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WirkstoffLesestoff für den Fachhandel Selbstmedikation 10/2021 Journalismus oder Marketing? Branchenanlass Service Excellence Gesunde Gelenke Die Consumer-Health-Branche Wie in der Drogerie eine Den Knorpel- und trifft sich auf Einladung des SDV Spitzenservice-Kultur etabliert Knochenaufbau therapeutisch in Solothurn und gelebt wird unterstützen
Schwerpunkt Interview 14 21 22 Steht Journalismus drauf, Marketing im Kleid Stefan Wälti ist Journalismus drin? von Journalismus im Interview Die Werbebranche hat unter dem Medien sind von Informations Der CEO der Verfora AG ist seit Begriff Native Advertising ein neues zuträgern abhängig. Welche Anfang September auch CEO der Genre geschaffen: Werbeformen, die Informationen sie in welchem Spagyros AG. Mit ihren jüngsten journalistisch daherkommen und Rahmen publizieren, darüber müssen Zukäufen will Verfora ihr Portfolio möglichst nicht als Werbung erkannt die Redaktionen die alleinige in der Komplementärmedizin aus- werden sollen. Entscheidungsmacht haben. bauen – und den Fachhandel stärken. 4 SDV-Branchenanlass Die Branche befasst sich mit den digitalen Tranformations- prozessen Impressum Wirkstoff © 2021 – Schweizerischer Drogistenverband, T homas-Wyttenbach-Strasse 2, 8 Delegiertenversammlung Das Programm und die Fakten zur DV 2021 vom 2502 Biel, Tel. 032 328 50 30, info@drogistenverband.ch, www.drogerie.ch. 12. November 2. Jahrgang Chefredaktion: Heinrich G asser. 9 Wahlen Zentralvorstand Redaktionsleitung: Lukas Fuhrer. Layout: Claudia Luginbühl. Anzeigenverkauf: Tamara Freiburghaus, inserate@drogistenverband.ch. Im SDV-Zentralvorstand wird Fachliche Beratung: Elisabeth von Grünigen-Huber, Anita Finger Weber, Andrea Ullius. Titelbild: stock.adobe.com/holger81. ein Sitz frei – eine Kandidatin Druck: Courvoisier-Gassmann AG, Biel. Abonnemente: Antonella Schilirò, Publikation2021 steht bereit FOKUSSIERT a.schiliro@drogistenverband.ch, ISSN 2673-4974 (Print), ISSN 2673-4982 (Online); KOMPETENT TRANSPARENT CHF 65.–/Jahr, inkl. MWST. Auflage von 5811 Ex. WEMF/KS-beglaubigt. Offizielles Magazin des Schweizerischen Drogistenverbands und Medium von Angestellte Drogisten Suisse
Fachwissen Editorial 26 GM Geschmeidige Gelenke Von Menschen und Maschinen Wenn der Bewegungsapparat seine «Der Mensch in Therapie ist ein Handelnder.» Er lässt sich Geschmeidigkeit verliert, kann das nicht einfach therapieren, er durchlebt die Therapie – und be- die Lebensqualität erheblich einflusst sie, mit seiner Einstellung, seiner Haltung, seinem einschränken. Die Regeneration kann Verhalten. Die Therapeutin wiederum nimmt seine Erwartun- mit einer individualisierten Therapie gen, auch Ängste und Hoffnungen, in die Behandlung mit unterstützt werden. auf. «Wenn ich in den Augen meiner Ärztin sehe, dass sie überzeugt ist, dass mir die Therapie helfen wird, dann über- trägt sich ihre Überzeugung auf mich», sagte der Philosoph, Physiker und Publizist Ludwig Hasler, der am Branchenan- 10 lass des SDV einige seiner Gedanken mit den Gästen teilte. Service Excellence Hasler legte dar, dass in diesem Therapieverständnis das Die ESD-Studierenden lernen an drei Schulungstagen, was Gegenüber unbedingt ein Mensch sein muss – und nicht ein Spitzenservice heisst Algorithmus. Für den Philosophen ist der Mensch ein sozia- les Wesen, er ist zudem ein Sinneswesen, und nicht einfach 31 ein biotechnischer Apparat, wie ihn die Wissenschaft bis heu- Stellenmarkt te gerne darstellt. Bei der Digitalisierung von immer mehr Le- Mit Link zu den tagesaktuel- len Online-Stellenangeboten bensbereichen müsse der Mensch sich daher fragen, wo er wirklich davon profitiere – und wo mit dem Einzug der Ma- schinen das Menschliche verloren gehe. Die Drogerie jeden- falls beschrieb Ludwig Hasler als Zufluchtsort für Menschen, die sich gerne selber helfen und helfen lassen. Mögen Sie Kirschen? Gluschtig sehen sie jedenfalls aus, zwei an einem Stiel. Und zum Verwechseln ähnlich sehen sie sich. Wie in manchen Fällen Journalismus und Marketing. War- um das problematisch ist, erfahren Sie in unserem Themen- schwerpunkt. Gute Lektüre! Lukas Fuhrer, leitender Redaktor Fachmedien, l.fuhrer@drogistenverband.ch
«Der Mensch ist ein Sinneswesen» Der Branchenanlass vom 10. September, zu dem der SDV Vertreterinnen und Vertreter der Consumer-Health-Industrie nach Solothurn eingeladen hatte, stand im Zeichen der digitalen Transformationsprozesse. Stargast war der Philosoph Ludwig Hasler. 7 Lukas Fuhrer | Gabriel Mondaca des SDV-Branchenanlasses 2021. Hasler breitete vor den Zuhörenden ein Panorama aus, in dem der Mensch ein Sinneswesen ist, das derzeit Gefahr läuft, allzu viele Lebens- bereiche von Algorithmen bestimmen zu lassen. «Algorithmen können datenbasiert sichere Diagnosen stellen – für die Therapie brauche ich aber einen Menschen, nicht eine Maschine. Wir müssen den Menschen wie- der wertschätzen, sonst schaffen wir eine menschenleere Welt», meinte der studierte Physiker und promovierte Philosoph. EPD: Drogerien als E-Health-Coaches «Die Drogerie ist ein Für die Drogerie und den SDV ist die Digi- Ort für Menschen, talisierung derzeit in Gestalt des elektro- sie sich selber helfen nischen Patientendossiers (EPD) und des wollen – die ihr Leben selber bewe- Onlineversandhandels relevant. Die flä- gen.» Der Philosoph chendeckende Einführung des EPD hinkt Ludwig Hasler sieht zwar dem Fahrplan des Bundesrats hinter- in einer übermässig her, aber Thomas Marko, Geschäftsführer digitalisierten Welt der Firma Bint GmbH, die sich auf verschie- die Gefahr, dass sich der Mensch nicht denen Ebenen mit der technischen Umset- mehr als Subjekt in zung des EPD befasst, rechnet damit, dass dieser Welt erlebt. in der zweiten Hälfte 2022 die ersten Nut- zer ihre EPDs anlegen werden. Seine Firma hat eine EPD-App entwickelt, die bereits «Das Digitale ist unschlagbar in Effizienz, voll funktionstüchtig ist. Harziger läuft Genauigkeit etc., aber nicht alles, was für es beim Ausbau des landesweiten, mehr- ein Menschenleben relevant ist, muss ef- fach gesicherten Kommunikationsnetzes, fizient sein – oder verlieben Sie sich etwa über das jeder Nutzer seine gesammelten effizient?» Die Betrachtungen des Philo- Gesundheitsdaten den verschiedenen Ge- sophen Ludwig Hasler zur Digitalisierung sundheitsversorgern zugänglich machen und zu gängigen Bildern von Menschsein, kann. Die Verteilknoten des Netzes sind die Gesundheit und Glück waren das Highlight Stammgemeinschaften, vier davon sind in 4 Wirkstoff | 10/2021
