Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW

Die Seite wird erstellt Detlef Specht
 
WEITER LESEN
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
LV Baden-Württemberg
Deutsche Steuer-Gewerkschaft – Fachgewerkschaft der Finanzverwaltung
Heft 1                                                        März 2014

                Wes Brot ich ess,
                des Lied ich sing!

                        Bild: Günter Havlena / pixelio.de

  Herr Ministerpräsident, Herr Minister, Sie müssen nicht singen,
                     aber vergessen Sie nicht:

          Wir sind die Einnahmeverwaltung des Landes.
         Ohne uns kann die Politik kein Geld vervespern.
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
2

                                               Zukunft gestalten
                                                             gewinnen, bei Politik und Verwaltung                  Darunter verstehen wir, dass Arbeit
                                                             gegen eine Wand anzurennen. Immer-                    von Ämtern mit Personalgewinnungs-
                                                             hin zeigt der jahrelange Einsatz der                  problemen dorthin gebracht wird, wo
                                                             DSTG bei der Politik und parallel in                  Personal – noch – akquiriert werden
                                                             BPR und HPR bei der Verwaltung in                     kann. Dagegen stehen oft Partikula-
                                                             Sachen Telearbeit erste Ergebnisse,                   rinteressen, mangelnde Flexibilität,
                                                             es wird pilotiert. Vielen scheint aber                Angst vor Kontrollverlust und ähnliche
                                                             in unserer Verwaltung noch nicht klar                 Befürchtungen. Andererseits zeichnet
                                                             zu sein, wie es um unsere Personalsi-                 sich heute schon ab, dass nicht einmal
                                                             tuation bestellt ist. Denn mit der Ver-               die Nachbesetzung der Altersabgänge
                                                             fügung zur Telearbeit wurden Hürden                   gewährleistet werden kann, wenn sich
                                                             aufgebaut wie in keinem anderen Bun-                  Politik, Verwaltung und Hochschule
                                                             desland. Auf allen Ebenen scheint es                  nicht zu einem Gewaltakt durchringen
                                                             Vorgesetzte zu geben, die sich nicht                  können; von Stellenzugängen brauchen
                                                             mit Telearbeit abgeben wollen, ja selbst              wir dann gar nicht mehr zu reden. Dass
                                                             Veranlagungsteams – so wurde berich-                  das zu Steuerausfällen in jährlicher
                                                             tet – wollen Telearbeit von Teamkolle-                Milliardenhöhe führt, scheint außer uns
                                                             gen verhindern. Wir wollen Telearbeit                 niemanden zu interessieren.
                                                             nicht als Arbeitsmodell auf Lebenszeit.
                                                             Telearbeit ermöglicht aber statt Beur-                Erstaunlich ist, dass offensichtlich im
Liebe Kolleginnen und Kollegen,                              laubung zur Kinderbetreuung oder für                  Landeskabinett die wenigsten kapieren,
                                                             Pflege von Angehörigen und damit ver-                 dass für alle etwas übrig bleibt, wenn in
der Start ins neue Jahr ist mit dem Aus-
                                                             bundenem Ausstieg aus der Arbeit, dass                die Steuerverwaltung investiert wird;
fall der Citrix-Server gleich am ersten
                                                             die Kolleginnen und Kollegen auf dem                  von Verfassungsauftrag und Gesetzes-
Arbeitstag nur mäßig gelungen. Das
                                                             Laufenden bleiben, sich und allen an-                 vollzug wollen wir gar nicht erst reden.
Gute an der Sache, wir sind noch – im
                                                             deren Wiedereinsteigerschulungen und                  Das war schon bei der Vorgängerregie-
positiven Sinne – steigerungsfähig.
                                                             Einarbeitung ersparen.                                rung so und scheint ein bundesweites
Uns jeden Tag zu verbessern, das versu-                                                                            Phänomen zu sein. Auch Gemeinde- und
chen wir auch in unserer DSTG – auch                         Die Hauptforderung der DSTG ist und                   Städtetag, die keine Gelegenheit auslas-
wenn wir immer wieder den Eindruck                           bleibt aber „Arbeit zu den Menschen“.                 sen über ihre Finanzen zu jammern und

Inhaltsverzeichnis:

Zukunft gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2       Neues aus dem Bezirksvorstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Arbeit zu den Menschen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4                Kooperationsvertrag mit dem Seniorenverband
Arbeitsbelastung steigt – Steuergerechtigkeit sinkt . . . . . 5                         öffentlicher Dienst Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . 24
Die doppelte Null oder Null ist nicht gleich Null . . . . . . 7                         Jahresversammlung des DSTG-OV Mannheim Stadt . . . 25
Baustellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8   Führungswechsel beim DSTG-Ortsverband bei der
Aus der Arbeit des Fachausschuss gehobener Dienst . . . 9                               Oberfinanzdirektion Standort Karlsruhe . . . . . . . . . . . . . 26
Kein Faschingsscherz aus Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12                 Erster Adventskaffee für die Ruheständler
Volltreffer – Aus der Arbeit des Hauptpersonalrats . . . . . 13                         des OV Bruchsal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
DSTG-Empfehlung für 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14                 Der Bezirksverband Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Titelstory oder die Story zum Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . 15                Neujahrsempfang der DSTG Württemberg . . . . . . . . . . . 28
DSTG-Poster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16      Ehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Die Hochschule berichtet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
                                                                                        3. Baden-Württembergischen Meisterschaften . . . . . . . . 30
Partner für Pensionäre, Rentner und Hinterbliebene . . . . 19
                                                                                        Fußball – Bezirksturniere. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Lebe lieber ungewöhnlich –
lachen ist gesund und hilft doppelt . . . . . . . . . . . . . . . . . 20                Deutschlandturnier der Finanzämter . . . . . . . . . . . . . . . . 31
i-pad für neues Mitglied. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21          Expedititionen ins …
Zusammentreffen von Versorgungsbezügen mit                                              Eine Studie über den gemeinen Finanzbeamten . . . . . . . 32
Erwerbs- und Erwerbsersatzeinkommen . . . . . . . . . . . . . 21                        Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
3

