Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks

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Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
A B S C H L U S S D O K U M E N TAT I O N D E R TA G U N G

Wildbestandsregulierung
in deutschen Nationalparks
BAD WILDUNGEN, 29. UND 30. MÄRZ 2011
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
2
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
5   Einleitung
              Karl Friedrich Sinner

          6   Praxis der Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks

          8   Grundlegende Aspekte und Möglichkeiten
              des Wildmanagements in deutschen Nationalparks
              Dr. Volker Scherfose

         10   Minimierung der Schalenwildregulierung im Nationalpark Hainich
              Ein Modell für alle anderen Nationalparks ?
              Manfred Grossmann

         13   Wenn Wildnis an ihre Grenzen stößt
              Wildtiermanagement und -forschung im Grenzbereich zwischen
              Kulturlandschaft und Nationalpark – Forschungsergebnisse aus dem
              Nationalpark Bayerischer Wald
              Dr. Marco Heurich

Inhalt   16   Prädatorenmanagement in deutschen Nationalparks?
              Notwendigkeit und Machbarkeit regulativer Eingriffe
                                                                                           3

              am Beispiel des Waschbären (Procyon lotor)
              Frank-Uwe Michler

         21   Gilt der Prozessschutz für alle Lebewesen ?
              Forderungen an ein Schalenwildmanagement in Nationalparks
              Mark Harthun

         24   Wildbestandsregulierung
              als notwendige Unterstützung für die Waldentwicklung – eine Daueraufgabe ?
              Andreas Pusch

         27   Rotwild im Wolfsgebiet der Oberlausitz
              Erste Ergebnisse zur Raumnutzung
              Mark Nitze

         30   Wildtiermanagement in Kernzonen bzw. Wildnisgebieten
              Eine Konzept- und Praxisvorstellung aus dem deutschen Teil des
              Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen
              Ulf Hohmann und Ditmar Huckschlag

         34   Huftiere ohne Jagddruck
              Erfahrungen aus dem Schweizerischen Nationalpark
              Dr. Flurin Filli

         37   Die Bedeutung von Schalenwildverbiss für die Artenvielfalt in Wäldern
              Prof. Dr. Christian Ammer

         42   Zusammenfassung
              Anja Sorges

         46   Positionspapier der AG Nationalparke
              bei EUROPARC Deutschland zum Thema
              Wildtierregulierung in Nationalparks

         47   Pressemitteilung
              Fachleute diskutierten Wildtiermanagement in Nationalparks

         48   Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

         49   Impressum
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
4
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
Einleitung
      Nationalparks sind Landschaften, in denen                              Praxis der „Wildbestandsregulierung in deutschen
                                                                             Nationalparks“. Die vorliegende Dokumentation
  Natur Natur bleiben darf. Sie schützen Natur-                              fasst die Beiträge der 10 Referenten zusammen.
                                                                                                                                  5
                                                                                 Damit wird ein erster Überblick über die
   landschaften, indem sie die Eigengesetzlichkeit                           Situ­ation des Wildtiermanagements in deutschen
                                                                             Nationalparks gegeben und werden gleichzeitig
    der Natur bewahren und Rückzugsgebiete für                               Lösungs­beispiele aus dem In- und Ausland vorge-
                                                                             stellt. Notwendigkeit, Effektivität, Machbarkeit
         wildlebende Pflanzen und Tiere schaffen.                            und Dauer regulativer Eingriffe, auch im Hinblick
                                                                             auf eine Unterstützung der Vegetationsentwick-
Gleichzeitig sollen im Rahmen des Schutzzweckes                              lung und Artenvielfalt konnten auf der Grundlage
                                                                             neuester Forschungsergebnisse diskutiert werden.
   diese Pflanzen und Tiere von Menschen erlebt                                  Die Tagung hat Denkanstöße geben können
                                                                             und Raum geboten, zukunftsfähige Konzepte und
                                 werden können.                              Instrumente für ein effizientes, an den Erforder­
                                                                             nissen eines Nationalparks ausgerichtetes Wild­
                                                                             tiermanagement zu diskutieren. Die in diesem Ta-
                      Alle Nationalparks in Deutschland haben das            gungsband vorgestellten Ergebnisse unterstreichen
                      Problem einer im internationalen Vergleich relativ     die Notwendigkeit eines regelmäßigen Informa-
                      geringen Größe und der Einbettung in eine inten-       tions- und Gedankenaustauschs zu diesen Fragen.
                      siv genutzte und dicht besiedelte Kulturlandschaft.        Die Nationalparks müssen sich der Herausfor-
                      Damit existieren gerade für Wildtiere vielfältige      derung stellen, ihrer prioritären Zielsetzung des
                      Vernetzungen zwischen ihren Lebensräumen in            Prozessschutzes, d. h. im überwiegenden Teil ihres
                      den Nationalparks und der umgebenden Kultur-           Gebietes einen möglichst ungestörten Ablauf der
                      landschaft mit ihren vorrangigen Nutzungsinteres-      Naturvorgänge zu ermöglichen, Rechnung zu
                      sen durch den Menschen. Aber auch das unvoll-          tragen. Hierfür gilt es Wege zu finden, Maßnah-
                      ständige Arteninventar in den Nationalparks,           men des Wildtiermanagements so effizient und
                      insbesondere das Fehlen der großen Beutegreifer,       störungsarm wie möglich durchzuführen und auf
                      das Defizit an Herbivorenarten und das teilweise       ein Minimum zu reduzieren bzw. schnellstmöglich
                      Vorhandsein an importierten Arten in den Parks,        einzustellen.
                      ist ein Teil des zu lösenden Problems.                     Da im Rahmen der Veranstaltung noch viele
                          Von vielen Besuchern werden Nationalparks als      spannende Detailfragen nicht erschöpfend behan-
                      Gebiete verstanden „in denen kein Axtschlag hallt      delt werden konnten, waren sich die Teilnehmer ei-
                      und kein Schuß fällt“. Die Realität eines in Natio-    nig, die Gespräche fortzuführen und zu versuchen,
                      nalparks vorhandenen Managements wirft bei Be-         schrittweise ein den Aufgaben der Nationalparks
                      suchern, aber auch bei Fachleuten viele Fragen auf.    gerecht werdendes Wildtiermanagementkonzept
                          Im Rahmen der Evaluierung der deutschen Na-        zu erarbeiten.
                      tionalparks hat sich die Frage des Wildtiermanage-
                      ments als ein zentrales Problemfeld für alle Parks
                      herauskristallisiert. Es war der Wunsch aller Betei-
                      ligten am Evaluierungsprozess, dieser Fragestellung
                      daher in einem größeren Rahmen nachzugehen,
                      um erste Schritte zu einer Lösung zu finden.
                          70 Fachleute aus Schutzgebieten, Behörden,
                      Verbänden, relevanten Nichtregierungsorganisati-       Karl Friedrich Sinner
Luchs ( Lynx lynx )   onen (NGOs) und wissenschaftlichen Institutio-         Vorstand von EUROPARC Deutschland,
im Nationalpark       nen diskutierten auf einer Tagung am 29. und           Dachverband der Nationalen
Bayerischer Wald
                      30. 03. 2011 in Bad Wildungen die Konzepte und         Naturlandschaften
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
Praxis der Wildbestandsregulierung
     in deutschen Nationalparks
              Nationalpark                Regulierte                Sonstige                 Räumliche Beschränkungen
                                          Schalenwildarten          regulierte Wildarten     ( Zonierung, ha und %-Angaben )
                                          ( mit Streckenzahl        ( mit Streckenzahl
                                          Jagdjahr 2009 / 2010 )    Jagdjahr 2009 / 2010 )

              Nationalpark                Rotwild ( 148 ),          Fuchs ( 31 ),            Wildschutzgebiete / Jagdruhezonen
              Vorpommersche               Rehwild ( 79 ),           Marderhund ( 17 )        1.235 ha ( 9,3 % der Landfläche des Nationalparks )
              Boddenlandschaft            Damwild ( 74 ),
                                          Schwarzwild ( 257 )

              Nationalpark                Rotwild ( 7 ),            Fuchs ( 18 ),            keine
              Jasmund                     Rehwild ( 25 ),           Marderhund ( 54 )
                                          Damwild ( 125 ),
                                          Muffelwild ( 10 ),
6
                                          Schwarzwild ( 37 )

              Nationalpark                Rotwild ( 244 ),          keine                    ohne Regulierung ca. 2.000 ha,
              Eifel                       Rehwild ( 240 ),                                   ca. 19 %
                                          Muffelwild ( 54 ),
                                          Schwarzwild ( 130 )

              Nationalpark                Rotwild ( 6 ),            Fuchs ( 2 ),             aktuell jagdfrei ca. 400 ha,
              Unteres Odertal             Rehwild ( 36 ),           Marderhund ( 1 )         außerhalb der Aue lediglich
                                          Damwild ( 22 ),           ( in der Nähe von        Randzonenbejagung innerhalb 80 m
                                          Schwarzwild ( 275 )       Ortschaften )

              Nationalpark                Rotwild ( 85 ),           keine                    66 % Kernzone ohne Wildbestandsregulierung,
              Berchtesgaden               Rehwild ( 82 ),                                    30 % Intervalljagdbereiche,
                                          Gamswild ( 260 )                                   8,5 % Waldumbaubereiche,
                                                                                             < 4 % Schwerpunktjagdbereiche