der Schweiz bereits zertifiziert und bereit für Ge- sundheitsversorger, die sich anschliessen wollen. Wegen der aufwendigen Zertifizierungen und Prü- fungen durch den Datenschützer geht es bei ande- ren Knoten weniger schnell vorwärts. Der SDV arbeitet derzeit daran, sich einer Stamm- gemeinschaft anzuschliessen, was Voraussetzung dafür ist, dass die Drogerien mit dem EPD arbeiten können, erläutert Andrea Ullius, Branchenentwick- ler des SDV. «Zudem arbeiten wir an Schulungsan- geboten für die Branche. Die Drogerie ist der ideale Ort für Nutzer, sich über das EPD zu informieren und sich beim Eröffnen, dem sogenannten Onboar- lang- ding, Unterstützung zu holen», sagt Ullius. «Mit dem anhaltende Onboarding können wir den Kunden einen Mehr- Befeuchtung wert bieten und uns zu E-Health-Coaches entwi- ckeln.» Thomas Marko, der den SDV in Sachen EPD berät, ergänzt: «Ein Nutzer kann beispielsweise die Daten von seinem Schrittmesser oder seine Blut- druckkurve im EPD erfassen und der Drogistin zur Verfügung stellen – wenn viele Daten zusammen- finden, kann man dadurch auch Therapiekonzepte verbessern.» Wie relevant das Zusammenführen der Daten ist, zeigt das Beispiel E-Medikation: So wie die Drogistin beim Beraten wissen muss, wel- che Medikamente die Kundin einnimmt, so muss Visiodoron Malva® der Hausarzt über deren Selbstmedikation im Bild Bei trockenen Augen sein, um Interaktionen auszuschliessen. Hohe Kundenzufriedenheit: Gleich lange Spiesse im • 90% der Patienten stellten eine Verbesse- rung der Symptome fest Versandhandel • 90% der Patienten waren zufrieden / sehr zufrieden Der Versandhandel ist in der vernetzten Angebots- 15 welt die neue Normalität. Auch in vielen Drogerien Visiodoron Malva® reines HS-Produkt ist er als zusätzlicher Verkaufskanal angekommen. Anzahl Patienten 11/55 % Elisabeth von Grünigen-Huber, Leiterin Politik 10 8/40 % 9/45 % 7/35 % und Branche des SDV, betonte, der Verband arbeite 5 weiter darauf hin, dass im Fall einer Liberalisierung 2/10 % 1/5 /5 % 0/0 % 0 Medienkooperation mit «pharmaJournal» t n n ch n en de de de Tamara Freiburghaus, Verkaufsleiterin des SDV, informierte am Bran- ni d ie rie ie ie s fr s fr fr uf zu ei zu zu z w chenanlass über eine neue Kooperation mit dem Apothekerverband un un hr se hr se pharmaSuisse im Bereich Medien: Per Anfang 2022 übernimmt die beim Arztbesuch 2/4 vitagate AG als Tochtergesellschaft des SDV die Inserateakquisition Klinische Daten* und die Produktion des pharmaJournals. Die redaktionelle Hoheit * Quelle: Künstle G et al.: P418 Mallow extractcontaining hyaluronic acid (HA) bleibt bei pharmaSuisse. eye drops for the treatment of dry eyes is perceived superior over an HAonly product. Planta Medica 2019; 85: 1560 Die Kooperation ermöglicht Werbekunden, mit einer einzigen Buchung via Wirkstoff und pharmaJournal 12 000 Leserinnen und Leser in fast Visiodoron Malva® Augentropfen Monodosen | Anwendung: Stabilisierung des Tränenfilmes, beruhigt und spendet Feuchtigkeit. Zusammensetzung: allen Drogerien und Apotheken zu erreichen. Einzelbuchungen sind 1 Monodose à 0,4 ml enthält: 0,15% Natriumhyaluronat, 0,5% Extrakt aus Malven blüten, Citratpuffer, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Dosierung: weiterhin möglich. Buchungen für 2022 in beiden Medien seien ab so- Bei Bedarf 1–2 Tropfen in jedes Auge einträufeln. Hinweis: Medizinprodukt. Ausführliche Informationen: siehe Produktinformation. Weleda AG, Schweiz fort möglich, sagte die Verkaufsleiterin. FA_Visio_64x268_df.indd 1 10/2021 | Wirkstoff 03.08.21 5 12:24
des OTC-Versandhandels alle Beteiligten Bundesrat auf, abzuklären, inwiefern und gleich lange Spiesse hätten: «Der OTC- unter welchen Bedingungen das Heilmit- Versandhandel soll nur erlaubt sein, wenn telgesetz oder auch andere Bestimmungen online wie stationär die gleichen Vorgaben geändert werden können, um den Versand- gelten, um Patientensicherheit und Qua- handel mit nichtverschreibungspflichtigen lität der Arzneimittel zu gewährleisten.» Arzneimitteln zu ermöglichen, ohne dabei Dazu müssen Drogerien eine Versand- die Behandlungssicherheit und Qualität im handelsbewilligung für Arzneimittel er- Vergleich mit der Abgabe durch den statio- halten. Zwingend ist für den SDV in jedem nären Fachhandel zu beeinträchtigen. ■ Fall die persönliche Beratung des Patien- ten oder Kunden durch eine Fachperson vor dem Abgabeentscheid und Versand von Arzneimitteln. Ein Postulat von SDV- Präsident und Alt-Nationalrat Jürg Stahl Der SDV-Branchenanlass von 2019 ist noch hängig: Es fordert den 2021 in Bildern. OTC-Referenzraum an der ESD ESD-Direktor Thomas Althaus stellte den Industrievertreterinnen und -vertretern das Projekt OTC-Referenzraum vor. An der Kaderschule der Drogeriebranche entsteht unter Mithilfe der Firmen eine indexierte Produkte-Bibliothek mit OTC- Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln, wo die Studierenden praxisbezogen Therapiekonzepte erarbeiten können. Produkteeinsendungen von Herstellern seien willkommen, sagte Thomas Althaus. Raus aus dem Stimmungstief, rein ins Leben. remotiv ® – einziger Johanniskrautextrakt in der Schweiz ohne bekannte CYP450 bedingte pharmakokinetische Interaktionen* dank niedrigem Hyperforingehalt.1 * Keine klinisch relevanten pharmakokinetischen Interaktionen über CYP3A4, CYP2D6, CYP2C9, CYP1A2, CYP2B6, CYP2C19 und p-gp.1,2 www.zellerag.ch remotiv® 250/500 mg: Z: Johanniskraut-Trockenextrakt Ze 117, max. 1 mg Hyperforin/Tagesdosis I: Bei gedrückter Stimmung, Stimmungslabilität, innerer Unruhe, Ängstlichkeit, Spannungszuständen und damit einhergehenden Ein- und Durchschlafstörungen D: remotiv® 250: Ab 12 Jahren: je 1 Filmtablette morgens und abends; remotiv® 500: Ab 12 Jahren: 1× 1 Filmtablette täglich; Kinder ab 6 Jahren: Nur nach ausdrücklicher Anweisung eines Arztes KI: Überempfindlichkeit gegen Johanniskraut oder verwendete Inhaltsstoffe, bekannte Lichtüberempfindlichkeit, Kinder < 6 Jahren IA: Antidepressiva und andere serotoninerge Substanzen UW: Kopfschmerzen, Schwitzen, Asthenie, Schwindel, Ermüdung, Unruhe, gastrointestinale Beschwerden, allergische oder lichtempfindliche Reaktionen AK: D ZI: Max Zeller Söhne AG, 8590 Romanshorn Detaillierte Arzneimittelinformationen: www.swissmedicinfo.ch (Stand der Information: September 2019) 1 Fachinformation remotiv® 500/250, www.swissmedicinfo.ch. 2 Zahner C. et al., No Clinically Relevant Interactions of St. John’s Wort Extract Ze 117 Low in Hyperforin With Cytochrome P450 Enzymes and P-glycoprotein. Clin Pharmacol Ther. 2019;106(2):432–440. 0821/1811 ZELL_remotiv_Fachinserat_DE_176x132_V3.indd 1 08.09.21 16:03 6 Wirkstoff | 10/2021
