DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
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DOSB I Sport bewegt! DOSB l Informationsdienst Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
Lesen Sie den Informationsdienst auch im Internet unter: www.dosb.de/?id=1722 www.dosb.de www.dsj.de www.twitter.com/dosb www.twitter.com/trimmydosb www.facebook.de/trimmy Impressum Titel: DOSB l Informationsdienst SPORT SCHÜTZT UMWELT Herausgeber: Deutscher Olympischer SportBund l Geschäftsbereich Sportentwicklung l Ressort Breitensport, Sporträume Otto-Fleck-Schneise 12 l 60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 67 00 351, -278 l Fax +49 (0) 69 / 67 87 801 E-Mail der Redaktion: umwelt@dosb.de l www.dosb.de/de/sportentwicklung/sportstaetten-umwelt-und-klimaschutz Redaktion: Gabriele Hermani, Andreas Klages, Inge Egli, Jörg Stratmann (v.i.S.d.P) Alle Beiträge sind mit Quellenangaben ausdrücklich zum Abdruck / zur Kopie freigegeben. „Der Informationsdienst ist das Umweltforum des Deutschen Olympischen Sportbundes. Die Beiträge geben nicht in jedem Falle die Meinung des Herausgebers und dessen Mitgliedsorganisationen wieder.“ Der Informationsdienst SPORT SCHÜTZT UMWELT kann auch als Newsletter bestellt werden unter http://dosb-newsletter.yum.de/newsletter/abo.php Produktion: Frotscher Druck GmbH, Darmstadt l www.frotscher-druck.de 1. Auflage: 2.000 Stück I Dezember 2013 klimaneutral natureOffice.com | DE-207-384586 gedruckt Klimaneutral gedruckt auf 100% Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel.
Editorial Der Sport muss seine Verantwortung für Natur und Umwelt verdeutlichen Gabriele Hermani l © privat von Gabriele Hermani, Redaktion SPORT SCHÜTZT UMWELT (dosb umwelt) In dieser Ausgabe neu gebaut werden, kritisiert er. Es sei von vornherein stehen der Wintersport und der Kli- klar gewesen, dass die Winterspiele am Schwarzen Meer maschutz im Fokus. Gerade nachdem niemals grüne Spiele werden würden. Ökologische Krite- sich die Mehrheit der Bevölkerung rien müssten in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, rund um München gegen eine fordert der WWF-Chef. Olympia-Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt in 2022 ausgespro- Ebenfalls nach Russland blickt Andreas Klages vom DOSB. chen hat, muss sich der Sport fragen, Denn Sotschi war auch Tagungsort der 10. IOC-Umwelt- wie er in Zukunft noch stärker seine konferenz, die Ende Oktober unter dem Motto „Changing Verantwortung für Natur und Umwelt deutlich machen Today for a better tomorrow“ stattfand. Im Mittelpunkt kann. Denn auch in dieser Ausgabe zeigen viele Beispiele, standen die Umweltbilanzen vergangener und zukünftiger dass es im Sport nicht daran mangelt. Im Leitartikel blickt Olympischer und Paralympischer Spiele sowie Berichte über Professor Ralf Roth, Vorsitzender des Beirats für Umwelt vielfältige Umweltaktivitäten von Sportorganisationen aus und Skisportentwicklung im Deutschen Skiverband und der ganzen Welt. Auch Klages berichtet, dass die Ausrichter Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie an der Fragen zu Eingriffen in die Umwelt aus dem Weg gingen. Deutschen Sporthochschule Köln auf die Investitionen, Die anfängliche Zusammenarbeit der russischen Seite mit die in Skigebieten durch Anpassungsmaßnahmen an den Umweltexperten und Umweltverbänden anderer Länder sei Klimawandel entstehen. Er ist überzeugt, dass in den kom- 2010 faktisch eingestellt worden. Auch die Zusammenar- menden Jahren die Folgen des Klimawandels abgemildert beit mit der Umweltorganisation der Vereinten Nationen, werden können und der Schneesport weiterhin eine bedeu- UNEP, gestalte sich sehr schwierig, berichtet Klages. tende Wertschöpfungsrolle spielen kann. Erfolgsmeldungen kommen hingegen aus dem Hessischen Auf der Weltklimakonferenz in Warschau ermahnte Kanu-Verband. Dort hatte man sich gemeinsam mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Weltgemeinschaft, Deutschen Kanu-Verband dafür eingesetzt, dass sich die den Ausstoß von Treibhausgasen massiv zu reduzieren. Wasserqualität im Kanurevier Werra verbessert und den Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Wasserrahmenrichtlinien der EU entspricht. Auch die Klimafolgenforschung ist überzeugt, dass wir durchaus Aktion Schutzwald des Deutschen Alpenvereins kann für ohne Wohlstandseinbußen aus der Nutzung der fossilen 2013 eine beachtliche Bilanz vorlegen: Rund 130 freiwillige Energien aussteigen und die globale Erwärmung auf zwei Helfer hatten für 11.000 frisch gepflanzte Tannen, Fich- Grad begrenzen können. Im Interview macht er jedoch ten, Lärchen und Buchen und 8.000 Meter ausgebesserte auch deutlich, dass gerade die Emissionen aus Fernflügen Steige gesorgt. Ein Alptraum für Mensch und Tier dage- stark zu Buche schlagen und in diesem Sektor auch keine gen ist der Plastikmüll im Meer. Jeder Einzelne kann einen technologische Lösung in Sicht ist. Die Kompensation von Beitrag dazu leisten, den Müll in den Meeren zu reduzie- Flugemissionen durch Klimaschutzprojekte hält er daher für ren. Darauf macht unser Gastbeitrag aufmerksam, den sinnvoll. wir mit der freundlichen Genehmigung des Öko-Instituts abdrucken. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass Mit den Ausrichtern der kommenden Olympischen und zum Thema „Biologische Vielfalt“ derzeit viel im DOSB und Paralympischen Winterspiele geht Eberhard Brandes, auch darüber hinaus passiert, wie Sie den Beiträgen hierzu Geschäftsführer vom WWF Deutschland, in seinem entnehmen können. Kommentar hart ins Gericht. Sotschi sei von Beginn an ein Alptraum für Naturschützer. Anders als in London, Sydney Das Redaktionsteam wünscht Ihnen eine anregende Lek- oder selbst in Peking, wo man auf bestehende Infrastruk- türe, ein frohes Fest und ein gesundes, glückliches neues tur zurückgreifen konnte, musste in Sotchi nahezu alles Jahr 2014.* Editorial l 3
