W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
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W RTSCHAFT NOVEMBER 2016 IM SÜDWESTEN Pionier des Fertigbaus Weberhaus-Chef Hans Weber hat 80. Geburtstag gefeiert Am Seerhein in Konstanz Die IHK Hochrhein-Bodensee hat ihren neuen Sitz eröffnet Musicals in Bad Säckingen Kongress Ländlicher Raum Zwei junge Unternehmer haben das Gloria-Theater wiederbelebt Breitband und smarte Regionen Industrie- und Handelskammern Hochrhein-Bodensee Schwarzwald-Baar-Heuberg Südlicher Oberrhein
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser D em Ländlichen Raum in Baden-Württemberg geht es gut. Das stellten die Redner und Diskussionsteil- nehmer des ersten Kongresses Ländlicher Raum in Donaueschingen fest. Damit das so bleibt, braucht es eine möglichst schnell realisierte und flächende- ckende Versorgung mit Breitband. Dann wird die Entwicklung zu „smarten Regionen“ – so der Untertitel der Veranstaltung – anhalten können. Welche Strategien Unternehmen und Kommunen dabei verfolgen können, diskutierten die Teilnehmer des Kongresses ebenfalls (ab Seite 6). Einer der Pioniere des Fertighausbaus ist 80 Jahre alt geworden. Hans Weber hat vor 55 Jahren begonnen, sein Unternehmen aufzu- bauen und er führte es durch dick und dünn. Er ist einer der Erfolgreichsten der Branche in Deutschland (Seite 14). Ulrich Plankenhorn Und wenn wir beim Thema Bauen sind: Die Leitender Redakteur IHK Hochrhein-Bodensee hat direkt am See- rhein in Konstanz ihren neuen Sitz eröffnet. Es ist eine bislang einmalige Kooperation mit einer Stadt in Deutschland: Die IHK verfügt über den oberen Teil des Gebäu- des, die Stadt Konstanz hat im unteren Bereich ihr Veranstal- tungszentrum „Bodenseeforum“ eingerichtet (Seite 34). Im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee, genauer gesagt in Bad Säckingen, gibt es zwei junge Unternehmer, die sich auf Mu- sicals spezialisiert haben. Ihre Firma Hochrhein Musicals hat seit 2007 fünf eigene Produktionen auf die Bühne gebracht und damit das Gloria-Theater wiederbelebt (Seite 38). Viel Spaß beim Lesen. 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 1
INHALT NOVEMBER REGIO REPORT 4 PANORAMA Neues aus dem IHK-Bezirk 6 TITEL Chancen des Ländlichen Raums 17 12 LEUTE Harald Marquardt Gloria-Theater Lars Schuler Rainer Schwörer/Michael Hahl Erfolg mit Musicals Kurt-Christian Tennstädt/Reinhold Vor zehn Jahren stand das Gloria-Theater in Boenke/Sina Freivogel Bad Säckingen kurz vor dem Abriss. Dann Irmgard Knes/Sabine Richter kamen zwei musikalisch begabte junge Unter- Thomas Hauser/Thomas Fricker/ Christian Hodeige 38 nehmer und verwandelten das ehemalige Kino in ein erfolgreiches Musicaltheater. 14 Kopf des Monats: Hans Weber 16 Gründerin: Eva Sachner 17 REGIO REPORT Neues aus dem IHK-Bezirk 34 THEMEN & TRENDS IHK Hochrhein-Bodensee hat 34 ihren neuen Sitz eröffnet Neuer Sitz der IHK Hochrhein-Bodensee 38 UNTERNEHMEN Am Seerhein 38 Gloria-Theater Die IHK Hochrhein-Bodensee hat ihren neuen Sitz am Seerhein in Konstanz eröffnet. 40 Gebrüder Weiss, Rowo Coating Das ehemalige Forschungs- und Entwicklungszentrum der Firma Centrotherm teilt sich 41 Blumeninsel Mainau die Kammer mit der Stadt. Die Geschäftsräume der IHK sind in den beiden oberen Stockwerken untergebracht, darunter befindet sich das Kongresszentrum der Stadt. Themen der Titelseite ANZEIGE 2 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
42 Badischer Weinbau 43 Transco 44 Laempe-Mössner 45 Sto 46 Limberger+Dilger 48 PRAXISWISSEN 48 International 50 Innovation 52 Steuern 54 Bildung 6 56 Recht TITELTHEMA: Kongress Ländlicher Raum 62 MESSEN Nichts geht ohne Breitband 62 News Welche Chancen und Probleme ergeben sich im Zuge von Globalisierung und Digita- 63 Kalender lisierung für den Ländlichen Raum? Wie ist es um die Infrastruktur bestellt? Welche Strategien können die meist mittelständischen Industrieunternehmen verfolgen? Welche demografischen Trends zeichnen sich ab? Wie können die Kommunen han- 80 DIE LETZTE SEITE deln? Mit diesen Fragen befassten sich die 200 Teilnehmer des ersten Kongresses Aus dem Südwesten: Ländlicher Raum Ende September in Donaueschingen. Isgus-Terminal für Zeit- und Datenerfassung STANDARDS Aus dem Südwesten 80 64 Literatur 76 Börsen Zeiterfassung 77 Impressum von Isgus Mit Stechuhren wurde die Firma Isgus groß und bekannt. Aus der Uhrenfabrik von einst ist in den zurückliegenden Jahrzehnten ein Softwarehaus geworden. Doch die Terminals wie das „IT 8200“, das Arbeitszeit und andere Betriebsdaten erfasst, werden immer noch BEILAGENHINWEIS mitten in Schwenningen hergestellt. Der Gesamtausgabe liegt ein Magazin „B4B Mittelstand“ bei sowie ein Einhefter der Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg. Einem Teil der Auflage liegen Prospekte des Autohaus Schmolck GmbH & Co. KG, Emmendingen bei. Anzeige-185x21-ok-St2:Layout 1 15.12.2015 10:57 Uhr Seite 1 ANZEIGE 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 3
PANORAMA Entsorgung von Verkaufsverpackungen September 2016 Weiteres VERBRAUCHERPREIS-INDEX duales System U nternehmen, die Ware in Verkaufsverpackungen für private Endverbraucher in Verkehr bringen, müssen sich an einem dualen Entsorgungssystem beteiligen. Anfang 2017 nimmt mit „Noventiz Dual“ ein weiteres duales System den operativen Betrieb auf. Die Noventiz-Gruppe war bisher schon im Ver- packungssektor aktiv, zum Beispiel als Vermittler von Systembeteiligungen. Betroffene Unternehmen Deutschland Baden-Württemberg haben damit aktuell die Wahl zwischen zehn Syste- men, die unter anderem unter www.ihk-ve-register. Index 107,7 107,2 de aufgelistet sind. Es empfiehlt sich, mehrere Ver- Veränderung gleichsangebote einzuholen, ehe man sich an ein zum Vorjahr +0,7% +0,7% duales System bindet. ba www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/ innovation/umwelt/abfallwirtschaft/ Basisjahr 2010=100; QUELLE: Statistisches Landesamt (Angaben ohne Gewähr) VerpackV_Umsetzung/1334794 GEWERBLICHE WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 2016 Betriebe Beschäftigte Umsatz Ausland (mit mehr als 50 Beschäftigten) (in 1000) (in Mio Euro) (in Mio Euro) Juni Juli August Juni Juli August Juni Juli August Juni Juli August Stadtkreis Freiburg 40 40 40 8 8 8 207 175 181 122 102 102 Breisgau-Hochschwarzwald 92 92 92 18 18 18 297 280 269 142 135 124 Emmendingen 65 65 65 12 13 13 205 194 180 124 121 111 Ortenaukreis 220 220 218 45 45 46 1036 888 905 474 371 376 Südlicher Oberrhein 417 417 415 83 84 85 1746 1537 1534 863 730 714 Rottweil 104 104 104 20 20 20 444 391 365 220 172 165 Schwarzwald-Baar-Kreis 153 152 152 27 27 27 442 414 387 178 167 146 Tuttlingen 133 134 134 29 28 29 570 540 475 305 291 263 Schwarzwald-Baar-Heuberg 390 390 390 76 76 76 1456 1345 1227 703 629 575 Konstanz 77 77 77 16 16 16 472 429 446 262 238 253 Lörrach 90 90 90 18 18 18 386 356 347 235 216 207 Waldshut 55 55 55 12 12 12 298 258 250 127 100 96 Hochrhein-Bodensee 222 222 222 46 46 47 1156 1043 1043 624 554 556 Regierungsbezirk Freiburg 1029 1029 1027 205 206 207 4357 3925 3805 2190 1913 1844 Baden-Württemberg 4333 4331 4325 1118 1126 1131 30441 27690 26447 17671 16042 15295 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, die Angaben sind gerundet und ohne Gewähr (WiS 11/2016) 4 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
