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Leitlinien Wissenschaft als Beruf attraktiv machen – Gute und faire Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für den akademischen Mittelbau
Auf der Titelseite von oben im Uhrzeigersinn: Isabel Rink | Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation, Universität Hildesheim | Preis für hervorragende Lehre 2015/16 Ph.D. Ryan Hackländer | Institut für Psychologie, Universität Hildesheim | Preis für hervorragende Lehre 2015/16 Dr. Karolina Suchowolec | Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim | ehemals Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation, Universität Hildesheim Sascha El-Sharkawy | Institut für Informatik, Universität Hildesheim Prof. Dr. Jan Häusser | Professor für Sozialpsychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen | ehemals Institut für Psychologie, Universität Hildesheim | Preis für hervorragende Forschung 2013/14 Dr. Nana Zeh | Direktorin der Musikschule Ostkreis Hannover | Institut für Musik und Musikwissenschaft, Universität Hildesheim | Preis für hervorragende Lehre 2013/14 Dr. Guido Graf | Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft, Universität Hildesheim | Preis für hervorragende Lehre 2014/15 Dr. Tamara Thomsen | Institut für Psychologie, Universität Hildesheim | Didrik Pining-Fellowship 2014/15
Leitlinien Wissenschaft als Beruf attraktiv machen – Gute und faire Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für den akademischen Mittelbau Stiftung Universität Hildesheim Beschluss des Senats am 01.02.2017 Beschluss des Präsidiums am 01.02.2017 Zustimmung durch den Stiftungsrat am 21.03.2017 2017
Inhalt 0 Vorwort 7 0 Präambel 11 0 Einleitung 13 1 Rahmenbedingungen 19 1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen 1.2 Finanzielle Rahmenbedingungen 1.3 Hochschulpolitische Rahmenbedingungen 2 Stellentypen im akademischen Mittelbau 25 2.1 Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen 2.1.1 Befristete Qualifikationsstellen 2.1.2 Dauerstellen 2.2 Neu an der SUH: Senior Researcher-Stellen 2.3 Lehrkräfte für besondere Aufgaben 2.4 Neu an der SUH: Senior Lecturer-Stellen 2.5 Lehrbeauftragte 3 Karriereziele und akademische Karrierewege 33 3.1 Karrierewege in die Wissenschaft 3.2 Karrierewege in das Wissenschaftsmanagement 3.3 Karrierewege in den öffentlichen Dienst 3.4 Karrierewege in Wirtschaft, Kultur, Politik, Gesellschaft und Non-Profit-Bereich 4 Unterstützungsangebote der Universität 39 4.1 Willkommenskultur 4.2 Beteiligung und Interessenvertretung 4.3 Akademische Personalentwicklung 4.3.1 Fachliche (Weiter-)Qualifizierung 4.3.2 Überfachliche (Weiter-)Qualifizierung 4.4 Finanzielle Unterstützungsangebote 4.4.1 Promotions- und Promotionsabschluss-Stipendien 4.4.2 Universitätsinterne Forschungsförderung 4.4.3 Unterstützungsangebote bei Antragstellung auf Drittmittel 4.4.4 Didrik Pining-Fellowship 4.5 Mittelbau-Befragung und Transparenzbericht 4.6 Forschungscluster „Hochschule und Bildung“ 5 Gleichstellung, Familienfreundlichkeit und Diversität 47 Anhang I Orientierungsrahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nach der Promotion und akademischer Karrierewege neben der Professur (HRK) Anhang II Wissenschaftlicher Nachwuchs in Niedersachsen (WKN)
Forum der Universität Hildesheim | Universitätsplatz 1 Foto: Clemens Heidrich 6 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
Vorwort Hochschulentwicklung als Daueraufgabe wahr. Ihre Entwicklungsplanung MINERVA 2020 gibt darüber Auskunft. Einen wichtigen Bestand- teil der Fortschreibung MINERVA 2025 wird die Herstellung und Sicherung guter und fairer Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für den akademischen Mittelbau bilden. Dazu zählt auch eine verantwortliche akademische Perso- nalentwicklung. Prof. Dr. Renate Soellner, Dr. Torsten Richter, Isabel In einem zweijährigen Prozess entwickelten die Rink, Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang-Uwe Friedrich Hochschulleitung und die Dekanate gemein- sam mit einer Arbeitsgruppe der Konferenz der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitar- Sehr geehrte Damen und Herren, beiter_innen die vorliegenden Leitlinien „Wis- liebe Kolleginnen und Kollegen, senschaft als Beruf attraktiv machen – Gute und faire Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen seit ihrer Überführung in die Trägerschaft einer für den akademischen Mittelbau“. Alle Mitglie- Stiftung des öffentlichen Rechts im Jahr 2003 der der Universität waren aufgefordert, sich zu konnte die Universität Hildesheim ein konti- beteiligen und über angemessene Ziele und nuierliches Wachstum in allen Bereichen ver- geeignete Maßnahmen zu diskutieren. Die Kon- zeichnen. Im Wintersemester 2016/17 waren ferenz der wissenschaftlichen und künstleri- 8.195 Studierende immatrikuliert (inklusiv Beur- schen Mitarbeiter_innen stimmte am 11.01.2017 laubte). Rund 90 Hochschullehrer_innen, 400 im Rahmen einer Vollversammlung den Ergeb- Mitarbeiter_innen im akademischen Mittelbau nissen der Verhandlungen einmütig zu. Der sowie 230 Personen in der Verwaltung, Biblio- Senat beriet am 14.12.2016 über die Leitlinien thek und Technik sind an der Universität tätig. und stimmte ihnen am 01.02.2017 einstimmig zu. Der Stiftungsrat diskutierte die Leitlinien Um an ihre Erfolge der Vergangenheit anzuknüp- am 23.09.2016 und nahm sie am 21.03.2017 fen und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu ebenfalls einstimmig zustimmend zur Kenntnis. sichern, nimmt die Universität Hildesheim die Durch die Beschlussfassung von Senat, Präsi- Foto: Daniel Kunzfeld 8 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
