Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser

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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
Initiative Weißeritz-Regio
Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser

                               Ein Leitfaden für Landnutzer und Entscheidungsträger

     Waldwirkung
         und
     Hochwasser
Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
Waldwirkung
       und Hochwasser

Ein Leitfaden für Landnutzer und
       Entscheidungsträger

               Herausgegeber
    Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
      in der Initiative Weißeritz-Regio

         Bärenfels im August 2007

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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
Vorwort

Liebe Bürgerinnen und Bürger,
wir wenden uns mit diesem Leitfaden vor allem an private Waldbesitzer im Weißeritz-
gebiet. Er soll denjenigen, die im Flussgebiet wirtschaften, einen Überblick vermitteln,
wie durch sachgerechtes Bewirtschaften der Wälder und Uferstreifen ein Beitrag zur
Hochwasservorsorge geleistet werden kann.
Ebenso angesprochen sind die Mitarbeiter von Gemeindeverwaltungen, Fachbehörden
und Verbänden, die sich im Rahmen ihrer Aufgaben mit dem Thema beschäftigen, und
nicht zuletzt Landwirte mit erosionsgefährdeten Flächen, für die Erstaufforstung in
Frage kommen könnte.
Auch wenn die Erinnerungen an das Hochwasser 2002 langsam verblassen und die
Schäden überwiegend beseitigt sind, ist das Hochwasserrisiko nicht geringer gewor-
den. Zu allen Jahreszeiten und in jeder Region Sachsens kann Hochwasser entstehen.
Hochwasser hat grundsätzlich natürliche Ursachen und ist die Folge meteorologischer
Ereignisse. Ein absoluter Schutz gegen die Hochwassergefahren ist nicht möglich.
Um Schäden durch Hochwasser zu mindern, sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft
werden, die Hochwasserabflüsse zu reduzieren. Das erfordert ein koordiniertes Han-
deln der Menschen und Institutionen im gesamten Einzugsgebiet des Flusslaufes.
Neben Maßnahmen unmittelbar am Fluss kommt es vor allem auf eine sachgerechte
Landnutzung an.
Im Leitfaden geht es besonders um die Wälder und die flussbegleitende Vegetation.
Welche Rolle sie im Einzugsgebietswasserhaushalt spielen und wie sie durch Wald-
umbau und Waldmehrung hochwassermindernde Wirkungen entfalten, wird am Bei-
spiel des Weißeritzgebietes erläutert. Dabei geht es um waldbauliche, hydrologische,
ökologische und juristische Aspekte. Handlungsempfehlungen für Waldbesitzer und
Entscheidungsträger schließen diese Broschüre ab.
Erstellt wurde der Leitfaden von Mitgliedern der Initiative „Weißeritz-Regio“. Seit 2003
arbeiten in ihr Städte, Gemeinden, Fachbehörden, Verbände und wissenschaftliche In-
stitutionen zusammen, um die Hochwasservorsorge im Flussgebiet der Weißeritz zu
verbessern. Die Initiative strebt an, das Zusammenwirken der hierfür verantwortlichen
Institutionen über die gesetzlichen Pflichten hinaus zu koordinieren.
Wir bitten Sie herzlich, die Hochwasservorsorge im Rahmen Ihrer Möglichkeiten und
in Ihrem Verantwortungsbereich zu verbessern. Auch kleine Beiträge entfalten in der
Summe ihre Wirkung und sind ein Baustein im komplexen Konzept der Hochwasser-
vorsorge.

Bernd Greif                                    Wolfram Gläser
Landrat                                        Leiter des Forstbezirkes
des Weißeritzkreises                           Bärenfels

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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
Inhalt

1 Einführung....................................................................................................................................... 6

2 Entstehung, Ziel und Adressaten des Leitfadens ............................................................. 7

3 Rechtsgrundlagen des Hochwasserschutzes unter besonderer
  Berücksichtigung des Waldes .................................................................................................. 7

4 Wissenschaftliche Grundlagen des Leitfadens ................................................................. 9

5 Landnutzung und Hochwasser im Einzugsgebiet............................................................                                              9
  5.1 Überblick zur Waldentwicklung in Sachsen...............................................................                                          9
  5.2 Aktuelle Waldflächenverteilung im Weißeritzgebiet..............................................                                                  9
  5.3 Waldeigentümerstruktur....................................................................................................                      10
  5.4 Weißeritzhochwässer .........................................................................................................                   11

6 Wirkung des Waldes auf die Hochwassersituation und
  den Wasserhaushalt.....................................................................................................................             12
  6.1 Wesentliche Ursache-Wirkungs-Ketten ......................................................................                                      12
  6.2 Auswahl von Waldmehrungsflächen............................................................................                                     15
  6.3 Nebenwirkung einer Waldmehrung ..............................................................................                                   15

7 Handlungsempfehlungen ..........................................................................................................                    16
  7.1 Maßnahmen in der Fläche.................................................................................................                        16
      7.1.1 Waldumbau..................................................................................................................               17
      7.1.2 Waldmehrung .............................................................................................................                 21
      7.1.3 Waldbewirtschaftung ..............................................................................................                        22
  7.2 Maßnahmen am Gewässer ...............................................................................................                           23
      7.2.1 Uferbereiche ................................................................................................................             25
      7.2.2 Talaue .............................................................................................................................      26

8 Planung und Umsetzung der Maßnahmen........................................................................ 27
  8.1 Ansprechpartner................................................................................................................... 27
  8.2 Weitere Informationsquellen ........................................................................................... 28

9 Literatur............................................................................................................................................. 29

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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
1 Einführung
Mit der historisch entstandenen Nutzung der Talauen und gewässernahen Bereiche
durch den Menschen wird aus einem naturgegebenen Hochwasser ein Ereignis, ge-
gen das er sich schützen will. Dies führt meist zu Änderungen am Gewässerlauf und
zu weiteren Eingriffen in die Landschaft sowie die meist schon gestörte Natur. Der
Mensch ändert dabei die natürlichen Rückhalteeigenschaften von Bewuchs, Boden,
Gelände und Gewässerbett, was den Abfluss beschleunigt. Die Landschaft ist anfälli-
ger gegenüber Hochwasserereignissen durch
‡ GDV9HUlQGHUQGHUQDWUOLFKHQ9HJHWDWLRQ ]%GXUFK:DOGURGXQJ 
‡ GDV9HUVLHJHOQGHU/DQGREHUIOlFKHGXUFK6LHGOXQJ*HZHUEH,QGXVWULHXQG9HU-
   kehrsinfrastruktur,
‡ GDV$XVUlXPHQGHUHKHPDOVVWUXNWXULHUWHQ/DQGVFKDIWGXUFK)OXUEHUHLQLJXQJ
‡ GDV 9HUGLFKWHQ GHU %RGHQVWUXNWXU XQG HURVLRQVI|UGHUQGH %RGHQEHDUEHLWXQJ
   durch die Landwirtschaft.
‡ GHQ$XVEDXXQGGDV%HJUDGLJHQYRQ)OXVVOlXIHQ

Die Kombination von natürlichen und durch den Menschen verursachten Faktoren
bestimmt auch im Weißeritzeinzugsgebiet Stärke, Dauer, Verlauf und Auswirkungen
eines Hochwassers. Allerdings nimmt der Einfluss der durch den Menschen veränder-
ten Landoberfläche auf den Hochwasserverlauf immer mehr ab, je größer die Menge
und die Intensität des Niederschlages sind.

Bereits nach den Hochwasserkatastrophen 1897 und 1927 im Osterzgebirge wurde
GHU5XIODXW+RFKZDVVHUDXVZLUNXQJHQGXUFK:DOGPHKUXQJ]XPLQGHUQ PAUSE 
Dies unterblieb aus unterschiedlichen Gründen.

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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
2      Entstehung, Ziel und Adressaten des Leitfadens
Als die Weißeritz im August 2002 über die Ufer trat, verursachte sie immense wirt-
schaftliche Schäden und persönliches Leid. Wie in weiten Teilen Sachsens wurden
nach diesem Extremhochwasser auch im Weißeritzkreis große Anstrengungen
unternommen, um die Schäden zu beseitigen und die Hochwasservorsorge zu ver-
bessern. Während die Schäden weitgehend behoben sind, befinden sich Hochwasser-
schutz- und Vorsorgemaßnahmen überwiegend noch in der Planung. Einige solche
Maßnahmen, beispielsweise in Ulberndorf, Dippoldiswalde oder in Freital, sind bereits
ausgeführt worden.