Wer Überstunden macht Männer, Ältere, Selbstständige R und 12 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten nach einer Erhe- bung des Statistischen Bundesamtes mehr als 48 Stunden pro Woche. Vor allem Männer sind betroffen: 15 Prozent der Erwerbstätigen Män- ner arbeiten besonders lange. Mit nur 7 Pro- zent ist der Anteil bei den arbeitenden Frauen halb so hoch. Auch das Alter spielt eine Rolle – je älter, desto länger die Arbeitszeiten. Das liegt daran, dass Führungspositionen meist mit einem höheren Alter und entsprechend mehr Arbeit beziehungsweise Wochenarbeitszeit verbunden sind. Überstunden machen zudem insbesondere Selbstständige – jeder zweite arbeitete 2015 mehr als 48 Stunden (bei den Angestellten waren es nur 7 Prozent). ew IHK FOSA 45. Ernst-Schneider-Preis 10.000 Abschlüsse Die Gewinner stehen fest für gültig erklärt D ie IHK FOSA („Foreign Skills Approval“) in Nürnberg ist für die Anerkennung aus- I m größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik sind am 17. Oktober die Preise verliehen worden – das Preisgeld lag bei insgesamt 40.000 Euro. Reüssieren konnten Autorinnen und ländischer Berufsabschlüsse, die mit einem Autoren von Arte, Bayerischer Rundfunk, F.A.Z., Mitteldeutscher IHK-Abschluss vergleichbar sind, zuständig. Rundfunk, Süddeutsche Zeitung, Südwestrundfunk und Zeit. Die Vor Kurzem konnte sie den 10.000. Anerken- besonders gelungenen Beiträge zu wirtschaftlichen Zusammen- nungsbescheid melden. Der Bescheid hilft Un- Die Trophäe: Sie hängen (Kriterien: besonders verständlich, spannend, interessant ternehmern dabei, die berufliche Kompetenz erinnert an einen oder unterhaltsam) wurden im Fernsehen und Radio ausgestrahlt, ausländischer Bewerber einzuschätzen, das Fernseher und eine in Zeitungen gedruckt und online verbreitet. Ermittelt wurden die Anerkennungsverfahren übernimmt die Funk- Lupe und soll die Gewinner in einem mehrstufigen Verfahren von einer 15-köpfigen journalistische Sorg- tion ähnlich eines Gütesiegels. Insgesamt sind falt symbolisieren. Jury. Die Preisverleihung fand im Karlsruher Zentrum für Kunst- und seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes Medientechnologie statt. im April 2012 bis Ende Juni dieses Jahres bei 500 Gäste aus Wirtschaft, der IHK FOSA über 14.000 Anträge gestellt Politik und Medien waren worden – 65 Prozent der Anerkennungsver- anwesend, darunter auch fahren enden mit einer vollen Gleichwertig- zahlreiche Chefredakteu- keit. Die Antragstellenden absolvierten ihre re und Intendanten, die Ausbildungen vor allem in Polen, Russland, als Laudatoren die Jury- der Türkei und Bosnien-Herzegowina. Die entscheidungen begrün- wichtigsten Berufsgrup- deten. Der Ernst-Schnei- Bilder: Ernst-Scneider-Preis, cirquedesprit – Fotolia pen sind bisher die der-Preis wurde zum 45. kaufmännischen Mal von den deutschen Berufe vor den Industrie- und Handels- Metall- und kammern ausgeschrieben Elektroberu- und vergeben. Näheres zu fen. lis den Preisträgern findet sich auf der folgenden In- ternetseite: wis http://ernst-schneider- preis.de/gewinner-2016/ 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 5
titel Kongress: Wie sich der Ländliche Raum Nichts geht Bild: Graphikbuero Gebhard | Uhl Welche Chancen und Probleme erge- ben sich im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung für den Ländlichen Raum? Wie ist es um seine Infra- struktur bestellt? Welche Strategien können die meist mittelständischen Industrieunternehmen verfolgen? Wel- che demografischen Trends zeichnen sich ab? Wie können die Kommunen handeln? Mit diesen Fragen befassten sich die 200 Teilnehmer des ersten Kongresses Ländlicher Raum Ende September in Donaueschingen. 6 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
zur smarten Region entwickeln kann ohne Breitband D er „Ländliche Raum“ spielt in Baden-Württem- 400 Millionen Euro in der laufenden Legislaturperiode berg eine große Rolle. Er nimmt zwei Drittel zur Verfügung.) der Fläche des Landes ein. Jeder dritte Bürger des Landes lebt hier. Der Landesentwicklungsplan aus dem Jahr 2002 (er ist noch immer gültig) sieht Hightech statt Bollenhut ihn im Gegensatz zu den Verdichtungsräumen in und Roland Scherer, Professor an der Hochschule St. um Stuttgart, Mannheim/Heidelberg, Karlsruhe, Ulm, Gallen, bestätigte Hauk und Teufel: „Dem Ländlichen Freiburg, Lörrach/Weil, Konstanz/Singen und Fried- Raum geht es gut.“ Das beobachtet er in Österreich, Mehr als die richshafen (siehe auch Karte auf Seite 8). Der Ländli- Schweden, der Schweiz und in Süddeutschland. Er che Raum ist mit 149 Einwohnern pro Quadratkilome- führte diese Entwicklung auf Föderalismus und Sub- Hälfte der ter nur halb so stark bevölkert wie der Durchschnitt Baden-Württembergs. Charakteristisch sind für ihn sidiarität zurück – in eher zentralistisch organisierten Staaten wie Frankreich wüchsen hingegen nur die Gemeinden im kleinere Städte und Gemeinden: Über die Hälfte der Metropolräume. Scherer hat den Ländlichen Raum in Land haben 1.100 baden-württembergischen Gemeinden haben der Schweiz untersucht. Bis auf die alpinen Regionen weniger als 5.000 Einwohner. verfüge die Schweiz zwar mit Zürich, Basel, Genf, St. weniger als 5.000 Diese Gemeinden jedoch werden, und das ist ein Gallen und Bern über städtische Räume, sie sei aber Einwohner weiteres Charakteristikum, von jeweils nur wenigen doch geprägt vom sogenannten „periurbanen“ Länd- Unternehmen geprägt. Das sind meistens inhaber- lichen Raum – das sind Gegenden und Gemeinden, geführte Industrieunternehmen, die häufig global die gut verknüpft sind mit den städtischen Zentren. agieren und auf ihren Märkten oft zu den führen- Hier sei die Industrie – wie in Baden-Württemberg den Anbietern gehören. Sie haben, darauf verwies häufig familiengeführte Unternehmen – angesiedelt, bei dem Kongress der Präsident der gastgebenden die wissensintensiven Dienstleistungen, mit denen IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Dieter Teufel, be- sie eng verbunden sei, jedoch in den Städten. Dies sei triebstreue und hochqualifizierte Mitarbeiter, den nur aufgrund einer leistungsfähigen Infrastruktur im Vorteil, auf günstige Flächen