EINFLUSS - FAZ Media Solutions

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Ausgabe 2019

          EINFLUSS
EINFLUSS - FAZ Media Solutions
Entdecken Sie die digitale
Zukunft für Ihre Kommunikation.
Frankfurter Allgemeine Digitec – die Nachrichten-App
zu Digitalisierung und Technologie

                                                                                                                                Apple, the Apple Logo and iPhone are Trademarks of Apple Inc., reg. in the U. S. and other countries. App Store is a Service mark of Apple Inc.

           • Das Neueste zu digitaler Wirtschaft, Industrie 4.0 und Technologie
           • Selektion aller relevanten Beiträge aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
           • Stellt die aktuellen Entwicklungen in einen gesellschaftlichen Kontext
           • Als laufend aktualisierte Smartphone-App für Android und iOS
           • Exklusivplazierung gewährleistet 100% Share of Voice

                                                                                           F.A.Z. DIGITEC   WWW.FAZ.MEDIA/DIGITEC
EINFLUSS - FAZ Media Solutions
Editorial

                                  BRAND SAFETY,
                                  CONTENT MARKETING,
                                  INFLUENCER, KI ODER
                                  DIGITALISIERUNG ...
D   as sind nur einige der Trends, die unsere Branche beschäf-
    tigen und sicherlich großen Einfluss auf aktuelle Debatten
haben (wenngleich manches Thema bereits überstrapaziert
                                                                      einflussreichen Menschen selbst zur (konkurrierenden) Marke
                                                                      aufzubauen. Nicht selten passiert dies ganz nebenbei und un-
                                                                      beabsichtigt beim Einsatz eines Influencers, wie Alfons Kaiser,
wurde). Doch als es darum ging, einen Schwerpunkt für dieses          der verantwortliche Redakteur des F.A.Z. Magazins, in seinem
Magazin zu wählen, waren wir uns schnell einig: Einfluss! Denn        Beitrag eindrucksvoll zu berichten weiß. (S. 38)
schließlich geht es in der Kommunikations- und Medienwelt                Die wahren „Influencer“ sind bei uns anzutreffen, darauf
letztlich darum, wer was bewegt und natürlich darum, wer dabei        verweist F.A.Z.-Geschäftsführer Thomas Lindner im Interview mit
auf wen Einfluss nimmt – all das ist ein wesentlicher Inhalt          F.A.Z. MEDIA: Es sind unsere Leser und User. Was vor allem
journalistischer Arbeit.                                              daran liegt, dass die F.A.Z. seit nunmehr 70 Jahren die klugen
   Aber was ist Einfluss konkret? Wie bekommt man ihn? Und            Köpfe adressiert. Schon in Ausgabe eins hieß es dazu: „für die
was unterscheidet ihn von manipulativer Beeinflussung? Was            Denkfaulen wollen wir nicht schreiben“. (S. 8)
hat das mit Medien zu tun? Und was zeichnet einen einflussrei-           Entscheidend dafür sind die klugen Inhalte. Während bei
chen Menschen aus, auf den ich mich selbst verlassen würde?           digitalen Influencern das Credo „Network beats Content“ gilt,
                                                                      zeigt ein wissenschaftlicher Blick auf das Thema etwas ganz
   „Wer Einfluss behalten oder Einfluss gewinnen möchte,              anderes, nämlich „Einfluss durch inhaltliche Relevanz“. Diesen
wird sein Leben in die eigenen Hände nehmen müssen“, kons-            beleuchten die Professoren für (digitales) Marketing Matthias
tatiert Holger Steltzner in seinem Beitrag für dieses Magazin und     Schulten und Philipp Rauschnabel in ihrem Gastbeitrag. (S. 74)
gibt damit eine klare Antwort. Die Basis für diesen Einfluss seien       Leistungsträger mit nachhaltigem Einfluss auf ihr Umfeld
zuverlässige Nachrichten, um das Geschehen richtig einordnen          sind auf allen Kanälen der Frankfurter Allgemeinen anzutreffen.
zu können; Vertrauen in die Informationsquelle spielt dabei eine      „Die Leserschaft der F.A.Z. ist und bleibt die ent­scheidende
zentrale Rolle. (S. 24)                                               Adresse, wenn es darum geht, wichtige Botschaften an wichtige
   Im digitalen Zeitalter wächst der Einfluss gut informierter        Multiplikatoren zu senden“, betont Sachsens Ministerpräsident
Multiplikatoren. Und zwar gerade, weil uns allen heute Informa-       Michael Kretschmer im Interview mit Blick auf die crossmediale
tionen auf Knopfdruck zur Verfügung stehen. Da ist sich Profes-       Kampagne für den Freistaat. (S. 16)
sor Renate Köcher sicher und zeigt anhand aktueller Marktfor-
schung, warum die Digitalisierung zu größerem Vertrauen in              Einfluss ist die entscheidende Währung im Kommunikations­
verlässliche Medienmarken führt. (S. 12)                              prozess – das hat uns die Arbeit an diesem Magazin einmal
   Vom Erfolg der Medienmarken bei einflussreichen Menschen           mehr gezeigt. Wer oder was auf wen Einfluss hat, heute und in
profitiert Markenwerbung nachhaltig. Anders sieht es aus, wenn        Zukunft, dazu finden Sie in F.A.Z. MEDIA viele ins­pirierende Ge-
Unternehmen mit ihrer Kommunikation dazu beitragen, einen             danken kluger und einflussreicher Köpfe.

                                                           Ingo Müller
                                           Gesamtleiter Werbemärkte & Media Solutions
                                                         i.mueller@faz.de

PS: Das Einzige, was wir hier dem Einfluss Künstlicher Intelligenz überlassen haben, ist die Covergestaltung. Die Farbwelt der
Struktur auf dem Titel ist immer eine andere. Damit ist jedes Exemplar so einzigartig wie seine Leserin oder sein Leser.

                                                                Editorial
                                                                    3
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Ausgabe 2019

                       Intro                               Media Markets
                        3 Editorial                         8 Einfluss verpflichtet
                                                              Thomas Lindner im Interview über
                                                              Journalismus, wahre Influencer und
                                                              Medienkompetenz
                                                           12 Wachsender Einfluss von
                                                              Multiplikatoren
                                                              Information und Mei­nungs­bildung
                                                              im digitalen Zeitalter nimmt
                                                              Prof. Dr. Renate Köcher unter die Lupe
                              „Die F.A.Z. steht für        16 Attraktiv für kluge Köpfe
                          Qualitätsjournalismus und           Im Interview spricht Ministerpräsident
                         hat den Anspruch, verantwor­         Michael Kretschmer über Sachsens                   Dahinter steckt immer ein
                                                              hohe Innovationskraft und die                      kluger Kopf – mit Einfluss 30
                          tungsvoll und in der Breite
                                                              Frankfurter Allgemeine als Weg zu
                          meinungsbildend zu wirken.          den Multiplikatoren
                           Genau das im Wandel der
                                                           18 Ich bin ein Mensch                       Media Brands
                          Mediennutzung möglich zu
                                                              Über Orientierung als
                         machen, ist unser Anliegen.“         knappe Ressource schreibt                24 Was ist Vertrauen
                                                              Prof. Dr. Christof E. Ehrhart               Holger Steltzner über Orientierung
                            Thomas Lindner, Vorsitzender
                                                                                                          und Einfluss im digitalen Zeitalter
                               der Geschäftsführung        20 Die große Idee darf nicht                   und die hohe Aktualität des
                                                              unter­schätzt werden!                       Gründungs­auftrags der F.A.Z.
                                                              Florian Haller plädiert für das kluge
                                                              Zusammenwirken von Kreation,             28 Ganz oben mehr Einfluss
                                                              Media und Daten                             Im digitalen Zeitalter verlassen sich
                                                                                                          einflussreiche Leistungs­träger auf
                                                                                                          Qualität
                                                                                                                                                  Foto: gian cescon @ Unsplash
Foto: Alex Schwander

                                                                         Auf- und
                                                                      Abstieg der
                                                                       Influencer
                                                                               38
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30 Einflussreiche Kampagne                         58 Digitaler Overkill
                            Ingo Müller über das Vertrauen kluger              Wie kommt die Information zum                                Alles inklusive:
                            Köpfe in Qualität – und ihre Bedeutung             Leser durch? Und wer nimmt darauf                            Die Lösungen der
                            für Werbung                                        Einfluss? Antworten darauf hat                               F.A.Z. Media Solutions
                                                                               Carsten Knop, Chefredakteur für                              Manufaktur
                         34 Tatort Tatsache                                    digitale Produkte                                            78
                            Was bei uns steht, stimmt, weiß
                            F.A.Z.-Redakteur Holger Appel und               62 Aus dem digitalen Labor der F.A.Z.
                            erklärt, warum das so ist                          ... berichten Carsten Knop und Thomas
                                                                               Schultz-Homberg, Chief Digital Officer
                         38 Im Namen des schlechten                            bei der Frankfurter Allgemeinen
                            Geschmacks
                            Alfons Kaiser, verantwortlicher                 64 Mehr Wissen. Mehr Einfluss.
                            Redakteur des F.A.Z. Magazins, über                Reinhard Müller, verantwortlicher
                            Auf- und Abstieg der Influencer                    Redakteur für F.A.Z. Einspruch, über
                                                                               alles, was Recht ist in der Frankfurter
                                                                               Allgemeinen