dium und Stiftungsrat ergänzen die Leitlinien Jahr 2002 nach wie vor zu gering ist. Alle Hoch- die Entwicklungsplanung MINERVA 2020 und schullehrer_innen, und Mitarbeiter_innen im das Leitbild der Stiftung Universität Hildes- akademischen Mittelbau und in der Verwal- heim. Sie werden ein wichtiger Bestandteil von tung sind aufgefordert, an der Verbesserung MINERVA 2025. der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für den akademischen Mittelbau aktiv mitzu- Vor uns liegt nun die Umsetzung der in den wirken. Darüber hinaus ist auch die Landesre- Leitlinien enthaltenen Ziele und Maßnahmen. gierung aufgefordert, durch einen schrittweisen Erfreulicherweise ist der Anteil der unbefristet Abbau des strukturellen Defizits der Stiftung beschäftigten Mitarbeiter_innen im akademi- Universität Hildesheim ihren unverzichtbaren schen Mittelbau an der Universität Hildesheim Beitrag zu leisten. bereits jetzt wesentlich höher als im bundes- deutschen Durchschnitt. Die durchschnittliche Unser besonderer Dank für ihre Mitarbeit an Laufzeit der Arbeitsverträge übersteigt die an der Erarbeitung der Leitlinien geht an die Mit- anderen Hochschulen üblichen Laufzeiten deut- glieder der Arbeitsgruppe der Konferenz der lich. Dennoch besteht auch an der Universität wissenschaftlichen und künstlerischen Mitar- Hildesheim ein erheblicher Nachholbedarf. Die- beiter_innen, insbesondere an Frau Dr. Bohle, ser betrifft insbesondere die Anzahl der Stellen Frau Dr. Bruchmann und Herrn Dr. Seipel, sowie zur Förderung des wissenschaftlichen Nach- an die vielen anderen Beteiligten. wuchses mit einem auf vier Semesterwochen- stunden reduzierten Lehrdeputat (FwN-Stellen), die trotz eines erheblichen Anstiegs seit dem Hildesheim, im März 2017 Wolfgang-Uwe Friedrich Renate Soellner Torsten Richter Isabel Rink Präsident Vizepräsidentin für Vertreter_in der Gruppe der wissenschaftlichen Forschung und wissen- Mitarbeiter_innen im XIX. Senat schaftlichen Nachwuchs Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 9
Kulturcampus Domäne Marienburg der Universität Hildesheim Foto: Andreas Hartmann 10 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
Präambel Dem wissenschaftlichen Nachwuchs, seinem Engagement, seinen Ideen und seiner Kreativität kommt eine Schlüsselrolle in der Wissenschaft zu. Seine Förderung sowohl im Graduierten- als auch im Postgraduierten-Bereich gehört deshalb zu den wichtigsten Aufgaben einer Universität. Gleichzeitig gilt es, die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für Beschäftigte mit Dauerstellen im Bereich der wissenschaftli- chen Dienstleistungen gut und fair zu gestalten. Daneben zählt es zu den Aufgaben einer verant- wortlichen akademischen Personalentwick- lung, Karrieren außerhalb der Wissenschaft zu ermöglichen und besser planbar zu machen. Wir wollen gemeinsam gute und faire Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für den gesamten akademischen Mittelbau gestalten.1 1 Im Einvernehmen mit der Konferenz der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter_innen wird der Begriff „Akademischer Mittelbau“ in den vorliegenden Leitlinien als Bezeichnung für die wissenschaftlichen und künstleri- schen Mitarbeiter_innen, Lehrkräfte für besondere Aufgaben und Lehrbeauftragten verwandt. Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 11
Prof. Dr. Jan Häusser | Professor für Sozialpsychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen | ehemals Institut für Psychologie, Universität Hildesheim 12 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
Einleitung Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 13
Einleitung Die Stiftung Universität Hildesheim (SUH) ist Auch die SUH hat sich in ihrer unter Beteiligung sich ihrer Verantwortung für die Qualität in aller Gremien und Organe erarbeiteten und im der Wissenschaft und ihrer besonderen Ver- Jahr 2013 verabschiedeten Entwicklungspla- antwortung für den akademischen Mittelbau nung MINERVA 2020 verpflichtet, attraktive sehr bewusst. Gemäß ihrem Selbstverständnis Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen sowie als gute Arbeitgeberin bekennt sie sich zu den Karrierewege für junge Wissenschaftler_innen gemeinsamen Leitlinien der Landeshochschul- in Forschung und Lehre anzubieten. Insgesamt konferenz Niedersachsen und des Ministeriums konnten an der SUH vergleichsweise viele der in für Wissenschaft und Kultur zur „Qualitäts- der aktuellen Debatte geäußerten Forderungen sicherung in Promotionsverfahren“. Darüber bereits umgesetzt werden. So haben Erstver- hinaus erkennt sie den „Orientierungsrahmen träge in der Qualifizierungsphase an unserer zur Förderung des wissenschaftlichen Nach- Hochschule in der Regel eine Laufzeit von drei wuchses nach der Promotion und akademischer Jahren und Drittmittelbefristungen sind an die Karrierewege neben der Professur“ der Hoch- Dauer der Projektlaufzeit gekoppelt. Die Anzahl schulrektorenkonferenz (siehe Anhang I) und der Stellen zur Förderung des wissenschaftli- die Handreichungen der Wissenschaftlichen chen Nachwuchses mit einem reduzierten Lehr- Kommission Niedersachsen „Wissenschaftli- deputat (FwN-Stellen) konnte seit 2002 erheblich cher Nachwuchs in Niedersachsen – Ergeb- gesteigert werden (siehe Abbildung 1). Dieser nisse und Empfehlungen“ (siehe Anhang II) an. Weg soll konsequent fortgesetzt werden. Ziel ist Sie beachtet besonders die „Empfehlungen zur es, perspektivisch für alle wissenschaftlichen Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Mitarbeiter_innen, deren Weiterqualifizierung Deutschen Forschungsgemeinschaft, die auch ein Promotions- oder Habilitationsvor- Bestandsaufnahme und Empfehlungen des haben umfasst, eine Stelle zur Förderung des Wissenschaftsrates „Offensive für Chancen- wissenschaftlichen Nachwuchses mit einem gleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wis- Lehrdeputat von vier Semesterwochenstunden senschaftlern“ sowie die „Empfehlungen zur zur Verfügung zu stellen (siehe Abschnitt 2.1.1). Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern“ des Wissenschaftsrates. Dennoch sind die Karrierewege für junge Wissenschaftler_innen auch an der SUH noch Gemeinsames Anliegen vieler Initiativen ist die (zu) wenig transparent und planbar. So führten notwendige Steigerung der Attraktivität des wis- eine steigende Programmfinanzierung und senschaftlichen Berufsweges. Daneben kommt Drittmittelförderung sowie die rechtlichen der Erhöhung der Durchlässigkeit innerhalb des Rahmenbedingungen dazu, dass wissenschaft- Wissenschaftssystems und zwischen Hochschu- liche Karrierewege unsicherer geworden sind. len, Wirtschaft, Kultur, Politik, Gesellschaft und Unsichere berufliche Perspektiven sind bundes- Non-Profit-Bereich eine besondere Bedeutung weit zu einem zentralen Problem der Förde- zu. Eine wesentliche Rolle spielt nach wie vor rung des wissenschaftlichen Nachwuchses der öffentliche Dienst. Auch dessen Beschäfti- geworden. An der SUH kommt das anhaltende gungspraxis wirkt auf das Wissenschaftssystem strukturelle Defizit erschwerend hinzu. Zudem ein. Der Stifterverband für die Deutsche Wissen- fehlen häufig (auch an der SUH) attraktive Karri- schaft, die Gewerkschaft Erziehung und Wis- erewege neben der Professur. senschaft, der Deutsche Hochschulverband, der Universitätsverband zur Qualifizierung des wis- Die vielfältigen Aufgaben in Forschung, Lehre, senschaftlichen Nachwuchses in Deutschland Weiterbildung und akademischer Selbstverwal- sowie Organisationen der Hochschulforschung tung erfordern darüber hinaus eine umfassende haben ebenso wie die politischen Parteien und akademische Personalentwicklung für den zahlreiche wissenschaftsnahe Stiftungen auf gesamten Mittelbau, zu dem der wissenschaft- diese Zusammenhänge besonders hingewiesen. liche Nachwuchs ebenso zählt wie Wissen- 14 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
