Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
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SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr 13. Jahrgang · Ausgabe 6, Dezember 2021 / Januar 2022 Jahresthema Erscheint sechsmal jährlich Benediktinische Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur 4 Wallfahrt Liturgischer Kalender 10 Der Wallfahrtspater informiert 12 Gottesdienste in Einsiedeln 14 Liturgisches Grundwissen – «Heute» 16 Haben Sie gewusst… 17 Kloster Einsiedeln Weiheformel der Marianischen Sodalität 18 Psalm 18 – Beten mit Gedichten 20 Oblaten – Psalmen in der Bibel und in der Liturgie 24 Konventglöckli 26 Frontseite: Zum Jahresthema Nachhaltig- Stiftsschule keit. (Foto: © Pater Jean-Sébastien Charriè- re, Kloster Einsiedeln). Schulnachrichten 28 Ecke der Eltern 29 Die Maus und die Gleichstellung 30 Internat – Der Anfang ist geglückt 32 Alumni – Gemeinsam unterwegs 34 Klassentag 1961 – Ein ergreifender Tanz 36 Klassentag 1951 – «Führ, liebes Licht…» 37 Regionale Alteinsiedlertage 2022 39 Ministrantenreise 40 Personalnachrichten 43 St. Gerold Reformzellen – anders als geplant 44 Kultur- und Seminarprogramm 46 Kloster Fahr Grusswort49 Junioratswoche 50 Verein Pro Kloster Fahr 52 Synodaler Prozess – «Wir haben uns auf den Weg gemacht» 55 Flohmarkt «Zu den Zwei Raben» 57 www.zeitschrift-salve.ch Veranstaltungskalender 58 Meditation 60 www.gebetsgemeinschaft.ch www.kloster-einsiedeln.ch Kaleidoskop www.kloster-fahr.ch Paracelsus und C.G. Jung im Kloster Einsiedeln 62 www.propstei-stgerold.at Der Film «Paracelsus» am Zürcher Filmfestival 68 www.siljawalter.ch Neue Bücher 69 www.zeitschrift-salve.ch Inhaltsverzeichnis 2021 75 www.gotteswort.ch Impressum 83 www.GOTTsuchen.ch 2
LEITGEDANKE L iebe Leserin, lieber Leser Die Pflanze auf der Titelseite, gemalt von Pater Jean-Sébastien Charrière, ist Ihnen sicher bekannt – der Weihnachtsstern ist in den dunklen Monaten in vielen Wohnungen anzutreffen. Dem Namen nach – Euphorbium pulcherrima – ist sie eine Schönheit, die schönste gar unter den Wolfsmilchpflanzen. Dabei sind ihre Blüten so diskret, dass wir sie kaum bemerken. Dafür springen uns die sternför- mig gewachsenen roten Blätter um so mehr ins Auge. Aber hier geht es nicht um Botanik, sondern um Nachhaltigkeit. Jeanine Kosch beschliesst unser Jahres- thema benediktinisch, sie bringt zur Sprache, wie bene- diktinische Kultur und Kunst nachhaltige Wirkung in unserer Welt erzeugt haben und immer noch erzeugen. Aber was macht denn da unser Weihnachttsstern oder die Weihnachtsblume, wie sie anfänglich genannt wurde, als sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Kalifornien als Zierpflanze entdeckt wurde? Es ist ihre Symbolkraft. Wie der Weihnachtsstern am Nachthimmel braucht auch unsere Wolfsmilch Dunkel- heit, um ihre ganze Schönheit zu entfalten. Dann aber lehrt uns die Allerwelts- pflanze, was denn eigentlich für uns Christen das Nachhaltigste überhaupt sei, über alles Tun und Lassen im Alltag hinaus. Stellvertretend im Blumentopf erzählt unser Weihnachtsstern vom Stern von Bethlehem, der auch in unserer Liturgielek- tion – «Heute» – zur Sprache kommt (S. 16). «Heute ist euch der Retter geboren!», lautet die Botschaft aus der Ewigkeit. Und was könnte nachhaltiger sein als Ewig- keit? Der Weihnachtsstern ist nur eines von vielen Mitteln, um uns die zeitlose Kraft des «Heute» nachhaltig in lebendiger Erinnerung zu halten. «Salve» wünscht Ihnen in diesem Sinn herzlich eine nachhalttige Advents- und Weihnachtszeit. Erich Liebi 3
JAHRESTHEMA Benediktinische Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur Aus der Kraft des Ordensgründers Mit diesem Artikel beschliessen wir das Jahresthema «Nachhaltigkeit». Ob in der Regel, im Klosteralltag, in den Klostergärten, der Schule, überall ist uns im ver- gangenen Jahr das Thema «Nachhaltigkeit» begegnet. Auch wenn man Benedikt von Nursia nicht direkt Vater der Nachhaltigkeit nennen will, ist es doch eindrücklich, wie Benedikt durch sein Wirken und seine Regel einen Grund gelegt hat zum schonenden Umgang mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Ressourcen unserer Welt. Der Künstler Joseph Beuys sagte 1982 an- wenn ich etwas kann, wenn ich etwas im lässlich einer Ausstellung: «Kunst ist die ein- Griff habe. Die Kreativität gehört zum We- zige Form, in der Umweltprobleme gelöst sen des Menschen, denn dies hat mit der werden können.» Sagte es und schritt zur Ebenbildlichkeit Gottes zu tun. Gott ist der Tat, indem er im Verlauf mehrerer Jahre sie- Schöpfer und Kunst ist immer auch ein Weg bentausend Bäume pflanzte. Er hatte das zu Gott. So hat die Schönheit einer Kirche Ziel, den urbanen Raum nachhaltig zu än- nie einen Selbstweck, sondern weist auf dern. Das ist nur ein kleines Beispiel dafür, wie Kunst und Nachhaltigkeit gemeinsam etwas bewirken können, um das gemeinsa- me Haus der Erde zu schützen. Das lebendi- ge Kunstwerk rüttelte auf – auch die Lebens- weise von Benedikt und seinen Mönchen rüttelte die Gesellschaft seiner Zeit auf. Bei- den ging es darum, Alternativen zu schaffen zu gängigen Strömungen in der Gesellschaft. Kunst als Ruf zum Nachdenken Benediktinerinnen und Benediktiner sind bekannt für ihren Sinn für Ästhetik. Nicht nur Liturgie und Gesang, auch Kirchenräu- me und Gegenstände sind geprägt von ei- nem hohen Grad an Schönheit. Pater Jean- Sébastien Charrière, der Künstler, Zeichner und Kalligraf vom Kloster Einsiedeln, gibt uns einen kleinen Einblick in den Begriff der «Neige das Ohr deines Herzens, der Geist Kunst: «Das deutsche Wort Kunst, sowie das wird dich alles lehren», Acryl auf Malplatte, lateinische «ars» und das griechische «tech- © Pater Jean-Sébastien Charrière, Kloster né» stammen vom Begriff können. Kunst ist, Einsiedeln. 4
JAHRESTHEMA Der Obere Chor, einer der Gottesdiensträume im Kloster Einsiedeln (Foto: Jean-Marie Duvoisin). Gott hin. Kunst ist dann sozusagen ein Ruf nachzudenken. Für die Nachhaltigkeit be- deutet das: Denke nach über das gute und schöne Leben, trage Sorge zum Auftrag deines Schöpfers.» Kunst als Spiegel der Gesellschaft Die Schönheit eines Gebäudes – vor allem für den Gottesdienst – hatte immer auch et- was zu tun mit dem Einklang mit der Natur. Es wurde so gebaut, dass ein Gebäude auch dauerhaft war. Wenn eine gotische Kirche abgerissen wurde, weil man eine Barockkir- che haben wollte, lag dies nicht daran, dass die gotische Kirche baufällig geworden wäre, sondern daran, dass man etwas Neues haben wollte. Oft war der Eingriff des Men- «Als gläubiger Mensch ist für mich Kunst schen Grund für den Abriss, nicht die Quali- eine Art Antwort auf den Schöpfer und tät der Bausubstanz. sein wunderbares Werk. Meine Arbeit Benedikt von Nursia war die Schlichtheit will ein Lob Gottes in Farben, Formen und Zweckgebundenheit seiner Klöster und Strukturen sein. Meine Werke ver- wichtig. Es ging ihm um Achtsamkeit. Pater suchen aber auch, eine Einladung zu Jean-Sébastein erzählt, dass dies auch in Ein- sein, jenseits des Sichtbaren zu schauen siedeln so gelebt werde: Alle Räume, die der und dabei zu staunen.» Gemeinschaft dienen, seien schön verziert, Pater Jean-Sebastien Charrière die Kirche, die Bibliothek, der Kapitelsaal 5