                                                                            Media Research
                                                                            70 Qualitätsjournalismus als Influencer
                                                                               Dr. Anna Maria Deisenberg über
Foto: Mauritius Images

                                                                               den Einfluss des Umfelds auf die
                                                                               Werbewirkung
                                                                            72 Glaubwürdigkeit und
                                                                               Guacamole
                                                                               Lukas Leister, Projektmanager,
                                                                                                                         Foto: Pexels.com

                         Die Zukunft wirkt schon im Hier und                   über den Einfluss von Native
                         Jetzt, weiß F.A.Z. Quarterly 42                       Advertising im Qualitäts-
                                                                               journalismus
                                                                            74 Einfluss durch
                         42 Die Zukunft beginnt jetzt                          inhaltliche Relevanz
                            ... und F.A.Z. Quarterly macht ihren               Einen wissenschaftlichen Blick auf das    Impressum
                            Einfluss heute sichtbar. Wie, beschreibt           Thema Content Marketing werfen die
                            Rainer Schmidt, verantwortlicher                   beiden Professoren Matthias Schulten
                                                                                                                                      Herausgeber
                            Redakteur des Premium-Magazins                     und Philipp Rauschnabel                                Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
                         46 Die Region der Einflussreichen                                                                            Gesamtleitung Werbemärkte &
                                                                                                                                      Media Solutions
                            Einen Blick hinter die Kulissen der             Media Solutions                                           Ingo Müller
                            Wirtschaft im Ballungsraum Frankfurt                                                                      60276 Frankfurt am Main
                            wirft Manfred Köhler, verantwortlicher          78 Alles inklusive
                            Redakteur von F.A.Z. Metropol                      Das Alles-aus-einer-Hand-Prinzip                       Projektverantwortung
                                                                               hält den Aufwand für den Kunden                        Lars Monschau
                         50 Mit bemerkenswerter Leichtigkeit                                                                          Leitung Sales Support und Sales
                            Julia Hoscislawski, verantwortliche                besonders gering
                                                                                                                                      Controlling
                            Redakteurin des F.A.Z. Hochschul­               80 Influential Cases
                            anzeigers, über den Einfluss der                   F.A.Z. Media Solutions entwickelt                      Konzept und Gestaltung
                            Generation Y auf die Arbeitswelt                   Content-Marketing-Lösungen für die                     LWP Kommunikation GmbH, Düsseldorf
                                                                                                                                      www.lwp-kom.de
                         54 Wenn der Roboter Bewerber auswählt                 Kommunikation mit einflussreichen
                            ... hat die Zukunft im Recruiting                  Zielgruppen                                            Fotos
                            begonnen. Mehr über den Einfluss                                                                          Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
                            von KI in Unternehmen weiß F.A.Z.-                                                                        (wenn nicht anders angegeben)
                            Redakteurin Nadine Bös
                                                                                                                                      Kontaktadresse für
                                                                                                                                      Fragen, Anregungen und Kritik
                                                                                                                                      media-solutions@faz.de

                                                                                                                                      © März 2019
                                                             Aus dem digitalen                                                        Aktuelle Informationen zu Preisen und
                                                             Labor der F.A.Z.                                                         Ansprechpartnern: www.faz.media
                                                             62
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Mark
 Media
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kets
Wer ist heute eigentlich wirklich einflussreich:
Medien, Multiplikatoren, Politiker, Influencer
oder Marketeers?

                                                   Einfluss verpflichtet
                                                   Thomas Lindner im Interview
                                                   über Journalismus, wahre
                                                   Influencer und Medienkompetenz
                                                                                        8

                                                   Wachsender Einfluss von             12
                                                   Multiplikatoren
                                                   Information und Mei­nungs­
                                                   bildung im digitalen Zeitalter
                                                   nimmt Prof. Dr. Renate Köcher
                                                   unter die Lupe
                                                   Attraktiv für kluge Köpfe           16
                                                   Im Interview spricht Ministerprä­
                                                   sident Michael Kretschmer über
                                                   Sachsens hohe Innovationskraft
                                                   und die Frankfurter Allgemeine
                                                   als Weg zu den Multiplikatoren
                                                   Ich bin ein Mensch                  18
                                                   Über Orientierung als knappe
                                                   Ressource schreibt
                                                   Prof. Dr. Christof E. Ehrhart
                                                   Die große Idee darf nicht           20
                                                   unter­schätzt werden!
                                                   Florian Haller plädiert für das
                                                   kluge Zusammenwirken von
                                                   Kreation, Media und Daten
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Frankfurter Allgemeine

 Einfluss
verpflichtet
  Thomas Lindner im Gespräch
      mit F.A.Z. MEDIA.

           Media Markets
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F.A.Z. MEDIA: 2018 schien die Welt nicht zur Ruhe          starke Ziel­gruppen und zunehmend auf junge         Thomas Lindner
  zu kommen. Die Märkte wackelten, auf interna­            Leistungsträger. Wir genießen großes Vertrauen,     seit Januar 2014
  tionalem Parkett gewannen Fake News Wahl­                gerade weil wir unseren Lesern formatübergrei­      Vorsitzender der
                                                                                                               Geschäftsführung
  kämpfe, in der deutschen Politik polterte es heftig.     fend fundierte Nachrichten, Überlegungen und        der Frankfurter
  Auch der Blick auf Mediennutzung und Zahlen              kluge Analysen bieten statt interessengeleiteter    Allgemeine
  verspricht anhaltend große Herausforderungen             Darstellungen. Ebenfalls auf Seite 1 der Erst­      Zeitung GmbH.
  für die Verlage. Herr Lindner, angesichts dieser         ausgabe findet sich das Credo „für die Denkfaulen
  Gemengelage – wo steht die F.A.Z. 2019?                  wollen wir nicht schreiben“. Auch daran halten
Thomas Lindner: Die F.A.Z. steht vor allem zu              wir fest. Das zahlt sich aus – und zwar auf allen
  ihren Prinzipien, zu einer eigenen Haltung und           Kanälen. Um zur Tradition zurückzukommen:
  zu ihrer Verantwortung als eine der einfluss­            Die F.A.Z. steht für Qualitätsjournalismus und
  reichsten Marken des deutschen Qualitätsjour­            hat den Anspruch, verantwortungsvoll und in
  nalismus. Aber diese bewegte Zeit entspricht             der Breite meinungsbildend zu wirken. Genau
  auch der Entwicklung in unserem Hause: Auch              das im Wandel der Mediennutzung möglich zu
  wir sind in Bewegung, wagen Neues und haben              machen, ist unser Anliegen.
  viel vor.
                                                         Wie gelingt es, die junge, medienaffine Zielgruppe,
2019 ist für die F.A.Z. auch das Jahr ihres 70. Ju­bi­     den Markenkern und Produktinnovationen wei­ter
  lä­ums. Das klingt, mit Verlaub, eher nach Silber­       zusammenzubringen?
  rücken als nach Sturm und Drang. Tradition und         Indem wir sukzessive neue Segmente erschließen
  Dynamik, sehen Sie das als Spannungsverhältnis?          und eine Vielzahl verschiedener Einstiegsange­
Warum sollte sich das ausschließen? Zugegeben,             bote für eine digital besonders affine Zielgruppe
  die Zahl 70 umgibt eine Anmutung des „Senio­             machen. Wie mit unserem neuen Angebot F+,
  rigen“, die Erfahrung beschrittener Wege. Doch           das als Einstiegsangebot unser gesamtes digita­
  diese Wissensstärke ist für uns ein großes Plus.         les Angebot zugänglich macht. Die ersten Zah­
  Wir setzen auf Kopf statt auf kopfloses Stürmen          len überzeugen und zeigen: Das Interesse an
  und Drängen. Wenn ich auf unsere Print-Formate           Substanz und Hintergründen ist nach wie vor ein
  und unser Digital-Angebot schaue – auf Apps              großes. Dafür sprechen auch unsere Auswer­
  wie F.A.Z. Digitec und F.A.Z. Einspruch bei­             tungen. Sie zeigen deutlich: Gute Geschichten
  spielsweise – kann ich sagen: Von alt und er­            sind ein Konversionstreiber. Die Maxime der
  graut kann bei der F.A.Z. keine Rede sein. Wir           F.A.Z. lautet also „content first“.
  haben die Herausforderung der digitalen Trans­
  formation angenommen und verzeichnen Er­               Was den Content angeht, so hat sich die F.A.Z. in
  folge. Natürlich läuft nicht immer alles rund,          den vergangenen Jahren stark gewandelt: Sie hat
  und an der ein oder anderen Stelle knirscht es          sich von einem Einprodukthaus zu einem Mehr­
  – aber so lernen wir dazu und entwickeln uns in         produktehaus entwickelt. Wie positioniert sich
  bester Silicon-Valley-Manier jeden Tag ein              die F.A.Z. mit diesem wachsenden Portfolio als
  Stückchen weiter.                                       Werbepartner in Print und Online?
                                                         Qualitätsmedien und ihre Leser setzen die rele­
Welche Rolle spielt denn die Tradition bei der            vanten Themen für große Debatten. Von beson­
 Transformation?                                          derer Bedeutung sind dabei Publikationen wie
Die Tradition der F.A.Z. ist ihr Auftrag, mit dem         die F.A.Z., die Spitzen-Entscheider erreichen –
 sie vor 70 Jahren gegründet wurde. Dieser Auf­           jene kommunikationsstarken Persönlichkeiten,
 trag ist heute aktueller denn je. Sie haben eingangs     die großen Einfluss auf die Meinungsbildung in
 aktuelle globale Szenarien und den vermeint­             Deutschland haben. Jeder zweite F.A.Z.-Leser
 lichen Siegeszug skandalisierender Meinungs­             gehört laut AWA zum Kreis der Multiplikato­
 mache erwähnt. Ich sehe diese Entwicklungen              ren. In Zeiten, in denen alle von Influencern
 mit Sorge. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung            sprechen, finden unsere Kunden die „wahren“
 wurde 1949 ins Leben gerufen; nach einer Zeit,           Influencer bereits bei uns – in einem hochquali­
 die von systematischer Menschenverachtung                tativen Umfeld.
 geprägt war, von unerträglichem Populismus.             Gerade im Hinblick auf Fake News werden Quali­
 Die Gründer unserer Zeitung setzten dem eine             tätsmedien als Anzeigenumfeld wieder attrak­
 Überzeugung entgegen: „Qualitätsjournalismus             tiver. Hierzu gab es ja bereits zahlreiche Unter­
 muss frei und unabhängig sein, alleine der               suchungen – nicht zuletzt wurde im Rahmen
 Wahr­heit der Tatsachen verpflichtet.“ So stand          verschiedener Forschungen nachgewiesen, dass
 es auf Seite 1 der ersten F.A.Z.-Ausgabe und so          hochwertige journalistische Umfelder sich posi­
 gilt es in unserem Hause noch immer. Monat­              tiv auf die Wahrnehmung der Markenkommu­
 lich erreichen wir mit der Medienmarke F.A.Z.            nikation auswirken.
 heute fast zwölf Millionen Menschen. Dieser             Mit dem Ausbau unseres Portfolios überzeugen
 Einfluss verpflichtet. Wir setzen auf meinungs­          wir neue Leser und bieten durch erweiterte Ziel­

