SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...

Die Seite wird erstellt Emil Peter
 
WEITER LESEN
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Bayerisches Staatsministerium für
                 Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

7/2017
                              SCHULE
Fachinformationen aus der
Landwirt­schafts­verwaltung
in Bayern                     und
                              BERATUNG

                              →→ Wasserpakt – Ziele und Maßnahmen der Partner
                              →→ Die Liquiditätslage bayerischer Haupterwerbsbetriebe
                              →→ Die Fichte – Baum des Jahres 2017
                              →→ Wie schmeckt vegetarisches Fleisch? –
                                 Projektarbeit an der Höheren Landbauschule
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
INHALT

               WASSERBERATUNG

                   AUSBILDUNG

                DIGITALISIERUNG

                     GRÜNLAND

         UNTERNEHMENSBERATUNG

                       BILDUNG

             MARKT UND EUROPA

                    ERNÄHRUNG
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
INHALT

 4   Wasserpakt – Ziele und Maßnahmen der Partner
 7   Wasserpakt – Ziele der Landwirtschaftsverwaltung

                                                                                                                    BERATUNG
                                                                                                                     WASSER­
 9   Nord-Süd-Vergleich Referendariat

                                                                                                                    AUSBILDUNG
15   Produktionssysteme in der Nutztierhaltung – Angehende Amtstierärzte besichtigen landwirtschaftliche Betriebe
19   Stammrollenauskünfte – (k)ein Buch mit sieben Siegeln – Was tun, wenn die Rentenversicherung anfragt?
21   Imkerei in Bayern im Aufwind – Staatsminister Helmut Brunner besucht Berufsimkerei Weiss
23   Duale Berufsausbildung als Chance für Entwicklungs- und Schwellenländer

27   Cyber-Angriffe im Behördennetz – Mit BSI und LSI zur IT-Sicherheit

                                                                                                                    DIGITALISIERUNG
28   Gewusst wie: Sicherheit am Computer – Umgang mit gefälschten E-Mails
29   Sensortechnik im Hopfenanbau – Staatsminister Helmut Brunner auf Betrieb in der Hallertau
33   Gewusst wie: QR-Codes im Unterricht
34   Unnütze Mails – Gibt es die überhaupt?
36   Gewusst wie: Mit der Referentenansicht bei PowerPoint alle Informationen im Blick
37 Kalium-, Magnesium- und Natriumgehalte von Grünlandaufwüchsen –

                                                                                                                    GRÜNLAND
		Untersuchungen auf bayerischen Praxisflächen
44 An der Wiege der Gräserzüchtung

46   Die Liquiditätslage bayerischer Haupterwerbsbetriebe

                                                                                                                     UNTERNEHMENS­
50   10 Jahre GQS: Wertvolle Hilfe für Landwirte, Lehrkräfte und Berater

                                                                                                                       BERATUNG
52   Die Fichte – Baum des Jahres 2017

55   Begleiten – Beraten – Steuern – Der Fachschulbeirat der Veitshöchheimer Fachschulen
56   Kurzinfo: Spannende Expedition ins „Hoiz“ – Skulpturenausstellung im StMELF                                    BILDUNG
57   Wie schmeckt vegetarisches Fleisch? – Projektarbeit an der Höheren Landbauschule

60   Premiumstrategie für Lebensmittel – Bayerns Top-Spezialitäten und heimische Schmankerl als Imageträger
                                                                                                                    MARKT UND

64   Blickpunkt Europa – Ratspräsidentschaft Estland
                                                                                                                     EUROPA

67   Die Entwicklung des ernährungswirtschaftlichen Außenhandels Bayerns 2016 – Differenzierung nach
		   Produkten – Teil 1
70   Der ernährungswirtschaftliche Außenhandel Bayerns 2016 – Differenzierung nach Ländern – Teil 2

74   Auf die richtige Pause kommt es an
                                                                                                                    ERNÄHRUNG

77   Energieeffizienz in der Außer-Haus-Verpflegung

79   Der Beobachter
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Wasserberatung
           WASSERBERATUNG

                                    Wasserpakt – Ziele und
                                    Maßnahmen der Partner
                                    Vereinbarung zum kooperativen Gewässerschutz mit der Landwirtschaft
BERATUNG
 WASSER-

                                    von RAINER PRISCHENK und LUDWIG WANNER: Die Sicherstellung eines gesamtheitlichen,
                                    auf hohem Niveau liegenden Schutzes der Gewässer und der Ressource Wasser einschließlich
                                    der Feuchtflächen und Moore ist – auch im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie –
                                    eine gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung für die Staatsregierung, Kommunen, Verbände
                                    der Wasserwirtschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Da die Landwirtschaft einen großen Anteil
                                    der Landesfläche nutzt, trägt sie eine besondere Verantwortung, ihre Flächen nachhaltig zu
                                    bewirtschaften und die Umwelt für künftige Generationen zu bewahren. Am 21. März 2017
                                    haben auf Initiative von Herrn Staatsminister Brunner 14 Paktpartner den Wasserpakt unter-
                                    zeichnet.

           Paktpartner sind neben den Staatsministerien für Ernäh-                  schlossen, da er die Zeit für Freiwilligkeitsverpflichtungen als
           rung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) sowie Umwelt                   abgelaufen erachtet und daher die strikte Umsetzung und
           und Verbraucherschutz (StMUV) zahlreiche berufsständi-                   Einhaltung rechtlicher Vorgaben fordert.
           sche Organisationen der Landwirtschaft und der abneh-
           menden Hand, der VBEW als Vertreter der Wasserversorger                           Gewässerschutz bündeln und verstärken
           und der Landesfischereiverband.                                                Der Wasserpakt verfolgt das Ziel, alle laufenden Aktivitäten
              Der Bayerische Gemeindetag als Vertreter der kommu-                         im Bereich des Gewässerschutzes zu bündeln und zu verstär-
           nalen Wasserversorger hat sich dem Wasserpakt nicht ange-                      ken, um zusätzlich zu den Vorgaben des neuen Düngerechts
                                                                                                                 eine schnellere Verbesserung des Zu-
                                                                                                                 standes unserer Gewässer auf freiwilli-
                                                                                                                 ger Basis zu erreichen. Die Laufzeit des
                                                                                                                 Wasserpaktes orientiert sich an der
                                                                                                                 Dauer des zweiten Bewirtschaftungs-
                                                                                                                 zeitraumes der Wasserrahmenrichtlinie
                                                                                                                 (2021) und sieht eine Zwischenevalu-
                                                                                                                 ierung im Jahr 2019 vor. Die Federfüh-
                                                                                                                 rung für die Konzeption des Pakts lag
                                                                                                                 beim StMELF in enger, laufender Ab-
                                                                                                                 stimmung mit dem StMUV.
                                                                                                                     Nach den vorbereitenden Gesprä-
                                                                                                                 chen mit allen potenziellen Partnern
                                                                                                                 Anfang 2016 wurden diese aufgefor-
                                                                                                                 dert, ihren jeweiligen aktiven, eva-
                                                                                                                 luierbaren Beitrag zur Vereinbarung
                                                                                                                 konkret zu formulieren. Diese Beiträge
           →   Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Umweltministerin Ulrike Scharf (vorne) mit den         lagen erst im Herbst 2016 vollständig
               Bündnispartnern (von links): Johann Kreitmeier (Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in     vor, da der Abstimmungsprozess in
               Bayern), Rudolf Sagberger (Bayerischer Müllerbund), Christian Beckmann (Arbeitsgemeinschaft       den Führungsgremien teilweise viel
               Landmaschinenschulen und DEULA), Walter Heidl (Bayerischer Bauernverband), Markus Rauh            Zeit beanspruchte.
               (Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft), Christine Wutz (Verband für                  Der Landesfischereiverband (LFV)
               landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern), Georg Thalhammer (Kuratorium Bayerischer              wurde als einziger anerkannter Um-
               Maschinen- und Betriebshilfsringe), Prof. Albert Göttle (Landesfischereiverband), Dr. Stefan Rauh weltverband in die Planungen einbe-
               (Fachverband Biogas), Walter König (Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgersten­        zogen, da er auch wirtschaftlicher Nut-
               anbaus), Jörg Freimuth (Bayerischer Gärtnereiverband) (Foto: Baumgart, StMELF).                   zer der Gewässer ist. Dieses Vorgehen

