Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
6·2021

S A LV E

Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE
    Zeitschrift der benediktinischen
    Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

13. Jahrgang · Ausgabe 6, Dezember 2021 / Januar 2022   Jahresthema 
Erscheint sechsmal jährlich
                                                        Benediktinische Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur     4

                                                        Wallfahrt
                                                        Liturgischer Kalender			                              10
                                                        Der Wallfahrtspater informiert 		                     12
                                                        Gottesdienste in Einsiedeln		                         14
                                                        Liturgisches Grundwissen – «Heute»		                  16
                                                        Haben Sie gewusst…			                                 17

                                                        Kloster Einsiedeln
                                                        Weiheformel der Marianischen Sodalität	               18
                                                        Psalm 18 – Beten mit Gedichten		                      20
                                                        Oblaten – Psalmen in der Bibel und in der Liturgie    24
                                                        Konventglöckli			                                     26
Frontseite: Zum Jahresthema Nachhaltig-
                                                        Stiftsschule
keit. (Foto: © Pater Jean-Sébastien Charriè-
re, Kloster Einsiedeln).                                Schulnachrichten			                                   28
                                                        Ecke der Eltern			                                    29
                                                        Die Maus und die Gleichstellung	                      30
                                                        Internat – Der Anfang ist geglückt	                   32
                                                        Alumni – Gemeinsam unterwegs	                         34
                                                        Klassentag 1961 – Ein ergreifender Tanz	              36
                                                        Klassentag 1951 – «Führ, liebes Licht…»	              37
                                                        Regionale Alteinsiedlertage 2022	                     39
                                                        Ministrantenreise			                                  40
                                                        Personalnachrichten			                                43

                                                        St. Gerold
                                                        Reformzellen – anders als geplant	                    44
                                                        Kultur- und Seminarprogramm		                         46

                                                        Kloster Fahr
                                                        Grusswort49
                                                        Junioratswoche			                     50
                                                        Verein Pro Kloster Fahr 		            52
                                                        Synodaler Prozess – «Wir haben uns auf
                                                        den Weg gemacht»		                    55
                                                        Flohmarkt «Zu den Zwei Raben»	        57
www.zeitschrift-salve.ch                                Veranstaltungskalender		              58
                                                        Meditation	                           60
www.gebetsgemeinschaft.ch
www.kloster-einsiedeln.ch                               Kaleidoskop
www.kloster-fahr.ch
                                                        Paracelsus und C.G. Jung im Kloster Einsiedeln        62
www.propstei-stgerold.at
                                                        Der Film «Paracelsus» am Zürcher Filmfestival	        68
www.siljawalter.ch                                      Neue Bücher                                           69
www.zeitschrift-salve.ch                                Inhaltsverzeichnis 2021		                             75
www.gotteswort.ch                                       Impressum	                                            83
www.GOTTsuchen.ch

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LEITGEDANKE

L   iebe Leserin, lieber Leser

Die Pflanze auf der Titelseite, gemalt von Pater Jean-Sébastien Charrière, ist
­Ihnen sicher bekannt – der Weihnachtsstern ist in den dunklen Monaten in vielen
Wohnungen anzutreffen. Dem Namen nach – Euphorbium pulcherrima – ist sie
 eine Schönheit, die schönste gar unter den Wolfsmilchpflanzen. Dabei sind ihre
Blüten so diskret, dass wir sie kaum bemerken. Dafür springen uns die sternför-
 mig gewachsenen roten Blätter um so mehr ins Auge.
                               Aber hier geht es nicht um Botanik, sondern um
                           Nachhaltigkeit. Jeanine Kosch beschliesst unser Jahres-
                           thema benediktinisch, sie bringt zur Sprache, wie bene-
                           diktinische Kultur und Kunst nachhaltige Wirkung in
                           unserer Welt erzeugt haben und immer noch erzeugen.
                          Aber was macht denn da unser Weihnachttsstern oder
                           die Weihnachtsblume, wie sie anfänglich genannt wurde,
                           als sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Kalifornien
                           als Zierpflanze entdeckt wurde?
                               Es ist ihre Symbolkraft. Wie der Weihnachtsstern am
                           Nachthimmel braucht auch unsere Wolfsmilch Dunkel-
 heit, um ihre ganze Schönheit zu entfalten. Dann aber lehrt uns die Allerwelts-
 pflanze, was denn eigentlich für uns Christen das Nachhaltigste überhaupt sei,
 über alles Tun und Lassen im Alltag hinaus. Stellvertretend im Blumentopf erzählt
 unser Weihnachtsstern vom Stern von Bethlehem, der auch in unserer Liturgielek-
 tion – «Heute» – zur Sprache kommt (S. 16). «Heute ist euch der Retter geboren!»,
 lautet die Botschaft aus der Ewigkeit. Und was könnte nachhaltiger sein als Ewig-
 keit?
     Der Weihnachtsstern ist nur eines von vielen Mitteln, um uns die zeitlose
 Kraft des «Heute» nachhaltig in lebendiger Erinnerung zu halten.
     «Salve» wünscht Ihnen in diesem Sinn herzlich eine nachhalttige Advents-
 und Weihnachtszeit.

Erich Liebi

                                                                                     3
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JAHRESTHEMA

    Benediktinische Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur

    Aus der Kraft des Ordensgründers

    Mit diesem Artikel beschliessen wir das Jahresthema «Nachhaltigkeit». Ob in der
    Regel, im Klosteralltag, in den Klostergärten, der Schule, überall ist uns im ver-
    gangenen Jahr das Thema «Nachhaltigkeit» begegnet. Auch wenn man Benedikt von
    Nursia nicht direkt Vater der Nachhaltigkeit nennen will, ist es doch eindrücklich,
    wie Benedikt durch sein Wirken und seine Regel einen Grund gelegt hat zum
    schonenden Umgang mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Ressourcen
    unserer Welt.

    Der Künstler Joseph Beuys sagte 1982 an-          wenn ich etwas kann, wenn ich etwas im
    lässlich einer Ausstellung: «Kunst ist die ein-   Griff habe. Die Kreativität gehört zum We-
    zige Form, in der Umweltprobleme gelöst           sen des Menschen, denn dies hat mit der
    werden können.» Sagte es und schritt zur          Ebenbildlichkeit Gottes zu tun. Gott ist der
    Tat, indem er im Verlauf mehrerer Jahre sie-      Schöpfer und Kunst ist immer auch ein Weg
    bentausend Bäume pflanzte. Er hatte das           zu Gott. So hat die Schönheit einer Kirche
    Ziel, den urbanen Raum nachhaltig zu än-          nie einen Selbstweck, sondern weist auf
    dern. Das ist nur ein kleines Beispiel dafür,
    wie Kunst und Nachhaltigkeit gemeinsam
    etwas bewirken können, um das gemeinsa-
    me Haus der Erde zu schützen. Das lebendi-
    ge Kunstwerk rüttelte auf – auch die Lebens-
    weise von Benedikt und seinen Mönchen
    rüttelte die Gesellschaft seiner Zeit auf. Bei-
    den ging es darum, Alternativen zu schaffen
    zu gängigen Strömungen in der Gesellschaft.

    Kunst als Ruf zum Nachdenken
    Benediktinerinnen und Benediktiner sind
    bekannt für ihren Sinn für Ästhetik. Nicht
    nur Liturgie und Gesang, auch Kirchenräu-
    me und Gegenstände sind geprägt von ei-
    nem hohen Grad an Schönheit. Pater Jean-
    Sébastien Charrière, der Künstler, Zeichner
    und Kalligraf vom Kloster Einsiedeln, gibt
    uns einen kleinen Einblick in den Begriff der     «Neige das Ohr deines Herzens, der Geist
    Kunst: «Das deutsche Wort Kunst, sowie das        wird dich alles lehren», Acryl auf Malplatte,
    lateinische «ars» und das griechische «tech-      © Pater Jean-Sébastien Charrière, Kloster
    né» stammen vom Begriff können. Kunst ist,        Einsiedeln.

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JAHRESTHEMA

Der Obere Chor, einer der Gottesdiensträume im Kloster Einsiedeln (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

Gott hin. Kunst ist dann sozusagen ein Ruf
 nachzudenken. Für die Nachhaltigkeit be-
 deutet das: Denke nach über das gute und
 schöne Leben, trage Sorge zum Auftrag
­deines Schöpfers.»