mehr Geld zu fordern, haben auf die          oder weniger geprüft wird, ob ein Mit-       halte gewählt werden. Wofür die DSTG
Schreiben der DSTG nicht reagiert.           telbetrieb alle 17 oder alle 20 Jahre ge-    steht, beweist sie tagtäglich, auch wenn
                                             prüft wird, das spielt bei dem bescheide-    unser Vorschläge oft nur sehr zögerlich
Das lässt nur einen Schluss zu, die wol-
                                             nen Niveau der Steuergerechtigkeit auch      aufgegriffen und unsere Forderungen
len gar nicht mehr Geld – und ein verfas-
                                             keine Rolle mehr, mit einem Zufallsge-       meist nur in kleinen Schritten umgesetzt
sungsgemäßer Vollzug der Steuergesetze
                                             nerator lässt sich ja immer noch der An-     werden. Mit nahezu all ihren Progno-
ist denen sowieso wurscht. Die wollen
                                             schein einer „Prüfungsgefahr“ wecken.        sen, was z.B. die Entwicklung in unse-
sparen statt investieren und der Minister-
                                             Wenigstens könnte so der Haushalt des        rer Verwaltung aber auch die Gesetzge-
präsident kann seinen Schwaben-Spar-
                                             Landes in Ordnung gebracht werden –          bung bzw. deren Verfassungswidrigkeit
Genen frönen und gleichzeitig seinem
                                             und das überlagert doch derzeit jegliche     (Stichwort Pendlerpauschale) lag die
Beamtenfrust vollen Lauf lassen. Denn
                                             politische Argumentation.                    DSTG (man muss sagen leider) richtig.
die Beamten sind doch die erste Spar-
                                                                                          Die Politik tut sich schwer damit, daraus
adresse dieser Landesregierung.              Warum lassen die uns dann nicht ein-
                                                                                          zu lernen und die Vertreter aus der Pra-
                                             fach das Geld holen?
Wir haben der Politik immer wieder                                                        xis nicht nur frühzeitig ins Boot sondern
aufgezeigt, wie sie ihren Schuldenabbau      Am 02. Oktober schließt unser Steuer-        auch ernst zu nehmen. Das neue Perso-
finanzieren, die Schuldenbremse ein-         Gewerkschaftstag mit der obligatori-         nalvertretungsgesetz stärkt die Perso-
halten, notwendige Investitionen (z.B.       schen Öffentlichkeitsveranstaltung, bei      nalvertretungen, mehr Rechte heißt aber
beim Straßenbau) vornehmen kann –            der wir die maßgeblichen Politiker aus       auch mehr Pflichten und mehr Verant-
ohne Sondersparrunden bei den Beam-          Landtag und Regierung erwarten. Bis          wortung.
ten. Wir werden das auch weiterhin tun.      dahin wollen wir unsere Vorschläge und
                                             Forderungen mit Nachdruck weiterver-         Die DSTG und BBW schulen derzeit
In der Zeitschrift „markt-intern“ wurde      folgen.                                      Vertreter der amtierenden Personalräte,
vor kurzem dargestellt, die Mehrergeb-                                                    denn das neue Recht gilt ja bereits, eine
nisse der Prüfungsdienst seien maßlos        Vor unserem Gewerkschaftstag stehen          Schulung aller Personalräte ist jedoch
übertrieben, da in vielen Fällen das         aber zunächst die Personalratswahlen         aus zeitlichen Gründen vor den Wahlen
Geld gar nicht mehr geholt werden            an. Es zeigt sich ständig, wie wichtig       einfach nicht mehr möglich.
könne. Schon wenn nur einmal das Geld        es ist, dass Personalvertretung und Ge-
tatsächlich nicht mehr da ist, wenn die      werkschaft am gleichen Strang ziehen         Die Schulung aller neu gewählten Per-
Feststellungen der Bp getroffen werden,      – und zwar in die gleiche Richtung.          sonalräte und JAV-Mitglieder ist für den
ist das einmal zu oft. Ein Grund mehr,       Die Personalvertretung kann sich nur         Herbst geplant; evtl. kann auch schon
das Personal in der Prüfung aufzusto-        innerhalb der Grenzen des Landesper-         während der Sommerferien die eine
cken. Wenn das Finanzamt öfter und in        sonalvertretungsgesetzes bewegen. Ihr        oder andere Schulung stattfinden.
kürzeren Abständen zu Besuch kommt,          Ansprechpartner ist die Verwaltung, der
dann ist auch das Geld noch da, wenn         Dienstvorgesetzte, nicht die Politik. Je
der Prüfer da ist.                           näher die Verwaltung der Politik kommt
                                             (Ministerium/OFD) desto wichtiger ist
Wenn wir aber den Innendienst weiter         es, dass auch das Personal bei den politi-
absaufen lassen, dann können unsere          schen Entscheidungsträgern präsent ist.
Prüfungsdienste feststellen so viel sie      Das leistet die DSTG – genauso die Öf-
wollen, es wird niemand mehr die Prü-        fentlichkeitsarbeit, die der Personalver-
fungsberichte auswerten können.              tretung als dienstlichem Organ verboten
                                             ist. Ein duales Erfolgssystem, das die
                                             Stärke der DSTG genauso fördert wie          Wenn wir aber den Innendienst weiter
                                             die der DSTG-geführten Personalräte.         absaufen lassen, dann können unsere
                                             Wie gut das Zusammenwirken und die           Prüfungsdienste feststellen so viel sie
                                             Ergänzung von Personalrat und Ge-            wollen, es wird niemand mehr die Prü-
                                             werkschaft funktionieren, zeigt auch         fungsberichte auswerten können.
                                             der Beitrag „Volltreffer“ in diesem Heft.
                                                                                          Die aktuelle Amtsperiode der Personal-
                                             Hier konnte die Personalvertretung unter
                                                                                          räte endet am 27.04.2014. Bis zur Wahl
                                             Ausschöpfung des kompletten Stufen-
                                                                                          am 01.07.2014 sind die Personalvertre-
                                             verfahrens nicht helfen, aber die DSTG
                                                                                          tungen jedoch noch geschäftsführend
                                             mit ihrem Rechtsschutz hat es geschafft.
                                                                                          im Amt. Zwischen Wahl und konstitu-
Bild: H.D.Volz / pixelio.de
                                             Sind die Personalratswahlen vor Ort          ierender Sitzung gibt es keine Personal-
Deshalb muss der Innendienst endlich         meistens Persönlichkeitswahlen, man          vertretung. Das hätte man auch anders
entlastet werden. Stattdessen sollten        kennt sich, man hat den persönlichen         regeln können, nämlich Geschäftsfüh-
Prüfer verstärkt und schwerpunktmäßig        Zugang zum Personalratsmitglied, so          rung durch den alten Personalrat bis zur
dort eingesetzt werden, wo erfahrungs-       geht es bei den Wahlen zum Bezirks-          Konstituierung des neuen. Aber wie mit
gemäß auch am meisten zu holen ist. Ob       und Hauptpersonalrat vor allem darum,        anderen praxisorientierten Vorschlä-
nun ein Klein- oder Kleinstbetrieb mehr      dass unabhängig von der Person die In-       gen sind Gewerkschaften auch mit dem
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
4

diesbezüglichen Vorschlag im Innen-         Deshalb heute schon die Bitte: Gehen          wahl teilnehmen; dann hat sich ihr Ein-
ministerium gescheitert. Im örtlichen       Sie am 01.07. zur Personalratswahl;           satz richtig gelohnt.
Personalrat erfolgt die Konstituierung      holen Sie sich rechtzeitig die Briefwah-
                                                                                          Die DSTG wird ausgewogene Kandida-
regelmäßig zeitnah nach der Wahl, aber      lunterlagen, wenn Sie verhindert sind.
                                                                                          tenliste für Haupt- und Bezirkspersonal-
bei den Stufenvertretungen hat das in       Bedenken Sie, ein Personalrat ohne
                                                                                          rat vorschlagen; erstmals begleiten wir
der Vergangenheit auch schon mal drei       Gewerkschaftsmitglieder ist einzig und
                                                                                          eine PR-Wahl auch auf unserer Internet-
Wochen gedauert.                            allein auf die Informationen auf dem
                                                                                          seite, wo wir Informationen über jede
                                            Dienstweg, vom Dienstvorgesetzten,
Die Aufgaben für Gewerkschaft und                                                         Bewerberin, jeden Bewerber bereitstel-
                                            angewiesen. Gewerkschaftsmitglieder
Personalrat werden in den nächsten fünf                                                   len.
                                            im Personalrat sind besser informiert
Jahren sicher nicht geringer werden,        und damit auch handlungsfähiger.              Und in den örtlichen Personalräten? En-
insbesondere wenn die Politik sich nicht                                                  gagieren Sie sich, machen Sie mit, ge-
für eine Stärkung der Steuerverwaltung                                                    stalten Sie mit, kandidieren Sie.
                                            Herzlichen Dank richte ich an alle Kol-
einsetzt und die Verwaltung ihre oft sta-
                                            leginnen und Kollegen, die als Wahl-          Wählen Sie, stärken Sie ihren Personal-
tische Haltung nicht zugunsten größerer
                                            vorstände die verantwortungsvolle Auf-        räten den Rücken. Unsere Verwaltung
Flexibilität aufgibt.
                                            gabe, die Wahlen zu leiten, übernehmen.       hat Praktiker dringend nötig, die die
Deshalb brauchen wir neben einer star-      Das ist zusätzliche Arbeit, wir wissen        Aufgaben ohne Scheuklappen angehen.
ken Fachgewerkschaft, deren Vertreter       das zu schätzen.
                                                                                          In diesem Sinne „Zukunft gestalten“
aus den Reihen der Beschäftigten kom-
men, auch starke Personalvertreter, die     Wir können diesen Kolleginnen und             Ihr/Euer
auf das Know-how, auf die rechtliche        Kollegen unsere Wertschätzung zeigen,
Beratung und auf zeitnahe Informatio-       wenn wir alle unser demokratisches
nen der DSTG zurückgreifen können.          Recht wahr- und an der Personalrats-

                   Arbeit zu den Menschen …
…statt Menschen zur Arbeit. Diese Ziele                                                   Chance dar, Kolleginnen und Kollegen
verfolgen die DSTG und ihre Vertreter                                                     im Arbeitsprozess zu halten und damit
in den Stufenvertretungen (BPR/HPR)                                                       spätere langwierige und auch kostspie-
nun schon ein rundes jahrzehntlang.                                                       lige Wiedereinarbeitung nach Beurlau-
Bereits im ersten Gespräch mit Minister                                                   bungen (für Kinderbetreuung oder An-
Dr. Schmid kurz nach seiner Wahl, hat                                                     gehörigenpflege) zu vermeiden.
dieser verdeutlicht, dass die DSTG mit
dieser Forderung bei der Landesregie-
rung, der die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf ein wichtiges Anliegen sei,
offene Türen einrenne.                      Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de

