Wer fährt? Autonome Autos sind das große Thema. Interview mit Thomas Müller, Chefentwickler - S. 08 - Fusion von FERCHAU Automotive und M Plan
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02.2016 by M Plan Wer fährt? Autonome Autos sind das große Thema. Interview mit Thomas Müller, Chefentwickler für „pilotiertes Fahren“ bei Audi. – S. 08 Engineering im Wandel: Wasserstoff: Wer jetzt „M Plan kann Projekte“ S. 04 darauf abfährt S. 16
4,5 Mrd. Euro So viel wird die Branche der Entwicklungsdienstleister in Deutschland im Jahr 2020 laut einer Studie der Manage- mentberatung Berylls Strategy Advisors und des VDA um- setzen. Das wäre eine Steigerung von 30 Prozent im Ver- gleich zu heute. Wir können Projekte 4 M INSIDE Autohersteller vergeben mehr Großaufträge an Dienstleister. M Plan be- treut viele Projekte, die Kompetenzen aus verschiedensten Automotive- Bereichen erfordern. M NUMBERS M AT WORK Weniger ist mehr 6 Ein neuer Modulbaukasten des Systemlieferanten Auto-Kabel spart Pla- tinen und Gewicht – und schafft ein Plus an Sicherheit für das Bordnetz. M INTERVIEW Der Auto-Autopilot 8 Wann fahren Autos autonom? Werden Autos bald lernfähig? Interview mit Thomas Müller, Chefentwickler für „pilotiertes Fahren“ bei Audi. Knutschkugel, reloaded M MARKET 10 Ein Schweizer Hersteller präsentiert einen Elektro-Kleinstwagen. Außer- dem: Batman fährt jetzt Jeep. Und weitere Neuigkeiten aus der Auto- mobilindustrie. Auftritt in der „Heißen Ecke“ M PEOPLE 11 Ob Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ oder ein St.-Pauli-Musical – M Plan-Mitarbeiter Ulrich Mause steht nach Feierabend auf der Thea- terbühne. Auf der Überholspur der Datenautobahn 12 M SCENE Reifenproduzent Continental ist heute einer der großen internationa- len Automotive-Zulieferer. Ein wichtiges Geschäftsfeld: Die Entwicklung neuer HMI-Lösungen. Wenn der Motor lässig blubbert M PASSION 14 Ralf Häfner ist Pferde-Fan – solange das Pferd vier Räder hat und ein Mustang ist. Der Werkleiter von SD Automotive ist Besitzer eines 68er- Ford-Mustang-Coupé. M SPOTLIGHT Der Stoff, aus dem die Träume sind 16 Brennstoffzelle und Wasserstoff erleben eine Renaissance – immer mehr Hersteller setzen auf die umweltbewusste Technologie. Doch hat sie wirk- lich eine Chance? 19 Neues aus der Welt von M Plan M DATES M NEWS M GAME Zum vierten Mal in Folge wurde M Plan als „Top Arbeitgeber Automotive“ ausgezeichnet. Und: Die Übernahme des Dienstleisters IGS. Mitglied im Impressum Herausgeber: M Plan GmbH Realisierung und Gestaltung: Druck: Steinmüllerallee 2 Monika Schmitt, www.fachwerkdesign.de Gronenberg Druck & Medien Mobility World by M Plan 51643 Gummersbach Redaktion extern: www.gronenberg.de Ausgabe 02.2016 www.m-plan.de Büro 504, www.buero504.de Fotografie: Auflage 15.000 Verantwortlich für den Inhalt: Redaktionsleitung: Peter Hildebrandt 6. Jahrgang Bernd Gilgen Katrin Reiners www.working-image.de 2 Mobility World by M Plan
M EDITORIAL Ära der Großprojekte »»» Liebe Leserinnen, liebe Leser, » Man muss sich international positionieren, die Menschen erwarten immer mehr von ihren Automo- bilen. Fahrzeuge sollen nicht nur immer sicherer werden, man muss die entsprechenden Experten sie sollen auch einen WLAN-Internetanschluss bieten, in den eigenen Reihen haben. « man möchte im Auto E-Mails lesen, mit Facebook-Freun- den kommunizieren oder Zugriff auf die eigenen Musik- Bernd Gilgen, Geschäftsführer M Plan Playlists aus der Cloud haben. Das Auto darf gerne al- leine einparken können, im Stau selbständig das leidige Stop-and-go absolvieren und seine Insassen schon bald Davon aber profitiert nur, wer sich rechtzeitig breit aufge- autonom und möglichst umweltschonend von A nach B stellt hat. Kleinere Dienstleistungsunternehmen werden fahren. Sicherheit und Umwelt, Fahrzeugvielfalt, Digi- nicht in der Lage sein, immer mehr und immer größere talisierung, automatisiertes und autonomes Fahren und Projekte zu stemmen. Man muss sich international posi- innovative Antriebe – das sind die großen Trends. Und tionieren, man muss die entsprechenden Experten in den diese bedeuten vor allem eins: Die Automobilindustrie eigenen Reihen haben und man muss interne Abläufe so steht nicht nur vor dem größten Wandel in ihrer mehr als optimieren, dass auch kurzfristig anspruchsvolle Projekte 100 Jahre währenden Historie, sie ist bereits mittendrin. übernommen und termingerecht vollendet werden kön- Forschung und Entwicklung, Produktion und Vermark- nen. M Plan ist dafür gerüstet. Durch externe Zukäufe tung müssen den Trends Rechnung tragen und neu ge- haben wir uns entscheidend verstärkt, und wir sind eine dacht werden. Das ist eine Herausforderung, aber auch besonders attraktive Automotive-Adresse, wie uns gera- eine große Chance für unsere Branche, für die Entwick- de wieder im Ranking „Top Arbeitgeber Automotive“ be- lungsdienstleister. stätigt wurde. Um es kurz zu sagen: Wir können Projekte. Und das ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil heu- Wir stellen fest: Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel. te und in der Zukunft. Die großen Automobilhersteller fokussieren sich auf eini- ge wenige Dienstleister, die immer mehr Verantwortung Herzlichst übernehmen können und sollen. Auch die Politik, Stich- Ihr wort Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, beschleunigt diese Entwicklung. Dienstleister wie M Plan werden in die Verantwortung genommen, immer größere Projekte mit immer anspruchsvolleren Lastenheften zu überneh- men. Der Trend geht weg von der kapazitiven Unterstüt- Bernd Gilgen zung vor Ort beim Hersteller und hin zur eigenständigen Geschäftsführer Projektabwicklung. Nur wer große Projekte realisieren kann, hat eine Chance. Dass sich dieser Paradigmenwechsel vollzieht, ist schon an der steigenden Zahl von entsprechenden Studien ab- zulesen. Kürzlich hat die Managementberatung Berylls Strategy Advisors gemeinsam mit dem VDA die Studie „Automotive Entwicklungsdienstleistung – Zukunfts- standort Deutschland“ veröffentlicht. Darin heißt es, dass allein der deutsche Markt der Entwicklungsdienst- leistungen von heute 3,5 Milliarden Euro bis 2020 um 30 ©Audi AG (Titel), Audi AG, Continental, Honda Prozent auf gut 4,5 Milliarden Euro Umsatz anwachsen wird. Und: Der Aufschwung werde noch lange andau- ern. Dazu passt dies: Autor Reinhard Wagner schreibt in seinem interessanten Buch „Projektmanagement in der Automobilindustrie: Herausforderungen und Erfolgsfak- toren“, dass Autohersteller „bei steigender Modellvielfalt und sinkenden Seriengrößen immer neue Fahrzeugva- rianten in kürzester Zeit auf den Markt bringen und die Kosten noch spürbar senken“ müssten. 02_2016 3