JAHRESTHEMA Ästhetik hinzufügen würde. Schönheit, die es zu bewahren gilt, Schönheit, die auf Gott hinweist, Schönheit, die ein Weg zu Gott sein kann. Wenn ich mit allen Sinnen Gott erfahre, bin ich auch eher bereit und fähig, den Auftrag der Schöpfungsbewahrung nachzukommen. Das bekannte Sprichwort: «Gott will einen fröhlichen Geber» erinnert uns daran, dass wir Freude haben dürfen bei unserem Wirken für die Gemeinschaft. Un- ser Können in den Dienst künftiger Genera- tionen zu setzen, kann dann durchaus Sinn machen, davon zeugen die Kunstwerke frü- herer Generationen, an welchen wir uns heute noch erfreuen. Kunst als ökonomische Grundlage Bücher, Musiknoten, Bilder und Ikonen sind weitere Gegenstände, welche wir mit klös- Handschriftliche Benediktsregel (Foto: Stifts- terlichem Leben verbinden. Die Skripto - bibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 914). rien waren früher eine wichtige Einnahme- quelle für ein Kloster. Davon zeugen die und das Refektorium. Die Privaträume der wertvollen Bücher in den Klosterbibliothe- Mönche jedoch seien sehr schlicht. Sinnlich- ken. Schmunzelnd sagt Pater Jean-Sébas keit und Ästhetik gehören zum Leben, ge- tien: «Wer denkt schon an vierhundert Läm- hören zum Menschen. Benedikt war diese mer, wenn er ein altes, vierhundertseitiges Ganzheitlichkeit des Menschen sehr wichtig. Buch aus Lederseiten in den Händen hält?». Davon zeugt auch seine Klosterregel. Die Die Zeit, welche Mönche für die Beschrif- Lebenskunst wird zur Kunst des Lebens, es tung dieser Lederhäute brauchten, gaben geht darum leben zu können und nicht vom dem Werk ebenfalls einen hohen Wert. So Leben überfordert zu sein. kam es, dass die Bibliotheken innerhalb der Klosteranlage möglichst weit weg von den Kunst als Nahrung für die Seele Alltagsräumen des Klosters lagen. Ein Feuer In unseren heutigen Diskussionen um Nach- wäre fatal gewesen für diesen Klosterschatz. haltigkeit können wir einiges von Benedikt Da innerhalb der Klausur, in Küche und lernen. Zum Beispiel, dass es gilt, ganzheitli- Wohnräumen am ehesten ein Feuer ausbre- ches Menschsein, ganzheitliches Leben für chen konnte, wurden die Bücher möglichst uns und die nächsten Generationen im Auge weit weg von diesen Orten aufbewahrt. zu behalten. Es geht nicht nur um Gebote Auch die Herstellung einer Ikone brauch- und Verbote, es geht um Achtsamkeit für te Zeit und kostbares Material. Wen das, was uns anvertraut ist. Die Welt ist kein wundert’s, dass man sagte, diese seien für Geschenk an die Menschen, mit dem sie ma- einen Gebrauch von tausend Jahren ange- chen könnten, was sie wollen. Wir haben legt. Aber Ikonen hatten auch einen symbo- von Gott einen Auftrag, seine Schöpfung zu lischen Wert: So wurde die Farbe für die bewahren und zu bebauen. Vielleicht wür- Haut eines Menschen auf einer Ikone aus de es ja Sinn machen, wenn man der Defini- Erde hergestellt. Beim Betrachten soll man tion von Nachhaltigkeit, welche Ökologie, sich erinnern, dass der Mensch von der Erde Ökonomie und Soziales im Blickfeld hat, die kommt und zur Erde zurückkehrt. Die drei 6
JAHRESTHEMA Schwester Matthäa am kleinen Webstuhl für Stolen. Kreise um Gesicht, Kopf und Aureole weisen Kunst im Dienst der Liturgie auf die Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn Benedikt ermahnt seine Mitbrüder, alle und Heiligem Geist hin. Nichts wird dem Zu- Geräte des Klosters wie Altargeräte zu be- fall überlassen, alles hat seinen Sinn. So handeln. Das heisst doch nichts anderes, als steht die Kunst zwar im Dienst der Ökono- dass unser ganzes Leben Liturgie, Gottes- mie, weist aber darüber hinaus auf den Ur- dienst ist. Dennoch wird in jedem feierli- sprung des Lebens, auf Gott. chen Gottesdienst offensichtlich, dass die- ser Moment noch einmal eine besondere Schwester Bernadette webt Stoff für ein Manuela Camichel, Leiterin der Fahrer Messgewand. Paramentenwerkstatt. 7
JAHRESTHEMA Bedeutung bekommt. Denn zu einer ge- muss der Faden zuerst auf Spulen gewickelt pflegten Liturgie gehören auch die Para- werden. mente: Gewänder, Stolen, Altartücher, An- Silja Walter hat zwanzig Jahre in der tependien. Ihre Farben und Formen nehmen Webstube gearbeitet und gespult, sie mein- uns hinein in eine Welt ohne Worte. Johann te einst: «Schreiben und Spulen, das geht Wolfang von Goethe sagte: «Die Kunst ist gut zusammen.» eine Vermittlerin des Unaussprechlichen». Kein Wunder also, dass die Kunst auch in der Kostbarkeit hat ihren Wert Bibel einen wichtigen Platz einnimmt. Im Ursprünglich hatten Priester kein spezielles Buch Exodus verlangt Gott für das Offenba- Gewand, die Tunika wurde von allen getra- rungszelt viel Kunst. Er will nicht einfach ein gen. Jedes Gewand war wertvoll, denn der Zelt wie das der Nomaden. Das Mobiliar so- Weg von der Faser über den Faden und das wie die Kleider der Priester werden aus kost- Gewebe bis zum Kleidungsstück war lang. baren Stoffen und Materialien angefertigt Erst in den letzten gut fünfzig Jahren ging und sorgfältig verziert. Aus seinen Worten diese «Wert»-Schätzung für Kleider verlo- ist spürbar, dass Pater Jean-Sébastien Kunst ren. Nicht mehr die Qualität zählt, sondern im Kloster nicht nur selber herstellt, sondern die Quantität der Gewänder in meinem auch aus der Kunst lebt. «Ich bin überzeugt, Schrank. Anders Benedikt: Seine Mönche dass wahre Kunst im weitesten Sinne immer hatten nur zwei Gewänder – eines für den spirituell und religiös ist. Für mich sehnt sich Sommer und eines für den Winter. der Mensch in seinem innersten nach Har- Die Schnittmuster für die Gewänder monie, Wahrheit und Schönheit. So sagt ein (Messgewänder, Tuniken, Ministrantenge- chinesischer Spruch: ‹Wenn du zwei Brote wänder) wurden von Schwester Fidelis vor hast, so tausche eines gegen Blumen, denn sie sind Brot für die Seele.›» Mit textiler Kunst Gott loben Im Fahr gibt es seit den 1950er Jahren eine Textilwerkstatt, 1956 wurde der erste Web- stuhl mit 180 cm Webbreite in Betrieb ge- nommen. Manuela Camichel, die heutige Leiterin der Paramentik, nimmt uns mit auf einen Rundgang und erklärt, wie nachhaltig die Fahrer Textilien sind. Unter dem Dach stehen neun Handweb- stühle: für Messgewänder in jeder liturgi- schen Farbe einen, einen für Altartücher und vier kleine für Stolen und Antependien. Beim Stoff für die Messgewänder müssen am Webstuhl gut 3500 Fäden miteinander verknüpft werden, um einen Stoff von 180 cm Breite zu erhalten. Diese Handwebstühle sind mit Schnell- schuss und Pneumatik ausgerüstet, beides wird von Hand bedient. Der Schnellschuss bewirkt, dass das Schiffchen hin und her Die Schnittmuster für die Fahrer Messgewän- flitzt, die Pneumatik übernimmt den gleich- der hat Schwester Fidelis vor vierzig Jahren mässigen Anschlag. Aber bis es soweit ist, entworfen (Fotos: Jeanine Kosch). 8
