SCHULE und - Ländliche Entwicklung in ...
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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 7/2017 SCHULE Fachinformationen aus der Landwirtschaftsverwaltung in Bayern und BERATUNG →→ Wasserpakt – Ziele und Maßnahmen der Partner →→ Die Liquiditätslage bayerischer Haupterwerbsbetriebe →→ Die Fichte – Baum des Jahres 2017 →→ Wie schmeckt vegetarisches Fleisch? – Projektarbeit an der Höheren Landbauschule
INHALT WASSERBERATUNG AUSBILDUNG DIGITALISIERUNG GRÜNLAND UNTERNEHMENSBERATUNG BILDUNG MARKT UND EUROPA ERNÄHRUNG
INHALT 4 Wasserpakt – Ziele und Maßnahmen der Partner 7 Wasserpakt – Ziele der Landwirtschaftsverwaltung BERATUNG WASSER 9 Nord-Süd-Vergleich Referendariat AUSBILDUNG 15 Produktionssysteme in der Nutztierhaltung – Angehende Amtstierärzte besichtigen landwirtschaftliche Betriebe 19 Stammrollenauskünfte – (k)ein Buch mit sieben Siegeln – Was tun, wenn die Rentenversicherung anfragt? 21 Imkerei in Bayern im Aufwind – Staatsminister Helmut Brunner besucht Berufsimkerei Weiss 23 Duale Berufsausbildung als Chance für Entwicklungs- und Schwellenländer 27 Cyber-Angriffe im Behördennetz – Mit BSI und LSI zur IT-Sicherheit DIGITALISIERUNG 28 Gewusst wie: Sicherheit am Computer – Umgang mit gefälschten E-Mails 29 Sensortechnik im Hopfenanbau – Staatsminister Helmut Brunner auf Betrieb in der Hallertau 33 Gewusst wie: QR-Codes im Unterricht 34 Unnütze Mails – Gibt es die überhaupt? 36 Gewusst wie: Mit der Referentenansicht bei PowerPoint alle Informationen im Blick 37 Kalium-, Magnesium- und Natriumgehalte von Grünlandaufwüchsen – GRÜNLAND Untersuchungen auf bayerischen Praxisflächen 44 An der Wiege der Gräserzüchtung 46 Die Liquiditätslage bayerischer Haupterwerbsbetriebe UNTERNEHMENS 50 10 Jahre GQS: Wertvolle Hilfe für Landwirte, Lehrkräfte und Berater BERATUNG 52 Die Fichte – Baum des Jahres 2017 55 Begleiten – Beraten – Steuern – Der Fachschulbeirat der Veitshöchheimer Fachschulen 56 Kurzinfo: Spannende Expedition ins „Hoiz“ – Skulpturenausstellung im StMELF BILDUNG 57 Wie schmeckt vegetarisches Fleisch? – Projektarbeit an der Höheren Landbauschule 60 Premiumstrategie für Lebensmittel – Bayerns Top-Spezialitäten und heimische Schmankerl als Imageträger MARKT UND 64 Blickpunkt Europa – Ratspräsidentschaft Estland EUROPA 67 Die Entwicklung des ernährungswirtschaftlichen Außenhandels Bayerns 2016 – Differenzierung nach Produkten – Teil 1 70 Der ernährungswirtschaftliche Außenhandel Bayerns 2016 – Differenzierung nach Ländern – Teil 2 74 Auf die richtige Pause kommt es an ERNÄHRUNG 77 Energieeffizienz in der Außer-Haus-Verpflegung 79 Der Beobachter
Wasserberatung WASSERBERATUNG Wasserpakt – Ziele und Maßnahmen der Partner Vereinbarung zum kooperativen Gewässerschutz mit der Landwirtschaft BERATUNG WASSER- von RAINER PRISCHENK und LUDWIG WANNER: Die Sicherstellung eines gesamtheitlichen, auf hohem Niveau liegenden Schutzes der Gewässer und der Ressource Wasser einschließlich der Feuchtflächen und Moore ist – auch im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie – eine gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung für die Staatsregierung, Kommunen, Verbände der Wasserwirtschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Da die Landwirtschaft einen großen Anteil der Landesfläche nutzt, trägt sie eine besondere Verantwortung, ihre Flächen nachhaltig zu bewirtschaften und die Umwelt für künftige Generationen zu bewahren. Am 21. März 2017 haben auf Initiative von Herrn Staatsminister Brunner 14 Paktpartner den Wasserpakt unter- zeichnet. Paktpartner sind neben den Staatsministerien für Ernäh- schlossen, da er die Zeit für Freiwilligkeitsverpflichtungen als rung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) sowie Umwelt abgelaufen erachtet und daher die strikte Umsetzung und und Verbraucherschutz (StMUV) zahlreiche berufsständi- Einhaltung rechtlicher Vorgaben fordert. sche Organisationen der Landwirtschaft und der abneh- menden Hand, der VBEW als Vertreter der Wasserversorger Gewässerschutz bündeln und verstärken und der Landesfischereiverband. Der Wasserpakt verfolgt das Ziel, alle laufenden Aktivitäten Der Bayerische Gemeindetag als Vertreter der kommu- im Bereich des Gewässerschutzes zu bündeln und zu verstär- nalen Wasserversorger hat sich dem Wasserpakt nicht ange- ken, um zusätzlich zu den Vorgaben des neuen Düngerechts eine schnellere Verbesserung des Zu- standes unserer Gewässer auf freiwilli- ger Basis zu erreichen. Die Laufzeit des Wasserpaktes orientiert sich an der Dauer des zweiten Bewirtschaftungs- zeitraumes der Wasserrahmenrichtlinie (2021) und sieht eine Zwischenevalu- ierung im Jahr 2019 vor. Die Federfüh- rung für die Konzeption des Pakts lag beim StMELF in enger, laufender Ab- stimmung mit dem StMUV. Nach den vorbereitenden Gesprä- chen mit allen potenziellen Partnern Anfang 2016 wurden diese aufgefor- dert, ihren jeweiligen aktiven, eva- luierbaren Beitrag zur Vereinbarung konkret zu formulieren. Diese Beiträge → Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Umweltministerin Ulrike Scharf (vorne) mit den lagen erst im Herbst 2016 vollständig Bündnispartnern (von links): Johann Kreitmeier (Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in vor, da der Abstimmungsprozess in Bayern), Rudolf Sagberger (Bayerischer Müllerbund), Christian Beckmann (Arbeitsgemeinschaft den Führungsgremien teilweise viel Landmaschinenschulen und DEULA), Walter Heidl (Bayerischer Bauernverband), Markus Rauh Zeit beanspruchte. (Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft), Christine Wutz (Verband für Der Landesfischereiverband (LFV) landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern), Georg Thalhammer (Kuratorium Bayerischer wurde als einziger anerkannter Um- Maschinen- und Betriebshilfsringe), Prof. Albert Göttle (Landesfischereiverband), Dr. Stefan Rauh weltverband in die Planungen einbe- (Fachverband Biogas), Walter König (Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgersten zogen, da er auch wirtschaftlicher Nut- anbaus), Jörg Freimuth (Bayerischer Gärtnereiverband) (Foto: Baumgart, StMELF). zer der Gewässer ist. Dieses Vorgehen 4 SUB 7/2017