M INSIDE PRODUKTIONSTECHNIK ELEKTRONIK ANTRIEB ENTWICKLUNGSBEGLEITENDE DIENSTLEISTUNGEN FAHRWERK „Wir können Projekte“ Autohersteller vergeben immer mehr Großaufträge an Dienstleister. M Plan betreut heute viele komplexe Projekte, die Kompetenzen und Entwicklungs-Infrastrukturen aus verschie- densten Automotive-Bereichen erfordern. Erfolgreich, wie das Feedback der OEMs zeigt. »»» Autofahren wird immer einfacher. Autobauen hin- Herausforderungen an die Fahrzeug-Architektur ver- gegen wird immer komplexer. Vernetzte Fahrzeuge, Car- langen nach innovativen Modellen in Entwicklung und to-Car-Kommunikation, Internet im Fahrzeug, autonom Produktion. fahrende Autos – die Automobilindustrie wandelt sich so schnell wie noch nie in den mehr als 100 Jahren ihrer So lagern die Autohersteller und die großen Zuliefe- Geschichte. Dazu kommt ein weiterer Trend: Immer mehr rerunternehmen zunehmend mehr Aufgaben an Entwick- Fahrzeugvarianten verlangen, trotz Plattformstrategien, lungsdienstleister aus, und das meist im Paket. Wurden nach immer neuen, individuell für bestimmte Marktseg- in der Vergangenheit oft jeweils einzelne Dienstleister mente entwickelten Automotive-Lösungen. Diese neuen mit Themen wie Türen, Klappen und Aufbau in der Karos- 4 Mobility World by M Plan
KAROSSERIE » Die Vernetzung von Fahrzeugen, die Integration des Internets ins Auto und das neue Thema autonomes Fahren sind ein großer Zukunftsmarkt für Entwicklungsdienstleister. Und solche Themen werden von den OEMs nur noch als große, bereichsübergreifende Projekte vergeben. « Holger Schramm, M Plan-Vertriebsleiter Nord auch, große Projekte mit einer Vielzahl an Entwicklungs- sprechenden FEM-Software gemäß den konkreten Anfor- schritten und breitaufgestellten Themen kompetent derungen des Lastenheftes simuliert und in einer dritten und natürlich termingerecht zu steuern“, erklärt Holger Niederlassung als Prototypen erprobt werden. Schramm, Vertriebsleiter Nord von M Plan. „Die Projekt- landschaft macht es notwendig, neben bereichsinternen So erfordert etwa die Integration des elektrischen auch bereichs- und sogar niederlassungsübergreifende Bordnetzes in die Karosseriestruktur tiefgehendes Ver- Themen zu bearbeiten.“ ständnis und Know-how sowohl für alle Facetten des Ka- rosseriebaus wie auch für die neuesten Entwicklungen In den vergangenen Jahren hat M Plan eine Unterneh- in Sachen Fahrzeug-IT. Bei solch einem Projekt ist ein mensstruktur geschaffen, die eng an die Strukturen seiner Dienstleister wie M Plan verantwortlich für die Abstim- GESAMTFAHRZEUG Auftraggeber angelehnt ist. So wurde analog zu den Ent- wicklungen bei den OEMs zum Beispiel der Bereich „Ka- mung der jeweiligen Anforderungen aus den Lastenhef- ten der Einzelthemen. Er koordiniert die Schnittstellen rosserie“ mit drei Fachteams neu aufgestellt: Aufbau, Türen und erbringt die Entwicklungsleistung des Auftragge- und Klappen, Interieur und Exterieur. Der Bereich „Akustik“ bers. Dieser erspart sich neben der Einzelbeauftragung erhält aktuell am Standort Stuttgart ein eigenes Akustik- verschiedener Dienstleister die gesamte und oftmals zentrum mit mehreren Messkammern zur Bearbeitung von hochkomplexe Schnittstellenkontrolle. Gesamtfahrzeug-Entwicklungs-Themen sowie zur Beurtei- lung von Einzelkomponenten. Der Bereich Gesamtfahrzeug Gerade bei solchen Großprojekten ist natürlich das in Wolfsburg kann Entwicklungsfragestellungen durch Thema Datensicherheit wichtig. Jeder Autohersteller FEM-Analysen simulieren, dazu Versuchsträger aufbauen hat spezifische Daten- und Sicherheitsanforderungen. und diese in eigenen Prüfeinrichtungen erproben. M Plan hat deshalb eine unternehmensinterne Struktur implementiert, um die jeweiligen Anforderungen der M Plan hat den Trend früh erkannt verschiedenen Auftraggeber an den unterschiedlichen Besonders wichtig: Im Bereich „Elektrik und Elektronik“ Standorten zu erfüllen. stehen Fachteams für Bordnetz- und Softwareentwick- lung zu Verfügung. Denn diese Disziplin steht wie kaum Diese Voraussetzungen in Sachen Informationssi- eine andere für die automobile Zukunft. „Elektrik und cherheit werden heute vom Auftraggeber regelmäßig ab- Elektronik wird der Bereich sein, der in den nächsten Jah- gefragt und durch Audits überprüft. „Vertrauen und hohe ren mit am wichtigsten wird, gerade der Bereich Car-IT“, Sicherheitsstandards sind die Grundlage für unsere gu- sagt Holger Schramm. „Die Vernetzung von Fahrzeugen, ten Beziehungen zu vielen wichtigen Herstellern“, sagt die Integration des Internets ins Auto und das neue The- Holger Schramm. „Das positive Feedback nach erfolgrei- serieentwicklung beauftragt, werden heute Karosserie- ma autonomes Fahren sind ein großer Zukunftsmarkt für cher Abwicklung vieler Großprojekte bestätigt uns, dass Gesamtpakete mit allen dazugehörigen Komponenten an Entwicklungsdienstleister. Und solche Themen werden wir richtig und marktgerecht aufgestellt sind.“ Gerade einen einzigen Dienstleister vergeben. von den OEMs nur noch als große, bereichsübergreifende erst wurde der Auftrag eines großen Herstellers abge- Projekte vergeben.“ wickelt. Es ging um die Karosserie-Entwicklung für ein M Plan ist diese Entwicklung von Beginn an mit- wichtiges Volumenmodell für den US-amerikanischen gegangen und ist heute in der Position, allen Marktan- Dafür hat M Plan sich gerüstet: So arbeiten auch Markt. „Qualität, Termineinhaltung, Kosten – der Auf- forderungen kompetent und zeitgemäß gerecht zu wer- verschiedene Niederlassungen als Teams zusammen. traggeber war hochzufrieden“, berichtet Schramm. Und den. Dabei geht es nicht nur um Kompetenzen in allen Entwickelt die eine Niederlassung zum Beispiel Bauteile, sagt: „Wir können Projekte – das ist die Basis unseres relevanten Automotive-Bereichen: „Wichtig ist vor allem können diese in einer anderen Niederlassung mit der ent- Erfolgs auch in der Zukunft.“ ◀ 02_2016 5
M AT WORK Modulbaukasten MBK Bordnetzabsicherung mit Halbleitertechnologie Innovative Halbleitertechnologie, die zur Bordnetzabsicherung und -stabilisierung beiträgt und zugleich Synergieeffekte im Bereich von Entwicklung und Produktion ermöglicht – das ist der Modulbaukasten MBK von Auto-Kabel. M Plan war an der Realisierung beteiligt. »»» Weiter, schneller, höher: Das aus dem Leistungssport bekannte Prin- „Mit dem MBK“, erläutert David Cacciatore, der das Projekt von Seiten zip gilt längst auch im Automobilbau. Parallel zu immer kürzeren Entwick- von M Plan unterstützte, „lassen sich sozusagen mehrere Funktionen in lungszyklen steigen die Anforderungen an die Funktionsvielfalt der Fahr- einem Produkt realisieren, so dass man statt zwei Platinen nur eine ver- zeuge kontinuierlich. Neben der Integration einer stetig wachsenden Zahl bauen muss. Das spart Gewicht, Bauraum und Kosten. Will der OEM bei- von Fahrerassistenzsystemen müssen unter anderem immer komplexere spielsweise die Funktion einer elektronischen Sicherheitsbatterieklemme Multimedia-Anwendungen mit entsprechenden Kommunikations- und sowie die eines Startspannungseinbruchbegrenzers umgesetzt sehen, Vernetzungserfordernissen berücksichtigt werden. Eine Entwicklung, die können wir ihm mit dem MBK ein Produkt anbieten, über das sich mit re- das Bordnetz vor große Herausforderungen stellt und sowohl Gewicht als lativ geringem Aufwand beide Funktionen abbilden lassen.