           4                                                                                                                                SUB 7/2017
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Wasserberatung

wurde und wird durch die anderen Umweltver-
bände und die Presse bis dato heftig kritisiert.         Infobox 1: Unterstützer des Wasserpaktes
Der LFV formulierte zwar zunächst vorwiegend
Kritik an der Landwirtschaft, jedoch konnte nach         Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
intensiven Gesprächen ein Konsens für die Part-          Forsten
nerschaft gefunden werden.
                                                         Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

                                                                                                                                 BERATUNG
                                                                                                                                  WASSER-
    Konsens in den Positionen aller Paktpartner         Bayerischer Bauernverband (BBV)
Bei der Erstellung des Gesamtkonzeptes ergab            Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (VBEW)
sich intensiver Abstimmungsbedarf, insbeson-
dere zwischen StMUV und BBV. Es wurde grund-            Kuratorium Bayerischer Maschinen- und Betriebshilfsringe e. V. (KBM)
sätzlich darauf geachtet, dass die im Wasserpakt        Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e. V. (LKP)
festgehaltenen Positionen von allen Paktpartnern
                                                        Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e. V. (VLF)
mitgetragen werden können.
    Der BBV erachtete eine Zielabsenkung z. B           Fachverband Biogas e. V. (FvB)
in Unterfranken auf Grund der dortigen Nie-
                                                        Bayerischer Müllerbund e. V.
derschlagssituation und Geologie für notwen-
dig, wobei man sich letztendlich auf folgenden          Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenanbaus e. V.
Passus einigen konnte: „Für die Umsetzung der
                                                        Landesfischereiverband Bayern e. B.
WRRL ist gegebenenfalls eine Überprüfung von
ausgewählten Wasserkörpern nötig, inwiefern             Fränkischer Weinbauberband e. V.
hier die Ziele auf Grund natürlicher Gegeben-           Bayerischer Gärtnereiverband e. V.
heiten mit verhältnismäßigem Aufwand nur
langfristig oder in extremen Ausnahmefällen             Arbeistgemeinschaft Landmaschinenschulen und DEULA Bayern
nicht erreicht werden können. Diese muss auf
der Basis vollständiger und schlüssiger Daten
erfolgen. Zu den Prüfkriterien gehören z. B. Anbauver- mit den Umweltzielen der WRRL flächendeckend in Einklang
hältnisse, Stickstoff-Salden, sonstige Stoffeinträge, Be- zu bringen ist. Wesentlich dabei sind die beiderseitige Er-
triebsstrukturen, Wasserbilanzen, Gewässerbeschaffenheit mittlung und gegenseitige Bereitstellung von Umweltdaten
sowie Kosten-Nutzen-Abschätzung, betriebs- und volks- und landwirtschaftlichen Daten sowie Aktivitäten.
wirtschaftliche Auswirkungen und Verhältnismäßigkeit                Der BBV bringt sich in vielfältiger Weise ein. Im BBV-Bil-
möglicher Maßnahmen.“                                           dungswerk und in regionalen Veranstaltungen wird das
    Ein weiterer Knackpunkt war die Art der Berichterstat- Thema Gewässerschutz thematisiert wie auch in der Bera-
tung über den Zustand der Gewässer auf Grundlage un- tung der Mitglieder. Er sorgt für eine frühzeitige und kon-
terschiedlicher Messstellen und Schwellenwerte. Deshalb tinuierliche Einbindung und Abstimmung mit den Grund-
wurde die Formulierung in die Vereinbarung aufgenommen: stückseigentümern und betreibt gemeinsam mit dem KBM
„Der Freistaat Bayern setzt sich für eine objektive Kommuni- eine Internetplattform zur Vermittlung von Wirtschaftsdün-
kation der Gewässersituation durch die EU-Kommission ein.“ gern und Lagerkapazitäten zur Förderung eines effizienten
                                                                Wirtschaftsdüngereinsatzes.
    Arbeitsteilung zwischen den Paktpartnern                        Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirt-
Die Schwerpunkte des StMUV liegen beim Wasserpakt in schaft e. V. (VBEW) als Vertreter der Wasserversorger unter-
der Aktion Grundwasserschutz, bei Kooperationsverträgen stützt freiwillige Kooperationen in Wasserschutzgebieten
in Wasserschutzgebieten einschließlich einer Informations- mit Maßnahmen, die über die reine Ausgleichspflicht nach
offensive im kommunalen Bereich. Zudem sollen die Förder- Wasserhaushaltsgesetz hinaus gehen, und engagiert sich
programme des Naturschutzes verstärkt für den Schutz der bei Forschungsvorhaben im Bereich Trinkwasserschutz, z. B.
Gewässer eingesetzt werden.                                     beim Anbau mehrjähriger Energiepflanzen.
    Mittlerweile wurde auch eine gemeinsame Arbeits-                Das Kuratorium Bayerischer Maschinen- und Betriebs-
gruppe mit dem StMELF mit dem übergeordneten Ziel ein- hilfsringe e. V. (KBM) leistet einen wesentlichen Beitrag
gerichtet, differenziert nach Gebieten, Gewässertypen und durch die gezielte Vermittlung moderner, ressourcenscho-
Art der landwirtschaftlichen Nutzung auszuloten, wie dieses nender Technik bei der Ausbringung von Wirtschafts- und

SUB 7/2017                                                                                                                  5
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Wasserberatung

           Mineraldüngern sowie Pflanzenschutzmitteln und beteiligt        laufprojekte zur Wiederverwertung des in die Teiche einge-
           sich an Feldvorführungen, Feldtagen oder Demonstrations-        schwemmten Bodens.
           vorhaben.                                                           Der Fränkische Weinbauverband e. V. setzt die Priorität
               Auch die Arbeitsgemeinschaft der Landmaschinenschu-         auf die Reduzierung von Erosion und Herbizideinsatz in Ver-
           len und DEULA Bayern setzt die umweltverträgliche Land-         bindung mit modernen Prognosemodellen.
           technik, z. B. durch spezielle Schultage, Projektarbeiten und       Der Bayerische Gärtnereiverband e. V. (BGV) wird in sei-
           Aktionstage, mehr als bisher in den Mittelpunkt der Aus-        ner Beratungsarbeit insbesondere auf die Umsetzung fol-
BERATUNG
 WASSER-

           und Fortbildung.                                                gender Maßnahmen bei seinen Mitgliedern bzw. deren Kun-
               Das Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in           den hinwirken:
           Bayern e. V. (LKP) baut für seine Mitglieder eine Bodenda-          →→ Speicherung und Verwendung von Niederschlags-
           tenbank mit einzelschlagspezifischer Düngeplanung auf, die             wasser bei Gewächshäusern,
           eine Optimierung des Düngereinsatzes ermöglicht.                    →→ Minimierung von Verdunstungsverlusten auf Fried-
               Der Focus des Verbandes für Landwirtschaftliche Fach-              höfen sowie sukzessive Umstellung auf den Einsatz
           bildung in Bayern e. V. liegt auf einschlägigen Bildungsver-           besserer Bewässerungstechnik in Staudengärtne-
           anstaltungen mit Öffentlichkeitarbeit in Form von Rundbrie-            reien und Baumschulbetrieben sowie
           fen, Newslettern und Internetpublikationen wie auch der             →→ die Information der Verbraucher durch BGV und
           Pflanzenschutz Sachkunde.                                              seine Mitglieder über wassersparende Bewässe-
               Die Biogasbranche wird bedingt durch Maisanbau und                 rungsmöglichkeiten.
           Havarien zunehmend kritisch in der Öffentlichkeit wahrge-
           nommen. Im Wasserpakt greift der Fachverband Biogas e. V.           Landwirtschaftsverwaltung koordiniert
           die Thematik Gewässerschutz in vielfältiger Weise auf. Dazu     Die Koordination der vielschichtigen Maßnahmen der
           gehören u. a. Schulungen, Praxisratgeber, Demonstrations-       einzelnen Partner des Wasserpaktes mit Erarbeitung der
           betriebe und die Unterstützung von BBV und KBM bei der          möglichen Kooperationsansätze obliegt der Landwirt-
           Güllebörse.                                                     schaftsverwaltung. Die Federführung auf Regierungsbe-
               Der Bayerische Müllerbund e. V. hat ein Hauptaugenmerk      zirksebene liegt bei den Fachzentren Agrarökologie. Diese
           auf den Einsatz stickstoffeffizienter Sorten und wird diesbe-   arbeiten dabei eng mit den Gruppen Landwirtschaft und
           züglich den Dialog zwischen Mühlen, Landwirten und Züch-        Forsten – Hochwasserschutz an den Regierungen zusam-
           tern intensivieren.                                             men, die die Fachzentren speziell bei koordinierenden und
               Hauptziel des Vereins zur Förderung des Bayerischen         organisatorischen Aufgaben bzw. Tätigkeiten unterstüt-
           Qualitätsgerstenanbaus e. V. ist die Steigerung der Anbau­      zen.
           fläche von Qualitätsbraugerste, die aufgrund des niedrigen          Die auf dieser Ebene tätigen Paktpartner sind jetzt in re-
           Düngereinsatzes bereits eine wasserschonende Fruchtart          gelmäßigen Abständen einzuladen und die konkrete Um-
           darstellt.                                                      setzung ist vor Ort abzustimmen.
               Der Landesfischereiverband e. V. beteiligt sich an Pi-
           lotvorhaben zur Reduktion von Stoffeinträgen, plant ein
           Gütesiegel „fischschonende“ oder „gewässerschonende“
           Landwirtschaft bzw. Biogasanlage, beteiligt sich an der
           Aus- und Fortbildung von Landwirten und entwickelt Kreis-