              Nationalpark                Rotwild ( 38 ),           keine                    seit 2010
              Kellerwald-Edersee          Rehwild ( 52 ),                                    Nominierungsfläche Weltnaturerbe jagdfrei
                                          Damwild ( 42 ),                                    ( 1.472 ha, entspricht ca. 25 % der NLP-Fläche )
                                          Muffelwild ( 12 ),
                                          Schwarzwild ( 160 )

              Nationalpark                Rotwild ( 512 ),          Fuchs ( 2 ),             Reguliert wird auf ca. 90 % der Fläche
              Harz                        Rehwild ( 39 ),           Waschbär ( 4 )           ( ca. 22.000 ha ) in allen Zonen
                                          Schwarzwild ( 94 )
                                          ( alles ohne Fallwild )

              Nationalpark                Rotwild ( 11 ),           keine                    3 Zonen :
              Hainich                     Rehwild ( 170 ),                                   1.500 ha ( 20 % ) ohne Regulierung
                                          Damwild ( 29 ),                                    ( = Weltnaturerbegebiet ),
                                          Schwarzwild ( 202 )                                4.100 ha ( 55 % ) Regulierung Dam-
                                                                                             und Schwarzwild – Bewegungsjagd,
                                                                                             1.900 ha ( 25 % ) Dam-, Schwarz-
                                                                                             und Rehwild – Randzone

              Nationalpark                Rotwild ( 134 ),          keine                    ca. 17.000 ha ohne Regulierung =
              Bayerischer Wald            Rehwild ( 99 ),                                    ca. 70 % des Nationalparks
                                          Schwarzwild ( 18 )

              Müritz-Nationalpark         Rotwild ( 150 ),          keine                    Jagdruhezonen mit 2.500 ha = 8 %,
                                          Rehwild ( 360 ),                                   Kranichschutzzone zeitlich ca. 1.000 ha
                                          Damwild ( 680 ),
                                          Schwarzwild ( 280 )

              Nationalpark                Rotwild ( 44 ),           Fuchs ( 11 )             Derzeit keine, geländebedingt werden
              Sächsische Schweiz          Rehwild ( 198 ),                                   ca. 15 % nicht bejagt,
                                          Muffelwild ( 5 ),                                  Einführung eines Wildruhebereichs mit
                                          Schwarzwild ( 89 )                                 910 ha ( 9 % der Fläche ) für 2011 geplant

             EUROPARC Deutschland, Stand 2011
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
Zeitliche Beschränkungen                        Methoden der Regulierung                        Besonderheiten

16. 06. – 31. 07. generell Jagdruhe,            größere gemeinschaftliche Jagden,               Küstenvogelbrutgebiete, eigene Nationalpark-Jagdverordnung und
weiter verkürzte Jagdzeiten bei Rot-, Dam-      Gruppenansitze, Einzeljagd                      Wildmanagementanweisung für Nationalparkämter
und Schwarzwild

16. 06. – 31. 07. generell Jagdruhe,            größere gemeinschaftliche Jagden,               Ab Jagdjahr 2011 / 12 Änderungen wegen
weiter verkürzte Jagdzeiten bei Rot-, Dam-      Gruppenansitze, Einzeljagd                      neuer Nationalpark-Jagdverordnung und Weltnaturerbe
und Schwarzwild
                                                                                                                                                                        7

Überwiegend Mitte Oktober bis Mitte Dezember    Gemeinschaftansitz und Bewegungsjagd            Bei Gefahr von Schweinepest oder Schäden im Umland
                                                ( mit spurlauten Hunden ),                      Wildschweinbejagung eventuell auch in regulierungsfreier Zone
                                                überwiegend private Jäger nach jährlichen
                                                Fortbildungen und Schießübungsnachweis

Drückjagden nur im Zeitraum 01. 11. – 31. 12.   Einzeljagd, Drückjagden                         Wildmanagement geregelt mit „Verordnung zur Regulierung der
                                                                                                Wildbestände im Nationalpark Unteres Odertal vom 21. 02. 2007

unterschiedlich, je nach Jagdbereichen          Einzeljagd, Sammelansitz, Drückjagden           Bei Rotwild rund 90 %, Gams rund 96 % und Rehwild rund 117 %
                                                                                                wurden die Abschusspläne im gesamten Nationalpark Berchtesgaden
                                                                                                im Jagdjahr 09 / 10 gut erfüllt.
                                                                                                Gegenüber dem Durchschnitt der vorgehenden drei Jagdjahre
                                                                                                konnte im Jagdjahr 2009 / 10 der Rotwildabschuss um 29 %, der
                                                                                                Gamsabschuss um 7 % und der Rehwildabschuss um 14 % gesteigert
                                                                                                werden.
                                                                                                Erfüllung nach Gebietskulissen : Schwerpunktjagdgebiet 17 %,
                                                                                                Waldumbaugebiet 39 %, Intervalljagdgebiet 44 %
                                                                                                Auf rund 1/3 der bejagbaren, waldbaulichen Vorrangflächen
                                                                                                ( Schwerpunktjagd- und Waldumbaugebiete ) werden 56 % der
                                                                                                Abschüsse getätigt !

Intervalljagd Mai, August, September,           Gemeinschaftansitz und Bewegungsjagd            Großteil des Nationalpark-Gebiets gegattert ( Gatter in Auflösung be-
Bewegungsjagden Oktober bis Mitte Dezember      ( mit spurlauten Hunden )                       griffen ), große Waldbesitzer in der Umgebung, private Jagdpächter in
                                                                                                unmittelbarer Nachbarschaft, direkt angrenzende landwirtschaftliche
                                                                                                Flächen, Konzept Wildtiermanagement in Bearbeitung

Jagdzeit : 1 Woche im Frühsommer,               Bewegungsjagd und gemeinschaftliche Ansitze
danach von August bis 15. Dezember,
10 Tage Brunftruhe vom 15. bis 25. September

01. 08. – 31. 12.                               Drückjagd in Zone 1 ( = 75 % ),                 Seit 2010 wird Rotwild nicht mehr reguliert,
                                                max. 2 pro Flächeneinheit,                      Privatjagden auf 5 % der Nationalpark-Fläche ( = Kommunaleigentum )
                                                Ansitzjagd auf Damwild,
                                                Drückjagd und Ansitzjagd im restlichen Gebiet

Regulierung von 01. 09. – 31. 01.               Einzeljagd, Sammelansitz,                       Gatterabschuß bei Rotwild, Abschuß im Saufang bei Schwarzwild
                                                Gatterabschuß ( Rotwild ), Saufang

Rehwild 01. 05. – 15. 06.,                      Einzeljagd, Gruppenansitze, Ansitzdrückjagden   Neue Wildmanagementanweisung und Jagdverordnung
Rotwild ab 01. 08. – 10. 01.,
Damwild 01. 09. – 10. 01.,
Schwarzwild 01. 08. – 10. 01.