zurückgreifen zu kön- Ländlichen Raum möglich, die übrigens seit 1972 in nen und eine relativ gute Verkehrsanbindung an die der Schweiz gefördert werde. Städtischer und Länd- Organisiert wurde die Zentren. Allerdings, meinte Teufel, sei der Ländliche licher Raum seien füreinander optimal erreichbar, Veranstaltung vom Raum häufig zu wenig selbstbewusst und sage zu auch aufgrund des öffentlichen Nahverkehrs – ab 200 Baden-Württembergi- selten, wie gut er eigentlich ist. Einwohner gibt es für kleine Schweizer Gemeinden schen Industrie- und Der baden-württembergische Minister für den Ländli- Anbindungen im Stundentakt bis 20 Uhr. Und wie Handelskammertag chen Raum, Peter Hauk, kam in einer Podiumsdiskussi- in Baden-Württemberg, so stellte Scherer fest, sei unter Federführung on mit Teufel schnell auf einen Punkt zu sprechen, der die Industrie im Ländlichen Raum exportstark und der IHK Schwarzwald- die ganze Veranstaltung wie ein roter Faden durchzog: habe an der Globalisierung intensiv teil. Dies aller- Baar-Heuberg und Die digitalen Strukturen des Raumes, konkreter die dings führe auch dazu, dass die Eigentümerstruktur der Akademie Versorgung mit Breitband- beziehungsweise Glasfa- immer internationaler werde (beispielsweise kaufen Ländlicher Raum serkabel. Der Status quo sei unbefriedigend. Bis in sich Chinesen ein). Die regionale Verwurzelung der Baden-Württemberg. wenigen Jahren jedoch soll das Land flächendeckend Unternehmen gehe deshalb zurück. Außerdem alte- Unterstützung gab es mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt re die Bevölkerung relativ stark, weil Junge abwan- vom Ministerium für sein. Das Grundproblem sei dann gelöst. Die neue derten und nicht mehr wiederkämen. Das brachte Ländlichen Raum und Landesregierung versechsfacht laut Hauk die Mittel Scherer zu seiner nächsten Frage: Wie hält ein Un- Verbraucherschutz, für den Breitbandausbau in dieser Legislaturperiode. ternehmen Arbeitskräfte im Ländlichen Raum? Da dem Gemeindetag so- Breitband müsse zur Daseinsvorsorge gehören, je- unterstützte Scherer Dieter Teufel. Er forderte mehr wie dem Landkreistag des Haus wie mit Wasser- und Stromleitungen auch Selbstbewusstsein statt „Restraummentalität“, die Baden-Württemberg. mit einer Breitbandverbindung versorgt sein. (Laut Betonung von Hightech statt Bollenhut. Die Unter- Innenministerium, das seit Anfang Oktober für die nehmen müssten nicht nur schnell, sondern auch Digitalisierung im Land zuständig ist, stehen für den pfiffig sein. Und sie müssten weiter für ihre Erreich- Breitbandausbau inklusive Bundesmitteln mehr als barkeit kämpfen. Er empfahl außerdem die Fokus- 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 7
titel Der ländliche Raum ist grün: Die Karte zeigt die vier verschiedenen Arten von Verdichtungsräumen nach dem landesentwicklungs- plan 2002. Dunkelrot sind die Verdichtungsräume, hellrot die Randzonen um die Verdichtungsräume gekennzeichnet, hellgrün ist der ländliche Raum und dunkelgrün sind die Verdichtungsbereiche innerhalb des ländlichen Raums. Herausgeber der Karte ist das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucher- schutz Baden-Württemberg. Die Karte erfasst den Gebietsstand Anfang 2009. anzeige_martina schrenk_ihk okt
Bild: Graphikbuero Gebhard | Uhl sierung auf nur wenige Produkte. Den Gemeinden schen zu versorgen haben. er muss deswegen sowohl legte er Offenheit statt engstirnigkeit, Kooperation die lebensbedingungen für das Alter schaffen, als auch statt Kirchturmpolitik und eine Doppelstrategie aus attraktive Bedingungen für den Zuzug. Mehrwert bieten tradition und Modernität ans Herz. hier laut Dehne sowohl Netzwerke als auch digitale Die erreichbarkeit von Arbeitsplätzen innerhalb relativ lösungen. Beispielsweise für Schulen, Ärztenetze, den kurzer Zeit (beispielsweise 30 Minuten) vom Wohn- Brandschutz, Kitas und Altersheime arbeitet man am ort der Arbeitskräfte aus hat übrigens auch schon besten interkommunal, langfristig, fachübergreifend die „ireus“-Studie der Universität Stuttgart über den und bedarfsgerecht. Auch experimente dürften hin und ländlichen Raum als ein wichtiges Kriterium für das wieder ausprobiert werden. Kooperation sei aber immer Florieren des ländlichen Raumes festgestellt. Diese zentral, auch was Vereine anbetrifft. Studie aus dem Jahr 2010 verwies zudem darauf, dass das Qualifikationsniveau (gemessen an Hochschulab- solventen) im ländlichen Raum niedriger ist als in den Unternehmer: zurück in die Region »Offenheit statt Städten und ebenso der Besatz an wissensintensiven Und was denken Unternehmer zum ländlichen Raum? Dienstleistungen. Gerade die Hochschulinfrastruk- Da kamen Simone Pajunk-Schelling, Geschäftsfüh- Engstirnigkeit, tur, das wurde bei dem Kongress ebenfalls mehrfach rerin des Medizintechnik-Unternehmens Pajunk (420 Kooperation statt betont, hat sich in Baden-Württemberg auch auf den Mitarbeiter) in Geisingen und Martin Zimmermann, ländlichen Raum ausgedehnt. ein Viertel aller Hoch- Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Kirchturmpolitik« schulen sind hier inzwischen ansässig. internetfirma imsimity in St. Georgen zu Wort. Simone Pajunk-Schelling lebte viele Jahre in Berlin und kehr- te mit der Familiengründung nach Geisingen zurück. Interkommunal arbeiten Medizintechnik sieht sie dort – im Zusammenhang Daseinsvorsorge wird zum harten Standortfaktor, mein- mit dem Großraum tuttlingen und der Außenstelle der te Peter Dehne, Professor an der Hochschule Neubran- Fachhochschule Furtwangen – gut angesiedelt. im aka- denburg. er leitet ein Aktionsprogramm „Regionalstra- demischen Bereich habe sie keine Schwierigkeiten, tegie Daseinsvorsorge“, an dem sich 25 Destinationen Mitarbeiter zu gewinnen, wohl aber im Facharbeiter- in Deutschland – aus Baden-Württemberg Zell am Har- bereich. Sie warf auch einen Blick auf die im Kongress mersbach und Ostwürttemberg – beteiligen. Für Dehne häufig angesprochene Digitalisierung der industrie, ist zentral, dass einzellösungen von Kommunen meist speziell die Digitalisierung von Produktionen. Diese nicht ausreichen, vielmehr regional, sprich im Verbund sei sehr teuer, da sie meist mit der Anschaffung oder mehrerer Kommunen oder auf Kreisebene angesetzt gründlichen Umrüstung von Maschinen verbunden sei. werden muss. Das erschließt sich schon aus der de- Die „Virtual Reality“ in der industrie sprach Martin Zim- mografischen Problemlage: Abwanderung vieler 18- bis mermann an. Seine Firma bietet lösungen auf diesem 25-Jähriger – auch wenn manche zur Familiengründung Gebiet an. er müsse nicht nach Fachkräften suchen, (günstige Grundstücke, genügend Arbeitsplätze, „heile“ sein Unternehmen werde vielmehr von Studenten und Umwelt und Freizeitmöglichkeiten) wieder zurückkeh- Hochschulabsolventen gesucht und gefunden. er mein- ren. Der ländliche Raum wird immer mehr ältere Men- te, die Verknüpfung von tüftelei in Zusammenhang mit 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 9