                                            Aus Rückmeldungen aus den Ämtern
Nun gibt es auch Türen, die ins Leere
                                            ist aber auch zu ersehen, dass nicht
führen – so hat es auch hier lange Zeit
                                            alle Vorsteher dieser Möglichkeit Po-
ausgesehen. Rechtliche und organi-
                                            sitives abgewinnen können, auch man-
satorische Bedenken der Verwaltung
                                            che Sachgebietsleiter stehen der Sache
blockierten lange eine Einführung voll-
                                            skeptisch gegenüber.                          Bild: Petra Bork / pixelio.de
ständig. Obwohl in anderen Konsens-
ländern Telearbeit schon lange existiert    Selbst Teamkollegen sollen schon ver-         Offensichtlich ist die Not in den Augen
bzw. unmittelbar nach der Konsensmi-        sucht haben, das Herauslösen eines Te-        mancher noch nicht groß genug. Das
gration eingeführt wurde, hat Baden-        learbeitsplatzes zu verhindern. Da stellt     wird wohl erst dann der Fall sein, wenn
Württemberg, das Rad nochmals neu           sich die Frage, warum soll Telearbeit         die Arbeitslast durch Qualitätsminde-
erfunden. Herausgekommen ist nun ein        nicht teamunabhängig oder mehrere Te-         rung gar nicht mehr abzufedern ist,
Pilotversuch für Telearbeit, der so hohe    learbeiter zusammengefasst im Telear-         wenn also nur noch abgeschrieben wird,
Hürden aufbaut, dass man daraus nun         beits-Team gestaltet werden?                  denn noch weniger geht nicht.
nicht gerade große Überzeugung der
Verwaltung für dieses Projekt herausle-     Telearbeit ist sicher nicht überall und für   Telearbeit war aber zu keiner Zeit das
sen kann.                                   jeden geeignet, sie stellt aber die große     Hauptziel der DSTG. Unser Ziel war und
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
5

ist es, die Arbeit dorthin zu bringen, wo   z.B. im Innenministerium sollte endlich            Die technischen Voraussetzungen zu
wir noch Arbeitskräfte gewinnen und         überall installiert und zu bezahlbaren             schaffen, sollte in einem Land wie
halten können. Dafür brauchen wir die       Konditionen angeboten werden; mit                  Baden-Württemberg nicht einmal ei-
Arbeit in wohnortnahen Finanzämtern.        stundenlangen täglichen Pendelfahrten              nes Nachdenkens bedürfen. Von be-
Sinnvolle (Klein-) Kinderbetreuung wie      ist dies aber nicht machbar. Deshalb muss          triebswirtschaftlicher Denkweise und
                                            beides kommen, die Arbeitsverlagerung              wirtschaftlichem Handeln scheinen die
                                            an wohnortnahe Ämter und die Kinder-               Verantwortlichen vor allem in der Poli-
                                            betreuung.                                         tik außer Sprechblasen wenig zu beherr-
                                            Die fixe Auslagerung von Tätigkei-                 schen. Und da sind natürlich auch die
                                            ten (wie z.B. der ANV der Stuttgarter              rechtlichen Bedenken. Selbstverständ-
                                            Ämter und aus Leonberg) ist zwar eine              lich kann hier nicht einfach hemdsär-
                                            Möglichkeit aber alles andere als opti-            melig gehandelt werden. Die Regierung
                                            mal, wie wir aus Erfahrung wissen. Wir             kann z.B. Zuständigkeiten im Verord-
                                            stellen uns hier eine wesentlich flexib-           nungswege regeln, und wenn nötig gibt
                                            lere Arbeitsweise vor. Natürlich muss              es auch noch einen Landtag für (sinn-
                                            die Funktionsfähigkeit eines Finanz-               volle) gesetzliche Regelungen.
                                            amts bestehen bleiben; es geht darum,              Es ist ja schön, wenn ständig von Ver-
                                            Arbeitsspitzen bei Bedarf zu verlagern.            einbarkeit von Beruf und Familie gere-
                                            Das muss aus der aktuellen Situation he-           det wird, nun sollte endlich eine entspre-
                                            raus zu organisieren sein und nicht nach           chende Umsetzung erfolgen und zwar
                                            einem starren Prinzip, das aufgrund ir-            nach dem Motto „klotzen nicht kle-
                                            gendwelcher statistischen Erhebungen               ckern“ – sonst gibt’s bald nichts mehr
                                            zu einem bestimmten Stichtag festge-               zu „glotzen“, auch wenn unser Chef der
                                            legt wird.                                         Finanzminister ist.

                     Arbeitsbelastung steigt –
                     Steuergerechtigkeit sinkt
Die DSTG hat es oft genug betont, wir       tung als „Nulllinie“ dargestellt! Oha!             17.000 Selbstanzeigen heißt 17.000 Mal
schätzen den Beschluss der Koalition, in    200.000=0 (in Worten „Null“). Diese                strafrechtliche Begutachtung, ob die
der laufenden Legislaturperiode 500 zu-     Zahlen sind nicht vom ADAC, das                    Strafbefreiung greift oder nicht – wer
sätzliche Stellen zu schaffen. Wir schät-   können wir selbst! „Die Rückstände                 will schon ein Verfahren wegen Straf-
zen dies alleine schon deshalb, weil wir    aus Konsens sind aufgeholt“ lt. OFD.               vereitelung im Amt riskieren? 17.000
uns darüber im Klaren sind, dass wir        Wahrscheinlich hat jede der 400.000 auf            Selbstanzeigen heißt aber auch Ände-
unter Schwarz-Gelb trotz der immensen       Halde liegenden Erklärungen den Auf-               rung von 20.000 (oder mehr) Steuer-
Mehrarbeit, die in den zurückliegenden      kleber `wir liegen nicht wegen Konsens             bescheiden (es geht ja nicht immer nur
drei Jahren zugewachsen ist, diese Stel-    hier`. Tatsache ist, die Erklärungen lie-          um eine Steuerart) – und das jedes Mal
len nicht bekommen hätten.                  gen auf Halde und verarbeiten sich nicht           für bis zu 10 Jahren, wobei in keinem
                                            von alleine. Aber man könnte die neue              Jahr dasselbe Steuerrecht gilt wie im
Es kann aber auch nicht unter den Tisch
                                            Nulllinie ja bei 400.000 ziehen, dann              anderen – also über 200.000 zusätzliche
gekehrt werden, dass die Mehrarbeit
                                            sind wir wirklich wieder auf dem Lau-              Bescheide, die auch die Beitreibungs-
(Konsens, ELStAM, RBM, Selbstan-
                                            fenden – oder?1                                    stellen beschäftigen und die wiederum
zeigenflut) diese 500 Stellen (von denen
                                                                                               in bestimmtem Umfang zu Rechtsbehel-
wir erst die Hälfte realisiert haben) lo-
                                                                                               fen führen. Die politische Schiene meint
cker auffrisst.                             1 Wahrheit und Klarheit fordern wir in der Steu-
                                              erbilanz – Wäre das nicht schön oder müsste      wohl, mit der Abgabe der Selbstanzeige
„Wir sind mit der Veranlagung wieder          es nicht gar selbstverständlich sein, dass       liefe dann alles ohne Personaleinsatz.
auf dem Laufenden“ lt. OFD. Sind wir          diesen Grundsätze auch in unseren Arbeitsbi-
das? Beim Jahreswechsel lagen mehr            lanzen Rechnung getragen wird? Auf Erfolgs-      Das geht ja alles nebenher (meint der
als 400.000 Erklärungen auf Halde,            bilanzen, deren Grundlagen ADAC-würdige          Politiker und auch mancher in der Ver-
                                              Auslegungen statistischer Erhebungen sind,
mehr als doppelt so viele wie zu Vor-         sollten wir verzichten. Mit solchen Basiszah-    waltungshierarchie), genauso wie die
Konsens-Zeiten! Aha! Rund 200.000             len können wir selbst vom besten Politiker       Überprüfung von Millionen Renten-
waren es vor Konsens, von der Verwal-         keine guten Entscheidungen erwarten.             bezugsmitteilungen, die in der Folge
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
6