Derzeit keine, Einführung eines Intervall­      Einzeljagd, Gemeinschaftsansitze und            Der Pflege- und Entwicklungsplan Wildbestandsregulierung befindet
jagdsystems mit verkürzten Jagdzeiten auf       Stöberjagden                                    sich zur Zeit in der Genehmigungsphase.
78 % der Fläche für 2011 geplant                                                                Die Inkraftsetzung wird für dieses Jahr erwartet
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
Grundlegende Aspekte
  und Möglichkeiten des
   Wildmanagements in
deutschen Nationalparks
         Der Umgang mit dem Management von           Nationalpark-Zielzustände können sowohl histo-
                                                     risch als auch aktualistisch definiert werden bzw.
  Tierarten in Nationalparks hängt entscheidend      sein. Die Wildnisentwicklung kann dementspre-
                                                     chend gelenkt werden oder völlig frei ablaufen. Die
 davon ab, welches Nationalparkverständnis bzw.      verschiedenen Grund-Konzepte haben auch Aus-
                                                     wirkungen auf den Umgang mit dem Wildmanage-
welche Vorstellung von Naturdynamik oder Wild-       ment, im speziell betrachteten Fall der Jagd in
                                                     Nationalparks auf Rothirsch, Reh, Wildschwein
 nis der jeweilige Betrachter bzw. Entscheider hat   und Gämse sowie auf Neobiota wie Damhirsch
                                                     und Mufflon.
                                                         In den deutschen Nationalparks (NLP) über-
                                                     wiegt derzeit (noch) das Leitbild der gelenkten
                                                     Wildnisentwicklung. Die Gründe liegen vorwie-
                                                     gend darin, dass die Gebiete zu Beginn der Aus-
                                                     weisung oft noch nicht flächendeckend naturnah
                                                     sind, so dass ein vorübergehender Renaturierungs-
                                                     bedarf ge­sehen wird. Des Weiteren liegen auch
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
gerade bei der Nationalparkausweisung noch di-          dingungen – Hinweis : die meisten Nationalparks
Brunft der Rothirsche
( Cervus elaphus )      verse wirtschaftliche Nutzungen vor, die nach und       befinden sich noch in der 30 jährigen „Übergangs-
                        nach reduziert werden müssen. Auch die Kern­            phase“ (Stichwort : Entwicklungs-Nationalparks) -
                        zonen­ anteile entsprechen anfangs häufig noch          ein Wildmanagement möglichst Natur schonend
                        nicht den fachlich gesetzten Zielen. Dement­            bzw. Nationalpark konform gestaltet werden kann.
                        sprechend hat man sich für Deutschland geeinigt,
                        eine bis zu 30 Jahre andauernde Übergangsphase          –– Eine natürliche Wilddichte oder eine Größe
                        zu akzeptieren, in der der Mensch noch in die              des natürlichen Verbisses als Zielgröße lässt
                        Prozesse eingreifen kann (z. B. zur Ökosystem­             sich gebietsübergreifend u.a. aufgrund der
                        lenkung, Renaturierung etc.). Entsprechend akzep-          unterschiedlichen Trophie der Standorte,
                        tabel ist in diesem Zeitraum auch noch eine Be­            verschiedener Wildkombinationen und
                        jagung, wenn sie öko­logisch hergeleitet werden            unterschiedlicher Prädation in den einzelnen
                        kann. Dies ist z. B. der Fall bei stark überhöhten         Nationalparks schwer ableiten.
                        Wildbeständen, wenn diese eine naturnahe Ent-           –– Probleme bestehen insbesondere zu Beginn der
                        wicklung von Wäldern konterkarieren.                       NLP-Etablierung aufgrund z. B. von Alters­
                            Die entscheidende Frage ist nun, wann solche           klassenwäldern und zu hohen Wildbeständen.
                        Zustände, die eine Bejagung angeraten erscheinen        –– Auch in Nationalparks ist ein Monitoring von
                        lassen, vorliegen und wie die Schwellenwerte dafür         Wild-Populationen und ihrer Verbisswirkung
                        definiert werden können. Ein Vergleich der Rot-            unerlässlich.
                                                                                                                                    9
                        und Damhirschdichten in den deutschen National­         –– Die Schwellenwerte einer tragbaren Wild­
                        parks hat ergeben, dass hier von Park zu Park              dichte liegen höher als in der (umgebenden)
                        deutliche Unterschiede vorliegen. Diese erklären           Normallandschaft, da in Nationalparks keine
                        weit­gehend, warum in manchen Parks noch inten-            wirtschaftsbestimmte Nutzung stattfindet.
                        sive Jagd auf den Rothirsch betrieben wird (Bsp.        –– Jagd aus kommerziellen Gründen ist in
                        Jasmund, Eifel, Harz), in anderen hingegen weni-           Nationalparks auszuschließen; möglich ist
                        ger oder stark reduziert. Aus Sicht des BfN ist es         jedoch ein Wildmanagement.
                        wünschenswert, dass man über gute Datengrund-           –– Ruhebereiche (in den Kernzonen) bedeuten
                        lagen zu den Wildpopulationen in Nationalparks             für das Wild weniger Stress und damit weniger
                        und deren Umfeld verfügt, um nachvollziehbare              Verbiss (ein hoher Jagddruck fördert z. B. die
                        Entscheidungen bezüglich des Wildmanagements               Verbissbelastung).
                        zu treffen. Bei der Fülle der Monitoring-Methoden       –– Ziel sollte es sein, in der Kernzone keine
                        sollten in Zukunft nur noch diejenigen angewen-            Nutzungen und auch kein Arten- und Wild-
                        det werden, die die Realität am besten abbilden.           management zuzulassen (Übergangszeiträume
                        Abschusspläne sollten auf den Ergebnissen mög-             sollten dabei möglichst kurz ausfallen).
                        lichst genauer Populationserfassungen fußen, aber       –– Deutsche Nationalparks sind aber keine Inseln
                        auch in Beziehung zu anderen Faktoren (z. B. der           und als Lebensraum für wandernde Wild-
                        Vegetationsentwicklung) gesetzt werden.                    Populationen häufig zu klein.
                            Obwohl sich eine natürliche Wilddichte oder         –– Ein Wildmanagement in der Entwicklungs­
                        eine Größe des natürlichen Verbisses als Ziel-             zone kann vorübergehend wichtig sein, um
                        größe (für Nationalparks) aufgrund verschiedener           deutlich überhöhte Bestände auf ein tolerables
                        Faktoren (unterschiedliche Trophie und Arten-              Maß zu reduzieren, gerade wenn dort noch ein
                        reichtum der Standorte, verschiedene Wildkombi-            initialer Waldumbau stattfindet.
                        nationen, unterschiedlich hohe Prädation, fehlende      –– Die Bejagung im NLP-Umfeld muss ggf.
                        „natür­liche“ Vergleichsflächen in Mitteleuropa etc.)      über das bisherige Maß hinaus erhöht werden,
                        schwer ableiten lässt (gerade im Hinblick auf eine         um möglichen Konzentrierungseffekten im
                        Anwendung für alle Nationalparks gleicherma-               Nationalpark und Verbiss induzierten Wald-
                        ßen), wird dennoch – nicht zum ersten Mal – die            schäden außerhalb des Nationalparks
                        Frage aufgeworfen, ob nicht Schwellenwerte defi-           entgegenzuwirken.
                        niert werden können, die helfen, in Zukunft auf         –– Wo immer möglich, sollten Neozoen wie
                        besserer Datengrundlage zu entscheiden, wann in            Damwild und Mufflon stark dezimiert bis ganz
                        Nationalparks gejagt werden soll und wann nicht.           aus Nationalparks verdrängt werden.
                        Als besonders wichtig stellt sich dabei wegen der       –– Die Ansiedlung natürlicher Prädatoren wie
                        relativen Kleinflächigkeit der deutschen National-         Luchs und Wolf in Nationalparks ist zu
                        parks bzw. des hohen Raumbedarfs der Wildpopu-             fördern (jedoch dürfen die erwarteten Effekte
                        lationen die Umfeldbetrachtung heraus. Hingewie-           bei großen Wildpopulationen nicht überbe-
                        sen werden muss aber auch darauf, dass bisher in           wertet werden).
                        fast allen deutschen Nationalparks die natürlichen      –– Der Nationalparkplan muss sich explizit mit
                        „Regulierer“ des Wildes wie Luchs und Wolf, ggf.           dem Wildmanagement befassen; dieses sollte
                        auch Braunbär nicht vorkommen, wobei davon                 adaptiv ausgerichtet sein; eine Weiterbildung
                        ausgegangen werden muss, dass deren Einfluss bei           der Jäger in Bezug auf die Nationalparkbelange
                        großen Wildpopulationen als eher moderat einzu-            sollte sichergestellt werden.
                        stufen sein dürfte.
                            Nachfolgend werden Überlegungen und Vor-            Dr. Volker Scherfose
                        schläge unterbreitet, wie unter den derzeitigen Be-     Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Wildbestandsregulierung in deutschen Nationalparks
Minimierung der                          Wildregulierung in einem Nationalpark – darf das
                                                 überhaupt sein ? Dürfen Tiere in einem National-

  Schalenwildregulierung
                                                 park, der höchsten deutschen Schutzkategorie,
                                                 überhaupt geschossen werden ? Sind jährlich 600
                                                 getötete Huftiere im Hainich akzeptabel ? Wie