Kunst als Spiegel der Gesellschaft
Die Schönheit eines Gebäudes – vor allem
für den Gottesdienst – hatte immer auch et-
was zu tun mit dem Einklang mit der Natur.
Es wurde so gebaut, dass ein Gebäude auch
dauerhaft war. Wenn eine gotische Kirche
abgerissen wurde, weil man eine Barockkir-
che haben wollte, lag dies nicht daran, dass
die gotische Kirche baufällig geworden
wäre, sondern daran, dass man etwas Neues
haben wollte. Oft war der Eingriff des Men-        «Als gläubiger Mensch ist für mich Kunst
schen Grund für den Abriss, nicht die Quali-       eine Art Antwort auf den Schöpfer und
tät der Bausubstanz.                               sein wunderbares Werk. Meine Arbeit
    Benedikt von Nursia war die Schlichtheit       will ein Lob Gottes in Farben, Formen
und Zweckgebundenheit seiner Klöster               und Strukturen sein. Meine Werke ver-
wichtig. Es ging ihm um Achtsamkeit. Pater         suchen aber auch, eine Einladung zu
Jean-Sébastein erzählt, dass dies auch in Ein-     sein, jenseits des Sichtbaren zu schauen
siedeln so gelebt werde: Alle Räume, die der       und dabei zu staunen.»
Gemeinschaft dienen, seien schön verziert,                      Pater Jean-Sebastien Charrière
die Kirche, die Bibliothek, der Kapitelsaal

                                                                                                  5
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JAHRESTHEMA

                                                      Ästhetik hinzufügen würde. Schönheit, die
                                                      es zu bewahren gilt, Schönheit, die auf Gott
                                                      hinweist, Schönheit, die ein Weg zu Gott
                                                      sein kann. Wenn ich mit allen Sinnen Gott
                                                      erfahre, bin ich auch eher bereit und fähig,
                                                      den Auftrag der Schöpfungsbewahrung
                                                      nachzukommen. Das bekannte Sprichwort:
                                                      «Gott will einen fröhlichen Geber» erinnert
                                                      uns daran, dass wir Freude haben dürfen bei
                                                      unserem Wirken für die Gemeinschaft. Un-
                                                      ser Können in den Dienst künftiger Genera-
                                                      tionen zu setzen, kann dann durchaus Sinn
                                                      machen, davon zeugen die Kunstwerke frü-
                                                      herer Generationen, an welchen wir uns
                                                      heute noch erfreuen.

                                                      Kunst als ökonomische Grundlage
                                                      Bücher, Musiknoten, Bilder und Ikonen sind
                                                      weitere Gegenstände, welche wir mit klös-
    Handschriftliche Benediktsregel (Foto: Stifts-    terlichem Leben verbinden. Die Skripto­    -
    bibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 914).           rien waren früher eine wichtige Einnahme­-
                                                      quel­le für ein Kloster. Davon zeugen die
    und das Refektorium. Die Privaträume der          wert­vollen Bücher in den Klosterbibliothe-
    Mönche jedoch seien sehr schlicht. Sinnlich-      ken. Schmunzelnd sagt Pater Jean-Sébas­
    keit und Ästhetik gehören zum Leben, ge-          tien: «Wer denkt schon an vierhundert Läm-
    hören zum Menschen. Benedikt war diese            mer, wenn er ein altes, vierhundertseitiges
    Ganzheitlichkeit des Menschen sehr wichtig.       Buch aus Lederseiten in den Händen hält?».
    Davon zeugt auch seine Klosterregel. Die          Die Zeit, welche Mönche für die Beschrif-
    Lebenskunst wird zur Kunst des Lebens, es         tung dieser Lederhäute brauchten, gaben
    geht darum leben zu können und nicht vom          dem Werk ebenfalls einen hohen Wert. So
    Leben überfordert zu sein.                        kam es, dass die Bibliotheken innerhalb der
                                                      Klosteranlage möglichst weit weg von den
    Kunst als Nahrung für die Seele                   Alltagsräumen des Klosters lagen. Ein Feuer
    In unseren heutigen Diskussionen um Nach-         wäre fatal gewesen für diesen Klosterschatz.
    haltigkeit können wir einiges von Benedikt        Da innerhalb der Klausur, in Küche und
    lernen. Zum Beispiel, dass es gilt, ganzheitli-   Wohnräumen am ehesten ein Feuer ausbre-
    ches Menschsein, ganzheitliches Leben für         chen konnte, wurden die Bücher möglichst
    uns und die nächsten Generationen im Auge         weit weg von diesen Orten aufbewahrt.
    zu behalten. Es geht nicht nur um Gebote              Auch die Herstellung einer Ikone brauch-
    und Verbote, es geht um Achtsamkeit für           te Zeit und kostbares Material. Wen
    das, was uns anvertraut ist. Die Welt ist kein    wundert’s, dass man sagte, diese seien für
    Geschenk an die Menschen, mit dem sie ma-         einen Gebrauch von tausend Jahren ange-
    chen könnten, was sie wollen. Wir haben           legt. Aber Ikonen hatten auch einen symbo-
    von Gott einen Auftrag, seine Schöpfung zu        lischen Wert: So wurde die Farbe für die
    bewahren und zu bebauen. Vielleicht wür-          Haut eines Menschen auf einer Ikone aus
    de es ja Sinn machen, wenn man der Defini-        Erde hergestellt. Beim Betrachten soll man
    tion von Nachhaltigkeit, welche Ökologie,         sich erinnern, dass der Mensch von der Erde
    Ökonomie und Soziales im Blickfeld hat, die       kommt und zur Erde zurückkehrt. Die drei

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JAHRESTHEMA

Schwester Matthäa am kleinen Webstuhl für Stolen.

Kreise um Gesicht, Kopf und Aureole weisen     Kunst im Dienst der Liturgie
auf die Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn     Benedikt ermahnt seine Mitbrüder, alle
und Heiligem Geist hin. Nichts wird dem Zu-   ­Geräte des Klosters wie Altargeräte zu be-
fall überlassen, alles hat seinen Sinn. So     handeln. Das heisst doch nichts anderes, als
steht die Kunst zwar im Dienst der Ökono-      dass unser ganzes Leben Liturgie, Gottes-
mie, weist aber darüber hinaus auf den Ur-     dienst ist. Dennoch wird in jedem feierli-
sprung des Lebens, auf Gott.                   chen Gottesdienst offensichtlich, dass die­-
                                               ser Moment noch einmal eine besondere

Schwester Bernadette webt Stoff für ein       Manuela Camichel, Leiterin der Fahrer
Messgewand.                                   Paramentenwerkstatt.

                                                                                              7
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
JAHRESTHEMA

    Bedeutung bekommt. Denn zu einer ge-               muss der Faden zuerst auf Spulen gewickelt
    pflegten Liturgie gehören auch die Para-           werden.
    mente: Gewänder, Stolen, Altartücher, An-              Silja Walter hat zwanzig Jahre in der
    tependien. Ihre Farben und Formen nehmen           Webstube gearbeitet und gespult, sie mein-
    uns hinein in eine Welt ohne Worte. Johann         te einst: «Schreiben und Spulen, das geht
    Wolfang von Goethe sagte: «Die Kunst ist           gut zusammen.»
    eine Vermittlerin des Unaussprechlichen».
    Kein Wunder also, dass die Kunst auch in der       Kostbarkeit hat ihren Wert
    Bibel einen wichtigen Platz einnimmt. Im           Ursprünglich hatten Priester kein spezielles
    Buch Exodus verlangt Gott für das Offenba-         Gewand, die Tunika wurde von allen getra-
    rungszelt viel Kunst. Er will nicht einfach ein    gen. Jedes Gewand war wertvoll, denn der
    Zelt wie das der Nomaden. Das Mobiliar so-         Weg von der Faser über den Faden und das
    wie die Kleider der Priester werden aus kost-      Gewebe bis zum Kleidungsstück war lang.
    baren Stoffen und Materialien angefertigt          Erst in den letzten gut fünfzig Jahren ging
    und sorgfältig verziert. Aus seinen Worten         diese «Wert»-Schätzung für Kleider verlo-
    ist spürbar, dass Pater Jean-Sébastien Kunst       ren. Nicht mehr die Qualität zählt, sondern
    im Kloster nicht nur selber herstellt, sondern     die Quantität der Gewänder in meinem
    auch aus der Kunst lebt. «Ich bin überzeugt,       Schrank. Anders Benedikt: Seine Mönche
    dass wahre Kunst im weitesten Sinne immer          hatten nur zwei Gewänder – eines für den
    spirituell und religiös ist. Für mich sehnt sich   Sommer und eines für den Winter.
    der Mensch in seinem innersten nach Har-               Die Schnittmuster für die Gewänder
    monie, Wahrheit und Schönheit. So sagt ein         (Messgewänder, Tuniken, Ministrantenge-
    chinesischer Spruch: ‹Wenn du zwei Brote           wänder) wurden von Schwester Fidelis vor
    hast, so tausche eines gegen Blumen, denn
    sie sind Brot für die Seele.›»

