gelungene Räume für eine Logopädiepraxis. Nachbarschaftshilfe auch in Zeiten der Co- Dort, wo einst Hein de Groot seine Möbel rona-Pandemie. Genossenschaft Krone eG lagerte und anschließend das Stadtarchiv historische Schätze hortete, praktizieren heute Jung und Alt, Familien und Singles in drei Gebäuden und 75 Wohnungen das gemeinschaftliche Miteinanderleben. Die Stadt als Eigentümerin hatte das Gelände vor Jahren über ein Bestgebotsverfahren veräußert: Nicht das höchste Gebot bekam den Zuschlag, sondern das städtebaulich überzeugendste Konzept. „Zwischen Schauspielhaus und der Innen- Quelle: Genossenschaft Krone eG stadt haben eine Genossenschaft, die Krone Bochum eG mit einem Projektentwickler Bei der Realisierung des Projektes in der Kronenstraße in Bochum stand auch der VdW Rhein- und ein Privatinvestor mit vereinten Kräften land-Westfalen mit seiner Gründungsberatung unterstützend zur Seite 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
GENOSSENSCHAFTEN IM RAMPENLICHT 11 WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT WITTEN-MITTE SANIERT DENKMALGESCHÜTZTE EISENBAHNER-SIEDLUNGSHÄUSER Ein neues Zuhause für Menschen mit erworbener Hirnschädigung Quelle: Herbert Wannhoff Das Genossenschaftsmitglied M. Meyer am Eingang zum sanierten, nun barrierefrei zugänglichen und rollstuhlgerechten, denkmalgeschützten Wohngebäude der Witten-Mitte eG, das einst für die Beschäftigten eines angrenzenden Weichenwerks errichtet wurde und nun Menschen mit Hirnschäden ein neues und den Wohnbedürfnissen entsprechendes Zuhause bietet Z urück ins Leben. Nach einem schwe- Entstanden sind 16 rollstuhlgerechte bzw. Grundgedanke des betreuten Wohnkonzepts ren Unfall mit Hirnschädigung oder barrierearme rund 40 Quadratmeter große ist es, den Betroffenen mit professioneller einem Schlaganfall ist für Betroffene Einzelapartments mit Neubaustandard. Mit Unterstützung ein individuelles, selbstbe- nichts mehr wie vorher. Vieles muss neu jedem Bewohner ist ein Einzelmietvertrag stimmtes Leben zu ermöglichen und die erlernt werden und selbst die alltäglichsten abgeschlossen. Bethel vor Ort übernimmt Integration in den gesellschaftlichen Alltag Handgriffe können plötzlich große Probleme die 24-Stunden-Betreuung der Menschen zu fördern. Von Vorteil ist hier, dass sich die bereiten. Das „normale“ Leben scheint damit und hat dazu als Anlaufstelle eine kleine kleine Siedlung in der Nähe des Wittener in unerreichbare Ferne gerückt. „Wir wollen Wohnung mitten in der Siedlung angemietet. Stadtzentrums befindet. Öffentliche Ver- diesen Menschen die Chance geben, mit pro- kehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten sowie fessioneller Unterstützung den Weg zurück Der Ausbau der Apartments erfolgte ganz auf Ärzte und Krankenhäuser sind sehr gut zu in den Alltag zu finden“, erklären Frank Nolte die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet. erreichen. und Gerhard Rother, Vorstand der Witten- Die Bäder wurden mit innovativen Sanitär- Mitte eG. In Kooperation mit Bethel.regional objekten, bodengleichen Duschen und un- Aufgrund der Nachfrage nach Wohnraum (Bodelschwinghsche Stiftungen) hat die terfahrbaren Waschtischen ausgestattet. Der für Menschen mit erworbener Hirnschä- Wohnungsgenossenschaft schon vor über Umbau wurde seinerzeit dokumentiert und digung hat die Wohnungsgenossenschaft zehn Jahren das Projekt „Intensiv ambulant u. a. auch im Rahmen der Verleihung des Witten-Mitte 2015 nur wenige Gehminuten betreutes Wohnen“ in einer ehemaligen, „Innovationspreises Wohnungswirtschaft“ entfernt in der Breite Straße einen Neubau denkmalgeschützten Eisenbahner-Siedlung auf der DEUBAU 2012 in Essen vorgestellt. mit sechs rollstuhlgerechten Wohnungen in der Kronenstraße in Witten realisiert. Schwellenlose Übergänge im Wohnbereich, von jeweils 52 Quadratmetern Wohnfläche zusätzliche Handläufe im