“ „Die Verwen- auch Kosten beeinflusst. Schließlich sind zusätzliche Bauräume zu in- dung nur einer Leiterplatte“, ergänzt Aziz Iqli, „sichert zudem ein Plus an stallieren oder vorhandene zu optimieren. Themen wie Miniaturisierung, Schnelligkeit und Flexibilität.“ Erhöhung der Integrationsdichte und Ausschöpfung von Synergien rücken daher zunehmend in den Blickpunkt von OEMs und Systemlieferanten. An vielen Stellschrauben gedreht David Cacciatore, der an der Hochschule Niederrhein ein Studium der Vollintegration statt Einzelkomponenten Elektrotechnik absolvierte, stieg zum Zeitpunkt des Prototypings in das Das gilt auch für Auto-Kabel, einen im Bereich Energieverteilung und Projekt ein und unterstützte zunächst die komplexen Testverfahren: „Ob Energiemanagement tätigen Systemlieferanten (siehe Info-Kasten). Die in beim Ruhestrom oder bei der Kommunikation, beim Gewicht oder bei der Mönchengladbach-Rheindahlen angesiedelte Vorentwicklung der Gruppe Größe: Wir haben detaillierte Fehleranalysen betrieben und an vielen arbeitet intensiv an automobilen Zukunftsthemen. Im Fokus stehen dabei Stellschrauben gedreht, bis wir schließlich mit dem Ergebnis hundertpro- die intelligente und zuverlässige Absicherung der elektrischen Systeme zentig zufrieden waren. Ich habe mich am Projekt MBK auf vielfältige Wei- im Fahrzeug sowie die optimale Energieverteilung in leistungsstarken se beteiligen können: vom Einbringen neuer Ideen über die Schaltungen Bordnetzen. Die Entwicklungssystematik der hier auf den Weg gebrachten und das Leiterplattenlayout, das Prototyping und das Testing bis hin zur Innovation Modulbaukasten MBK trägt diesen Anforderungen Rechnung, Inbetriebnahme der fertigen Elektronik.“ wie Aziz Iqli, Predevelopment-Hardwareentwickler bei Auto-Kabel, her- ausstellt: „Die Vollintegration verschiedener Funktionen innerhalb einer Eine besondere Herausforderung bei der Realisierung des Modul- Hardware war unser zentrales Thema.“ baukastens stellte die Berücksichtigung der individuellen Fahrprofile der einzelnen Fahrzeugmodelle dar. „Dabei ging es um Themen wie Definition Konkret geht es im Einzelnen um folgende Funktionen bzw. Produkte: der Schutzklasse, die Temperaturverteilung auf der Leiterplatte etc.“ Dar- ›eSBK: Elektronische Sicherheitsbatterieklemme; sie dient zur Absicherung über hinaus galt es, den Spagat zwischen den Vorstellungen der OEMs des Bordnetzes im Crashfall durch Trennung von der Spannungsquelle. bezüglich der Verwendung hochwertiger Bauelemente und Materialien 2 › e SBK : Zwei voneinander unabhängig schaltbare Pfade für getrennte einerseits und dem Wunsch nach einer kosten- und gewichtssparenden Starter- und Generator-Leitungen. Modulbaukastenlösung andererseits zu bewältigen. › S EB: Startspannungseinbruchbegrenzer zur Verhinderung eines Ein- bruchs der Batteriespannung während des Starts. Reversible Absicherungskomponente › S EB-R: Optimierter SEB mit der zusätzlichen Funktion, die Starterlei- „Produktseitig“, so Aziz Iqli, „ist der Modulbaukasten MBK eine zentrale und tung nach dem Startvorgang spannungsfrei zu schalten. reversible Absicherungskomponente für Starter- und Generatorleitung. Eine › Q -Diode: Quasi-Diode; sie trennt bei zwei vorhandenen Batterien Pri- elektrische Unterversorgung von Verbrauchern beim Kaltstart wird durch mär- und Sekundärbatterie beim Start. die SEB-Funktionalität verhindert. Dabei sind, orientiert an den Kunden- › B i-Schalter: Ein Back-to-Back-Schalter, der ein bidirektionales Schalten wünschen, verschiedene Kontrollstrategien programmierbar. Aufgrund der in Halbleitertechnologie ermöglicht. Reversibilität kann nach dem Motorstart oder in Parkszenarios die Starter- MBK Batterie ©Auto-Kabel; Bugatti; Skoda; Goodyear Bordnetz Generator Starter 6 Mobility World by M Plan
leitung spannungsfrei geschaltet werden. Bei Motorstillstand gilt das auch für die Generatorleitung. Auf diese Weise wird möglichen Korrosionsproble- men effektiv entgegengewirkt. Mit anderen Worten: Der Modulbaukasten MBK bietet, unter Ausnutzung zahlreicher Synergieeffekte, eine hocheffizi- ente Bordnetzabsicherung mit Halbleitertechnologie.“ ◀ Zum Unternehmen Seit über 80 Jahren am Markt, ist Auto-Kabel ein wichtiger Systemlieferant zahlrei- cher OEMs und Tier-1-Supplier. Entwickelt und realisiert werden kundenspezifische Lösungen für die Energieverteilung und das Energiemanagement. Schwerpunkt im Produktportfolio sind Batterieleitungssätze. Die Forschungs-und-Entwicklungs-Ab- teilung ist zwischen dem Hauptsitz in Hausen im Wiesental/Schwarzwald, wo sich die Konstruktionsabteilung und die Serienentwicklung befinden, und dem Entwick- lungszentrum in Mönchengladbach-Rheindahlen aufgeteilt. Rund 60 Engineering- Spezialisten befassen sich hier mit F&E für Prototypen sowie Frühphase-Erkennung. ENERGIEVERTEILUNG UND ENERGIEMANAGEMENT Am Standort Rheindahlen wurde in den letzten Jahren ein leistungsfähiges Prüflabor sind die beiden zentralen Aufgabenbereiche der Firma aufgebaut. Weltweit beschäftigt die Auto-Kabel-Gruppe rund 2.500 Mitarbeiter. Auto-Kabel. Linke Seite unten: Der Modulbaukasten (MBK). Daneben das Anwendungsbeispiel eSBK2. www.autokabel.com M NUMBERS 50 alt – der Škoda 1000 MBX feiert dieses Eindruck, als hätte er keine Mittelsäulen. Jahr seinen runden Geburtstag. Prä- Diese endeten in der Tat in der Mitte der Jahre sentiert wurde der heutige Liebling von Karosserie unter der Fensterlinie, ihr Oldtimerfans erstmals auf der Automo- schmaler oberer Teil wurde zusammen bilmesse in Genf 1966. Er begeisterte mit mit der hinteren Seitenscheibe herunter- originellen Details: Mit den breiten Sei- gekurbelt. Dadurch konnten die Insassen tenfenstern hinterließ der Zweitürer den einen exzellenten Ausblick genießen. 1.500 PS 360 Grad – das ist die perfekte Stunt- man-Pirouette, bei der man das Auto 360 in voller Fahrt um sich selbst drehen lässt – „Ein Colt für alle Fälle“ lässt bringt der jüngst präsentierte Bugatti Chiron auf grüßen. Reifenhersteller Goodyear hat die Straße. Von null auf 100 km/h in knapp zwei Se- an alle Stuntmen gedacht und einen Kon- kunden? Von null auf 300 km/h in 13,6 Sekunden? Grad zept-Reifen namens „Eagle-360“ entwickelt. Das schnellste Serienauto der Welt katapultiert Der kugelförmige Pneu ist speziell für autonom seine Insassen in neue Dimensionen dank eines fahrende Fahrzeuge im 3D-Druckverfahren entwickelt vierfach aufgeladenen W16-Motors mit acht Litern worden. Die kugelrunde Form soll eine sicherere Lenkbarkeit Hubraum. Die Tachoanzeige reicht bis 500 km/h, ermöglichen. Der Reifen soll mittels Magnetschwebetechnik mit der Ka- doch viel mehr als bescheidene 400 km/h sind wohl rosserie verbunden werden. Das Profil des Eagle-360 hat die Eigenschaf- nicht zu erreichen. 50 Modelle pro Jahr will Bugatti ten eines Schwamms: Bei Feuchtigkeit wird er weich, bei Trockenheit hart. bauen. Basispreis: 2,5 Millionen Euro. Colt Seavers, übernehmen Sie … 02_2016 7