im Nationalpark Hainich
                                                 wird dieses Thema im Nationalpark Hainich ge-
                                                 handhabt, wie ist der Stand und wie sieht hier ein
                                                 Kompromissvorschlag aus ?
                                                     Die Wildbestandsregulierung im Hainich bie-
                                                 tet interessante Ansätze, deren Anwendung sich
   Ein Modell für alle anderen Nationalparks ?   auch für andere Nationalparks als sinnvoll und
                                                 praktikabel erweisen kann.
                                                     Nach mehr als 10 Jahren Nationalparkentwick-
                                                 lung (Gründung 1997) und mehr als 10 Jahren
                                                 Umsetzung einer ersten Konzeption zur Wild­
                                                 regulierung, wurden 2009 für den Hainich ein neu-
                                                 er Nationalparkplan erarbeitet und die Kernzone
                                                 per Verordnung auf 75 % erweitert. Am 25. Juni
                                                 2011 sind zudem ausgewählte Buchenwaldgebiete
                                                 des Hainich – neben vier weiteren Gebieten in
                                                 Deutschland – von der UNESCO zum Weltna-
                                                 turerbe erklärt worden. All dies hat Auswirkungen
                                                 auf die Wildregulierung im Nationalparkgebiet. Im
                                                 Februar 2010 wurde der Nationalparkplan vom
                                                 Thüringer Umweltminister gebilligt. Mittlerweile
                                                 liegt ein überarbeitetes und angepasstes Konzept
                                                 zur Wildregulierung vor. 95 % der Nationalpark­
                                                 fläche sind Eigentum des Freistaats und stehen da-
                                                 mit in eigener jagdlicher Verantwortung.
Wildtierregulierung ist unstrittig ein Eingriff in   te Bereiche im Inneren des Nationalparks (die
Bärlauchreicher
Buchenwald im          natürliche Abläufe (hier : Entwicklung von Tierpo-       Welterbefläche) sowie stärker regulierte Bereiche
Nationalpark Hainich   pulationen), die in einem Nationalpark möglichst         im Grenzbereich des Nationalparks vorsieht.
                       ungestört stattfinden sollen. Das Prinzip „Natur             Der prioritäre Schutzzweck des Nationalparks
                       Natur sein lassen“ wird durchbrochen. Auf der an-        „Sicherung und Herstellung eines weitgehend un-
                       deren Seite haben Tierbestände, die weit höher als       gestörten Ablaufs der Naturprozesse“ schließt
                       in der Naturlandschaft sind, gravierende Einflüsse       grundsätzlich jegliche direkten menschlichen Ein-
                       auf die Artenzusammensetzung, -dynamik und               griffe aus. Im Hainich ist die Ausübung der Jagd
                       natürliche Entwicklung.                                  unter Beachtung des Schutzzwecks erlaubt. Jagd
                           Der Grundansatz im Hainich ist : Eine Orien-         ist deshalb nur im Rahmen der Unterstützung der
                       tierung der Waldentwicklung an vermuteten – aber         Naturschutzziele als Managementmaßnahme zu-
                       weder sicher zu belegenden geschweige denn wie-          lässig. Gründe für jagdliche Eingriffe als Wild­
                       derherzustellenden – „natürlichen“ Verhältnissen         tiermanagement sind eine von Wildarten ausge-
                       in der Vergangenheit führt in die falsche Richtung.      hende Seuchengefahr sowie mögliche übermäßige
                       Nicht die Wiederherstellung ehemaliger Wald­             Schäden auf angrenzenden land- und forstwirt-
                       bilder ist das Ziel im Nationalpark Hainich, son-        schaftlichen Flächen. Wenn eingegriffen wird,
                       dern eine Entwicklung von Lebensräumen unter             sollte diese Störung auf ein Minimum reduziert
                       weitgehendem Ausschluss direkter menschlicher            werden. Hierbei werden Jagdmethoden bevorzugt,
                       Einflüsse zu ermöglichen. Natürliche Entwicklung         mit denen schnell, effektiv, tierschutzgerecht, in
                                                                                                                                     11
                       heißt hier, dass sich der Wald mit den hier ur-          möglichst kurzen Zeiträumen und für den Besu-
                       sprünglichen Pflanzen- und Tierarten unter den           cher unauffällig in die Wildbestände eingegriffen
                       jeweils herrschenden Standortbedingungen ohne            werden kann.
                       direkte menschliche Einflüsse entwickeln kann.               Hierfür wurde ein differenziertes Konzept ent-
                       Indirekte Einflüsse des Menschen über Standort-          wickelt, das inhaltlich vier Schalenwildarten be-
                       und Umfeldveränderungen müssen akzeptiert wer-           rücksichtigt (wovon drei reguliert werden sollen)
                       den. Dadurch bedingter Verbiss ist aus Sicht der         und räumlich drei Zonen vorsieht. Es entstand auf
                       Nationalparkziele zu tolerieren. Grundsätzlich gilt      der Basis des Gesetzesauftrages, gründet auf mehr
                       auch hier, lange Zeiträume der Entwicklung zu be-        als 10 Jahren Erfahrung mit der Wildregulierung
                       trachten. Selbst Zeitspannen ohne jegliche Verjün-       im Hainich, berücksichtigt interne Diskussionen
                       gung würden nicht dazu führen, dass der Wald ver-        unter Hinzuziehung von Fachleuten und bezieht
                       schwindet. Einer natürlichen Entwicklung ohne
                       jeglichen direkten Einfluss des Menschen ist daher
                       mehr Freiraum einzuräumen. Auch bei der Wild-
                       regulierung sollte mehr „Natur Natur sein lassen“
                       ermöglicht werden. Es muss aber auch dem Um-
                       stand Rechnung getragen werden, dass der Natio-
                       nalpark von einer intensiv genutzten Kulturland-
                       schaft umgeben ist und von Wildtieren dort                                                   Die wüchsigen
                       verursachte Schäden auf land- und forstwirtschaft-                                 Muschelkalk-Standorte
                       lich genutzten Flächen zu Akzeptanzproblemen                                           haben ein enormes
                                                                                                           Verjüngungspotential
                       führen können. Aus diesem Grund ist ein abgestuf-                                   – hier flächendeckend
                       tes Konzept entwickelt worden, das völlig beruhig-                                          der Berg-Ahorn
die Vorgehensweisen in anderen Wald-National-            auf die Population als nicht nennenswert bezeich-
                            parks in Deutschland mit ein.                            net werden kann. Eine Regulierung auf einem
                                Der aktuelle Bestand beim Rotwild ist gering,        Großteil der Fläche wird daher eingestellt. Ausge-
                            Probleme in Bezug auf das Schutzziel des Natio-          nommen bleiben Randstreifen zu anderen Wald­
                            nalparks werden bei dieser Wildart derzeit nicht         eigentümern, wo aufgrund des Verbissdrucks eine
                            festgestellt. Auch die Außenwirkung auf angren-          Reduktion der Rehwilddichte angestrebt wird.
                            zende andere Waldeigentümer und Jagdbezirke                  Einzeljagd auf Schwarzwild und Damwild
                            kann derzeit als sehr gering bezeichnet werden.          findet ausschließlich im Randstreifen des Natio-
                            Daher wird eine Regulierung des Rotwildes als            nalparks statt. Auf Rehwild wird in einem Rand-
                            nicht notwendig betrachtet; die Bejagung wurde           streifen an der Grenze zu anderen Waldeigen­
                            2010 eingestellt. Damwild ist vor etwa 30 Jahren im      tümern und Jagdbezirken die Einzeljagd ausgeübt.
                            Hainich ausgewildert worden. Der Bestand ist             Be­wegungsjagden werden auf dem Großteil der
                            deutlich höher als der des Rotwildes. Zielstellung       Nationalparkfläche ein- bis zweimal jährlich pro
                            für die nächsten fünf Jahre ist ein Verhindern des       Flächeneinheit (Größe der Einheiten zwischen 500
                            Anwachsens der Damwildpopulation. Schwarz-               und 1.000 ha) durchgeführt. In der Weltnatur­
                            wild ist auf nahezu der gesamten Nationalpark­           erbefläche werden keine Bewegungsjagden durch-
                            fläche häufig anzutreffen, stellt aber für die Schutz-   geführt. Aufgrund der schwierigen Geländebe­
                            ziele des Nationalparks keine Gefährdung dar.            dingungen und der geringen Erschließung ist ein
                            Eine Regulierung ist diesbezüglich nicht erforder-       hoher Organisationsgrad der Bewegungsjagden in
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                            lich. Allerdings ist der Einfluss auf an den Natio-      Bezug auf logistische Abläufe, Wildbergung, Nach-
                            nalpark angrenzende landwirtschaftlich genutzte          suche und Sicherheit erforderlich. Eingesetzt wer-
                            Flächen erheblich. Zudem besteht bei einer hohen         den ausschließlich für Bewegungsjagden geeignete
                            Dichte von Wildschweinen ein latentes Risiko des         und brauchbare Stöberhunde. Der Zeitraum für
                            Ausbruchs seuchenartiger Krankheiten wie der             die Wildregulierung ist vom 01. 08. – 31.12. Die
                            Schweinepest. Aus diesen Gründen ist eine Regu-          Zahl der jagdlichen Einrichtungen im National-
                            lierung der Schwarzwildpopulation erforderlich.          park ist auf ein erforderliches Minimum reduziert.
                            Rehwild ist neben Schwarzwild die häufigste              Jagdliche Einrichtungen werden für Besucher un-
                            Schalen­wildart im Hainich. Der relativ geringe Ab-      auffällig im Gelände aufgestellt. Die Zone 1 (75 %)
                            schuss der vergangenen Jahre und das territoriale        bleibt mit Ausnahme einfacher Drückjagdhoch­
                            Verhalten der Rehe lassen den Schluss zu, dass der       sitze bzw. -böcke grundsätzlich frei von festen jagd-
                            Einfluss der bisherigen Wildbestandsregulierung          lichen Einrichtungen; die Welterbefläche bleibt
                                                                                     völlig frei. Alle Maßnahmen der Wildregulierung
                                                                                     eines abgeschlossenen Jagdjahres werden einer
                                                                                     kritischen Überprüfung unterzogen. Ziel ist eine
                                                                                     Optimierung von Jagdstrategie, -methoden, Ab­
                                                                                     läufen, Sicherheit und Organisation der Wild­
                                                                                     bestandsregulierung. Maßnahmen der Wildregu-
                                                                                     lierung sollen wissenschaftlich begleitet werden,
       Kennzeichnend für                                                             um mögliche Entscheidungshilfen zu entwickeln.
         den Hainich sind                                                            Wie und wer ein solches Monitoring macht, ist
       großflächige Laub-
        wälder mit hohem                                                             allerdings noch völlig offen.
      Baumartenreichtum                                                                  Fuchs, Dachs, Marder und Iltis stellen wichtige
                                                                                     Prädatoren im Nationalpark dar. Gründe für deren
                                                                                     Management gibt es aus Nationalparksicht nicht.
                                                                                     Marderhund und Waschbär sind Neozoen. In der
                                                                                     Schutzzone 2 ist eine Bejagung bei Seuchengefahr
                                                                                     oder der Gefahr von übermäßigen Schäden auf an-
                                                                                     grenzende Tierbestände möglich.
                                                                                         Das vorliegende Konzept ist nicht für alle Zeit
                                                                                     festgeschrieben und nicht unveränderbar, sondern
                                                                                     bedarf der laufenden kritischen Betrachtung (unter
                                                                                     Berücksichtigung von gewissen Zeiträumen). Im
                                                                                     Hainich findet keine konventionelle Jagd mehr
                                                                                     statt, sondern eine Wildregulierung unter Beach-
                                                                                     tung der Nationalparkziele.