Treppenhaus so- errichtet. Auch hier gibt es für Bethel eine Vier leer stehende, denkmalgeschützte wie Rampen im Außenbereich erleichtern Betreuerwohnung im benachbarten Altbau. Mehrfamilienhäuser, 1869 für die Beschäf- den Zugang und ein bedarfsgerechtes Woh- Finanziert wurde die Sanierung der denk- tigten des angrenzenden Weichenwerks nen im Denkmal. Ein Gemeinschaftsraum malgeschützten Eisenbahner-Siedlungshäu- errichtet, wurden von der Genossenschaft und Gärten mit Sitzgelegenheiten sollen ser wie auch der Neubau in der Breite Straße für Menschen mit erworbener Hirnschädi- den Austausch zwischen den Bewohnern mit öffentlichen Mitteln. gung umfangreich saniert und umgebaut. fördern. Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte eG 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
12 SCHWERPUNKT Gemeinsam Schlösser bauen GENOSSENSCHAFTLICHE KOOPERATIONEN ALS WEGWEISER FÜR DIE ZUKUNFT >> Andreas Vondran, Wohnungs- genossenschaft Düsseldorf-Ost eG (WOGEDO), Heiko Leonhard, Düsseldorfer Wohnungsgenossen- schaft eG (DWG), und Stephan Grey, Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft eG Düsseldorf (BWB), sind Vorstände von gleich drei Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaften. U. a. für die Entwicklung des Schlösser-Areals haben sie sich zusammengeschlossen, um gemeinschaftlich für ihre Mitglieder preisgedämpften Wohnraum zu realisieren. Drei Wohnungsgenossenschaften Das Ergebnis kann sich sehen lassen und Was unterscheidet das gemeinsame entwickeln gemeinsam auf einer Fläche die gigantische Nachfrage spricht für sich: Vorhaben von einer alleinigen Entwick- bezahlbaren Wohnraum, das ist durchaus Wir hätten sicher auch die sechsfache Zahl lung in Bezug auf die Projektplanung, etwas Außergewöhnliches: Wie kam es zu an Wohnungen vermieten können. Günsti- die Eigentumsverhältnisse, aber auch dem gemeinsamen Bauvorhaben auf dem ge Mieten und überragender Service – die die bauliche Durchführung und die Schlösser-Areal? Welche Rolle spielte die Menschen wollen bei Wohnungsgenossen- Vergabemodelle? Kooperation mit der Kommune dabei? schaften wohnen. Stephan Grey: Im Rahmen der konkreten Andreas Vondran: Grundsätzlich fehlt es Für welches Marktsegment wird gebaut? Umsetzung des Bündnisses für genossen- in der Landeshauptstadt Düsseldorf an be- Wo haben Sie gemeinsam Ihre inhaltli- schaftliches Wohnen wurde den Bündnis- zahlbaren Wohnungen – speziell für die chen Schwerpunkte gesetzt, wo kam es partnern ein städtisches Grundstück ange- Menschen mit mittleren und geringeren auch zu unterschiedlichen Meinungen? boten. Auf dem Gelände standen vorher die Einkommen. Im Jahre 2017 haben die fünf Heiko Leonhard: Alle Wohnungen entste- Brauerei Schlösser – Namensgeber unseres Genossenschaften daher mit der Stadt und hen als sog. preisgedämpfte Mietwohnun- gemeinsamen Quartiers – und ein Schlacht- dem VdW Rheinland Westfalen das „Düs- gen. Wir könnten hierbei bis zu 11,30 Euro hof. Die drei größten Genossenschaften in seldorfer Bündnis für genossenschaftliches pro Quadratmeter Wohnfläche als Kaltmiete Düsseldorf schlossen sich zusammen, um Wohnen“ geschlossen. Ziel ist es, partner- verlangen. Tatsächlich haben wir uns nach unter Berücksichtigung der Vorgaben des schaftlich die Schaffung dieses bezahlbaren intensiver Diskussion dazu entschlossen, Handlungskonzeptes Wohnen in einem Wohnraums zu ermöglichen. Ein Bestandteil nur 9,60 Euro in den Mietverträgen zu ver- ersten Bauabschnitt 134 Wohnungen im der Bündnisverpflichtung ist, dass die Stadt einbaren und diese Miete auch mindestens Segment des mietpreisgedämpften Woh- Düsseldorf prüft, den Genossenschaften drei Jahre unverändert zu lassen. Die künf- nungsbaus zu errichten. Die Voraussetzun- geeignete Grundstücke zur Verfügung zu tigen Bewohner dürfen hierbei die Einkom- gen: eine maximale Durchschnittsmiete. Im