Personalratswahlen Es ist Zeit, GEW zu wählen
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12. April 2019 | 73. Jahrgang | 4 Euro Ausgabe 04 / 2019 bildung und wissenschaft – Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg Personalratswahlen Es ist Zeit, GEW zu wählen Lehrerumfrage Migrierte Lehrkräfte Schulsozialarbeit Schöner Beruf Ablauf Zusammenarbeit schwer gemacht Berufsanerkennung mit Lehrkräften
Editorial Doro Moritz, Landesvorsitzende GEW Baden-Württemberg Foto: GEW BW GEW wählen bei den Personalrats- wahlen – Demokratie stärken Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserin, lieber Leser, ab Mai sind Personalratswahlen an allen Schulen nicht an der Länge der Listen messen. Deshalb und in den Kommunen. In der Schulverwaltung haben wir die Zahl der Kandidatinnen und und in der Lehreraus- und Lehrerfortbildung und Kandidaten bewusst begrenzt. Die Wählerinnen im Hochschulbereich wird im Juli gewählt. Die und Wähler sollen den Überblick behalten und Beschäftigten, darunter viele der 50.000 GEW- haben dennoch die Wahl. Mitglieder, wählen ihre Interessenvertretung Im Mai finden nicht nur Personalratswahlen für die nächsten fünf Jahre. statt. Im Mai sind die Europa- und die Kom- Leider haben sich die Bedingungen am munalwahlen. Entscheiden Sie mit über die Arbeitsplatz, die Stimmung, die individuelle Zukunft der Demokratie in Europa. Stärken Arbeitszufriedenheit in den letzten Jahren eher Sie in den Kommunen und Kreisen diejenigen, negativ entwickelt. Die Personalräte sind stark die Schulen, Kita, Bildung und Betreuung gefordert: Der Arbeitsdruck muss sinken, die nachhaltig fördern. Im Mai wird unser Grund- Arbeit der Lehrkräfte verdient mehr Wertschät- gesetz 70 Jahre alt. Grundgesetz und Schul- zung und Unterstützung durch ihre oberste gesetz verpflichten Lehrkräfte dazu, Toleranz, Chefin und die Landesregierung. Wir müssen Menschenwürde und die Gleichberechtigung gemeinsam dafür sorgen, dass wir erfolgreich aller Menschen zu leben und zu lehren und die arbeiten können und Zeit zum Leben zu haben. Verletzung dieser Rechte zu thematisieren. Wir Es ist Zeit für mehr Zeit. Jede Wählerin, jeder müssen den Wert unserer Demokratie und die, Wähler entscheidet bei den Personalratswahlen die sie gefährden wollen, in der Schule thema- darüber, wer sich in den nächsten fünf Jahren tisieren – im Klassenzimmer und im Lehrer- um den Arbeitsplatz Schule und die Arbeit im zimmer. Auch das entspricht dem Selbstver- Bereich Bildung, Hochschule und Forschung ständnis und dem Auftrag der GEW. kümmert. Die GEW hat jeden einzelnen Arbeits- Ich bitte Sie deshalb, die Europa- und die Kommu- platz und das große Ganze im Blick. nalwahlen im Unterricht zum Thema zu machen Ich appelliere an Sie: Nutzen Sie Ihr Wahlrecht und selbstverständlich wählen zu gehen. und fragen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen, ob sie schon gewählt haben. Nehmen Sie sich Die GEW setzt sich kompetent und selbst- die Zeit, ihnen das Wahlverfahren zu erklären. bewusst für gute Bildung, gute Arbeitsbedin- 2014 haben weniger Lehrkräfte gewählt als gungen und die Werte unserer Demokratie früher. Eine gute Wahlbeteiligung stärkt die ein. Die GEW erhebt ihre Stimme in der Öffent- Arbeit der Personalräte. lichkeit und wird gehört. Geben Sie bei den Sie kennen die Arbeit der GEW. Wir informieren Personalratswahlen alle Stimmen der GEW! zu aktuellen Themen und zu den Personalrats- wahlen. Wir haben bewusst entschieden, die Lehrerzimmer nicht mit Papier zu fluten. Auch Mit freundlichem Gruß bei den Wahlen beachtet die GEW ihren Nach- Ihre haltigkeitsbeschluss, der die Menge und die Beschaffenheit der verteilten Materialien regelt. Zu Recht. Die Qualität unserer Arbeit lässt sich nicht mit der Masse bedruckten Papiers und bildung & wissenschaft 04/ 2019 3
28 Digitalpakt 30 Politisch-geographische Schulbildung auf dem Abstellgleis Eine schwere Geburt 34 Schülerdemo S.14 Titelthema Personalratswahlen Es ist Zeit, GEW zu wählen 4
Inhalt In dieser Ausgabe Titelthema Aus der Arbeit der GEW Personalratswahlen 10 GEW-Umfrage zur Arbeitszufriedenheit: 14 Wählen gehen Schöner Beruf schwer gemacht 16 Personalratsarbeit 36 Migrierte Lehrkräfte: Mehr Zeit Wie die Berufsanerkennung in 18 Hauptpersonalrat berufliche Schulen Baden-Württemberg läuft „Informationen fließen spärlicher“ 20 Bezirkspersonalrat „Wir unterstützen uns gegenseitig“ Gesellschaft 22 Örtlicher Personalrat Gymnasium: Für Transparenz sorgen 34 Schülerdemo: 23 Örtlicher Personalrat „Wir sind hier, wir sind laut, GHWRGS: Damit die Arbeit weil ihr uns die Zukunft klaut!“ leichter wird 24 Hauptpersonalrat Arbeitnehmer/innen Es lohnt sich, hartnäckig zu bleiben Rubriken 25 Hauptpersonalrat im außerschulischen Bereich 3 Editorial Personalräte stärken 6 Aktuell 9 Glosse 40 Kurz berichtet Arbeitsplatz Schule / 41 Vor Ort Kindertageseinrichtung 43 Jubilare 45 Totentafel 6 Leitungen der Institute und 49 Impressum der neue Amtschef sind gestartet 50 Termine 26 Wie Schulsozialarbeiter/innen und Lehrkräfte zueinander finden 27 Grundschule: Heftmitte: Unterrichtspraxis Praktikum ohne Lehrkräfte 28 Digitalpakt: Eine schwere Geburt 30 Politisch-geographische Schulbildung auf dem Abstellgleis 32 Kritik an der Hattie-Studie: Kleine Klassen lohnen sich doch 38 Stressbewältigung: Ruhe im Schulalltag finden Recht/Geld 7 HoLa3: Landesregierung benachteiligt Lehrer/innen an Gemeinschaftsschulen 7 Bremen bezahlt Lehrkräfte und Erzieher/innen besser 8 Qualitätskonzept: Foto: ZoneCreative / iStock Schulaufsicht künftig ohne Beratung? 8 Abgesenkte Eingangsbesoldung: Plötzlich ist das Geld da Titelbild: GEW BW 9 Tarifergebnis: Redaktionsschluss für die nächste b&w Ausgabe: Übertragung auf Beamt/innen 15. April 2019 bildung & wissenschaft 04/ 2019 5
Aktuell NEUES FÜHRUNGSPERSONAL IM KULTUSMINISTERIUM Leitungen der Institute und der neue Amtschef sind gestartet Zum 1. März haben im Bereich von Kultus 53Jährige hat am DaimlerGymnasium Ideen sollen nun BadenWürttemberg auf ministerin Susanne Eisenmann drei Füh in Bad Cannstatt sein Abitur gemacht und die Sprünge helfen. RieckeBaulecke hat rungskräfte mit ihrer Arbeit begonnen. anschließend eine Ausbildung zum Bank in Hamburg als Gymnasiallehrer gear Michael Föll ist neuer Ministerialdirek kaufmann abgelegt. 