    Mit textiler Kunst Gott loben
    Im Fahr gibt es seit den 1950er Jahren eine
    Textilwerkstatt, 1956 wurde der erste Web-
    stuhl mit 180 cm Webbreite in Betrieb ge-
    nommen. Manuela Camichel, die heutige
    Leiterin der Paramentik, nimmt uns mit auf
    einen Rundgang und erklärt, wie nachhaltig
    die Fahrer Textilien sind.
         Unter dem Dach stehen neun Handweb-
    stühle: für Messgewänder in jeder liturgi-
    schen Farbe einen, einen für Altartücher
    und vier kleine für Stolen und Antependien.
    Beim Stoff für die Messgewänder müssen
    am Webstuhl gut 3500 Fäden miteinander
    verknüpft werden, um einen Stoff von
    180 cm Breite zu erhalten.
         Diese Handwebstühle sind mit Schnell-
    schuss und Pneumatik ausgerüstet, beides
    wird von Hand bedient. Der Schnellschuss
    bewirkt, dass das Schiffchen hin und her           Die Schnittmuster für die Fahrer Messgewän-
    flitzt, die Pneumatik übernimmt den gleich-        der hat Schwester Fidelis vor vierzig Jahren
    mässigen Anschlag. Aber bis es soweit ist,         entworfen (Fotos: Jeanine Kosch).

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
JAW
                                                                       HRAE
                                                                          LSLTFH
                                                                               AEHM
                                                                                  RAT

Seidenarmbänder aus der Fahrer Paramentenwerkstatt (Foto: Verena Huber-Halter).

rund vierzig Jahren entwickelt. Sie orientie-       Die Fahrer Paramente haben ihren Preis,
ren sich an Formen, wie sie zu Zeiten Be­       sie sind nicht gerade billig, die Fahrer Mess-
nedikts getragen wurden und sind immer          gewänder, Stolen und Altartücher halten
noch aktuell.                                   lange und sehen auch nach Jahren noch
    Die Motive der Stolen wurden zu einem       gut aus. Liturgische Gewänder werden zum
grossen Teil von Schwester Matthäa ent­         Gottesdienst, zum Lob Gottes getragen. Sie
worfen. Das «Fahrer-Design» zeichnet sich       sind auch ein Zeichen unserer Wertschät-
durch die typischen Farben und die Motive       zung dem Schöpfer gegenüber. So zahlt sich
aus, die direkt eingewoben werden. Dieser       auch hier, wie so oft in der Kunst, Nachhal-
unverkennbare Fahrer Stil ist die Stärke der    tigkeit aus. Die Lebensdauer von handge-
Fahrer Paramente. Zeitlos modern würde          wobenen Textilien übertrifft so manches
man wohl dazu sagen – auch eine Defini­-        Messgewand aus Polyester. Würde das nicht
tion von Nachhaltigkeit.                        auch für unseren täglichen Kleiderbedarf
    Der Wert kommt nicht vom Goldbrokat,        gelten? Eine Jacke aus guter Qualität, an-
sondern von der Qualität und Dauerhaftig-       statt drei Kleidungsstücke, welche nur eine
keit der Stoffe und der Verarbeitung. Um        kurze Lebensdauer haben. Von den Klös­-
eine Stola herzustellen, arbeitet jemand        tern können wir lernen, wie Nachhaltigkeit
etwa zwei Tage, für ein Messgewand rund         im täglichen Leben funktionieren könnte.
vier Tage. Mehrere Schritte braucht es dazu:        Bleiben wir wachsam für das, was um
Zetteln, Einziehen der Kettfäden, Weben         uns herum geschieht, damit auch die Gene-
und zum Schluss das Ausrüsten, das heisst       rationen nach uns sich noch am Leben in und
den Stoff weich und geschmeidig machen.         um Gärten, an Kunst, Liturgie und Gesang,
Das Material stammt aus der Schweiz oder        kurz, an der ganzen Schönheit von Gottes
Europa, nur die Seide kommt aus China,          Schöpfung freuen können, denn so Adal-
wird aber in der Schweiz gefärbt. So werden     bert Stifter: «Die Kunst ist die irdische
Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen und     Schwester der Religion»
erhalten.                                                                         Jeanine Kosch

                                                                                                  9
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
WALLFAHRT

     Liturgischer Kalender für den Dezember und den Januar
     DEZEMBER

      3. Fr   Hl. Franz Xaver († 1552)
     			      Ordensmann                          Gebetsmeinung
     			      Herz-Jesu-Freitag
                                                  Weltkirche
      5. So   2. Adventssonntag                   Beten wir für die Katechisten, die be-
                                                  stellt sind, das Wort Gottes zu verkün-
      7. Di   Hl. Ambrosius († 397)               den: Sie mögen in der Kraft des Heiligen
     			      Bischof, Kirchenlehrer              Geistes mutig und kreativ dafür Zeugen
                                                  sein.
      8. Mi   Hochfest der ohne Erbsünde          Kirche Schweiz
     			      empfangenen Jungfrau und            Wir danken Gott für das wunderbare
     			      Gottesmutter Maria                  Geschenk seiner Menschwerdung.
                                                  Wir beten für alle Menschen, die den
     12. So   3. Adventssonntag (Gaudete)         menschgewordenen Gott in den Klei-
                                                  nen, Notleidenden und Randständigen
     13. Mo Einsiedler Gebetstag                  suchen und finden.
     			    für geistliche Berufe

     14. Di   Hl. Johannes vom Kreuz († 1591)
     			      Ordensmann

     16. Do   Hl. Adelheid († 999)
     			      Kaiserin

     19. So   4. Adventssonntag
     			       Adelheidsonntag

     24. Fr   Heiliger Abend

     25. Sa   Hochfest
     			      der Geburt unseres Herrn.
     			      Weihnachten

     26. So   Fest der Heiligen Familie
     			      Hl. Stephanus, erster Märtyrer

     27. Mo Fest
     			    Hl. Johannes
     			    Apostel, Evangelist

     28. Di   Fest
     			      Unschuldige Kinder
                                                Weihnachtsgottesdienst 2019 in Einsiedeln
                                                (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

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WALLFAHRT

JANUAR

 1. Sa    Hochfest                         28. Fr   Hl. Thomas von Aquin († 1274)
			       der Gottesmutter Maria           			      Ordenspriester, Kirchenlehrer
			       Neujahr, Weltfriedenstag
                                           30. So   4. Sonntag im Jahreskreis
 2. So    2. Sonntag nach Weihnachten
			       Hl. Basilius († 379),            31. Mo Johannes Bosco († 1888)
			       Hl. Gregor von Nazianz († 390)   			    Priester, Ordensgründer
			       Bischöfe, Kirchenlehrer

 6. Do Hochfest
			Erscheinung des Herrn
       (Epiphanie)                          Gebetsmeinung
			    Dreikönige                           Weltkirche
                                            Wir beten für alle, die unter religiöser
 7. Fr    Herz-Jesu-Freitag                 Diskriminierung und Verfolgung leiden;
                                            ihre persönlichen Rechte mögen aner-
 9. So    Fest                              kannt und ihre Würde geachtet werden,
			       Taufe des Herrn                   weil wir alle Schwestern und Brüder
                                            ­einer einzigen Familie sind.
13. Do    Einsiedler Gebetstag
			       für geistliche Berufe             Kirche Schweiz
                                            Zu Beginn des neuen Jahres beten wir
15. Sa    Hl. Maurus und Plazidus           für alle Opfer der Corona-Pandemie,
			       Schüler des hl. Benedikt          für die Arbeitslosen, für die Erkrankten
                                            mit bleibenden Schäden und für unsere
16. So    2. Sonntag im Jahreskreis         Verstorbenen, von denen wir nicht
                                            richtig Abschied nehmen konnten.
17. Mo Hl. Antonius († 356)
			    Einsiedler

18.–25.   Weltgebetsoktav
			       für die Einheit der Christen

21. Fr    Hochfest
			       Hl. Meinrad († 861)
			       Mönch, Einsiedler, Märtyrer,
			       Patron des Ortes

23. So 3. Sonntag im Jahreskreis

24. Mo Hl. Franz von Sales († 1622)
			    Bischof, Kirchenlehrer

25. Di Fest
			Bekehrung des Apostels
       Paulus

                                                                                       11
WALLFAHRT

     Der Wallfahrtspater informiert

     Kardinal Parolin «zu Füssen der
     Muttergottes von Einsiedeln»
     Am Samstag und Sonntag, 6. und 7. November 2021 besuchte Kardinal Pietro
     Parolin unser Kloster. Höhepunkt war die Feier des Konventamts, dem der
     Kardinalstaatssekretär vorstand und uns eindrückliche Predigtworte schenkte.
     Dankbar blicken wir auf diesen hohen Besuch zurück, der für Kloster und
     Wallfahrtsort Einsiedeln zweifellos als einer der ganz grossen Höhepunkte des
     Jahres 2021 zu werten ist.