stellen. Denn die hohen Grundstückspreise mensgrenze des geförderten Wohnungsbaus Gegenzug veräußerte die Stadt das Areal auf dem freien Markt machen bezahlbares Stufe A um max. 60 Prozent überschreiten. mit einem Abschlag von rund einem Drittel Wohnen unmöglich. Wir bauen hier sozusagen für die Mitte der des Marktrichtwertes. Für das Grundstück Stadtbevölkerung. Menschen, die keinen An- existierte bereits ein gültiger Bebauungsplan. Uns hat gefreut, dass die Stadt erkannt hat, spruch auf einen Wohnberechtigungsschein dass neben der eigenen städtischen Woh- haben, sich aber die ortsüblichen Mieten In einem ersten Schritt wurde ein nichtof- nungsgesellschaft weitere starke Partner von 13 bis 14 Euro nicht leisten können oder fener, zweiphasiger kooperativer Realisie- benötigt werden und dies v. a. die Genossen- wollen. rungswettbewerb nach § 3 Richtlinie für schaften sind. Das erste sichtbare Ergebnis unseres Bündnisses – wenn auch leider das einzige bisher – ist das Schlösser-Areal. Hier erhielten wir zwei Baufelder von der Stadt in Derendorf. Derendorf hat sich zu einem beliebten Stadtteil verwandelt, in dem in den letzten Jahren sehr viel neu gebaut wurde, bisher allerdings ausschließlich im hohen Mietpreissegment. Die Genossenschaften haben sich unterei- nander verständigt und schließlich haben drei Genossenschaften aus dem Bündnis verbindlich zugesagt, mitzumachen. Relativ Quelle: Genossenschaft Krone eG schnell haben wir einen Architektenwettbe- werb gemacht, um auch die beste städtebau- Bau und Architektur aus einer Hand: Der gemeinsame Bau der WOGEDO, DWG und BWB liche Lösung für das Projekt zu finden. befindet sich mitten in der Umsetzung 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
GENOSSENSCHAFTEN IM RAMPENLICHT 13 Quelle: WOGEDO Quelle: DWG Quelle: BWB Andreas Vondran, Wohnungsgenossenschaft Heiko Leonhard, Düsseldorfer Wohnungsge- Stephan Grey, Beamten-Wohnungs-Bauge- Düsseldorf-Ost eG (WOGEDO) nossenschaft eG (DWG) nossenschaft eG Düsseldorf (BWB) Planungswettbewerbe (RPW) ausgelobt. Die Worin lag die aktuell größte Heraus- Als nicht nur Wohnungs-, sondern auch Aufgabe: Schaffung eines Wohnungsmi- forderung bei der Entwicklung am als Baugenossenschaft erfüllen wir darü- xes, der unter Berücksichtigung der hohen Schlösser-Areal? ber hinaus auch eine stadtgesellschaftliche Anforderungen an den Immissionsschutz – und städtebauliche Aufgabe: die Schaffung insbesondere beim Schallschutz, da das Heiko Leonhard: In Düsseldorf sind zwei von dringend benötigtem, attraktivem und Grundstück von zwei Seiten lärmtechnisch Punkte einer Projektentwicklung besonders bezahlbarem Wohnraum. Jede einzelne sehr belastet ist – bezahlbaren Wohnraum im herausfordernd. Zum einen ein passendes Genossenschaft ist gut in der Stadt verlinkt, urbanen Kontext schafft. Dabei sollte eine ein- Grundstück zu finden und dafür dann noch aber gemeinsame Aufgaben lassen sich ge- heitliche Architektursprache entwickelt und innerhalb eines vernünftigen Zeitraumes meinsam – auch in der Wahrnehmung bei jede Genossenschaft einen etwa gleich großen eine Baugenehmigung zu erhalten. Weiter der Stadt und insbesondere auch in der Wohnflächenanteil erhalten. Eine Wohnungs- machten allen beteiligten Planern die sehr Politik – manchmal besser gemeinschaft- eigentümergemeinschaft kam nicht in Frage, hohen Schallschutzanforderungen des Be- lich lösen. Nicht selten kämpfen wir in der also musste die Planung auch dem Umstand bauungsplans zu schaffen. Genehmigungsphase, nicht zuletzt in den einer echten Realteilung Rechnung tragen. Stadtteilparlamenten in Düsseldorf, gegen Um ein bestmögliches Wettbewerbsergebnis Das Projekt soll noch in diesem Jahr Vorstellungen und Forderungen an. Üben zu erzielen, einigten wir uns im Sinne einer fertiggestellt werden: Gehen Sie auch in Genossenschaften den Schulterschluss, breiten Fächerung