titel »Familienunternehmen: bei der Digitalisierung ziemlich weit und ziemlich gut« der Digitalisierung, wie sie sich für den Schwarzwald interdisziplinär und individuell. Unternehmen müssten Bild: Graphikbuero Gebhard | Uhl anböte, biete dem dortigen Mittelstand große Chan- sich überlegen, in welche bislang unbekannten Wert- cen und könne einen Gegenpol zu den bekannten US- schöpfungsketten sie mit ihren Fähigkeiten einsteigen Anbietern (den „Riesen“) schaffen. könnten. Dabei sei es wichtig, Kooperationspartner im Wo Familienunternehmen vor allem im Prozess der Netz zu finden, diese Netze müssten jedoch teilweise Digitalisierung stehen, fragte Peter Bartels, Vorstand oder ganz neu zusammengestellt werden. der Pricewaterhouse Coopers AG Wirtschaftsprüfungs- gesellschaft. Um es kurz zu machen: ziemlich weit und ziemlich gut. er machte dies am Beispiel von drei „Third place to live“ im Engadin Firmen deutlich: Vorwerk mit seinem thermomix – ein interessantes Beispiel eines neuen internetbasier- die Schnittstelle zum Kunden ist das internet –, Axel ten regionalen Geschäftsmodells im tourismus- be- Springer – weg von Print, hin zu digitalen Medien – und ziehungsweise Wohnortbereich lieferte Jon erni, der Otto Bock – der Prothesenhersteller hat sein entwick- die Großkunden von Microsoft in der Schweiz betreut lungszentrum weit weg von der Produktion in Berlin und der engadiner ist. Das engadin, zwei Stunden von angesiedelt, wo er die nötigen Fachkräfte findet. Dabei Zürich und St. Gallen entfernt und bekannt durch noble gehe es immer ums „Umparken im Kopf“, so Bartels, Fremdenverkehrsorte wie St. Moritz oder Davos, hat darum, Neues auszuprobieren, auch Rückschritte unter drei entwicklungen zu leiden: Die Frankenstärke hinnehmen zu müssen, aber gleichzeitig erfolgreicher lässt die Übernachtungszahlen zurückgehen, das Ver- trendsetter zu sein. bot von Zweitwohnungsbauten hat das Baugewerbe einbrechen lassen (Rückgang von 90 Prozent) und die einnahmen der energiewirtschaft, die auf Wasserkraft „Digital Company“ basiert (wie im engadin), sind dem Verfall der europä- Über die „Digital Company“ machte sich Heiner lasi, ischen Strompreise ausgesetzt. eine Gruppe von 20 Professor am Steinbeis institut in Stuttgart, Gedanken. leuten aus ganz unterschiedlichen Branchen hat nun Das muss nicht zwingend eine Softwareschmiede sein, eine initiative im engadin entwickelt, Hotels, Pensio- die digitale Produkte anbietet, sondern das kann auch nen, Privatquartiere und Ferienhäuser miteinander zu ein bislang traditionelles industrieunternehmen (bei- verknüpfen und sowohl in den Schweizer Großräumen spielsweise aus dem Maschinenbau) sein, das seine als auch weltweit als zeitweise Wohn- und erholungs- Organisation und seine Prozesse digitalisiert. Der Maß- orte anzubieten – als „third place to live“. Das poten- Die Leser unserer stab: Wenn die it teile der primären Wertschöpfung zielle Publikum: Die immer größere Schar von hoch- Ausgabe Schwarz- erbringt. Dazu benötigt man ein industrielles gewerbli- qualifizierten Arbeitnehmern oder Selbstständigen, die wald-Baar-Heuberg ches internet. Dieses muss in echtzeit arbeiten können, nicht auf einen festen Arbeitsplatz angewiesen sind, finden mehr zum robust, sicher und vertrauenswürdig sein. Dazu wie- sondern vor allem über das internet mit ihren Kunden Kongress „Ländlicher derum braucht es ein zuverlässiges Netz. Bislang sei und Partnern zusammenarbeiten. Mit anderen Worten, Raum“ ab der Seite dies noch nicht gegeben, aber bis in circa einem Jahr solche Menschen, die neue lebens- und Arbeitsmo- 22. Dort sind Fotos verfüge man darüber. lasi erwartet, dass sich mittel- delle leben. Das Netz im engadin hat 40 Partner. Basis und Stimmen der regi- bis langfristig traditionelle Branchen und Strukturen dafür ist das Public WlAN. Die Schlussfolgerung von onalen Unternehmer auflösen. Sensoren und andere Netzwerkkomponenten erni, die alle seine Vorredner ebenfalls angesprochen zu der Veranstaltung werden es gestatten, dass künftig neue Dienstleistun- hatten: Das Wichtigste im ländlichen Raum ist das abgedruckt. gen angeboten werden, Geschäftsfähigkeiten werden Glasfasernetz. Ulrich Plankenhorn 10 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
LEUTE RIETHEIM-WEILHEIM die Leitung einer Region im Firmenkundengeschäft. Schmitt bringt Erfahrung im Privatkundengeschäft mit. In den vergangenen vier Jah- Harald Marquardt (55), Vorsitzender der Ge- ren war er für die Deutsche Bank in diesem Bereich in Mannheim/ schäftsführung der Marquardt-Gruppe, ist vom Ludwigshafen tätig. Dold ist seit 25 Jahren bei dem Institut in Freiburg. Präsidenten der Tunesischen Republik, Beji Berufsbegleitend studierte er Wirtschaftswissenschaften und küm- Caid Essebsi, für sein nachhaltiges Engagement mert sich seit vielen Jahren um das Vermögen von privaten und ins- in Tunesien mit dem Nationalen Verdienstorden titutionellen Kunden. Er baute das Kompetenzzentrum der Bank auf, dieses Landes ausgezeichnet worden. Mar- das Kirchen und deren Einrichtungen in Deutschland berät. wis quardt, promovierter Betriebswirt, hob an- lässlich der Verleihung des Ordens durch den tunesischen Botschafter die moderne Wirt- RADOLFZELL schaftsstruktur, die geografisch günstige Lage sowie die gut ausgebildeten und hochmotivierten Arbeitskräfte in Nach 16 Jahren als Allein- Tunesien hervor. Die Marquardt-Gruppe ist seit 1991 in Tunesien vorstand der Tenn Com vertreten. 2014 hat das Unternehmen ein neues Werk in Tunis ein- AG hat der Unterneh- geweiht, in das ein zweistelliger Millionenbetrag investiert wurde. Auf mensgründer Kurt-Chris- einer Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern werden dort unter tian Tennstädt (62) das anderem mechanische und mechatronische Schalter für unterschied- Unternehmen und die liche Hausgeräte und industrielle Anwendungen an modernsten Unternehmensleitung an Montagelinien und Anlagen gefertigt. Mehr als 1.500 Mitarbeiter sind zwei erfahrene Mitarbei- hier beschäftigt. Marquardt zählt an 14 Standorten weltweit über ter übergeben: Reinhold 8.500 Mitarbeiter und setzte 2015 circa eine Milliarde Euro um. upl Boenke (51, Bild) fungiert nun als Alleinvorstand der Radolfzeller Agentur und Sina Freivogel (36, Bild) als Leiterin Marketing und Public Relations. Tenn Com VILLINGEN-SCHWENNINGEN beschäftigt fünf Mitarbeiter. Sie konzipieren und gestalten Broschü- ren, Kataloge, Mailings oder Anzeigen, organisieren Presse- und Die Firma KMT-Vogt Niet- und Fördertechnik hat einen neuen Öffentlichkeitsarbeit, entwerfen Internetseiten, gestalten Veran- Inhaber. Im Juli 2015 hat Lars Schuler (29) den Spezialisten für staltungen oder Messeauftritte und erstellen technische Dokumen- Niet- und Fördertechnik aus Villingen-Schwenningen übernommen. tationen mit Betriebs- und Wartungsanleitungen speziell für den Nun hat die ehemalige GmbH & Co. KG zum „e.K.