                                                                                     Manfred Grossmann
                                                                                     Nationalpark Hainich
Wenn Wildnis an ihre
                                                                                Luchse haben große
                                                                              Streifgebiete, die weit
                                                                                 über die Schutzge-
                                                                                bietsgrenzen hinaus

           Grenzen stößt
                                                                                             reichen

 Wildtiermanagement und -forschung im Grenzbe-     Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde 1970
                                                   als erster Nationalpark in Deutschland gegründet.
reich zwischen Kulturlandschaft und Nationalpark   Damit stellte Bayern eine einmalige Wald- und
                                                   Mittelgebirgslandschaft an der Landesgrenze zur
     – Forschungsergebnisse aus dem Nationalpark   Tschechischen Republik unter Schutz. Im Jahr
                                                   1997 erweitert, umfasst das Schutzgebiet mittler-
                                Bayerischer Wald   weile eine Fläche von über 240 km².
                                                       Auf der tschechischen Seite schließt sich un-
                                                   mittelbar der Nationalpark Šumava mit einer Flä-
                                                   chengröße von 690 km² an. Diese Schutzgebiete
                                                   sind weiterhin eingebettet in den Naturpark Baye-
                                                   rischer Wald (3.070 km²) und das Landschafts-
                                                   schutzgebiet Šumava (1.000 km²). Die gesamte
                                                   Gebietskulisse wird auch als „Greater Bohemian
                                                   Forest Ecosystem“ bezeichnet. Aufgrund dieser
                                                   Voraussetzungen hat die Region eine herausragen-
                                                   de Bedeutung für den Schutz von Großtierarten.
                                                   Darauf weisen die Vorkommen von Luchs, Rot-
                                                   hirsch, Elch, Wolf (durchwandernde Einzeltiere),
                                                   Fischotter, Habichtskautz, Auer-, Birk- und Hasel-
                                                   huhn hin. Aufgrund ihrer Größe und Lage zwi-
                                                   schen Karpaten und Alpenraum spielt das Gebiet
Randbereich noch eine Kirrung auf Rehe und Rot-
                                                                                          ČESKÁ REPUBLIKA
                                                                                                                              hirsche statt.
                        Cham
              REGEN
                                                                                       (Teschechische Republik)                   Während der Schutz kleinerer Tiere aufgrund
                                                        Železná Ruda
                                                        (Böhm. Eisenstein)     Kašperské Hory                                 ihres geringeren Raumanspruches bereits inner-
                                          Bayer.                               (Bergreichenstein)
                                      Eisenstein                                                                              halb von Nationalparks möglich ist, können Groß-
                                                                                       Vimperk
                                                                                    V
                                                                                       (Winterberg)                           tiere nicht alleine in den vergleichsweise kleinen
                                                                                  (M LTA
                                                    Zwiesel                         ol VA
                                                                                      da                                      Schutzgebieten Mitteleuropas erhalten werden.
                                                                                         u)
                        Bogen
                                           Regen                                             Volary
                                                                                             (Wallern)
                                                                                                                              Das ist insbesondere bei Tieren mit saisonalen
                                                                                                                              Wanderungen oder sehr großen Streifgebieten der
            Straubing                   Deggendorf               Grafenau                       Horní Planá
                                                                             Freyung                                          Fall. Im Umfeld von Schutzgebieten kommt es des-
                                DO

                                                                                                                              halb immer wieder zu besonderen Konfliktsituatio­
                                 NA
                                   U

             DEUTSCHLAND                                                Waldkirchen
                                                                                                                              nen, da hier sehr unterschiedliche Zielsetzungen
                                                                  ILZ                                                         aufeinandertreffen. Auf der einen Seite befindet
                                                          Passau
                                                                                                                              sich die traditionelle Kulturlandschaft, in der die
                                                                                          ÖSTERREICH
                                                                                                                              Natur seit langer Zeit durch den Menschen ge-
                                                                                                                              nutzt und gepflegt wird, auf der anderen Seite
              Naturpark Bayer. Wald           rd. 3.070 km²                    Landsch.schutzgeb. Šumava rd. 1.000 km²        steht die Naturlandschaft, in der sich die Natur
              Nationalpark Bayer. Wald             rd. 240 km²                 Nationalpark Šumava             rd. 690 km²    nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln
                                                                               Summe Schutzgebiete            rd. 5.300 km²   darf. Was im Nationalpark als gewünschter natür-
14
                                                                                                                              licher Prozess angesehen wird, kann in der Kultur-
                                                                                                                              landschaft ein wirtschaftlicher Schaden sein. Da
                                                                                                                              Tiere in der Regel hochmobil sind, wechseln sie
          Schutzgebiete im                     zudem eine zentrale Rolle als Knotenpunkt inner-                               immer wieder zwischen diesen beiden Welten hin
      Böhmerwald­ökosystem                     halb des europäischen Habitatverbundsystems.                                   und her. Gerade im Randbereich der Schutzgebie-
                                                   Der Erhalt von Großtieren ist insbesondere                                 te sind dadurch Konflikte vorprogrammiert. Fisch-
                                               notwendig, weil sie Träger wichtiger Prozesse sind,                            otter plündern Teiche und fressen die Bäche leer,
                                               die einen bedeutenden Einfluss auf die Entwick-                                Rehe und Rothirsche, die das Schutzgebiet verlas-
                                               lung der Ökosysteme ausüben. Dabei können je                                   sen schälen und verbeißen Bäume in den angren-
                                               nach Ausgangsbedingungen sowohl positive als                                   zenden Wirtschaftswäldern, Luchse wiederum
                                               auch negative Wirkungen auf die Biodiversität be-                              fressen Rehe und stehen deshalb in Konkurrenz
                                               obachtet werden. Das Vorhandensein der Groß-                                   zum menschlichen Jäger. Diese Liste ließe sich
                                               tierfauna in einer Landschaft ist folglich nicht nur                           noch beliebig verlängern.
                                               maßgeblich für die Vollständigkeit der Biozönose,                                  Telemetriestudien bei Luchs und Reh in den
                                               sondern hat darüber hinaus auch eine umfassende                                Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald zei-
                                               Wirkung auf die Struktur und die Funktion von                                  gen, dass ein mindestens 15 km breiter Puffer um
                                               Ökosystemen. Somit greift eine Nationalparkver-                                die Schutzgebiete notwendig ist, um die Wande-
                                               waltung durch Maßnahmen des Wildtiermanage-                                    rungen der Nationalparktiere zu umfassen. Daraus
                                               ments in erheblichem Umfang in die natürlichen                                 ergibt sich eine Fläche von über 3.500 km², die in
                                               Abläufe ein. Entsprechend der Nationalparkziel-                                das Wildtiermanagement der Parks mit einbezo-
                                               setzung ist es deshalb notwendig, die menschlichen                             gen werden muss. Berücksichtigt man auch die na-
                                               Eingriffe so weit als möglich zu reduzieren, um das                            türlichen Wanderungen von Rothirschen, vergrö-
                                               Wirken von vom Menschen ungelenkten Prozes-                                    ßert sich die Gebietskulisse weiter. Eine wesentliche
                                               sen zu ermöglichen. Das heißt konkret, dass                                    Voraussetzung für den Erhalt von Großtieren stellt
                                               1. möglichst die natürliche Artenzusammenset-                                  somit die Zusammenarbeit der Parkverwaltungen
                                                   zung der Großsäugerfauna wiederhergestellt                                 mit den Interessensgruppen in der Umgebung der
                                                   werden sollte,                                                             Schutzgebiete dar (ecosystem approach). Auch
                                               2. Maßnahmen der Wildtierregulierung auf ein                                   wenn Nationalparkverwaltungen aus rechtlicher
                                                   Minimum reduziert, möglichst außerhalb des                                 Sicht nicht für die Schäden der Tiere außerhalb
                                                   Schutzgebietes oder zumindest in dessen                                    der Parks verantwortlich gemacht werden können,
                                                   Randbereich durchgeführt werden sollte,                                    ist es doch notwendig, dass sie sich aktiv an
                                               3. eine Fütterung und Kirrung der Tiere zu un-                                 der Lösung der Probleme beteiligen, um nicht
                                                   terbleiben hat.                                                            einen Verlust an Akzeptanz für das Schutzgebiet
                                                                                                                              zu riskieren.
                                                   Im Nationalpark Bayerischer Wald findet aktu-                                  Dass eine Zusammenarbeit mit den Interes-
                                               ell auf 17.000 ha (71 % der Fläche) keine Regulie-                             sensgruppen im Umfeld der Nationalparks nicht
                                               rung der Wildtierbestände mehr statt. Für Rehe                                 immer einfach ist, zeigt das Projekt „Rothirsch auf
                                               beträgt diese Fläche sogar 20.000 ha (83 %).                                   neuen Wegen“ der Nationalparkverwaltung Bayeri-
                                                   Zusätzlich ist unmittelbar angrenzend im                                   scher Wald. Ziel des Projektes war es, dass sich die
                                               Nationalpark Šumava auf 6.000 ha die Rothirsch-                                Rothirsche wieder in allen Jahreszeiten ihren Le-
                                               regulierung und auf 60.000 ha die Rehregulierung                               bensraum selbst suchen können und der Abschuss
                                               eingestellt. Die Wildtierfütterung wurde im Natio-                             aus dem Nationalpark in die Privatjagden des Na-
                                               nalparkgebiet bis auf die Fütterung in 4 Winter­                               tionalparkumfeldes verlagert wird. Dadurch sollte
                                               gattern beendet. Im Erweiterungsgebiet findet im                               auch erreicht werden, dass die 4 Wintergatter des
Nationalparks nach und nach aufgelöst werden,           genetik umfassen. Darüber hinaus erfolgt ein in-
nachdem eine Befragung der Bayerischen Landes-          tensives Monitoring der Vegetation (Verbiss,
anstalt für Wald und Forstwirtschaft von 2004 er-       Äsungskapazität) und von Wildkrankheiten mit
geben hatte, dass mehr als 50 % der Jagdpächter         einem Schwerpunkt bei Zoonosen. Ein weiteres
eine Auflösung der Wintergatter befürworten wür-        Modul stellt den Einfluss von Großtieren auf die
den. Daraufhin rief die Nationalparkverwaltung          biologische Vielfalt und die Modellierung der
eine Arbeitsgruppe ins Leben, die das Rothirsch-        komplexen Interaktionen von Wildtieren und
management im Nationalpark und dessen Umfeld            Wald dar. Im Fokus der Wildtierforschung steht
diskutieren und ein Konzept für den Umgang mit          auch der Faktor Mensch, dem eine entscheidende
dem Rothirsch entwerfen sollte. In der Arbeits-         Bedeutung im Wildtiermanagement zukommt. So
gruppe sollten alle Interessensgruppen (Forst, Jagd,    wurden in den letzten Jahren mehrere Akzeptanz-
Waldbesitz und Naturschutz) vertreten sein und es       untersuchungen und politikwissenschaftliche Ana-
wurde vereinbart, dass Entscheidungen nur ein-          lysen durchgeführt, um auf dieser Basis die strate-
stimmig getroffen werden können. Trotz dieses           gische Ausrichtung, Handlungsempfehlungen und
partizipativen Ansatzes kam die Arbeitsgruppe           Kommunikationskonzepte zu erarbeiten.
nicht zustande, da die Vertreter der Jäger und             Aus diesen Überlegungen können auch die
Waldbesitzer aus dem Erweiterungsgebiet des             Handlungsschwerpunkte für die nächsten Jahre
Nationalparks jegliche Diskussion zu dem Thema          abgeleitet werden, die in einer weiteren Rückfüh-
ablehnten und somit ein einstimmiges Konzept a          rung der Managementintensität, einer intensiven
                                                                                                              15
priori nicht möglich war. Mit der Diskussion            Öffentlichkeitsarbeit für Wildtiere (siehe auch
des Themas ging auch ein Meinungsumschwung              www.luchserleben.de) und der Integration des Na-
einher : Eine 2009 durchgeführte Befragung er-          tionalparks in sein Umfeld liegen und auf wissen-
gab, dass nun nur noch knapp 25 % der Jäger für         schaftlicher Grundlage umgesetzt werden sollen.
die Auflösung der Gatter waren. Noch interessan-
ter war das Ergebnis zu der Frage „Halten Sie           Dr. Marco Heurich
die Wintergatterlösung für artgerecht ?“. Während       Nationalpark Bayerischer Wald
2004 nur 14 % der Jäger diese Frage bejahten waren
es 2009 über 40 %.
    Dieses Beispiel zeigt, dass gut gemeinte An­sätze
sich ins Gegenteil verkehren können. Die Natio-
nalparkverwaltung wollte das Rothirschmanage-
ment verändern und die Wintergatter auflösen und
ist mit diesem Vorhaben gescheitert. Gleichzeitig
erreichte die Wintergatterkonzeption (die bei ihrer
Gründung von der Jägerschaft abgelehnt wurde)
eine bislang nie dagewesene Akzeptanz. Das
Ergebnis einer politikwissenschaftlichen Analyse
zeigte, dass die Ablehnung des Projektes weniger
mit dem Rothirschmanagement als solchem, als                                          Professionelle Wild-
vielmehr mit der Nationalparkkonzeption (Stich-                                      tierforschung liefert
                                                                                        die Grundlage für
wort: Borkenkäfermassenvermehrung) und grund-                                         ein fundiertes Wild-
legendem Misstrauen gegenüber der Nationalpark-                                          tiermanagement
verwaltung im Erweiterungsgebiet des Parks
verbunden war.
    Aufgrund der vielfältigen Verflechtungen,
Konflikte und der komplizierten ökologischen Zu-
sammenhänge und Wechselwirkungen hat die Na-
tionalparkverwaltung Bayerischer Wald in den
letzten Jahren ein umfangreiches Forschungs- und
Monitoringprogramm gestartet, das dazu beitra-
gen soll, Managemententscheidungen zu Maßnah-
men der Wildtierregulierung auf eine fundierte
Grundlage zu stellen. Denn nur eine Konzeption
auf einer wissenschaftlich fundierten Basis ist auf
Dauer tragfähig. Darüber hinaus können For-
schungsergebnisse klar kommuniziert werden und
helfen, die Diskussion mit den verschiedenen Inte-
ressensgruppen zu versachlichen. Zum For-
schungskonzept der Nationalparkverwaltung ge-
hören verschiedene Module, die neben dem
Bestandsmonitoring der betreffenden Arten auch
die Erforschung des Raum-Zeit-Verhaltens mittels
Satellitentelemetrie und Aspekte der Naturschutz-
Prädatorenmanagement in                          Unter dem Begriff Prädatorenmanagement sind in
                                                 den deutschen Nationalparks in erster Linie jagd­