In der Initiative Weißeritz-Regio arbeiten seit März 2004 die Kommunen im Weiße-
ritzgebiet und die Landeshauptstadt Dresden, der Landkreis, die Landestalsperrenver-
waltung, staatliche Fachbehörden und Interessenverbände – insgesamt 24 Institutio-
nen – zusammen. Ziel der Initiative ist es, die Hochwasservorsorge im Weißeritzgebiet
durch eine informelle Zusammenarbeit der Partner und die Kommunikation zwischen
Ober- und Unterliegern zu verbessern. Die Initiative wird durch das Leibniz-Institut für
|NRORJLVFKH5DXPHQWZLFNOXQJ ,g5 LQ'UHVGHQXQWHUVWW]W,QQHUKDOEGHU,QLWLDWLYH
gibt es unterschiedliche Arbeits- bzw. Projektgruppen, die einzelne Schwerpunkte der
Hochwasservorsorge bearbeiten.

Die Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser zeigt, wie der Hochwasserschutz im
Einzugsgebiet der Weißeritz durch Waldumbau und Waldmehrung, Pflege und Neu-
anlage von Feldgehölzen sowie gewässerbegleitende Vegetation verbessert werden
kann.

Der Leitfaden soll Grundstückseigentümer, Pächter, Gewässerverantwortliche und
Kommunen über die komplexe Wald-Wasser-Wirkung informieren und Handlungs-
empfehlungen geben.

0LWJOLHGHU GHU $UEHLWVJUXSSH VLQG LKU 6SUHFKHU $QGUp .XEDW]VFK 6WDDWVEHWULHE
6DFKVHQIRUVW )RUVWEH]LUN %lUHQIHOV  'U,QJ .DUO '\EHN /DQGHVWDOVSHUUHQYHU
ZDOWXQJ 6DFKVHQ 3LUQD  'U )ULHGKDUW :HUWKVFKW] /DQGUDWVDPW :HL‰HULW]NUHLV 
.DUO*QWHU 6FKQHLGHU *HPHLQGH 6FKPLHGHEHUJ  *HUG 1HXEHUW /DQGVFKDIWV
SIOHJHYHUEDQG 6lFKVLVFKH 6FKZHL]2VWHU]JHELUJH H9  VRZLH 'U 3HWHU :LUWK
 ,g5 

3      Rechtsgrundlagen des Hochwasserschutzes unter
       besonderer Berücksichtigung des Waldes
In Deutschland wird durch das Wasserhaushaltsgesetz :+* YRUJHVFKULHEHQGDVV
Flächen, die statistisch betrachtet einmal in hundert Jahren überschwemmt werden
können, als Überschwemmungsgebiete in amtlichen Karten auszuweisen und in die
%DXOHLWSODQXQJ]XEHUQHKPHQVLQG †E:+* )UVROFKH*HELHWHGUIHQLQGHU
Regel keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden. Hochwassergefährdete Flächen
VLQGHEHQIDOOV]XNHQQ]HLFKQHQ †F:+* 'HV:HLWHUHQZLUGGXUFK%XQGHVUHFKW
XQG/DQGHVUHFKW †G:+*XQG†6lFKV:* YRUJHVFKULHEHQGDVVDXI/lQGHUH-
bene Hochwasserschutzpläne zu erstellen sind. Sie sollen einen möglichst schadlo-
sen Wasserabfluss, den technischen Hochwasserschutz sowie die Erschliessung von
Rückhalteräumen gewähren.

Die Träger der Gewässerunterhaltungslast - die Landestalsperrenverwaltung Sachsen
bzw. die Kommunen - sind verpflichtet, Hochwasserschutzkonzepte +:6. DXI]X-
stellen und fortzuschreiben. Im HWSK werden u.a. der vorhandene Schutzgrad sowie
das Gefährdungs- und Schadenspotenzial dargestellt und ein Maßnahmenplan zum
(UUHLFKHQHLQHVHPSIRKOHQHQ6FKXW]]LHOHVYRUJHVFKODJHQ MÜLLERD 

In den HWSK der Flussgebiete werden aktive und präventive Maßnahmen ausgewie-
sen. Aktiv bedeutet, dass durch konkrete Baumaßnahmen Schutz vor großem Hoch-
wasser geschaffen werden soll. Präventive Maßnahmen beeinflussen die Ursachen
der Hochwasserentstehung, beispielsweise durch Boden- und Vegetationsschutz.
Besonderer Wert sollte auf Vorhaben gelegt werden, die das natürliche Rückhalte-

                                                                                      7
Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
vermögen der jeweiligen Einzugsgebiete erhalten, verbessern oder wieder herstellen.
Ein solches Vorhaben wäre beispielsweise, Vorranggebiete für eine Aufforstung oder
einen Waldumbau auszuweisen, um die Versickerungs- und Speichereigenschaften
des Bodens zu verbessern.

Die einzelnen Bestandteile der HWSK werden unter Berücksichtigung der Landes- und
Regionalplanung erstellt. Aus fachplanerischer Sicht sind vor allem die Vorgaben
des Sächsischen Waldgesetzes 6lFKV:DOG*  IU GHQ +RFKZDVVHUVFKXW] EHGHXW-
VDP'LHIRUVWOLFKH5DKPHQSODQXQJXQWHUOLHJWJHPl‰†$EV%XQGHVZDOGJHVHW]
 %:DOG* EHVWLPPWHQ*UXQGVlW]HQZHOFKHGLH6FKXW]IXQNWLRQGHV:DOGHVEHWRQHQ
und u. a. die Ausweisung von Wald in entsprechender räumlicher Ausdehnung und
Gliederung für diesen Zweck vorsehen. Zudem sind die Ziele der Raumordnung und
/DQGHVSODQXQJEHLGHUIRUVWOLFKHQ5DKPHQSODQXQJ]XEHDFKWHQ †$EV%:DOG* 
†$EV%:DOG*YHUSIOLFKWHWGLH/lQGHUIRUVWOLFKH5DKPHQSOlQHIUHLQ]HOQH:DOG-
gebiete oder das gesamte Waldgebiet oder Teile hiervon aufzustellen. In Sachsen ist
YRUJHVHKHQGLHIRUVWOLFKHQ5DKPHQSOlQHIOlFKHQGHFNHQG]XHUVWHOOHQ †$EV6
6lFKV:DOG* 

Hierbei handelt es sich um das Waldprogramm sowie den Erfordernissen angepasste
räumliche und sachliche Teilpläne, die aus einer Darstellung der Waldfunktionen
 :DOGIXQNWLRQHQNDUWH  VRZLH GHU :DOGVFKlGHQ :DOGVFKDGHQVDXIQDKPH  EHVWHKHQ
*HPl‰†6lFKV:DOG*PVVHQGLH7UlJHU|IIHQWOLFKHU9RUKDEHQEHL3ODQXQJHQXQG
0D‰QDKPHQGLH)XQNWLRQHQGHV:DOGHVQDFK†6lFKV:DOG*VRZLHGLHIRUVWOLFKHQ
5DKPHQSOlQHQDFK†6lFKV:DOG*EHUFNVLFKWLJHQ

$XFK GHU *HELHWVVFKXW] LQ )RUP GHV 6FKXW]ZDOGHV JHPl‰ †  %:DOG* YHU
bessert den Wasserrückhalt. Danach kann ein Wald zum Schutzwald erklärt wer-
den, wenn es zur Abwehr oder Verhütung von Gefahren, erheblichen Nach-
teilen oder erheblichen Belästigungen für die Allgemeinheit notwendig ist, insbe-
sondere zum Schutz gegen schädliches Abfließen von Niederschlagswasser und
zum Schutz vor Wasser- und Winderosion. Einer Erklärung zu Schutzwald bedarf
es nicht, wenn die Schutzwaldeigenschaft unmittelbar auf Grund landesrecht-
OLFKHU 9RUVFKULIWHQ JHJHEHQ LVW 6R VWXIW EHLVSLHOVZHLVH †  $EV 6lFKV:DOG*
Wald auf erosionsgefährdeten Standorten, insbesondere auf rutschgefährdeten
Hängen, auf felsigen oder flachgründigen Steilhängen oder auf Flugsandböden
Kraft Gesetzes als Schutzwald ein. Darüber hinaus kann Wald durch Rechts-
verordnung zu Schutzwald erklärt werden, wenn er zur Abwehr oder Verhütung
von Gefahren oder erheblichen Nachteilen für die Allgemeinheit, insbe-
sondere zur Regulierung des Wasserhaushalts oder zum Schutz von Siedlungen
und Gebäuden vor Erosion durch Wasser und Schäden verursachendem Ab-
IOXVV YRQ 2EHUIOlFKHQZDVVHU GLHQW †  $EV  1U  XQG  $EV  6lFKV-
:DOG*  'DPLW LVW GHU +RFKZDVVHUVFKXW] DXVGUFNOLFK DOV *UXQG IU GLH (U
klärung eines Waldes zum Schutzwald angesprochen. Zur Erhaltung seiner Funk-
tion bedarf ein Kahlhieb oder ein ihm in der Wirkung gleichkommender Lich-
WXQJVKLHELP6FKXW]ZDOGGHU*HQHKPLJXQJ †$EV%:DOG* 