JAW HRAE LSLTFH AEHM RAT Seidenarmbänder aus der Fahrer Paramentenwerkstatt (Foto: Verena Huber-Halter). rund vierzig Jahren entwickelt. Sie orientie- Die Fahrer Paramente haben ihren Preis, ren sich an Formen, wie sie zu Zeiten Be sie sind nicht gerade billig, die Fahrer Mess- nedikts getragen wurden und sind immer gewänder, Stolen und Altartücher halten noch aktuell. lange und sehen auch nach Jahren noch Die Motive der Stolen wurden zu einem gut aus. Liturgische Gewänder werden zum grossen Teil von Schwester Matthäa ent Gottesdienst, zum Lob Gottes getragen. Sie worfen. Das «Fahrer-Design» zeichnet sich sind auch ein Zeichen unserer Wertschät- durch die typischen Farben und die Motive zung dem Schöpfer gegenüber. So zahlt sich aus, die direkt eingewoben werden. Dieser auch hier, wie so oft in der Kunst, Nachhal- unverkennbare Fahrer Stil ist die Stärke der tigkeit aus. Die Lebensdauer von handge- Fahrer Paramente. Zeitlos modern würde wobenen Textilien übertrifft so manches man wohl dazu sagen – auch eine Defini- Messgewand aus Polyester. Würde das nicht tion von Nachhaltigkeit. auch für unseren täglichen Kleiderbedarf Der Wert kommt nicht vom Goldbrokat, gelten? Eine Jacke aus guter Qualität, an- sondern von der Qualität und Dauerhaftig- statt drei Kleidungsstücke, welche nur eine keit der Stoffe und der Verarbeitung. Um kurze Lebensdauer haben. Von den Klös- eine Stola herzustellen, arbeitet jemand tern können wir lernen, wie Nachhaltigkeit etwa zwei Tage, für ein Messgewand rund im täglichen Leben funktionieren könnte. vier Tage. Mehrere Schritte braucht es dazu: Bleiben wir wachsam für das, was um Zetteln, Einziehen der Kettfäden, Weben uns herum geschieht, damit auch die Gene- und zum Schluss das Ausrüsten, das heisst rationen nach uns sich noch am Leben in und den Stoff weich und geschmeidig machen. um Gärten, an Kunst, Liturgie und Gesang, Das Material stammt aus der Schweiz oder kurz, an der ganzen Schönheit von Gottes Europa, nur die Seide kommt aus China, Schöpfung freuen können, denn so Adal- wird aber in der Schweiz gefärbt. So werden bert Stifter: «Die Kunst ist die irdische Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen und Schwester der Religion» erhalten. Jeanine Kosch 9
WALLFAHRT Liturgischer Kalender für den Dezember und den Januar DEZEMBER 3. Fr Hl. Franz Xaver († 1552) Ordensmann Gebetsmeinung Herz-Jesu-Freitag Weltkirche 5. So 2. Adventssonntag Beten wir für die Katechisten, die be- stellt sind, das Wort Gottes zu verkün- 7. Di Hl. Ambrosius († 397) den: Sie mögen in der Kraft des Heiligen Bischof, Kirchenlehrer Geistes mutig und kreativ dafür Zeugen sein. 8. Mi Hochfest der ohne Erbsünde Kirche Schweiz empfangenen Jungfrau und Wir danken Gott für das wunderbare Gottesmutter Maria Geschenk seiner Menschwerdung. Wir beten für alle Menschen, die den 12. So 3. Adventssonntag (Gaudete) menschgewordenen Gott in den Klei- nen, Notleidenden und Randständigen 13. Mo Einsiedler Gebetstag suchen und finden. für geistliche Berufe 14. Di Hl. Johannes vom Kreuz († 1591) Ordensmann 16. Do Hl. Adelheid († 999) Kaiserin 19. So 4. Adventssonntag Adelheidsonntag 24. Fr Heiliger Abend 25. Sa Hochfest der Geburt unseres Herrn. Weihnachten 26. So Fest der Heiligen Familie Hl. Stephanus, erster Märtyrer 27. Mo Fest Hl. Johannes Apostel, Evangelist 28. Di Fest Unschuldige Kinder Weihnachtsgottesdienst 2019 in Einsiedeln (Foto: Jean-Marie Duvoisin). 10
WALLFAHRT JANUAR 1. Sa Hochfest 28. Fr Hl. Thomas von Aquin († 1274) der Gottesmutter Maria Ordenspriester, Kirchenlehrer Neujahr, Weltfriedenstag 30. So 4. Sonntag im Jahreskreis 2. So 2. Sonntag nach Weihnachten Hl. Basilius († 379), 31. Mo Johannes Bosco († 1888) Hl. Gregor von Nazianz († 390) Priester, Ordensgründer Bischöfe, Kirchenlehrer 6. Do Hochfest Erscheinung des Herrn (Epiphanie) Gebetsmeinung Dreikönige Weltkirche Wir beten für alle, die unter religiöser 7. Fr Herz-Jesu-Freitag Diskriminierung und Verfolgung leiden; ihre persönlichen Rechte mögen aner- 9. So Fest kannt und ihre Würde geachtet werden, Taufe des Herrn weil wir alle Schwestern und Brüder einer einzigen Familie sind. 13. Do Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe Kirche Schweiz Zu Beginn des neuen Jahres beten wir 15. Sa Hl. Maurus und Plazidus für alle Opfer der Corona-Pandemie, Schüler des hl. Benedikt für die Arbeitslosen, für die Erkrankten mit bleibenden Schäden und für unsere 16. So 2. Sonntag im Jahreskreis Verstorbenen, von denen wir nicht richtig Abschied nehmen konnten. 17. Mo Hl. Antonius († 356) Einsiedler 18.–25. Weltgebetsoktav für die Einheit der Christen 21. Fr Hochfest Hl. Meinrad († 861) Mönch, Einsiedler, Märtyrer, Patron des Ortes 23. So 3. Sonntag im Jahreskreis 24. Mo Hl. Franz von Sales († 1622) Bischof, Kirchenlehrer 25. Di Fest Bekehrung des Apostels Paulus 11