schaftler_innen mit Dauerstellen neben der Arbeitsgruppe der Konferenz der wissenschaft- Professur. Innerhalb der rechtlichen, finanzi- lichen und künstlerischen Mitarbeiter_innen die ellen und hochschulpolitischen Rahmenbedin- nachstehenden Leitlinien, die die gemeinsame gungen und einer auf Wettbewerb basierenden Position zu attraktiven Arbeits- und Beschäf- Wissenschaftslandschaft ist es der SUH ein tigungsbedingungen sowie Karrierewegen für Anliegen, Ermöglichungs- und Förderstrukturen junge Wissenschaftler_innen zum Ausdruck bereitzustellen. bringen. Sie sollen den wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen, ihren direkten Vorgesetzten, Um die Arbeits- und Beschäftigungsbedin- den Betreuer_innen von Promotions- und gungen weiter zu verbessern und die SUH als Habilitationsverfahren sowie den Institutslei- Ort innovativer Forschung und engagierter tungen grundlegende Orientierung geben. Sie Lehre zu sichern, entwickelten die Hochschul- verpflichten die SUH neue Ermöglichungs- und leitung und die Dekanate gemeinsam mit einer Förderstrukturen zu schaffen. Sie berühren Abbildung 1. Entwicklung der Stellen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit einem reduzierten Lehrdeputat (FwN-Stellen) im Verhältnis zu wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen mit Lehrverpflichtung 350 50,0 45,0 297 300 40,0 250 35,0 Wissenschaftliche 219 Mitarbeiter_innen und 30,0 Lehrkräfte für besondere 200 195 Aufgaben 184 Davon FwN-Stellen 25,0 150 134 20,0 Anteil FwN-Stellen in % 15,0 100 14,1 12,3 10,0 9,3 50 42 4,9 27 5,0 5,2 18 7 9 0 0,0 2004 2007 2010 2013 2016 Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 15
Prof. Dr. Barbara Hornberger | Professorin für Didaktik der populären Musik an der Hochschule Osnabrück | ehemals Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur, Universität Hildesheim rechts: Dr. Karolina Suchowolec | Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim | ehemals Institut für Übersetzungs- wissenschaft und Fachkommunikation, Universität Hildesheim außerdem die Gestaltung von Arbeitsverträgen dete Gleichstellungsplan, die Zielvereinba- und dienen damit auch den Mitarbeiter_innen rungen des audit familiengerechte hochschule der Verwaltung zur Orientierung. Mit diesen und die Empfehlungen der Dialoginitiative zur Leitlinien setzt die SUH zugleich ein wichtiges geschlechtergerechten Hochschulkultur liefern Ziel der mit dem Ministerium für Wissenschaft eine breite Datenbasis für eine Bestandsauf- und Kultur im Dezember 2014 geschlossenen nahme und die Formulierung von Handlungs- Zielvereinbarung 2014-2018 um. empfehlungen. Besondere Beachtung verdienen die Handlungsempfehlungen der Konferenz der Der „Bundesbericht Wissenschaftlicher Nach- wissenschaftlichen und künstlerischen Mitar- wuchs“ (Statistische Daten und Forschungsbe- beiter_innen der SUH (in: Seipel, Benit und funde zu Promovierenden und Promovierten in Richter, 2015, S. 52-54, im Folgenden zitiert als Deutschland, 2013), das vom „Team Chance“ der KWM-Handlungsempfehlungen). SUH (Meike Baader, Daniela Böhringer, Svea Korff, Navina Roman und Wolfgang Schröer) Der Senat der Universität Hildesheim hat diesen durchgeführte Projekt „Chance: Postdocs. Leitlinien auf Antrag des Präsidiums und der Chancengleichheit in der Postdoc-Phase in Dekanate sowie mit Zustimmung der Vollver- Deutschland – Gender und Diversity“ (2015), sammlung der Konferenz der wissenschaftli- die erste Befragung „Zur Beschäftigungssitua- chen und künstlerischen Mitarbeiter_innen am tion des akademischen Mittelbaus“ der SUH mit 01.02.2017 zugestimmt. Der Stiftungsrat hat Handlungsempfehlungen (herausgegeben von sie am 21.03.2017 zustimmend zur Kenntnis Christian Seipel, Nils Benit und Torsten Richter, genommen und begrüßt. 2015), der 2015 vom Senat der SUH verabschie- 16 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
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Prof. Dr. Melanie Hinz | Professorin für Bildende und performative Künste in der Kulturarbeit an der Fachhochschule Dortmund | ehemals Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur, Universität Hildesheim 18 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
1. Rahmenbedingungen Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 19
1. Rahmenbedingungen 1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen Die Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse und 2020) und der Länder (in Niedersachsen z.B. die -bedingungen erfolgt insbesondere im Rahmen Anfangsphase von GHR 300) (siehe unten). der Regelungen des Niedersächsischen Hoch- schulgesetzes (NHG), des Wissenschaftszeitver- Die grundsätzlich zweigeteilte Grundstruktur tragsgesetzes (WissZeitVG), des Tarifvertrages des wissenschaftlichen Personals blieb jedoch TV-L und der Niedersächsischen Lehrverpflich- in der Hochschulgesetzgebung und -recht- tungsverordnung (LVVO) in den jeweils gültigen sprechung bestehen: auf der einen Seite die Fassungen sowie unter Berücksichtigung des selbständig forschenden und lehrenden Hoch- Hochschulentwicklungsvertrages, der Zielver- schullehrer_innen, auf der anderen Seite die einbarung 2014-2018 und der haushaltsrechtli- Gruppe der weisungsgebundenen wissenschaft- chen Bestimmungen. lichen Mitarbeiter_innen. Das Niedersächsische Hochschulgesetz unterscheidet dementspre- Veränderte rechtliche Rahmenbedingungen chend folgende Beschäftigungsverhältnisse im führten auch zu veränderten Personalstruktu- Mittelbau: wissenschaftliche und künstlerische ren. Hierzu zählt u. a. die Schaffung der Junior- Mitarbeiter_innen (§ 31 NHG, siehe Abschnitt professur. Mit der stark gestiegenen Zunahme 2.1), Lehrkräfte für besondere Aufgaben (§ 32 an Drittmitteln wuchs auch die Zahl der befris- NHG, siehe