“ („eingetragener Maschinenbau sowie Software-Handbücher. Zu den Kunden zählt Kaufmann“) umfirmiert, und Schuler führt die Firma in Eigenver- neben vielen kleineren Firmen und Institutionen aus der Region antwortung weiter. Schuler ist seit dem Beginn seiner Ausbildung beispielsweise auch der Pumpenhersteller Allweiler. ine zum Industriemechaniker im Jahr 2009 bei KMT-Vogt und kennt das Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven. Es produziert Nietmaschinen für die Branchen Automotive, Medizin- und Elek- LAHR trotechnik. KMT beschäftigt drei Voll- und zwei Teilzeitkräfte. ine Die Knips+Friedmann Unternehmensbera- tung AG (KFU) aus Lahr-Reichenbach hat ihren FREIBURG Vorstand neu besetzt: Irmgard Knes (52, Bild) hat das Amt von Sabine Richter (61) übernom- Veränderung an der Spitze men. Knes hat Sprachen studiert und jahrelang der Deutschen Bank in unterschiedlichen Branchen der Industrie Freiburg: Neuer Sprecher gearbeitet. KFU beschäftigt drei feste Mitar- der Geschäftsleitung ist beiter und zehn freie Berater. Sie beraten mit- Rainer Schwörer (50, Bild telständische und große Unternehmen bei links). Er folgt auf Michael Veränderungs- und Entwicklungsprozessen. Hahl (56, rechts). Hahl Unter den Kunden sind BASF, Festo und Freudenberg. ine wechselt in die Zentrale der Bank nach Frankfurt und verantwortet einer FREIBURG Pressemitteilung zufolge dort die Steuerung des Geschäfts mit Ver- mögenskunden in Deutschland. Schwörer leitet seit drei Jahren das An der Spitze der Badischen Zeitung (BZ) hat es zum 1. Oktober Geschäft mit großen, international tätigen Firmenkunden in der Re- einen Wechsel gegeben: Wie die BZ meldete hat Thomas Hauser gion Südbaden/Schweiz. Neu in der Geschäftsleitung Freiburg sind (62) den Posten des Chefredakteurs an Thomas Fricker (56) über- außerdem Dirk Schmitt (48) als Leiter des Privatkundengeschäfts geben und seinerseits die Aufgabe des Herausgebers übernommen. und Michael Dold (45), der für das Geschäft mit Vermögenskunden Verleger Christian Hodeige, der bislang als Herausgeber wirkte, zuständig ist. Dietmar Gierse (52) widmet sich wie gehabt den Un- wolle sich auf seine verlegerischen Aufgaben konzentrieren, hieß ternehmens- und Firmenkunden der Deutschen Bank in und um es. Hauser hatte die BZ-Redaktion seit 2002 geleitet. Fricker kam Freiburg sowie in der Schweiz. Der Wirtschaftswissenschaftler Schwö- 1999 zur BZ und leitete zuletzt als stellvertretender Chefredakteur rer kam vor rund zehn Jahren nach Freiburg und übernahm zunächst das Ressort Politik und den Newsroom der Zeitung. kat 12 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
ANZEIGE „Jeder neu geschaffene Arbeitsplatz ist eine gute Nachricht für die Region. Viele neue Arbeitsplätze zeichnen wir mit dem „Jobmotor“ aus und sagen damit „Dankeschön“ für eine zukunftsweisende Personalpolitik.“ Klaus Endress, Präsident wvib Wettbewerb Jobmotor 2016 Sie haben 2016 Arbeitsplätze geschaffen? Oder etwas getan, um Mitarbeiter zu finden und zu binden? Dann sollten es doch andere auch erfahren. Machen Sie mit beim Jobmotor. Anmeldeschluss: 31. 1. 2017 Preisverleihung am 7. 4. 2017 im festlichen Rahmen in der Meckelhalle Freiburg. Bewerben Sie sich unter: badische-zeitung.de/jobmotor
Leute Pionier des Fertigbaus Weberhaus-Gründer Hans Weber feierte 80. Geburtstag RHEINAU-LINX. 80 Jahr‘ und kein biss- heiratete der Jungunternehmer die Kauffrau, ein Jahr F KOP chen müde –Hans Weber sitzt immer noch im Chefsessel und hält die Geschicke seines später kam Tochter Heidi auf die Welt. Doch zurück zum Unternehmen: 1970 wurde von der DES S Unternehmens Weberhaus, einem der füh- renden Fertighäuslebauer in Deutschland Zimmerei ganz auf die Herstellung von Fertighäusern umgestellt. In den 1970er- und 1980er-Jahren boom- O N AT (von 1960 bis heute rund 34.000 gebaute ten Fertighäuser, sie wurden sogar in Katalogen von M Häuser), in der Hand. Allerdings nicht alleine. Er teilt sich die Geschäftsführung mit fünf wei- Neckermann und Quelle angeboten. So etwas habe es bei Weberhaus nie gegeben, beteuert Weber. „Bis teren Personen, darunter seine Tochter Heidi heute planen wir die Häuser individuell.“ Die meisten Weber-Mühleck als Nachfolgerin. Im September Kunden stammen aus Deutschland, gefolgt von der feierte der Pionier des Fertigbaus seinen 80. Ge- Schweiz. In Baden-Württemberg sind die Weberhäu- burtstag. ser am beliebtesten. Der Linxer kann auf ein ereignisreiches Leben zurück- Für sein Familienunternehmen steht der Gründer blicken. Geboren wurde der Unternehmer als zweites auch mit seinem Privatvermögen ein. Das war der von drei Kindern in Indonesien. Sein Vater, ein gelern- Fall als 2006 die Eigenheimzulage gestrichen wur- ter Zimmermann, hatte sich bei einer holländischen de und die Baukonjunktur einbrach. Damals wurden Firma zum Bauleiter hochgearbeitet und war damals nicht einmal mehr halb so viele Häuser in diesem auf Sumatra tätig. Während des Zweiten Weltkriegs Segment in Deutschland gebaut wie zuvor. Eine wurde die Familie nach Japan evakuiert. Früh musste Marktbereinigung fand statt. Zur Zeit werden weniger der Badener selbstständig werden und Verantwortung Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser und Dop- übernehmen, denn im Alter von fünf Jahren verlor er pelhaushälften erteilt als früher. Deshalb wende sich den Vater. Die Familie kehrte 1947 an den Heimatort Weberhaus verstärkt und „recht erfolgreich“ dem der Eltern, nach Linx nahe der französischen Grenze, Objektbau (etwa Bürogebäude) sowie dem Bau von zurück. Mehrfamilienhäusern zu. Hans Weber erlernte wie sein Vater den Beruf des Webers Wille, das Unternehmen auch in schwierigen Zimmermanns. Im jungen Alter von 23 übernahm Zeiten am Leben zu erhalten, hat sich ausgezahlt. Das er den Handwerksbetrieb seines Chefs, der in den Weberhaus zählt zu den Starken in der Branche. In Ruhestand ging. Aus dieser Zimmerei heraus ent- den vergangenen fünf Jahren konnte der Fertighaus- stand – mit ei- bauer seinen Umsatz von 160 Millionen Euro (2011) » Das Bauen hatte nem Startkapital von 800 Deut- schen Mark – auf 240 Millionen Euro (2016) steigern. Parallel ist die Zahl der Mitarbeiter von 860 auf 1.100 gestiegen. Das Geheimnis seines Erfolgs? Wichtig war dem Pionier ich im Blut « die Firma We- berhaus. „Das Bauen hatte ich des Fertigbaus immer, aus Fehlern zu lernen und die richtigen Konsequenzen im Sinne des Unternehmens zu ziehen. im Blut“, sagt Für sein Engagement als Unternehmer und Mäzen Weber. „Meine Vorfahren väterlicherseits waren (Weber gründete zum Beispiel am Ort eine Fußball- Zimmermänner, die mütterlicherseits Maurer.