DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz

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DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
DOSB I Sport bewegt!

DOSB l Informationsdienst
      Sport schützt Umwelt
               Nr. 109 l Dezember 2013
  Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
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Impressum
Titel: DOSB l Informationsdienst SPORT SCHÜTZT UMWELT
Herausgeber: Deutscher Olympischer SportBund l Geschäftsbereich Sportentwicklung l Ressort Breitensport, Sporträume
Otto-Fleck-Schneise 12 l 60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 67 00 351, -278 l Fax +49 (0) 69 / 67 87 801
E-Mail der Redaktion: umwelt@dosb.de l www.dosb.de/de/sportentwicklung/sportstaetten-umwelt-und-klimaschutz
Redaktion: Gabriele Hermani, Andreas Klages, Inge Egli, Jörg Stratmann (v.i.S.d.P)
Alle Beiträge sind mit Quellenangaben ausdrücklich zum Abdruck / zur Kopie freigegeben.
„Der Informationsdienst ist das Umweltforum des Deutschen Olympischen Sportbundes. Die Beiträge geben nicht in jedem Falle die
Meinung des Herausgebers und dessen Mitgliedsorganisationen wieder.“
Der Informationsdienst SPORT SCHÜTZT UMWELT kann auch als Newsletter bestellt werden unter
http://dosb-newsletter.yum.de/newsletter/abo.php
Produktion: Frotscher Druck GmbH, Darmstadt l www.frotscher-druck.de
1. Auflage: 2.000 Stück I Dezember 2013

       klimaneutral
       natureOffice.com | DE-207-384586
       gedruckt

Klimaneutral gedruckt auf 100% Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel.
DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
Editorial

                                                    Der Sport muss seine Verantwortung für Natur und Umwelt verdeutlichen
Gabriele Hermani l © privat

                                                    von Gabriele Hermani, Redaktion SPORT SCHÜTZT UMWELT

                                                      (dosb umwelt) In dieser Ausgabe         neu gebaut werden, kritisiert er. Es sei von vornherein
                                                      stehen der Wintersport und der Kli-     klar gewesen, dass die Winterspiele am Schwarzen Meer
                                                      maschutz im Fokus. Gerade nachdem       niemals grüne Spiele werden würden. Ökologische Krite-
                                                      sich die Mehrheit der Bevölkerung       rien müssten in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen,
                                                      rund um München gegen eine              fordert der WWF-Chef.
                                                      Olympia-Bewerbung der bayerischen
                                                      Landeshauptstadt in 2022 ausgespro-     Ebenfalls nach Russland blickt Andreas Klages vom DOSB.
                                                      chen hat, muss sich der Sport fragen,   Denn Sotschi war auch Tagungsort der 10. IOC-Umwelt-
                                                      wie er in Zukunft noch stärker seine    konferenz, die Ende Oktober unter dem Motto „Changing
                              Verantwortung für Natur und Umwelt deutlich machen              Today for a better tomorrow“ stattfand. Im Mittelpunkt
                              kann. Denn auch in dieser Ausgabe zeigen viele Beispiele,       standen die Umweltbilanzen vergangener und zukünftiger
                              dass es im Sport nicht daran mangelt. Im Leitartikel blickt     Olympischer und Paralympischer Spiele sowie Berichte über
                              Professor Ralf Roth, Vorsitzender des Beirats für Umwelt        vielfältige Umweltaktivitäten von Sportorganisationen aus
                              und Skisportentwicklung im Deutschen Skiverband und             der ganzen Welt. Auch Klages berichtet, dass die Ausrichter
                              Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie an der         Fragen zu Eingriffen in die Umwelt aus dem Weg gingen.
                              Deutschen Sporthochschule Köln auf die Investitionen,           Die anfängliche Zusammenarbeit der russischen Seite mit
                              die in Skigebieten durch Anpassungsmaßnahmen an den             Umweltexperten und Umweltverbänden anderer Länder sei
                              Klimawandel entstehen. Er ist überzeugt, dass in den kom-       2010 faktisch eingestellt worden. Auch die Zusammenar-
                              menden Jahren die Folgen des Klimawandels abgemildert           beit mit der Umweltorganisation der Vereinten Nationen,
                              werden können und der Schneesport weiterhin eine bedeu-         UNEP, gestalte sich sehr schwierig, berichtet Klages.
                              tende Wertschöpfungsrolle spielen kann.
                                                                                              Erfolgsmeldungen kommen hingegen aus dem Hessischen
                              Auf der Weltklimakonferenz in Warschau ermahnte                 Kanu-Verband. Dort hatte man sich gemeinsam mit dem
                              UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Weltgemeinschaft,            Deutschen Kanu-Verband dafür eingesetzt, dass sich die
                              den Ausstoß von Treibhausgasen massiv zu reduzieren.            Wasserqualität im Kanurevier Werra verbessert und den
                              Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für             Wasserrahmenrichtlinien der EU entspricht. Auch die
                              Klimafolgenforschung ist überzeugt, dass wir durchaus           Aktion Schutzwald des Deutschen Alpenvereins kann für
                              ohne Wohlstandseinbußen aus der Nutzung der fossilen            2013 eine beachtliche Bilanz vorlegen: Rund 130 freiwillige
                              Energien aussteigen und die globale Erwärmung auf zwei          Helfer hatten für 11.000 frisch gepflanzte Tannen, Fich-
                              Grad begrenzen können. Im Interview macht er jedoch             ten, Lärchen und Buchen und 8.000 Meter ausgebesserte
                              auch deutlich, dass gerade die Emissionen aus Fernflügen        Steige gesorgt. Ein Alptraum für Mensch und Tier dage-
                              stark zu Buche schlagen und in diesem Sektor auch keine         gen ist der Plastikmüll im Meer. Jeder Einzelne kann einen
                              technologische Lösung in Sicht ist. Die Kompensation von        Beitrag dazu leisten, den Müll in den Meeren zu reduzie-
                              Flugemissionen durch Klimaschutzprojekte hält er daher für      ren. Darauf macht unser Gastbeitrag aufmerksam, den
                              sinnvoll.                                                       wir mit der freundlichen Genehmigung des Öko-Instituts
                                                                                              abdrucken. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass
                              Mit den Ausrichtern der kommenden Olympischen und               zum Thema „Biologische Vielfalt“ derzeit viel im DOSB und
                              Paralympischen Winterspiele geht Eberhard Brandes,              auch darüber hinaus passiert, wie Sie den Beiträgen hierzu
                              Geschäftsführer vom WWF Deutschland, in seinem                  entnehmen können.
                              Kommentar hart ins Gericht. Sotschi sei von Beginn an ein
                              Alptraum für Naturschützer. Anders als in London, Sydney        Das Redaktionsteam wünscht Ihnen eine anregende Lek-
                              oder selbst in Peking, wo man auf bestehende Infrastruk-        türe, ein frohes Fest und ein gesundes, glückliches neues
                              tur zurückgreifen konnte, musste in Sotchi nahezu alles         Jahr 2014.*