unterschiedlichster Archi- der Bewirtschaftung weiter gemeinsame macht es die interessierte Öffentlichkeit da- tektur- und Lösungsansätze auf fünf Büros, die Wege? rauf aufmerksam, was uns Genossenschaften dann wiederum einen Landschaftsarchitekten Andreas Vondran: Jede Genossenschaft ausmacht: Die Selbsthilfe und die Solidarität. als Teampartner benannten. Die Entwürfe bewirtschaftet ihren eigenen Bestand selbst- Und damit sind wir schon sehr lange erfolg- wurden von den drei Partnergenossenschaften ständig, dafür sorgt die saubere Realteilung. reich unterwegs. gemeinsam geprüft, diskutiert und bewertet. Lediglich bei den Grünlagen, der Abfall- Letztlich entschied dann das Los, welche Ge- wirtschaft und den Tiefgaragen gibt es eine Gemeinsame Projekte bergen auch den Vor- nossenschaft welchen Projektteil realisiert. gemeinschaftliche Bewirtschaftung. Dies teil in sich, Planungs- oder Kapazitätseng- haben wir über den Abschluss einer Ver- pässe im eigenen Unternehmen zu überbrü- Parallel zum Wettbewerb war die Frage der einbarung gelöst. Die Verwaltung wechselt cken, anstatt weiteres Personal einzustellen. Projektorganisation zu klären. Es war von dabei turnusgemäß alle fünf Jahre und es Anfang an klar, dass bei drei Bauherren der erfolgt eine jährliche Abrechnung gegenüber Natürlich ist man bei der Realisierung eines Einsatz eines externen Projektsteuerers am den anderen zwei Genossenschaften. Ein gemeinsamen Projektes nicht immer einer zweckdienlichsten sei. Bis heute hat sich dies einfaches und verbindliches Verfahren, das Meinung. Setzt man die Eigenkapitalver- als gute Entscheidung herausgestellt. Es wurde sich bereits in der Vergangenheit bei ähnli- zinsung herab, um die Mieten etwas zu ein Projektteam, bestehend aus Mitarbeitern chen Konstellationen bewährt hat. senken oder damit Baukostensteigerungen des Projektsteuerers, den Planern und Pro- aufzufangen? Welches energetische Konzept jektleitern aus den Genossenschaften, einge- Werfen Sie einen Blick in die weitere soll umgesetzt werden? Kosten-Nutzen-Re- richtet, das regelmäßig in konzentrierter Form Zukunft: Können Sie sich auch weitere lationen sind zu diskutieren. Gemeinsamer in gemeinsamen Sitzungen die notwendigen gemeinsame Projekte vorstellen? Austausch ist immer fruchtbar. Natürlich Entscheidungen – unter Beachtung der Einzel-, Stephan Grey: Klares Ja. Wir als Genossen- gibt es auch schon mal die eine oder andere aber auch der Gesamtinteressen, trifft respekti- schaft haben einen Satzungsauftrag, die Missstimmung. Aber das gehört dazu. Wenn ve vorbereitet. Die unterschiedlichen Ansätze Förderung und Bewahrung der Interessen das Ergebnis stimmt, hat es sich gelohnt. Und und Erfahrungen der Beteiligten haben bislang der jeweiligen Mitglieder unserer Genos- einer gewinnt immer: unsere Mitglieder. zu durchweg guten Ergebnissen geführt. senschaften. Genossenschaft Krone eG 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
14 IM FOKUS: BAUKOSTEN PREISE FÜR ROHSTOFFE AUF REKORDNIVEAU Die Baubranche kämpft mit Engpässen und steigenden Kosten D urch das Geschehen auf dem Welt- Deutliche Preissteigerungen bei Aufgrund hoher Nachfrage werden markt und die weltweiten Auswir- Baumaterialien Rohstoffe zunehmend knapp kungen der Corona-Pandemie auf In den vergangenen Wochen wurde ver- Laut einer Umfrage des Zentralverbands den Warenfluss sind die Preise insbesondere mehrt über gestiegene Holzpreise berich- des Deutschen Baugewerbes e. V. (ZDB) von für Holz, Stahl und Dämmstoffe zuletzt stark tet, doch auch weitere Baustoffe sind von Anfang April scheint die Auftragslage jedoch gestiegen, teilweise gibt es Lieferschwierig- plötzlichen Preisexplosionen betroffen. So stabil zu sein. V. a. die Unternehmen im Woh- keiten. Zahlreichen Bauprojekten drohen wurde seit September 2020 von Preisan- nungsbau und Ausbau bezeichnen die