W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee

 
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W RTSCHAFT

                                                                         NOVEMBER 2016
                                        IM SÜDWESTEN

                                       Pionier des Fertigbaus
                                       Weberhaus-Chef Hans Weber
                                       hat 80. Geburtstag gefeiert

                                       Am Seerhein in Konstanz
                                       Die IHK Hochrhein-Bodensee
                                       hat ihren neuen Sitz eröffnet

                                       Musicals in Bad Säckingen
Kongress Ländlicher Raum               Zwei junge Unternehmer haben
                                       das Gloria-Theater wiederbelebt
Breitband und
smarte Regionen
       Industrie- und Handelskammern
       Hochrhein-Bodensee
       Schwarzwald-Baar-Heuberg
       Südlicher Oberrhein
W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
EDITORIAL

        Liebe Leserinnen, liebe Leser

       D
                em Ländlichen Raum in Baden-Württemberg geht
                es gut. Das stellten die Redner und Diskussionsteil-
                nehmer des ersten Kongresses Ländlicher Raum in
        Donaueschingen fest. Damit das so bleibt, braucht es eine
        möglichst schnell realisierte und flächende-
        ckende Versorgung mit Breitband. Dann wird
        die Entwicklung zu „smarten Regionen“ – so
        der Untertitel der Veranstaltung – anhalten
        können. Welche Strategien Unternehmen
        und Kommunen dabei verfolgen können,
        diskutierten die Teilnehmer des Kongresses
        ebenfalls (ab Seite 6).

        Einer der Pioniere des Fertighausbaus ist 80
        Jahre alt geworden. Hans Weber hat vor 55
        Jahren begonnen, sein Unternehmen aufzu-
        bauen und er führte es durch dick und dünn.
        Er ist einer der Erfolgreichsten der Branche in
        Deutschland (Seite 14).
                                                          Ulrich Plankenhorn
        Und wenn wir beim Thema Bauen sind: Die        Leitender Redakteur
        IHK Hochrhein-Bodensee hat direkt am See-
        rhein in Konstanz ihren neuen Sitz eröffnet.
        Es ist eine bislang einmalige Kooperation mit einer Stadt in
        Deutschland: Die IHK verfügt über den oberen Teil des Gebäu-
        des, die Stadt Konstanz hat im unteren Bereich ihr Veranstal-
        tungszentrum „Bodenseeforum“ eingerichtet (Seite 34).

        Im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee, genauer gesagt in Bad
        Säckingen, gibt es zwei junge Unternehmer, die sich auf Mu-
        sicals spezialisiert haben. Ihre Firma Hochrhein Musicals hat
        seit 2007 fünf eigene Produktionen auf die Bühne gebracht und
        damit das Gloria-Theater wiederbelebt (Seite 38).

        Viel Spaß beim Lesen.

11 | 2016      Wirtschaft im Südwesten                                         1
W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
INHALT
     NOVEMBER
                                                                                                             REGIO
                                                                                                             REPORT
     4        PANORAMA                                                                                        Neues aus
                                                                                                            dem IHK-Bezirk
     6        TITEL
              Chancen des Ländlichen Raums                                                                         17
     12 LEUTE
              Harald Marquardt                                                       Gloria-Theater
              Lars Schuler
              Rainer Schwörer/Michael Hahl                                           Erfolg mit Musicals
              Kurt-Christian Tennstädt/Reinhold
                                                                                     Vor zehn Jahren stand das Gloria-Theater in
              Boenke/Sina Freivogel                                                  Bad Säckingen kurz vor dem Abriss. Dann
              Irmgard Knes/Sabine Richter                                            kamen zwei musikalisch begabte junge Unter-
              Thomas Hauser/Thomas Fricker/
              Christian Hodeige
                                                                          38         nehmer und verwandelten das ehemalige Kino
                                                                                     in ein erfolgreiches Musicaltheater.

     14       Kopf des Monats:
              Hans Weber

     16       Gründerin:
              Eva Sachner

     17       REGIO REPORT
              Neues aus dem IHK-Bezirk

     34 THEMEN & TRENDS
              IHK Hochrhein-Bodensee hat
                                                                                                                            34
              ihren neuen Sitz eröffnet
                                                  Neuer Sitz der IHK Hochrhein-Bodensee
     38 UNTERNEHMEN                               Am Seerhein
              38 Gloria-Theater                   Die IHK Hochrhein-Bodensee hat ihren neuen Sitz am Seerhein in Konstanz eröffnet.
              40 Gebrüder Weiss, Rowo Coating     Das ehemalige Forschungs- und Entwicklungszentrum der Firma Centrotherm teilt sich
              41 Blumeninsel Mainau               die Kammer mit der Stadt. Die Geschäftsräume der IHK sind in den beiden oberen
                                                  Stockwerken untergebracht, darunter befindet sich das Kongresszentrum der Stadt.

      Themen der Titelseite

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     2                                                                                          Wirtschaft im Südwesten     11 | 2016
W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
42   Badischer Weinbau
                                                                                                    43   Transco
                                                                                                    44   Laempe-Mössner
                                                                                                    45   Sto
                                                                                                    46   Limberger+Dilger

                                                                                          48 PRAXISWISSEN
                                                                                                    48   International
                                                                                                    50   Innovation
                                                                                                    52   Steuern
                                                                                                    54   Bildung
                                                                                      6             56   Recht

TITELTHEMA: Kongress Ländlicher Raum
                                                                                          62 MESSEN
Nichts geht ohne Breitband                                                                          62 News
Welche Chancen und Probleme ergeben sich im Zuge von Globalisierung und Digita-                     63 Kalender
lisierung für den Ländlichen Raum? Wie ist es um die Infrastruktur bestellt? Welche
Strategien können die meist mittelständischen Industrieunternehmen verfolgen?
Welche demografischen Trends zeichnen sich ab? Wie können die Kommunen han-               80 DIE LETZTE SEITE
deln? Mit diesen Fragen befassten sich die 200 Teilnehmer des ersten Kongresses                     Aus dem Südwesten:
Ländlicher Raum Ende September in Donaueschingen.                                                   Isgus-Terminal für Zeit- und
                                                                                                    Datenerfassung

                                                                                          STANDARDS
    Aus dem Südwesten                    80                                               64 Literatur
                                                                                          76 Börsen
    Zeiterfassung                                                                         77 Impressum

    von Isgus
    Mit Stechuhren wurde die Firma Isgus groß
    und bekannt. Aus der Uhrenfabrik von einst
    ist in den zurückliegenden Jahrzehnten ein
    Softwarehaus geworden. Doch die Terminals
    wie das „IT 8200“, das Arbeitszeit und andere
    Betriebsdaten erfasst, werden immer noch                                                BEILAGENHINWEIS
    mitten in Schwenningen hergestellt.
                                                                                          Der Gesamtausgabe liegt ein Magazin „B4B Mittelstand“
                                                                                          bei sowie ein Einhefter der Haufe-Lexware GmbH & Co.
                                                                                          KG, Freiburg. Einem Teil der Auflage liegen Prospekte des
                                                                                          Autohaus Schmolck GmbH & Co. KG, Emmendingen bei.
Anzeige-185x21-ok-St2:Layout 1             15.12.2015      10:57 Uhr     Seite 1
                                                                                                                                               ANZEIGE

11 | 2016      Wirtschaft im Südwesten                                                                                                          3
W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
PANORAMA

Entsorgung von Verkaufsverpackungen
                                                                                               September 2016
Weiteres                                                                               VERBRAUCHERPREIS-INDEX
duales System
U    nternehmen, die Ware in Verkaufsverpackungen
     für private Endverbraucher in Verkehr bringen,
müssen sich an einem dualen Entsorgungssystem
beteiligen. Anfang 2017 nimmt mit „Noventiz Dual“
ein weiteres duales System den operativen Betrieb
auf. Die Noventiz-Gruppe war bisher schon im Ver-
packungssektor aktiv, zum Beispiel als Vermittler
von Systembeteiligungen. Betroffene Unternehmen
                                                                                                                            Deutschland        Baden-Württemberg
haben damit aktuell die Wahl zwischen zehn Syste-
men, die unter anderem unter www.ihk-ve-register.                                                            Index            107,7                   107,2
de aufgelistet sind. Es empfiehlt sich, mehrere Ver-                                                      Veränderung
gleichsangebote einzuholen, ehe man sich an ein                                                           zum Vorjahr        +0,7%                    +0,7%
duales System bindet.                            ba

     www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/
     innovation/umwelt/abfallwirtschaft/                                                       Basisjahr 2010=100; QUELLE: Statistisches Landesamt (Angaben ohne Gewähr)

     VerpackV_Umsetzung/1334794

        GEWERBLICHE WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 2016
                                            Betriebe                               Beschäftigte                               Umsatz                            Ausland
                                   (mit mehr als 50 Beschäftigten)                    (in 1000)                              (in Mio Euro)                      (in Mio Euro)

