Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Finanzmärkte - Unternehmungen - Informationen - Helmut Geyer et al - Ernst ...

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Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Finanzmärkte - Unternehmungen - Informationen - Helmut Geyer et al - Ernst ...
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften

       Finanzmärkte – Unternehmungen –
                     Informationen

                 Ergebnisse des Projektes im
                   Sommersemester 2019

                    Helmut Geyer et al.

Heft 02 / 2019

Fachbereich Betriebswirtschaft
Wirtschaftswissenschaftliche Schriften Finanzmärkte - Unternehmungen - Informationen - Helmut Geyer et al - Ernst ...
Schriftenreihe:       Wirtschaftswissenschaftliche Schriften,
                      Jahrgang 2019, Heft 2

Reihe:                Finanzwirtschaft und Kapitalmärkte

Herausgeber:          Prof. Dr. Helmut Geyer

Autoren: Christiane Heiderich, Lea Drechsler, Peter Huschenbett, Lisa Wolfram,
         Juri Wagner, Lennart Stabenow, Toni Beckmann, Robert Grützner,
         Franz Geithner, Matthias Jagusch, Rashad Allahverdiyev

ISSN 1868-1697
ISBN 3-939046-58-2

Redaktion:
Thomas Sauer, Matthias-W. Stoetzer

Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Betriebswirtschaft
Carl-Zeiss-Promenade 2
D-07745 Jena
Tel.: 03641-205-550
Fax: 03641-205-551

Erscheinungsort: Jena

Die vorliegende Publikation wurde mit größter Sorgfalt erstellt, Verfasser und Herausgeber können für
den Inhalt jedoch keine Gewähr übernehmen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk
berechtigt auch ohne Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
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Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Vervielfältigung,
Übersetzung, Mikroverfilmung und Einspeicherung in elektronische Systeme des gesamten Werkes
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Hochschule Jena, Fachbereich Betriebswirtschaft und des Autors.

Printed in Germany
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Finanzmärkte – Unternehmungen – Informationen

                 Ergebnisse des Projektes im Sommersemester 2019

                               Helmut Geyer et al.

Abstract

Der vorliegende Beitrag der Wirtschaftswissenschaftlichen Schriften ist, wie in den
Vorjahren, ein Sammelband, der die Beiträge der Studierenden im Masterstudiengang
General Management aus dem Sommersemester 2019 umfasst.
Die Einzelbeiträge wurden in einer zwei Monate dauernden Projektarbeit zu Beginn
des Semesters erarbeitet und in den letzten beiden Semesterwochen präsentiert.
Unter der Überschrift „Herausforderungen“ hatten die Studenten die Auswahl aus 12
Themen, wovon letztlich vier Themen bearbeitet wurden.
Das Besondere dieser Ausarbeitungen liegt darin, dass sie in Form eines
journalistischen Artikels aufgebaut sind und die Autoren als Gruppe (in der Regel 3
Personen) die Aufgabe hatten, eine auch für Nichtfachleute geeignete Form der
Darstellung zu finden. Besonderer Wert wurde auch auf einen gut lesbaren Schreibstil
und die Vielfalt der Gestaltungsformen gelegt.
Die Arbeiten liegen hier in der Originalversion vor und wurden nicht redigiert. Die
Fakten wurden nach bestem Wissen ermittelt, jedoch besteht kein Anspruch auf
Richtigkeit und Vollständigkeit.

Schlagwörter:
Banken, Fusionen, Elektromobilität

E- Mail: helmut.geyer@eah-jena.de
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Inhaltsverzeichnis

 Zur Intension und dem Hintergrund dieser Schrift
  Helmut Geyer

 Bankenfusionen in Deutschland – Braucht es einen Global Player?
  Christiane Heiderich, Lea Drechsler, Peter Huschenbett

 Kauft China die Europäische Wirtschaft auf?
  Lisa Wolfram, Juri Wagner, Lennart Stabenow

 Krempelt die Elektromobilität den Markt für Autozulieferer um?
  Toni Beckmann, Robert Grützner

 Die verhinderte Fusion zwischen SIEMENS und ALSTOM
  Franz Geithner, Matthias Jagusch, Rashad Allahverdiyev
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Zur Intention und dem Hintergrund dieser Schrift

Im Masterstudiengang „General Management“ an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena
ist das Fach „Fi-nanzmärkte, Unternehmungen, Informationen“ als Wahlpflichtfach mit
4 Semesterwochenstunden ausgewiesen. Es wird mit 6 Credit Points bewertet.
Die Studenten des Masterstudiengangs haben in der Regel ein abgeschlossenes
Bachelorstudium hinter sich und sollen im modularisierten Masterstudiengang die
erforderlichen Qualifikationen für anspruchsvolle Führungsaufgaben in der Wirtschaft
erwerben. Das Hauptziel des Fachbereiches Betriebswirtschaft besteht darin, damit
den führenden praxisorientierten Studiengang zum Master of General Management in
Thüringen anzubieten.
Intention und Hintergrund dieser Projektarbeit haben sich in den letzten Jahren nicht
geändert:
Die Idee zu dieser Veranstaltung ist im Fachbereich Betriebswirtschaft entstanden,
weil den Professoren und Lehrkräften aufgefallen war, dass ein Großteil der Studenten
zu stark im Fächerbezug denkt und die Beschäftigung mit wirtschaftlichen Problemen
vor allem unter dem Aspekt der Prüfungsrelevanz sieht. Mit der Durchführung dieses
Projektes seit nunmehr sieben Jahren ist es gelungen, den Blick der Teil-nehmer auf
ein größeres Spektrum wirtschaftlicher Ereignisse zu lenken.
Die Intention besteht demnach darin, dass künftige Führungskräfte in der Wirtschaft in
die Lage versetzt werden sollten, allgemeine wirtschaftliche Entwicklungen zu
beurteilen und Schlussfolgerungen für die Tätigkeit und das Umfeld des eigenen
Unternehmens zu ziehen. Dieser Anspruch beinhaltet neben der Recherche auch die
ansprechende Darstellung und Präsentation solcher Erkenntnisse.

Ziele

Im Fach „Finanzmärkte, Unternehmungen, Informationen“ werden Themen in den
Fokus gerückt, die sich der üblichen fächerbezogenen Stoffvermittlung entziehen. Als
Softskill soll neben der allgemeinen Befähigung zur Präsentation vor einer größeren
Personengruppe ebenso die Fähigkeit von Führungskräften trainiert werden, auch
interessierte Nichtfachleute anzusprechen.
Praxisnahe Ausbildung impliziert neben dem Vermitteln von Faktenwissen und dem
Vertiefen von Inhalten aus dem Bachelorstudiengang ebenfalls das selbständige
Bearbeiten von Projekten. Dabei soll der Blick nicht nur auf ein konkret abgegrenztes
betriebswirtschaftliches Themengebiet, sondern auf Zusammenhänge und
Hintergründe gelenkt werden, die das reine Faktenwissen übersteigen.
Konkret soll folgendes erreicht werden:
       Informationen zu (aktuellen) Vorgängen in der Wirtschaft der Bundesrepublik
        Deutschland, Europas aber auch der Weltmärkte sammeln und zu strukturieren.
       Darstellung in der Form eines journalistischen Beitrags, wie er z.B. in
        überregionalen Wirtschaftszeitschriften veröffentlicht werden könnte. In Layout
        und äußerer Gestaltung sind die Studenten vollkommen frei, das entscheidende
        Kriterium neben der inhaltlichen Vielfalt und Korrektheit ist, ob sich der Beitrag
        „interessant“ lesen lässt.
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   Präsentation vor allen Teilnehmern des Kurses. Auch hierbei wird Wert
       daraufgelegt, dass die Form über eine normale Power-Point-Präsentation
       hinausgeht.