Weitergehende Regelungsmöglichkeiten überlässt das Bundeswaldgesetz als
5DKPHQJHVHW] GHQ /lQGHUQ † $EV  %:DOG*  'LHVH N|QQHQ DXFK GXUFK
weitergehende Vorschriften den Waldbesitzer verpflichten, bestimmte Maßnah-
men im Schutzwald zu unterlassen oder durchzuführen. In Ausfüllung dieser
(UPlFKWLJXQJ YHUSIOLFKWHW †  $EV  6lFKV:* EHLVSLHOVZHLVH GHQ :DOGEH
sitzer, Schutzwald i. S. von Abs. 1 so zu behandeln, dass eine standortgerechte
ausreichende Bestockung dauerhaft erhalten bleibt und ihre rechtzeitige Er-
neuerung gewährleistet ist. Zudem kann die Rechtsverordnung zur Schutz-
ZDOGHUNOlUXQJ EHVWLPPWH %HZLUWVFKDIWXQJVDQIRUGHUXQJHQ HQWKDOWHQ †  $EV 
6lFKV:* 

Das Sächsische Naturschutzgesetz 6lFKV1DW6FK*  LVW ]X EHUFNVLFKWLJHQ (LQH
forstliche Maßnahme hat planmäßig, sachgemäß, nachhaltig und unter Einschluss
aller ökologischen Grundsätze zu erfolgen, damit sämtliche Nutz-, Schutz- und Erho-
lungsfunktionen gleichrangig erfüllt werden.

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Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
4      Wissenschaftliche Grundlagen des Leitfadens
Der Leitfaden baut auf langjährige Erfahrungen und Forschungen sächsischer Uni-
versitäten, Einrichtungen, Unternehmen und Einzelpersonen auf. Seit 1968 wurde
intensiv im Institut für Hydrologie und Meteorologie der TU Dresden an der Entste-
hung und dem Ablauf von Hochwasser sowie zum Wasserhaushalt der sächsischen
Mittelgebirgseinzugsgebiete geforscht. So liegen sehr gut untersuchte Gebiete im
7KDUDQGWHU :DOG :HUQHUVEDFK  LP (LQ]XJVJHELHW GHU 7DOVSHUUH 6DLGHQEDFK XQG LQ
den oberen Teilen zahlreicher Mittelgebirgsflüsse Sachsens.

Diese Tradition qualifizierter und vor allem kontinuierlicher Forschung und die
Anwendung der Forschungsergebnisse setzte sich nach 1990, teils mit erweiterten
=LHOHQ XQG LQ XQWHUVFKLHGOLFKHP 0D‰ IRUW =X QHQQHQ VLQG EHLVSLHOKDIW :DOG]X-
VWDQG'DXHUEHREDFKWXQJVIOlFKHQ /HYHO,,6WDQGRUWH  GHV /DQGHVIRUVWSUlVLGLXPV
und Dauerbeobachtungsflächen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Ge-
ologie, die Forschungen im Einzugsgebiet des Wernersbaches und Rotherdbaches
 78'UHVGHQ,QVWLWXWHIU+\GURORJLHXQG0HWHRURORJLHE]Z%RGHQNXQGHXQGIRUVWOL-
FKH6WDQGRUWOHKUH GLH)RUVFKXQJVSURMHNWHÅ+RFKQDWXU´XQGÅ(07$/´GHU78)UHLEHUJ
des Internationalen Hochschulinstitutes Zittau, des Dresden Flood Research Center
und weiterer Institutionen. Die angewandte Forschung der Landestalsperrenverwal-
tung des Freistaates Sachsen und des Staatsbetriebes Sachsenforst zu Wirkungen
von Waldumbau und Waldmehrung auf die Hochwasserentstehung und den Wasser-
haushalt im Osterzgebirge erbrachte wichtige Ergebnisse. Eingeflossen sind dabei die
grundlegenden Arbeiten von Prof. SCHMIDT und seinen Kollegen der TU Dresden über
die natürliche potentielle Vegetation in Sachsen unter heutigen Klimabedingungen
VRZLHGLH'HILQLWLRQGHU%HVWDQGV]LHOW\SHQ YHUJO7DELQ.DS IUGLHVWDQGRUW-
gerechte Bewirtschaftung der Wälder.

5      Landnutzung und Hochwasser im Einzugsgebiet

5.1    Überblick zur Waldentwicklung
       in Sachsen
Bis zum Mittelalter war die Fläche des heutigen Sachsens fast völlig bewaldet. Ab dem
13. Jahrhundert wurde das Gebiet zunehmend besiedelt. Mit dem wachsenden Bedarf
an Acker- und Siedlungsflächen und wegen des Holzverbrauches im Erzbergbau wur-
den immer mehr Waldflächen gerodet. Bezogen auf die heutige Fläche des Freistaates
Sachsen sank der Waldflächenanteil in den drei Jahrhunderten von 1500 bis 1800 von
rund 80 Prozent auf etwa 33 Prozent.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts begann mit der planmäßigen Forstwirtschaft die
Wiederaufforstung der devastierten Waldflächen. Im Mittelgebirge wurden vorwie-
gend schnellwüchsige und flößbare Fichten angepflanzt. Wirtschaftliche und politi-
sche Zwänge führten nach dem Zweiten Weltkrieg auf großer Fläche zu gleichaltrigen
Fichtenbeständen. Heute überwiegen deshalb einschichtige Wälder.

Bewaldet sind nasse und staunasse, aber auch sehr trockene, sehr flachgründige,
steinige und steile Areale. Waldfrei sind heute neben den Siedlungsgebieten und
Verkehrswegen fast alle Flächen, die wegen ihrer Bodentiefe und Bodenart Landwirt-
schaft zulassen. Waldmehrung im Interesse einer Hochwasserminderung nimmt also
landwirtschaftliche Flächen - das Offenland - in Anspruch.

5.2    Aktuelle Waldflächenverteilung
       im Weißeritzgebiet
Das Einzugsgebiet der Weißeritz erstreckt sich von den Kammlagen des Osterzge-
ELUJHV K|FKVWH (UKHEXQJ 3UDPHQiĀ PLW  P 11  ELV ]XU 0QGXQJ LQ GLH (OEH
in Dresden-Cotta. Es hat eine Fläche von 384 km2 und gliedert sich in die Täler der
Wilden und Roten Weißeritz sowie der Vereinigten Weißeritz und ihrer Nebenflüssen.
Charakteristisch ist das Relief einer Mittelgebirgslandschaft mit engen, zum Teil stei-
len Kerbtälern und schmalen Talböden.

                                                                                       9
Waldwirkung und Hochwasser - Initiative Weißeritz-Regio Arbeitsgruppe Wald und Hochwasser
Der Waldanteil im Einzugsgebiet der Wilden und Roten Weißeritz liegt mit rund 50 %
 7DE EHUGHPDNWXHOOHQ%HZDOGXQJVJUDGYRQIUGHQ)UHLVWDDW6DFKVHQ,P
Gebiet sind in der Regel Steilhänge, exponierte Kammlagen, nährstoffarme Standorte
sowie die Schutzzonen an den Trinkwassertalsperren bewaldet. Rund 40 bis 45 % der
Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Mitunter wird bis in Höhenlagen
von 800 m NN Ackerbau betrieben. Siedlungsgebiete liegen meist entlang der Gewäs-
serläufe. Die oberen Lagen des Einzugsgebietes haben einen hohen Waldanteil. Dort
befinden sich auch Moorflächen.

                                                                                             Anteil der Landnutzung
                                                        Fläche
      Gewässer                                                       Wald            Grünland        Acker           Siedlung     Gewässer
                                                         [km²]                                   [% der Fläche]

      Wilde                                             162,7        48,7              33,3             12,2            3,6             2,2
      Weißeritz
      Rote                                              161,2        51,6              21,5             19,3            6,6             1,0
      Weißeritz

Tabelle 1: Landnutzungsverteilung bis zur Vereinigten Weißeritz.