                                                                                                                                              Editorial l 3
DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
Inhaltsverzeichnis

l Editorial von Gabriele Hermani, Redaktion SPORT SCHÜTZT UMWELT
    „Der Sport muss seine Verantwortung für Natur und Umwelt verdeutlichen“............................................................. 3

l IM FOKUS: Wintersport und Klimaschutz l
l Leitartikel von Professor Dr. Ralf Roth, Vorsitzender des DSV-Beirats für Umwelt und Skisportentwicklung
    und Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln
    „Wintersport im Wandel: Sinnvolle Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel“................................................... 5
l   Interview mit Professor Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am
      Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
      „Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wettlauf gegen die Zeit“........................................................................ 7
l    Kommentar von Eberhard Brandes, Geschäftsführer von WWF Deutschland
      „Wintersport und Klimaschutz: Ökologische Kriterien müssen in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen“.............. 8

lU
  MWELT- UND KLIMASCHUTZ IM SPORT l
    Deutscher Olympischer Sportbund l Bericht von der 10. IOC-Umweltkonferenz in Sotschi:
    Umweltarbeit im Sport zwischen Fort- und Rückschritt............................................................................................ 10
    Landessportbund Hessen l Umwelt- und Klimaschutzberatung: Neue Schulungstermine...................................... 14
    LSB Hessen vergibt erstmals Klimaschutzpreis.......................................................................................................... 14
    Bundespräsident überreicht Deutschen Umweltpreis................................................................................................ 15
    Bundesverwaltungsgericht stärkt Klagerechte von Umweltverbänden...................................................................... 16

l S PORT IN NATUR UND LANDSCHAFT l
    Deutscher Olympischer Sportbund l Projekt „Sport bewegt – Biologische Vielfalt erleben“................................. 17
    Verband Deutscher Sporttaucher l Projekt zum naturkundlichen Tauchen erhält Deutschen Naturschutzpreis..... 17
    Deutscher Kanu Verband l Mit Europa im Boot für eine ökologische Flusspolitik................................................... 18
    Deutscher Segler-Verband l Fremde Wasserorganismen gefährden heimische Flora und Fauna............................. 19
    Deutscher Alpenverein l 10.000 Bäume gepflanzt und 8.000 laufende Meter Weg gepflegt................................ 20
    Landessportbund Niedersachsen l Sport im Wald: Enge Zusammenarbeit mit Landesforstamt vereinbart............ 21
    Ein Alptraum für Mensch und Tier: Plastikmüll im Meer........................................................................................... 21
    „Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald“ ist Projekt des Jahres der UN-Dekade Biologische Vielfalt..................... 24
    Grünspecht ist „Vogel des Jahres 2014“................................................................................................................... 25
    Vorsorgender Hochwasserschutz............................................................................................................................. 26
    UN-Dekade: Der Honigbiene beim Überleben helfen............................................................................................... 26

l S PORT UND NACHHALTIGKEIT l
    Deutsche Sportjugend l Neue Kampagne des Umweltzeichens „Der Blaue Engel“ gestartet................................. 27
    Standpunkt der CIPRA: Die jungen Geister, die sie rief … ........................................................................................ 27
    Greenpeace: Bademoden mit gefährlichen Chemikalien belastet ............................................................................. 28

l SERVICE l
l Personalien.......................................................................................................................................................... 29
l Veröffentlichungen........................................................................................................................................... 29
l Sportreisen........................................................................................................................................................... 30
l Wettbewerbe....................................................................................................................................................... 31

4 l Inhaltsverzeichnis
DOSB l Informationsdienst - Sport schützt Umwelt Nr. 109 l Dezember 2013 Im Fokus: Wintersport und Klimaschutz
Im Fokus
                                 Leitartikel

                                                     Wintersport im Wandel: Sinnvolle Anpassungsmaßnahmen
Prof. Dr. Ralf Roth l © privat

                                                     an den Klimawandel
                                                     von Professor Dr. Ralf Roth, Vorsitzender des DSV-Beirats für Umwelt und Skisport­
                                                     entwicklung sowie Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie der Deutschen
                                                     Sporthochschule Köln

                                                       (dosb umwelt) Der Saisonstart für    den Schneesport ist nicht nur die prognostizierte Erwär-
                                                       Skifahrer, Snowboarder und andere    mung, sondern auch die Veränderung der Winternieder-
                                                       Wintersportler steht kurz bevor;     schläge. Deren Vorhersage stellt sich aber im Vergleich
                                                       in vielen Skigebieten haben die      zur Temperaturentwicklung als schwieriger dar und ist
                                                       Seilbahnen bereits Fahrt aufgenom-   zudem mit deutlich größeren Unsicherheiten behaftet.
                                 men – meist ungeachtet dessen, ob bis dahin genügend       Somit bleiben beispielsweise mehrjährige Schwankun-
                                 natürlicher Schnee gefallen ist. Alljährlich kommen dann   gen der nordatlantischen Oszillation – das Druckverhält-
                                 auch die Themen Klimaentwicklung, Schneesicherheit         nis zwischen Islandtief im Norden und Azorenhoch im
                                 und Investitionsrisiko in die öffentliche Diskussion.      Süden – unbeachtet, diese sind jedoch bedeutsam für
                                                                                            die Niederschlagssumme in Süddeutschland. Vermehrte
                                 Die Klimaentwicklung ist ein globales Thema. Es betrifft   Winterniederschläge in den dafür ausreichenden
                                 nicht nur den Schneesport, sondern alle Natursport- und    Höhenlagen könnten den vorhergesagten Rückgang der
                                 Tourismusformen. Dabei ist die mögliche Veränderung        Schneedecke durch steigende Temperaturen verringern.
                                 der Schneedecke einer der meist diskutierten Aspekte.
                                 In der öffentlichen Debatte stellen sich insbesondere      Zudem ist auch der Zeithorizont in der Diskussion um den
                                 Fragen zu Schneesicherheit, Energieeffizienz, Ressour-     Klimawandel zu berücksichtigen. Neben den langfristi-
                                 cenmanagement und zu den generellen Zukunftsaus-           gen Auswirkungen und Prognosen von Temperaturzu-
                                 sichten des Schneesports. Bei den Wintertemperaturen,      nahmen bis zu mehreren Grad Celsius in diesem Jahrhun-
                                 die üblicherweise in den deutschen Mittelgebirgen          dert, stellt sich für den Schneesport vor allem eine Frage:
                                 und im Alpenraum herrschen, befindet sich der Schnee       Wie kann die Entwicklung – bezogen auf Strategie,
                                 oft nahe an seinem Schmelzpunkt. Die Schneedecke           Anpassungsmaßnahmen und Investitionen – kurz- und
                                 reagiert darum sehr empfindlich auf Witterungsein-         mittelfristig – also in den kommenden Jahren, verlaufen?
                                 flüsse.
                                                                                            In der aktuellen Diskussion finden diese unterschied-
                                 Die Analyse der Schneehöhen im letzten Jahrhundert         lichen Zeithorizonte kaum Beachtung. Viele Untersu-
                                 zeigt, dass die Schneedecke sowohl zeitlich wie auch       chungen zum Thema Schneesport und Klimawandel
                                 räumlich großen natürlichen Schwankungen unterliegt.       schließen mit dem Ergebnis, dass sich die Schneesport-
                                 Klare Aussagen dazu, inwieweit sie sich klimabedingt       verhältnisse in 50 bis 100 Jahren deutlich verschlechtern
                                 verändert, sind deshalb äußerst schwierig. In vielen       werden. Deutlich schwieriger lassen sich die kurz- und
                                 Artikeln wird der Klimawandel vorwiegend als reines        mittelfristigen Entwicklungen vorhersagen. Zusätzlich
                                 Temperatursignal interpretiert und auf bestehende          spielen die lokalen Unterschiede der Klimafaktoren an
                                 Zeitreihen als Erwärmung aufgeschlagen. Dabei wird         jedem einzelnen Standort eine entscheidende Rolle. Die
                                 oftmals davon ausgegangen, dass beispielsweise das         Klimamodelle mit ihrer groben räumlichen Auflösung
                                 Niederschlagsverhalten unverändert bleibt, was weder       können diese nicht abbilden. Die Schwankungen des
                                 in der absoluten Höhe noch in der jahreszeitlichen Ver-    Klimasystems machen es derzeit unmöglich, eine belast-
                                 teilung wahrscheinlich ist. Eine entscheidende Größe für   bare Aussage für den gängigen Investitionszeitraum von