Inhaltsverzeichnis l Editorial von Gabriele Hermani, Redaktion SPORT SCHÜTZT UMWELT „Der Sport muss seine Verantwortung für Natur und Umwelt verdeutlichen“............................................................. 3 l IM FOKUS: Wintersport und Klimaschutz l l Leitartikel von Professor Dr. Ralf Roth, Vorsitzender des DSV-Beirats für Umwelt und Skisportentwicklung und Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln „Wintersport im Wandel: Sinnvolle Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel“................................................... 5 l Interview mit Professor Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) „Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wettlauf gegen die Zeit“........................................................................ 7 l Kommentar von Eberhard Brandes, Geschäftsführer von WWF Deutschland „Wintersport und Klimaschutz: Ökologische Kriterien müssen in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen“.............. 8 lU MWELT- UND KLIMASCHUTZ IM SPORT l Deutscher Olympischer Sportbund l Bericht von der 10. IOC-Umweltkonferenz in Sotschi: Umweltarbeit im Sport zwischen Fort- und Rückschritt............................................................................................ 10 Landessportbund Hessen l Umwelt- und Klimaschutzberatung: Neue Schulungstermine...................................... 14 LSB Hessen vergibt erstmals Klimaschutzpreis.......................................................................................................... 14 Bundespräsident überreicht Deutschen Umweltpreis................................................................................................ 15 Bundesverwaltungsgericht stärkt Klagerechte von Umweltverbänden...................................................................... 16 l S PORT IN NATUR UND LANDSCHAFT l Deutscher Olympischer Sportbund l Projekt „Sport bewegt – Biologische Vielfalt erleben“................................. 17 Verband Deutscher Sporttaucher l Projekt zum naturkundlichen Tauchen erhält Deutschen Naturschutzpreis..... 17 Deutscher Kanu Verband l Mit Europa im Boot für eine ökologische Flusspolitik................................................... 18 Deutscher Segler-Verband l Fremde Wasserorganismen gefährden heimische Flora und Fauna............................. 19 Deutscher Alpenverein l 10.000 Bäume gepflanzt und 8.000 laufende Meter Weg gepflegt................................ 20 Landessportbund Niedersachsen l Sport im Wald: Enge Zusammenarbeit mit Landesforstamt vereinbart............ 21 Ein Alptraum für Mensch und Tier: Plastikmüll im Meer........................................................................................... 21 „Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald“ ist Projekt des Jahres der UN-Dekade Biologische Vielfalt..................... 24 Grünspecht ist „Vogel des Jahres 2014“................................................................................................................... 25 Vorsorgender Hochwasserschutz............................................................................................................................. 26 UN-Dekade: Der Honigbiene beim Überleben helfen............................................................................................... 26 l S PORT UND NACHHALTIGKEIT l Deutsche Sportjugend l Neue Kampagne des Umweltzeichens „Der Blaue Engel“ gestartet................................. 27 Standpunkt der CIPRA: Die jungen Geister, die sie rief … ........................................................................................ 27 Greenpeace: Bademoden mit gefährlichen Chemikalien belastet ............................................................................. 28 l SERVICE l l Personalien.......................................................................................................................................................... 29 l Veröffentlichungen........................................................................................................................................... 29 l Sportreisen........................................................................................................................................................... 30 l Wettbewerbe....................................................................................................................................................... 31 4 l Inhaltsverzeichnis
Im Fokus Leitartikel Wintersport im Wandel: Sinnvolle Anpassungsmaßnahmen Prof. Dr. Ralf Roth l © privat an den Klimawandel von Professor Dr. Ralf Roth, Vorsitzender des DSV-Beirats für Umwelt und Skisport entwicklung sowie Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln (dosb umwelt) Der Saisonstart für den Schneesport ist nicht nur die prognostizierte Erwär- Skifahrer, Snowboarder und andere mung, sondern auch die Veränderung der Winternieder- Wintersportler steht kurz bevor; schläge. Deren Vorhersage stellt sich aber im Vergleich in vielen Skigebieten haben die zur Temperaturentwicklung als schwieriger dar und ist Seilbahnen bereits Fahrt aufgenom- zudem mit deutlich größeren Unsicherheiten behaftet. men – meist ungeachtet dessen, ob bis dahin genügend Somit bleiben beispielsweise mehrjährige Schwankun- natürlicher Schnee gefallen ist. Alljährlich kommen dann gen der nordatlantischen Oszillation – das Druckverhält- auch die Themen Klimaentwicklung, Schneesicherheit nis zwischen Islandtief im Norden und Azorenhoch im und Investitionsrisiko in die öffentliche Diskussion. Süden – unbeachtet, diese sind jedoch bedeutsam für die Niederschlagssumme in Süddeutschland. Vermehrte Die Klimaentwicklung ist ein globales Thema. Es betrifft Winterniederschläge in den dafür ausreichenden nicht nur den Schneesport, sondern alle Natursport- und Höhenlagen könnten den vorhergesagten Rückgang der Tourismusformen. Dabei ist die mögliche Veränderung Schneedecke durch steigende Temperaturen verringern. der Schneedecke einer der meist diskutierten Aspekte. In der öffentlichen Debatte stellen sich insbesondere Zudem ist auch der Zeithorizont in der Diskussion um den Fragen zu Schneesicherheit, Energieeffizienz, Ressour- Klimawandel zu berücksichtigen. Neben den langfristi- cenmanagement und zu den generellen Zukunftsaus- gen Auswirkungen und Prognosen von Temperaturzu- sichten des Schneesports. Bei den Wintertemperaturen, nahmen bis zu mehreren Grad Celsius in diesem Jahrhun- die üblicherweise in den deutschen Mittelgebirgen dert, stellt sich für den Schneesport vor allem eine Frage: und im Alpenraum herrschen, befindet sich der Schnee Wie kann die Entwicklung – bezogen auf Strategie, oft nahe an seinem Schmelzpunkt. Die Schneedecke Anpassungsmaßnahmen und Investitionen – kurz- und reagiert darum sehr empfindlich auf Witterungsein- mittelfristig – also in den kommenden Jahren, verlaufen? flüsse. In der aktuellen Diskussion finden diese unterschied- Die Analyse der Schneehöhen im letzten Jahrhundert lichen Zeithorizonte kaum Beachtung. Viele Untersu- zeigt, dass die Schneedecke sowohl zeitlich wie auch chungen zum Thema Schneesport und Klimawandel räumlich großen natürlichen Schwankungen unterliegt. schließen mit dem Ergebnis, dass sich die Schneesport- Klare Aussagen dazu, inwieweit sie sich klimabedingt verhältnisse in 50 bis 100 Jahren deutlich verschlechtern verändert, sind deshalb äußerst schwierig. In vielen werden. Deutlich schwieriger lassen sich die kurz- und Artikeln wird der Klimawandel vorwiegend als reines mittelfristigen Entwicklungen vorhersagen. Zusätzlich Temperatursignal interpretiert und auf bestehende spielen die lokalen Unterschiede der Klimafaktoren an Zeitreihen als Erwärmung aufgeschlagen. Dabei wird jedem einzelnen Standort eine entscheidende Rolle. Die oftmals davon ausgegangen, dass beispielsweise das Klimamodelle mit ihrer groben räumlichen Auflösung Niederschlagsverhalten unverändert bleibt, was weder können diese nicht abbilden. Die Schwankungen des in der absoluten Höhe noch in der jahreszeitlichen Ver- Klimasystems machen es derzeit unmöglich, eine belast- teilung wahrscheinlich ist. Eine entscheidende Größe für bare Aussage für den gängigen Investitionszeitraum von Im Fokus l 5