Wasserberatung wurde und wird durch die anderen Umweltver- bände und die Presse bis dato heftig kritisiert. Infobox 1: Unterstützer des Wasserpaktes Der LFV formulierte zwar zunächst vorwiegend Kritik an der Landwirtschaft, jedoch konnte nach Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und intensiven Gesprächen ein Konsens für die Part- Forsten nerschaft gefunden werden. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz BERATUNG WASSER- Konsens in den Positionen aller Paktpartner Bayerischer Bauernverband (BBV) Bei der Erstellung des Gesamtkonzeptes ergab Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (VBEW) sich intensiver Abstimmungsbedarf, insbeson- dere zwischen StMUV und BBV. Es wurde grund- Kuratorium Bayerischer Maschinen- und Betriebshilfsringe e. V. (KBM) sätzlich darauf geachtet, dass die im Wasserpakt Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e. V. (LKP) festgehaltenen Positionen von allen Paktpartnern Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e. V. (VLF) mitgetragen werden können. Der BBV erachtete eine Zielabsenkung z. B Fachverband Biogas e. V. (FvB) in Unterfranken auf Grund der dortigen Nie- Bayerischer Müllerbund e. V. derschlagssituation und Geologie für notwen- dig, wobei man sich letztendlich auf folgenden Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenanbaus e. V. Passus einigen konnte: „Für die Umsetzung der Landesfischereiverband Bayern e. B. WRRL ist gegebenenfalls eine Überprüfung von ausgewählten Wasserkörpern nötig, inwiefern Fränkischer Weinbauberband e. V. hier die Ziele auf Grund natürlicher Gegeben- Bayerischer Gärtnereiverband e. V. heiten mit verhältnismäßigem Aufwand nur langfristig oder in extremen Ausnahmefällen Arbeistgemeinschaft Landmaschinenschulen und DEULA Bayern nicht erreicht werden können. Diese muss auf der Basis vollständiger und schlüssiger Daten erfolgen. Zu den Prüfkriterien gehören z. B. Anbauver- mit den Umweltzielen der WRRL flächendeckend in Einklang hältnisse, Stickstoff-Salden, sonstige Stoffeinträge, Be- zu bringen ist. Wesentlich dabei sind die beiderseitige Er- triebsstrukturen, Wasserbilanzen, Gewässerbeschaffenheit mittlung und gegenseitige Bereitstellung von Umweltdaten sowie Kosten-Nutzen-Abschätzung, betriebs- und volks- und landwirtschaftlichen Daten sowie Aktivitäten. wirtschaftliche Auswirkungen und Verhältnismäßigkeit Der BBV bringt sich in vielfältiger Weise ein. Im BBV-Bil- möglicher Maßnahmen.“ dungswerk und in regionalen Veranstaltungen wird das Ein weiterer Knackpunkt war die Art der Berichterstat- Thema Gewässerschutz thematisiert wie auch in der Bera- tung über den Zustand der Gewässer auf Grundlage un- tung der Mitglieder. Er sorgt für eine frühzeitige und kon- terschiedlicher Messstellen und Schwellenwerte. Deshalb tinuierliche Einbindung und Abstimmung mit den Grund- wurde die Formulierung in die Vereinbarung aufgenommen: stückseigentümern und betreibt gemeinsam mit dem KBM „Der Freistaat Bayern setzt sich für eine objektive Kommuni- eine Internetplattform zur Vermittlung von Wirtschaftsdün- kation der Gewässersituation durch die EU-Kommission ein.“ gern und Lagerkapazitäten zur Förderung eines effizienten Wirtschaftsdüngereinsatzes. Arbeitsteilung zwischen den Paktpartnern Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirt- Die Schwerpunkte des StMUV liegen beim Wasserpakt in schaft e. V. (VBEW) als Vertreter der Wasserversorger unter- der Aktion Grundwasserschutz, bei Kooperationsverträgen stützt freiwillige Kooperationen in Wasserschutzgebieten in Wasserschutzgebieten einschließlich einer Informations- mit Maßnahmen, die über die reine Ausgleichspflicht nach offensive im kommunalen Bereich. Zudem sollen die Förder- Wasserhaushaltsgesetz hinaus gehen, und engagiert sich programme des Naturschutzes verstärkt für den Schutz der bei Forschungsvorhaben im Bereich Trinkwasserschutz, z. B. Gewässer eingesetzt werden. beim Anbau mehrjähriger Energiepflanzen. Mittlerweile wurde auch eine gemeinsame Arbeits- Das Kuratorium Bayerischer Maschinen- und Betriebs- gruppe mit dem StMELF mit dem übergeordneten Ziel ein- hilfsringe e. V. (KBM) leistet einen wesentlichen Beitrag gerichtet, differenziert nach Gebieten, Gewässertypen und durch die gezielte Vermittlung moderner, ressourcenscho- Art der landwirtschaftlichen Nutzung auszuloten, wie dieses nender Technik bei der Ausbringung von Wirtschafts- und SUB 7/2017 5
Wasserberatung Mineraldüngern sowie Pflanzenschutzmitteln und beteiligt laufprojekte zur Wiederverwertung des in die Teiche einge- sich an Feldvorführungen, Feldtagen oder Demonstrations- schwemmten Bodens. vorhaben. Der Fränkische Weinbauverband e. V. setzt die Priorität Auch die Arbeitsgemeinschaft der Landmaschinenschu- auf die Reduzierung von Erosion und Herbizideinsatz in Ver- len und DEULA Bayern setzt die umweltverträgliche Land- bindung mit modernen Prognosemodellen. technik, z. B. durch spezielle Schultage, Projektarbeiten und Der Bayerische Gärtnereiverband e. V. (BGV) wird in sei- Aktionstage, mehr als bisher in den Mittelpunkt der Aus- ner Beratungsarbeit insbesondere auf die Umsetzung fol- BERATUNG WASSER- und Fortbildung. gender Maßnahmen bei seinen Mitgliedern bzw. deren Kun- Das Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in den hinwirken: Bayern e. V. (LKP) baut für seine Mitglieder eine Bodenda- →→ Speicherung und Verwendung von Niederschlags- tenbank mit einzelschlagspezifischer Düngeplanung auf, die wasser bei Gewächshäusern, eine Optimierung des Düngereinsatzes ermöglicht. →→ Minimierung von Verdunstungsverlusten auf Fried- Der Focus des Verbandes für Landwirtschaftliche Fach- höfen sowie sukzessive Umstellung auf den Einsatz bildung in Bayern e. V. liegt auf einschlägigen Bildungsver- besserer Bewässerungstechnik in Staudengärtne- anstaltungen mit Öffentlichkeitarbeit in Form von Rundbrie- reien und Baumschulbetrieben sowie fen, Newslettern und Internetpublikationen wie auch der →→ die Information der Verbraucher durch BGV und Pflanzenschutz Sachkunde. seine Mitglieder über wassersparende Bewässe- Die Biogasbranche wird bedingt durch Maisanbau und rungsmöglichkeiten. Havarien zunehmend kritisch in der Öffentlichkeit wahrge- nommen. Im Wasserpakt greift der Fachverband Biogas e. V. Landwirtschaftsverwaltung koordiniert die Thematik Gewässerschutz in vielfältiger Weise auf. Dazu Die Koordination der vielschichtigen Maßnahmen der gehören u. a. Schulungen, Praxisratgeber, Demonstrations- einzelnen Partner des Wasserpaktes mit Erarbeitung der betriebe und die Unterstützung von BBV und KBM bei der möglichen Kooperationsansätze obliegt der Landwirt- Güllebörse. schaftsverwaltung. Die Federführung auf Regierungsbe- Der Bayerische Müllerbund e. V. hat ein Hauptaugenmerk zirksebene liegt bei den Fachzentren Agrarökologie. Diese auf den Einsatz stickstoffeffizienter Sorten und wird diesbe- arbeiten