                                   Juni         Juli      August            Juni        Juli      August             Juni        Juli        August      Juni       Juli        August
    Stadtkreis Freiburg             40          40           40              8           8           8               207        175           181        122       102           102
    Breisgau-Hochschwarzwald        92          92           92             18          18           18              297        280           269        142       135           124
    Emmendingen                     65          65           65             12          13           13              205        194           180        124       121           111
    Ortenaukreis                   220          220         218             45          45           46              1036       888           905        474       371           376
    Südlicher Oberrhein            417         417          415             83          84          85               1746      1537          1534        863       730           714

    Rottweil                       104          104         104             20          20           20              444        391           365        220       172           165
    Schwarzwald-Baar-Kreis         153          152         152             27          27           27              442         414          387        178       167           146
    Tuttlingen                     133          134         134             29          28           29              570         540          475        305       291           263
    Schwarzwald-Baar-Heuberg       390         390          390             76          76          76               1456      1345          1227       703        629           575

    Konstanz                        77          77           77             16          16           16              472        429           446        262       238           253
    Lörrach                         90          90           90             18          18           18              386        356           347        235       216           207
    Waldshut                        55          55           55             12          12           12              298        258           250        127       100           96
    Hochrhein-Bodensee             222         222          222             46          46          47               1156      1043          1043        624       554           556

    Regierungsbezirk Freiburg     1029        1029         1027             205        206          207              4357      3925          3805       2190      1913          1844

    Baden-Württemberg             4333        4331         4325            1118       1126         1131          30441         27690         26447      17671    16042          15295
                                                                     Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, die Angaben sind gerundet und ohne Gewähr (WiS 11/2016)

4                                                                                                                                        Wirtschaft im Südwesten                11 | 2016
W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
Wer Überstunden macht
Männer, Ältere,
Selbstständige
R    und 12 Prozent der Erwerbstätigen in
     Deutschland arbeiten nach einer Erhe-
bung des Statistischen Bundesamtes mehr als
48 Stunden pro Woche. Vor allem Männer sind
betroffen: 15 Prozent der Erwerbstätigen Män-
ner arbeiten besonders lange. Mit nur 7 Pro-
zent ist der Anteil bei den arbeitenden Frauen
halb so hoch. Auch das Alter spielt eine Rolle –
je älter, desto länger die Arbeitszeiten. Das
liegt daran, dass Führungspositionen meist mit
einem höheren Alter und entsprechend mehr
Arbeit beziehungsweise Wochenarbeitszeit
verbunden sind. Überstunden machen zudem
insbesondere Selbstständige – jeder zweite
arbeitete 2015 mehr als 48 Stunden (bei den
Angestellten waren es nur 7 Prozent).        ew

IHK FOSA
                                                                                                                                45. Ernst-Schneider-Preis
10.000 Abschlüsse
                                                                                                                                Die Gewinner stehen fest
für gültig erklärt
D     ie IHK FOSA („Foreign Skills Approval“)
      in Nürnberg ist für die Anerkennung aus-
                                                                                                                               I   m größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik sind
                                                                                                                                   am 17. Oktober die Preise verliehen worden – das Preisgeld lag
                                                                                                                                 bei insgesamt 40.000 Euro. Reüssieren konnten Autorinnen und
ländischer Berufsabschlüsse, die mit einem                                                                                       Autoren von Arte, Bayerischer Rundfunk, F.A.Z., Mitteldeutscher
IHK-Abschluss vergleichbar sind, zuständig.                                                                                      Rundfunk, Süddeutsche Zeitung, Südwestrundfunk und Zeit. Die
Vor Kurzem konnte sie den 10.000. Anerken-                                                                                       besonders gelungenen Beiträge zu wirtschaftlichen Zusammen-
nungsbescheid melden. Der Bescheid hilft Un-                                                               Die Trophäe: Sie      hängen (Kriterien: besonders verständlich, spannend, interessant
ternehmern dabei, die berufliche Kompetenz                                                                 erinnert an einen     oder unterhaltsam) wurden im Fernsehen und Radio ausgestrahlt,
ausländischer Bewerber einzuschätzen, das                                                                  Fernseher und eine in Zeitungen gedruckt und online verbreitet. Ermittelt wurden die
Anerkennungsverfahren übernimmt die Funk-                                                                  Lupe und soll die     Gewinner in einem mehrstufigen Verfahren von einer 15-köpfigen
                                                                                                           journalistische Sorg-
tion ähnlich eines Gütesiegels. Insgesamt sind                                                             falt symbolisieren.
                                                                                                                                 Jury. Die Preisverleihung fand im Karlsruher Zentrum für Kunst- und
seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes                                                                                                                               Medientechnologie statt.
im April 2012 bis Ende Juni dieses Jahres bei                                                                                                                             500 Gäste aus Wirtschaft,
der IHK FOSA über 14.000 Anträge gestellt                                                                                                                                 Politik und Medien waren
worden – 65 Prozent der Anerkennungsver-                                                                                                                                  anwesend, darunter auch
fahren enden mit einer vollen Gleichwertig-                                                                                                                               zahlreiche Chefredakteu-
keit. Die Antragstellenden absolvierten ihre                                                                                                                              re und Intendanten, die
Ausbildungen vor allem in Polen, Russland,                                                                                                                                als Laudatoren die Jury-
der Türkei und Bosnien-Herzegowina. Die                                                                                                                                   entscheidungen begrün-
                        wichtigsten Berufsgrup-                                                                                                                           deten. Der Ernst-Schnei-
                                                   Bilder: Ernst-Scneider-Preis, cirquedesprit – Fotolia

                            pen sind bisher die                                                                                                                           der-Preis wurde zum 45.
                               kaufmännischen                                                                                                                             Mal von den deutschen
                                Berufe vor den                                                                                                                            Industrie- und Handels-
                                 Metall- und                                                                                                                              kammern ausgeschrieben
                                  Elektroberu-                                                                                                                            und vergeben. Näheres zu
                                  fen.       lis                                                                                                                          den Preisträgern findet
                                                                                                                                                                          sich auf der folgenden In-
                                                                                                                                                                          ternetseite:           wis

                                                                                                                                                                             http://ernst-schneider-
                                                                                                                                                                             preis.de/gewinner-2016/

11 | 2016        Wirtschaft im Südwesten                                                                                                                                                          5
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                                           Kongress: Wie sich der Ländliche Raum

                                           Nichts geht
Bild: Graphikbuero Gebhard | Uhl

                                                   Welche Chancen und Probleme erge-
                                                    ben sich im Zuge von Globalisierung
                                                  und Digitalisierung für den Ländlichen
                                                        Raum? Wie ist es um seine Infra-
                                                    struktur bestellt? Welche Strategien
                                                    können die meist mittelständischen
                                                  Industrie­unternehmen verfolgen? Wel-
                                                   che demografischen Trends zeichnen
                                                    sich ab? Wie können die Kommunen
                                                  handeln? Mit diesen Fragen befassten
                                                     sich die 200 Teilnehmer des ersten
                                                      Kongresses Ländlicher Raum Ende
                                                         September in Donaueschingen.

                                   6                         Wirtschaft im Südwesten   11 | 2016
W RTSCHAFT - IHK Hochrhein-Bodensee
zur smarten Region entwickeln kann