                                                          Media Markets
                                                                9
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Erstausgabe          dem Meinungsfreiheit vor noch nicht einmal
                                    Seite 1 vom          100 Jahren keine Existenzberechtigung hatte.
                                    1.11.1949
                                                         Das sollten wir uns in Zeiten von Populismus,
                                                         Fake News und dem Lügenpresse-Vorwurf
                                                         deutlich vor Augen halten. Es ist unser Auftrag,
                                                         gemeinsam mit der Politik, diese Freiheit und
                                                         diesen Pluralismus zu verteidigen.

                                                       Wie wollen Sie diesem gesellschaftlichen Auftrag
                                                         nachkommen? Indem Sie neue Angebote für
                                                         jüngere Leser schaffen?
                                                       Es ist dabei leider nicht ausreichend, Angebote für
                                                         junge Zielgruppe zu entwickeln. Wir müssen
                                                         mehr tun. Wir müssen jungen Menschen klar
                                                         machen, wie wichtig fundierte Informationen,
                                                         Wissenschaft und Fakten sind. Wir müssen auf­
                                                         zeigen, wie wichtig die Qualität der Inhalte und
                                                         vor allem ihre Quelle ist.
                                                       Wir müssen vermitteln, dass Headline-Lesen nicht
                                                         ausreicht, um sich eine Meinung zu bilden. Mei­
  gruppen auch neue spannende Umfelder im Wer­           nungsäußerungen von Influencern sind schwie­
  bemarkt an. Wir können Werbepartner auf hoch           rig – gerade, weil sie die Illusion persönlicher
  attraktiven Plattformen plazieren und sehr ausdif­     Nähe und Ansprache als Überzeugungsmecha­
  ferenziert auf individuelle Wünsche reagieren.         nismus nutzen. Wir müssen ein Grundver­
                                                         ständnis dafür schaffen, dass die Einordnung
Welche Trends sehen Sie in der Werbevermark­             der Quelle in der Flut der Nachrichten elemen­
 tung, was funktioniert in Print und was online?         tar ist. Nur mit diesem Wissen können Strö­
Die F.A.Z. positioniert sich im Markt als Anbieter       mungen eingedämmt werden, die Vielfalt und
 individueller Lösungen. Das Team von Ingo               Freiheit erst missbrauchen, dann begrenzen
 Müller bietet Anzeigenkunden neben Premium­             und letztlich abschaffen wollen. Jugendliche
 umfeldern auch Premiumservice und eine Viel­            müssen lernen einzuschätzen, wer ihnen was
 zahl zusätzlicher Leistungen.                           sagt – und warum. Sie brauchen Medienkompe­
Neben den klassischen Anzeigen gewinnen auf              tenz, um auf Fakten basiert bewerten zu kön­
 dem Werbemarkt vor allem großflächige und in­           nen, was in unserer Welt geschieht.
 dividuell auf die Kunden zugeschnittene Insze­
 nierungen. Stark nachgefragt sind weiterhin viel­­­   Wie bringt sich die F.A.Z. dahingehend ein? Gibt
 schichtige, contentgetriebene Werbeformate. Diese      es bereits konkrete Ansätze für ein Engagement
 entwickeln wir für Kunden in Print und digital.        Ihrerseits?
 Im Bereich Content-Marketing/Storytellingfor­         Weil wir unsere Rolle ernst nehmen, werden wir
 mate wachsen wir eben­falls mit hoher Dynamik          aktiv. Mit der Stiftung Lesen entwickeln wir
 – sowohl was die Umsätze angeht als auch perso­        jetzt kurze „Fallstudien zu Medienkompetenz“,
 nell. F.A.Z. Media Solutions konzipiert maßge­         die wir Lehrenden unentgeltlich zur Verfügung
 schneiderte Lö­sun­gen für Kundenkreise – bran­        stellen. Damit zeigen wir fächerübergreifend,
 chenübergreifend.                                      dass Headline- und Timeline-Lesen nicht aus­
                                                        reicht und vermitteln unter anderem Quellen­
Als kleiner Ausblick zum Abschluss: Wohin geht          kunde. Wir wappnen die Entscheider von mor­
  die Reise für den Verlag in den kommenden             gen gegen Hass-Tweets und Desinformation.
  Monaten?                                             Auch bei unserem ersten F.A.Z. Kongress, der im
Wir müssen in Bewegung bleiben, schneller wer­          Herbst anlässlich des Jubiläums erstmalig statt­
  den und weiterlernen – und dabei unsere Wur­          findet, wird der Punkt Medienkompetenz auf
  zeln im Kopf haben. Gerade in diesem besonde­         dem Programm stehen. Darum laden wir auch
  ren Jahr, das im Zeichen des 70. Geburtstages         Schülervertreter aus ganz Deutschland nach
  der F.A.Z. steht. Nicht im Sinne einer Rück­          Frankfurt ein, um sie für dieses Thema zu sensi­
  schau, sondern im Interesse der daraus resultie­      bilisieren und als Multiplikatoren zu gewinnen.
  renden Verantwortung für unsere Zukunft – auf        Kurzum: Wir übernehmen weitere gesellschaft­
  Basis unseres Gründungsgedankens.                     liche Verantwortung und bleiben unserer Tradi­
Wir stellen unseren Zielgruppen Informationspro­        tion treu – die Marke F.A.Z. steht für Qualitäts­
  dukte zur Verfügung. Damit tragen wir zur             journalismus in Deutschland. Frei, unabhängig
  deutschen Medienlandschaft bei, im besten Sin­        und stets „der Wahrheit der Tatsachen ver­
  ne des Meinungspluralismus. In einem Land, in         pflichtet“. Print oder digital – die Seite 1 bleibt.