1989 begann seine beitet, 1994 in Berlin promoviert und tor im Kultusministerium und löst Gerda politische Arbeit im Gemeinderat der sich 2001 in Bremen im Fachbereich Windey als Amts und Verwaltungschefin Landeshauptstadt. In Cannstatt wohnt er Erziehungswissenschaften habilitiert. Er ab. Sie leitet nun die Verwaltungsabtei noch heute. gilt als Experte für Bildungsmanagement. lung, auf eigenen Wunsch, wie Eisenmann Günter Klein kennt dagegen die Bil betonte. Mit Föll hat die Kultusministerin Leitungen von ZSL und IBBW gestartet dungslandschaft in BadenWürttemberg einen langjährigen politischen Wegge Die beiden Chefs der neuen Institute, die im bestens. Er war bereits Lehrer, stellvertre fährten in ihr Ministerium geholt. Die Zuge des Qualitätskonzepts neu geschaffen tender Schulleiter, Referent am Kultus beiden Christdemokraten haben jahre wurden, haben ebenfalls ihren Dienst ministerium und Leiter des Staatlichen lang im Stuttgarter Gemeinderat zusam angetreten: Thomas RieckeBaulecke ist Schulamts Nürtingen. Ab 2015 leitete er Foto (jweils außen): Kultusministerium Foto: IQSH Michael Föll – neuer Ministerialdirektor im Thomas Riecke-Baulecke – Präsident des Günter Klein – Direktor des Instituts für Kultusministerium Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) mengearbeitet, sie wurde Schulbürger Präsident des Zentrums für Schulquali das Landesinstituts für Schulentwick meisterin, er Finanzbürgermeister. Davor tät und Lehrerbildung (ZSL) und Günter lung (LS) in Stuttgart und hat nun die waren sie gemeinsam bei der Jungen Klein Direktor des Instituts für Bildungs Aufgabe, am IBBW empirisch fundierte Union. „Ich wollte einen ausgewiese analysen BadenWürttemberg (IBBW). Daten zu liefern, auf deren Grundlage nen Verwaltungsfachmann und erfah RieckeBaulecke soll hauptsächlich die das ZSL die Schul und Kultusverwal renen Partner in die Amtsspitze holen. Schulaufsicht und die Lehreraus und tung steuert. Er wird für mich eine wichtige und sehr fortbildung umbauen. Der 59Jährige Die GEW baut auf eine gute Zusam gute Unterstützung sein und mit Sicher hat vorher 15 Jahre lang das Institut für menarbeit mit den drei neuen Chefs und heit auch in das Ministerium hinein gute Qualitätsentwicklung an Schulen Schles wünscht allen einen guten Start. Akzente setzen“, sagte Eisenmann. Sein wigHolstein (IQSH) in Kiel geleitet. Das b&w Weggang bei der Landeshauptstadt wird nördliche Bundesland hat bei den letz von vielen als Verlust gesehen, da er die ten Vergleichsstudien im Gegensatz zu Stadtfinanzen schuldenfrei übergab. Der BadenWürttemberg aufgeholt. Die Kieler 6 bildung & wissenschaft 04 / 2019
Aktuell HORIZONTALER L AUFBAHNWECHSEL (HOL A3) GEW lädt ein Landesregierung benachteiligt Lehrer/innen Konferenz für Vertrauensleute an Gemeinschaftsschulen und Personalratsmitglieder Es ist ein unglaublicher Vorgang: Die Ernennung um ein knappes halbes Jahr Personalratswahlen 2019 Lehrkräfte an Realschulen und SBBZ, verzögern. Die GEW erwarten außer 03. Mai 2019, ab 10:00 – 15:30 Uhr die die Maßnahmen des Horizontalen dem, dass alle künftigen HoLaAbsol Kolpinghaus Stuttgart Laufbahnwechsels erfolgreich absolviert vent/innen umgehend nach Abschluss 06. Mai 2019, ab 10:00 – 15:30 Uhr haben, werden pünktlich zum nächsten des Lehrgangs ernannt werden. DGB-Haus Karlsruhe Schuljahr in A13 ernannt – die entspre Auch wenn die Ernennung zum 1. Januar chenden Lehrkräfte an Gemeinschafts 2020 klappt, verlieren die betroffenen Leh Wir stellen die Ergebnisse und schulen nicht. Das Kultusministerium rer/innen an den Gemeinschaftsschulen Lösungsansätze unserer Umfrage (KM) hatte am 15. Februar auf Anfrage rund 2.500 Euro pro Person. Deshalb gibt „Arbeitszeit und Arbeitsbelastung“ vor. des Hauptpersonalrats GHWRGS bestä die GEW nicht auf und setzt sich dafür tigt, dass im aktuellen Landeshaushalt ein, dass die 500 Lehrer/innen so schnell Kurz vor den Personalratswahlen die erforderlichen Stellen fehlen. wie möglich in A13 ernannt werden. geben wir praxisnahe Tipps und Die GEW fordert seit langem, dass die Wenn das KM will, gibt es dafür Möglich Impulse für erfolgreiche Wahl-Ergeb- Stellen im Haushalt rechtzeitig geschaf keiten: Zum Schuljahr 2019/20 werden nisse: Wie kann ich das Wahlverfahren fen werden. Dafür wurden Ministerprä aufgrund des Lehrermangels sehr viele unkompliziert erklären? Was sind die sident Kretschmann, Finanzministerin vorhandene A13Stellen nicht mit neu stärksten Argumente, uns zu wählen? Sitzmann und Kultusministerin Eisen eingestellten Lehrer/innen besetzt werden Ein Tag mit vielen Anregungen, hilfrei- mann sowie die Bildungspolitiker/innen können. Diese Stellen können für die chen Tipps, wertvollen Informationen von Grünen, CDU, SPD und FDP ange Ernennung der HoLa3Absolvent/innen und spannendem Austausch erwartet schrieben, zahlreiche Gespräche geführt an den GMS genutzt werden. dich. und Protestaktionen organisiert. Die Verantwortung für die fehlenden Stel Das KM wird die Stellen für den Haus len wird zwischen Grünen und CDU hin halt 2020 erneut beantragen. Der Druck und hergeschoben. Staatssekretär Volker Anmeldung Stuttgart: der GEW und der Betroffenen hat Schebesta hat bei einer Podiumsdiskussion www.gew-bw.de/ konferenz-stuttgart bewirkt, dass die Stellenhebungen im mit mir in der gut besetzten Aula der PH Anmeldung Karlsruhe: Jahr 2020 nicht erst zum 1. August, son Ludwigsburg Ende März lapidar festge www.gew-bw.de/ dern schon im Januar zur Verfügung stellt: Man könne die HoLa3–Lehrkräfte in konferenz-karlsruhe gestellt werden. Der Landtag muss sie A13 ernennen, man müsse aber nicht. Ich aber erst beschließen. Die GEW erwar habe ihm vorgeworfen, dass die Landes tet, dass die Landesregierung die rund regierung die Lehrkräfte an den Gemein 500 Lehrkräfte spätestens im Januar schaftsschulen erneut diskriminiert. 2020 ernennt. Damit würde sich die Doro Moritz A13 FÜR ALLE Bremen bezahlt Lehrkräfte und Erzieher/innen besser Der Senat in Bremen hat sich Mitte März chen Tätigkeiten eine Eingruppierung in die Höhergruppierung vieler angestellter auf ein Stufenmodell geeinigt, mit dem die Entgeltgruppe S 8b vor. Dieses Eingrup Lehrkräfte) sowie die höhere Bewertung Lehrkräfte in Grundschulen und Sek I, pierungsmerkmal wird in Bremen genutzt. der KitaArbeit sind ein Einstieg in die die noch in A12 eingruppiert sind, ab Für Angestellte wird noch an einer Lösung notwendige Debatte um Arbeitsbedin dem kommenden Schuljahr A13 in drei gearbeitet. Bis Ende April 2019 werden gungen und Attraktivität von Bildungs Schritten erhalten. Funktionsstellen in verschiedene Modelle geprüft. arbeit, gerade von Frauen.“ Die Bürger Grundschulen werden um eine halbe Christian Gloede, Landesvorstandsspre schaft in Bremen muss das entsprechende Stufe angehoben. Rund 1.400 Lehrkräfte in cher der GEW in Bremen sagt: „Ohne Gesetz noch beschließen. Mit Bremen Bremen und Bremerhaven werden besser die Beharrlichkeit der GEW hätte es den bezahlt ein weiteres Bundesland alle Lehr besoldet. Auch Erzieher/innen in belaste Einstieg in A13 jetzt nicht gegeben. Die kräfte mindestens mit A13. Auch Berlin, ten Stadtteilen erhalten mehr Geld. Der für Senatsbeschlüsse sind insgesamt ein Zei Brandenburg, Sachsen und Schleswig die kommunalen Kindertageseinrichtun chen dafür, dass sich gewerkschaftspoliti Holstein haben die GEWForderung nach gen geltende Tarifvertrag für den öffent scher Einsatz lohnt. Die für 2021 avisierte A13 für alle beschlossen. Es wird Zeit, lichen Dienst (TVöD) sieht für Erzieher/ gleiche Bezahlung aller verbeamteten dass BadenWürttemberg nachzieht. innen mit besonders schwierigen fachli Lehrkräfte nach A13 (und in der Folge b&w bildung & wissenschaft 04/ 2019 7