               Infobox 2: Wasserpakt Bayern
                                                                              LUDWIG WANNER
               Die ausführliche Beschreibung der Aktivitäten der einzel-      RAINER PRISCHENK
               nen Paktpartner ist unter folgender Adresse einsehbar:         BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR
                                                                              ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
               http://www.stmelf.bayern.de/wasserpakt                         ludwig.wanner@stmelf.bayern.de
                                                                              rainer.prischenk@stmelf.bayern.de

           6                                                                                                                 SUB 7/2017
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
WASSERBERATUNG
                                                                                                             Wasserberatung

                    Wasserpakt – Ziele der
                    Landwirtschaftsverwaltung
                    Vereinbarung zum kooperativen Gewässerschutz mit der Landwirtschaft

                                                                                                                                             BERATUNG
                                                                                                                                              WASSER-
                    von RAINER PRISCHENK und LUDWIG WANNER: Miteinander statt übereinander reden und
                    die Dinge gemeinsam voranbringen – das ist Ziel eines Paktes. Das ist auch das Anliegen des
                    Wasserpaktes. Kräfte bündeln, um beim Gewässerschutz in Bayern noch schneller noch mehr
                    zu erreichen. Denn Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Unser Trinkwasser in Bayern
                    wird zu rund 90 Prozent aus Grundwasser gewonnen. Damit kommt dem flächendeckenden
                    Schutz der Gewässer und der Ressource Wasser eine besondere Bedeutung zu. Hier tragen
                    die Landwirte als diejenigen, die einen großen Anteil der Landesfläche bewirtschaften, hohe
                    Verantwortung. Der Artikel schildert im Detail die Maßnahmen seitens der Landwirtschafts-
                    verwaltung.

Der Wasserpakt bündelt die wesentlichen Initiativen zum      Ernährung, Landwirtschaft                             Amt für Ernährung,
                                                                                                            Landwirtschaft und Forsten
Gewässerschutz auf freiwilliger Basis. Im Zuge des Was-      und Forsten (ÄELF) angesie-                                           xxx

serpaktes startet das Bayerische Staatsministerium für Er-   delt. In einem Einführungs-
nährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) ein umfas-      lehrgang werden sie von
sendes Maßnahmenpaket zum Gewässerschutz und setzt           der Staatlichen Führungs-
dabei auf Wissen, Kooperation und Überzeugung als den        akademie für Ernährung,
besten Weg, um nachhaltige und langfristige Wirkung zu       Landwirtschaft und Forsten
erreichen.                                                   (FüAk) und der Landesan-
    Das Paket umfasst u. a. eine Verdoppelung der Zahl der   stalt für Landwirtschaft (LfL)
Wasserberater, den Aufbau von Demonstrationsbetrieben,       geschult und auf ihre Auf-
                                                                                                  Gewässer-, Boden-, Klimaschutz
die Verstärkung der Bildungs- und Beratungsaktivitäten und   gabe vorbereitet.
eine Ausweitung der Fördermaßnahmen mit dem Schwer-                                                      Demonstrationsbetriebe

punkt Boden- und Wasserschutz (z. B. Gewässerschutzstrei-        Aufbau eines Netzes                      Betrieb Mustermann
                                                                                                                    Musterort
fen) im Rahmen des KULAP.                                    von Demonstrationsbe-
                                                             trieben                           Wasserp
                                                                                                       akt
                                                                                                 Bayern
                                                             Um die Landwirte praxisnah
    Der Wasserpakt ergänzt die aktuelle Novellie-            informieren zu können, wird
    rung des Düngerechts und setzt dabei auf                 noch heuer ein bayernwei-                        www.xxx.bayern.de

    die Wirkung von Bildung und Beratung und                 tes Netz von Demonstrati-
    passgenaue Förderangebote.                               onsbetrieben aufgebaut, → Abbildung: Faltblatt eines
                          Staatsminister Helmut Brunner      die sich durch besondere       Demonstrationsbetriebes
                                                             gewässerschonende       Be-
                                                             wirtschaftungsweisen auszeichnen. Insgesamt werden rund
    Mehr Wasserberater in ganz Bayern                        100 Demonstrationsbetriebe in Bayern angestrebt.
Die Zahl der Wasserberater an den Fachzentren Agraröko-
logie wird in diesem Jahr von 18 auf 35 nahezu verdoppelt.       Intensivierung der Forschung
Die Dienstgebiete wurden vom StMELF nach dem Anteil der      Für spezielle Forschungsprojekte (u. a. zur Verbesserung der
Maßnahmengebiete an den gesamten Grund- und Ober-            Gülleausbringung, der Mulchsaat- bzw. Direktsaattechnik,
flächenwasserkörpern festgelegt. Die neuen Wasserbera-       des Erosionsschutzes und zur Reduzierung des Stickstoff-
ter werden wie bisher den Fachzentren L3.2 Agrarökologie     dünger-Einsatzes) werden insgesamt 1,5 Millionen Euro be-
zugeordnet, jedoch teilweise disloziert an den Ämtern für    reitgestellt.

SUB 7/2017                                                                                                                               7
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Wasserberatung

               Eine wichtige Rolle spielt dabei die Weiterentwicklung         Weniger stickstoffabhängige Qualitätsstandards
           der Landtechnik gerade in Richtung „smart farming“ mit         Um stickstoffabhängige Qualitätsanforderungen, d. h. Min-
           teilflächenspezifischer Bewirtschaftung in Verbindung mit      dest-Proteingehalte beim Brotweizen zu reduzieren, werden
           Sensortechnologie zur Optimierung der Düngung.                 Gespräche mit den Entscheidungsträgern des Handels und
                                                                          der Ernährungswirtschaft intensiviert. Gleichzeitig soll die
              Schwerpunkt Gewässerschutz bei der Bildung                  Entwicklung stickstoff-reduzierter Anbausysteme vorange-
           Auch im Bereich Bildung wird ein Schwerpunkt auf den Ge-       trieben werden (z. B. Entwicklung eines witterungsabhängi-
BERATUNG
 WASSER-