Themenspektrum

Die Themen werden in jedem Semester neu herausgesucht. Dabei werden durch den
Seminarleiter keine genauen Formulierungen vorgegeben. Auf diese Weise ist es
möglich, dass eigene Brennpunkte innerhalb des vorgegebenen Grundthemas gesetzt
werden. Von dieser Möglichkeit machen die Kursteilnehmer in unterschiedlichem
Maße Gebrauch.
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf (länderübergreifenden) Fusionen, European
Champions und Finanzinvestitionen, aber auch auf den wirtschaftlichen Auswirkungen
politischer Entscheidungen.
Für ihre Recherchen nutzen die Studenten vielfältige Quellen. Zumeist handelt es sich
um
      Finanznachrichten (Presse, Fernsehen, Radio ...)
      Internetauftritte
      Geschäftsberichte
      persönliche Gespräche mit Führungskräften der betrachteten Unternehmen
      Datenbanken

Art der Ausarbeitung/Prüfungsleistung

Bei dem gesamten Projekt handelt es sich um eine Gruppenarbeit. Die Gruppengröße
liegt in der Regel bei 3 Personen, die sich ihre Arbeit selbständig aufteilen können. Die
Bewertung erfolgt ebenfalls als Gruppenleistung. Auf diese Weise soll die Arbeit in
Teams mit all ihren Problemen, wie permanente Abstimmung, Aufteilung der
Aufgaben, möglichst gleichwertige Arbeitsaufteilung, Suchen einer konsensfähigen
Meinung usw. gefördert werden.
Zum Ablauf:
In der ersten Semesterwoche werden die Themen vorgestellt. Innerhalb von sieben
Tagen bilden sich die Gruppen, zumeist ohne äußeres Zutun. Jedes Team bekundet
sein Interesse an bestimmten Aufgabenstellungen mit einer drei Positionen
umfassenden Rangliste. Auf dieser Basis werden die Themen durch den Kursleiter
vergeben. Bei „Überbuchung“ eines Themas würde in letzter Konsequenz gelost, was
bisher aber noch nie erforderlich war.
Innerhalb von knapp zwei Monaten erfolgen die Recherchen und das Erarbeiten der
einzelnen Beiträge. In diesem Zeitraum steht der Kursleiter für Rückfragen zur
Verfügung, es erfolgen aber keine Präsenzveranstaltungen. Zu erstellen ist ein nach
journalistischen Kriterien erarbeiteter Artikel von etwa 15 Seiten einschließlich
Abbildungen. Die Abgabe der Ausarbeitungen (ausgedruckt und geheftet bzw.
gebunden und eine PDF) ist auf den Beginn der 10. Semesterwoche terminiert.
Nach der Weihnachtspause finden die Präsentationen statt. Als Dauer sind 25 Minuten
pro Gruppe vorgesehen.
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Zur Bewertung:
Eingereichte Beiträge und Präsentationen gehen im Verhältnis 50:50 in die Bewertung
ein.
Kriterien für die Bewertung der schriftlichen Arbeiten sind:
      Inhaltliche Vielfalt, Informationsgehalt und Genauigkeit der dargestellten
       Inhalte.
      Ansprechende äußere Gestaltung mit Abbildungen, Diagrammen,
       Zwischenüberschriften, Darstellung von ausgewählten Fakten in separaten
       Kästen, Zeitleisten usw.
      Schreibstil und Rechtschreibung.
Kriterien bei den Präsentationen sind:
      Ideenreiche Prägung der Präsentation, z.B. in Form eines Interviews, einer
       Veranstaltung zur Pflege von Costumer Relations oder Investor Relations,
       Präsentation von Produkten und ähnliches.
      „Handwerkliches Geschick“, wie geordneter Ablauf incl. Einhalten eines roten
       Fadens, Verteilen von Handouts oder Anschauungsmaterial usw.
      Gestaltung der Präsentationsfolien mit Audio-/Videodateien usw.
      Gleichmäßiges Einbeziehen aller Mitglieder der Gruppe.
      Einhalten des Zeitlimits.

Sonstiges:
Die Reihenfolge der Präsentationen wird nicht vorher bekanntgegeben. Auf diese
Weise müssen alle Teams mit Beginn der ersten Präsentationsrunde in der Lage sein,
ihre Präsentation zu starten.

Rückäußerungen der Teilnehmer und Einschätzung der Veranstaltung

Die Teilnehmer schätzen den Zeitaufwand für dieses Fach als relativ hoch ein, geben
aber zumeist selbstkritisch zu, dass sie zu Beginn der Arbeit oft nicht stringent genug
auf das Ziel hingearbeitet haben. Das führte gelegentlich zu Zeitknappheit vor der
Abgabe.
Als Fazit wird oft formuliert, dass das intensive Befassen mit den vorgeschlagenen
Themen dazu geführt hat, dass man überhaupt erst auf viele interessante Fragen des
Wirtschaftslebens gestoßen sei, die man im üblichen Ablauf des Studiums gar nicht
beachtet hätte.
Schwierigkeiten bereitet vielen Teilnehmern die Formulierung von Erkenntnissen in
Form eines Artikels oder Essays. Gerade die Abkehr von der strengen Form
wissenschaftlicher Arbeiten mit einer stringenten Gliederung und wissenschaftlicher
Quellenarbeit hin zu einer Form, die sich an einen breiteren Kreis von Lesern wendet,
ist nicht leicht.

Die vorliegende Schrift stellt die Ergebnisse (eingereichten Arbeiten) des
Sommersemesters 2019 vor. Die Arbeiten wurden nicht redigiert und sollen die Vielfalt
der Ideen und Themen verdeutlichen.
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Leider ist es nicht möglich, die teilweise sehr individuellen und ideenreichen
Präsentationen in Form eines schriftlichen Beitrages vorzustellen. Gerade diese haben
gezeigt, wie vielfältig, interessant und auch kurzweilig Wirtschaft sein kann.

Themenauswahl dieses Semesters

      Wie weiter? Das Fortbestehen der Nord-LB
      Bankenfusionen in Deutschland? Braucht es einen Global Player?
      Zusammenschluss der Landesbanken zu einem einzigen Zentralinstitut – ein
       Weg in die Zukunft?
      Wem gehört die Deutsche Börse?
      Schaffen von „European Champions“ als Gegenpol zu ausländischen
       Investoren
      Finanzinvestoren in der Möbelindustrie
      Kauft China die europäische Wirtschaft auf?
      Die (verhinderte) Fusion der Bahnsparten von Siemens und Alstom
      „Bereinigung“ im Luftverkehr – was passiert, wenn Airlines Pleite gehen?
      Eine Kleinstadt im Strudel der Weltpolitik – Wolgast und Rüstungsexporte nach
       Saudi-Arabien
      Krempelt die Elektromobilität den Markt für Autozulieferer um?
      Wie soll man Leistungszusagen einhalten? Das System der Betriebsrenten in
       Deutschland.

Autor: Helmut Geyer
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Braucht es einen Global Player?
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Bankenfusionen in Deutschland
Braucht es einen deutschen bzw. europäischen Global Player im Bankensektor? Beantworten
massive Fusionen tatsächlich die Frage nach der zukünftigen Konkurrenzfähigkeit unserer hei-
mischen Großbanken?

 „Nationale und europäische Champions:                         jeweiligen Großbanken eines Landes. Deutsch-
    Größe zählt – Size matters!“ (BMWI)                        land weist derer einige wenige auf – diese haben
                                                               aber in den letzten Jahren und v.a. im Zuge der
Bereits seit zwei Jahrzehnten zeichnet sich in                 Finanzkrise stark an Bedeutung verloren. Einst
vielen Bereichen der Wirtschaft ein stetig stei-               ein beherrschender Gigant auf dem weltweiten
gender Trend hin zu Konsolidierungen bzw. Fusi-                Markt scheint die größte Bank Deutschlands, die
onen ab. Tatsächlich vergeht wohl kaum ein Tag,                Deutsche Bank, nun einen langsamen Tod zu
an dem nicht über begonnene, abgebrochene oder                 sterben. Doch gibt es noch eine Rettung? Stellt
miss- sowie geglückte Fusionsbemühungen in den                 eine Fusion mit einem Konkurrenten eine mögli-
verschiedensten Medien berichtet wird. Auch im                 che Lösung dar? Könnte dies die Bedeutung der
Bankensektor – sowohl in Deutschland und Euro-                 Deutschen Bank im Sinne eines Global Players
pa als auch im globalen Kontext – scheinen sol-                erneut anheben? Nicht zuletzt stellt sich hier auch
che Zusammenschlüsse zu einer Königsdisziplin                  die drängende Frage, ob es wirklich eines deut-
zu avancieren, die es zu meistern gilt. Dabei                  schen Global Players bedarf. Die Meinungen
herrscht nur zu oft das vom deutschen Bundesmi-                zwischen Politik und Wirtschaft, zwischen Bun-
nister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier,             desregierung, Bundesbank und EZB variieren
propagierte   Prinzip:   „Größe   zählt   –   Size             hinsichtlich dieser Problematik stark.
matters!“. Tatsächlich zeigen die letzten Jahre
deutlich diese Hinwendung zu möglichst großen                  Dabei gelten Fusionen selbst nur als die Spitze
Banken mit einen entsprechenden Marktanteil und                des Eisbergs – tatsächlich existieren im Alltag des
einer effizienteren und schlankeren Kostenstruk-               Finanzsektors die verschiedensten Arten von
tur. Dies betrifft auf dem deutschen Markt v.a.                Partnerschaften und Kooperationen. Fusionen
Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken.                   bedürfen im Gegensatz zu diesen Alternativen
Sprechen wir allerdings von nationalen oder eu-                wesentlich höheren Investitions- und Restruktu-
ropäischen Champions, die die Politik gerne als                rierungskosten.      Auch       der      mögliche
Gegengewicht zu den Megakonzernen der ameri-                   Synergiegewinn, dessen Errechnung oftmals von
kanischen und chinesischen Konkurrenten ins                    persönlichen Interessen geprägt ist, erscheint nie
Rennen schicken würde, so betrifft dies eher die               wirklich gesichert und unterliegt einem hohen