WALLFAHRT Der Wallfahrtspater informiert Kardinal Parolin «zu Füssen der Muttergottes von Einsiedeln» Am Samstag und Sonntag, 6. und 7. November 2021 besuchte Kardinal Pietro Parolin unser Kloster. Höhepunkt war die Feier des Konventamts, dem der Kardinalstaatssekretär vorstand und uns eindrückliche Predigtworte schenkte. Dankbar blicken wir auf diesen hohen Besuch zurück, der für Kloster und Wallfahrtsort Einsiedeln zweifellos als einer der ganz grossen Höhepunkte des Jahres 2021 zu werten ist. Der Besuch von Kardinalstaatssekretär Paro- sich fort im feierlichen Konventamt um lin anlässlich der Wiederaufnahme von dip- 09.30 Uhr, dem der Kardinalstaatssekretär lomatischen Beziehungen zwischen der als Hauptzelebrant vorstand. Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Heiligen Stuhl im Jahr 1920 war schon Eine Würdigung Einsiedelns lange angekündigt. Eigentlich wäre er für Zum festlichen Sonntagsgottesdienst be- November 2020 geplant gewesen, doch da grüsste Abt Urban neben Kardinal Parolin machte das Coronavirus einen Strich durch auch den Apostolischen Nuntius in Bern, Erz- die Rechnung. Dass Kardinal Parolin anläss- bischof Martin Krebs, und den Churer Diöze- lich des Hundertjahr-Jubiläums auch unser sanbischof Joseph Maria Bonnemain sowie Kloster besuchen wollte, war für uns eine Vertreterinnen und Vertreter des Schwyzer grosse Ehre. Ebenso gross war unsere Freude Regierungsrates und des Einsiedler Bezirks- darüber, dass dies nun auch endlich möglich rates. Der Stiftschor, die Choralschola und geworden ist. Stefano Bertoni an der Orgel gestalteten diesen Gottesdienst musikalisch mit. Gemeinschaft des Gebets Zu Beginn und am Schluss seiner Predigt, Dass Kardinal Parolin nicht als «päpstlicher in welcher Kardinal Parolin auf die Schriftle- Spitzenpolitiker», sondern als einfacher Pil- sungen des Tages einging, sprach er eine ger nach Einsiedeln kam, wurde dadurch Würdigung Einsiedelns aus. Er freute sich, deutlich, dass er zusammen mit seinen Be- dass er seinen Besuch in der Schweiz hier, gleitern am Samstagabend um zwanzig Uhr «zu Füssen der Muttergottes von Einsiedeln, die Komplet mitfeierte und am Sonntag- der ersten unter den Schutzpatronen dieses morgen bereits für die Laudes wieder mit Landes» beginnen und dass er dazu den uns Mönchen im Chor stand. Der Kardinal, Apostolischen Segen von Papst Franziskus der als Vorsteher des «Staatssekretariats des überbringen dürfe. Da der Kardinal leider Heiligen Stuhls» die Verantwortung für kein Deutsch spricht, wurde die von ihm ver- sämtliche politischen und diplomatischen fasste Predigt hauptsächlich von Pater Dani- Aktivitäten des Papstes trägt, ist wirklich ein el Emmenegger, dem Dekan und Generalvi- Mann des Gebets und wollte Anteil nehmen kar unseres Klosters, vorgelesen. an dieser wichtigsten Aufgabe von uns Mön- Der Schluss der Predigt bildete eine re- chen. Diese Gemeinschaft des Gebets setzte gelrechte «Hommage» an Einsiedeln: «Orte 12
WALLFAHRT Vor dem Konventamt betet Kardinal Parolin am Einsiedler Gnadenbild. (Foto: Jean-Marie Duvoisin). wie dieser, an denen wir aus den Quellen redend. So konnte Abt Urban im Namen un- des Geistes trinken, sind Oasen des Friedens, serer Gemeinschaft zum Mittagessen im die es uns ermöglichen, die sanfte Kraft des Refektorium neben Kardinal Parolin auch Gebets wiederzuentdecken. Dort können zahlreiche weitere Gäste begrüssen. Beim wir die Vergebung Gottes empfangen, die anschliessenden Kaffee gab es Gelegenheit, uns aufrichtet. Dort lernen wir zu unter- dem Kardinal sowie den anwesenden Per- scheiden, was im Leben zählt und was sönlichkeiten aus Politik und Kirche zu be- fruchtlos bleibt. Dies gilt umso mehr für Ein- gegnen, bis der Kardinal und seine Begleiter siedeln, eines der bedeutendsten Heiligtü- um 14.00 Uhr unser Kloster wieder verlies mer Europas, das der Herr selbst für seine sen, um in Flüeli-Ranft und Sachseln die Wir- Mutter gewollt hat, damit wir als Kinder kungs- und Grabstätte von Bruder Klaus zu dort Ruhe und Orientierung finden kön- besuchen und dort die Mitglieder der nen.» Schweizer Bischofskonferenz zu treffen. Den Montag, 8. November verbrachte Einblick in die «Einsiedler Diplomatie» Kardinal Parolin schliesslich in Bern und Fri- Im Anschluss an den Gottesdienst präsen- bourg, wo zahlreiche Begegnungen mit tierte Pater Thomas Fässler den geladenen Vertretern der Schweizer Politik, der refor- Gästen im Grossen Saal einen Überblick über mierten Kirche und ein offizieller Festakt die Verflechtung unseres Klosters mit der zum Hundertjahr-Jubiläum der diplomati- weltlichen und kirchlichen Politik. Seine schen Beziehungen auf dem Programm Ausführungen zeigten, dass auch in der standen. Klostergeschichte immer wieder eine or- Wir blicken dankbar auf den Besuch die- dentliche Portion diplomatisches Geschick ses hohen und doch so beeindruckend ein- notwendig war. So manche Episode regte fachen Gastes zurück und hoffen, dass der die Anwesenden zum Schmunzeln an. Kardinal bei der «Madonna» von Einsiedeln Dass ein Besuch im Kloster Einsiedeln Kraft und Segen für seinen wichtigen Dienst nicht nur Gebetsgemeinschaft, sondern schöpfen konnte. auch Mahlgemeinschaft bedeutet, ist selbst- Pater Philipp Steiner 13
WALLFAHRT Gottesdienste in Einsiedeln Livestream und Besuch in Einsiedeln während der Coronazeit Auch in der Advents- und Weihnachtszeit beschäftigt uns die Situation rund um das Corona-Virus. Deshalb werden viele unserer Gottesdienste via Livestream übertragen: Konventamt um 9.30 Uhr (Sonn- und Feiertage) oder 11.15 Uhr (Werktage), Vesper und «Salve Regina» um 16.30 Uhr und die Komplet um 20.00 Uhr. Folglich können die meisten der untenstehend aufgeführten Feiern via Webseite www.kloster-einsiedeln.ch/live auch von zu Hause aus mitgefeiert werden. Dennoch freuen wir uns sehr, wenn Sie nicht nur «digital» mit uns verbunden sind, son- dern auch «analog» mit uns feiern. Besuchen Sie deshalb unsere Webseite www.kloster- einsiedeln.ch, bevor Sie sich auf den Weg nach Einsiedeln machen. Dort finden Sie wich- tige Hinweise zum Besuch der Klosterkirche. Für Gottesdienste mit über fünfzig Personen ist ein Covid-Zertifikat notwendig. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Einsiedeln und wünschen Ihnen einen besinnlichen Advent und ein frohes Weihnachtsfest. Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, BK Beichtkirche, UK Unterkirche KP Klosterplatz DEZEMBER Fr 3. Herz-Jesu-Freitag So 19. Adelheid-Betsonntag zur 20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK Abwendung von Feuers gefahr Sa 4. 06.15 Uhr Rorate-Messe GK 09.30 Uhr Konventamt KK 16.30 Uhr Vesper mit Eucharistischer Mi 8. Hochfest der Unbefleckten Aussetzung KK Empfängnis Mariens anschl. Eucharistische 09.30 Uhr Pontifikalamt KK Prozession GK 14.00 Uhr Pilgerandacht mit Rosenkranz- gebet GK Fr 24. Weihnachten – Heiligabend 16.30 Uhr Pontifikalvesper KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK 17.30 Uhr Eucharistiefeier GK Fr 10. Gedenktag Maria von Loreto 20.00 Uhr Feierliche Vigil KK 09.30 Uhr Eucharistiefeier GK 22.00 Uhr Musikalische Einstimmung KK 23.00 Uhr Mitternachtsmesse KK Sa 11. 06.15 Uhr Rorate-Messe GK Sa 25. Weihnachtstag Mo 13. Einsiedler Gebetstag für 08.00 Uhr Eucharistiefeier KK geistliche Berufe 10.30 Uhr Pontifikalamt KK 16.00 Uhr Andacht mit Eucharistischem 16.30 Uhr Pontifikalvesper KK Segen UK 17.30 Uhr Eucharistiefeier KK Sa 18. 06.15 Uhr Rorate-Messe GK 14