bislang zu rund 80.000 zusätzlichen         hält unter dem unsinnigen Vorwand, in        nicht mehr geholt werden könne. Das
Steuerfällen geführt haben. Jedes Jahr      der ertragsträchtigsten Verwaltung Per-      wäre sicher anders, wenn die Prüfungen
werden weitere dazu kommen, steigt          sonalkosten sparen zu müssen.                zeitnaher erfolgen könnten. Das wie-
doch der Ertragsanteil bis zur vollstän-    Während Arbeitnehmer, die in der Regel       derum ist personell nicht möglich und
digen Besteuerung der Renten Jahr für       Steuererstattungen zu erwarten haben,        würde – selbst wenn sich die Politik zu
Jahr – aktuell sind wir bei 68 %. Das       jedes Jahr damit rechnen müssen, dass        einer gewaltigen Personalverstärkung
heißt, immer weniger Arbeitnehmer fal-      ihre Steuerbelege gründlich geprüft wer-     durchringen könnte – auch auf viele
len mit der Verrentung aus der Einkom-      den, dürfen Gewerbetreibende und Frei-       Jahre noch so bleiben – das ist aber kein
mensbesteuerung heraus.                     berufler je nach Betriebsgrößenklasse,       Grund, den Kopf in den Sand zu stecken
                                            in die sie sich per Steuererklärung selbst   und alles so zu lassen wie bisher.
Dass Konsens die Arbeit erleichtert, hat
noch niemand behauptet. Auch wenn           einordnen, davon ausgehen, dass sie gar      So aber stellt sich die Frage – und ganz
die Handhabung inzwischen routinierter      nie oder nur alle 20, 30 Jahre (so lange     besonders für einen Finanzminister, der
verläuft, bleiben die vielen umständli-     existieren viele Unternehmen gar nicht)      nicht nur wie alle seine Vorgänger mehr
chen, zeit- und oft nervenaufreibenden      geprüft werden. Großbetriebe und Kon-        Haushalts- als Einnahmeminister son-
(Umgehungslösungen!!) Bedienungs-           zerne dürfen davon ausgehen, dass sie        dern gleichzeitig auch noch Geld im gro-
schritte.                                   inhaltlich nur bruchstückhaft geprüft        ßen Stil verteilender Wirtschaftsminister
                                            werden.                                      ist – ob nicht die fiskalisch opportunste
Der Datenabgleich mit Versicherern und
anderen Zulieferern läuft auf dem Rü-       Man mag trefflich darüber streiten, was      Methode angewandt werden sollte, näm-
cken und zu Lasten unseres Personals,       – ausgehend von niedrigstem Niveau –         lich verstärkt dort zu prüfen, wo auch
das wird mit der unsäglichen vorausge-      die Steuergerechtigkeit verbessert: Wenn     das meiste Geld sitzt (und zu holen ist),
füllten (was für ein Witz!) Steuererklä-    man den Prüfungsabstand bei Mittelbe-        also bei Konzern- und Großbetrieben.
rung nicht anders.                          trieben von 17 auf 15 Jahre, bei Kleinbe-    Oder setzt jetzt Grün-Rot die Stand-
                                            trieben von 27 auf 20 oder bei Kleinst-      ort- und Wirtschaftsförderungspolitik
Nein, es ist kein Trost, dass es in an-
                                            betrieben von 100 auf 50 drückt, oder        der Vorgängerregierungen mittels laxen
deren Bundesländern auch nicht besser
                                            die Konzernbetriebe statt inhaltlich nur     Steuervollzugs fort? Ist es das, was das
geht, zumal – außer Bayern – alle durch-
                                            zu 25 vielleicht zu 50 oder 60 % prüft?      ehemalige Mitglied der Föderalismus-
weg personell besser aufgestellt sind als
die baden-württembergische Steuerver-       Natürlich mahnt der Bund als größter         kommission, Winfried Kretschmann,
waltung.                                    stiller Teilhaber an den Steuereinnah-       unter Föderalismus versteht? Vielleicht
                                            men die Verkürzung langer Prüfungs-          sollte er darüber mal nachdenken, dass
Man mag es ja kaum glauben, aber                                                         hier ein wichtigerer Ansatz für föderale
                                            turni an. Und schon versucht man diese
der rheinlandpfälzische Finanzminis-                                                     Politik wäre als die von ihm angestrebte
                                            zu drücken und dafür andere (ganz große
ter (SPD) hat einen Personalabbau von                                                    Abschaffung des Berufsbeamtentums.
                                            Nachzahlungspotentiale) weniger inten-
1000 Stellen ins Gespräch gebracht. Da
                                            siv zu prüfen. Nur die Komplexität des       Immerhin gibt es mit der SPD und der
darf man schon mal nach Vernunft und
                                            Steuerrechts und des Steuervollzugs          CSU zwei Parteien in deutschen Parla-
gesunden Menschenverstand fragen.
                                            verschont seit Jahrzehnten die Politik       menten mit der Bezeichnung „sozial“
Leider ist diese Denke weit verbreitet,
                                            vom (Volks-) Zorn der durchschnittlich       in ihrem Namen. Ist sich dort irgendje-
sozusagen ein bundesweites Phänomen.
                                            verdienenden 40 Millionen Lohnsteuer-        mand bewusst, dass Steuergerechtigkeit
Auch im Landeskabinett scheint die An-
                                            zahler.                                      ein ganz entscheidender Pfeiler der sozi-
zahl derer, die verstehen, dass Steuer-
beamte Überschüsse erwirtschaften für       In einer Wirtschaftszeitschrift wurde        alen Gerechtigkeit darstellt? Die Praxis
die Haushalte des Landes und der Kom-       dieser Tage veröffentlicht, dass die         gibt eine andere Antwort.
munen – und noch mehr Steuerbeamte          Mehrergebnisse der Prüfungsdienste ge-       Steuergerechtigkeit oder Steuerverein-
noch mehr Überschüsse produzieren,          schönt seien, weil das Geld vielfach gar     fachung sind in der Politik gebräuchli-
mehr als überschaubar zu sein.                                                           che Vokabeln – aber nur Vokabeln! Ihr
                                                                                         Gebrauch sollte in der Politik gesetzlich
Dabei geht es um mehr als ein abstrak-
                                                                                         untersagt werden.
tes Gut „Steuergerechtigkeit“. Es geht
um die finanziellen Grundlagen und die                                                   Über Steuervereinfachung brauchen wir
Leistungsfähigkeit unseres Staates. Auf                                                  nicht zu reden, denn „Deutschland hat
der einen Seite will die Politik Leistung                                                derzeit insgesamt ein zeitgemäßes und
und Service für die Bürger eher aus-                                                     wettbewerbsfähiges Steuerrecht“ (Koa-
weiten als einschränken und nebenbei                                                     litionsvertrag CDU/CSU-SPD – Verweis
noch Wohltaten verteilen, aber auf der                                                   auf DSTG-Magazin 1/2 2014). Bleibt
anderen Seite dürfen die dem Staat nicht                                                 noch die Personalausstattung. Wahr-
nur zustehenden sondern von ihm auch                                                     scheinlich stellen sich viele Politiker vor,
dringend benötigten Steuergelder nicht                                                   der Betriebsprüfer schickt seinen Laptop
geholt werden. Und letzteres steuert                                                     in die Firma und holt ihn eine Woche
man ganz elegant dadurch, dass man der                                                   später mit dem fertigen Prüfungsbericht
Steuerverwaltung das Personal vorent-                                                    ab, der Innendienst muss sowieso nur
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
7

noch Papier sortieren, weil die Veran-     gen können, aber das funktioniert schon       nicht nur Steuergerechtigkeit eine Illu-
lagungen ja vollautomatisch durchflut-     lange nicht mehr, und ist in den letzten      sion, die Steuereinnahmen werden auch
schen. In Wirklichkeit haben wir mit der   drei Jahren total aus dem Ruder gelaufen.     nicht ausreichen, um die Haushaltsziele
EDV über Jahrzehnte nur die ständige                                                     zu erreichen. 2020 wird man dann sehen
Verkomplizierung und die permanente        Wenn die Steuerverwaltung weiterhin           können, dass die DSTG einmal mehr
Mehrarbeit noch einigermaßen abfan-        personell so kurz gehalten wird, bleibt       Recht gehabt hat.

                    Die doppelte Null oder Null
                        ist nicht gleich Null
Im letzten FORUM und auch in dieser        einiges an Schweiß sondern auch 100           Zähneknirschend zahlt Robert die hun-
Ausgabe haben wir darüber berichtet,       Euro. Und das kam so: Im Gipfelhaus           dert Euro.
wie es die OFD Karlsruhe im Herbst         saß er neben Anton Gasteiger, einem ös-
                                                                                         Warum? Weil Null eben nicht gleich
2013 durch eine gedachte Nulllinie ge-     terreichischen Bergsteiger aus Landeck,
                                                                                         Null ist.
schafft hat, bei MFW und Politik den       der sich offenbar gut (wie jeder Tiroler)
Eindruck zu erwecken, dass die Veran-      in der Bergwelt auskannte und unserem         Das „Normalnull“, der Niveau des Mee-
lagung Ende 2013 wieder auf dem Lau-       armen Robert eine Wette anbot:                resspiegels wird unterschiedlich ermit-
fenden sei.                                „He, Robert i wett mit Dir um 100 Euro,       telt. In Deutschland gilt der sogenannte
                                           dass die Zugschpitz fir uns Tiroler höher     Amsterdamer Pegel, das rechnerische
Dies wurde dem Finanzminister durch
                                           ischt wie für Euch Deitsche.“                 Mittelwasser der Nordsee. Wenn Öster-
Schreiben der DSTG auch eindrücklich
                                                                                         reicher die Höhe der Zugspitze messen,
widerlegt.                                 Robert kann nur lachen: „Anton aus Ti-        gehen sie aber nicht vom deutschen NN
Dass nicht nur die OFD Karlsruhe mit       rol, verarscha koa i mi alloi. I schlag ei.   aus, sondern vom Triester Pegel, dem
dem Nullpunkt ein Problem hat, son-        So ond jetzt gib mr die hondert Eiro!“        mittleren Wasserstand der Adria. Und
dern auch die Zugspitze sei hier mit ei-   Daraufhin holt Anton einen kopierten          der liegt um jene 27 Zentimeter unter
ner kurzen Geschichte erläutert.           Artikel einer Fachzeitschrift aus seinem      dem deutschen Normalnull, die unserem
                                           Rucksack, und tatsächlich:                    arme Robert den Verlust von 100 Euro
Robert Kohler aus Ludwigsburg ist pas-
                                                                                         brachten.
sionierter Bergsteiger. Mit seinem Auto    Nach österreichischen Messungen ist
düst er gen Garmisch um die Zugspitze      die Zugspitze um 27cm höher als nach          Also liebe Leser, seien Sie auf der Hut
zu erklimmen. Dies kostet ihn nicht nur    deutschen.                                    vor statistischen Angaben.