                                                                                                                                          Im Fokus l 5
Schneesportanlagen zu treffen. Es ist wahrscheinlich,       im Einzugsbereich des Tagestourismus aus größeren
dass es bald deutlich wärmer wird. Ob „bald“ allerdings     Agglomerationen können unter Umständen bei sehr viel
2015 oder 2020 oder 2030 meint, bleibt unbestimmt.          kürzeren Betriebszeiten konkurrenzfähig betrieben wer-
Generell stellt sich die Frage, inwieweit Anpassungsmaß-    den. Eine Pauschalisierung der 100-Tage-Regel verzerrt
nahmen die Verletzbarkeit des Schneesports gegenüber        die Ergebnisse vieler Studien zu Gunsten großer und
dem Klimawandel verringern können. Im Vordergrund           hoch gelegener Schneesportstandorte und unterschlägt
stehen hier die Beschneiung und das Schneemanage-           die Flexibilität und Nischenfähigkeit im Tourismussektor
ment – also ein besser geplanter und sorgfältiger           der kleineren Standorte.
Umgang mit dem vorhandenen Schnee im Zuge der
Pistenpräparation. Im Sinne einer ganzheitlichen Bewer-     Zumindest für das kommende Jahrzehnt sind beim
tung sind neben den klimatischen Rahmenbedingungen          derzeitigen Stand der Wissenschaft keine belastba-
die technischen, ökonomischen und ökologischen Gege-        ren Aussagen zur Veränderung der Schneesicherheit
benheiten zu berücksichtigen.                               im deutschen Alpenraum und den höher gelegenen
                                                            Mittelgebirgen abzuleiten. Für diesen Zeithorizont
Die aktuellen Genehmigungsverfahren geben für die           bleiben Investitionen in den Schneesport sowohl für
ökologischen Fragestellungen einen sehr konkreten           private Investoren als auch für öffentliche Subventi-
Rahmen vor, wobei durchgeführte Eingriffe durch ent-        onsgeber eine Risikoinvestition. Deren klimatisches
sprechende Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden           Risiko ist zwar eher größer als kleiner, in jedem Fall
müssen. Aus technischer Sicht lässt die Entwicklung der     aber nicht zu beziffern. Politisches Handeln muss
Beschneiungstechnologie erwarten, dass künftig auch         demnach unter Bedingungen von relativer Ungewiss-
bei Rahmenbedingungen beschneit werden kann, die            heit stattfinden.
heute noch keine Schneeerzeugung zulassen. Gleichzei-
tig führen verbesserte Präparationstechniken zu länger      Für die meisten Skigebiete im deutschen Alpenraum und
anhaltenden Schneedecken.                                   den höher gelegenen Mittelgebirgsregionen kann davon
                                                            ausgegangen werden, dass sinnvolle Anpassungsmaß-
Für die ökonomische Beurteilung stellt sich auch die        nahmen in den nächsten Jahren die Folgen des Klima-
Frage, welche Betriebstageanzahl erreicht werden            wandels abmildern oder kompensieren können und der
muss, um entsprechende Investitionen zu rechtfertigen.      Schneesport weiterhin eine bedeutende Wertschöp-
Einige Studien ziehen beispielsweise die so genannte        fungsrolle spielen wird. Ein Abschied noch geeigneter
100-Tage-Regel als Kriterium heran, ob ein Skigebiet als    Standorte aus dem Wintersport im voreiligen Gehor-
schneesicher gelten kann. Allerdings ist für viele Skige-   sam der Klimawandel-Debatte macht wenig Sinn. Eine
biete vielmehr die Kombination aus den Betriebstagen        Entwicklung mit Augenmaß sowie eine zunehmende
in Relation zu den Investitions- und Betriebskosten ent-    Risikostreuung über ganzjährige Tourismusangebote
scheidend. Vor allem kleinere Skigebiete und Skigebiete     sind angesagt.

6 l Im Fokus
Interview

                                                                      Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wettlauf gegen die Zeit
                     Prof. Stefan Rahmstorf l
© Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

                                                                      mit Professor Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse
                                                                      am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

                                                                      Frage: Herr Professor Rahmstorf,       befriedete und nur dadurch zukunftsfähige Gesellschaft.
                                                                      die Diskussion um den Report des       Die Bundesregierung propagiert dagegen den „Green
                                                                      Weltklimarates IPCC verwirrt viele     Deal“, also Wachstum durch grüne Umgestaltung. Gibt
                                                                      Ehrenamtliche, die sich für den Kli-   es den einen, richtigen Weg?
                                                                      maschutz engagieren. Der Anstieg
                                                                      der globalen Erwärmung habe            Rahmstorf: Es ist in der Tat erschreckend: Fragt man
                                                                      eine Pause gemacht; sollen die         ein Vortragspublikum, wem es besser geht als seinen
                                                vielen Sportlerinnen und Sportler, die sich für den Klima-   Großeltern, dann heben fast alle die Hand. Fragt man,
                                                schutz im Sport engagieren, auch eine Pause einlegen?        ob sie glauben, dass es ihren Enkeln dereinst noch bes-
                                                                                                             ser gehen wird, dann meldet sich kaum noch jemand.
                                                Rahmstorf: Gewiss nicht. Diese angebliche „Erwär-            Viele haben den Glauben verloren, dass wir unsere
                                                mungspause“ bewegt sich völlig im Bereich der norma-         Lebensqualität dauerhaft verbessern können. Dabei
                                                len Schwankungen, die seit jeher auftreten, zum Beispiel     gibt es große Gestaltungsmöglichkeiten auch ohne das
                                                durch den natürlichen Wechsel von „El Niño“ und „La          Klima zu ruinieren. Der Wissenschaftliche Beirat Globale
                                                Niña“ im tropischen Pazifik. Wenn man nur kurze Zeit-        Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung
                                                räume anschaut, zehn oder fünfzehn Jahre, dann läuft         hat 2011 in seinem Gutachten „Gesellschaftsvertrag für
                                                die Erwärmung mal schneller und mal langsamer ab, je         eine Große Transformation“ aufgezeigt, wo die wesent-
                                                nachdem, mit welchem Jahr man genau anfängt und              lichen Probleme liegen, die wir lösen müssen, und wie
                                                endet. In den 15 Jahren bis einschließlich 2006 etwa         die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschafts-
                                                lief die globale Erwärmung fast doppelt so rasch wie         weise gelingen kann. Es zeigt sich: Wir können durchaus
                                                im Mittel der letzten 30 Jahre – kein Hahn hat damals        ohne Wohlstandseinbußen aus der Nutzung der fossilen
                                                danach gekräht. Es gibt aber starke Interessengruppen,       Energien aussteigen und die globale Erwärmung auf
                                                die bei jedem Klimabericht sofort wieder Zweifel an der      zwei Grad begrenzen. Wir haben bereits die nöti-
                                                globalen Erwärmung zu sähen versuchen, und dieses            gen Technologien dazu, und auch rein wirtschaftlich
                                                mal ist es ihnen gelungen, den IPCC-Bericht stark mit        betrachtet kommt uns dies günstiger als ein „weiter so“
                                                dem Begriff „Erwärmungspause“ in der Berichterstat-          auf dem fossilen Energiepfad. Sicher kann und sollte
                                                tung zu verknüpfen. Wer die gesamte Messkurve der            man sich auch grundlegende Gedanken machen, wie
                                                globalen Temperatur vor Augen hat sieht sofort, dass         viel und welche Art von Wachstum auf Dauer sinnvoll
                                                das Unsinn ist.                                              ist – akut sehe ich aber zunächst die Umstellung unseres
                                                                                                             Energiesystems auf die Erneuerbaren als vordringlich an,
                                                Frage: Der Zukunftsforscher Harald Welzer sagte              denn der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wett-
                                                unlängst bei uns im Interview, dass die heutige Gene-        lauf gegen die Zeit.
                                                ration bei der Umwelt, bei den Meeren, beim Klima
                                                Kredite aufnehme, die ihre Kinder und Enkel zu beglei-       Frage: Nach dem Scheitern des Umweltgipfel von Rio
                                                chen haben werden. Doch der Generationenvertrag              hat Ernst Ulrich von Weizsäcker auf Nachhaltigkeitsde-
                                                sei radikal gebrochen; das Motto des 21. Jahrhunderts        fizite hingewiesen: Solange der Reichtum der Länder
                                                laute: „Unsere Kinder sollen es mal schlechter haben als     eng an den Ausstoß klimaschädlicher Gase gekoppelt
                                                wir!“ Welzer rät zur Transformation in eine wachstums-       sei und die CO2-Intensität und das Bruttoinlandsprodukt