dabei eng mit den Gruppen Landwirtschaft und züglich den Dialog zwischen Mühlen, Landwirten und Züch- Forsten – Hochwasserschutz an den Regierungen zusam- tern intensivieren. men, die die Fachzentren speziell bei koordinierenden und Hauptziel des Vereins zur Förderung des Bayerischen organisatorischen Aufgaben bzw. Tätigkeiten unterstüt- Qualitätsgerstenanbaus e. V. ist die Steigerung der Anbau zen. fläche von Qualitätsbraugerste, die aufgrund des niedrigen Die auf dieser Ebene tätigen Paktpartner sind jetzt in re- Düngereinsatzes bereits eine wasserschonende Fruchtart gelmäßigen Abständen einzuladen und die konkrete Um- darstellt. setzung ist vor Ort abzustimmen. Der Landesfischereiverband e. V. beteiligt sich an Pi- lotvorhaben zur Reduktion von Stoffeinträgen, plant ein Gütesiegel „fischschonende“ oder „gewässerschonende“ Landwirtschaft bzw. Biogasanlage, beteiligt sich an der Aus- und Fortbildung von Landwirten und entwickelt Kreis- Infobox 2: Wasserpakt Bayern LUDWIG WANNER Die ausführliche Beschreibung der Aktivitäten der einzel- RAINER PRISCHENK nen Paktpartner ist unter folgender Adresse einsehbar: BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN http://www.stmelf.bayern.de/wasserpakt ludwig.wanner@stmelf.bayern.de rainer.prischenk@stmelf.bayern.de 6 SUB 7/2017
WASSERBERATUNG Wasserberatung Wasserpakt – Ziele der Landwirtschaftsverwaltung Vereinbarung zum kooperativen Gewässerschutz mit der Landwirtschaft BERATUNG WASSER- von RAINER PRISCHENK und LUDWIG WANNER: Miteinander statt übereinander reden und die Dinge gemeinsam voranbringen – das ist Ziel eines Paktes. Das ist auch das Anliegen des Wasserpaktes. Kräfte bündeln, um beim Gewässerschutz in Bayern noch schneller noch mehr zu erreichen. Denn Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Unser Trinkwasser in Bayern wird zu rund 90 Prozent aus Grundwasser gewonnen. Damit kommt dem flächendeckenden Schutz der Gewässer und der Ressource Wasser eine besondere Bedeutung zu. Hier tragen die Landwirte als diejenigen, die einen großen Anteil der Landesfläche bewirtschaften, hohe Verantwortung. Der Artikel schildert im Detail die Maßnahmen seitens der Landwirtschafts- verwaltung. Der Wasserpakt bündelt die wesentlichen Initiativen zum Ernährung, Landwirtschaft Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Gewässerschutz auf freiwilliger Basis. Im Zuge des Was- und Forsten (ÄELF) angesie- xxx serpaktes startet das Bayerische Staatsministerium für Er- delt. In einem Einführungs- nährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) ein umfas- lehrgang werden sie von sendes Maßnahmenpaket zum Gewässerschutz und setzt der Staatlichen Führungs- dabei auf Wissen, Kooperation und Überzeugung als den akademie für Ernährung, besten Weg, um nachhaltige und langfristige Wirkung zu Landwirtschaft und Forsten erreichen. (FüAk) und der Landesan- Das Paket umfasst u. a. eine Verdoppelung der Zahl der stalt für Landwirtschaft (LfL) Wasserberater, den Aufbau von Demonstrationsbetrieben, geschult und auf ihre Auf- Gewässer-, Boden-, Klimaschutz die Verstärkung der Bildungs- und Beratungsaktivitäten und gabe vorbereitet. eine Ausweitung der Fördermaßnahmen mit dem Schwer- Demonstrationsbetriebe punkt Boden- und Wasserschutz (z. B. Gewässerschutzstrei- Aufbau eines Netzes Betrieb Mustermann Musterort fen) im Rahmen des KULAP. von Demonstrationsbe- trieben Wasserp akt Bayern Um die Landwirte praxisnah Der Wasserpakt ergänzt die aktuelle Novellie- informieren zu können, wird rung des Düngerechts und setzt dabei auf noch heuer ein bayernwei- www.xxx.bayern.de die Wirkung von Bildung und Beratung und tes Netz von Demonstrati- passgenaue Förderangebote. onsbetrieben aufgebaut, → Abbildung: Faltblatt eines Staatsminister Helmut Brunner die sich durch besondere Demonstrationsbetriebes gewässerschonende Be- wirtschaftungsweisen auszeichnen. Insgesamt werden rund Mehr Wasserberater in ganz Bayern 100 Demonstrationsbetriebe in Bayern angestrebt. Die Zahl der Wasserberater an den Fachzentren Agraröko- logie wird in diesem Jahr von 18 auf 35 nahezu verdoppelt. Intensivierung der Forschung Die Dienstgebiete wurden vom StMELF nach dem Anteil der Für spezielle Forschungsprojekte (u. a. zur Verbesserung der Maßnahmengebiete an den gesamten Grund- und Ober- Gülleausbringung, der Mulchsaat- bzw. Direktsaattechnik, flächenwasserkörpern festgelegt. Die neuen Wasserbera- des Erosionsschutzes und zur Reduzierung des Stickstoff- ter werden wie bisher den Fachzentren L3.2 Agrarökologie dünger-Einsatzes) werden insgesamt 1,5 Millionen Euro be- zugeordnet, jedoch teilweise disloziert an den Ämtern für reitgestellt. SUB 7/2017 7
Wasserberatung Eine wichtige Rolle spielt dabei die Weiterentwicklung Weniger stickstoffabhängige Qualitätsstandards der Landtechnik gerade in Richtung „smart farming“ mit Um stickstoffabhängige Qualitätsanforderungen, d. h. Min- teilflächenspezifischer Bewirtschaftung in Verbindung mit dest-Proteingehalte beim Brotweizen zu reduzieren, werden Sensortechnologie zur Optimierung der Düngung. Gespräche mit den Entscheidungsträgern des Handels und der Ernährungswirtschaft intensiviert. Gleichzeitig soll die Schwerpunkt Gewässerschutz bei der Bildung Entwicklung stickstoff-reduzierter Anbausysteme vorange- Auch im Bereich Bildung wird ein Schwerpunkt auf den Ge- trieben werden (z. B. Entwicklung eines witterungsabhängi- BERATUNG WASSER- wässerschutz gelegt – an den Fachschulen ebenso wie bei gen Stickstoff-Prognosemodells, Systeme zur verlustarmen Fortbildungsmaßnahmen und in der Erwachsenenbildung. Wirtschaftsdüngerausbringung). Die Landesanstalt für Landwirtschaft wird dazu spezielle Vortragsunterlagen, Lehrerhandreichungen usw. erarbei- Umsetzung der Düngeverordnung in die Praxis ten. Um die Vorgaben der neuen Düngeverordnung möglichst rasch und effektiv in die Praxis umzusetzen, sollen spezielle Schwerpunkt beim Kulturlandschaftsprogramm EDV-Programme und Unterlagen erstellt werden. Darüber Im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) liegt der Schwer- hinaus wird das Beratungs- und Bildungsangebot ausge- punkt auf Boden- und Gewässerschutz. Die KULAP-Fläche weitet. wurde heuer aufgrund zusätzlicher gewässerschonender Maßnahmen deutlich ausgeweitet (u. a. Gewässer- und Ero- Abstimmung der Umsetzung vor Ort sionsschutzstreifen, Umwandlung von Acker in Grünland an Die Koordination von Maßnahmen des Wasserpaktes liegt Gewässern, extensive Grünlandnutzung an Gewässern, Öko- bei der Landwirtschaftsverwaltung. Die Federführung auf