                                     Media Markets
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                Bildnachweis: gilles lambert @ Unsplash
Forschung

                 Wachsender
                 Einfluss von
                 Multiplikatoren
                 Die Voraussetzungen für Information und
                 Mei­nungsbildung haben sich grundlegend verändert.

N    och nie war die Fülle der zugänglichen Infor­
     mationen auch nur annähernd so groß wie
heute, noch nie der Zugang so einfach. Die über­
                                                                          und Absender von Informationen, von denen die
                                                                          Nutzer nur eine sehr begrenzte Anzahl wirklich
                                                                          einschätzen können. 75 Prozent der Bevölkerung
wältigende Mehrheit der Bevölkerung sieht es als                          konzedieren, dass es heute außerordentlich viele
großen Vorteil an, Zugang zu einer derartigen In­                         Möglichkeiten gibt, sich über Themen oder auch
formationsfülle zu haben und speziell im Internet                         Dienstleistungen und Produkte zu informieren,
Antworten auf alle denkbaren Fragen zu finden.           Prof. Dr.        dass es aber oft schwer einzuschätzen ist, wie seriös
Entsprechend wird dem Internet heute erheblicher      Renate Köcher       und vertrauenswürdig diese Informationen sind.
Einfluss auf die Themensetzung und Meinungsbil­      Geschäftsführerin      Dazu kommt eine gravierende Veränderung des
                                                      des Instituts für
dung zugeschrieben, insbesondere auf die Mei­                             Informationsverhaltens: Die regelmäßige, konti­
                                                       Demoskopie
nungsbildung der Jüngeren. So haben Eltern heute        Allensbach.
                                                                          nuierliche Information geht zurück; Information
den Eindruck, dass Jugendliche so stark vom In­                           und Meinungsbildung erfolgen stattdessen zuneh­
ternet beeinflusst werden, dass selbst die Eltern                         mend bedarfs- und impulsgetrieben. Insbesondere
nur begrenzt mit- und gegenhalten können.                                 unter 30-Jährige, aber auch annähernd die Hälfte
  Zweifelsohne spielt das Internet heute bei der                          der 30- bis 45-Jährigen vertreten die Position, dass
Information und Meinungsbildung eine große                                man sich heute nicht mehr regelmäßig informie­
und weiter wachsende Rolle. Die Frage ist jedoch,                         ren muss, um auf dem Laufenden zu sein, da die
wer diesen Einfluss ausübt; das Netz ist zunächst                         Informationen jederzeit auf Knopfdruck zur Ver­
nur eine Plattform, ein Kommunikationsraum, in                            fügung stehen, „wenn man sie braucht“.
dem eine Unzahl von Quellen zur Verfügung steht                             Diese bedarfs- und impulsgetriebene Information
und genauso zahllose Absender und Kommu­ni­                               führt dazu, dass bei den meisten Themen- und In­
kations­
       partner mehr oder weniger erfolgreich                              teressengebieten Informationen nicht regelmäßig,
Einfluss auf die Meinungsbildung nehmen oder                              sondern sporadisch abgerufen werden, selbst von
versuchen zu nehmen.                                                      den am Thema Interessierten. So informieren sich
  Und hier zeigen Untersuchungen, dass gerade der                         durchschnittlich nur 22 Prozent der an einem
Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit vertrauten                          Thema Interessierten häufiger im Internet über die­
Absendern erheblich an Bedeutung gewinnt. Das                             ses Thema, wobei dieser Anteil themenabhängig
hat mehrere Gründe: Zum einen überfordern heute                           sehr unterschiedlich ist. Bei Wirtschaftsthemen
das unüberschaubare Informationsangebot und                               informieren sich weniger als 20 Prozent häufiger
insbesondere die Vielzahl der Informationsquellen                         im Netz, bei politischen Themen 27 Prozent, bei

                                                      Media Markets
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den Informationen über Reiseziele und -angebote                tung der Zuverlässigkeit von Informationen und
über 40 Prozent.                                               ihren Absendern dazu, dass der persönliche Aus­
   Der Übergang zu einer sporadischeren, bedarfs­              tausch und die Information durch vertraute Quel­
getriebenen Information verändert jedoch auch                  len und Personen an Bedeutung gewinnen. Wäh­
das Interessenspektrum. Viele Interessen wachsen               rend der Kreis schrumpft, der sich selbst für The­men
erst allmählich durch die geduldige Auseinander­               aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft oder auch
setzung mit Themen, die oft zunächst als nicht                 für Produkttests und Unternehmen interessiert,
sonderlich interessant empfunden werden. Wenn                  wird zu diesen Themen zunehmend der Rat ande­
heute schon Kinder und Jugendliche daran ge­                   rer eingeholt, denen man auf diesen Feldern Kom­
wöhnt werden, vor allem Informationen abzurufen,               petenz und Urteilsvermögen zutraut. Während
die sie besonders interessieren oder die sie gerade            die Fülle verfügbarer Informationen an sich die
brauchen, entwickeln sich Interessen teilweise nicht           Voraussetzungen verbessern müsste, sich autonom
im selben Umfang wie das früher der Fall war. Das              ein Urteil zu bilden, gewinnt der persönliche Er­
Interessenspektrum unter 30-Jähriger ist heute                 fahrungsaustausch an Bedeutung und damit der
enger als das Gleichaltriger vor 15 Jahren. Davon              Einfluss der Multiplikatoren (Schaubild 1).
sind insbesondere Wirtschaftsthemen, Berichte                     Der Kreis, der zu mindestens sieben verschiedenen
über Wissenschaft und Forschung, über Kunst                    Themenfeldern häufiger von anderen um Informa­
und Kultur, Bücher und Lokalinformationen be­                  tionen und Bewertung gebeten wird, macht rund
troffen, begrenzt auch Politik- und Umweltthe­                 ein Drittel der Bevölkerung aus, der engere Kreis,
men. Inmitten der Überfülle an Informationen                   der bei mindestens zwölf verschiedenen Themen
verengt sich das Interessenspektrum, ausgelöst                 als Ratgeber fungiert, elf Prozent. Diese Multiplika­
durch eine schärfere Selektion und stärkere Fokus­             toren sind in allen sozialen Schichten zu finden,
sierung auf Themen, die persönlich bereits beson­              jedoch überdurchschnittlich in den höheren Bil­
ders interessieren.                                            dungsschichten. Über 45 untersuchte Themen hin­
   Gleichzeitig verengt sich jedoch nicht das Spek­            weg hat die Bedeutung von Multiplikatoren durch­
trum der Themen und Fragen, zu denen man sich                  gängig zugenommen, aber in unterschiedlicher
eine Meinung bilden muss oder möchte. Und dies                 Dynamik. Besonders in politischen Fragen wird
führt in Verbindung mit der Verengung des Inter­               heute das persönliche Umfeld weitaus häufiger als
essenspektrums, der Unsicherheit bei der Bewer­                Informationsquelle und Ratgeber in Anspruch ge­

                                         1.) Der persönliche Austausch wird wichtiger –
                                         und damit die Gruppe der Multiplikatoren
                                         Bruttosumme über 45 identisch erhobene Themengebiete
                                         (Indexdarstellung: 2011 = 100) der jeweiligen Anteile derer,
                                         die hierzu im sozialen Umfeld Rat geben

        Das Internet wird als                                                                        122
          Informationsquelle                         100
                                                                          112
        intensiv genutzt, hat
        aber ein Vertrauens-
        defizit – es sei denn,
        die online bezogenen                        2011                 2015                       2018
               Informationen
       stammen von Quellen,
        die vertraut sind und
             als glaubwürdig             Basis: Bundesrepublik Deutschland, deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre
                                         Quelle: Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalysen, AWA 2011, AWA 2015 und AWA 2018
          eingestuft werden.