     Der Besuch von Kardinalstaatssekretär Paro-       sich fort im feierlichen Konventamt um
     lin anlässlich der Wiederaufnahme von dip-        09.30 Uhr, dem der Kardinalstaatssekretär
     lomatischen Beziehungen zwischen der              als Hauptzelebrant vorstand.
     Schweizerischen Eidgenossenschaft und
     dem Heiligen Stuhl im Jahr 1920 war schon         Eine Würdigung Einsiedelns
     lange angekündigt. Eigentlich wäre er für         Zum festlichen Sonntagsgottesdienst be-
     November 2020 geplant gewesen, doch da            grüsste Abt Urban neben Kardinal Parolin
     machte das Coronavirus einen Strich durch         auch den Apostolischen Nuntius in Bern, Erz-
     die Rechnung. Dass Kardinal Parolin anläss-       bischof Martin Krebs, und den Churer Diöze-
     lich des Hundertjahr-Jubiläums auch unser         sanbischof Joseph Maria Bonnemain sowie
     Kloster besuchen wollte, war für uns eine         Vertreterinnen und Vertreter des Schwyzer
     grosse Ehre. Ebenso gross war unsere Freude       Regierungsrates und des Einsiedler Bezirks-
     darüber, dass dies nun auch endlich möglich       rates. Der Stiftschor, die Choralschola und
     geworden ist.                                     Stefano Bertoni an der Orgel gestalteten
                                                       diesen Gottesdienst musikalisch mit.
     Gemeinschaft des Gebets                               Zu Beginn und am Schluss seiner Predigt,
     Dass Kardinal Parolin nicht als «päpstlicher      in welcher Kardinal Parolin auf die Schriftle-
     Spitzenpolitiker», sondern als einfacher Pil-     sungen des Tages einging, sprach er eine
     ger nach Einsiedeln kam, wurde dadurch            Würdigung Einsiedelns aus. Er freute sich,
     deutlich, dass er zusammen mit seinen Be-         dass er seinen Besuch in der Schweiz hier,
     gleitern am Samstagabend um zwanzig Uhr           «zu Füssen der Muttergottes von Einsiedeln,
     die Komplet mitfeierte und am Sonntag-            der ersten unter den Schutzpatronen dieses
     morgen bereits für die Laudes wieder mit          Landes» beginnen und dass er dazu den
     uns Mönchen im Chor stand. Der Kardinal,          Apostolischen Segen von Papst Franziskus
     der als Vorsteher des «Staatssekretariats des     überbringen dürfe. Da der Kardinal leider
     Heiligen Stuhls» die Verantwortung für            kein Deutsch spricht, wurde die von ihm ver-
     sämtliche politischen und diplomatischen          fasste Predigt hauptsächlich von Pater Dani-
     Aktivitäten des Papstes trägt, ist wirklich ein   el Emmenegger, dem Dekan und Generalvi-
     Mann des Gebets und wollte Anteil nehmen          kar unseres Klosters, vorgelesen.
     an dieser wichtigsten Aufgabe von uns Mön-            Der Schluss der Predigt bildete eine re-
     chen. Diese Gemeinschaft des Gebets setzte        gelrechte «Hommage» an Einsiedeln: «Orte

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WALLFAHRT

Vor dem Konventamt betet Kardinal Parolin am Einsiedler Gnadenbild. (Foto: Jean-Marie
Duvoisin).

wie dieser, an denen wir aus den Quellen         redend. So konnte Abt Urban im Namen un-
des Geistes trinken, sind Oasen des Friedens,    serer Gemeinschaft zum Mittagessen im
die es uns ermöglichen, die sanfte Kraft des     Refektorium neben Kardinal Parolin auch
Gebets wiederzuentdecken. Dort können            zahlreiche weitere Gäste begrüssen. Beim
wir die Vergebung Gottes empfangen, die          anschliessenden Kaffee gab es Gelegenheit,
uns aufrichtet. Dort lernen wir zu unter-        dem Kardinal sowie den anwesenden Per-
scheiden, was im Leben zählt und was             sönlichkeiten aus Politik und Kirche zu be-
fruchtlos bleibt. Dies gilt umso mehr für Ein-   gegnen, bis der Kardinal und seine Begleiter
siedeln, eines der bedeutendsten Heiligtü-       um 14.00 Uhr unser Kloster wieder verlies­
mer Europas, das der Herr selbst für seine       sen, um in Flüeli-Ranft und Sachseln die Wir-
Mutter gewollt hat, damit wir als Kinder         kungs- und Grabstätte von Bruder Klaus zu
dort Ruhe und Orientierung finden kön-           besuchen und dort die Mitglieder der
nen.»                                            Schweizer Bischofskonferenz zu treffen.
                                                     Den Montag, 8. November verbrachte
Einblick in die «Einsiedler Diplomatie»          Kardinal Parolin schliesslich in Bern und Fri-
Im Anschluss an den Gottesdienst präsen-         bourg, wo zahlreiche Begegnungen mit
tierte Pater Thomas Fässler den geladenen        Vertretern der Schweizer Politik, der refor-
Gästen im Grossen Saal einen Überblick über      mierten Kirche und ein offizieller Festakt
die Verflechtung unseres Klosters mit der        zum Hundertjahr-Jubiläum der diplomati-
weltlichen und kirchlichen Politik. Seine        schen Beziehungen auf dem Programm
Ausführungen zeigten, dass auch in der           standen.
Klostergeschichte immer wieder eine or-              Wir blicken dankbar auf den Besuch die-
dentliche Portion diplomatisches Geschick        ses hohen und doch so beeindruckend ein-
notwendig war. So manche Episode regte           fachen Gastes zurück und hoffen, dass der
die Anwesenden zum Schmunzeln an.                Kardinal bei der «Madonna» von Einsiedeln
    Dass ein Besuch im Kloster Einsiedeln        Kraft und Segen für seinen wichtigen Dienst
nicht nur Gebetsgemeinschaft, sondern            schöpfen konnte.
auch Mahlgemeinschaft bedeutet, ist selbst-                                 Pater Philipp Steiner

                                                                                                    13
WALLFAHRT

     Gottesdienste in Einsiedeln
       Livestream und Besuch in Einsiedeln während der Coronazeit
       Auch in der Advents- und Weihnachtszeit beschäftigt uns die Situation rund um das
       Corona-Virus. Deshalb werden viele unserer Gottesdienste via Livestream übertragen:
       Konventamt um 9.30 Uhr (Sonn- und Feiertage) oder 11.15 Uhr (Werktage), Vesper und
       «Salve Regina» um 16.30 Uhr und die Komplet um 20.00 Uhr. Folglich können die meisten
       der untenstehend aufgeführten Feiern via Webseite www.kloster-einsiedeln.ch/live
       auch von zu Hause aus mitgefeiert werden.
       Dennoch freuen wir uns sehr, wenn Sie nicht nur «digital» mit uns verbunden sind, son-
       dern auch «analog» mit uns feiern. Besuchen Sie deshalb unsere Webseite www.kloster-
       einsiedeln.ch, bevor Sie sich auf den Weg nach Einsiedeln machen. Dort finden Sie wich-
       tige Hinweise zum Besuch der Klosterkirche. Für Gottesdienste mit über fünfzig Personen
       ist ein Covid-Zertifikat notwendig.
       Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Einsiedeln und wünschen Ihnen einen besinnlichen
       Advent und ein frohes Weihnachtsfest.

     Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, BK Beichtkirche, UK Unterkirche
                   KP Klosterplatz

     DEZEMBER

     Fr 3.	   Herz-Jesu-Freitag                          So 19.	    Adelheid-Betsonntag zur
     20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK                        Abwendung von Feuers­
                                                                      gefahr
     Sa 4.	06.15 Uhr Rorate-Messe GK                     09.30 Uhr Konventamt KK
                                                          16.30 Uhr 	Vesper mit Eucharistischer
     Mi 8.	     Hochfest der Unbefleckten                           Aussetzung KK
                 Empfängnis Mariens                                   anschl. Eucharistische
     09.30 Uhr Pontifikalamt KK                                       Prozession GK
     14.00 Uhr 	Pilgerandacht mit Rosenkranz-
                 gebet GK                                 Fr 24. 	Weihnachten – Heiligabend
     16.30 Uhr Pontifikalvesper KK                       16.30 Uhr Feierliche Vesper KK
                                                          17.30 Uhr Eucharistiefeier GK
     Fr 10.	  Gedenktag Maria von Loreto                 20.00 Uhr Feierliche Vigil KK
     09.30 Uhr Eucharistiefeier GK                        22.00 Uhr Musikalische Einstimmung KK
                                                          23.00 Uhr Mitternachtsmesse KK
     Sa 11.	06.15 Uhr Rorate-Messe GK
                                                          Sa 25. 	Weihnachtstag
     Mo 13.	    Einsiedler Gebetstag für                 08.00 Uhr Eucharistiefeier KK
                 geistliche Berufe                        10.30 Uhr Pontifikalamt KK
     16.00 Uhr 	Andacht mit Eucharistischem              16.30 Uhr Pontifikalvesper KK
                 Segen UK                                 17.30 Uhr Eucharistiefeier KK

     Sa 18.	06.15 Uhr Rorate-Messe GK

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WALLFAHRT

DEZEMBER                                        JANUAR

So 26. 	Stephanstag                            Sa 1.	   Hochfest der Gottesmutter
         Gottesdienstordnung wie an                       Maria – Neujahr
         Sonn­tagen                             09.30 Uhr Pontifikalamt KK
                                                16.30 Uhr Pontifikalvesper KK
Fr 31.      Jahresende
                                                Do 6.	   Hochfest der Erscheinung des
16.30 Uhr    Feierliche Vesper KK
                                                          Herrn – Drei Könige
17.30 Uhr     Jahresabschlussmesse KK
                                                09.30 Uhr Pontifikalamt KK
20.00 Uhr Feierliche Vigil KK
                                                16.30 Uhr Pontifikalvesper KK
		         anschl. Eucharistische Anbetung
               bis 22.45 Uhr MK                 Do 13.	   Einsiedler Gebetstag für
23.00 Uhr Besinnung mit Text und Musik                    geistliche Berufe
               KK                               16.00 Uhr	Andacht mit Eucharistischem
24.00 Uhr Wort zum neuen Jahr                             Segen UK
               von Abt Urban KK
                                                Fr 21. 	Hochfest des hl. Meinrad
                                                09.30 Uhr 	Pontifikalamt mit Bischof Dr.
                                                            Gebhard Fürst, Rottenburg-
                                                            Stuttgart KK
                                                16.30 Uhr 	Pontifikalvesper KK
                                                		anschl. Prozession und Segen
                                                            mit dem Haupt des hl. Meinrad

  Zertifikatspflicht für gut besuchte Gottesdienste
  Seit September 2021 gilt für die Mitfeier von Gottesdiensten mit über fünfzig Personen
  eine Zertifikatspflicht. Diese Massnahme betrifft zahlreiche Gottesdienste in der Einsied-
  ler Klosterkirche. Aus diesem Grund besteht für die Mitfeier der gut besuchten Gottes-
  dienste eine Zugangskontrolle.
  Sollte ein Gottesdienst von weniger als fünfzig Personen besucht werden, besteht dafür
  keine Zertifikatspflicht. Dies kann jedoch erst unmittelbar vor Gottesdienstbeginn be-
  kannt gegeben werden. Folglich können an Werktagen einzelne Gottesdienste auch
  ohne Zertifikat mitgefeiert werden.
  Der Besuch der Klosterkirche für das persönliche Gebet ist – ausserhalb der Gottesdienste
  – auch ohne Covid-Zertifikat möglich. Herzlich willkommen!

  Aktuell keine Gottesdienst-Reservation
  Da infolge der Zertifikatspflicht seit September 2021 bis zu tausend Personen gemeinsam
  einen Gottesdienst feiern können, wird die Möglichkeit zur Platzreservation aktuell aus-
  gesetzt. Auch für die Gottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel
  besteht voraussichtlich keine Reservationsmöglichkeit.
  Sollten sich die Vorgaben des Bundes wieder ändern, kann man über die Webseite
  www.gottesdienst.kloster-einsiedeln.ch oder per Telefon 055 418 61 11 wiederum Sitzplät-
  ze in er Klosterkirche reservieren. Die Anmeldemöglichkeit besteht jeweils nur am Vortag
  von 08.00–17.00 Uhr.

                                                                                               15
WALLFAHRT

      Liturgisches Grundwissen

      Heute
      Mehrmals ertönt in der Mitter-
      nachtsmesse die Botschaft des
      Engels an die Hirten: «Heute ist
      uns der Retter geboren» (Lk
      2,11). Der Ruf will nicht bloss an
      Vergangenes erinnern oder
      Zukünftiges heraufbeschwö-
      ren. Das Ereignis, von dem die
      Rede ist, geschieht jetzt. Wir
      selber sind es, die «mit den Hir-
      ten gehn hinein zu sehn, was
      Gott uns hat beschert». Die
      Weihnachtslieder singend, tre-
      ten wir ein in dieses Heute.
      Und wir staunen: «Wundersam,
      wen heut Maria uns zur Freud Das ewige Heute aus göttlichem Mund: «Heute ist
      geboren.» Derjenige, den wir euch der Retter geboren (Foto: Wikimedia).
      im Advent erwartet haben, ist
      wirklich angekommen. Sein
      Name lautet Immanuel: Gott
      mit uns (Mt 1,23).
       Im Heute der liturgischen Feier kommt Gott bei uns an – und wir bei ihm. Das Heute
       ist Gottes Zeit – und unsere Zeit. Wir werden nicht auf das Gestern behaftet und nicht
       auf das Morgen vertröstet oder verpflichtet. Der dem Diktat der Zeit enthobene
      ­Augenblick steht uns zur Verfügung als ein Geschenk des Lebens, unverdient und
       ungeschuldet. Es ist die Einbruchstelle des Ewigen in das Vergängliche. Wir dürfen
       einfach da sein, so wie Gott da ist: «Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein
       Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.»

      (Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulus-
      verlag, Freiburg Schweiz, 2012)

      Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen
      Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

16
Haben Sie gewusst, dass ...
                                                              …dass der Ruf, der Bundesrat solle die Massnahmen, die er in der Pandemiezeit zu unserem
                                                              Schutz erlassen hat, endlich aufheben, doch wohl zu kurz greift? Selbstverständlich ist es oft
                                                              eine Erleichterung, wenn Massnahmen, Verbote, Regelungen und Bestimmungen aufgeho-
                                                              ben werden. So haben es in unserer katholischen Kirche viele Gläubige dankbar begrüsst, dass
                                                              nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil das Verbot, am Freitag Fleisch zu essen oder das Ge-
                                                              bot, vor dem Empfang der Kommunion ab Mitternacht nichts mehr gegessen zu haben, auf-
                                                              gehoben wurde. Die Beispiele zeigen, dass «aufheben» das Gleiche bedeutet wie abschaffen,
                                                              aufgeben, nicht mehr gelten lassen.
Himmel über dem Sonnenberg im Fricktal (Foto: Erich Liebi).

                                                              Aber «aufheben» wird noch in ganz anderem Zusammenhang gebraucht, gewissermassen im
                                                              gegensätzlichen Sinn. In der Regel Benedikts heisst es, nicht das ganze Brot solle bei der ersten
                                                              Mahlzeit gegessen werden, sondern der Küchenmeister solle einen Drittel davon für das
                                                              Abendessen aufheben. Aufheben bedeutet also «aufbewahren», dafür sorgen, dass später
                                                              noch etwas vorhanden ist. In einem Kreis von Freunden oder in einem guten Hotel fühlen wir
                                                              uns auch gut aufgehoben. In diesem zweiten Sinn wird «aufheben» auch in der religiösen
                                                              Sprache verwendet. Bei Gott ist man gut aufgehoben, das heisst beschützt, in Sicherheit.
                                                              Beide Bedeutungen von «aufheben» sind selbstverständlich von «aufheben» im ganz wörtli-
                                                              chen Sinn abgeleitet: auf-heben, hoch-heben. Man hebt als Zustimmung die Hand auf, man
                                                              hebt eine Last auf, und wenn man die Augenlider aufhebt, kann man seine Augen aufheben.
                                                              Sogar die Wendung von einer Sache «kein Aufheben(s) machen» gehört hierher. Wenn Fech-
                                                              ter ihre schweren Waffen aufhoben und dazu prahlten, machten sie eben viel Aufhebens.
                                                              Um zum Anfang zurückzukommen: Wenn der Bundesrat der vielfachen Forderung, die Anti-
                                                              Corona Massnahmen zu schnell nachkäme und sie aufheben würde, wäre gar nicht garantiert,
                                                              dass wir besser aufgehoben wären. Als glaubende Menschen können wir in dieser bedrücken-
                                                              den Zeit, geleitet von Psalm 123, auch beten: «Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du thronst
                                                              im Himmel», ohne dabei dem naiv-frommen Gerede beizustimmen, dass mit Beten die Krise
                                                              ihre Gefährlichkeit verliere.                                             Pater Alois Kurmann

                                                                                                                                                                  17
KLOSTER EINSIEDELN

      Weiheformel der Marianischen Sodalität
      In Nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen

      Sancta Maria, Mater Dei et Virgo! Ego
      (nn) te hodie in Dominam, Patronam,
      Advocatam et Matrem eligo firmiterque
      statuo ac propono, me numquam Te
      derelicturum neque contra Te aliquid
      umquam dicturum aut facturum neque
      permissurum, ut a meis subditis aliquid
      contra tuum honorem umquam agatur.
      Obsecro Te igitur: Suscipe me in servum
      et filium perpetuum, adsis mihi in
      actionibus meis omnibus nec me deseras
      in hora mortis meae. Amen.