Bild: Kurt F. Domnik / pixelio.de
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
8

                                                 Baustellen
Einheitliche                                                                                           ben durch die Rechtspre-
Urlaubsdauer                                                                                           chung versucht das IM,
                                                                                                       nun möglichst schnell neue
Die neue AZuVo … kommt
                                                                                                       Beurteilungsrichtlinien auf
… noch 2014 … vielleicht
                                                                                                       den Weg zu bringen nach
…
                                                                                                       einem Jahrzehnt Dornrös-
Eigentlich ist seit länge-                                                                             chenschlaf. Hätte man mal
rem unstrittig, dass es für                                                                            nur auf die Personalvertre-
alle Altersklassen 30 Tage                                                                             tungen und Gewerkschaf-
Urlaub gibt und zwar ab                                                                                ten gehört in der Vergan-
2011. Das zuständige In-                                                                               genheit. Aber wer nicht
nenministerium ist jedoch                                                                              hören will, muss fühlen –
nicht bereit, in einer Vor-                                                                            manchmal treffen auch alte
griffsregelung bereits jetzt                                                                           Sprichwörter noch zu.
die Inanspruchnahme des
                                                                                                       In der ARGE-HPR hat sich
zusätzlichen Urlaubs zu
                                                                                                       schnell gezeigt, dass jedes
genehmigen, obwohl alle
                                                                                                       Ressort eigene Vorstellun-
Betroffenen, die aus dem
                                                                                                       gen und Wünsche hat und
Landesdienst ausscheiden,
                                                                                                       diese zum Teil auch heute
diesen Urlaub bekom-
                               Bild: I. Rasche / pixelio.de                                            schon einfach praktiziert.
men.
                                                                                                       Deshalb ist die Hauptfor-
Das Argument, eine Vorgriffsregelung           Reformierung des Beurteilungswesens        derung dieses Gremiums, innerhalb
mache keinen Sinn, wenn die neue                                                          von Rahmen-Richtlinien den Ressorts
                                               Vor rund 10 Jahren wurde ein dickes
AZuVO ohnehin in 2014 Kraft trete, ist                                                    größtmögliche Gestaltungsfreiheit ein-
                                               Buch ad acta gelegt, das eine Kommis-
nicht ganz von der Hand zu weisen –                                                       zuräumen, damit neue Entwicklungen,
                                               sion zur Beurteilungsreform erarbeitet
wenn die AZuVO-neu tatsächlich noch                                                       Änderungen von Organisation und von
                                               hatte. Die DSTG war damals mit ihrem
dieses Jahr in Kraft tritt. Die Vorgriffs-                                                Prozessabläufen, haushalterische Aus-
                                               HPR-Mitglied Markus Scholl in dieser
regelung hätte – wie von uns gefordert                                                    wirkungen (Beförderungsstau) u.a. zeit-
                                               Arbeitsgruppe vertreten.
ja auch viel früher kommen müssen – in                                                    nah im Beurteilungsverfahren berück-
2012, spätestens aber 2013. In der Steu-       Nun greift die Politik die Gewerk-         sichtigt werden können.
erverwaltung ist eine vierstellige Zahl        schaftsforderungen auf. Zunächst wurde
von Beamten betroffen, überwiegend             das 10 Jahre alte Werk durchforstet. Da-   Sieht man sich nur den Veranlagungsbe-
im Veranlagungsbereich. Bei allen, die         nach hatten die Verbände und Personal-     reich an, jahrzehntelang wurden Sach-
den Erhöhungsanspruch seit 2011 ha-            vertretungen (ARGE-HPR) Gelegenheit        und Mitarbeiter darauf getrimmt, einen
ben, sind es jetzt schon zusätzliche 16        in einer Informationsveranstaltung des     abgesteckten Zuständigkeitsbereich in
Tage. Da könnte die Veranlagung doch           Innenministeriums zu grundsätzlichen       eigener Verantwortung zu bearbeiten.
glatt landesweit einen dreiwöchigen Be-        Statements. Bis Mitte Februar konnten      Dann sollten auf einmal alle Teamplayer
triebsurlaub einlegen.                         Vorschläge eingereicht werden. Getrie-     sein. Teamfähigkeit, Sozialkompetenz
                                                                                          sind Beurteilungskriterien geworden.
                                                                                          Wir hatten zwischenzeitlich nicht nur die
                                                                                          gewohnt langen sondern irrsinnig lange
                                                                                          Beförderungszeiten (z.B. rd. 12 Jahre
                                                                                          jeweils nach A 7 und A 8) auszuhalten.
                                                                                          Wenn dann ein 55-jähriger nach fast 40
                                                                                          Dienstjahren nach A 9 wollte, war letzt-
                                                                                          lich nur die Leistung der letzten drei Jahre
                                                                                          maßgeblich, alles was vorher gearbeitet
                                                                                          wurde, blieb unberücksichtigt. Hier muss
                                                                                          auch die Lebensarbeitsleistung in der
                                                                                          Beurteilung gewürdigt werden. Solche
                                                                                          und ähnliche Punkte wollen wir künftig
                                                                                          bei den Beurteilungen berücksichtigt se-
                                                                                          hen. Und wir wollen eine Öffnung, um
                                                                                          zeitgemäße Anpassungen vornehmen zu
                                                                                          können. Wir sind gespannt auf den Richt-
Bild: GG-Berlin / pixelio.de                                                              linien-Entwurf des IM.
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
9

                                           Aus der Arbeit des
                                      Fachausschuss
                                     gehobener Dienst
      Fachreferent
      Andreas Hey

Kaum ist das vergangene Jahr 2013          riktiv. Da werden schon einmal Ziele        wiesen, dass in der „gelebten Praxis“
vorbei, so nimmt 2014 schon wieder         definiert, die als „sportlich“ bezeichnet   keinesfalls von einer Vereinbarung,
gewaltig an Fahrt auf. Die Wunden der      werden. Ein Erledigungsgrad von             sondern von Vorgaben auszugehen
Beurteilungsrunde 2013, die durch eine     65 % bei den Einkommensteuer-Fällen         ist.
Absenkung des allgemeinen Beurtei-         für den vorangegangenen Veranlagungs-
                                                                                       Ebenso unmöglich sind unrealistische
lungsniveaus verursacht wurden, sind       zeitraum wurde vorgegeben, um wie-
                                                                                       Zielvorgaben. Diese führen zu Frust-
bei unseren Kolleginnen und Kollegen       der das Niveau vor KONSENS (2009:
                                                                                       ration und Demotivation derjenigen,
noch längst nicht verheilt und verges-     65,64%) zu erreichen. Es ist schon er-
                                                                                       die sie nicht erreichen können! Be-
sen.                                       staunlich, wenn man die Vorjahreszah-
                                                                                       standteil der Zielvereinbarung 2014
                                           len zugrunde legt: 2011: 58,21 %, 2012:
Eine Menge dieser Kolleginnen und                                                      zwischen Bund und Land sind 61%
                                           59,50 % und 2013?
Kollegen haben dazu beigetragen, dass                                                  Erledigungsquote für den vorange-
die gewaltigen Herausforderungen von       Einer Steigerung von 1,29 % in 2012         gangenen Veranlagungszeitraum bei
KONSENS und ELSTAM nicht gemeis-           sollte nun eine Steigerung von 5,5 %        den Einkommensteuer-Fällen. Der
tert, aber immerhin so angenommen und      folgen? Selbst bei erreichen der Ziel-      Bund scheint somit mit der Lage vor
gelöst wurden, dass die tägliche Arbeit    vorgabe müsste man sich bei gesundem        Ort in den Finanzämtern besser ver-
erledigt werden konnte. Statt einer an-    Menschenverstand doch die Frage stel-       traut, als manch einer im Land!
gemessenen Würdigung, zumindest in         len: Zu welchem Preis? Hierbei muss         Eine Kaskadierung der Vorgabe 61%
Form einer zutreffenden Beurteilung        bei verantwortungsvollem Handeln            für 2014 findet allerdings nicht statt,
oder aber einer Leistungsprämie, erhiel-   stets an erster Stelle die Gesundheit un-   da als neue Zielvereinbarungskennzahl
ten viele eine schlechtere Beurteilung!    serer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter      die „Erledigungsquote für die vergange-
Das wirkt nach!                            stehen. Hinzu kommt die Mitarbeiter-        nen drei Veranlagungszeiträume („Er-
Der Fachausschuss gehobener Dienst         zufriedenheit. Neben der Vernachlässi-      ledigungsquote 3 VZ“ – im Bereich
weist schon seit Jahren darauf hin,        gung der Qualität bei der Veranlagung       Einkommensteuer einschließlich der
dass unser gesamtes Beurteilungs-          kann dabei nur ebenfalls eine Vernach-      Arbeitnehmerveranlagung) bestimmt
system nicht mehr zeitgemäß und            lässigung der veranlagungsbegleitenden      wurde. Als Landeszielwert sind 102 %
überholt ist. Die ARGE HPR hat nun         Arbeiten einhergehen, verbunden mit         vorgegeben, um Arbeitsrückstände ab-
konkret die Forderung nach neuen           der völligen Ignoranz latent vorhande-      zubauen.
Beurteilungs-richtlinien gestellt. Den     ner Mehrbelastungen im Veranlagungs-
                                           bereich, wie z.B. die enorme Anzahl von     Ging man noch vor nicht allzu langer
einzelnen Ministerien (Finanzen,
                                           Selbstanzeigen,       ELSTAM-Anfragen       Zeit davon aus, dass die Arbeit eines
Polizei, Lehrer usw.) soll genügend
                                           etc.. In 2013 wurde bei den Einkom-         Veranlagungszeitraums = 100 % in ei-
Spielraum für deren Besonderheiten
                                           mensteuer-Fällen 2012 letztendlich ein      nem Arbeitsjahr zu erledigen ist, so be-
gelassen werden. So ist es zukünftig
                                           Erledigungsgrad von 61,38 % erzielt,        deutet die neue Ansage mit 102 %, dass
vielleicht möglich, u.a. Teamfähigkeit
                                           was einer Steigerung von 1,88 % in          jeder Beschäftigte mehr als 100 % brin-
und soziale Kompetenzen explizit in
                                           2013 entspricht.                            gen soll. Da jeder weiß, dass 100 Pro-
die Beurteilung mit einfließen zu las-
                                                                                       zent das Maximum ist, wird so schnell
sen.
                                           Der Fachausschuss gehobener Dienst          zum Ausdruck gebracht, dass sich die
Geht es darum, Leistungen abzuverlan-      hat bereits bei Einführung des Ziel-        Kolleginnen und Kollegen vor Ort in
gen, ist unser Dienstherr weniger rest-    vereinbarungsprozess darauf hinge-          den Finanzämtern besonders anstrengen
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing! - DSTG BW
10