ohne Breitband
  D
           er „Ländliche Raum“ spielt in Baden-Württem-     400 Millionen Euro in der laufenden Legislaturperiode
           berg eine große Rolle. Er nimmt zwei Drittel     zur Verfügung.)
           der Fläche des Landes ein. Jeder dritte Bürger
  des Landes lebt hier. Der Landesentwicklungsplan
  aus dem Jahr 2002 (er ist noch immer gültig) sieht        Hightech statt Bollenhut
  ihn im Gegensatz zu den Verdichtungsräumen in und         Roland Scherer, Professor an der Hochschule St.
  um Stuttgart, Mannheim/Heidelberg, Karlsruhe, Ulm,        Gallen, bestätigte Hauk und Teufel: „Dem Ländlichen
  Freiburg, Lörrach/Weil, Konstanz/Singen und Fried-        Raum geht es gut.“ Das beobachtet er in Österreich,        Mehr als die
  richshafen (siehe auch Karte auf Seite 8). Der Ländli-    Schweden, der Schweiz und in Süddeutschland. Er
  che Raum ist mit 149 Einwohnern pro Quadratkilome-        führte diese Entwicklung auf Föderalismus und Sub-         Hälfte der
  ter nur halb so stark bevölkert wie der Durchschnitt
  Baden-Württembergs. Charakteristisch sind für ihn
                                                            sidiarität zurück – in eher zentralistisch organisierten
                                                            Staaten wie Frankreich wüchsen hingegen nur die
                                                                                                                       Gemeinden im
  kleinere Städte und Gemeinden: Über die Hälfte der        Metropolräume. Scherer hat den Ländlichen Raum in          Land haben
  1.100 baden-württembergischen Gemeinden haben             der Schweiz untersucht. Bis auf die alpinen Regionen
  weniger als 5.000 Einwohner.                              verfüge die Schweiz zwar mit Zürich, Basel, Genf, St.
                                                                                                                       weniger als 5.000
  Diese Gemeinden jedoch werden, und das ist ein            Gallen und Bern über städtische Räume, sie sei aber        Einwohner
  weiteres Charakteristikum, von jeweils nur wenigen        doch geprägt vom sogenannten „periurbanen“ Länd-
  Unternehmen geprägt. Das sind meistens inhaber-           lichen Raum – das sind Gegenden und Gemeinden,
  geführte Industrieunternehmen, die häufig global          die gut verknüpft sind mit den städtischen Zentren.
  agieren und auf ihren Märkten oft zu den führen-          Hier sei die Industrie – wie in Baden-Württemberg
  den Anbietern gehören. Sie haben, darauf verwies          häufig familiengeführte Unternehmen – angesiedelt,
  bei dem Kongress der Präsident der gastgebenden           die wissensintensiven Dienstleistungen, mit denen
  IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Dieter Teufel, be-          sie eng verbunden sei, jedoch in den Städten. Dies sei
  triebstreue und hochqualifizierte Mitarbeiter, den        nur aufgrund einer leistungsfähigen Infrastruktur im
  Vorteil, auf günstige Flächen zurückgreifen zu kön-       Ländlichen Raum möglich, die übrigens seit 1972 in
  nen und eine relativ gute Verkehrsanbindung an die        der Schweiz gefördert werde. Städtischer und Länd-
                                                                                                                       Organisiert wurde die
  Zentren. Allerdings, meinte Teufel, sei der Ländliche     licher Raum seien füreinander optimal erreichbar,
                                                                                                                       Veranstaltung vom
  Raum häufig zu wenig selbstbewusst und sage zu            auch aufgrund des öffentlichen Nahverkehrs – ab 200
                                                                                                                       Baden-Württembergi-
  selten, wie gut er eigentlich ist.                        Einwohner gibt es für kleine Schweizer Gemeinden
                                                                                                                       schen Industrie- und
  Der baden-württembergische Minister für den Ländli-       Anbindungen im Stundentakt bis 20 Uhr. Und wie
                                                                                                                       Handelskammertag
  chen Raum, Peter Hauk, kam in einer Podiumsdiskussi-      in Baden-Württemberg, so stellte Scherer fest, sei
                                                                                                                       unter Federführung
  on mit Teufel schnell auf einen Punkt zu sprechen, der    die Industrie im Ländlichen Raum exportstark und           der IHK Schwarzwald-
  die ganze Veranstaltung wie ein roter Faden durchzog:     habe an der Globalisierung intensiv teil. Dies aller-      Baar-Heuberg und
  Die digitalen Strukturen des Raumes, konkreter die        dings führe auch dazu, dass die Eigentümerstruktur         der Akademie
  Versorgung mit Breitband- beziehungsweise Glasfa-         immer internationaler werde (beispielsweise kaufen         Ländlicher Raum
  serkabel. Der Status quo sei unbefriedigend. Bis in       sich Chinesen ein). Die regionale Verwurzelung der         Baden-Württemberg.
  wenigen Jahren jedoch soll das Land flächendeckend        Unternehmen gehe deshalb zurück. Außerdem alte-            Unterstützung gab es
  mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt            re die Bevölkerung relativ stark, weil Junge abwan-        vom Ministerium für
  sein. Das Grundproblem sei dann gelöst. Die neue          derten und nicht mehr wiederkämen. Das brachte             Ländlichen Raum und
  Landesregierung versechsfacht laut Hauk die Mittel        Scherer zu seiner nächsten Frage: Wie hält ein Un-         Verbraucherschutz,
  für den Breitbandausbau in dieser Legislaturperiode.      ternehmen Arbeitskräfte im Ländlichen Raum? Da             dem Gemeindetag so-
  Breitband müsse zur Daseinsvorsorge gehören, je-          unterstützte Scherer Dieter Teufel. Er forderte mehr       wie dem Landkreistag
  des Haus wie mit Wasser- und Stromleitungen auch          Selbstbewusstsein statt „Restraummentalität“, die          Baden-Württemberg.
  mit einer Breitbandverbindung versorgt sein. (Laut        Betonung von Hightech statt Bollenhut. Die Unter-
  Innenministerium, das seit Anfang Oktober für die         nehmen müssten nicht nur schnell, sondern auch
  Digitalisierung im Land zuständig ist, stehen für den     pfiffig sein. Und sie müssten weiter für ihre Erreich-
  Breitbandausbau inklusive Bundesmitteln mehr als          barkeit kämpfen. Er empfahl außerdem die Fokus-

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titel

 Der ländliche Raum ist grün:
 Die Karte zeigt die vier verschiedenen Arten von
 Verdichtungsräumen nach dem landesentwicklungs-
 plan 2002. Dunkelrot sind die Verdichtungsräume,
 hellrot die Randzonen um die Verdichtungsräume
 gekennzeichnet, hellgrün ist der ländliche Raum und
 dunkelgrün sind die Verdichtungsbereiche innerhalb
 des ländlichen Raums. Herausgeber der Karte ist das
 Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucher-
 schutz Baden-Württemberg. Die Karte erfasst den
 Gebietsstand Anfang 2009.

                                                       anzeige_martina schrenk_ihk okt
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Bild: Graphikbuero Gebhard | Uhl

sierung auf nur wenige Produkte. Den Gemeinden                   schen zu versorgen haben. er muss deswegen sowohl
legte er Offenheit statt engstirnigkeit, Kooperation             die lebensbedingungen für das Alter schaffen, als auch
statt Kirchturmpolitik und eine Doppelstrategie aus              attraktive Bedingungen für den Zuzug. Mehrwert bieten
tradition und Modernität ans Herz.                               hier laut Dehne sowohl Netzwerke als auch digitale
Die erreichbarkeit von Arbeitsplätzen innerhalb relativ          lösungen. Beispielsweise für Schulen, Ärztenetze, den
kurzer Zeit (beispielsweise 30 Minuten) vom Wohn-                Brandschutz, Kitas und Altersheime arbeitet man am
ort der Arbeitskräfte aus hat übrigens auch schon                besten interkommunal, langfristig, fachübergreifend
die „ireus“-Studie der Universität Stuttgart über den            und bedarfsgerecht. Auch experimente dürften hin und
ländlichen Raum als ein wichtiges Kriterium für das              wieder ausprobiert werden. Kooperation sei aber immer
Florieren des ländlichen Raumes festgestellt. Diese              zentral, auch was Vereine anbetrifft.
Studie aus dem Jahr 2010 verwies zudem darauf, dass
das Qualifikationsniveau (gemessen an Hochschulab-
solventen) im ländlichen Raum niedriger ist als in den           Unternehmer: zurück in die Region                           »Offenheit statt
Städten und ebenso der Besatz an wissensintensiven               Und was denken Unternehmer zum ländlichen Raum?
Dienstleistungen. Gerade die Hochschulinfrastruk-                Da kamen Simone Pajunk-Schelling, Geschäftsfüh-
                                                                                                                             Engstirnigkeit,
tur, das wurde bei dem Kongress ebenfalls mehrfach               rerin des Medizintechnik-Unternehmens Pajunk (420           Kooperation statt
betont, hat sich in Baden-Württemberg auch auf den               Mitarbeiter) in Geisingen und Martin Zimmermann,
ländlichen Raum ausgedehnt. ein Viertel aller Hoch-              Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der
                                                                                                                             Kirchturmpolitik«
schulen sind hier inzwischen ansässig.                           internetfirma imsimity in St. Georgen zu Wort. Simone
                                                                 Pajunk-Schelling lebte viele Jahre in Berlin und kehr-
                                                                 te mit der Familiengründung nach Geisingen zurück.
Interkommunal arbeiten                                           Medizintechnik sieht sie dort – im Zusammenhang
Daseinsvorsorge wird zum harten Standortfaktor, mein-            mit dem Großraum tuttlingen und der Außenstelle der
te Peter Dehne, Professor an der Hochschule Neubran-             Fachhochschule Furtwangen – gut angesiedelt. im aka-
denburg. er leitet ein Aktionsprogramm „Regionalstra-            demischen Bereich habe sie keine Schwierigkeiten,
tegie Daseinsvorsorge“, an dem sich 25 Destinationen             Mitarbeiter zu gewinnen, wohl aber im Facharbeiter-
in Deutschland – aus Baden-Württemberg Zell am Har-              bereich. Sie warf auch einen Blick auf die im Kongress
mersbach und Ostwürttemberg – beteiligen. Für Dehne              häufig angesprochene Digitalisierung der industrie,
ist zentral, dass einzellösungen von Kommunen meist              speziell die Digitalisierung von Produktionen. Diese
nicht ausreichen, vielmehr regional, sprich im Verbund           sei sehr teuer, da sie meist mit der Anschaffung oder
mehrerer Kommunen oder auf Kreisebene angesetzt                  gründlichen Umrüstung von Maschinen verbunden sei.
werden muss. Das erschließt sich schon aus der de-               Die „Virtual Reality“ in der industrie sprach Martin Zim-
mografischen Problemlage: Abwanderung vieler 18- bis             mermann an. Seine Firma bietet lösungen auf diesem
25-Jähriger – auch wenn manche zur Familiengründung              Gebiet an. er müsse nicht nach Fachkräften suchen,
(günstige Grundstücke, genügend Arbeitsplätze, „heile“           sein Unternehmen werde vielmehr von Studenten und
Umwelt und Freizeitmöglichkeiten) wieder zurückkeh-              Hochschulabsolventen gesucht und gefunden. er mein-
ren. Der ländliche Raum wird immer mehr ältere Men-              te, die Verknüpfung von tüftelei in Zusammenhang mit