M INTERVIEW Der Auto-Autopilot Wann fahren Autos autonom? Welche technischen Herausforderungen sind bis dahin zu meistern? Werden Autos bald lernfähig? Thomas Müller, Chefentwickler für „pilotiertes Fahren“ bei Audi, gibt im Interview mit Mobility World einen Ausblick. jetzt aktuell bei Stufe drei: Im kommenden Jahr kommt der neue A8 auf den Markt, der auf der Autobahn im Stau komplett alleine fahren kann – aber immer mit einem aufmerksamen Fahrer hinter dem Lenkrad, der jederzeit wieder übernehmen kann. Warum heißt es überhaupt bei Ihnen „pilotiertes Fahren“? Der automo- bile Volksmund spricht ja vom „autonomen Fahren“. Viele denken bei autonomen Fahrzeugen an ein Auto ohne Lenkrad, ohne Pedale, ohne Möglichkeit für den Fahrer, einzugreifen. Das entspricht heu- te nicht unserer Strategie, ist aber auch technisch oder hinsichtlich rechtli- cher Fragen noch ganz weit weg. Für uns bei Audi steht auf jeden Fall fest: Autofahren macht Spaß, und es soll auch weiterhin Spaß machen. Für uns ist das pilotierte Fahren ein Angebot. Wer selbst fahren möchte, soll und darf das tun. Das ist wie beim Fliegen, so kam es auch zum Begriff: Ein Pilot kann zwar auf Autopilot umschalten, aber er muss jederzeit eingrei- fen können. Wenn ich als Flugpassagier beim Landeanflug auf München plötzlich den Piloten neben mir sitzen sähe, und der sagt mir: „Das Flug- zeug kann das allein, keine Angst“, dann fände ich das vermutlich nicht so toll – selbst wenn ich Vertrauen in die Technik hätte. Wird es denn jemals ein komplett autonom fahrendes Auto geben, ohne Lenkrad und Pedale? Das wird es geben. Es kommt jedoch darauf an, wo solche Autos fahren TESTFAHRT OHNE FAHRER: Herr Müller, Sie haben mal gesagt, dass sie morgens als Erstes an Ihr würden. In 20 oder 30 Jahren kann ich in einem überschaubaren urbanen 2015 ließ Audi ein A7-Konzept- Projekt „pilotiertes Fahren“ denken. Was ist denn Ihr typischer Morgen- Ballungsraum, der relativ klar strukturiert ist, ohne selbst zu lenken zur auto 550 Meilen pilotiert vom Gedanke? Arbeit fahren. Bis das auch zum Beispiel in südamerikanischen Mega- Silicon Valley bis nach Las Metropolen klappt, das dauert wohl noch länger. Vegas zur Elektronikmesse Jeden Morgen, wenn ich in der Früh im Auto sitze und zur Arbeit fahre, CES fahren. Der erfolgreiche denke ich: „Wann endlich kann ich mich zurücklehnen und noch 20 Minu- Was fehlt denn, damit man auch in Mexiko-Stadt autonom fahren Langstreckentest war auch ten weiterschlafen?“ (lacht) Ich bin kein ausgesprochener Morgenmensch, könnte? als Signal an den Wettbewerb und über eine Extraportion Schlaf würde ich mich sehr freuen. Tatsächlich gedacht. ist aber der Aspekt Entspannung, neben dem wichtigen Thema Sicherheit, Für 90 Prozent aller Verkehrsunfälle ist zwar der Mensch verantwort- einer der größten Mehrwerte, die man mit pilotiert fahrenden Autos ge- lich und nicht die Technik. Doch der Mensch hat eine Fähigkeit, die wir nerieren kann. heute in unseren Fahrzeugen noch nicht abbilden können: das Lernen. Ist jemand an den Verkehr in Hamburg oder München gewöhnt, wird er Wann werden Sie denn tatsächlich morgens das erste Mal in Ihrem Auto vom Fahrstil in Rom oder auch Mexiko-Stadt zunächst vielleicht über- schlafend zur Arbeit fahren können? fordert sein. Doch er lernt, mit dem Umfeld umzugehen. Das ist ein The- menfeld, an dem wir derzeit hart arbeiten. Stichworte sind „künstliche Es wird nicht den berühmten Montagmorgen geben, an dem beim Händ- Intelligenz“ und „machine learning“. Ziel ist, dass pilotierte Autos nicht ler ein Auto steht, das alles kann. Pilotiertes Fahren ist eine automobile nur das präzise umsetzen, was wir ihnen bei Serienfreigabe mitgeben, Evolution. Schon heute sind viele Fahrzeuge mit Fahrerassistenzsystemen sondern sich an verschiedene unvorhersehbare Situationen und Umge- versehen, die vieles können. Auch die haben sich Schritt für Schritt entwi- bungen anpassen. ckelt. Vor 15 Jahren hätte niemand es für möglich gehalten, dass es Syste- me wie Notbremsassistenten oder Kollisionswarner in Serie gibt. Was bedeutet die neue Technologie für das Fahrzeug-Design? Auf welcher Evolutionsstufe des pilotierten Fahrens stehen wir denn Zunächst einmal ist es eine Kunst, alle nötigen Komponenten in die be- gerade? stehende Autoarchitektur einzubringen, denn wir werden erst einmal kein Modell entwickeln, das komplett anders aussieht. Sensoren, und zwar Es gibt sechs Stufen des autonomen Fahrens, von null bis fünf. Null heißt, nicht wenige, müssen im schönen Design unserer Fahrzeuge integriert man fährt manuell, fünf, das Auto kann komplett autonom fahren. Stufe werden, wie zum Beispiel bei unseren Radarsensoren heute im Stoßfän- eins wiederum bedeutet, das Auto übernimmt im Bedarfsfall das Brem- ger. Einen Laserscanner auf dem Dach bekomme ich natürlich bei keinem © Audi AG sen, zwei, das Auto bremst und lenkt bei Bedarf, ist also mit einem Ab- Designer durch. (lacht) Denn dass ein Auto schön aussieht, ist ja nach wie standstempomaten und einem Spurhaltesystem ausgerüstet. Wir sind vor eines der entscheidenden Kaufkriterien. 8 Mobility World by M Plan
Zur Person Thomas Müller ist Leiter Entwicklung Brems-, Lenk- und Fahrerassistenzsysteme bei der Audi AG und verantwortlich für das Projekt „pilotiertes Fahren“. Der 39-jäh- rige gelernte Maschinenbauer ist seit 2001 beim Ingolstädter Autoherstel- ler, zunächst als Trainee, später als Fahrwerkentwickler und Assistent des Vorstands Technische Entwicklung, seit 2010 arbeitet er in seiner jetzigen Position. Wie soll es eigentlich funktionieren, wenn der Fahrer gerade seine Mails liest und er in Bruchteilen von Sekunden wieder kompetent ins Geschehen eingreifen können muss? Ein wichtiger Aspekt. Studien haben belegt, dass der Fahrer bis zu zehn Der Innenraum wird sich verändern, wenn der Fahrer es sich zum Fern- Sekunden benötigt, um wieder voll konzentriert zu sein, wenn er sich nur sehen gemütlich machen darf … für ein paar Minuten von der Fahraufgabe abgewendet hat. Man muss die Autos also so ausrüsten, dass sie noch zehn Sekunden autonom weiter- Richtig. Je mehr Szenarios das Auto alleine beherrscht, desto mehr Sinn fahren können, nachdem ein Problem auftaucht. Das Auto muss einzel- macht es, das Interieur entsprechend zu modifizieren. Wir haben in ei- fehlersicher gemacht werden. Ähnlich wie beim Flugzeug. Da gibt es alles nem unserer Prototypen ein Lenkrad vorgestellt, das beim pilotierten dreifach, zum Beispiel drei Hydrauliksysteme. Fällt eins aus, übernimmt Fahren zurückfährt und dem Fahrer mehr Freiraum