Aktuell QUALITÄT SKONZEPT Schulaufsicht künftig ohne Beratung? „Die Aufsicht schließt die Beratung ein“ hieß vereinbart. Selbstverständlich erwarten Staatlichen Schulämter durch die institu in langer Tradition der zweite Satz des § 32 die Schulleitungen von ihren Vorgesetz tionelle Trennung von Aufsicht und Bera im Schulgesetz von BadenWürttemberg. ten dabei Beratung und Unterstützung. tung entlastet werden und dadurch ihren Dieser Satz soll jetzt vom Landtag gestri Ein zweites Beispiel: Eltern beschweren „originär schulaufsichtlichen“ Aufgaben chen werden. Die GEW, die Hauptperso sich beim Staatlichen Schulamt über eine zukünftig wieder verstärkt nachkommen nalräte, die Schulrätevereinigung und die von der Schulleitung angedrohte Erzie können. Wie absurd diese Begründungen Schulabteilungen der Regierungspräsidien hungs und Ordnungsmaßnahme gegen sind, zeigt sich auch daran, dass ein haben sich gegen die Streichung ausgespro ihr Kind. Nach Rücksprache mit der Teil der Fachberater/innen bei den chen. Die GEW hat dazu intensive Gesprä Schulleitung erscheint die Verhältnismä Regierungspräsidien bleiben soll, um den che mit Abgeordneten der Regierungsfrak ßigkeit der Sanktion zum Vergehen frag gesetzlichen Auftrag zur Aufsicht über tionen geführt – leider ohne Erfolg. lich. Die Schulleitung lässt sich dahinge alle Unterrichtsfächer zu erfüllen. Sie Schulaufsicht muss die Beratung ein hend beraten, eine mildere Sanktion zu heißen weiterhin „Studiendirektor/in als schließen – das ist auch das professionelle wählen. Dadurch kann eine rechtliche Fachberater/innen in der Schulaufsicht“, Selbstverständnis der Schulaufsichtsbe Auseinandersetzung vermieden werden. obwohl sie aus Sicht der Landesregierung amt/innen. Nach dem Führungsleitbild Die Beispiele zeigen: Wenn es in § 32 nicht mehr beraten sollen. des Landes sind Aushandlungsprozesse des Schulgesetzes bislang hieß, dass die Bestimmte Beratungsprozesse brauchen im Dialog und auf Augenhöhe der Kern Schulaufsicht die Beratung einschließt, einen geschützten Raum. Die schulpsy eines erfolgreichen Führungshandelns. wird daraus auch eine Haltung deutlich, chologische Beratung, die Aus und Fort Ein Beispiel: In vielen Schulämtern aus der heraus sich Führungskräfte für bildung und die Beratung zur Unterrichts führen Schulrätinnen und Schulräte Problemlösungen mit verantwortlich entwicklung werden künftig durch das Schuljahreseingangsgespräche (künftig: fühlen und sich nicht in erster Linie auf Zentrum für Schulqualität und Lehrerbil Statusgespräche) mit den Schulleitun Direktiven und auf Weisungen stützen. dung geleistet. In diesen Bereichen ist die gen. Dabei sprechen sie (datengestützt) Wer möchte, dass dies auch zukünftig institutionelle Trennung von Aufsicht und auch über die Ergebnisse von Lernstand so bleibt, darf das Schulgesetz an dieser Beratung sinnvoll. Dafür muss das Schul serhebungen und Abschlussprüfungen. Stelle nicht ändern. gesetz aber nicht geändert werden. Gemeinsam werden Ergebnisse analy In den Begründungen für die Schulge Wolfgang Straub siert, Schlussfolgerungen gezogen und setzänderung heißt es, dass die Abteilun Fachgruppe Schulverwaltung, Ziele für die weitere Schulentwicklung gen 7 in den Regierungspräsidien und die Schulaufsicht, Seminare ABGESENKTE EINGANGSBESOLDUNG Plötzlich ist das Geld da Es gibt herausfordernde Momente als schutzes so deutlich schwarz auf weiß und GEWVertrauensmensch: An vielen Schu auf dem Bankkonto zu sehen. len kamen um den 22. März herum Das Bundesverwaltungsgericht hat im Briefe vom LBV an. Bei vielen jüngeren Herbst 2018 entschieden, dass die Ein Kolleg/innen standen darin einmalige gangsbesoldung zu Unrecht um acht Bezüge in teilweise beträchtlicher Höhe. Prozent abgesenkt war. Es folgten viele In bestimmten Fällen ging es um rund Gespräche der GEW mit der Landesre 10.000 Euro brutto und über 5.000 Euro gierung und viele Briefe der Betroffenen, netto. Und da wird man als GEWVer die mit Hilfe des Rechtschutzes verfasst trauensmensch schon mal gefragt: Wo wurden. Das hat dazu geführt, dass sich kommt das Geld her? die Landesregierung zu einer schnellen Auf der GEW-Aktion 2015 protestierten junge Wer die Informationen der GEW und die und unkomplizierten Rückerstattung Kolleg/innen gegen die gekürzte Besoldung. b&w liest, weiß es: Es war die Rückzah der einbehaltenen Bezüge entschieden lung der abgesenkten Eingangsbesoldung. hat. Ende März wurde der angekündigte Ein Kollege hat uns berichtet, dass er mit Sie war von 2013 bis 2017 um acht Pro Betrag mit den AprilBezügen über dem unverhofften Geld seiner Frau ein zent abgesenkt worden. Und auch wenn wiesen. Ein Tipp: Im kommenden Jahr E-Bike kauft. Wir freuen uns, wenn wir mehr erfah- das Geld den Kolleg/innen schon immer wird sich bei vielen die Steuererklärung ren: Was bedeutet die Rückzahlung für zugestanden hätte, war die Freude über besonders lohnen. euch? Bitte sendet uns eine E-Mail an: die Rückerstattung groß. Selten ist ein Michael Hirn b+w@gew-bw.de Erfolg der GEW und des GEWRecht Redakteur der b&w 8 bildung & wissenschaft 04 / 2019
Aktuell TARIFERGEBNIS Übertragung auf Beamt/innen – Nachschlag für Tarifbeschäftigte gefordert Das Finanzministerium BadenWürttem schluss (anders als in zurückliegenden mensgruppen etwas stärker. Rechnet berg plant, den Tarifabschluss bei den Län Tarifrunden) zeitgleich auf die Beamt/ man alle drei Erhöhungsschritte zusam dern auf die Besoldung und die Pensionen innen übertragen wird, ist sehr positiv. men, wird das Gehalt bei verbeamteten zeitgleich zu übertragen. Darüber können Erinnert werden muss an die Warnstreiks Lehrkräften um fast 0,4 Prozent mehr sich alle Beamt/innen und Versorgungs der tarifbeschäftigten Lehrkräfte, die den angehoben als bei den tarifbeschäftigten empfänger/innen freuen. Für die Arbeit Tarifabschluss und damit auch die Anhe Lehrkräften. nehmer/innen braucht es jetzt eine Zulage. bung bei den beamteten Kolleg/innen Die Übertragung des Tarifergebnisses auf erst erkämpft haben. Es ist deshalb ver Zulage für Tarifbeschäftigte nötig die Besoldung erfolgt in drei Schritten. ständlich, dass die Übertragung bei vie Da die tarifbeschäftigten Lehrkräfte in Rückwirkend zum 1. Januar 2019 werden len tarifbeschäftigten Lehrkräften Unmut BadenWürttemberg ohnehin wesentlich die Besoldungs und Versorgungsbezüge erzeugt. Die Gehälter der Arbeitnehmer/ niedrigere Nettogehältern als ihre beam um 3,2 Prozent angehoben. Zum 1. Januar innen steigen zum 1. Januar 2019 im teten Kolleg/innen erhalten, muss nach 2020 werden sie nochmals um 3,2 Prozent Durchschnitt zwar ebenfalls um 3,2 Pro Meinung der GEW die Landesregierung und am 1. Januar 2021 um weitere 1,4 Pro zent. Während die unteren Entgeltgrup den tarifbeschäftigten Lehrkräften nun zent erhöht. Die Anwärtergrundbeträge pen (durch einen Mindestbetrag) und die eine Zulage zahlen. Der Tarifvertrag sollen zum 1. Januar 2019 um 50 Euro Jobeinsteiger/innen (durch höhere Pro erlaubt solche Zulagen. Doro Moritz, sowie zum 1. Januar 2020 um weitere zente) etwas stärker ansteigen, steigen in die Landesvorsitzende der GEW, hat das 50 Euro aufgestockt werden. Die rück den höheren Gruppen, also bei praktisch Finanzministerium zu Gesprächen über wirkende Auszahlung der ersten Erhö allen tarifbeschäftigten Lehrkräften, die solche Zulagen aufgefordert. Das Land hung ist für Juli 2019 geplant. Noch muss Gehälter aber nur um 3,01 Prozent. Die muss jetzt den Tarifbeschäftigten die glei die Anhebung vom Ministerrat und vom beamteten Kolleg/innen erhalten alle 3,2 che Wertschätzung entgegenbringen wie Landtag abgesegnet werden. Änderungen Prozent. 