                                     Media Markets
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nommen, online wie offline. In den letzten fünf                               die online bezogenen Informationen stammen
Jahren hat die Bedeutung persönlicher Informati­                              von Quellen, die vertraut sind und als glaubwür­
onen und Bewertungen bei politischen Themen                                   dig eingestuft werden. Das gilt sowohl für die
um über 70 Prozent zugenommen, bei lokalen In­                                Online­ information etablierter Medien als auch
formationen um 50 Prozent, bei Ernährungsthe­                                 für Informationen und Bewertungen von Perso­
men um 24 Prozent und bei Wirtschaftsinformati­                               nen aus dem ei­genen Umfeld, deren Kompetenz
onen um neun Prozent (Schaubild 2). Dies geht nicht                           vertraut wird.
– wie bereits dokumentiert – auf steigendes Inter­                              Diese Multiplikatoren haben ein über­      durch­
esse an die­sen Themen zurück, sondern auf eine                               schnitt­lich breites Interessenspektrum und auch
generelle Intensivierung persönlicher Kommuni­                                ein Informationsverhalten, das vom Durchschnitt
kation, den zunehmenden Orientierungsbedarf und                               der Bevölkerung deutlich abweicht. Sie nutzen
die wachsende Bedeutung von Informationsquellen,                              nicht nur das Internet intensiv, sondern besonders
deren Kompetenz und Zuverlässigkeit man vertraut.                             auch Printmedien. Unter den umfassend Printaffi­
   Das gilt gerade auch für die Information im Netz.                          nen – Personen, die sowohl Zeitungen wie Zeit­
Informationen aus dem Netz wird weitaus weniger                               schriften intensiv nutzen – zählen gut 40 Prozent
vertraut als Informationen, die aus den klassischen                           zur Gruppe der Multiplikatoren, unter weitgehend
Medien TV, Radio, Zeitungen und Zeitschriften                                 Printab­ stinenten dagegen nur gut jeder Fünfte
bezogen werden. Insbesondere das öffent­lich-recht­                           (Schaubild 3). Insbesondere überregionale Quali­
liche Fernsehen und die regionale und überregiona­le                          tätszeitungen, Magazine zum Zeitgeschehen und
Tagespresse genießen großes Vertrauen: 70 Pro­                                Wirtschaftsmedien werden von Multiplikatoren
zent halten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für                           weit überdurch­schnittlich genutzt. Sie sind gleich­
eine glaubwürdige Informationsquelle, rund zwei                               zeitig eine Avantgarde, die neue Themen und Pro­
Drittel die Tagespresse, 42 Prozent Wochenzeitun­                             dukte früher aufgreift als der Durchschnitt der Be­
gen. Dagegen vertrauen nur acht Prozent den In­                               völkerung. Gerade durch das Internet wächst der
formationen von Onlinediensten, acht Prozent Blogs                            unmittelbare persönliche Einfluss dieser Grup­pe,
und Diskussionsbeiträgen anderer Nutzer, sieben                               da das Netz den persönlichen Austausch intensi­
Prozent Informationen von sozialen Netzwerken.                                viert – über politische, gesellschaftliche und wirt­
   Das Internet wird als Informationsquelle intensiv                          schaftliche Themen wie über Erfahrungen mit
genutzt, hat aber ein Vertrauensdefizit – es sei denn,                        Produkten und Dienstleistungen.                   n

2.) Zunehmende Bedeutung des persönlichen                                     3.) Enger Zusammenhang zwischen
Austauschs: in bestimmten Themensegmenten                                     Printaffinität und Multiplikatorstatus
besonders ausgeprägt
Indexdarstellung: 2013 = 100
                                                                              Umfassend Printaffine

                                                                                                                  Multiplikatoren
                                                                                                  42%
                   Politik 173                                                                                     Selektiv Printaffine
   Telekommunikation 157
                 Lokales      150                                                                                                34%
   Urlaub und Reisen 136
 Medizinische Fragen          134
                    Sport     130
                                                                                                22%
  Gesunde Ernährung           124
      Kochen, Rezepte         118
   Wirtschaftsthemen 109

                                                                              Weitgehend Printabstinente

Basis: Bundesrepublik Deutschland, deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre   Basis: Bundesrepublik Deutschland, deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre
Quelle: Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalysen, AWA 2013 und AWA 2018    Quelle: Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse, AWA 2018

                                                                                Media Markets
                                                                                     15
Wirtschaftspolitik

Attraktiv für
kluge Köpfe
Im Interview spricht Sachsens Ministerpräsident
Michael Kretschmer über die hohe Innovationskraft
des Freistaats und die F.A.Z. als Medium der einfluss­
reichen Multiplikatoren.

                     Michael
                 Kretschmer
              Seit Dezember
              2017 Minister­
                präsident des
         Freistaats Sachsen,
                                                          Bildnachweis: Pawel Sosnowski

          politisch aktiv seit
             1993, von 2002
           bis 2017 Mitglied
              des Deutschen
                Bundestages.

                                          Media Markets
                                               16
F.A.Z. MEDIA: Was macht das wachstumsstarke               Mit unserem      Wenn vom „Gründerland Sachsen“ die Rede ist,
  Sachsen besser als der Rest der Republik? Und                              um welche Unternehmen geht es dabei? Welche
  welchen Einfluss hat die Politik?
                                                            Standort­        Märkte stehen im Fokus?
Ministerpräsident Michael Kretschmer: Es                marketing unter    Sachsen nimmt deutschlandweit eine Spitzenposi­
  sind die Grundlagen, die in den 1990er Jahren          dem Claim „So       tion bei der Förderung wissenschaftlicher Aus­
  geschaffen wurden, die den Freistaat heute aus­       geht sächsisch.“     gründungen ein. Und das aus gutem Grund: bei
  machen. Die Staatsregierung hat auf die Förde­                             technologieintensiven Ausgründungen aus der
  rung von Wissenschaft und Forschung gesetzt
                                                          haben wir an       Wissenschaft sowie „grünen“ Gründungen se­
  und gleichzeitig ist es gelungen, einen starken         vielen Stellen     hen wir, dass diese an die zukünftige Entwick­
  Mittelstand sowie industrielle Kerne im Lande          ungewöhnliche       lung der Industrie in hohem Maß anschlussfä­
  aufzubauen. Vom Ineinandergreifen dieses               und neue Wege       hig sind. Aber wir behalten auch die klassischen
  Räder­werks profitieren wir bis heute. Wichtig                             KMU im Blick, denn gerade hier, vor allem im
  waren die Investitionsentscheidungen in Stra­
                                                           beschritten.      Handwerk, werden auch in Zukunft Leistungen
  ßen und Schienen – heute sind es Breitband und                             gefragt sein, die nur von Menschenhand er­
  Bildung.                                                                   bracht werden können. Das gilt für die Märkte
Mit der „Innovationsstrategie des Freistaats Sachsen“                        vor der eigenen Haustür genauso wie für den
  wollen Sie das Bundesland zum Magneten für                                 europäischen Binnenmarkt und auch für unsere
  kluge Köpfe machen. Wie sieht das konkret aus?                             Handelspartner weltweit.
Zum einen haben wir eine exzellente Hochschul-                             Sie haben mit der F.A.Z. Media Solutions Manu­
  und Forschungslandschaft, die attraktiv ist für                            faktur mehrere Projekte realisiert, unter ande­
  kluge Köpfe aus Europa und der ganzen Welt.                                rem eine digitale Standortkampagne. Warum ha­
  Gleichzeitig haben wir ein wirtschaftlich-indus­                           ben Sie diesen zum damaligen Zeitpunkt noch
  trielles Umfeld, das diese klugen Köpfe ebenfalls                          recht ungewöhnlichen Weg gewählt?
  aufnehmen kann. Wenn ich sehe, welches                                   Die Sachsen sind neugierig und probieren gern
  Wachstum die IKT-Branche in Sachsen Jahr für                               etwas Neues aus. Mit unserem Standortmarke­
  Jahr erfährt, wenn ich sehe, wie sich ein Auto­                            ting unter dem Claim „So geht sächsisch.“ haben
  mobilhersteller in Sachsen wagt, ein ganzes                                wir an vielen Stellen ungewöhnliche und neue
  Werk zum Piloten für die E-Mobilität zu ma­                                Wege beschritten. Das Format und die Präsen­
  chen, wenn ich sehe, welcher Innovationsgeist                              tation waren für uns überzeugend. Und inzwi­
  in kleinen und mittelständischen Unternehmen                               schen haben sich diese Formate ja auch etabliert.
  herrscht, dann sage ich mir: Als Politiker muss                          Ihr neuestes Projekt mit der F.A.Z. ist ein gedrucktes
  ich gute Investitionsvoraussetzungen schaffen,                             Magazin mit dem spannenden Titel „Trending
  damit sich die Unternehmen dynamisch entwi­                                Topics“. Was steckt dahinter?
  ckeln und innovativ sind. Ein „Reinsteuern“ in                           Mit diesem Titel beschreiten wir einen neuen Weg
  die Wirtschaft seitens der Politik würde hier                              im Standortmarketing. Das Magazin begeistert
  keine Verbesserung bringen.                                                seine Leser über die Themen, das sind die „Tren­
Wenn man über Innovationen spricht, dann ge­                                 ding Topics“ der Digitalisierung, die in aller
  hört das Thema Digitalisierung ganz oben auf                               Munde sind und von denen wir doch bisher nur
  die Tagesordnung. Ist Sachsen auch hier vorne                              begrenzt wissen, wie sie sich entwickeln. Im Frei­
  mit dabei?                                                                 staat Sachsen sind all diese Themen greifbar und
Jeder zweite in Europa produzierte Mikrochip                                 mit Beispielen spürbar. Daher erzählt das Heft die
  kommt aus Dresden, hier ist der größte Mikro­                              großen Geschichten unserer Zeit mit Geschich­
  elektronik-Produktionsstandort des Kontinents.                             ten und Menschen vorrangig aus Sachsen.
  Aber auch die Software-Industrie wächst dyna­                            Warum haben Sie sich bei diesen Projekten für die
  misch und mit dem 5G Lab an der TU Dresden                                 F.A.Z. als Partner entschieden?
  entwickeln wir hier weltweit führend den zu­                             Aus einer jahrelangen Zusammenarbeit haben wir
  künftigen schnellen Mobilfunkstandard. Wer                                 die F.A.Z. als einen stets sehr verlässlichen und
  erleben will, wie die notwendigen Kom­po­nen­                              qualitativ hochwertigen Partner kennen und
  ten für das „Internet der Dinge“ aus Hardware,                             schätzen gelernt. Die Leserschaft der F.A.Z. ist
  Software und Connectivity zusammengeführt                                  und bleibt die entscheidende Adresse, wenn es
  werden, der kommt am Hightech-Ökosystem                                    darum geht, wichtige Botschaften an wichtige
  im Freistaat Sachsen nicht vorbei.                                         Multiplikatoren zu senden.                        n