In beiden Flussgebieten ist der Waldanteil keineswegs einheitlich verteilt, wie Abbil-
GXQJ]HLJW'RUWVLQGGLH:DOGDQWHLOHEHJLQQHQGDP(U]JHELUJVNDPP OLQNV ELV]XP
Bezugsquerschnitt aufgetragen. So hat die Wilde Weißeritz im Kammbereich einen
Waldanteil von rund 90 %, wogegen er bei der Roten Weißeritz bei 65 % liegt. Bis
zum Zusammenfluss beider Gewässer sinkt der Waldanteil auf 49 bzw. 52 % ab. Im
Gegensatz dazu sind die Einzugsgebiete der Flüsse Gottleuba, Müglitz, Seidewitz und
Lockwitz im Osterzgebirge eher arm an Wald.
                  100
                                 Wilde Weißeritz
                   90

                                                                                                                                           Bezugsquerschnitt
                   80
                                 Rote Weißeritz
                   70
 Waldanteil [%]

                   60
                            Erzgebirgskamm

                   50
                                                                                                                Gottleuba
                   40

                   30
                                             Müglitz
                                                                                                               Lockwitzbach
                   20
                                                                                                                Seidewitz
                   10

                    0
                        0                        10            20   30          40       50        60          70        80       90                    100
                                                                              Einzugsgebietsfläche [%]

Abb. 1:                                      Waldflächenanteile einiger Osterzgebirgsflüsse vom Quellgebiet am Erzgebirgskamm
                                             bis zum Bezugsquerschnitt (Weißeritz bis Vereinigte Weißeritz, ansonsten bis zu
                                             Pegelprofilen).

5.3                          Waldeigentümerstruktur
Etwa 34 % des Weißeritzkreises sind bewaldet. Die größten Waldgebiete sind die
Landschaftsschutzgebiete Tharandter Wald und Dippoldiswalder Heide sowie große
Teile des Landschaftsschutzgebietes Osterzgebirge. Waldeigentümer sind der Freistaat
Sachsen mit 2/3 der Fläche, 2.750 Privatwaldbesitzer sowie 26 Gemeinden. Zusammen
bewirtschaften sie 25.075 Hektar Wald.

                                                                                                                     Bundes-
                                                       Freistaat     Privat-
        Eigentümer                                                                   Gemeinden      Kirchen           republik     Summe
                                                       Sachsen      personen
                                                                                                                    Deutschland
                   Fläche
                                                        16.833       6.722             1.293            213             14             25.075
                    [ha]
                  Flächen-
                                                          67             27              5               1             0,05             100
                  anteil [%]

Tabelle 2: Waldeigentümer im Weißeritzkreis.

10
5.4       Weißeritzhochwässer
Bereits Aufzeichnungen aus sehr früher Zeit berichten über Hochwasser und Über-
schwemmungen im Weißeritzgebiet. So traten beispielsweise im 16. Jh. acht, im 17.
Jh. elf, im 18. Jh. sogar siebzehn und im 20. Jh. zwölf große Hochwasser auf. Große
+RFKZDVVHUVLQGDOVRNHLQHVZHJVVHOWHQ $EE /HVHQVZHUWVLQGGD]XGHUVSDQQHQGH
Bericht von JÄDICKE  XQGGLHhEHUVLFKWGHV/DQGHVDPWHVIU8PZHOWXQG*HROR-
JLH /I8* 
 1400

          1450

                 1500

                        1550

                               1600

                                      1650

                                             1700

                                                    1750

                                                           1800

                                                                  1850

                                                                         1900

                                                                                1950

                                                                                       2000

                                                                                              2050
Abb. 2:     Eintrittszeitpunkt von Hochwasser im Weißeritzgebiet seit dem Jahr 1400 (aus LÜDICKE
            1897 und LfUG 2004).

Der Umfang der Zerstörungen an Bauten               wiederholt sich mit wechselnden, meist
aber ähnlichen Bildern. Brücken werden              weggeschwemmt, Häuser, Mühlen und
Pochwerke beschädigt oder gar bis auf                die Grundmauern weggerissen, später
dann auch Straßen und Eisenbahnlinien                zerstört, Gas- und Stromversorgungs-
anlagen beschädigt oder zerstört. Auch ist          immer wieder der Tod von Menschen zu
EHNODJHQ FÜGNER 

Großräumigere Hochwasserereignisse entstehen in den Sommermonaten durch hef-
tige Unwetter oder in den Spätwintermonaten nach starkem Schneefall mit plötzlich
einsetzendem Tauwetter. Zum Teil treten sie aber auch auf kleinstem Raum auf. Ein
Beispiel ist die Überschwemmung in Waldbärenburg an der Roten Weißeritz durch
einen starken Gewitterregen in der Nacht vom 9. zum 10. August 1981.

Dennoch sollte nicht jedes Hochwasser als Katastrophe verstanden werden. Unter
Katastrophen seien hier extreme Naturereignisse - speziell großräumige Hochwasser
- verstanden, deren Schäden von den örtlich Betroffenen nicht mehr aus eigenen
Kräften gemeistert werden können.

Eine der größten Naturkatastrophen im Weißeritzgebiet ereignete sich am 12. und
13. August 2002 durch ein von Böhmen kommendes Starkregengebiet. In Zinn-
wald wurden an beiden Tagen insgesamt 400 l/m2 Regen gemessen. Neben dem
Weißeritzgebiet waren zahlreiche weitere Flussgebiete in Sachsen betroffen. Die
Schäden waren enorm. Viele Brücken wurden weggerissen, Straßen unterspült,
Häuser überflutet, teils schwer beschädigt oder weggerissen, die Strom-, Wasser,
Gas- und Telefonversorgung brach zusammen, ganze Dörfer waren von der
Außenwelt abgeschnitten. Schwere Schäden in Dresden wurden durch die
Weißeritz und das anschließende Elbehochwasser verursacht. Im Freistaat
Sachsen fielen diesem Hochwasser insgesamt 21 Menschen zum Opfer; der
Gesamtschaden in Sachsen betrug 8,6 Mrd. `, wovon allein 502 Mio. `
auf den Weißeritzkreis mit den Einzugsgebieten Weißeritz und Müglitz entfielen
 /I8* 

                                                                                                     11
6      Wirkung des Waldes auf die Hochwassersituation
       und den Wasserhaushalt
Es sprengt den Rahmen des Leitfadens, alle Effekte des Waldes, des Waldumbaus oder
der Waldmehrung im Detail darzustellen. Deshalb sollen Angaben gemacht werden,
die im Rahmen einer Untersuchung der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft
im Auftrag des Landesforstpräsidiums Sachsen für die Testgebiete der Trebnitz und
der Gottleuba sowie eine fiktive Referenzfläche erarbeitet und mit Grünlandflächen
YHUJOLFKHQZXUGHQ MÜNCHHWDO 'LH(UJHEQLVVHJHOWHQSULQ]LSLHOODXFKIU
das Weißeritzgebiet. Zahlreiche weitere Arbeiten der jüngeren Vergangenheit stützen
GLHVH(UJHEQLVVH FEGER 2003, ARMBRUSTER et al. 2004, WAHRENHWDO 

6.1     Wesentliche Ursache-Wirkungs-Ketten

Wälder verdunsten im Vergleich zu Grünland oder Acker mehr Wasser. Deshalb
entsteht bei gleichem Niederschlag insgesamt weniger Abfluss. Die stärkere Durch-
wurzelung und auch die meist größere Wurzeltiefe unter Wäldern sorgen während
der Vegetationsperiode für eine größere Ausschöpfung der Bodenfeuchte durch
die Verdunstung. Damit wird gleichzeitig ein hohes Bodenwasser-Speichervolumen
geschaffen, das Starkniederschläge wirksam puffert und – je nach Witterung – auch
noch bis in den Winter hinein zur Verfügung steht.

Das vergrößerte Wasserspeichervolumen im Boden ist der erste wesentliche Effekt,
der durch Wälder hervorgerufen wird.

Dieser Effekt wird durch strukturreiche Mischbestände verstärkt, weil damit eine hohe
vertikale Bestandesdichte erreicht werden kann. Tiefwurzelnde Baumarten erschließen
einen größeren Bodenwasser-Speicherraum. Der Umbau von Fichtenmonokulturen zu
0LVFKZlOGHUQ ]% HQWVSUHFKHQG GHU %HVWDQGHV]LHOW\SHQ  LVW GDKHU DXV 6LFKW GHU
Hochwasserminderung und -prävention notwendig. Je tiefgründiger und speicher-
fähiger dabei ein Boden ist, desto mehr Speicherpotenzial kann über die Vegetation
 7UDQVSLUDWLRQ JHVFKDIIHQZHUGHQ

Ist der Boden durch Vorniederschläge teilgesättigt oder fallen sehr große Nieder-
schlagsmengen, wird das Wasserspeicher- und -rückhaltvermögen des Bodens zu-
nehmend kleiner. Sehr lichte Bestände ohne Bodenvegetation bis hin zur Kahlfläche
oder frisch aufgeforstete Flächen verhalten sich ungünstiger als Grünland, d.h. es
entstehen mehr schnelle Abflussanteile. Ein Kahlschlag verschärft somit gegenüber
einem Dauerwald die Hochwasserentstehung. Ähnlich verhalten sich Forstwege und
Rückegassen in den Beständen.