2020 und 2021 steigt die Besol den Beamt/innen. sind nicht zu erwarten. Dass ein Tarifab dung ebenfalls in den höheren Einkom Martin Schommer Glosse Entscheidungsfluss „Ein Lehrer fällt an die 200 Entscheidun- für eine Ausbildung ich machen könnte. Dann habe ich gemerkt: Je genauer die gen in einer Unterrichtsstunde“, habe ich Als Rockstar konnte man sich nirgendwo Kinder wissen, was sie tun müssen, umso in der „Zeit“ gelesen. Das ist schockie- bewerben. Bei der Bundeswehr war ich, weniger Entscheidungen muss ich tref- rend. Denn ein Schiedsrichter, habe ich weil ich auf diese Weise keine Entschei- fen. Darum bereite ich den Unterricht gelesen, trifft so um die 100 Entscheidun- dung treffen musste, wie es mit meinem so vor, dass er für mich möglichst ent- gen pro Halbzeit. Und das nur samstags Leben weitergeht. Es ging einfach weiter. scheidungsarm ausfällt. Das sind weitere und sonntags. Von mir wird das Doppel- Und weiter und weiter. Ich sollte mich 25 Prozent. te von Montag bis Freitag erwartet. Ich also eigentlich berufsunfähig melden. Dann bleiben immer noch 25 Prozent. habe ein Deputat von 27 Stunden. Das Nachdem ich diesen Satz gelesen hatte, Und das mache ich einfach irgendwie. heißt, ich treffe theoretisch 5.400 Ent- habe ich eine Selbstbeobachtung gemacht. Das kam mir komisch vor. Es fühlt sich scheidungen pro Woche? Ich kann mir Wie komme ich, als entscheidungsun- unprofessionell an. Darum habe ich die das nicht vorstellen. Das entspricht nicht fähiger Mensch durch den Schulalltag? Kolleginnen gefragt. Die meisten haben meinem Charakter. Ich habe Folgendes festgestellt. Ich so in etwa Folgendes gesagt: Je länger Eigentlich kann ich keine Entscheidun- benutze häufig und in verschiedenen man Lehrkraft ist, umso kreativer wird gen treffen. Mein Vater sagte immer: Varianten den Satz: „Da muss ich erst man mit der Zeit darin, Entscheidungen „Der Jens trifft keine Entscheidungen, die mal drüber nachdenken!“ Und erstaun- fließend zu gestalten. Das hat mir gefal- Entscheidungen treffen ihn.“ Damals, so lich, viele Dinge lösen sich dann ganz len. Entscheidungsfluss. Lehrkraft, der als Jugendlicher, fand ich das irgendwie von selber in Wohlgefallen auf. Damit Beruf mit dem kreativen Entscheidungs- cool. Ich habe das Abitur gemacht, weil sind schon 50 Prozent der Entscheidun- fluss. ich mich nicht entscheiden konnte, was gen abgehakt. Jens Buchholz bildung & wissenschaft 04/ 2019 9
Aus der Arbeit der GEW GE W-UMFR AGE ZUR ARBEIT SZUFRIEDENHEIT AN SCHULEN Schöner Beruf schwer gemacht „Geht‘s Ihnen gut an der Schule?“ wollte die GEW im Februar von ihren Mitgliedern wissen und startete eine Online-Umfrage. 5.700 Lehrkräfte haben geantwortet. b&w sprach mit Ute Kratzmeier, die als GEW-Referentin für allgemeine Bildung die Umfrage erstellte und auswertete. Über 5.700 Lehrkräfte haben an der antworten und geringere Effekte sozialer Obwohl 20 Prozent ihre Arbeit als „ziem Umfrage der GEW mitgemacht. Ist das Erwünschtheit auftreten, weil die höhere lich“ frustrierend angeben, meinen etwa eine gute Zahl? Anonymität dies begünstigt. 50 Prozent, dass die Arbeit völlig oder Die Beteiligung war hoch, wir sind mit der ziemlich zufriedenstellend sei. Der Mehr Zahl überaus zufrieden. Statistiker/innen Wie geht es den Lehrkräften, ganz heit geht es überwiegend gut. würden entgegnen: Das ist noch lange pauschal betrachtet? nicht repräsentativ. Und das stimmt, weil Wir haben gefragt, wie die Arbeit alles in Wie lässt sich Arbeitszufriedenheit messen? OnlineUmfragen keine Zufallsstich allem empfunden wird. Bei dieser Frage Die Arbeitszufriedenheit wird von proben ziehen, sondern jeder Kollege, gab knapp ein Viertel an, sie sei „völlig einem Strauß an Faktoren beeinflusst. jede Kollegin selbst entscheidet, an der sinnstiftend“, knapp die Hälfte bewertet Eine große Rolle spielen die sozialen Umfrage teilzunehmen. Andererseits diesen Aspekt mit „stimmt ziemlich“. Beziehungen, also das Verhältnis zu Vor gibt es bereits einige Untersuchungen, Der Anteil derjenigen, die keinen oder gesetzten und Kolleg/innen. Wir fragten die zeigen, dass durch OnlineVerfahren nur einen geringen Sinn sehen, ist mit zunächst nach der Schulleitung. Dafür durchaus vergleichbare oder sogar besse zusammen gut 5 Prozent sehr niedrig. wurden ausschließlich positive Zuschrei re Datenqualitäten entstehen können als Die Befragten widersprechen ganz deut bungen verwendet: vertrauenswürdig, bei herkömmlichen Methoden. Das kann lich der Aussage, dass ihre Arbeit „nie gerecht, rücksichtsvoll, fair, kompetent. daran liegen, dass die Befragten ehrlicher manden zu wünschen“ sei (48 Prozent). Alles in allem kann man sagen, dass etwa 10 bildung & wissenschaft 04 / 2019
Aus der Arbeit der GEW Sind diese Faktoren für ihren Unterricht ein Problem? Leistungsbandbreite der SuS 1 10 30 34 24 Disziplinprobleme der SuS 2 17 31 30 20 Zeit für kollegialen Austausch 6 20 28 28 16 Sprachprobleme der SuS 7 25 32 24 11 Verfügbarkeit von Räumen 19 30 25 16 8 Elternarbeit 11 30 33 19 7 Fachfremdes Unterrichten 31 30 22 9 5 Angebot Unterrichtsmaterial 17 40 26 11 4 Angebot Fortbildungen 22 41 21 9 4 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% nie selten ab und zu häufig meistens/immer Abbildung 1: Unterrichtsfaktoren n ie eit beeinträchtigen die folgenden Faktoren hre Arbeitszufriedenheit? Zeitmangel 45 36 15 4 Lärm 22 34 28 14 3 Verhalten der SuS 12 25 36 24 2 Vertretungsunterricht 12 20 30 29 10 „Es ist Zeit für mehr Zeit“ lautet der GEW-Slogan zur diesjährigen Personal- Lernvoraussetzungen SuS 11 28 37 20 4 ratswahl. Hat sich die Aussage bestätigt? Fachliche Anforderungen 10 21 33 27 8 Eindeutig ja. Zeitmangel und Hetze sind die mit deutlichem Abstand größte Sprachprobleme der SuS 6 16 32 35 11 Ursache für Unzufriedenheit (vgl. Ab bildung 2: Arbeitszufriedenheit). Über 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 80 Prozent sehen dies als sehr starken sehr stark stark mittelmä ig gering gar nicht oder starken Faktor der Beeinträchti Abbildung 2: Arbeitszufriedenheit gung. Über 60 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Arbeitszeit nie oder selten ausreicht. Als wesentlicher Grund wird genannt, dass die Aufgaben außer 18 Prozent der Befragten eher schwierige der Qualität des Unterrichts eine halb des Unterrichts zugenommen Beziehungen zu ihren Schulleitungen Rolle spielen, und wollten wissen, wo hätten. Der Zeitanteil für Vor und haben, während 60 Prozent ihre Schul es hakt. Die Leistungsbandbreite der Nacharbeit, für Kooperationen und leitungen sehr gut bis gut bewerten Schüler/innen ist über alle Schularten Koordinatoren, für