deutschen Nationalparks?
                                                 liche Eingriffe in die Populationen ausgewählter
                                                 Prädatorenarten zu verstehen. Aus dem breiten
                                                 Spektrum der vorkommenden potentiellen Präda-
                                                 toren liegt der Fokus dabei fast ausnahmslos auf
                                                 der Gruppe der Raubsäuger (Ordnung Carnivora),
   Notwendigkeit und Machbarkeit regulativer     wobei auch innerhalb dieser Artengruppe nur we-
                                                 nige mittelgroße Raubsäuger, die über Jagdzeiten
        Eingriffe am Beispiel des Waschbären     verfügen, relevant sind.
                                                     Ziele des Prädatorenmanagements sind zum
                               (Procyon lotor)   einen reduktive Eingriffe in die bestehenden Popu-
                                                 lationen der betreffenden Raubsäugerarten, um
                                                 den Prädationsdruck auf gefährdete Artengruppen
                                                 zu reduzieren (z. B. Küstenvogelschutz). Zum
                                                 anderen spielen die Überwachung des Gesund­
                                                 heits­zustandes im Rahmen eines epidemiologi-
                                                 schen Monitorings und Eingriffe im Zuge von
                                                 Konflikt­ managementmaßnahmen (z. B. Dünen-
                                                 und Deich­schutz) eine Rolle. Dabei wird das Prä­
                                                 datorenmanagement im Hinblick auf die betreffen-
                                                 den Tierarten, Ziele und Methoden in den
                                                 einzelnen Nationalparks sehr unterschiedlich ge-
                                                 handhabt (Abb. 1). So finden in fünf der 14 deut-
                                                 schen Nationalparks keinerlei Eingriffe (mehr)
                                                 statt, in sieben der Nationalparks kommen einzel-
                                                 ne, extensive Abschüsse vor und in zwei Küsten-
                                                 Nationalparks findet ein intensiver Eingriff in ein
                                                 relativ großes Artenspektrum statt, bei dem auch
                                                 die Fallenjagd eingesetzt wird (siehe Tabelle S. 18).
Waschbär                      Beispiel Waschbär
( Procyon lotor )
                                  Vor über 80 Jahren eingeführt, ist der Neu­
                              bürger Waschbär heutzutage in weiten Teilen
                              Europas naturalisiert und besitzt nach bundes-
                              deutschem Recht den Status einer „heimischen
                              Art“ (BNatSchG §7 Abs. 2 Nr. 7). Dennoch ist der
                              Waschbär eine ursprünglich gebietsfremde Art.
                              Nach der Biodiversitäts-Konvention von Rio
                              (Artikel 8h der CBD, Convention on Conservation
                              of Biological Diversity, von 1992) werden die Ver-
                              tragsstaaten, zu denen Deutschland seit 1993 ge-
                              hört, verpflichtet, Maßnahmen zur „Verhinderung                     Notwendigkeit regulativer
                              der Einfuhr sowie zur Kontrolle und Ausrottung
                              allochthoner Arten, die Ökosysteme, Lebensräume
                                                                                                  Eingriffe
                              oder Arten gefährden“ zu treffen. Diese sogenann-
                                                                                                  Gesundheitliche Risiken
                              ten invasiven, gebietsfremden Arten sind demnach
                              Tier- und Pflanzenarten, die eine nachweisliche                     Im Gegensatz zu seiner nordamerikanischen Hei-
                              Gefahr für die Natur in ihrem neuen Siedlungsge-                    mat weist der Waschbär in Mitteleuropa nur ein
                                                                                                                                                          17
                              biet darstellen bzw. negative Auswirkungen auf sie                  recht begrenztes Parasitenspektrum auf und spielt
                              haben. Manche von ihnen können zudem ökono-                         als Überträger von Krankheiten und Seuchen (z. B.
                              mische Schäden oder gesundheitliche Gefahren                        Tollwut) bislang kaum eine Rolle (Gey 1998).
                              verursachen (BfN 2005).                                                 Als parasitäre Zoonosen kommen einige poten-
                                  Um die Frage nach der Invasivität und somit                     tielle Parasiten in Frage, jedoch gilt in Deutschland
                              der Notwendigkeit regulativer Eingriffe unter dem                   nur ein Parasit des Waschbären als möglicher Zoo-
                              Blickwinkel der CBD zu beleuchten, soll im Fol-                     noseerreger – der Waschbärspulwurm (Baylisasca-
                              genden der Wissenstand zu den drei genannten                        ris procyonis). In vereinzelten Fällen kann der
                              Wirkungsebenen (gesundheitliche Risiken, öko­                       Mensch als Fehlzwischenwirt fungieren und sich
                              nomische Schäden, ökologische Gefahren) kurz                        über die akzidentelle, orale Aufnahme von infekti-
                              vorgestellt werden :                                                ösen Spulwurmeiern infizieren. Empirische Daten
                                                                                                  zeigen jedoch, dass eine Erkrankung an einer sog.
                                                                                                  Baylisascariose auch in stark durchseuchten urba-
                                                                                                  nen Habitaten (z. B. Kassel) beim Menschen nur
                                                                                                  äußerst selten auftritt. So sind in Europa seit der
                                                                                                  Einbürgerung des Waschbären vor über 70 Jahren
                                                                                                  bislang lediglich drei Fälle nachgewiesen worden,
                                                                                                  bei denen sich Menschen mit den Larven dieses
                                                               Kiel
                                                                                                  Nematoden infiziert haben.
                                                                          Schwerin
                                                                                                      In der Tollwutepidemiologie spielt der Wasch-
                                                             Hamburg                              bär in Mitteleuropa bisher praktisch keine Rolle.
                                               Bremen                                             Seit seiner Einbürgerung sind europaweit weniger
                                                                                         Berlin
                                                                                                  als 20 Fälle bekannt geworden, bei denen wild­
                                                         Hannover
                                                                                                  lebende Waschbären mit dem klassischen Tollwut-
                                                                                      Potsdam
                                                                         Magdeburg                virus (Rabiesvirus) infiziert waren (Wachendörfer
                                                                                                  1979; Stubbe 1993). Möglicherweise sind Waschbä-
                                Düsseldorf
                                                                                                  ren für den europäischen Virustyp der silvatischen
              Abbildung 1 :                                            Erfurt
                                                                                     Dresden
                                                                                                  Tollwut nur wenig empfänglich. In Gefangen-
  Übersicht zum aktuellen               Wiesbaden                                                 schaftshaltung wurde wiederholt beobachtet, dass
  Prädatoren­management                                                                           sich tollwutinfizierte Waschbären in ihre Höhlen
       in den 14 deutschen                   Mainz
Nationalparks, dargestellt           Saarbrücken
                                                                                                  zurückzogen und somit nicht das für die Verbrei-
für die relevanten autoch­                                                                        tung essentielle Verhalten einer gesteigerten Ag-
 thonen und alloch­thonen                                                                         gressivität zeigen.
          Raubsäuge­rarten                       Stuttgart
                                                                                                      Waschbären sind keine Wirtstiere für den
                                                                      München
                                                                                                  Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis),
                                                                                                  spielen keine Rolle als Vektoren für Räudemilben
                                                                                                  (Sarcoptes scabiei) und sind bisher nicht als Träger
                                                                                                  von Trichinen (Trichinella spiralis) in Erscheinung
                                                                                                  getreten. Dagegen können sie potentielle Träger
                                         intensive Eingriffe           gebietsfremde              von Staupeviren (CDV) und Kuhpocken (Ortho-
                                                                         Raubsäuger               poxvirus) sein (Wibbelt et al. 2008; Michler et al.
                                         vereinzelte Eingriffe           autochtone               2009; VA LK Harz 2010).
                                                                         Raubsäuger
                                                                                                      Insgesamt ist das epidemiologische Risiko des
                                         keine Bejagung
                                                                                                  Waschbären in Mitteleuropa derzeit als gering
                                                                                                  einzuschätzen.
Übersicht zum aktuellen Prädatorenmanagement in den 14 deutschen Nationalparks