      Im Namen des Vaters und des Sohnes
      des Heiligen Geistes. Amen.

      Heilige Maria, Mutter Gottes und Jung-
      frau, ich wähle dich heute als Herrin,
      Patronin, Fürsprecherin und Mutter.
      Ich nehme mir fest vor, nie von dir zu
      lassen, und auch nie irgendetwas gegen
      dich zu sagen oder zu tun. Ich werde         Das traditionelle Weihnachtskleid des Ein-
      auch nie zulassen, dass von meinen           siedler Gnadenbildes ist das Bessler- oder
      Untergebenen je etwas gegen deine Ehre       Urner-Kleid aus dem Jahr 1734 (Foto: Inge
                                                   Zinsli aus dem Buch «Madonnas Fashion»).
      getan wird. So bitte ich dich nun instän-
      dig: Nimm mich an als deinen Knecht
      und als deinen dir immer treuen Sohn.
      Sei mit mir bei all meinem Tun und
      verlasse mich nicht in der Stunde meines
      Sterbens. Amen.

18
S A LV E
                                                                                    3·2020

                                                                                                                                                        STIFTSSCHULE

                                                                                                  S A LV E
                       Zeitschrift
                                   der benedi
                       Gemeinsch              ktin
                                   aften Einsied ischen
                                                 eln und Fah
                                                             r

                                                                                             Zeitschrift der benediktinischen
Salve_03_2020.
              indd 1

                                                                 04.01.21
                                                                            10:42
                                                                                             Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
                                         SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen                                                In verschiedenen Rubriken informiert die
                                         facettenreichen Einblick in das Leben hinter                                        Zeitschrift unter anderem umfassend über die
                                         den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das                                        Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,
                                         Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein-                                      die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Kloster-
                                         siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher                                    betriebe sowie über religiöse und kulturelle
                                         Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En-                                       Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr
                                         gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.                                       sowie in der Propstei St. Gerold.

SALVE
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KLOSTER EINSIEDELN

             Psalm 18

        2    Ich will dich lieben, Herr, meine      13 Aus dem Glanz vor ihm brachen
             Stärke,                                   seine Wolken hervor, Hagel und
        3    Herr, du mein Fels und meine Burg         feurige Kohlen.
             und mein Retter;                       14 Da liess der Herr den Donner im
             mein Gott, mein Fels, bei dem ich         Himmel erdröhnen,
             mich berge,                               der Höchste liess seine Stimme
             mein Schild und Horn meines Heils,        erschallen, Hagel und feurige Kohlen.
             meine Zuflucht.                        15 Da schoss er seine Pfeile und streute
        4    Ich rufe: der Herr sei hoch gelobt!       sie, er schleuderte Blitze und jagte sie
             und ich werde vor meinen Feinden          dahin.
             gerettet.                              16 Da wurden sichtbar die Tiefen des
        5    Mich umfingen die Fesseln des Todes,      Wassers, die Grundfesten der Erde
             und die Fluten des Verderbens             wurden entblösst
             erschreckten mich.                        vor deinem Drohen, Herr, vor dem
        6    Mich umstrickten die Fesseln der          Schnauben deines zornigen Atems.
             Unterwelt, über mich fielen die        17 Er griff aus der Höhe herab und
             Schlingen des Todes.                      fasste mich, zog mich heraus aus ge-
        7    In meiner Not rief ich zum Herrn          waltigen Wassern.
             und schrie zu meinem Gott,             18 Er entriss mich meinem mächtigen
             er hörte aus seinem Tempel meine          Feind, und meinen Hassern, denn sie
             Stimme, mein Hilfeschrei drang an         waren stärker als ich.
             seine Ohren.                           19 Sie überfielen mich am Tag meines
        8    Da wankte und schwankte die Erde,         Unheils, doch der Herr wurde mir
             die Grundfesten der Erde erbebten.        zur Stütze.
             Sie wankten, denn sein Zorn war        20 Er führte mich hinaus ins Weite, er
             entbrannt.                                befreite mich, denn er hatte an mir
        9    Rauch stieg aus seiner Nase auf, aus      Gefallen.
             seinem Mund kam verzehrendes Feuer,    21 Der Herr handelte gut an mir nach
             glühende Kohlen sprühten aus von          meiner Gerechtigkeit,
             ihm.                                      vergalt mir nach der Reinheit meiner
        10   Er neigte den Himmel und fuhr her-        Hände.
             ab, zu seinen Füssen dunkle Wolken.    22 Denn ich hielt mich an die Wege des
        11   Er fuhr auf dem Kerub und flog da-        Herrn und fiel nicht ruchlos ab von
             her, er schwebte auf den Flügeln des      meinem Gott.
             Windes.                                23 Ja, ich habe alle seine Entscheide vor
        12   Er machte Dunkelheit zu seinem            mir, weise seine Satzungen nicht von
             Versteck, zu seiner Hütte um sich         mir ab.
             herum,                                 24 Ich war vor ihm ohne Makel, ich
             dunkle Wasser, dichte Wolken.             nahm mich in Acht vor meiner Sünde.

20
KLOSTER EINSIEDELN

25 Darum hat der Herr mir vergolten            40 Du hast mich zum Kampf mit Kraft
   nach meiner Gerechtigkeit,                     umgürtet, hast in die Knie gezwun-
   nach der Reinheit meiner Hände vor             gen, die gegen mich aufstehen.
   seinen Augen.                               41 Den Nacken meiner Feinde gabst du
26 Gegen den Treuen zeigst du dich treu,          mir preis, ich konnte die vernichten,
   lauter handelst du am Lauteren.                die mich hassen.
27 Gegen den Reinen zeigst du dich rein,       42 Sie schreien, doch da ist kein Retter,
   doch falsch gegen den Falschen.                zum Herrn, doch er gab keine
28 Ja, du rettest das elende Volk, doch           Antwort.
   die Blicke der Stolzen zwingst du           43 Ich zermalme sie zu Staub vor dem
   nieder.                                        Wind, schütte sie auf die Strasse wir
29 Ja, du lässt meine Leuchte erstrahlen,         Unrat.
   der Herr, mein Gott, macht meine            44 Du rettest mich vor Anfeindungen
   Finsternis hell.                               des Volkes, du machst mich zum
30 Ja, mit dir überrenne ich Scharen,             Haupt über Nationen,
   mit meinem Gott überspringe ich                ein Volk, das ich früher nicht kannte,
   Mauern.                                        wird mir dienen.
31 Gott, sein Weg ist lauter, das Wort         45 Sobald ihr Ohr hört, sind sie gehor-
   des Herrn ist im Feuer geläutert.              sam, mir schmeicheln die Söhne der
   Ein Schild ist er für alle, dich sich bei      Fremde.
   ihm bergen.                                 46 Den Söhnen der Fremde schwindet
32 Denn wer ist Gott ausser dem Herrn,            die Kraft, sie kommen zitternd aus
   wer ist ein Fels, wenn nicht unser             ihren Burgen hervor.
   Gott?                                       47 Es lebt der Herr, gepriesen sei mein
33 Gott hat mich mit Kraft umgürtet               Fels. Der Gott meiner Rettung sei
   und vollkommen machte er meinen                hoch erhoben.
   Weg.                                        48 Gott, der mir Vergeltung verschaffte,
34 Schnell wie Hirschkühe liess er mich           er unterwarf mir Völker.
   springen, auf Höhen hat er mich             49 Du rettest mich vor meinen zornigen
   hingestellt.                                   Feinden, du erhöhst mich über die,
35 Er lehrte meine Hände zu kämpfen,              die gegen mich aufstehen, du ent-
   meine Arme, den ehernen Bogen zu               reisst mich dem Mann der Gewalt.
   spannen.                                    50 Darum will ich dir danken, Herr,
36 Du gabst mir deine Rettung zum                 inmitten der Nationen, ich will
   Schild, deine Rechte stützte mich,             deinem Namen singen und spielen.
   deine Zuneigung machte mich gross.          51 Seinem König verleiht er grosse Hilfe.
37 Du schufst weiten Raum meinen                  Huld er weist er seinem Gesalbten,
   Schritten, meine Knöchel wankten               David und seinem Stamm auf ewig.
   nicht.
38 Ich verfolge meine Feinde und hole
   sie ein, ich kehre nicht um, bis sie
   vernichtet sind.
39 Ich schlage sie nieder, sie können
   nicht mehr aufstehen, sie fallen und
   liegen unter meinen Füssen.