           wässerschutz gelegt – an den Fachschulen ebenso wie bei        gen Stickstoff-Prognosemodells, Systeme zur verlustarmen
           Fortbildungsmaßnahmen und in der Erwachsenenbildung.           Wirtschaftsdüngerausbringung).
           Die Landesanstalt für Landwirtschaft wird dazu spezielle
           Vortragsunterlagen, Lehrerhandreichungen usw. erarbei-            Umsetzung der Düngeverordnung in die Praxis
           ten.                                                           Um die Vorgaben der neuen Düngeverordnung möglichst
                                                                          rasch und effektiv in die Praxis umzusetzen, sollen spezielle
              Schwerpunkt beim Kulturlandschaftsprogramm                  EDV-Programme und Unterlagen erstellt werden. Darüber
           Im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) liegt der Schwer-         hinaus wird das Beratungs- und Bildungsangebot ausge-
           punkt auf Boden- und Gewässerschutz. Die KULAP-Fläche          weitet.
           wurde heuer aufgrund zusätzlicher gewässerschonender
           Maßnahmen deutlich ausgeweitet (u. a. Gewässer- und Ero-           Abstimmung der Umsetzung vor Ort
           sionsschutzstreifen, Umwandlung von Acker in Grünland an       Die Koordination von Maßnahmen des Wasserpaktes liegt
           Gewässern, extensive Grünlandnutzung an Gewässern, Öko-        bei der Landwirtschaftsverwaltung. Die Federführung auf
           logischer Landbau). Allein für Neuanträge standen in diesem    Regierungsbezirksebene erfolgt durch die Fachzentren Ag-
           Jahr 14,1 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung (insgesamt   rarökologie an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft
           112 Millionen Euro).                                           und Forsten. Diese arbeiten dabei eng mit den Gruppen
                                                                          Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz an den
              Initiative „boden:ständig“ bayernweit etabliert             Regierungen zusammen, die die Fachzentren speziell bei
           Die erfolgreiche Initiative für verbesserten Boden- und Ge-    koordinierenden und organisatorischen Aufgaben bzw. Tä-
           wässerschutz (www.boden-staendig.eu/) wird nach der bay-       tigkeiten unterstützen. Die auf Bezirksebene tätigen Pakt-
           ernweiten Pilotphase zu einem dauerhaften Angebot. Dafür       partner werden in regelmäßigen Abständen eingeladen, um
           werden acht Projektstellen an den Ämtern für Ländliche Ent-    die konkrete Umsetzung vor Ort abzustimmen.
           wicklung eingerichtet.

              Eigenes Internetangebot zum Gewässerschutz
           Auf den Gewässerschutz wird heuer bei der Öffentlichkeits-
           arbeit ein besonderer Schwerpunkt gelegt. Unter anderem
           wird ein eigenes Internet-Angebot aufgebaut. Zudem wid-
           met sich eine Reihe von Beiträgen in der Fachpresse diesem
           Thema.

               Alternative Energiepflanzen forciert
           Um den Anbau von alternativen Energiepflanzen zu for-
           cieren, werden nicht nur Informations- und Demonstra-
           tionsflächen an verschiedenen Standorten etabliert, das           LUDWIG WANNER
           Landwirtschaftsministerium unterstützt auch das Demons-           RAINER PRISCHENK
           trations-Projekt „Silphie-Anbau in der nördlichen Franken-        BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR
           alb“ mit einem Anbauumfang von ca. 100 Hektar. Die ag-            ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN
           rarfachliche Begleitung erfolgt durch das Technologie- und        ludwig.wanner@stmelf.bayern.de
           Förderzentrum (TFZ).                                              rainer.prischenk@stmelf.bayern.de

           8                                                                                                               SUB 7/2017
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Ausbildung
                                                                                                                    AUSBILDUNG

                     Nord-Süd-Vergleich
                     Referendariat
                     Einstieg in die vierte Qualifikationsebene der Landwirtschaftsverwaltung in
                     Nordrhein-Westfalen und Bayern

                     von ULRIKE SCHMIDT: Der Vorbereitungsdienst für den Einstieg in die Laufbahn des höhe-
                     ren Dienstes in der Landwirtschaftsverwaltung wird in den Bundesländern nicht einheitlich
                     durchgeführt. Bayern und Nordrhein-Westfalen verfolgen unterschiedliche Ansätze, abge-
                     stimmt auf die jeweilige Landwirtschaftsverwaltung. Wo liegen die Unterschiede, wo die

                                                                                                                                      Ausbildung
                     Gemeinsamkeiten? Entsprechen die Konzepte noch den aktuellen und zukünftigen Anforde-
                     rungen an die Landwirtschaftsverwaltung? Eine Referendarin, die nach acht Monaten vom
                     Agrarreferendariat in NRW ins Referendariat nach Bayern wechselte, setzt sich mit den Inhal-
                     ten des Agrarreferendariats auseinander.

Das Referendariat bereitet Nachwuchskräfte für den höhe-          an den agrarwirtschaftlichen Fachschulen nachzugehen
ren Dienst und die damit verbundenen mannigfaltigen Auf-          (siehe Infobox 1).
gaben in der Landwirtschaftsverwaltung in den Bundeslän-
dern vor. Die Referendare sollen während dieser Ausbildung           Zulassung zum Referendariat in Bayern
die notwendigen sozialen und fachlichen Kompetenzen er-           Die rechtliche Zuständigkeit liegt in Bayern beim Bayeri-
langen um verantwortungsbewusst leitende Tätigkeiten              schen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
auszuüben und insbesondere in Bayern der Lehrtätigkeit            Forsten (StMELF) im Einvernehmen mit dem Bayerischen

   Infobox 1: Der Referendar – eine Begriffsbestimmung

   Referendar leitet sich vom lateinischen „referendarius“ ab und bedeutet im engen Sinne „Berichterstatter“.
   Die Dienstbezeichnung „Referendar“ ist geschützt und darf nur nach der öffentlich-rechtlichen Zulassung oder Vereidigung
   zum Referendar geführt werden.
   Im Vorbereitungsdienst für die Beamtenlaufbahn im höheren Dienst werden die „Lehrlinge‘“ in Deutschland als Referendare be-
   zeichnet. Das Referendariat baut auf dem erfolgreichen Abschluss eines mindestens vierjährigen Studiums an einer Universität
   (in NRW auch (Fach-) Hochschule) auf und dauert in der Regel zwei Jahre. Es soll den Referendaren die praktischen Befähigun-
   gen und notwendigen Kenntnisse und Handlungskompetenzen vermitteln, um in der jeweiligen Verwaltungseinheit eingesetzt
   werden zu können.
   Mit dem Bestehen der „Großen Staatsprüfung“ bzw. der „Großen Agrarwirtschaftlichen Staatsprüfung“ wird das Recht erwor-
   ben, die Bezeichnung „Assessorin/Assessor der Agrarwirtschaft“ zu führen.
   In Bayern werden die Referendare nach Bestehen der Staatsprüfung in der Regel in das Beamtenverhältnis auf Probe übernom-
   men und führen dann die Dienstbezeichnung „Landwirtschaftsrätin bzw. Landwirtschaftsrat“.
   In NRW sind Verbeamtungen dagegen selten und nach Abschluss des Referendariats werden die Assessoren im Angestellten-
   verhältnis beschäftigt.

   Die Referendare werden als „Beamte auf Widerruf“ geführt und erhalten Anwärterbezüge in Höhe von etwa 1 385 Euro brutto
   mtl. Damit beläuft sich das jährliche Grundgehalt auf etwa 17 600 Euro brutto. Die bayerischen Referendare erhalten etwa
   14 Euro mtl. weniger als ihre Kollegen in NRW, allerdings erhalten die bayerischen Referendare jährliche Sonderzahlungen in
   Höhe von etwa 970 Euro. In NRW wurden die Sonderzahlungen in das Grundgehalt integriert, diese fallen aber im Vergleich
   niedriger aus. Zusätzlich können in beiden Bundesländern Familien- und Kinderzuschläge abgerufen werden.
   Es besteht Beihilfeanspruch zu 50 Prozent, der restliche Teil muss durch eine private Krankenversicherung abgedeckt werden.