Schneesportanlagen zu treffen. Es ist wahrscheinlich, im Einzugsbereich des Tagestourismus aus größeren dass es bald deutlich wärmer wird. Ob „bald“ allerdings Agglomerationen können unter Umständen bei sehr viel 2015 oder 2020 oder 2030 meint, bleibt unbestimmt. kürzeren Betriebszeiten konkurrenzfähig betrieben wer- Generell stellt sich die Frage, inwieweit Anpassungsmaß- den. Eine Pauschalisierung der 100-Tage-Regel verzerrt nahmen die Verletzbarkeit des Schneesports gegenüber die Ergebnisse vieler Studien zu Gunsten großer und dem Klimawandel verringern können. Im Vordergrund hoch gelegener Schneesportstandorte und unterschlägt stehen hier die Beschneiung und das Schneemanage- die Flexibilität und Nischenfähigkeit im Tourismussektor ment – also ein besser geplanter und sorgfältiger der kleineren Standorte. Umgang mit dem vorhandenen Schnee im Zuge der Pistenpräparation. Im Sinne einer ganzheitlichen Bewer- Zumindest für das kommende Jahrzehnt sind beim tung sind neben den klimatischen Rahmenbedingungen derzeitigen Stand der Wissenschaft keine belastba- die technischen, ökonomischen und ökologischen Gege- ren Aussagen zur Veränderung der Schneesicherheit benheiten zu berücksichtigen. im deutschen Alpenraum und den höher gelegenen Mittelgebirgen abzuleiten. Für diesen Zeithorizont Die aktuellen Genehmigungsverfahren geben für die bleiben Investitionen in den Schneesport sowohl für ökologischen Fragestellungen einen sehr konkreten private Investoren als auch für öffentliche Subventi- Rahmen vor, wobei durchgeführte Eingriffe durch ent- onsgeber eine Risikoinvestition. Deren klimatisches sprechende Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden Risiko ist zwar eher größer als kleiner, in jedem Fall müssen. Aus technischer Sicht lässt die Entwicklung der aber nicht zu beziffern. Politisches Handeln muss Beschneiungstechnologie erwarten, dass künftig auch demnach unter Bedingungen von relativer Ungewiss- bei Rahmenbedingungen beschneit werden kann, die heit stattfinden. heute noch keine Schneeerzeugung zulassen. Gleichzei- tig führen verbesserte Präparationstechniken zu länger Für die meisten Skigebiete im deutschen Alpenraum und anhaltenden Schneedecken. den höher gelegenen Mittelgebirgsregionen kann davon ausgegangen werden, dass sinnvolle Anpassungsmaß- Für die ökonomische Beurteilung stellt sich auch die nahmen in den nächsten Jahren die Folgen des Klima- Frage, welche Betriebstageanzahl erreicht werden wandels abmildern oder kompensieren können und der muss, um entsprechende Investitionen zu rechtfertigen. Schneesport weiterhin eine bedeutende Wertschöp- Einige Studien ziehen beispielsweise die so genannte fungsrolle spielen wird. Ein Abschied noch geeigneter 100-Tage-Regel als Kriterium heran, ob ein Skigebiet als Standorte aus dem Wintersport im voreiligen Gehor- schneesicher gelten kann. Allerdings ist für viele Skige- sam der Klimawandel-Debatte macht wenig Sinn. Eine biete vielmehr die Kombination aus den Betriebstagen Entwicklung mit Augenmaß sowie eine zunehmende in Relation zu den Investitions- und Betriebskosten ent- Risikostreuung über ganzjährige Tourismusangebote scheidend. Vor allem kleinere Skigebiete und Skigebiete sind angesagt. 6 l Im Fokus
Interview Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wettlauf gegen die Zeit Prof. Stefan Rahmstorf l © Potsdam Institut für Klimafolgenforschung mit Professor Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Frage: Herr Professor Rahmstorf, befriedete und nur dadurch zukunftsfähige Gesellschaft. die Diskussion um den Report des Die Bundesregierung propagiert dagegen den „Green Weltklimarates IPCC verwirrt viele Deal“, also Wachstum durch grüne Umgestaltung. Gibt Ehrenamtliche, die sich für den Kli- es den einen, richtigen Weg? maschutz engagieren. Der Anstieg der globalen Erwärmung habe Rahmstorf: Es ist in der Tat erschreckend: Fragt man eine Pause gemacht; sollen die ein Vortragspublikum, wem es besser geht als seinen vielen Sportlerinnen und Sportler, die sich für den Klima- Großeltern, dann heben fast alle die Hand. Fragt man, schutz im Sport engagieren, auch eine Pause einlegen? ob sie glauben, dass es ihren Enkeln dereinst noch bes- ser gehen wird, dann meldet sich kaum noch jemand. Rahmstorf: Gewiss nicht. Diese angebliche „Erwär- Viele haben den Glauben verloren, dass wir unsere mungspause“ bewegt sich völlig im Bereich der norma- Lebensqualität dauerhaft verbessern können. Dabei len Schwankungen, die seit jeher auftreten, zum Beispiel gibt es große Gestaltungsmöglichkeiten auch ohne das durch den natürlichen Wechsel von „El Niño“ und „La Klima zu ruinieren. Der Wissenschaftliche Beirat Globale Niña“ im tropischen Pazifik. Wenn man nur kurze Zeit- Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung räume anschaut, zehn oder fünfzehn Jahre, dann läuft hat 2011 in seinem Gutachten „Gesellschaftsvertrag für die Erwärmung mal schneller und mal langsamer ab, je eine Große Transformation“ aufgezeigt, wo die wesent- nachdem, mit welchem Jahr man genau anfängt und lichen Probleme liegen, die wir lösen müssen, und wie endet. In den 15 Jahren bis einschließlich 2006 etwa die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschafts- lief die globale Erwärmung fast doppelt so rasch wie weise gelingen kann. Es zeigt sich: Wir können durchaus im Mittel der letzten 30 Jahre – kein Hahn hat damals ohne Wohlstandseinbußen aus der Nutzung der fossilen danach gekräht. Es gibt aber starke Interessengruppen, Energien aussteigen und die globale Erwärmung auf die bei jedem Klimabericht sofort wieder Zweifel an der zwei Grad begrenzen. Wir haben bereits die nöti- globalen Erwärmung zu sähen versuchen, und dieses gen Technologien dazu, und auch rein wirtschaftlich mal ist es ihnen gelungen, den IPCC-Bericht stark mit betrachtet kommt uns dies günstiger als ein „weiter so“ dem Begriff „Erwärmungspause“ in der Berichterstat- auf dem fossilen Energiepfad. Sicher kann und sollte tung zu verknüpfen. Wer die gesamte Messkurve der man sich auch grundlegende Gedanken machen, wie globalen Temperatur vor Augen hat sieht sofort, dass viel und welche Art von Wachstum auf Dauer sinnvoll das Unsinn ist. ist – akut sehe ich aber zunächst die Umstellung unseres Energiesystems auf die Erneuerbaren als vordringlich an, Frage: Der Zukunftsforscher Harald Welzer sagte denn der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wett- unlängst bei uns im Interview, dass die heutige Gene- lauf gegen die Zeit. ration bei der Umwelt, bei den Meeren, beim Klima Kredite aufnehme, die ihre Kinder und Enkel zu beglei- Frage: Nach dem Scheitern des Umweltgipfel von Rio chen haben werden. Doch der Generationenvertrag hat Ernst Ulrich von Weizsäcker auf Nachhaltigkeitsde- sei radikal gebrochen; das Motto des 21. Jahrhunderts fizite hingewiesen: Solange der Reichtum der Länder laute: „Unsere Kinder sollen es mal schlechter haben als eng an den Ausstoß klimaschädlicher Gase gekoppelt wir!“ Welzer rät zur Transformation in eine wachstums- sei und die CO2-Intensität und das Bruttoinlandsprodukt Im Fokus l 7