                                                                                                                                                         Im Fokus l 7
Interview l Kommentar

                                   pro Kopf parallel laufe, habe die Politik kein Interesse     Wettkämpfen. So wurde beispielsweise für die Flug- und
                                   daran, den wirtschaftlichen Umsatz seines Landes             Schiffsreise sowie den Fracht-Transport der deutschen
                                   zu schmälern. Das Entkoppeln von CO2-Ausstoß und             Olympiamannschaft nach London ein Klimaschutz-
                                   Wohlstand sei noch nicht einmal ansatzweise gelun-           projekt in Brasilien unterstützt. Wäre Klimaneutralität
                                   gen. Klimaschutz müsse „richtig profitabel“ werden           generell als festes Prinzip etabliert, nicht ein guter Weg
                                   und endlich die Energieeffizienztechniken eingesetzt         zu mehr Klimaschutz?
                                   werden, die es schon lange gäbe. Welche Rolle kann
                                   dabei das lokale Engagement, wie es im Sport prakti-         Rahmstorf: Gerade die Emissionen aus Fernflügen schla-
                                   ziert wird, spielen?                                         gen stark zu Buche und in diesem Sektor ist auch keine
                                                                                                technologische Lösung in Sicht – anders als etwa bei der
                                   Rahmstorf: Wir müssen nicht auf die große Politik war-       Stromversorgung, die durch bessere Technologie nahezu
                                   ten, deren Mühlen leider sehr langsam mahlen, sondern        emissionsfrei gestaltet werden kann. Ich halte die Kom-
                                   jeder kann in seinem persönlichen Umfeld sehr viel tun.      pensation von Flugemissionen durch Klimaschutzpro-
                                   Bezug von Ökostrom, die eigene Solaranlage auf dem           jekte daher für sinnvoll und mache das mit meinen (sehr
                                   Haus oder Vereinsheim oder die Wahl des Verkehrsmit-         seltenen) privaten Flügen auch so. Allerdings sollte man
                                   tels. Im Grunde kann man sich immer dort, wo man             sich auch keine Illusionen machen: Man kann keinesfalls
                                   Geld ausgibt, die Frage stellen: Was fördere ich damit?      alle fossilen Emissionen durch Aufforstung kompen-
                                   Die alten Strukturen oder den Übergang in eine nach-         sieren, sondern nur einen Bruchteil. Daher führt kein
                                   haltige Lebens- und Wirtschaftsweise?                        Weg vorbei an dem weitest gehenden Ausstieg aus der
                                                                                                Verbrennung fossiler Brennstoffe. Nur Nullemissionen
                                   Frage: Die Olympischen Winterspiele stehen vor der           stabilisieren auf Dauer das Klima.
                                   Tür und die deutsche Olympiamannschaft reist mög-
                                   licherweise auch in diesem Jahr klimaneutral zu den          Die Fragen stellte Gabriele Hermani, Berlin.*

                                                         Wintersport und Klimaschutz: Ökologische Kriterien müssen in Zukunft
              Eberhard Brandes l
© WWF Deutschland/Sabine Vielmo

                                                         eine entscheidende Rolle spielen.
                                                         von Eberhard Brandes, Geschäftsführer von WWF Deutschland

                                                          Wenn im Februar in Sotschi die        Weiterer Malus: Infrastruktur? Fehlanzeige. Also wurden
                                                          Olympischen Winterspiele eröff-       hastig und unüberlegt Sportstätten und andere Bauten
                                                          net werden, steht ein Verlierer       aus dem Boden gestampft. Ein Großteil liegt ausgerech-
                                                          bereits fest: die Umwelt. Die Idee,   net im Sotschi Nationalpark, einer Perle der Natur mit
                                                          das weltweit größte Sportereignis     außergewöhnlicher Artenvielfalt. Hier leben kaukasische
                                                          des Winters in eine Region zu ver-    Steinböcke, Wisente, Steinadler und seltene Eidechsen.
                                                          legen, in der Wetterbedingungen       Selbst Leoparden könnten hier wieder heimisch werden.
                                   wie am Mittelmeer herrschen, ist absurd bis aberwitzig.      Aber die wurden ja nicht gefragt.
                                   In mehr als der Hälfte Russlands ist der Boden perma-
                                   nent gefroren. Doch anstatt die Spiele im Altaigebirge       Olympia 2014 war von Beginn an ein Prestigeobjekt von
                                   oder im fernen Osten des Landes zu veranstalten, wer-        Staatspräsident Wladimir Putin und ein Alptraum für
                                   den sie ausgerechnet am Schwarzen Meer ausgerichtet.         Naturschützer. Anders als in London, Sydney oder selbst

                                   8 l Im Fokus
in Peking, wo man auf bestehende Infrastruktur zurück-      nach den Spielen vorgelegt und dafür 22 Millionen Euro
greifen konnte, musste in Sotschi nahezu alles neu          veranschlagt. Der Plan wurde abgelehnt.
gebaut werden. Neben einem neuen Stadion, Eishallen         FairPlay gegenüber der Natur spielt bei den Winter-
und Rodelbahnen mussten neue Straßen, Eisenbahn-            spielen im Kaukasus keine Rolle. Die olympische Idee
linien sowie ein grotesker Flughafenausbau und zehn-        hat dadurch einen bitteren Rückschlag erlitten. Bei den
tausende Hotelbetten her, die nach dem Großereignis         Spielen in Sydney oder London gab es durchaus Ansätze
kaum mehr gebraucht werden dürften. Sotschi wird            von Nachhaltigkeit, auch wenn nicht alle vollmundigen
niemals ein Wintersportort in großem Stil, da es hier gar   Versprechen erfüllt wurden. Der WWF fordert, dass bei
nicht genug Hänge gibt, auf denen 100.000 oder mehr         der Vergabe der Spiele ökologische Kriterien in Zukunft
Erholung suchende Skifahrer Platz finden könnten.           eine entscheidende Rolle spielen. Immerhin: Tokio,
                                                            Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2020, wirbt
Es war von vornherein klar, dass die Winterspiele am        mit grünen Spielen der kurzen Wege. Diese Idee muss
Schwarzen Meer niemals grüne Spiele werden würden.          ausgebaut und umgesetzt werden, damit Nachhaltigkeit
Dennoch haben der WWF und andere Umweltorganisa-            bei großen Sportveranstaltungen zur Selbstverständlich-
tionen an Verhandlungen teilgenommen, um zumindest          keit wird. Die Olympischen Spiele sollen ein Fest sein,
die krassesten Fehlplanungen zu verhindern. Leider          von dem auch Impulse für den Breitensport ausgehen.
nicht mit durchschlagendem Erfolg: Die Gespräche            Das gilt für den Umgang mit unserer Umwelt ganz
verliefen zwar durchaus konstruktiv, doch die Pläne für     besonders.
Ausgleichsmaßnahmen sind weit davon entfernt jemals
umgesetzt zu werden. Stattdessen wurden Fakten                   Weitere Informationen:
geschaffen und einmalige Naturlandschaften zerstört:             www.wwf.de/aktiv-werden/wildes-deutschland*
Mehr als 3.000 Hektar wertvoller Wälder wurden
gerodet. Autobahn- und Eisenbahntrassen wurden ohne
Rücksicht auf die Natur geplant und umgesetzt. Sport-
hallen wurden ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen
mitten im Marschland gebaut und haben die Lebens-
grundlagen vieler Arten zerstört. Auch auf Wander-
routen von Wölfen und anderen Tierarten wurde keine
Rücksicht genommen. Selbst in die Fischgründe des              Umweltschutz ist nicht nur ein Thema bei sportlichen
Msymta Flusses, eines der wichtigsten Laichgebiete der         Großveranstaltungen. Der WWF will kleinen Initiativen,
sogenannten Schwarzmeer-Forelle wurde eingegriffen.            darunter auch Sportvereinen, helfen, Naturschutzmaß-
Die Lebensgrundlage vieler Fischer steht auf der Kippe         nahmen in ihrem Umfeld umzusetzen. Im Rahmen des
und die ökologischen Schäden kann noch niemand                 Projekts „Wildes Deutschland“ können Vereine oder
beziffern.                                                     initiativen Finanzspritzen bis zu 10.000 Euro für lokale
                                                               Projekte beantragen. Ob es sich um Zuschüsse für die
Die Winterspiele in Sotschi werden die teuersten der
                                                               Begrünung des Vereinsheims oder einen Beitrag zur
Geschichte. Nach offiziellen Angaben kostet Putins
                                                               Renaturierung von ehemaligen Schwimmbädern oder
Protzspektakel mindestens 40 Milliarden Euro. Wenn es
                                                               anderen Sportstätten handelt, spielt keine Rolle. Der
darum geht, ökologische Reparaturarbeiten zu finan-
                                                               Vielfalt an Ideen sind keine Grenzen gesetzt.
zieren, ist die russische Regierung hingegen knauserig:
Experten der Vereinten Nationen und der Weltnatur-
schutzunion haben einen Plan für die Renaturierung