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                                                                                                       bei der Digitalisierung
                                                                                                       ziemlich weit
                                                                                                       und ziemlich gut«

                          der Digitalisierung, wie sie sich für den Schwarzwald     interdisziplinär und individuell. Unternehmen müssten

                                                                                                                                              Bild: Graphikbuero Gebhard | Uhl
                          anböte, biete dem dortigen Mittelstand große Chan-        sich überlegen, in welche bislang unbekannten Wert-
                          cen und könne einen Gegenpol zu den bekannten US-         schöpfungsketten sie mit ihren Fähigkeiten einsteigen
                          Anbietern (den „Riesen“) schaffen.                        könnten. Dabei sei es wichtig, Kooperationspartner im
                          Wo Familienunternehmen vor allem im Prozess der           Netz zu finden, diese Netze müssten jedoch teilweise
                          Digitalisierung stehen, fragte Peter Bartels, Vorstand    oder ganz neu zusammengestellt werden.
                          der Pricewaterhouse Coopers AG Wirtschaftsprüfungs-
                          gesellschaft. Um es kurz zu machen: ziemlich weit
                          und ziemlich gut. er machte dies am Beispiel von drei     „Third place to live“ im Engadin
                          Firmen deutlich: Vorwerk mit seinem thermomix –           ein interessantes Beispiel eines neuen internetbasier-
                          die Schnittstelle zum Kunden ist das internet –, Axel     ten regionalen Geschäftsmodells im tourismus- be-
                          Springer – weg von Print, hin zu digitalen Medien – und   ziehungsweise Wohnortbereich lieferte Jon erni, der
                          Otto Bock – der Prothesenhersteller hat sein entwick-     die Großkunden von Microsoft in der Schweiz betreut
                          lungszentrum weit weg von der Produktion in Berlin        und der engadiner ist. Das engadin, zwei Stunden von
                          angesiedelt, wo er die nötigen Fachkräfte findet. Dabei   Zürich und St. Gallen entfernt und bekannt durch noble
                          gehe es immer ums „Umparken im Kopf“, so Bartels,         Fremdenverkehrsorte wie St. Moritz oder Davos, hat
                          darum, Neues auszuprobieren, auch Rückschritte            unter drei entwicklungen zu leiden: Die Frankenstärke
                          hinnehmen zu müssen, aber gleichzeitig erfolgreicher      lässt die Übernachtungszahlen zurückgehen, das Ver-
                          trendsetter zu sein.                                      bot von Zweitwohnungsbauten hat das Baugewerbe
                                                                                    einbrechen lassen (Rückgang von 90 Prozent) und die
                                                                                    einnahmen der energiewirtschaft, die auf Wasserkraft
                          „Digital Company“                                         basiert (wie im engadin), sind dem Verfall der europä-
                          Über die „Digital Company“ machte sich Heiner lasi,       ischen Strompreise ausgesetzt. eine Gruppe von 20
                          Professor am Steinbeis institut in Stuttgart, Gedanken.   leuten aus ganz unterschiedlichen Branchen hat nun
                          Das muss nicht zwingend eine Softwareschmiede sein,       eine initiative im engadin entwickelt, Hotels, Pensio-
                          die digitale Produkte anbietet, sondern das kann auch     nen, Privatquartiere und Ferienhäuser miteinander zu
                          ein bislang traditionelles industrieunternehmen (bei-     verknüpfen und sowohl in den Schweizer Großräumen
                          spielsweise aus dem Maschinenbau) sein, das seine         als auch weltweit als zeitweise Wohn- und erholungs-
                          Organisation und seine Prozesse digitalisiert. Der Maß-   orte anzubieten – als „third place to live“. Das poten-
      Die Leser unserer   stab: Wenn die it teile der primären Wertschöpfung        zielle Publikum: Die immer größere Schar von hoch-
     Ausgabe Schwarz-     erbringt. Dazu benötigt man ein industrielles gewerbli-   qualifizierten Arbeitnehmern oder Selbstständigen, die
    wald-Baar-Heuberg     ches internet. Dieses muss in echtzeit arbeiten können,   nicht auf einen festen Arbeitsplatz angewiesen sind,
      finden mehr zum      robust, sicher und vertrauenswürdig sein. Dazu wie-       sondern vor allem über das internet mit ihren Kunden
  Kongress „Ländlicher    derum braucht es ein zuverlässiges Netz. Bislang sei      und Partnern zusammenarbeiten. Mit anderen Worten,
    Raum“ ab der Seite    dies noch nicht gegeben, aber bis in circa einem Jahr     solche Menschen, die neue lebens- und Arbeitsmo-
    22. Dort sind Fotos   verfüge man darüber. lasi erwartet, dass sich mittel-     delle leben. Das Netz im engadin hat 40 Partner. Basis
 und Stimmen der regi-    bis langfristig traditionelle Branchen und Strukturen     dafür ist das Public WlAN. Die Schlussfolgerung von
   onalen Unternehmer     auflösen. Sensoren und andere Netzwerkkomponenten         erni, die alle seine Vorredner ebenfalls angesprochen
  zu der Veranstaltung    werden es gestatten, dass künftig neue Dienstleistun-     hatten: Das Wichtigste im ländlichen Raum ist das
           abgedruckt.    gen angeboten werden, Geschäftsfähigkeiten werden         Glasfasernetz.                      Ulrich Plankenhorn

10                                                                                                  Wirtschaft im Südwesten       11 | 2016
LEUTE