WALLFAHRT DEZEMBER JANUAR So 26. Stephanstag Sa 1. Hochfest der Gottesmutter Gottesdienstordnung wie an Maria – Neujahr Sonntagen 09.30 Uhr Pontifikalamt KK 16.30 Uhr Pontifikalvesper KK Fr 31. Jahresende Do 6. Hochfest der Erscheinung des 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK Herrn – Drei Könige 17.30 Uhr Jahresabschlussmesse KK 09.30 Uhr Pontifikalamt KK 20.00 Uhr Feierliche Vigil KK 16.30 Uhr Pontifikalvesper KK anschl. Eucharistische Anbetung bis 22.45 Uhr MK Do 13. Einsiedler Gebetstag für 23.00 Uhr Besinnung mit Text und Musik geistliche Berufe KK 16.00 Uhr Andacht mit Eucharistischem 24.00 Uhr Wort zum neuen Jahr Segen UK von Abt Urban KK Fr 21. Hochfest des hl. Meinrad 09.30 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Dr. Gebhard Fürst, Rottenburg- Stuttgart KK 16.30 Uhr Pontifikalvesper KK anschl. Prozession und Segen mit dem Haupt des hl. Meinrad Zertifikatspflicht für gut besuchte Gottesdienste Seit September 2021 gilt für die Mitfeier von Gottesdiensten mit über fünfzig Personen eine Zertifikatspflicht. Diese Massnahme betrifft zahlreiche Gottesdienste in der Einsied- ler Klosterkirche. Aus diesem Grund besteht für die Mitfeier der gut besuchten Gottes- dienste eine Zugangskontrolle. Sollte ein Gottesdienst von weniger als fünfzig Personen besucht werden, besteht dafür keine Zertifikatspflicht. Dies kann jedoch erst unmittelbar vor Gottesdienstbeginn be- kannt gegeben werden. Folglich können an Werktagen einzelne Gottesdienste auch ohne Zertifikat mitgefeiert werden. Der Besuch der Klosterkirche für das persönliche Gebet ist – ausserhalb der Gottesdienste – auch ohne Covid-Zertifikat möglich. Herzlich willkommen! Aktuell keine Gottesdienst-Reservation Da infolge der Zertifikatspflicht seit September 2021 bis zu tausend Personen gemeinsam einen Gottesdienst feiern können, wird die Möglichkeit zur Platzreservation aktuell aus- gesetzt. Auch für die Gottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel besteht voraussichtlich keine Reservationsmöglichkeit. Sollten sich die Vorgaben des Bundes wieder ändern, kann man über die Webseite www.gottesdienst.kloster-einsiedeln.ch oder per Telefon 055 418 61 11 wiederum Sitzplät- ze in er Klosterkirche reservieren. Die Anmeldemöglichkeit besteht jeweils nur am Vortag von 08.00–17.00 Uhr. 15
WALLFAHRT Liturgisches Grundwissen Heute Mehrmals ertönt in der Mitter- nachtsmesse die Botschaft des Engels an die Hirten: «Heute ist uns der Retter geboren» (Lk 2,11). Der Ruf will nicht bloss an Vergangenes erinnern oder Zukünftiges heraufbeschwö- ren. Das Ereignis, von dem die Rede ist, geschieht jetzt. Wir selber sind es, die «mit den Hir- ten gehn hinein zu sehn, was Gott uns hat beschert». Die Weihnachtslieder singend, tre- ten wir ein in dieses Heute. Und wir staunen: «Wundersam, wen heut Maria uns zur Freud Das ewige Heute aus göttlichem Mund: «Heute ist geboren.» Derjenige, den wir euch der Retter geboren (Foto: Wikimedia). im Advent erwartet haben, ist wirklich angekommen. Sein Name lautet Immanuel: Gott mit uns (Mt 1,23). Im Heute der liturgischen Feier kommt Gott bei uns an – und wir bei ihm. Das Heute ist Gottes Zeit – und unsere Zeit. Wir werden nicht auf das Gestern behaftet und nicht auf das Morgen vertröstet oder verpflichtet. Der dem Diktat der Zeit enthobene Augenblick steht uns zur Verfügung als ein Geschenk des Lebens, unverdient und ungeschuldet. Es ist die Einbruchstelle des Ewigen in das Vergängliche. Wir dürfen einfach da sein, so wie Gott da ist: «Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.» (Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulus- verlag, Freiburg Schweiz, 2012) Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch 16
Haben Sie gewusst, dass ... …dass der Ruf, der Bundesrat solle die Massnahmen, die er in der Pandemiezeit zu unserem Schutz erlassen hat, endlich aufheben, doch wohl zu kurz greift? Selbstverständlich ist es oft eine Erleichterung, wenn Massnahmen, Verbote, Regelungen und Bestimmungen aufgeho- ben werden. So haben es in unserer katholischen Kirche viele Gläubige dankbar begrüsst, dass nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil das Verbot, am Freitag Fleisch zu essen oder das Ge- bot, vor dem Empfang der Kommunion ab Mitternacht nichts mehr gegessen zu haben, auf- gehoben wurde. Die Beispiele zeigen, dass «aufheben» das Gleiche bedeutet wie abschaffen, aufgeben, nicht mehr gelten lassen. Himmel über dem Sonnenberg im Fricktal (Foto: Erich Liebi). Aber «aufheben» wird noch in ganz anderem Zusammenhang gebraucht, gewissermassen im gegensätzlichen Sinn. In der Regel Benedikts heisst es, nicht das ganze Brot solle bei der ersten Mahlzeit gegessen werden, sondern der Küchenmeister solle einen Drittel davon für das Abendessen aufheben. Aufheben bedeutet also «aufbewahren», dafür sorgen, dass später noch etwas vorhanden ist. In einem Kreis von Freunden oder in einem guten Hotel fühlen wir uns auch gut aufgehoben. In diesem zweiten Sinn wird «aufheben» auch in der religiösen Sprache verwendet. Bei Gott ist man gut aufgehoben, das heisst beschützt, in Sicherheit. Beide Bedeutungen von «aufheben» sind selbstverständlich von «aufheben» im ganz wörtli- chen Sinn abgeleitet: auf-heben, hoch-heben. Man hebt als Zustimmung die Hand auf, man hebt eine Last auf, und wenn man die Augenlider aufhebt, kann man seine Augen aufheben. Sogar die Wendung von einer Sache «kein Aufheben(s) machen» gehört hierher. Wenn Fech- ter ihre schweren Waffen aufhoben und dazu prahlten, machten sie eben viel Aufhebens. Um zum Anfang zurückzukommen: Wenn der Bundesrat der vielfachen Forderung, die Anti- Corona Massnahmen zu schnell nachkäme und sie aufheben würde, wäre gar nicht garantiert, dass wir besser aufgehoben wären. Als glaubende Menschen können wir in dieser bedrücken- den Zeit, geleitet von Psalm 123, auch beten: «Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du thronst im Himmel», ohne dabei dem naiv-frommen Gerede beizustimmen, dass mit Beten die Krise ihre Gefährlichkeit verliere. Pater Alois Kurmann 17