logischer Landbau). Allein für Neuanträge standen in diesem Regierungsbezirksebene erfolgt durch die Fachzentren Ag- Jahr 14,1 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung (insgesamt rarökologie an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft 112 Millionen Euro). und Forsten. Diese arbeiten dabei eng mit den Gruppen Landwirtschaft und Forsten – Hochwasserschutz an den Initiative „boden:ständig“ bayernweit etabliert Regierungen zusammen, die die Fachzentren speziell bei Die erfolgreiche Initiative für verbesserten Boden- und Ge- koordinierenden und organisatorischen Aufgaben bzw. Tä- wässerschutz (www.boden-staendig.eu/) wird nach der bay- tigkeiten unterstützen. Die auf Bezirksebene tätigen Pakt- ernweiten Pilotphase zu einem dauerhaften Angebot. Dafür partner werden in regelmäßigen Abständen eingeladen, um werden acht Projektstellen an den Ämtern für Ländliche Ent- die konkrete Umsetzung vor Ort abzustimmen. wicklung eingerichtet. Eigenes Internetangebot zum Gewässerschutz Auf den Gewässerschutz wird heuer bei der Öffentlichkeits- arbeit ein besonderer Schwerpunkt gelegt. Unter anderem wird ein eigenes Internet-Angebot aufgebaut. Zudem wid- met sich eine Reihe von Beiträgen in der Fachpresse diesem Thema. Alternative Energiepflanzen forciert Um den Anbau von alternativen Energiepflanzen zu for- cieren, werden nicht nur Informations- und Demonstra- tionsflächen an verschiedenen Standorten etabliert, das LUDWIG WANNER Landwirtschaftsministerium unterstützt auch das Demons- RAINER PRISCHENK trations-Projekt „Silphie-Anbau in der nördlichen Franken- BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR alb“ mit einem Anbauumfang von ca. 100 Hektar. Die ag- ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN rarfachliche Begleitung erfolgt durch das Technologie- und ludwig.wanner@stmelf.bayern.de Förderzentrum (TFZ). rainer.prischenk@stmelf.bayern.de 8 SUB 7/2017
Ausbildung AUSBILDUNG Nord-Süd-Vergleich Referendariat Einstieg in die vierte Qualifikationsebene der Landwirtschaftsverwaltung in Nordrhein-Westfalen und Bayern von ULRIKE SCHMIDT: Der Vorbereitungsdienst für den Einstieg in die Laufbahn des höhe- ren Dienstes in der Landwirtschaftsverwaltung wird in den Bundesländern nicht einheitlich durchgeführt. Bayern und Nordrhein-Westfalen verfolgen unterschiedliche Ansätze, abge- stimmt auf die jeweilige Landwirtschaftsverwaltung. Wo liegen die Unterschiede, wo die Ausbildung Gemeinsamkeiten? Entsprechen die Konzepte noch den aktuellen und zukünftigen Anforde- rungen an die Landwirtschaftsverwaltung? Eine Referendarin, die nach acht Monaten vom Agrarreferendariat in NRW ins Referendariat nach Bayern wechselte, setzt sich mit den Inhal- ten des Agrarreferendariats auseinander. Das Referendariat bereitet Nachwuchskräfte für den höhe- an den agrarwirtschaftlichen Fachschulen nachzugehen ren Dienst und die damit verbundenen mannigfaltigen Auf- (siehe Infobox 1). gaben in der Landwirtschaftsverwaltung in den Bundeslän- dern vor. Die Referendare sollen während dieser Ausbildung Zulassung zum Referendariat in Bayern die notwendigen sozialen und fachlichen Kompetenzen er- Die rechtliche Zuständigkeit liegt in Bayern beim Bayeri- langen um verantwortungsbewusst leitende Tätigkeiten schen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und auszuüben und insbesondere in Bayern der Lehrtätigkeit Forsten (StMELF) im Einvernehmen mit dem Bayerischen Infobox 1: Der Referendar – eine Begriffsbestimmung Referendar leitet sich vom lateinischen „referendarius“ ab und bedeutet im engen Sinne „Berichterstatter“. Die Dienstbezeichnung „Referendar“ ist geschützt und darf nur nach der öffentlich-rechtlichen Zulassung oder Vereidigung zum Referendar geführt werden. Im Vorbereitungsdienst für die Beamtenlaufbahn im höheren Dienst werden die „Lehrlinge‘“ in Deutschland als Referendare be- zeichnet. Das Referendariat baut auf dem erfolgreichen Abschluss eines mindestens vierjährigen Studiums an einer Universität (in NRW auch (Fach-) Hochschule) auf und dauert in der Regel zwei Jahre. Es soll den Referendaren die praktischen Befähigun- gen und notwendigen Kenntnisse und Handlungskompetenzen vermitteln, um in der jeweiligen Verwaltungseinheit eingesetzt werden zu können. Mit dem Bestehen der „Großen Staatsprüfung“ bzw. der „Großen Agrarwirtschaftlichen Staatsprüfung“ wird das Recht erwor- ben, die Bezeichnung „Assessorin/Assessor der Agrarwirtschaft“ zu führen. In Bayern werden die Referendare nach Bestehen der Staatsprüfung in der Regel in das Beamtenverhältnis auf Probe übernom- men und führen dann die Dienstbezeichnung „Landwirtschaftsrätin bzw. Landwirtschaftsrat“. In NRW sind Verbeamtungen dagegen selten und nach Abschluss des Referendariats werden die Assessoren im Angestellten- verhältnis beschäftigt. Die Referendare werden als „Beamte auf Widerruf“ geführt und erhalten Anwärterbezüge in Höhe von etwa 1 385 Euro brutto mtl. Damit beläuft sich das jährliche Grundgehalt auf etwa 17 600 Euro brutto. Die bayerischen Referendare erhalten etwa 14 Euro mtl. weniger als ihre Kollegen in NRW, allerdings erhalten die bayerischen Referendare jährliche Sonderzahlungen in Höhe von etwa 970 Euro. In NRW wurden die Sonderzahlungen in das Grundgehalt integriert, diese fallen aber im Vergleich niedriger aus. Zusätzlich können in beiden Bundesländern Familien- und Kinderzuschläge abgerufen werden. Es besteht Beihilfeanspruch zu 50 Prozent, der restliche Teil muss durch eine private Krankenversicherung abgedeckt werden. SUB 7/2017 9
Ausbildung Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Schwerpunkte in Bayern: Schule und Beratung Heimat (StMFLH) und dem Landespersonalausschuss. Die Die Ausbildung im Vorbereitungsdienst in Bayern gliedert Rechtsgrundlagen für das Landwirtschaftsreferendariat bil- sich in zwei Abschnitte an unterschiedlichen Ausbildungs- den die „Zulassungs-, Ausbildungs-, und Prüfungsordnung orten, begleitet von verschiedenen Seminaren und Lehrgän- für die Laufbahn des höheren Beratungs- und Fachschul- gen während des gesamten Vorbereitungsdienstes (siehe In- dienstes in den Bereichen Agrarwirtschaft und Hauswirt- fobox 2). Den überwiegenden Teil der Ausbildung leisten die schaft (AHZAPO/hD) vom 13. September 2007 gemeinsam Referendare an den zwei zugewiesenen Ämtern für Ernäh- mit den „Vollzugshinweisen zur Durchführung des Vorbe- rung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) ab. Die Ausbildung reitungsdienstes für den Einstieg in der vierten Qualifika- wird unterstützt von der