     RIETHEIM-WEILHEIM                                                    die Leitung einer Region im Firmenkundengeschäft. Schmitt bringt
                                                                          Erfahrung im Privatkundengeschäft mit. In den vergangenen vier Jah-
                      Harald Marquardt (55), Vorsitzender der Ge-         ren war er für die Deutsche Bank in diesem Bereich in Mannheim/
                      schäftsführung der Marquardt-Gruppe, ist vom        Ludwigshafen tätig. Dold ist seit 25 Jahren bei dem Institut in Freiburg.
                      Präsidenten der Tunesischen Republik, Beji          Berufsbegleitend studierte er Wirtschaftswissenschaften und küm-
                      Caid Essebsi, für sein nachhaltiges Engagement      mert sich seit vielen Jahren um das Vermögen von privaten und ins-
                      in Tunesien mit dem Nationalen Verdienstorden       titutionellen Kunden. Er baute das Kompetenzzentrum der Bank auf,
                      dieses Landes ausgezeichnet worden. Mar-            das Kirchen und deren Einrichtungen in Deutschland berät.            wis
                      quardt, promovierter Betriebswirt, hob an-
                      lässlich der Verleihung des Ordens durch den
                      tunesischen Botschafter die moderne Wirt-              RADOLFZELL
                      schaftsstruktur, die geografisch günstige Lage
sowie die gut ausgebildeten und hochmotivierten Arbeitskräfte in                                                     Nach 16 Jahren als Allein-
Tunesien hervor. Die Marquardt-Gruppe ist seit 1991 in Tunesien                                                      vorstand der Tenn Com
vertreten. 2014 hat das Unternehmen ein neues Werk in Tunis ein-                                                     AG hat der Unterneh-
geweiht, in das ein zweistelliger Millionenbetrag investiert wurde. Auf                                              mensgründer Kurt-Chris-
einer Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern werden dort unter                                                        tian Tennstädt (62) das
anderem mechanische und mechatronische Schalter für unterschied-                                                     Unternehmen und die
liche Hausgeräte und industrielle Anwendungen an modernsten                                                          Unternehmensleitung an
Montagelinien und Anlagen gefertigt. Mehr als 1.500 Mitarbeiter sind                                                 zwei erfahrene Mitarbei-
hier beschäftigt. Marquardt zählt an 14 Standorten weltweit über                                                     ter übergeben: Reinhold
8.500 Mitarbeiter und setzte 2015 circa eine Milliarde Euro um. upl                                                  Boenke (51, Bild) fungiert
                                                                          nun als Alleinvorstand der Radolfzeller Agentur und Sina Freivogel
                                                                          (36, Bild) als Leiterin Marketing und Public Relations. Tenn Com
     VILLINGEN-SCHWENNINGEN                                               beschäftigt fünf Mitarbeiter. Sie konzipieren und gestalten Broschü-
                                                                          ren, Kataloge, Mailings oder Anzeigen, organisieren Presse- und
Die Firma KMT-Vogt Niet- und Fördertechnik hat einen neuen                Öffentlichkeitsarbeit, entwerfen Internetseiten, gestalten Veran-
Inhaber. Im Juli 2015 hat Lars Schuler (29) den Spezialisten für          staltungen oder Messeauftritte und erstellen technische Dokumen-
Niet- und Fördertechnik aus Villingen-Schwenningen übernommen.            tationen mit Betriebs- und Wartungsanleitungen speziell für den
Nun hat die ehemalige GmbH & Co. KG zum „e.K.“ („eingetragener            Maschinenbau sowie Software-Handbücher. Zu den Kunden zählt
Kaufmann“) umfirmiert, und Schuler führt die Firma in Eigenver-           neben vielen kleineren Firmen und Institutionen aus der Region
antwortung weiter. Schuler ist seit dem Beginn seiner Ausbildung          beispielsweise auch der Pumpenhersteller Allweiler.               ine
zum Industriemechaniker im Jahr 2009 bei KMT-Vogt und kennt
das Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven. Es produziert
Nietmaschinen für die Branchen Automotive, Medizin- und Elek-                LAHR
trotechnik. KMT beschäftigt drei Voll- und zwei Teilzeitkräfte. ine
                                                                                              Die Knips+Friedmann Unternehmensbera-
                                                                                             tung AG (KFU) aus Lahr-Reichenbach hat ihren
     FREIBURG                                                                                Vorstand neu besetzt: Irmgard Knes (52, Bild)
                                                                                             hat das Amt von Sabine Richter (61) übernom-
                                           Veränderung an der Spitze                         men. Knes hat Sprachen studiert und jahrelang
                                           der Deutschen Bank                                in unterschiedlichen Branchen der Industrie
                                           Freiburg: Neuer Sprecher                          gearbeitet. KFU beschäftigt drei feste Mitar-
                                           der Geschäftsleitung ist                          beiter und zehn freie Berater. Sie beraten mit-
                                           Rainer Schwörer (50, Bild                         telständische und große Unternehmen bei
                                           links). Er folgt auf Michael                      Veränderungs- und Entwicklungsprozessen.
                                           Hahl (56, rechts). Hahl        Unter den Kunden sind BASF, Festo und Freudenberg.             ine
                                           wechselt in die Zentrale
                                           der Bank nach Frankfurt
                                           und verantwortet einer            FREIBURG
Pressemitteilung zufolge dort die Steuerung des Geschäfts mit Ver-
mögenskunden in Deutschland. Schwörer leitet seit drei Jahren das         An der Spitze der Badischen Zeitung (BZ) hat es zum 1. Oktober
Geschäft mit großen, international tätigen Firmenkunden in der Re-        einen Wechsel gegeben: Wie die BZ meldete hat Thomas Hauser
gion Südbaden/Schweiz. Neu in der Geschäftsleitung Freiburg sind          (62) den Posten des Chefredakteurs an Thomas Fricker (56) über-
außerdem Dirk Schmitt (48) als Leiter des Privatkundengeschäfts           geben und seinerseits die Aufgabe des Herausgebers übernommen.
und Michael Dold (45), der für das Geschäft mit Vermögenskunden           Verleger Christian Hodeige, der bislang als Herausgeber wirkte,
zuständig ist. Dietmar Gierse (52) widmet sich wie gehabt den Un-         wolle sich auf seine verlegerischen Aufgaben konzentrieren, hieß
ternehmens- und Firmenkunden der Deutschen Bank in und um                 es. Hauser hatte die BZ-Redaktion seit 2002 geleitet. Fricker kam
Freiburg sowie in der Schweiz. Der Wirtschaftswissenschaftler Schwö-      1999 zur BZ und leitete zuletzt als stellvertretender Chefredakteur
rer kam vor rund zehn Jahren nach Freiburg und übernahm zunächst          das Ressort Politik und den Newsroom der Zeitung.               kat

12                                                                                                       Wirtschaft im Südwesten         11 | 2016
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„Jeder neu geschaffene Arbeitsplatz ist eine
gute Nachricht für die Region. Viele neue
Arbeitsplätze zeichnen wir mit dem „Jobmotor“
aus und sagen damit „Dankeschön“ für eine
zukunftsweisende Personalpolitik.“
Klaus Endress, Präsident wvib

             Wettbewerb
             Jobmotor 2016
                                Sie haben 2016 Arbeitsplätze geschaffen? Oder etwas getan,
                                um Mitarbeiter zu finden und zu binden? Dann sollten
                                es doch andere auch erfahren. Machen Sie mit beim Jobmotor.
                                Anmeldeschluss: 31. 1. 2017
                                Preisverleihung am 7. 4. 2017 im festlichen Rahmen
                                in der Meckelhalle Freiburg. Bewerben Sie sich unter:
                                           badische-zeitung.de/jobmotor
Leute

  Pionier des Fertigbaus
                                                        Weberhaus-Gründer Hans Weber feierte 80. Geburtstag

                         RHEINAU-LINX. 80 Jahr‘ und kein biss-               heiratete der Jungunternehmer die Kauffrau, ein Jahr
            F
       KOP                 chen müde –Hans Weber sitzt immer noch
                           im Chefsessel und hält die Geschicke seines
                                                                             später kam Tochter Heidi auf die Welt.
                                                                             Doch zurück zum Unternehmen: 1970 wurde von der

        DES S               Unternehmens Weberhaus, einem der füh-
                            renden Fertighäuslebauer in Deutschland
                                                                             Zimmerei ganz auf die Herstellung von Fertighäusern
                                                                             umgestellt. In den 1970er- und 1980er-Jahren boom-

         O N AT             (von 1960 bis heute rund 34.000 gebaute          ten Fertighäuser, sie wurden sogar in Katalogen von
       M                   Häuser), in der Hand. Allerdings nicht alleine.
                          Er teilt sich die Geschäftsführung mit fünf wei-
                                                                             Neckermann und Quelle angeboten. So etwas habe
                                                                             es bei Weberhaus nie gegeben, beteuert Weber. „Bis
                        teren Personen, darunter seine Tochter Heidi         heute planen wir die Häuser individuell.“ Die meisten
                     Weber-Mühleck als Nachfolgerin. Im September            Kunden stammen aus Deutschland, gefolgt von der
                  feierte der Pionier des Fertigbaus seinen 80. Ge-          Schweiz. In Baden-Württemberg sind die Weberhäu-
                  burtstag.                                                  ser am beliebtesten.
                  Der Linxer kann auf ein ereignisreiches Leben zurück-      Für sein Familienunternehmen steht der Gründer
                  blicken. Geboren wurde der Unternehmer als zweites         auch mit seinem Privatvermögen ein. Das war der
                  von drei Kindern in Indonesien. Sein Vater, ein gelern-    Fall als 2006 die Eigenheimzulage gestrichen wur-
                  ter Zimmermann, hatte sich bei einer holländischen         de und die Baukonjunktur einbrach. Damals wurden
                  Firma zum Bauleiter hochgearbeitet und war damals          nicht einmal mehr halb so viele Häuser in diesem
                  auf Sumatra tätig. Während des Zweiten Weltkriegs          Segment in Deutschland gebaut wie zuvor. Eine
                  wurde die Familie nach Japan evakuiert. Früh musste        Marktbereinigung fand statt. Zur Zeit werden weniger
                  der Badener selbstständig werden und Verantwortung         Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser und Dop-
                  übernehmen, denn im Alter von fünf Jahren verlor er        pelhaushälften erteilt als früher. Deshalb wende sich
                  den Vater. Die Familie kehrte 1947 an den Heimatort        Weberhaus verstärkt und „recht erfolgreich“ dem
                  der Eltern, nach Linx nahe der französischen Grenze,       Objektbau (etwa Bürogebäude) sowie dem Bau von
                  zurück.                                                    Mehrfamilienhäusern zu.
                  Hans Weber erlernte wie sein Vater den Beruf des           Webers Wille, das Unternehmen auch in schwierigen
                  Zimmermanns. Im jungen Alter von 23 übernahm               Zeiten am Leben zu erhalten, hat sich ausgezahlt. Das
                  er den Handwerksbetrieb seines Chefs, der in den           Weberhaus zählt zu den Starken in der Branche. In
                  Ruhestand ging. Aus dieser Zimmerei heraus ent-            den vergangenen fünf Jahren konnte der Fertighaus-
                                                        stand – mit ei-      bauer seinen Umsatz von 160 Millionen Euro (2011)