                                                     Seite 1
31. Mai 2019

Risiko der Nichterfüllung. Um den allgemeinen                  ditinstituten seit 1957. Mit Beginn der statisti-
Fusionstrend und den politisch-motivierten Ruf                 schen Aufzeichnungen existierten noch 13.359
nach einem Global Player erklären zu können,                   solcher Institutionen. Diese Anzahl schrumpfte in
müssen wir uns zunächst die aktuelle Lage des                  den folgenden 33 Jahren auf 4.719 Kreditinstitute
deutschen Finanzsektors einmal genauer anschau-                (1990) zusammen. Nach 60 Jahren konnten hin-
en. Hier sind bereits wichtige Motivatoren und                 gegen sogar nur noch 1.823 gezählt werden
Gründe für solche Bestrebungen erkennbar.                      (2017). Dies beschreibt eine Verkleinerung des
                                                               deutschen Bankenmarktes um über 86 Prozent.
Der Bankenmarkt in Deutschland unterliegt
                                                               Diese Entwicklung wirkt allerdings auch dem
 einer stetigen Veränderung. Dabei verän-                      Kritikpunkt des sogenannten „overbanking“ ent-
  dern sich nicht nur die Konstellation der                    gegen, welcher immer wieder mit dem deutschen
Marktteilnehmer, sondern auch die Markt-                       Bankenmarkt in Zusammenhang gebracht wird.
               teilnehmer selbst.                              Das hier kritisierte Überangebot drückt sich zu-
                                                               sätzlich auch in der Anzahl der ansässigen Filia-
Die deutsche Bankenbranche steht aktuell auf-
                                                               len aus.
grund des demografischen Wandels, der Digitali-
sierung und der Niedrigzinsphase vor großen                     Im Jahr 2017 existierten im Durchschnitt
Herausforderungen. Hinzu kommt die damit ein-                         17,53 Filialen pro Kreditinstitut.
hergehende Veränderung des Kundenverhaltens.
                                                               1957 existierten hiervon gerade einmal 26.330
Um diese Herausforderungen bewältigen zu kön-
                                                               Einrichtungen – im Durchschnitt also 1,97 Filia-
nen hat sich die Struktur der Branche in den letz-
                                                               len pro Kreditinstitut. Im Jahr 2017 hingegen
ten Jahren immer stärker verändert. Tatsächlich
                                                               konnten 31.949 Filialen in Deutschland verzeich-
unterliegt der Bankenmarkt in Deutschland einer
                                                               net werden. Mit Abnahme der Instituts-Anzahl
stetigen Veränderung. Dabei verändern sich nicht
                                                               bedeutet dies eine deutliche Erhöhung der Filial-
nur die Konstellation der Marktteilnehmer, son-
                                                               dichte (17,53 Filialen pro Kreditinstitut). Anhand
dern auch die Marktteilnehmer selbst. Besonders
                                                               dieser Entwicklung kann der langfristige Aufbau
deutlich zu erkennen sind diese Veränderungen
                                                               von Filialen verdeutlicht werden, der seinen
bei der Betrachtung der sinkenden Zahl von Kre-

Abbildung 1: Anzahl der Kreditinstitute in Deutschland von 1957 bis 2017

 16.000
 14.000
 12.000
 10.000
   8.000
   6.000
   4.000
   2.000
       0
            1957     1967     1977     1987    1990       1997        2003    2007     2011    2015      2017
                                                                                                    ©statista

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31. Mai 2019                                                                 Bankenfusionen in Deutschland

Höhepunkt im Jahr 1997 mit einer Gesamtanzahl                   größer. Das zeigt sich auch in den jeweiligen
von 66.764 Filialen fand. Das Filialnetz konnte                 Bilanzsummen. Die Tabelle 1 zeigt die Top-5-
somit in den letzten 20 Jahren deutlich verringert              Banken in den Jahren 1997, 2005, 2009 und 2017
werden. Prognosen sehen diese Entwicklungen                     gemessen an ihrer Bilanzsumme.
aber noch längst nicht als abgeschlossen an. Auch
zukünftig ist mit einer weiteren Abnahme der                    In den letzten 20 Jahren haben sich die Deutsche
Filialanzahl zu rechnen – nicht zuletzt auch durch              Bank AG und die Commerzbank AG in den Top 5
die zunehmende Akzeptanz und Integration von                    behaupten können. Andere Banken wie die
Online-Banking-Angeboten. Diese Konzentration                   Dresdner Bank AG oder die Bayerische Verein-
des deutschen Bankenmarktes wird auch durch                     sbank, die im Ranking der letzten Jahre noch
den Trend hin zu Zusammenschlüssen bzw. Fusi-                   auftauchen, existieren heute in dieser Form nicht
onen begünstigt, der v.a. auch durch die Folgen                 mehr. Sie folgten dem Fusionstrend der letzten 2
der Finanzkrise einen erheblichen Anschub er-                   Jahrzehnte. Die Dresdner Bank ging somit in die
hielt. Aufgrund der bereits erwähnten Herausfor-                Commerzbank AG über und die Bayerische Ver-
derungen, die deutsche Banken zu meistern ha-                   einsbank wurde durch mehrere Fusionen Teil der
ben, und um im Wettbewerb überleben zu kön-                     heutigen Unicredit Bank AG (HypoVereinsbank).
nen, müssen diese ihre Kosten stark reduzieren                  Bei der Westdeutschen Landesbank hingegen
und auch nationale bzw. internationale Zusam-                   konnte keine Einigung für eine Fusion getroffen
menschlüsse in Betracht ziehen. Die Reduktion                   werden. Aus diesem Grund erfolgte eine Auftei-
der Kosten geht dabei unmittelbar mit der Schlie-               lung des Kreditinstitutes – sie ist somit heute
ßung von Filialen einher, da diese zu den größten               ebenfalls nicht mehr existent. Aber auch innerhalb
Kostentreibern in Kreditinstituten gehören. Und                 des Sparkassen- und des Volks- und Raiffeisen-
wie ist dies besser zu erreichen als durch die Fu-              bankensektors kam es in den letzten Jahren ver-
sion mit einem Konkurrenten. Nun doppelt vor-                   mehrt zu Fusionen. Aufgrund ihrer Struktur spie-
handene Filialen können geschlossen werden.                     len die Einzelinstitute in der Top-5-Liste jedoch
Somit existieren zwar deutlich weniger Kreditin-                bisher keine Rolle.
stitute als noch vor 60 Jahren – diese sind aber im
Vergleich zu ihren Vorgängern zumeist deutlich

Tabelle 1: Die Top-5-Kreditinstitute in den Jahren 1997, 2005, 2009 und 2017

 Ranking
                      1997                     2005                         2009                    2017
 im Jahr
     1       Deutsche Bank AG         Deutsche Bank AG             Deutsche Bank AG         Deutsche Bank AG

     2       Dresdner Bank AG         HVB Group                    Commerzbank AG           DZ Bank AG
             Westdeutsche Lan-
     3                                Dresdner Bank AG             KfW                      KfW
             desbank

     4       Commerzbank AG           Commerzbank AG               DZ Bank AG               Commerzbank AG

             Bayerische Verein-       Landesbank Baden-            Landesbank Baden-
     5                                                                                      Unicredit Bank AG
             sbank                    Württemberg                  Württemberg