: e s c hluss eld Anm .10.2021 25 stock.adobe.com/Urupong SchulungsForum e-kompakt: Bereits angemeldet? Die Referate werden via Livestream übertragen. Fragen an die Referentin oder den Referenten können per Chat gestellt werden. Die Kursunterlagen werden Ihnen als PDF-Download einige Tage vor dem SchulungsForum e-kompakt zur Verfügung gestellt. Das Angebot ist für SDV-Mitgliederbetriebe kostenlos und für das gesamte Drogerieteam zugänglich. Nichtmitgliederpreis: 650 Franken. Alle weiteren Information finden Sie auf der Webseite www.schulungsforum-live.ch Wir danken unseren Sponsoren für die grosszügige Unterstützung des SchulungsForums e-kompakt 2021 Goldsponsoren Bronzesponsoren 10/2021 | Wirkstoff 7
Traktanden der Delegiertenversammlung 2021 Die Delegierten der Drogeriebranche treffen sich am 12. November 2021 unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Covidbestimmungen zur jährlichen Delegiertenversammlung. Die folgenden Traktanden werden an der Versammlung behandelt: Eröffnung } Wahl der Stimmenzähler } Genehmigung der Traktandenliste Genehmigung des Protokolls der DV 2020 Abstimmung Genehmigung des Jahresberichtes 2020 Abstimmung Rechnung SDV 2020 Abstimmung Wahlen } Zentralvorstand SDV Wahl } Geschäftsprüfungskommission Wahl } Revisionsstelle des SDV Wahl Anträge (siehe «Organisatorisches») Aktuelle Themen aus dem SDV Informationen } Bereich Politik und Branche } Bereich Medien und Kommunikation Organisatorisches } Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung Die Delegierten werden die und ESD Einladung und die Unter- } Bereich Ressourcen und Services lagen fristgerecht mindes- tens vier Wochen vor der Finanzakte 2022 Abstimmung DV erhalten. Anträge an die Delegiertenversammlung Budget 2022 Abstimmung können bis am 29. Okto- ber 2021 (Datum des Posts- «Die Delegierten haben das Wort» Diskussion tempels) schriftlich an den Schweizerischen Drogisten- verband, Jürg Stahl, Tho- mas-Wyttenbach-Strasse 2, 2502 Biel, gerichtet werden. Bei Abwesenheit hat ein De- legierter in Rücksprache mit seiner Sektion eine Er- satzperson zu entsenden (SDV-Statuten Art. 30, Abs. 3). 8 Wirkstoff | 10/2021
Bevorstehender Wechsel im Zentralvorstand Isabella Mosca verlässt den Zentralvorstand des SDV. Eine Wunsch kandidatin für ihre Nachfolge im Ressort Politik und Branche steht bereit. 7 Lukas Fuhrer | Flavia Trachsel/Gabriel Mondaca bekongress weiterhin in der Gewerbekam- mer des Schweizerischen Gewerbeverban- des. An der Delegiertenversammlung am 12. November 2021 wird der Zentralvorstand Isabella Mosca gebührend verabschieden. Isabella Mosca (l.) verlässt den Zentral- Glückstreffer für den vorstand. Elisabeth Zentralvorstand von Grünigen-Huber (r.) steht zur Wahl. Für den frei werdenden Sitz hat der Zent- ralvorstand bereits eine Wunschkandidatin. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Zentralvor- Elisabeth von Grünigen-Huber, Geschäfts- stand des SDV stellt sich Isabella Mosca an leitungsmitglied des SDV seit 2012, tritt per der Delegiertenversammlung 2021 nicht Ende 2021 aus der Geschäftsleitung aus mehr zur Wahl. Die Inhaberin der Drogaria und wird hauptberuflich in der Drogerie Mosca in Scuol (GR), die im Zentralvorstand von Grünigen AG tätig sein, wo sie Mitin- seit 2011 das Ressort Politik und Branche haberin zweier Drogerien in Gstaad (BE) ist. betreut, will sich wieder vermehrt auf ihre Elisabeth von Grünigen-Huber möchte ihr Drogerie konzentrieren. «Ich habe tausend Know-how und ihr Netzwerk aber weiterhin Ideen im Kopf, was ich alles noch im Ge- in den Verband einbringen und stellt sich an schäft umsetzen möchte, und denke, dass der Delegiertenversammlung zur Wahl als ich dafür nun etwas mehr Kapazität haben Nachfolgerin von Isabella Mosca. «Ich möch- werde», sagt Isabella Mosca. Zudem stehe te die Projekte, die laufen, weiter begleiten viel Fleissarbeit an, etwa im Zusammen- können und daran mitarbeiten, die Branche hang mit der neuen Kosmetikverordnung. weiterzuentwickeln», sagt sie zu ihrer Kan- An der Arbeit für den Schweizerischen Dro- didatur. Elisabeth von Grünigen-Huber hat gistenverband habe ihr vor allem gefallen, den Bereich Politik und Branche beim SDV die Branche und den Beruf ein Stück weit während zehn operativ Jahren geleitet – für mitgestalten zu können. Als grössten poli- den Zentralvorstand ist ihre Kandidatur da- tischen Erfolg wertet Isabella Mosca klar her ein Glückstreffer. Weitere Kandidieren- die Revision des Heilmittelgesetzes, die sie de für den Sitz im Zentralvorstand gibt es während ihrer gesamten Tätigkeit beim bisher nicht (Stand bei Redaktionsschluss). Verband begleitete. «Das war spannend, so Elisabeth von Grünigen-Huber freut sich nah an dem Prozess dran zu sein, und ich auf das künftige Engagement in den eige- konnte auch ganz neue Erfahrungen ma- nen Drogerien. Sie sieht auch Parallelen zur chen, beispielsweise bei einem Hearing im Arbeit im Verband: «Die Branche weiter- Bundeshaus mit dabei sein.» Isabella Mosca entwickeln heisst im Kleinen ja auch das vertritt den SDV bis zum nächsten Gewer- Unternehmen weiterentwickeln.» ■ 10/2021 | Wirkstoff 9
Service der Extraklasse Mit besonderen Dienstleistungen können sich Drogerien und Apotheken positionieren. Entscheidend ist aber auch die Art und Weise, wie diese präsentiert werden und wie die Kundschaft empfangen wird. Mehr als eine Lektion in Service Excellence erhielten die Studierenden der ESD. 7 Lukas Fuhrer Kunden begeistern und nicht nur zufrie- der Drogerien sei es wichtig, sich bereits denstellen – das will Service Excellence, mit den Werten auseinanderzusetzen, mit eine Managementstrategie, die auf Spit- denen sie ihre Betriebe und ihre Mitarbei- zenservice setzt. Dass im Handel, und ganz tenden führen wollten. besonders im Fachhandel, individueller Innerhalb der DBD-Gruppe wird der Ser- Service zum zentralen Instrument der Dif- vice-Excellence-Gedanke gelebt, sagt die ferenzierung geworden ist, davon ist man Leiterin Personalentwicklung. Er ist auch auch bei der Dr. Bähler Dropa AG (DBD) im Leitbild, im «Knigge», festgehalten. «Die überzeugt. Die Drogerie- und Apotheken- Idee ist, dass unsere Mitarbeitenden in eine gruppe hat dem Thema vom 16. bis 18. Au- Gastgeberrolle schlüpfen und ihre Kund- gust drei ganze Schulungstage gewidmet schaft mit dieser Haltung empfangen.» – und zwar nicht für das eigene Personal, Die Möglichkeit, das zu üben, bekamen die wie das regelmässig der Fall ist, s ondern für Studierenden am zweiten Schulungstag bei Service Excellence die Studierenden der ESD im zweiten Aus- einem Besuch an der Hotelfachschule Bel- im Fünfsternehotel: bildungsjahr. «Jede und jeder, die