Elternarbeit und Auch die Bewertung des Kollegiums ist hinweg das größte Problem, gefolgt Ähnliches hat bei über 60 Prozent „deut wichtig für die Arbeitszufriedenheit. Im von der Disziplin und dem Verhalten lich zugenommen“, bei weiteren knapp Kollegium fühlen sich viele angenommen, der Schüler/innen. Weniger Probleme 30 Prozent „zugenommen“. Nahezu wertgeschätzt, respektiert, unterstützt und machen das Angebot an Fortbildungen, keine Lehrkraft ist von dieser Arbeits wohl. Lediglich die gegenseitige Unter Unterrichtsmaterialien und fachfrem verdichtung verschont. stützung könnte etwas besser sein. der Unterricht. Unterschiedlich werden Ein weiteres Problem ist der Lärm. 55 Pro Elternarbeit, Verfügbarkeit von Fach zent fühlen sich davon beeinträchtigt. Schü Wie beurteilen Lehrkräfte die räumen und Sprachproblemen der Schü ler/innenverhalten, Vertretungsunterrichts, Herausforderungen im Unterricht? ler/innen bewertet. (vgl. Abbildung 1: Lernvoraussetzungen der Schüler/innen Wir gaben neun Faktoren vor, die bei Unterrichtsfaktoren). und ständig neue fachliche Voraussetzungen bildung & wissenschaft 04/ 2019 11
Aus der Arbeit der GEW leinere lassen 3578 Anrechnung au erunterrichtl ätigkeiten 2873 eniger/effektivere Sitzungen 1872 eniger Vertretungsunterricht 1140 ehr Schulsozialarbeit 922 Sonderpäd Unterstützung für nklusion 899 eniger ests/Prüfungen 822 ehr eamarbeit im ollegium 796 essere digitale Ausstattung 771 Unterstützung von Vorgesetzten 674 Unterstützung ntegration igrant/innen 669 ute Fortbildung 388 a nahmen die für eine Verbesserung der Arbeitssituation besonders ichtig sind egleitung Schulent icklung 217 ehrfachant orten 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 Abbildung 3: Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation werden sehr unterschiedlich eingeschätzt. auftauchten. Das freut uns, kann aller wahrnehmen zu können (54 Prozent) Sprachprobleme der Schüler/innen fallen dings nicht per Knopfdruck ausgewer Für jeweils ein Drittel der Befragten sind am wenigsten ins Gewicht. Allerdings tet werden. Die Ergebnisse stellen wir in die geltenden Spielräume bei Privat und sehen immerhin 22 Prozent darin eine weiteren Berichten in der b&w und auf Präsenzterminen in Ordnung. Auffällig sehr starke bzw. starke Belastung und unserer Internetseite vor. ist, dass die Vereinbarkeit von Privatter gut ein Drittel eine mittelmäßige Belas minen mit der gebundenen Arbeitszeit tung. Ihr wolltet auch wissen, wie Lehrkräfte nur für 12 Prozent „kein Thema“ ist. ihren Gestaltungsspielraum bei ihrer Arbeit Für ein Viertel der Befragten ist der Was wünschen sich die Lehrkräfte, einschätzen. Wie lauteten die Antworten? Umgang mit Mehrarbeitsunterricht „kein damit die Arbeitszufriedenheit steigt? Der Gestaltungsspielraum lässt sich mit Thema“, jedoch hätten 52 Prozent der Der Wunsch nach kleineren Klassen ist Fragen zu Wechselmöglichkeiten von Teil Kolleg/innen gerne eine größere Arbeits Spitzenreiter. Knapp zwei Drittel der zeit und Vollzeit, Umgang mit Mehrarbeits zeitsouveränität. Immerhin sind für ein Befragten haben diese Maßnahme als unterricht, schulinternen Kooperationen/ Viertel die aktuellen Regelungen an ihrer hilfreich gewählt. 50 Prozent finden, dass Präsenztermine an unterrichtsfreien Tagen Schule positiv. die Anrechnung von außerunterrichtli und der Überschneidung/Wahrnehmung chen Tätigkeiten auf das Deputat gefor von dringenden privaten Terminen wäh Ihr habt auch nach den digitalen Medien dert ist, ein Drittel meinen, dass weniger rend der gebundenen Arbeitszeit messen. gefragt. Wie lautete eure These und hat oder/und effektivere Sitzungen entlastend Die Bewertung fiel unterschiedlich sich die bestätigt? wirken. Als viertes Item schafft es der Ver aus. Ein recht geringes Problem ist der Digitalisierung ist ja ein großes Thema tretungsunterricht. Die weiteren Nennun Wechsel von Vollzeit und Teilzeit. Ent im Koalitionsvertrag, auf der bundes gen lassen sich in Abbildung 3 ablesen. weder die Frage stellt sich nicht (36 Pro politischen Ebene mit dem Digitalpakt zent) oder der Spielraum wird als pas und natürlich an den Schulen selbst. Wir Diese Antworten waren zu erwarten. send beschrieben (46 Prozent). wollten deshalb anhand weniger Bei Was überrascht aber doch? Anders lauten die Antworten bei den spiele erfahren, wie die Erfahrungen im Wir sind völlig überwältigt von den zahl Kooperations und anderen Präsenz Klassenzimmer sind. Der große Anteil reichen freien Antworten, die uns Lehr terminen an unterrichtsfreien Tagen: der Befragungsteilnehmer/innen hat kräfte geschrieben haben. Über 800 Vor Hier wünschen sich 50 Prozent einen keine Erfahrung mit digitalen Medien: schläge zur Arbeitserleichterung wurden größeren Spielraum. Noch größer ist Beim elektronischen Klassenbuch sind es beschrieben, die in unserer Frage nicht der Wunsch, dringende private Termine 77 Prozent, bei interaktiven Tafeln 58 Pro 12 bildung & wissenschaft 04 / 2019
Aus der Arbeit der GEW ie erleben Sie die anztagsschule? Au erschulische Partner 6 37 44 10 3 Pädagogischer ehr ert 4 21 36 25 14 Raumsituation 3 18 30 32 17 anztagsschule alles in allem 2 18 38 30 12 Arbeitsbedingungen 1 9 37 34 19 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr positiv positiv neutral negativ sehr negativ Abbildung 4: Bewertung derjenigen, die Erfahrung mit dem Ganztag haben zent, bei Lernplattformen 56 Prozent und positiver als die Umsetzung in der Praxis. die Schüler/innen durch kleinere Klassen, beim Einsatz von Tablets oder Smartphones Über 40 Prozent der Kollegien begrüßen mehr Zeit für die Bewältigung der tägli immerhin noch 47 Prozent ohne Praxis. die Bildungsangebote im Rahmen der chen Herausforderungen und vor allem Betrachtet man nur die Antworten derje Inklusion. Die Mängel insgesamt sind für die Aufgaben, die nicht direkt den nigen, die Erfahrung haben, ergibt sich ein wohl der Grund dafür, dass wiederum Unterricht betreffen. Mehr Gestaltungs gemischtes Bild: Das elektronische Klassen nur ca. 30 Prozent der Befragten sagen, freiheit bei der persönlichen Arbeitszeit buch wird insgesamt eher positiv gewertet, dass die Inklusion alles in allem gut läuft. ist ebenfalls ein markantes Thema. auch interaktive Tafeln und Smartphones/ Tablets erzielen mit sehr positiver und posi Gab es Überraschungen bei den Bestimmt fragen sich die Kolleg/innen, tiver Praxis Werte nahe 50 Prozent. Bei den Antworten, wie Kolleg/innen die wie die Antworten für ihre jeweilige Lernplattformen scheint die Wirkung noch Ganztagsschule erleben? Schulart ausfallen. Kommt noch was? offen zu sein: Über 50 Prozent verhalten Dass nur ein Viertel der Lehrkräfte Ja klar. Das war jetzt nur ein allgemeiner sich hier neutral. einen pädagogischen Mehrwert in der Überblick. Was Lehrkräften an den einzel Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Ganztagsschule sieht, ist alarmierend. nen Schularten am meisten auf den Nägeln die digitale Praxis äußerst heterogen Kein Wunder, dass generell eine eher brennt, kommt in der nächsten b&wAus ist. Um qualitative Schlüsse zu