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Braucht es einen Global Player?                                                                  31. Mai 2019

  Die Renditeschwäche deutscher Banken                         Es wird dabei tatsächlich von einem branchenwei-

entwickelt sich zu einem dauerhaften Trend.                    ten Einsparpotential von 20 bis 25 Milliarden
                                                               Euro ausgegangen. Diese Zahl lässt sich aller-
Betrachtet man die aktuelle Situation deutscher                dings noch weiter ausdehnen, beschränkt man den
Banken, so lässt sich der Fusionsgedanke der                   Fusionsgedanken nicht nur auf nationale Unter-
heutigen Zeit leicht erklären. Trotz zunehmender               nehmen. Gewinnbringende Fusionen auf europäi-
Digitalisierung, Personal- und Filialabbaus, Ver-              scher Ebene könnten die Zukunft des Bankenge-
triebsumstellungen und weiterer Kostenreduktio-                schäfts darstellen. Damit fände auch eine Ver-
nen hält die deutlich erkennbare Renditeschwäche               schiebung der Idee von einem rein nationalen
der Banken weiterhin an. Nach der aktuellen                    Champion hin zu einem oder mehreren europäi-
Bain-Studie (2018) lag die durchschnittliche Ei-               schen Champions statt.
genkapitalrendite nach Steuern 2017 bei geringen
2 Prozent, wobei nur jede zwölfte Bank auch ihre               Gründe für solche Bestrebungen liegen immer in
Eigenkapitalkosten decken konnte. Als Gründe                   möglichen Synergieeffekten. Im Fokus stehen
werden hierfür nicht nur der zunehmend härtere                 dabei v.a. Kosten- und Ertragssynergien. Erstere
Wettbewerb und die gesetzlichen Vorgaben be-                   können z.B. durch die fusionsbedingte Erhöhung
züglich des aufzubauenden Eigenkapitals sondern                der Marktmacht und durch sogenannte Economies
auch die andauernde Niedrigzinspolitik der EZB                 of Scale beispielhaft über Reduzierungen des IT-
angeben. Dies spiegelt sich auch in der Cost-                  und Personalaufwands zum Tragen kommen.
Income-Ratio wieder, welche um 3 Prozent auf 72                Durch den Wegfall eines Konkurrenten und die
Prozent stieg. Während die globale Finanzbranche               verbesserte Stellung am Markt können Preise
eine Aktienrendite von 13 Prozent aufwies, lag                 angehoben und höhere Gewinne erwirtschaftet
die europäische Finanzbranche nur bei 8 Prozent.               werden. Die neu ausgerichteten Wachstumsper-
Dies betrifft im deutschen Raum v.a. die klassi-               spektiven bilden auch den Grundstein für eine
schen Kreditinstitute. Das Vertrauen der Investo-              zukünftige Existenzsicherung des Unternehmens.
ren scheint hier über die Jahre auf ein Rekordtief
gefallen zu sein. Vereinzelte Kreditinstitute wie                Errechnete Synergiegewinne sollten auf-
im Bereich der Direkt- und Automobilbanken                      grund ihrer Unsicherheit immer mit Vor-
weisen aber auch deutlich stärkere Renditen auf.                            sicht behandelt werden.
Den übrigen Banken bleibt hingegen nichts ande-
                                                               Zu bedenken ist dabei aber immer, dass diese im
res übrig, als ihre Kosten weiter zu reduzieren.
                                                               Vorfeld berechneten Synergiegewinne stets mit
Eine wichtige Rolle spielen dabei Partnerschaften
                                                               hohen Unsicherheiten behaftet sind. Sie unterlie-
und Kooperationen, die ihren Höhepunkt in einer
                                                               gen auch stark rein persönlichen Interessen der
Fusion finden – also in einer freiwilligen „(…)
                                                               Beteiligten und sind daher immer mit Vorsicht zu
Vereinigung von Unternehmungen im Vertrags-
                                                               behandeln.
wege durch Verschmelzung (Vollfusion) oder
Konzernierung“ (Breuer o.J.).                                   Massive Probleme ergeben sich, wenn Sy-

Fusionen auf europäischer Ebene könnten                          nergieeffekte höher und der notwendige

die Zukunft des Bankengeschäfts darstellen.                         Aufwand zu gering geschätzt wird.

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31. Mai 2019                                                                 Bankenfusionen in Deutschland

Dem gegenüber steht immer auch die Position des                 in Kommunikationsproblemen im Management-
Restrukturierungsaufwands. Besonders im Ban-                    bereich, im Durchsetzen persönlicher Interessen
kensektor liegt dieser v.a. in der Schließung von               oder in der fehlenden Akzeptanz der Aktionäre.
Filialen und im Abbau von Personal. Einen gro-                  Auch bedarf es einer klaren und effizienten Integ-
ßen Kostenfaktor bergen aber auch diverse Reali-                rationsstrategie, die in der Vergangenheit nicht
sierungsprobleme, die hier v.a. mit der zuneh-                  immer gegeben war.
menden Digitalisierung einhergehen. Die Schaf-
                                                                 Ist ein innerdeutscher Aufbau eines kon-
fung von Schnittstellen, die Integration eines
einheitlichen IT-Systems und die Übertragung                     kurrenzfähigen Global Players überhaupt
von stattlichen Mengen an Kundendaten stellen                                      möglich?
die fusionierenden Banken nicht nur vor finanzi-
                                                                Auch hinsichtlich des Aufbaus eines Global
elle Herausforderungen. Der Arbeitsaufwand, der
                                                                Players müssen alle diese Aspekte mitbedacht
hinter einer solchen langwierigen Aktion steht, ist
                                                                werden. Die Deutsche Bank dient zwar immer
im Vorfeld kaum zu fassen. Probleme ergeben
                                                                noch dem Zweck eines nationalen Champions und
sich v.a. dann, wenn Synergieeffekte in der Pla-
                                                                spielt auch auf internationaler Ebene durchaus
nung höher geschätzt und der notwendige Auf-
                                                                noch eine Rolle. Ihre Bedeutung hat aber in den
wand zu gering erfasst wird.
                                                                letzten Jahren stark abgenommen. Sollte als Lö-
  Fusionen sind die Königsdisziplinen der                       sung dieser Problematik eine Fusion in Betracht

 sogenannten M&A-Deals, die es im Ban-                          gezogen werden, um auch einen starken bzw.
                                                                wiedererstarkten internationalen Wettbewerber zu
          kensektor zu meistern gilt.
                                                                schaffen, so muss eine eindeutige Abwägung der
Als gelungen gilt eine Fusion, wenn der Wert des                Vor- und Nachteile erfolgen. V.a. sollten dabei
neu entstanden Unternehmens mindestens der                      die enormen Integrationskosten nicht außer Acht
Summe der Werte der vorherigen Einzelunter-                     gelassen werden. Tatsächlich kann in Deutschland
nehmen entspricht und wünschenswerter Weise                     davon ausgegangen werden, dass sich in den
langfristig über diesen liegt. Bei einem erfolgrei-             ersten zwei Jahren nach der Fusion die erzielten
chen Banken-Merger können die Kosten in Bezug                   Einsparungen und die aufzuwendenden Kosten
auf das kleinere Unternehmen im Durchschnitt bis                ausgleichen. Außerdem sollte nicht zuletzt auch
zu 30 Prozent sinken. Tatsächlich sind anhand der               die Frage bedacht werden, ob es innerhalb von
Erfahrungswerte der letzten Jahre sogar Einspa-                 Deutschland überhaupt möglich ist, einen interna-
rungen von bis zu 40 Prozent möglich. Trotzdem                  tional agierenden Global Player aufzubauen, der
bleibt ein solches Vorhaben die Königsdisziplin                 sich mit den chinesischen und amerikanischen
unter den M&A-Deals. Nur bei jedem dritten                      Megakonzernen messen kann. Vielleicht liegt die
Zusammenschluss wird tatsächlich auch ein                       Antwort ja nicht in einer innerdeutschen sondern
Mehrwert generiert. Dies bedeutet aber auch in                  in einer europäischen Lösung.
der Konsequenz, dass Größe doch nicht immer
zählt, denn zwei von 3 Unternehmen waren dem-
nach nach der Fusion zwar wesentlich größer,
aber in der Summe nicht „besser“. Das liegt v.a.