verschafft. Dann das nächste. Beim autonom fahrenden Auto muss alles mehrfach abgesi- werden sich, je mehr Freizeit-Funktionen im Fahrzeug zur Verfügung chert werden. Fällt ein Sensor oder ein Elektroniksystem aus, übernimmt stehen, die Bildschirme verändern. Und wir stehen vor der Herausforde- das Ersatzmodul. Im Audi A8 gibt es zum Beispiel zwei Bremssysteme. rung, wie wir den Fahrer von Längs- und Querbeschleunigung entkop- Fällt das eine aus und der Fahrer übernimmt nicht sofort, springt das peln. Denn es bringt ja nichts, wenn ich Zeit zum Lesen habe, mir dabei zweite Bremssystem automatisiert ein. aber im fahrenden Auto übel wird. Da wird sich auch auf der Fahrwerks- seite noch einiges tun. Ihre erste alltägliche Fahrt in einem autonom fahrenden Auto: Wie wür- den Sie Ihre Zeit verbringen, während Kollege Computer steuert? Viele rechtliche und moralische Fragen sind nicht geklärt. Das berühm- te Szenario: Wird das Auto in einer kritischen Situation automatisch Ich freue mich tatsächlich sehr darauf. Erst kürzlich war ich wieder in den KLEIN, ABER CLEVER: Beim gegen den Brückenpfeiler oder gegen die Frau mit Kinderwagen am USA und fuhr für Stunden mit einem Mietwagen über die Highways, Tem- Audi Autonomous Driving Cup Straßenrand steuern? pomat auf 65 Meilen pro Stunde, total langweilig und ermüdend. Da wäre fahren Modellautos von ich froh gewesen, hätte ich mich ablenken können. Ich habe zum Beispiel Studenten um die Wette (Foto Es wird keine Algorithmen geben, die entweder den Brückenpfei- eine Liste mit Filmen, die ich unbedingt noch gucken möchte, für die ich unten). Im echten Auto soll ler oder den Menschen am Straßenrand vorziehen – diese Alterna- aber zu Hause keine Zeit finde. Oder doch einfach mal 20 Minuten ent- der Fahrer jederzeit in den tive stellt sich für uns nicht. Unsere Strategie folgt vielmehr der Frei- spannen und danach all die Mails beantworten, die jeden Tag eintrudeln. manuellen Modus wechseln raumerkennung. Das Auto sucht in einer kritischen Situation nach ei- Da würde mir einiges einfallen. ◀ können (Foto links). ner Lücke und wird, wenn alle Sicherheitskriterien erfüllt sind, dorthin steuern. Ist kein Freiraum vorhanden, wird ganz banal eine Vollbrem- sung eingeleitet – so, wie es auch ein Mensch macht. Es wird nie einen Softwareentwickler geben, der das von Ihnen angesprochene Alterna- tivszenario programmiert. 02_2016 9
M MARKET Knutschkugel, reloaded »»» Ein Auto aus der Schweiz? Auch das geht. Auf dem Schiebefenster und ein Schiebedach als Notausstieg ha- Automobilsalon in Genf präsentierte die Schweizer ben die Isetta zwar bis ins Detail zum Vorbild, unter der Firma Mobility Systems den Microlino – einen Klein- Haube aber steckt innovativste Technik. Drei der leichten wagen-Prototyp, basierend auf der legendären BMW- Flitzer passen auf einen normalen Parkplatz, nach 120 Ki- „Knutschkugel“ Isetta. Der Clou: Dieser Kleinstwagen lometern muss das City-Mobil wieder an die Steckdose. ist ein E-Mobil. Fronteinstieg, Auslegung als Zweisitzer, 2017 soll der Microlino an den Markt gehen. Sauberer und schneller »»» Porsche sortiert sich neu. Ab sofort ist beitragen soll. In der Standardvariante schöpft der Mittelmotor-Sportwagen 718 Cayman das der neue Motor aus zwei Liter Hubraum eine Einstiegsmodell der Marke. 51.623 Euro kos- Leistung von 300 PS, das S-Modell tritt mit 2,5 tet der Zweisitzer, der damit preislich erst- Liter Hubraum und 350 PS an. Beide Versionen mals unter dem bisherigen Basis-Porsche 718 sind agiler und schneller. Das passt zum neuen Boxster liegt. Neu in beiden Varianten ist der Namen 718: Bereits 1957 gab es einen Vierzy- Vierzylinder-Boxermotor mit Turboaufladung, linder-Renner von Porsche mit dieser Bezeich- der die bisherigen Sechszylinder-Aggregate er- nung, der sehr erfolgreich im Motorsport ein- setzt und zur CO2-Reduktion der Porsche-Flotte gesetzt wurde. Kleinwagen größte Werbestars Batman fährt jetzt Jeep »»» 2015 haben die Autohersteller rund eine halbe Milliarde Euro für Werbung »»» In Zusammenarbeit mit Warner Bros. Pictures startet der ausgegeben – und zwar zum größten Teil für Kleinwagen (220 Millionen Euro). Autohersteller Jeep eine großangelegte Marketingkampagne. Im Auf den Plätzen folgen Geländewagen (211 Millionen Euro) und Autos der unteren Kinofilm „Batman v Superman: Dawn of Justice“ feiert der Jeep Mittelklasse (197 Millionen Euro). Am Ende der Tabelle: Cabrios mit einem Wer- Renegade sein Leinwanddebüt. Der TV-Spot „Into the Storm“ bebudget von nur 10,7 Millionen Euro. Bei den Kleinwagen floss die Hälfte der zeigt Szenen aus dem Superhelden-Epos, in denen der kompak- Werbemittel in TV-Spots, bei te SUV als Batmobil für Furore sorgt. Sein Europadebüt hatte der Geländewagen waren es sogar Helden-Schlitten unter dem Namen „Jeep Renegade Dawn of Ju- zwei Drittel, während Autos stice Special Edition“ auf dem Genfer Automobilsalon. der Oberklasse größtenteils in Printmedien vertreten sind. Langversionen für China »»» Der Autoboom in China flaute zuletzt ab, doch und kommt damit nahezu an die hiesige S-Klasse (5,11 noch immer ist das Land ein Wachstumsmarkt. Auf Meter) heran – exklusiv in Peking gemeinsam in einem der Auto China in Peking, der größten Fahrzeugmesse Joint Venture mit dem Partnerunternehmen BAIC. Der in Asien in diesem Jahr, zeigten die deutschen Her- längere Radstand der „Stretch“-E-Klasse ist optisch an steller, wie sie weiterhin in China mitmischen wollen. den zusätzlich in die C-Säule integrierten Dreiecksfens- BMW stellte eine Langversion des SUV-Modells X1 vor, tern sowie der verlängerten Dachlinie zu erkennen. Für Audi eine verlängerte Variante des A4 und Mercedes eine luxuriös-gediegene Atmosphäre sorgt unter ande- die um 14 Zentimeter gestreckte Fassung der neuen rem eine LED-Innenraumbeleuchtung, die 64 Farben E-Klasse. Mercedes baut diese speziell für China ent- zur Auswahl bietet. Auf Wunsch ist auch eine Mulde wickelte Langversion – der Wagen misst 5,06 Meter zum kabellosen Smartphone-Laden verfügbar. 10 Mobility World by M Plan