ziehen, zurückhaltende bis ablehnende Bewertung gabe. Vor allem die Antworten der Gemein müsste man allerdings eine tiefergehende zustande kommt (siehe Abbildung 4). schaftsschulen lassen aufhorchen. Befragung eigens zu diesem Thema durch Bei der Ausgestaltung des Ganztags ist Die Fragen stellte Maria Jeggle führen. noch viel Luft nach oben. Besonders nega tiv schlagen die Arbeitsbedingungen zu Wenn es um Inklusion geht, ist dann Buche, die von 53 Prozent der Befragten der Mangel an Sonderpädagog/innen als schlecht eingestuft werden. Deutlich das größte Problem? positiver wird die Kooperation mit den Ja, mit Abstand. Über 60 Prozent bekla außerschulischen Partner/innen bewertet. Detaillierte Informationen, gen fehlende Sonderpädagog/innen bei wer an der Umfrage teilge- bei der Inklusion. Für etwa 30 Prozent Wie lautet dein Fazit? nommen hat, steht auf: hapert es an der räumlichen und säch Die GEW hat mit dem Slogan „Es ist Zeit www.gew-bw.de/ lichen Ausstattung. für mehr Zeit“ den Nerv der Kolleg/innen umfrage-arbeitszeit Allerdings ist die Haltung zur Inklusion getroffen. Sie wünschen sich mehr Zeit für bildung & wissenschaft 04/ 2019 13
Titelthema DU HAST DIE DER PERSONALRAT WIRKT. ZUSTÄNDIG FÜR DIENSTSTELLE BETEILIGT BEI Gymnasien, berufliche Schulen, Genehmigung von Elternzeit · ÖPR SBBZ mit Internat und Schule Genehmigung von Nebentätigkeiten · ÖRTLICHER einige anderen Schulen Fortbildungsanträge · Zusammenarbeit · PERSONALRAT Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Dienststelle und Personalrat · Versetzungen/ Gemeinschafts- und Sonder- 21 staatliche Schulämter Abordnungen · Ausschreibungsstellen · schulen (GHWRGS) Konrektorate · Rekonvaleszenz · Stunden- Beschäftigten des außer- jeweilige Dienststelle (Schul- plan-/Deputatsgestaltung · Anordnung schulischen Bereichs an der amt, Staatliches Seminar, RP, Mehrarbeit/Überstunden · Gestaltung der jeweiligen Dienststelle KM, ZSL, IBBW …) Arbeitsplätze · Datenschutz … Berufliche Schulen Regierungspräsidium (RP) Funktionsstellenbesetzung und Regelbe- BPR GHWRGS-Schulen Freiburg förderungen · Versetzungen · Abordnungen BEZIRKS- Gymnasien Karlsruhe und Einstellungen, Teilzeitbeschäftigung PERSONALRAT außerschulischen Bereich Stuttgart und Beurlaubung · Zurruhesetzung · Tübingen Disziplinarverfahren · Fortbildung · ZSL Chancengleichheitsplan … Berufliche Schulen Kultusministerium Zentrale Regelungen für Lehrer/innen HPR GHWRGS-Schulen und weiteres Personal des Landes wie z. B. HAUPT- Gymnasien Verfahren der Lehrereinstellung · Funktions- PERSONALRAT außerschulischer Bereich stellenbesetzung und -verfahren · Arbeits- zeitregelungen · Fortbildungskonzeption · Ländertausch · Schulentwicklungsplanung · Beförderungsprogramme …
Titelthema PERSONALR AT SWAHLEN Wählen gehen! Gut 3.300 GEW-Mitglieder kandidieren im Mai bei den Personalratswahlen an Schulen. Damit treten so viele Personen wie noch nie auf den Listen der GEW an und sorgen in den nächsten fünf Jahren dafür, dass die Interessen der Beschäftigten weiter eine starke Stimme haben. Die zentrale Botschaft lautet: Es ist Zeit für mehr Zeit Beraten, unterstützen, vermitteln, mitwirken und mitbestimmen. So lässt sich die vielfältige Arbeit der Mitglieder in den Ört- lichen Personalräten sowie den Bezirks- und Hauptpersonal- räten zusammenfassen. Direkt nach den Osterferien treffen die Wahlunterlagen sowie die GEW-Kandidat/innenprospekte an den Schulen ein. An den Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real und Gemeinschaftsschulen sowie den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (GHWRGS) beginnen die Wahlen am 6. Mai. An beruflichen Schulen (BS) werden vom 7. bis 9. Mai und an Gymnasien vom 14. bis 16. Mai Wahlurnen aufgestellt. Wahltag für den außerschulischen Bereich ist der 2. Juli. An Hochschule und Forschung wird am 2. und 3. Juli gewählt. Viele private Bildungseinrichtungen wählen Betriebs- räte und auch in den Kommunen werden Personalräte gewählt. Alleine für die drei schulischen Hauptpersonalräte beim Kul- tusministerium kandidieren 1.751 Personen auf den GEW- Listen. Das spiegelt wieder, wie viele Ehrenamtliche die GEW in ihren Reihen hat, die als Personalräte Schule gestalten und sich für die Kolleg/innen einsetzen wollen. Die Vielfalt der Personalratsarbeit dokumentieren auch die folgenden Berichte in der b&w. Diese Vielfalt ist Ergebnis eines sach- bezogenen, kontinuierlichen und intensiven Einsatzes. Die GEW, mit 50.000 Mitgliedern größte bildungspolitische Inte- ressenvertretung in Baden-Württemberg, hat so viel Positives erreicht und viele Verschlechterungen verhindert. Eine hohe Wahlbeteiligung stärkt die Personalvertretungen auch in ihrer Rolle als Interessenvertretung in der Politik: Wählen gehen! Foto: ZoneCreative / iStock Matthias Schneider GEW-Geschäftsführer bildung & wissenschaft 04/ 2019 15
Titelthema PERSONALR AT SARBEIT – ARBEIT SZEIT IM FOKUS Mehr Zeit Ab Mai finden in Baden-Württemberg Personalratswahlen statt. Die GEW ist in allen Bezirks- und Hauptpersonalräten sowie den meisten örtlichen Personalräten vertreten und mit über 50.000 Mitgliedern die stärkste Interessenvertretung. Jede Stimme stärkt sie zusätzlich. Alle profitieren davon. „Ich hätte nie gedacht, dass ich den Personalrat brauche.“ Diesen Satz hören Personalratsmitglieder sehr oft, wenn Kolle- ginnen und Kollegen Rat und Unterstützung suchen. Konflikte, Teilzeitbeschäftigung, Elternzeit, Bewerbung, Versetzung, der Stundenplan, Beratung bei gesundheitlichen Beeinträchtigun- gen, Pensionierung und Renteneintritt, darum geht es meis- tens. Individuelle Hilfe tut dann gut. Was Ratsuchenden in die- ser Situation nicht bewusst ist: Sie profitieren täglich von der ministerium bestimmt der Mangel an Zeit die Themen in den Arbeit des Personalrats, der mit der Dienststelle – dem Kultus- Personalratsgremien. ministerium, dem Regierungspräsidium oder dem Staatlichen Die Beratung zu Teilzeitbeschäftigung und Beurlaubung hat Schulamt, dem Ausbildungsseminar – verhandelt und Verein- deutlich zugenommen, erst recht, seit Kultusministerin Susan- barungen trifft. ne Eisenmann die Genehmigungen auf familiäre Gründe und Nun stehen Wahlen an. Im Mai geht es los. Jede Stimme zählt, Pflege beschränken will, um dem Lehrkräftemangel zu begeg- jede Stimme wirkt. Denn es gibt viel zu tun. Der Arbeitsplatz nen. Die Personalräte ermutigen Kolleginnen und Kollegen Schule hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich verän- trotzdem, Anträge zu stellen und zu begründen, und Perso- dert. In allen Schularten sind die Klassen heterogener gewor- nalräte tragen diese Argumente gegenüber der Dienststelle den, die Aufgaben außerhalb des Unterrichts haben zugenom- vor. Sie machen deutlich, dass sich viele Lehrkräfte Entlas- men, die Stunden für zusätzliche Aufgaben wurden gekürzt, tung über eine Teilzeitbeschäftigung erkaufen. Zeitsouveräni- die Unterrichtsversorgung hat sich deutlich verschlechtert. tät wird wichtiger und ist ein hohes Gut. Sie ist inzwischen Das Gefühl, nie fertig zu sein mit der Arbeit, in der Schule