                                                          Media Markets
                                                               17
Influencer

   Ich bin ein
           Mensch!
                                                    Orientierung als
                                                    knappe Ressource
                                                    im digitalen Zeitalter.

A    lan Turing ist geistiger Vater des gleichna­
     migen Tests, der ermitteln soll, ob eine Ma­
schine für einen Probanden im kommunikativen
                                                    Augenblicke mit verschwommenen Buchstaben,
                                                    verwirrend angeordneten Verkehrszeichen und
                                                    schlecht lesbaren Rechenaufgaben auf Grund­
Austausch menschlich erscheint. Seit Jahrzehnten    schul-Niveau. Wer besteht, erhält die Bestätigung
versuchen sich daran mehr oder weniger erfolg­      für das, was er zuvor per Click nur behaupten
reich die Hard- und Software-Experten. In digita­   konnte: „Ich bin kein Roboter!“ – und zwar von
                                                                                                           Bildnachweis: Alex-Iby @ Unsplash

len Zeiten müssen wir uns daran gewöhnen, dass      einer Maschine.
zunehmend die Menschen aufgefordert sind, im          Mit dem Eintritt digitaler Logik und künstlicher
Austausch mit einer Maschine den umgekehr­          Intelligenz in die Welt der Medien und Kommuni­
ten Turing-Test zu bestehen. Dem sogenannten        kation hat sich das Spielfeld, auf dem im Wettstreit
Completely Automated Public Turing test to tell     der Meinungen Öffentlichkeit hergestellt wird,
Computers and Humans Apart (CAPTCHA)                deutlich erweitert. Das ist im Prinzip auch gut so.
verdanken Internetnutzer wenig vergnügliche         Allerdings haben sich nicht alle Hoffnungen auf

                                   Media Markets
                                        18
eine Qualitätssteigerung des öffentlichen Diskur­       nikationsabteilungen von Politik und Wirtschaft
ses erfüllt – um es vorsichtig zu formulieren. Zwar     werden auch aus den eigenen Reihen digitale
kann man angesichts der massenhaften Nutzung            Influencer rekrutiert. „Network beats Content!“
von Social Media durchaus von einer gestiegenen         – lautet an vielen Stellen der Schlachtruf und ge­
Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten an der           legentlich wundert man sich dann, mit welchen
Veröffentlichung und Diskussion von Informati­          Informationen und vor allem auch in welcher
                                                                                                               Prof. Dr.
onen sprechen, aber im Ergebnis erleben wir eben        Frequenz sich manche zu Wort melden. Dabei bil­
                                                                                                               Christof E.
auch ein zuvor unbekanntes Maß an Volatilität,          den sich um die Influencer immer spezifischer ge­      Ehrhart
Polarisierung und Subjektivität in der Behandlung       fasste Interessengruppen, die gezielt nach solchen     Leiter Corporate
gesellschaftlich relevanter Fragen.                     Informationen und Meinungen suchen, die ihren          Communications,
   „Wer die Welt beschreibt, so wie sie ist, auch der   Erwartungen und Einstellungen entsprechen.             Außenbeziehungen
verändert sie“: das journalistische Leitmotiv von       Überraschender Widerspruch oder abgewogenes            und Marken­
Klaus Bresser, ZDF-Chefredakteur von 1988 bis           „Einerseits, anderseits“ haben in solchen Filterbla­   management,
2000, klingt da wie ein Echo aus einer längst ver­      sen und medialen Echoräumen kaum Chancen.              Robert Bosch
                                                                                                               GmbH.
gangenen Zeit. Die kommunikativen Rollen waren            Vor allem Demagogen nutzen das technische
angesichts knapper medialer Ressourcen und Ver­         Blendwerk des Internets gerne, um Halbwahrhei­
breitungskanäle klar verteilt. Journalisten, die sich   ten oder gleich komplette Lügen unter das Volk
– so der Titel des (Selbst)Bewusstseins-bildenden       zu bringen. Das Erschrecken hierüber hat zu einer
einschlägigen Buches von Wolfgang Bergsdorf             Diskussion über Fake News und ein drohendes
(1982) – als „4. Gewalt“ im Staat verstanden, be­       post-faktisches Zeitalter geführt, mit der dann
gleiteten als kritische Chronisten das öffentliche      aber leider das Kind mit dem Bade ausgeschüttet
Geschehen, während Marketing- und Kommuni­              wird. Denn unausgesprochen steht hier die These
kationsmanager für Wirtschaft und Politik inter­        im Raum, dass es zuvor ein „faktisches Zeitalter“
essengeleitete Außendarstellung betrieben.              gegeben habe, in dem wohl informierte Akteure
   Im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts er­        in Medien, Politik und Wirtschaft im intellektuell
scheinen die Rahmenbedingungen fundamental              redlichen und von Journalisten stets objektiv be­
verändert und so kommen auch die Rollenbilder           gleiteten Austausch miteinander und dem Bürger
in Bewegung. Unternehmen wie Apple, Facebook            standen. Man reibt sich verwundert die Augen!
und Google ökonomisieren menschliche Interak­             Tatsächlich gehört es zum Wesen des kommu­
tion und bedienen dabei den Wunsch nach zu­             nikativen Austauschs, dass neben (vermeintlich)
mindest medialer Resonanz in einer sich stetig be­      objektiven Realitätselementen wie Daten und
schleunigenden und entmaterialisierenden Welt,          Fakten auch subjektive Realitätsbezüge wie Wahr­
wie Hartmut Rosa (2016) argumentiert. Wir sind          nehmungen und Gefühle transportiert werden.
nicht länger nur über knappe kommunikative und          „Perception beats Reality“ und das ist weder zy­
mediale Kanäle verbunden, sondern begegnen              nisch noch diabolisch gemeint, sondern spiegelt
uns auf digitalen Plattformen, wo wir Lebensweis­       die Kommunikationsbedürfnisse des Menschen
heiten, Alltagsabenteuer und eben auch Meinun­          vom Neandertaler bis zum Homo Digitalis wider.
gen teilen. Vor allem Journalisten als klassische       Die Menschen suchen in einer zunehmend kom­
Treuhänder (und Gestalter) des öffentlichen Dis­        plexen und im Sinne Max Webers „entzauberten“
kurses müssen heute in Konkurrenz treten zum            Welt nach Orientierung, Perspektive und Sinn.
„Menschen von nebenan“.                                   Angesichts des offensichtlichen Bedarfs über­
   Wer sich dabei die Nutzer von Social Media als       rascht der mit Händen zu greifende Mangel an
rein numerisches Aggregat vorstellt, das sich in        relevanten und überzeugenden Narrativen – also
seiner Einstellung zu Produkten oder politischen        sinnstiftenden Erzählungen –, die unangenehme
Positionen zufällig in die eine oder andere Rich­       Wahrheiten und potentielle Gefahren nicht aus­
tung neigt, liegt falsch. Zu den Journalisten und       sparen, aber zugleich eine Perspektive aufzeigen,
Kommunikationsmanagern, die die öffentliche             um die verfügbaren Fakten einzuordnen. Im Um­
Meinungsbildung seit den analogen Zeiten der            gang mit solchen Narrativen – ihrer Entwicklung
Massenmedien strukturiert und gestaltet haben,          in der politischen und wirtschaftlichen Kommu­
tritt jetzt ein neuer Player hinzu: der Influencer.     nikation, aber auch ihrer kritischen Begleitung
   Er ordnet für seine Follower die Geschehnisse        durch Qualitätsjournalismus, der nicht nur Mei­
der Weltläufe ein, beurteilt die neuesten Trends,       nungstrends dokumentiert, sondern klärende
gibt Tipps für Aussehen und Lebensführung und           Debatten zwischen Narrativen führt und anführt
lässt sich in ehemals intimen Augenblicken der Le­      – liegt der Ausweg aus einer von Vorurteilen und
bensfreude begleiten: Unboxing-Videos, die Influ­       Vereinfachungen verzerrten öffentlichen Debatte.
encer beim Auspacken neu erworbener Produkte            Und den Zugang zu dieser Herzkammer des ge­
zeigen, gehören zu den Klick-Rennern im Netz.           sellschaftlichen Diskurses darf auch zukünftig nur
   Längst ist Influencer-Marketing zum neuen Buzz­      erhalten, wer glaubwürdig belegen kann „Ich bin
word der Branche geworden und in den Kommu­             ein Mensch!“.                                     n