SUB 7/2017                                                                                                                        9
SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
Ausbildung

              Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und          Schwerpunkte in Bayern: Schule und Beratung
              Heimat (StMFLH) und dem Landespersonalausschuss. Die Die Ausbildung im Vorbereitungsdienst in Bayern gliedert
              Rechtsgrundlagen für das Landwirtschaftsreferendariat bil- sich in zwei Abschnitte an unterschiedlichen Ausbildungs-
              den die „Zulassungs-, Ausbildungs-, und Prüfungsordnung orten, begleitet von verschiedenen Seminaren und Lehrgän-
              für die Laufbahn des höheren Beratungs- und Fachschul- gen während des gesamten Vorbereitungsdienstes (siehe In-
              dienstes in den Bereichen Agrarwirtschaft und Hauswirt- fobox 2). Den überwiegenden Teil der Ausbildung leisten die
              schaft (AHZAPO/hD) vom 13. September 2007 gemeinsam Referendare an den zwei zugewiesenen Ämtern für Ernäh-
              mit den „Vollzugshinweisen zur Durchführung des Vorbe- rung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) ab. Die Ausbildung
              reitungsdienstes für den Einstieg in der vierten Qualifika- wird unterstützt von der Landesanstalt für Landwirtschaft
              tionsebene der Fachlaufbahnen „Naturwissenschaft und (LfL), der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG),
              Technik“ im fachlichen Schwerpunkt „Agrarwirtschaft, Haus- den verschiedenen agrarwirtschaftlichen Fachschulen und
              wirtschaft, Ernährung“ vom 1. Juni 2016.                       diversen anderen Behörden.
Ausbildung

                  Die Einstellungsbehörde ist in Bayern das StMELF. Es           Im Herbst jeden Jahres beginnt der Unterricht an den
              führt die Ausbildung der Referendare zusammen mit den Landwirtschaftsschulen an den ÄELF. Die Referendare
              nachgeordneten Behörden und Einrichtungen durch. Eine sind hier aktiv in den Unterricht eingebunden, insbeson-
              zentrale Rolle nimmt hierbei die Staatliche Führungsakade- dere in ihren jeweiligen Schwerpunktfächern, im ersten
              mie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) ein. Ausbildungsjahr auch in allgemeinbildenden Fächern wie
              Sie unterstützt das Staatsministerium
              und die Ämter für Ernährung, Land-            Infobox 2: Ausbildungsseminare im Vergleich
              wirtschaft und Forsten (ÄELF).
                  Neben den gesetzlich vorgeschrie-         Seminare während des Referendariats in Bayern:
              benen und persönlichen Voraussetzun-          • Allgemeine Verwaltung
              gen für die Berufung in ein Beamten-          • Rhetorik
              verhältnis müssen die Bewerber ein            • Gesprächsführung in der Beratung und Beratungsmethodik
              mindestens vierjähriges Diplom- oder          • Berufsbildung und Management am Amt
              Masterstudium an einer wissenschaft-          • Betriebswirtschaftliches Grundwissen
              lichen Hochschule bzw. Universität im         • Grundlagen der Ökonomik und Buchführung
              Bundesgebiet in den jeweiligen Fach-          • Ökonomik der Betriebszweige und Betriebsplanung
              richtungen abgeschlossen haben. Im            • Fördervollzug am Amt
              Bereich der Agrarwissenschaften sind          • Entwicklung ländlicher Raum, Fachplanung und Stellungnahmen
              dies die Fachrichtungen Pflanzenpro-          • Agrarpolitik und Markt
              duktion, Tierproduktion, Milchwis-            • Grundlagen der Pädagogik und Pädagogik Vertiefung
              senschaften sowie Wirtschafts- und
              Sozialwissenschaften des Landbaus.            Seminare während des Referendariats in Nordrhein-Westfalen:
              Des Weiteren ist eine mindestens              • Rechtsordnung, Ordnungsrecht, Staats- und Verfassungsrecht, Europäische Union
              sechsmonatige praktische Ausbil-              • Allgemeines Verwaltungsrecht und Rechtsgebiete der Agrarverwaltung
              dung nachzuweisen, wobei eine be-             • Verbraucher- und Naturschutz, Düngerecht, Raumplanungen
              standene Abschlussprüfung in einem            • Berufsbildungsrecht, Arbeits- und öffentliches Dienstrecht
              nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG)          • Unternehmensrecht, Handels- und Steuerrecht
              anerkannten Ausbildungsberuf der              • Förderung im Agrarbereich, Verfahrensabwicklung in der Förderung
              entsprechenden Fachrichtungen als             • Gesprächsführung, Moderation, Projektmanagement
              gleichwertig anerkannt wird. Auch eine        • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Risikomanagement und IT-Sicherheit
              berufliche Tätigkeit nach Abschluss           • Mitarbeiterführung, Mitarbeitergespräch und Kommunikation
              des Studiums erkennt das StMELF an.           • Haushalt und Finanzierung, Controlling und Kostenrechnung
                                                            •   Buchführungsanalyse
                                                            •   Qualitätsmanagement
                                                            •   Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen, Web-Seminare entwickeln
                                                            •   Beratungsprozess, Beratungsgespräch, Beratungssituation
                                                            •   einwöchige Exkursion nach Brüssel

              10                                                                                                               SUB 7/2017
Ausbildung

                                                                                                                                                   Ausbildung
→ Bild 1: Außerirdische? Nein, „nur“ Referendare und Fachlehreranwärterinnen fertig angezogen zum Ausflug in den Schweinestall (Bayerischer
  Jahrgang 2016 bis 2018) (alle Fotos: Ulrike Schmidt).

Berufsausbildung und Mitarbeiterführung sowie Volkswirt-                  sche Prüfungsteile abgelegt. Dazu zählen eine mündliche
schaft und Agrarpolitik. Zusätzlich hospitieren die Refe-                 und schriftliche Prüfung, sowie die benoteten Unterrichts-
rendare bei hauptamtlichen Lehrkräften.                                   stunden der beiden Schulwinter. Die Fachprüfungen am
    Für die pädagogische Beurteilung der Referendare wer-                 Ende der Ausbildungszeit setzten sich aus einem mündli-
den gehaltene Stunden bewertet. Ein Teil der pädagogi-                    chen und vier schriftlichen Prüfungsteilen sowie einer Be-
schen Prüfung sind die zwei Lehrvorführungen, wobei die                   ratungsprüfung zusammen. Die Fachprüfung im Schwer-
Prüfungskommission um Vertreter des Bayerischen Minis-                    punktfach des Referendars wird doppelt, in den anderen
teriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst                    Fachrichtungen sowie im Prüfungsteil Verwaltung einfach
(StMBKWK) erweitert wird, um zusätzlich die Belange und                   gewichtet. Die Beratungsprüfung geht mit dreifachem No-
Anforderungen an einen studierendengerechten Unterricht                   tengewicht in die Endnote ein.
aus Sicht des Kultusbereichs zu prüfen und die Qualität des
Unterrichts an den Fachschulen sicherzustellen.                               Das Referendariat in Nordrhein-Westfalen
    Im Sommersemester der Landwirtschaftsschule finden                    Die Rechtsgrundlage für das Agrarreferendariat in Nord-
mehrere sogenannte Sommerschultage statt, die sich mit                    rhein-Westfalen (NRW) ist die „Verordnung über die Aus-
einem speziellen Lerninhalt, z. B. Besuch eines Schlachthofes             bildung und Prüfung für die Laufbahn des höheren agrar-
oder eines Landtechnikherstellers, beschäftigen. An zweien                wirtschaftlichen Dienstes im Land Nordrhein-Westfalen“
dieser Termine sollen die Referendare aktiv eingebunden                   (VAPhD-Agr) in ihrer jeweils gültigen Fassung. Die Verord-
werden und mitwirken.                                                     nung wurde zuletzt am 24. August 2016 geändert.
    Im Ausbildungsteil Beratungsausbildung hospitieren                        Für die Verordnung zuständig ist das Ministerium für
die Referendare bei mehreren Beratungsmaßnahmen bzw.                      Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbrau-
führen sie selbst durch. Zusätzlich soll der Referendar eine              cherschutz (MKULNV). Die einstellende Behörde ist in NRW
Gruppenveranstaltung selbst moderieren und diese vor-                     das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
und nachbereiten.                                                         (LANUV). Das LANUV stellt in NRW eine eigenständige
    Den Abschluss des Vorbereitungsdienstes bildet die An-                Landesbehörde dar, mit der zuständigen Aufsicht beim
stellungsprüfung oder auch „Große Staatsprüfung“, in der                  MKULNV. Das LANUV dient als wissenschaftliche und tech-
die Befähigung des Referendars für die Laufbahn des höhe-                 nische Fachbehörde und untersteht nicht der politischen
ren Beratungs- und Fachschuldienstes im Bereich Agrarwirt-                Verantwortung; es soll als neutrale Prüfungs-, Aufsichts- und
schaft festgestellt werden soll. Während der zweijährigen                 Berichterstattungsbehörde den anderen Behörden, der Lan-
Ausbildungsphase werden in Bayern begleitend pädagogi-                    desregierung und der Bevölkerung dienen.