Landesanstalt für Landwirtschaft tionsebene der Fachlaufbahnen „Naturwissenschaft und (LfL), der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Technik“ im fachlichen Schwerpunkt „Agrarwirtschaft, Haus- den verschiedenen agrarwirtschaftlichen Fachschulen und wirtschaft, Ernährung“ vom 1. Juni 2016. diversen anderen Behörden. Ausbildung Die Einstellungsbehörde ist in Bayern das StMELF. Es Im Herbst jeden Jahres beginnt der Unterricht an den führt die Ausbildung der Referendare zusammen mit den Landwirtschaftsschulen an den ÄELF. Die Referendare nachgeordneten Behörden und Einrichtungen durch. Eine sind hier aktiv in den Unterricht eingebunden, insbeson- zentrale Rolle nimmt hierbei die Staatliche Führungsakade- dere in ihren jeweiligen Schwerpunktfächern, im ersten mie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) ein. Ausbildungsjahr auch in allgemeinbildenden Fächern wie Sie unterstützt das Staatsministerium und die Ämter für Ernährung, Land- Infobox 2: Ausbildungsseminare im Vergleich wirtschaft und Forsten (ÄELF). Neben den gesetzlich vorgeschrie- Seminare während des Referendariats in Bayern: benen und persönlichen Voraussetzun- • Allgemeine Verwaltung gen für die Berufung in ein Beamten- • Rhetorik verhältnis müssen die Bewerber ein • Gesprächsführung in der Beratung und Beratungsmethodik mindestens vierjähriges Diplom- oder • Berufsbildung und Management am Amt Masterstudium an einer wissenschaft- • Betriebswirtschaftliches Grundwissen lichen Hochschule bzw. Universität im • Grundlagen der Ökonomik und Buchführung Bundesgebiet in den jeweiligen Fach- • Ökonomik der Betriebszweige und Betriebsplanung richtungen abgeschlossen haben. Im • Fördervollzug am Amt Bereich der Agrarwissenschaften sind • Entwicklung ländlicher Raum, Fachplanung und Stellungnahmen dies die Fachrichtungen Pflanzenpro- • Agrarpolitik und Markt duktion, Tierproduktion, Milchwis- • Grundlagen der Pädagogik und Pädagogik Vertiefung senschaften sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus. Seminare während des Referendariats in Nordrhein-Westfalen: Des Weiteren ist eine mindestens • Rechtsordnung, Ordnungsrecht, Staats- und Verfassungsrecht, Europäische Union sechsmonatige praktische Ausbil- • Allgemeines Verwaltungsrecht und Rechtsgebiete der Agrarverwaltung dung nachzuweisen, wobei eine be- • Verbraucher- und Naturschutz, Düngerecht, Raumplanungen standene Abschlussprüfung in einem • Berufsbildungsrecht, Arbeits- und öffentliches Dienstrecht nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) • Unternehmensrecht, Handels- und Steuerrecht anerkannten Ausbildungsberuf der • Förderung im Agrarbereich, Verfahrensabwicklung in der Förderung entsprechenden Fachrichtungen als • Gesprächsführung, Moderation, Projektmanagement gleichwertig anerkannt wird. Auch eine • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Risikomanagement und IT-Sicherheit berufliche Tätigkeit nach Abschluss • Mitarbeiterführung, Mitarbeitergespräch und Kommunikation des Studiums erkennt das StMELF an. • Haushalt und Finanzierung, Controlling und Kostenrechnung • Buchführungsanalyse • Qualitätsmanagement • Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen, Web-Seminare entwickeln • Beratungsprozess, Beratungsgespräch, Beratungssituation • einwöchige Exkursion nach Brüssel 10 SUB 7/2017
Ausbildung Ausbildung → Bild 1: Außerirdische? Nein, „nur“ Referendare und Fachlehreranwärterinnen fertig angezogen zum Ausflug in den Schweinestall (Bayerischer Jahrgang 2016 bis 2018) (alle Fotos: Ulrike Schmidt). Berufsausbildung und Mitarbeiterführung sowie Volkswirt- sche Prüfungsteile abgelegt. Dazu zählen eine mündliche schaft und Agrarpolitik. Zusätzlich hospitieren die Refe- und schriftliche Prüfung, sowie die benoteten Unterrichts- rendare bei hauptamtlichen Lehrkräften. stunden der beiden Schulwinter. Die Fachprüfungen am Für die pädagogische Beurteilung der Referendare wer- Ende der Ausbildungszeit setzten sich aus einem mündli- den gehaltene Stunden bewertet. Ein Teil der pädagogi- chen und vier schriftlichen Prüfungsteilen sowie einer Be- schen Prüfung sind die zwei Lehrvorführungen, wobei die ratungsprüfung zusammen. Die Fachprüfung im Schwer- Prüfungskommission um Vertreter des Bayerischen Minis- punktfach des Referendars wird doppelt, in den anderen teriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Fachrichtungen sowie im Prüfungsteil Verwaltung einfach (StMBKWK) erweitert wird, um zusätzlich die Belange und gewichtet. Die Beratungsprüfung geht mit dreifachem No- Anforderungen an einen studierendengerechten Unterricht tengewicht in die Endnote ein. aus Sicht des Kultusbereichs zu prüfen und die Qualität des Unterrichts an den Fachschulen sicherzustellen. Das Referendariat in Nordrhein-Westfalen Im Sommersemester der Landwirtschaftsschule finden Die Rechtsgrundlage für das Agrarreferendariat in Nord- mehrere sogenannte Sommerschultage statt, die sich mit rhein-Westfalen (NRW) ist die „Verordnung über die Aus- einem speziellen Lerninhalt, z. B. Besuch eines Schlachthofes bildung und Prüfung für die Laufbahn des höheren agrar- oder eines Landtechnikherstellers, beschäftigen. An zweien wirtschaftlichen Dienstes im Land Nordrhein-Westfalen“ dieser Termine sollen die Referendare aktiv eingebunden (VAPhD-Agr) in ihrer jeweils gültigen Fassung. Die Verord- werden und mitwirken. nung wurde zuletzt am 24. August 2016 geändert. Im Ausbildungsteil Beratungsausbildung hospitieren Für die Verordnung zuständig ist das Ministerium für die Referendare bei mehreren Beratungsmaßnahmen bzw. Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbrau- führen sie selbst durch. Zusätzlich soll der Referendar eine cherschutz (MKULNV). Die einstellende Behörde ist in NRW Gruppenveranstaltung selbst moderieren und diese vor- das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und nachbereiten. (LANUV). Das LANUV stellt in NRW eine eigenständige Den Abschluss des Vorbereitungsdienstes bildet die An- Landesbehörde dar, mit der zuständigen Aufsicht beim stellungsprüfung oder auch „Große Staatsprüfung“, in der MKULNV. Das LANUV dient als wissenschaftliche und tech- die Befähigung des Referendars für die Laufbahn des höhe- nische Fachbehörde und untersteht nicht der politischen ren Beratungs- und Fachschuldienstes im Bereich Agrarwirt- Verantwortung; es soll als neutrale Prüfungs-, Aufsichts- und schaft festgestellt werden soll. Während der zweijährigen Berichterstattungsbehörde den anderen Behörden, der Lan- Ausbildungsphase werden in Bayern begleitend pädagogi- desregierung und der Bevölkerung dienen. SUB 7/2017 11