                                                                                           21
KLOSTER EINSIEDELN

     In der «Vorschule» des Betens

     Beten mit Gedichten

                                                                                                           Schwegler O.S.B., Kapitular des Stiftes Maria-Einsiedeln), Fraumünster-Verlag AG., Zürich, 1947 (Foto: Bruder Gerold Zenoni).
                                                                                                           Die Huldigung der drei Weisen aus dem Morgenland. Aus: Katholische Familien-Bibel (Mitherausgeber: Dr. phil. P. Theodor
     Der Vers 1, der hier nicht gedruckt ist, sagt,      und dass Gott ihn deswegen gerettet hat.
     dass es sich um einen Psalm Davids handle           Das ist nicht billiges oder heuchlerisches
     «am Tag, da Jahwe ihn errettete aus der             Selbstlob, sondern die machtvolle Rettung
     Hand all seiner Feinde». Nur die letzten Ver-       durch Gott ist die Bestätigung seines guten
     se, 44–51 lasen David als Sprecher erkennen.        Lebenswandels.
     Die Bibelwissenschaft kann nicht entschei-              Als Drittes lohnt es sich, Ausdrücke und
     den, ob er wirklich von David gesprochen            Bilder anzuschauen, mit denen die Gefahr
     wird, oder ob es sich um eine spätere Zu-           und die Rettung, das göttliche Eingreifen
     schreibung handelt. Wir lesen und beten             beschrieben wird. Es sind wie die Beschrei-
     den Psalm einfach als individuelles Danklied.       bung des rettenden Eingreifens Gottes dich-
          Der Text besteht klar aus zwei Teilen.         terische Vorstellung und Bilder. Was der Be-
     Nach den hymnischen Versen 2 und 3 und              ter an Not erfahren hat, waren Fesseln des
     dem Abgesang in Vers 50 folgen zwei grosse         Todes, die ihn einschnürten, Flutens des Ver-
     Abschnitte, die beide Dank für Rettung aus          derbens, Fesseln der Unterwelt, Schlingen
     grosser Not sind: Verse 4–30 und Verse 31–          des Todes (Verse 5–6). Besonders eindrück-
     43. Die Not, aus der der Beter gerettet wur-        lich sind die Bilder, die Gottes Hilfe und Ret-
     de, wird wie in den meisten Psalmen, nicht          tung veranschaulichen: Gott greift aus der
     anschaulich, sondern mit allgemeinen Aus-           Höhe herab, zieht aus gewaltigen Wassern
     drücken beschrieben: Es sind Feinde, die ihn        (Vers 17), er führt ins Weite (Vers 20), er
     überfielen (Vers18–19), die ihn hassten (Vers       macht die Finsternis des Leidenden hell
     41).                                                (Vers 29), er lässt ihn Mauern überspringen
          Drei auffallende Merkmale dieses Psalms        (Vers 30), er ist ein Schild, der ihn vor den
     sollen kurz zur Sprache kommen. Die Verse           Feinden beschützt (Vers 31), er lässt ihn
     8–16 beschreiben das Eingreifen Gottes zu           springen wie Hirche (Vers 34), er schafft ihm
     Gunsten des Beters in einer sogenannten             weiten Raum (Vers 37).
     Theophanie. Dramatisch wird ein Gewitter                Für uns als Betende ist es eine grosse Hil-
     mit Blitz und Donner, dunklen Wolken und            fe, wenn wir diesen Psalm – wie alle anderen
     hellem Glanz beschrieben: Gott hat den Be-         – einmal meditierend durchgehen: Die gross-
     ter aus seiner Gefahr mächtig wie in einem          artige Schilderung des Gewitters als Aus-
     gewaltigen Gewittersturm gerettet. Es ist           druck des mächtigen Eingreifens Gottes, die
     ein dichterischer Text, so wie viele Psalmen        Bilder für die Not und die Bilder für das ret-
     Gedichte sind. Es ist wichtig, dass wir mit sol-    tenden Handeln Gottes, aber ebenso das
     chen dichterischen Worten die rettende              starke Selbstbewusstsein, das sich in der
     Macht Gottes preisen.                               dankbaren Feststellung ausdrückt, sich im-
          Auffällig ist zweitens, dass der Beter         mer an Gottes Weisungen gehalten zu ha-
     sagt, er sei aus seiner Not errettet worden,        ben und darum auf seine Hilfe vertrauen zu
     weil er unschuldig war und dennoch ver-             dürfen. Solches besinnliche Verweilen bei
     folgt wurde. In den Versen 20–26 kann er            den Psalmworten ist eine gute «Vorschule
     dankbar sagen, dass er immer richtig gelebt         des Betens».               Pater Alois Kurmann

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KLOSTER EINSIEDELN

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KLOSTER EINSIEDELN

     Oblaten

     Psalmen in der Bibel und
     in der Liturgie
     An ihrer Sommertagung am 28. August bot Pater Jean-Sébastien Charrière den
     Oblaten des Klosters Einsiedeln tiefgreifende Weiterbildung in Sachen Psalmen und
     eröffnete damit neue Dimensionen für das Beten mit den Psalmen.

     Pater Jean-Sébastien begrüsste die Oblatin-        Es beginnt im Talmud: Gott öffnete den
     nen und Oblaten und teilte mit, dass zwei       Schatz der Melodien und hauchte David die
     neue Interessierte dabei sind. Nach dem Ge-     Verse ein: «Lobe, oh meine Seele, den
     bet für die abwesenden Oblatinnen und Ob-       Herrn». David sang schon vor seiner Geburt
     laten sowie für diejenigen, die gesundheitli-   und sein ganzes Leben lang.
     che Probleme haben, war in den Mitteilungen
     zu hören, dass Frater Meinrad weiter in Frei-
     burg studiert, Frater Gregory im Noviziat vor
     allem Klavier übt und Frater Benno in der
     Schneiderei arbeitet. Am 17. August wurde
     Priorin Irene wieder für sechs Jahre im Amt
     als Vorsteherin des Klosters Fahr bestätigt.
     Schwester Petra ist am 21. August im Alter
     von 85 Jahren gestorben.
         Es wurde abgestimmt, dass die Exerziti-
     en dieses Jahr erneut in Einsiedeln stattfin-
     den, da sich die Zimmerpreise in Engelberg
     inzwischen verdoppelt haben.
         Im Konventamt fand die Oblationser­
     neuerung dieses Jahres statt. Nach dem
     schmackhaften Essen aus der Klosterküche
     und einer Pause für persönliche Gespräche
     und Einkauf im Klosterladen begann der Im-
     puls von Pater Jean-Sébastien über die Psal-
     men.

     Man muss nicht alle Psalmen mögen
     Psalmen stehen im Zentrum des christlichen
     Lebens. Sie kommen im Alten Testament,
     auf den Lippen Jesu, in der Benediktsregel
     und natürlich auch im Neuen Testament vor.
     Es ist nicht so, dass man alle Psalmen mögen    Psalm 21 in lateinischer Sprache mit dem
     muss, denn je nach Lebenssituation passen       Anfangsbuchstaben D aus dem Albani-Psal-
     andere.                                         ter, 12. Jahrhundert (Foto: Wikimedia).