oder der voirpark Zürich. Die ESD-Studieren- den konnten sich in im Bereich Dienstleistungen arbeitet, sollte Gruppen gegenseitig sich mit dem Thema auseinandersetzen. Es bewirten. ist nicht einfach nice to have, sondern ein «Man muss es dem Team knallharter Wirtschaftsfaktor», sagt Moni- vorleben» ka Lanker, Leiterin Personalentwicklung der Dr. Bähler Dropa AG. «Als Verkäufer von Drogistin und Gastronom sind zweifellos Produkten sind wir austauschbar, abheben sehr unterschiedliche Berufe – gemeinsam können wir uns aber mit tollen Dienstleis- haben sie aber, dass der Service an obers- tungen und mit aussergewöhnlichem Ser- ter Stelle steht. «Der Erfolg steht und fällt vice.» Für die angehenden Führungskräfte eigentlich mit der Person, die bedient: Mit Frage an drei ESD-Studierende: Was nehmen Sie mit von den Service-Excellence-Schulungstagen? « Wir haben als Drogistinnen und Drogisten oft das Gefühl, dass wir unserer Kundschaft den besten Service bieten. Nun habe ich gesehen, dass das nicht unbedingt stimmt, sondern dass wir es immer noch besser machen können. Ich bin sehr motiviert, dem Prinzip der Service Excellence zu folgen und es in der Drogerie umzusetzen. » Nadja Thürlemann 10 Wirkstoff | 10/2021
Bilder: zVg der Herzlichkeit, der Aufmerksamkeit, mit konnten sie die Vorgänge in einer Fünf- einer gewissen Frische», sagt Carole Do- sterneküche mitverfolgen und wurden vom bler. Die Geschäftsführerin der Dropa Dro- Gastronomie-Fachpersonal in das korrekte Auftragen der Speisen eingewiesen – was « Mich hat vor allem das Wissen der Referentinnen sie dann gleich in die Praxis umsetzen und sich gegenseitig bewirten konnten. Dane- Sabine Hübner und Marlies Nussbaumer beeindruckt ben standen Referate zweier namhafter und wie sie Service Excellence leben. Mit ihrer Leidenschaft Service-Excellence-Expertinnen auf dem Programm, und in Workshops erarbeite- für ihre Berufe haben sie mir auch aufgezeigt, dass ten die angehenden Geschäftsführerinnen Authentizität wichtig ist. Mein Ziel wäre, Service Excellence und Geschäftsführer, was es braucht, um mit Mitarbeitenden ‹step by step› umzusetzen, » die Kunden mit Spitzenservice zu überzeu- beispielsweise mit W ochenzielen. gen. Und wie sich die Service-Haltung im Team verankern lässt. «Ich denke, in erster Rebecca Egli Linie muss man es dem Team vorleben», sagt Carole Dobler, «es geht um Werte gerie Peterer in Uzwil (SG) begleitete die wie Respekt, Wertschätzung, Humor – um ESD-Studierenden als «Hostess» durch die einen respektvollen Umgang mit den Mit- drei Schulungstage und stand jederzeit für arbeitenden und mit den Kunden, der am Fragen zum Praxisalltag zur Verfügung. Als Ende alle glücklich macht.» Der Weg dort- Highlight erlebten die Studierenden den hin ist nicht ganz unbeschwerlich: Carole Tag an der Hotelfachschule: In Gruppen Dobler betont, dass es eine innere Motiva- 10/2021 | Wirkstoff 11
tion braucht, an dem Thema dranzublei- ben, dass man sich reflektieren und auch Inputs aus dem Team abholen müsse. Gelebte Service-Excellence- Kultur Es waren erfahrungsreiche drei Schultage (siehe auch Statements Studierende). Wie sich nun Werte und Haltungen handfest in eine gelebte Service-Excellence-Kultur in der Drogerie überführen lassen, das er- arbeiteten die Studierenden in konkreten Konzepten inklusive Massnahmenplan. «Wer sich entscheidet, das Thema als Be- triebsleiterin oder Betriebsleiter zu lancie- ren, hat nun das Material für die Umset- zung an der Hand», sagt Monika Lanker. Die Dr. Bähler Dropa AG will die Schulungstage im nächsten Jahr wieder durchführen, mit dem nächsten ESD-Jahrgang. « Ich denke, gerade in unserer Branche ist Service xcellence wichtig, damit wir uns abheben können. E Ich fand es total lässig, das Thema zu behandeln, gerade auch mit tollen Beispielen aus der Praxis, beispielsweise von zwei jungen Geschäftsführerinnen. Die drei Tage haben mir gezeigt, dass es für Service Excellence eigentlich keine Grenzen gibt. » Michelle Alder ESD-Direktor Thomas Althaus, der dem Thema Service Excellence im Unterricht einen wichtigen Stellenwert beimisst, freut sich über die erfolgreiche Erstaustragung: «Diese drei Schulungstage sind eine per- fekte Ergänzung zu den Unterrichtsthe- men ‹ganzheitliche Therapiekonzepte und Dienstleistungsdesign›. Schlussendlich entscheidet die Qualität des Kontaktes zum Kunden, ob ein positiver Eindruck zurückbleibt und der Kunde sich wahrge- nommen fühlt.» ■ Lehrreiche Schulungstage mit Referaten, Workshops – und einer personalisierten Schürze für alle Teilnehmenden. 12 Wirkstoff | 10/2021
Die Anzeigenkombi, mit der Sie mit einer einzigen Buchung das gesamte Fachpersonal in Apotheken und Drogerien erreichen Wirkstoff Lesestoff für den Fachhande l Selbstme dikation 9/2021 nal pharmaJour pharmaSuisse 159. Jahrgang Bern, 26.08.2021, 8 | 8.2021 o di Farmacia acie | Giornale Svizzer l Suisse de Pharm kerzeitung | Journa Schweizer Apothe Von der Ide zum Produ e Diplomieru ngen kt Schweizweit diplomier ten treten die frisch Pharmarena Berufsleute HF ihre Lauf EFZ und Der Zusamme nschluss wich tiger Mental Health bahnen an Firmen der Jugendliche Branche trifft haben beso zukünftigen die nders Drogerie-Kade unter den Rest r riktionen währ der Pandemie end Farbigkei t anpassen!!! gelitten rf in Höhe und Je nach Beda nungen vermeiden!!! Apothe ke:ff_9-2021.indd Unschöne Tren zungen in der Wirksto 1 Sportverlet und Präventi on Behandlung 12 000 2021: ss eHe alth -Barometer Swi po ziert das Tem 20.08.21 08:08 Coro na redu ng der Digitalisieru versammlung Delegierten 1: /1. Juni 202 vom 30. Mai Leserinnen Dialog Austausch und demy Sonder-Aca e Policy: on Health Car Ziele der Ansprüche und screw neuen Führung und Leser sen Gesundheitswe im Schweizer ens- ker: inne n als Vertrau Apothe fentscheid: für den Imp personen Mythen zu häufigen Faktencheck pfung der Covid-19-Im 1: e Kos ten analyse 202 Rollend A-Umfrage neu en RoK Start der steht bevor 08:18:32 19.08.2021 t [P]_1115303.indd 1 00_lay_Cover_d Kontakt pharmaJournal Kontakt Wirkstoff Josef Nietlispach Tamara Freiburghaus +41 79 771 24 59, inserate@hogrefe.ch +41 32 328 50 54, t.freiburghaus@drogistenverband.ch Hogrefe AG, Länggass-Strasse 76, 3012 Bern Schweizerischer Drogistenverband, Thomas-Wyttenbach-Strasse 2, 2502 Biel 10/2021 | Wirkstoff 13
W Journalis stock.adobe.com/alicja neumiler 14 Wirkstoff | 10/2021
Wenn Marketing als smus daherkommt 7 Lukas Fuhrer Informationen und Kommuni- kation sind allgegenwärtig, die Anzahl der Kanäle wächst ständig weiter, vor allem digital. In Form von Journalis- mus hilft Information, das Weltgeschehen einzuordnen – als Public Relations oder Werbung dient sie der Selbst- darstellung. Die klare Unter- scheidung ist wichtig für die Glaubwürdigkeit sowohl des Journalismus als auch des Marketings. 10/2021 | Wirkstoff 15