                                                         Media Markets
                                                              19
Agenturwelt

Die große Idee darf nicht
unter­schätzt werden!
                                                       Was entscheidet in Zukunft über die
                                                       Effizienz von Kampagnen, wie verändert
                                                       sich die Agenturbranche als Konsequenz
                                                       daraus und wie groß ist der Einfluss einer
                                                       emotionalen Idee auf den Erfolg?

F   rüher war Werbung vergleichsweise einfach.
    Man sendete einen Fernsehspot – und wenn er
gut ankam, lief der Kunde am nächsten Tag zum
                                                                             vierzehn Spezialagenturen parallel. Sie alle agier­
                                                                             ten separat voneinander und kümmerten sich um
                                                                             unterschiedliche Kanäle: Die einen stellten die
Supermarktregal oder ins Autohaus und kaufte                                 Weichen bei klassischer Werbung, die anderen be­
das beworbene Produkt. Heute, in Zeiten der Digi­                            spielten Social Media. Diese Zeiten sind vorbei. In
talisierung, funktioniert das kaum noch. In den ver­                         Zukunft wird es verstärkt darauf ankommen, die
gangenen Jahren ist eine hochkomplexe, flüchtige        Florian Haller       Fäden bei einer Agentur zusammenlaufen zu las­
und schnell­lebige Kommunikationswelt entstan­              Seit 2002        sen, die dem Kunden so Lösungen für alle Platt­
den: eine Vielzahl großer und kleiner interaktiver      geschäftsführen­     formen anbieten kann.
Kom­munikationskanäle, die ganzheitlich gesteuert      der Gesellschafter,      Trotzdem darf die Agenturszene dabei nicht ihre
werden müssen. Nur wenn das gelingt, ist eine           Hauptgeschäfts­      eigene Herkunft aus den Augen verlieren. Der
                                                         führer Holding
Kampagne künftig effizient.                                                  Dreiklang aus Kreation, Media und Daten gehört
                                                         Agenturgruppe
   Konkret bedeutet das: Bei der Kampagne der             Serviceplan.       zwar unbedingt zusammen, führt aber im Mo­
Zukunft kommen Kreation, Media und Daten aus                                 ment auch dazu, dass in der Branche fast aus­
einer Hand. Agenturen brauchen nach wie vor die                              schließlich über Daten und Technologie diskutiert
große, kreative Idee und deren mediale Umset­                                wird. Ich glaube, die große Idee darf auf keinen
zung zu einem gebündelten Konzept. Aber auch                                 Fall unterschätzt werden: Ein Markenerfolg ist in
eine klare Datenstrategie, um dieses Konzept an­                             erster Linie immer ein emotionaler Erfolg. Wenn
schließend über alle verfügbaren Kanäle ange­                                Menschen eine Marke nicht haben wollen, weil keine
messen auszuspielen – und natürlich die Techno­                              Emotionen vorhanden sind, keine Begehrlichkei­
logie, um Daten zu erfassen, zu analysieren und                              ten geweckt wurden, keine Bilder präsent sind, die
einzuordnen. Nur wenn alle diese Disziplinen zu­                             sie mit dieser Marke verknüpfen – dann hilft auch
sammenwachsen, ineinandergreifen und die Kom­                                Data Analytics nicht weiter. Es ist der Wert der
munikation auch zwischen ihnen funktioniert,                                 emotionalen Idee, der die Menschen bewegt.
kann eine Kampagne bewegen: emotional – und                                     Es ist müßig, darüber zu sprechen, welcher As­
die Menschen im besten Fall zum Kauf. Wir bei                                pekt denn nun wirklich der Wichtigste ist: Ist es
Serviceplan sprechen in diesem Zusammenhang                                  die Kreation? Sind es die Daten? Das wäre in etwa
vom „Haus der Kommunikation“. Dieser Begriff                                 so, als würde man bei einem Auto darüber dis­
trifft die Ansprüche einer digitalen und fragmen­                            kutieren, ob die Motorisierung, das Fahrwerk
tierten Medienwelt für uns am Genauesten.                                    oder die Bremsen wichtiger sind. Will man damit
   Für die Agenturbranche besteht die Herausforde­                           unter­wegs sein, braucht man alles. Genauso ver­
rung vor allem darin, diese doch recht unter­                                hält es sich mit Kampagnen: Erst die Verbindung
schiedlichen Disziplinen zu vereinen. In Spitzen­                            aller Elemente macht sie erfolgreich – jetzt und in
phasen beschäftigte ein Kunde früher oft zwölf bis                           Zukunft.                                         n

                                                       Media Markets
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                Bildnachweis:

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Media Markets
Media

Bra
ands
 Wann kann man Medien vertrauen? Macht fundiertes
 Wissen einfluss­reicher? Und welche Innovationen
 bestimmen ihre (digitale) Zukunft?

 Was ist Vertrauen
 Holger Steltzner über Orientierung
 und Einfluss im digitalen Zeit­
 alter und die hohe Aktualität des
 Gründungsauftrags der F.A.Z.
 Mehr Einfluss an der Spitze
                                        24

                                        28
                                             Die Zukunft beginnt jetzt
                                             ... und F.A.Z. Quarterly macht
                                             ihren Einfluss heute sichtbar.
                                             Wie, beschreibt Rainer Schmidt,
                                             verantwortlicher Redakteur des
                                             Premium-Magazins
                                                                                 42   Digitaler Overkill
                                                                                      Wie kommt die Information
                                                                                      zum Leser durch? Und wer
                                                                                      nimmt darauf Einfluss?
                                                                                      Antworten darauf hat Carsten
                                                                                      Knop, Chefredakteur für digitale
                                                                                                                          58

                                                                                      Produkte
 Im digitalen Zeitalter verlassen            Die Region der Einflussreichen      46
 sich einflussreiche Leistungs­träger        Einen Blick hinter die Kulissen          Aus dem digitalen                   62
 auf Qualität                                der Wirtschaft im Ballungsraum           Labor der F.A.Z.
                                             Frankfurt wirft Manfred Köhler,          ... berichten Carsten Knop und
 Einflussreiche Kampagne                31
                                             verantwortlicher Redakteur von           Thomas Schultz-Homberg,
 Ingo Müller über das Vertrauen
                                             F.A.Z. Metropol                          Chief Digital Officer bei der
 kluger Köpfe in Qualität – und
                                                                                      Frankfurter Allgemeinen
 ihre Bedeutung für Werbung                  Mit bemerkenswerter                 50
                                             Leichtigkeit                             Mehr Wissen. Mehr Einfluss.         64
 Tatort Tatsache                        34
                                             Julia Hoscislawski, verantwort­          Reinhard Müller, verantwortlicher
 Was bei uns steht, stimmt, weiß
                                             liche Redakteurin des F.A.Z.             Redakteur für F.A.Z. Einspruch,
 F.A.Z.-Redakteur Holger Appel,
                                             Hochschulanzeigers, über den             über alles, was Recht ist in der
 und erklärt, warum das so ist
                                             Einfluss der Generation Y auf            Frankfurter Allgemeinen
 Im Namen des schlechten                38   die Arbeitswelt
 Geschmacks
                                             Wenn der Roboter Bewerber           54
 Alfons Kaiser, verantwortlicher
                                             auswählt
 Redakteur des F.A.Z. Magazins,
                                             ... hat die Zukunft im Recruiting
 über Auf- und Abstieg der
                                             begonnen. Mehr über den Einfluss
 Influencer
                                             von KI in Unternehmen weiß
                                             F.A.Z.-Redakteurin Nadine Bös
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Media Brands
               Bildnachweis: iStockphoto
F.A.Z.