'HU]ZHLWHZHVHQWOLFKH(IIHNWYRQ:lOGHUQ,QLKQHQNDQQGDV:DVVHUOHLFKWHULQGHQ
Boden versickern, wodurch gegenüber Grünland- oder Ackerflächen weniger Oberflä-
chenabfluss entsteht.

Damit wird nicht nur die Erosion eingeschränkt oder vermieden, sondern das Wasser
wird bevorzugt auch über Makroporen – z.B. Wurzelkanäle und Tiergänge – in tiefere
Bodenbereiche geleitet, wo es gespeichert werden kann und z.T. als Grundwasser
langsam abfließt. Auf Dauergrünland oder auch Ackerland mit konservierender Bo-
denbearbeitung wird der gleiche Effekt erzeugt, jedoch meist mit geringerer Intensität.

Mit den besseren Versickerungsbedingungen in Waldflächen verlagert sich die
Abflussbildung von der Landoberfläche in die tieferen Bodenbereiche. Statt des
schnellen Oberflächenabflusses entsteht mehr bodeninnerer seitlicher Abfluss. Diese
langsamere Abflusskomponente führt zu zeitlich verzögerten Durchflussscheiteln in
den Gewässern.

'DV :DVVHUVSHLFKHUYROXPHQ GHV %RGHQV LVW DOOHUGLQJV EHJUHQ]W -H K|KHU GLH %R-
denfeuchte zu Beginn eines Niederschlagsereignisses ist, desto mehr bodeninnerer
$EIOXVV ZLUG JHELOGHW %HL KRKHU 9RUIHXFKWH LP %RGHQ ]% DXVVHUKDOE GHU 9HJHWD
WLRQV]HLW  YHUULQJHUQ VLFK GHU 8QWHUVFKLHG ]ZLVFKHQ *UQODQG XQG :DOG LQ GHU $E-
flussmenge und im Abflussscheitel.

12
In Wäldern mit einem hohen Laubbaumanteil können in der blattfreien Zeit größere
Hochwasserabflüsse entstehen als in Beständen mit hohem Nadelbaumanteil. In der
Vegetationszeit relativiert sich dies bzw. kehrt sich sogar um.

Im Maßstab der Gesamteinzugsgebiete wirken sich die genannten Effekte aufgrund
unterschiedlicher Waldanteile, Baumartenzusammensetzung und Alter der Bestände
differenziert aus. In Einzugsgebieten mit einem gegenwärtig geringen Waldanteil
werden die hochwassermindernden Effekte erst nach großflächiger Waldmehrung
und zeitlich verzögert wirksam. In Einzugsgebieten mit einem bereits hohen Waldan-
teil hält sich die Hochwasserminderung durch Waldmehrung in Grenzen – dort ist der
Waldumbau vorrangiges Ziel. Beispielhaft sind diese Effekte in Abbildung 3 für einige
Pegeleinzugsgebiete im Weißeritzgebiet dargestellt.

                               100

                               90                                           aktuelle Waldfläche
                                                                            Waldumbau in der aktuellen Waldfläche
                               80                                           vollständige Waldmehrung im Offenland
   Scheiteldurchfluss [m3/s]

                               70
                                                            Wilde Weißeritz
                               60

                               50

                               40

                               30
                                                                                                                             Rote Weißeritz
                               20

                               10

                                0
                                                                                                      Reichstädt, Reichst.

                                                                                                                                 Schmiedeberg 1
                                                                Ammelsdorf (4927
                                      Rehefeld 1(1544 ha,

                                                                                                      Bach (1271 ha, 7 %

                                                                                                                                                  Dippoldiswalde 1
                                                                                    Beerwalde (8096

                                                                                                                                 (5431 ha, 71 %

                                                                                                                                                   (7954 ha, 57 %
                                                                                     ha, 51 % Wald)
                                                                 ha, 62 % Wald)
                                         88 % Wald)

                                                                                                                                     Wald)

                                                                                                                                                       Wald)
                                                                                                            Wald)

Abb. 3:                          Vergleich der Hochwasserscheiteldurchflüsse eines hunderjährlichen Modell-Hoch-
                                 wassers HQ100 mit einer Niederschlagsdauer von sechs Stunden. Für ausgewählte
                                 Pegel im Gebiet der Wilden und Roten Weißeritz sind die Scheiteldurchflüsse für den
                                 Istzustand des Waldflächenanteils, nach Waldumbau in der vorhandenen Waldfläche
                                 und nach einer vollständigen Waldmehrung dargestellt (aus MÜNCH et al. 2006). Die
                                 Gebietsfläche [ha] sowie der Waldflächenanteil [%] sind jeweils angegeben.

Es handelt sich dabei um Modellrechnungen für einen hundertjährlichen sommerli-
chen Starkregen, der auf ein Einzugsgebiet mit geringer Vorfeuchte fällt. Ausgehend
von der aktuellen Waldfläche reduzieren sich bei Waldumbau die Hochwasserscheitel
meist nur geringfügig. Eine vollständige Bewaldung des Offenlandes ergäbe dagegen
eine erhebliche Reduktion der Hochwasserdurchflüsse.

Bei hoher Bodenfeuchte, wie z.B. unmittelbar vor dem Augusthochwasser
2002, wird der Hochwasserscheitel-Durchfluss auch in einem vollständig be-
waldeten Einzugsgebiet kaum reduziert.

Die Aufforstung aller unbesiedelten Flächen ist zweifellos ein extremes Waldmeh-
rungsszenario. Es zeigt im Vergleich zum Ist-Zustand die maximal erreichbare hydro-
logische Wirkung auf. Lassen sich nur anteilig Flächen aufforsten, liegen die Ergebnis-
se zwischen der Maximalwirkung und dem Istzustand. Sie sind damit in Bezug auf die
Hochwasserentstehung immer noch günstiger als der Ist-Zustand.

Abbildung 4 zeigt schematisiert Wasserstände in einem Talprofil in Schmiedeberg an
der Roten Weißeritz. Mit Blick in Fließrichtung ist links die Sportplatz-Böschung und
rechts die Bundesstraße B 170 mit dem anschließenden Steilhang dargestellt. Neben
den Wasserständen für den mittleren langjährigen Durchfluss MQ und das mittlere
Hochwasser MHQ ist der Maximalwasserstand vom August 2002 eingetragen. Zum
                                                                                                                                                                     13
Vergleich sind die Wasserstände für ein hundertjährliches Hochwasser HQ100 für den
DNWXHOOHQ%HZDOGXQJV]XVWDQG :DOGDQWHLO QDFK:DOGXPEDXLQGHQYRUKDQGH-
nen Waldflächen und nach vollständiger Waldmehrung verzeichnet.

Es ist zu erkennen, dass der Wasserstand eines HQ100 im Vergleich zum mittleren
Hochwasser MHQ oder dem langjährigen mittleren Wasserstand MQ bereits ein gro-
ßes Ereignis darstellt. Ein Waldumbau führt bei einem HQ100 zu einer geringfügigen
Durchfluss- und Wasserstandsabsenkung. Je nach Waldmehrungsfläche kann aber
eine zunehmende Reduktion der Durchflussmenge und der Wasserstände erzielt
werden.

                              HQ2002
               HQ100 - Ist-Zustand   HQ100 - Waldumbau
                                HQ100 - Waldmehrung
                                                              B 170
                   Fußweg
                                     Rote Weißeritz
                                            MHQ

                                            MQ

Abb. 4:    Schematisierte Darstellung der Wasserstände der Roten Weißeritz in Schmiedeberg in
           Höhe des Sportplatzes.

,QVJHVDPWJLOW(LQWaldumbau von Fichtenmonokulturen zu Mischbeständen bzw.
die gezielte Waldmehrung sind aus hydrologischer Sicht grundsätzlich sinnvoll. Beide
Maßnahmen führen bei Beachtung der Standortgegebenheiten mittel- bis langfristig
zu einer präventiven Hochwasserminderung.