Interview l Kommentar pro Kopf parallel laufe, habe die Politik kein Interesse Wettkämpfen. So wurde beispielsweise für die Flug- und daran, den wirtschaftlichen Umsatz seines Landes Schiffsreise sowie den Fracht-Transport der deutschen zu schmälern. Das Entkoppeln von CO2-Ausstoß und Olympiamannschaft nach London ein Klimaschutz- Wohlstand sei noch nicht einmal ansatzweise gelun- projekt in Brasilien unterstützt. Wäre Klimaneutralität gen. Klimaschutz müsse „richtig profitabel“ werden generell als festes Prinzip etabliert, nicht ein guter Weg und endlich die Energieeffizienztechniken eingesetzt zu mehr Klimaschutz? werden, die es schon lange gäbe. Welche Rolle kann dabei das lokale Engagement, wie es im Sport prakti- Rahmstorf: Gerade die Emissionen aus Fernflügen schla- ziert wird, spielen? gen stark zu Buche und in diesem Sektor ist auch keine technologische Lösung in Sicht – anders als etwa bei der Rahmstorf: Wir müssen nicht auf die große Politik war- Stromversorgung, die durch bessere Technologie nahezu ten, deren Mühlen leider sehr langsam mahlen, sondern emissionsfrei gestaltet werden kann. Ich halte die Kom- jeder kann in seinem persönlichen Umfeld sehr viel tun. pensation von Flugemissionen durch Klimaschutzpro- Bezug von Ökostrom, die eigene Solaranlage auf dem jekte daher für sinnvoll und mache das mit meinen (sehr Haus oder Vereinsheim oder die Wahl des Verkehrsmit- seltenen) privaten Flügen auch so. Allerdings sollte man tels. Im Grunde kann man sich immer dort, wo man sich auch keine Illusionen machen: Man kann keinesfalls Geld ausgibt, die Frage stellen: Was fördere ich damit? alle fossilen Emissionen durch Aufforstung kompen- Die alten Strukturen oder den Übergang in eine nach- sieren, sondern nur einen Bruchteil. Daher führt kein haltige Lebens- und Wirtschaftsweise? Weg vorbei an dem weitest gehenden Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Nur Nullemissionen Frage: Die Olympischen Winterspiele stehen vor der stabilisieren auf Dauer das Klima. Tür und die deutsche Olympiamannschaft reist mög- licherweise auch in diesem Jahr klimaneutral zu den Die Fragen stellte Gabriele Hermani, Berlin.* Wintersport und Klimaschutz: Ökologische Kriterien müssen in Zukunft Eberhard Brandes l © WWF Deutschland/Sabine Vielmo eine entscheidende Rolle spielen. von Eberhard Brandes, Geschäftsführer von WWF Deutschland Wenn im Februar in Sotschi die Weiterer Malus: Infrastruktur? Fehlanzeige. Also wurden Olympischen Winterspiele eröff- hastig und unüberlegt Sportstätten und andere Bauten net werden, steht ein Verlierer aus dem Boden gestampft. Ein Großteil liegt ausgerech- bereits fest: die Umwelt. Die Idee, net im Sotschi Nationalpark, einer Perle der Natur mit das weltweit größte Sportereignis außergewöhnlicher Artenvielfalt. Hier leben kaukasische des Winters in eine Region zu ver- Steinböcke, Wisente, Steinadler und seltene Eidechsen. legen, in der Wetterbedingungen Selbst Leoparden könnten hier wieder heimisch werden. wie am Mittelmeer herrschen, ist absurd bis aberwitzig. Aber die wurden ja nicht gefragt. In mehr als der Hälfte Russlands ist der Boden perma- nent gefroren. Doch anstatt die Spiele im Altaigebirge Olympia 2014 war von Beginn an ein Prestigeobjekt von oder im fernen Osten des Landes zu veranstalten, wer- Staatspräsident Wladimir Putin und ein Alptraum für den sie ausgerechnet am Schwarzen Meer ausgerichtet. Naturschützer. Anders als in London, Sydney oder selbst 8 l Im Fokus
in Peking, wo man auf bestehende Infrastruktur zurück- nach den Spielen vorgelegt und dafür 22 Millionen Euro greifen konnte, musste in Sotschi nahezu alles neu veranschlagt. Der Plan wurde abgelehnt. gebaut werden. Neben einem neuen Stadion, Eishallen FairPlay gegenüber der Natur spielt bei den Winter- und Rodelbahnen mussten neue Straßen, Eisenbahn- spielen im Kaukasus keine Rolle. Die olympische Idee linien sowie ein grotesker Flughafenausbau und zehn- hat dadurch einen bitteren Rückschlag erlitten. Bei den tausende Hotelbetten her, die nach dem Großereignis Spielen in Sydney oder London gab es durchaus Ansätze kaum mehr gebraucht werden dürften. Sotschi wird von Nachhaltigkeit, auch wenn nicht alle vollmundigen niemals ein Wintersportort in großem Stil, da es hier gar Versprechen erfüllt wurden. Der WWF fordert, dass bei nicht genug Hänge gibt, auf denen 100.000 oder mehr der Vergabe der Spiele ökologische Kriterien in Zukunft Erholung suchende Skifahrer Platz finden könnten. eine entscheidende Rolle spielen. Immerhin: Tokio, Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2020, wirbt Es war von vornherein klar, dass die Winterspiele am mit grünen Spielen der kurzen Wege. Diese Idee muss Schwarzen Meer niemals grüne Spiele werden würden. ausgebaut und umgesetzt werden, damit Nachhaltigkeit Dennoch haben der WWF und andere Umweltorganisa- bei großen Sportveranstaltungen zur Selbstverständlich- tionen an Verhandlungen teilgenommen, um zumindest keit wird. Die Olympischen Spiele sollen ein Fest sein, die krassesten Fehlplanungen zu verhindern. Leider von dem auch Impulse für den Breitensport ausgehen. nicht mit durchschlagendem Erfolg: Die Gespräche Das gilt für den Umgang mit unserer Umwelt ganz verliefen zwar durchaus konstruktiv, doch die Pläne für besonders. Ausgleichsmaßnahmen sind weit davon entfernt jemals umgesetzt zu werden. Stattdessen wurden Fakten Weitere Informationen: geschaffen und einmalige Naturlandschaften zerstört: www.wwf.de/aktiv-werden/wildes-deutschland* Mehr als 3.000 Hektar wertvoller Wälder wurden gerodet. Autobahn- und Eisenbahntrassen wurden ohne Rücksicht auf die Natur geplant und umgesetzt. Sport- hallen wurden ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen mitten im Marschland gebaut und haben die Lebens- grundlagen vieler Arten zerstört. Auch auf Wander- routen von Wölfen und anderen Tierarten wurde keine Rücksicht genommen. Selbst in die Fischgründe des Umweltschutz ist nicht nur ein Thema bei sportlichen Msymta Flusses, eines