Es ist Sonntagmorgen, Sie haben eine Tasse vertising», beschäftigte sich der Presserat 2019 dampfenden Kaffee vor sich und blättern ent- noch in fünf weiteren Beschwerdefällen.¹ spannt in der Sonntagszeitung. Ein Beitrag mit dem Titel «Superheld Schweinefleisch» interes- siert Sie, es geht um Superfoods, ein Trendthe- ma, und darum, dass auch Fleisch viele wichtige Werbung im Kleid des Nährstoffe enthält. Es ist ein gut geschriebener, Journalismus informativer Text, aufgemacht wie ein Hinter- grundbeitrag, wie Ihre Sonntagszeitung dafür Dass die Verlage neue Werbeformen ausprobie- bekannt ist. Am Ende des Textes eine kleine Be- ren, ist als Reaktion auf die seit Jahren rückläu- merkung: «Dieser Artikel wurde von NZZ Con- figen Anzeigenvolumen in den journalistischen tent Solutions im Auftrag von Proviande erstellt.» Medien zu verstehen. Mit den verschiedenen For- Sie bemerken erst jetzt, nach 15 Minuten Lektüre men von Native Advertising, die die Medienhäuser und einer Tasse Kaffee, dass Sie nicht einen jour- insbesondere auch in ihren Onlinepublikationen nalistischen Text, sondern einen Werbebeitrag entwickeln und testen, haben sie gegenüber der der Branchenorganisation der Schweizer Fleisch- Werbewirtschaft ein schlagendes Argument: «Die wirtschaft gelesen haben. Stört Sie das? Oder Forschung zeigt, dass Werbebotschaften von den finden Sie: Es war ein informativer Text, also ist Leserinnen und Lesern mehr beachtet werden, mir egal, wie er zustande gekommen ist und ob wenn sie als gestaltete Beiträge daherkommen», jemand dafür bezahlt hat, dass er prominent in sagt der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Guido der Zeitung erscheint? Keel. «Ebenfalls erwiesen ist, dass Werbung oft Der Fall hat sich so 2019 in der «NZZ am Sonn- gar nicht beachtet, weggeklickt, bewusst über- tag» zugetragen – zwei Leserinnen haben sich sehen oder automatisiert geblockt wird.» In ihren tatsächlich am unzureichend als Werbung ge- Onlinekanälen können die Medienmacher das Le- kennzeichneten Beitrag gestört und haben severhalten ihrer Kundschaft genau verfolgen, beim Presserat Beschwerde eingereicht. Der anhand von Klicks und Verweildauern. Das hat Presserat wacht über die Einhaltung journalis- den Trend der verschleierten Werbeformen in tischer Standards in der Schweizer Presse, ihm Online- und Printpublikationen befördert, sagt gehören Journalistenverbände, Mediengewerk- Guido Keel: «Das Anliegen der Werbenden ist ja, schaften und Verlegerverbände an. Sanktio- zu wissen, was sie mit der Werbung erreichen. nierende Massnahmen kann die Instanz nicht Das ist online gut messbar, da haben die Werben- ergreifen – die Stellungnahmen des Presserats den die Nutzungswerte, die sie brauchen, um eine zu Verstössen gegen den Journalistenkodex Kampagne steuern zu können.» gelten in der Medienbranche aber dennoch Guido Keel filmt in seiner aktuellen Forschung als Richtschnur. Der Presserat also betonte in zu Native Advertising die Augen von Probanden, seiner Stellungnahme, dass Werbung jeder- die am Bildschirm Texte lesen. Dabei hat er fest- zeit eindeutig als solche erkennbar und von gestellt, dass diese die Hinweise auf Werbung oft journalistischen Texten unterscheidbar sein übersehen – die Augen verweilen gar nicht erst auf muss: Entweder durch die Gestaltung, wie es den Bezeichnungen wie «Anzeige» oder «Spon- beispielsweise bei Inseratewerbung der Fall sored by …». «Da scheint sich eine Routine einge- ist. Oder, bei Werbebeiträgen, die eher auf das stellt zu haben, die Hinweise auf Werbung nicht zu Element Text setzen, durch klar ersichtliche beachten, da man sie als störend empfindet.» Das Kennzeichnung mit Begriffen wie «Werbung», heisst aber nicht, dass die Beiträge nicht gelesen «Anzeige», «Gesponsert von …». Mit verschlei- werden, vielmehr werden sie eben als publizisti- erter Werbung, dem sogenannten «Native Ad- sche Texte gelesen. Selbst wenn also die Regeln Sponsored Content Unter den verschleiernden Bezeichnungen für Werbung, die beim Native Advertising zum Einsatz kommen, ist der Begriff «Sponsoring» besonders irreführend. Er wird nämlich oft im Zusammenhang mit reiner Werbung benutzt, hält der Presse- rat in seinem Jahrheft 2020 fest. Sponsoring bedeutet aber, dass redaktionelle Beiträge finanziert werden, ohne dass der Sponsor auf deren Inhalt Einfluss nimmt. Bezahlt ein Werber für einen bestimmten Inhalt, ist das dagegen klar Werbung und als solche zu kennzeichnen. 16 Wirkstoff | 10/2021
des Journalistenkodex eingehalten werden, dass PR gekennzeichnet und erkennbar anders ge- staltet sein muss als Inhalte der Redaktion, haben heute PR-Artikel gute Chancen, als journalistische Texte wahrgenommen zu werden. Das stellt für den Journalismus ein Problem dar: Er ist tradi- tionellerweise Fakten verpflichtet, Objektivität, er beobachtet, beschreibt, informiert und leistet damit einen Beitrag zur Meinungsbildung und zur Demokratie. Public Relations hingegen werben im- mer für eine bestimmte Sache, ein Unternehmen, ein Produkt, eine Dienstleistung oder auch eine Ideologie. Kommt nun Werbung im Kleid von Jour- nalismus daher, verwischt das die beiden unter- schiedlichen Funktionen und schadet der Glaub- würdigkeit des unabhängigen Journalismus – aber auch dem der Werbung, sagt Guido Keel: «Die Werbenden sind sich durchaus bewusst, dass es eine Gratwanderung ist: Empfinden die Leserin- nen und Leser ihre Inhalte als Schleichwerbung, ist das sicher nicht reputationsfördernd.» Ab dem Säuglingsalter anwendbar Hauptsache, eine gute Geschichte? Und dennoch unterhalten die Medienhäuser wie Tamedia, Ringier oder NZZ ganze Abteilungen, die Texte im Auftrag Dritter in ein journalisti- sches Outfit kleiden – und die diese Leistungen natürlich aktiv vermarkten. «Diese Teams sind Bei geröteten und gereizten Augen nicht Teil der Redaktion, sondern spezialisiert auf solche Artikel. Die Argumentation: Da es nicht Journalismus ist, sollen nicht Journalisten Weleda Euphrasia- diese Texte schreiben», erläutert Guido Keel. «Watson» beispielsweise geht einen anderen Augentropfen Weg: Dort gibt es zwar eine Abteilung, die Kun- den für Sponsored Content akquiriert, aber kei- ne, die die Texte erstellt. Das machen bei «Wat- Bei Reizzuständen der Augenbindehaut: gerötete, tränende, müde Augen son» die Journalistinnen und Journalisten auf der Redaktion – ohne jeweils zu wissen, für wen sie Bei Lidschwellungen