“ Früh schule, er engagiert sich im Förderverein krebskran- war ihm klar, dass er mehr aufbauen wollte als einen ker Kinder Freiburg) wurde er mehrfach ausgezeich- einfachen Handwerksbetrieb. „Ich hätte auch zusätz- net, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz lich Kisten hergestellt“, sagt Hans Weber lachend. und mit der baden-württembergischen Wirtschafts- Beim Durchblättern einer Fachzeitschrift erfuhr er medaille. Der Unternehmer ist Ehrenbürger seines von der Fertigbauweise in Skandinavien und war be- Heimatorts. 18 Jahre lang war er Präsident des Bun- geistert. 1961, ein Jahr nach der Übernahme, hatte er desverbandes Deutscher Fertigbau, seit 2004 ist er bereits drei Fertighäuser gebaut. Das erste für seine dort Ehrenpräsident. Schwester Gretel. Mit 100 Prozent Wachstum pro Ob die drei Enkelkinder – zwei Jungs und ein Mädchen Jahr ging es weiter. - eines Tages im Unternehmen arbeiten werden, ist Zwischen geschäftlichen Erfolgen ereignete sich ein noch ungewiss. „Ich zwinge niemanden, das muss Höhepunkt privater Art: Als erster Vorsitzender des von selbst kommen“, stellt der Senior fest. Beson- Sportvereins „SV Linx“ (1959 bis 1997) war er in der ders der neunjährige Enkel, ein Bub, sei Feuer und Sportgaststätte in Ulm bei Oberkirch und lernte dort Flamme, aber das könne sich ja auch noch ändern. seine zwei Jahre jüngere künftige Frau kennen. 1963 Hans Weber ist 80 Jahr‘ und weise.ew 14 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
Bild: ew 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 15
LEUTE GRÜNDER Eva Sachner entwickelt Qualitätsmanagementsysteme Frau Sachner, warum braucht ein Unternehmen ein Qualitätsmanagementsystem? Acht Kunden Solche Systeme bilden Prozesse und deren Wechsel- wirkungen in Unternehmen ab. Wissen von Einzelnen wird allen, die es benötigen, zugänglich gemacht. Das nach einem Jahr schafft Transparenz und Möglichkeiten für Verbesserun- gen. Die Effizienz und die Kundenzufriedenheit steigen, die Mitarbeitermotivation erhöht sich und die Kosten fallen – immer vorausgesetzt, das System wird in der Firma auch gelebt. Wer arbeitet mit Qualitätsmanagementsystemen? In Deutschland gibt es etwa 60.000 nach ISO 9001 zertifizierte Unternehmen. Ein Qualitätsmanagement- system eignet sich auch für sehr kleine Firmen mit nur zwei oder drei Beschäftigten, und nicht nur für die In- dustrie, sondern auch für Dienstleister. Jedes System sollte hoch individuell – wie ein Maßanzug – auf die Ge- gebenheiten der einzelnen Firma abgestimmt sein - eine Zertifizierung ist übrigens nicht zwingend erforderlich. Wie sind Sie ausgebildet, Frau Sachner? Ich bin Diplom-Kauffrau und habe nach meinem Studi- um zunächst im Steuerbüro meines Vaters gearbeitet. Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass meine Berufung woanders liegt. In einem Handelsunternehmen bekam ich die Chance, mein erstes Qualitätsmanagementsys- tem aufzubauen. Parallel dazu habe ich mich zur Quali- tätsmanagerin weitergebildet und zertifizieren lassen, später auch noch zur Fachkraft für Arbeitssicherheit. Nach Tätigkeiten als Qualitäts- und Umweltmanagerin bei Industrieunternehmen habe ich mich 2015 selbst- ständig gemacht. Was hat Sie an der Selbstständigkeit gereizt? Ich hatte einen ersten Kunden, der von mir ein Qualitäts- managementsystem erarbeiten ließ – es gründet sich ja nie leichter als mit einem ersten Kunden. Inzwischen habe ich acht Kunden und kann mich eigentlich vor An- fragen kaum retten – was auch daran liegt, dass die DIN ISO 9001 in der 2015er Revision ganz neue Bausteine enthält, die in auch schon bestehende Systeme integriert werden müssen. Bislang habe ich vorwiegend kleine und mittlere Dienstleistungsunternehmen als Kunden. Wie haben Sie Ihre Gründung finanziert? Aus eigenen Mitteln und mithilfe meines Mannes. Ich habe keine Bank beansprucht und auch keine Mittel der öffentlichen Hand gewollt. Die Selbstständigkeit alitäts- ESQM Qu tberatung lässt sich auch sehr gut mit meiner Familie – ich habe en managem zwei kleine Töchter – vereinbaren. Da muss man halt 2) chner (4 sehr flexibel sein. n: Eva Sa Gründeri chen Und wo soll es hingehen? Ort : Ren ni 2015 Ich bin ein großer Fan von Netzwerken und Partner- gsjahr: Ju Gründun mensbera tung schaften. Mit Kollegen, die auf derselben Wellenlänge ch e : Unterneh e Bra n ntsystem sind wie ich, kann ich mir vorstellen, intensiv zu koope- a li tä ts m anageme h m en rieren und so auch größere Unternehmen als Kunden Idee: Qu nterne in e u n d mittlere U zu gewinnen – alleine sind da doch schnell Grenzen für kle erreicht. Interview: upl 16 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee Die Delegation der IHK Hochrhein-Bodensee vor dem 45 Meter hohen Azadi-Freiheitsturm in Teheran. Vollversammlungsreise in den Iran Der Nachholbedarf ist groß D Der iranische Markt bietet er Nachholbedarf an moderner An- bestehenden amerikanischen Finanzsankti- Potenziale – ein Grund für die lagen- und Maschinentechnik ist im onen ein Hindernis bei der Abwicklung der Iran groß. Bedingt durch das Embargo Geschäfte. Der Zahlungsverkehr ist weiterhin Vollversammlung der IHK, in war das Land gezwungen, vieles selbst zu auf Einzelfälle beschränkt, obgleich hände- die Republik Iran zu reisen. In produzieren und das auf erstaunlich hohem ringend nach Lösungen gesucht wird. Niveau. Davon konnten sich die Teilnehmer Auch die Kultur in Persien kam nicht zu kurz. Teheran trafen sich Delegationen beim Besuch eines Automobilzulieferwer- Nahezu erschlagen waren die Teilnehmer von aus Deutschland und gaben sich kes für die regionale Produktion in Lizenz der Fülle der sehr gut erhaltenen Moscheen, die Klinke in die Hand. Neben gefertigter Peugeot- und Renault-Modelle Basare und Paläste mit zum Teil mehrtau- sowie auch beim Besuch einer Produktion sendjähriger Historie. Ein Highlight war Vertretern aus Hessen und von Speiseeis und einer Porzellanmanufaktur dabei sicher der Besuch des Imam-Platzes Brandenburg war auch Wirt- überzeugen. Diese Porzellanwaren wandern in Isfahan, der sich über eine Länge von 500 schaftsminister Sigmar Gabriel über die großen Handelshäuser auch auf Metern erstreckt und mit seinen doppel- den deutschen Tisch. Die Eindrücke wurden stöckigen Arkaden und zahlreichen Pracht- angekündigt. verstärkt durch Gespräche mit dem Leiter moscheen als weltweit größter Platz seiner der Auslandshandelskammer und dem Lei- Art zählt. Selbst über das Wetter musste man ter der Wirtschaftsabteilung der Deutschen sich keine Gedanken machen, bei über 40 Botschaft in Teheran. Nach wie vor sind die Grad Celsius im Wüstenklima. bö 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 17