SUB 7/2017                                                                                                                                    11
Ausbildung

                  Kammer übernimmt Ausbildung
              Die Ausbildung der Referendare hat das LANUV
              teilweise an die Landwirtschaftskammer (LWK)
              des Landes delegiert. Den bestimmenden Teil
              der Ausbildung leisten die Referendare an den
              14 Kreisstellen der LWK ab.
                  Neben den beamtenrechtlichen Vorausset-
              zungen und der Hochschulbildung ist in NRW
              eine mindestens einjährige landwirtschaftliche,
              gartenbauliche oder hauswirtschaftliche fach-
              praktische Ausbildung mit Praktikantenprüfung
              oder hauptberufliche Tätigkeit nachzuweisen.
Ausbildung

              Dies kann, wie auch in Bayern, durch eine be-
              standene Abschlussprüfung in einem nach dem → Bild 2: Seminarunterricht: Auch Bewegung gehört dazu.
              Berufsbildungsgesetz (BBiG) anerkannten Ausbil-
              dungsberuf in den Fachrichtungen Landwirtschaft, Garten- den Kreisstellen der Landwirtschaftskammer im Arbeitsbe-
              bau oder Hauswirtschaft erfolgen.                              reich Verwaltung.
                                                                                 Der zweite Abschnitt „Leiten und Steuern“ dauert sechs
                  Drei Ausbildungsblöcke in NRW                              Monate. Er findet zum einen Teil in den unterschiedlichen
              Die Ausbildung im Vorbereitungsdienst in NRW gliedert Abteilungen des LANUV, z. B. Naturschutz, Landschafts-
              sich in die drei Abschnitte „Verwalten“, „Leiten und Steuern“ pflege, Jagdkunde, Fischereiökologie oder Verbraucher-
              und „Beraten“, die etwa 22 Monate dauern. Für die Vorbe- schutz, Tiergesundheit, Agrarmarkt, statt. Nach diesem
              reitung und Durchführung der Abschlussprüfung, in NRW Teil­abschnitt wechseln die Referendare an die Zentrale der
              die „Große Agrarwirtschaftliche Staatsprüfung“, sind weitere Landwirtschaftskammer und können in den verschiedenen
              zwei Monate vorgesehen, so dass der Vorbereitungsdienst Geschäftsbereichen, z. B. Standortentwicklung, Ländlicher
              in Summe ebenfalls in 24 Monate durchgeführt wird (siehe Raum oder Unternehmensentwicklung und Beratung, ein-
              Infobox 3). Begleitend werden während des gesamten Refe- gesetzt werden. Während des Abschnitts besteht für die
              rendariats, teils mehrwöchige, Seminare mit verschiedenen Referendare auf Wunsch die Möglichkeit auch an einer der
              Themenschwerpunkten besucht (siehe Infobox 2).                 sieben landwirtschaftlichen Fachschulen im Unterricht zu
                  Der Ausbildungsabschnitt „Verwalten“ umfasst neun Mo- hospitieren.
              nate. Der Referendar befindet sich dazu überwiegend an             Der dritte Abschnitt „Beraten“ umfasst sieben Monate.
                                                                             Die Referendare sind jetzt in der Regel wieder an den
                                                                             Kreisstellen der Landwirtschaftskammer im Arbeitsbereich
                  Infobox 3: Dauer des Referendariats                        Beratung eingesetzt.
                                                                                 In verpflichtenden Arbeitsgemeinschaften treffen sich
                  In Bayern und Nordrhein-Westfalen einschließlich Ab-       alle Referendare des jeweiligen Jahrgangs mit ihren Aus-
                  schlussprüfungen regulär 24 Monate. Verkürzung auf An-     bildern der Kreisstelle und Ausbildern des LANUV und der
                  trag möglich, insofern die bisher ausgeführte berufliche   LWK und stellen im freien Vortrag praktische Fälle aus dem
                  Tätigkeit dem Ziel des Vorbereitungsdienstes dienlich ist. Verwaltungsalltag vor, die sie selbst bearbeitet haben, und
                  • Beginn in Bayern zum 1. Juni, in NRW zum 1. Oktober.     diskutieren die Vorträge, die Vorgehensweise und die ge-
                  • In Bayern 19 Monate an zwei ÄELF mit ihren angeglie-     troffene Entscheidung.
                      derten Fachzentren, ca. 16 Wochen Ausbildungssemi-         Zusätzlich sind von jedem Referendar im ersten Ausbil-
                      nare, drei Wochen an der LfL bzw. LWG und etwa eine    dungsabschnitt sechs Berichte anzufertigen, ähnlich der
                      Woche an der FüAk.                                     Facharbeiten in Bayern. In diesem Abschnitt muss der Re-
                  • In NRW neun Monate an den Kreisstellen der               ferendar auch zwei Veranstaltungen moderieren und eine
                      Landwirtschaftskammer (LWK), sechs Monate an der       Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit planen und durchfüh-
                      Zentrale der LWK oder am Landesamt für Natur,          ren. Während der Beratungsausbildung ist als verpflichtende
                      Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), sieben           Aufgabe eine Bildungsmaßname bzw. Veranstaltung für die
                      Monate an den Beratungsdienststellen der LWK und       berufliche Weiterbildung zu planen, zu organisieren und ab-
                      zwei Monate Prüfungsvorbereitung.                      schließend zu evaluieren. Der Referendar bearbeitet min.
                                                                             zwei Beratungsfälle aus dem Gebiet der sozioökonomischen

              12                                                                                                            SUB 7/2017
Ausbildung

                                                                                                            ÄELF, der FüAk und der LfL
                                                                                                            qualifiziert.
                                                                                                                In NRW erhalten die Re-
                                                                                                            ferendare eine juristische
                                                                                                            verwaltungsdienliche Aus-
                                                                                                            bildung, die es ihnen ermög-
                                                                                                            licht vielschichtige Rechts-
                                                                                                            und Verwaltungsvorgänge
                                                                                                            im gesamten Instanzenzug
                                                                                                            der nordrhein-westfälischen
                                                                                                            Landwirtschaftsverwaltung
                                                                                                            zu bearbeiten. Die Ausbil-

                                                                                                                                            Ausbildung
                                                                                                            dung in der Beratung dient
                                                                                                            dem Wesen der Landwirt-
                                                                                                            schaftskammer als öffent-
                                                                                                            lich-rechtliche Körperschaft,
                                                                                                            die teilweise durch ihre Mit-
                                                                                                            glieder finanziert Aufgaben
                                                                                                            der Agrarverwaltung wahr-
→ Bild 3: Besuch des Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes 2016 in München (Bayerischer Jahrgang 2016   nimmt und die Beratung
  bis 2018).                                                                                                in betrieblichen Fragen als
                                                                                                            zweite Schwerpunktaufgabe
oder produktionstechnischen Beratung und stellt diese ent-               per Gesetz wahrnimmt.
sprechend schriftlich dar.                                                   Mit der Reform des Agrarreferendariats in NRW im Jahr
    Den Abschluss des Vorbereitungsdienstes bildet ein                   2011 wurde die pädagogische Ausbildung für den Unter-
zweimonatiger Zeitraum der Prüfungsvorbereitung, der                     richt an agrarwirtschaftlichen Fachschulen bzw. Berufskol-
mit der „Großen Agrarwirtschaftlichen Staatsprüfung“ ab-                 legs ausgelagert und untersteht in Gänze dem Kultusmi-
schließt. In dieser Prüfung soll die Eignung des Referendars             nisterium und wird nun in einem gesonderten Verfahren
für die Laufbahn des höheren Dienstes in der Agrarverwal-                durchgeführt. Dabei wird die Lehrerausbildung nach dem
tung im Land Nordrhein-Westfalen festgestellt werden.                    Agrarreferendariat in einer zweiten zweijährigen Vorberei-
    In NRW ist die Gewichtung der Noten, die während der                 tungszeit „on-the-Job“ mit Unterstützung durch das „Zen­
zweijährigen Ausbildungsphase erlangt werden, höher als                  trum für schulpraktische Lehrerausbildung“ an der Außen-
in Bayern. Die Noten aus Facharbeiten, Berichten, Modera-                stelle Bonn durchgeführt. Es handelt sich dabei um den
tionen und Beratungen gehen dreifach in die Endnote ein.                 sogenannten „Seiteneinstieg“ in den Schuldienst mit be-
Eine gegen Ende der Ausbildungszeit anzufertigende Haus-                 rufsbegleitendem Vorbereitungsdienst für Universitätsab-
arbeit wird zweifach, die zwei Abschlussprüfungen in den                 solventinnen und -absolventen. So entfällt in NRW die pä-
Schwerpunkten Verwaltungs- und Agrarrecht sowie Politik                  dagogische Ausbildung während des Agrarreferendariats
und Beratung werden jeweils einfach gewertet. Zu jedem                   nahezu vollständig; allerdings ist das Agrarreferendariat
Ausbildungsabschnitt wird eine separate mündliche Prü-                   nicht Voraussetzungen für den pädagogischen Seitenein-
fung mit einfacher Gewichtung durchgeführt.                              stieg. Vielmehr stehen die zwei Vorbereitungsdienste ne-
                                                                         beneinander, vielleicht sogar in Konkurrenz zueinander.
    Große Bedeutung der Pädagogik in Bayern
In Bayern liegt der Schwerpunkt der Ausbildung unverkenn-                    Schwerpunkt auf Verwaltungsausbildung in NRW
bar in der pädagogischen Ausbildung und der Schulung für                 Die Verwaltungsausbildung ist mit neun Monaten in NRW
die sozioökonomische Beratungspraxis. Im Vergleich dazu                  sehr umfangreich. Dagegen bestehen für den bayerischen
legt Nordrhein-Westfalen den Schwerpunkt auf die Verwal-                 Landwirtschaftsreferendar in 24 Monaten Vorbereitungs-
tung und die produktionstechnische Beratung bzw. in der                  dienst überwiegend die Möglichkeiten, sich selbstständig
Beratung der Familien bzgl. Hofnachfolge und Höfeordnung.                in das „Verwaltungsgeschehen“ einzubringen. Dienliche In-
    Die bayerischen Landwirtschaftsreferendare erhalten                  halte werden dem Referendar im Umfang von etwa vier Wo-
eine fundierte pädagogische und beratungsmethodische                     chen vermittelt, sowie weitere „kleinere“ begleitende Maß-
Ausbildung, die sie als „Allrounder“ am StMELF selbst, den               nahmen absolviert.