müssen, um die Zielvorgabe zu errei-       heit für das gesamte Amt ausschließlich    setzen, müssten im Jahr 2019 sage und
chen.                                      den ELOST, die Neuaufnahmen, Akten-        schreibe 568 Auszubildende für diese
                                           abgaben- und -übernahmen bearbeiten        Laufbahn eingestellt werden.
Der Fachausschuss gehobener Dienst
                                           und ESt4B-Mitteilungen erfassen, ist
begleitet den Entwicklungsgrad die-                                                   Im gehobenen Dienst werden für die in
                                           aus Sicht des Fachausschuss zumindest
ser Zielvorgabe ebenso aufmerksam                                                     2021 ausscheidenden Arbeitskräfte be-
                                           problematisch, ganz zu schweigen von
wie das Pilotprojekt „Qualitätsma-                                                    reits im Jahr 2018 (3jährige Ausbildung)
                                           einer in diesem Zusammenhang sicher-
nagement“, das über ein „Zentrali-                                                    473 Einstellungen benötigt.
                                           lich auftretenden Frage einer „Neuen
sierungskonzept“ zum Ziel hat, „Zeit
                                           Dienstpostenbewertung“.                    Zum Vergleich: In 2014 werden voraus-
für die Bearbeitung der Hinweise“ zu
gewinnen und damit die Qualität zu         Aus Sicht des Fachausschuss geho-          sichtlich 161 Einstellungen für den mitt-
erhöhen.                                   bener Dienst ist dieses Modell ein         leren Dienst und neu 470 (statt bisher
                                           „Kümmerer-Modell“, das wir bislang         370!) Einstellungen für den gehobenen
Dies soll dadurch erreicht werden, in
                                           auf Ebene der Großbezirke einge-           Dienst erfolgen. Die Anzahl der in den
dem man die veranlagungsbegleitenden
                                           führt haben. Offensichtlich gehen uns      Ausbildungseinrichtungen vorhandenen
Tätigkeiten durch den gezielten Einsatz
                                           die Kümmerer auf den Großbezirken          Anwärterinnen und Anwärter wird sich
des Personals nach individuellen Kennt-
                                           aus, weil es aufgrund der vielfältigen     bis 2020 mehr als verdoppeln!
nissen optimiert und dadurch die Mitar-
beiterzufriedenheit erhöht.                anfallenden Aufgaben gar nicht genü-
                                                                                      Die demografische Entwicklung in
                                           gend Personal auf den Großbezirken
Hierzu wurde von Seiten der Verwaltung                                                der Steuerverwaltung ist und war für
                                           gibt, um alle Kümmereraufgaben zu
endlich ein Aufgabenkatalog, der      38                                              den Fachausschuss gehobener Dienst
                                           übernehmen. Ob dies bei gleichem
veranlagungsbegleitende Tätigkeiten                                                   ständig ein Brennpunkt-Thema. Seit
                                           bzw. eher weniger Personal zukünftig
in der Hauptüberschrift mit weiteren                                                  Jahren steht die Forderung nach ei-
                                           in Form eines Kümmerer-Modells für
ca. 180 Unterpunkten, die wiederum                                                    nem „Runden Tisch“ zu konkreten
                                           das gesamte Amt gelingt, darf zumin-
teilweise eine erhebliche Anzahl weite-                                               Fragen und Entwicklungen, sowohl
                                           dest skeptisch betrachtet werden.
rer Unterpunkte aufweisen, erstellt! Das                                              zur Ausbildung als auch zur Nach-
Ganze garniert mit Checklisten, Ab-        Auch hier liegt die eigentliche Lösung     wuchsgewinnung in Baden-Württem-
laufplänen z.B. zu den Themen „Nicht       auf der Hand: völlig egal, mit welchem     berg. Der Fachausschuss gehobener
veranlagungsbereite ESt-Erklärungen“,      „Optimierungsmodell“ wir die Arbeit        Dienst fordert die Entscheidungsträ-
„Erfassung von ESt4B Mitteilungen“         strukturieren: die Arbeit wird bestimmt    ger in der Politik auf, endlich verant-
oder die „Behandlung von Veräuße-          nicht weniger! In diesem Zusammen-         wortungsbewusst und umsichtig zu
rungs- und Erwerbsmitteilungen in den      hang sei nur beispielhaft auf die Ver-     handeln!
FnD“, und einem „Vorschlag zum pa-         dreifachung der Selbstanzeigen in 2013
                                           im Vergleich zu 2012 verwiesen. Was        Auch wenn mit der Erhöhung der Ein-
piernen Erklärungslauf“.
                                           wir dringender denn je brauchen, ist       stellungszahlen um 100 im gehobe-
Diese Sachverhaltsdarstellungen und        mehr Personal und zwar auch und ge-        nen Dienst für 2014 ein erstes Zeichen
Anleitungen verdienen wirklich un-         rade im Innendienst. Vor diesem Hin-       gesetzt wurde, so sind weitere, damit
seren Respekt! Schon immer hat der         tergrund wird sich der Fachausschuss       zusammen-hängende Fragen nicht be-
Fachausschuss gehobener Dienst die         gehobener Dienst mit Sicherheit jeder      antwortet.
Problematik der veranlagungsbe-            arbeitsvereinfachenden Maßnahme ge-
gleitenden Arbeiten thematisiert und                                                  Wie sollen die Finanzämter, deren Aus-
                                           genüber offen zeigen, wenn sie denn        bildungskapazitäten bereits erschöpft
vorgetragen, dass im Verlauf der ver-      wirklich der Vereinfachung dient, wenn
gangenen Jahre diese immer weiter                                                     sind, weitere Anwärterinnen und An-
                                           sie tatsächlich der Optimierung dient      wärter ausbilden? Das ist ganz offen-
angestiegen sind. Dieser Teil der täg-     und vor allem dazu führt, dass die Auto-
lichen Arbeit in den Veranlagungs-                                                    sichtlich ein Problem, das vor Ort zu
                                           fallquote markant erhöht wird.             lösen ist, wie, das sagt keiner!
Großbezirken macht schon längst
mehr als 2/3 der gesamten Arbeitszeit      Zum Stichwort Personalentwicklung:
                                                                                      Wie sollen die Finanzämter qualifi-
aus – wir behaupten sogar mindestens       Die OFD Karlsruhe hat nunmehr eine
                                                                                      zierten Nachwuchs gewinnen und den
70 %!                                      aus Sicht des Fachausschuss gehobe-
                                                                                      Kampf mit der freien Wirtschaft aufneh-
                                           ner Dienst bemerkenswerte Schrift zum
Wie man allerdings unter Aufgabe der                                                  men? Mit einem banalen Werbefilmchen
                                           Thema „Demografische Entwicklung in
bisherigen Struktur eines funktionie-                                                 ist das bestimmt nicht zu machen. Selbst
                                           der Steuerverwaltung“ in FAIR unter
renden Veranlagungsgroßbezirk Be-                                                     ein Inserat, das anlässlich einer lokalen
                                           der Rubrik Personal veröffentlicht. End-
schäftigte gewinnen möchte, die für das                                               Ausbildungsmesse in der Tagespresse
                                           lich liegen konkrete Zahlen, Daten und
gesamte Amt ausschließlich Steuererklä-                                               veröffentlicht werden soll, ist zu teuer!!
                                           Fakten auf dem Tisch!
rungen scannen, erfassen, MÜSten und                                                  Hier fordert der Fachausschuss geho-
Fristverlängerungen eingeben sollen,       Um im Jahr 2021 im mittleren Dienst        bener Dienst von der Politik: „Klot-
oder aber in einer weiteren Arbeitsein-    die ausscheidenden Arbeitskräfte zu er-    zen und nicht kleckern!“
11