6.2       Auswahl von Waldmehrungsflächen
Prinzipiell trägt jede aufgeforstete Fläche wegen der zuvor genannten Wirkungen zur
Hochwasserminderung bei. Dennoch lassen sich Flächen benennen, auf denen die
:LUNXQJEHVRQGHUVJUR‰LVWE]ZZRGHU(UKDOWGHV:DOGHVEHVRQGHUVZLFKWLJLVW
‡ )OlFKHQPLWWLHIHQ%|GHQXQGKRKHU6SHLFKHUNDSD]LWlWZHLOEHUGLH7UDQVSLUDWLRQ
   in der Vegetationszeit ein hohes Wasserspeicherpotenzial geschaffen wird,
‡ 6GOLFK DXVJHULFKWHWH +lQJH ZHLO GXUFK GLH VWlUNHUH 6RQQHQHLQVWUDKOXQJ XQG
   Verdunstung ein grösseres Bodenwasser-Speichervermögen geschaffen werden
   kann als auf nördlich ausgerichteten Hängen,
‡ 6WDUNJHQHLJWH+lQJHZHLOGHU2EHUIOlFKHQDEIOXVVXQGGDPLWDXFKGLH%RGHQHUR-
   sion abnehmen bzw. nicht entstehen,
‡ )OlFKHQGLHDXIJUXQGKRKHU6FKOXIIRGHU7RQDQWHLOHLP2EHUERGHQXQJQVWLJH
   Versickerungsbedingungen für Niederschläge haben und schnell Oberflächenab-
   fluss erzeugen,
‡ )OlFKHQPLWELQGLJHQ%|GHQZHLOGDV:DVVHUGXUFKGLHYHUlQGHUWH%RGHQVWUXNWXU
   und die Bodenmakroporen besser einsickert und im Boden zwischengespeichert
   wird,
‡ )OlFKHQLQGHQREHUHQ7HLOHQGHU(LQ]XJVJHELHWHZHLOGLH$EIOXVVYHU]|JHUXQJGRUW
   DXFKEHLIODFKJUQGLJHQ6WDQGRUWHQ VWDWW2EHUIOlFKHQDEIOXVVHQWVWHKWERGHQLQ-
   QHUHUVHLWOLFKHU$EIOXVV GLH6WHLOKHLWGHU$EIOXVVZHOOHLP8QWHUODXIPLQGHUW

Es darf nicht vergessen werden, dass in den oberen Teilen der Mittelgebirgsein-
zugsgebiete teils entwässerte Moore liegen. Natürlich wachsende oder revitalisierte
Moore sorgen für einen günstigen Wasser- und Stoffhaushalt in der Landschaft. Ihr

14
vergleichmäßigtes Oberflächenrelief verteilt den Abfluss und konzentriert ihn nicht in
Entwässerungsgräben. Als Landschaftseinheit wirken die Moore wegen ihrer großen
Oberflächenrauhigkeit und hohen Verdunstung abflusspuffernd und abflussverzö-
JHUQG WAGNER :DFKVHQGH0RRUHE]Z0RRUHLQ5HJHQHUDWLRQVLQG$UFKLYHGHU
Klimageschichte, Kohlenstoff- und Stickstoffspeicher und Lebensraum seltener, teils
vom Aussterben bedrohter Pflanzen und Tiere. Solche Moore liefern einen erheblichen
und kostenlosen Beitrag zum Ausgleich meteorologischer Extremereignisse. Moor-
VFKXW]XQG0RRUUHYLWDOLVLHUXQJEDXHQDXIHLQHP$QJHERWGHU1DWXUDXI EDOM et al.
 XQGVLQG7HLOGHUQDWXUQDKHQ:DOGEHZLUWVFKDIWXQJ0RRUHVROOWHQGHVKDOEQLFKW
genutzt, sondern geschützt werden.

6.3                                Nebenwirkung einer Waldmehrung

Eine Waldmehrung beeinflusst andere Nutzungen oder Naturräume im Einzugsgebiet.
'LHVH(IIHNWHPVVHQEHNDQQWVHLQEHDFKWHWXQGDEJHZRJHQZHUGHQ
‡ :lKUHQGLQGHUVWUXNWXUDUPHQ$JUDUODQGVFKDIWHLQH:DOGPHKUXQJJUXQGVlW]OLFK
   tolerierbar sein dürfte, würde eine großflächige Aufforstung in vielen reich struk-
   turierten Offenlandräumen - vorwiegend der oberen Teile unserer Flussgebiete
   - unersetzliche Biotope beseitigen.
‡ (LQH]XQHKPHQGH%HZDOGXQJGHU(LQ]XJVJHELHWHVHQNWGHQPLWWOHUHQMlKUOLFKHQ
   $EIOXVVDXVGHP*HELHWZHJHQGHUVWHLJHQGHQ9HUGXQVWXQJ $EE /LHJHQGLH
   Waldmehrungsflächen oberhalb von Talsperren, die der Trinkwasserversorgung
   dienen, ist die Abnahme des Zuflusses zu den Talsperren infolge der steigenden
   Verdunstung durch die Waldmehrung zu beachten. Mit sinkenden Zuflüssen
   nimmt die Sicherheit der Rohwasserbereitstellung ab.
‡ ,VW GLH :DOGPHKUXQJ KLQJHJHQ HKHU DXI GLH XQWHUHQ XQG ELVKHU DOV $FNHU RGHU
   Grünland genutzten Einzugsgebietsteile konzentriert, können sich deren Abflüsse
   wegen einer zunehmend verzögerten Abflussbildung in Waldflächen mit dem
   Abfluss aus den oberen Gebietsteilen überlagern. Ohne Waldmehrung haben die
   unten gebildeten Abflüsse einen Bezugspunkt im Hauptgewässer bereits passiert,
   bevor der Abfluss aus den oberen Gebietsteilen dort eintrifft.

                                  600                                          aktuelle Waldfläche
                                                                               Waldumbau in der aktuellen Waldfläche
                                                                               vollständige Waldmehrung im Offenland

                                  500
   Mittlerer Jahresabfluss [mm]

                                  400

                                  300

                                  200

                                  100

                                                                  Wilde Weißeritz                                                  Rote Weißeritz
                                   0
                                                                                                            Reichstädt, Reichst.

                                                                                                                                       Schmiedeberg 1
                                                                       Ammelsdorf (4927
                                            Rehefeld 1(1544 ha,

                                                                                                            Bach (1271 ha, 7 %

                                                                                                                                                        Dippoldiswalde 1
                                                                                          Beerwalde (8096

                                                                                                                                       (5431 ha, 71 %

                                                                                                                                                        (7954 ha, 57 %
                                                                                           ha, 51 % Wald)
                                                                        ha, 62 % Wald)
                                               88 % Wald)

                                                                                                                                           Wald)

                                                                                                                                                             Wald)
                                                                                                                  Wald)

Abb. 5:                                 Vergleich der mittleren Jahresabflussmenge. Für ausgewählte Pegel im Gebiet der
                                        Wilden und Roten Weißeritz sind die Mengen für den Istzustand des Waldflächenan-
                                        teils, nach Waldumbau in der vorhandenen Waldfläche und nach einer vollständigen
                                        Waldmehrung dargestellt (aus MÜNCH et al. 2006). Die Gebietsfläche [ha] sowie der
                                        Waldflächenanteil [%] sind jeweils angegeben.

                                                                                                                                                                           15
Insofern ist eine individuelle Waldmehrung auf Offenlandflächen wegen ihrer mittel-
baren Effekte und Fernwirkungen durch die Fachbehörden zu lenken und zu unter-
stützen. Bei Waldmehrung in erheblichem Umfang sind eine Vielzahl öffentlicher und
privater Interessen gegeneinander abzuwägen. Die Sicherheit der Trinkwasserbereit-
stellung und der notwendige Erhalt von Arten- und Biotopschutzflächen sind hierbei
gleichberechtigte gesellschaftliche, teils gesetzlich fixierte Ziele.

7 Handlungsempfehlungen
Das Leitbild für unsere Einzugsgebiete ist die ökologisch funktionsfähige, nachhal-
tig nutzbare, biologisch mannigfaltige und ästhetischen Ansprüchen genügende
Kulturlandschaft mit ihren Siedlungen und ihrer technischen Infrastruktur. Dieser
Dualismus von Nutzung und Schutz der Landschaft ist unauflöslich, solange in ihr
Menschen leben.

Grundsätzliches Ziel für die Gewässerläufe im Mittelgebirge und seinen Vorländern
VLQG 6WUXNWXUYLHOIDOW XQG *HZlVVHUGXUFKJlQJLJNHLW MÜLLER 2007b, JÜNGEL  
Wichtig ist, den aquatischen und amphibischen Lebensraum mit dem angrenzenden
WHUUHVWULVFKHQ %HUHLFK ]X YHUNQSIHQ 608/    'RUW ZR GLH *HZlVVHU LQ
den schmalen Tallagen die Siedlungen und die Verkehrsinfrastruktur tangieren oder
durchqueren, sinkt die Strukturvielfalt zwangsläufig. Hier gelten im allgemeinen
die Regeln des technischen Wasserbaus, der für einen ungehinderten Abfluss mit
P|JOLFKVW JHULQJHP :DVVHUVWDQG VRUJW SÖNNICHSEN   8QDEKlQJLJ GDYRQ PXVV
der Gewässerunterhaltungspflichtige ein Mindestmaß an Strukturgüte im Gewässer
DQVWUHEHQ †6lFKV:* 

Nachfolgend wird gezeigt, wie das hochwasser- bzw. schadensmindernde Potential
des Waldes gezielt eingesetzt und ausgebaut werden kann. Dabei sind zwei Maßnah-
PHQNRPSOH[H]XXQWHUVFKHLGHQ

1.    Maßnahmen zur Reduktion der Abflussbildung - Hochwässer werden bereits in
      ihrer Entstehung gemindert oder wenigstens verzögert. Der Handlungsrahmen
      umfasst das Spektrum von der Waldpflege über den Waldumbau bis hin zur
      :DOGPHKUXQJ .DS 

2.    Maßnahmen zum Mindern der Schadwirkung von Hochwasserabfluss im Ge-
      wässer - Der Wald wirkt hier über seine Einzelbäume punktuell oder linienhaft
      entlang der Gewässer oder in Feldfluren. Einzelbäume können einerseits Uferbe-
      reiche stabilisieren. Andererseits können Waldstrukturen durch ihre Rauhigkeit
      GLH )OLH‰JHVFKZLQGLJNHLW VHQNHQ XQG *HVFKLHEH VRZLH 7UHLEJXW ]XUFNKDOWHQ 
      .DS 

Um einen merklichen Effekt im Einzugsgebiet der Wilden und Roten Weißeritz zu
erzielen, ist es wichtig, dass auf möglichst vielen Flächen aller Eigentümer die Hand-
lungsempfehlungen beachtet und auch im Privatwald angewendet werden.