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Braucht es einen Global Player?                                                                     31. Mai 2019

  Der politische motivierte Gedanke eines                       Das Thema Bankenfusion bestimmte in den letz-

   starken, deutschen Global Players wird                       ten Jahren und Jahrzehnten nicht nur immer wie-

auch durch die aktuelle internationale Situ-                    der die deutschen Finanznachrichten – auch im
                                                                internationalen Raum spielte es eine große Rolle.
                  ation bedingt.
                                                                Wirft man einen Blick auf den amerikanischen
Um den Gedanken an einen Global Player durch                    Bankensektor und betrachtet die dortigen „Big
die Fusion großer Banken besser verstehen zu                    Four“ der heutigen Zeit, namentlich die Bank of
können, genügt nicht nur eine isolierte Betrach-                America,   die   Citigroup,   Wells   Fargo    und
tung der Situation in Deutschland. Wie Prof.                    JPMorgan Chase, so stellt man fest, dass diese 4
Martin Bösch im Interview anmerkte, liegt der                   Großbanken Anfang der 90er Jahre noch aus 35
Grund für den Aufbau eines internationalen                      unabhängigen Instituten bestanden. Zu den rele-
Champions eigentlich darin, am globalen Markt                   vantesten M&A Deals dieser Banken gehört dabei
konkurrenzfähig bleiben zu können. Daher ist es                 wohl im Jahre 1998 die Fusion der Citigroup und
von unabdingbarer Notwendigkeit, auch die aus-                  Travelers Group zur Citigroup. Mit einem Um-
ländischen Konkurrenten in die Betrachtung mit                  fang von rund 140 Milliarden Dollar gilt dieser
einzubeziehen. Dies betrifft v.a. die Giganten des              Zusammenschluss als der bis dato größte seiner
chinesischen und amerikanischen Marktes.                        Art. Im gleichen Jahr fusionierte Wells Fargo mit
                                                                Norwest – ein Geschäft, welches 31,7 Milliarden
 Im internationalen, insbesondere im ame-
                                                                Dollar umfasste – nachdem bereits 2 Jahre zuvor
rikanischen Raum, veränderte der Trend zu                       ein Zusammenschluss mit First Interstate, ge-
 Fusionen in den letzten zwei Jahrzehnten                       schätzt auf rund 11,3 Milliarden Dollar, stattfand.
  nachhaltig und massiv die Bankenland-                         Im Falle von JPMorgan Chase lässt sich die His-
  schaft. Damit wurden Megakonzerne ge-                         torie bereits erahnen. In ihrer aktuellen Form
    schaffen, die ihres gleichen suchen.                        entstand dieser Big Player im Jahr 2000 aus dem
                                                                        Kauf von J.P. Morgan Aktien im Wert
 Abbildung 2: Umsatz und Gewinne der nach Umsatz 25                     von 30 Milliarden Dollar durch die Chase
 größten Banken in Mrd. $                                               Manhattan Bank. Nur 4 Jahre später wur-
                                                                        de dann die Bank One für 58 Milliarden
     784,5
                                                                        Dollar aufgekauft. Dieses Geschäft mach-
                                                                        te JPMorgan Chase zur damalig zweit-
                                                                        größten Bank der USA. Als wohl ge-
                 376,3                                                  schäftigste der großen Vier gilt allerdings
                                          324,8
                             283
                                                                        die Bank of America. Sie fusionierte
         178,5
                                                                        ebenfalls im Jahre 1998 mit der Nations
                     77,4
                                   22,9       30,3   44,3
                                                                        Bank zur Bank of America, welche da-
                                                        -1,90           mals über Assets im Wert von mehr als
                                                                        570 Milliarden Dollar und einem ausge-
                                                                        dehnten Netz von über 4.800 Niederlas-

                            Quelle: Forbes Global 2000, Stand 2016
                                                                        sungen verfügte. Während der 2000er

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31. Mai 2019                                                                  Bankenfusionen in Deutschland

Jahre, genauer gesagt zwischen 2004 und 2007,                   Konkurrenten aufkauften. Viele dieser Deals
erfolgten dann jährlich Milliardendeals. Zuerst                 stellten sich allerdings im Nachhinein als Fehler
wurde FleetBoston Financial für 47 Milliarden                   heraus. So kaufte die Bank of America den Kon-
Dollar und im Anschluss MBNA, einer der dama-                   kurrenten Countrywide Financial für 4,1 Milliar-
ligen Marktführer im Kreditkartengeschäft, für 35               den Dollar, trotz vorliegender Berichte, dass zu
Milliarden Dollar aufgekauft. 2006 fand der Kauf                dieser Zeit bereits Ermittlungen des FBI wegen
von U.S. Trust für vergleichsweise günstige 3,3                 Betruges gegen den Hypothekenriesen liefen.
Milliarden Dollar und die Aufnahme der LaSalle                  Auch die Aufnahme von Merrill Lynch für 50
Bank für 21 Milliarden Dollar statt. Diese histori-             Milliarden Dollar führte im Folgenden aus ver-
sche Entwicklung der amerikanischen M&A-                        schiedenen Gründen zu einem Verfall des Ak-
Deals erfolgte ähnlich auch in anderen Ländern                  tienkurses auf nahezu die Hälfte. Auch stellte sich
rund um den Erdball. Sie umfassen Milliarden-                   später heraus, dass der damalige CEO der Bank of
summen und schaffen Megakonzerne, die ihres                     America wohl durch staatliche Stellen zur Durch-
gleichen suchen: „Size matters – Größe zählt“.                  führung des Deals gedrängt wurde. Besser lief es
V.a. die amerikanischen und chinesischen Groß-                  für JPMorgan Chase. Diese kaufte Bear Stearns
banken bilden die wichtigsten Global Player auf                 für 10 Dollar pro Aktie, wobei der ursprüngliche
dem Weltmarkt. Tatsächlich scheinen hier die                    Deal sogar nur 2 Dollar pro Aktie vorsah – anzu-
Fusionsbemühungen nachhaltiger und besser                       merken sei an dieser Stelle, dass das 52 Wochen
geglückt als im deutschen Bankensektor. Nur jede                Hoch von Bear Stearns 133,20 Dollar betrug. Das
dritte Fusion kann hier den tatsächlich erwarteten              wohl erfolgreichste Geschäft jener Zeit hat jedoch
Synergieeffekt generieren.                                      Wells Fargo mit dem Kauf von Wachovia für 14,8
                                                                Milliarden Dollar abgeschlossen. Dieser Deal
Hinsichtlich M&A Transaktionen im amerikani-                    weitete die Geschäfte der Bank stark aus und ließ
schen Finanzsektor sei an dieser Stelle aber auch               sie seitdem zur größten US-Bank in Sachen
zu erwähnen, dass gerade im Zeitraum der Fi-                    Marktkapitalisierung anwachsen.
nanzkrise die großen Banken viele ihrer kleineren

  Bayerische
Hypotheken- und
 Wechsel-Bank
      AG                                    Dresdener
 + Bayerische                               Bank AG
Vereinsbank AG                             + Commerz-
                                             bank AG                                  WGZ Bank AG
  = Bayrische
  Hypo- und                                = Commerz-                                 + DZ Bank AG
Vereinsbank AG                               bank AG                                  = DZ Bank AG
     1998                                      2008                                        2016

                             2001                                      2010
                      Dresdner Bank                                 Deutsche
                           AG                                     Postbank AG
                      + Allianz AG                                Deutsche Bank
                      = Allianz AG                                     AG
                                                                   = Deutsche
                                                                    Bank AG
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Braucht es einen Global Player?                                                                    31. Mai 2019