                                                                                                               Im Fokus l 9
Umwelt- und Klimaschutz im Sport

                                             Bericht von der 10. IOC-Umweltkonferenz in Sotschi: Umweltarbeit im
Andreas Klages l © DOSB

                                             Sport zwischen Fort- und Rückschritt

                                             von Andreas Klages

                                              (dosb umwelt) Sotschi, der Aus-       Umweltschutz durch Sportorganisationen vor Ort
                                              tragungsort der kommenden
                                              Olympischen und Paralympischen        Die Vielfalt des Umweltschutzengagements der Sport-
                                              Winterspiele, war auch Gastgeber      organisationen wurde bei der Verleihung des diesjähri-
                                              der 10. IOC-Umweltkonferenz, die      gen IOC-Umweltpreises in Sotschi deutlich. Unter den
                                              Ende Oktober unter dem Motto          Ausgezeichneten waren Sportlerinnen und Sportler, die
                          „Changing Today for a better tomorrow“ stattfand. Im      sich für die Beseitigung von Plastikmüll im Pazifik ein-
                          Mittelpunkt standen die Umweltbilanzen vergangener        setzten (hierzu auch Artikel „Ein Alptraum für Mensch
                          und zukünftiger Olympischer und Paralympischer Spiele     und Tier“ in diesem Heft) oder einen Fluss in Afrika vor
                          sowie Berichte über vielfältige Umweltaktivitäten von     weiterer Verschmutzung bewahrten oder Tauchsportler,
                          Sportorganisationen aus der ganzen Welt.                  die einen serbischen See reinigten. Diese Darstellung
                                                                                    eines engagierten und konkreten Umweltschutzes durch
                          Die Umweltarbeit des IOC ist vergleichsweise jung und     Sportorganisationen ist zwar ebenso notwendig wie
                          wurde erst Mitte der 1990er Jahre begründet. Seither      positiv, macht jedoch auch die Grenzen einer internatio-
                          bestehen die IOC-Umweltkommission und die IOC-            nalen Konferenz deutlich. Sportorganisationen, die über
                          Umweltkonferenzen; die Zusammenarbeit des IOC mit         eine programmatisch und personell ausdifferenziertere
                          dem UN-Umweltprogramm UNEP sowie mit weiteren             Umweltarbeit verfügen, finden sich immer weniger
                          UN-Einrichtungen wurde aufgebaut. Zahlreiche Grund-       im Konferenzprogramm wieder. Daher haben einige,
                          lagendokumente und Materialien wurden entwickelt          überwiegend europäische Sportverbände in Sotschi
                          und die internationale politische und fachliche Umwelt-   vereinbart, ihren Erfahrungsaustausch bilateral fortzu-
                          arbeit – beispielsweise im Rahmen der Rio-Konferenzen     führen. Hier ist zu wünschen, dass das IOC den unter-
                          und des Agenda-21-Prozesses sowie der Nachhaltig-         schiedlichen Erwartungen und Rahmenbedingungen in
                          keitsdebatten – wurde für die Anwendung im Sport          seiner zukünftigen Konferenz- und Facharbeit stärker
                          „übersetzt“. Auf diese Weise wurden die Mitgliedsnatio-   Rechnung trägt – andernfalls droht, dass das IOC der
                          nen zur sportbezogenen Umweltarbeit motiviert und die     Themenentwicklung hinterher läuft.
                          entsprechenden Aktivitäten von Sportorganisationen, so
                          auch des DOSB, wirksam unterstützt. Die Anliegen und      Umweltkonzepte von Peking bis Rio de Janeiro
                          Themen „Umwelt“ und „Nachhaltigkeit“ haben Ein-
                          gang gefunden in die Bewerbungs- und Organisations-       Zum Kern der IOC-Umweltkonferenzen gehören die
                          konzepte Olympischer und Paralympischer Spiele. In der    Analysen der Umweltkonzepte der Olympischen und
                          jüngeren Vergangenheit wurde der Erfahrungsaustausch      Paralympischen Spiele. Vancouver und London knüpften
                          zwischen den Sportorganisationen durch kontinentale       nahtlos an Peking 2008 an, wo eine strategische Zusam-
                          und regionale Treffen ergänzt; durch die Gründung         menarbeit mit UNEP, die Mitwirkung von Greenpeace,
                          des IOC-Umweltpreises 2009 wird die Bandbreite des        Investitionen in den ÖPNV und vielfältige Innovationen
                          Umweltschutzengagements gewürdigt. Die Homepage           im Bereich des „technischen“ Umweltschutzes auf
                          des IOC, www.olympic.org, gibt über die IOC-Umwelt-       der Habenseite zu verbuchen waren. Die Berichte aus
                          arbeit sehr umfangreich Auskunft.                         Vancouver 2010 und London 2012 waren sehr ermuti-

                          10 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
gend, denn beide Veranstaltungen haben die olympi-            und Landschaft! Im sogenannten OGI (Olympic Games
sche Umweltthematik zeitgemäß weiterentwickelt. So            Impact), dem Bericht des Organisations-Komitees von
berichtete der ehemalige Bürgermeister von Whistler,          Sotschi (SOCOG) vom Januar 2013, wurden die zentralen
dem „Schneestandort“ von Vancouver, dass – auf                Leitziele von Sotschi 2014 herausgestellt. Zentrales stra-
Basis eines strategischen Ziels, wonach die Gemeinde          tegisches Ziel ist demnach die Darstellung eines „neuen
nicht wachsen wollte – Olympia 2010 die Lebensbe-             Russlands“. Auch Svetlana Zhurova, erste Stellvertreterin
dingungen der Bevölkerung vor Ort verbesserte. Mehr           des Duma-Ausschusses für internationale Angelegen-
Qualität durch Olympia ohne quantitativen Zuwachs ist         heiten, betonte in ihrer Rede, dass es vor allem darum
machbar, so lautete die kanadische Bilanz. London 2012        ginge, das Image Russlands zu verändern und Stereotypen
erweiterte – wie bereits Vancouver – das Umweltprofil         aufzubrechen. Svetlana Zhurova, immerhin Olympiasie-
zu einem Nachhaltigkeitsprofil und entwickelte hierfür        gerin im Eisschnelllauf, ging auf Sotschi als zukünftiges
klare Prioritäten wie im Bereich der Stadtentwicklung,        Wintersportzentrum in ihrer Grundsatzrede nicht ein.
der Berichterstattung sowie hinsichtlich der Nachnut-         Im strategischen Zielkatalog des OGI-Berichts werden
zung der Sportstätten und des Olympic Parks. Die              umweltnahe Themen wie naturschutzfachliche Aspekte,
Konzeptentwicklung von Rio de Janeiro 2016 ist noch           Reduzierung von Flächenverbrauch und -versiegelung
nicht vollständig abgeschlossen. Doch zeichnen sich           ecetera kaum aufgegriffen.
auch hier innovative Beiträge ab. Beispielsweise ist der
Umbau einer Sporthalle in mehrere Schulgebäude nach           Der Entwicklungsimpuls, der mit der Schaffung der Olym-
Abschluss der Wettkämpfe geplant. Aktuell integriert          piainfrastruktur verbunden ist, ist in Sotschi unter nahezu
das Organisationskomitee angesichts der sozialen Unru-        allen Blickwinkeln (Flächenerschließung, Investitionssum-
hen in Brasilien gesellschaftspolitische Perspektiven in      men, Anzahl von Umsiedlungen, Natureingriffen etc.)
das Nachhaltigkeitsprofil.                                    gigantisch. Die Behauptung der russischen Regierung, es
                                                              handele sich um die „größte Baustelle“ der Welt, blieb
Unter Umweltkriterien bleibt Sotschi weit hinter              bislang unwidersprochen. Nach Angaben von SOCOG
London und Vancouver zurück                                   sind seit mehreren Jahren stets zwischen 20.000 und (zur-
                                                              zeit) 100.000 Arbeitskräfte mit rund 5.000 LKW beschäf-
Und Sotschi 2014? Eine ausgewogene Bewertung des              tigt. Die Bauprojekte haben die Lebens- und Luftqualität
Austragungsortes Sotschi fällt schwer. Zunächst ist hierbei   merklich belastet, was auch vom OK nicht bestritten wird.
die Ausgangssituation zu würdigen: Die Stadt verfügte         Zur Erschaffung einer kompletten Wintersportinfrastruktur
weder über ein zeitgemäßes Abfallmanagement noch              sind in der Bergregion umfangreiche Bau- und Erschlie-
über ein umweltgerechtes Wasser- und Abwassersys-             ßungsmaßnahmen in natursensiblen Räumen durchge-
tem. Das Organisationskomitee (OK) berichtete nun über        führt worden. Neben den grundsätzlichen Einwänden
eine Fülle von Maßnahmen wie die Modernisierung der           hinsichtlich der Größendimension und den schwer
Transport- und kommunalen Infrastruktur, die Ausgestal-       aushaltbaren Widersprüchen zwischen dem Wertekatalog
tung eines barrierefreien öffentlichen Raumes, umwelt-        des IOC einerseits und den Selbstbehauptungsansprüchen
freundliche Modernisierung des Wasser-, Abwasser- und         Russlands andererseits konzentrieren sich die Einwände
Kläranlagensystems und der Aufbau eines zeitgemäßen           vor allem auf die Umwelt- und Naturschutzaspekte. Die
Abfallmanagements. Im Zuge der Vorbereitungen wurden          „Umweltwache Nordkaukasus“, eine regionale Umwelt-
in Sotschi der technische Umweltschutz eingeführt und         schutzorganisation, problematisiert unter anderem, dass
ein „grüner“ Baustandard erreicht. Trotz dieser Maß-          für viele Bauvorhaben weder Genehmigungen noch
nahmen schmälern die zu erwartenden Negativeffekte            Umweltgutachten vorgelegt und insgesamt über 20.000
die Gesamtbilanz: Verlierer von Sotschi 2014 sind Natur       Hektar Wald gerodet und Fläche erschlossen wurden.