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee Die besten Auszubildenden in Konstanz ... Feierliche Übergabe der Lobe und Preise IHK ehrt die besten INHALT I n diesem Jahr haben 3.095 Prüflinge im Bezirk der IHK Hoch- rein-Bodensee eine Prüfung in ihrem Ausbildungsberuf ab- gelegt. 398 davon konnten Ende September ein Lob oder 17 IHK-Vollversammlung im Iran einen Preis in Empfang nehmen. Das bedeutet, dass sie in ihrer Iranischer Markt bietet Potenziale Abschlussprüfung von 100 möglichen Punkten 87 bis 91 für ein Lob beziehungsweise 92 bis 100 Punkte für einen Preis erreicht 18 Beste IHK-Azubis haben. Ingrid Hempel, Ehrenmitglied der Vollversammlung und des Lob- und Preisübergabe bei Feier Präsidiums der IHK, sprach in ihrer Festrede den Absolventinnen 21 Gegen Ausbildungsabbrüche und Absolventen herzliche Glückwünsche und große Anerkennung Bilanz des Projekts „VerA“ Ingrid Hempel, ehema- für die erbrachte Leistung aus, wies jedoch auch darauf hin, dass lige stellvertretende sie nun ein Vorbild für andere Auszubildende und Mitarbeiter 22 Herbstkonjunktur im IHK-Bezirk Präsidentin der IHK, seien. Die Berufsausbildung sei ein erster, wichtiger Meilenstein Weiter über Landesdurchschnitt beglückwünschte die auf dem Berufsweg und öffne alle Türen für eine berufliche Wei- besten Auszubildenden terentwicklung. Der Dank von Ingrid Hempel galt ebenso den zu ihrem erfolgreichen 24 Talkreihe von IHK und Südkurier Abschluss. Ausbildungsbetrieben, den Beruflichen Schulen und den Familien Start mit Konstanzer Psychologen und Freunden, die mit zu diesem Erfolg beigetragen und den Azubis den Rücken gestärkt haben. 27 Lehrgänge und Seminare der IHK Besonders erfreulich ist, dass fünf der besten Azubis aus der Region im November in Pforzheim den Preis 28 Eröffnung des IHK-Sitzes als Landesbeste ihres Berufes in Empfang nehmen Neuer Hotspot in der Stadt können: 30 Interview zum neuen Standort Jonathan Griffiths, Anlagenmechaniker (Anlagen- Der IHK-Präsident und sein bau), Eliquo Stulz GmbH, Grafenhausen: 93 Punkte Vorgänger nehmen Stellung David Kolbrenner, Chemikant, H.C. Starck GmbH, Laufenburg: 93 Punkte 32 Steil nach oben Friederike Junker, Pharmakantin, Eine Kletterwand in der IHK Dr. Kade Pharmazeutische Fabrik, Konstanz: 94 Punkte 34 Transparent und offen Björn Rugel, Produktionsfachkraft Chemie, Architektur der IHK-Gebäude STO SE &Co. KGaA, Stühlingen: 93 Punkte Peter Wehrle, Technischer Systemplaner (Fachrichtung Versorgungs- und Ausrüstungs- 18 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
... und in Schopfheim. in Schopfheim und Konstanz Auszubildenden technik/Heizungstechnik), Gerd Keller Ingenieurbüro, Weil am Rhein: 99 Punkte Die drei Absolventen mit den höchsten Punktzahlen Die drei Absolventen mit den höchsten Punktzahlen in den Landkreisen Waldshut und Lörrach waren: im Landkreis Konstanz waren: Stefanie Siebold, Bürokauffrau, Pierre Schwarz, Verkäufer, DHV Bücherservice GmbH & Co. KG, Lörrach: 97 Punkte ALDI GmbH & Co. KG, Gottmadingen: 95 Punkte Fabian Korhummel, Industriemechaniker, Besnik Ismajli, Verkäufer, Dunkermotoren GmbH, Bonndorf: 97 Punkte Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, Singen: 96 Punkte Peter Wehrle, Technischer Systemplaner Stephanie Kraftschik, Industriekauffrau, (Fachrichtung Versorgungs- und Ausrüstungstechnik/Heizungs- Maximilian Petek Reinraumtechnik, Radolfzell: 99 Punkte technik), Gerd Keller Ingenieurbüro, Weil am Rhein: 99 Punkte
IHK Hochrhein-Bodensee REGIOREPORT Projekt „VerA“ hilft mit Betreuern und Begleitern Ausbildungsabbrüche verhindern D VerA in der Region Hochrhein ie Zahl der Ausbildungsabbrecher im Bereich der IHK ist mit 8,7 Prozent (31.12.2015) nicht (Datengrundlage Anfragen der Azubis) besonders hoch, denn im Bundesdurchschnitt sind es 25 Prozent. Doch was gibt es für Möglichkei- am stärksten vertretene Ausbildungsberufe 1.Altenpflegehelfer/in und Altenpfleger/in ten, wenn ein Auszubildender davon betroffen ist? Seit 2.Verkäufer/in und Einzelhandelskaufmann/frau zweieinhalb Jahren gibt es in der Region Hochrhein die 3.Tischler/in Möglichkeit, sich beim kostenlosen Projekt „Verhin- Migrationshintergrund derung von Ausbildungsabbruch“ (VerA) anzumelden, das bundesweit von Bonn aus koordiniert wird und 40 28% nein von Bundesministerium für Bildung und Forschung, ...erfolgreich 30 38% 38% 68% ja Deutschem Handwerkskammertag, Deutschem Indus- abgeschlossen trie- und Handelskammertag und Bundesverband der 20 24% ...weitergeführt 4% k.A. freien Berufe gefördert wird. Das Ziel von „VerA“ ist die 10 ...abgebrochen Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen mithilfe der 0 Begleitung eines Betreuers. Die Fachbereichsleiterin Die Ausbildung wurde… Geschlecht Heidi Roth und Regionalkoordinator Eckhard Mikuszies 53 % (19) männlich luden in Kooperation mit der IHK Ende September im (Bisher wurden 16 Begleitungen beendet) 47 % (17) weiblich Bildungszentrum Schopfheim zum 2. Erfahrungsaus- tausch der Ausbildungsbegleiter ein. Die Betreuer sind ehrenamtliche Senioren des Senior Experten Service. Diese Ausbildungsbegleiter werden zuvor geschult und sind Fachleute aus Industrie und um fachspezifische Probleme geht, muss möglichst Handwerk. Zurzeit gibt es für die Region Hochrhein 24 ein fachkundiger Betreuer gefunden werden. Einige Betreuer. Außerdem 10 Senioren, die an einer Schulung Betreuer finden es sogar besser, nicht sachverständig zum Ausbildungsbegleiter interessiert sind. Gemein- zu sein, die Sozialkompetenzen und Selbstorganisation sam treffen sich Auszubildende und Betreuer regel- können die Senioren auch so vermitteln. mäßig, um weiter an der Ausbildung zu arbeiten. Im Die Statistik des Hochrheingebiets liegt noch unter Gegensatz zu anderen Maßnahmen treffen sich immer dem bundesweiten Durchschnitt. Bisher wurden 36 nur ein Auszubildender und sein persönlicher Betreuer Auszubildende betreut, von denen 38 Prozent ihre auf neutralem Boden, wie beispielweise einem Café. Ausbildung abgeschlossen haben und 24 Prozent sie Die Gründe für die Gefahr eines Ausbilungsabbruchs momentan weiterführen. Die Abbruchquote liegt trotz sind sehr unterschiedlich. Manche haben Schwierigkei- Begleitung bei 38 Prozent. Über Erfolg oder Misser- ten sich selbst zu organisieren oder bei der Erfassung folg der Einzelbetreuung entscheidet meist der Wil- des Schulstoffs. Neben Mobbing und einer mangelhaf- le des Auszubildenden. Fast te Sozialkompetenz ist der wichtigste Punkt das private alle Betreuer haben schon Umfeld. Vor allem das Zuhause spielt eine große Rolle. die Erfahrung gemacht, dass »Der Seniorexperte ist nicht nur Wenn der Auszubildende zu