» Das Bauen hatte                                       nem Startkapital
                                                        von 800 Deut-
                                                        schen Mark –
                                                                             auf 240 Millionen Euro (2016) steigern. Parallel ist die
                                                                             Zahl der Mitarbeiter von 860 auf 1.100 gestiegen. Das
                                                                             Geheimnis seines Erfolgs? Wichtig war dem Pionier

       ich im Blut «                                    die Firma We-
                                                        berhaus. „Das
                                                        Bauen hatte ich
                                                                             des Fertigbaus immer, aus Fehlern zu lernen und die
                                                                             richtigen Konsequenzen im Sinne des Unternehmens
                                                                             zu ziehen.
                                                        im Blut“, sagt       Für sein Engagement als Unternehmer und Mäzen
                  Weber. „Meine Vorfahren väterlicherseits waren             (Weber gründete zum Beispiel am Ort eine Fußball-
                  Zimmermänner, die mütterlicherseits Maurer.“ Früh          schule, er engagiert sich im Förderverein krebskran-
                  war ihm klar, dass er mehr aufbauen wollte als einen       ker Kinder Freiburg) wurde er mehrfach ausgezeich-
                  einfachen Handwerksbetrieb. „Ich hätte auch zusätz-        net, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz
                  lich Kisten hergestellt“, sagt Hans Weber lachend.         und mit der baden-württembergischen Wirtschafts-
                  Beim Durchblättern einer Fachzeitschrift erfuhr er         medaille. Der Unternehmer ist Ehrenbürger seines
                  von der Fertigbauweise in Skandinavien und war be-         Heimatorts. 18 Jahre lang war er Präsident des Bun-
                  geistert. 1961, ein Jahr nach der Übernahme, hatte er      desverbandes Deutscher Fertigbau, seit 2004 ist er
                  bereits drei Fertighäuser gebaut. Das erste für seine      dort Ehrenpräsident.
                  Schwester Gretel. Mit 100 Prozent Wachstum pro             Ob die drei Enkelkinder – zwei Jungs und ein Mädchen
                  Jahr ging es weiter.                                       - eines Tages im Unternehmen arbeiten werden, ist
                  Zwischen geschäftlichen Erfolgen ereignete sich ein        noch ungewiss. „Ich zwinge niemanden, das muss
                  Höhepunkt privater Art: Als erster Vorsitzender des        von selbst kommen“, stellt der Senior fest. Beson-
                  Sportvereins „SV Linx“ (1959 bis 1997) war er in der       ders der neunjährige Enkel, ein Bub, sei Feuer und
                  Sportgaststätte in Ulm bei Oberkirch und lernte dort       Flamme, aber das könne sich ja auch noch ändern.
                  seine zwei Jahre jüngere künftige Frau kennen. 1963        Hans Weber ist 80 Jahr‘ und weise.ew

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Bild: ew

11 | 2016   Wirtschaft im Südwesten   15
LEUTE GRÜNDER

                Eva Sachner entwickelt Qualitätsmanagementsysteme   Frau Sachner, warum braucht ein Unternehmen ein
                                                                    Qualitätsmanagementsystem?

           Acht Kunden                                              Solche Systeme bilden Prozesse und deren Wechsel-
                                                                    wirkungen in Unternehmen ab. Wissen von Einzelnen
                                                                    wird allen, die es benötigen, zugänglich gemacht. Das

        nach einem Jahr
                                                                    schafft Transparenz und Möglichkeiten für Verbesserun-
                                                                    gen. Die Effizienz und die Kundenzufriedenheit steigen,
                                                                    die Mitarbeitermotivation erhöht sich und die Kosten
                                                                    fallen – immer vorausgesetzt, das System wird in der
                                                                    Firma auch gelebt.

                                                                    Wer arbeitet mit Qualitätsmanagementsystemen?
                                                                    In Deutschland gibt es etwa 60.000 nach ISO 9001
                                                                    zertifizierte Unternehmen. Ein Qualitätsmanagement-
                                                                    system eignet sich auch für sehr kleine Firmen mit nur
                                                                    zwei oder drei Beschäftigten, und nicht nur für die In-
                                                                    dustrie, sondern auch für Dienstleister. Jedes System
                                                                    sollte hoch individuell – wie ein Maßanzug – auf die Ge-
                                                                    gebenheiten der einzelnen Firma abgestimmt sein - eine
                                                                    Zertifizierung ist übrigens nicht zwingend erforderlich.

                                                                    Wie sind Sie ausgebildet, Frau Sachner?
                                                                    Ich bin Diplom-Kauffrau und habe nach meinem Studi-
                                                                    um zunächst im Steuerbüro meines Vaters gearbeitet.
                                                                    Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass meine Berufung
                                                                    woanders liegt. In einem Handelsunternehmen bekam
                                                                    ich die Chance, mein erstes Qualitätsmanagementsys-
                                                                    tem aufzubauen. Parallel dazu habe ich mich zur Quali-
                                                                    tätsmanagerin weitergebildet und zertifizieren lassen,
                                                                    später auch noch zur Fachkraft für Arbeitssicherheit.
                                                                    Nach Tätigkeiten als Qualitäts- und Umweltmanagerin
                                                                    bei Industrieunternehmen habe ich mich 2015 selbst-
                                                                    ständig gemacht.

                                                                    Was hat Sie an der Selbstständigkeit gereizt?
                                                                    Ich hatte einen ersten Kunden, der von mir ein Qualitäts-
                                                                    managementsystem erarbeiten ließ – es gründet sich
                                                                    ja nie leichter als mit einem ersten Kunden. Inzwischen
                                                                    habe ich acht Kunden und kann mich eigentlich vor An-
                                                                    fragen kaum retten – was auch daran liegt, dass die DIN
                                                                    ISO 9001 in der 2015er Revision ganz neue Bausteine
                                                                    enthält, die in auch schon bestehende Systeme integriert
                                                                    werden müssen. Bislang habe ich vorwiegend kleine
                                                                    und mittlere Dienstleistungsunternehmen als Kunden.

                                                                    Wie haben Sie Ihre Gründung finanziert?
                                                                    Aus eigenen Mitteln und mithilfe meines Mannes. Ich
                                                                    habe keine Bank beansprucht und auch keine Mittel
                                                                    der öffentlichen Hand gewollt. Die Selbstständigkeit
       alitäts-
ESQM Qu tberatung                                                   lässt sich auch sehr gut mit meiner Familie – ich habe
        en
managem
                                                                    zwei kleine Töchter – vereinbaren. Da muss man halt
                 2)        chner (4
                                                                    sehr flexibel sein.
            n: Eva Sa
Gründeri
            chen                                                    Und wo soll es hingehen?
Ort : Ren                    ni 2015                                Ich bin ein großer Fan von Netzwerken und Partner-
              gsjahr: Ju
 Gründun                      mensbera
                                        tung                        schaften. Mit Kollegen, die auf derselben Wellenlänge
        ch  e : Unterneh                      e
 Bra  n                             ntsystem                        sind wie ich, kann ich mir vorstellen, intensiv zu koope-
              a li tä ts m anageme       h m en                     rieren und so auch größere Unternehmen als Kunden
  Idee: Qu                         nterne
           in e u   n d mittlere U                                  zu gewinnen – alleine sind da doch schnell Grenzen
   für kle
                                                                    erreicht.                                  Interview: upl

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REGIO REPORT                                          IHK Hochrhein-Bodensee

  Die Delegation der IHK Hochrhein-Bodensee vor dem
  45 Meter hohen Azadi-Freiheitsturm in Teheran.

Vollversammlungsreise in den Iran

Der Nachholbedarf ist groß
                                               D
Der iranische Markt bietet                              er Nachholbedarf an moderner An-       bestehenden amerikanischen Finanzsankti-
Potenziale – ein Grund für die                          lagen- und Maschinentechnik ist im     onen ein Hindernis bei der Abwicklung der
                                                        Iran groß. Bedingt durch das Embargo   Geschäfte. Der Zahlungsverkehr ist weiterhin
Vollversammlung der IHK, in                     war das Land gezwungen, vieles selbst zu       auf Einzelfälle beschränkt, obgleich hände-
die Republik Iran zu reisen. In                 produzieren und das auf erstaunlich hohem      ringend nach Lösungen gesucht wird.
                                                Niveau. Davon konnten sich die Teilnehmer      Auch die Kultur in Persien kam nicht zu kurz.
Teheran trafen sich Delegationen                beim Besuch eines Automobilzulieferwer-        Nahezu erschlagen waren die Teilnehmer von
aus Deutschland und gaben sich                  kes für die regionale Produktion in Lizenz     der Fülle der sehr gut erhaltenen Moscheen,
die Klinke in die Hand. Neben                   gefertigter Peugeot- und Renault-Modelle       Basare und Paläste mit zum Teil mehrtau-
                                                sowie auch beim Besuch einer Produktion        sendjähriger Historie. Ein Highlight war
Vertretern aus Hessen und                       von Speiseeis und einer Porzellanmanufaktur    dabei sicher der Besuch des Imam-Platzes
Brandenburg war auch Wirt-                      überzeugen. Diese Porzellanwaren wandern       in Isfahan, der sich über eine Länge von 500
schaftsminister Sigmar Gabriel                  über die großen Handelshäuser auch auf         Metern erstreckt und mit seinen doppel-
                                                den deutschen Tisch. Die Eindrücke wurden      stöckigen Arkaden und zahlreichen Pracht-
angekündigt.                                    verstärkt durch Gespräche mit dem Leiter       moscheen als weltweit größter Platz seiner
                                                der Auslandshandelskammer und dem Lei-         Art zählt. Selbst über das Wetter musste man
                                                ter der Wirtschaftsabteilung der Deutschen     sich keine Gedanken machen, bei über 40
                                                Botschaft in Teheran. Nach wie vor sind die    Grad Celsius im Wüstenklima.              bö

11 | 2016      Wirtschaft im Südwesten                                                                                                   17
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee

Die besten Auszubildenden in Konstanz ...