schreiben. Sie erhalten also beispielsweise von Euphrasia aus kontrollierter Wildsammlung der Redaktion einen Schreibauftrag zum The- und biologisch-dynamischem Eigenanbau ma «besser schlafen» und schreiben dazu einen journalistischen Text. Ob jemand für den Text Weleda Euphrasia-Augentropfen Multidosen und Monodosen | Indikationen: Reiz- zustände der Augenbindehaut wie gerötete, tränende und müde Augen, Schwellungen des bezahlt, bleibt für sie im Dunkeln. «Watson» kann Lides, Fremdkörper- und Austrocknungsgefühl. Zusammensetzung Multidosen: 1 g Au- gentropfen enthält: Euphrasia D3 (Planta tota recens) 1 g; Hilfsstoffe: Aqua ad iniectabilia, so gegenüber den Werbekunden argumentieren, Kalii nitras, Acidum boricum, Borax. Zusammensetzung Monodosen: 1 Monodose à 0,4 ml enthält: Euphrasia 3c D3 0,4 g; Hilfsstoffe: Natrii citras, Natrii chloridum, Acidum citricum dass bei diesem Vorgehen ein Text mit journalis- monohydricum. Dosierung: Erwachsene und Kinder: 2mal täglich 1–2 Tropfen in den Binde- hautsack einträufeln, am besten morgens und abends. Bei Bedarf auch 3mal täglich 1 Trop- tischem Wert resultiert. fen. Bei stark gereizten Augen maximal alle 2 Stunden 1 Tropfen. Säuglinge und Kleinkinder bis 2 Jahre: 2–3mal täglich 1 Tropfen. Nebenwirkungen: Selten tritt nach dem Einträufeln Zur Erinnerung: Ein solcher Beitrag muss sich im Auge ein vorübergehendes Brennen auf. Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen: optisch in der Gestaltung von redaktionellen Ar- Bei Glaukom nicht ohne ärztliche Aufsicht anwenden. Abgabekategorie: D. Weitere Infor- mationen: www.swissmedicinfo.ch. Weleda AG, Arlesheim tikeln unterscheiden – hebt er sich ungenügend FA_86x268_df.indd 1 10/2021 | Wirkstoff 11.07.20 17 13:53
EXPERT Zeit für ab, muss er mit einem eindeutigen Begriff als Werbung gekennzeichnet sein. Selbst wenn das erfüllt ist, «sollten Journalisten keine bezahlten innere Balance. Texte schreiben, weil das für das Publikum ver- wirrend sein kann, wenn ein Autor einmal für redaktionelle, einmal für bezahlte Inhalte verant- wortlich ist», sagt Guido Keel. Im Journalisten- kodex heisst es dazu: «Journalistinnen und Jour- nalisten redigieren keine interessengebundenen Texte (Werbung und Public Relations), die ihre journalistische Unabhängigkeit beeinträchtigen. Heikel sind insbesondere Themen, die sie auch publizistisch bearbeiten.»2 Wenn in der Praxis die Grenzen zwischen redaktionellem und Marketing- inhalt verschwimmen, fragt sich: Was steht noch von der Chinesischen Mauer, die jeder Journalistin, jedem Journalisten bereits in der Ausbildung als Sinnbild für die absolute Trennung von journalis- tischen und ökonomischen Interessen auf einer Redaktion eingebläut wird? «Es ist weiterhin ein wichtiges Sinnbild», sagt Guido Keel. «Wir bilden an der ZHAW Journalistinnen und PR-Leute aus, sie lernen gemeinsam beide Richtungen kennen und entscheiden sich dann für eine. Wichtig ist, dass wir vermitteln, was die jeweiligen Funktionen für die Gesellschaft sind, welche Verantwortungen diese mit sich bringen.» Der Medienwissenschaft- ler stellt bei den jüngeren Generationen aber fest, dass es für sie weniger wichtig ist, woher ein Text kommt, von einem Medium, von einer Bloggerin, von einem Unternehmen: Hauptsache, es ist eine gute, spannende Geschichte. Abtei EXPERT ZAFFRANAX® Glaubwürdigkeit – Balance auch im Fachjournalismus • unterstützt in emotional fordernden Zeiten Nicht nur Zeitungen und Online-Newsportale sind • mit hochwertigem Safran-Extrakt anfällig für die neuen Werbeformen. «Auch bei den • 3-fach Wirkung: physisch, kognitiv & emotional Fachmedien bleibt der Druck der Werbetreibenden nicht ohne Folgen und ist ständiges Thema», sagt • effektiv und gut verträglich Pete Mijnssen, Präsident des Verbands Schwei- zer Fachjournalisten SFJ. Bei Fachpublikationen Die Vitamine B6, B12 und Folsäure sowie Magnesium leisten einen kommt eine Besonderheit dazu: Sie stehen oft wichtigen Beitrag zur normalen psychischen Funktion und zur Verringerung von Müdigkeit und Erschöpfung. Pantothensäure hilft einer Branche besonders nah, aus der und über dem Körper, die mentale Leistungsfähigkeit, einschliesslich Stress- resistenz und Konzentrationsfähigkeit aufrechtzuerhalten. die sie berichten. Macht sie das besonders anfäl- Magnesium trägt zu einer normalen Muskelfunktion bei. lig für getarnte PR-Inhalte? «Die Fachmedien sind näher beim Branchenumfeld und müssen deshalb EXKLUSIV IN DER doppelt aufmerksam sein und sich ihrer Rolle klar APOTHEKE & DROGERIE sein», sagt Pete Mijnssen. Wegen seiner Nähe zur www.abtei.ch jeweiligen Branche lauert im Fachjournalismus eine weitere Gefahr, nämlich die der inhaltlichen 18 Wirkstoff | 10/2021
Einflussnahme durch Werbende, im Sinn von Leitentscheid zu Native Advertising zu verfassen. «Schreiben Sie doch mal etwas über dieses Pro- Er rügte darin das verantwortliche Medienhaus dukt oder über jene Dienstleistung». Die inhalt- und verwies auf die entsprechenden Stellen im liche Hoheit müssen die Redaktionen genauso ver- Journalistenkodex, die beschreiben, wie bezahlte teidigen wie die Trennung von Journalismus und Werbung gestaltet und gekennzeichnet sein muss. PR. Lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 21. Das blieb nicht ohne Wirkung: In seinem Jahrheft Die Glaubwürdigkeit des journalistischen Inhalts 2020 schreibt der Presserat, dass «sich die Unter- ist das A und das O eines jeden Mediums. Die scheidbarkeit und Deklaration vieler Native Ads Redaktionen des Branchen- und Fachmagazins seit circa Mitte 2019 peu à peu verbessert hat». Wirkstoff und des Kundenmagazins Drogisten- Er fügt dem Befund eine Liste von Positivbeispie- stern des Schweizerischen Drogistenverbandes len aus grossen Schweizer Zeitungen an. Für den arbeiten daher mit Fachpersonen aus der Bran- Printbereich verfügt der Medienwissenschaftler che zusammen, mit Drogistinnen und Drogisten, Guido Keel über keine gesicherten Daten – im mit Apothekerinnen, mit der Wissenschaftlichen Onlinebereich hingegen lasse sich feststellen, Fachstelle des SDV und je nach Thema mit fach- dass sich klarere Richtlinien zur Kennzeichnung spezifischen Expertinnen und Experten. Die von Native Ads durchsetzen. «Die Verlage sind viel beiden Publikationen erfüllen die Qualitätsmass- transparenter geworden, sie publizieren auf ihren stäbe des Verbands Schweizer Medien, der da- Websites, wie die Werbung gekennzeichnet wird für sein «Q-Label» vergibt. «Das Label bestätigt, und was die jeweiligen Kennzeichnungen genau dass die Publikationen von einer unabhängigen bedeuten. Da viele Medienhäuser auch im