Zur Nachwuchsgewinnung gehört na-         Beschäftigte in der Privatwirtschaft           Deshalb fordert der Fachausschuss
türlich auch die Attraktivität unseres    können ab 2014 bei Dienstreisen, die           gehobener Dienst die Landesregie-
Berufsbildes. Das Berufsbild der Steu-    zwischen acht und vierzehn Stunden             rung auf, sämtliche finanziellen Ein-
erbeamtin bzw. des Steuerbeamten bie-     lang dauern, einen Verpflegungskosten-         schnitte für Auszubildende und junge
tet Vorteile, die man durchaus selbst-    mehraufwand von 12 Euro statt 6 Euro           Kolleginnen und Kollegen im Be-
bewusst darstellen kann und die auch      abrechnen. Unsere Außendienstler, z.B.         reich der Besoldung und Versorgung
ausschlaggebend für die Berufswahl        Betriebsprüfer, bezahlen die Differenz         unverzüglich zurückzunehmen und
sein können wie z.B. die Vereinbarkeit    aus der eigenen Tasche. Hier fehlt es          das Eingangsamt A 10 im gehobenen
von Familie und Beruf, großzügige         nicht nur an der Wertschätzung,                Dienst endlich umzusetzen!
Arbeitszeitmodelle, Einarbeitungspro-     sondern noch viel schlimmer, an der
                                                                                         Als weiteren Punkt, der auch die At-
gramme für Rückkehrer-/innen etc…         Menschschätzung. Es ist nach Auffas-
                                                                                         traktivität unseres Berufsbildes, aber
Der Fachausschuss gehobener Dienst        sung des Fachausschusses gehobener
                                                                                         ebenso natürlich auch den chronischen
stellt sich folgende Frage: Wie bret-     Dienst eine Schande, wie die Landes-
                                                                                         Personalmangel abmildern kann, ist die
tervernagelt muss das Hirn eines Po-      regierung mit ihren Beamtinnen und
                                                                                         Einführung bzw. die Ausweitung der
litikers sein, um diese tollen Pfunde     Beamten umspringt.
                                                                                         Telearbeit.
durch das Propagieren von finanziel-
len Einschnitten für Auszubildende                                                       Der Fachausschuss gehobener Dienst
                                          Allein die Sonderopfer, die die Beam-
und junge Kolleginnen und Kollegen                                                       unterstützt dieses Projekt seit Jahren
                                          ten, und nur die Beamten, in 2013 und
im Bereich der Besoldung und Ver-                                                        unter der Einschränkung, dass die
                                          2014 was die Besoldungserhöhung und
sorgung in Frage zu stellen?                                                             Kolleginnen und Kollegen vor Ort
                                          Besoldungsverschiebungen angeht, er-           in den Finanzämtern dadurch keine
Eine Auflistung der Grausamkeiten, die    bracht haben, belaufen sich auf 180 Mil-       Nachteile haben, also eine Win-Win-
neu eingestellte Beamtinnen und Be-       lionen Euro. Die Brutto-Einkommens-            Situation entsteht.
amte treffen, verdeutlicht das Ganze:     verluste für beide Jahre reichen in A 7
                                          von 913 € bis hin zu A 13 mit einem            Die Politik konnte endlich überzeugt
¾ Besoldungskürzungen bei der Ein-                                                       werden, Haushaltsmittel für 100 Telear-
                                          Betrag von 2.892 €. Viele unserer Kol-
  gangsbesoldung um 8 %, dies bedeu-                                                     beitsplätze zur Verfügung zu stellen.
                                          leginnen und Kollegen sprechen von
  tet jährlich eine Kürzung von fast                                                     Nach Einbindung der Personalvertre-
                                          einem Gehaltsdiebstahl, den sich nicht
  einem Monatsgehalt!! (statt 12 = 11                                                    tung wurde der Pilotversuch „Alternie-
                                          einmal die Vorgänger-Sparregierungen
  Monats-gehälter);                                                                      rende Telearbeit“ ins Leben gerufen.
                                          erlaubt haben!
¾ Absenkung des Beihilfebemessungs-                                                      Hierzu hat die Verwaltung zwischen-
  satzes bei Eintritt in die Versorgung                                                  zeitlich eine 21 Seiten (!) umfassende
  von 70 % auf 50 % mit der Folge von     Wer glaubt, dass solche Eingriffe bei          Verfügung erstellt.
  höheren Tarifen ab der Pensionierung    den jungen Leuten und potentiellen
  bzw. höhere sog Anwartschaftsabsi-      Bewerberinnen und Bewerbern un-                Hierbei ist zu erkennen, dass derart viele
  cherung im Alter zur Ansparung von      bemerkt bleiben, der irrt gewaltig!            Voraussetzungen und Beschränkungen
  Altersrücklagen der Versicherungen;
¾ Absenkung des Beihilfebemessungs-
  satzes bei aktiven Beamten/-innen
  mit zwei und mehr Kinder von bisher
  70 Prozent auf 50 Prozent;
¾ Keine vermögenswirksame Leis-
  tungen für Beamte/-innen des geho-
  benen und höheren Dienstes;
¾ gleichzeitig Übertragung aller Kür-
  zungsmaßnahmen in der Beihilfe,
  zum Beispiel die sogenannte Zahnlü-
  cke etc.
Der Gipfel der Kurzsichtigkeit, man
könnte aber auch das Wort Unver-
schämtheit gebrauchen, ist das Einfrie-
ren der Tagegelder für kurze Dienst-
reisen auf den jetzigen Stand von 6       Sitzungsteilnehmer in Villingen-Schwenningen von links nach rechts:
Euro, der schon seit Jahrzehnten seine    Landesvorsitzender Klaus Becht, Referent Fachausschuss g.D. Andreas Hey, Andrea Nicklas, Uwe
Gültigkeit hat.                           Schaal, Wolfgang Burgert, Beate Maurer, Joachim Schreiner.
12

zur Einrichtung eines Tele-Arbeitsplat-     völlig unbefriedigend! Aber vielleicht     ausschuss gehobener Dienst ein
zes vorhanden sind, dass beim besten        ergibt eine zunächst durchzuführende       Poster (Heftmitte) entworfen.
Willen an der Attraktivität eines so aus-   Bedarfsabfrage ein ganz anderes Bild.
gestalteten Tele-Arbeitsplatzes gezwei-     Schön wäre das allemal!                    Lassen Sie es einfach mal wir-
felt werden darf.
                                            Zur allgemeinen Lage im In-                ken und schreiben Sie uns an
Der Sachstand als solcher ist aus Sicht     nendienst, hier: im Veranla-               FAgD@dstg-bw.de – Ihre Mei-
des Fachausschuss gehobener Dienst          gungsgroßbezirk, hat der Fach-             nung ist uns wichtig!