Bestandteil vieler Tarifverträge in der Wirtschaft. nichts wie geplant erledigen zu können, weil ständig irgend- etwas dazwischen kommt, macht Kolleginnen und Kollegen Mehrarbeit und Fortbildungen unzufrieden und manche leider auch krank. Viele Lehrkräfte Oft suchen Kolleginnen und Kollegen auch wegen Mehrarbeits- und Schulleitungen fühlen sich überfordert. Sie wollen den unterricht und Vertretungsregelungen den Rat und die Hilfe des Schüler/innen gerecht werden und sind unzufrieden mit sich Personalrats. Sehr häufig müssen sich vor allem die Hauptper- und ihrer Arbeit. Das Bedürfnis nach mehr Zeit für die schuli- sonalräte mit Vorhaben des Kultusministeriums beschäftigen, schen Aufgaben und für sich selbst ist allgegenwärtig. die für Lehrkräfte oder Schulleitungen Mehrarbeit bedeuten. Die Veränderungen in der Schule haben auch die Personal- Die Hauptpersonalräte setzen sich ein für Anrechnungsstunden ratsarbeit verändert. Auf allen Ebenen, an der Schule, beim bei umfangreichen Qualifizierungsmaßnahmen und für Entlas- Staatlichen Schulamt, im Regierungspräsidium und im Kultus- tung bei aufwändigen Erhebungen, z. B. zum Unterrichtsausfall. 16 bildung & wissenschaft 04 / 2019
Titelthema Doro Moritz, Spitzenkandidatin der GEW für den HPR GHWRGS, wirbt für jede Stimme für Hauptschullehrkräfte von sechs auf zehn Stunden im ersten Jahr des Studiums zu erhöhen. Das macht das Studium attrakti- ver und hilft den Kolleg/innen sehr. Man sieht: Personalräte können viel erreichen. Sie bekommen viele wichtige Informationen. Der Personalrat unterstützt Ein- zelne und kann Arbeitsbedingungen mitgestalten. Er ist Inte- ressenvertretung für Kolleginnen und Kollegen in großen und in kleinen Dingen – unabhängig von ihrer Mitgliedschaft in der GEW oder in einem Verband. GEW stärkt Personalräte Auf allen Ebenen sorgen die Personalräte dafür, dass Einzelne nicht benachteiligt werden. Sie setzen sich für Verbesserungen und Entlastungen ein. Das gelingt allerdings nur im Rahmen der Haushaltsmittel bzw. vorhandener Stellen. Für zusätzliche Lehrer- stellen gibt es keine Mitbestimmungsmöglichkeiten. Darüber kann nur der Landtag über den Landeshaushalt entscheiden. Des- halb brauchen wir alle eine starke GEW. Sie kann den politischen Foto: Ufuk Arslan Druck für zusätzliche Lehrerstellen aufbauen. Die GEW gibt des- halb regelmäßig wissenschaftliche Gutachten zum Lehrkräfte- bedarf in Auftrag. Zum Bedarf an Grundschulen, an weiterführen- den Schulen und SBBZ sowie an beruflichen Schulen hat die GEW im Februar bei einer Pressekonferenz die Fakten präsentiert und die Landesregierung für ihr „Nichtstun“ kritisiert. Nur zehn Tage Und sie versuchen, unnötige Aufgaben zu verhindern. später hat Kultusministerin Eisenmann den großen Stellenbedarf Auseinandersetzungen gibt es auch immer wieder wegen Fort- eingeräumt. Ein erster Schritt. Mit den Ergebnissen der Umfra- bildungen. Die Dienststelle will den Unterrichtsausfall ver- ge zu Arbeitszeit und Arbeitsbelastung, die den Entlastungsbe- meiden, der Personalrat die Mehrarbeit. Manchmal muss der darf deutlich machen, legt die GEW nach. (Siehe Seite 10) Und Personalrat die Beschäftigten vor weiterer Selbstausbeutung mit einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit. Die GEW wird nicht schützen. Und weil es in Fortbildungen zu wenige Plätze gibt, nur im Kultusministerium und im Landtag gehört. Es ist wichtig, achten die Personalräte darauf, dass es bei der Auswahl der Teil- die politischen Zusammenhänge und die relevanten Personen zu nehmer/innen gerecht zugeht. kennen, zu wissen, wann Diplomatie gefragt ist, im Gespräch mit Die Hauptpersonalräte müssen immer öfter die rechtlichen der Schulverwaltung und dem Kultusministerium zu sein. Diese Möglichkeiten im Interesse der Kolleginnen und Kollegen Erfahrung und Kompetenz hat nur die GEW. ausschöpfen. Wenn sich Personalrat und Dienststelle nicht Auf den Listen der GEW kandidieren Kolleginnen und Kollegen, einigen können, wird zu jedem Einzelfall eine Einigungsstelle die für die Arbeit der GEW stehen und im Personalrat für sie ein- gebildet. Unter dem Vorsitz eines Richters bzw. einer Richte- treten. Personalratsmitglieder und die GEW sind untrennbar mit- rin verhandeln dann jeweils drei Vertreter/innen von Kultus- einander verbunden. Die Arbeit läuft Hand in Hand. Das sichern ministerium und Hauptpersonalrat. Oder es kommt zu einem unter anderem die vielen Schulungen der GEW, die die Personal- sogenannten Beschlussverfahren vor dem Verwaltungsgericht, ratsmitglieder für Beratung und Argumentation stärken. bei dem der Personalrat durch einen Rechtsanwalt vertreten Die Veränderungen unserer Arbeit, Wertschätzung für Lehre- wird. Die Zahl der Verfahren in der laufenden Wahlperiode rinnen und Lehrer, für Schulleitungen und Pädagogische Assis- dürfte zweistellig sein. tentinnen und Assistenten, gerechte Besoldung und Vergütung Die Freude über jeden Erfolg für die Kolleginnen und Kolle- – all dies braucht weiterhin die GEW und GEW-Mitglieder in gen ist groß. Nur ein Beispiel: Vor wenigen Wochen ist es dem den Personalräten. Über allem steht: Qualität braucht Zeit. Es Hauptpersonalrat GHWRGS gelungen, die Anrechnungsstun- ist Zeit für mehr Zeit! Es ist Zeit, wählen zu gehen. den für das berufsbegleitende Aufbaustudium Sonderpädagogik Doro Moritz bildung & wissenschaft 04/ 2019 17
Titelthema HAUPTPERSONALR AT (HPR) BERUFLICHE SCHULEN „Informationen fließen spärlicher“ Der stellvertretende Landesvorsitzende Michael Futterer ist seit 8 Jahren im Hauptpersonalrat berufliche Schulen. Er kandidiert jetzt erneut als Spitzenkandidat der GEW. Im Interview mit der b&w berichtet er über Einflussmöglichkeiten, Erfolge und Ärgernisse seiner Arbeit. Warum ist dir die Arbeit im Hauptpersonalrat (HPR) wichtig? Michael Futterer: Dort geht es um wich- tige politische Fragestellungen. Wir ver- handeln beispielsweise über Verwaltungs- vorschriften – aktuell über Datenschutz an Schulen – und Rechtsverordnungen, z. B. zur Arbeitszeit. Der Hauptpersonal ist außerdem bei der Verteilung von Fort- bildungsmitteln und der Einstellung bzw. Stellenkontingenten beteiligt. Wir können über Stellungnahmen oder Beteiligungen Einfluss nehmen und so die Interessen der Kolleg/innen und der beruflichen Schulen vertreten. Es reizt mich, hier eini- ges bewirken zu können. Welcher Erfolg in der auslaufenden Wahlperiode ist dir besonders wichtig? Die Unterrichtsversorgung mit der unzu- reichenden Stellensituation brennt allen auf den Nägeln. Wir konnten zum laufen- den Schuljahr einen Teil des geplanten Foto: Evi Maziol Stellenabbaus verhindern. Jetzt haben wir erreicht, dass die Kultus- ministerin im Februar ein Lehrerbedarfs- konzept vorgelegt hat. 1.000 Stellen sind Michael Futterer ist GEW-Spitzenkandidat für den HPR berufliche Schulen. für die beruflichen Schulen einberech- net. 600 davon sollen helfen, das Unter- richtsdefizit zu reduzieren, 60 dienen dem Mit ist vor allem wichtig, dass die Kürzung diesem Erfolg, gerade auch die GEW-Ver- Abbau der Bugwelle und mit 230 Stellen des Entlastungskontingents von 2013 wie- treter/innen im HPR. Wir führen viertel- soll das Entlastungskontingent wieder der zurückgenommen wird. Die Kürzung jährliche Gespräche mit der Amtsleitung, aufgebaut werden. Auch wenn der Stellen- belastet die Kolleg/innen doch sehr. und dann ist z.B. die Unterrichtsversorgung bedarf im Landtag erst noch durchgesetzt ein Dauerthema. Darüber hinaus gibt es werden muss, ist das Konzept ein wichti- Wie kann der HPR auf auch zahlreiche Gespräche mit den Fach- ger Schritt. Immerhin hat die Ministerin solche Verbesserungen hinwirken? referent/innen im KM. Wir können in die- akzeptiert, dass es Handlungsbedarf gibt. Die GEW hat einen großen Anteil an sen Gesprächen zunächst unseren Stand- 18 bildung & wissenschaft 04 / 2019