KLOSTER EINSIEDELN Weiheformel der Marianischen Sodalität In Nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen Sancta Maria, Mater Dei et Virgo! Ego (nn) te hodie in Dominam, Patronam, Advocatam et Matrem eligo firmiterque statuo ac propono, me numquam Te derelicturum neque contra Te aliquid umquam dicturum aut facturum neque permissurum, ut a meis subditis aliquid contra tuum honorem umquam agatur. Obsecro Te igitur: Suscipe me in servum et filium perpetuum, adsis mihi in actionibus meis omnibus nec me deseras in hora mortis meae. Amen. Im Namen des Vaters und des Sohnes des Heiligen Geistes. Amen. Heilige Maria, Mutter Gottes und Jung- frau, ich wähle dich heute als Herrin, Patronin, Fürsprecherin und Mutter. Ich nehme mir fest vor, nie von dir zu lassen, und auch nie irgendetwas gegen dich zu sagen oder zu tun. Ich werde Das traditionelle Weihnachtskleid des Ein- auch nie zulassen, dass von meinen siedler Gnadenbildes ist das Bessler- oder Untergebenen je etwas gegen deine Ehre Urner-Kleid aus dem Jahr 1734 (Foto: Inge Zinsli aus dem Buch «Madonnas Fashion»). getan wird. So bitte ich dich nun instän- dig: Nimm mich an als deinen Knecht und als deinen dir immer treuen Sohn. Sei mit mir bei all meinem Tun und verlasse mich nicht in der Stunde meines Sterbens. Amen. 18
S A LV E 3·2020 STIFTSSCHULE S A LV E Zeitschrift der benedi Gemeinsch ktin aften Einsied ischen eln und Fah r Zeitschrift der benediktinischen Salve_03_2020. indd 1 04.01.21 10:42 Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen In verschiedenen Rubriken informiert die facettenreichen Einblick in das Leben hinter Zeitschrift unter anderem umfassend über die den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein- die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Kloster- siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher betriebe sowie über religiöse und kulturelle Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En- Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge. sowie in der Propstei St. Gerold. SALVE Bestellkarte Zeitschrift «SALVE» S A LV E Ich bestelle ein Jahresabo der Zeit- Ich möchte die Zeitschrift «SALVE» schrift «SALVE» à Fr. 39.– inkl. MwSt. gerne näher kennen lernen und Ich wünsche die zweimonatlich bitte Sie um die Gratiszustellung erscheinende Zeitschrift ab nächst- der aktuellen Ausgabe. möglicher Ausgabe. Ich bestelle ein Geschenkabonnement. Geschenkabonnement für Name/Vorname Name/Vorname Strasse Strasse PLZ/Ort PLZ/Ort Telefon Telefon Datum E-Mail Unterschrift Datum Unterschrift Bitte senden Sie den Geschenkgutschein an: Abo-Empfänger Rechnungsempfänger Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch Ist die Bestellkarte verloren gegangen? Senden Sie uns bitte einfach diese Seite ausgefüllt zurück. 19
KLOSTER EINSIEDELN Psalm 18 2 Ich will dich lieben, Herr, meine 13 Aus dem Glanz vor ihm brachen Stärke, seine Wolken hervor, Hagel und 3 Herr, du mein Fels und meine Burg feurige Kohlen. und mein Retter; 14 Da liess der Herr den Donner im mein Gott, mein Fels, bei dem ich Himmel erdröhnen, mich berge, der Höchste liess seine Stimme mein Schild und Horn meines Heils, erschallen, Hagel und feurige Kohlen. meine Zuflucht. 15 Da schoss er seine Pfeile und streute 4 Ich rufe: der Herr sei hoch gelobt! sie, er schleuderte Blitze und jagte sie und ich werde vor meinen Feinden dahin. gerettet. 16 Da wurden sichtbar die Tiefen des 5 Mich umfingen die Fesseln des Todes, Wassers, die Grundfesten der Erde und die Fluten des Verderbens wurden entblösst erschreckten mich. vor deinem Drohen, Herr, vor dem 6 Mich umstrickten die Fesseln der Schnauben deines zornigen Atems. Unterwelt, über mich fielen die 17 Er griff aus der Höhe herab und Schlingen des Todes. fasste mich, zog mich heraus aus ge- 7 In meiner Not rief ich zum Herrn waltigen Wassern. und schrie zu meinem Gott, 18 Er entriss mich meinem mächtigen er hörte aus seinem Tempel meine Feind, und meinen Hassern, denn sie Stimme, mein Hilfeschrei drang an waren stärker als ich. seine Ohren. 19 Sie überfielen mich am Tag meines 8 Da wankte und schwankte die Erde, Unheils, doch der Herr wurde mir die Grundfesten der Erde erbebten. zur Stütze. Sie wankten, denn sein Zorn war 20 Er führte mich hinaus ins Weite, er entbrannt. befreite mich, denn er hatte an mir 9 Rauch stieg aus seiner Nase auf, aus Gefallen. seinem Mund kam verzehrendes Feuer, 21 Der Herr handelte gut an mir nach glühende Kohlen sprühten aus von meiner Gerechtigkeit, ihm. vergalt mir nach der Reinheit meiner 10 Er neigte den Himmel und fuhr her- Hände. ab, zu seinen Füssen dunkle Wolken. 22 Denn ich hielt mich an die Wege des 11 Er fuhr auf dem Kerub und flog da- Herrn und fiel nicht ruchlos ab von her, er schwebte auf den Flügeln des meinem Gott. Windes. 23 Ja, ich habe alle seine Entscheide vor 12 Er machte Dunkelheit zu seinem mir, weise seine Satzungen nicht von Versteck, zu seiner Hütte um sich mir ab. herum, 24 Ich war vor ihm ohne Makel, ich dunkle Wasser, dichte Wolken. nahm mich in Acht vor meiner Sünde. 20
KLOSTER EINSIEDELN 25 Darum hat der Herr mir vergolten 40 Du hast mich zum Kampf mit Kraft nach meiner Gerechtigkeit, umgürtet, hast in die Knie gezwun- nach der Reinheit meiner Hände vor gen, die gegen mich aufstehen. seinen Augen. 41 Den Nacken meiner Feinde gabst du 26 Gegen den Treuen zeigst du dich treu, mir preis, ich konnte die vernichten, lauter handelst du am Lauteren. die mich hassen. 27 Gegen den Reinen zeigst du dich rein, 42 Sie schreien, doch da ist kein Retter, doch falsch gegen den Falschen. zum Herrn, doch er gab keine 28 Ja, du rettest das elende Volk, doch Antwort. die Blicke der Stolzen zwingst du 43 Ich zermalme sie zu Staub vor dem nieder. Wind, schütte sie auf die Strasse wir 29 Ja, du lässt meine Leuchte erstrahlen, Unrat. der Herr, mein Gott, macht meine 44 Du rettest mich vor Anfeindungen Finsternis hell. des Volkes, du machst mich zum 30 Ja, mit dir überrenne ich Scharen, Haupt über Nationen, mit meinem Gott überspringe ich ein Volk, das ich früher nicht kannte, Mauern. wird mir dienen. 31 Gott, sein Weg ist lauter, das Wort 45 Sobald ihr Ohr hört, sind sie gehor- des Herrn ist im Feuer geläutert. sam, mir schmeicheln die Söhne der Ein Schild ist er für alle, dich sich bei Fremde. ihm bergen. 46 Den Söhnen der Fremde schwindet 32 Denn wer ist Gott ausser dem Herrn, die Kraft, sie kommen zitternd aus wer ist ein Fels, wenn nicht unser ihren Burgen hervor. Gott? 47 Es lebt der Herr, gepriesen sei mein 33 Gott hat mich mit Kraft umgürtet Fels. Der Gott meiner Rettung sei und vollkommen machte er meinen hoch erhoben. Weg. 48 Gott, der mir Vergeltung verschaffte, 34 Schnell wie Hirschkühe liess er mich er unterwarf mir Völker. springen, auf Höhen hat er mich 49 Du rettest mich vor meinen zornigen hingestellt. Feinden, du erhöhst mich über die, 35 Er lehrte meine Hände zu kämpfen, die gegen mich aufstehen, du ent- meine Arme, den ehernen Bogen zu reisst mich dem Mann der Gewalt. spannen. 50 Darum will ich dir danken, Herr, 36 Du gabst mir deine Rettung zum inmitten der Nationen, ich will Schild, deine Rechte stützte mich, deinem Namen singen und spielen. deine Zuneigung machte mich gross. 51 Seinem König verleiht er grosse Hilfe. 37 Du schufst weiten Raum meinen Huld er weist er seinem Gesalbten, Schritten, meine Knöchel wankten David und seinem Stamm auf ewig. nicht. 38 Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein, ich kehre nicht um, bis sie vernichtet sind. 39 Ich schlage sie nieder, sie können nicht mehr aufstehen, sie fallen und liegen unter meinen Füssen. 21