SUB 7/2017                                                                                                                            13
Ausbildung

                  An dieser Stelle wird ein Defizit in der Ausbildung der
              bayerischen Referendare im Bereich Verwaltung und in den
              betreffenden Rechtsgebieten gegenüber dem Referendar
              in NRW deutlich. Vor dem Hintergrund des sich ständig im
              Wandel befindlichen Fachrechts und der Notwendigkeit
              von weiteren geforderten gezielten Fachrechtskontrollen
              im landwirtschaftlichen Betrieb, sollte diese Ausbildungs-
              praxis kritisch geprüft werden.

                 Seiteneinstieg in die Kultusverwaltung nur in NRW
              Dem nordrhein-westfälischen Referendar steht ein weiterer
              Vorbereitungsdienst im Umfang von 24 Monaten bevor, der
Ausbildung

              ihm nach erfolgreichem Abschluss allerdings dann größere
              Möglichkeiten im Bereich des Kultus bietet, als dem ferti-
              gen Referendar in Bayern, dem die Verwendung an anderen
              Schulen abseits der agrarwirtschaftlichen Fachschulen und       → Bild 4: Seminarunterricht: Die Referendare erklären sich gegenseitig
              Landwirtschaftsschulen vorenthalten ist.                          die Lerninhalte.
                 Die Assessorin bzw. der Assessor der Agrarwirtschaft aus
              NRW kann sich in Bayern bewerben und in einer Art „Seiten-      Agrarwirtschaft und Hauswirtschaft ausgebildet und ein-
              einstieg“ die pädagogische Ausbildung nachholen und sich        gestellt. Die Bewerberzahlen sind konstant hoch. In Nord-
              auch so für den höheren Dienst in der bayerischen Land-         rhein-Westfalen sind die Bewerberzahlen rückläufig; im Vor-
              wirtschaftsverwaltung qualifizieren. Umgekehrt werden die       bereitungsdienst befinden sich fünf bis zehn Referendare
              Assessoren aus Bayern nach Prüfung der fachlichen Kompe-        je Jahrgang. In NRW hat das Konzept ohne pädagogische
              tenzen in NRW nahezu problemlos eingestellt.                    Ausbildung den Lehrermangel im agrarwirtschaftlichen Sek-
                                                                              tor eher unterstützt, denn ein „zweites Referendariat“ nach
                  Kaum Verwendung für Beratungskompetenzen                    einem Marathon von 24 Monaten agrarwirtschaftlichem Re-
              Die produktionstechnische Beratung in der Fläche in Bay-        ferendariat erscheint, trotz voller Bezahlung, wenig attraktiv.
              ern wie auch in NRW liegt inzwischen überwiegend in der             Beide Vorbereitungsdienste wurden bei ihrer Einfüh-
              Hand der sogenannten Verbundpartner, wie Bauernver-             rung an die zu diesem Zeitpunkt bestehende Situation in
              band, Landberatung und Landeskuratorien. Auch die sozi-         der Landwirtschaft und der Landwirtschaftsverwaltung ab-
              ale Beratung wird vielfach durch Vereine oder auch kirchli-     gestimmt. Um den Anforderungen der Zeit gerecht zu wer-
              che Träger übernommen. Die Industrie hat in den letzten         den sollten die Ausbildungskonzepte regelmäßig daran an-
              Jahren konsequent ein Beratungsnetzwerk aufgebaut, das          gepasst werden sowohl in Bayern als auch in NRW muss die
              den Landwirten in den meisten Fragen schnell Antworten          Gewichtung der Beratung im Apparat „Landwirtschaftsver-
              liefert. Zusätzlich ist auch die Beratung und Informationsbe-   waltung“ und damit auch in der Ausbildung der zukünftigen
              schaffung der nachrückenden Generation über die zur Ver-        Mitarbeiter überdacht werden. Die Frage nach der Notwen-
              fügung stehenden „neuen Medien“ nicht zu unterschätzen.         digkeit der Beratungsausbildung im jetzigen Umfang muss
                  Zum einen ist es wichtig die angehenden Führungskräfte      erlaubt sein.
              ausreichend in der Beratung und Pädagogik zu schulen,               Um den jetzigen und zukünftigen Anforderungen in
              denn auch im täglichen Umgang mit Vorgesetzen und als           der Landwirtschaftsverwaltung gerecht zu werden, ist ver-
              Vorgesetzter selbst ist die Gesprächsführung, Beratungsme-      mutlich eine strukturierte Mischung beider Vorbereitungs-
              thodik und auch die allgemeine Psychologie und Pädagogik        dienste angeraten.
              von entscheidender Bedeutung. Zum anderen sollte hin-
              terfragt werden, ob und inwieweit der Teil der Ausbildung       Literatur bei der Autorin.
              in der Beratung auf das noch notwendige Maß beschränkt
              werden kann und sollte.
                                                                                  ULRIKE SCHMIDT
                  Anpassung bei beiden Systemen notwendig                         AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT
              In den vergangenen Jahren wurden in Bayern für den hö-              UND FORSTEN BAYREUTH
              heren Dienst jährlich etwa 25 Referendare in den Bereichen          ulrike.schmidt@fueak.bayern.de

              14                                                                                                                         SUB 7/2017
AUSBILDUNG
                                                                                                                   A usbildung

                     Produktionssysteme in der
                     Nutztierhaltung
                     Angehende Amtstierärzte besichtigen landwirtschaftliche Betriebe

                     von DR. ANNE-KATRIN BAJTAY, ULLA SCHEIBKE und MAXIMILIAN HOFINGER: Eine zuneh-
                     mend komplexe Arbeitswelt erfordert bestens ausgebildete Fachkräfte. Die Veterinärver-
                     waltung bereitet ihre Nachwuchskräfte in einem Amtstierärztelehrgang auf ihre Tätigkeit im
                     öffentlichen Dienst vor. Die angehenden Amtstierärzte besuchen dabei auch landwirtschaft-
                     liche Betriebe und Lehranstalten. Diese Zusammenarbeit zwischen dem Landesamt für Ge-

                                                                                                                                    Ausbildung
                     sundheit und Lebensmittelsicherheit, der Landesanstalt für Landwirtschaft und den Ämtern
                     für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sorgt für den Austausch und die Vernetzung von
                     Amtstierärzten und Spezialisten aus der Landwirtschaft. Speziell die Fortbildung „Produkti-
                     onssysteme in der Nutztierhaltung“ bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, landwirtschaftli-
                     che Betriebe außerhalb einer Kontrollsituation zu besichtigen und Einblick in die alltäglichen
                     Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft zu nehmen.