       Kein Faschingsscherz aus Leipzig
Nun gibt es in Baden-Württemberg            Rückenwind“ (Südwest-Presse) oder          Wahrscheinlich tun sich andere Länder
viele Menschen und Regionen, die ohne       „Beamte erwarten rasche Erhöhung der       mit kompletten Nullrunden (also nicht
Fasnet oder Fastnacht auskommen, wo         Gehälter“ (Badische Zeitung).              „nur“ Verschiebungen) oder mit will-
die tollen Tage eher verpönt sind. Auch                                                kürlich festgesetzten Minierhöhungen
                                            Worum geht es? Das BVerwG hat in ei-
Leipzig ist nicht gerade eine karnevalis-                                              noch schwerer als Baden-Württemberg,
                                            nem Urteil zum Streikrecht der Beamten
tische Hochburg aber immerhin der Sitz                                                 mit diesem Urteil leben zu müssen. Aber
                                            ausgeführt, dass den Tarifabschlüssen
des Bundesverwaltungsgerichts. Des-                                                    auch für Baden-Württemberg wird sich
                                            für den öffentlichen Dienst eine „maß-
halb sollten sich die Dienstherren der                                                 die Frage stellen, ob eine Verschiebung
                                            gebende Bedeutung für die Beamtenbe-
diversen Gebietskörperschaften auch                                                    der Gehaltserhöhung um bis zu 12 Mo-
                                            soldung zukommt“.
nicht darauf verlassen, dass das, was in                                               nate – und dies ist vom Finanzminister
einem Urteil des Bundesverwaltungsge-       Das Finanzministerium in Stuttgart hat     bereits als dauerhafte Einrichtung an-
richts steht, ein Scherz ist, nur weil es   dazu erklärt, zunächst müsse die Urtei-    gekündigt – noch innerhalb des vom
am „Schmotzigen Donnerstag“ veröf-          lungsbegründung abgewartet werden,         BVerwG aufgezeigten Rahmens liegt.
fentlicht wurde.                            um die Auswirkungen des Urteils ein-       Daran darf ernsthaft gezweifelt werden.
                                            schätzen zu können. Dem ist nichts ent-    Aber nicht nur die Juristen in die Minis-
                                            gegenzusetzen.                             terien werden das Urteil unter die Lupe
                                                                                       nehmen, auch der Deutsche Beamten-
                                            Das Gericht hat nicht festgestellt, es
                                                                                       bund wird dies tun.
                                            müsse eine 1:1-Umsetzung erfolgen.
                                            Die Frage wird sein, wie groß der Spiel-   Der BBW hat die Besoldungsbeschlüsse
                                            raum ist. Ganz sicher werden nicht nur     der Landesregierung zwar heftig kriti-
                                            in Baden-Württemberg die Juristen der      siert, aber nach vielen Beratungen das
                                            für Beamtenrecht und Finanzen zustän-      Risiko einer Niederlage bei einer Klage
                                            digen Ministerien das Urteil nach Inter-   vor dem Bundesverfassungsgericht als
                                            pretationsmöglichkeiten durchleuchten,     zu hoch eingeschätzt. Denn wir waren
                                            wie trotzdem der politische Wille durch-   uns einig, nur dann nach Karlsruhe zu
                                            zusetzen sein wird, die Beamten so oft     gehen, wenn hohe Aussichten bestehen,
                                            und so nachhaltig zur Kasse zu bitten,     dort auch Recht zu bekommen. Mögli-
                                            wie es nur geht.                           cherweise – auch wir müssen erst den
                                                                                       genauen Wortlaut der Urteilsbegrün-
                                                                                       dung kennen – wird der Beamtenbund
                                                                                       die Situation neu einschätzen müssen.
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de                                                     Wir wollen nicht zu früh frohlocken,
                                                                                       aber eines macht der Urteilsspruch jetzt
Vielleicht ist bei Kolleginnen und Kol-                                                schon deutlich, so locker werden die di-
legen in den Fasnetshochburgen unter-                                                  versen bundesdeutschen Dienstherren
gegangen, was da am Rosenmontag und                                                    nicht mehr in Gutsherrenart über die
Fastnachtsdienstag durch die Presse                                                    Beamtenbesoldung verfügen können
ging: „Ein Urteil mit Sprengkraft“                                                     wie bisher – auch nicht in Baden-Würt-
(Rhein-Neckarzeitung), „Beamte spüren                                                  temberg.
13

                                                Volltreffer
                                  Aus der Arbeit des Hauptpersonalrats
    – Sachgebietsleiter-Konzept des gehobenen Diensts verstößt gegen das Grundgesetz –
Die Personalvertretung war sich sicher
… Nun wurde deren Meinung vom Ver-
waltungsgerichtshof bestätigt: „Der von
der OFD vorgenommene Ausschluss
von Hausbewerbern um eine SGL-Stelle
beim Finanzamt ist vor dem Hintergrund
des Art. 33 Abs. 2 GG rechtswidrig.“
Dieser Satz aus dem Urteil des VGH
zeigt erneut die gängige Rechtspre-
chung auf – und dem Dienstherrn seine
Grenzen. Seit vielen Jahren sollte bei
der erstmaligen Übertragung eines
SGL-Dienstpostens der Bewerber das
eigene Amt verlassen und sich in einem
anderen Amt als Führungskraft verdin-
gen. Zunächst waren vier Ausnahmen
von dieser „Regel“ denkbar: die Beauf-
tragte für Chancengleichheit, der Per-
sonalratsvorsitzende, Schwerbehinderte      Bild: Werner David / pixelio.de
oder Fälle von sozialer Härte, konnten
                                            Es ging ein Jahr ins Land, bis sich Kol-
im eigenen Haus in die Rolle der Füh-                                                    Wortlaut Art. 33 Abs. 2 GG: Jeder
                                            legen auf einen SGL-Dienstposten im
rungskraft schlüpfen. Den beiden Erst-                                                   Deutsche hat nach seiner Eignung,
                                            eigenen Amt bewarben und den in der
genannten traute man ob ihres Amts die                                                   Befähigung und fachlichen Leis-
                                            Ausschreibung befindlichen Satz „Der
nötige Sozialkompetenz zu, der letzte-                                                   tung gleichen Zugang zu jedem öf-
                                            Ersteinsatz als SGL ist grundsätzlich
ren Gruppe wollte man den Karriereweg                                                    fentlichen Amte.
                                            mit einem Wechsel des Finanzamts ver-
nicht verbauen.
                                            bunden“, so verstanden wie ihn die Ju-
Im Jahr 2011 wurde das Sachgebiets-         ristenwelt definiert – das Wort „grund-    Folglich vertrat die Personalvertretung
leiterkonzept erneuert. Grund: „…in         sätzlich“ wird relativierend verwendet     die Auffassung, die Kollegen seien in
großen Bereichen im Rahmen der Ver-         und bedeutet nichts anderes als „Regel     die Bewerberauswahl einzubeziehen
waltungsmodernisierung die Aufgaben         mit Ausnahmevorbehalt“.                    und blieb bei dieser Haltung bis zur Ent-
geändert oder eine andere Akzentuie-                                                   scheidung der Einigungsstelle.
                                            Doch die Bewerbungen der Kollegen
rung erfahren. Hieraus resultieren Än-                                                 Von diesem Zeitpunkt an nahm das Ver-
                                            wurden als solche vom Dienstherrn
derungen bei den Anforderungen, die                                                    fahren – im sprichwörtlichen Sinn – sei-
                                            nicht akzeptiert. Alle Kriterien wie
an die Führungskraft zu stellen sind.                                                  nen Lauf. Und es zeigt wieder einmal in
                                            Leistung, Eignung und Befähigung,
So führen insbesondere die Einführung                                                  aller Deutlichkeit auf, wo die Grenzen
                                            nebst den Merkmalen zur Arbeitsgüte,
der Teamstrukturen, Zielvereinbarungs-                                                 der Personalvertretung gesteckt sind
                                            Arbeitsweise und Arbeitsmenge, die in
prozesse und das Controlling zu einem                                                  und weshalb die Mitgliedschaft in der
                                            der Leistungsbeurteilung Niederschlag
weiterentwickelten Verständnis von                                                     Deutschen Steuergewerkschaft von im-
                                            gefunden hatten, sowie die Ergebnisse
Führung. Es war daher an der Zeit, das                                                 menser Wichtigkeit ist. Das Dienstleis-
                                            der Hospitationen und des Assessment-
Konzept fortzuentwickeln, um den ge-                                                   tungszentrum bestritt das Verfahren so-
                                            centers, wurden in die Betrachtung der
änderten Erfordernissen bereits bei der                                                wohl beim Verwaltungsgericht als auch
                                            Bewerber nicht einbezogen, da es für
Auswahl der künftigen SGL Rechnung                                                     beim Verwaltungsgerichtshof. Beide
                                            den Dienstherrn keine Bewerbungen
zu tragen.“                                                                            Instanzen kamen zum selben Schluss,
                                            gab. Das SGL-Konzept, im rechtlichen
                                                                                       der sich in den Urteilsbegründungen
Die Beteiligung des BPRs, der diese         Raum als Anforderungsprofil deklariert,
                                                                                       wiederfindet.
Neuregelung ablehnte, beschränkte sich      schloss nach Auffassung der Verwal-
auf Kenntnisnahme und Diskussion im         tung die Bewerbung von Hauskandida-        So hat der VGH ausgeführt, dass die
Wege der vertrauensvollen Zusammen-         ten aus. Dieser Meinung konnten sich       Auswahlentscheidung des Dienstherrn
arbeit – und die Personalratsvorsitzenden   die Stufenpersonalvertretungen nicht       für die Besetzung des SGL-Dienstpos-
und Beauftragten für Chancengleichheit      anschließen, sahen sie doch den Bewer-     tens den Bewerberverfahrensanspruch
fanden sich in diesem neuen Papier als      bungsverfahrensanspruch der Kollegen       des Hausbewerbers verletze, da sie nicht
Ausnahmetatbestand nicht mehr wieder.       aus Art. 33 Abs. 2 GG verletzt.            auf einem rechtmäßigen Leistungsver-
Sie können auch lesen