Abschnitt 2.3) und – außerhalb eines tet beschäftigten Wissenschaftler_innen. Den Beschäftigungsverhältnisses – Lehrbeauftragte gleichen Effekt bewirken die befristeten Förder- (§ 34 NHG, siehe Abschnitt 2.5). programme des Bundes (z.B. Hochschulpakt 1.2 Finanzielle Rahmenbedingungen Die Gestaltung der Arbeits- und Beschäftigungs- Drittmittel insgesamt mehr als 40 Prozent der bedingungen ist auch im Lichte der finanziellen gesamten Erträge, während die Grundfinanzie- Rahmenbedingungen der SUH zu betrachten. rung durch das Land auf unter 50 Prozent sank. Die finanzielle Gesamtsituation der SUH ist Mit Abschaffung der Studienbeiträge hat das gekennzeichnet durch eine in den letzten Jahren Land zur Kompensation sogenannte Studien- nur gering gestiegene Grundfinanzierung qualitätsmittel zur Verbesserung der Lehre ein- (Finanzhilfe) sowie durch eine Vielzahl befristeter geführt. Die Höhe der Mittel ist abhängig von den Programmmittel des Landes und Bundes sowie Studierendenzahlen und daher schwankend. durch Drittmittel, die im Vergleich zur Finanz- Außerdem gibt es Verwendungs- und Vergabe- hilfe deutlich gestiegen sind. Darunter ist insbe- richtlinien des Landes, die die autonome Ent- sondere der Hochschulpakt 2020 zur Steigerung scheidung der SUH bzw. der Hochschulleitung der Studienanfängerzahlen zu nennen sowie die einschränken. Beides ist bei der Gestaltung von Drittmittel, deren Volumen sich in den letzten Vertragsverhältnissen zu berücksichtigen. zehn Jahren – auch dank maßgeblicher Beiträge der wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen – ver- Im Rahmen der indikatorengestützten Mittel- siebenfacht hat. Charakteristikum dieser Mittel vergabe (Leistungsformel) konnte die SUH in ist die befristete Laufzeit sowie die Festlegung den letzten sieben Jahren ihre Bilanz deutlich eines klaren Verwendungszwecks. Im Jahres- steigern und belegt unter den Universitäten Nie- abschluss 2015 umfassten die Programm- und dersachsens inzwischen den zweiten Platz. 2016 20 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
erzielte sie erstmals mehr als eine Million Euro besonders berücksichtigt werden. Erste Schritte zusätzlicher Finanzmittel. sind erfolgt. Auf Basis verschiedener Finanzindikatoren ist die Dauerhafte, strukturelle Finanzverpflichtungen SUH im Vergleich zum Landesdurchschnitt der müssen im Zusammenspiel der verschiedenen niedersächsischen Universitäten unterfinanziert. Finanzierungsquellen der SUH gesehen werden. Dieses strukturelle Defizit konnte erstmalig in Mittelfristig sind diese Verpflichtungen nur aus der strategischen Zielvereinbarung 2014-2018 mit der Finanzhilfe des Landes sowie in einge- dem Land schriftlich festgehalten werden. Im Zuge schränktem Umfang aus den Studienqualitäts- einer möglichen Umverteilung von Finanzmitteln mitteln gedeckt. zwischen den Universitäten im Land soll die SUH 1.3 Hochschulpolitische Rahmenbedingungen Eine erhebliche Veränderung der Handlungs- lifikationen im Wissenschafts- und Hochschul- spielräume ergab sich im Rahmen der Reform- management gefordert wurden. gesetzgebungen zu Beginn des Jahrhunderts. Durch den Bologna-Prozess veränderten sich Die neuen rechtlichen Regelungen entsprachen Studium und Lehre. Der Gesetzgeber schuf die den Zielen eines New Public Management, das Akkreditierung von Studiengängen und veran- den Wettbewerb präferiert, und schufen neue kerte die regelmäßige Evaluation der Lehre in den Berufsmöglichkeiten im Bereich der wissen- Hochschulgesetzen. Externe Forschungsevalua- schaftlichen Dienstleistungen. Die meisten der tionen wurden zu Bestandteilen der Hochschul- neuen Aufgaben sind dauerhaft zu erledigen und entwicklungspläne und der Zielvereinbarungen. deshalb sind in vielen neuen Arbeitsbereichen Das Prüfungswesen wurde neu strukturiert. entsprechende (Dauer-)Stellen einzurichten. Der Wandel in den Informationstechnologien Akkreditierungen, Evaluationen, Evalua- brachte neue Möglichkeiten und zusätzliche tions- und Datenmanagement u.a.m. gehören Bedarfe im IT-Management der Hochschulen. dagegen heute mit zum Qualifikationsprofil von Neue Transparenzregeln der Forschung und ein Wissenschaftler_innen, da sie Bestandteile von Gendercontrolling weiteten den IT-Bereich aus. Lehre und Forschung sind (z.B. Studiengangs- Forschungsdatenbanken und -informationssys- und Modulentwicklung, Evaluation der Lehrver- teme wurden geschaffen und werden ebenfalls anstaltungen und der Forschungsleistungen, weiter ausgebaut. Qualitätssicherung und damit Mitwirkung an der Prüfungsorganisation und an verbunden ein hochschulinternes Qualitäts- Prüfungen). Zu den Folgen zählt faktisch eine management gewannen erheblich an Bedeu- zeitliche Mehrarbeit (besonders in Form von tung. Ferner stärkte der Gesetzgeber durch Forschung in der „Freizeit“), die nur schwer mit Globalhaushalte die Hochschulautonomie, arbeits- und hochschulrechtlichen Zielsetzungen wodurch neue Aufgaben im Finanzmanage- vereinbar ist. Mit der Novellierung des NHG im ment der Hochschulen entstanden. Flächen- Jahr 2016 wurde erstmalig gesetzlich festgelegt, deckend wurden das Hochschulcontrolling und dass den wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen, ein Hochschulkennzahlensystem eingeführt. die gemäß § 2 Abs. 1 WissZeitVG auch zur eigenen Niedersachsen etablierte im Hochschulbereich Weiterqualifikation beschäftigt sind, im Rahmen eine indikatorengestützte Mittelvergabe (Leis- ihrer Dienstaufgaben im Umfang von mindestens tungsformel). All dies hatte auch Auswirkungen einem Drittel der vereinbarten Arbeitszeit Gele- auf das Zeitbudget des wissenschaftlichen genheit zu selbständiger vertiefter wissenschaft- Personals, von dem zugleich zusätzliche Qua- licher Arbeit zu geben ist. Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 21