                                                            Was ist
                                                           Vertrauen?
                                                                „Doing what comes naturally“, sagt der
                                                        amerikanische Philosoph Stanley Fish. Ganz natürlich
                                                         erzeugt Vertrauen Vertrauen im Fortgang des alltäg­
                                                          lichen Handelns. Vertrauen ist grundlos, aber nicht
                                                         blind. Vertrauen ist eine Haltung der Reflexität. Es ist
                                                        das riskante Trotzdem, was einen vertrauensvollen von
                                                           einem vertrauensseligen Menschen unterscheidet.

                              O     hne Vertrauen wäre Gesellschaft nicht mög­
                                    lich, weil sonst die Schrittfolge des Alltags
                              nicht in Gang käme. Man stünde, wie Kafka ge­
                                                                                                          sellschaftlichen Systems her. Unser demokrati­
                                                                                                          sches System wird durch die lange Kette von Kri­
                                                                                                          senjahren noch nicht in Zweifel gezogen. Aber die
                              schrieben hat, jedes Mal vor einer Tür, durch die                           Banken-, Wirtschafts- und Eurokrise und noch
                              man sich nicht getraute zu gehen, obwohl sie doch                           dazu die Flüchtlingskrise stellen das Vertrauen in
                              nur für einen geöffnet war. Die Frage nach der                              die staatliche Führung und in die Marktwirtschaft
                              Quelle von Vertrauen ist wichtig, weil durch die        Holger Steltzner    auf eine harte Probe. Nicht nur der angelsäch­
                              Vertrauenskrisen zwischen Politik, Wirtschaft             Herausgeber       sische Finanzkapitalismus ist in Verruf geraten,
                              und Bürgern die Gesellschaft insgesamt wieder            der F.A.Z von      sondern durch viele hausgemachte Unternehmens­
                                                                                       2002 bis 2019,
                              kluge Zuversicht braucht. Vertrauen wirkt ganz­                             skandale auch der produktive Industriekapitalis­
                                                                                      1993 Start in der
                              heitlich, speist sich aber aus unterschiedlichen                            mus, der in Deutschland mit erfolgreichen mittel­
Bildnachweis: Helmut Fricke

                                                                                      Finanzredaktion
                              Quellen, wie der Soziologe Heinz Bude sagt. Er          der F.A.Z., sechs   ständischen Familienunternehmen verbunden wird.
                              unterscheidet das Systemvertrauen, das Sozial­            Jahre später      Die teils berechtigte und manchmal auch ätzende
                              vertrauen und das Selbstvertrauen.                        Ressortleiter.    Kritik an den Eliten pflügte durch den Ärger über
                                Das Systemvertrauen richtet sich auf Institutionen                        traditionelle Parteien in einigen Ländern die Par­
                              und Verfahren und stellt die Legitimität eines ge­                          teienlandschaft um (Frankreich, Italien). Auch in

                                                                                       Media Brands
                                                                                            25
Deutschland kämpft mit der SPD eine ehemals vom Smartphone fernhalten wollen. „Googles
stolze Volkspartei ums Überleben, während die Mission ist, die Informationen der Welt zu orga­
CDU mit einem Wechsel an der Spitze ihr nisieren, um sie jedermann zugänglich zu ma­
Schrumpfen stoppen möchte.                           chen. In zwanzig Jahren werden wir das immer
   Wie kann angesichts solcher Verwerfungen noch tun, aber es wird komplett anders aussehen,
wieder so etwas wie eine gesamtgesellschaftliche wie wir es tun.“ Das sagte Hal Varian, der Chef­
Vertrauenskultur hergestellt werden? Wie kann ökonom von Google, in einem Gespräch mit un­
man für Systemvertrauen werben, ohne für die serer Sonntagszeitung. Und er fügte hinzu: „Der
Sicherheit des Systems garantieren zu können? Google-Gründer Larry Page hat immer gesagt,
Wie kann man Sozialvertrauen respektieren, ohne das Problem mit Google ist: Man muss immer
die Abschottung der Milieus zu zementieren? Und eine Frage stellen. Die Antworten sollte es aber
wie kann man das Selbstvertrauen stärken, ohne auch schon ohne die Eingabe einer Frage geben.
es als einzige Quelle der Selbstachtung zu verherr­ Wir haben das immer für einen Witz gehalten.
lichen?                                              Aber es stimmt.“
   Wenn Politiker und Wirtschaftsführer sich ernst­    Wie also wird die Digitalisierung die Gesellschaft,

                                                 „
haft bemühen wollen, das verlorene Vertrauen in die Politik und die Wirtschaft verändern? Die di­
Politik und Wirtschaft wieder­                                            gitale Revolution kommt mit
zugewinnen, müssen sie sich                                               unfassbarer Geschwindigkeit.
die Frage stellen, über wel­                                              Noch immer gilt Moore’s
ches Medium sie Einfluss auf                                              Law, wonach sich die Leis­
die Meinungsbildung neh­                                                  tungsfähigkeit von Compu­
men wollen, auf welchem                                                   tern alle zwei Jahre verdop­
Weg sie ihren Wandel glaub­
                                     Hängt der vertrauens­                pelt. Der digitale Zugriff auf
haft vermitteln wollen. Zu­           politische Erdrutsch                das Innere unserer Köpfe
vor sollten sie sich jedoch                                               oder das Äußere unserer Ar­
fragen, was eigentlich in den           in den westlichen                 beits- und Lebenswelten er­
Köpfen der Empfänger von             Demokratien mit der                  folgt mit der Wucht einer
politischen und wirtschaft­                                               Exponentialfunktion. Selbst
lichen Botschaften los ist. Es        digitalen Disruption,               mathematische Laien können
reicht nicht, sich empört            dem rasanten Wandel                  das verstehen, dazu reicht
über den jüngsten aggres­                                                 ein Satz: Nie wieder wird die
siven Tweet des amerikani­            der Mediennutzung                   Veränderungs­ge­schwin­dig­keit
schen Präsidenten oder die             durch das Internet                 so gering sein wie heute.
letzte unsägliche Aussage ei­                                                Wir beginnen erst, die Di­
                                            zusammen?

                                                    “
nes Radikalen vom rechten                                                 mension und das Tempo der
Rand zu ereifern. Die poli­                                               Transformation zu begrei­
tisch und moralisch ein­                                                  fen, uns sorgen die Risiken,
wandfreie Haltung des Sen­                                                aber wir begeistern uns auch
ders allein überzeugt kaum                                                für die unglaublichen Chan­
einen Empfänger. Sonst                                                    cen der digitalen Revolution.
dürfte es die multiple Vertrauenskrise gar nicht Das Internet sorgt für einen grundlegenden Wan­
geben. Schließlich drücken sich die allermeisten del im Umgang mit Informationen. Die tägliche
Absender politischer Botschaften – zumindest in Orientierung, etwa durch das Lesen einer Tages­
der Vergangenheit – politisch besonders korrekt zeitung, wird abgelöst durch die Informations­
aus. Dennoch dokumentiert das Edelman Trust suche nach Bedarf. Dank Internet sind heutzutage
Barometer in Umfragen unter Zigtausenden Bür­ mehr Informationen verfügbar als jemals zuvor.
gern aus allen möglichen Ländern, dass der Ver­ Doch werden sie auch genutzt? Untersuchungen
trauensschwund in den westlichen Demokratien von Allensbach kommen zu einem traurigen Be­
gewaltiger ist als im Rest der Welt. Verglichen da­ fund. Danach ist das Interessenspektrum vor al­
mit ist das Vertrauen der russischen, türkischen, lem der jungen Leute deutlich enger geworden,
saudi-arabischen oder chinesischen Bürger in auch das Interesse an Politik und Wirtschaft hat
ihre jeweils autokratische Führung nicht nur stabil, spürbar nachgelassen. Das Internet hat den Infor­
sondern sogar groß.                                  mationsstand und die Urteilsfähigkeit der Bürger
   Hängt der vertrauenspolitische Erdrutsch in nicht verbessert, obwohl die Mehrheit der Bevöl­
den westlichen Demokratien mit der digitalen kerung vom Gegenteil überzeugt ist. In Umfragen
Disruption, dem rasanten Wandel der Medien­ stufen drei von vier Befragten sich selbst als gut
nutzung durch das Internet zusammen? Die In­ informiert ein, bemerkenswerterweise auch 60
ternetpioniere im Silicon Valley, die inzwischen Prozent derjenigen, die sich nur wenig oder gar
Eltern geworden sind, werden schon wissen, war­ nicht für Politik oder das aktuelle Geschehen inte­
um sie ihre jüngsten Kids so lange wie möglich ressieren. Für die meisten dient das Internet vor­

                                     Media Brands
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