KLOSTER EINSIEDELN In der «Vorschule» des Betens Beten mit Gedichten Schwegler O.S.B., Kapitular des Stiftes Maria-Einsiedeln), Fraumünster-Verlag AG., Zürich, 1947 (Foto: Bruder Gerold Zenoni). Die Huldigung der drei Weisen aus dem Morgenland. Aus: Katholische Familien-Bibel (Mitherausgeber: Dr. phil. P. Theodor Der Vers 1, der hier nicht gedruckt ist, sagt, und dass Gott ihn deswegen gerettet hat. dass es sich um einen Psalm Davids handle Das ist nicht billiges oder heuchlerisches «am Tag, da Jahwe ihn errettete aus der Selbstlob, sondern die machtvolle Rettung Hand all seiner Feinde». Nur die letzten Ver- durch Gott ist die Bestätigung seines guten se, 44–51 lasen David als Sprecher erkennen. Lebenswandels. Die Bibelwissenschaft kann nicht entschei- Als Drittes lohnt es sich, Ausdrücke und den, ob er wirklich von David gesprochen Bilder anzuschauen, mit denen die Gefahr wird, oder ob es sich um eine spätere Zu- und die Rettung, das göttliche Eingreifen schreibung handelt. Wir lesen und beten beschrieben wird. Es sind wie die Beschrei- den Psalm einfach als individuelles Danklied. bung des rettenden Eingreifens Gottes dich- Der Text besteht klar aus zwei Teilen. terische Vorstellung und Bilder. Was der Be- Nach den hymnischen Versen 2 und 3 und ter an Not erfahren hat, waren Fesseln des dem Abgesang in Vers 50 folgen zwei grosse Todes, die ihn einschnürten, Flutens des Ver- Abschnitte, die beide Dank für Rettung aus derbens, Fesseln der Unterwelt, Schlingen grosser Not sind: Verse 4–30 und Verse 31– des Todes (Verse 5–6). Besonders eindrück- 43. Die Not, aus der der Beter gerettet wur- lich sind die Bilder, die Gottes Hilfe und Ret- de, wird wie in den meisten Psalmen, nicht tung veranschaulichen: Gott greift aus der anschaulich, sondern mit allgemeinen Aus- Höhe herab, zieht aus gewaltigen Wassern drücken beschrieben: Es sind Feinde, die ihn (Vers 17), er führt ins Weite (Vers 20), er überfielen (Vers18–19), die ihn hassten (Vers macht die Finsternis des Leidenden hell 41). (Vers 29), er lässt ihn Mauern überspringen Drei auffallende Merkmale dieses Psalms (Vers 30), er ist ein Schild, der ihn vor den sollen kurz zur Sprache kommen. Die Verse Feinden beschützt (Vers 31), er lässt ihn 8–16 beschreiben das Eingreifen Gottes zu springen wie Hirche (Vers 34), er schafft ihm Gunsten des Beters in einer sogenannten weiten Raum (Vers 37). Theophanie. Dramatisch wird ein Gewitter Für uns als Betende ist es eine grosse Hil- mit Blitz und Donner, dunklen Wolken und fe, wenn wir diesen Psalm – wie alle anderen hellem Glanz beschrieben: Gott hat den Be- – einmal meditierend durchgehen: Die gross- ter aus seiner Gefahr mächtig wie in einem artige Schilderung des Gewitters als Aus- gewaltigen Gewittersturm gerettet. Es ist druck des mächtigen Eingreifens Gottes, die ein dichterischer Text, so wie viele Psalmen Bilder für die Not und die Bilder für das ret- Gedichte sind. Es ist wichtig, dass wir mit sol- tenden Handeln Gottes, aber ebenso das chen dichterischen Worten die rettende starke Selbstbewusstsein, das sich in der Macht Gottes preisen. dankbaren Feststellung ausdrückt, sich im- Auffällig ist zweitens, dass der Beter mer an Gottes Weisungen gehalten zu ha- sagt, er sei aus seiner Not errettet worden, ben und darum auf seine Hilfe vertrauen zu weil er unschuldig war und dennoch ver- dürfen. Solches besinnliche Verweilen bei folgt wurde. In den Versen 20–26 kann er den Psalmworten ist eine gute «Vorschule dankbar sagen, dass er immer richtig gelebt des Betens». Pater Alois Kurmann 22
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KLOSTER EINSIEDELN Oblaten Psalmen in der Bibel und in der Liturgie An ihrer Sommertagung am 28. August bot Pater Jean-Sébastien Charrière den Oblaten des Klosters Einsiedeln tiefgreifende Weiterbildung in Sachen Psalmen und eröffnete damit neue Dimensionen für das Beten mit den Psalmen. Pater Jean-Sébastien begrüsste die Oblatin- Es beginnt im Talmud: Gott öffnete den nen und Oblaten und teilte mit, dass zwei Schatz der Melodien und hauchte David die neue Interessierte dabei sind. Nach dem Ge- Verse ein: «Lobe, oh meine Seele, den bet für die abwesenden Oblatinnen und Ob- Herrn». David sang schon vor seiner Geburt laten sowie für diejenigen, die gesundheitli- und sein ganzes Leben lang. che Probleme haben, war in den Mitteilungen zu hören, dass Frater Meinrad weiter in Frei- burg studiert, Frater Gregory im Noviziat vor allem Klavier übt und Frater Benno in der Schneiderei arbeitet. Am 17. August wurde Priorin Irene wieder für sechs Jahre im Amt als Vorsteherin des Klosters Fahr bestätigt. Schwester Petra ist am 21. August im Alter von 85 Jahren gestorben. Es wurde abgestimmt, dass die Exerziti- en dieses Jahr erneut in Einsiedeln stattfin- den, da sich die Zimmerpreise in Engelberg inzwischen verdoppelt haben. Im Konventamt fand die Oblationser neuerung dieses Jahres statt. Nach dem schmackhaften Essen aus der Klosterküche und einer Pause für persönliche Gespräche und Einkauf im Klosterladen begann der Im- puls von Pater Jean-Sébastien über die Psal- men. Man muss nicht alle Psalmen mögen Psalmen stehen im Zentrum des christlichen Lebens. Sie kommen im Alten Testament, auf den Lippen Jesu, in der Benediktsregel und natürlich auch im Neuen Testament vor. Es ist nicht so, dass man alle Psalmen mögen Psalm 21 in lateinischer Sprache mit dem muss, denn je nach Lebenssituation passen Anfangsbuchstaben D aus dem Albani-Psal- andere. ter, 12. Jahrhundert (Foto: Wikimedia). 24