                                                                                       Feierliche Übergabe der Lobe und Preise

                                                               IHK ehrt die besten
INHALT
                                                                     I
                                                                         n diesem Jahr haben 3.095 Prüflinge im Bezirk der IHK Hoch-
                                                                         rein-Bodensee eine Prüfung in ihrem Ausbildungsberuf ab-
                                                                         gelegt. 398 davon konnten Ende September ein Lob oder
17     IHK-Vollversammlung im Iran                                   einen Preis in Empfang nehmen. Das bedeutet, dass sie in ihrer
       Iranischer Markt bietet Potenziale                            Abschlussprüfung von 100 möglichen Punkten 87 bis 91 für ein
                                                                     Lob beziehungsweise 92 bis 100 Punkte für einen Preis erreicht
18     Beste IHK-Azubis                                              haben. Ingrid Hempel, Ehrenmitglied der Vollversammlung und des
       Lob- und Preisübergabe bei Feier                              Präsidiums der IHK, sprach in ihrer Festrede den Absolventinnen
21     Gegen Ausbildungsabbrüche                                     und Absolventen herzliche Glückwünsche und große Anerkennung
       Bilanz des Projekts „VerA“           Ingrid Hempel, ehema-
                                                                     für die erbrachte Leistung aus, wies jedoch auch darauf hin, dass
                                            lige stellvertretende    sie nun ein Vorbild für andere Auszubildende und Mitarbeiter
22     Herbstkonjunktur im IHK-Bezirk       Präsidentin der IHK,     seien. Die Berufsausbildung sei ein erster, wichtiger Meilenstein
       Weiter über Landesdurchschnitt       beglückwünschte die      auf dem Berufsweg und öffne alle Türen für eine berufliche Wei-
                                            besten Auszubildenden    terentwicklung. Der Dank von Ingrid Hempel galt ebenso den
                                            zu ihrem erfolgreichen
24     Talkreihe von IHK und Südkurier      Abschluss.               Ausbildungsbetrieben, den Beruflichen Schulen und den Familien
       Start mit Konstanzer Psychologen                                           und Freunden, die mit zu diesem Erfolg beigetragen
                                                                                  und den Azubis den Rücken gestärkt haben.
27     Lehrgänge und Seminare
       der IHK                                                                   Besonders erfreulich ist, dass fünf der besten Azubis
                                                                                 aus der Region im November in Pforzheim den Preis
28     Eröffnung des IHK-Sitzes
                                                                                 als Landesbeste ihres Berufes in Empfang nehmen
       Neuer Hotspot in der Stadt
                                                                                 können:
30     Interview zum neuen Standort                                              Jonathan Griffiths, Anlagenmechaniker (Anlagen-
       Der IHK-Präsident und sein                                                bau), Eliquo Stulz GmbH, Grafenhausen: 93 Punkte
       Vorgänger nehmen Stellung                                                 David Kolbrenner, Chemikant,
                                                                                 H.C. Starck GmbH, Laufenburg: 93 Punkte
32     Steil nach oben                                                           Friederike Junker, Pharmakantin,
       Eine Kletterwand in der IHK                                               Dr. Kade Pharmazeutische Fabrik, Konstanz: 94
                                                                                 Punkte
34     Transparent und offen                                                     Björn Rugel, Produktionsfachkraft Chemie,
       Architektur der IHK-Gebäude                                               STO SE &Co. KGaA, Stühlingen: 93 Punkte
                                                                                 Peter Wehrle, Technischer Systemplaner
                                                                                 (Fachrichtung Versorgungs- und Ausrüstungs-

18                                                                                              Wirtschaft im Südwesten      11 | 2016
... und in Schopfheim.

in Schopfheim und Konstanz

Auszubildenden
 technik/Heizungstechnik), Gerd Keller Ingenieurbüro,
 Weil am Rhein: 99 Punkte
 Die drei Absolventen mit den höchsten Punktzahlen               Die drei Absolventen mit den höchsten Punktzahlen
 in den Landkreisen Waldshut und Lörrach waren:                  im Landkreis Konstanz waren:
 Stefanie Siebold, Bürokauffrau,                                 Pierre Schwarz, Verkäufer,
 DHV Bücherservice GmbH & Co. KG, Lörrach: 97 Punkte             ALDI GmbH & Co. KG, Gottmadingen: 95 Punkte
 Fabian Korhummel, Industriemechaniker,                          Besnik Ismajli, Verkäufer,
 Dunkermotoren GmbH, Bonndorf: 97 Punkte                         Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG, Singen: 96 Punkte
 Peter Wehrle, Technischer Systemplaner                          Stephanie Kraftschik, Industriekauffrau,
 (Fachrichtung Versorgungs- und Ausrüstungstechnik/Heizungs-     Maximilian Petek Reinraumtechnik, Radolfzell: 99 Punkte
 technik), Gerd Keller Ingenieurbüro, Weil am Rhein: 99 Punkte
IHK Hochrhein-Bodensee REGIOREPORT