Fazit Die durch die neuen gesetzlich geregelten Auf- Wie die Ergebnisse der ersten Befragung der gaben entstehenden Mehrkosten im Hochschul- wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbei- bereich wurden nicht durch eine entsprechende ter_innen der SUH zeigen, ist die Motivation und Erhöhung der Grundfinanzierung abge- Arbeitszufriedenheit der befragten Mitarbeiter_ deckt. Stattdessen stiegen Programmmittel, innen dennoch weiterhin hoch (siehe Abbildung 2). „Anschubfinanzierungen“ und besonders Dritt- mittel. Dies hat gravierende Auswirkungen auf Gleichzeitig führten die hochschulpolitischen die Situation der Beschäftigten, deren Arbeits- Rahmenbedingungen zu großen persönlichen verträge und Beschäftigungsbedingungen Belastungen und mindern zunehmend die Attrak- weder im Hinblick auf die Dauer noch auf die tivität des Berufs (siehe Abbildung 3). Es ist des- Aufgaben allseitig zufriedenstellend gestaltet halb nicht verwunderlich, dass auch an der SUH werden können. Die Befristungspraxis, die an eine inzwischen breite Diskussion entstanden ist, deutschen Universitäten teilweise ein besorg- wie die Verhältnisse für den wissenschaftlichen niserregendes Ausmaß annahm, zählt zu den Mittelbau verbessert werden können. finanziell bedingten Folgen der Entwicklung, die weder den gesellschaftspolitischen und gesetz- Mit diesen Leitlinien soll der Rahmen zur Ver- geberischen Zielsetzungen noch den Bedarfen besserung der Arbeits- und Beschäftigungsbe- der Hochschulen und des Wissenschaftssys- dingungen so weit wie möglich ausgeschöpft tems insgesamt entspricht. werden, um die Attraktivität des wissenschaftli- chen Berufs zu steigern. Der Mittelbau steht hier im Fokus. Zugleich steht auch das gesamte Hoch- schulsystem vor einer großen Herausforderung. Abbildung 2. Arbeitszufriedenheit der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter_innen an der SUH (Datenerhebung im Sommersemester 2013) M SD Wenn ich nochmals wählen könnte, würde ich wieder eine Tätigkeit 2,1 1,0 an der Universität Hildesheim wählen. Das Verhältnis zwischen bezahlter und tatsächlich geleisteter Arbeit 3,2 1,2 empfinde ich als angemessen. Die Unsicherheit bei den Arbeitsverträgen an der Universität 2,3 1,3 Hildesheim belastet meine Arbeit. Nach dem Auslaufen meiner jetzigen Tätigkeit befürchte ich, 3,0 1,4 arbeitslos zu werden. Ich richte mich darauf ein, dass ich wahrscheinlich für mehrere 2,2 1,4 Jahre nur zeitlich befristete Arbeitsverträge bekomme. Die Zusammenarbeit mit den Kolleg_innen motiviert mich. 1,8 0,8 Die Zusammenarbeit mit der/dem direkten 2,2 1,1 Vorgesetzten motiviert mich. Hinweise: 5-stufige Skala von 1 = „stimme voll und ganz zu“ bis 5 = „stimme nicht zu“; n = 203-219, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung. Quelle: „Zur Beschäftigungssituation des akademischen Mittelbaus“ (herausgegeben von Christian Seipel, Nils Benit und Torsten Richter, 2015) 22 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
Abbildung 3. Top Ten der belastenden Arbeitsbedingungen (Datenerhebung im Sommersemester 2013) Promovend_in Postdoc Habilitand_in M 3,5 3,9 4,1 Arbeitsbelastung durch Aufgaben in der Lehre SD 1,3 1,2 1,0 M 3,5 3,6 3,8 Belastung durch unklare Weiterbeschäftigung SD 1,5 1,6 1,6 M 3,5 3,3 3,5 Planerisch-organisatorische Schwierigkeiten SD 1,1 1,0 1,1 M 3,0 3,2 3,6 Finanzielle Unsicherheit SD 1,4 1,7 1,6 M 3,1 3,0 3,2 Arbeitsbelastung durch zusätzliche Forschungsaufgaben SD 1,3 1,1 1,1 M 3,3 2,5 2,5 Inhaltliche Schwierigkeiten SD 1,0 1,3 1,1 M 3,0 2,4 2,2 Motivationsprobleme SD 1,2 1,3 1,0 Finanzielle Schwierigkeiten M 2,7 2,8 2,8 (z.B. Durchführung empirischer Studien, Forschungsreisen etc.) SD 1,2 1,2 1,5 M 2,7 2,4 3,6 Persönliche/familiäre Belastung SD 1,4 1,5 1,6 M 2,7 2,5 2,1 Probleme mit der Betreuung SD 1,4 1,3 1,2 Hinweise: 5-stufige Skala von 1 = „gar nicht belastend“ bis 5 = „stark belastend“; Promovend_in: n = 93-104, Postdoc: n = 11-13, Habilitand_in: n = 28-31; M = Mittelwert, SD = Standardabweichung. Quelle: „Zur Beschäftigungssituation des akademischen Mittelbaus“ (herausgegeben von Christian Seipel, Nils Benit und Torsten Richter, 2015) Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 23
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2. Stellentypen im akademischen Mittelbau Prof. Dr. Christoph Lutz-Scheurle | Professor für Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Kunst und Teilhabe an der Fachhochschule Dortmund | ehemals Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur, Universität Hildesheim Foto: Patrick Citera Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 25
2. Stellentypen im akademischen Mittelbau Der akademische Mittelbau ist heterogen zusam- mengesetzt. Er bildet eine wesentliche Basis für Forschung, Lehre und Weiterbildung. Darüber hinaus erfüllt er Funktionen im Bereich der weiteren wissenschaftlichen Dienstleistungen und in der akademischen Selbstverwaltung. Der Weg zu einer dauerhaften wissenschaftlichen Mitarbeit führt über befristete Beschäftigungen zur Qualifikation und basiert auf dauerhaften hervorragenden Leistungen in der Wissenschaft. Die Hochschulgesetzgebung beschränkt sich auf eine generelle Typenbildung. 2.1 Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen Nach § 31 NHG erbringen wissenschaftliche akademischen Selbstverwaltung ist eine Redu- und künstlerische Mitarbeiter_innen wissen- zierung der Semesterwochenstunden auf Antrag schaftliche Dienstleistungen, indem sie wei- möglich. Ebenfalls ist eine Reduzierung der sungsgebunden an der Aufgabenerfüllung der Semesterwochenstunden für befristet beschäf- Hochschule, insbesondere in Wissenschaft, tigte wissenschaftliche Mitarbeiter_innen zum Forschung, Lehre und Weiterbildung mitwirken. Abschluss bedeutender Forschungsvorhaben Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen dürfen auf Antrag möglich (siehe Abschnitt 2.1.1). Lehrveranstaltungen zur selbständigen Wahr- nehmung nur durch Erteilung von Lehrauf- Es kann unterschieden werden zwischen befris- trägen als Nebentätigkeit übertragen werden (§ teten Stellen, die der wissenschaftlichen Wei- 31 Abs. 2 Satz 1 NHG). terqualifikation dienen (siehe Abschnitt 2.1.1), und unbefristeten Stellen, auf denen dauerhaft Die Durchführung von Lehrveranstaltungen stellt beschäftigte Mitarbeiter_innen weisungsge- eine wesentliche Bedingung für eine erfolgreiche bunden wissenschaftliche Dienstleistungen in wissenschaftliche Karriere dar. Entsprechend Forschung, Lehre oder anderen Funktionen im der Lehrverpflichtungsverordnung des Landes Bereich der wissenschaftlichen Forschungs- Niedersachsen beträgt die Höchstlehrverpflich- und Informationsinfrastruktur erbringen (siehe tung wissenschaftlicher Mitarbeiter_innen zehn Abschnitt 2.1.2). Neu an der SUH eingeführt Semesterwochenstunden. Bei der Übernahme werden Senior Researcher-Stellen (siehe von geschäftsführenden Aufgaben in einem Ins- Abschnitt 2.2) und Senior Lecturer-Stellen (siehe titut, der Geschäftsführung eines Zentrums, der Abschnitt 2.4) für sehr erfahrene promovierte Koordination eines Promotionskollegs oder von Wissenschaftler_innen (ohne Habilitation). anderen wichtigen Aufgaben im Rahmen der 26 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