Der Amtstierarztlehrgang ist kein Refe-
rendariat, sondern eine Laufbahn der
besonderen Fachrichtung. Nach einer
umfassenden Neukonzeption 2015
findet er jetzt berufsbegleitend statt.
Die Inhalte werden über „Blended Le-
arning“, eine Kombination von Präsenz-
veranstaltungen und Fernlernphasen,
vermittelt. Die 30 Kursteilnehmer müs-
sen während ihrer Arbeitszeit an ihren
Dienststellen (Veterinärämter, Regie-
rung, Bayerisches Landesamt für Ge-
sundheit und Lebensmittelsicherheit)
einen Praxiskatalog abarbeiten.
     Der Kurs besteht aus drei Ausbil-
dungsabschnitten von jeweils sechs
Monaten beziehungsweise Modul- → Bild 1: Die angehenden Amtstierärzte der Veterinärverwaltung, rechts unten Dr. Bellof, Dr. Höfer
gruppen (MG), die jeweils in einen            und Dr. Dr. Schick (Foto: Delfs).
fachtheoretischen Teil (Präsenzlernen
und Fernlernen mit „BayLern“) und in einen berufsprakti-                  Fortbildung in Theorie und Praxis
schen Teil (Praxislernen) untergliedert sind. Die Modulgrup- Die Fortbildung Produktionssysteme in der Nutztierhal-
pen schließen mit den jeweils zugehörigen Prüfungen ab. tung beginnt mit einem Betriebsbesuch, bei dem die Kurs­
Im zweiten Ausbildungsabschnitt finden sich die Module teilnehmer in Kleingruppen jeweils einen von sechs Betrie-
Tierarzneimittel, Tierschutz und Tiergesundheit. Zur Vorbe- ben (Rinder bzw. Schweinehalter) als Gesamtheit kennen
reitung auf diese Fachmodule dient die Pflichtfortbildung lernen. Anschließend finden Expertentage bei der bayeri-
„Produktionssysteme in der Nutztierhaltung“, mit der die Ba- schen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) für die Tier-
sis für einen einheitlichen Wissenstand der Kursteilnehmer arten Rind, Schwein und Geflügel statt. Dabei gibt es je-
im Bereich Nutztierhaltung gelegt werden soll.                        weils einen Vortragsteil, in dem sich die Experten der LfL

SUB 7/2017                                                                                                                    15
A usbildung

              und ihre Arbeitsbereiche vorstellen. Außerdem werden von
              den Kursteilnehmern vorbereitete Fragen beantwortet. Im
              praktischen Teil wurden die Stallbauausstellung und Käl-
              ber-, Bullen- und Milchviehställe in Grub, der Schweinestall
              in Schwarzenau bzw. die Geflügelhaltung in Kitzingen be-
              sichtigt. Dabei gab es auch Gelegenheit zur Diskussion. In
              diesem Jahr musste der praktische Teil in Kitzingen aufgrund
              der Situation bezüglich der Aviären Influenza (Vogelgrippe)
              leider entfallen. Den Abschluss der Fortbildung bildete ein
              Präsentationstag, bei dem die Kursteilnehmer den Betrieb,
              den sie besucht hatten, in einer kurzen Präsentation vor-
              stellten.
Ausbildung

                  Im Herbst 2017 wird es unabhängig von der Fortbildung
              noch einen Tierschutztag geben, bei dem Amtstierärzte und
              Experten aus der Landwirtschaft gemeinsam Tierschutzfra-
              gen diskutieren.

                  Milchviehhaltung im Außenklimastall
              Der Milchviehbetrieb Lohmaier mit 80 Kühen und Nachzucht
              betreibt auch eine Biogasanlage mit 100 Kilowatt. Der ein-
              häusige Außenklimastall mit Spaltenboden und Tief­boxen        → Bild 2: Führung in Schwarzenau (Foto: Dr. Anne-Katrin Bajtay).
              für die Kühe wurde 2001 gebaut und 2013 erweitert. Ge-
              molken wird in einem Doppelsechser-Fischgrätmelk­stand              Die Kühe kalben in der Herde und erhalten sofort eine
              mit Abnahmeautomatik.                                          Fußfessel und einen Calcium-Bolus. Den Kälbern werden
                  Die Kälber werden die ersten sieben Tage in Einzelboxen    umgehend zwei bis drei Liter Biestmilch getränkt. Auch ein-
              gehalten, anschließend in Tiefstreuboxen (Hornverödung in      gefrorene Biestmilch von älteren Kühen aus dem Bestand
              der dritten Lebenswoche). Nach zwei Monaten kommen die         ist immer verfügbar. Ab der zweiten Lebenswoche wird den
              Bullenkälber und weiblichen Mastkälber in eine Box mit Tor     Kälbern zur Vollmilchtränke, Wasser und Kälber-Trocken-To-
              zum Hof und werden ab einem Gewicht von mindestens             talmischration (TMR) ad libidum angeboten, die der Betrieb
              80 Kilogramm vermarktet.                                       für ca. acht Wochen auf Vorrat zusammenmischt. Die Mi-
                  Die weiblichen Zuchtkälber (so viel Nachzucht, wie zur     schung enthält unter anderem zugekauftes entstaubtes
              Remontierung benötigt wird) kommen in eine Box mit Au-         Kälber-Gerstenstroh und Sorbinsäure zur Konservierung.
              ßenauslauf. Da diese Kälberabteile sich in einem abgetrenn-    Ab der zehnten Lebenswoche werden die Kälber abge-
              ten Bereich des Stalls befinden, herrscht ein angenehmes       tränkt.
              Klima für die Tiere. Mit vier bis fünf Monaten wechseln die         Sobald die Jungrinder im Kuhstall aufgestallt sind, erhal-
              Jungrinder in den Kuhstall, in dem sie in Hochboxen mit        ten sie die Kuh-TMR, die für 20 Kilogramm Milch berechnet
              Spaltenboden untergebracht sind. Im zwei bis vier Monats-      ist. Von neun bis zwölf Monaten wird ein Teil der Kuhration
              rhythmus wandern die Rinder weiter, es erfolgt ein fließen-    mit den Barrenresten der Kühe und Weizenstroh „verdünnt“.
              der Umtrieb, bei dem immer mindestens zwei Rinder zu-          Zwischen 13 und 14 Monaten erfolgt die Besamung der Rin-
              sammen in eine neue Gruppe kommen, bis sie als Kalbinnen       der, ab dann werden sie mit der reinen Jungviehration ge-
              drei Wochen vor errechneter Kalbung in die Milchviehherde      füttert. Kühe bis 30 Kilogramm Milchleistung erhalten das
              integriert werden.                                             notwendige Kraftfutter am Automaten. Kühe, die mehr
                  Der Trockensteherbereich liegt am weitesten vom Melk­      als 30 Kilogramm Milch geben, werden über Propylengly-
              stand entfernt, der Klauenpflegestand befindet sich gleich     kol und ein Spezial-Kraftfutter ausgefüttert. Eingefüttert
              neben dem Melkstand. Das Trockenstellen erfolgt abrupt         wird immer zur Abendstallzeit, damit die Kühe ruhig blei-
              und bei jeder Kuh mit Zitzenversiegler. Kühe, die bei den      ben, wenn jemand den Stall betritt. Ein Wasserbauer-Butler
              letzten drei Probemelk-Ergebnissen mehr als 100 000 Zel-       schiebt tagsüber immer wieder das Futter an. Als Futtermit-
              len haben, erhalten zusätzlich einen Trockensteller. Die       tel stehen dem Betrieb Maissilage, Grassilage, einsilierte Zu-
              Trockenstehphase von acht Wochen wird eingehalten.             ckerschnitzel, Weizen, Körnermais, Rapsextraktionsschrot,
              Aufgrund der langfristig geringen Kälberverluste wird seit     Sojaschrot, Leinschrot, Stroh, Mineralfutter und Viehsalz zur
              mehreren Jahren keine Mutterschutzimpfung mehr durch-          Verfügung. Bezüglich der Fütterung unterstützt der Fütte-
              geführt.                                                       rungsberater des Landeskuratoriums der Erzeugerringe für

              16                                                                                                                        SUB 7/2017
Sie können auch lesen