Titelthema punkt und die Interessen und Bedürfnisse Personalauswahl für zentrale Fortbildun- bekannt. Auch hier hat die Einigungs- der Schulen und der Kolleg/innen deutlich gen. Unsere Themen hängen auch davon stelle unser Anliegen verworfen. machen. Darüber hinaus gibt es auch for- ab, was vom Kultusministerium an uns melle Mitbestimmungsverfahren. So hat herangetragen wird. Diese Woche kam Als stellvertretender Landesvorsitzender der HPR BS z. B. der Mittelverteilung für beispielsweise eine neue Verwaltungsvor- kannst du dich politisch äußern, geht die regionale Lehrkräftefortbildung wider- schrift zum Datenschutz. Dazu werden das im HPR auch? sprochen und damit erreicht, dass das KM wir eine Stellungnahme abgeben und In der Sitzung kann man alles sagen, zusätzliche Mittel bereitstellt. Und schließ- eine Dienstvereinbarung abschließen. nach außen kann ich als HPR-Mitglied lich kann der HPR auch Rahmendienst- nicht politisch auftreten. Was im HPR vereinbarungen (RDV) abschließen. So Besprecht ihr nur Themen, bei besprochen wird, muss in der Dienst- haben wir vor einem Jahr eine RDV zur denen ihr euch beteiligen dürft. stelle bleiben. Auf Personalversamm- digitalen Bildungsplattform ausgehandelt, Das LPVG sieht eine vertrauensvolle lungen werde ich als Vertreter der GEW in der unter anderem festgeschrieben ist, Zusammenarbeit mit dem KM vor. Eigent- eingeladen, dann kann ich sagen, was dass Lehrkräfte ihre dienstlichen Mails nur lich sollte uns das Ministerium über alle ich für richtig halte. während der üblichen Anwesenheitszeiten relevanten Vorgänge informieren, unab- an der Schule und nur vom dienstlichen hängig davon, ob wir in der Beteiligung Wenn du drei Wünsche an die Landes- Rechner abrufen müssen. sind. Das klappt in letzter Zeit weniger gut. regierung frei hättest, was würdest du Bei direkten Beteiligungsfällen müssen dir für die Lehrkräfte wünschen? Was hat dich in der letzten Zeit wir auch immer wieder die Einigungsstel- Damit die Kolleg/innen mehr Zeit im HPR geärgert? le anrufen. Die Ausweitung der Erhebung gewinnen, ist eine Arbeitszeitverkürzung Die Art und Weise, wie das Kultusmi- zur Unterrichtsversorgung war so ein Fall. dringend nötig. Baden-Württemberg nisterium (KM) bei dem neuen Quali- Wir vertraten die Auffassung, dass eine brummt ihren Beamt/innen immer noch tätskonzept mit uns umgegangen ist. Die Datenerhebung zum Unterrichtsausfall 41 Stunden auf. Die beruflichen Lehrkräf- HPR-Vorsitzenden wurden zwei Stunden eine Hebung der Arbeitsleistung darstellt, te haben ein Deputat mit 25 Stunden. vor der Pressekonferenz der Kultusminis- die mit zusätzlichen Verwaltungsstunden Da stehen wir im bundesweiten Ver- terin informiert. Der Zeitplan hat dazu honoriert werden muss. Wir konnten uns gleich ganz oben. geführt, dass wir aus der Presse von dem damit allerdings nicht durchsetzen. Mein zweiter Wunsch ist, dass die Lan- Konzept erfahren haben. Jetzt diskutie- desregierung und die Amtsspitze des ren wir mit der Amtsspitze seit einein- Könnt ihr selber Themen imitieren? KM zur Kenntnis nehmen, dass beruf- halb Jahren über dieses Konzept und sind Mit dem neuen LPVG können wir auch liche Schulen nicht identisch mit dem in keiner Weise eingebunden. Die übli- Initiativanträge stellen, Im Zusammen- allgemeinbildenden Schulwesen sind che Antworten auf unsere Fragen lauten hang mit der schlechten Unterrichtsver- und sich manche Regelung nicht einfach dann: „Wir wissen es noch nicht“ oder sorgung haben wir beispielsweise mehr übertragen lassen. Z. B plant Susanne „Wir sind mit der Planung noch nicht so Stellen gefordert. Der HPR BS hat z. B. auch Eisenmann, zukünftig Abituraufgaben weit.“ Das finde ich völlig inakzeptabel. gefordert, dass der technische Support für aus dem bundesweiten Aufgabenpool des das Schulverwaltungsprogramm SVP vor- IQB zu übernehmen. Der Abiturtermin Der Hauptpersonalrat berufliche Schulen erst weitergeführt wird, da die Schulen würde sich damit nach hinten schieben ist ein Gremium mit 19 Personen, davon Zeit für den Umstieg auf das neue Verwal- und die Korrekturzeiten würden immer 16 Beamt/innen und 3 Arbeitnehmer/ tungsprogramm ASV-BW brauchen. kürzer. An beruflichen Schulen gibt es innen. Außer GEW-Vertreter/innen sitzen verschiedene Schularten und eine Viel- dort auch Personalräte des BLV. Hat sich die Arbeit im HPR verändert, zahl an Abschlussprüfungen. Wenn sich Auf welches Wahlergebnis arbeitet ihr hin? seit die CDU-Politikerin Susanne Eisen- Prüfungstermine immer mehr überlagen, Wir wollen unser Ergebnis verbessern. mann Kultusministerin ist? dann sind die Korrekturen für die Kolleg/ Wir kämpfen dafür, dass wir einen, viel- Wir haben den Eindruck, dass Infor- innen irgendwann nicht mehr leistbar. leicht sogar zwei zusätzliche Sitze bei den mationen spärlicher fließen. Das vor- Eine bessere Unterrichtsversorgung ist Beamt/innen dazugewinnen. Wenn wir her erwähnte Qualitätskonzept ist ein mein dritter Wunsch. einen zusätzlichen Sitz bei den Arbeit- Beispiel dafür. Die Konflikte haben sich nehmer/innen erobern, hätten wir dort im Vergleich zur Vorgängerregierung Wenn du wieder gewählt wird, die Mehrheit. Wir sind zuversichtlich, auch verschärft. So wurde einem Kolle- was nimmst du dir als erstes vor. das zu schaffen. gen mehrfach dies Genehmigung eines Der Haushalt 2020/21 wird gerade vor- Sabbatjahres verweigert mit der Begrün- bereitet. Wie viele Einstellungen ein- Die schulischen Hauptpersonalräte treffen dung, er habe ein Mangelfach und werde geplant werden, wird auf jeden Fall ein sich regelmäßig zur Sitzung im Kultus- für die Unterrichtsversorgung gebraucht, zentrales Thema. Die Reform des beruf- ministerium. Was wird dort besprochen? obwohl das Sabbatjahr erst in einigen lichen Gymnasiums steht noch auf der Der HPR der beruflichen Schulen trifft Jahren angefallen wäre. Das KM war hier Tagesordnung. Dort werden viele Ver- sich in der Regel alle zwei Wochen. auch nicht bereit, sich auf eine Kompro- ordnungen anstehen. Wir werden uns Wir behandeln dort Standardthemen, misslösung einzulassen. Derartige Fälle kritisch einbringen. Beförderungen auf Funktionsstellen oder sind mir aus der Vergangenheit nicht Das Interview führte Maria Jeggle bildung & wissenschaft 04/ 2019 19
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