Ausbildung Kammer übernimmt Ausbildung Die Ausbildung der Referendare hat das LANUV teilweise an die Landwirtschaftskammer (LWK) des Landes delegiert. Den bestimmenden Teil der Ausbildung leisten die Referendare an den 14 Kreisstellen der LWK ab. Neben den beamtenrechtlichen Vorausset- zungen und der Hochschulbildung ist in NRW eine mindestens einjährige landwirtschaftliche, gartenbauliche oder hauswirtschaftliche fach- praktische Ausbildung mit Praktikantenprüfung oder hauptberufliche Tätigkeit nachzuweisen. Ausbildung Dies kann, wie auch in Bayern, durch eine be- standene Abschlussprüfung in einem nach dem → Bild 2: Seminarunterricht: Auch Bewegung gehört dazu. Berufsbildungsgesetz (BBiG) anerkannten Ausbil- dungsberuf in den Fachrichtungen Landwirtschaft, Garten- den Kreisstellen der Landwirtschaftskammer im Arbeitsbe- bau oder Hauswirtschaft erfolgen. reich Verwaltung. Der zweite Abschnitt „Leiten und Steuern“ dauert sechs Drei Ausbildungsblöcke in NRW Monate. Er findet zum einen Teil in den unterschiedlichen Die Ausbildung im Vorbereitungsdienst in NRW gliedert Abteilungen des LANUV, z. B. Naturschutz, Landschafts- sich in die drei Abschnitte „Verwalten“, „Leiten und Steuern“ pflege, Jagdkunde, Fischereiökologie oder Verbraucher- und „Beraten“, die etwa 22 Monate dauern. Für die Vorbe- schutz, Tiergesundheit, Agrarmarkt, statt. Nach diesem reitung und Durchführung der Abschlussprüfung, in NRW Teilabschnitt wechseln die Referendare an die Zentrale der die „Große Agrarwirtschaftliche Staatsprüfung“, sind weitere Landwirtschaftskammer und können in den verschiedenen zwei Monate vorgesehen, so dass der Vorbereitungsdienst Geschäftsbereichen, z. B. Standortentwicklung, Ländlicher in Summe ebenfalls in 24 Monate durchgeführt wird (siehe Raum oder Unternehmensentwicklung und Beratung, ein- Infobox 3). Begleitend werden während des gesamten Refe- gesetzt werden. Während des Abschnitts besteht für die rendariats, teils mehrwöchige, Seminare mit verschiedenen Referendare auf Wunsch die Möglichkeit auch an einer der Themenschwerpunkten besucht (siehe Infobox 2). sieben landwirtschaftlichen Fachschulen im Unterricht zu Der Ausbildungsabschnitt „Verwalten“ umfasst neun Mo- hospitieren. nate. Der Referendar befindet sich dazu überwiegend an Der dritte Abschnitt „Beraten“ umfasst sieben Monate. Die Referendare sind jetzt in der Regel wieder an den Kreisstellen der Landwirtschaftskammer im Arbeitsbereich Infobox 3: Dauer des Referendariats Beratung eingesetzt. In verpflichtenden Arbeitsgemeinschaften treffen sich In Bayern und Nordrhein-Westfalen einschließlich Ab- alle Referendare des jeweiligen Jahrgangs mit ihren Aus- schlussprüfungen regulär 24 Monate. Verkürzung auf An- bildern der Kreisstelle und Ausbildern des LANUV und der trag möglich, insofern die bisher ausgeführte berufliche LWK und stellen im freien Vortrag praktische Fälle aus dem Tätigkeit dem Ziel des Vorbereitungsdienstes dienlich ist. Verwaltungsalltag vor, die sie selbst bearbeitet haben, und • Beginn in Bayern zum 1. Juni, in NRW zum 1. Oktober. diskutieren die Vorträge, die Vorgehensweise und die ge- • In Bayern 19 Monate an zwei ÄELF mit ihren angeglie- troffene Entscheidung. derten Fachzentren, ca. 16 Wochen Ausbildungssemi- Zusätzlich sind von jedem Referendar im ersten Ausbil- nare, drei Wochen an der LfL bzw. LWG und etwa eine dungsabschnitt sechs Berichte anzufertigen, ähnlich der Woche an der FüAk. Facharbeiten in Bayern. In diesem Abschnitt muss der Re- • In NRW neun Monate an den Kreisstellen der ferendar auch zwei Veranstaltungen moderieren und eine Landwirtschaftskammer (LWK), sechs Monate an der Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit planen und durchfüh- Zentrale der LWK oder am Landesamt für Natur, ren. Während der Beratungsausbildung ist als verpflichtende Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), sieben Aufgabe eine Bildungsmaßname bzw. Veranstaltung für die Monate an den Beratungsdienststellen der LWK und berufliche Weiterbildung zu planen, zu organisieren und ab- zwei Monate Prüfungsvorbereitung. schließend zu evaluieren. Der Referendar bearbeitet min. zwei Beratungsfälle aus dem Gebiet der sozioökonomischen 12 SUB 7/2017
Ausbildung ÄELF, der FüAk und der LfL qualifiziert. In NRW erhalten die Re- ferendare eine juristische verwaltungsdienliche Aus- bildung, die es ihnen ermög- licht vielschichtige Rechts- und Verwaltungsvorgänge im gesamten Instanzenzug der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsverwaltung zu bearbeiten. Die Ausbil- Ausbildung dung in der Beratung dient dem Wesen der Landwirt- schaftskammer als öffent- lich-rechtliche Körperschaft, die teilweise durch ihre Mit- glieder finanziert Aufgaben der Agrarverwaltung wahr- → Bild 3: Besuch des Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes 2016 in München (Bayerischer Jahrgang 2016 nimmt und die Beratung bis 2018). in betrieblichen Fragen als zweite Schwerpunktaufgabe oder produktionstechnischen Beratung und stellt diese ent- per Gesetz wahrnimmt. sprechend schriftlich dar. Mit der Reform des Agrarreferendariats in NRW im Jahr Den Abschluss des Vorbereitungsdienstes bildet ein 2011 wurde die pädagogische Ausbildung für den Unter- zweimonatiger Zeitraum der Prüfungsvorbereitung, der richt an agrarwirtschaftlichen Fachschulen bzw. Berufskol- mit der „Großen Agrarwirtschaftlichen Staatsprüfung“ ab- legs ausgelagert und untersteht in Gänze dem Kultusmi- schließt. In dieser Prüfung soll die Eignung des Referendars nisterium und wird nun in einem gesonderten Verfahren für die Laufbahn des höheren Dienstes in der Agrarverwal- durchgeführt. Dabei wird die Lehrerausbildung nach dem tung im Land Nordrhein-Westfalen festgestellt werden. Agrarreferendariat in einer zweiten zweijährigen Vorberei- In NRW ist die Gewichtung der Noten, die während der tungszeit „on-the-Job“ mit Unterstützung durch das „Zen zweijährigen Ausbildungsphase erlangt werden, höher als trum für schulpraktische Lehrerausbildung“ an der Außen- in Bayern. Die Noten aus Facharbeiten, Berichten, Modera- stelle Bonn durchgeführt. Es handelt sich dabei um den tionen und Beratungen gehen dreifach in die Endnote ein. sogenannten „Seiteneinstieg“ in den Schuldienst mit be- Eine gegen Ende der Ausbildungszeit anzufertigende Haus- rufsbegleitendem Vorbereitungsdienst für Universitätsab- arbeit wird zweifach, die zwei Abschlussprüfungen in den solventinnen und -absolventen. So entfällt in NRW die