Projekt „VerA“ hilft mit Betreuern und Begleitern

Ausbildungsabbrüche verhindern
D                                                              VerA in der Region Hochrhein
        ie Zahl der Ausbildungsabbrecher im Bereich
        der IHK ist mit 8,7 Prozent (31.12.2015) nicht         (Datengrundlage Anfragen der Azubis)
        besonders hoch, denn im Bundesdurchschnitt
sind es 25 Prozent. Doch was gibt es für Möglichkei-            am stärksten vertretene Ausbildungsberufe
                                                                1.Altenpflegehelfer/in und Altenpfleger/in
ten, wenn ein Auszubildender davon betroffen ist? Seit
                                                                2.Verkäufer/in und Einzelhandelskaufmann/frau
zweieinhalb Jahren gibt es in der Region Hochrhein die          3.Tischler/in
Möglichkeit, sich beim kostenlosen Projekt „Verhin-                                                                        Migrationshintergrund
derung von Ausbildungsabbruch“ (VerA) anzumelden,
das bundesweit von Bonn aus koordiniert wird und
                                                              40                                                             28%                    nein
von Bundesministerium für Bildung und Forschung,                                                        ...erfolgreich
                                                              30             38%           38%                                       68%            ja
Deutschem Handwerkskammertag, Deutschem Indus-                                                          abgeschlossen
trie- und Handelskammertag und Bundesverband der              20                   24%                  ...weitergeführt     4%                     k.A.
freien Berufe gefördert wird. Das Ziel von „VerA“ ist die     10
                                                                                                        ...abgebrochen
Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen mithilfe der              0
Begleitung eines Betreuers. Die Fachbereichsleiterin                      Die Ausbildung
                                                                             wurde…                                               Geschlecht
Heidi Roth und Regionalkoordinator Eckhard Mikuszies
                                                                                                                              53 % (19) männlich
luden in Kooperation mit der IHK Ende September im            (Bisher wurden 16 Begleitungen beendet)                         47 % (17) weiblich
Bildungszentrum Schopfheim zum 2. Erfahrungsaus-
tausch der Ausbildungsbegleiter ein.
Die Betreuer sind ehrenamtliche Senioren des Senior
Experten Service. Diese Ausbildungsbegleiter werden
zuvor geschult und sind Fachleute aus Industrie und         um fachspezifische Probleme geht, muss möglichst
Handwerk. Zurzeit gibt es für die Region Hochrhein 24       ein fachkundiger Betreuer gefunden werden. Einige
Betreuer. Außerdem 10 Senioren, die an einer Schulung       Betreuer finden es sogar besser, nicht sachverständig
zum Ausbildungsbegleiter interessiert sind. Gemein-         zu sein, die Sozialkompetenzen und Selbstorganisation
sam treffen sich Auszubildende und Betreuer regel-          können die Senioren auch so vermitteln.
mäßig, um weiter an der Ausbildung zu arbeiten. Im          Die Statistik des Hochrheingebiets liegt noch unter
Gegensatz zu anderen Maßnahmen treffen sich immer           dem bundesweiten Durchschnitt. Bisher wurden 36
nur ein Auszubildender und sein persönlicher Betreuer       Auszubildende betreut, von denen 38 Prozent ihre
auf neutralem Boden, wie beispielweise einem Café.          Ausbildung abgeschlossen haben und 24 Prozent sie
Die Gründe für die Gefahr eines Ausbilungsabbruchs          momentan weiterführen. Die Abbruchquote liegt trotz
sind sehr unterschiedlich. Manche haben Schwierigkei-       Begleitung bei 38 Prozent. Über Erfolg oder Misser-
ten sich selbst zu organisieren oder bei der Erfassung      folg der Einzelbetreuung entscheidet meist der Wil-
des Schulstoffs. Neben Mobbing und einer mangelhaf-         le des Auszubildenden. Fast
te Sozialkompetenz ist der wichtigste Punkt das private     alle Betreuer haben schon
Umfeld. Vor allem das Zuhause spielt eine große Rolle.      die Erfahrung gemacht, dass
                                                                                              »Der Seniorexperte ist nicht nur
Wenn der Auszubildende zu viele Aufgaben überneh-           Verabredungen kurzfristig         ein Ausbildungsbegleiter, ich sehe
men muss und dadurch keine Zeit zum Lernen hat oder         abgesagt wurden. Häufen
in der Wohnung keine Ruhe zum Lernen findet, zeigt          sich diese Absagen oder gibt      ihn wie einen guten Vater«
sich das deutlich in einem Leistungsabfall. Daher mel-      es kein Weiterkommen mehr,
den sich bei VerA die meisten Auszubildenden erst kurz      kann die Betreuung beendet werden. Bisher wurden
vor der Prüfung, also „erst“ wenn die Axt am Baum ist.      16 männliche und 20 weibliche Auszubildende betreut.
Zuerst muss ein passender Betreuer gefunden werden.         Das Engagement der Ausbildungsbegleiter zahlt sich
Das wichtigste Kriterium hierfür ist die räumliche Nähe     aus. „Er hat mir nicht nur geholfen, meine Ausbildung
von Betreuer und Auszubildendem, um möglichst kurze         erfolgreich abzuschließen, sondern er hat mir auch
Anfahrtswege zu haben. Im Erfahrungsaustausch zeig-         geholfen auf diesem Wege erwachsen zu werden,
te sich, dass diese Strategie erfolgreich ist. Ein Aus-     stark, geduldig, zielstrebig zu sein.“ Dieses Zitat ist
bildungsbegleiter berichtete, dass sein Auszubildender      die Antwort auf die Frage „Was möchten Sie noch über
eine große Strecke zwischen Ausbildungsplatz und            Ihre Ausbildungsbegleiter sagen?“, aus einem Evalua-
Wohnort zurücklegen musste und sich dadurch bei den         tionsbogen von VerA. Eine weitere Antwort war: „Der
einstündigen Treffen nicht ausreichend konzentrieren        Seniorexperte ist nicht nur ein Ausbildungsbegleiter,
konnte. Die fachliche Kompetenz des Betreuers kommt         ich sehe ihn wie einen guten Vater.“ Und die Ausbil-
erst an zweiter Stelle, da meist die Fachtheorie kein       dungsbegleiter? Auch sie haben oft den Wunsch, wie
großes Problem darstellt. Bei Einzelfällen, in denen es     ein väterlicher Freund wahrgenommen zu werden. al

11 | 2016       Wirtschaft im Südwesten                                                                                                        21
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee

     Konjunktur-Indikator                            (Index aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen)
     insgesamt im regionalen Vergleich
     150
     140
     130
     120
     110
     100
      90
      80
      70                                                                                                             Der von der IHK errechnete
                                                                                                                     Index für das Konjunktur-
      60                                                                                                             klima ist gegenüber der
      50                                                                                                             Befragung im Frühsommer
           2000   2001   2002   2003   2004   2005    2006    2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016      gestiegen und liegt damit
                  Region Hochrhein-Bodensee                         Baden-Württemberg                                weiterhin über dem Landes-
                                                                                                                     schnitt.

Konjunktur im Herbst

Gute Aussichten
D
         ie Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur                     Geschäftslage, die restlichen 43 Prozent von einer befriedigen-
         gehen bei den Unternehmen im IHK-Bezirk tendenziell nach                    den Lage. Beim Umsatz verzeichnen 35 Prozent der Handels- und
         oben. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunktur-                  Dienstleistungsunternehmen eine Steigerung gegenüber dem
klima ist gegenüber der Befragung im Frühsommer auf 137 Punkte                       gleichen Vorjahresquartal. Bei knapp 47 Prozent ist der Umsatz
gestiegen (Frühsommer 132 Punkte) und liegt damit weiterhin über                     konstant geblieben. Dabei zeigt sich, dass insbesondere der Dienst-
dem Landesschnitt von nun 132 Punkten. Die Industriebetriebe ver-                    leistungsbereich nochmals zulegen konnte. So sind hier bei rund
zeichnen jedoch einen verhaltenen Auftragseingang. Größte Risiken                    39 Prozent der Betriebe die Umsätze gegenüber demselben Zeit-
werden in der Entwicklung der Auslandsnachfrage und dem unge-                        raum 2015 nochmals gestiegen. Beim Handel hatten die positiven
deckten Bedarf an fachlich gut qualifizierten Mitarbeitern gesehen.                  Einflüsse des im Frühjahr 2015 überraschend gegenüber dem Euro
Im gestiegenen Indexwert zeigt sich die Einschätzung der Geschäfts-                  gestiegenen Frankenkurses zu einer einmaligen Umsatzsteigerung
lage durch die Unternehmen der Region wieder erholt. Insgesamt                       geführt, die 2016 so nicht mehr wiederholbar ist. Entsprechend
beurteilen 55 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane                      geben 32 Prozent der Handelsbetriebe nun an, dass ihre Umsätze
Geschäftslage als gut, weitere 42 Prozent als befriedigend und                       gegenüber demselben Quartal 2015 gefallen sind.
gerade einmal drei Prozent als schlecht. Und auch die Ertragslage                    Die insgesamt positiven Aussagen bestätigen sich auch in der Ein-
ist erfreulich. So sprechen rund 42 Prozent der Betriebe von einer                   schätzung der Ertragslage für den gesamten Handels- und Dienst-
guten und immerhin 49 Prozent von einer befriedigenden Ertrags-                      leistungsbereich. Hier sprechen 45 Prozent von einer guten und 50
lage. Nicht zufrieden sind dagegen acht Prozent der Unternehmen.                     Prozent von einer zufriedenstellenden Ertragslage; lediglich fünf
                                                                                     Prozent bezeichnen diese dagegen als schlecht.
                                                                                     Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk sehen für die kommen-
Industrie mit verhaltenem Auftragseingang                                            den zwölf Monate positive Geschäftsverläufe voraus. Insgesamt
Die Einschätzung der Industrieunternehmen liegt tendenziell unter                    erwarten rund 94 Prozent aller Unternehmen eine gleichbleibende
der der Gesamtwirtschaft. Doch auch hier bezeichnet rund die                         oder bessere Entwicklung für die kommenden Monate. Dabei ist
Hälfte aller Unternehmen die Geschäftslage als gut und weitere 41                    die Anzahl der Unternehmen, die von einer besseren Entwicklung
Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Allerdings ist der                   ausgehen, in den letzten Monaten von rund 22 Prozent auf aktuell 30
Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie in den vergange-                    Prozent gestiegen. Annähernd zwei Drittel der Unternehmen gehen
nen Monaten auf rund 85 Prozent zurückgegangen und befindet sich                     von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf für die kommenden
damit knapp unterhalb seines langjährigen Durchschnitts. Ausge-                      Monate aus. Rund sechs Prozent rechnen mit einem schlechteren
sprochen verhalten ist die Tendenz bei den Auftragseingängen. Bei                    Verlauf. Dies gilt sowohl für Betriebe des Industrie- als auch des
56 Prozent der Betriebe sind die Auftragseingänge gleichbleibend,                    Dienstleistungsbereichs. Im Handelsbereich erwarten rund 85 Pro-
während bei 20 Prozent der Unternehmen die Eingänge zurückge-                        zent der Händler gleichbleibende oder sich verbessernde Geschäf-
hen. Bei 24 Prozent ist die Tendenz steigend.                                        te, die restlichen 15 Prozent prognostizieren für die kommenden
                                                                                     Monate eine schlechtere Entwicklung.
                                                                                     Die Erwartungen der exportorientierten Industriebetriebe gegenüber
Handel und Dienstleistungsbereich positiv                                            den lateinamerikanischen Staaten sowie Russland gehen derweil
Im Handel und Dienstleistungsbereich ist die Stimmung weiter gut.                    weiter zurück. Dagegen ruhen die Hoffnungen auf steigende Ex-
So berichten rund 57 Prozent der Unternehmen von einer guten                         porte in Richtung Asien und dem nordamerikanischen Markt. Eine

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