                                                                                Umwelt- und Klimaschutz im Sport l 11
Die russische Seite geht Fragen zu den Eingriffen in die   Die kritischen Aspekte sind insbesondere folgende:
Umwelt aus dem Weg. Im OGI-Bericht von SOCOG               l	Standort des „Snow Clusters” in einem Nationalpark
werden die offenkundigen massiven Natureingriffe nicht        mit hoher biologischer Vielfalt,
dargestellt. Im Fachbesuchsprogramm am ersten Kon-         l	Projektentwicklungen ohne Umweltscreening und
gresstag konnten oder wollten die hervorragend eng-           ausreichende Umweltfolgenabschätzungen,
lischsprechenden Führer keine Fragen zu den Umwelt-        l	unzureichendes Monitoring, schlechte Projektdoku-
profilen der besichtigten Stadien beantworten, was für        mentation und lückenhafte Berichterstattung.
ein Besuchsprogramm anlässlich einer Umweltkonferenz       l	Anstelle des Ausbaus einer bestehenden Straße nach
bemerkenswert ist.Eine anfängliche Zusammenarbeit             Krasnaja Poljana wurde eine neue Trasse gebaut und
der russischen Seite mit Umweltexperten und Umwelt-           hierfür 3.000 Hektar gerodet und massiv in Natur-
verbänden anderer Länder ist 2010 faktisch eingestellt        und Siedlungsräume eingegriffen.
worden. Die Zusammenarbeit mit UNEP gestaltet sich         l	Auf eine Fülle zeitgemäßer umweltrelevanter Maß-
nach Aussage des UNEP-Vertreters sehr schwierig. Der          nahmen wurde verzichtet, obwohl diese beispiels-
UNEP-Vorschlag, SOCOG möge frühzeitig ein modernes            weise durch die UNEP oder durch WWF angemahnt
Monitoringsystem aufbauen, um die Umweltauswirkun-            wurden. Hierzu zählen verpflichtende Umweltstan-
gen messen, dokumentieren und bewerten zu können,             dards für Lizenznehmer, Zulieferer ecetera, emis-
ist nur in Ansätzen umgesetzt. Vor diesem Hintergrund         sionsreduzierendes Baustellenmanagement und
sind zahlreiche Angaben von SOCOG nicht überprüfbar.          wissensbasierte Ausgleichsmaßnahmen.
Zum Beispiel wurde mitgeteilt, dass für jeden abgeholz-    l	Der Klimaschutz nimmt eine relativ zurückgenommene
ten Baum drei neue Bäume gepflanzt worden seien;              Rolle ein. Die Berechnung der CO2 Bilanz von Sotschi
dies sagt jedoch nichts aus über den wahrscheinlichen         2014 (360.000 CO2) ist nicht plausibel. Außerdem bleibt
Verlust der mit der Rodung beziehungsweise Versiege-          unklar, ob diese Summe nur für die Olympischen oder
lung verbundenen biologischen Vielfalt.                       aber auch für die Paralympischen Spiele gilt. Ausgleichs-
                                                              maßnahmen werden von SOCOG selbst nicht durchge-
Aufgrund der sich abzeichnenden schlechten Umwelt-            führt, sondern über den Wirtschaftspartner DOW.
und Naturschutzbilanz plant das SOCOG zumindest            l	Für die Nachnutzung der Sportstätten im „Coastal
in Teilbereichen neu, um die Umweltauswirkungen zu            Cluster“ wurde kein schlüssiges Konzept vorgelegt
reduzieren. So wurden die Bob- und Rodelbahn, das             und zum Teil widersprüchliche Angaben gemacht.
Biathlon-Zentrum sowie das Olympische Dorf in Kras-           Es sind wohl Umbauten vorgesehen: So soll aus
naja Poljana aus der wichtigen Pufferzone des National-       einem Eisstadion ein Bahnradstadion und aus dem
Parks an einen anderen Standort verlegt. Zumindest            Medienzentrum ein Einkaufszentrum entstehen.
teilweise wurde FSC-zertifiziertes Holz verwendet; der        Zudem wurde auf Sotschi als Standort der Formel 1
National-Park wurde ausgeweitet und die Aufzucht              2014, der Eishockey WM 2016 und der Fußball WM
des „persischen Leoparden“ aufgebaut. Durch diese             2018 verwiesen. Hinsichtlich des Snow Clusters
Maßnahmen wurde die negative Bewertung von UNEP               wurde überraschenderweise nicht auf eine leistungs-
aus dem Jahr 2008 zwar etwas abgeschwächt, aber               sportliche Nachnutzung verwiesen, sondern aus-
im Grundsatz kaum verändert: „… the Sochi 2014                schließlich auf die touristische Nutzung.
Olympic and Paralympic Winter Games are far from           l	Schließlich ist die finanzielle Dimensionen von Sotschi
being an environmental model for Olympic Games. Our           2014 bedenklich: Belief sich die Kostenschätzung
impression of Sochi 2014 is that the Games are part of a      2009 noch auf rund 10 Milliarden Euro, so wird der
general economic development in which environmental           Kostenrahmen derzeit auf 35 bis 50 Milliarden Euro
aspects play only a minor role.”                              geschätzt und nicht dementiert.