Print Redaktion gemacht werden, dass Journalistinnen tätig sind, gehe ich davon aus, dass sie diese Re- und Journalisten die Inhalte erarbeiten, dass die geln auch dort anwenden.» Gleichzeitig entwi- Redaktion klar deklariert, was Werbung ist und ckeln Werber und Verlage natürlich laufend neue was nicht», sagt Florian Schaffner, der beim Ver- Werbeformen, für die sich erst wieder Standards band Schweizer Medien für das Marketing des durchsetzen müssen. Labels zuständig ist, in einem Beitrag in Wirkstoff Journalismus wird auch als «Wachhund der De- 7/2020. Für Heinrich Gasser, Leiter Medien und mokratie» bezeichnet. Er beobachtet die Ge- Kommunikation des SDV, ist das Label ein wichti- sellschaft, die Politik, thematisiert Missstände, ges Zeichen gegenüber der Leserschaft – und den schaut den Mächtigen auf die Finger – bestenfalls Werbetreibenden: «Es zeigt, dass wir fachkundi- auch sich selbst. Der Leitentscheid des Presse- ge Journalistinnen und Journalisten beschäftigen rats von 2019 wurde jedenfalls von den Medien und unsere Medien nicht mit Gratisinhalten von aufgegriffen, die «Tagesschau» berichtete zur PR-Agenturen füllen, bloss um Kosten zu sparen. besten Sendezeit; die Öffentlichkeit wurde für Das sind wir unseren Leserinnen und Lesern das Problem der Schleichwerbung sensibilisiert schuldig – schliesslich geht es in unseren Medien und die Verlage ermahnt, es nicht zu bunt zu um die Gesundheit von Menschen.» treiben. Das kann nur Journalismus. ■ Auch das Onlineportal der Drogerien, vitagate.ch, verfügt über eine Zertifikation, die ihm die klare Quellen � Schweizer Presserat, Jahrheft 2020 Trennung von redaktionellen und Werbeinhal- � Schweizer Presserat, Journalistenkodex, Richtlinie 10.4 ten bescheinigt. Die Stiftung «Health on the net» prüft Webseiten mit medizinischen Informatio- nen und bescheinigt ihnen Vertrauenswürdig- Qualitätslabels der SDV-Medien keit – die Werbepolitik einer Website ist dabei auch ein Kriterium. Wirkstoff (QR-Code links) und Drogistenstern (QR-Code rechts) sind beim Verband Schweizer Medien als «Q-Publikationen» aufgeführt. Verlage sind transparenter geworden Kehren wir zurück zur «NZZ am Sonntag» auf dem Frühstückstisch: Der Proviande-Beitrag ver- vitagate.ch ist von der Stiftung «Health on the Net» anlasste den Presserat im Dezember 2019, einen zertifiziert. 10/2021 | Wirkstoff 19
Der Drogistenstern – einfach gut beraten 24 Stunden guter Rat aus der Drogerie? Das geht! Mit dem Drogistenstern kann sich Ihre Kundschaft rund um die Uhr über alle relevanten Gesundheitsfragen informieren. Glaubwürdig, kompetent, verständlich und unterhaltsam. Und das seit bald 40 Jahren! Heute lesen rund 30 Prozent der Frauen in der Schweiz den Drogistenstern, insgesamt hat jede Ausgabe über eine Million Leserinnen und Leser, die sich ihren guten Rat aus der Drogerie holen! Gehört auch Ihre Kundschaft schon dazu? August / Sep GI ST ENSTER DRO Die Zeitschrift aus Ihrer Drog erie 20 Wirkstoff | 10/2021
Die publizistische Hoheit hat die Redaktion Redaktionen sind nicht nur anfällig für verschleierte Formen der Werbung, sondern auch für inhaltliche Einflussnahme von aussen. Gerade im Fachjour- nalismus ist die Hoheit der Redaktion über die Inhalte besonders wichtig. 7 Lukas Fuhrer Die Chinesische Mauer ist das grösste je von Werbekunden gestalten. Persönlich finde ich Menschenhand geschaffene Bauwerk. In den den Austausch zwischen Werbekunden und Journalismuslehrbüchern sind Redaktionen von Fachredaktion nicht per se schlecht. Aber er einer «Chinesischen Mauer» umgeben, die sie muss auf Augenhöhe stattfinden, was immer vor jeglicher Einflussnahme von aussen schützen weniger passiert.» Natürlich sind PR-Stellen von soll. Nicht nur Werbetreibende, auch andere In- Unternehmen und Organisationen auch wichti- teressenvertreterinnen und -vertreter könnten ge Informationslieferanten, auf die das Medium versuchen, ihre Botschaften in einem Medium sogar angewiesen ist – die Redaktionen pflegen zu platzieren. Der Journalismus beharrt dabei oft auch ein gutes Verhältnis zu ihnen. «Das ist auf seiner publizistischen Hoheit: Was letztlich an sich nicht verwerflich», sagt Guido Keel, «die in welcher Form im Medium erscheint, entschei- Redaktion gibt ja auch gewissen Raum, in dem det einzig und allein die Redaktion. Die Einfluss- die PR ihre Inhalte transportieren kann. Aber nahme durch Werbung ist dabei eigentlich noch der Entscheid, was publiziert wird und in wel- eine milde und kontrollierbare Form (lesen Sie cher Form, das muss die Redaktion unabhängig auch den Beitrag ab Seite 14) – die Ursprünge entscheiden.» Journalismus und Public Relations von strategisch via Massenmedien verbreiteten ermöglichen sich und brauchen sich gegenseitig, Botschaften sieht der Medienwissenschaftler sagt der Medienwissenschaftler. «PR-Stellen lie- Prof. Dr. Guido Keel in der Propaganda des Ers- fern dem Journalismus Informationen, der Jour- ten Weltkriegs. Nach dem Krieg, «Propaganda» nalismus bietet im Gegenzug traditionellerweise war da noch nicht ein negativ konnotierter Be- Glaubwürdigkeit, Reichweite und regelmässige griff, fingen findige Geschäftsleute damit an, die Erscheinungsweisen, die die PR in dieser Form Propagandamechanismen für ihre Interessen zu kaum hat.» nutzen: Desinformation, Diffamierungen und Ein prominenter Fall von vermeintlicher Ver- eigentliche politische Kampagnen liessen sich einnahmung einer Redaktion beschäftigte die mit genügend Einfluss und Geld selbst in grossen Medienbranche 2020: Das renommierte Maga- Zeitungen platzieren. zin «Stern» hatte für eine Sonderausgabe zum Klimawandel eng mit «Fridays for Future» zu- sammengearbeitet. Den Vorwurf, die Redaktion Austausch auf Augenhöhe habe sich von den Klimaaktivistinnen und -akti- visten instrumentalisieren lassen, entkräfteten ptember 2021 Fachmedien, die sich thematisch innerhalb ei- die Macher: Auch wenn Mitglieder von «Fridays RN ner bestimmten Branche bewegen, sind inhalt- for Future» an den Redaktionssitzungen mitdis- licher Einflussnahme besonders ausgeliefert, kutiert haben – die «letzte Entscheidung, wel- meint Pete Mijnssen, Präsident des Verbands ches Thema in welcher Form im Heft, online oder Schweizer Fachjournalisten SFJ. «Die Gefahr ist gar nicht veröffentlicht wird, lag stets bei der Re- gross. Es gibt inzwischen Magazine und Titel, daktion», schreibt der «Stern» zu diesem Fall auf die ihre Inhalte ganz nach dem Wunsch ihrer seiner Website. ■ 10/2021 | Wirkstoff 21