Auch zukünftig werden weitere Superdeals                        Stelle noch die Dresdner Bank erwähnt werden
 im internationalen Raum erfolgen, die die                      können. Diese wurde jedoch 2009 von der Com-

  deutschen Player in den Schatten stellen.                     merzbank übernommen. Auch die Postbank galt
                                                                als Großbank, die ihrerseits aber im Jahre 2018
Bevor wir uns nun dem heimischen Sektor wid-                    auf die DB Privat- und Firmenkundenbank AG
men, sei noch zu erwähnen, dass in den USA                      verschmolzen wurde. Es sei an dieser Stelle zu
bereits eine weitere Fusion – die größte seit der               erwähnen, dass es sich bei der Postbank bereits
amerikanischen Finanzkrise – ansteht. Die Regio-                seit 2015 um eine 100%ige Tochtergesellschaft
nalbank BB&T kündigte am 07.02.2019 an,                         der Deutschen Bank handelte. Vor der Ver-
SunTrust für rund 28 Milliarden Dollar zu über-                 schmelzung auf die Schwester DB Privat- und
nehmen. Die neue Bank, für welche bisher noch                   Firmenkundenbank AG wurde allerdings auch
kein Name feststeht, wird mit 66 Milliarden Dol-                über eine Ausgliederung beziehungsweise den
lar bewertet. Ihr Marktwert läge damit bereits um               Verkauf an einen Investor nachgedacht.
ein vielfaches über dem Wert des größten deut-
schen Players, der Deutschen Bank. Somit werden                 Bevor wir uns dem wohl aktuellsten Thema, der
auch zukünftig weitere Superdeals im internatio-                gescheiterten Fusion zwischen Deutscher Bank
nalen Raum erfolgen, die die deutschen Player                   und Commerzbank, widmen, sei an dieser Stelle
weit in den Schatten stellen.                                   noch ein kurzer historischer Abriss zu den wich-
                                                                tigsten M&A-Deals auf dem deutschen Banken-
Auf dem deutschen Markt existieren aktuell
                                                                sektor in den letzten 2 Jahrzehnten gegeben:
 eigentlich nur noch drei große Filialban-
ken: die Deutsche Bank, die Commerzbank                            Ein kurzer Abriss der deutschen Fusi-
          und die HypoVereinsbank.                                 onsgeschichte in den letzten 20 Jahren

Das Stichwort „Deutsche Bank“ schließt nun den                     1998     Der Zusammenschluss Hypobank
Kreis zu den Fusionen im deutschen Bankensek-                               und Vereinsbank zur Bayrischen
tor. Aufgrund der strikten Trennung der drei Ban-                           Hypo- und Vereinsbank gilt als
kensektoren in Deutschland – Genossenschafts-                               die bis dato größte deutsche Fusi-
banken, öffentlich-rechtliche Institute sowie Pri-                          on. 2005 wurde die Bank von der
vatbanken – war man hier nicht ansatzweise so                               italienischen Unicredit gekauft.
umtriebig wie im bereits erwähnten amerikani-
                                                                   2001     Die Dresdner Bank wird für 23
schen Raum. Mit über 40% ist in Deutschland der
                                                                            Milliarden Euro von der Allianz
Anteil der öffentlichen Hand überdurchschnittlich
                                                                            aufgekauft. Michael Diekmann
hoch, gleichzeitig ist die Profitabilität deutscher
                                                                            sagte dazu: „Wir müssen heute
Banken unterdurchschnittlich. Auf dem deutschen
                                                                            eingestehen, dass wir es nicht hin-
Markt existieren aktuell eigentlich nur noch drei
                                                                            bekommen haben, unsere Ambiti-
große Filialbanken: die Deutsche Bank, die
                                                                            onen zu verwirklichen, mit der
Commerzbank und die HypoVereinsbank. Letzte-
                                                                            Dresdner Bank einen Allfinanz-
re ist allerdings seit 2005 ein Tochterunternehmen
                                                                            konzern zu schmieden.“
der italienischen Unicredit. Früher hätte an dieser

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31. Mai 2019                                                                 Bankenfusionen in Deutschland

                                                               Rendite. Des Weiteren sank das Anlegervertrauen
   2008     Die Commerzbank schluckt die
                                                               in beide Häuser in den letzten Jahren aufgrund der
            Dresdner Bank für 9,8 Milliarden
                                                               jeweiligen Entwicklung spürbar. Geht man noch
            Euro. Sie musste aufgrund der Fi-
                                                               weiter zurück, so stellt man fest, dass die letzten
            nanzkrise vom Staat gerettet wer-
                                                               Jahre insgesamt für beide Häuser nicht allzu er-
            den, welcher mit 15% noch immer
                                                               folgreich waren. Das Jahreshoch der Deutschen
            der größte Anteilseigner ist.
                                                               Bank lag 2007 bei 118,39 € – 10 Jahre später aber

   2010     Die Deutsche Bank erwirbt die                      nur noch bei 19,96 €. 2019 betrug das bisherige

            Aktienmehrheit an der Postbank                     Hoch sogar nur noch 8,34 €. Noch schlimmer hat

            für 6 Milliarden Euro.                             es allerdings die Commerzbank im gleichen Zeit-
                                                               raum erwischt: Von 382,00 € auf 12,95 € zum
   2016     Es erfolgte der Zusammenschluss                    bisherigen Jahreshoch von 8,30 €. Der Fairness
            der genossenschaftlichen Zentral-                  halber muss man an dieser Stelle sagen, dass auch
            banken DZ und WGZ Bank zum                         andere große Häuser in diesem Zeitraum stark
            Spitzeninstitut für die rund 900                   abgebaut haben. So verlor z.B. die Banco Santan-
            Volks- und Raiffeisenbanken –                      der ebenfalls über die Hälfte ihres Börsenwertes.
            bisher ein recht erfolgreiches Ge-                 Auch BNP Paribas ist aktuell ebenfalls bei weni-
            schäft.                                            ger als der Hälfte ihres Wertes von 2007. Auf
                                                               dem amerikanischen Markt ergibt sich hingegen
                                                               ein geteiltes Bild: Während JPMorgan Chase
Nach diesem kurzen Blick in die Vergangenheit,
                                                               seinen Kurs im Vergleich zu 2007 verdoppelt und
welcher eine recht deutliche Sprache spricht,
                                                               Wells Fargo zumindest um über 30% erhöht hat,
wollen wir uns nun der Gegenwart beziehungs-
                                                               verlor die Bank of America fast die Hälfte und die
weise der jüngsten Vergangenheit zu wenden. Der
                                                               Citigroup sogar über 80%.
Deal zwischen Deutscher Bank und Commerz-
bank mag gescheitert sein, dennoch ist eine Be-                   Ambitionierte Ziele – krachendes
trachtung der Gründe und der aktuellen Lage                                        Scheitern
beider Häuser ein essentielles Thema für den
deutschen Finanzmarkt.                                         Die offiziellen Gespräche zwischen Deutscher
                                                               Bank    und     Commerzbank       begannen     am
   Der geplatzte Deal zwischen Deutscher                       17.03.2019. Die beiden Parteien verhandelten
  Bank und Commerzbank basiert auf ver-                        über einen Zusammenschluss beider Geldhäuser,
 schiedenen Gründen. Wie das „Ergebnis“                        wobei die Frage nach dem “Warum?“ von Anfang

   zu beurteilen ist, hängt vom jeweiligen                     an nicht so leicht zu beantworten war. Von Be-
                                                               ginn an gab es allerdings viele Argumente, die
                Standpunkt ab.
                                                               gegen eine Fusion sprachen. Diese finden sich
Zwei Aspekte sind deutlich erkennbar: Einerseits               auch in der Vergangenheit: Das Ergebnis der
überragt die Deutsche Bank die Commerzbank                     Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank
ihre Größe betreffend deutlich – andererseits                  fiel kleiner aus als die Summe der ursprünglichen
erwirtschaftet sie aber eine wesentlich niedrigere             Einzelteile. Auch die Deutsche Bank hatte noch