aktuel- Verzögerungen und Stillstand wegen Mate- stiegen für Betonstahl um 30 Prozent, für le Auftragslage als gut. rialmangels. Dämmstoffe um 50 Prozent und für Rigips sogar um 170 Prozent. Auch die Preise Eine gute Auftragslage steigert jedoch die ho- Seit Jahren steigen die Baukosten in Deutsch- für Schnittholz sind in den vergangenen he Nachfrage nach Baustoffen im In- und Aus- land und treiben die Preise für Wohnim- Monaten drastisch in die Höhe geschos- land. Dass Baustoffe aller Art derzeit knapp mobilien in die Höhe. Gründe dafür gibt es sen. Abhängig vom jeweiligen Produkt sind, hat eine weitere gemeinsame Ursache: mehrere, ausschlaggebend scheinen aktuell (Sparren, Balken und Brettern) schwanken Die Nachfrage übersteigt zurzeit das Angebot jedoch insbesondere die dramatischen Preis- die Angaben jedoch stark – teilweise wird auf den Weltmärkten. Besonders in China zog steigerungen zu sein, die seit Jahresbeginn von Preisanstiegen bis zu 300 Prozent die Baukonjunktur zuletzt stark an, was sich bei Baumaterialien zu beobachten sind. Seit berichtet. u. a. auf den Preis für Stahl auswirkt. Auch in Jahresbeginn spüren Baubetriebe eine pan- der Holzwirtschaft wird die Baustoffknappheit demiebedingt angespannte Lage auf den Normalerweise werden die Preise für Ma- auf eine unerwartet hohe Nachfrage in China, Rohstoffmärkten. Lieferschwierigkeiten und terialien durch Lieferanten frühzeitig fest- aber auch in den USA zurückgeführt. Die dynamische Preisentwicklungen im Bau- gelegt, zurzeit hört man jedoch von sich dort steigende Nachfrage sorgt weltweit für stoffsektor verhindern fristgerechtes Bear- täglich ändernden Preisen, sodass es in- Knappheit bei Baumaterialien, darunter auch beiten der Bauaufträge. Da sich der Material- nerhalb eines Tages zu Preissteigerungen von Basisstoffen wie Sand. Neben steigenden Nachschub möglicherweise nicht so schnell von 20 Prozent kommen kann. Der zwi- Preisen gibt es zusätzliche Lieferschwierig- normalisiert, wird befürchtet, dass Baustellen schenzeitig vereinzelt erfolgte Corona-be- keiten. Ferner haben Grenzschließungen und zum Stillstand kommen und Bauunterneh- dingte Preisrückgang im Jahresverlauf 2020 Zwischenfälle wie der zeitweise verstopfte men Kurzarbeit anmelden müssen. wurde damit mehr als überkompensiert. Sueskanal den internationalen Warenverkehr instabiler gemacht. Dynamische Entwicklung der Erzeugerpreise, Index 2015 = 100 Gleichzeitig ging die Produktion von Bauholz in Deutschland u. a. wegen der Dürresommer in den vergangenen Jahren zurück. Heimi- 30 sche Bäume, die aufgrund von Trockenheit März 2021 in % zu … oder Borkenkäferbefall gefällt wurden, eig- Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt 25,8 24,0 neten sich nicht mehr als Bauholz. Entspre- 25 chend muss Holz zunehmend auf dem in- 21,5 20,0 20,6 ternationalen Markt besorgt werden. Auch 20 18,5 18,8 Erschließungen neuer Kieslagerstätten in 12,5 Deutschland sind wegen nationaler Umwelt- 14,8 auflagen schwierig, was ebenfalls zu einer 15 12,5 12,2 Verknappung des Angebots führt. 10 9,1 Die Folge sind v. a. verlängerte Lieferzeiten. Konnten Baustoffe vor Heißlaufen der Welt- 5 märkte binnen zwei Tagen geliefert werden, verlängerten sich die Lieferzeiten zuletzt auf vier bis sechs Wochen. Fest geplante Überga- 0 betermine sind in Gefahr und Finanzierungs- Dezember 2020 März 2020 pläne kommen ins Wanken. Bahnschwellen aus Holz (GP-161010) Betonstahlmatten (GP-259313200) Dies führte dazu, dass Unternehmen zuletzt Schwierigkeiten hatten, Festpreise zu ver- Dachlatten (GP-1610103504) Halbzeug aus Kupferlegierung (GP-24442) einbaren. Sofern die Übernahme der Preis- Betonstahl in Stäben (GP-241062100) Bitumen aus Erdöl (GP-192042500) steigerungen nicht vertraglich mit den Bau- 06/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
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