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«Wir leisten auch einen Beitrag zum Produktionsstandort Schweiz» Die Verfora AG hat im Sommer in der Selbstmedikationsbranche für Aufsehen gesorgt: mit dem Zukauf des Pharmageschäfts der Dr. Wild & Co. AG und mit der Übernahme der Spagyros AG. Die beiden Akquisitionen sollen auch den Fachhandel stärken, erläutert CEO Stefan Wälti im Interview. 7 Lukas Fuhrer | Gabriel Mondaca Stefan Wälti, was steht nach den beiden natürlich auch, dass es eine Schweizer jüngsten Akquisitionen auf dem Einkaufs- Firma mit heimischer Produktion ist. Das zettel der Verfora AG? Unternehmen hat eine schöne DNA, es Stefan Wälti: Akquisitionen sind nicht im- wird überwiegend von Hand und mit her- mer planbar. Sie hängen davon ab, was auf vorragender Qualität produziert. dem Markt geschieht, aber auch von der Beziehungspflege, mit der man über Jahre Und die Dr. Wild & Co. AG ist ein traditions- etwas aufbaut, das dann allenfalls zu einem reiches Familienunternehmen, von dem Sie Kauf führen kann. Eine Einkaufsliste gibt starke Selbstmedikationsmarken überneh- es also eigentlich nicht. Aber natürlich sind men. wir grundsätzlich an Brands interessiert, Auch hier freuen wir uns, von einer die ein gewisses Volumen haben. Der Sinn Schweizer Firma Produkte übernehmen zu der Akquisitionen ist, unser breites Portfo- können, in diesem Fall im klassischen OTC- lio zu komplettieren. Bereich. Bisher waren wir vor allem stark bei den Mineralstoffen, im Bereich Mag- Welche Bedeutung haben die beiden Zu- nesium. Das Vitamin D komplettiert nun käufe im Einzelnen? Mit der Spagyros AG sehr schön den Vitamin-Bereich. Aber auch übernehmen Sie einen namhaften und er- in anderen Bereichen können wir kleine- folgreichen Hersteller von Phyto- und Kom- re oder mittelgrosse Marken ins Portfolio plementärarzneimitteln. einbauen, so wie beispielsweise die Wund- Der Zukauf der Spagyros AG ist für uns ein paste Oxyplastin von Dr. Wild. bedeutender Schritt zum Ausbau unseres komplementärmedizinischen Portfolios. Wie hat die Branche auf die beiden Über- Für uns ist es eine Akquisition mit bedeu- nahmen reagiert? tendem Potenzial, denn mit den Phytoarz- Spagyros haben wir operativ per 1. Sep- neimitteln, der Gemmotherapie, der Spa- tember übernommen, da hat der Aussen- gyrik und der Homöopathie hat Spagyros dienst natürlich Rückmeldungen bekom- doch ein sehr breites Portfolio. Schön ist men. Die sind zu Beginn sehr gemischt, Stefan Wälti ist seit dem 1. März 2021 CEO der Verfora AG, davor war er im Unternehmen als Head of Marketing & Business Development und als Geschäftsleitungsmitglied tätig. Den Geschäftsleitungssitz hatte Stefan Wälti seit 2011 inne, damals noch im Vorgängerunternehmen Vifor Consumer Health AG. Seit 2018 ist Stefan Wälti Verwaltungsrat der Spagyros AG, seit dem 1. September 2021 führt er das Unternehmen als CEO. 10/2021 | Wirkstoff 23
drehen nach einem vertieften Gespräch Jacqueline Ryffel steht uns noch weiter aber dann meistens ins Positive – es ist beratend zur Seite. Die Mitarbeitenden, immer wichtig, mit den Leuten zu reden, welche von Verfora zu Spagyros stossen, damit sie das richtig einordnen können haben sich schon bei der Verfora um die und verstehen, dass Galenica mit diesem Komplementärmedizin gekümmert und Kauf auch einen Beitrag zur Sicherung werden das auch in Zukunft tun. Es sind von Schweizer Produktion mit qualitativ vor allem Drogistinnen und Drogisten, hochstehender Handarbeit und einen Bei- zwei auch mit Abschluss der ESD in Neu- trag zur Schweizer Komplementärmedizin enburg, die verstehen ihr Metier. Sie wer- leistet. Regulatorisch ist die Komplemen- den zusammen mit den Fachleuten von tärmedizin sehr anspruchsvoll und wird Spagyros ein relativ unabhängiges Team zunehmend kostenintensiver. Das ist für bilden. Das heisst, ich bin hier nicht allein kleinere Firmen eine Herausforderung. In- – das Team macht die Spagyros aus. Das dem wir die Spagyros als Verfora-Tochter Team ist kompetent und super ausgebil- relativ unabhängig weiterführen und uns det, sodass ich nicht in jedem Detail der den Werten und Qualitäten der Firma sehr Experte sein muss, sondern mich auf das bewusst sind, können wir die Assets, die Team verlassen kann. das Unternehmen aufgebaut hat, würdigen und beibehalten. Als Business Unit der Verfora bleibt Spagyros also auch als Produktelabel erhalten – wie ist das im Fall der von Dr. Wild übernommenen Stefan Wälti Produkten? «Für Verfora als Fachhandelspartner Von Dr. Wild haben wir tatsächlich «nur» Marken gekauft und nicht die Firma. Die ist es interessant, Produkte anbieten Marken sind, insbesondere was die Vita- zu können, die die Positionierung des min-D-Produkte angeht, sehr stark ver- ankert. Wir haben nicht die Rechte, das Fachhandels stärken.» Dr.-Wild-Logo zu nutzen, aber wir können «Wild» dort behalten, wo es im Produk- tenamen steht, beispielsweise bei Salvia Sie haben als CEO der Verfora AG auch Wild. Das ist von Vorteil, weil die Produkte die Leitung der Spagyros AG übernom- unter diesen Namen am Markt etabliert men. Was fasziniert Sie persönlich an dem sind, aber auch, um die Konsumenten nicht Unternehmen, das stark in Phytotherapie, zu verunsichern. Auf den Packungen wird Gemmotherapie, Spagyrik und Homöopa- dann unser Logo erscheinen – die Swiss- thie ist? medic-Zulassungen werden ja auf Verfora Galenica hatte schon seit 2018 eine Min- übertragen. derheitsbeteiligung an Spagyros und so- mit eine Kollaboration. Seit dieser Zeit war Die Spagyros-Standorte bleiben bestehen ich bei Spagyros im Verwaltungsrat. Von und die Verfora AG übernimmt die Mit- dem her habe ich mich in den vergange- arbeitenden. Wie sieht es beim Pharmage- nen Jahren schon an die Gebiete heran- schäft der Dr. Wild & Co. AG aus? tasten können. Phytoarzneimittel sind Wir durften einen sehr erfahrenen und zudem bei uns auch ein Thema, und mit qualifizierten Mitarbeiter übernehmen, Schüssler-Salzen der Adler Pharma haben der als Pharmaberater und Key-Account- wir zwar eine etwas andere Philosophie, Manager im Aussendienst im Ärztebereich aber die Komplementärmedizin ist nicht tätig ist. Ansonsten ist es so, dass Dr. Wild eine fremde Materie bei Verfora. Ich werde bei den Produkten, die wir übernommen mich aber bestimmt noch tiefer mit dem haben, keine eigene Produktion mehr hat- Feld befassen. Wichtig ist: Wir haben ein te. Wir führen also die Verträge mit ihren vollständiges und kompetentes Team bei Herstellern weiter. Eine Produktion umzu- Spagyros, auch die ehemalige Geschäfts- stellen, ist immer eine grosse Übung, und führerin und Verwaltungsratspräsidentin was gut läuft, lässt man am besten laufen. 24 Wirkstoff | 10/2021
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