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Braucht es einen Global Player?                                                                          31. Mai 2019

immer an der letzten Einverleibung zu „knap-                   Renditen für unsere Aktionäre erreichen und die
pern“: Die Eingliederung der Postbank ist noch                 Leistungen für unsere Kunden verbessern kön-
immer nicht abgeschlossen. Die Befürwortung                    nen.".
hielt sich sowohl in der Öffentlichkeit als auch
auf Aktionärsseite stark in Grenzen – gerade                   Doch gab es bei so vielen Kritikern auch Befür-
Großaktionäre wie z.B. das katarische Emirat                   worter? Was waren die Gründe für die ursprüngli-
sahen die geplante Fusion skeptisch. Aber auch                 che Aufnahme der Gespräche? Die Antwort lie-
auf Seiten der Deutschen Bank selbst gab es viele              fert der deutsche Finanzminister Olaf Scholz:
Skeptiker. Nachdem eine Einflussnahme des
Staates so lange vermieden werden konnte, soll                 "Die global agierende
sich nun über Umwege (der Staat hält 15,6%                     deutsche Industrie
Anteile an der Commerzbank) die Politik ins                    braucht konkurrenzfähi-
eigene Haus geholt werden? Dazu kommen auch
                                                               ge Kreditinstitute, die sie
noch „(…) Umsetzungsrisiken, Restrukturie-
                                                               in aller Welt begleiten
rungskosten und Kapitalanforderungen, die mit
                                                               können."                                © Kay Nietfeld, dpa
einer solch großen Integration einhergehen.“. Die
Begeisterung der Gewerkschaften hielt sich eben-
falls in Grenzen. Ein Zusammenschluss hätte in                 Abbildung 4: Verteilung der 100 größten Banken
der Folge vermutlich bis zu 30.000 Jobs gekostet.              nach Bilanzsumme auf die jeweiligen Regionen
In der Bevölkerung sah es nicht besser aus. Ge-
mäß einer Umfrage des Spiegels lehnte knapp die                                                        18
Hälfte eine Fusion ab – nur ¼ würden sie befür-
                                                                        35
worten. Schlussendlich begründeten beide Häuser
das Ende der Verhandlungen wie folgt: "Für uns                                                                11
war aber von Anfang an klar: Mit einem Zusam-
menschluss müssten wir höhere und nachhaltigere

                                                                             5
 Abbildung 3: Bilanzsummen der 100 größten                                                        31

 Banken nach Region in Mrd. $                                            China                  USA
                                                                         Restliche EU           Deutschland
                                                                         Restliche Welt
      30.000                                                                              Quelle: S&P Global Inc. 2018

      20.000                                                   Deutsche Bank und Commerzbank sind die letz-
                                                               ten deutschen Privatinstitute mit internationalem
       10.000
                                                               Gewicht. Um beide Häuser steht es nicht gut, wie
            0                                                  ein Blick auf die Entwicklung der Aktienkurse
                                                               zeigt. Diverse Strafzahlungen und Fehlinvestitio-
                                                               nen der letzten Jahre hinterließen so ihre Spuren.
                                                               Solche Entwicklungen können auf lange Sicht
                                                               dazu führen, dass beide Institute von ausländi-
                         Quelle: S&P Global Inc.
                         2018
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31. Mai 2019                                                                Bankenfusionen in Deutschland

schen Konkurrenten geschluckt werden. Dann                     einen grundlegenden Kritikpunkt am deutschen
besäße Deutschland, viertgrößte Industrienation                Bankensektor bildet. Die Banken seien zu leis-
der Welt, keine eigenständige Großbank mehr.                   tungsschwach und ihre Risikotragfähigkeit zu
Deutsche Konzerne müssten sich in der Folge bei                gering ausgeprägt. Es herrsche ein generelles
Großprojekten zwangsläufig auf ausländische                    Überangebot und die Institutionen würden nicht
Institute verlassen – in Zeiten Donald Trumps und              zuletzt durch viel zu hohe Kostenaufwendungen
sich immer mehr verhärtenden Fronten. Eine                     zu geringe Gewinnmargen einfahren. Hinzu-
Fusion könnte gleichzeitig dazu genutzt werden,                kommt die immer noch vorhandene starke Zer-
in beiden Häusern ordentlich aufzuräumen. Und                  splitterung der Bankenlandschaft, welche die
ein ganz pragmatischer Grund wäre natürlich                    Wettbewerbsintensität verschärft und auch als
auch: Nur eine Bank als Ergebnis der Fusion                    mögliche Ursache für die Renditeschwäche vieler
bedeutet, dass bei der nächsten Krise auch nur                 deutscher Finanzhäuser gilt. Viele Banken er-
noch eine gerettet werden müsste. Man kann wohl                scheinen außerdem als zu groß, um sich als rendi-
davon ausgehen, dass es nicht das letzte Mal war,              testarke Spezialisten hervorzutun. Andere Kredit-
dass eine Fusion der beiden Häuser diskutiert                  institute sind dagegen zu klein, um als Kosten-
wird.                                                          und Marktführer auf dem Markt zu bestehen. Sie
                                                               verfügen nicht über die notwendigen Volumina,
                                                               um die geringen Gewinnmargen stemmen zu
                                                               können. Hinzu kommt nicht zuletzt die Niedrig-
                                                               zinspolitik der EZB, welche auch zukünftig ein
                                                               großes Problem für deutsche Banken bereiten
Konsolidierungen im Bankensektor werden                        wird. Diese Situation lässt weitere Fusionen auf
auch weiterhin eine bedeutende Rolle spie-                     dem Markt als unvermeidbar erscheinen.

  len – zunächst auf dem deutschen Markt
                                                               Global Player sollen daher die internationa-
 und zukünftig auch verstärkt auf europäi-
                                                               le Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Ban-
                 scher Ebene.
                                                                            kenmarktes sichern.
Ein sogenanntes „Gesundschrumpfen“ des deut-
                                                               Aufgrund der momentanen Lage gilt in der politi-
schen Bankenmarktes wird auch weiterhin in
                                                               schen Diskussion v.a. der Aufbau eines oder meh-
erster Linie durch Fusionierungen bzw. Konsoli-
                                                               rerer Global Player als notwendige Maßnahme
dierungen erfolgen. Dies wird sich aber nicht
                                                               zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfä-
allein auf den deutschen Markt beschränken –
                                                               higkeit des deutschen Bankenmarktes. Die auch
supranationale Zusammenschlüsse v.a. auf euro-
                                                               politische angestrebte Fusion von Commerzbank
päischer Ebene gelten nach Meinung vieler Ex-
                                                               und Deutscher Bank gibt hier das beste Beispiel.
perten als Erfolgskonzept der Zukunft. Tatsäch-
                                                               Doch es zeigt auch, warum viele, v.a. große Fusi-
lich ist eine erhöhte Marktkonzentration von Vor-
                                                               onen schon während der Verhandlungen schei-
teil, um Problemen des deutschen Bankenmarktes
                                                               tern. Es zeigt auch, dass die Größe nun doch nicht
entgegenwirken zu können. Ein Hauptpunkt stellt
                                                               immer zählt. (→ S. 15)
hier das sogenannte „Overbanking“ dar, welches

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Braucht es einen Global Player?                                                                                             31. Mai 2019

Abbildung 5: Die deutschen Banken-Riesen im Vergleich – Kennzahlen der Deutschen Bank und der
Commerzbank für das Geschäftsjahr 2018

Abbildung 6: Bilanzsumme der Deutschen Bank/ Commerzbank in Milliarden €

  3.000

  2.000
                                                                                                         Commerzbank
  1.000
                                                                                                         Deutsche Bank
       0
           2006
                    2007
                           2008
                                  2009
                                         2010
                                                2011
                                                       2012
                                                              2013
                                                                     2014
                                                                             2015
                                                                                    2016
                                                                                           2017
                                                                                                  2018

                                                                                                         © statista

Abbildung 7: Gewinn/Verlust Deutsche Bank und Commerzbank in Millionen Euro

    8.000

    6.000

    4.000

    2.000
                                                                                                                      Deutsche Bank
           0
                  2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018                                    Commerzbank
    -2.000

    -4.000                                                                                                            © statista

    -6.000

    -8.000

                                                                            Seite 12
31. Mai 2019                                                                  Bankenfusionen in Deutschland

               Bankenfusionen in Deutschland – Eindrücke zur aktuellen Situation
                          Im Interview mit Prof. Dr. oec. publ. Martin Bösch
                      Finanzwesen und -wirtschaft, Ernst-Abbe-Hochschule Jena

                                                                Hinsichtlich der gescheiterten Fusionsbemü-
                                                                hungen der Deutschen Bank und der Com-
                                                                merzbank – wie sieht Ihrer Meinung nach die
                                                                Zukunft dieser Banken aus?