12 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
Im Vordergrund von Sotschi 2014 steht die Positionie-         2014 belegt zudem, dass Aspekte des Umweltschut-
rung eines international bedeutsamen und modernen             zes und der Nachhaltigkeit noch nicht integraler und
„neuen“ Russlands, welches die postsowjetische Ära            selbstverständlicher Bestandteil von Bewerbungs- und
hinter sich gelassen hat und sich auf Augenhöhe mit           Organisationskonzeptionen sind. Das IOC kann und
den global führenden Staaten befindet. Negativ fallen         sollte auf Vorhandenem aufbauen und das Umwelt- und
insbesondere die Naturzerstörung sowie die Größendi-          Nachhaltigkeitsthema strukturell und strategisch wei-
mensionen ins Gewicht. Unter Umweltkriterien bleibt           terentwickeln sowie verbindlich verankern. Dazu ist es
Sotschi weit hinter London und Vancouver zurück. Auch         notwendig, das Umwelt- zum Nachhaltigkeitsthema pro-
eine Bilanz der 10. IOC-Umweltkonferenz fällt insge-          grammatisch zu erweitern und die Formate umzubenen-
samt gemischt aus: Zum einen ist es gelungen, in den          nen in IOC-Nachhaltigkeitskonferenz beziehungsweise
vergangenen 25 Jahren ein neues Themenfeld für die            IOC-Nachhaltigkeitskommission. Genauso sollte eine
olympische Bewegung zu etablieren und inhaltlich aus-         Nachhaltigkeitsabteilung in der IOC-Zentrale aufgebaut
zugestalten. Sportorganisationen wurden und werden            werden. Notwendig erscheint auch, die IOC-Kommission
durch das IOC darin unterstützt, eigene Umweltprofile         um Fachleute personell zu erweitern und das Profil der
aufzubauen. An den IOC-Umweltwettbewerben haben               Kommission zu erneuern. Sportverbände könnten so eine
sich seit 2008 rund 150 engagierte Umweltprojekte             differenziertere, fachliche Begleitung und Unterstützung
von Sportorganisationen beteiligt und damit diesem Teil       erhalten. Außerdem ist eine umfangreiche umweltfach-
der weltweiten Umweltarbeit ein Gesicht gegeben. Im           liche und verbindliche Ausgestaltung des Bewerbungs-
Bereich der Olympischen und Paralympischen Spiele tru-        und Organisationsprozesses der Olympischen Spiele
gen zuletzt London und Vancouver und in Teilen auch           nötig, etwa durch obligatorische Begutachtung durch
Peking zu einer positiven Weiterentwicklung bei.              UNEP, obligatorisches Umweltscreening, Adressierung
                                                              von klimaschutzbezogenen Themen wie etwa Klimaaus-
Die Umweltstrategie des IOC muss konsequent                   gleich, Darstellung von Nutzungskonzeptionen für die
ausgebaut werden                                              postevent-Phase, Integration von Umweltanforderungen
                                                              in den Pflichtenheften der internationalen Fachverbände
Anderseits ist es dem IOC noch nicht gelungen, das            (IFs). Wünschenswert wäre zudem die Zusammenarbeit
Verhältnis von „Umwelt“ und „Nachhaltigkeit“ auszuba-         mit NGOs auf IOC Ebene und die Integration von NGOs
lancieren. Die Forderung der IOC-Umweltkonferenz von          in Bewerbungs- und Organisationsprozesse.
Doha im Jahr 2011, die Umwelt-Programmatik systema-
tisch zu einer Nachhaltigkeitsprogrammatik zu erweitern,      Wenn das IOC die Steuerung des Umwelt- und Nachhal-
ist bislang unerfüllt. Die negative Umweltbilanz von Sot-     tigkeitsthemas konsequent ausbaut, bei der Vorberei-
schi 2014 belegt, dass es bei der Konzeption „grüner“         tung und Durchführung Olympischer Spiele selbst aktiv
Olympischer Spiele keinen automatischen Fortschritt           wird und entsprechende Rahmenbedingungen verbind-
gibt. Von den vielfältigen gesellschaftspolitischen Heraus-   lich ausgestaltet – und es nicht mehr überwiegend den
forderungen ist „Umwelt“ dasjenige Thema, auf das             OKs überlässt, was im Bereich Umwelt geschieht –, hat
zwingend heute eine Antwort gegeben werden muss, da           der Schutz der Umwelt eine große olympische Zukunft –
dem Klima, der biologischen Vielfalt und der Natur die        mit vielen Vorteilen für den Sport und die Gesellschaft.
Zeit davon laufen. Entsprechend muss die Umweltstrate-
gie des IOC heute konsequent ausgebaut werden. Man                 Weitere Informationen: Deutscher Olympischer
kann und darf nicht länger in Lausanne darauf warten,              Sportbund, Andreas Klages, Ressortleiter
dass die „richtigen“ beziehungsweise umweltsensiblen               Breitensport/Sporträume, Tel. 0 69/67 00-351,
Bewerbungskomitees den Zuschlag erhalten. Sotschi                  klages@dosb.de*

                                                                               Umwelt- und Klimaschutz im Sport l 13
Landessportbund Hessen                                      LSB Hessen vergibt erstmals
Umwelt- und Klimaschutzberatung:                            Klimaschutzpreis
Neue Schulungstermine
                                                            (dosb umwelt) Mit dem erstmals ausgeschriebenen „Fra-
(dosb umwelt) In den vergangenen Jahren hat Klima-          port Klimaschutz- und Energieeffizienzpreis für Sport-
schutz im und durch den Sport an Bedeutung gewon-           anlagen“ sind jetzt der Sportverein Somborn 1909 e.V.,
nen. Die Antwort auf steigende Energiepreise sind           der Turnverein 1891 Babenhausen e.V. und der Motor-
Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Attraktive För-           sportclub Schlüchtern e.V. ausgezeichnet worden. Der
derangebote für energetische Modernisierungen haben         Preis ist mit 3.500 Euro dotiert und wird für vorbildliche
auch das Interesse von Sportstättenbetreibern geweckt.      Maßnahmen im Bereich von Klimaschutz und Energieef-
Der Landessportbund Hessen bietet deshalb wieder eine       fizienz auf Sportanlagen verliehen. Preisgeber ist die
Schulung zum/zur Umwelt- und Klimaschutzberater/in          Fraport AG, in Sachen Förderung der Sportinfrastruktur
im Sport an. Sie lernen, für die Vereine einen planvollen   langjähriger Partner des Landessportbundes Hessen e.V.
und günstigen Energieeinsatz zu planen. Auf der Grund-
lage eines individuellen Energiekonzepts informieren Sie    Der mit 2.000 Euro dotierte erste Preis wurde dem
Sportstättenbetreiber über die Möglichkeiten, Energie       Sportverein Somborn 1909 e.V. für die energetisch
einzusparen und diese optimal zu nutzen sowie über          gelungene Sanierung des Vereinsheims zugesprochen.
den Einsatz regenerativer Energieträger – insbesondere      Der Verein hat dabei umfangreiche Wärmeschutzmaß-
bei Neubau, Modernisierung und Sanierung.                   nahmen umgesetzt. Zusätzlich wurde die vollständige
                                                            Heiztechnik erneuert und die solare Wärmegewinnung
Bei einem geschätzten Sanierungsbedarf von 42 Milliar-      berücksichtigt. Eine Solarstromanlage rundet das ökolo-
den Euro für die veralteten Sportanlagen in Deutschland     gische Gesamtbild der „Solar Arena“ ab.
ergeben sich hier gute Möglichkeiten für zukünftige
Umwelt- und Klimaschutzberater. Das fachgerechte, für       Den zweiten Preis in Höhe von 1.000 Euro erhielt der
Sportstätten notwendige Wissen vermittelt nun wieder        Turnverein 1891 Babenhausen e.V. für die Komplett-
ein einwöchiger Lehrgang vom 12. bis 14. Mai 2014           sanierung seiner Turnhalle inklusive Wärmedämmung,
in Frankfurt am Main. Zielgruppen sind Mitarbeiter/         einer modernen energiesparenden Heizzentrale, einer
innen der Landessportbünde, der Bundes- und Lan-            neuen Wärmeverteilung und einer energieeffizienten
desverbände sowie von Vereinen, Kommunen, Ener-             Beleuchtungsanlage.
gieberater/innen, Mitarbeiter/innen von Planungsbüros
und Mitarbeiter/innen im Gebäudemanagement sowie            Mit einem Preisgeld von 500 Euro wurde der Motor-
andere Interessierte. Der Lehrgang bietet unter anderem     sportclub Schlüchtern e.V. für die Renovierung seines
eine theoretische Einführung in die Öko-Check-Beratung      Vereinsheims mit Installation einer Pelletsheizung, eines
sowie eine praktische Schulung. Veranstaltungsort           Scheitholzofens, solarer Energiegewinnung für die
ist die Sportschule des Landessportbundes Hessen in         Warmwasserbereitung und einer Regenwasserzisterne
Frankfurt am Main. Der Teilnahmebeitrag beträgt für         belohnt.
die theoretische und praktische Ausbildung insgesamt
1.000 Euro. Im Preis enthalten sind Unterkunft, Verpfle-    Die Preisgelder sind zweckgebunden für Maßnahmen
gung und Lehrgangsmaterialien. Studenten, Arbeitslose,      zur weiteren Verbesserung der Energieeffizienz und
Mitarbeiter der Verbände und Teilnehmer des FÖJ/FSJ         des Klimaschutzes zu verwenden. Überreicht wurden
erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Für Arbeitslose gelten      die Auszeichnungen von Fraport-Vorstandsmitglied
besondere Geschäftsbedingungen.                             Peter Schmitz. „Sport verbindet, fördert Teamgeist