pä- Schwerpunkten Verwaltungs- und Agrarrecht sowie Politik dagogische Ausbildung während des Agrarreferendariats und Beratung werden jeweils einfach gewertet. Zu jedem nahezu vollständig; allerdings ist das Agrarreferendariat Ausbildungsabschnitt wird eine separate mündliche Prü- nicht Voraussetzungen für den pädagogischen Seitenein- fung mit einfacher Gewichtung durchgeführt. stieg. Vielmehr stehen die zwei Vorbereitungsdienste ne- beneinander, vielleicht sogar in Konkurrenz zueinander. Große Bedeutung der Pädagogik in Bayern In Bayern liegt der Schwerpunkt der Ausbildung unverkenn- Schwerpunkt auf Verwaltungsausbildung in NRW bar in der pädagogischen Ausbildung und der Schulung für Die Verwaltungsausbildung ist mit neun Monaten in NRW die sozioökonomische Beratungspraxis. Im Vergleich dazu sehr umfangreich. Dagegen bestehen für den bayerischen legt Nordrhein-Westfalen den Schwerpunkt auf die Verwal- Landwirtschaftsreferendar in 24 Monaten Vorbereitungs- tung und die produktionstechnische Beratung bzw. in der dienst überwiegend die Möglichkeiten, sich selbstständig Beratung der Familien bzgl. Hofnachfolge und Höfeordnung. in das „Verwaltungsgeschehen“ einzubringen. Dienliche In- Die bayerischen Landwirtschaftsreferendare erhalten halte werden dem Referendar im Umfang von etwa vier Wo- eine fundierte pädagogische und beratungsmethodische chen vermittelt, sowie weitere „kleinere“ begleitende Maß- Ausbildung, die sie als „Allrounder“ am StMELF selbst, den nahmen absolviert. SUB 7/2017 13
Ausbildung An dieser Stelle wird ein Defizit in der Ausbildung der bayerischen Referendare im Bereich Verwaltung und in den betreffenden Rechtsgebieten gegenüber dem Referendar in NRW deutlich. Vor dem Hintergrund des sich ständig im Wandel befindlichen Fachrechts und der Notwendigkeit von weiteren geforderten gezielten Fachrechtskontrollen im landwirtschaftlichen Betrieb, sollte diese Ausbildungs- praxis kritisch geprüft werden. Seiteneinstieg in die Kultusverwaltung nur in NRW Dem nordrhein-westfälischen Referendar steht ein weiterer Vorbereitungsdienst im Umfang von 24 Monaten bevor, der Ausbildung ihm nach erfolgreichem Abschluss allerdings dann größere Möglichkeiten im Bereich des Kultus bietet, als dem ferti- gen Referendar in Bayern, dem die Verwendung an anderen Schulen abseits der agrarwirtschaftlichen Fachschulen und → Bild 4: Seminarunterricht: Die Referendare erklären sich gegenseitig Landwirtschaftsschulen vorenthalten ist. die Lerninhalte. Die Assessorin bzw. der Assessor der Agrarwirtschaft aus NRW kann sich in Bayern bewerben und in einer Art „Seiten- Agrarwirtschaft und Hauswirtschaft ausgebildet und ein- einstieg“ die pädagogische Ausbildung nachholen und sich gestellt. Die Bewerberzahlen sind konstant hoch. In Nord- auch so für den höheren Dienst in der bayerischen Land- rhein-Westfalen sind die Bewerberzahlen rückläufig; im Vor- wirtschaftsverwaltung qualifizieren. Umgekehrt werden die bereitungsdienst befinden sich fünf bis zehn Referendare Assessoren aus Bayern nach Prüfung der fachlichen Kompe- je Jahrgang. In NRW hat das Konzept ohne pädagogische tenzen in NRW nahezu problemlos eingestellt. Ausbildung den Lehrermangel im agrarwirtschaftlichen Sek- tor eher unterstützt, denn ein „zweites Referendariat“ nach Kaum Verwendung für Beratungskompetenzen einem Marathon von 24 Monaten agrarwirtschaftlichem Re- Die produktionstechnische Beratung in der Fläche in Bay- ferendariat erscheint, trotz voller Bezahlung, wenig attraktiv. ern wie auch in NRW liegt inzwischen überwiegend in der Beide Vorbereitungsdienste wurden bei ihrer Einfüh- Hand der sogenannten Verbundpartner, wie Bauernver- rung an die zu diesem Zeitpunkt bestehende Situation in band, Landberatung und Landeskuratorien. Auch die sozi- der Landwirtschaft und der Landwirtschaftsverwaltung ab- ale Beratung wird vielfach durch Vereine oder auch kirchli- gestimmt. Um den Anforderungen der Zeit gerecht zu wer- che Träger übernommen. Die Industrie hat in den letzten den sollten die Ausbildungskonzepte regelmäßig daran an- Jahren konsequent ein Beratungsnetzwerk aufgebaut, das gepasst werden sowohl in Bayern als auch in NRW muss die den Landwirten in den meisten Fragen schnell Antworten Gewichtung der Beratung im Apparat „Landwirtschaftsver- liefert. Zusätzlich ist auch die Beratung und Informationsbe- waltung“ und damit auch in der Ausbildung der zukünftigen schaffung der nachrückenden Generation über die zur Ver- Mitarbeiter überdacht werden. Die Frage nach der Notwen- fügung stehenden „neuen Medien“ nicht zu unterschätzen. digkeit der Beratungsausbildung im jetzigen Umfang muss Zum einen ist es wichtig die angehenden Führungskräfte erlaubt sein. ausreichend in der Beratung und Pädagogik zu schulen, Um den jetzigen und zukünftigen Anforderungen in denn auch im täglichen Umgang mit Vorgesetzen und als der Landwirtschaftsverwaltung gerecht zu werden, ist ver- Vorgesetzter selbst ist die Gesprächsführung, Beratungsme- mutlich eine strukturierte Mischung beider Vorbereitungs- thodik und auch die allgemeine Psychologie und Pädagogik dienste angeraten. von entscheidender Bedeutung. Zum anderen sollte hin- terfragt werden, ob und inwieweit der Teil der Ausbildung Literatur bei der Autorin. in der Beratung auf das noch notwendige Maß beschränkt werden kann und sollte. ULRIKE SCHMIDT Anpassung bei beiden Systemen notwendig AMT FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT In den vergangenen Jahren wurden in Bayern für den hö- UND FORSTEN BAYREUTH heren Dienst jährlich etwa 25 Referendare in den Bereichen ulrike.schmidt@fueak.bayern.de 14 SUB 7/2017