                                                                Das kann ich wirklich nicht sagen. Die Deutsche
                                                                Bank war ja eine Ikone im Deutschen Bankenwe-
                                                                sen. Ihr Aktienkurs war mehr als 10x so hoch wie
                                                                heute. Das Hauptproblem von der Deutschen
In Hinblick auf den momentanen Finanzmarkt
                                                                Bank sind auf der Kostenseite die Rückstellungen.
in Deutschland - welche Chancen sehen sie in
                                                                „Rückstellung“ ist eigentlich ein anderes Wort für
den aktuellen Fusionsbemühungen?
                                                                die ganzen fragwürdigen Machenschaften der
Naja, wir haben in Deutschland das Problem, dass                Deutschen Bank z.B. hinsichtlich der Skandale
wir 3 verschiedene Sektoren haben, die fein säu-                der letzten Jahre. Außerdem bedürfen sie nach
berlich voneinander getrennt sind: öffentlich-                  dem Gesetz eines hohen Eigenkapitalanteils. Aber
rechtliche Banken wie Sparkassen, Genossen-                     das bringt die Bank nicht um und das hat auch
schaftsbanken und den privaten Sektor, die priva-               nicht den Aktienkurs abschmelzen lassen. JP
ten Kreditbanken. Nach jetziger Rechtslage kön-                 Morgan und BNP Paribas unterliegen den glei-
nen diese überhaupt nicht miteinander fusionie-                 chen gesetzlichen Regelungen und stehen ganz
ren. Von daher wird es Fusionen geben – aber nur                anders dar.
innerhalb dieser Sektoren. Diese finden fast jeden
Tag statt – aber v.a. in den Sektoren der Sparkas-              Braucht es Ihrer Ansicht nach einen nationa-
sen und der Volks- und Raiffeisenbanken.                        len Champion in Deutschland?

                                                                Eigentlich gibt es bereits einen nationalen Cham-
Welche Vorteile sehen Sie dabei in den aktuel-
                                                                pion: Die Deutsche Bank. Im privaten Sektor
len Fusionstrends?
                                                                würde eine solche Fusion nur Commerzbank und

Die Vorteile von Fusionen sind immer die glei-                  Deutsche Bank betreffen. Der Kunde hat da aber

chen: Ich kann v.a. Kosten sparen und meinen                    letztlich nichts davon. Außerdem wäre eine solche

Marktanteil ausdehnen. Das System einer dieser                  Fusion mit einen enormen Restrukturierungsauf-

Banken kann daraufhin komplett abgeschalten                     wand verknüpft. Sie müssten 3-4 Jahre massiv

werden. Auch die Filialdichte wird geringer. Die                investieren, Arbeitsplätze abbauen sowie IT-

Kostensynergien stehen hier also im Vordergrund                 Systeme restrukturieren und integrieren. Unter

– danach kommen erst die Ertragssynergien.                      dem Strich würden die beiden Banken zusammen
                                                                wahrscheinlich weniger wert sein als die Summe
                                                                der zwei Einzelteile.

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Braucht es einen Global Player?                                                                   31. Mai 2019

Bräuchte Deutschland oder Europa ein Gegen-                    Wo sehen Sie Alternativen zu den diskutierten
gewicht, einen Global Player, zu den chinesi-                  Fusionen?
schen und amerikanischen Großbanken?
                                                               Einfach „den Laden im Griff haben“, sodass nicht
Auf europäischer Ebene gibt es schon ein paar                  jedes Jahr Milliarden an Strafen gezahlt werden
Banken, die sozusagen zumindest die Nase über                  müssen wegen irgendwelcher Skandale. Da wird
dem Wasser haben. Aber die deutschen Banken                    sich unter den Angestellten abgestimmt, Preise
sind wirklich in die Bedeutungslosigkeit versun-               werden manipuliert und Kunden schlecht beraten.
ken – man muss sich ja nur den Börsenwert von                  Das sind riesige Summen – an so etwas kann eine
der Deutschen Bank anschauen. Bezüglich Global                 Bank auch kaputt gehen. Da helfen auch Fusionen
Player wäre dann eher eine Bank direkt auf euro-               nur bedingt, um eine solche Bank zu retten.
päischer Ebene eine Lösung: also der Zusammen-
schluss von verschiedenen europäischen Groß-                                                    Jena, 21.05.2019
banken. Aber es geht ja um die Frage: Wem nutzt
es? Wenn es nur den Kapitalgebern nutzt, dann ist
das nicht der Grund, warum man einen europäi-
schen Champion schaffen will. Wir brauchen eher
einen europäischen Champion damit wir konkur-
renzfähig gegenüber den anderen, zumeist chine-
sischen und amerikanischen Großbanken werden.

Abbildung 8: Einteilung der deutschen Bankenlandschaft

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31. Mai 2019                                                                    Bankenfusionen in Deutschland

Denn eine erfolgreiche Fusion ist nur möglich,                    Partner im nationalen und weltweiten Firmenkun-
wenn Management und Eigentümer (Aktionäre)                        den- und Kapitalmarktgeschäft (…)“ aus, aber er
an einem Strang ziehen. Gerade im gewählten                       stellt dabei auch eine Bedingung: „Nur wenn das
Beispiel ist deutlich erkennbar, dass dies hier                   Zusammengehen eine stärkere Institution schafft,
nicht der Fall war – im Zuge der Verhandlungen                    ist es zielführend.“. Die politische Führung in
sanken die Aktienkurse beider Institutionen stark.                Deutschland strebt zwar nach einem starken Glo-
Auch erscheint es durchaus fraglich, ob eine sol-                 bal Player – die EZB sieht dies allerdings ganz
che Fusion zu tatsächlichen Synergieeffekten                      anders. Andrea Enria, der oberste Bankenaufseher
geführt hätte. Die neue entstandene Bank würde                    der EZB, äußerte sich im Zuge der Fusionsbemü-
zwar durch ihre Größe bestechen, aber ob sie auch                 hungen von Commerzbank und Deutscher Bank
effizienter und renditestärker gewesen wäre, sei                  kritisch: “Ich mag die Idee von nationalen oder
anzuzweifeln.                                                     europäischen Champions nicht besonders (…).“.
                                                                  Kurz darauf brachen die Kurse der beiden Banken
Führen große Fusionen tatsächlich zu um-
                                                                  erneut drastisch ein – ebenfalls ein deutliches
   fassenden Produktivitätssteigerungen?                          Zeichen für das mangelnde Vertrauen der Aktio-
                                                                  näre. Daneben kritisierten einige Wirtschaftsex-
Der politische Ruf nach einem Global Player sei
                                                                  perten, dass mit solchen Megafusionen auch „Too
daher kritisch zu betrachten. Tatsächlich spielt die
                                                                  big to fail“-Banken geschaffen werden, die im
Deutsche Bank auf internationaler Ebene immer
                                                                  Falle einer Krise vom Staat gerettet werden müss-
noch eine gewisse Rolle, aber mit den Megakon-
                                                                  ten. Die Sichtweisen auf die Schaffung nationaler
zernen der amerikanischen und chinesischen
                                                                  oder europäischer Champions variieren demnach
Konkurrenten kann sie sich nicht mehr messen.
                                                                  stark.
Zur Sicherung der internationalen Wettbewerbs-
fähigkeit ist der Aufbau eines deutschen oder                              Braucht es einen Global Player?
europäischen Champions durchaus sinnvoll –
doch sollten dabei auch andere Aspekte bedacht                    Sicherlich ist der Wunsch nach einem starken
werden. Die wirtschaftliche Seite darf hierbei, v.a.              Global Player auf dem internationalen Finanz-
in der politischen Diskussion, keine Vernachläs-                  markt durchaus berechtigt. Es ist allerdings frag-
sigung erfahren. Es ist durchaus strittig, ob eine                lich, ob sich ein solcher Zusammenschluss allein
solche große Fusion, die einen starken Champion                   schon aufgrund des mangelnden Vertrauens vieler
hervorbringen soll, auch die erhofften Produktivi-                Aktionäre realisieren lässt. Auch die Frage nach
tätssteigerungen mit sich bringt. Tatsächlich fal-                der Wirtschaftlichkeit ist hierbei zu diskutieren.
len die Synergieeffekte oftmals nur gering aus                    Denn es ist tatsächlich stark umstritten, ob eine
oder entfallen völlig. Im Extremfall sinkt der                    solche Megafusion auch wirtschaftlich sinnvoll
Wert der neuen Unternehmung unter den der                         wäre und zu den versprochenen Produktivitätsge-
summierten Einzelinstitute. Zusätzlich erhöht sich                winnen führt. Bezieht man sich allerdings nur auf
der Steuerungsaufwand und die Wahrscheinlich-                     den nachvollziehbaren Grund, die internationale
keit von Fehlentscheidungen steigt. Zwar spricht                  Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, so wäre es
sich auch der Bundesverband der Deutschen In-                     sinnvoll, auch eine europäische Lösung in Be-
dustrie für „(…) starke heimische Banken als                      tracht zu ziehen.
                                                                                                 Jena, 31.05.2019

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