2.1.1 Befristete Qualifikationsstellen Generell ermöglicht das NHG die wissenschaft- unmittelbar in den außerhochschulischen liche Weiterqualifikation für befristet beschäf- Bereich. Rund ein Drittel der Promovierten tigte wissenschaftliche Mitarbeiter_innen durch macht in den anschließenden fünf Jahren den die „Gelegenheit zu selbständiger vertiefter gleichen Schritt. Es bleibt also nur ein kleiner wissenschaftlicher Arbeit“ (§ 31 Abs. 4 NHG). Teil der Promovierten weiter im Hochschul- bereich, viele mit der Absicht, sich für eine Die Qualifikation des wissenschaftlichen Nach- Professur zu qualifizieren. Jedoch steht nur für wuchses gliedert sich in der Regel in die Phase rund fünf Prozent aller Promovierten zukünftig vor und die Phase nach der Promotion (Postdoc). eine Professur zur Verfügung. Vor der Promotion. Die Promotion ist der Nach der Promotion. In Anlehnung an den Nachweis der Befähigung zu selbststän- Orientierungsrahmen der Hochschulrekto- diger vertiefter wissenschaftlicher Arbeit; er renkonferenz werden an den Universitäten wird durch eine Dissertation und eine münd- üblicherweise zwei Phasen nach der Promo- liche Prüfung erbracht (§ 9 Abs. 1 Satz 2 tion unterschieden: In der ersten überwie- NHG). Die Promotion stellt eine eigenständige gend befristeten Postdoc-Phase nach der Forschungsleistung dar. Doktorand_innen sind Promotion wird üblicherweise abhängig von Nachwuchswissenschaftler_innen, die mit ihren einer vorgesetzten, inhaltlich verantwortlichen wissenschaftlichen Leistungen einen wesent- Projektleitung geforscht (Qualifikations- und lichen und innovativen Beitrag zum wissen- Orientierungsphase oder 1. Postdoc-Phase). schaftlichen Erkenntnisfortschritt und zur Idealerweise sollte eine Entscheidung über Zukunftsfähigkeit des Wissenschaftssystems die weitere Karriereentwicklung innerhalb des und der Gesellschaft erbringen. Ziel der Promo- Hochschulsystems oder in der außerhoch- tionsphase ist es, die Doktorand_innen für eine schulischen Berufswelt bereits in dieser Phase verantwortliche und verantwortungsbewusste erfolgen. Daher ist eine realistische und regel- Tätigkeit in Forschung und Wissenschaft, aber mäßige Beratung durch Vorgesetzte sowie auch in der Gesellschaft zu qualifizieren. Die Mentor_innen von besonderer Bedeutung. Die Promotionsphase soll den wissenschaftlichen Gruppe der Hochschullehrer_innen trägt für die und künstlerischen Nachwuchs fördern sowie Beratung in dieser Phase eine herausragende dessen berufliche Perspektiven verbessern. Verantwortung. Die 1. Postdoc-Phase kann Bereits vor Beginn und während der gesamten direkt in andere Tätigkeiten an der Hochschule Promotionsphase ist eine regelmäßige Bera- oder eine Karriere außerhalb des Hochschulbe- tung durch die/den Hauptbetreuer_in bzw. reichs übergehen. die Mitglieder des Promotionskomitees von besonderer Bedeutung. In Einklang mit den In der sich anschließenden 2. Postdoc-Phase gemeinsamen Leitlinien der Landeshochschul- sollten Habilitand_innen und Nachwuchsgrup- konferenz Niedersachsen und des Ministeriums penleiter_innen unabhängiger und selbstän- für Wissenschaft und Kultur zur „Qualitätssi- diger forschen, um die Voraussetzungen für eine cherung in Promotionsverfahren“ gehört zu Berufung bzw. ein Tenure track-Verfahren auf den Betreuungsaufgaben möglichst bereits eine Professur (W2/W3) zu erfüllen. während, in jedem Fall jedoch nach Abschluss des Verfahrens auch eine Rückmeldung zur Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz sieht in Eignung der Doktorand_innen für eine Hoch- § 2 Abs. 1 Satz 2 vor, dass nach abgeschlos- schulkarriere bzw. die Beratung hinsichtlich sener Promotion eine Befristung bis zur Dauer einer alternativen Karriere. Die Gruppe der von sechs Jahren zulässig ist, wenn die befris- Hochschullehrer_innen trägt hierbei eine spezi- tete Beschäftigung zur Förderung der eigenen elle Verantwortung. Im Anschluss an die Promo- wissenschaftlichen oder künstlerischen Quali- tion wechselt rund die Hälfte der Promovierten fizierung erfolgt. Die vereinbarte Befristungs- Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 27
dauer ist jeweils so zu bemessen, dass sie der Erstverträge mit wissenschaftlichen Mitar- angestrebten Qualifizierung angemessen ist. beiter_innen mit dem Qualifikationsziel Promo- Die SUH verfolgt mit Nachdruck das Ziel, die tion werden an der SUH über eine Laufzeit von Anzahl der Stellen zur Förderung des wissen- drei Jahren geschlossen. Ist der Abschluss schaftlichen Nachwuchses mit einem auf vier der Promotion innerhalb der ersten drei Jahre Semesterwochenstunden reduzierten Lehr- nicht erfolgt, kann eine Verlängerung um bis zu deputat (FwN-Stellen) weiter zu steigern und drei Jahre vereinbart werden. Mit jeder/jedem mindestens eine halbe FwN-Stelle für jedes Doktorand_in wird eine schriftliche Betreuungs- Institut bereit zu stellen (vgl. Entwicklungspla- vereinbarung geschlossen, in der die wechsel- nung MINERVA 2020). Eine Orientierung für die seitigen Rechte und Pflichten der Betreuenden Anzahl an FwN-Stellen stellt die Institutsgröße einerseits und der Doktorand_innen anderer- dar. Mittelfristig soll für wissenschaftliche seits festgehalten werden. Mitarbeiter_innen, deren Weiterqualifizierung auch ein Promotions- oder Habilitationsvor- Beim Einstieg in die universitäre Lehre erhalten haben umfasst, eine Stelle zur Förderung des wissenschaftliche Mitarbeiter_innen Unterstüt- wissenschaftlichen Nachwuchses mit einem zung (z.B. durch Tandemmodelle mit erfah- Lehrdeputat von vier Semesterwochenstunden renen Lehrenden, Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Für wissenschaftliche Mitarbeiter_innen mit Dr. Christopher Vorwerk | Kaufmännischer Direktor des einer Lehrverpflichtung von zehn Semesterwo- URBAN NATION – Museum for Urban Contemporary Art, chenstunden ist in der Phase des Abschlusses Berlin | ehemals Fachbereich Kulturwissenschaften und bedeutender Forschungsvorhaben eine Redu- Ästhetische Kommunikation, Universität Hildesheim zierung der Semesterwochenstunden um bis zu vier für die Dauer von einem Semester auf Antrag des Instituts bei dem jeweiligen Dekanat möglich. Zur Finanzierung von kompensie- renden Lehraufträgen stellt die Hochschullei- tung entsprechende Mittel zur Verfügung. Befristete Arbeitsverträge mit wissenschaftli- chen Mitarbeiter_innen nach § 2 Abs. 1 Satz 1 WissZeitVG, die aus der Finanzhilfe oder Sonder- mitteln des Landes finanziert werden, sind so zu gestalten, dass die Dauer der Befristung in einem angemessenen Verhältnis zu dem Quali- fikationsziel steht. Das Qualifikationsziel ist in der Tätigkeitsbeschreibung zu benennen und ein angemessener Anteil der Arbeitszeit ist für diese Qualifikation vorzusehen (vgl. KWM-Handlungs- empfehlung 9). Als angemessener Anteil gilt entsprechend § 31 Abs. 4 Satz 2 NHG mindes- Foto: Fernando Marcos tens ein Drittel der vereinbarten Arbeitszeit. Die angestrebte Qualifikation und die dafür ange- messene Beschäftigungszeit sollen gemeinsam mit der/dem wissenschaftlichen Mitarbeiter_in vereinbart werden (vgl. KWM-Handlungsemp- fehlung 2). 28 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