der wichtigsten Laichgebiete der Großveranstaltungen. Der WWF will kleinen Initiativen, sogenannten Schwarzmeer-Forelle wurde eingegriffen. darunter auch Sportvereinen, helfen, Naturschutzmaß- Die Lebensgrundlage vieler Fischer steht auf der Kippe nahmen in ihrem Umfeld umzusetzen. Im Rahmen des und die ökologischen Schäden kann noch niemand Projekts „Wildes Deutschland“ können Vereine oder beziffern. initiativen Finanzspritzen bis zu 10.000 Euro für lokale Projekte beantragen. Ob es sich um Zuschüsse für die Die Winterspiele in Sotschi werden die teuersten der Begrünung des Vereinsheims oder einen Beitrag zur Geschichte. Nach offiziellen Angaben kostet Putins Renaturierung von ehemaligen Schwimmbädern oder Protzspektakel mindestens 40 Milliarden Euro. Wenn es anderen Sportstätten handelt, spielt keine Rolle. Der darum geht, ökologische Reparaturarbeiten zu finan- Vielfalt an Ideen sind keine Grenzen gesetzt. zieren, ist die russische Regierung hingegen knauserig: Experten der Vereinten Nationen und der Weltnatur- schutzunion haben einen Plan für die Renaturierung Im Fokus l 9
Umwelt- und Klimaschutz im Sport Bericht von der 10. IOC-Umweltkonferenz in Sotschi: Umweltarbeit im Andreas Klages l © DOSB Sport zwischen Fort- und Rückschritt von Andreas Klages (dosb umwelt) Sotschi, der Aus- Umweltschutz durch Sportorganisationen vor Ort tragungsort der kommenden Olympischen und Paralympischen Die Vielfalt des Umweltschutzengagements der Sport- Winterspiele, war auch Gastgeber organisationen wurde bei der Verleihung des diesjähri- der 10. IOC-Umweltkonferenz, die gen IOC-Umweltpreises in Sotschi deutlich. Unter den Ende Oktober unter dem Motto Ausgezeichneten waren Sportlerinnen und Sportler, die „Changing Today for a better tomorrow“ stattfand. Im sich für die Beseitigung von Plastikmüll im Pazifik ein- Mittelpunkt standen die Umweltbilanzen vergangener setzten (hierzu auch Artikel „Ein Alptraum für Mensch und zukünftiger Olympischer und Paralympischer Spiele und Tier“ in diesem Heft) oder einen Fluss in Afrika vor sowie Berichte über vielfältige Umweltaktivitäten von weiterer Verschmutzung bewahrten oder Tauchsportler, Sportorganisationen aus der ganzen Welt. die einen serbischen See reinigten. Diese Darstellung eines engagierten und konkreten Umweltschutzes durch Die Umweltarbeit des IOC ist vergleichsweise jung und Sportorganisationen ist zwar ebenso notwendig wie wurde erst Mitte der 1990er Jahre begründet. Seither positiv, macht jedoch auch die Grenzen einer internatio- bestehen die IOC-Umweltkommission und die IOC- nalen Konferenz deutlich. Sportorganisationen, die über Umweltkonferenzen; die Zusammenarbeit des IOC mit eine programmatisch und personell ausdifferenziertere dem UN-Umweltprogramm UNEP sowie mit weiteren Umweltarbeit verfügen, finden sich immer weniger UN-Einrichtungen wurde aufgebaut. Zahlreiche Grund- im Konferenzprogramm wieder. Daher haben einige, lagendokumente und Materialien wurden entwickelt überwiegend europäische Sportverbände in Sotschi und die internationale politische und fachliche Umwelt- vereinbart, ihren Erfahrungsaustausch bilateral fortzu- arbeit – beispielsweise im Rahmen der Rio-Konferenzen führen. Hier ist zu wünschen, dass das IOC den unter- und des Agenda-21-Prozesses sowie der Nachhaltig- schiedlichen Erwartungen und Rahmenbedingungen in keitsdebatten – wurde für die Anwendung im Sport seiner zukünftigen Konferenz- und Facharbeit stärker „übersetzt“. Auf diese Weise wurden die Mitgliedsnatio- Rechnung trägt – andernfalls droht, dass das IOC der nen zur sportbezogenen Umweltarbeit motiviert und die Themenentwicklung hinterher läuft. entsprechenden Aktivitäten von Sportorganisationen, so auch des DOSB, wirksam unterstützt. Die Anliegen und Umweltkonzepte von Peking bis Rio de Janeiro Themen „Umwelt“ und „Nachhaltigkeit“ haben Ein- gang gefunden in die Bewerbungs- und Organisations- Zum Kern der IOC-Umweltkonferenzen gehören die konzepte Olympischer und Paralympischer Spiele. In der Analysen der Umweltkonzepte der Olympischen und jüngeren Vergangenheit wurde der Erfahrungsaustausch Paralympischen Spiele. Vancouver und London knüpften zwischen den Sportorganisationen durch kontinentale nahtlos an Peking 2008 an, wo eine strategische Zusam- und regionale Treffen ergänzt; durch die Gründung menarbeit mit UNEP, die Mitwirkung von Greenpeace, des IOC-Umweltpreises 2009 wird die Bandbreite des Investitionen in den ÖPNV und vielfältige Innovationen Umweltschutzengagements gewürdigt. Die Homepage im Bereich des „technischen“ Umweltschutzes auf des IOC, www.olympic.org, gibt über die IOC-Umwelt- der Habenseite zu verbuchen waren. Die Berichte aus arbeit sehr umfangreich Auskunft. Vancouver 2010 und London 2012 waren sehr ermuti- 10 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
gend, denn beide Veranstaltungen haben die olympi- und Landschaft! Im sogenannten OGI (Olympic Games sche Umweltthematik zeitgemäß weiterentwickelt. So Impact), dem Bericht des Organisations-Komitees von berichtete der ehemalige Bürgermeister von Whistler, Sotschi (SOCOG) vom Januar 2013, wurden die zentralen dem „Schneestandort“ von Vancouver, dass – auf Leitziele von Sotschi 2014 herausgestellt. Zentrales stra- Basis eines strategischen Ziels, wonach die Gemeinde tegisches Ziel ist demnach die Darstellung eines „neuen nicht wachsen wollte – Olympia 2010 die Lebensbe- Russlands“. Auch Svetlana Zhurova, erste Stellvertreterin dingungen der Bevölkerung vor Ort verbesserte. Mehr des Duma-Ausschusses für internationale Angelegen- Qualität durch Olympia ohne quantitativen Zuwachs ist heiten, betonte in ihrer Rede, dass es vor allem darum machbar, so lautete die kanadische Bilanz. London 2012 ginge, das Image Russlands zu verändern und Stereotypen erweiterte – wie bereits Vancouver – das Umweltprofil aufzubrechen. Svetlana Zhurova, immerhin Olympiasie- zu einem Nachhaltigkeitsprofil und entwickelte hierfür gerin im Eisschnelllauf, ging auf Sotschi als zukünftiges klare Prioritäten wie im Bereich der Stadtentwicklung, Wintersportzentrum in ihrer Grundsatzrede nicht ein. der Berichterstattung sowie hinsichtlich der Nachnut- Im strategischen Zielkatalog des OGI-Berichts werden zung der Sportstätten und des Olympic Parks. Die umweltnahe Themen wie naturschutzfachliche Aspekte, Konzeptentwicklung von Rio de Janeiro 2016 ist noch Reduzierung von Flächenverbrauch und -versiegelung nicht vollständig abgeschlossen. Doch zeichnen sich ecetera kaum aufgegriffen. auch hier innovative Beiträge ab. Beispielsweise ist der Umbau einer Sporthalle in mehrere Schulgebäude nach Der Entwicklungsimpuls, der mit der Schaffung der Olym- Abschluss der Wettkämpfe geplant. Aktuell integriert piainfrastruktur verbunden ist, ist in Sotschi unter nahezu das Organisationskomitee angesichts