KLOSTER EINSIEDELN Das Wort «Psalm» kommt von psalmus erst um 600 v. Chr. in babylonischer Gefan- und dieses von psallein. Es bedeutet Saiten genschaft aufgeschrieben. Die Gliederung zupfen, Gesang mit Saiteninstrumenten. Im der Psalmen in der Bibel von heute wurde Hebräischen war kantillierender Sprechge- erst um das Jahr 0 erstellt. Es gibt unter- sang mit Begleitung von Saiteninstrumen- schiedliche Zählweisen und Unterteilungen ten bekannt und beliebt. Dies drückt das für die Psalmen im Tanakh und in der Septu- Hebräische Wort «mizmor» aus. Der Paralle- aginta. lismus ist ein beliebtes Stilmittel in den Psal- Jesus zitiert im Neuen Testament 116 men: Wiederholungen, die mit dem kreis- Mal aus den Psalmen. Das bekannteste Zitat förmigen Denken der Hebräer in Verbindung ist: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du stehen. Im Deutschen und auch in vielen mich verlassen?» Es zeigt die Hoffnung, dass anderen Sprachen ist dieses Stilmittel aber der Vater Jesus nicht im Stich lässt. Die Psal- schwierig wiederzugeben und wird häufig men werden von uns Christen auch auf Jesus übergangen. Deshalb gibt es sehr unter- hin interpretiert: Lk 24,44: «… was … in den schiedliche Übersetzungen der Psalmen. Psalmen über mich geschrieben steht.». Bei den Anachoreten, den Mönchen in Fünferlei Verstärkungen der Wüste, prägten die Psalmen das Leben Man unterscheidet fünf verschiedene Paral- der Ordensleute. Die Psalmen lassen alle lelismen, das heisst, eine Verstärkung durch Emotionen zu: fluchen, lobpreisen, danken, Wiederholung mit ähnlichen oder gegen- bitten – alles ist möglich. Die Gefühle richten sätzlichen Begriffen und Themen. sich aber nicht gegen andere Personen, son- 1. Synonymer Parallelismus: Der gleiche dern man übergibt sie Gott und verwandelt Gedanke wird mit anderen Worten noch sie so in Energie. Im gemeinsamen Gebet einmal wiederholt (Mensch–Adams tragen wir sowohl Freude und als auch Last Kind, gedenken–sich kümmern). aller Betenden. Deshalb werden Psalmen 2. Synthetischer Parallelismus: Das Bild heute meist gemeinsam gebetet. oder der Gedanke wird weiterentwickelt (Hirte–nichts mangelt). Nicht alle konnten lesen 3. Antithetischer Parallelismus: Zur Verstär- Auch in der Benediktsregel werden die Psal- kung werden Gegensätze aufgeführt men fünfzigmal zitiert. Alle werden im Stun- (helfen– erniedrigen, Arme–Frevler). dengebet innerhalb von zwei Wochen ein- 4. Parabolischer Parallelismus: Der Gedan- mal gebetet. Sie sind eine Gebetshilfe, um ke wird sowohl auf der Bild- wie auf der das Herz zu öffnen, um von der Aussenwelt Sachebene erläutert (Vater–Jahwe). ins Innere zu gelangen. Da nicht alle Ordens- 5. Klimaktischer Parallelismus: Das Thema leute lesen konnten, betete man mit der Zeit wird von Vers zu Vers gesteigert (die 150 «Vater Unser» statt der Psalmen und Wasser rauschen–donnern–brausen– hatte Steinchen in der Tasche, um abzuzäh- gewaltige Brandung). len. So entwickelte sich das Rosenkranzge- bet als Stundengebet der Armen. Auch in Privat und gemeinschaftlich der Doxologie kommen die Psalmen sieb- Im Judentum sind die Psalmen ein privates zehnmal für den Lobpreis vor. Gebet, im Christentum hingegen werden sie Am Beispiel des Psalms 62 konnte die ge- meist gemeinsam gebetet. Man unterschei- hörte Theorie in verschiedenen Sprachen det Klage-, Bitt-, Lob-, Dank-, Zions-, Königs-, herausgeschält werden. Zum Schluss tausch- Weisheits- und Wallfahrtspsalmen. ten wir unsere Erfahrungen mit den Psal- Die Psalmen werden David zugeschrie- men und dem Stundengebet aus und konn- ben (1000 v.Chr.). Die Wirklichkeit ist aber ten so von den Tipps und Erlebnissen der komplizierter, denn die Psalmen wurden anderen profitieren. Regina Käppeli 25
KLOSTER EINSIEDELN K O N V E N T war in den Bemühungen, Schule und Kloster wieder näher zusammenzubringen. GLÖCKLI 20. September Heute begann in der Leutschen die diesjäh- rige Weinernte. Die erste Sorte, Solaris, er- gab etwa die Hälfte der letztjährigen Ernte. R Ü C K BLI C K Am Samstag, 11. September 2021, fanden die Europäischen Tage des Denkmals statt. Das Kloster beteiligte sich ebenfalls, und Am Hochfest Mariä Geburt, 8. September, zwar mit den Werkstätten; diese waren haben sich rund dreissig Mitglieder der «Ein- von zehn bis siebzehn Uhr zur Besichtigung siedler Gebetsgemeinschaft» zu ihrem Jah- offen, und am Nachmittag wurden Führun- restreffen versammelt. Nach der Mitfeier gen angeboten. des Konventamts stand ein festliches Mit- tagessen im Hofspeisesaal auf dem Pro- 27. September – 1. Oktober gramm. Um vierzehn Uhr versammelten Vom Montag bis Freitag verbrachten drei sich alle zur Pilgerandacht bei der Gna- Jugendliche der vierten Gymnasialklasse denkapelle. Nach Kaffee und Kuchen be- des Kollegiums St. Fidelis, Stans in unserem stand anschliessend die Möglichkeit zum Kloster eine sogenannte Sozialwoche. Bei Besuch von DiaVision und Vesper. Die von ihrer Bewerbung haben Corsin, Janik und Marlis Birchler und Pater Philipp betreute Valentin geschrieben: «Wir interessieren uns Gruppe der «Einsiedler Gebetsgemein- für den christlichen Glauben und wie der All- schaft» besteht mittlerweile aus insgesamt tag in einem Kloster gelebt wird. Wir wür- 149 Personen. den gerne auch tatkräftig bei den täglichen Arbeiten im Kloster mitarbeiten.» Die drei Am Donnerstagabend, 9. September durf- Jugendlichen wurden von Pater Cyrill, Pater ten wir bei wunderbarem Wetter einen Benedikt, Pater Philipp und Frater Klemens schönen, unterhaltsamen Grillabend mit begleitet. der Klasse 6c verbringen. Anlass hierfür war ein Start-Up-Unternehmen, das einige Her- 8./9./10. Oktober ren aus dieser Klasse im letzten Jahr im Rah- Am Freitag, Samstag und Sonntag fand im men eines Schulfaches gegründet haben, Umfeld des Klosters ein spezielles Konzert das Erfrischungsgetränke mit Produkten mit der Jodlerin Nadja Räss unter dem Titel aus dem Klostergarten herstellt. Zu Beginn «Stimmreise» statt. Treffpunkt war im Ab des Anlasses standen diese denn auch im teihof; auf der gemeinsamen Wanderung Zentrum des Geschehens, indem nach einer wurde an drei Orten gesungen: bei der kurzen Einführung und Erklärung eine De- Kreuzigungsgruppe, im Abteihof und zum gustation erfolgte. Nach dem Apéro gab es Abschluss in der Klosterkirche. auf dekorierten Tischen vor der Gartenhalle ein gutes Nachtessen, wobei wir bunt durch- Am Dienstag, Mittwoch und Freitag, 2./3./5. mischt mit den Schülerinnen und Schülern November findet der alljährliche, klassen- zusammensassen. Zwischendurch gaben weise durchgeführte «Klostertag» der Fünft- fünf Schüler einige Blasmusikstücke zum klässler unserer Stiftsschule statt. Während Besten. Die gemeinsame Komplet in der die Damen mit Pater Cyrill ins Kloster Fahr Klosterkirche beschloss den gelungenen gehen, bleiben die Herren mit Pater Thomas Abend, der ein verheissungsvoller Schritt in Einsiedeln. Während des nachmittägli- 26
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