2.1.2 Dauerstellen im Rahmen des Hochschuldidaktischen Ein wichtiges Merkmal der Personalstruktur Curriculums, einen Round Table zur Lehre oder einer Universität ist die Balance zwischen eine Lehr-Supervision; vgl. KWM-Handlungs- befristeten Qualifikationsstellen und Dauer- empfehlung 10). stellen. Dieses Verhältnis wirkt sich erheblich auf die Leistungsfähigkeit der Fachbereiche und In der Postdoc-Phase werden Arbeitsverträge die Arbeitszufriedenheit des wissenschaftlichen mit einer dem jeweiligen Qualifikationsziel Personals aus. angemessenen Befristungsdauer geschlossen. Arbeitsverträge wissenschaftlicher Mitarbeiter_ Das strukturelle Defizit der SUH (siehe Abschnitt innen mit dem Qualifikationsziel Habilitation 1.2) begrenzt generell die Schaffung von Stellen. haben an der SUH in der Regel eine Laufzeit von Hinzu kommt die Personalkostenobergrenze, die drei Jahren. Ist die Qualifikation im Sinne der durch das Land festgelegt wird und den Spiel- Berufbarkeit auf eine Professur nach drei Jahren raum zusätzlich einengt. Schließlich verlangt noch nicht erreicht, kann eine Verlängerung um die Berufungsfähigkeit von jeder Universität bis zu drei Jahre vereinbart werden. Entspre- einen Pool befristeter Stellen, um neuberufenen chend § 2 Abs. 1 Satz 3 WissZeitVG sind Abwei- Professor_innen eine entsprechende Stellen- chungen von den vorgenannten regelmäßigen ausstattung bewilligen zu können. Vertragslaufzeiten im Einzelfall mit ausführ- licher Begründung möglich (vgl. KWM-Hand- Gleichwohl sollten auf Dauer angelegte lungsempfehlungen 3 und 18). wissenschaftliche Dienstleistungen an der Universität entsprechend der Funktion und Arbeitsverträge mit wissenschaftlichen Mitar- in Hinblick auf die notwendige Expertise beiter_innen im Rahmen von drittmittelfinan- auch dauerhaft mit den am besten geeig- zierten Projekten sollen grundsätzlich für die neten Wissenschaftler_innen besetzt werden. Dauer der Projektlaufzeit geschlossen werden. Dauerhaft beschäftigte wissenschaftliche Die Arbeitszeit soll dem im Rahmen des Projekts Mitarbeiter_innen erbringen weisungsge- bewilligten Umfang entsprechen. Ausnahmen bunden wissenschaftliche Dienstleistungen in bedürfen einer qualifizierten Begründung. Die Forschung, Lehre oder anderen Funktionen im Projektplanung sollte für die Mitarbeiter_innen Bereich der wissenschaftlichen Forschungs- transparent gestaltet werden. Die im Projekt und Informationsinfrastruktur. Zur Sicherung gewonnenen Ergebnisse werden nach Möglich- der Kontinuität im Bereich der wissenschaftli- keit für das Qualifikationsvorhaben zur Verfü- chen Dienstleistungen sollte an der SUH eine gung gestellt. Mindestausstattung von einer Dauerstelle pro Institut gewährleistet sein. Eine Orientierung für Nach § 31 Abs. 3 NHG können wissenschaftliche die Anzahl an Dauerstellen stellt die Instituts- Mitarbeiter_innen als Akademische Rät_innen größe dar. Die Hochschulleitung wird mit den im Beamtenverhältnis auf Zeit beschäftigt Dekanaten und Instituten die Funktionen und werden, sofern das Beschäftigungsverhältnis Tätigkeiten, die im wissenschaftlichen Bereich auch der Förderung des wissenschaftlichen dauerhaft vorzuhalten sind, abstimmen. Dabei Nachwuchses dient. Als Akademische_r Rätin ist eine geschlechtergerechte Verteilung der oder Rat im Beamtenverhältnis auf Zeit kann Beschäftigungsverhältnisse zu beachten. Der eingestellt werden, wer ein geeignetes Studium Prozess ist transparent und formalisiert zu abgeschlossen hat und promoviert ist oder der gestalten (vgl. KWM-Handlungsempfehlungen Promotion gleichzusetzende wissenschaftliche 1, 4 und 5). Leistungen erbracht hat. Die Amtszeit beträgt drei Jahre; sie kann einmal um drei Jahre verlängert werden. Nach Ablauf ihrer Amtszeit sind Akademische Rät_innen entlassen. Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 29
2.2 Neu an der SUH: Senior Researcher-Stellen Die Anerkennung als Senior Researcher Mitwirkung bei der Internationalisierung und im honoriert insbesondere die in der Forschung Transfer. Senior Researcher werden grundsätz- erbrachten Leistungen einer/eines wissen- lich entfristet beschäftigt. Die Lehrverpflichtung schaftlichen Mitarbeiter_in (nach § 31 NHG). Sie kann in besonders begründeten Fällen reduziert folgt auf die Postdoc-Phase, die in Anlehnung werden. Bei einer besonderen Schwierigkeit und an den Orientierungsrahmen der Hochschul- Bedeutung der Tätigkeit kann im Einzelfall eine rektorenkonferenz (2014) als abgrenzbare Quali- Höhergruppierung in TV-L E 14 entsprechend fikationsphase definiert wird (siehe Abschnitt der tarifvertraglichen Regelungen sowie unter 2.1.1; vgl. KWM-Handlungsempfehlung 14). Der Beteiligung des Personalrats und der Gleich- Begriff Senior Researcher macht deutlich, dass stellungsbeauftragten erfolgen. es sich um qualifizierte, wenn auch nicht profes- sorale, bereits sehr erfahrene Wissenschaftler_ Mit dem Ziel der wissenschaftlichen Vertiefung innen handelt. Die Anerkennung als Senior können Lehrveranstaltungen zur selbständigen Researcher erfolgt in einem transparenten, Wahrnehmung durch die Erteilung von Lehrauf- formalisierten und geschlechtergerechten trägen als Nebentätigkeit an Senior Researcher Verfahren auf Antrag des Instituts mit Zustim- übertragen werden (§ 31 Abs. 2 Satz 1 NHG). mung des Fachbereichsrats und des Dekanats Die Wahrnehmung des Lehrauftrages erfolgt durch das Präsidium. Der Fachbereichsrat grundsätzlich unter gleichzeitiger Entlastung richtet zur Vorbereitung eine Kommission ein, im Hauptamt. Das durch diese Lehraufträge die in