der sozialen Unru- allen Blickwinkeln (Flächenerschließung, Investitionssum- hen in Brasilien gesellschaftspolitische Perspektiven in men, Anzahl von Umsiedlungen, Natureingriffen etc.) das Nachhaltigkeitsprofil. gigantisch. Die Behauptung der russischen Regierung, es handele sich um die „größte Baustelle“ der Welt, blieb Unter Umweltkriterien bleibt Sotschi weit hinter bislang unwidersprochen. Nach Angaben von SOCOG London und Vancouver zurück sind seit mehreren Jahren stets zwischen 20.000 und (zur- zeit) 100.000 Arbeitskräfte mit rund 5.000 LKW beschäf- Und Sotschi 2014? Eine ausgewogene Bewertung des tigt. Die Bauprojekte haben die Lebens- und Luftqualität Austragungsortes Sotschi fällt schwer. Zunächst ist hierbei merklich belastet, was auch vom OK nicht bestritten wird. die Ausgangssituation zu würdigen: Die Stadt verfügte Zur Erschaffung einer kompletten Wintersportinfrastruktur weder über ein zeitgemäßes Abfallmanagement noch sind in der Bergregion umfangreiche Bau- und Erschlie- über ein umweltgerechtes Wasser- und Abwassersys- ßungsmaßnahmen in natursensiblen Räumen durchge- tem. Das Organisationskomitee (OK) berichtete nun über führt worden. Neben den grundsätzlichen Einwänden eine Fülle von Maßnahmen wie die Modernisierung der hinsichtlich der Größendimension und den schwer Transport- und kommunalen Infrastruktur, die Ausgestal- aushaltbaren Widersprüchen zwischen dem Wertekatalog tung eines barrierefreien öffentlichen Raumes, umwelt- des IOC einerseits und den Selbstbehauptungsansprüchen freundliche Modernisierung des Wasser-, Abwasser- und Russlands andererseits konzentrieren sich die Einwände Kläranlagensystems und der Aufbau eines zeitgemäßen vor allem auf die Umwelt- und Naturschutzaspekte. Die Abfallmanagements. Im Zuge der Vorbereitungen wurden „Umweltwache Nordkaukasus“, eine regionale Umwelt- in Sotschi der technische Umweltschutz eingeführt und schutzorganisation, problematisiert unter anderem, dass ein „grüner“ Baustandard erreicht. Trotz dieser Maß- für viele Bauvorhaben weder Genehmigungen noch nahmen schmälern die zu erwartenden Negativeffekte Umweltgutachten vorgelegt und insgesamt über 20.000 die Gesamtbilanz: Verlierer von Sotschi 2014 sind Natur Hektar Wald gerodet und Fläche erschlossen wurden. Umwelt- und Klimaschutz im Sport l 11
Die russische Seite geht Fragen zu den Eingriffen in die Die kritischen Aspekte sind insbesondere folgende: Umwelt aus dem Weg. Im OGI-Bericht von SOCOG l Standort des „Snow Clusters” in einem Nationalpark werden die offenkundigen massiven Natureingriffe nicht mit hoher biologischer Vielfalt, dargestellt. Im Fachbesuchsprogramm am ersten Kon- l Projektentwicklungen ohne Umweltscreening und gresstag konnten oder wollten die hervorragend eng- ausreichende Umweltfolgenabschätzungen, lischsprechenden Führer keine Fragen zu den Umwelt- l unzureichendes Monitoring, schlechte Projektdoku- profilen der besichtigten Stadien beantworten, was für mentation und lückenhafte Berichterstattung. ein Besuchsprogramm anlässlich einer Umweltkonferenz l Anstelle des Ausbaus einer bestehenden Straße nach bemerkenswert ist.Eine anfängliche Zusammenarbeit Krasnaja Poljana wurde eine neue Trasse gebaut und der russischen Seite mit Umweltexperten und Umwelt- hierfür 3.000 Hektar gerodet und massiv in Natur- verbänden anderer Länder ist 2010 faktisch eingestellt und Siedlungsräume eingegriffen. worden. Die Zusammenarbeit mit UNEP gestaltet sich l Auf eine Fülle zeitgemäßer umweltrelevanter Maß- nach Aussage des UNEP-Vertreters sehr schwierig. Der nahmen wurde verzichtet, obwohl diese beispiels- UNEP-Vorschlag, SOCOG möge frühzeitig ein modernes weise durch die UNEP oder durch WWF angemahnt Monitoringsystem aufbauen, um die Umweltauswirkun- wurden. Hierzu zählen verpflichtende Umweltstan- gen messen, dokumentieren und bewerten zu können, dards für Lizenznehmer, Zulieferer ecetera, emis- ist nur in Ansätzen umgesetzt. Vor diesem Hintergrund sionsreduzierendes Baustellenmanagement und sind zahlreiche Angaben von SOCOG nicht überprüfbar. wissensbasierte Ausgleichsmaßnahmen. Zum Beispiel wurde mitgeteilt, dass für jeden abgeholz- l Der Klimaschutz nimmt eine relativ zurückgenommene ten Baum drei neue Bäume gepflanzt worden seien; Rolle ein. Die Berechnung der CO2 Bilanz von Sotschi dies sagt jedoch nichts aus über den wahrscheinlichen 2014 (360.000 CO2) ist nicht plausibel. Außerdem bleibt Verlust der mit der Rodung beziehungsweise Versiege- unklar, ob diese Summe nur für die Olympischen oder lung verbundenen biologischen Vielfalt. aber auch für die Paralympischen Spiele gilt. Ausgleichs- maßnahmen werden von SOCOG selbst nicht durchge- Aufgrund der sich abzeichnenden schlechten Umwelt- führt, sondern über den Wirtschaftspartner DOW. und Naturschutzbilanz plant das SOCOG zumindest l Für die Nachnutzung der Sportstätten im „Coastal in Teilbereichen neu, um die Umweltauswirkungen zu Cluster“ wurde kein schlüssiges Konzept vorgelegt reduzieren. So wurden die Bob- und Rodelbahn, das und zum Teil widersprüchliche Angaben gemacht. Biathlon-Zentrum sowie das Olympische Dorf in Kras- Es sind wohl Umbauten vorgesehen: So soll aus naja Poljana aus der wichtigen Pufferzone des National- einem Eisstadion ein Bahnradstadion und aus dem Parks an einen anderen Standort verlegt. Zumindest Medienzentrum ein Einkaufszentrum entstehen. teilweise wurde FSC-zertifiziertes Holz verwendet; der Zudem wurde auf Sotschi als Standort der Formel 1 National-Park wurde ausgeweitet und die Aufzucht 2014, der Eishockey WM 2016 und der Fußball WM des „persischen Leoparden“ aufgebaut. Durch diese 2018 verwiesen. Hinsichtlich des Snow Clusters Maßnahmen wurde die negative Bewertung von UNEP wurde überraschenderweise nicht auf eine leistungs- aus dem Jahr 2008 zwar etwas abgeschwächt, aber sportliche Nachnutzung verwiesen, sondern aus- im Grundsatz kaum verändert: „… the Sochi 2014 schließlich auf die touristische Nutzung. Olympic and Paralympic Winter Games are far from l Schließlich ist die finanzielle Dimensionen von Sotschi being an environmental model for Olympic Games. Our 2014 bedenklich: Belief sich die Kostenschätzung impression of Sochi 2014 is that the Games are part of a 2009 noch auf rund 10 Milliarden Euro, so wird der general economic development in which environmental Kostenrahmen derzeit auf 35 bis 50 Milliarden Euro aspects play only a minor role.” geschätzt und nicht dementiert. 12 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