14 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
und verantwortungsvolles Handeln. Sport liegt uns als           Weitere Informationen: Landessportbund Hes-
Sponsor besonders am Herzen – genauso wie verant-               sen, GB Sportinfrastruktur, Otto-Fleck-Schneise 4,
wortungsvolles Handeln im Sinne einer effizienten               60528 Frankfurt, Tel. 0 69/67 89-266,
Nutzung von Ressourcen und einem nachhaltigen                   E-Mail: umwelt@lsbh.de, www.landessportbund-
Klimaschutz“, begründete Schmitz bei der Preisverlei-           hessen.de/bereiche/bildung-und-personalentwick-
hung auf dem Frankfurter Flughafen das Engagement               lung/ausbildungsmassnahmen/weitere-ausbildungen/
der Fraport AG.                                                 ausbildung-zumzur-umwelt-und-klimaschutzberate-
                                                                rin-im-sport/*
Ein wichtiges Engagement, wie Andreas Klages, stell­
vertretender Direktor Breitensport/Sporträume des          Bundespräsident überreicht Deutschen
Deutschen Olympischen Sportbundes und Jurymitglied         Umweltpreis
des Wettbewerbs betonte. Schließlich, so Klages, best-
ehe an Sportstätten in Deutschland ein Sanierungsstau

                                                                                                                     © DBU/Peter Himsel
von mehr als 42 Milliarden Euro. Er appellierte an die
Verantwortlichen, die Sportstätten-Förderung kon-
sequent in den Blick zu nehmen und die Chancen für
eine energieeffiziente Modernisierung der Sportstätten
zu nutzen.

Rolf Hocke, Vizepräsident Vereinsmanagement, des Lan-
dessportbundes Hessen e.V., dankte der Fraport AG für
die finanzielle Unterstützung dieses außergewöhnlichen,
vom Landessportbund Hessen e.V. ausgeschriebenen
Preises. Hocke wörtlich: „Der Preis hilft ungemein,
das Bewusstsein für Energieeffizienz und Klimaschutz
weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.“ In Richtung
Fraport sagte Hocke, man schätze sich gegenseitig als      Die Preisträgerinnen Carmen Hock-Heyl (l.) und Ursula
langjährigen Partner und freue sich, diese Partnerschaft   Sladek mit Bundespräsident Joachim Gauck und
nun auch im Sinne der Verantwortung für die Umwelt         DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann (r.).
ausweiten zu können.
                                                           (dosb umwelt) Bundespräsident Joachim Gauck wür-
Schmitz und Hocke gratulierten den Preisträgern zu         digte die neuen Trägerinnen des Deutschen Umwelt-
ihrem vorbildlichen Engagement, das weit über die          preises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
sportlichen und sozialen Herausforderungen eines           für ihren Mut, im Interesse ihrer Visionen Konflikte
Sportvereins hinausgehe. Beide Partner erhoffen sich       ausgetragen und Widerstände überwunden zu haben.
von der Preisverleihung einerseits einen Motivations-      Gauck: „Sie waren beharrlich. Sie waren auch risikof-
schub für die Vereinsmitglieder, den eingeschlagenen       reudig. Sie konnten sich durchsetzen, weil sie an ihre
Weg stetig zu verfolgen. Andererseits „gehen wir davon     Ideen geglaubt haben. Sie haben sich nicht beirren
aus, dass der Preis eine Signalwirkung hat und weitere     lassen. Sie sind ihren Weg gegangen.“ Ausgezeichnet
Sportvereine zu Maßnahmen im Sinne des Umwelt-             wurden in Osnabrück die Gründerin und Geschäftsfüh-
schutzes veranlasst“, so Rolf Hocke und Peter Schmitz      rerin der Firma Hock (Nördlingen), Carmen Hock-Heyl
abschließend.                                              (58), sowie die Vorstandsvorsitzende der Netzkauf

                                                                             Umwelt- und Klimaschutz im Sport l 15
© privat

           Klimawandel am Rhonegletscher im Wallis

           ElektrizitätsWerke Schönau (EWS) e. G., Ursula Sladek       Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in Leipzig nach
           (67), mit dem mit 500.000 Euro höchstdotierten unab-        einer Klage der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH).
           hängigen Umweltpreis Europas.                               „Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ist
                                                                       ein großer Erfolg für alle Bürgerinnen und Bürger, die
           Umweltschutz stehe heute nicht mehr für „anstren-           sich in diesem Land für eine intakte Umwelt einset-
           gende Ideologien“, sagte Gauck. Durch kraftvolle            zen“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
           Persönlichkeiten werde er als Freude empfunden. Er sei      Resch. Spätestens seit einem Urteil des Europäischen
           überzeugt, dass Furcht und Fatalismus kein gutes Klima      Gerichtshofs (EuGH) im März 2011 habe die Bundes-
           für notwendige Veränderungen schaffen könnten. Die          regierung gewusst, dass Deutschland seine Gesetze
           Frage verbinde sich mit der Sorge, wie die Stärke unserer   entsprechend anpassen muss. Sie habe darauf jedoch
           Industriegesellschaft erhalten bleiben könne bei dem        nicht reagiert. Die bisherige Gesetzeslage hatte es
           Wandel, der uns bevorstehe, ohne Raubbau an der Natur       Umweltverbänden nur gestattet, gegen Vorhaben
           zu betreiben. Die Frage sei auch, wie nachfolgenden         gerichtlich vorzugehen, die mit Umweltverträglich-
           Generationen lebenswerte Städte und Dörfer hinterlassen     keitsprüfungen verbunden sind. Große Teile des
           werden könnten. Mut, die Zukunft eigenverantwortlich        Umweltrechts haben jedoch mit derartigen Prüfungen
           und selbstbestimmt meistern zu können, machten da die       nichts zu tun wie etwa nahezu das gesamte Klima-
           ausgezeichneten Erfindungen der Preisträgerinnen und        schutzrecht, aber auch das Luftreinhalterecht. Der
           Preisträger des Deutschen Umweltpreises, die zeigten,       EuGH hatte bereits im März 2011 entschieden, dass
           dass kleine Schritte mitunter Großes bewirken könnten.      Verbände die Möglichkeit haben müssen, gegen Ver-
                                                                       waltungshandeln gerichtlich vorzugehen, wenn dieses
                Weitere Informationen: www.dbu.de*                     europäischem Umweltrecht widerspricht. Deutschland
                                                                       hätte ein völkerrechtliches Abkommen, die Aarhus-
           Bundesverwaltungsgericht stärkt                             Konvention, entsprechend umsetzen müssen. Mit dem
           Klagerechte von Umweltverbänden                             heutigen Urteil des höchsten deutschen Verwaltungs-
                                                                       gerichts muss diese Schlussfolgerung nun auch im
           (dosb umwelt) Deutsche Umweltverbände können in             deutschen Recht verankert werden.
           Zukunft gegen alle nationalen Verstöße gegen EU-
           Umweltrecht gerichtlich vorgehen. Das entschied das             Weitere Informationen: www.duh.de*

           16 l Umwelt- und Klimaschutz im Sport
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