7.1     Maßnahmen in der Fläche
Ein stabiler Wald bietet die beste Hochwasserprävention, die die Natur in unserem
Raum hervorbringen kann. Stabile, standortgerechte Waldökosysteme sind an die
QDWUOLFKHQ*HJHEHQKHLWHQDQJHSDVVW'XUFKLKUH$UWHQYLHOIDOW %DXPDUWHQ6WUDXFK
XQG%RGHQYHJHWDWLRQVRZLHGLH)ORUDLQ+XPXVXQG%RGHQ EHVLW]HQVLHHLQHKRKH
)lKLJNHLW ]XU 6HOEVWRUJDQLVDWLRQ XQG VLQG GHVKDOE ZHQLJHU VW|UDQIlOOLJ :LQG XQG
6FKQHHEUXFK 6FKlGOLQJH  6LH ELHWHQ GDPLW DXFK LQ GHU =XNXQIW GLH *HZlKU HLQHU
Schadensbegrenzung.

Daher sind alle forstlichen und waldbaulichen Maßnahmen, die nicht nur unter
ökonomischem Aspekt gesehen werden, sondern die Standortbedingungen und die
ökologischen Zusammenhänge beachten, ein wesentlicher Beitrag zur Hochwas-
serminderung. Aufgrund der langen Entwicklungszeiträume der Bäume werden die
Erfolge von Waldumbau oder Aufforstung zeitlich verzögert wirksam. Eine forst- und
naturschutzfachliche Begleitung dieser Entwicklungsprozesse ist erforderlich.

16
Im Weißeritzgebiet nimmt die Lufttemperatur mit der Geländehöhe ab und die Nie-
derschlagsmenge zu. Deshalb gibt es eine Höhenabhängigkeit der Bestandszieltypen
 =LHOGHUODQJIULVWLJHQ:DOGHQWZLFNOXQJIUHLQ]HOQH:DOGEHVWlQGH für Waldumbau
und Waldmehrung, die infolge eines vielfältigen Mosaiks von Boden- und Gelände-
eigenschaften modifiziert werden. Die häufigsten Bestandszieltypen sind in Tabelle 3
zusammengefasst.

                                                  Nährstoffversorgung der Böden /
                                                       Bodenwasserhaushalt
 Forstliche             Höhe
 Klimastufe            [mNN]        sehr gut /       mittel /       schlecht /           mittel /
                                                                                           Nass-
                                                 terrestrisch                            standort
 Untere Berglagen
 und Hügelland mit                                       Eiche-Hainbuche-Linde
 trockenem Klima
 Untere Berglagen
 und Hügelland mit                   Buchen-           Buchen-Nadelbäume /              Eiche-
 mäßig trockenem                    Nadelbäume         Eiche-Hainbuche-Linde       Hainbuche-Linde
 Klima
 Untere Berglagen
                                                                                          Fichten-
 und Hügelland mit
                                                                                       Bergmischwald
 feuchtem Klima         < 500
                                             Buchen-Nadelbäume                          Fichten-
 Mittlere                   500 -                                                   Bergmischwald/
 Berglagen                  700                                                    Fichten-Bergwald
                                                                                        Fichten-
  Höhere                    700 -           Fichten-Bergmischwald                  Bergmischwald /
  Berglagen                 850                                                    Fichten-Bergwald
  Kammlagen             > 850           -                           Fichten-Bergwald

Tabelle 3: Bestandszieltypen im Weißeritzkreis in Abhängigkeit von Klima und
           Standorteigenschaften.

(UOlXWHUXQJ]X7DEHOOH

    Eiche-Hainbuche-Linde7(,6(,ELV/DXE0LVFKEDXPDUWHQ +%8:/,%$+9.,
    *(6 ELV1DGHO0LVFKEDXPDUWHQ *.,'*/
    Buchen-Nadelbäume5%80LVFKEDXPDUWHQ :7$*),'*/%$+*(6%8/ 
    in den unteren Berglagen auch HBU
    Fichten-Bergmischwald*),0LVFKEDXPDUWHQ 5%8:7$%$+*(6+.,
    %8/ DXI1DVVVWDQGRUWHQDXFK0%,5(5XQG*(%
    Fichten-Bergwald*),0%,*(%

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   TEI Trauben-Eiche, SEI Stiel-Eiche, HBU Hain-Buche, RBU Rot-Buche, WLI Winter-Linde,
   MBI Moorbirke, GEB Gemeine Eberesche, BAH Berg-Ahorn, BUL Berg-Ulme, VKI Vogel-Kirsche,
   GES Gemeine Esche, RER Roterle,
   GFI Gemeine Fichte, GKI Gemeine Kiefer, HKI Höhen-Kiefer, DGL Douglasie, WTA Weißtanne.

7.1.1      Waldumbau
Waldumbau ist die schrittweise Umwandlung einschichtiger Bestände in standort-
gerechte Mischwälder. Er dient primär nicht dem Hochwasserschutz, sondern der
Strukturgüte der Einzugsgebiete, der Stabilität der Wälder und den weiteren forstlich
vorteilhaften Effekten.

Im sächsischen Waldgesetz aus dem Jahr 1992 ist die nachhaltige Bewirtschaftung
des Waldes aller Eigentumsformen nach ökologischen Grundsätzen festgelegt. Die
Waldbaugrundsätze für den sächsischen Staatswald haben das Ziel, aus ertragsori-
HQWLHUWHQ1DGHOZDOGUHLQEHVWlQGHQGHV0LWWHOJHELUJHV PHLVW)LFKWH VWDELOHJHVXQGH
Mischwaldökosysteme mit einem angemessenen Anteil von Baumarten der natürli-
FKHQ:DOGJHVHOOVFKDIWHQ]XVFKDIIHQ HERING, EISENHAUER & IRRGANG 'HUDNWXHOOH
Waldzustand soll sukzessive durch korrigierende Eingriffe sowie die Einbringung und
Förderung standortgerechter Baumarten in standortspezifische Zielwaldstrukturen
mit hoher Struktur- und Artenvielfalt umgewandelt werden. Große Beachtung finden
dabei die Immissionsschadgebiete der Erzgebirgskammlagen, die mit immissions-
toleranten, aber nicht standortheimischen Ersatzbaumarten aufgeforstet wurden.
                                                                                                       17
Mehrere Versuchsflächen zum Waldumbau in Sachsen, auf der mögliche Verfahren
erprobt und der Wandel der Waldökosysteme erfasst werden, wurden durch die Lan-
GHVIRUVWYHUZDOWXQJJHVFKDIIHQ HERING, EISENHAUER & IRRGANG 

Ein erfolgreicher Waldumbau ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen ein
langfristiger, aber notwendiger Prozess. Er liefert einen wesentlichen Beitrag zur
Hochwasserminderung, weil große Kahlschläge vermieden und die Gefahr von flä-
chenhaftem Windbruch und Windwurf sowie Absterbeerscheinungen aufgrund von
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standortgerechten Waldgesellschaften wirken durch ihre vielfältigere Struktur und
Vitalität auf Dauer vorteilhaft auf Gebietswasserhaushalt und Hochwasserereignisse.

Im aktuellen Anfangsstadium des Waldumbaus in Sachsen werden nachfolgend ei-
nige argumentative und praktische Hilfen gegeben, die als waldbauliches Ziel einen
stabilen Mischbestand beinhalten und damit prinzipiell auch die Abflussbereitschaft
gegenüber den Nadelwaldreinbeständen senken können.