       Nationalpark                 Prädatorenbejagung           Bejagte Arten                        Ziel                                 Methoden
                                                                                                      der Prädatorenbejagung               der Prädatorenbejagung

       Bayerischer Wald             nein (  seit 1970 )          —                                    —                                    —

       Berchtesgaden                nein ( seit 1995 )           —                                    —                                    —

       Schleswig-Holsteinisches     ja                           Fuchs                                Küstenschutz                         Abschuss
       Wattenmeer

       Niedersächsisches            ja                           Fuchs, Dachs, Iltis, Steinmarder,    Regulation ( Küstenvogelschutz )     Abschuss & Fallenjagd
       Wattenmeer                                                Hermelin, Marderhund, Haus­
                                                                 katze, Frettchen, Wanderratte etc.

       Hamburgisches                nein ( seit 1990 )           —                                    —                                    —
       Wattenmeer

       Müritz                       ja                           Fuchs, Marderhund, Waschbär          epidemiologisches Monitoring         Abschuss

       Jasmund                      ja                           Fuchs, Marderhund, Waschbär          epidemiologisches Monitoring         Abschuss

       Vorpommersche                ja                           Fuchs, Dachs, Stein- und             Regulation ( Küstenvogelschutz ),    Abschuss & Fallenjagd
       Boddenlandschaft                                          Baummarder, Iltis, Hermelin,         epidemiologisches Monitoring
18
                                                                 Mink, Waschbär, Marderhund

       Unteres Odertal              ja                           Fuchs, Marderhund, Waschbär          Hochwasserschutz,                    Abschuss
                                                                                                      Konfliktmanagement in
                                                                                                      Siedlungsnähe

       Sächsische Schweiz           ja                           Fuchs, Neozoen                       epidemiologisches Monitoring         Abschuss
                                                                                                      ( Fuchs ),
                                                                                                      Verhinderung Bestandsaufbau
                                                                                                      ( Neozoen )

       Hainich                      ja *                         Waschbär, Marderhund                 Konfliktmanagement in                Abschuss
                                                                                                      Siedlungsnähe und Randbe­
                                                                                                      reichen des Nationalparks,
                                                                                                      Seuchenabwehr

       Eifel                        nein ( seit 2004 )           —                                    —                                    —

       Kellerwald-Edersee           nein ( seit 2004 )           —                                    —                                    —

       Harz                         ja                           Fuchs, Waschbär, Marderhund          Artenschutzgründe                    —
                                                                                                      ( z. B. Bejagung im Umfeld des
                                                                                                      Auerwildgeheges )

      * Angabe auf der Grundlage des aktuellen Entwurfs zum Konzept der Wildregulierung im Nationalpark Hainich ( Stand September 2011 )

                                           Ökonomische Schäden
                                           Waschbären können durch Fraßschäden Erntever-                      Im menschlichen Siedlungsraum können
                                           luste in Obstplantagen, Weinanbaugebieten und                  Waschbären im Vergleich zu naturnahen Habita-
                                           landwirtschaftlichen Nutzflächen verursachen.                  ten deutlich höhere Populationsdichten erreichen
                                           Allgemein hält sich der ökonomische Schaden je-                (Michler et al. 2004). Durch die wiederholte
                                           doch in Grenzen, wie z. B. Untersuchungen aus                  Nutzung von Dachböden und Kaminschächten als
                                           Kanada gezeigt haben – so bleiben die Verluste                 Schlaf- resp. Wurfplätze können an einzelnen Ge-
                                           beispielsweise beim Futtermais weit unter 1 Pro-               bäuden für die betroffenen Hausbesitzer kostspie-
                                           zent (Rivest & Bergeron 1981). Aufgrund der deut-              lige Schäden entstehen (zerstörte Dachiso­lierung,
                                           lich geringeren Populationsdichten in Europa sind              Schäden durch Kot und Urin etc.). Aus diesem
                                           bei uns derzeit keine bedeutenden landwirtschaft-              Grund wird beispielsweise in Kassel (Nord­hessen)
                                           lichen Schäden zu erwarten.                                    mittlerweile ein einzig­artiges Konflikt- und Habi-
                                                                                                          tatmanagement angewandt, mit dem die vorhande-
                                                                                                          nen Probleme effektiv minimiert werden können
                                                                                                          (Michler 2004).
Ökologische Gefahren
              Ob die Anwesenheit des anpassungsfähigen                     weiß & Wolf (2009) in Brandenburg Indizien, die
              Waschbären in Europa negative ökologische Fol-               auf von Waschbären verursachte Prädations­
              gen haben wird, lässt sich aufgrund einer re­lativ           ereignisse an Europäischen Sumpfschildkröten
              geringen Wissensbasis noch nicht endgültig beant-            (Emys orbicularis) hinweisen.
              worten – mangels einer ausgeprägten Spezia­li­                  Zusammenfassend ist festzuhalten, dass
              sierung dieses Allesfressers gilt dies in naturnahen         Wasch­bären in Deutschland – mit Ausnahme der
              Lebensräumen jedoch als unwahrscheinlich (Hoh-               Problemfelder im Siedlungsraum – keine bedeu-
              mann 2000).                                                  tenden ökonomischen Schäden verursachen und
                  Bisher wurde in keiner wissenschaftlichen Un-            eine geringe epidemiologische Bedeutung besitzen.
              tersuchung ein ernsthafter Prädationsdruck des               Aufgrund des vorhandenen Wissensdefizits lassen
              Waschbären auf heimische Tierarten nachgewiesen              sich die ökologischen Schäden noch nicht valide
              (Lutz 1981; Hohmann & Hupe 1998; Horstmann &                 einschätzen, so dass die Frage nach der Notwen-
              Schmincke 2004).                                             digkeit regulativer Eingriffe derzeit nicht eindeutig
                  Aufgrund der opportunistischen Lebensweise               zu beantworten ist.
              und der spezifischen Einnischung des Waschbären
              (taktile Nahrungssuche) gibt es ebenso wenig ei-
              nen Anhaltspunkt für einen vorhandenen Kon­
              kurrenzdruck auf heimische Raubwildarten wie
                                                                           Machbarkeit regulativer                                 19