Anlehnung an eine Habilitationskommis- abzudeckende Lehrdeputat soll nicht mehr sion gebildet wird. als ein Viertel der regelmäßigen Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Näheres regelt die Richtlinie Zu den Aufgaben einer/eines Senior Resear- der SUH über die Erteilung und Vergütung von cher gehören insbesondere die Forschung (z.B. Lehraufträgen. Publikationen, Einwerbung von Drittmitteln), die Betreuung von Qualifikationsarbeiten sowie die 2.3 Lehrkräfte für besondere Aufgaben In Einklang mit § 32 Abs. 1 NHG werden Lehr- Lehrverpflichtung von Lehrkräften für beson- kräfte für besondere Aufgaben an der SUH dere Aufgaben zwischen 12 und 18 Semester- ausschließlich oder überwiegend mit Aufgaben wochenstunden. Lektor_innen, die selbständig in der Lehre beschäftigt. Sie üben ihre Lehrtä- Lehrveranstaltungen in den Fremdsprachen tigkeit weisungsgebunden als nichtselbständige und zur Landeskunde durchführen, sowie Inst- Lehre aus und sollten im Sinne guter Lehre auf rumentallehrer_innen haben ein regelmäßiges Dauerstellen beschäftigt werden. In Einklang mit Lehrdeputat von 18 Semesterwochenstunden. der Lehrverpflichtungsverordnung beträgt die 30 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
links: Dr. Hajara Njidda | Deputy Director Research am National Council for Arts and Culture, Abuja, Nigeria | Dr. Christopher Mtaku | Senior Lecturer am Department of Visual and Performing Arts, University of Maiduguri, Nigeria | Lokaler Koordinator der DAAD Graduate School und des „Borno Music Documentation Project“ | Beide haben am Center for World Music der Universität Hildesheim promoviert. 2.4 Neu an der SUH: Senior Lecturer-Stellen 2.5 Lehrbeauftragte Sehr erfahrenen und besonders qualifizierten Nach § 34 Abs. 1 NHG kann das Präsidium auf promovierten Lehrkräften für besondere Auf- Antrag der Fakultät befristete Lehraufträge gaben (nach § 32 NHG) kann der Titel „Senior erteilen. Lehrbeauftragte sind keine Beschäf- Lecturer“ verliehen werden (Dauerstelle mit tigten der Universität und nehmen die ihnen i.d.R. 14 Semesterwochenstunden). Die Verlei- übertragenen Lehraufgaben selbständig wahr. hung erfolgt in einem transparenten, formali- sierten und geschlechtergerechten Verfahren auf Antrag des Instituts mit Zustimmung des Fachbereichsrats und des Dekanats durch das Präsidium. Der Fachbereichsrat richtet zur Vor- bereitung eine Kommission ein. Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 31
32 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
3. Karriereziele und akademische Karrierewege Miriam Tscholl | Leiterin der Bürgerbühne und des Bereichs Theater und Schule am Staatsschauspiel Dresden | ehemals Fachbereich Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation, Universität Hildesheim Foto: Matthias Horn Stiftung Universität Hildesheim – Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ 33
3. Karriereziele und akademische Karrierewege Für die heterogene Gruppe der Nachwuchs- Die SUH möchte qualifizierten Nachwuchswis- wissenschaftler_innen bestehen viele mögliche senschaftler_innen attraktive Karrierewege Karriereziele. Dies können innerhalb des Hoch- eröffnen. Sie ist sich bewusst, dass nicht alle schulsystems eine Professur, die Position einer/ Nachwuchswissenschaftler_innen, die sie för- eines wissenschaftlichen Mitarbeiter_in oder dert, Positionen an Hochschulen oder außeruni- eine Tätigkeit im Wissenschaftsmanagement versitären Forschungseinrichtungen erhalten sein. Außerhalb des Hochschulsystems bieten werden können. Sie unterstützt daher auch den sich Karrieren in Forschungseinrichtungen, Weg in Karrieren, die in andere Berufsfelder Wissenschaftsorganisationen, im öffentlichen hineinführen, aktiv und bietet Möglichkeiten der Dienst, in der Wirtschaft, der Kultur, der Politik, individuellen Beratung und akademischen Per- im Non-Profit-Bereich, in der Gesellschaft und sonalentwicklung an (siehe Abschnitt 4.3). in weiteren Bereichen. Nach dem Studium und der Promotion unterscheiden sich die Wege zu den verschiedenen Karrierezielen. 3.1 Karrierewege in die Wissenschaft Der Karriereweg in eine Universitäts-Professur Auch außeruniversitäre Forschungseinrich- verläuft in der Regel vollständig innerhalb des tungen wie Max-Planck-, Helmholtz- und Hochschul- und Wissenschaftssystems. Nur Leibniz-Institute bieten Positionen in der ein geringer Teil der Promovierten kann auf Forschung. Stärker angewandte Forschung direktem Weg in eine Professur gelangen. Neben betreiben u.a. die Fraunhofer-Institute und der fachlichen Qualifizierung müssen entlang Ressortforschungseinrichtungen. dieses Karrierewegs auch internationale Stan- dards sowie Kompetenzen im Bereich Perso- Neben Universitäten, Hochschulen für ange- nalführung und Wissenschaftsmanagement wandte Wissenschaften und außeruniversitären vermittelt werden. Denn diese Qualifikationen Forschungseinrichtungen bieten auch Unter- sind bereits in Tätigkeiten nach der Promotion nehmen Positionen in der Forschung und in erforderlich und für Übergänge in eine Professur weiteren wissenschaftlichen Tätigkeitsfeldern oder in andere Bereiche von besonderer (siehe Abschnitt 3.4). Bedeutung. Entscheidend für das Karriereziel Universitätsprofessur ist die Habilitation oder die Professor_innen tragen eine zentrale Verant- Berufung auf eine Juniorprofessur. wortung für eine erfolgreiche Vermittlung der notwendigen Kompetenzen und Qualifizie- Daneben bieten die Hochschulen für angewandte rungen für Karrierewege in die Wissenschaft. Wissenschaften Professuren für Promovierte, die Als Führungskräfte gestalten sie die Qualifi- auch über außerhochschulische Qualifikations- zierung des wissenschaftlichen Nachwuchses. leistungen verfügen müssen. Eigene Formate für Sie entscheiden über die Personalauswahl und das Karriereziel Professur an einer Hochschule sind verantwortlich für berufliche Weichen- für angewandte Wissenschaften sind in Zusam- stellungen. Die akademische Personalent- menarbeit mit Hochschulen für angewandte wicklung der SUH unterstützt deshalb die Wissenschaften und besonders mit der Hoch- Professor_innen in der Wahrnehmung ihrer schule für angewandte Wissenschaft und Kunst Aufgaben als Führungskräfte. Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) und der Hochschule Hannover zu entwickeln. 34 Leitlinien „Wissenschaft als Beruf attraktiv machen“ – Stiftung Universität Hildesheim
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