Im Vordergrund von Sotschi 2014 steht die Positionie- 2014 belegt zudem, dass Aspekte des Umweltschut- rung eines international bedeutsamen und modernen zes und der Nachhaltigkeit noch nicht integraler und „neuen“ Russlands, welches die postsowjetische Ära selbstverständlicher Bestandteil von Bewerbungs- und hinter sich gelassen hat und sich auf Augenhöhe mit Organisationskonzeptionen sind. Das IOC kann und den global führenden Staaten befindet. Negativ fallen sollte auf Vorhandenem aufbauen und das Umwelt- und insbesondere die Naturzerstörung sowie die Größendi- Nachhaltigkeitsthema strukturell und strategisch wei- mensionen ins Gewicht. Unter Umweltkriterien bleibt terentwickeln sowie verbindlich verankern. Dazu ist es Sotschi weit hinter London und Vancouver zurück. Auch notwendig, das Umwelt- zum Nachhaltigkeitsthema pro- eine Bilanz der 10. IOC-Umweltkonferenz fällt insge- grammatisch zu erweitern und die Formate umzubenen- samt gemischt aus: Zum einen ist es gelungen, in den nen in IOC-Nachhaltigkeitskonferenz beziehungsweise vergangenen 25 Jahren ein neues Themenfeld für die IOC-Nachhaltigkeitskommission. Genauso sollte eine olympische Bewegung zu etablieren und inhaltlich aus- Nachhaltigkeitsabteilung in der IOC-Zentrale aufgebaut zugestalten. Sportorganisationen wurden und werden werden. Notwendig erscheint auch, die IOC-Kommission durch das IOC darin unterstützt, eigene Umweltprofile um Fachleute personell zu erweitern und das Profil der aufzubauen. An den IOC-Umweltwettbewerben haben Kommission zu erneuern. Sportverbände könnten so eine sich seit 2008 rund 150 engagierte Umweltprojekte differenziertere, fachliche Begleitung und Unterstützung von Sportorganisationen beteiligt und damit diesem Teil erhalten. Außerdem ist eine umfangreiche umweltfach- der weltweiten Umweltarbeit ein Gesicht gegeben. Im liche und verbindliche Ausgestaltung des Bewerbungs- Bereich der Olympischen und Paralympischen Spiele tru- und Organisationsprozesses der Olympischen Spiele gen zuletzt London und Vancouver und in Teilen auch nötig, etwa durch obligatorische Begutachtung durch Peking zu einer positiven Weiterentwicklung bei. UNEP, obligatorisches Umweltscreening, Adressierung von klimaschutzbezogenen Themen wie etwa Klimaaus- Die Umweltstrategie des IOC muss konsequent gleich, Darstellung von Nutzungskonzeptionen für die ausgebaut werden postevent-Phase, Integration von Umweltanforderungen in den Pflichtenheften der internationalen Fachverbände Anderseits ist es dem IOC noch nicht gelungen, das (IFs). Wünschenswert wäre zudem die Zusammenarbeit Verhältnis von „Umwelt“ und „Nachhaltigkeit“ auszuba- mit NGOs auf IOC Ebene und die Integration von NGOs lancieren. Die Forderung der IOC-Umweltkonferenz von in Bewerbungs- und Organisationsprozesse. Doha im Jahr 2011, die Umwelt-Programmatik systema- tisch zu einer Nachhaltigkeitsprogrammatik zu erweitern, Wenn das IOC die Steuerung des Umwelt- und Nachhal- ist bislang unerfüllt. Die negative Umweltbilanz von Sot- tigkeitsthemas konsequent ausbaut, bei der Vorberei- schi 2014 belegt, dass es bei der Konzeption „grüner“ tung und Durchführung Olympischer Spiele selbst aktiv Olympischer Spiele keinen automatischen Fortschritt wird und entsprechende Rahmenbedingungen verbind- gibt. Von den vielfältigen gesellschaftspolitischen Heraus- lich ausgestaltet – und es nicht mehr überwiegend den forderungen ist „Umwelt“ dasjenige Thema, auf das OKs überlässt, was im Bereich Umwelt geschieht –, hat zwingend heute eine Antwort gegeben werden muss, da der Schutz der Umwelt eine große olympische Zukunft – dem Klima, der biologischen Vielfalt und der Natur die mit vielen Vorteilen für den Sport und die Gesellschaft. Zeit davon laufen. Entsprechend muss die Umweltstrate- gie des IOC heute konsequent ausgebaut werden. Man Weitere Informationen: Deutscher Olympischer kann und darf nicht länger in Lausanne darauf warten, Sportbund, Andreas Klages, Ressortleiter dass die „richtigen“ beziehungsweise umweltsensiblen Breitensport/Sporträume, Tel. 0 69/67 00-351, Bewerbungskomitees den Zuschlag erhalten. Sotschi klages@dosb.de* Umwelt- und Klimaschutz im Sport l 13
Landessportbund Hessen LSB Hessen vergibt erstmals Umwelt- und Klimaschutzberatung: Klimaschutzpreis Neue Schulungstermine (dosb umwelt) Mit dem erstmals ausgeschriebenen „Fra- (dosb umwelt) In den vergangenen Jahren hat Klima- port Klimaschutz- und Energieeffizienzpreis für Sport- schutz im und durch den Sport an Bedeutung gewon- anlagen“ sind jetzt der Sportverein Somborn 1909 e.V., nen. Die Antwort auf steigende Energiepreise sind der Turnverein 1891 Babenhausen e.V. und der Motor- Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Attraktive För- sportclub Schlüchtern e.V. ausgezeichnet worden. Der derangebote für energetische Modernisierungen haben Preis ist mit 3.500 Euro dotiert und wird für vorbildliche auch das Interesse von Sportstättenbetreibern geweckt. Maßnahmen im Bereich von Klimaschutz und Energieef- Der Landessportbund Hessen bietet deshalb wieder eine fizienz auf Sportanlagen verliehen. Preisgeber ist die Schulung zum/zur Umwelt- und Klimaschutzberater/in Fraport AG, in Sachen Förderung der Sportinfrastruktur im Sport an. Sie lernen, für die Vereine einen planvollen langjähriger Partner des Landessportbundes Hessen e.V. und günstigen Energieeinsatz zu planen. Auf der Grund- lage eines individuellen Energiekonzepts informieren Sie Der mit 2.000 Euro dotierte erste Preis wurde dem Sportstättenbetreiber über die Möglichkeiten, Energie Sportverein Somborn 1909 e.V. für die energetisch einzusparen und diese optimal zu nutzen sowie über gelungene Sanierung des Vereinsheims zugesprochen. den Einsatz regenerativer Energieträger – insbesondere Der Verein hat dabei umfangreiche Wärmeschutzmaß- bei Neubau, Modernisierung und Sanierung. nahmen umgesetzt. Zusätzlich wurde die vollständige Heiztechnik erneuert und die solare Wärmegewinnung Bei einem geschätzten Sanierungsbedarf von 42 Milliar- berücksichtigt. Eine Solarstromanlage rundet das ökolo- den Euro für die veralteten Sportanlagen in Deutschland gische Gesamtbild der „Solar Arena“ ab. ergeben sich hier gute Möglichkeiten für zukünftige Umwelt- und Klimaschutzberater. Das fachgerechte, für Den zweiten Preis in Höhe von 1.000 Euro erhielt der Sportstätten notwendige Wissen vermittelt nun wieder Turnverein 1891 Babenhausen e.V. für die Komplett- ein einwöchiger Lehrgang vom 12. bis 14. Mai 2014 sanierung seiner Turnhalle inklusive Wärmedämmung, in Frankfurt am Main. Zielgruppen sind Mitarbeiter/ einer modernen energiesparenden Heizzentrale, einer innen der Landessportbünde, der Bundes- und Lan- neuen Wärmeverteilung und einer energieeffizienten desverbände sowie von Vereinen, Kommunen, Ener- Beleuchtungsanlage. gieberater/innen, Mitarbeiter/innen von Planungsbüros und Mitarbeiter/innen im Gebäudemanagement sowie Mit einem Preisgeld von 500 Euro wurde der Motor- andere Interessierte. Der Lehrgang bietet unter anderem sportclub Schlüchtern e.V. für die Renovierung seines eine theoretische Einführung in die Öko-Check-Beratung Vereinsheims mit Installation einer Pelletsheizung, eines sowie eine praktische Schulung. Veranstaltungsort Scheitholzofens, solarer Energiegewinnung für die ist die Sportschule des Landessportbundes Hessen in Warmwasserbereitung und einer Regenwasserzisterne Frankfurt am Main. Der Teilnahmebeitrag beträgt für belohnt. die theoretische und praktische Ausbildung insgesamt 1.000 Euro. Im Preis enthalten sind Unterkunft, Verpfle- Die Preisgelder sind zweckgebunden für Maßnahmen gung und Lehrgangsmaterialien. Studenten, Arbeitslose, zur weiteren Verbesserung der Energieeffizienz und Mitarbeiter der Verbände und Teilnehmer des FÖJ/FSJ des Klimaschutzes zu verwenden. Überreicht wurden erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Für Arbeitslose gelten die Auszeichnungen von Fraport-Vorstandsmitglied besondere Geschäftsbedingungen. Peter Schmitz. „Sport verbindet, fördert Teamgeist 14 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