viele Aufgaben überneh- Verabredungen kurzfristig ein Ausbildungsbegleiter, ich sehe men muss und dadurch keine Zeit zum Lernen hat oder abgesagt wurden. Häufen in der Wohnung keine Ruhe zum Lernen findet, zeigt sich diese Absagen oder gibt ihn wie einen guten Vater« sich das deutlich in einem Leistungsabfall. Daher mel- es kein Weiterkommen mehr, den sich bei VerA die meisten Auszubildenden erst kurz kann die Betreuung beendet werden. Bisher wurden vor der Prüfung, also „erst“ wenn die Axt am Baum ist. 16 männliche und 20 weibliche Auszubildende betreut. Zuerst muss ein passender Betreuer gefunden werden. Das Engagement der Ausbildungsbegleiter zahlt sich Das wichtigste Kriterium hierfür ist die räumliche Nähe aus. „Er hat mir nicht nur geholfen, meine Ausbildung von Betreuer und Auszubildendem, um möglichst kurze erfolgreich abzuschließen, sondern er hat mir auch Anfahrtswege zu haben. Im Erfahrungsaustausch zeig- geholfen auf diesem Wege erwachsen zu werden, te sich, dass diese Strategie erfolgreich ist. Ein Aus- stark, geduldig, zielstrebig zu sein.“ Dieses Zitat ist bildungsbegleiter berichtete, dass sein Auszubildender die Antwort auf die Frage „Was möchten Sie noch über eine große Strecke zwischen Ausbildungsplatz und Ihre Ausbildungsbegleiter sagen?“, aus einem Evalua- Wohnort zurücklegen musste und sich dadurch bei den tionsbogen von VerA. Eine weitere Antwort war: „Der einstündigen Treffen nicht ausreichend konzentrieren Seniorexperte ist nicht nur ein Ausbildungsbegleiter, konnte. Die fachliche Kompetenz des Betreuers kommt ich sehe ihn wie einen guten Vater.“ Und die Ausbil- erst an zweiter Stelle, da meist die Fachtheorie kein dungsbegleiter? Auch sie haben oft den Wunsch, wie großes Problem darstellt. Bei Einzelfällen, in denen es ein väterlicher Freund wahrgenommen zu werden. al 11 | 2016 Wirtschaft im Südwesten 21
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee Konjunktur-Indikator (Index aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen) insgesamt im regionalen Vergleich 150 140 130 120 110 100 90 80 70 Der von der IHK errechnete Index für das Konjunktur- 60 klima ist gegenüber der 50 Befragung im Frühsommer 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 gestiegen und liegt damit Region Hochrhein-Bodensee Baden-Württemberg weiterhin über dem Landes- schnitt. Konjunktur im Herbst Gute Aussichten D ie Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur Geschäftslage, die restlichen 43 Prozent von einer befriedigen- gehen bei den Unternehmen im IHK-Bezirk tendenziell nach den Lage. Beim Umsatz verzeichnen 35 Prozent der Handels- und oben. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunktur- Dienstleistungsunternehmen eine Steigerung gegenüber dem klima ist gegenüber der Befragung im Frühsommer auf 137 Punkte gleichen Vorjahresquartal. Bei knapp 47 Prozent ist der Umsatz gestiegen (Frühsommer 132 Punkte) und liegt damit weiterhin über konstant geblieben. Dabei zeigt sich, dass insbesondere der Dienst- dem Landesschnitt von nun 132 Punkten. Die Industriebetriebe ver- leistungsbereich nochmals zulegen konnte. So sind hier bei rund zeichnen jedoch einen verhaltenen Auftragseingang. Größte Risiken 39 Prozent der Betriebe die Umsätze gegenüber demselben Zeit- werden in der Entwicklung der Auslandsnachfrage und dem unge- raum 2015 nochmals gestiegen. Beim Handel hatten die positiven deckten Bedarf an fachlich gut qualifizierten Mitarbeitern gesehen. Einflüsse des im Frühjahr 2015 überraschend gegenüber dem Euro Im gestiegenen Indexwert zeigt sich die Einschätzung der Geschäfts- gestiegenen Frankenkurses zu einer einmaligen Umsatzsteigerung lage durch die Unternehmen der Region wieder erholt. Insgesamt geführt, die 2016 so nicht mehr wiederholbar ist. Entsprechend beurteilen 55 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane geben 32 Prozent der Handelsbetriebe nun an, dass ihre Umsätze Geschäftslage als gut, weitere 42 Prozent als befriedigend und gegenüber demselben Quartal 2015 gefallen sind. gerade einmal drei Prozent als schlecht. Und auch die Ertragslage Die insgesamt positiven Aussagen bestätigen sich auch in der Ein- ist erfreulich. So sprechen rund 42 Prozent der Betriebe von einer schätzung der Ertragslage für den gesamten Handels- und Dienst- guten und immerhin 49 Prozent von einer befriedigenden Ertrags- leistungsbereich. Hier sprechen 45 Prozent von einer guten und 50 lage. Nicht zufrieden sind dagegen acht Prozent der Unternehmen. Prozent von einer zufriedenstellenden Ertragslage; lediglich fünf Prozent bezeichnen diese dagegen als schlecht. Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk sehen für die kommen- Industrie mit verhaltenem Auftragseingang den zwölf Monate positive Geschäftsverläufe voraus. Insgesamt Die Einschätzung der Industrieunternehmen liegt tendenziell unter erwarten rund 94 Prozent aller Unternehmen eine gleichbleibende der der Gesamtwirtschaft. Doch auch hier bezeichnet rund die oder bessere Entwicklung für die kommenden Monate. Dabei ist Hälfte aller Unternehmen die Geschäftslage als gut und weitere 41 die Anzahl der Unternehmen, die von einer besseren Entwicklung Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Allerdings ist der ausgehen, in den letzten Monaten von rund 22 Prozent auf aktuell 30 Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie in den vergange- Prozent gestiegen. Annähernd zwei Drittel der Unternehmen gehen nen Monaten auf rund 85 Prozent zurückgegangen und befindet sich von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf für die kommenden damit knapp unterhalb seines langjährigen Durchschnitts. Ausge- Monate aus. Rund sechs Prozent rechnen mit einem schlechteren sprochen verhalten ist die Tendenz bei den Auftragseingängen. Bei Verlauf. Dies gilt sowohl für Betriebe des Industrie- als auch des 56 Prozent der Betriebe sind die Auftragseingänge gleichbleibend, Dienstleistungsbereichs. Im Handelsbereich erwarten rund 85 Pro- während bei 20 Prozent der Unternehmen die Eingänge zurückge- zent der Händler gleichbleibende oder sich verbessernde Geschäf- hen. Bei 24 Prozent ist die Tendenz steigend. te, die restlichen 15 Prozent prognostizieren für die kommenden Monate eine schlechtere Entwicklung. Die Erwartungen der exportorientierten Industriebetriebe gegenüber Handel und Dienstleistungsbereich positiv den lateinamerikanischen Staaten sowie Russland gehen derweil Im Handel und Dienstleistungsbereich ist die Stimmung weiter gut. weiter zurück. Dagegen ruhen die Hoffnungen auf steigende Ex- So berichten rund 57 Prozent der Unternehmen von einer guten porte in Richtung Asien und dem nordamerikanischen Markt. Eine 22 Wirtschaft im Südwesten 11 | 2016
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