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Mischbestände
Die Baumartenwahl sowie horizontale und vertikale Strukturvielfalt sind entschei-
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Baumarten besetzen in Mischbeständen durch unterschiedliche Wurzelform und
-tiefe jeweils unterschiedliche ökologische Nischen. Dadurch findet z.B. eine intensi-
vere und tiefer reichende Bodenfeuchteausschöpfung durch die Verdunstung statt,
was die Abflussbereitschaft gegenüber einem Reinbestand zusätzlich reduziert. Au-
ßerdem haben unterschiedliche Baumarten eine zeitlich gestaffelte Phänologie, so
GDVVGLH%RGHQZDVVHUYRUUlWHQDFKHLQDQGHUJHQXW]WZHUGHQ FRITZ 

Bild 1:   Fichten-Buchen-Mischwald – Zielbestockung in weiten Teilen unserer Wälder.

Naturverjüngung und Voranbau
Laubbäume oder Weißtannen werden in die Fichtenreinbestände durch Naturverjün-
gung oder Pflanzung eingebracht. Je nach Kronenschlußgrad sind Lichtungshiebe in
der Vorbereitung, aber auch beim Aufwachsen der jungen Bäumchen auszuführen,
um für das notwendige Lichtregime zu sorgen. Vielfach müssen die Jungbäume
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sich besonders vorteilhaft entwickeln, wenn unter dem Reinbestand noch keine kon-
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18
Bild 2:   Voranbau der Weißtanne unter Gemeiner Fichte als Maßnahme des Waldumbaus.

Bild 3:   Buchenvoranbau im Fichtenbestand als Teil des Waldumbaus.

Lebensräume schaffen
Für eine gesunde Entwicklung des Waldes ist ein breites Spektrum unterschiedlich
spezialisierter Tier- und Pflanzenarten nötig. In den vorhandenen Nadelwald-Reinbe-
ständen ist die Lebensraumvielfalt begrenzt. Es ist daher sinnvoll, in bewirtschafteten
Forsten Refugien zu schaffen, in denen sich ein breites Besiedlungspotenzial entwi-
ckeln und halten kann. In diesem Sinne ist z.B. Totholz zu verstehen, das im Wald
belassen wird. Aber auch kleinflächige Schutzgebiete oder Biotope könnten dafür
geschaffen bzw. ausgewiesen werden. So werden in Naturwaldzellen Reste naturna-
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                                                                                      19
Bild 4:   Buchentotholz als neuer Lebensraum und Refugium für Flora und Fauna.

Entwässerte Moorgebiete revitalisieren
Für die Holzproduktion wurden in der Vergangenheit vielfach Moore genutzt, die von
Natur aus sehr ungünstige Bedingungen für das Wachstum der Fichte und anderer
Nutzholzarten boten. Moore wurden meist mit einem dichten Grabennetz entwässert.
Dies bewirkt eine rasche Wasserableitung und verschärft damit die Hochwasserent-
stehung. Durch Revitalisierung des Moorwachstums kann ihre Rückhaltwirkung wie-
der hergestellt werden.

Bild 5:   Die natürliche Regeneration von Mooren, hier durch Aufwachsen von Torfmoos in
          Entwässerungsgräben, sollte gefördert werden.

20
7.1.2 Waldmehrung
Waldmehrung ist die standortgerechte Aufforstung von Offenlandflächen. Durch sie
können der Waldanteil im Einzugsgebiet erhöht und damit dauerhaft positive Wirkun-
gen auf den Hochwasserabfluss und die Erosion erreicht werden. Im Freistaat Sachsen
wird deshalb parallel zum Waldumbau vor allem in Hochwasserentstehungsgebieten
eine Aufforstung mit standortgerechten Baumarten angestrebt.

Bild 6:   Die abfluss- und erosionsfördernde Feldbestellung in Richtung des Hanggefälles, hier
          westlich Dittersdorf bei Glashütte, trägt zu einer schnellen Abflussbildung bei (April
          2004).

Ob landwirtschaftlich genutzte Flächen aufgeforstet werden, hängt von den Inter-
essen der Eigentümer und Pächter ab. Ein Anreiz zur Waldmehrung durch finanzielle
Förderung ist derzeit vorhanden. Eigentümer, die eine Waldmehrung beabsichtigen,
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ansprechen, das auch über die finanzielle Förderung Auskunft geben kann. Dort und
in Verbindung mit dem Forstbezirk Bärenfels gibt es kompetente Beratung.

Bild 7:   Aufforstung einer erosionsgefährdeten Hangmulde mit Gemeiner Fichte und Berg-
          ahorn bei Schönfeld.

                                                                                             21
Bild 8:   In einem Hochwasserentstehungsgebiet – hier bei Fürstenwalde - wird eine Auffors-
          tung mit Gemeiner Esche den schnellen Oberflächenabfluss vermindern.

7.1.3 Waldbewirtschaftung
Die turnusmäßige Pflege der vorhandenen Bestände sollte nach den gültigen säch-
sischen Waldbaurichtlinien erfolgen. Bezüglich der Hochwasserminderung sind drei
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Technikeinsatz
Die meist zum Einsatz kommende, hoch spezialisierte Holzerntetechnik schädigt durch
ihr Gewicht die Humusschicht, verdichtet den Boden und erzeugt häufig Spurrinnen.
Die dadurch verschlechterten Infiltrationseigenschaften und die entstandenen Ab-
flussbahnen können zu Oberflächenabfluss mit Erosion führen. Haupterschließungs-
linien sollten möglichst quer zum Hang angelegt sowie Spurrinnen vermieden oder
nach Abschluss der Arbeiten beseitigt werden.

Bild 9:   Schädliche Abflusskonzentration in Spurrinnen.

Gestaltung von Forstwegen und Rückegassen
Die Erschließungswege wurden und werden meist nach formalen Gesichtspunkten
angelegt. In hängigem Gelände sind sie durch ihre verdichtete Oberfläche bevorzugte

22
Abflussbahnen. Forstwege verfügen meist über eine Entwässerung mit hang- oder
beidseitigen Gräben. Sie führen das Wasser ab, leiten es an anderen Stellen kon-
zentriert ins Gelände oder in Gewässer und beschleunigen insgesamt den Ab-
flussprozess. Bei der Gestaltung der Entwässerungsgräben sollte daher geprüft
werden, inwieweit die Geländeeigenschaften einen lokalen Rückhalt und ein Wie-
derversickern ermöglichen. Häufige Abschläge in Richtung Talseite mit anschließen-
der Versickerung verhindern das Entstehen von großen Abflussströmen und ver-
meiden Erosion.

Bild 10:    Der Wasserabschlag auf leicht geneigtem Forstweg vermeidet Erosion.

Im hängigen Gelände müssen die Rückegassen in Falllinie angelegt werden, da sonst
Kippgefahr für Maschinen und das Abrollen des Holzes bei der Schleifrückung drohen.
Beim Harvestereinsatz ist unbedingt das Reisig als Auflage in den Rückegassen zu
nutzen, was den oberflächigen Wasserablauf mindert. Dies ist ein Vorteil gegenüber
der motor-manuellen Holzernte, da hierbei das Reisig im Bestand verbleibt. Bei beiden
Verfahren erfolgt die Rückung auf den Rückegassen.

Holzernte
Die Ernte von Bäumen führt immer zu einer Veränderung der klimatischen und
hydrologischen Bedingungen am Waldboden. Durch die erhöhten Wärme-, Licht-
und Wassereinträge ändern sich Bodenfauna und -flora sowie die Stoffumsatzpro-
zesse. Nährstoffe werden ausgewaschen, die Schneeschmelze findet beschleu-
nigt statt. Bei Kahlschlag bleiben diese Veränderungen auf Jahre bestehen und
beeinflussen u.a. die Abflussbedingungen gravierend. Aus Sicht eines stabilen Wald-
ökosystems und um die Veränderungen im Abflussverhalten klein zu halten, ist eine
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und für Schutzwald.

7.2        Maßnahmen am Gewässer
'LH 8QWHUKDOWXQJ GHU REHULUGLVFKHQ *HZlVVHU REOLHJW QDFK GHP 6lFKV:* † 
bei Gewässern 1. Ordnung dem Freistaat Sachsen, bei Gewässern 2. Ordnung
den Kommunen. Die Unterhaltung umfasst neben dem Gewässerbett auch die
Ufer mit ihrer gewässerbegleitenden Vegetation. Für die oberirdischen Gewässer
VLQG JHPl‰ †  6lFKV:* UHJHOPl‰LJ *HZlVVHUVFKDXHQ GXUFK]XIKUHQ ZREHL
auch der Zustand von Hochwasserentstehungs- und Überschwemmungsgebieten
sowie Gewässerrandstreifen zu prüfen ist. Daraus folgen Unterhaltungsmaßnah-
PHQ GLH GHQ XQJHKLQGHUWHQ :DVVHUDEIOXVV VLFKHUQ (UKDOWHQ GHV *HZlVVHU

                                                                                     23
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