und verantwortungsvolles Handeln. Sport liegt uns als Weitere Informationen: Landessportbund Hes- Sponsor besonders am Herzen – genauso wie verant- sen, GB Sportinfrastruktur, Otto-Fleck-Schneise 4, wortungsvolles Handeln im Sinne einer effizienten 60528 Frankfurt, Tel. 0 69/67 89-266, Nutzung von Ressourcen und einem nachhaltigen E-Mail: umwelt@lsbh.de, www.landessportbund- Klimaschutz“, begründete Schmitz bei der Preisverlei- hessen.de/bereiche/bildung-und-personalentwick- hung auf dem Frankfurter Flughafen das Engagement lung/ausbildungsmassnahmen/weitere-ausbildungen/ der Fraport AG. ausbildung-zumzur-umwelt-und-klimaschutzberate- rin-im-sport/* Ein wichtiges Engagement, wie Andreas Klages, stell vertretender Direktor Breitensport/Sporträume des Bundespräsident überreicht Deutschen Deutschen Olympischen Sportbundes und Jurymitglied Umweltpreis des Wettbewerbs betonte. Schließlich, so Klages, best- ehe an Sportstätten in Deutschland ein Sanierungsstau © DBU/Peter Himsel von mehr als 42 Milliarden Euro. Er appellierte an die Verantwortlichen, die Sportstätten-Förderung kon- sequent in den Blick zu nehmen und die Chancen für eine energieeffiziente Modernisierung der Sportstätten zu nutzen. Rolf Hocke, Vizepräsident Vereinsmanagement, des Lan- dessportbundes Hessen e.V., dankte der Fraport AG für die finanzielle Unterstützung dieses außergewöhnlichen, vom Landessportbund Hessen e.V. ausgeschriebenen Preises. Hocke wörtlich: „Der Preis hilft ungemein, das Bewusstsein für Energieeffizienz und Klimaschutz weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.“ In Richtung Fraport sagte Hocke, man schätze sich gegenseitig als Die Preisträgerinnen Carmen Hock-Heyl (l.) und Ursula langjährigen Partner und freue sich, diese Partnerschaft Sladek mit Bundespräsident Joachim Gauck und nun auch im Sinne der Verantwortung für die Umwelt DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann (r.). ausweiten zu können. (dosb umwelt) Bundespräsident Joachim Gauck wür- Schmitz und Hocke gratulierten den Preisträgern zu digte die neuen Trägerinnen des Deutschen Umwelt- ihrem vorbildlichen Engagement, das weit über die preises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) sportlichen und sozialen Herausforderungen eines für ihren Mut, im Interesse ihrer Visionen Konflikte Sportvereins hinausgehe. Beide Partner erhoffen sich ausgetragen und Widerstände überwunden zu haben. von der Preisverleihung einerseits einen Motivations- Gauck: „Sie waren beharrlich. Sie waren auch risikof- schub für die Vereinsmitglieder, den eingeschlagenen reudig. Sie konnten sich durchsetzen, weil sie an ihre Weg stetig zu verfolgen. Andererseits „gehen wir davon Ideen geglaubt haben. Sie haben sich nicht beirren aus, dass der Preis eine Signalwirkung hat und weitere lassen. Sie sind ihren Weg gegangen.“ Ausgezeichnet Sportvereine zu Maßnahmen im Sinne des Umwelt- wurden in Osnabrück die Gründerin und Geschäftsfüh- schutzes veranlasst“, so Rolf Hocke und Peter Schmitz rerin der Firma Hock (Nördlingen), Carmen Hock-Heyl abschließend. (58), sowie die Vorstandsvorsitzende der Netzkauf Umwelt- und Klimaschutz im Sport l 15
© privat Klimawandel am Rhonegletscher im Wallis ElektrizitätsWerke Schönau (EWS) e. G., Ursula Sladek Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in Leipzig nach (67), mit dem mit 500.000 Euro höchstdotierten unab- einer Klage der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). hängigen Umweltpreis Europas. „Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ist ein großer Erfolg für alle Bürgerinnen und Bürger, die Umweltschutz stehe heute nicht mehr für „anstren- sich in diesem Land für eine intakte Umwelt einset- gende Ideologien“, sagte Gauck. Durch kraftvolle zen“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Persönlichkeiten werde er als Freude empfunden. Er sei Resch. Spätestens seit einem Urteil des Europäischen überzeugt, dass Furcht und Fatalismus kein gutes Klima Gerichtshofs (EuGH) im März 2011 habe die Bundes- für notwendige Veränderungen schaffen könnten. Die regierung gewusst, dass Deutschland seine Gesetze Frage verbinde sich mit der Sorge, wie die Stärke unserer entsprechend anpassen muss. Sie habe darauf jedoch Industriegesellschaft erhalten bleiben könne bei dem nicht reagiert. Die bisherige Gesetzeslage hatte es Wandel, der uns bevorstehe, ohne Raubbau an der Natur Umweltverbänden nur gestattet, gegen Vorhaben zu betreiben. Die Frage sei auch, wie nachfolgenden gerichtlich vorzugehen, die mit Umweltverträglich- Generationen lebenswerte Städte und Dörfer hinterlassen keitsprüfungen verbunden sind. Große Teile des werden könnten. Mut, die Zukunft eigenverantwortlich Umweltrechts haben jedoch mit derartigen Prüfungen und selbstbestimmt meistern zu können, machten da die nichts zu tun wie etwa nahezu das gesamte Klima- ausgezeichneten Erfindungen der Preisträgerinnen und schutzrecht, aber auch das Luftreinhalterecht. Der Preisträger des Deutschen Umweltpreises, die zeigten, EuGH hatte bereits im März 2011 entschieden, dass dass kleine Schritte mitunter Großes bewirken könnten. Verbände die Möglichkeit haben müssen, gegen Ver- waltungshandeln gerichtlich vorzugehen, wenn dieses Weitere Informationen: www.dbu.de* europäischem Umweltrecht widerspricht. Deutschland hätte ein völkerrechtliches Abkommen, die Aarhus- Bundesverwaltungsgericht stärkt Konvention, entsprechend umsetzen müssen. Mit dem Klagerechte von Umweltverbänden heutigen Urteil des höchsten deutschen Verwaltungs- gerichts muss diese Schlussfolgerung nun auch im (dosb umwelt) Deutsche Umweltverbände können in deutschen Recht verankert werden. Zukunft gegen alle nationalen Verstöße gegen EU- Umweltrecht gerichtlich vorgehen. Das entschied das Weitere Informationen: www.duh.de* 16 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
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