M PEOPLE Auftritt in der „Heißen Ecke“ Harald Juhnke war in einer Fernsehserie einst der „Mann für alle Fälle“, und genau das ist M Plan-Mitarbeiter Ulrich Mause an der Waldbühne Kloster Oesede in Georgsmarienhütte. Denn in seiner Freizeit übernimmt er dort gleich mehrere Rollen. »»» Ob „Sommernachtstraum“ oder „Hauptmann von Kö- liche Bühnenbilder, die in Form von Siebdruckplatten auf penick“, „Anatevka“ oder „Linie 1“: Ulrich Mause, im Center ein Alu-Grundgerüst aufgezogen und vom Bühnenmaler of Competence (CoC) Produktionstechnik in der Werkzeug- ausgestaltet werden. Außerdem gilt es, aus Dachlatten konstruktion tätig, hat schon bei vielen Bühnenproduktio- und Sperrholzplatten viele Requisiten zu bauen: Möbel nen mitgewirkt. Zwar nicht in Hauptrollen, aber immer mit wie Schränke und Tische, aber auch Türen und Ähnliches. vollem Einsatz und mit großer Begeisterung. Getreu dem Damit sind wir jeweils einen Tag in der Woche und, bis olympischen Motto: Dabei sein ist alles. Und das nicht nur zur Premiere, an allen Samstagen beschäftigt.“ Bei alldem als Darsteller, sondern auch als Chorsänger. Zunächst als bleibt keine Zeit für größere Rollen, die entsprechend ein- zweiter und heute als erster Tenor. studiert werden müssten. Angefangen hat alles in der Kindheit: „Ich habe schon Was ihn bei seinem intensiven Engagement antreibt, in der Schule bei einer Laienspielgruppe mitgemacht und ist „der Spaß daran, mit einem tollen Team etwas Kreati- dann zehn Jahre an der Freilichtbühne Hallenberg/Sauer- ves auf die Beine zu stellen. Zumal wir über ein begeis- Zur Person Ulrich Mause, CoC Produktionstechnik M Plan Ulrich Mause, geboren am 15. Februar 1959, ist staatlich geprüfter Techniker der Fachrichtung Maschinentechnik mit Schwerpunkt Verfah- renstechnik. Nach seinem Abschluss an der Technikerschule kam er über die Horst-Matz- ner-Gruppe und voestalpine Matzner (ehemals Matzner) zu M Plan. Hier ist er im Center of Competence Produktionstechnik, Bissendorf Dauerbrenner und Kultstück: Die „Heiße Ecke“ erlebte 2015 ihre 50. Aufführung. bei Osnabrück, im Fachteam Werkzeugkons- truktion tätig. Seine Zeit bei Matzner einge- land gespielt. Anfangs in Märchenaufführungen und später terungsfähiges Publikum verfügen.“ Angetan von Ulrich rechnet, feiert der gebürtige Sauerländer im auch in Opernproduktionen wie dem ,Freischütz‘.“ Als ihn Mauses Aktivitäten sind im Übrigen auch seine Kollegen, Juni 2016 sein 30-jähriges Dienstjubiläum. sein beruflicher Weg dann ins niedersächsische Georgsma- die ihn bereits in großer Zahl auf der Bühne erlebt haben rienhütte führte, kam er über den örtlichen Gesangsverein und die mitreißenden Musical-Produktionen als attrakti- zur dortigen Freilichtbühne, die – idyllisch von Laubbäu- ves Live-Entertainment schätzen. „Manche kommen jedes men umgeben – rund 1.200 Zuschauern Platz bietet. Jahr wieder, um sich neue Stücke anzuschauen. Andere haben schon zwei- oder dreimal unser St.-Pauli-Musical Kiez-Musical als Dauerbrenner über den Kiez-Imbiss gesehen.“ Kein Wunder, hat die „Hei- Der vom Waldbühnenverein organisierte Spielbetrieb ße Ecke“ in der Region doch mittlerweile Kultstatus. Ganz umfasst pro Spielzeit drei Stücke, davon in der Regel zwei so wie einst die Rocky Horror Picture Show. ◀ ©Pander, Porsche, Statista, Jeep, Mercedes; www.waldbuehne-kloster-oesede.de, privat Musicals und eine Kinderproduktion. Absolutes Highlight ist dabei das St.-Pauli-Musical „Heiße Ecke“, das vom Ge- heimtipp zum Dauerbrenner avancierte und seit nunmehr acht Jahren für stetig ausverkaufte Vorstellungen sorgt. So auch bei den sechs Aufführungen in dieser Saison. Ulrich Mause hat in der Kiez-Ballade unter anderem einen Auf- tritt als bayerischer Reeperbahn-Tourist im Trachtenlook: „Da fallen einige starke Sprüche.“ Mit von der Partie ist auch seine 21-jährige Tochter, die im letzten Jahr noch in allen drei Produktionen mitspielte, jetzt aber durch ihr Studium kürzertreten muss. Seine Auftritte dosieren muss auch Ulrich Mause, denn er wird nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne BAYER AUF ST. PAULI: gebraucht. Schließlich ist der 57-Jährige zusätzlich für den Ulrich Mause hat in der Bühnenbau und damit für die Erstellung der Kulissen ver- „Heißen Ecke“ u. a. einen antwortlich. „Da bin ich das ganze Jahr über im Einsatz. In Auftritt als bayerischer der Regel gibt es bei den Produktionen zwei unterschied- Reeperbahn-Tourist. 02_2016 11
M SCENE Auf der Überholspur der Datenautobahn Reifenhersteller Continental ist zu einem der großen internationalen Automotive- Zulieferer geworden. Zu den wichtigen Geschäftsfeldern gehört die Entwicklung neuer HMI-Lösungen für Fahrzeug-Cockpits. »»» Man kennt das: Ein Paket- bote klingelt zu Hause an der Tür. Zum Unternehmen Man ist aber gerade im Auto un- terwegs und nicht da. Das Paket Das Hannoveraner Unternehmen Continental zählt heute zu den großen landet entweder wieder bei der global agierenden Automotive-Konzernen. Neben Reifen werden alle Post, beim Nachbarn oder beim möglichen Komponenten für Antriebsstränge ebenso wie für Interior- Paketshop am anderen Ende der Vernetzungen sowie Softwarelösungen entwickelt. Conti erzielte 2015 Stadt. Nun sorgt ausgerechnet mit seinen fünf Divisions Chassis & Safety, Interior, Powertrain, Reifen ein Automobil-Unternehmen für und ContiTech einen Umsatz von rund 39,2 Milliarden Euro und beschäf- Abhilfe beim allbekannten Är- tigt aktuell mehr als 208.000 Mitarbeiter in 55 Ländern. gernis: Continental hat ein Sys- tem entwickelt, das Fahrzeug www.continental-automotive.com und Heim vernetzt, so dass ein Bild des Paketboten auf dem Bildschirm des Autos erscheint. Nun kann der Fahrer über das Display direkt mit dem Boten kommunizieren und die Zwischenlagerung der Sendung besprechen. Auf der Frankfurter Automesse IAA präsentierte Continental im vergangenen Herbst eine ent- systeme das Autofahren unterstützen und dem Fahrer In- sprechende Technologie. „In-Car-Apps werden bald in der formationen über den Verkehr, über den Zustand des Autos, Lage sein, den Fahrer mit seinem Zuhause und auch mit über den Paketboten vor der heimischen Haustür liefern. anderen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets zu ver- Denn das ist die Crux der Automobilbranche: Die Flut der binden“, erklärt Seval Oz, CEO von Continental Intelligent Informationen im Auto steigt, doch der Fahrer soll nicht ab- Transportation Systems, einer Tochtergesellschaft des Au- gelenkt werden. „Das Spannungsfeld zwischen Vernetzung tomobilzulieferers mit Sitz im kalifornischen Silicon Valley. sowie der wachsenden Anzahl von Funktionen und Infor- mationen einerseits und Fahrerassistenzsystemen ande- In-Car-Apps, Vernetzung, Silicon Valley: Continental rerseits führt in Zukunft zu einem ganzheitlichen Ansatz“, ist einen weiten Weg gegangen seit den Anfangsjahren als erklärt Eelco Spoelder, Leiter des Geschäftsbereichs Instru- eher puristisch aufgestelltes Unternehmen in Sachen Rei- mentation & Driver HMI der Division Interior. „Es ist nicht fenproduktion. Heute ist Continental einer der weltweit das Ziel, dem Fahrer immer mehr Informationen gleichzei- führenden Zuliefererkonzerne für die Automobilindustrie tig anzuzeigen, sondern nur die Informationen, die er bezo- und entwickelt für alle namhaften Autohersteller „intel- gen auf seine Fahrsituation gerade benötigt.