              Dachs, Rotfuchs oder Wildkatze (Lutz 1981). Auch             Eingriffe
              sind keinerlei Hybridisierungen bekannt, die zu
              einer Gefährdung einheimischer Arten führen                      20 Jahre nach der ersten erfolgreichen Ausset-
              könnten. Allgemein lässt sich festhalten, dass es            zung am Edersee (Nordhessen) begann im Jahre
              bisher keine Hinweise darauf gibt, dass die Arten-           1954 in Deutschland die Bejagung des ursprünglich
              vielfalt und die Populationsdichten der Arten in             nearktischen Neubürgers mit dem vorrangigen
              Gebieten, in denen Waschbären seit mehreren                  Ziel der Wiederausrottung. Im Jahre 1956 wurde
              Jahrzehnten leben, geringer sind als in waschbär-            amtlich „der rücksichtslose Abschuss aller zu
              freien Regionen. Jedoch ist nicht auszuschließen,            Gesichte kommenden Waschbären angeordnet“
              dass Waschbären lokal einen negativen ökologi-               (Kampmann 1972) und noch 1975, als sich das
              schen Einfluss haben können. So nennen Schnee-               Verbreitungsgebiet dieser Kleinbären auf über
                                                                           40.000 km2 ausgedehnt hatte, appellierte der Pio-
                                                                           nier der europäischen Waschbärenforschung Hans
                                                                           Kampmann an die deutschen Jäger : „… es bleibt die
                                                                           Hoffnung, dass, wenn wir alle eifrige Waschbär­
                                                                           jäger werden, wir das Waschbärproblem doch noch
                                                                           in den Griff bekommen werden“ (Kampmann
                                        HRO                                1975). Im Ergebnis dieser Bemühungen stieg die
                                                                           Jagdstrecke in Deutschland beständig auf mittler-
                           HH                                              weile über 50.000 erlegte Waschbären pro Jahr an,
                                                                           ohne jedoch den gewünschten Effekt einer Zu-
             HB
                                                                           rückdrängung zu erreichen. Der Waschbär breitete
                                                                           sich in den vergangenen 70 Jahren kontinuierlich
                                                      B
                                                                           aus und kommt mittlerweile in allen 16 Bundes­
                       H
                                        MD
                                                                           ländern in sehr unterschiedlichen Dichten vor.
                                                                           Trotz zeitweise recht drastischer Methoden (Bau-
                                        HAL                                vergasungen, Einsatz von Tellereisen) erreichten
DO
                                                  L                        die Eingriffe in die Waschbärpopulation nie einen
                  KS
                                                          DD               nachhaltig reduktiven Charakter.
                                                                               So werden z. B. momentan in Deutschland deut-
                                                                           lich weniger als 10 % des vorhandenen Gesamtbe-
                                                                           standes erlegt : Nach einer Modellierung bezogen
     F                                                                0    auf die aktuelle Fläche mit Waschbärvorkommen
                                                                   1–5

                                                                  6 – 20
                                N
                                                                 21 – 50
                                                                           Abbildung 2 :
                                              R                 51 – 100   Verbreitung des Waschbären in Deutschland auf der
         S                                                     101 – 250   Grundlage von Jagstrecken der Jahre 2006 bis 2008
                                                                           bezogen auf die Landkreise und kreisfreien Städte
                                                               251 – 500

                                                           501 – 1000
                                    M
                                                          1001 – 2500

                                                          2501 – 5000

                                                                 > 5000
(siehe Abb. 2) und einer restriktiv angenommenen                   Diese Zahlen machen deutlich, dass mit der
      mittleren Dichte von vier Individuen pro 100 ha                 derzeitigen Jagdpraxis / Gesetzgebung ein redukti-
      (Min.: 2/100 ha; Max.: 100/100 ha; Michler 2007)                ver Eingriff bzw. die Eliminierung oder Verhinde-
      leben derzeit mindestens 500.000 Waschbären in                  rung einer Neubesiedlung auf großer Fläche kaum
      Deutschland. Von diesem angenommenen Bestand                    möglich ist.
      wurden in den letzten fünf Jahren (2006 – 2011) im
      Mittel knapp 40.000 Waschbären pro Jagdjahr er-                 Frank-Uwe Michler
      legt (entspricht 8 %). Damit der jagdliche Eingriff             Technische Universität Dresden
      einen reduktiven Charakter erreicht, müsste die                 Institut für Forstzoologie Tharandt,
      Jagdstrecke in den kommenden Jahren bei mindes-                 Arbeitsgruppe Wildtierforschung
      tens 300.000 erlegten Waschbären pro Jahr liegen,
      das entspricht einer Erhöhung der aktuellen
      Jahresjagdstrecke um ca. 800 %.

      Quellen
20
      BfN – Bundesamt für Naturschutz [ Hrsg.] ( 2005 ) :             Michler, F.-U.; Hohmann, U. & Stubbe, M. ( 2004 ) :
      Gebietsfremde Arten                                             Aktionsräume, Tagesschlafplätze und Sozialsystem
      Positionspapier des Bundesamtes für Naturschutz –               des Waschbären ( Procyon lotor Linné, 1758 ) im urbanen
      BfN-Skripten 128, 30 S.                                         Lebensraum der Großstadt Kassel ( Nordhessen )
                                                                      In : Jagd- u. Wildforsch., Bd. 29, S. 257 – 273
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      lotor ) unter Berücksichtigung von Befunden aus Hessen          Der Waschbär
      Dissertation, Universität Gießen, 203 S.                        In : Neubürger auf dem Vormarsch.
                                                                      Deutscher Landwirtschaftsverlag, München, S. 36 – 59
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      In : Wildbiologie 3 / 2000, Verhalten 8 / 9                     Todesursachen sendermarkierter Waschbären
      Infodienst Wildbiologie & Oekologie ( Hrsg. )                   (Procyon lotor L., 1758) im Müritz-Nationalpark
      Zürich, Schweiz, 16 S.                                          (Mecklenburg-Vorpommern)
                                                                      In : Jagd- u. Wildforsch., Bd. 34, S. 339 – 355
      Hohmann, U. & Hupe, K. ( 1998 ) :
      Interspecific competition of the raccoon (Procyon lotor)        Rivest, P. & Bergeron, J.-M. ( 1981 ) :
      and the wildcat (Felis silvestris silvestris) with regard to    Density, food habits and economic importance
      rest sites in Germany                                           of raccoons in Quebec agrosystems
      In : Agriculture Forestry - Game, Integrating Wildlife          In : Can. J. Zool. 59, S. 1755 – 1762
      in Land Management, IUGB-Proceedings
      C. Thomaidis & N. Kypridemos (Hrsg.)                            Schneeweiß, N. & Wilf, M. ( 2009 ) :
      Thessaloniki, S. 361 – 367                                      Neozoen –
                                                                      eine neue Gefahr für die Reliktpopulationen der
      Horstmann, D. & Schmincke, B. ( 2004 ):                         Europäischen Sumpfschildkröte in Nordostdeutschland
      Beobachtungen zur Koexistenz von Mittelspecht                   In : Z. f. Feldherp. 16, S. 163 – 182
      und Waschbär
      In : Natur und Heimat, 64. Jahrg., Heft 2, S. 55 – 60           Stubbe, M. ( 1993 ):
                                                                      Waschbär
      Kampmann, H. ( 1972 ):                                          In : Handbuch der Säugetiere Europas, Band 5 ( 1 )
      Der Waschbär in Deutschland                                     J. Niethammer, J.; Krapp, F. ( Hrsg.)
      Dissertation, Universität Göttingen, 107 S.                     Aula Verlag, Wiesbaden, S. 331 – 364

      Kampmann, H. ( 1975 ) :                                         VA LK Harz ( 2010 ) :
      Der Waschbär                                                    Pressemitteilung vom Veterinäramt des Landkreises Harz
      Paul Parey Verlag, Hamburg & Berlin                             ( Sachsen-Anhalt )

      Lutz, W. ( 1981 ) :                                             Wachendörfer, G. (1979):
      Untersuchungen zur Nahrungsbiologie des Waschbären              Zur Epidemiologie und Bekämpfung der Tollwut
      Procyon lotor ( Linné 1758 ) und zum Einfluß auf andere         in Mitteleuropa
      Wildarten in seinem Lebensraum                                  In : Z. Säugetierk. 44, S. 36 – 46
      Dissertation, Universität Heidelberg
                                                                      Wibbelt, G.; Speck, S.; Fickel, J.; Köhnemann, B. &
      Michler, F.-U. ( 2004 ) :                                       Michler, F.-U. ( 2008 ) :
      Waschbären im Stadtgebiet                                       Outbreak of Canine Distemper in Raccoons
      In : Wildbiologie 2 / 2004, Wildbiologie International 5 / 12   (Procyon lotor) in Germany
      Infodienst Wildbiologie & Oekologie ( Hrsg. )                   In : Proceedings of the 8th Conference of the
      Zürich, Schweiz, 16 S.                                          European Wildlife Disease Association
                                                                      Rovij, Croatia, S. 22
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