AUSBILDUNG A usbildung Produktionssysteme in der Nutztierhaltung Angehende Amtstierärzte besichtigen landwirtschaftliche Betriebe von DR. ANNE-KATRIN BAJTAY, ULLA SCHEIBKE und MAXIMILIAN HOFINGER: Eine zuneh- mend komplexe Arbeitswelt erfordert bestens ausgebildete Fachkräfte. Die Veterinärver- waltung bereitet ihre Nachwuchskräfte in einem Amtstierärztelehrgang auf ihre Tätigkeit im öffentlichen Dienst vor. Die angehenden Amtstierärzte besuchen dabei auch landwirtschaft- liche Betriebe und Lehranstalten. Diese Zusammenarbeit zwischen dem Landesamt für Ge- Ausbildung sundheit und Lebensmittelsicherheit, der Landesanstalt für Landwirtschaft und den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sorgt für den Austausch und die Vernetzung von Amtstierärzten und Spezialisten aus der Landwirtschaft. Speziell die Fortbildung „Produkti- onssysteme in der Nutztierhaltung“ bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, landwirtschaftli- che Betriebe außerhalb einer Kontrollsituation zu besichtigen und Einblick in die alltäglichen Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft zu nehmen. Der Amtstierarztlehrgang ist kein Refe- rendariat, sondern eine Laufbahn der besonderen Fachrichtung. Nach einer umfassenden Neukonzeption 2015 findet er jetzt berufsbegleitend statt. Die Inhalte werden über „Blended Le- arning“, eine Kombination von Präsenz- veranstaltungen und Fernlernphasen, vermittelt. Die 30 Kursteilnehmer müs- sen während ihrer Arbeitszeit an ihren Dienststellen (Veterinärämter, Regie- rung, Bayerisches Landesamt für Ge- sundheit und Lebensmittelsicherheit) einen Praxiskatalog abarbeiten. Der Kurs besteht aus drei Ausbil- dungsabschnitten von jeweils sechs Monaten beziehungsweise Modul- → Bild 1: Die angehenden Amtstierärzte der Veterinärverwaltung, rechts unten Dr. Bellof, Dr. Höfer gruppen (MG), die jeweils in einen und Dr. Dr. Schick (Foto: Delfs). fachtheoretischen Teil (Präsenzlernen und Fernlernen mit „BayLern“) und in einen berufsprakti- Fortbildung in Theorie und Praxis schen Teil (Praxislernen) untergliedert sind. Die Modulgrup- Die Fortbildung Produktionssysteme in der Nutztierhal- pen schließen mit den jeweils zugehörigen Prüfungen ab. tung beginnt mit einem Betriebsbesuch, bei dem die Kurs Im zweiten Ausbildungsabschnitt finden sich die Module teilnehmer in Kleingruppen jeweils einen von sechs Betrie- Tierarzneimittel, Tierschutz und Tiergesundheit. Zur Vorbe- ben (Rinder bzw. Schweinehalter) als Gesamtheit kennen reitung auf diese Fachmodule dient die Pflichtfortbildung lernen. Anschließend finden Expertentage bei der bayeri- „Produktionssysteme in der Nutztierhaltung“, mit der die Ba- schen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) für die Tier- sis für einen einheitlichen Wissenstand der Kursteilnehmer arten Rind, Schwein und Geflügel statt. Dabei gibt es je- im Bereich Nutztierhaltung gelegt werden soll. weils einen Vortragsteil, in dem sich die Experten der LfL SUB 7/2017 15
A usbildung und ihre Arbeitsbereiche vorstellen. Außerdem werden von den Kursteilnehmern vorbereitete Fragen beantwortet. Im praktischen Teil wurden die Stallbauausstellung und Käl- ber-, Bullen- und Milchviehställe in Grub, der Schweinestall in Schwarzenau bzw. die Geflügelhaltung in Kitzingen be- sichtigt. Dabei gab es auch Gelegenheit zur Diskussion. In diesem Jahr musste der praktische Teil in Kitzingen aufgrund der Situation bezüglich der Aviären Influenza (Vogelgrippe) leider entfallen. Den Abschluss der Fortbildung bildete ein Präsentationstag, bei dem die Kursteilnehmer den Betrieb, den sie besucht hatten, in einer kurzen Präsentation vor- stellten. Ausbildung Im Herbst 2017 wird es unabhängig von der Fortbildung noch einen Tierschutztag geben, bei dem Amtstierärzte und Experten aus der Landwirtschaft gemeinsam Tierschutzfra- gen diskutieren. Milchviehhaltung im Außenklimastall Der Milchviehbetrieb Lohmaier mit 80 Kühen und Nachzucht betreibt auch eine Biogasanlage mit 100 Kilowatt. Der ein- häusige Außenklimastall mit Spaltenboden und Tiefboxen → Bild 2: Führung in Schwarzenau (Foto: Dr. Anne-Katrin Bajtay). für die Kühe wurde 2001 gebaut und 2013 erweitert. Ge- molken wird in einem Doppelsechser-Fischgrätmelkstand Die Kühe kalben in der Herde und erhalten sofort eine mit Abnahmeautomatik. Fußfessel und einen Calcium-Bolus. Den Kälbern werden Die Kälber werden die ersten sieben Tage in Einzelboxen umgehend zwei bis drei Liter Biestmilch getränkt. Auch ein- gehalten, anschließend in Tiefstreuboxen (Hornverödung in gefrorene Biestmilch von älteren Kühen aus dem Bestand der dritten Lebenswoche). Nach zwei Monaten kommen die ist immer verfügbar. Ab der zweiten Lebenswoche wird den Bullenkälber und weiblichen Mastkälber in eine Box mit Tor Kälbern zur Vollmilchtränke, Wasser und Kälber-Trocken-To- zum Hof und werden ab einem Gewicht von mindestens talmischration (TMR) ad libidum angeboten, die der Betrieb 80 Kilogramm vermarktet. für ca. acht Wochen auf Vorrat zusammenmischt. Die Mi- Die weiblichen Zuchtkälber (so viel Nachzucht, wie zur schung enthält unter anderem zugekauftes entstaubtes Remontierung benötigt wird) kommen in eine Box mit Au- Kälber-Gerstenstroh und Sorbinsäure zur Konservierung. ßenauslauf. Da diese Kälberabteile sich in einem abgetrenn- Ab der zehnten Lebenswoche werden die Kälber abge- ten Bereich des Stalls befinden, herrscht ein angenehmes tränkt. Klima für die Tiere. Mit vier bis fünf Monaten wechseln die Sobald die Jungrinder im Kuhstall aufgestallt sind, erhal- Jungrinder in den Kuhstall, in dem sie in Hochboxen mit ten sie die Kuh-TMR, die für 20 Kilogramm Milch berechnet Spaltenboden untergebracht sind. Im zwei bis vier Monats- ist. Von neun bis zwölf Monaten wird ein Teil der Kuhration rhythmus wandern die Rinder weiter, es erfolgt ein fließen- mit den Barrenresten der Kühe und Weizenstroh „verdünnt“. der Umtrieb, bei dem immer mindestens zwei Rinder zu- Zwischen 13 und 14 Monaten erfolgt die Besamung der Rin- sammen in eine neue Gruppe kommen, bis sie als Kalbinnen der, ab dann werden sie mit der reinen Jungviehration ge- drei Wochen vor errechneter Kalbung in die Milchviehherde füttert. Kühe bis 30 Kilogramm Milchleistung erhalten das integriert werden. notwendige Kraftfutter am Automaten. Kühe, die mehr Der Trockensteherbereich liegt am weitesten vom Melk als 30 Kilogramm Milch geben, werden über Propylengly- stand entfernt, der Klauenpflegestand befindet sich gleich kol und ein Spezial-Kraftfutter ausgefüttert. Eingefüttert neben dem Melkstand. Das Trockenstellen erfolgt abrupt wird immer zur Abendstallzeit, damit die Kühe ruhig blei- und bei jeder Kuh mit Zitzenversiegler. Kühe, die bei den ben, wenn jemand den Stall betritt. Ein Wasserbauer-Butler letzten drei Probemelk-Ergebnissen mehr als 100 000 Zel- schiebt tagsüber immer wieder das Futter an. Als Futtermit- len haben, erhalten zusätzlich einen Trockensteller. Die tel stehen dem Betrieb Maissilage, Grassilage, einsilierte Zu- Trockenstehphase von acht Wochen wird eingehalten. ckerschnitzel, Weizen, Körnermais, Rapsextraktionsschrot, Aufgrund der langfristig geringen Kälberverluste wird seit Sojaschrot, Leinschrot, Stroh, Mineralfutter und Viehsalz zur mehreren Jahren keine Mutterschutzimpfung mehr durch- Verfügung. Bezüglich der Fütterung unterstützt der Fütte- geführt. rungsberater des Landeskuratoriums der Erzeugerringe für 16 SUB 7/2017
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