“ ligente Technologien für die Mobilität der Menschen und ihrer Güter“, wie es bei Continental heißt. Gerade Head-up-Displays gewinnen zunehmend an Bedeutung. Seit seiner Markteinführung hat sich das Vor allem die Division Interior erlangt in Zeiten, da Head-up-Display (HUD) von einer Innovation für Ober- das Automobil immer mehr zum rollenden Smartphone klassefahrzeuge zu einer Technologie für den Massen- wird, zum „dritten Lebensraum“ neben Heim und Arbeits- markt entwickelt. Als Zulieferer des ersten farbigen HUD platz, zur irgendwann autonom fahrenden Entspannungs- im Jahr 2003 hat sich Continental zu einem der führenden Lounge, immer größere Bedeutung. Bei Interior dreht sich Anbieter entwickelt. Conti präsentierte jüngst in diesem alles um das Informationsmanagement im Fahrzeug und starken Wachstumsumfeld die neueste Generation des darüber hinaus. Zum Produktspektrum gehören Multi- HUD. Sie ist ausgestattet mit Augmentierungstechnik – funktionsanzeigen und Head-up-Displays, Kontroll- und auch Augmented Reality genannt – und kann erstmals Steuergeräte, Zugangskontroll- und Reifeninformations- Objekte direkt im Blickfeld des Fahrers markieren. 1,5 systeme, Radios, Infotainment- und Bediensysteme, Klima- bediengeräte, Software, Cockpits sowie Lösungen und Head-up-Displays: Milliardenmarkt bis 2018 Dienste für Telematik und intelligente Transportsysteme. Mit dieser Fähigkeit ausgestattet, kann das neuartige HUD Interior beschäftigt weltweit über 40.000 Mitarbeiter und einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz automatisierten Mio. erzielte 2015 einen Umsatz von über 8,2 Milliarden Euro. Fahrens leisten. Das Augmented-Reality-Head-up-Display (AR-HUD) kann dem Fahrer sichtbar machen, was Sen- Einheiten – so viele Head-up-Displays der Insbesondere sind innovative HMI-Lösungen gefragt: soriksysteme wie Radar und Kamera sehen und welche führenden Zuliefererunternehmen sollen Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine wird im- Fahrstrategie die Elektronik daraus ableitet. Serienrei- laut Schätzungen von Continental 2016 in mer bedeutsamer, wenn der Mensch immer mehr Zeit in fe für die Technologie erwartet der Automobilzulieferer Neuwagen verbaut werden. seiner Maschine verbringt. Wenn immer neue Assistenz- 2017. Das weltweite Volumen verbauter Head-up-Displays 12 Mobility World by M Plan
Display in der Scheibe: Beim „Augmented-Reality-Head-up-Display“ verschmelzen virtuelle Anzeige und Realität. aller Wettbewerber schätzt Continental für das laufende genen Jahr zusätzliche IT-Kompetenz durch die Übernah- Jahr auf rund 1,5 Millionen Einheiten. Man rechnet damit, me des Softwareexperten Elektrobit. Das Unternehmen dass sich das Volumen bis 2018 mehr als verdreifacht. Der mit 1.300 Softwareentwicklern soll große Handlungsfrei- HUD-Markt besitzt laut Marktbeobachtern das Potential, heit mit einem hohen Grad an Verantwortung im Konzern sich bis 2018 zu einem Milliardenmarkt zu entwickeln. Das erhalten, wie es heißt. So sollen die neuen Conti-Kollegen bestätigt auch HMI-Experte Eelco Spoelder: „Die Rolle von die Software-Suite AR-Creator entwickeln, um die Weiter- intelligenten HMI-Lösungen wird aus Sicht von Continen- entwicklung von Augmented-Reality-Lösungen zu fördern. tal stark zunehmen. Mittels einer vielfältigen Sensorik Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender von Continental, können in Zukunft zum Beispiel der Zustand des Fahrers plädiert daher auch für eine industrieübergreifende Zu- ermittelt werden, Bedienvorgänge erkannt und persona- sammenarbeit: „Das vernetzte Fahrzeug verbindet unter- lisierte HMIs generiert werden. Zukünftig erwarten wir, schiedliche Industriebranchen auf eine völlig neue Weise. dass Fahrer und Fahrzeug sich noch homogener einan- Automobil- und IT-Industrie müssen deshalb zukünftig der anpassen, das nennen wir adaptive HMI-Darstellung. noch enger zusammenarbeiten. Mit unseren Koopera- Hierzu spielen die Softwareentwicklung sowie die Ent- tionspartnern IBM, Cisco und HERE tun wir dies bereits: wicklung spezieller Algorithmen zur Verarbeitung von Gemeinsam ebnen wir dem Auto den Weg für eine komfor- Sensor- und anderen Daten eine wesentliche Rolle.“ Auch table, energieeffiziente und sichere Fahrt sowohl auf den aus diesem Grund verschaffte sich Continental im vergan- Straßen der Welt als auch auf der Datenautobahn.“ ◀ EINFACH UND SICHER: So müssen neue Displays zu bedienen sein (Foto oben). Für die aktuelle Mercedes S-Klasse entwickelte Conti ein preisgekröntes Touchpad mit Gestensteuerung (Foto unten). © Continental Ein Kamera-System scannt das Fahrergesicht – und warnt bei Müdigkeit. 02_2016 13
M PASSION Technische Daten: Wenn der Motor Modellbezeichnung: Ford Mustang Coupé Baujahr: 1968 lässig blubbert Motor: 302ci-V8 (5,0 l) Leistung: 230 PS „Der typische V8-Motor-Sound hat mich schon immer gereizt“, sagt Ralf Häfner. Drehmoment: 409 Nm bei 2.800 U/min Seit gut fünf Jahren besitzt der Leiter des Werks Hamburger Straße von SD Auto- Getriebe: C4-Automatik motive in Georgsmarienhütte ein Ford Mustang Coupé aus dem Baujahr 1968. Und noch immer bekommt er eine Gänsehaut, sobald der Achtzylinder anspringt. Vmax: ca. 190 km/h STOLZER BESITZER: Ralf Häfner, »»» Jeder kennt den Ford Mustang. Der Wagen spielte in Werkleiter bei SD Automotive in mehr als 500 Kinofilmen und Fernsehserien mit, Chuck Georgsmarienhütte, an seinem erst- Berry und Wilson Pickett schrieben weltbekannte Songs klassig restaurierten Ford Mustang über den Wagen, und der Hersteller Ford bietet die nun- aus dem Baujahr 1968. mehr sechste Generation der 1964 erstmals auf den Markt gekommenen Baureihe seit vergangenem Jahr auch wie- der offiziell in Deutschland an. „Das Auto löst überall Sympathie aus, ich hatte noch nicht ein negatives Erleb- nis“, sagt Ralf Häfner. Schon als Junge träumte der heute 50-Jährige von so einem Auto, vor fünf Jahren erfüllte er sich schließlich diesen Wunsch. Da fand er auf der Ge- brauchtwagenplattform „Autoscout“ ein 68er-Mustang- Coupé nach seinem Geschmack. Häfner kaufte das Auto, ließ es von Grund auf restaurieren – und würde es nie wieder hergeben. „Das ist auch keine Frage des Preises“, sagt Häfner. Im vergangenen Jahr kam bei einem Tankstopp der Fahrer eines Luxus-SUV auf ihn zu, sprach ihn auf das bildschöne Auto an und wollte den Wagen an Ort und Stelle kaufen. Häfner erinnert sich: „Der Mann bot in 10.000-Euro-Schrit- Markantes Detail des klassischen Mustangs: Das Drei-Streifen-Rücklicht. ten immer mehr Geld, aber meine Antwort blieb stets 14 Mobility World by M Plan