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KLOSTER EINSIEDELN

    Das Wort «Psalm» kommt von psalmus             erst um 600 v. Chr. in babylonischer Gefan-
und dieses von psallein. Es bedeutet Saiten        genschaft aufgeschrieben. Die Gliederung
zupfen, Gesang mit Saiteninstrumenten. Im          der Psalmen in der Bibel von heute wurde
Hebräischen war kantillierender Sprechge-          erst um das Jahr 0 erstellt. Es gibt unter-
sang mit Begleitung von Saiteninstrumen-           schiedliche Zählweisen und Unterteilungen
ten bekannt und beliebt. Dies drückt das           für die Psalmen im Tanakh und in der Septu-
Hebräische Wort «mizmor» aus. Der Paralle-         aginta.
lismus ist ein beliebtes Stilmittel in den Psal-        Jesus zitiert im Neuen Testament 116
men: Wiederholungen, die mit dem kreis-            Mal aus den Psalmen. Das bekannteste Zitat
förmigen Denken der Hebräer in Verbindung          ist: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du
stehen. Im Deutschen und auch in vielen            mich verlassen?» Es zeigt die Hoffnung, dass
anderen Sprachen ist dieses Stilmittel aber        der Vater Jesus nicht im Stich lässt. Die Psal-
schwierig wiederzugeben und wird häufig            men werden von uns Christen auch auf Jesus
übergangen. Deshalb gibt es sehr unter-            hin interpretiert: Lk 24,44: «… was … in den
schiedliche Übersetzungen der Psalmen.             Psalmen über mich geschrieben steht.».
                                                        Bei den Anachoreten, den Mönchen in
Fünferlei Verstärkungen                            der Wüste, prägten die Psalmen das Leben
Man unterscheidet fünf verschiedene Paral-         der Ordensleute. Die Psalmen lassen alle
lelismen, das heisst, eine Verstärkung durch       Emotionen zu: fluchen, lobpreisen, danken,
Wiederholung mit ähnlichen oder gegen-             bitten – alles ist möglich. Die Gefühle richten
sätzlichen Begriffen und Themen.                   sich aber nicht gegen andere Personen, son-
1.	 Synonymer Parallelismus: Der gleiche          dern man übergibt sie Gott und verwandelt
     Gedanke wird mit anderen Worten noch          sie so in Energie. Im gemeinsamen Gebet
     einmal wiederholt (Mensch–Adams               tragen wir sowohl Freude und als auch Last
     Kind, gedenken–sich kümmern).                 aller Betenden. Deshalb werden Psalmen
2.	 Synthetischer Parallelismus: Das Bild         heute meist gemeinsam gebetet.
     oder der Gedanke wird weiterentwickelt
     (Hirte–nichts mangelt).                       Nicht alle konnten lesen
3.	Antithetischer Parallelismus: Zur Verstär-     Auch in der Benediktsregel werden die Psal-
     kung werden Gegensätze aufgeführt             men fünfzigmal zitiert. Alle werden im Stun-
     (helfen– erniedrigen, Arme–Frevler).          dengebet innerhalb von zwei Wochen ein-
4.	Parabolischer Parallelismus: Der Gedan-        mal gebetet. Sie sind eine Gebetshilfe, um
     ke wird sowohl auf der Bild- wie auf der      das Herz zu öffnen, um von der Aussenwelt
     Sachebene erläutert (Vater–Jahwe).            ins Innere zu gelangen. Da nicht alle Ordens-
5.	Klimaktischer Parallelismus: Das Thema         leute lesen konnten, betete man mit der Zeit
     wird von Vers zu Vers gesteigert (die         150 «Vater Unser» statt der Psalmen und
     Wasser rauschen–donnern–brausen–              hatte Steinchen in der Tasche, um abzuzäh-
     gewaltige Brandung).                          len. So entwickelte sich das Rosenkranzge-
                                                   bet als Stundengebet der Armen. Auch in
Privat und gemeinschaftlich                        der Doxologie kommen die Psalmen sieb-
Im Judentum sind die Psalmen ein privates          zehnmal für den Lobpreis vor.
Gebet, im Christentum hingegen werden sie               Am Beispiel des Psalms 62 konnte die ge-
meist gemeinsam gebetet. Man unterschei-           hörte Theorie in verschiedenen Sprachen
det Klage-, Bitt-, Lob-, Dank-, Zions-, Königs-,   herausgeschält werden. Zum Schluss tausch-
Weisheits- und Wallfahrtspsalmen.                  ten wir unsere Erfahrungen mit den Psal-
    Die Psalmen werden David zugeschrie-           men und dem Stundengebet aus und konn-
ben (1000 v.Chr.). Die Wirklichkeit ist aber       ten so von den Tipps und Erlebnissen der
komplizierter, denn die Psalmen wurden             anderen profitieren.           Regina Käppeli

                                                                                                     25
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     ­­K O N V E N T                                 war in den Bemühungen, Schule und Kloster
                                                     wieder näher zusammenzubringen.

            GLÖCKLI                                  20. September
                                                     Heute begann in der Leutschen die diesjäh-
                                                     rige Weinernte. Die erste Sorte, Solaris, er-
                                                     gab etwa die Hälfte der letztjährigen Ernte.

                                R Ü C K BLI C K      Am Samstag, 11. September 2021, fanden
                                                     die Europäischen Tage des Denkmals statt.
                                                     Das Kloster beteiligte sich ebenfalls, und
     Am Hochfest Mariä Geburt, 8. September,         zwar mit den Werkstätten; diese waren
     haben sich rund dreissig Mitglieder der «Ein-   von zehn bis siebzehn Uhr zur Besichtigung
     siedler Gebetsgemeinschaft» zu ihrem Jah-       offen, und am Nachmittag wurden Führun-
     restreffen versammelt. Nach der Mitfeier        gen angeboten.
     des Konventamts stand ein festliches Mit-
     tagessen im Hofspeisesaal auf dem Pro-          27. September – 1. Oktober
     gramm. Um vierzehn Uhr versammelten             Vom Montag bis Freitag verbrachten drei
     sich alle zur Pilgerandacht bei der Gna-        Jugendliche der vierten Gymnasialklasse
     denkapelle. Nach Kaffee und Kuchen be-          des Kollegiums St. Fidelis, Stans in unserem
     stand anschliessend die Möglichkeit zum         Kloster eine sogenannte Sozialwoche. Bei
     Besuch von DiaVision und Vesper. Die von        ihrer Bewerbung haben Corsin, Janik und
     Marlis Birchler und Pater Philipp betreute      Valentin geschrieben: «Wir interessieren uns
     Gruppe der «Einsiedler Gebetsgemein-            für den christlichen Glauben und wie der All-
     schaft» besteht mittlerweile aus insgesamt      tag in einem Kloster gelebt wird. Wir wür-
     149 Personen.                                   den gerne auch tatkräftig bei den täglichen
                                                     Arbeiten im Kloster mitarbeiten.» Die drei
     Am Donnerstagabend, 9. September durf-          Jugendlichen wurden von Pater Cyrill, Pater
     ten wir bei wunderbarem Wetter einen            Benedikt, Pater Philipp und Frater Klemens
     schönen, unterhaltsamen Grillabend mit          begleitet.
     der Klasse 6c verbringen. Anlass hierfür war
     ein Start-Up-Unternehmen, das einige Her-       8./9./10. Oktober
     ren aus dieser Klasse im letzten Jahr im Rah-   Am Freitag, Samstag und Sonntag fand im
     men eines Schulfaches gegründet haben,          Umfeld des Klosters ein spezielles Konzert
     das Erfrischungsgetränke mit Produkten          mit der Jodlerin Nadja Räss unter dem Titel
     aus dem Klostergarten herstellt. Zu Beginn      «Stimmreise» statt. Treffpunkt war im Ab­
     des Anlasses standen diese denn auch im         teihof; auf der gemeinsamen Wanderung
     Zentrum des Geschehens, indem nach einer        wurde an drei Orten gesungen: bei der
     kurzen Einführung und Erklärung eine De-        Kreuzigungsgruppe, im Abteihof und zum
     gustation erfolgte. Nach dem Apéro gab es       Abschluss in der Klosterkirche.
     auf dekorierten Tischen vor der Gartenhalle
     ein gutes Nachtessen, wobei wir bunt durch-     Am Dienstag, Mittwoch und Freitag, 2./3./5.
     mischt mit den Schülerinnen und Schülern        November findet der alljährliche, klassen-
     zusammensassen. Zwischendurch gaben             weise durchgeführte «Klostertag» der Fünft­-
     fünf Schüler einige Blasmusikstücke zum         klässler unserer Stiftsschule statt. Während
     Besten. Die gemeinsame Komplet in der           die Damen mit Pater Cyrill ins Kloster Fahr
     Klosterkirche beschloss den gelungenen          gehen, bleiben die Herren mit Pater Thomas
     Abend, der ein verheissungsvoller Schritt       in Einsiedeln. Während des nachmittägli-

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