MATTER SCHIMMER: 1968 war dieses Auto in Rot ausgeliefert worden, zwischenzeitlich war es silberfarben lackiert, und nun trägt es den Farbton „Sterling Silver Grey“. gleich – nein.“ Wenn man fragt, warum das Auto prinzipiell unverkäuflich sei, liefert Häfner folgende Erklärung: „Wenn ich nach einem stressigen Tag so richtig kaputt bin, dann muss ich mich nur in den Mustang setzen und den Zündschlüssel drehen – und augenblicklich fällt der Druck von mir ab. Wenn ich mit dem Auto fahre, verschwende ich keinen Gedanken mehr an irgendetwas anderes. Dieses Gefühl lässt sich mit keiner noch so hohen Summe Geld aufwiegen. Deswegen ist der Wagen unverkäuflich.“ Häfner ist, das kann man wohl sagen, ein Automensch. Sein ganzes bisheriges Berufsleben verbrachte der gelernte Schlosser in der Automo- bilindustrie. Er arbeitete zunächst bei ThyssenKrupp, später bei Lydall Gerhardi, und seit September vergangenen Jahres ist er Werksleiter bei SD Automotive in Georgsmarienhütte, wo er Verantwortung trägt für den Modell- und Prototypenbau, den Werkzeugbau, die Zerspanung, das Presswerk und das Laserzentrum am Standort Hamburger Straße. Bei SD Automotive gibt es unter den 570 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als ein Dutzend Oldtimer-Besitzer. Und mit schöner Regelmäßigkeit steht einer dieser bestens gepflegten Autoklassiker im Eingangsbereich der Firmenzentrale: ein Karmann Ghia wurde hier schon präsentiert, ein 72er-VW-Käfer-Cabrio, ein 65er-Mustang-Fastback und natürlich auch der Mustang von Häfner. Beruflich ist Häfner viel unterwegs. „50.000 Kilometer pro Jahr kom- men locker zusammen“, sagt er. Dennoch bereitet ihm Autofahren so viel Spaß, dass er sich auch in seiner Freizeit gerne hinters Lenkrad setzt. Frü- her hinter das eines BMW Z3. Das war nicht schlecht, aber es war eben kein Mustang. Es begann allmählich die ernsthafte Suche nach dem Auto, das ihn schon immer fasziniert hatte. Bei einem Privatmann in Dinsla- ken wurde er schließlich fündig. Das Geschäft wurde abgeschlossen, und Häfner fuhr mit dem damals noch silberfarben lackierten Coupé glücklich nach Hause – das war im Februar 2011. „Vielleicht habe ich das Auto etwas blauäugig gekauft“, sagt Häfner heute. Klar, er hatte sich in den Wagen verguckt und hat dabei vermutlich das eine oder andere Detail ganz be- wusst nicht so genau wahrgenommen. Von Grund auf restauriert Noch im ersten Jahr ließ Häfner den Achtzylindermotor komplett überar- beiten. Im zweiten Jahr dann war der Rest des Autos dran. „Das war eine Komplettrestauration, bei der die Karosserie bis aufs Blech runtergear- beitet wurde und der Wagen wirklich rundum auf Vordermann gebracht wurde.“ Motorhaube und Heckdeckel kaufte Häfner beispielsweise neu, hier und da mussten neue Bleche eingeschweißt werden, und Kompo- nenten wie Armaturentafel oder Sitze wurden ebenfalls zerlegt, instand gesetzt und neu aufgebaut. „Der Wagen stand insgesamt 13 Monate in der Werkstatt, und die ganze Aktion hat noch einmal das Eineinhalbfache des Kaufpreises gekostet“, sagt Häfner. Dafür steht der Mustang jetzt genau so da, wie er ihn haben wollte. „Und seit 2014 nutze ich das Auto auch genau so, wie es genutzt wer- den sollte“, sagt Häfner. Das bedeutet: Entspanntes Cruisen über Landstra- ßen, meist im Sauerland, wo Häfner mit seiner Frau lebt. Im Mustang geht es auch zu Urlaubsfahrten, Klassiker-Treffen, zum AvD-Oldtimer-Grand Prix am Nürburgring und auf Wochenend-Touren mit Kollegen. Die nächs- te größere Roadstory mit dem US-Klassiker ist auch schon geplant: „Ich würde gerne gemeinsam mit meiner Frau mal die ‚Romantische Straße’ fahren“, sagt Häfner, „denn meine Frau ist in das V8-Blubbern ebenso ver- liebt wie ich.“ ◀ Ralf Häfners Mustang auf dem Drehteller im Foyer von SD Automotive. 02_2016 15
M SPOTLIGHT Der Stoff, aus dem die Träume sind Brennstoffzelle und Wasserstoff erleben eine Renaissance – immer mehr Hersteller setzen auf die umweltbewusste Technologie. Doch hat sie wirklich eine Chance? BRENNSTOFFZELLE: Aus Wasserstoff und Sauerstoff wird Energie für den E-Motor gewonnen. Gelagert wird der Wasserstoff beim Toyota Mirai in zwei Tanks, die etwa fünf Kilogramm fassen. »»» Fast lautlos gleitet der Toyota Mirai durch den zähen mit Wasserstoff gerade einmal drei Minuten. Auf 100 Kilo- Stadtverkehr. Auch beim Beschleunigen hört man kein metern verbraucht der Mirai etwa 0,76 Kilogramm Wasser- dröhnendes Motorengeräusch, sondern lediglich das leise stoff, die derzeit rund 7,60 Euro kosten. Surren des Elektromotors und das Rauschen der einströ- menden Luft. Alles ist ruhig und komfortabel im neuen Wasserstoff wird als „neues Öl“ gefeiert Vorzeige-Modell des japanischen Herstellers. Jetzt geht Toyota setzt nun also auf Wasserstoff – nachdem der Her- es auf die Autobahn. Nach einem Druck auf die „Power steller schon mit dem Hybrid-Fahrzeug Prius den Elektro- Mode“-Taste ist das Auto gerüstet für die Überholspur. antrieb salonfähig machte. Doch hat die Technologie eine Zwar bricht man mit einer Höchstgeschwindigkeit von Chance? Zwar investierten BMW und Daimler Milliarden 178 km/h keinen Geschwindigkeitsrekord, flotte Überhol- in die Technologie und versprachen serienreife Modelle. manöver sind dank der ansatzlosen Beschleunigung aber Daimler-Chef Dieter Zetsche feierte den Wasserstoff noch kein Problem. Eigentlich ist also alles normal – und doch im Jahr 2013 als „das neue Öl“. Doch auf serienreife Model- ist der Mirai ein Auto, das viele für die Zukunft halten. le aus Deutschland wartet man bis heute. Es sind derzeit die asiatischen Autobauer, die der Wasserstoff-Technik Die Energie zum Antrieb des 155 PS starken Elektro- wieder neuen Schwung geben. 155PS motors bezieht die 4,89 Meter lange Limousine nämlich nicht aus der Steckdose, sondern aus einer Brennstoff- Der südkoreanische Hersteller Hyundai hat mit dem zelle. Darin wird durch die chemische Umsetzung von ix35 Fuel Cell ebenfalls ein Wasserstoffauto im Angebot. Wasserstoff und Sauerstoff Energie gewonnen, die an- Mit einer angegebenen Reichweite von 594 Kilometern, ei- schließend den E-Motor antreibt. Das Besondere an dieser ner Leistung von 136 PS und einer Höchstgeschwindigkeit Technik: Aus dem Auspuff des Mirai entweicht nichts au- von 160 Stundenkilometern kann es mit dem Mirai mithal- hat der Elektromotor des Mirai. Die Höchst- ßer Wasser, das als Dampf aufsteigt. Pro Tankfüllung fährt ten. Honda wiederum zeigte auf der Motorshow in Tokio geschwindigkeit liegt bei 178 km/h, der der Wagen rund 500 Kilometer weit. Zum Vergleich: Die 2015 das Wasserstoff-Modell Clarity, dessen Reichweite mit Verbrauch bei etwa 0,76 Kilogramm Wasserstoff durchschnittliche Reichweite aktueller Elektrofahrzeuge 700 Kilometern beziffert wird. In der ersten Jahreshälfte auf 100 Kilometern. liegt bei etwa 210 Kilometern pro Ladevorgang. Gelagert 2016 soll es erst in Japan auf den Markt kommen und später wird der Wasserstoff in zwei Tanks, die zusammen etwa auch in den Export gehen. Dabei sei es gelungen, das Volu- fünf Kilogramm fassen. Der größte Vorteil des Mirai ist – men der Brennstoffzelle um rund ein Drittel zu reduzieren, neben der Reichweite – der Tankvorgang selbst. Während heißt es bei Honda. „Das ganze Antriebspaket wiegt so viel batteriebetriebene E-Autos mindestens 30 Minuten und wie ein V6-Motor und braucht nicht mehr Platz“, sagt der Toyota an der Ladestation stehen müssen, dauert das Befüllen deutsche Honda-Manager Thomas Brachmann. 16 Mobility World by M Plan
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